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Geschichte, Aufbau und Systematik unserer geschriebenen und – immer noch in großer Vielfalt – gesprochenen Sprache werden gemeinhin nur in Darstellun- gen großen Umfangs behandelt. Zum ersten Mal wird hier versucht, dieses Thema vom Bild her zu gliedern und, neben Sprach- und Mundartkarten, durch anschauliche Grafiken auch komplizierte Sprachbeziehungen zu erklären. Die Einführung erläutert Grundsätzliches über Sprache, Wort, Lautbildung, Schrift usw. Der historische Teil leitet von der Entstehung der Schrift, der Ent- wicklung der Schreibmaterialien und des Druckes über zur Geschichte der Bildung verschiedener Sprachfamilien. Die Entwicklung des Germanischen aus dem Indogermanischen, die Gliederung der germanischen Dialekte, die Ver- mittlung von Lehnwörtern führen weiter zur Entstehung des Althochdeutschen und bis zur heutigen Hochsprache. Übersichten über grammatische Unterschiede, die Herkunft von Orts- und Fa- miliennamen, Statistiken über die Häufigkeit von Satzlänge, Kasusgebrauch u. Ä. in Literatur und Tageszeitung erhellen unsere heutige Sprachsituation. In über 165 Einzelkarten werden die geografischen und Dialektunterschiede in der Benennung von Gegenständen und Tätigkeiten des alltäglichen Lebens behandelt. So bietet dieser Atlas Sprach- und Kulturgeschichte zugleich. Für die 10. Auflage wurde der Band um zahlreiche Karten zur deutschen Um- gangssprache erweitert. Außerdem wurde die deutschsprachige Schweiz bei den Mundartkarten stärker als bisher berücksichtigt. Prof. Dr. Werner König, geb. 1943, studierte Germanistik in München, Marburg und Erlangen; von 1976 bis 2008 lehrte er Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Augsburg, seit 1990 als Professor. Er ist Begründer und Herausgeber des ›Sprachatlasses von Bayerisch-Schwaben‹. Außerdem ist er Autor des ›Atlasses zur Aussprache des Schriftdeutschen in der Bundesrepublik Deutschland‹, Mitautor des ›Kleinen Bayerischen Sprachatlas- ses‹ und des ›Kleinen Sprachatlasses Bayerisch-Schwaben‹. Prof. Dr. Stephan Elspaß, geb. 1963, studierte Germanistik in Trier, Birmingham (GB), Bonn und Madison (USA). Nach Forschungs- und Lehrtätigkeiten in Münster und Kiel war er ab 2004 Ordinarius für Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Augsburg; seit 2012 lehrt er an der Universität Salzburg. Prof. Dr. Robert Möller, geb. 1965, studierte Germanistik in Köln. Er war Dozent für diachrone und synchrone Sprachwissenschaft des Deutschen zuerst in Bonn; seit 2004 lehrt er in Lüttich (Belgien). Stephan Elspaß und Robert Möller sind Begründer und Betreuer des ›Atlasses zur deutschen Alltagssprache‹ (seit 2003). Hans-Joachim Paul, geb. 1943, ist Dipl.-Ing. für Kartografie und arbeitete am Institut für Hydrologie der Universität Freiburg i. Br. Als Grafiker hat er u. a. den ›dtv-Atlas Namenkunde‹ gestaltet sowie diverse wissenschaftliche Karten und Atlanten.

Geschichte, Aufbau und Systematik unserer geschriebenen ... · InderReihe›dtv-Atlas‹sindbishererschienen: Akupunktur,3232 Anatomie,3 Bände,3017,3018,3019 Astronomie,3267 Atomphysik,3009

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Geschichte, Aufbau und Systematik unserer geschriebenen und – immer nochin großer Vielfalt – gesprochenen Sprache werden gemeinhin nur in Darstellun-gen großen Umfangs behandelt. Zum ersten Mal wird hier versucht, diesesThema vom Bild her zu gliedern und, neben Sprach- und Mundartkarten, durchanschauliche Grafiken auch komplizierte Sprachbeziehungen zu erklären.Die Einführung erläutert Grundsätzliches über Sprache, Wort, Lautbildung,Schrift usw. Der historische Teil leitet von der Entstehung der Schrift, der Ent-wicklung der Schreibmaterialien und des Druckes über zur Geschichte derBildung verschiedener Sprachfamilien. Die Entwicklung des Germanischen ausdem Indogermanischen, die Gliederung der germanischen Dialekte, die Ver-mittlung von Lehnwörtern führen weiter zur Entstehung des Althochdeutschenund bis zur heutigenHochsprache.Übersichten über grammatische Unterschiede, die Herkunft von Orts- und Fa-miliennamen, Statistikenüber dieHäufigkeit vonSatzlänge,Kasusgebrauchu.Ä.in Literatur und Tageszeitung erhellen unsere heutige Sprachsituation.In über 165 Einzelkarten werden die geografischen und Dialektunterschiede inder Benennung von Gegenständen und Tätigkeiten des alltäglichen Lebensbehandelt. So bietet dieser Atlas Sprach- undKulturgeschichte zugleich.

Für die 10. Auflage wurde der Band um zahlreiche Karten zur deutschen Um-gangssprache erweitert. Außerdem wurde die deutschsprachige Schweiz bei denMundartkarten stärker als bisher berücksichtigt.

