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unfte Vorlesung, 18. M¨ arz 2010, Inhalt Gleichungssysteme Die Folien der vierten Vorlesung sind, weil großteils noch nicht behandelt,hier noch- mal enthalten: Matrizenrechnung Lineare Gleichungssysteme: Einf¨ uhrung, L¨ osbarkeit, MATLAB-Befehle, Fehler- Empfindlichkeit Neue Folien (21–26): Iterative Verfahren: Jacobi, Gauß-Seidel, SOR 1

Gleichungssystemeinstitute.unileoben.ac.at/amat/lehrbetrieb/num/vl-skript/... · 2010-03-17 · Fu¨nfte Vorlesung, 18. M¨arz 2010, Inhalt Gleichungssysteme Die Folien der vierten

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Funfte Vorlesung, 18. Marz 2010, Inhalt

GleichungssystemeDie Folien der vierten Vorlesung sind, weil großteils noch nicht behandelt,hier noch-mal enthalten:

• Matrizenrechnung

• Lineare Gleichungssysteme: Einfuhrung, Losbarkeit, MATLAB-Befehle, Fehler-Empfindlichkeit

Neue Folien (21–26):

• Iterative Verfahren: Jacobi, Gauß-Seidel, SOR

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Lineares Gleichungssystem in n Gleichungen und Unbekannten.

a11 x1 + a12 x2+ . . . +a1n xn = b1a21 x1 + a22 x2+ . . . +a2n xn = b2... ... ...an1 x1 + an2 x2+ . . . +ann xn = bn

In Matrixschreibweise: Ax = b .

Gleichungssysteme lassen sich in Matrix-Schreibweise ubersichtlich

und pragnant formulieren.

Machen Sie sich mit den Bezeichnungen und Regeln der Matrizen-

rechnung vertraut!

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Einheitsmatrix, Inverse und Transponierte

Die 3×3-Einheitsmatrix. Wichtige Ei-genschaft: A · I = I ·A = A

I =

1 0 00 1 00 0 1

Ein recht simples Beispiel:Das Magische Quadrat der Ordnung 3

M =

8 1 63 5 74 9 2

Die Inverse von M . Wichtige Eigen-schaft: M ·M−1 = M−1 ·M = I

M−1 =1

360

53 −52 23−22 8 38−7 68 −37

Die transponierte Matrix MT

MT =

8 3 41 5 96 7 2

MATLAB: eye(3), m=magic(3), inv(m), m’

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Matrix-Algebra: Produkt von Matrizen

A ·B = C

Element cij ist (Skalar-)Produkt der i-ten Zeile von A mit der j-ten

Spalte von B.

A : (ℓ×m)-Matrix

B : (m× n)-Matrix

C : (ℓ×m) · (m× n) → (ℓ× n)-Matrix

Spaltenanzahl von A und Zeilenanzahl von B mussen ubereinstimmen!

Im Allgemeinen nicht kommutativ: A ·B 6= B ·A!

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Matrizenrechnung in MATLAB

A’ Matrixtransposition AT

A+B, A-B Matrixaddition, -subtraktionA.*B, A./B elementweise Multiplikation, Division

A*B Matrixmultiplikation

A/B sehr schrage Schreibung:”Division“ A ·B−1

A\B noch schrager:”Division“ A−1 ·B

Wichtiger Befehl: x=A\b liefert Losung des Gleichungssystems

A · x = b

(aber nicht in der Form x = A−1 ·b, sondern durch Gauß-Elimination.

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Gleichungssysteme: Aufgabenstellung

Eine der wichtigsten Aufgaben bei technisch-wissenschaftlichen Berechnungen istdas Losen linearer Gleichungssysteme.

Ax = b gegeben: A,b. gesucht: Vektor x

AX = B allgemeiner: B und X konnen auch Matrizen sein

XA = B diese Schreibweise kommt selten vor

Die Matrix A ist oft quadratisch und man sucht eine eindeutige Losung.

Ist A eine m×n-Matrix mit m > n (mehr Zeilen als Spalten, d.h. mehr Gleichungenals Unbekannte): uberbestimmtes System, man kann Losung mit kleinsten Fehler-

quadrat suchen.

Ist m < n: unterbestimmtes System. Gesucht: ein- oder mehrparametrige Losungs-

schar

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Einige wichtige Themen bei großen linearen Gleichungssystemen

Rechenzeit und Speicherplatz: Speicherbedarf fur volle Matrix ∼ O(N2), Rechenzeit∼ O(N3)

Uber-, unterbestimmte oder schlecht konditionierte Systeme: Eindeutige Losungnicht moglich oder extrem fehlerempfindlich.

Dunn besetzte Matrizen: Oft sind nur wenige % der Matrixelemente 6= 0. SpezielleDatenstrukturen und Algorithmen benotigen signifikant weniger Speicherplatz undRechenzeit.

