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Indien werden weiter wachsen, werden aber zunehmend Schwierigkeiten haben, das bis- herige Wachstum fortzuschreiben.Als eines der größten globalen Risiken schätzen die Autoren der Studie darum die Möglichkeit ein, dass sich China und Indien zunehmend in die Quere kommen können – insbeson- dere in ihrer Jagd nach Ressourcen. Von harter Konkurrenz bis bewaffneten Aus- einandersetzungen ist hier alles möglich. Die Denker des NIC analysieren nüch- tern und ohne Alarmismus, und doch schleicht sich ein dunkelgrauer Ton in ihre Prognose. Als Szenario erscheint eine cha- otische »Welt ohne Westen« – also ohne strukturierende hegemoniale Weltmacht – am Wahrscheinlichsten, mit mehreren auf- strebenden neuen »Welt«-Mächten, die im Extremfall auch noch miteinander in Kon- flikt geraten können. Europa wird weiter in sich verstrickt sein und zudem einen wach- senden Anteil seines Reichtums für die al- ternde Bevölkerung aufbringen müssen, mit allen Wohlstandsverlusten, die das im- pliziert. Japan sitzt am absteigenden Ast. Russland hat in der Vergangenheit zu we- nig in Human Ressources investiert, was sich in zunehmenden Maße rächt, und wird mehr und mehr von ethnischen Konflikten geprägt sein – da die slawische Bevölke- rung schrumpft und die nichtrussischen Ethnien nicht länger die zweite oder dritte Geige spielen wollen. All das ist möglich. Freilich, wir wissen schon aufgrund vergangener Prognosen: Es kommt nie, wie man glaubt. Dennoch ist das Dokument des NIC eine inspirierende Lektüre. Mag es uns auch nicht mit Sicher- heit sagen, wie die Welt wird, informiert es in jedem Fall über die gegenwärtigen Ten- denzen der Welt, wie sie ist. Mit denen ist es wie mit dem Wald- sterben, vor dem mit Recht gewarnt wurde, und das gerade deshalb nicht eintrat: Man muss sie kennen, wenn man dafür sorgen will, dass Negativszenarien nicht Wirklich- keit werden. (Die Prognose des NIC ist abrufbar un- ter: http://www.dni.gov/nic/NIC_global- trend2020.html) DAS THEMA NG|FH 3|2009 55 NG/FH: Hans Jonas hat die These formu- liert, dass die moderne wissenschaftlich- technische Zivilisation zunehmend Fern- wirkungen produziert, die sie selbst zwar nicht mehr ohne Weiteres kontrollieren kann, die aber existenzgefährdend sein können. Ist diese Diagnose noch gültig? Claus Offe: Hans Jonas’Langstrecken-Ethik von 1979 mit dem »ökologischen Impera- tiv« und dem damals aktuell werdenden Gedanken der Nachhaltigkeit hat mir nie besonders eingeleuchtet. Aus meiner Sicht geht es, jedenfalls heute, um die Frage, wie sich Gesellschaften unseres Typs mit politi- schen (und weniger mit »ethischen«) Mit- teln davor schützen können, ihre eigenen physischen und ihre moralischen Bestands- bedingungen zu verletzen. NG/FH: Hans Jonas hat daraus die Schluss- folgerung gezogen, dass wir, wenn wir ver- Gespräch mit Claus Offe »Der Verfall von Staatskapazität bereitet mir Sorge« Claus Offe (geb. 1940) gehört seit seiner Emeritierung an der HU Berlin im Jahr 2005 zum Lehrkörper der Hertie School of Governance. Der Professor für Politi- sche Soziologie erörtert im Gespräch mit Thomas Meyer unter anderem die Frage, ob heutige Gesellschaften noch fähig sind, ihre Zukunft zu gestalten.

Gespräch mit Claus Offe »Der Verfall von Staatskapazität

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Indien werden weiter wachsen, werden aberzunehmend Schwierigkeiten haben, das bis-herige Wachstum fortzuschreiben.Als einesder größten globalen Risiken schätzen dieAutoren der Studie darum die Möglichkeitein, dass sich China und Indien zunehmendin die Quere kommen können – insbeson-dere in ihrer Jagd nach Ressourcen. Vonharter Konkurrenz bis bewaffneten Aus-einandersetzungen ist hier alles möglich.

Die Denker des NIC analysieren nüch-tern und ohne Alarmismus, und dochschleicht sich ein dunkelgrauer Ton in ihrePrognose. Als Szenario erscheint eine cha-otische »Welt ohne Westen« – also ohnestrukturierende hegemoniale Weltmacht –am Wahrscheinlichsten, mit mehreren auf-strebenden neuen »Welt«-Mächten, die imExtremfall auch noch miteinander in Kon-flikt geraten können. Europa wird weiter insich verstrickt sein und zudem einen wach-senden Anteil seines Reichtums für die al-ternde Bevölkerung aufbringen müssen,mit allen Wohlstandsverlusten, die das im-pliziert. Japan sitzt am absteigenden Ast.

