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40 FREITAG, 7. NOVEMBER 2014 NORDWESTSCHWEIZ KULTUR «Ich habe aus vielen Quellen getrunken und sehe mich als Vertreter all dieser Strömungen.» Gilberto Gil, brasilianischer Musiker Zweimal Antonin Dvorak: einmal kurz und einmal lang. Anders gesagt: Das Coop-Sinfoniekonzert begann mit dem 1891 komponierten «Karneval» und schloss mit der zwei Jahre danach in New York entstandenen 9. Sinfonie «From the New World». Zwischen den beiden Dvo- raks erklang Mozarts A-Dur-Violinkonzert (KV 291) mit dem jungen Solisten Benja- min Beilman. Dass daraus ein spannen- der, uneingeschränkt hörenswerter Kon- zertabend wurde, war zum einen dem polnischen Gastdirigenten Michal Neste- rowicz und dem Sinfonieorchester Basel zu verdanken, und zum andern dem in Chicago, Philadelphia und bei Christian Tetzlaff in Kronberg zum Geiger ausgebil- deten Beilman. Der «Karneval» ist die zweite von drei Programmmusiken zum Thema «Natur, Leben und Liebe», wobei das «Leben» sich in den Prager Karneval stürzt, sich dabei in einem wilden Furiant kurz aus- tobt, um gleich danach wieder zur Besin- nung zu kommen und im «Poco tranquil- lo» und vor allem im «Andantino con mo- to» an «böhmischen Volkes Weise» (Rai- ner Maria Rilke) zu erinnern, die das Herz schwer macht. 10 Minuten als Vorspiel zu den später folgenden 45 – das war die rechte Einstimmung. Doch dazwischen Mozarts fünftes und letztes Violinkonzert, in dem jeder Solist beweisen muss, was er kann; genau ge- sagt, ob er Mozart verstanden hat. Wer nun dem jungen Amerikaner Beilman zu- hörte, muss ohne Einschränkungen zuge- ben: Er hat ihn verstanden. Was an sei- nem Spiel faszinierte, war die geglückte Balance, ja Übereinstimmung von geigeri- scher Bravour und empfindsamer Kanta- bilität. Immer erneut fand er – auch dank des auf sein Spiel genau hörenden Or- chesters – zu einer singenden Intimität, die das hörbar machte, was wir Mozarts himmlische Klarheit nennen. Dass er gei- gend alles um sich herum ausblenden kann, bewies er auch in der Zugabe, dem Adagio aus Bachs g-Moll-Sonata-I (BWV 1001), die er so in sich versunken spielte, als mache er das gerade für sich. Höchst beeindruckend! Meisterwerk meisterlich gespielt Dann, Dvoraks «Great Symphony ‹From the New World› about the salient Beau- ties . . . and inspired by Indian Music». Über die Vor- und Nachgeschichte dieser 9. Sinfonie ist alles gesagt, und was ihre Wiedergabe im Coop-Sinfoniekonzert be- trifft, bleibt zu wiederholen, was schon die Hörer der Uraufführung am 16. De- zember 1893 in New York empfanden: Vom ersten bis zum letzten Takt begeis- ternde, spannende Musik, die alle Erwar- tungen erfüllt: mitreissenden Elan und an- rührende Liedhaftigkeit. Kein Zweifel: Der präzise dirigierende Nesterowicz wusste genau, was er wollte, nämlich das explodierende amerikani- sche (?) Pathos und die böhmische Inner- lichkeit; schön, dass das Sinfonieorches- ter ihm dabei bereitwillig und engagiert folgte. Dass diese «Music from the New World» ihrem Wesen nach eine aus der Alten Welt ist, macht sie auch für uns selbst nach 120 Jahren zum beglückenden Hörerlebnis. Langer intensiver Beifall für ein wunderbares Konzert. Sinfoniekonzert Das Sinfonie- orchester Basel brillierte unter Michal Nesterowicz mit Musik aus der Alten und Neuen Welt. Eine bis zum letzten Takt spannende Musik VON NIKOLAUS CYBINSKI Der präzise dirigie- rende Michal Neste- rowicz wusste, was er wollte, nämlich das explodierende amerikanische Pa- thos und die böhmi- sche Innerlichkeit. Ein Schnapsglas brachte einst am Tre- sen einer verrauchten Kneipe in Leip- zig den Schweizer Schriftsteller Tho- mas Hürlimann und die Frau, in die er sich auf den ersten Blick verliebt hatte, zusammen. Als er sie sah und ihm au- genblicklich bewusst geworden war: «sie und keine andere», bestellte er vor Schreck einen Schnaps. Kaum stand das Glas vor ihm, schob er es von sich weg; er wollte sich in diesem wichtigen Moment nicht betrinken. Genau diese Geste löste auch bei ihr, Katja, eine