Direkte Verfahren sind Varianten des Gaußschen Eliminationsverfahrens (LR-Zerlegung,Cholesky-Zerlegung). Ublich bis n ≈ 1000.

Iterative Verfahren finden schrittweise verbesserte Naherungslosungen. Ublich nurfur dunn besetzte Matrizen, ab n ≈ 10.000.

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Fallunterscheidungen bei Gleichungssystemen

Vorubung: eine Gleichung, eine Unbekannte

Die lineare Gleichung

ax = b a, b gegeben, x gesucht

• hat eine eindeutige Losung genau dann, wenn a 6= 0

• unendlich viele Losungen genau dann, wenn a = b = 0

• keine Losung genau dann, wenn a = 0, b 6= 0

Bei Systemen linearer Gleichungen treten diese Falle in ganz ahnlicher

Weise auf.

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Zwei Gleichungen, zwei Unbekannte

[

1 23 4

]

·

[

xy

]

=

[

12

]

eindeutige Losungx = 0y = 1/2

[

1 23 6

]

·

[

xy

]

=

[

13

]

∞ viele Losungenx = 0, 1, 2, 3, . . .y = 1/2, 0 −1/2, −1, . . .

[

1 23 6

]

·

[

xy

]

=

[

12

]

keine Losung

Die Determinante determiniert: Im ersten Fall ist detA 6= 0,

in den anderen beiden Fallen ist detA = 0

9

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Gleichungssysteme Ax = b mit quadratischer Matrix

Ein lineares Gleichungssystem mit quadratischer n× n-Matrix ist

• genau dann eindeutig losbar, wenn rangA = n (det(A) 6= 0).Andernfalls gibt es

• keine eindeutige (wenn rangA = rang[A,b]), oder

• uberhaupt keine Losung (wenn rangA 6= rang[A,b]).

Der Fall det(A) 6= 0 ist (algebraisch) gleichbedeutend mit

• Alle n Zeilen von A sind linear unabhangig (ebenso die Spalten).

• rang(A) = n Wissen Sie, was der Rang einer Matrix ist?

• A ist nichtsingular, A ist regular

MATLAB: x=A\b findet die eindeutige Losung, falls detA 6= 0

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Sonderfall 1 bei singularer quadratischer Matrix , det(A) = 0

A =

1 2 34 5 67 8 9

,b =

123

Die Zeilen von A sind linear abhangig:A(3, :) = 2A(2, :)−A(1, :)

Dieselbe Abhangikeit gilt auch, wenn man die rechteSeite miteinbezieht

Wenn Matrix und erweiterte Matrix gleichen Rang haben,

rangA = rang[A,b] = k < n, dann hat das System eine

(n− k)-parametrige Losungsschar.

x =

−1/3+ z2/3− 2z

z

In diesem Beispiel: rangA = rang[A,b] = 2,daher (3− 2) = 1-parametrige Losungsschar;z ist freier Parameter

MATLAB: x=A\b gibt eine Warnung. Findet (manchmal) eine Losung, in der moglichstviele Komponenten = 0 sind. Fur dieses Beispiel x1 = −1

3, x2 = 2

3, x3 = 0

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Sonderfall 2 bei singularer quadratischer Matrix , det(A) = 0

A =

1 2 34 5 67 8 9

,b =

124

Die Zeilen von A sind linear abhangig. Das gilt abernicht mehr fur die erweiterte Matrix [A,b].

Das Doppelte von Gl. 2, minus Gl. 1 liefert Gl. 3 mitanderer rechter Seite −→ Widerspruch!

Wenn der Rang der Matrix ungleich dem Rang der erweiterten Matrix

ist, rangA 6= rang[A,b], dann hat das System keine (exakte) Losung.

MATLAB: x=A\b gibt eine Warnung. Findet keine Losung, oder eine

”Losung“ mit vollig falschen Zahlenwerten.

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MATLAB-Befehle fur quadratische Systeme Ax = b

x=A\b berechnet mit einem Eliminationsverfahren

• fur nichtsingulare Matrizen die eindeutige Losung.

• fur singulare Matrizen, wenn eine Losungsschar existiert, manchmal eine Losungmit moglichst vielen Null-Komponenten,

• fur singulare Matrizen, wenn keine Losung existiert, meistens Unsinn.

x=pinv(A)*b berechnet mit Hilfe der Pseudoinversen

• fur nichtsingulare Matrizen mit unnotig hohem Aufwand die eindeutige Losung.

• fur singulare Matrizen, wenn eine Losungsschar existiert, eine Losung mit mi-nimaler 2-Norm.

