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Geschwindigkeiten, Verzögerungen und Beschleunigungen nicht motorisierter, ungeschützter Verkehrsteilnehmer am Beispiel Fahrrad und Inlineskates Diplomarbeit Studiengang Fahrzeugtechnik der Fachhochschule München 2004 Manfred Bulla (Matr. Nr.: 02562599 0177) Erstprüfer: Prof. Dipl.-Ing. Ulrich Podzuweit Bearbeitungszeitraum: 22. März 2004 bis 30. September 2004 München, September 2004

Geschwindigkeiten, Verzögerungen und Beschleunigungen ...Geschwindigkeiten, Verzögerungen und Beschleunigungen nicht motorisierter, ungeschützter Verkehrsteilnehmer am Beispiel

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  • Geschwindigkeiten, Verzögerungen und Beschleunigungen nicht motorisierter, ungeschützter Verkehrsteilnehmer am

    Beispiel Fahrrad und Inlineskates

    Diplomarbeit

    Studiengang Fahrzeugtechnik

    der

    Fachhochschule München

    2004

    Manfred Bulla (Matr. Nr.: 02562599 0177)

    Erstprüfer: Prof. Dipl.-Ing. Ulrich Podzuweit

    Bearbeitungszeitraum: 22. März 2004 bis 30. September 2004

    München, September 2004

  • II

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    III

    Vorwort

    Auf Grund von technischen Weiterentwicklungen und dem Mangel an Literatur auf diesem

    Gebiet, sah es die Firma „Gutax Unfallanalyse“ als notwendig an, hier Untersuchungen im

    Rahmen einer Diplomarbeit durchzuführen. An dieser Stelle möchte ich mich bei der

    Firma „Gutax Unfallanalyse“ für dieses Thema und das entgegengebrachte Vertrauen

    bedanken.

    Besonderen Dank verdient Herr Dipl.-Ing. Christian Schnädelbach, der mir zu jederzeit

    hilfreich zur Seite stand. Des Weiteren danke ich den Herren Dipl.-Ing. Christian Hittinger

    von der DEKRA, von dem ich Messtechnik zur Verkehrsfeldbeobachtung erhielt, Herrn

    Prof. Dipl.-Ing. Ulrich Podzuweit von der FH-München, der diese Diplomarbeit betreut

    hat, Herrn Günther Lech vom Fahrradfachgeschäft „Back to Bike“ für die Testfahrräder

    und den Probanden Herrn Alexander Marsch und Frau Tanja Svajda, die mich unter

    anderem bei den Verzögerungsmessungen tatkräftig unterstützt haben. Bei der

    Beschaffung von Informationsmaterial bedanke ich mich besonders bei Herrn Georg

    Baumstark vom Arbeitskreis Praktische Unfallaufnahme für das hohe Engagement und die

    gute Zusammenarbeit.

    Diese Arbeit dient Sachverständigen der Unfallrekonstruktion oder auch allgemein Kfz-

    Sachverständigen und Interessenten, die sich mit Fahrrädern und Inlineskatern im

    Straßenverkehr befassen, z.B. als Argumentationsmittel vor Gericht oder als

    Informationsgrundlage. Nachdruck bzw. Vervielfältigung auch auszugsweise ist nicht

    gestattet.

    München, September 2004

    Manfred Bulla

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    V

    Inhaltsverzeichnis Seite

    Tabellenverzeichnis .......................................................................................................... VI

    Diagrammverzeichnis......................................................................................................VII

    Abbildungsverzeichnis...................................................................................................... IX

    1. Einführung .......................................................................................................................1

    1.1 Beschreibung des Problems, Begriffserklärung und Einschränkungen.......................1 1.2 Kurzüberblick zur Vorgehensweise.............................................................................2

    2. Verwendete Fahrradtypen ..............................................................................................3

    2.1 Das Mountainbike........................................................................................................3 2.2 Das Trekking- bzw. Tourenrad....................................................................................5 2.3 Das Rennrad.................................................................................................................6 2.4 Das Citybike ................................................................................................................7 2.5 Das etwas ältere Stadt- bzw. Straßenfahrrad ...............................................................7

    3. Bremssysteme...................................................................................................................8

    3.1 V-Brake........................................................................................................................9 3.2 Cantilever Bremse......................................................................................................10 3.3 Seitenzugbremsen ......................................................................................................10 3.4 Hydraulik-Felgenbremse ...........................................................................................11 3.5 Seilzug-Scheibenbremse............................................................................................11 3.6 Hydraulik-Scheibenbremse........................................................................................12 3.7 Trommelbremse .........................................................................................................13

    4. Verzögerungsmessungen ...............................................................................................13

    4.1 Verzögerungsmessungen mit einer V-Brake (Hardtail Mountainbike) .....................18 4.2 Verzögerungsmessungen mit einer V-Brake und Rücktrittbremse (Cityrad)............28 4.3 Verzögerungsmessungen mit einem Trekkingrad (V-Brake) ....................................31 4.4 Verzögerungsmessungen mit einem Mountainbike (Fully mit hydraulischen Scheibenbremsen) ............................................................................................................33 4.5 Verzögerungsmessungen mit einem Hardtail Mountainbike (Cantilever Bremse) ...36 4.6 Verzögerungsmessung mit einem Hardtail Mountainbike (Hydraulik Felgenbremse).........................................................................................................................................37 4.7 Verzögerungsmessungen mit einem Fullsuspension Mountainbike (Seilzug-Scheibenbremse, trockene Fahrbahn) ..............................................................................38 4.8 Verzögerungsmessungen mit einem Rennrad (Seitenzugbremse).............................40 4.9 Verzögerungsmessungen mit einem älteren Straßenrad (Seitenzugbremse) .............41 4.10 Vergleichsmessung einer Verzögerung (weiblich / männlich)................................43

    5. Verkehrsfeldbeobachtung .............................................................................................46

    5.1 Bewegungsgeschwindigkeiten mit einem Mountainbike ..........................................48 5.2 Bewegungsgeschwindigkeiten mit einem Trekkingrad.............................................49 5.3 Bewegungsgeschwindigkeiten mit einem Cityrad.....................................................50

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    VI

    5.4 Bewegungsgeschwindigkeiten mit einem Rennrad ...................................................51 5.5 Bewegungsgeschwindigkeiten mit einem älteren Straßenrad....................................52 5.6 Anfahrbeschleunigungen an Straßenübergängen bzw. Kreuzungen..........................53

    6. Inlineskates .....................................................................................................................54

    6.1 Bremstechniken..........................................................................................................55 6.2 Bremswege mit Inlineskates ......................................................................................56 6.3 Bewegungsgeschwindigkeiten von Inlineskater ........................................................58 6.4 Anfahrbeschleunigungen an Straßenübergängen bzw. Kreuzungen..........................59

    7. Zusammenfassung / Schlusswort..................................................................................60

    Tabellenverzeichnis

    Tabelle 1: Übersichtstabelle Verzögerungswerte ................................................................44 Tabelle 2: Übersichtstabelle Bremswege.............................................................................45 Tabelle 3: Bremswege mit Inlineskates ...............................................................................57

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    VII

    Diagrammverzeichnis

    Diagramm 1: Vollbremsung mit V-Brakes (Hardtail Mountainbike, grobes Reifenprofil, trocken) ........................................................................................................................18

    Diagramm 2: Vorderradbremsung mit einer V-Brake (Hardtail Mountainbike, grobes Reifenprofil, trocken)...................................................................................................20

    Diagramm 3: Hinterradbremsung mit einer V-Brake (Hardtail Mountainbike, grobes Reifenprofil, trocken)...................................................................................................21

    Diagramm 4: Vollbremsung mit V-Brakes (Hardtail Mountainbike, Reifen mit Lauffläche, trocken) ........................................................................................................................22

    Diagramm 5: Vorderradbremsung mit einer V-Brake (Hardtail Mountainbike, Profil mit Lauffläche, trocken).....................................................................................................23

    Diagramm 6: Hinterradbremsung mit einer V-Brake (Hardtail Mountainbike, Reifen mit Lauffläche, trocken).....................................................................................................24

    Diagramm 7: Vollbremsung mit einer V-Brake (Hardtail Mountainbike, Reifen mit Lauffläche, nasse Fahrbahn) ........................................................................................25

    Diagramm 8: Vorderradbremsung mit einer V-Brake (Hardtail Mountainbike, Reifen mit Lauffläche, nasse Fahrbahn) ........................................................................................26

    Diagramm 9: Hinterradbremsung mit einer V-Brake (Hardtail Mountainbike, Reifen mit Lauffläche, nasse Fahrbahn) ........................................................................................27

    Diagramm 10: Vollbremsung mit V-Brake und Rücktrittbremse (Cityrad, trockene Fahrbahn) .....................................................................................................................28

    Diagramm 11: Vorderradbremsung mit einer V-Brake (Cityrad, trockene Fahrbahn) ......29

    Diagramm 12: Hinterradbremsung mit einer Rücktrittbremse (Cityrad, trockene Fahrbahn).....................................................................................................................................30

    Diagramm 13: Bremsungen mit einem Cityrad bei Nässe (V-Brake und Rücktrittbremse).....................................................................................................................................31

    Diagramm 14: Bremsungen mit einem Trekkingrad (V-Brakes, trockene Fahrbahn) .......32

    Diagramm 15: Bremsungen mit einem Fullsuspension Mountainbike (hydraulische Scheibenbremse, trockene Fahrbahn) ..........................................................................33

    Diagramm 16: Bremsungen mit einem Fullsuspension Mountainbike (hydraulische Schreibenbremse, nasse Fahrbahn)..............................................................................34

    Diagramm 17: Bremsungen mit einem Hardtail Mountainbike (hydraulische Scheibenbremse, trockene Fahrbahn) ..........................................................................35

    Diagramm 18: Bremsungen mit einem Hardtail Mountainbike (Cantilever Bremsen, trockene Fahrbahn) ......................................................................................................36

    Diagramm 19: Bremsungen mit einem Hardtail Mountainbike (Canitlever Bremse, nasse Fahrbahn) .....................................................................................................................37

    Diagramm 20: Bremsungen mit einem Hardtail Mountainbike (hydraulische Felgenbremse, trockene Fahrbahn)..............................................................................38

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    VIII

    Diagramm 21: Bremsungen mit einem Fullsuspension Mountainbike (Seilzug-Scheibenbremse, trockene Fahrbahn) ..........................................................................39

    Diagramm 22: Bremsungen mit einem Rennrad (Seitenzugbremse, trockene Fahrbahn)..40

    Diagramm 23: Bremsungen mit einem Rennrad (Seitenzugbremse, nasse Fahrbahn).......41

    Diagramm 24: Bremsungen mit einem älteren Straßenrad (Seitenzugbremse, trockene Fahrbahn) .....................................................................................................................42