Verliebtheit aus. Sie evozierte die Erin- nerung an ihren ersten Geliebten, der sich bei der ersten Begegnung genau wie Hürlimann verhalten hatte. «Aus diesem Glas schäumte Unendlichkeit», sagte Hürlimann gestern Abend in sei- ner Eröffnungsrede des internationalen Literaturfestivals Buch Basel. Jedes Ding weist über sich selbst hin- aus, in jedem Bruchstück steckt das Ganze, in jedem Menschen alle Zeiten. Um solche Gedanken kreiste Hürli- manns Rede im Volkshaus. Er sprach über die Kraft von Objekten – im Le- ben, in der Kunst, in der Literatur. Und über den Fetisch. Darin seien die Frau- en den Männern überlegen; in diesem Punkt sei Freud falsch gelegen. Wörter aus der Dunkelheit Rilke, der grosse Dichter, habe dem Bildhauer Rodin als Privatsekretär ge- dient, um zu lernen, wie man «Dinge aus dem Dunkeln evoziert». Rodin meisselte seine Skulpturen aus Stein, Rilke Wörter aus dem Dasein. «Evocare deorum» komme aus einer Paxis in der Antike: Die Belagerer einer Stadt hätten zuerst die Götter der Belagerten her- ausgelockt; erst dann war die Stadt ein- nehmbar. Hürlimann lockte das Publi- kum mit einer lustigen Anekdote aus der Reserve, nahm es dann mit einer anspruchsvollen Rede ein. Um die Götter – Carl Spittelers «Olympischer Frühling» habe ihn ins- piriert – war es zuvor auch dem Basler Rapper Black Tiger gegangen: «Posei- don macht e Selfie, mit em I-Phone, är will e Held si». Spoken-Word-Künstle- rin Daniela Dill berief sich auf Robert Walsers «Der Teich». Und Jürg Kien- berger las zwischen dem «Amore- Spiel» auf Wassergläsern, Klaviereinla- gen und einem Auftritt als Bauchla- den-Verkäufer aus Walsers «Lektüre für Minuten». «Das Leben macht uns gut, aber nicht die Bücher», steht dar- in. Das dürfte bei diesem Publikum auf den gewünschten Widerspruch stos- sen. Ebenso bei der Leiterin des Litera- turfestivals, Katrin Eckert. Es seien oft die Autoren, welche die Wirklichkeit am gründlichsten verstünden, indem sie diese in Fiktion verwandelten, be- rief sie sich auf den Autoren Natsuki Ikezawa, der kürzlich im Literaturhaus gelesen hat. Nun werden bis Sonntagabend rund 110 Veranstaltungen an 30 Orten gebo- ten – am Literaturfestival Basel, dieser grössten Fetischmesse des Landes, wie Thomas Hürlimann sie nannte. Denn Bücher, erinnerte er, seien auch nur Objekte. «Die grösste Fetischmesse des Landes» VON SUSANNA PETRIN Buch Basel Der Autor Thomas Hürlimann objektivierte in seiner Eröffnungsrede die Literatur Der Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann hielt gestern Abend am Literaturfestival die Eröffnungsrede. ROLAND SCHMID m Literaturfestival Basel emp- fehle ich die heutige Veranstal- tung mit Massimo Carlotto zum ‹Brennpunkt Italien›. Warum? Den Krimi-Autor, präsentiert vom aus- gezeichneten Italienkorrespondenten Massimo Agostinis, würde ich gern kennenlernen. Aber vor allem scheint es mir gerade für den Wirtschafts- standort Basel eminent wichtig, besser zu verstehen, was sich in diesen Jahren in Italien abspielt. Denn in der aktuel- len Krise Europas hängt alles davon ab, A ob, wie rasch und wie gut es gelingt, die unterschiedlichen Kulturen und Gesellschaften des europäischen Nor- dens und des Südens nicht nur formal- rechtlich, sondern substanziell auf ei- nen Nenner zu bringen. Nachdem die Schweiz über Jahrhunderte vom euro- päischen Nord-Süd-Gefälle profitiert hat, ist es höchste Zeit, dass wir unsere Position als trennend-verbindendes Zwischenglied nutzen, um zwischen den Polen zu vermitteln. Mindestens in Basel müssten wir begriffen haben, in welchem Mass auch das Schicksal un- seres Landes vom Gelingen der ge- samteuropäischen Integration ab- hängt. Auf Missstände hinzuweisen, ist das eine. Doch wie lassen sie sich über- winden? Mit dieser Frage im Hinter- kopf würde ich das Gespräch der bei- den Massimos gern verfolgen. Leider kann ich nicht dabei sein.» ROLF NIEDERHAUSER, AUTOR Lesen Sie morgen weitere Buch-Basel- Tipps von zehn Kulturschaffenden. Was Kulturschaffende ans Literaturfestival treibt TIPPS AUS LEIDENSCHAFT