• fur singulare Matrizen, wenn keine Losung existiert, die”am wenigsten falsche

Losung“ : jene, fur die der Rest-Vektor r = Ax− b am kleinsten ist. Kleinste-

Quadrate-Losung ‖Ax− b‖2 → min!

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MATLAB-Befehle fur quadratische Systeme Ax = b

rank(A) und rank([A,b]) geben MATLABs Meinung zum Rang von

Matrix und erweiterter Matrix.

Linear unabhangige Matrixzeilen konnen durch beliebig kleine Anderungen in den

Koeffizienten (z. B. aufgrund von Rundungsfehlern) abhangig werden. Rangbestim-

mung ist daher numerisch heikel und von einer Fehlertoleranz abhangig. MATLABs

rank-Funktion verwendet Singularwertzerlegung, ein aufwendiges, aber verlassliches

Verfahren.

rref([A,b]) berechnet mit einem speziellen Eliminationsverfahren (Gauß-

Jordan) eine reduzierte Treppenform des Systems (reduced row eche-

lon form), aus der alle Losungsfalle abgelesen werden konnen.

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Beispiele zu rref

A =

1 1 11 2 31 3 6

, b =

2361114

, rref([A,b]) =

1 0 0 00 1 0 80 0 1 15

Eindeutige Losung; links die Einheitsmatrix, rechts der Losungsvektor.

A =

2 3 4 53 5 7 94 7 10 135 9 13 17

, b =

1111

, rref([A,b]) =

1 0 −1 −2 20 1 2 3 −10 0 0 0 00 0 0 0 0

Zwei Nullzeilen in Matrix und erweiterter Matrix: Rang = n-2, zweiparametrigeLosungsschar: wahle x3 und x4 beliebig, bestimme x1 und x2 aus den ersten beidenGleichungen.

x1 = 2+ x3 +2x4, x2 = −1− 2x3 +3x4

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Mit derselben Matrix wie vorhin, aber anderer rechter Seite

A =

2 3 4 53 5 7 94 7 10 135 9 13 17

, b =

1110

, rref([A,b]) =

1 0 −1 −2 00 1 2 3 00 0 0 0 10 0 0 0 0

Zwei Nullzeilen in Matrix, aber nur eine in erweiterter Matrix: keine Losung.

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Gleichungssysteme nicht durch Multiplikation mit Inverser losen!

Die Gleichung 7x = 13 losen Sie ja auch nicht, indem sie zuerst

7−1 = 0,1429 berechnen und dann x = 0,1429 ∗ 13 auswerten.

Sie formen die Gleichung naturlich um und rechnen x = 13/7.

MATLABs Befehl fur Gleichungslosen ist \ und nicht inv( ).

In MATLAB differieren inv(7)*13 und 7\13 um −2,2204 · 10−16.

Berechnung der Inversen und anschließende Multiplikation ist sehr viel

rechenaufwandiger und anfalliger gegen Rundungsfehler als direktes

Gleichungslosen!

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Fehlerempfindlichkeit, Konditionszahl

Die Konditionszahl κ(A) einer Matrix A misst fur das Gleichungssysten

Ax = b, wie empfindlich der relative Fehler von x von kleinen relativen

Anderungen in A und b abhangt.

‖δx‖

‖x‖≤ κ(A)

(

‖δA‖

‖A‖+

‖δb‖

‖b‖

)

mit κ(A) = ‖A‖‖A−1‖

Der relative Fehler in x kann also κ(A) mal großer als der relative

Fehler in A und b sein.

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Determinante, Rang und Konditionszahl

Das Kriterium detA 6= 0 fur die Losbarkeit eines Gleichungssystems ist nur beiMatrizen mit wenigen Zeilen und kleinen ganzzahligen Elementen angebracht. An-sonsten konnen Rundungsfehler das Ergebnis verfalschen. MATLAB-Beispiel:A=gallery(’rosser’) liefert 8× 8-Matrix, det(A)=-13017 (korrekt ware 0!).

Der Rang einer Matrix wird in MATLAB numerisch verlasslicher berechnet. DasKriterium rangA = n ist besser geeignet, um Losbarkeit festzustellen. Im obigenBeispiel rechnet MATLAB (korrekt): rank(A)=7

Die Konditionszahl lasst besser abschatzen, ob eine Matrix singular oder nahezusingular ist. MATLAB liefert cond(A)=4.7886e+016. Bei 16-stelliger Genauigkeit be-deutet das: A ist numerisch singular!

Der MATLAB-Operator \ zum Gleichungslosen macht automatisch eine Schatzungder reziproken Konditionszahl und liefert Warnung.

>> A\bWarning: Matrix is close to singular or badly scaled.

Results may be inaccurate. RCOND = 5.654224e-017.