    Diagramm 25: Vergleichsmessung (männlich / weiblich)..................................................43

    Diagramm 26: Bewegungsgeschwindigkeiten mit einem Mountainbike auf Münchner Fahrradwegen (männlich) ............................................................................................48

    Diagramm 27: Bewegungsgeschwindigkeiten mit einem Mountainbike auf Münchner Fahrradwegen (weiblich) .............................................................................................48

    Diagramm 28: Bewegungsgeschwindigkeiten mit einem Trekkingrad auf Münchner Fahrradwegen (männlich) ............................................................................................49

    Diagramm 29: Bewegungsgeschwindigkeiten mit einem Trekkingrad auf Münchner Fahrradwegen (weiblich) .............................................................................................49

    Diagramm 30: Bewegungsgeschwindigkeiten mit einem Cityrad auf Münchner Fahrradwegen (männlich) ............................................................................................50

    Diagramm 31: Bewegungsgeschwindigkeiten mit einem Cityrad auf Münchner Fahrradwegen (weiblich) .............................................................................................50

    Diagramm 32: Bewegungsgeschwindigkeiten mit einem Rennrad auf Münchner Fahrradwegen (männlich) ............................................................................................51

    Diagramm 33: Bewegungsgeschwindigkeiten mit einem Rennrad auf Münchner Fahrradwegen (weiblich) .............................................................................................51

    Diagramm 34: Bewegungsgeschwindigkeiten mit einem älteren Straßenrad auf Münchner Fahrradwegen (männlich) ............................................................................................52

    Diagramm 35: Bewegungsgeschwindigkeiten mit einem älteren Straßenrad auf Münchner Fahrradwegen (weiblich) .............................................................................................52

    Diagramm 36: Altersabhängige Anfahrbeschleunigungen mit Fahrrädern ........................53

    Diagramm 37: Bremsverteilung aller Bremsungen unabhängig von der Bremstechnik ....57

    Diagramm 38: Bewegungsgeschwindigkeiten von Inlineskater.........................................58

    Diagramm 39: Anfahrbeschleunigungen von Inlineskater .................................................59

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    IX

    Abbildungsverzeichnis

    Abb. 1: Hardtail Mountainbike Abb. 2: Fullsuspension Mountainbike ...........................3 Abb. 3: Sitzpositionen und berechnete Fahrradmaße ............................................................4 Abb. 4: Benötigte Maße zur Berechnung der Sitzposition ....................................................5 Abb. 5: Trekkingrad...............................................................................................................6 Abb. 6: Rennrad.....................................................................................................................6 Abb. 7: Citybike.....................................................................................................................7 Abb. 8: Beispiel für ein älteres Straßenrad ............................................................................8 Abb. 9: V-Brake.....................................................................................................................9 Abb. 10: V-Brake mit Brakebooster Abb. 11: V-Brake ohne Brakebooster ................9 Abb. 12: Cantilever Bremse.................................................................................................10 Abb. 13: Seitenzugbremse alt Abb. 14: Seitenzugbremse (Rennrad).............................10 Abb. 15: Funktionsprinzip Abb. 16: Hydraulik-Felgenbremse .....................................11 Abb. 17: Seilzug-Scheibenbremse.......................................................................................12 Abb. 18: Beispiel einer Hydraulik-Scheibenbremse............................................................12 Abb. 19: Beispiel einer Trommelbremse.............................................................................13 Abb. 20: Messgerät (VZM 100) ..........................................................................................13 Abb. 21: Handauslöser und Tachometer..............................................................................14 Abb. 22: Andeutung der Winkelfunktion ............................................................................16 Abb. 23: grobes Profil Abb. 24: Profil mit Lauffläche...................................................19 Abb. 25: nasse Messstrecke .................................................................................................24 Abb. 26: Lichtschranke Abb. 27: Beispiel eines Messortes (Fahrradweg) ..........46 Abb. 28: Heel-Stop ..............................................................................................................55 Abb. 29: T-Stop ...................................................................................................................55 Abb. 30:.Stop-Turn ..............................................................................................................55 Abb. 31: A.B.T.-System ......................................................................................................56

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    1

    1. Einführung

    Zu Beginn dieser Diplomarbeit bekommt man einen kurzen Überblick davon, was man von

    dieser Ausarbeitung erwarten kann. Es wird stichpunktartig die Vorgehensweise erläutert

    und die Umschreibung „nicht motorisierte, ungeschützte Verkehrsteilnehmer“ verständlich

    gemacht bzw. erklärt. Aufgrund bestimmter Einschränkungen wird der Umfang der Arbeit

    in einem angemessenen Rahmen gehalten.

    1.1 Beschreibung des Problems, Begriffserklärung und Einschränkungen

    Sobald die Wintermonate zu Ende gehen und der Frühling kommt, erfreut sich nicht nur

    das Fahrrad der zunehmenden Beliebtheit sondern auch die sog. Inlineskates1. Die

    zunehmend preiswerter werdenden Fahrrad- und Inlineskatemodelle werden immer

    häufiger als Fortbewegungsmittel genutzt und deren Boom scheint auch in Zukunft nicht

    zu enden2. Diese Tatsache lässt die Dichte solcher nichtmotorisierter, ungeschützter

    Verkehrsteilnehmer3 im Straßenverkehr stark anwachsen, womit die Wahrscheinlichkeit

    für einen Unfall mit PKWs oder anderen motorisierten Verkehrsteilnehmern erheblich

    steigt. Dies lässt sich auch aus den Unfallzahlen4 mit Fahrradfahrern und Fußgängern

    (wozu die Inlineskater momentan noch gezählt werden) ableiten. Aus Umfangsgründen

    werden jedoch ausschließlich Fahrradfahrer und Inlineskater untersucht. Auf Grund der

    Vielzahl an Fahrradmodellen beschränke ich mich in dieser Diplomarbeit auf die fünf

    Fahrradtypen, die am häufigsten im Straßenverkehr vorkommen. Hierzu zählen, laut

    Statistiken5 und Aussagen einiger Inhaber von Fahrradfachgeschäften6 und meiner eigenen

    Feststellungen, allem voran das Mountainbike, das Citybike, das Trekking-Bike, das

    Rennrad und das schon etwas ältere Stadtrad bzw. Straßenfahrrad. Bei den Inlineskates

    wird aus Zeitgründen nicht zwischen den verschiedenen Modellen, wie Hockeyskates,

    Speedskates, Freestyleskates oder Freizeitskates unterschieden, sondern es werden

    lediglich allgemeine Aussagen über Bewegungsgeschwindigkeiten im Straßenverkehr und 1 Rollschuh, bei dem die Rollen (meistens vier Stück) hintereinander angeordnet sind. 2 Robatsch K., Zeitschrift für Verkehrssicherheit 44 (1998a), S. 25 3 Hierzu zählen z.B. auch Fußgänger, Rollstuhlfahrer, Skateboarder sowie alles das sich ohne Motor, sei es

    auf Rollen, Reifen oder zu Fuß im Straßenverkehr bewegt. 4 Polizeipräsidium München, Verkehrsbericht (2003), S. 16 5 SAZ bike, Nr.4, (2004a), S. 8-10 6 Lech G., Back to Bike, (2004)

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    2

    Bremstechniken bzw. Bremswege gemacht. Da der technische Fortschritt auch vor diesem

    Freizeitmarkt keinen Halt gemacht hat, wurden Fortbewegungsmittel wie Fahrräder und

    Inlineskates, vor allem was die Fahrwerke und die Bremssysteme betrifft, stetig verbessert.

    Um Unfälle mit diesen Verkehrsteilnehmer besser oder überhaupt rekonstruieren zu

    können, sind Untersuchungen nötig, die die Bewegungsgeschwindigkeiten, Verzögerungen

    und Anfahrbeschleunigungen, mit den heute im Straßenverkehr aktuellen Modellen näher

    beschreiben. Mit Hilfe dieser Arbeit ist es leichter, Entfernungen der Unfallteilnehmer,

    vom Kollisionsort ausgehend, genauer abzuschätzen. Darüber hinaus lassen sich konkrete

    Aussagen über die Sichtbarkeit und Vermeidbarkeit von Unfällen machen, was die

    Schuldfindung wesentlich vereinfacht.

    1.2 Kurzüberblick zur Vorgehensweise

    Anfangs beschäftigt sich der Hauptteil dieser Arbeit mit dem Fahrrad, im Anschluss daran

    werden die Inliner, auf Grund des anhaltenden Booms und der damit verbundenen

    Zunahme im Straßenverkehr, zusätzlich behandelt. Es werden die verschiedenen zu

    prüfenden Fahrräder vorgestellt und Erkennungsmerkmale und Besonderheiten

    hervorgehoben, um Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen zu verdeutlichen. Des

    Weiteren werden die daran verwendeten Bremssysteme und deren Funktionsweise näher

    erläutert. Dem folgen Verzögerungsmessungen, sowohl auf trockener als auch auf nasser

    Fahrbahn mit männlichen und weiblichen Probanden, wobei auch auf den Einfluss

    unterschiedlicher Bereifung, Art des Bremssystems und der unterschiedlichen Fahrwerke

    eingegangen wird. Darüber hinaus werden Verkehrsfeldbeobachtungen in München an

    verkehrskritischen Stellen wie Straßenübergänge durchgeführt, wo

    Bewegungsgeschwindigkeiten mit den unterschiedlichen Fahrradtypen und Inlineskates, in

    Abhängigkeit von Alter und Geschlecht, festgehalten werden. Zudem werden

    Anfahrbeschleunigungen, sowohl mit Fahrrädern als auch mit Inlineskates an Ampeln,

    Kreuzungen bzw. Straßenübergängen untersucht. Zu den einzelnen Untersuchungen wird

    jeweils die verwendete Messtechnik, die Messaufbauten und die Vorgehensweise erklärt.

    Zuletzt werden gefundene Ergebnisse in Form von Tabellen und Diagrammen anschaulich

    dargestellt, und besondere Erkenntnisse sowie die Durchführung der Versuche anhand von

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    3

    Fotos dokumentiert. Eine kurze Zusammenfassung der festgehaltenen Ergebnisse sowie

    deren Beurteilung schließen diese Arbeit ab.

    2. Verwendete Fahrradtypen

    Die Vielzahl der am Markt existierenden Fahrradtypen macht es notwendig, dass die

    verwendeten Testräder genau erklärt und klassifiziert werden, um eine genaue Zuordnung

    zum jeweiligen Fahrradtyp möglich zu machen und keine Verwechslungen auftreten.

