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Gesellschaft von Freunden der Montanuniversität Leoben Erwin PLÖCKINGER, Hugo LENHARD-BACKHAUS und Herbert HIEBLER Im Studienjahr 1921/22, einer Zeit großer wirt schaftlicher Not, bildete sich auf Anregung des Pro fessorenkollegiums der Montanistischen Hochschu le unter dem damaligen Rektor Prof. Ing. Franz Schraml ein Ausschuß, dem namhafte Männer der Industrie und des Montanwesens aus Österreich, den Nachfolgestaaten der k.k. Monarchie und aus Deutschland angehörten. Dieser veröffentlichte als Ergebnis seiner Beratungen in der Montanistischen Rundschau 1922, Nr. 11, S. 250/51 folgende Verlaut barung: „Aufruf zur Teilnahme an der gründenden Versammlung der Gesellschaft der Freunde der Montanistischen Hochschule Leoben.“ „Die schwere wirtschaftliche Lage der österrei chischen Industrie erfordert einen Ausbau und eine Vertiefung der Beziehungen zwischen Praxis, Un terricht und Forschung. Es erscheint daher eine Füh lungnahme maßgebender Vertreter dieser Richtun gen unentbehrlich. Die verantwortlichen Vertreter des Unterrichts und der Forschung an der Montanistischen Hoch schule in Leoben sehen mit schwerem Kummer, daß die Ausbildung des Nachwuchses sowie die Pflege und Durchführung von Anregungen, die sich aus dem Verkehr zwischen Unterricht und Praxis erge ben, immer schwieriger werden. Zu groß sind der Mangel und die Notlage bereits geworden, unter denen die Institute der Montanisti schen Hochschule seit 1914 leiden. Die Industrie hat von diesem Zustande mit umso größerer Sorge Kenntnis genommen, als sie selbst am lebhaftesten daran interessiert ist, in der Zeit schwe ren wirtschaftlichen Ringens die Gewähr zu besit zen, daß die Durchbildung des technischen Nach wuchses mit dem immer schwieriger werdenden Anforderungen möglichst Schritt halte. Den drohenden, zum Teil leider bereits wirksam werdenden Gefahren zu steuern, erscheint es gebo ten, alle jene Kräfte, die an der Ausbildung des Ingenieurnachwuchses und an der Pflege techni scher Forschung Interesse und Anteil haben, zu einer Gesellschaft der Freunde der Montanistischen Hochschule in Leoben zusammenzufassen. Zweck einer solchen Gesellschaft soll sein, durch Fühlungnahme und Aussprache diese gegenseitigen Bedürfnisse und Forderungen kennenzulernen und jene unentbehrlichsten Mittel aufbringen zu helfen, die bei der Unmöglichkeit einer befriedigenden staat lichen Fürsorge beigestellt werden müssen. Wenn sich nicht alle beteiligten Kreise in kürze ster Zeit zusammenfinden, um durch Gründung der oben angedeuteten Gesellschaft die notwendige Fühlungnahme herzustellen und an der Bereitstel lung der Mittel mitzuarbeiten, müßten sich Wirkun gen einstellen, deren Schädigungen überaus groß wären. Deshalb sieht sich der vorläufig gebildete Aus schuß in Anlehnung an die bereits erfolgreich durch geführten Bestrebungen an deutschen Hochschulen gleicher Richtung veranlaßt, alle beteiligten Kreise hiedurch dringend einzuladen, an der gründenden Versammlung der Gesellschaft der Freunde der Montanistischen Hochschule Leoben am. 1 7. Juni 1922, 3 Uhr nachmittags, im Hochschulhauptge- bäude in Leoben teilnehmen zu wollen. “ Der vorbereitende Ausschuß: Apold Anton, Dr. mont. b.c., Ing., Generaldirektor der Steirischen Magnesit-Industrie A.-G., Wien. Bleckmann Walter, Gewerke, Mürzzuschlag. Böhler Otto, Dr.Ing., Direktor der Böhler-Werke, Wien.