Gilberto Gil, «Die grösste Fetischmesse des Landes»d69b824e-5e0c-46c1-8... · FREITAG, 7. NOVEMBER 2014 NORDWESTSCHWEIZ 40 KULTUR «Ich habe aus vielen Quellengetrunken und sehe

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Page 1: Gilberto Gil, «Die grösste Fetischmesse des Landes»d69b824e-5e0c-46c1-8... · FREITAG, 7. NOVEMBER 2014 NORDWESTSCHWEIZ 40 KULTUR «Ich habe aus vielen Quellengetrunken und sehe

40FREITAG, 7. NOVEMBER 2014 NORDWESTSCHWEIZ

KULTUR«Ich habe aus vielen Quellengetrunken und sehe michals Vertreter all dieserStrömungen.»Gilberto Gil, brasilianischer Musiker

Zweimal Antonin Dvorak: einmal kurzund einmal lang. Anders gesagt: DasCoop-Sinfoniekonzert begann mit dem1891 komponierten «Karneval» undschloss mit der zwei Jahre danach in NewYork entstandenen 9. Sinfonie «From theNew World». Zwischen den beiden Dvo-raks erklang Mozarts A-Dur-Violinkonzert(KV 291) mit dem jungen Solisten Benja-min Beilman. Dass daraus ein spannen-der, uneingeschränkt hörenswerter Kon-zertabend wurde, war zum einen dempolnischen Gastdirigenten Michal Neste-

rowicz und dem Sinfonieorchester Baselzu verdanken, und zum andern dem inChicago, Philadelphia und bei ChristianTetzlaff in Kronberg zum Geiger ausgebil-deten Beilman.

Der «Karneval» ist die zweite von dreiProgrammmusiken zum Thema «Natur,Leben und Liebe», wobei das «Leben»sich in den Prager Karneval stürzt, sichdabei in einem wilden Furiant kurz aus-tobt, um gleich danach wieder zur Besin-nung zu kommen und im «Poco tranquil-lo» und vor allem im «Andantino con mo-to» an «böhmischen Volkes Weise» (Rai-ner Maria Rilke) zu erinnern, die das Herzschwer macht. 10 Minuten als Vorspiel zuden später folgenden 45 – das war dierechte Einstimmung.