    2.1 Das Mountainbike

    Das Mountainbike ist nach wie vor ein sehr beliebtes Fahrrad, was man nicht zuletzt an

    den Absatzzahlen der bundesweit verkauften Fahrräder sehen kann7. Bestens fürs Gelände

    geeignet: ob stark abfallend (Downhill), wieder ansteigend (Cross Country) oder einfach

    zum Spaß haben (Freeride) daher kann mit dem Mountainbike nahezu jedes Gelände

    bezwungen werden. Das markanteste Erkennungsmerkmal dieses Fahrradtyps sind robuste,

    meist etwas dickere Rahmenrohre oft mit Federgabel vorn (Hardtail) oder voll gefedert,

    also mit Federgabel vorn und Schwinge hinten (Fullsuspension). Zudem sind meist

    grobstollige, verhältnismäßig dicke Reifen und diverse Kettenschaltungen montiert.

    Abb. 1: Hardtail Mountainbike8 Abb. 2: Fullsuspension Mountainbike9

    Natürlich gibt es auch noch ungefederte Mountainbikes, die aber auf Grund des geringen

    Komforts nur noch sehr selten verkauft werden. Der Schwerpunkt des Mountainbikes, als

    7 SAZ bike, Nr.4, (2004b), S.8 8 www.gisler-motors.ch/team/rennbikes.htm, (2004) 9 www.thorusa.com/soil1.htm, (2004)

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    4

    auch der von den nachfolgenden Fahrradtypen, variiert auf Grund der unterschiedlichen

    Rahmengeometrien und Sitzpositionen. Fahrradhändler unterscheiden dabei, je nach

    Wunsch des Käufers, zwischen drei verschiedenen Sitzpositionen, komfortabel, moderat

    oder sportlich, wie in Abb. 3 ersichtlich.

    Abb. 3: Sitzpositionen und berechnete Fahrradmaße10

    Die blaue Sitzposition kennzeichnet hierbei die komfortable, die rosafarbene die moderate

    und die rote, die sportliche. Bei der komfortablen Sitzposition ist der Lenker etwas höher

    als der Sattel und die Länge des Vorbaus und des oberen Rohres (dem Oberrohr) wird

    etwas kürzer gehalten um eine aufrechtere Sitzposition zu erlangen. Zum erreichen der

    anderen Sitzpositionen werden unter anderem diese Maße entsprechend verlängert bzw.

    vergrößert. Zur Berechnung dieser Größen werden die dafür benötigten Maße vom Fahrer

    siehe Abb. 4, mittels modernster Messtechnik, berührungslos abgenommen

    (Bodyscanning), woraus mit Hilfe einer speziellen Software die optimale Rahmengröße

    und die spezifischen Abmaße für die gewünschte Sitzposition ermittelt wird.

    10 www.sport.uni-erlangen.de/homepages/dozenten/krumholz/Rad/Script/radhtmlse1.html, (2004a)

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    5

    Abb. 4: Benötigte Maße zur Berechnung der Sitzposition11

    2.2 Das Trekking- bzw. Tourenrad

    Das Trekkingrad oder auch Tourenrad zeichnet sich besonders durch seinen vielseitigen

    Einsatzbereich aus. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat sich das Trekkingrad im

    vergangenen Jahr im gesamten Bundesgebiet sehr gut verkauft12, wodurch sie sehr häufig

    im Straßenverkehr aufzufinden sind. Sie sind für den täglichen Einsatz, genauso aber auch

    für die Tour ins Umland konzipiert. Wichtigstes Merkmal der Trekkingräder ist die

    komplette Ausstattung für den Straßenverkehr, also die vorschriftsmäßige

    Verkehrssicherheit13 sollte erfüllt sein. Auch hier sind meist Kettenschaltungen verbaut,

    wobei die Reifen schmäler und mäßig profiliert sind. Um einen besseren Fahrkomfort zu

    erreichen, werden an diese Fahrräder Federgabeln montiert, die allerdings nur geringe

    Federwege aufweisen um ein zu starkes aufschaukeln zu vermeiden. Das Gelände, wofür

    diese Räder hergestellt werden, ist ohnehin nicht so unwegsam und benötigt deshalb auch

    keine größeren Federwege. Bei diesem Fahrradtyp ist die Sitzposition allein von der

    11 www.sport.uni-erlangen.de/homepages/dozenten/krumholz/Rad/Script/radhtmlse1.html, (2004b) 12 SAZ bike, Nr.4, (2004c), S.9 13 Gesetzestext zur Verkehrssicherheit siehe Anhang

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    6

    Geometrie ausgehend etwas weniger sportlich als beim Mountainbike, man sitzt also

    komfortabler. In der Abb. 5 ist ein Beispiel für ein Trekkingrad gegeben.

    Abb. 5: Trekkingrad14

    2.3 Das Rennrad

    Eine eindeutig sportliche Sitzposition ist beim Rennrad zu erkennen: Der Oberkörper ist

    weit nach vorn gebeugt, der Lenker liegt tiefer als der Sitzpunkt auf dem Sattel. Rennräder

    sind ausschließlich für den Straßengebrauch gedacht und sind für den Ausflug ins Gelände

    gänzlich ungeeignet. Die verbauten Reifen besitzen nahezu kein Profil und sind sehr dünn,

    wodurch der Rollwiderstand gering gehalten werden soll, um höhere Geschwindigkeiten

    erzielen zu können.

    Abb. 6: Rennrad15

    14 www.berensundreus.de/trekkingrad-trenga-tdh-7-big.html, (2004) 15 www.2-rad-rosskopp.de/2003/scott_adfelite.htm, (2004)

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    7

    2.4 Das Citybike

    Vor allem durch die aufrechte Sitzposition behält man mit dem Citybike den Überblick im

    Straßenverkehr: Man sitzt sehr komfortabel und bequem. Durch die meist niedrigen

    Einstiege dieser Fahrräder wird das Auf- bzw. Absteigen, selbst in gefährlichen

    Verkehrssituationen ernorm erleichtert. Um Bordsteine und Straßenübergänge problemlos

    stand zu halten, sind diese Räder heutzutage etwas dicker bereift. Meistens werden am

    Citybike sog. Nabenschaltungen16 verbaut, es gibt sie jedoch auch mit Kettenschaltung.

    Bei den Rahmengeometrien existieren die unterschiedlichsten Formen, wovon eine

    moderne Variante in Abb. 7 zu sehen ist. Auch hier werden vollgefederte oder

    halbgefederte (Hardtail) Fahrwerke hergestellt. Zu Erhöhung des Komforts werden immer

    öfter gefederte Sattelstützen nachgerüstet, oder schon beim Neukauf mit angeboten. Häufig

    sind an diesem Fahrradtyp praktische Transporthilfen wie Körbe oder robuste

    Gepäckträger montiert um zum Beispiel auch größere Einkäufe zu ermöglichen.

    Abb. 7: Citybike17

    2.5 Das etwas ältere Stadt- bzw. Straßenfahrrad

    Dieser Fahrradtyp gehört eigentlich zu den Citybikes, es gibt jedoch erhebliche

    Unterschiede, die sich auf Grund des Fortschritts auf dem Fahrradmarkt in den letzten

    Jahren entwickelt haben. So sind bei den älteren Stadtfahrrädern, wenn überhaupt, fast

    16 Das Schaltsystem befindet sich im Inneren der Hinterradnabe 17 www.ar.wroc.pl/~afogt/bike/equip/jakirowe.html, (2004)

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

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    ausschließlich nur Nabenschaltungen angebracht, mit denen evtl. geringere

    Geschwindigkeiten gefahren werden. Im Gegensatz zu den heute aktuellen Modellen, sind

    die Bremssysteme, vor allem die, der Vorderradbremse, sehr schwach. Diese Fahrräder

    werden durch die Häufigkeit im Straßenverkehr, besonders in Großstädten, wie in

    München, extra erfasst. In Abb. 8 wird der Unterschied zur vorhergehenden Abbildung

    deutlich. Dies setzt eine separate Behandlung der bereits vorher beschriebenen Radtypen

    voraus.

    Abb. 8: Beispiel für ein älteres Straßenrad18

    3. Bremssysteme

    Bei den Bremssystemen wird grundsätzlich zwischen Felgenbremssystemen und

    Scheibenbremssystemen unterschieden, welche sich zusätzlich noch durch die Art der

    Ansteuerung, mittels Seilzug oder hydraulisch, separieren. Die sog. Trommelbremse lässt

    sich weder zu den Felgen- noch zu den Scheibenbremsen zuordnen und bedarf deshalb

    einer gesonderten Untersuchung. Im Folgenden werden die Funktionsprinzipien der

    geprüften Bremssysteme erläutert und anschaulich dargestellt.

    18 http://www.chrzahn.de/Fotoseiten/Kokerei/Fahrrad.html (2004)

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    9

    3.1 V-Brake

    Die V-Brake ist sehr häufig an Mountainbikes,

    Trekkingräder und Citybikes angebracht, da sie eine

    sehr gute Bremswirkung aufweist und zudem noch

    sehr günstig ist. Der Trick der kräftigen V-Brake ist

    das Übersetzungsverhältnis zwischen Bremsgriff

    und Bremskörper. Man zieht den Bremshebel weit

    durch und die Beläge legen bis zu der Felge nur

    wenige Millimeter zurück. Darüber hinaus ist der

    Hebelarm des Bremszuges größer, da der

    Bremsschenkel der V-Brake länger ist und somit

    eine größere Druckkraft auf die Felgenflanke

    übertragen wird. Zur Verbesserung des

    Druckpunktes und der Bremskraft können nachträglich Abb. 9: V-Brake19

    noch sog. Brakebooster angebracht werden, das sind Bügel aus sehr festen Materialien, die

    das Auseinanderdrücken der Bremsaufnahmezapfen verhindern, wodurch weniger

    Bremskraft verloren geht. Die folgenden Abbildungen zeigen eine V-Brake, einmal mit

    und einmal ohne Brakebooster.

    Abb. 10: V-Brake mit Brakebooster Abb. 11: V-Brake ohne Brakebooster

    19 http://www.bigboysports.de/BBS-Magazin/vbrake.htm (2004)

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    10

    3.2 Cantilever Bremse

    Die schon etwas ältere, aber immer noch häufig

    aufzufindende Cantilever Bremse ist eine

    Felgenbremse, die sich bis heute bewährt hat. Die

    Bremswirkung kann auch hier mit einem Brakebooster

    verstärkt werden, sie bleibt jedoch weit hinter der

    Wirkung der V-Brake, vor allem bei Nässe bzw.

    schlechten Witterungsverhältnissen. In Abb. 12 ist der

    Unterschied zu der vorher abgebildeten V-Brake

    Abb.9 deutlich zu erkennen. Abb. 12: Cantilever Bremse20

    3.3 Seitenzugbremsen

    Diese Bremse ist meistens bei Rennrädern aufzufinden. Ebenso wie an älteren

    Straßenfahrrädern hier aber in einer etwas schlechteren Ausführung. Die neueren

    Seitenzubremsen für Rennräder zeichnen sich sehr durch die gute Dosierbarkeit aus, auch

    die Bremswirkung ist hier bemerkenswert. Die Bremswirkung der alten Seitenzugbremsen

    ist jedoch sehr spärlich gerade bei schlechter Witterung. Beispiele für eine moderne

    Rennrad-Seitenzubremse und eine etwas ältere Version eines solchen Bremssystems sind

    in den folgenden Abbildungen zu sehen.