Prof.Dr.Werner König, geb. 1943, studierte Germanistik in München, Marburgund Erlangen; von 1976 bis 2008 lehrte er Deutsche Sprachwissenschaft an derUniversität Augsburg, seit 1990 als Professor.Er istBegründerundHerausgeberdes ›Sprachatlasses vonBayerisch-Schwaben‹.Außerdem ist er Autor des ›Atlasses zur Aussprache des Schriftdeutschen in derBundesrepublik Deutschland‹, Mitautor des ›Kleinen Bayerischen Sprachatlas-ses‹ und des ›Kleinen Sprachatlasses Bayerisch-Schwaben‹.Prof.Dr. Stephan Elspaß, geb. 1963, studierte Germanistik in Trier, Birmingham(GB), Bonn und Madison (USA). Nach Forschungs- und Lehrtätigkeiten inMünster und Kiel war er ab 2004 Ordinarius für Deutsche Sprachwissenschaft ander Universität Augsburg; seit 2012 lehrt er an derUniversität Salzburg.Prof. Dr. Robert Möller, geb. 1965, studierte Germanistik in Köln. Er war Dozentfür diachrone und synchrone Sprachwissenschaft des Deutschen zuerst in Bonn;seit 2004 lehrt er in Lüttich (Belgien).Stephan Elspaß und Robert Möller sind Begründer und Betreuer des ›Atlasseszur deutschenAlltagssprache‹ (seit 2003).

Hans-Joachim Paul, geb. 1943, ist Dipl.-Ing. für Kartografie und arbeitete amInstitut für Hydrologie der Universität Freiburg i. Br. Als Grafiker hat er u. a.den ›dtv-Atlas Namenkunde‹ gestaltet sowie diverse wissenschaftliche KartenundAtlanten.

In der Reihe ›dtv-Atlas‹ sind bisher erschienen:

Akupunktur, 3232Anatomie, 3 Bände, 3017, 3018, 3019

Astronomie, 3267Atomphysik, 3009

Baukunst, 2 Bände, 3020, 3021Bibel, 3326

Biologie, 3 Bände, 3221, 3222, 3223Chemie, 2 Bände, 3217, 3218Deutsche Literatur, 3219Deutsche Sprache, 3025Englische Sprache, 3239

Erde, 3329Ernährung, 3237ErsteHilfe, 3238Ethnologie, 3259Informatik, 3230

Keramik und Porzellan, 3258Mathematik, 2 Bände, 3007, 3008

Musik, 2 Bände, 3022, 3023Namenkunde, 3266Ökologie, 3228Pädagogik, 3327

Pathophysiologie, 3236Philosophie, 3229

Physik, 2 Bände, 3226, 3227Physiologie, 3182

Politik, 3027Psychologie, 2 Bände, 3224, 3225

Recht, 2 Bände, 3324, 3325Schulmathematik, 3099

Sexualität, 3235Stadt, 3231

Weltgeschichte, 2 Bände, 3331, 3332

Weitere dtv-Atlanten sind in Vorbereitung

Werner König

Stephan Elspaß/RobertMöller

dtv-Atlas Deutsche Sprache

Mit 155Abbildungsseiten in Farbe

GrafikerHans-Joachim Paul

Deutscher TaschenbuchVerlag

Ausführliche Informationen über

unsereAutoren undBücher

finden Sie auf unsererWebsite

www.dtv.de

Originalausgabe1. AuflageApril 197810., überarbeiteteAuflageOktober 199418., durchgesehene und korrigierteAuflage 2015DiesesWerk ist urheberrechtlich geschützt. Sämtliche,auch auszugsweise Verwertungen bleiben vorbehalten.

© 1978, 1994Deutscher TaschenbuchVerlagGmbH&Co. KG,MünchenUmschlagkonzept: Balk&BrumshagenGesamtherstellung: Druckerei C.H.Beck, NördlingenOffsetreproduktionen: Lorenz Schönberger, Garching;w-medienWiesendangerGmbH,Murnau/Obb.Printed in Germany · ISBN 978-3-423-03025-0

Aus demVorwort zur 1. Auflage

Dieses Buch hat das Ziel, eine Auswahl von Ergebnissen und Problemensprachwissenschaftlicher, germanistischer und dialektologischer Forschung au-ßerhalb von Kreisen, die mit der etablierten Wissenschaft in Verbindung ste-hen, bekannter zu machen.DieMundartkarten aus dem ›DeutschenWortatlas‹ unddem ›DeutschenSprach-atlas‹ bieten nicht mehr als einen typisierten Überblick. Die Vereinfachungkonnte bei den großen Unterschieden in der Komplexität der Vorlagen nichtnach einem einheitlichen Prinzip erfolgen. Die Mundartkarten gewähren also(von Ausnahmen kleineren Maßstabs abgesehen) nicht mehr als einen sehrschematischen Überblick. Wo Mundartformen in Text und Karte nicht überein-stimmen, handelt es sich im Text in der Regel um eine dem Hochdeutschenangenäherte Form. Die Mundartkarten zeigen den gleichen geographischenUmfang wie die Quellen, aus denen geschöpft wurde (also meist ohne dieSchweiz und die Niederlande, aber mit den ehemaligen Sprachgebieten imOsten).

Augsburg, im Frühjahr 1978 WernerKönig

Vorwort zur 14. Auflage

Von der 2. Auflage an wurden in diesem Buch immer wieder kleinere Korrek-turen angebracht, in der 4. Auflage kam die große Einteilungskarte der deut-schen Mundarten dazu. Zur 10. Auflage wurde das Buch vor allem durch Kartenaus dem ›Wortatlas der deutschen Umgangssprachen‹ erweitert und insgesamtüberarbeitet. In der 14. Auflage wurde das Werk auf die neue Rechtschreibungumgestellt, eine Anzahl von Sprachkarten in der Schweiz ergänzt. Auch sonstergaben sich zahlreiche Änderungen, die teilweise auf Hinweise und Anregun-gen aus dem Kollegenkreis und von Lesern zurückgehen. Wieder haben vielemitgewirkt, bis das Werk in dieser Form erscheinen konnte. Ihnen allen sei hiergedankt.

Augsburg, im Frühjahr 2004 WernerKönig

Vorwort zur 18. Auflage

Seit 1970 habe ich an diesem Buch gearbeitet, 1978 ist die erste Auflage erschie-nen, das sind 44 Jahre, es ist Zeit zum Rückzug. Diese Auflage wurde schon vonStephan Elspaß und Robert Möller betreut. Sie werden sich auch in Zukunft desWerkes annehmen.