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Konditionszahl, Beispiel 4× 4 Hilbertmatrix H

H =

1 12

13

14

12

13

14

15

13

14

15

16

14

15

16

17

, H−1 =

16 −120 240 −140−120 1200 −2700 1680240 −2700 6480 −4200−140 1680 −4200 2800

Zeilensummennorm von Matrix und Inverser:

‖H‖∞ = 2,08; ‖H−1‖∞ = 13620; κ(H) = 28375

Storungen in den Daten werden ≈ 28000-fach verstarkt.

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4× 4 Hilbertmatrix H, rechte Seite b = (1,1,1,1)T

Exakte Losung ist

x =

−460

−180140

Andere das Element h44: addiere 1/1000. Losung andert sich auf

x =

1,15789−1,89474−25,263236,8421

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Losungsverfahren fur lineare Gleichungssysteme

Direkte Verfahren sind Varianten des Gaußschen Eliminationsver-

fahrens (LR-Zerlegung). Ublich bis n ≈ 10.000 Unbekannten.

Direkte Verfahren sind allgemeiner anwendbar und rechnen zu-

meist schneller, sofern die Matrix im schnell zuganglichen Speicher

des Rechners Platz hat.

Iterative Verfahren finden schrittweise verbesserte Naherungslosun-

gen. Ublich fur n ≫ 10.000.

Iterative Methoden sind nur fur spezielle Matrixtypen anwendbar,

die beispielsweise bei partiellen Differentialgleichungen auftreten.

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Jacobi-Verfahren

salopp: Lose jede Gleichung nach ihrem Diagonal-Term auf, setze

Startwerte ein, iteriere.

Komponentenweise Schreibung (3× 3-Beispiel)

x1 = (b1 − a12x2 − a13x3)/a11

x2 = (b2 − a21x1 − a23x3)/a22

x3 = (b3 − a31x1 − a32x2)/a33

Matrix-Schreibweise: Jacobi-Verfahren entsteht aus Fixpunkt-Iteration

A = D + E, Ax = b umformen −→ x = D−1(b− Ex)

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Weitere Schreibweisen des Jacobi-Verfahrens

Schreibung mit Indizes umstandlich und unubersichtlich; nicht merken!

fur i = 1, . . . , n

x(k+1)i =

bi −i−1∑

j=1

aijx(k)j −

n∑

j=i+1

aijx(k)j

/aii

Matlab ubersichtliche Matrix-Schreibweise

D=diag(diag(A)); E = A-D;

x = D\(b-E*x);

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Konvergenz des Jacobi-Verfahrens

Das Jacobi-Verfahren konvergiert bei Gleichungssystemen mit stark

diagonaldominanter Matrix fur beliebige Startwerte zur exakten Losung.

Eine n× n-Matrix A = (aij) ist stark diagonaldominant, wenn

|aii| >n∑

j=1,j 6=i

|aij| fur i = 1,2, . . . , n

Weil Matrizen aus Anwendungen das oft nicht erfullen, gibt es allge-

meinere Fassungen der Konvergenzbedingung. Trotzdem:

Jacobi-Verfahren konvergiert in der Regel viel zu langsam fur prakti-

schen Einsatz!

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Iterationsschritt des Gauß-Seidel-Verfahrens

salopp: Im Prinzip wie das Jacobi-Verfahren, nur: setze neue Werte,

soweit verfugbar, schon im aktuellen Schritt ein.

Matrix-Schreibweise (L ist Diagonale + Eintrage darunter in A)

setze A = L+ E, iteriere x(k+1) = L−1(b− Ex

(k))

Komponentenweise Schreibung umstandlich und unubersichtlich; nicht merken!

fur i = 1, . . . , n : x(k+1)i =

bi −

i−1∑

j=1

aijxj(k+1) −

n∑

j=i+1

aijx(k)j

/aii

Matlab ubersichtliche Matrix-Schreibweise

L = tril(A) ; E = A-L;x = L\(b-E*x);

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Iterationsschritt des SOR-Verfahrens

salopp: Jeweils neuer Naherungswert zuerst als Zwischenresultat y(k+1)i aus Gauß-

Seidel-Schritt; endgultiger Naherungswert durch Extrapolation (Uberrelaxation) ausalter Naherung und Zwischenresultat.

Matrix-Schreibweise: Analog zu Jacobi- und Gauß-Seidel-Verfahren; ersetze dort Dbzw. L durch L+ (1

ω− 1)D.

Komponentenweise Schreibung umstandlich und unubersichtlich; nicht merken!

fur i = 1, . . . , n

y(k+1)i =

bi −

i−1∑

j=1

aijx(k+1)j −

n∑

j=i+1

aijx(k)j

/aii

x(k+1)i = ωy(k+1)

i + (1− ω)x(k)i

Theorie: 1 ≤ ω < 2, eher in der Nahe von 2. Fur ω = 1 reduziet sich SOR aufGauß-Seidel.

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