    Abb. 13: Seitenzugbremse alt Abb. 14: Seitenzugbremse (Rennrad)

    20 http://tandemladen-freiburg.de/tandemladen/technik/workshop/canti.htm (2004)

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    11

    3.4 Hydraulik-Felgenbremse

    Bei den Hydraulik-Felgenbremsen sind schon von Werk aus Brakebooster mit verbaut da

    sich mit diesen Bremsen sehr hohe Bremskräfte aufbauen lassen. Zudem hat die Hydraulik

    den Vorteil, dass zur Erzeugung einer bestimmten Bremskraft weniger Fingerkraft als bei

    einer Seilzugfelgenbremse nötig ist. Durch Betätigung des Bremshebels drückt der

    Geberkolben eine Mineralölsäule durch die Bremsleitung in Richtung der Nehmerzylinder.

    Dadurch fahren die Bremsbeläge aus. Lässt man den Bremshebel los, werden die Kolben

    durch die Rückstellfedern in Bremsgriff und Nehmerzylindern in ihre Ausgangsposition

    zurückgeschoben. Dieses Funktionsprinzip lässt sich in Abb. 15 deutlich ablesen.

    Abb. 15: Funktionsprinzip21 Abb. 16: Hydraulik-Felgenbremse

    3.5 Seilzug-Scheibenbremse

    Dieses Bremssystem wird sehr häufig bei nicht hochwertigen Fahrrädern montiert. Die

    Optik einer Scheibenbremse soll eine gute Bremsleistung ableiten lassen, was jedoch nicht

    der Fall ist, wenn man sich nachfolgende Diagramme genauer ansieht. Die Bremsleistung

    21 http://www.magura.com/german/frameset/default.htm, (2004)

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    12

    im Vergleich zur hydraulischen Scheibenbremse ist sehr gering, darüber hinaus ist hier

    eine vergleichsweise hohe Fingerkraft aufzubringen.

    Abb. 17: Seilzug-Scheibenbremse

    3.6 Hydraulik-Scheibenbremse

    Im Motorradbereich hat sich diese Bremse schon lange bewährt, jetzt setzt sich diese

    Technik auch beim Fahrrad durch. Diesen Bremsentyp findet man meist an hochwertigen

    Mountainbikes. Bei der hydraulischen Scheibenbremse ist die Bremsscheibe an eine

    spezielle Fahrradnabe festgeschraubt, der kleine Bremssattel ist an der Gabel (Federgabel)

    befestigt. Das Funktionsprinzip ist ähnlich wie bei der im Punkt 3.4 beschriebenen Bremse.

    Nur jetzt werden die Beläge nicht mehr auf die Felge sondern auf die Bremsscheibe

    gedrückt, welche perfekt aufeinander abgestimmt sind. Mit geringer Fingerkraft lassen sich

    so hohe Bremskräfte erzielen und das auch bei nassen Witterungsverhältnissen.

    Abb. 18: Beispiel einer Hydraulik-Scheibenbremse22

    22 http://www.magura.com/german/frameset/default.htm (2004)

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    13

    Die Bremsscheiben können die unterschiedlichsten Formen haben, wie man in Abb. 18

    sehen kann.

    3.7 Trommelbremse

    Die Trommelbremse befindet sich, wie der Name schon sagt, in einer Trommel, also in

    einem geschlossenen Gehäuse. Durch diesen Verschluss findet nur eine sehr schlechte

    Kühlung der Bremse statt, was bei längerem Bremsen zu Problemen führen kann. Deshalb

    sind Trommelbremsen auch meist nur bei Cityrädern, am häufigsten als Rücktrittbremse

    eingebaut, da es in der Stadt in der Regel nicht

    zu sehr langen Bremszeiten kommt, wie das

    beispielsweise bei den Mountainbikes im

    Gebirge der Fall sein kann. Bei der

    Trommelbremse werden die Bremsbeläge von

    innen an das Gehäuse (Trommel) gedrückt

    wodurch das Rad eine Verzögerung erfährt.

    Abb. 19: Beispiel einer Trommelbremse23

    4. Verzögerungsmessungen

    Mit den bereits beschriebenen Fahrradtypen und Bremssystemen

    werden nun Verzögerungsmessungen durchgeführt. Diese

    Verzögerung wird mit einem Verzögerungsmessgerät (VZM 100)

    von der Firma Maha aufgenommen.

    Die Genauigkeit der Bremsverzögerung ist bei diesem Messgerät

    mit ≤ 0,1 m/s² angegeben. Die Spannungsversorgung für das VZM

    100 wird durch einen eingebauten Akku gewährleistet. Dieses

    Messgerät misst die aufkommende Verzögerung in Längsrichtung

    d.h., dass das Messgerät exakt in Fahrtrichtung ausgerichtet sein

    muss um Messfehler zu vermeiden.

    Abb. 20: Messgerät (VZM 100)

    23 http://www.hollandrad.com/images/Trommelbremse.jpg, (2004)

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    14

    Ferner muss auf die horizontale Ausrichtung und zwar bei belastetem Fahrwerk, was

    bedeutet, dass der Fahrer auf dem Fahrrad sitzt, geachtet werden, da sonst ein Anteil der

    Erdbeschleunigung mit erfasst wird und das Messergebnis verfälscht werden kann. Dies

    wird mittels einer Einstellschraube, welche gleichzeitig eines von drei Standfüßen des

    Messgerätes ist, eingestellt. Die exakte horizontale Lage des Messgerätes lässt sich anhand

    einer integrierten Wasserwaage bestimmen. Ist die Libelle der Wasserwaage genau in der

    Mitte, ist das Messgerät korrekt ausgerichtet. Um eine solche Ausrichtung erreichen zu

    können, muss eine ordentliche Standfläche gegeben sein. Dies bedeutet, dass alle drei

    Standfüße des VZM 100 auf dieser Fläche aufstehen müssen und bei einer Verzögerung

    nicht verrutschen dürfen. Eine ca. 10mm starke Gummimatte, die fest mit der Standfläche

    des Verzögerungsmessgerätes verbunden ist, soll ein verschieben bzw. verrutschen

    verhindern. Als Standfläche dient eine eigens dafür gefertigte Aluminiumplatte mit einer

    Stärke von etwa 4mm. Der Träger dieser Aluminiumplatte ist ein umgebauter mobiler

    Gepäckträger, ebenfalls aus Aluminium, der mit einem Schnellspannverschluss an der

    Sattelstütze des Fahrrades befestigt werden kann. Damit das Trägersystem (Standfläche,

    Gepäckträger, Gummimatte) und das Messgerät eine Einheit während des Messvorgangs

    bilden, wird das VZM 100 mit zwei Spanngurten auf der Trägerplatte ausgerichtet und

    fixiert. Bevor mit dem Messen begonnen werden kann, muss ein Abgleich mit dem VZM

    100 durchgeführt werden, der das Messgerät kalibriert.

    Ausgelöst wird die Messung mit einem Handauslöser,

    der am Lenkervorbau befestigt und durch ein Kabel mit

    dem Messgerät verbunden ist.

    Ist die Messung einmal ausgelöst, nimmt das VZM 100

    die Verzögerungsinformationen im 0,2sec.-Takt auf,

    was zu einem Verzögerungs-Zeit-Diagramm führt. Die

    Messwerte können dann auf 6 Speicherplätzen des

    Messgerätes gespeichert und mit einem Adapterkabel

    an einen Computer übertragen werden.

    Abb. 21: Handauslöser und Tachometer

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    15

    Zur Übertragung der Daten ist jedoch der Maximalwert jeder einzelnen Messung

    notwendig, damit die Werte im Tabellenkalkulationsprogramm korrekt ausgelesen werden

    können. Dies macht einen Kurzausdruck mit der Information des Maximalwertes

    unumgänglich. Das Messprogramm zum einlesen der Daten wurde speziell für dieses

    Messgerät geschrieben, es muss lediglich der Dateiname, ein Skalierungswert und der

    maximale Verzögerungswert, der zu übertragenden Messung, von Hand eingegeben

    werden. Um eventuell auftretende Unterschiede zu erfassen, werden die vorher

    vorgestellten Bremssysteme sowohl im trockenen als auch im nassen Zustand untersucht.

    Des Weiteren wird geprüft, wie sich das Fahrwerk, der Fahrradtyp und die verwendete

    Bereifung auf die Verzögerung auswirken. Der Einfluss des Geschlechts wird mittels einer

    Vergleichsmessung untersucht. Alle Verzögerungsmessungen, bis auf die

    Vergleichsmessung, wurden von ein und derselben Person durchgeführt um individuelle

    Abweichungen gering zu halten, und dadurch ein aussagekräftiges Ergebnis zu bekommen.

    Der Proband, der diese Messfahrten bzw. Bremsungen durchführte, ist ein geübter

    Fahrradfahrer, d.h. ein Fahrer, der regelmäßig längere Touren u. a. im Gebirge fährt und

    somit eine gute Kontrolle bzw. eine sichere Fahrweise aufweist. Aus diesem Grund kann

    davon ausgegangen werden, dass ein ungeübter Fahrradfahrer, also jemand der nicht

    gewohnt ist sein Fahrrad in Extremsituationen zu steuern, die gemessenen

    Verzögerungswerte nur schwer erreichen kann. Die Verzögerungswerte sind deshalb als

    maximal im Straßenverkehr erreichbare Werte anzusehen. Es ist natürlich möglich, dass

    sich mit dem einen oder anderen Bremssystem auf dem Prüfstand, vorausgesetzt bei

    Idealbedingungen, evtl. höhere Verzögerungen erzielen lassen. Dies ist aber in der Realität,

    also nicht auf dem Prüfstand, sehr schwer zu erreichen da sich sonst das Hinterrad vom

    Boden lösen und ein Überschlag drohen würde. Die Messungen wurden also so

    durchgeführt, dass ein Abheben des Hinterrades gerade vermieden wird. Sehr gute oder

    Profiradfahrer können auf Grund der individuellen Schwerpunktsverlagerung einen etwas

    besseren Verzögerungswert erlangen, was aber für diese Diplomarbeit wenig repräsentativ

    ist. Des Weiteren muss wegen des Einfederns der Federgabel beim Verzögerungsvorgang

    eine Korrektur des Messergebnisses vorgenommen werden. Da das Messgerät alle

    Verzögerungen in Längsrichtung misst, wird natürlich auch der Anteil des Einfederns als

    Beschleunigung bzw. Verzögerung, ein Anteil der Erdbeschleunigung, vom VZM 100

    wahrgenommen. Dies lässt sich rechnerisch mit Hilfe von Winkelfunktionen leicht

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    16

    berechnen. Der Abstand vom Mittelpunkt des fixierten Messgerätes auf der Standfläche bis

    hin zur Lenkerdrehachse stellt die Ankathete dar. Das Eintauchen und somit der Federweg

    der Gabel kennzeichnet die Gegenkathete, wodurch die Hypothenuse und der

    entsprechende Neigungswinkel berechnet werden kann. In Abb. 22 wird die

    Winkelfunktion grafisch angedeutet.