Russland hat in der Vergangenheit zu we-nig in Human Ressources investiert, was sichin zunehmenden Maße rächt, und wirdmehr und mehr von ethnischen Konfliktengeprägt sein – da die slawische Bevölke-rung schrumpft und die nichtrussischenEthnien nicht länger die zweite oder dritteGeige spielen wollen.

All das ist möglich. Freilich, wir wissenschon aufgrund vergangener Prognosen:Es kommt nie,wie man glaubt.Dennoch istdas Dokument des NIC eine inspirierendeLektüre. Mag es uns auch nicht mit Sicher-heit sagen, wie die Welt wird, informiert esin jedem Fall über die gegenwärtigen Ten-denzen der Welt, wie sie ist.

Mit denen ist es wie mit dem Wald-sterben, vor dem mit Recht gewarnt wurde,und das gerade deshalb nicht eintrat: Manmuss sie kennen, wenn man dafür sorgenwill, dass Negativszenarien nicht Wirklich-keit werden.

(Die Prognose des NIC ist abrufbar un-ter: http://www.dni.gov/nic/NIC_global-trend2020.html)

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NG/FH: Hans Jonas hat die These formu-liert, dass die moderne wissenschaftlich-technische Zivilisation zunehmend Fern-wirkungen produziert, die sie selbst zwarnicht mehr ohne Weiteres kontrollierenkann, die aber existenzgefährdend seinkönnen. Ist diese Diagnose noch gültig?

Claus Offe: Hans Jonas’Langstrecken-Ethikvon 1979 mit dem »ökologischen Impera-tiv« und dem damals aktuell werdenden

Gedanken der Nachhaltigkeit hat mir niebesonders eingeleuchtet. Aus meiner Sichtgeht es, jedenfalls heute, um die Frage, wiesich Gesellschaften unseres Typs mit politi-schen (und weniger mit »ethischen«) Mit-teln davor schützen können, ihre eigenenphysischen und ihre moralischen Bestands-bedingungen zu verletzen.

NG/FH: Hans Jonas hat daraus die Schluss-folgerung gezogen, dass wir, wenn wir ver-

Gespräch mit Claus Offe

»Der Verfall von Staatskapazität bereitet mir Sorge«

Claus Offe (geb. 1940) gehört seit seiner Emeritierung an der HU Berlin im Jahr2005 zum Lehrkörper der Hertie School of Governance. Der Professor für Politi-sche Soziologie erörtert im Gespräch mit Thomas Meyer unter anderem die Frage,ob heutige Gesellschaften noch fähig sind, ihre Zukunft zu gestalten.

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antwortlich handeln wollen, verpflichtetsind, mögliche Fernwirkungen unseres jet-zigen Handelns zu imaginieren und jed-wedes Handeln zu unterlassen, das nichtverantwortbare Fernwirkungen erzeugenkann. Dieses Prinzip, so gut begründet esist, hat im politischen Bereich keine Freun-de gefunden.Woran liegt das?

Offe: Es liegt daran, dass die Lehre vonJonas gänzlich unpolitisch ist. Politisch ge-

sehen haben wir es mit Problemen zu tun,die sich nicht aus Gründen der »Technik«in einer fernen Zukunft eventuell zutragenkönnten, sondern die in der Jetzt-Zeit zumGreifen nahe sind. Sie stehen buchstäblichin der Tageszeitung: Klimawandel, Finanz-krisen und militärische Konflikte der Art,wie sie in Gaza und Afghanistan stattfin-den. Und was die lange Frist angeht: Wirmüssten heute in der Lage sein, die Wei-chen so zu stellen, dass wir nicht aufs fal-sche Gleis rollen. Aber das können wirnicht, weil wir aktuell (Stichwort »Arbeits-plätze«) erst einmal mit öffentlichen Mit-teln die Automobilindustrie samt ihrennotorischen Überkapazitäten aufpäppelnmüssen.

NG/FH: Nun gibt es aber auch problemati-sche Fernwirkungen, die schon eingetretensind und von denen man weiß, dass sie sichverschärfen werden. Der Klimawandel istdas anschaulichste Beispiel. Haben moder-ne Gesellschaften denn überhaupt das Po-tenzial in ihrem Erkenntnisvermögen, aberauch in ihrem politischen Handeln mitdieser Art von Problemen umzugehen, diesie doch fortwährend erzeugen?