Gesellschaft von Freunden der Montanuniversität Leoben · 2020. 9. 10. · Schraml Franz, Ing., dzt. Rektor magnificus, und das Professorenkollegium derMontanistischen Hoch schule

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Gesellschaft von Freunden der Montanuniversität Leoben

Erwin PLÖCKINGER, Hugo LENHARD-BACKHAUS und Herbert HIEBLER

Im Studienjahr 1921/22, einer Zeit großer wirt­schaftlicher Not, bildete sich auf Anregung des Pro­fessorenkollegiums der Montanistischen Hochschu­le unter dem damaligen Rektor Prof. Ing. Franz Schraml ein Ausschuß, dem namhafte Männer der Industrie und des Montanwesens aus Österreich, den Nachfolgestaaten der k.k. Monarchie und aus Deutschland angehörten. Dieser veröffentlichte als Ergebnis seiner Beratungen in der Montanistischen Rundschau 1922, Nr. 11, S. 250/51 folgende Verlaut­barung:

„Aufruf zur Teilnahme an der gründenden Versammlung der Gesellschaft der Freunde der Montanistischen Hochschule Leoben.“

„Die schw ere w irtschaftliche Lage d e r österrei­ch ischen Industrie erfordert e in en A u sbau u n d e in e Vertiefung d e r B ez ieh u n g en zw ischen Praxis, Un­terricht u n d Forschung. Es erschein t d a h e r e in e F ü h ­lu n g n ah m e m aß g eb en d er Vertreter d ieser R ichtun­gen u nen tbehrlich .

D ie verantw ortlichen Vertreter d es Unterrichts u n d d e r Forschu n g a n d e r M ontan istischen H och ­schu le in L eoben seh en m it schw erem Kum m er, d a ß d ie A u sbildu n g des N achw uchses sow ie d ie P flege u n d D u rch fü hru n g von A nregungen, d ie sich au s dem V erkehr zw ischen U nterricht u n d P rax is erge­ben, im m er schw ieriger w erden .

Zu g r o ß s in d d er M angel u n d d ie N otlage bereits gew orden , u n ter d en en d ie Institute d e r M ontanisti­sch en H och sch u le seit 1914 leiden .

D ie Industrie h a t von d iesem Z ustande m it um so g röß erer Sorge K enntn is g en om m en , a ls s ie selbst am lebhaftesten d a ra n interessiert ist, in d e r Zeit schw e­ren w irtschaftlichen R ingens d ie G ew ähr zu besit­zen , d a ß d ie D u rchbildu n g d es techn ischen N ach ­

w uchses m it d em im m er schw ierig er w erden den A n forderu n gen m öglichst Schritt halte.

D en d roh en d en , zu m Teil le id er bereits w irksam w erd en d en G efahren zu steuern, erschein t es g eb o ­ten, a lle j e n e Kräfte, d ie a n d e r A usbildung des In g en ieu rn ach w u ch ses u n d a n d e r P flege tech n i­sch er Forschu n g Interesse u n d A nteil haben , zu e in er G esellschaft d er F reu n d e d e r M ontan istischen H och sch u le in L eoben zu sam m en zu fassen .

Z w eck e in e r so lchen G esellschaft soll sein, du rch F ü h lu n g n ah m e u n d A u ssprache d iese gegenseitigen B edü rfn isse u n d F orderun gen k en n en z u lernen u n d j e n e unentbehrlichsten Mittel au fb rin g en zu helfen , d ie bei d e r U nm öglichkeit e in er b e fried igen den staat­lichen Fürsorge beigestellt w erden m üssen.

W enn sich n ich t a lle beteiligten K reise in kü rz e­ster Zeit zu sam m en fin d en , um du rch G ründung d e r ob en an gedeu teten G esellschaft d ie notw endige F ü h lu n g n ah m e herzustellen u n d a n d e r Bereitstel­lung d e r Mittel m itzuarbeiten , m ü ßten sich W irkun­gen einstellen, d eren S chäd igu n gen ü berau s g ro ß w ären .