    Abb. 22: Andeutung der Winkelfunktion

    Der Federweg wird mit Hilfe eines Kabelbinders ermittelt. Hierfür wird ein Kabelbinder so

    um das Tauchrohr der Federgabel gebunden, dass man ihn noch verschieben kann. Beim

    Eintauchen der Federgabel verschiebt sich der Kabelbinder nach oben und kennzeichnet so

    die maximale Einfederung, also den Wert der Gegenkathete. Um herauszufinden ob das

    Messgerät den Neigungswinkel so registriert, wie vorher berechnet, wurden

    Versuchsmessungen gemacht, wodurch der Korrekturwert ermittelt wurde. Der gemessene

    Mittelwert aus den verwendeten Federgabeln beträgt etwa 0,45 m/s², was rechnerisch

    bestätigt wurde. Dieser Korrekturwert, der als Mittelwert anzusehen ist, muss also von dem

    Maximalwert der ermittelten Verzögerung abgezogen werden. Bei allen

    Bremsverzögerungsmessungen werden Bremssysteme bzw. Fahrräder verwendet, die auf

    Grund permanenter Wartung einwandfrei funktionieren. Das bedeutet, dass die

    Bremsbeläge bereits eingeschliffen sind und von einer maximalen, vom jeweiligen

    Bremssystem zur Verfügung gestellten Bremsleistung ausgegangen werden kann. Es ist

    jedoch nicht auszuschließen, dass wegen der Materialvielfalt bei Bremsbelägen, Felgen

    und Bremsscheiben, also den Reibpartnern, Abweichungen bei den Verzögerungswerten

    auftreten können. Die ermittelten Verzögerungswerte sind deshalb als Richtwerte zu sehen

    und stellen nicht individuelle, für jedes Bremssystem exakte, Verzögerungswerte dar. Dazu

    Beispielrechnung:

    tan α = GK / AK

    AK ≈ 103 cm GK ≈ 8 cm => α ≈ 4,44° Mit Dreisatz: 90° = 9,81 m/s² => 4,44° = 0,48 m/s² Messtechnisch ergaben sich Werte um 0,45m/s². Als Korrekturwert kann also der Wert 0,45 m/s² angenommen werden.

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    17

    kommt, dass sich jede Person auf dem Fahrrad anders verhält d.h., dass mit demselben

    Bremssystem eventuell unterschiedliche Verzögerungen erzielt werden können. Die

    Fahrgeschwindigkeit beim Eintritt der Verzögerung beträgt ca. 25 km/h welche mit Hilfe

    eines funkgesteuerten Fahrradtachometers (VDO C05+) gemessen wird. Dieser Tacho

    muss auf jedes Fahrrad montiert und auf die genaue Reifengröße eingestellt werden. Nur

    so werden die gefahrenen Geschwindigkeiten exakt angezeigt. Die Geschwindigkeit kann

    natürlich nicht immer exakt eingehalten werden und dient deshalb auch nur als Richtwert.

    Es ist davon auszugehen, dass die Rauhigkeit des Straßenbelages nicht überall gleich ist,

    wodurch Abweichungen gegenüber den angegebenen, gemessenen Werten auftreten

    können. Durch verschiedene Gummimischungen und unterschiedliche Profilierung der

    Reifen kann das Ergebnis ebenfalls differieren. Die Verzögerungsmessungen wurden auf

    einer Teerstraße durchgeführt, deren Belag als normal angegeben werden kann, sprich ein

    Belag, der nicht als zu grob aber auch nicht als zu glatt empfunden wird. Die im Folgenden

    beschriebenen Diagramme bzw. Messungen wurden mit einem Probanden, der

    nachstehende Kennwerte besaß, durchgeführt:

    • Geschlecht: männlich

    • Alter: 29 Jahre

    • Körpergröße: 180 cm

    • Körpergewicht: 77 kg

    • geübter Fahrradfahrer

    • sportlich

    Die Vergleichsmessungen wurden unter anderem von einem weiblichen Probanden mit

    diesen Kennwerten durchgeführt:

    • Geschlecht: weiblich

    • Alter: 30 Jahre

    • Körpergröße: 165 cm

    • Körpergewicht: 62 kg

    • geübte Fahrradfahrerin

    • sportlich

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    18

    4.1 Verzögerungsmessungen mit einer V-Brake (Hardtail Mountainbike)

    Zu der Durchführung der Messungen ist zu sagen, dass jeweils 6 Messungen pro Bremse,

    also 6 Messungen sowohl mit der Vorderradbremse, der Hinterradbremse als auch mit

    beiden Bremsen gleichzeitig gemacht wurden, um einen aussagekräftigen Mittelwert zu

    erlangen. Die Diagramme zeigen demnach nur den mittleren grafischen Verlauf aus 6

    Messungen. Dies gilt auch für alle darauf folgenden Bremssysteme mit denen

    Verzögerungsmessungen durchgeführt wurden. Aus Übersichtsgründen werden die einzeln

    beschriebenen Diagramme und Ergebnisse später übersichtlich in einer Tabelle bzw. einem

    Diagramm dargestellt.

    0

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    0,9 1,1 1,3 1,5 1,7 1,9 2,1 2,3 2,5

    Zeit in [s]

    Verz

    öger

    ung

    in [m

    /s²]

    Verzögerungsverlauf Gleitender Durchschnitt (Verzögerungsverlauf)

    Diagramm 1: Vollbremsung mit V-Brakes (Hardtail Mountainbike, grobes Reifenprofil,

    trocken)

    Im Diagramm 1 ist der Verzögerungsverlauf einer Vollbremsung, Bremse vorn und hinten

    werden hier gleichzeitig angezogen, eines Hardtail Mountainbikes zu sehen. Nicht zu

    vergessen ist jedoch, dass bei allen Verzögerungsverläufen der Korrekturwert, wegen der

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    19

    Einfederung, vom maximalen Verzögerungswert abzuziehen ist. Dies führt hier zu einer

    maximalen Verzögerung von etwa 6m/s². Die komplette Bremsung wurde auf trockener

    Fahrbahn mit stark profilierten Reifen (siehe Abb. 23) durchgeführt.

    Abb. 23: grobes Profil Abb. 24: Profil mit Lauffläche

    Die blaue Linie kennzeichnet die tatsächlich aufgezeichneten Messwerte der Verzögerung.

    Die etwas kleineren Ausschläge / Zacken, die über den gesamten Verzögerungsverlauf

    vorhanden sind, entstehen durch den in Schwingung geratenen Messaufbau während der

    Verzögerung. Ferner sind diese Ausschläge abhängig vom verwendeten Fahrradreifen und

    Fahrbahnbelages. Im Allgemeinen ist festzustellen, dass diese kleinen Peaks durch

    unterschiedliche Reibpartner zwischen Straße/Rad und Bremsbelag/Felge bzw.

    Bremsscheibe und der Befestigung des Messanbaus beeinflusst werden. Um diese

    Ausschläge zu minimieren, wurden die tatsächlichen Messwerte mit einem gleitenden

    Durchschnitt geglättet, was durch den roten Verlauf dargestellt wird. Der verbleibende

    schwingende rote Verlauf lässt sich wie folgt interpretieren: Der Anstieg des

    Verzögerungsverlaufes wird durch einen Einbruch kurz gestört, der entstanden ist durch

    die individuelle Dosierung der Bremsleistung von Hand, um einen Überschlag zu

    vermeiden, d.h. der Bremshebel wird hierbei kurz entlastet. Nach diesem Knick steigt der

    Graph weiter an, bis die nächste Dosierungsstelle kommt. Diese Dosierungsstellen tauchen

    im weiteren Verlauf der Kurve bei höheren Verzögerungswerten auf, welche durch ein

    ständig besser werdendes Gefühl für die Bremse, während des Bremsmanövers, auf einem

    höheren Niveau gehalten werden. Unterstützt wird der schwingende Verlauf durch das Ein-

    und Ausfedern der Federgabel, die während des Bremsvorganges natürlich mitschwingt.

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    20

    Der steile Abfall der Kurve im Diagramm 1 zum Ende des Verlaufs kennzeichnet die

    Stelle, bei der das Fahrrad zum stehen kommt.

    Das folgende Diagramm zeigt eine Bremsung unter gleichen Bedingungen, mit demselben

    Mountainbike und Bremssystem, allerdings wird hierbei nur die Vorderradbremse

    angezogen, um auftretende Unterschiede darzustellen.

    0

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    0,8 0,9 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,7 1,8 1,9 2,0 2,1 2,3 2,4 2,5

    Zeit in [s]

    Verz

    öger

    ung

    in [m

    /s²]

    Verzögerungsverlauf Gleitender Durchschnitt (Verzögerungsverlauf)

    Diagramm 2: Vorderradbremsung mit einer V-Brake (Hardtail Mountainbike, grobes

    Reifenprofil, trocken)

    Auch hier sieht man wieder den Dosierungseinbruch und den Anstieg der Kurve nach

    dieser kurzen Störung. Der starke Anstieg ab ca. 6m/s² und etwa 2sec. Messzeit

    kennzeichnet den Punkt an dem sich das Hinterrad vom Boden löst. Dieser Wert darf

    deshalb auch nicht als Maximalwert angenommen werden. Abzüglich des Korrekturwertes

    ergibt sich hier ein maximaler Verzögerungswert von ca. 5,4 m/s². Letztlich wird auch

    noch eine Hinterradbremsung durchgeführt, die zeigen soll wie sich das

    Verzögerungsverhalten ändert wenn z.B. die Vorderradbremse defekt ist oder nur mit der

    Hinterradbremse gebremst wird. Da sich die Last beim Verzögern auf das vordere Rad

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    21

    verlagert, fällt die Bremswirkung bei einer reinen Hinterradbremsung, im Gegensatz zur

    Vorderradbremsung, erheblich schlechter aus (siehe Diagramm 3).