Augsburg, imOktober 2014 WernerKönig

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Symbol- und Abkürzungsverzeichnis . . . . . . 8

Zur allgemeinen Einführung

Sprache. Die Wissenschaften von der Sprache 11Text/Satz (Syntax) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Das Wort (Morphologie) . . . . . . . . . . . . . 15Der Laut (Phonetik und Phonologie) I . . . . 17Der Laut (Phonetik und Phonologie) II . . . . 19Bedeutung (Semantik) I . . . . . . . . . . . . . 21Bedeutung (Semantik) II . . . . . . . . . . . . . 23Sprache und Weltbild. Sprache und Denken 25Sprachuniversalien . . . . . . . . . . . . . . . . . 27Sprache und Schrift. Entwicklung der Schrift

I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29Entwicklung der Schrift II . . . . . . . . . . . . 31Lateinische und deutsche Schrifttypen . . . . . 33Sprachtypologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35Genetische (genealogische) Sprachverwandt-

schaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Zur Geschichte der deutschen Sprache

FrühzeitDie indogermanische Sprachfamilie . . . . . . 39Die Indogermanen . . . . . . . . . . . . . . . . . 41Hydronymie (Gewässernamengebung). Die

Germanen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43Vom Indogermanischen zum Germanischen I 45Vom Indogermanischen zum Germanischen

II. Frühe Lehnbeziehungen . . . . . . . . . . 47Germanische Lehnwörter imRomanischen . . 49Germanisch und Romanisch. Runen . . . . . . 51Gliederung der germanischen Dialekte . . . . 53Die altgermanischen Dialekte I: Gotisch; Alt-

englisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55– II: Altsächsisch;Altfriesisch; Altnordisch . . 57

MittelalterDieBildung des deutschen Sprachraumes. Das

Wort deutsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59Althochdeutsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61Vom Germanischen zum Althochdeutschen I 63Vom Germanischen zum Althochdeutschen

II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65Die Überlieferung des Althochdeutschen . . . 67ZumWortschatz des Althochdeutschen . . . . 69Deutsch und Latein . . . . . . . . . . . . . . . . 71Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch . . . . 73Erweiterung des Sprachgebiets. Deutsch als

neue Schreibsprache . . . . . . . . . . . . . . 75Verkehrssprachen und Mundarten . . . . . . . 77Textsorten und Sprachschichten I: Mittel-

hochdeutsch. Dichtung . . . . . . . . . . . . . 78– II: Sachtexte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79– III: Religiöse und philosophische Literatur 81– IV: Historische Sprachgeografie . . . . . . . 83– V: Neue Textsorten im Spätmittelalter . . . 85Fremdsprachliche Einflüsse . . . . . . . . . . . 87Jiddisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

NeuzeitEntstehung der neuhochdeutschen Schrift-

sprache I: Frühneuhochdeutsch . . . . . . . 91– II: Forschungsgeschichte . . . . . . . . . . . . 93– III: Schreiblandschaften im 15. Jh. . . . . . . 95– IV: Martin Luther . . . . . . . . . . . . . . . . 97– V: Buchdruck . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99Humanismus. Deutsch und Lateinisch . . . . . 100Wortschatz. Syntax. Sprachvorbilder . . . . . . 101Niederdeutsch und Niederländisch . . . . . . . 103Grammatiker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104Französischer und englischer Einfluss . . . . . 105Sprachpflege/Purismus . . . . . . . . . . . . . . 106Die Entwicklung des neuhochdeutschen Gra-

phemsystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107Zur Entwicklung des Neuhochdeutschen I:

Rechtschreibnormen . . . . . . . . . . . . . . 108– II: Aussprachenormen . . . . . . . . . . . . . 109– III: Phonologie . . . . . . . . . . . . . . . . . 110– IV: Morphologie und Syntax . . . . . . . . . 111– V: Wortschatz/Semantik . . . . . . . . . . . . 113

Zum NeuhochdeutschenDeutsche Sprachstatistik . . . . . . . . . . . . . 115Entwicklungstendenzen im gegenwärtigen

Deutsch I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117Entwicklungstendenzen im gegenwärtigen

Deutsch II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119Sprache und Politik I: Zur Sprache des Natio-

nalsozialismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121– II: Zur Sprache in den ehemaligen beiden

deutschen Staaten . . . . . . . . . . . . . . . . 123Namenkunde I: Rufnamen; Familiennamen 125– II: Familiennamen . . . . . . . . . . . . . . . 127– III: Gewässernamen; Raumnamen; Orts-

namen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129– IV: Ortsnamen; Flurnamen . . . . . . . . . . 131Soziolinguistik I: Sprache. Situation undRolle.

Sprache und soziale Gruppe . . . . . . . . . 133– II: Hochsprache, Umgangssprache, Dia-

lekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135– III: Schweizerdeutsch. »Sprachbarrieren« . . 137

Die deutschen MundartenSprachgeografie I: Zur Geschichte der Mund-

artforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139– II: Sprachkarten; Dialektmerkmale . . . . . 141– III: Zur Entstehung von Dialektgrenzen . . 143– IV: Strukturelle Sprachgeografie . . . . . . . 145Phonologie I: Diphthongierung und Mono-

phthongierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147– II: Konsonantenschwächung; Rundung und

Entrundung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149– III: Die s-Laute . . . . . . . . . . . . . . . . . 151– IV: Dehnungen und Kürzungen . . . . . . . 153Morphologie I: Kasussystem; Reflexivpro-

nomen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155– II: Diminutivsuffix; Personalpronomen . . . 157– III: Apokope, Synkope; Morphologie des

