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Handreichung zum Lehrplan Katholische Religion für das achtjährige Gymnasium im Saarland Lernstrang: »Neues Testament« Klassenstufe 6: Gleichnisse erarbeitet von Annette Theis herausgegeben von der Lehrplankommission Katholische Religion für das achtjährige Gymnasium im Saarland Saarbrücken, im Juli 2007

Gleichnisse · Gleichnisse Seite 3 Denkanstoß Gleichnisse sind nicht uneigentliche Rede, die der Übersetzung in ein ande-res Sprachspiel bedürfte, sondern wollen ganz im Sinne

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Handreichung zum Lehrplan Katholische Religion für das achtjährige Gymnasium im Saarland

Lernstrang: »Neues Testament«

Klassenstufe 6:

Gleichnisse

erarbeitet von

Annette Theis

herausgegeben von der Lehrplankommission Katholische Religion

für das achtjährige Gymnasium im Saarland

Saarbrücken, im Juli 2007

Gleichnisse

Seite 2

Herausgeber: Lehrplankommission Katholische Religion für das achtjährige Gymnasium im Saarland

Bestelladresse: Bischöfliches Generalvikariat Trier - Schulabteilung - Hinter dem Dom 1 54920 Trier Telefon: 0651 71 05 - 300 Fax: 0651 - 71 05 - 420

Impressum

Gleichnisse

Seite 3

Denkanstoß

Gleichnisse sind nicht uneigentliche Rede, die der Übersetzung in ein ande-res Sprachspiel bedürfte, sondern wollen ganz im Sinne der »absoluten Me-tapher« verstanden werden. Sie bilden nicht einfach eine schon vermessene Wirklichkeit ab, sondern eröffnen neue Wege, erlauben kreative Deutungen und sind darin prinzipiell unabschließbar. Daraus folgt, dass die geläufige Unterscheidung von Bild– und Sachhälfte endgültig aufzugeben ist. Denn wenn das Gleichnis »absolute Metapher« ist, also nicht die bildliche Einklei-dung einer Sache, die so, wie sie ins Bild »gekleidet« werden kann, auch oh-ne Bild aussagbar ist, kann das, was hier zu sagen ist, gar nicht anders als in der metaphorischen Sprache des Gleichnisses gesagt werden. »Der in den Gleichnissen zur Sprache kommende Inhalt darf also nicht von der Form, in welcher er ausgesagt wird, getrennt werden ... Die in den Gleichnissen zur Sprache kommende Wahrheit selbst verlangt diese Form ... Jesus von Nazareth hat nicht in Gleichnissen gesprochen, weil er eine Wirkung erzielen wollte, sondern weil das Gottesreich, das er verkündigte, eine Wahrheit ist, die gar nicht ‘an sich’ besteht, sondern wesentlich auf das Einverständnis des Hörers abzielt ... Der mit dieser Einheit zusammenhängende Abschied von der Unterscheidung in Bild und Sache ergibt weiter, dass die Suche nach einem tertium comparationis aufzugeben ist. Es gibt kein Drittes, das zwischen dem Gleichnis und der Basileia vermittelt. Vielmehr ist die Basileia nur im Gleichnis und als Gleichnis da. Daraus ergibt sich wiederum die Unübersetzbarkeit der Gleichnisse; eine Regel, die streng gewahrt werden muss ... Die Unübersetzbarkeit der Gleichnisse stellt die Interpretation vor das Problem, wie diese − als begriffliche Sprache − die metaphorische Eigenart der Gleichnisse angemessen zum Zuge bringen kann.« [...] Das heißt: Unser Unterricht handelt nicht über das Gleichnis, sondern schießt die Erzählung auf, führt in sie hinein, lässt aus der Handlung her-aus Frage, Widerspruch oder Verständnis wachsen, aber meidet es prinzi-piell, das Gleichnis jemals durch ein »Thema« zu ersetzen.

Hubertus Halbfas

Halbfas, Hubertus (2001): Religionsunterricht in der Grundschule / Hubertus Halbfas. Düsseldorf: Patmos (Lehrerhandbuch 3), 547- 548.

Gleichnisse

Seite 4

Inhalt

Gleichnisse - Intentionen und Materialien 5

M1 Wenn die Menschen Haifische wären 7

M1 Hinweise zum Einsatz 8

M2 Das Gleichnis vom verlorenen Schaf 9

M2 Hinweise zum Einsatz 10

M2 | M3 Hinweise zum Einsatz (2. Stunde) | Lernerfolgskontrolle 11

M2 | M4 Hinweise zum Einsatz (2. Stunde) | Folienvorlage zum Gleichnis 12

M5 Das Gleichnis vom verlorenen Sohn 13

M6 Rembrandt: Die Heimkehr des verlorenen Sohnes 14

M5 | M6 Hinweise zum Einsatz 15

M7 Das Gleichnis vom unbarmherzigen Gläubiger 16

M7 Hinweise zum Einsatz 17

M8 Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg 18

M8 Hinweise zum Einsatz 19

M9 Merkmale von Gleichnissen: Das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner 20