    0

    0,5

    1

    1,5

    2

    2,5

    3

    3,5

    4

    0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6 2,8 3,0 3,2

    Zeit in [s]

    Verz

    öger

    ung

    in [m

    /s²]

    Verzögerungsverlauf Gleitender Durchschnitt (Verzögerungsverlauf)

    Diagramm 3: Hinterradbremsung mit einer V-Brake (Hardtail Mountainbike, grobes Reifenprofil, trocken)

    Bei diesem Verlauf ist der Anstieg nicht durch die Dosierung eingebrochen sondern rein

    durch das Einfedern der Federgabel. Der etwas wellige Verlauf wird durch das

    Einschwingen der Federgabel und dem schwingenden Messanbau am Fahrrad

    hervorgerufen. Wie bereits erwähnt, ist der Verzögerungswert hier sehr viel geringer als

    der der Vorderradbremse. Der Korrekturwert muss auch bei der Hinterradbremsung

    abgezogen werden da sich die Last nach wie vor auf das Vorderrad verlagert und die

    Federgabel zum Einfedern zwingt. Bei dieser Bremsung kann man einen maximalen

    Verzögerungswert von etwa 3,2 m/s² annehmen.

    Anschließend wird untersucht, wie sich das Profil auf die Bremsung auswirkt. Die 3

    vorhergehenden Diagramme zeigten Bremsungen eines Hardtails Mountainbikes mit einem

    groben Profil (vgl. Abb. 23). Jetzt werden Verzögerungen mit einem Reifen durchgeführt,

    der eine Lauffläche aufweist, siehe Abb. 24. Es werden wie bei den vorherigen

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    22

    Diagrammen jeweils eine Vollbremsung sowie eine Vorderrad- und Hinterradbremsung

    durchgeführt. Um die Bremsungen vergleichen zu können, werden die Messungen

    ebenfalls mit einem Hardtail Mountainbike (V-Brake) durchgeführt.

    0

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    0,9 1,1 1,3 1,5 1,7 1,9 2,1 2,3 2,5

    Zeit in [s]

    Verz

    öger

    ung

    in [m

    /s²]

    Verzögerungsverlauf Gleitender Durchschnitt (Verzögerungsverlauf)

    Diagramm 4: Vollbremsung mit V-Brakes (Hardtail Mountainbike, Reifen mit Lauffläche, trocken)

    Bei dieser Bremsung verläuft die Verzögerungskurve etwas ruhiger als bei der mit groben

    Reifenprofil, was die Theorie des Einflusses der Reibpartner Fahrbahn/Reifen bestätigt.

    Der Reifen mit Lauffläche radiert weniger auf dem Asphalt als der grob profilierte Reifen

    und weist somit auch eine etwas geringere Bremswirkung auf. Abzüglich des

    Korrekturwertes ergibt sich hier ein maximaler Verzögerungswert bei Vollbremsung von

    ca. 5,4 m/s², was in etwa einen 0,6 m/s² geringeren Wert ergibt als bei einer Verzögerung

    mit groben Profil. Zu Beginn der Messung ist der Dosierungseinbruch ebenfalls

    vorhanden.

    Der Verlauf einer Bremsung mit der Vorderradbremse ist im folgenden Diagramm zu

    sehen.

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    23

    0

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    0,9 1,1 1,3 1,5 1,7 1,9 2,1 2,3

    Zeit in [s]

    Verz

    öger

    ung

    in [m

    /s²]

    Verzögerungsverlauf Gleitender Durchschnitt (Verzögerungsverlauf)

    Diagramm 5: Vorderradbremsung mit einer V-Brake (Hardtail Mountainbike, Profil mit Lauffläche, trocken)

    Bei dieser Kurve ist der bekannte Dosierungseinbruch bzw. die Störstelle nicht vorhanden,

    da die Bremse nicht von Beginn an die volle Bremswirkung zur Verfügung stellt. Hier

    entwickelt sich die volle Bremswirkung erst während des Verzögerungsvorganges

    wodurch sich diese Bremse sehr gut Dosieren lässt. Hier kommt der schlechtere Reibwert

    der Reibpartner Fahrbahn/Reifen weniger zum Tragen, da die Reibpartner

    Felge/Bremsbelag besser aufeinander abgestimmt sind. Dies wirkt sich allerdings nur bei

    der Vorderradbremse allein aus. Bei einer Vollbremsung oder der Hinterradbremsung mit

    einem Laufflächenprofil ist der Verzögerungswert vergleichsweise geringer als mit groben

    Reifenprofils. Abzüglich des Korrekturwertes kommt man aber auch hier nicht über die 6

    m/s² Grenze hinaus. Die Behauptung, dass der Verzögerungswerte der Vorderradbremse

    größer ist als der der Hinterradbremse wird im nächsten Diagramm bestätigt.

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    24

    0

    0,5

    1

    1,5

    2

    2,5

    3

    3,5

    4

    0,7 1,0 1,3 1,6 1,9 2,2 2,5 2,8 3,1 3,4 3,7

    Zeit in [s]

    Verz

    öger

    ung

    in [m

    /s²]

    Verzögerungsverlauf Gleitender Durchschnitt (Verzögerungsverlauf)

    Diagramm 6: Hinterradbremsung mit einer V-Brake (Hardtail Mountainbike, Reifen mit Lauffläche, trocken)

    Im Vergleich zum Verzögerungswert mit groben Profil, der 3,2 m/s² betrug, ist der erzielte

    Wert mit glatten Reifen oder Reifen mit Lauffläche wesentlich geringer. Abzüglich des

    Korrekturwertes kommt man hier auf etwa 2,5 m/s², was eine Differenz von 0,7 m/s²

    ausmacht. Somit kann von einer Differenz zwischen groben und glattem Profil von etwa 10

    – 15% ausgegangen werden.

    Um herauszufinden wie sich diese Bremse bei

    schlechterer Witterung verhält, wurden die

    Verzögerungsmessungen auch bei Nässe durchgeführt.

    Hierfür wurden die Bremssysteme (Reifen, Felgen,

    Bremsbeläge, Fahrbahnbelag) mit Hilfe eines

    Gartenschlauches mit Wasser bespritzt, so dass dies

    einem länger anhaltenden Regen gleich kommt. Die

    befeuchtete Messstrecke ist in Abb. 25 dargestellt. Aus

    Sicherheitsgründen wurde die Messstrecke mit einem

    Warndreieck abgesichert. Abb. 25: nasse Messstrecke

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    25

    Zum Vergleich wird zunächst mit glatten Reifen auf nasser Fahrbahn, mit nassem

    Bremssystem und nassen Reifen gebremst. Hier soll die Empfindlichkeit des

    Bremssystems bei nassen Witterungsverhältnissen demonstriert werden. Nachfolgend

    werden jeweils wieder die drei genannten Verzögerungen durchgeführt (Vollbremsung,

    Vorderrad- und Hinterradbremsung).

    0

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    0,9 1,1 1,3 1,5 1,7 1,9 2,1 2,3 2,5 2,7

    Zeit in [s]

    Verz

    öger

    ung

    in [m

    /s²]

    Verzögerungsverlauf Gleitender Durchschnitt (Verzögerungsverlauf)

    Diagramm 7: Vollbremsung mit einer V-Brake (Hardtail Mountainbike, Reifen mit Lauffläche, nasse Fahrbahn)

    Der Einfluss von Nässe zwischen den Reibpartnern wird hier sehr gut deutlich. Die

    Bremswirkung lässt merkbar nach, womit sich auch die Verzögerungswerte

    verschlechtern. Im Gegensatz zum trockenen Zustand (5,4 m/s²) werden im nassen Zustand

    nur etwa 4,9 m/s² erreicht, was eine Differenz von 0,5 m/s² ausmacht. Der Anstieg nach

    der Messzeit von ca. 2,3 sec. und dem Verzögerungswert von ca. 5,3 m/s² kennzeichnet

    wieder das Abheben des Hinterrades vom Boden und kann deshalb nicht als Maximalwert

    angenommen werden.

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

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    0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6 2,8

    Zeit in [s]

    Verz

    öger

    ung

    in [m

    /s²]

    Verzögerungsverlauf Gleitender Durchschnitt (Verzögerungsverlauf)

    Diagramm 8: Vorderradbremsung mit einer V-Brake (Hardtail Mountainbike, Reifen mit Lauffläche, nasse Fahrbahn)

    Bei Nässe lässt die V-Brake in Verbindung mit einem glatten Reifenprofil den

    Verzögerungswert verhältnismäßig stark abfallen. Anders als im trockenen Zustand, bei

    dem etwa 6 m/s² erreicht wurden, sind es jetzt nur noch ca. 4 m/s², dass ist in diesem Fall

    eine Differenz von etwa 2 m/s². Dies stellt einen 30%igen Abfall der Bremsleistung allein

    an der Vorderradbremse dar. Da sich im hinteren Bereich der Verzögerungskurve das

    Hinterrad bereits vom Boden löst, finden diese etwas höheren Werte keine

    Berücksichtigung. An dieser Stelle soll noch mal darauf hingewiesen werden, dass diese

    Werte durch die Verwendung unterschiedlicher Reibpartner, also Bremsbeläge und Felgen,

    evtl. schwanken können. Betrachtet man nur das Hinterrad, ist der Einfluss von Nässe auf

    Grund der Lastverteilung, die sich hauptsächlich auf das Vorderrad verlagert, weniger

    stark (vgl. Diagramm 9)

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

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    0,7 1,0 1,3 1,7 2,0 2,3 2,6 2,9 3,3 3,6 3,9 4,2

    Zeit in [s]

    Verz

    öger

    ung

    in [m

    /s²]

    Verzögerungsverlauf Gleitender Durchschnitt (Verzögerungsverlauf)

    Diagramm 9: Hinterradbremsung mit einer V-Brake (Hardtail Mountainbike, Reifen mit Lauffläche, nasse Fahrbahn)

    Da die Radlast am Hinterrad während des Verzögerungsvorganges sehr gering wird, was

    zur Folge hat, dass das Rad sich fast vom Boden abhebt, blockiert das Hinterrad trotz

    Nässe relativ schnell und es kommt nur der geringere Reibwert zwischen Reifen und

    Fahrbahn zum Tragen. Im trockenen Zustand betrug der maximale Verzögerungswert etwa

    2,5 m/s², im nassen Zustand etwa 2,3 m/s². Der Anstieg zum Ende der

    Verzögerungsvorganges kommt auf Grund des dynamischen Anteils, kurz vor dem Stehen

    bleiben zustande (Massenträgheit). Dazu kommt, dass wegen der geringer gewordenen

    Geschwindigkeit die Dosierung geändert werden kann, d.h. die Bremse kann fester

    angezogen werden ohne einen Überschlag zu provozieren.

    Bisher wurden die Einflüsse von Reifenprofil und Nässe bei einer V-Brake untersucht und

    dargestellt. Im folgenden Verlauf wird noch auf die Abhängigkeit der Fahrradgeometrie

    bzw. des Fahrradtyps eingegangen.

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    28

    4.2 Verzögerungsmessungen mit einer V-Brake und Rücktrittbremse (Cityrad)

    Mit diesen Messungen soll gezeigt werden welche Verzögerungswerte mit einem Cityrad

    erreicht werden können. An diesem Fahrrad sind als Vorderradbremse eine V-Brake und

    als Hinterradbremse, eine sog. Rücktrittbremse montiert. Es wird mit der Vollbremsung

    begonnen, die im nachstehenden Diagramm dargestellt ist.