Verbums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159– IV: Morphologische Systeme am Südrand

des deutschen Sprachgebiets . . . . . . . . . 161Syntax . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163Syntax. Suprasegmentale Merkmale . . . . . . 165

Wortschatz: Junge; Mädchen . . . . . . . . . 167– Heiratsverwandtschaft . . . . . . . . . . . . . 169– Pate/Patin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171– Schnupfen; Genick und Knöchel . . . . . . . 173– Schmerzbezeichnungen; klein . . . . . . . . 175– Affektiver Wortschatz: sprechen; sich beei-

len; schön . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177– warten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179– Zeiteinteilung I: voriges Jahr . . . . . . . . . 181– Zeiteinteilung II: dieses Jahr; gestern/heute 183– Zeiteinteilung III: Tageszeiten . . . . . . . . 185– Wochen- und Festtage I . . . . . . . . . . . . 187– Wochen und Festtage II . . . . . . . . . . . . 189– Namen der Jahreszeiten . . . . . . . . . . . . 191– Handwerkernamen I: Töpfer; Böttcher;

Klempner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193– Handwerkernamen II: Schreiner; Wagner 195– Handwerkernamen III: Fleischer . . . . . . 197– Peitsche; pflügen . . . . . . . . . . . . . . . . 199– wiederkäuen; dengeln . . . . . . . . . . . . . 201– Getreidebezeichnungen . . . . . . . . . . . . 203– Quecke; Karotte . . . . . . . . . . . . . . . . . 205– Kartoffel; Ernten der Kartoffel . . . . . . . . 207– Kohl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209– Pferd; Ziege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211– Wacholder; Holunder; pfeifen . . . . . . . . 213– Grummet; veredeln . . . . . . . . . . . . . . . 215– Sperling; Hahn und Huhn . . . . . . . . . . . 217– Mütze; Ahle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219– Schornstein; Zündholz . . . . . . . . . . . . . 221

– Flaschenkorken; Sahne . . . . . . . . . . . . 223– Tomate; Gurke; Pilz . . . . . . . . . . . . . . 225– Meerrettich; Stricknadel; Stecknadel . . . . 227– Topf; ziehen; Igel . . . . . . . . . . . . . . . . 229

Die deutschen Mundarten: Gliederung . . . . 230

Die deutschen UmgangssprachenAllgemeines; Zeitangaben . . . . . . . . . . . . 233– kneifen/zwicken; fegen/kehren . . . . . . . . 234– sich erkälten; arbeiten/schaffen; schauen/

kucken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235– Traktor; Scheune . . . . . . . . . . . . . . . . 236– Dachboden; Rechen/Harke; Schaufel . . . . 237– Schokokuss; Orange; Lauch; Senf . . . . . . 238– Brötchen; Brotkrumen . . . . . . . . . . . . . 239– Vormittagsfrühstück; Krapfen . . . . . . . . 240– Stechmücke; Ferse . . . . . . . . . . . . . . . 241– Grußformel; Verschiedenes . . . . . . . . . . 242– Morphologie; Syntax . . . . . . . . . . . . . . 243Geografische Unterschiede des Standard-

deutschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244

Literatur (in Auswahl) . . . . . . . . . . . . . 246Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . 248Register

Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254Verzeichnis der Sprachkarten . . . . . . . . . . 255

Inhalt 7

Verzeichnis derAbkürzungen und Symbole

Abb. Abbildungabulg. altbulgarischAdj. AdjektivAdv. Adverbaengl. altenglischafränk. altfränkischafries. altfriesischafrz. altfranzösischags. angelsächsischahd. althochdeutschaind. altindischair. altirischAkk., A. Akkusativalban. albanischalem. alemannischaltis. altisländischamerikan. amerikanischanl. altniederländischanord. altnordischaobd. altoberdeutschapreuß. altpreußischarab. arabischaram. aramäischarmen. armenischasächs., as. altsächsischaslaw. altslawischawest. awestisch

bair. bairischbalt. baltischBed. Bedeutung

dän. dänischDat. DativDim. Diminutivdor. dorischDSA Deutscher Sprachatlasdt. deutschDWA DeutscherWortatlas

engl. englisch

f., ff. folgendefem. femininfränk. fränkischfragm. fragmentarischfries. friesischfrnhd., fnhd. frühneuhochdeutschfrz. französisch

gegr. gegründetGen. Genitivgeogr. geografischgerm. germanischgespr. gesprochengg. gegengot. gotischgr. griechischgrammat. grammatischgraph. graphischgraphemat. graphematischgriech. griechisch

hd. hochdeutschhebr. hebräischhess. hessischHfte. Hälftehist. historischHs., Hss. Handschrift, Handschriften

idg. indogermanischind. indischInd. IndikativInf. Infinitivisl. isländischit., ital. italienisch

kelt. keltischklass. klassischKonj. KonjunktivKons. Konsonant

langobard. langobardischlat. lateinischlautl. lautlichlit. litauischLV., LV Lautverschiebung

MA. Mittelalterma. mittelalterlichmask. maskulinmd. mitteldeutschmengl. mittelenglischmhd. mittelhochdeutschmir. mittelirischmlat. mittellateinischmnl. mittelniederländischmundartl. mundartlich

nd. niederdeutschnhd. neuhochdeutschnl. niederländischnn. neuniederländischNom., N. Nominativnord. nordischnorddt. norddeutschnorw. norwegisch

obd. oberdeutschomd. ostmitteldeutschON. Ortsnamenostfränk. ostfränkischostfries. ostfriesisch

Part. PartizipPerf. Perfektpers. persischPers. Personphonet. phonetischphonolog. phonologischPl. Plural(e)poet. poetischpolit. politischpoln. polnischport. portugiesisch

Präp. PräpositionPräs. PräsensPrät. Präteritum

rätorom. rätoromanischrelig. religiösröm. römischroman. romanischrumän. rumänisch

S. Seiteschwäb. schwäbischschwed. schwedischsem. semitischserb. serbischSg. Singularskand. skandinavischslaw. slawischslow. slowenisch, slovenischsog. so genanntsorb. sorbischspätahd. spätalthochdeutschspan. spanischsprachwiss. sprachwissenschaftlichsth. stimmhaftstl. stimmlosst. Vb. starkes VerbSubst. Substantiv

* entspricht> wird zu< entstanden aus* nirgends schriftlich belegt (historisch); nur

konstruiert, nicht grammatisch (synchron)= nicht gleich% bezeichnet Kürze des Vokals (a).:,–,ˆ bezeichnen Länge des Vokals (a:, a

__, â).

7 unter i und u bezeichnet Halbvokal (u7).˛ bezeichnet offene Aussprache des Vokals

(o).