Doch dazwischen Mozarts fünftes undletztes Violinkonzert, in dem jeder Solistbeweisen muss, was er kann; genau ge-sagt, ob er Mozart verstanden hat. Wer

nun dem jungen Amerikaner Beilman zu-hörte, muss ohne Einschränkungen zuge-ben: Er hat ihn verstanden. Was an sei-nem Spiel faszinierte, war die geglückteBalance, ja Übereinstimmung von geigeri-scher Bravour und empfindsamer Kanta-bilität. Immer erneut fand er – auch dankdes auf sein Spiel genau hörenden Or-chesters – zu einer singenden Intimität,die das hörbar machte, was wir Mozartshimmlische Klarheit nennen. Dass er gei-gend alles um sich herum ausblendenkann, bewies er auch in der Zugabe, demAdagio aus Bachs g-Moll-Sonata-I (BWV1001), die er so in sich versunken spielte,als mache er das gerade für sich. Höchstbeeindruckend!

Meisterwerk meisterlich gespieltDann, Dvoraks «Great Symphony ‹From

the New World› about the salient Beau-ties . . . and inspired by Indian Music».

Über die Vor- und Nachgeschichte dieser9. Sinfonie ist alles gesagt, und was ihreWiedergabe im Coop-Sinfoniekonzert be-trifft, bleibt zu wiederholen, was schondie Hörer der Uraufführung am 16. De-zember 1893 in New York empfanden:Vom ersten bis zum letzten Takt begeis-ternde, spannende Musik, die alle Erwar-tungen erfüllt: mitreissenden Elan und an-rührende Liedhaftigkeit.

Kein Zweifel: Der präzise dirigierendeNesterowicz wusste genau, was er wollte,nämlich das explodierende amerikani-sche (?) Pathos und die böhmische Inner-lichkeit; schön, dass das Sinfonieorches-ter ihm dabei bereitwillig und engagiertfolgte. Dass diese «Music from the NewWorld» ihrem Wesen nach eine aus derAlten Welt ist, macht sie auch für unsselbst nach 120 Jahren zum beglückendenHörerlebnis. Langer intensiver Beifall fürein wunderbares Konzert.

Sinfoniekonzert Das Sinfonie-orchester Basel brillierte unterMichal Nesterowicz mit Musikaus der Alten und Neuen Welt.

Eine bis zum letzten Takt spannende Musik

VON NIKOLAUS CYBINSKI

Der präzise dirigie-rende Michal Neste-rowicz wusste, waser wollte, nämlichdas explodierendeamerikanische Pa-thos und die böhmi-sche Innerlichkeit.

Ein Schnapsglas brachte einst am Tre-sen einer verrauchten Kneipe in Leip-zig den Schweizer Schriftsteller Tho-mas Hürlimann und die Frau, in die ersich auf den ersten Blick verliebt hatte,zusammen. Als er sie sah und ihm au-genblicklich bewusst geworden war:«sie und keine andere», bestellte er vorSchreck einen Schnaps. Kaum standdas Glas vor ihm, schob er es von sichweg; er wollte sich in diesem wichtigenMoment nicht betrinken. Genau dieseGeste löste auch bei ihr, Katja, eineVerliebtheit aus. Sie evozierte die Erin-nerung an ihren ersten Geliebten, dersich bei der ersten Begegnung genauwie Hürlimann verhalten hatte. «Ausdiesem Glas schäumte Unendlichkeit»,sagte Hürlimann gestern Abend in sei-ner Eröffnungsrede des internationalenLiteraturfestivals Buch Basel.

Jedes Ding weist über sich selbst hin-aus, in jedem Bruchstück steckt dasGanze, in jedem Menschen alle Zeiten.Um solche Gedanken kreiste Hürli-manns Rede im Volkshaus. Er sprachüber die Kraft von Objekten – im Le-ben, in der Kunst, in der Literatur. Undüber den Fetisch. Darin seien die Frau-en den Männern überlegen; in diesemPunkt sei Freud falsch gelegen.