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    0,9 1,1 1,3 1,5 1,7 1,9 2,1 2,3

    Zeit in [s]

    Verz

    öger

    ung

    in [m

    /s²]

    Verzögerungsverlauf Gleitender Durchschnitt (Verzögerungsverlauf)

    Diagramm 10: Vollbremsung mit V-Brake und Rücktrittbremse (Cityrad, trockene Fahrbahn)

    Auch hier ergibt sich ein Verzögerungswert von etwa 6 m/s² was darauf hindeutet, dass

    sich die Fahrradgeometrie nur wenig auf das Verzögerungsverhalten auswirkt, zumindest

    bei einer Vollbremsung.

    Wie sich das Cityrad bei einer reinen Vorderradbremsung mit einer V-Brake verhält, soll

    im nächsten Diagramm gezeigt werden.

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

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    0,9 1,1 1,4 1,6 1,9 2,1 2,3 2,6 2,8

    Zeit in [s]

    Verz

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    ung

    in [m

    /s²]

    Verzögerungsverlauf Gleitender Durchschnitt (Verzögerungsverlauf)

    Diagramm 11: Vorderradbremsung mit einer V-Brake (Cityrad, trockene Fahrbahn)

    Bei dieser Messkurve sieht man sehr gut, dass die Dosierung der Bremse bei einem Cityrad

    etwas schwieriger ist. Da man auf dem Cityrad sehr aufrecht sitzt, ist der

    Körperschwerpunkt auch entsprechend höher, was das Abheben des Hinterrades

    unterstützt. Ist der Dosierungspunkt gefunden, verläuft die Kurve relativ ruhig da an

    diesem Cityrad keine Federgabel verbaut ist, die sich einschwingen muss. Hier lässt sich

    eine maximale Verzögerung von 4,8 m/s² ablesen. Es ist zu vermuten, dass die

    Verzögerungswirkung der Rücktrittbremse höher ist als die der V-Brake, da der maximale

    Verzögerungswert bei der Vorderradbremsung hier geringer ist als bei dem Hardtail

    Mountainbike, der Wert der Vollbremsung aber in etwa gleich groß ist. Ob diese

    Vermutung bestätigt wird zeigt das nachstehende Diagramm.

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

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    0,8 1,0 1,2 1,5 1,7 2,0 2,2 2,4 2,7 2,9 3,2 3,4 3,6

    Zeit in [s]

    Verz

    öger

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    in [m

    /s²]

    Verzögerungsverlauf Gleitender Durchschnitt (Verzögerungsverlauf)

    Diagramm 12: Hinterradbremsung mit einer Rücktrittbremse (Cityrad, trockene Fahrbahn)

    Wie vorher vermutet, ist der Verzögerungswert etwas höher als bei einer

    Hinterradbremsung mit einem Hardtail Mountainbike mit V-Brake. Dies lässt sich durch

    die nach hinten orientierte Fußkraft, die in das Pedal nach hinten unten drückt erklären,

    wodurch die Lastverteilung nicht so stark auf das vordere Rad verlagert wird. Hier kann

    von einer maximalen Verzögerung von etwa 3,0 m/s² ausgegangen werden.

    Im folgenden Diagramm werden die drei Verzögerungsmessungen (Vollbremsung,

    Vorderrad- und Hinterradbremsung) bei Nässe in einem Diagramm zusammengefasst, um

    einen deutlicheren Vergleich aller Verzögerungsmessungen zu erhalten.

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    1,0 1,2 1,4 1,7 1,9 2,2 2,4 2,6 2,9 3,1 3,4 3,6 3,8 4,1

    Zeit in [s]

    Verz

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    in [m

    /s²]

    Vollbremsung Hinterradbremsung Vorderradbremsung

    Diagramm 13: Bremsungen mit einem Cityrad bei Nässe (V-Brake und Rücktrittbremse)

    Diese drei Messkurven wurden aus Übersichtsgründen nicht geglättet, es ist also kein

    gleitender Durchschnitt angegeben. Die Verzögerungswerte liegen bei allen drei

    Bremsungen etwa 25 – 30% unter den Werten, die im trockenen Zustand erreicht wurden.

    Dazu ist zu sagen, dass auf dem Cityrad natürlich keine grob profilierten Reifen montiert

    sind, sondern Reifen mit Lauffläche oder relativ glatten Profilen, wodurch sich die

    Verzögerungswerte verschlechtern.

    4.3 Verzögerungsmessungen mit einem Trekkingrad (V-Brake)

    Auch beim Trekkingrad sind häufig V-Brakes verbaut, auf die bereits eingegangen wurde.

    Der Differenzwert für die V-Brakes und Reifen mit Lauffläche bei nasser Fahrbahn ist

    ebenfalls schon erläutert worden und würde hier keine neuen Erkenntnisse bringen.

    Deshalb werden nur die Bremsungen im trockenen Zustand zusammengefasst und in einem

    Diagramm veranschaulicht.

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

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    0,9 1,1 1,3 1,5 1,7 1,9 2,1 2,3 2,5 2,7 2,9 3,1 3,3 3,5 3,7

    Zeit in [s]

    Verz

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    ung

    in [m

    /s²]

    Hinterradbremsung Vollbremsung Vorderradbremsung

    Diagramm 14: Bremsungen mit einem Trekkingrad (V-Brakes, trockene Fahrbahn)

    Die Verzögerungskurven im obigen Diagramm weisen einen sehr ähnlichen Verlauf auf

    wie bei dem Hardtail Mountainbike, auch die Maximalwerte sind annähernd gleich hoch.

    Bei der gelben Kurve, die die Vorderradbremsung zeigt, ist der Teil, der über den

    Verzögerungswert von ca. 5.3 m/s² und einer Messzeit von ca. 1,5sec. hinausgeht zu

    vernachlässigen da sich das Hinterrad zu diesem Zeitpunkt von der Fahrbahn abhebt. Für

    die Vorderradbremsung ist somit ein Wert von etwa 5 m/s² abzulesen. Bei der

    Vollbremsung sind es etwa 5,5 m/s ² und bei der Hinterradbremsung ca. 3,0 m/s².

    Aussagen zu den jeweiligen Bremswegen werden zusammen mit allen ermittelten

    maximalen Verzögerungswerten in einer Übersichtstabelle angegeben. Die

    Verzögerungswerte des Trekkingrades bei Nässe verhalten sich nahezu identisch wie die

    Werte des Hardtail Mountainbike (V-Brake, mit Lauffläche).

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    33

    4.4 Verzögerungsmessungen mit einem Mountainbike (Fully mit hydraulischen

    Scheibenbremsen)

    Mit diesem Bremssystem sind gute Bremsleistungen zu erwarten, da dieses nach heutigem

    Stand der Technik das wohl modernste Bremssystem ist. Ein Grund dafür ist die exakte

    Abstimmung der einzelnen Reibpartner. Um auch bei Nässe eine gute Bremswirkung zu

    erzielen sind die Bremsscheiben gelocht damit der entstehende Schmierfilm auf der

    Scheibe unterbrochen wird. Es handelt sich auch beim Fahrwerk des verwendeten

    Fullsuspension Mountainbikes um ein zeitgemäßes, auf dem aktuellen Stand der Technik

    basierendes Fahrwerk. Folglich ist davon auszugehen, dass die Messwerte, die mit diesem

    Fahrrad erzielt werden, die maximal erreichbaren Verzögerungswerte darstellen.

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    0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6 2,8 3,0 3,2 3,4

    Zeit in [s]

    Verz

    öger

    ung

    in [m

    /s²]

    Vollbremsung Vorderradbremsung Hinterradbremsung

    Diagramm 15: Bremsungen mit einem Fullsuspension Mountainbike (hydraulische Scheibenbremse, trockene Fahrbahn)

    Auch hier sind vor allem bei der Voll- und Vorderradbremsung die Dosierungseinbrüche

    zu Beginn der Verzögerung deutlich zu sehen. Das Hinterrad hebt sich bei der

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    34

    Vorderradbremsung auch hier etwas vom Boden ab womit die Werte über 7,0 m/s² nicht

    berücksichtigt werden dürfen. Für die Voll- und Vorderradbremsung ergeben sich somit

    Verzögerungswerte von ca. 6,8 m/s². Das Ansprechverhalten der Bremse, also die sog.

    Schwellzeit, könnte auf dem Prüfstand sicher geringer gehalten werden, würde aber in der

    Realität sofort zum Überschlag führen. Der Verlauf der Hinterradbremsung ist wegen der

    Schwinge des Fullsuspension Mountainbikes sehr unruhig. Beim blockieren des

    Hinterrades beginnt das Hinterrad bzw. der gesamte hintere Anbau (Schwinge, Hinterrad)

    zu springen. Dadurch ergibt sich der etwas zackige Verlauf bei einer Hinterradbremsung,

    was sich aber nicht negativ auf die Verzögerung auswirkt. Man kommt hierbei auf einen

    maximalen Verzögerungswert von ca. 3,5 m/s². Ob sich die hydraulische Scheibenbremse

    auch bei Nässe bewährt, zeigt das nachstehende Diagramm.

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    0,8 1,0 1,2 1,5 1,7 2,0 2,2 2,4 2,7 2,9 3,2 3,4 3,6 3,9

    Zeit in [s]

    Verz

    öger

    ung

    in [m

    /s²]

    Vollbremsung Vorderradbremsung Hinterradbremsung

    Diagramm 16: Bremsungen mit einem Fullsuspension Mountainbike (hydraulische Schreibenbremse, nasse Fahrbahn)

    Wie erwartet können selbst bei Nässe noch immer sehr gute Verzögerungswerte realisiert

    werden. Mit diesem Bremssystem lassen sich auf nasser Fahrbahn noch Werte realisieren,

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    35

    die andere Bremssysteme nicht mal auf trockener Fahrbahn erreichen. Die Voll- und

    Vorderradbremsung weisen deshalb so ähnliche Kurven auf, da man die Konzentration

    beim Verzögerungsvorgang hauptsächlich auf die aggressiv greifende Vorderradbremse

    legen muss, um einem Überschlag vorzubeugen. Die maximalen Verzögerungswerte bei

    der Voll- und Vorderradbremsung belaufen sich auf etwa 6,2 m/s² und bei der

    Hinterradbremsung beträgt der maximale Wert etwa 3,0 m/s². Im Mittel ergäbe das eine

    Differenz zu den Werten auf trockener Fahrbahn von rund 10%.

    Der Unterschied zu einem Hardtail Mountainbike mit hydraulischen Scheibenbremsen fällt

    nicht sehr groß aus, d.h. dass das verwendete Fahrwerk nur einen vernachlässigbar

    geringen Einfluss auf die Verzögerungswerte hat. Als Gegenüberstellung sind die

    ermittelten Werte (auf trockener Fahrbahn) wie folgt abzulesen.