˙bei Vokalen, bezeichnet geschlossene Aus-sprache (o

˙).

˙bei Konsonanten, bezeichnet Stimmhaftig-keit (s

˙).

Bei s und f können auch z und v die stimm-hafte Variante darstellen.

˚unter r, l, m, n bedeutet, dass der KonsonantSilbenträger ist (l

˚).( )

((Ast

)) So gekennzeichnete Wörter und

Wendungen stellen Bedeutungen dar.‹ › (‹rei›) So gekennzeichnete Wörter stellen

Schreibweisen (imUnterschied zuAusspra-cheformen) dar.

’__’ in Tafeln bedeutet, dass das kartierte Ele-ment im betreffenden Gebiet nicht vorhan-den ist.

ë imAhd. undMhd. bezeichnet aus demGer-manischen ererbtes e.

südd. süddeutschsüdit. süditalienischsüdtir. südtirolischsw. Vb. schwaches Verbsyntakt. syntaktisch

tir. tirolischTS Tonsilbetschech. tschechischtypolog. typologisch

Übs. Übersetzungurgerm. urgermanisch

Vb. VerbVerg. Vergangenheitvenez. venezianischversch. verschiedeneVf. Verfasservgl. vergleicheVok. Vokalvorahd. voralthochdeutsch

Wb. WörterbuchWbb. Wörterbücherwestpreuß. westpreußischwmd. westmitteldeutschWz. Wurzel

im Ahd. und Mhd. bezeichnet ›Umlaut e‹aus germ. a entstanden.ist schwach ausgesprochenes e wie in dt.bitte.ist ein Laut zwischen und a wie in derAussprache der Endung -er in dt.Lehrer.

œ imMhd. bezeichnet langes ö.æ stellt überoffenen e-Laut (im Mhd. lang)

dar.˛ ist velarer Nasallaut wie in dt. singen.r ist amGaumenzäpfchen gesprochenes r.x , ç ist vorderer ch-Laut wie in ich.x ist hinterer ch-Laut wie in ach.š ist sch-Laut.b ist stimmhafter labialer Reibelaut (Frika-

tiv).d ist stimmhafter dentaler Reibelaut (Frika-

tiv) wie in engl. that.g ist stimmhafter velarer Reibelaut (Frika-

tiv).ü ist stimmloser interdentaler Reibelaut wie

in engl. thing.

Dazu kommen noch einige Zeichen, die entwe-der nur vereinzelt in Wörtern nichtgerma-nischer Sprachen vorkommen oder die an Ortund Stelle erklärt werden.

e

a e

Verzeichnis der Abkürzungen und Symbole 9

SpracheDie Sprache ermöglicht die Verständigung derMenschen untereinander, sie dient der Vermitt-lung von Information, der Kommunikation. Daslässt sich in einemModell darstellen: Von einemSender (Sprecher, Schreiber, Zeichengeber) ge-hen Äußerungen aus mit einer bestimmten In-tention in einer bestimmten sprachlichen Form(Laute, Schrift, Gebärden). Solche Laute bzw.Lautkombinationen sind Träger von Bedeutun-gen, die einem gewissen Ausschnitt der realenWirklichkeit zugeordnet sind (Baum, Haus)oder sich auf eine ideelle Wirklichkeit (Wille,Struktur) beziehen.Wenn ein Empfänger (Hörer, Leser) auf einenSender ausgerichtet ist, wird er Äußerungendes Senders (Schallwellen, Laute, Schriftzei-chen), die von einem Medium (Kanal) übertra-gen werden, wahrnehmen und diese Signaleebendemselben Ausschnitt aus der Wirklich-keit bzw. ebendemselben Platz im System seinerBegriffe zuordnen. Das Ziel der Kommunika-tion, die Übermittlung von Nachrichten, ist er-reicht, wenn die vom Kanal übertragenen Sig-nale bei Sender und Empfänger als Zeichen dengleichen Inhalt repräsentieren. Der Zeichen-vorrat (Zeichen = Signal + zugeordnete Bedeu-tung) bei Sender und Empfänger und das Zei-chensystem müssen (wenigstens teilweise)gleich sein, d. h., siemüssenwenigstens teilweisedie gleiche Sprache sprechen, um sich zu verste-hen.»Sprache« tritt immer nur als Einzelsprache auf.»Sprachen« (als Einzelsprachen) sind an be-stimmte soziologisch zu definierende Gruppen(Nation, Gesellschaftsschicht, Bewohner be-stimmter Landstriche bzw. Orte, Menschen be-stimmter historischer Zeiten) gebunden. Spra-chen werden im Sprechen in jeder Minute neu»geschaffen«. Was der Sprachwissenschaftlernur beobachten kann, ist parole, das »Sprechen«der Menschen. Das aus der parole zu analysie-rende, vom Sprachwissenschaftler zu beschrei-bende, allen Sprachteilhabern gemeinsame (allereden in gewisser Weise anders, doch reden sieauch gleich, sonst würden sie sich nicht mehrverstehen) System nennt man abstrahierend dielangue. Der schöpferische Akt des täglichenwieder neu »Schaffens« der Sprache im Redenbedingt die Veränderlichkeit jeder Sprache.Der historischeWandel gehört damit notwendigzu jeder gesprochenen Einzelsprache.Die Sprache eines Individuums nennt man Idio-lekt, die einer Gruppe Soziolekt.Dialekte definieren sich nach geograf. bestimm-ten Deckungs- und Vorkommensbereichen vonIdio- und Soziolekten. Eine Sprache besteht (inder Regel) aus einemGefügekomplex von Idio-lekten, Soziolekten undDialekten.