M9 Hinweise zum Einsatz 21

M10 Gleichnisse - Geschichten mit versteckten Botschaften Arbeitsblatt für die Gruppenarbeit

22

M11 Ergebniskontrolle der Gruppenarbeit 22

M10 | M11 Hinweise zum Einsatz 23

M12 Gleichnisse - Bilder vom Reich Gottes 24

M12 Hinweise zum Einsatz 25

M13 Lernerfolgskontrolle 26

M13 Hinweise zum Einsatz 27

M14 Das Gleichnis vom Sämann 28

M14 Hinweise zum Einsatz 29

M15 Die Blinden und der Elefant 30

M15 Hinweise zum Einsatz 31

Literaturhinweise 32

Gleichnisse

Seite 5

INTENTION VERBINDLICHER INHALT

MATERIAL SEITEN

1. Gleichnisse als entfaltete Meta-phern begreifen und ihre Wirkungen entdecken

Gleichnis als ERZÄHLTE METAPHER 

M1 „Wenn die Haifische Menschen wären“ M2|M3|M4 Vom verlorenen Schaf 

 7-8 

 9-12

2. Exemplarische Gleichnisse Jesu (Parabeln) kennen und nacherzählen

DREI AUSGEWÄHLTE PARABELN (z. B. 

Erbarmungsloser Gläubi-ger, Mt 18,23-34; 

Barmherziger Samariter, Lk 10,25-37; 

Arbeiter im Weinberg, Mt 20, 1b-15)

M5|M6 Vom verlorenen Sohn M7 Vom unbarmherzigen Gläubiger M8 Von den Arbeitern im Weinberg

 13-15 

 16-17 

 18-19 

3. Die erzähleri-schen Merkmale von Gleichnissen (Regie, Szenen, Akteure, Pointe) bestimmen.

AUFBAU von Gleichnissen

M2 Vom verlorenen Schaf M9 Vom Pharisäer und Zöll-ner: Merkmale von Gleich-nissen

 9-12 

 19-20

4. Im Dialog mit Gleichnissen grund-legende Erfahrun-gen (z.B. Mitleid, Gerechtigkeit, Leis-tung) bedenken.

Gleichnisse als Auslegung der

Metapher „REICH GOTTES“

M10| M11 Gleichnisse – Ge-schichten mit versteckten Botschaften

   

22-23

5. In der Zusam-menschau mehre-rer Gleichnisse Deutungen der Me-tapher vom „Reich Gottes“ entdecken.

M12 Gleichnisse – Bilder vom Reich Gottes M13 Lernerfolgskontrolle

 24-25 

 26-27

6. Erfassen, dass es für ein Gleichnis mehrere Deutungen geben kann.

Vielfalt und Grenzen der DEUTUNGS-

MÖGLICHKEITEN von Gleichnissen

M14 Vom Sämann M15 Die Blinden und der Elefant

 28-29 30-31

Gleichnisse − Intentionen und Materialien

Gleichnisse

Seite 6

Besuchen Sie uns im Internet:

www.reliportal.de

Gleichnisse

Seite 7

„Wenn die Haifische Menschen wären“ (Bertolt Brecht)