D eshalb sieh t sich d e r vorläu fig g eb ild ete A us­s c h u ß in A n lehnu n g a n d ie bereits erfolgreich d u rch ­gefü hrten B estrebungen a n deu tschen H ochschu len g le ich er R ichtung veran laßt, a lle beteiligten K reise h ied u rch d r in g en d ein zu laden , a n d e r g rü n d en d en V ersam m lung d e r G esellschaft d e r F reu n d e d e r M ontanistischen H ochschu le L eoben am. 1 7. Ju n i 1922, 3 Uhr nachm ittags, im H ochschu lh auptge- b ä u d e in L eoben teilnehm en z u wollen. “

D er vorbereiten de A usschuß:A pold Anton, Dr. mont. b.c., Ing., G en erald irektor d e r Steirischen M agnesit-Industrie A.-G., Wien. B leckm a n n Walter, Gewerke, M ürzzuschlag. B öh ler Otto, Dr.Ing., D irektor d e r Böhler-W erke, Wien.

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C zerm ak Alois, D r.m ont.h .c., Ing., Z en trald irektor des W estböhm ischen B erg b au A. V, Aussig a.E. D rolz Hugo, D r.m ont.h .c., Ing., Bergrat, D irektor d e r B erg h au e d e r Berg- u n d H üttenw erksgesellschaft, M äh risch - O strau .F r ied län d er Eugen, G en era ld irek tor d e r B öh lerw er­ke, Wien.G ü n ther Georg, D r.techn. et m ont.h .c., Ing., G en e­ra ld irek tor d e r B erg- u n d H üttenw erksgesellschaft, Wien.G utm ann M ax, Ing.,Bergrat, Großindustrieller, Wien. H oefer-H eim halt H ans, D r.m ont.h .c., Ing., H ofrat,o .ö .P rofessor i.R., Wien.H om an -H erim berg Emil, D r.m ont.h .c., Ing., M ini­ster a.D ., P räsid en t d es In gen ieu r- u n d A rchitekten ­vereins usw., Wien.Lö c k e r H erm an n , D r.m ont.h .c., Ing., Z en tra ld irek­tor d e r N ord böh m isch en K ohlenw erksgesellschaft, B rüx.L orber F ran z, D r.m ont.h .c., H ofrat, o .ö .P rofessor1.R., Wien.N oot Hugo, Ing., Gewerke, Wien.Pengg H ans, D r.m ont.h .c., Ing., Gewerke, Thörl bei A flenz.Petersen Otto, Dr., Ing., Verein D eutscher E isenhüt­tenleute, D üsseldorf.P rein er Jo h a n n , D r.m ont.h .c., Ing., Bergrat, Werks­d irek tor d e r B öhlerw erke, K apfenberg .Schuster Friedrich , D r.techn .h .c., Ing., G en era ld i­rektor i.R., Wien.S on n en schein Adolf, D r.techn .h .c., Ing., G en era ld i­rektor d e r W itkow itzer B erg bau - u n d E isenhütten- G ew erkschaft, Witkowitz.S teiner R u d o lf Ing., G en era ld irek tor d e r G raz-K öf- la c h e r E isen bah n - u n d B ergbaugesellschaft, Graz. Vogler Albert, Dr., Ing., G eneraldirektor, D ortm und. Wüst Fritz, D r.m ont.h .c., Dr.phil., G eheim er Regie­rungsrat, em erit. P rofessor d e r T echn ischen H och ­sch u le A ach en , D irektor d es K a iser W ilhelm-Institu­tes f ü r E isenforschung.Z ah lb ru ckn er August, Ing., D irektor d er Österrei­chisch-A lp inen M ontan gesellschaft A.-G., Leoben. S chram l F ran z, Ing., dzt. R ektor m agnificus, u n d d as P rofessorenkollegium d er M ontanistischen H och­sch u le L eoben .

In der gut besuchten Gründungsversammlung am 17. Juni wurden der Vereinsname mit „Gesell­schaft von Freunden der Leobener Hochschule“ fest­gelegt, die im wesentlichen auch heute noch gülti­gen Satzungen (Bild 1) beschlossen und ein ge­schäftsführender Ausschuß gewählt.

Erster Vorsitzender war Ing. August Zahlbruck­ner, Direktor der Österr. Alpine-Montangesellschaft, sein Stellvertreter der Rektor der Montanistischen Hochschule, Prof. Franz Schraml.