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    0,8 1 1,2 1,4 1,6 1,8 2 2,2 2,4 2,6 2,8 3 3,2 3,4 3,6

    Zeit in [s]

    Verz

    öger

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    in [m

    /s²]

    Vollbremsung Vorderradbremsung Hinterradbremsung

    Diagramm 17: Bremsungen mit einem Hardtail Mountainbike (hydraulische Scheibenbremse, trockene Fahrbahn)

    Im Diagramm 17 kann man den Unterschied zum Diagramm 15 nur sehr schwer

    erkennen, dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass das Fahrwerk wenig Einfluss auf die

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    36

    Verzögerungswerte hat. Abgesehen von dem Verlauf der Hinterradbremsung, der sich

    wegen der fehlenden Schwinge etwas ruhiger verhält, was aber wenig am Wert der

    Verzögerung ändert, sind die Kurven bei einem Hardtail Mountainbike und einem

    Fullsuspension Mountainbike nahezu identisch.

    4.5 Verzögerungsmessungen mit einem Hardtail Mountainbike (Cantilever Bremse)

    Die erreichbaren Verzögerungswerte mit einer Cantilever Bremse sind im folgenden

    Diagramm abzulesen.

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    0,8 1,0 1,2 1,5 1,7 2,0 2,2 2,4 2,7 2,9 3,2 3,4 3,6 3,9 4,1

    Zeit in [s]

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    in [m

    /s²]

    Vollbremsung Hinterradbremsung Vorderradbremsung

    Diagramm 18: Bremsungen mit einem Hardtail Mountainbike (Cantilever Bremsen, trockene Fahrbahn)

    Es zeigt sich auch hier ein ähnlicher Verlauf der Voll- und Vorderradbremsung, die einen

    maximalen Verzögerungswert von etwa 4,9 m/s², abzüglich des Korrekturwertes,

    aufweisen. Die Hinterradbremsung zeigt auf Grund der geringeren Radlast, hervorgerufen

    durch den Verzögerungsvorgang, einen erwartungsgemäß niedrigeren Messwert von etwa

    3,1 m/s² an. Bei schlechter Witterung wurde der Cantilever Bremse oft eine schlechte

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

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    Bremswirkung attestiert. Das Bremsresultat einer Cantilever Bremse bei Nässe wird im

    nächsten Diagramm veranschaulicht.

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    0,9 1,2 1,4 1,7 1,9 2,1 2,4 2,6 2,9 3,1 3,3 3,6 3,8 4,1 4,3 4,5

    Zeit in [s]

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    in [m

    /s²]

    Vollbremsung Vorderradbremsung Hinterradbremsung

    Diagramm 19: Bremsungen mit einem Hardtail Mountainbike (Cantilever Bremse, nasse Fahrbahn)

    Unter den Mountainbike Felgenbremsen schneidet die Cantilever Bremse am schlechtesten

    ab, obwohl sie jedoch bei Nässe auch nicht mehr Bremsleistung als die anderen

    Bremssysteme verliert. Bei der Voll- und Vorderradbremsung macht sich die Nässe kaum

    bemerkbar und es wird immerhin noch ein Verzögerungswert von ca. 4,8 m/s² erreicht. Die

    Hinterradbremse büßt hier etwas mehr an Bremswirkung ein und es werden noch etwa 2,6

    m/s² erreicht.

    4.6 Verzögerungsmessung mit einem Hardtail Mountainbike (Hydraulik Felgenbremse)

    Ob die Bremsleistung der hydraulischen Felgenbremse an die hydraulische

    Scheibenbremse anknüpfen kann, zeigt das nachstehende Diagramm.

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

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    0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6 2,8 3,0 3,2 3,4 3,6 3,8

    Zeit in [s]

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    /s²]

    Vollbremsung Vorderradbremsung Hinterradbremsung

    Diagramm 20: Bremsungen mit einem Hardtail Mountainbike (hydraulische Felgenbremse, trockene Fahrbahn)

    Die Messwerte mit einem Hardtail Mountainbike mit hydraulischen Felgenbremsen

    unterscheiden sich kaum oder nur sehr wenig von den Verzögerungsverläufen der V-

    Brake, was sich auch bei Nässe bestätigt. Demnach belaufen sich die Verzögerungswerte

    bei einer Vollbremsung auf ca. 6 m/s². Bei der Vorderradbremsung ist der Wert etwas

    geringer als bei der V-Brake und beträgt ca. 4,8 m/s². Die Hinterradbremsung erzielt

    Verzögerungen von etwa 3,1 m/s². Abschläge bei Nässe belaufen sich auf etwa 10 – 15%.

    Als Ergebnis ist hier festzuhalten, dass die hydraulische Felgenbremse etwas schlechter

    abschneidet als die hydraulische Scheibenbremse.

    4.7 Verzögerungsmessungen mit einem Fullsuspension Mountainbike (Seilzug-

    Scheibenbremse, trockene Fahrbahn)

    Häufig findet man an nicht hochwertigen Mountainbikes die mechanischen Seilzug-

    Scheibenbremsen, die von der Bremsleistung aber nicht mit der hydraulischen

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    39

    Scheibenbremse zu vergleichen ist, da man hier eine vergleichsweise hohe Handkraft

    aufbringen muss, um eine gute Bremswirkung zu erzielen. Die gemessene Seilzug-

    Scheibenbremse ist eine qualitativ hochwertige Bremse in der Rubrik der Seilzug-

    Scheibenbremsen und kennzeichnet somit den maximal erreichbaren Verzögerungswert

    mit einer solchen Bremse.

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    Hinterradbremsung Vollbremsung Vorderradbremsung

    Diagramm 21: Bremsungen mit einem Fullsuspension Mountainbike (Seilzug-Scheibenbremse, trockene Fahrbahn)

    Sowohl bei der Vollbremsung als auch bei der Vorderradbremsung ergeben sich hier ganz

    gute Verzögerungswerte (ca. 5,9 m/s²) jedoch nur mit sehr viel Kraftaufwand. Solche

    Bremsen sind also für lange Gefälle weniger gut geeignet. Bei der Hinterradbremsung ist

    der Verzögerungswert mit etwa 3,1 m/s² ähnlich gut wie bei den anderen Bremssystemen.

    Der letzte Anstieg der gelben Kurve ist auf Grund des abhebenden Hinterrades wieder zu

    vernachlässigen. Bei Nässe ist das Bremssystem vergleichsweise stabil und es ergeben sich

    im Mittel Verzögerungsverluste von etwa 15%.

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    40

    4.8 Verzögerungsmessungen mit einem Rennrad (Seitenzugbremse)

    Da auf einem Rennrad in der Regel sehr dünne Reifen mit sehr wenig Profil montiert sind,

    ist davon auszugehen, dass die Verzögerungswerte allein aus diesem Grund, vor allem bei

    Nässe, geringer ausfallen werden. Im Folgenden werden Bremsverläufe mit einem Rennrad

    auf trockener Fahrbahn dargestellt.

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    0,8 1,1 1,3 1,5 1,8 2,0 2,3 2,5 2,7 3,0 3,2 3,5 3,7 3,9 4,2 4,4

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    /s²]

    Vollbremsung Vorderradbremsung Hinterradbremsung

    Diagramm 22: Bremsungen mit einem Rennrad (Seitenzugbremse, trockene Fahrbahn)

    Wieder sind die Verzögerungsverläufe der Voll- und Vorderradbremse fast identisch da die

    Sitzposition auf dem Rennrad sehr nach vorn gebeugt ist (sportlich) und bei diesen

    Bremsungen sehr konzentriert mit der Vorderradbremse gebremst werden muss um einen

    Überschlag zu vermeiden. Wie erwartet sind die Verzögerungswerte geringer als bei den

    anderen genannten Fahrradtypen. Die Werte bei der Voll- und Vorderradbremsung

    belaufen sich demnach auf etwa 5,3 m/s². Bei der Hinterradbremsung ist der Wert ebenfalls

    vergleichsweise niedrig und beträgt rund 2,3 m/s². Bei Nässe fallen diese Werte noch etwas

    ab, was das untenstehende Diagramm zeigt.

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    0,7 0,9 1,2 1,4 1,7 1,9 2,1 2,4 2,6 2,9 3,1 3,3 3,6 3,8 4,1 4,3 4,5

    Zeit in [s]

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    in [m

    /s²]

    Vollbremsung Vorderradbremsung Hinterradbremsung

    Diagramm 23: Bremsungen mit einem Rennrad (Seitenzugbremse, nasse Fahrbahn)

    Bei der Vollbremsung beläuft sich der maximale Verzögerungswert auf etwa 4,1 m/s²

    wenn die höheren Werte, die aus dem abgehobenen Hinterrad resultieren, außer Acht

    gelassen werden. Bei der Vorderradbremsung kommt man auf einen Maximalwert von ca.

    4,5 m/s². Der Verzögerungswert bei der Hinterradbremsung sinkt im Gegensatz zur

    Bremsung auf trockener Fahrbahn von 2,3 m/s² auf etwa 2,0 m/s² ab.

    4.9 Verzögerungsmessungen mit einem älteren Straßenrad (Seitenzugbremse)

    Der schlechteste Verzögerungswert ist mit diesem Bremssystem bzw. Fahrradtyp zu

    erwarten, da die Technik veraltet ist und oft auch die Beläge schon gewechselt wurden,

    womit die Reibpartner Felge/Bremsbelag evtl. nicht mehr exakt aufeinander abgestimmt

    sind. Des Weiteren sind die Reifen nur sehr gering profiliert, d.h. sie weisen also nur eine

    Lauffläche auf. Das folgende Diagramm zeigt die Verzögerungsverläufe eines solchen

    Fahrradtyps mit Seitenzugbremse.

  • Diplomarbeit Manfred Bulla

    42

    0

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    0,5 0,7 0,9 1,1 1,3 1,5 1,7 1,9 2,1 2,3 2,5 2,7 2,9 3,1 3,3 3,5 3,7

    Zeit in [s]

    Verz

    öger

    ung

    in [m

    /s²]

    VollbremsungVorderradbremsungHinterradbremsung (Rücktrittbremse)

    Diagramm 24: Bremsungen mit einem älteren Straßenrad (Seitenzugbremse, trockene Fahrbahn)

    Hier wird bei einer Vollbremsung nur ein maximaler Verzögerungswert von ca. 4,2 m/s²

    erreicht, die Vorderradbremse verzögert im Vergleich zu allen anderen getesteten

    Bremssystemen sehr schwach (ca. 2,6 m/s²). Bei der Hinterradbremsung mit der

    Rücktrittbremse ist der Wert auf Grund der Lastverteilung, wie b