Wörter aus der DunkelheitRilke, der grosse Dichter, habe dem

Bildhauer Rodin als Privatsekretär ge-dient, um zu lernen, wie man «Dingeaus dem Dunkeln evoziert». Rodinmeisselte seine Skulpturen aus Stein,Rilke Wörter aus dem Dasein. «Evocaredeorum» komme aus einer Paxis in derAntike: Die Belagerer einer Stadt hättenzuerst die Götter der Belagerten her-ausgelockt; erst dann war die Stadt ein-nehmbar. Hürlimann lockte das Publi-kum mit einer lustigen Anekdote ausder Reserve, nahm es dann mit eineranspruchsvollen Rede ein.

Um die Götter – Carl Spittelers«Olympischer Frühling» habe ihn ins-piriert – war es zuvor auch dem BaslerRapper Black Tiger gegangen: «Posei-don macht e Selfie, mit em I-Phone, ärwill e Held si». Spoken-Word-Künstle-rin Daniela Dill berief sich auf RobertWalsers «Der Teich». Und Jürg Kien-berger las zwischen dem «Amore-Spiel» auf Wassergläsern, Klaviereinla-gen und einem Auftritt als Bauchla-den-Verkäufer aus Walsers «Lektürefür Minuten». «Das Leben macht uns

gut, aber nicht die Bücher», steht dar-in. Das dürfte bei diesem Publikum aufden gewünschten Widerspruch stos-sen. Ebenso bei der Leiterin des Litera-turfestivals, Katrin Eckert. Es seien oftdie Autoren, welche die Wirklichkeitam gründlichsten verstünden, indemsie diese in Fiktion verwandelten, be-rief sie sich auf den Autoren NatsukiIkezawa, der kürzlich im Literaturhausgelesen hat.

Nun werden bis Sonntagabend rund110 Veranstaltungen an 30 Orten gebo-ten – am Literaturfestival Basel, diesergrössten Fetischmesse des Landes, wieThomas Hürlimann sie nannte. DennBücher, erinnerte er, seien auch nurObjekte.

«Die grösste Fetischmesse des Landes»VON SUSANNA PETRIN

Buch Basel Der Autor Thomas Hürlimann objektivierte in seiner Eröffnungsrede die Literatur

Der Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann hielt gestern Abend am Literaturfestival die Eröffnungsrede. ROLAND SCHMID

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m Literaturfestival Basel emp-fehle ich die heutige Veranstal-tung mit Massimo Carlotto

zum ‹Brennpunkt Italien›. Warum?Den Krimi-Autor, präsentiert vom aus-gezeichneten ItalienkorrespondentenMassimo Agostinis, würde ich gernkennenlernen. Aber vor allem scheintes mir gerade für den Wirtschafts-standort Basel eminent wichtig, besserzu verstehen, was sich in diesen Jahrenin Italien abspielt. Denn in der aktuel-len Krise Europas hängt alles davon ab,

A ob, wie rasch und wie gut es gelingt,die unterschiedlichen Kulturen undGesellschaften des europäischen Nor-dens und des Südens nicht nur formal-rechtlich, sondern substanziell auf ei-nen Nenner zu bringen. Nachdem dieSchweiz über Jahrhunderte vom euro-päischen Nord-Süd-Gefälle profitierthat, ist es höchste Zeit, dass wir unserePosition als trennend-verbindendesZwischenglied nutzen, um zwischenden Polen zu vermitteln. Mindestens inBasel müssten wir begriffen haben, in

welchem Mass auch das Schicksal un-seres Landes vom Gelingen der ge-samteuropäischen Integration ab-hängt. Auf Missstände hinzuweisen, istdas eine. Doch wie lassen sie sich über-winden? Mit dieser Frage im Hinter-kopf würde ich das Gespräch der bei-den Massimos gern verfolgen. Leiderkann ich nicht dabei sein.»

ROLF NIEDERHAUSER, AUTOR

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