Weiters wurde ein Ehrenausschuß bestellt, der die Aufgabe hatte, die Kontakte zwischen Praxis und Hochschule zu fördern. Eine große Anzahl ehemali­ger Hörer sowie auch außenstehende Persönlichkei­ten und Firmen bekundeten ihr Interesse an der Hochschule durch ihren Beitritt zur Gesellschaft. Am Ende des ersten Vereinsjahres zählte man 36 Ehren­mitglieder, 54 Stifter und 535 ordentliche Mitglieder.

Bild 1: Erstes Blatt der Satzungen vom 17. Juni 1922.

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Ende 1923 betrug die Anzahl der Mitglieder bereits 766.

Mit den Stiftergeldern von Einzelpersonen und Firmen, den Mitgliedsbeiträgen und Spenden konn­ten der Studienbetrieb aufrechterhalten und das W ei­terbestehen der H ochschule gesichert werden, obwohl die staatlichen Mittel fast ganz ausblieben. Bei Umrechnung auf die Goldparität ergibt sich, daß für das Jahr 1922 die Dotierung des Staates für die Hochschule nur 1/17 jener des Jahres 1913 betrug, und dies bei Verdoppelung der Hörer im Vergleich zur Vorkriegszeit. Die Einschränkung der Ausgaben für Gehälter, Beheizung und Beleuchtung auf das Al­lernotwendigste und die gänzliche Einstellung von Neuanschaffungen für Lehrkanzeln und die Biblio­thek waren die Folge.

Fachzeitschriften, Bücher und Geräte wurden in den ersten Jahren ausschließlich aus Mitteln der Gesellschaft von Freunden der Leobener Hochschu­le angeschafft. Nach Linderung der ärgsten Not wurden auch Forschungsarbeiten und Studienreisen des Lehrkörpers unterstützt.

Die Gesellschaft bemühte sich von Anfang an um enge Kontakte zwischen Wissenschaft und Pra­xis auch auf fachlicher Ebene. Ab 1923 wurden alljährlich ein- und mehrtägige Vortragsveranstal­tungen durchgeführt. Mitglieder des Professorenkol­legiums und Ingenieure aus Betrieben des In- und Auslandes referierten über Erkenntnisse der ange­wandten Wissenschaften und über neueste Entwick­lungen der Technik. Diesen Vortragsveranstaltun­gen schlossen sich fallweise auch praktische Übun­gen und Exkursionen an.

Diese Vortragsreihen wurden anfangs gemein­sam mit dem Leobener Verband - einer Vereinigung der Absolventen - und ab 1925, nach der Gründung des technisch-wissenschaftlichen Vereines „Eisen­hütte Österreich“, meist gemeinsam mit diesem ver­anstaltet. Alljährlich wurden mit der Hauptversamm­lung der Gesellschaft, Ende November/Anfang Dezember, auch zweitägige Herbsttagungen durch­gefühlt. Damit begründete die Gesellschaft von Freunden die Tradition der regelmäßigen Fachta­gungen der technisch-wissenschaftlichen Vereine

und der W eiterbildungsveranstaltungen an der Hochschule.

Ein weiteres Tätigkeitsfeld waren die Öffentlich­keitsarbeit und die Werbung für das Studium in Leoben. 1930 wurde eine 114 Seiten starke, reich bebilderte Werbeschrift „Die Montanistische Hoch­schule in Leoben“ in deutscher, englischer, französi­scher und spanischer Sprache im Eigenverlag der Gesellschaft von Freunden der Leobener Hochschu­le herausgegeben.

Seit der Stiftung im Jahre 1924 verwaltete die Gesellschaft auch das Höfer-Heimhalt-Reisestipen- dium, das alljährlich an bedürftige und würdige Studenten für geologische Exkursionen vergeben wurde. 1935 wurde ihr auch die Verwaltung eines allgemeinen Reisestipendiums für Studenten über­tragen. Dieses wurde durch Zusammenlegung der Max von Gutmann-, Emil Heyrowsky- und Franz von Sprung-Stipendien sowie der Kaiser-Franz-Josef- Jubiläums-Stipendienstiftung gebildet und aus Mit­teln der Gesellschaft aufgestockt. Durch die Abwer­tung der österreichischen Kronenwährung war das Kapital der einzelnen Stipendien fast vollständig verloren gegangen.