B. Brecht: Geschichten vom Herrn Keuner, Frankfurt a.M: Suhrkamp Taschenbuch 16, 1989, 55-57.

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ein Fischlein sich die Flosse verletzen würde, dann würde ihm sogleich ein Verband gemacht, da-mit es den Haifischen nicht wegstürbe vor der Zeit. Damit die Fischlein nicht trübsinnig würden, gäbe es ab und zu große Wasserfeste; denn lustige Fischlein schmecken besser als trübsinnige. Es gäbe natürlich auch Schulen in den großen Kästen. In diesen Schulen würden die Fischlein lernen, wie man in den Rachen der Haifische schwimmt. Sie würden zum Beispiel Geographie brauchen, damit die großen Haifische, die faul irgendwo liegen, sie finden könnten. Die Hauptsache wäre na-türlich die moralische Ausbildung der Fischlein. Sie würden unterrichtet werden, daß es das Größ-te und Schönste sei, wenn ein Fischlein sich freudig aufopfert, und daß sie alle an die Haifische glauben müßten, vor allem, wenn sie sagten, sie würden für eine schöne Zukunft sorgen. Man wür-de den Fischlein beibringen, daß diese Zukunft nur gesichert sei, wenn sie Gehorsam lernten. Vor allen niedrigen, materialistischen*, egoistischen und marxistischen* Neigungen müßten sich die Fischlein hüten und es sofort den Haifischen melden, wenn eines von ihnen solche Neigungen ver-riete. Wenn die Haifische Menschen wären, würden sie natürlich auch untereinander Kriege füh-ren, um fremde Fischkästen und fremde Fische zu erobern. Die Kriege würden sie von ihren eige-nen Fischlein führen lassen. Sie würden die Fischlein lehren, daß zwischen ihnen und den Fischlein der anderen Haifische ein riesiger Unterschied bestehe. Die Fischlein, würden sie ver-künden, sind bekanntlich stumm, aber sie schweigen in ganz verschiedenen Sprachen und können einander daher unmöglich verstehen. Jedem Fischlein, das im Krieg ein paar andere Fischlein, feindliche, in anderer Sprache schweigende Fischlein tötete, würden sie einen Orden aus Seetang anheften und den Titel Held verleihen. Wenn die Haifische Menschen wären, gäbe es bei ihnen natürlich auch eine Kunst. Es gäbe schöne Bilder, auf denen die Zähne der Haifische in prächtigen Farben, ihre Rachen als reine Lustgärten, in denen es sich prächtig tummeln läßt, dargestellt wä-ren. Die Theater auf dem Meeresgrund würden zeigen, wie heldenmütige Fischlein begeistert in die Fischrachen schwimmen, und die Musik wäre so schön, daß die Fischlein unter ihren Klängen, die Kapelle voran, träumerisch, und in allerangenehmste Gedanken eingelullt, in die Haifischra-chen strömten. Auch eine Religion gäbe es da, wenn die Haifische Menschen wären. Sie würden lehren, daß die Fischlein erst im Bauch der Haifische richtig zu leben begännen. Übrigens würde es auch aufhören, wenn die Haifische Menschen wären, daß alle Fischlein, wie es jetzt ist, gleich sind. Einige von ihnen würden Ämter bekommen und über die anderen gesetzt werden. Die ein wenig größeren dürften sogar die kleineren auffressen. Das wäre für die Haifische nur angenehm, da sie dann selber öfter größere Brocken zu fressen bekämen. Und die größeren, Posten habenden Fischlein würden für die Ordnung unter den Fischlein sorgen, Lehrer, Offiziere, Ingenieure im Kastenbau usw. Kurz, es gäbe überhaupt erst eine Kultur im Meer, wenn die Haifische Menschen wären."

Aufgaben: Lies den Text. Unterstreiche alles, was über das Verhalten der Haifische gesagt wird, mit einer Farbe, alles über die kleinen Fische mit einer anderen Farbe. Einige Ausdrücke sind kursiv (schräg) gedruckt. Welchen Hinweis auf die Einstellung des Autors verraten sie?

M1

Worterklärungen: * sanitär – gesundheitlich * materialistisch – auf Besitz, geld und Gewinn ausgerichtete Einstellung * marxistisch – politische Haltung, die gleiche Verteilung von Besitz für alle Menschen fordert

„Wenn die Haifische Menschen wären“, fragte Herrn K. die kleine Toch-ter seiner Wirtin, „wären sie dann netter zu den kleinen Fischen?“ „Sicher“, sagte er. „Wenn die Haifische Menschen wären, würden sie im Meer für die kleinen Fische gewaltige Kästen bauen lassen, mit aller-hand Nahrung drin, sowohl Pflanzen als auch Tierzeug. Sie würden sor-gen, daß die Kästen immer frisches Wasser hätten, und sie würden überhaupt allerhand sanitäre* Maßnahmen treffen. Wenn zum Beispiel

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Gleichnisse

Seite 8

Hinweise zum Einsatz

„Wenn die Haifische Menschen wären“ DIE HAIFISCHE:

Verhalten und Vorhaben DIE KLEINEN FISCHE:

Reaktionen und Wirkungen • Sie würden gewaltige Kästen bauen lassen. • Sie würden medizinische Maßnahmen treffen. • Sie würden Wasserfeste veranstalten. • Sie würden Schulen bauen und Geografie

lehren. • Sie würden den Fischen Ämter geben.

• Sie sollen nicht vor der Zeit sterben. • Sie sollen nicht trübsinnig sein, denn lustige

Fische schmecken besser. • Sie sollen lernen, wie man den Haifischen in

den Rachen schwimmt.  • Sie sollen untereinander für Ordnung sorgen. 

Sie sind überlegen und scheinheilig; sie bestimmen das Leben der Fische

und nutzen sie aus.

Sie sind arglos, naiv, lassen sich (gerne) regieren und leben in Abhängigkeit.

Die Geschichte entwirft ein Spiegelbild der menschlichen Gesellschaft (z. B. Ausbeutung, zwei Klassen: Machthaber und einfache Leute …)

In Wahrheit zeigt sie also das Leben der Menschen:

„Die Menschen sind Haifische.“

► Anschluss: Überprüft die Aussage „Die Menschen sind Haifische“! Wie ist die Aussage gemeint?

Metapher Weist nach, dass nicht nur dieser Satz metaphorisch gemeint ist, sondern die ganze Geschichte! Bilder wie Schule, Feste auflösen

► Alternativvorschlag: Leo Lionni: „Swimmy“ Text und Bild (Online verfügbar unter http://www.rauchfass.de/material/geschichten/swimmy.html) Einige Materialien, die in der Unterrichtsreihe vorgeschlagen werden, sind urheberrechtlich geschützt. Im Internet können sie mit Hilfe von Suchmaschinen gefunden werden. Die Autorin übernimmt für die angege-benen Links keine Gewähr.