DieWissenschaften von der SpracheDie historische Sprachwissenschaft untersuchtden Wandel von Sprache, die Mechanismen,Regularitäten und bedingenden Faktoren, diedarin zu erkennen sind. Dazu gehört auch die

Betrachtung der Sprache in der Abhängigkeitvon ihrem soziokulturellen Hintergrund.Die strukturelle Sprachbetrachtung ist bestrebt,das Beziehungsgefüge eines Sprachsystems ineinem gleichzeitigen (synchronen) Schnitt zubeschreiben. Man sucht nach den »koexisten-ziellen Gesetzen« (A. Schaff), die die Kom-munikation ermöglichen.Die Phonetik untersucht als artikulatorischePhonetik die Laute in ihrer Erzeugung, als akus-tische Phonetik die physikalische Natur derSchallwellen, die die Laute konstituieren, sowieals auditive Phonetik die Aufnahme dieserSchwingungen im Ohr. Mit den Lauten alskleinsten bedeutungsdifferenzierenden Einhei-ten beschäftigt sich die Phonologie.Wörter, En-dungen u. a. als kleinste bedeutungstragendeEinheiten sind das Arbeitsgebiet derMorpholo-gie. Die Syntax betrachtet die Sätze in ihrerinneren Ordnung und in ihren Bestandteilen.Die Textlinguistik behandelt Strukturen, dieüber die Satzebene hinausgreifen.Die Lexikologie sammelt und erforscht denWortschatz einer Sprache. Die Semantik be-schäftigt sich mit den Bedeutungen der sprach-lichen Äußerungen; die Onomasiologie (Be-zeichnungslehre) geht von den Sachen (Signifi-kat

(das Bezeichnete

)) aus und untersucht ihre

Bezeichnungen (Signifikant(das Bezeichnen-

de)), während die Semasiologie den umgekehr-

ten Weg beschreitet: Sie geht von den Bezeich-nungen (Wörtern) aus.Das Arbeitsfeld der Soziolinguistik sind dieAusformungen der Sprache bei versch. sozialenSchichten und Gruppen, in verschiedenen Rol-len und Situationen. In der Nähe der Soziolin-guistik steht die Pragmatik, die die Sprache un-ter dem Gesichtspunkt »Sprechen als Handeln«betrachtet. Mit dem Zusammenhang vonsprachlichem Handeln und sprachlicher Formbefassen sich auch die Gesprächsforschung, die– im Unterschied zu der auf geschriebene Spra-che konzentrierten Textlinguistik – Strukturenvon Gesprächen (v. a. Alltagsgesprächen) un-tersucht, und die Diskursanalyse, die sich mitgesprochenen wie geschriebenen Äußerungenv. a. in institutionellen Zusammenhängen be-schäftigt.Die Dialektologie (Mundartkunde) untersuchtdie Sprache in geograf. Hinsicht (diatopisch).Die Namenkunde (Onomastik) kümmert sichum die Namen (v. a. Personen-, Örtlichkeitsna-men), ihre historische Entwicklung, ihre Deu-tung.Die Psycholinguistik befasst sich mit der Orga-nisation von Sprachwissen im Gehirn sowie denkognitiven Vorgängen bei Produktion und Ver-arbeitung von Sprache. Besonderes Interesse indiesem Zusammenhang gilt dem kindlichenSpracherwerb, der Mehrsprachigkeit sowie ver-schiedenen Formen von Sprachstörungen.Die Sprachlehr- und -lernforschung untersuchtden Erwerb von Fremdsprachen, im institutio-nellen Rahmen (Schule) und außerhalb.

Sprache. Die Wissenschaften von der Sprache 11

Sprache verwirklicht sich in Texten. Dabei istein Gespräch eine andere Textsorte als ein Ro-man, ein wissenschaftlicher Vortrag eine andereals eineWahlrede.Texte konstituieren sich aus kleineren Einhei-ten, in der Regel Sätze genannt. Sätze reichenvom Einwortsatz (Hilfe!) bis zu langen Peri-oden (Schachtelsätzen), die mehrere Seiten fül-len können. Theoretisch ist die Länge von Sät-zen sogar unendlich, weil man z. B. im Deut-schen jedem Satzgebilde, und sei es noch so langund kompliziert, Nebensätze oder Attributehinzufügen kann.

Beispiel: Die Staatsoper ist leer. Die schöneStaatsoper, die neu gebaut wurde, ist leer. Dieschöne, aber auch sehr teure Staatsoper, dieerst letztes Jahr neu gebaut wurde, ist leer.Die schöne, aber auch für den Steuerzahlersehr teure Staatsoper in K., die erst letztesJahr neu gebaut wurde, ist trotz der bestenSänger, die engagiert wurden, leer, was nichtweiter verwunderlich ist, usw.