Durch die Wirtschaftskrise und die steigende Arbeitslosigkeit zu Beginn der 30er Jahre wurden die Mitgliedsbeiträge an die Gesellschaft zum Teil nicht mehr bezahlt. Bei weiterhin unzureichender staatli­cher Dotation der Hochschule eiwiesen sich in die­ser Zeit der Verein der Bergwerksbesitzer Öster­reichs, der Obersteirische Stahlwerksverband und der Verein der Montan-, Eisen- und Maschinenindu­striellen als verläßliche finanzielle Stützen. Damit konnten die notwendigen Mittel für den Unterrichts­betrieb weiterhin zur Verfügung gestellt und auch Bücher und Geräte angeschafft werden.

Die Existenz der Montanistischen Hochschule war jetzt aber vor allem durch die stark zurückgehen - de Zahl der Hörer in Frage gestellt. Diese negative Entwicklung führte schließlich dazu, daß mit Beginn des Wintersemesters 1934/35 der Erste Studienab­schnitt nach Graz verlegt wurde und die Hochschule als selbständige Lehranstalt ihr vorläufiges Ende fand.

Auch die Herbsttagung der Gesellschaft, wieder gemeinsam mit der „Eisenhütte Österreich“, und die

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Hauptversammlung am 1.12.1934 standen im Zei­chen dieses Ereignisses. Der bisherige Vorsitzende Ing. Dr.mont.h.c. August Zahlbruckner ersuchte von einer Wiederwahl Abstand zu nehmen. Zum neuen Vorsitzenden wurde Ing. Ferdinand Backhaus, G e­neraldirektor der Österreichischen Salinen, gewählt, zu seinem Stellvertreter der Dekan der Leobener Fakultät, Prof. Ing. Jo sef Fuglewicz. Man faßte außer­dem den Beschluß, Zuwendungen der Gesellschaft künftig nur an die in Leoben verbliebenen Lehrkan­zeln zu vergeben.

Trotz der teilweisen Verlegung des Lehrbetrie­bes nach Graz arbeitete die Gesellschaft in Leoben unbeirrt weiter und bemühte sich mit allen Kräften um die Wiedererrichtung der Hochschule in Leoben. Sie veranstaltete Vorträge mit Professoren und Prak­tikern, führte Exkursionen in Berg- und Hüttenbe­triebe durch und unterstützte mit namhaften Beträ­gen den Hochschulsport. Auch beim Österreichi­schen Bergmannstag 1937 stand sie in vorderster Reihe der Mitwirkenden.

In der Hauptversammlung des Jahres 1936 wurde der k.k. Minister a.D. Ing. Dr.mont.h.c. Emil Ho- mann-Herimberg in Nachfolge des 1935 verstorbe­nen Ing. Dr. mont.h.c. Ferdinand Backhaus zum Vor­sitzenden gewählt, der das besondere Ziel der Ge­sellschaft, die Wiedererrichtung der Hochschule in Leoben, bekräftigte. Die gemeinsamen Bemühun­gen mit dem Leobener Professorenkollegium führ­ten schließlich doch zum Erfolg. Die Montanistische Hochschule in Leoben wurde mit dem Studienjahr 1937/38 wiedererrichtet. Die Verdreifachung der Hörerzahl im ersten Jahrgang gegenüber dem Vor­jahr wurde in der Hauptversammlung am 4. Dezem­ber 1937 als schönste Rechtfertigung für die Bestre­bungen der Wiedererrichtung der Hochschule ange­führt. Von der Technischen Hochschule Graz wur­den die Bücher, Lehrmittel und Geräte, die seinerzeit nach Graz transferiert worden waren und durch die Inventarnummern als Besitz der Gesellschaft ausge­wiesen waren, zurückgefordert und den Leobener Lehrkanzeln wieder übergeben.