Offe: Was fehlt ist wohl weniger das »Wis-sen« über problematische Handlungsfol-gen, sondern eher das politische »Kön-nen«, das erforderlich wäre sie abzuwen-

den. Der Engpass liegt nicht bei der Prog-nose, sondern bei dem, was manchmal alsState Capacity bezeichnet wird. ModerneGesellschaften sind sich selbst gegenübereigentümlich machtlos, d.h. nicht einmalfähig, auch nur für die nächsten zwei Jahrezielorientiert zu agieren. Immer kommtetwas in die Quere, was uns nötigt, diePrioritäten neu zu sortieren.Wer hätte z.B.vor zwei Jahren gedacht, dass sich die poli-tischen Systeme der westlichen Welt vom

Finanzkapital so vor sich hertreiben las-sen, wie das heute der Fall ist? Ist das nichtein gigantischer Akt der Geiselnahme bzw.Lösegelderpressung, dem sich Staat undPolitik ausgesetzt sehen und dem alles an-dere, zum Beispiel so eherne Zielgrößenwie Haushaltsstabilisierung und »Wieder-erlangung der haushaltspolitischen Sou-veränität« zum Opfer fallen?

NG/FH: Nun gibt es aber doch immer wie-der eine Reihe von wichtigen Szenarienund Prognosen, z.B. den Meadows-Reportüber die Grenzen des Wachstums aus den70er Jahren, die die folgende Entwicklungoffenbar entscheidend beeinflusst haben.Können Prognosen und Szenarien nichtdoch politische Diskurse verändern undauch Weichen künftigen Handelns neustellen?

Offe: Ja, sie haben Aufmerksamkeit ge-weckt, weil sie von damals sich regendengrünen politischen Kräften aufgegriffenworden sind. Der Meadows-Report istauch von anderen Kräften aufgegriffenworden, denen das Alibi willkommen war,das ihnen der Report für die bevorstehen-den mageren Jahre mit Stagnation undArbeitslosigkeit ab 1973 bot. So wurde dasfaktisch Absehbare gewissermaßen als dasökologisch-moralisch Gebotene ausgege-ben und veredelt.

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» Das Verhältnis von Politik, Wissenschaft und Prognosen hat mit einer prag-matisch bestimmten Wechselwirkung zwischen Können und Wollen zu tun.«

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NG/FH: Ist es nicht eine Art paradoxerIntervention, wenn etwas projiziert undmit scheinbarer Exaktheit ausgerechnetwird, von dem eigentlich klar ist, dass eseben so nicht kommen wird, eben weil esentgegen gerichtetes Handeln auslöst unddas gerade deswegen so ausgerechnet wird,damit es nicht so kommt.

Offe: Genau. Das ist eine mögliche heil-same Wirkung pessimistischer Prognosen:Weil sie für wahr genommen werden, wer-den sie im Ergebnis unwahr gemacht. Dassetzt aber wiederum voraus, dass die politi-schen Kräfte zugegen sind, welche die Vo-raussage durchkreuzen können. In Abwe-senheit solcher Kräfte können aber auchganz andere Reaktionen eintreten: Rettesich, wer kann! Oder: Wir können sowiesonichts machen! So ist es eher bei den ak-tuellen Prognosen über die mittelfristigeEntwicklung von Wachstum und Beschäf-tigung.

NG/FH: Was ist aus sozialwissenschaft-licher Sicht von solchen politischen Szena-rien zu halten, wenn man auf deren Grund-lage eine mögliche Zukunft entwirft undversucht, sie für politisches Handeln nutz-bar zu machen?

Offe: Prognosen sind ohnehin mit sehrvielen Fragezeichen besetzt. Das kann da-zu führen, dass sie überhaupt nicht ernstgenommen werden und die Prognostikerdaraufhin in Schweigen verfallen – wie zurZeit ein großer Teil unserer Wirtschafts-Weisheit. Ich denke, dass das Verhältnisvon Politik, Wissenschaft und Prognosender erwähnten Art mit einer pragmatischbestimmten Wechselwirkung zwischenKönnen und Wollen zu tun hat. DieseWechselwirkung folgt der Logik: Wereinen dicken Hammer in der Hand hat,dem erscheint die Welt so, als bestünde sieaus lauter Nägeln. Und umgekehrt! Der-jenige, dem nur ein unbedeutendes Häm-merchen zur Verfügung steht – will sagen:

der sich und anderen politisch realis-tischerweise nichts zutrauen kann – derverfällt leicht in fatalistische Fügsamkeit,die Obama mit seinem »yes, we can!« zubannen versucht hat. Wir werden sehen,mit welchem dauerhaften und so dringlichwünschenswerten Erfolg. Falls der aus-bleibt, desavouiert sich die Politik als ge-triebener Akteur – getrieben, sei es vonden Naturgewalten des Weltmarktes, sei esvon den Kontingenzen innenpolitischerKräftekonstellationen.