► Erklärung und Ausblick: Es handelt sich um eine entfaltete oder ausgestaltete Metapher. Geschichten, die aus einer „großen“ Metapher bestehen, nennt man GLEICHNISSE. Sie sind Thema der folgenden U-Reihe.

M1

► Sicherung in einem Tafelbild:

► Erarbeitung anhand der Leitfragen

► Textarbeit: Vorlesen der (evtl. gekürzten) Brecht-Parabel und / oder Lesen mit Arbeitsauftrag in Stillarbeit

► Möglicher Einstieg: Sequenz aus dem Zeichentrickfilm „Findet Nemo“: „Vegetarier-Haie“ – Sie werden mit menschlichen Eigenschaften (Sprache, Sublimierung von Instinkten, Reflexionsfähigkeit) ausgestattet. Fragen: Können wir uns Haie liebenswürdig vorstellen? Wenn die Haifische Menschen wären, wären sie dann netter zu den kleinen Fischen?

Gleichnisse

Seite 9

Das Gleichnis vom verlorenen Schaf Lk 15,1-7

Alle Bibeltexte sind der Einheitsübersetzung entnommen.

M2

Aufgaben:

1. Gliedere den Text in sinnvolle Abschnitte. 2. Welche Begriffe sind in diesem Gleichnis metaphorisch / bildlich zu

verstehen? Erkläre!

1 Es nahten sich ihm aber allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. 2 Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt

sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.

7 Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen ein-

zigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig ha-

ben umzukehren.

3 Da erzählte er ihnen ein Gleichnis

und sagte: 4 Wenn einer von euch hundert Schafe

hat und eins davon verliert, lässt er

dann nicht die neunundneunzig in der

Steppe zurück und geht dem verlore-

nen nach, bis er es findet? 5 Und wenn er es gefunden hat, nimmt

er es voll Freude auf die Schultern, 6 und wenn er nach Hause kommt, ruft

er seine Freunde und Nachbarn zu-

sammen und sagt zu ihnen: Freut euch

mit mir; ich habe mein Schaf wiederge-

funden, das verloren war. Zeichnung: Lothar Fontaine

Gleichnisse

Seite 10

Hinweise zum Einsatz: 1. Stunde

► Anknüpfung an die vorausgegangene Stunde: Überprüft die Aussage „Die Menschen sind Haifische“! Wie ist die Aussage gemeint? Metaphorische Aussage Weist nach, dass nicht nur dieser Satz metaphorisch gemeint ist, sondern die ganze Geschichte! Bilder wie „Schule“, „Feste“ auflösen

► Überleitung: Es handelt sich um eine entfaltete oder ausgestaltete Metapher (Rückgriff auf Klasse 5). Ge-schichten, die aus einer „großen“ Metapher bestehen, nennt man GLEICHNISSE. Sie sind The-ma der folgenden U-Reihe.

► WOZU: Vertiefung: Wann / Wo benutzen wir sprachliche Bilder, um uns mitzuteilen?

Religiöse Sprache; abstrakte Sachverhalte, … Welchen Vorteil haben sie?

Sprache für das „Unsagbare“; Verdeutlichung; Anschaulichkeit, …

M2

GLEICHNISSE

WAS: Gleichnisse sind erfundene Geschichten. Man kann sie auch als entfaltete Meta-phern bezeichnen, weil in ihnen eine bildlich zu verstehende Erzählung auf das tat-sächliche Leben und den Alltag des Menschen übertragen werden kann.

WER: Es war Jesus, der seine Botschaft immer wieder in Gleichnissen verbreitete.

WO: Daher finden wir diese Texte im Neuen Testament − in den Evangelien, die vom Leben und vom Wirken Jesu erzählen.

► Tafelanschrift:

► Anwendung: Gleichnis vom verlorenen Schaf: Lesen / Stillarbeit

► Tafelanschrift (Fortsetzung):

Gleichnis

WIE: Das Beispiel vom verlorenen Schaf (Lk 15,1-7)  

Bild-/Inhaltsebene   Schäfer 99 Schafe in der Herde 1 verlorenes Schaf 1 gefundenes Schaf

   

   

 Deutungsebene   Gott gerechte, gute Menschen sündiger Mensch Mensch, der umkehrt

Gleichnisse

Seite 11

Lernerfolgskontrolle

Hinweise zum Einsatz: 2. Stunde

► Einstieg: Die Stunde beginnt mit einer kurzen Wiederholung. Das Thema eignet sich auch zur Abfrage des vorausgegangenen Stoffes.

M2 Mit Hilfe des Gleichnisses vom verlorenen Schaf können bereits weitere zentrale Merkmale der Textsorte erarbeitet werden.

M3

Kath. Religion Gleichnisse Klasse 6

Abfrage zur letzten Stunde

Aufgaben: 1. Fülle den folgenden Lückentext aus:

2. Das Gleichnis vom verlorenen Schaf: Deute die Bilder des Gleichnisses. Tage deine Ergebnisse in die rechte Spalte der Tabelle ein.