Mit dem Anschluß an das Deutsche Reich im Jahre 1938 und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges änderte sich auch vieles für die Gesellschaft. Ho­

mann-Herimberg legte am 27.4.1938 den Vorsitz nieder. Von diesem Zeitpunkt an wurden die Ge­schäfte vom Rektor als stellvertretenden Vorsitzen­den geführt. 1940 wurde die Gesellschaft vom Land­rat als aufgelöst erklärt und die Einziehung des Ver­mögens verfügt. Nach Einspruch des Rektors, Prof. Dr.-Ing. Ernst Bierbrauer, wurde die Auflösung je­doch mit Bescheid vom 15.3.1940 zurückgenom­men.

1944 wurde der Gesellschaft von der Förderer­gemeinschaft der Deutschen Industrie in Berlin ein Betrag von RM 100.000,- zur treuhändischen Ver­waltung übergeben. Diese große Summe sollte für die Förderung des akademischen Nachwuchses und für wissenschaftliche Arbeiten verwendet werden. Das nahende Kriegsende verhinderte den Einsatz dieser Mittel. Der Abschluß zum 31.12.1945 ergab dadurch einen Saldo von S 112.912,-; dazu kamen noch S 2.310,- aus der Höfer-Heimhalt-Stiftung.

In den ersten Nachkriegsjahren war durch die weitreichenden politischen, wirtschaftlichen und persönlichen Umwälzungen, die der verlorene Krieg mit sich brachte, eine geregelte Vereinsarbeit nicht möglich. Die Mitgliedsbeiträge und Spenden blieben aus, das Guthaben von der Förderergemeinschaft wurde entwertet und bestand zum Teil nur noch aus Bundesschuldverschreibungen. Im Jahre 1946 legte der seit 1934 tätige Säckelwart, Bergrat h.c. Ing. Dr.iur. Edmund Berndt, sein Amt zurück. Die Ver­einsmittel wurden danach vom langjährigen Schrift­führer, Berghauptmann Hofrat Ing. Karl Haiduk, verwaltet. In der Zeit des Wiederbeginns konnte der Hochschule damit tatkräftig geholfen werden. Der Bibliothek wurden S 2.500,- zur Verfügung gestellt, um neue Bücher und die wichtigsten Fachzeitschrif­ten bestellen zu können. Im Vergleich dazu betrug die Dotation des Bundesministeriums im Jahr 1947 nur S 500,-.

Für Instandsetzungsarbeiten am Hochschulge­bäude und für dringende Bedürfnisse der Lehrkan­zeln wurden S 10.000,- flüssig gemacht und der Österreichischen Hochschülerschaft S 15.000,- für den Ausbau des Studentenheimes überwiesen. Die­se rasche und unbürokratische Hilfe, um die sich Hofrat Ing. Karl Haiduk besonders verdient gemacht

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hatte, brachte bei der unsicheren Währungssituation die bestmögliche Nutzung der noch vorhandenen Mittel.

Am 14. April 1948 wurden die Herren des frühe­ren Vorstandes vom Rektor, Prof. Dipl.Ing. Dr.mont. Franz Platzer, zu einer Beratung über ein Wiederauf­leben der Gesellschaft von Freunden der Leobener Hochschule einberufen. Es wurde ein Proponenten­komitee gegründet, dem Bergrat h.c. Ing. Dr. Ed­mund Berndt, Bergrat h.c. Dipl.Ing. Dr.mont.h.c. Josef Oberegger, Rektor Prof. Dipl.Ing. Dr.mont. Franz Platzer und Prof. Dipl.Ing. Dr.mont. Richard Walzel angehörten. Dieses verlangte unter Vorlage der Satzungen von 1922 bei der Vereinsbehörde die Tilgung der irrtümlich erfolgten Löschung und eine Richtigstellung des Vereinsregisters, da die Gesell­schaft ihre Existenz niemals aufgegeben hatte. Dem wurde stattgegeben, und am 3. Dezember 1949 er­folgte in einer Hauptversammlung in der Aula der Montanistischen Hochschule die Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit. Zum Vorsitzenden des Aus­schusses wurde der Generaldirektor der Österr. Alpine-Montangesellschaft, Dipl.Ing. Dr.mont.h.c. Josef Oberegger, gewählt. In seiner Antrittsrede umriß er die Ziele der Gesellschaft mit Unterstützung der Hochschule bzw. deren Institute, Förderung größe­rer Exkursionen und Unterstützung der Studenten.