Auf diese Weise kann man jeden Satz ohneGrenzen verlängern, ohne dass er die wesentli-chen Merkmale, die ihn zum Satz machen, ein-büßt. Diese Merkmale sind die speziellen Be-ziehungen, die zwischen den einzelnen Elemen-ten eines Satzes bestehen.Diese Beziehungen untersucht die Syntax. DieAnalyse solcher Strukturen kann auf verschie-deneWeise geschehen, z. B. nach denMethodender Konstituentenstrukturgrammatik, den da-rauf aufbauenden der generativen GrammatikNoam Chomskys, nach der Dependenzgramma-tik oder derKonstruktionsgrammatik.Zur Ermittlung der Satzbaupläne werden beider Konstituentenstrukturgrammatik Sätze solange geteilt, bis es für die syntagmat. Beziehun-gen eines Satzes sinnlos wird, die erhaltenenElemente (terminale Konstituenten) nochmalszu teilen. Dies geht stufenweise vor sich, wobeidie Elemente (am Anfang der ganze Satz) inder Regel in zwei Teile (unmittelbare Konstitu-enten) aufgespalten werden. In diesem Prozesstritt die Struktur eines Satzes zutage.Bei der Dependenzgrammatik geht es um Ab-hängigkeitsbeziehungen zwischen den Elemen-ten, die mehr oder weniger stark sein können.Bei derWortfolge sehr gut setzt dasAdverb sehrdas Adjektiv gut voraus, eine umgekehrte Inter-pretation ist nicht sinnvoll. Mithilfe solcher De-pendenz- (= Abhängigkeits-)beziehungen las-sen sich Sätze analysieren (und umgekehrt auchwieder: konstruieren). Als satzgründend mussdabei das Verbum angesehen werden. Von ihmhängt es ab, wie viele nominale Elemente (z. B.Substantive) im Satz notwendig sind. Mannennt das Verb schlafen »einwertig«, weil es nurein Substantiv erfordert: Vater schläft ist einvollständiger Satz. Der Satz: Der Tourist be-trachtet die Kuh enthält ein »zweiwertiges« Ver-bum, es hat zwei »Valenzen«, weil keines derSubstantive weggelassen werden kann. DasVerb betrachten erfordert einen Nominativ undeinen Akkusativ. Auf diese Weise bestimmt je-

des Verbum den Satzbauplan, weil in ihm selbstschon festgelegt ist, welche weiteren Satzgliedernotwendig sind, um einen grammatisch richti-gen Satz zu konstruieren. In dem Satz:Der Arztberichtet dem Vater das Ergebnis ist der Dativdem Vater nicht notwendig, d. h. fakultativ, abervom Verbum her bedingt. Außerdem gibt esElemente im Satz, die nicht vom Verbum herbestimmt sind, sondern frei zu jedem Satz hin-zugefügt werden können, wie z. B. die Zeitanga-be in dem SatzAmAbend berichtet der Arzt dasErgebnis der Untersuchung.DasGenitivattributderUntersuchung ist abhängig von das Ergebnis.Hier haben wir es mit der Valenz eines Substan-tives zu tun. Auch Adjektive können Valenzeneröffnen: Er ist einer Auszeichnung würdig.DerGenitiv ist vom Adjektiv würdig her bedingt.Auf dieseWeise kann man einen Satz als hierar-chisches Beziehungsgefüge von Wörtern, alsGefüge vonAbhängigkeiten darstellen.Die Konstruktionsgrammatik geht davon aus,dass Sprache aus Einheiten von Form und dazu-gehöriger Bedeutung aufgebaut ist, wobeisprachliche Strukturen auf verschiedenen Ebe-nen mit Bedeutungen unterschiedlich hohenAbstraktionsgrads gekoppelt sind.

Für alle Grammatiktheorien sind Analysepro-zeduren notwendig, von denen die folgendendrei grundlegend sind:Bei der Umstellprobe (Verschiebeprobe) wer-den Teile eines Satzes in ihrer Reihenfolge ver-ändert (mit * sind die Proben, die ungrammati-sche Sätze ergeben, gekennzeichnet):

Beispiel:Der Bauer melkt die Kuh(1) *Dermelkt die Bauer Kuh(2) *Die der Bauermelkt Kuh(3) Die Kuhmelkt der Bauer(4) Melkt der Bauer die Kuh(5) *Melkt Bauer Kuh der dieBei der Ersatzprobe tauscht man einzelne

Elemente eines Satzes aus:(6) Der Bauer melkt die Kuh(7) Ermelkt sie(8) Die Fraumelkt die Kuh(9) Er tut esBei der Weglassprobe werden einzelne Ele-

mente eines Satzes getilgt:(10) Der Tourist betrachtet die Kuh(11) *Der Tourist betrachtet(12) *Der Tourist betrachtet Kuh(13) *Tourist betrachtet die Kuh

Mit diesen Proben kann man prüfen, wo imsprachlichen Kontinuum die Grenzen der ein-zelnen Elemente sind und welche dieser Ele-mente näher zusammengehören und wiedergrößere Einheiten bilden. Probe (4) erweist,dass der Satz aus drei Elementen (Satzglie-dern), die sinnvoll geschlossen umstellbar sind,besteht. Die Ersatzproben bestätigen dieses Er-gebnis. Die Proben (12) und (13) machen deut-lich, dass der und Tourist sehr nahe zusammen-gehören und eine Einheit bilden; die Probe (11)ergibt, dass die Kuh notwendiges Satzglied ist.

Text/Satz (Syntax) 13

Sprache verwirklicht sich in Texten, Texte kon-stituieren sich aus Sätzen, Sätze ausWörtern.Wort ist eine Einheit, die nur in ihrem jeweili-genGebrauchszusammenhang definiert werdenkann, z. B. als phonologische oder graphemati-sche Einheit. Das phonologische Wort dt. le:renkann zwei graphematischen Wörtern entspre-chen: leeren und lehren.Ein phonolog. oder gra-phemat. Wort kann verschiedene grammatischeWörter repräsentieren: Band z. B. repräsentiertdie Vergangenheitsform von binden sowie dasNomen Band. Ein lexikalisches Wort (Lexem)wiederum schließt (nach den Bedürfnissen desWörterbuches) alle grammatischen Formen unddie gängigen Ableitungen mit ein. So erscheintin einem Wörterbuchstichwort zwar Haus, aberkaum der Genitiv (des Hauses) oder das Dimi-nutiv (Häuschen).Ähnlich problematisch ist es mit dem Begriffder Silbe. Primär ist die Silbe eine Sprechein-heit, bei der Worttrennung am Zeilenende istsie aber auch eine grafische Einheit, die nichtmit dem grammat. Bau eines Wortes überein-stimmen muss. Loben z. B. wird nach grammat.Kriterien in lob-en getrennt, von der Silben-struktur her in lo-ben.Wörter erhält man bei der Zerlegung von Sät-zen nach den oben (S. 12) beschriebenen Seg-mentierungsverfahren.Diese dienen auch dazu,Wörter in kleinere Bestandteile aufzuspalten.Die SätzeDer Arbeiter arbeitet undDer Besitzerbesitzt lassen sich damit in folgende Segmentezerlegen: der, arbeit, be, sitz, er, et, t. Besitzer z. B.wird aufgrund folgender Ersatzproben in dreiEinheiten zerlegt:

be: be-schlag er: arbeit-erbe-nachrichtigung fisch-er

sitz: vor-sitzsitz-möbel

Auf diese Weise kommt man zu einzelnen klei-neren Einheiten, den Morphen, die, in Klassenzusammengefasst, dieMorpheme einer Sprachebilden. Man definiert Morphem als die kleinstebedeutungstragende Einheit eines Sprachsys-tems. Das Morphem -er drückt bei den obigenBeispielen jeweils aus, dass es hier um »han-delnde« Personen geht. Bei heb-t wird durchdas -t ausgedrückt, dass nur ein »er«, »sie«, »es«oder ein »ihr« hier heben kann. Der erste Teildes Wortes, heb-, trägt eine konkrete Bedeu-tung, die in der herkömmlichen Sprachbe-schreibung im Wörterbuch aufzufinden ist.Morpheme dieser Art nennt man deshalb lexi-kalische (wortfähige) Morpheme (Grundmor-pheme). Sie heißen in der traditionellen Gram-matik: »Wurzeln« oder »Stämme«.Ein Morphem, das selbstständig, ohne Bindungan ein anderes, als Wort im Satz vorkommenkann, nennt man freies Morphem: Buch, Axt,schön. Im Gegensatz dazu stehen gebundeneMorpheme. Sie sind meist grammatische Mor-pheme und treten als Flexions- undDerivations-morpheme auf.Durch die Kombination des Grundmorphemsgeh-mit Flexionsmorphemen werden die gram-

mat. Formen dieses Verbs gebildet: ich geh-e, dugeh-st, er geh-t, wir geh-en usw. Entsteht durchHinzufügung eines gebundenen Morphems anein freies Morphem ein anderes, neues Wort, sohandelt es sich um ein Wortbildungsmorphem(Derivations- oder Formationsmorphem): geh-en (mit Infinitiv anzeigender Endung -en),Geh-er (die Endung -er macht das Verb bzw. denVerbalstamm zum Nomen agentis, d. h. zur Be-zeichnung eines Täters).Unikale Morpheme sind Morpheme, die in derRegel nur in einer einzigen Kombination vor-kommen. Die in Brombeere und Himbeere vor-kommenden Morpheme Brom und Him habenselbstständig keine Bedeutung, sie sind wederwortfähig noch grammatisch, doch der Ver-gleich mit Stachelbeere, Vogelbeere zeigt, dassdiese Segmentierung durchaus sinnvoll ist. Eshandelt sich hier um den Typ des gebundenenlexikalischenMorphems.

Flexionsprozesse verlaufen meist regelmäßig.Man kann von (fast) jedem Verbum bei Beach-tung gewisser Regeln die 3. Pers. Sg. bilden: ergeht, er steht, er liebt, oder von Substantiven denNom. Pl.: der Tisch/die Tische, das Kind/dieKinder. Derivationsprozesse erfordern sehr vielmehr Regeln: Es gibt zu den Verben gehen,stehen und lieben zwar einen Geher und Steher(beim Sport), aber keinen Lieber, dafür abereinenLiebenden oder einenLiebhaber (mit ver-schiedener Bedeutung). Es gibt Wortbildungs-morpheme, die noch produktiv sind, d. h. unterBeachtung gewisser Regeln verwendet werdenkönnen, wie -bar (machbar, essbar, brauchbar,definierbar); andere sind zwar noch als ehemalsproduktive Affixe zu erkennen; sie sind abernur noch in gewissen Wörtern vorhanden undunproduktiv, z. B. -de in Zierde, Gemälde, Be-schwerde zu den Verben zieren, malen, beschwe-ren.Bei Flexions- und Derivationsprozessen han-delt es sich immer um die Verbindung von frei-en (oder wortfähigen) Morphemen mit gebun-denen Morphemen. Treten nun aber zwei wort-fähige Morpheme aneinander, so handelt essich um eine Zusammensetzung (Kompositum):Werbepause, Frühlingsfrische, Blödsinn. Genusund Wortart richten sich im Deutschen nachdem zweiten Glied: haushoch ist Adjektiv,Hochhaus Substantiv. Bei Determinativkom-posita wird ein Teil der Zusammensetzungdurch den anderen näher bestimmt (Kinokasse,Fünfkampf, Automotor). Bei Kopulativkom-posita sind die beiden Konstituenten einandergleichgeordnet, sie sind – im Gegensatz zu denDeterminativkomposita – im Prinzip umstellbar(Jackenkleid, Strichpunkt, Prinzregent). VonZusammenrückung spricht man, wenn eine syn-taktische Gruppe so eng verbunden ist, dassman sie als ein Wort ansehen kann (Vergiss-meinnicht, Springinsfeld). Ist die syntaktischeGruppe dazu noch weiter abgeleitet, ist das eineZusammenbildung (Liebhaber aus lieb haben +-er oder fünfstellig aus fünf Stellen + -ig).

Das Wort (Morphologie) 15

18 Zur allgemeinen Einführung