3. Erkläre, welche Vorteile die bildliche Darstellung hat.

Name:

Gleichnisse sind _________________ Geschichten. Man kann sie auch als entfaltete

______________ bezeichnen, weil in ihnen eine bildlich zu verstehende Erzählung auf das tat-

sächliche Leben und den Alltag des Menschen übertragen werden kann. Es war __________,

der seine Botschaft immer wieder in Gleichnissen verbreitete. Daher finden wir diese Texte im

Neuen Testament − in den ____________________, die von seinem Leben und Wirken erzäh-

len.

Bilder Deutung

99 Schafe 1 verlorenes Schaf 1 wiedergefundenes Schaf Schäfer, Hirte

Zeichnung: Lothar Fontaine

Gleichnisse

Seite 12

Folienvorlage

Hinweise zum Einsatz: 2. Stunde (Fortsetzung)

► Einstieg: Nach der Wiederholungsphase bzw. der schriftlichen Abfrage (Aufgabe 1: 4 Punkte / Aufgabe 2: 4 Punkte / Aufgabe 3: 2 Punkte // Gesamt: 10 Punkte), wird die Lukas-Perikope zur Erarbeitung weiterer Textsortenmerkmale genutzt. 1. Der Rahmen 2. Die Lehre.

M2

Das Gleichnis vom verlorenen Schaf

Lk 15,1-7

M4

Anlass für das Gleichnis RAHMEN

Inhalt des Gleichnisses ERZÄHLT WIRD ...

Deutung des Gleichnisses BEDEUTEN KÖNNTE ES ...

 Pharisäer,

Schriftgelehrte 

99 Schafe gerechte Menschen

Zöllner, Sünder

 1 Schaf verloren 

wiedergefunden 

sündiger Mensch Mensch, der umkehrt

 Jesus 

Hirte Gott

EMPÖRUNG FREUDE 

über ein einzelnes Schaf

 FREUDE 

über jeden einzelnen Menschen

► Vorgehensweise: Die bisherigen Erkenntnisse zur Bild- und Deutungsebene (vgl. vorausgegangene Stunde) werden auf Folie präsentiert. Die linke Spalte muss dabei zunächst abgedeckt bleiben. Auch die untere Zeile soll noch nicht zu sehen sein. Die Klasse arbeitet dann noch einmal am Bibeltext, ordnet die Elemente der Rahmenhandlung den bisherigen Ergebnissen zu und leitet eine grundlegende Erkenntnis (Lehre) ab. In späteren Stunden werden die Textsortenmerkmale erweitert und vertieft.

Gleichnisse

Seite 13

M5 Das Gleichnis vom verlorenen Sohn Lk 15, 11-32

Aufgaben: 1. Beschreibe den Weg des jüngeren Sohnes nach dem Weggang vom Vater. 2. Welche Gründe bewegen ihn zur Rückkehr? 3. Bewerte die Reaktionen des Vaters und des Bruders.

Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zu-sammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hun-gersnot über das Land und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten ge-stillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner mei-nes Vaters haben mehr als genug zu essen und ich kom-me hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie be-gannen, ein fröhliches Fest zu feiern. Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.

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Gleichnisse

Seite 14

M6 Rembrandt: Die Heimkehr des verlorenen Sohnes

Online verfügbar unter http://www.uni-leipzig.de/ru/bilder/umwelt.jes/b2-47.jpg. Zuletzt geprüft am 20.06.2007

Rembrandt: Die Heimkehr des verlorenen Sohnes Radierung; 15,6 x 13,6 cm; einziger Zustand signiert und datiert: Rembrandt f. 1636 Amsterdam Rijksprentenkabinet

Gleichnisse

Seite 15

► Einstieg: • Rembrandt: „Die Heimkehr des verlorenen Sohnes Lithografie“ • Erschließung in Phasen (Figuren nacheinander aufdecken; erst Sohn, dann Vater; der ältere

Bruder, der die Szene beobachtet, bleibt zunächst abgedeckt) • Erschließung des Themas: Gleichnis vom verlorenen Sohn

► Aktualisierung: Bildergeschichte („Vater und Sohn“): http://spzwww.uni-muenster.de/~griesha/llm/pics/eop-verlorener.sohn.jpg

M5/6 Hinweise zum Einsatz

► Deutung: • Worin besteht des „Verloren-Sein“ des Sohnes? • Erwartete und tatsächliche Reaktion des Vaters • Stellungnahme zum alternativen Titel „Gleichnis vom barmherzigen Vater“

► Tafelanschrift: Sie fasst den äußeren und inneren Weg des jüngeren Sohnes zusammen und beleuchtet Verhaltensweisen und Reaktionen.