Die sofort einsetzende Mitgliederwerbung hatte zunächst nur mäßigen Erfolg, da die Kontakte zu den Absolventen im In- und Ausland abgerissen waren. Im Geschäftsbericht 1949/50 werden 276 Mitglieder, davon 27 Stifter, genannt. Die im Verhältnis zum Mitgliederstand wesentlich höheren Einzahlungen, insbesondere durch Stiftergelder und Spenden der österreichischen Berg- und Hüttenindustrie, wurden für Instandsetzungsarbeiten und zur Unterstützung einzelner Institute eingesetzt. Weiters wurde der Studentenschaft bei der Errichtung einer Mensa geholfen und die Veranstaltung der Internationalen Gebirgsdrucktagung in Leoben sowie die Veröffent­lichung der Tagungsberichte unterstützt.

In den folgenden Jahren erhöhte sich der Mit­gliederstand stetig. Die Mitgliedsbeiträge und Spen­den wurden alljährlich für Anschaffungen der Biblio­thek, für den Lehr- und Forschungsbetrieb der Insti­

tute und für die Unterstützung kultureller und sport­licher Belange der Studentenschaft verwendet.

Die Gesellschaft von Freunden der Leobener Hochschule hat auch zur Modernisierung der Ver­waltung an Österreichs Hochschulen beigetragen. Im Studienjahr 1955 wurde auf Betreiben des dama­ligen Rektors, Prof. Dipl.Ing. Dr.techn. Erich Schwarz- Bergkampf, für die Quästur eine Buchhaltungsma­schine angeschafft. Damit verfügte die Montanisti­sche Hochschule als erste Universität Österreichs über eine moderne Buchhaltung. Nach einer abwar­tenden Haltung und eingehenden Prüfung durch das Ministerium wurde das „Leobener Modell“ an allen Hohen Schulen Österreichs eingeführt. Für die Leo­bener Hochschule ergaben sich hieraus besondere Dotationen und der Ersatz der Anschaffungskosten für die Buchhaltungsmaschine.

Besondere Verdienste hat sich die Gesellschaft von Freunden um den Hochschulneubau erworben. Sie stellte die Mittel für die Vorplanung zur Verfü­gung und brachte die notwendigen Grundstück­transaktionen zwischen dem Bund und der Stadtge­meinde Leoben in Gang. Da nur die Montanistische Hochschule rechtzeitig solch fundierte Vorarbeiten vorweisen konnte, wurden von der Regierung die für Universitäts-Neubauten vorgesehenen Gelder, un­ter Zurückreihung anderer Projekte, für Leoben flüs­sig gemacht. Ein weiteres Hindernis für den Neubau konnte durch die Ablöse des alten Studentenheimes am Buchmüllerplatz und die vorübergehende Über­nahme der Kaufkosten des Baugrundes für ein neues Studentenheim am Murw eg beseitigt werden.

So hat die Gesellschaft von Freunden seit ihrer Gründung im Jahr 1922 ihren Beitrag zum Bestand und den Ausbau der Leobener Hochschule geleistet und auf schnellem und direktem Wege Forschung und Lehre sowie die Belange der Studentenschaft tatkräftig unterstützt.

Als im Jahre 1975 mit der Einführung des Univer- sitäts-Organisations-Gesetzes die Leobener Hoch­schule die Bezeichnung „Montanuniversität“ erhielt, wurde auch der Name der Gesellschaft geändert, die sich seither „Gesellschaft von Freunden der Montan­universität Leoben“ nennt. Ihre Aufgaben und Ziele sind aber die gleichen geblieben.

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Bild 2: Jährliche Zuwendungen an die Montanuniversität.