NG/FH: Ist das nicht ein Risiko für die De-mokratie?

Offe: Das kann man wohl sagen! Demo-kratie ist immer angewiesen nicht nur aufegalitäre und inklusive Partizipation, son-dern ebenso auf organisierte politischeHandlungsfähigkeit. Ein Staat, der in sei-nem Handlungsvermögen darauf be-schränkt wäre, über Maße und Gewichtesowie über die Namen von Straßen zu ent-scheiden, kann kein demokratischer sein.

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Der Verfall von Staatskapazität bereitet mirin der Tat Sorge – ebenso wie jenem wach-senden Teil unserer Mitbürger, der auf dieevidente Schwäche der öffentlichen Gewaltmit Zynismus und einem Gefühl der eige-nen Machtlosigkeit reagiert.

NG/FH: Ist da die Zivilgesellschaft gefor-dert oder hat die Beschränkung der Hand-lungsfähigkeit auch sie erfasst?

Offe: Es gibt mittlerweile bis an die Grenzedes politischen Kitsches reichende Lob-preisungen der Zivilgesellschaft – viel bil-lige Tröstung ist dabei und auch Spekula-tion auf »staatsentlastende« Nützlichkeit!Als ob diese Zivilgesellschaft, allein, aufsich gestellt, ohne politische Förderung ge-rade dort etwas auszurichten vermöchte,wo es an ökonomischen Rechten und so-zialer Sicherheit fehlt! Für letztere benöti-gen wir eine intakte und leistungsfähigeStaatsgewalt bzw.heute zusätzlich suprana-tionale Entscheidungskapazität, um wich-tige Entwicklungen – soziale, ökonomi-sche, bildungspolitische, ökologische –zum Besseren wenden zu können. Dazuwerden wir nicht ohne staatliche Politikauskommen.

NG/FH: Es gibt offenbar drei Gründe fürdie Begrenztheit von Zukunftsplanung.Erstens: den kognitiven, denn sicherer Er-kenntnisgewinn über künftige Entwick-lungen ist unvermeidlich schwer bis un-möglich. Zweitens: den sachlichen, dennmoderne Gesellschaften und die natür-liche Umwelt zeichnen sich durch hoheKomplexität der Wechsel- und Rückwir-kungen ihrer Entwicklung aus. Drittens:die stets begrenzten institutionellen Kapa-zitäten von Gesellschaft und Politik. Wiekönnen unter diesen Umständen halbwegsrealistische Lösungsmöglichkeiten für dieAbwendung existenzieller Krisen durch un-beherrschte Fernwirkungen unseres Han-delns im politisch-institutionellem Bereichaussehen?

Offe: Vielleicht könnte die Politik ihre Rol-le wiederfinden, indem sie aufhört ihrenKlienten in unglaubwürdiger Weise Fort-schrittspfade in die Zukunft in Aussicht zustellen. Statt dessen muss sie damit anfan-gen, Schwellenwerte, Minima, unverzicht-bare Mindestwerte zu definieren und zugewährleisten, die z.B. die Altersarmut vonHinterbliebenen ebenso ausschließen wiedie Bildungsarmut von Migrantenkin-dern.Was ausgeschlossen werden muss, istdie Möglichkeit von – und damit die läh-mende Angst vor – anders als durch staat-liche Politik nicht beherrschbare (abervon ihr durchaus beherrschbare!) Lebens-risiken individueller und kollektiver Art.Die Finanzmarktkrise ist das aktuelleBeispiel. Durch staatliche Regulierungmuss zu verhindern sein, dass so etwaswieder vorkommen kann; das bedeutet,dass es bestimmte Arten von potenziellkrisenursächlichen Finanzmarktgeschäf-ten einem supranational durchgesetztenVerbot unterliegen. Dasselbe gilt für Auf-gaben der ökologischen Katastrophenvor-sorge. Der Fortschritt bestünde dann dar-in, dass die Politik individuell und kollek-tiv unerträgliche Rückschläge unwahr-scheinlicher machte.

NG/FH: Was ist dann noch die Rolle politi-scher Programme für die Zukunftsgestal-tung?

Offe: Eine ernst zu nehmende Program-matik muss versuchen, die für die Realisie-rung der genannten »Vermeidungsziele«erforderlichen politischen Handlungska-pazitäten zurückzugewinnen. Eine politi-sche Programmatik, die einzelnen Klien-tengruppen Besserungen verspricht (demMittelstand billige Kredite und der »Ge-neration Praktikum« sozialen Aufstieg),ist jedenfalls weniger überzeugend als ei-ne Art von Programmatik, die glaubwürdigjene Art von Sicherheit in Aussicht stellt,die für eine minimale Krisenfestigkeit aufindividueller und kollektiver Ebene sorgt.

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