► Inhaltssicherung: • Lesen des Gleichnisses • Zerschnittenen Comic ordnen lassen: http://212.227.4.4/media_verlag_de/37095_m1.html • Vorstellung der gesamten Geschichte anhand der Bilder

Weggang vom Vater Verlust des Pflichtteils 

Verlassen des Hofs („fernes Land“) 

Verlust der Familie (persönlich) Sünde gegen den Vater („gegen dich“)

     

SCHULD

Dienst bei Heiden Verzicht auf Speisevorschriften 

Hüten von unreinen Tieren   

Verlust des Heils (religiös) Sünden gegen „den Himmel“

DER VERLORENE SOHN

EINGESTÄNDNIS DER FEHLER / REUE

ENTSCHLUSS ZUR UMKEHR

Überraschende Reaktion des Vaters: Freudiges Entgegenlaufen

Keine Fragen, Vorwürfe oder Bedingungen Ausrichtung eines Fests

Wiederherstellung der Ehre (Ring, Schuhe) DER BARMHERZIGE VATER

BEDINGUNGSLOSE VERGEBUNG

► Vertiefung: • Rembrandt: Aufdecken des erstgeborenen Sohnes • Reaktion dieses älteren Sohnes problematisieren • Leerstelle des Gleichnisses füllen (Wie reagieren wir?)

Alternativmedien zur Rembrandt-Lithografie: http://www.bildungsservice.at/rpi/medien/inhalt/G_Redlich/Kopiervorlagen/Sigmunda%20May%20-%20die%20beiden%20Brüder.jpg / http://communityneu.klz.apa.net/magnolie/images/der%20verlorene%20sohn.jpg. Wichtig ist, dass das gewählte Bild die ablehnende Haltung des älteren Sohnes verdeutlicht.

► Möglichkeiten zur Vertiefung: • Problematisierung der Begriffe „Sünde“, „Schuld“, Umkehr“, … • Vergleich mit „Verlorenem Schaf“ • Struktur, Inhalt, Aussage (Reich Gottes)

Weiterführende Lektüre: Niehl, Franz W. (Hg.): Leben lernen mit der Bi-bel. Der Textkommentar zu „Meine Schulbibel“. München: Kösel 2003 [u.a.], 194-204; 371-380 .

Gleichnisse

Seite 16

M7 Das Gleichnis vom unbarmherzigen Gläubiger* Mt 18, 23-34

Aufgaben: 1. Lies das Gleichnis vom unbarmherzigen Gläubiger. 2. Unterstreiche mit unterschiedlichen Farben, wie sich die Figuren im Gleich-

nis verhalten. 3. Beurteile die jeweiligen Verhaltensweisen. 

Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Ta-lente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurück-zahlen. Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Diener hinausging, traf er einen anderen Diener seines Herrn, der ihm hundert De-nare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist! Da fiel der andere vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzah-len. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld be-zahlt habe. Als die übrigen Diener das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und be-richteten ihm alles, was geschehen war. Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich so angefleht hast. Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen ha-ben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt.

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*Sachinformation: Der Gläubiger ist derjenige, der „im guten Glauben“ auf Rückzahlung Geld verliehen hat.

Gleichnisse

Seite 17

► Einstieg: Gemälde „Zwei Steuereinnehmer“ (Halbfas 5/6, 67 oder: Internet-Suchmaschine)

Beschreibt die dargestellten Personen. Deutet Mimik und Gestik. Welche Gefühle werden deutlich? In welchem Verhältnis könnten die Personen zueinander stehen? Welche Situation könnte dargestellt sein.

M7 Hinweise zum Einsatz

► Textarbeit: • Gemeinsames oder stilles Lesen(Halbfas 5/6, 66) • Markierungen zu den drei beteiligten Personen in unterschiedlichen Farben. • Verhaltensbeschreibungen der beteiligten Figuren (TA) • Deutung der Personen • Herausarbeiten von Parallelitäten/Entsprechungen und Kontrasten (Unterstreichungen in TA) • Untersuchung stilistischer Gestaltungsmerkmale (Wiederholung, Übertreibungen, Antithesen/

Gegensätze, Pointe / überraschende Wendung, Lehre) Ableitung einer Intention

► Mögliche Aufgaben zur Vertiefung: Erfinde eine Kontrastgeschichte, die der Vorgeschichte entspricht. Wie hätte sich der Diener gegenüber seinem Schuldner verhalten sollen? Erfinde eine Parallelgeschichte zum Gleichnis „Vom erbarmungslosen Gläubiger“, wie sie in der Schule, im Freundeskreis oder in der Familie vorkommen könnte. Überlege dir Situationen in deinem schulischen oder familiären Alltag, in denen dir dieses Gleichnis als Orientierungshilfe dienen kann. In politisch interessierten Klassen kann man evtl. einen weiteren Blick wagen. Welche Aufgabe kommt den reichen Industrienationen gegenüber den armen Ländern der sog. Dritten Welt zu? Sollten großzügige Entschuldungsmaßnahmen durchgeführt werden, um den Ärmsten dieser Welt bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen? Dazu kann es hilfreich sein, Bilder von Kin-dern aus Europa denen aus Afrika gegenüberzustellen (Internet-Suchmaschine).