Obwohl die Mitglieder nach Ablauf jedes Ver­einsjahres über Tätigkeit sowie Einnahmen und Ausgaben der Gesellschaft unterrichtet werden, wird nur wenigen bekannt sein, daß die Summe der jähr­lichen Zuwendungen an die Montanuniversität seit dem Jahre 1975 rund 3,5 Mio. Schilling beträgt. Im Bild 2 ist die Höhe dieser Zuwendungen in den einzelnen Jahren dargestellt. Mit diesen haben die Freunde satzungsgemäß Hilfe gegeben, wenn die staatlichen Mittel nicht ausreichten. Im besonderen seien die Beihilfen für die Abhaltung von Tagungen und Symposien in Leoben, für Kongreßbesuche im Ausland, für die Öffentlichkeitsarbeit der Universi­

tät, für den Universitätschor und das Orchester, für kulturelle und sportliche Belange, für kurzzeitige Überbrückungen im Personalbereich, für die An­schaffung von Geräten an einzelnen Instituten und für Lehrbeauftragte zu nennen. Schließlich wurde als Ansporn für besondere Leistungen auf künstleri­schem oder sportlichem Gebiet in der Hauptver­sammlung 1979 der „Roland-Mitsche-Preis“ gestiftet, der alle zwei Jahre an einen Studenten oder ande­ren Angehörigen der Montanuniversität verliehen wird.

All diese Leistungen waren und sind nur mög­lich, weil eine große Zahl von Mitgliedern - zum

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Stichtag 1.9.1989 waren es 976 - die Ziele der Gesell­schaft mit ihren Beiträgen unterstützen und damit auch die enge Verbundenheit mit ihrer Alma mater Leobiensis zum Ausdruck bringen. Ihnen gebührt der Dank ebenso wie den Mitgliedern des Ausschus­ses, die von der Hauptversammlung gewählt, ehren­amtlich den Verein führen. Stellvertretend für alle seien nachstehend die Vorsitzenden, Säckelwarte und Schriftführer namentlich genannt:

VORSITZENDE:

SÄCKELWARTE:

1922-1934 Ing. Dr.mont.h.c.Ferdinand BACKHAUS

1934-1946 Bergrat h.c. Dipl.Ing. Dr.iur.Edmund BERNDT

1946-1948 Hofrat Dipl.Ing. Karl HAIDUK1949-1954 Bergrat h.c. Dipl.Ing. Dr.iur.

Edmund BERNDT 1954-1959 Dipl.Ing. Heinrich ASIMUS 1959-1977 Dipl.Ing.

Hugo LENHARD-BACKHAUS 1977-1987 Dipl.Ing. Dr.mont. Hans LAIZNER

1922-1934 Ing. Dr.mont.h.c. 1987- Hofrat Hon.Prof. Dipl.Ing. Dr.iur.August ZAHLBRUCKNER Karl STADLOBER

1934-1935 Ing. Dr.mont.h.c.Ferdinand BACKHAUS SCHRIFTFÜHRER:

1936-1938 Ing. Dr.mont.h.c.Emil HOMAN N-HERIMBERG 1922-1948 Hofrat Dipl.Ing. Karl HAIDUK

1949-1969 Bergrat h.c. Dipl.Ing. Dr.mont.h.c. 1949-1959 Dipl.Ing.Jo sef OBEREGGER Hugo LENHARD-BACKHAUS

1970-1972 Bergrat h.c. Dipl.Ing. 1959-1962 Prof. Dipl.Ing. Friedrich PERZWalter LANDRICHTER 1962-1965 Prof. Dr.-Ing. Ernst BIERBRAUER

1973-1976 Bergrat h.c. Dipl.Ing. Dr.-Ing. 1965-1984 Prof. Dipl.Ing. Dr.mont.Jo sef FREHSER Herbert TRENKLER

1977- tit.Ao.Univ.Prof. Dipl.Ing.chem. 1984-1987 Prof. Dipl.Ing. Dr.mont.Dipl.Ing.mont. Dr.mont. Franz JEGLITSCHDr.mont.h.c. 1987- Prof. Dipl.Ing. Dr.mont.Erwin PLÖCKINGER Herbert HIEBLER.

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„Aufnahme des Fridauschen Pudlingswerkes zu Tonawitz“. Zeichnung des Studenten Anton Hörner, Hüttenkurs 1854. Universitätsbibliothek, Sign. 751/1854-1855.