1. Ein Diener (A) hat sehr große Schulden beim König.

2. Der König will ihn und seine Fami-lie als Sklaven verkaufen, um die Schulden zu begleichen.

3. Der Diener bittet um Aufschub.

4. Der König zeigt Mitleid und erlässt dem Diener die Schulden.

     

1. Ein anderer Diener (B) hat nur gerin-ge Schulden beim ersten Diener (A).

2. Der erste Diener (A) droht dem zwei-ten Diener (B) Gewalt an.

3. Der zweite Diener (B) bittet um Gna-de.

4. Der erste Diener (A) zeigt kein Mitleid und lässt den anderen ins Gefängnis werfen.

DER ERBARMUNGSLOSE GLÄUBIGER (MT 18, 23-34)

Der König verhält sich Der Diener verhält sich gütig und barmherzig. hart und herzlos.

Lehre:

Die Güte, die man selbst empfangen hat, sollte man auch anderen zuteil werden lassen. 

KÖNIG – DIENER DIENER – DIENER

Gleichnisse

Seite 18

M8 Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg Mt 20, 1-16

Aufgaben: 1. Lies das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg . 2. Trage die genannten Uhrzeiten* in die Grafik ein. Markiere mit Pfeilen, zu welchen

Zeiten die Tagelöhner ihre Arbeit im Weinberg aufnehmen. Wie viele Stunden ver-richten sie jeweils ihre Tätigkeit?

3. Welchen Lohn erhalten die Arbeiter? ______________________ 4. Kennzeichne und erkläre die Reaktion der Arbeiter am Ende des Tages bei der

Lohnausgabe.

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_______________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________

Denn mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein Haus verließ, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg. Um die dritte Stunde ging er wieder auf den Markt und sah andere dastehen, die keine Arbeit hatten. Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist. Und sie gingen. Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder auf den Markt und machte es ebenso. Als er um die elfte Stunde noch einmal hinging, traf er wieder einige, die dort herumstanden. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum? Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Wein-berg! Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbei-ter, und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den letzten, bis hin zu den ersten. Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar. Als dann die ersten an der Reihe waren, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten nur einen Denar. Da begannen sie, über den Gutsherrn zu murren, und sagten: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die Hitze ertragen. Da erwiderte er einem von ihnen: Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart? Nimm dein Geld und geh! Ich will dem letzten ebenso viel geben wie dir. Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich (zu anderen) gütig bin? So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

*Sachinformation: Die Stunde orientierte sich am Sonnenstand. Sobald die Sonne aufging, begann die 1. Stunde des Ta-ges, das entspricht ca. 06:00 Uhr. Die Sonne ging am Ende der 12. Stunde unter, also gegen 18:00 Uhr. Dementsprechend ist die Mittagszeit die 6. Stunde.

Mittag

Sonnenaufgang Sonnenuntergang

12 Stunden / Tag

12 Stunden / Nacht

Gleichnisse

Seite 19

Tafelanschrift:

► Einstieg: Die Klasse liest das Gleichnis (Halbfas 5/6, 70) und erhält das Arbeitsblatt zum Text. Lösungen: 1 Denar = Lohn für den ganzen Tag 12 Std Lohn für Arbeiter, die um die dritte Stunde beginnen 9 Std Lohn für Arbeiter, die um die sechste Stunde beginnen 6 Std Lohn für Arbeiter, die um die neunte Stunde beginnen 3 Std Lohn für Arbeiter, die um die elfte Stunde beginnen 1 Std Das Verhalten des Gutsherrn erscheint den Arbeitern, die länger gearbeitet haben, als Benachteiligung. Sie empö-ren sich über die ungerechte Vergütung.

M8 Hinweise zum Einsatz

► Vertiefung und Aktualisierung: Was heißt Gerechtigkeit? Welche Arbeit muss im „Weinberg“ Gottes aktuell) verrichtet werden? Wie lässt sich (heute) am Reich Gottes arbeiten? Um diese Frage zu beantworten, kann eine Folie hilfreich sein. (Abbildung: Weltkugel, die von zahlreichen, sich an den Händen fassenden Menschen umspannt wird; Text: Viele kleine Leute an kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern; Internet-Suchmaschine)

Reaktion der Arbeiter Sie beschweren sich über die gleiche Ver-gütung bei ungleicher Arbeitszeit und wer-fen dem Gutsherrn Ungerechtigkeit vor.

   

Verhalten

Erklärung des Gutsherren Er hat allen Arbeit gegeben. Niemand wurde ausgeschlossen. An den vereinbar-ten Lohn hat er sich gehalten

DAS GLEICHNIS VON DEN ARBEITERN IM WEINBERG (MT 20, 1-16)

DEUTUNG:

Jeder Mensch ist in das Reich Gottes eingeladen – gleichgültig zu welchem Zeitpunkt seines Lebens er sich dafür entscheidet.

UNTERSCHIEDLICHE ARBEITSZEITEN BEI GLEICHEM LOHN

► Deutung des Gleichnisses: 1. Der Gutsherr beweist gegenüber denen, die nur kurz für ihn gearbeitet haben, Güte und Groß-

zügigkeit. Den anderen Arbeitern, mit denen er den üblichen Tageslohn vereinbart hat, nimmt er damit nichts weg.

2. Das Himmelreich / Reich Gottes ist für alle Menschen zugänglich. Gott ist bereit, jeden Men-schen zu erlösen – unabhängig davon, zu welchem Zeitpunkt seines Lebens er sich für die Sache Gottes entschieden hat.

3. Im Reich Gottes zählt eine „andere“ Gerechtigkeit (Gerechtigkeit heißt nicht, alle Menschen „gleich“ zu machen. Man muss jedem auf seine Weise gerecht werden. – Es geht nicht um die „Addition“ von Leistungen.)

Die Ergebnisse werden dem Plenum präsentiert und an der Tafel gesichert. Im Zeitstrahl lassen sich mit unterschiedlichen Farben die jeweiligen Arbeitszeiten markieren.

AUFWAND UND LOHN DER ARBEIT: ARBEITSZEIT LOHN

12 h 9h 6h 3 h 1 h 1 Denar 

Gleichnisse

Seite 20

Aufgaben: 1. Lies das Gleichnis.

2. Gliedere es in sinnvolle Abschnitte und benenne sie

(Markierungen und Notizen am Rand).

3. Welche beiden Hauptpersonen kommen vor? ______________________ _____________________

4. Formuliere eine Erkenntnis, die sich aus dem Gleichnis gewinnen lässt. _______________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________

_______________________________________________________________________________

5. Überrascht dich die Schlussaussage Jesu? Überlege, warum Jesus so et-

was sagt. _______________________________________________________________________________

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_______________________________________________________________________________

Einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, erzählte Jesus dieses Beispiel:

Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.

Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Ge-bet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort.

Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens.

Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig!

Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht wer-den.

9 10 11

12 13 14

Merkmale von Gleichnissen: Das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner (Lk 18, 9-14)

M9

Gleichnisse

Seite 21

Sicherung in einer Tafelanschrift:

► Erarbeitung: Die Klasse erhält ein Text-/Arbeitsblatt mit der Perikope Lk 18,9-14. Evtl. auftretende Sachfra-gen (z. B. zu Pharisäern und Zöllnern) werden gemeinsam geklärt. Die Aufgaben zum Text können anschließend in Einzel- oder Partnerarbeit gelöst werden. Dabei wird gezielt nach erzählerischen und strukturellen Merkmalen des Gleichnisses gefragt.

M9

► Tipp: Es bietet sich an, das Gottesbild des Gleichnisses anzusprechen (Güte und Gerechtigkeit; kein Interesse an äußerlicher Frömmigkeit; Blick auf das Herz und auf die wahre Hal-tung). Die folgende Stunde knüpft an diese Betrachtung an.

VOM PHARISÄER UND VOM ZÖLLNER (LK 18, 9-14)

Allgemeingültigkeit, leichte Übertragbarkeit Anregung zum Nachdenken

Mit Hilfe von M9 werden die erzählerischen Merkmale von Gleichnissen erarbeitet – und zwar exemplarisch (am Beispiel vom Pharisäer und vom Zöllner).

WO SPIELT DAS GLEICHNIS? WER KOMMT VOR? 

• Im Tempel (beim Gebet) • Namenlose (ein Pharisäer, ein

Zöllner)   

 Alltägliche Situationen Jeder Mensch 

   

         

WIE IST DAS GLEICHNIS AUFGEBAUT? 

• Rahmen (Jesus spricht oder wird nach richtigem Verhalten gefragt) und Geschichte (bildhaftes Gleichnis) 

• Bild-/Sachebene   

Zweiteilung 

 

WELCHE MERKMALE HAT EIN GLEICHNIS?

  MIT WELCHEN MITTEL

ARBEITET ES?

 Lehre 

 • Überraschung / Pointe • Der vermeintliche „Sünder“ als

„Gerechter“ WIE ENDET DAS GLEICHNIS? 

 

 Gegensätze 

 • Selbstgerechte • Selbstzweifler 

  WAS ERFÄHRT MAN ÜBER DIE MENSCHEN?

Hinweise zum Einsatz

Gleichnisse

Seite 22

Aufgabe: Trage die Ergebnisse deiner eigenen Gruppe und die der anderen Gruppen in die Tabelle ein Stichworte).

M10

Aufgaben: 1. Lies das folgende Gleichnis (in deiner Bibel): Mt 25,1-13 2. Fasse den Inhalt des Gleichnisses kurz zusammen (Personen und Handlungen). 3. Deute die Bildsprache des Gleichnisses. 4. Welche Lehre verbirgt sich im Gleichnis? Was erfahren wir über das Gottesreich?

Gleichnisse – Geschichten mit versteckten Botschaften GRUPPE 1

Aufgaben: 1. Lies das folgende Gleichnis (in deiner Bibel): Mt 13,24-30 2. Fasse den Inhalt des Gleichnisses kurz zusammen (Personen und Handlungen). 3. Deute die Bildsprache des Gleichnisses. 4. Welche Lehre verbirgt sich im Gleichnis? Was erfahren wir über das Gottesreich?

Gleichnisse – Geschichten mit versteckten Botschaften GRUPPE 2

Aufgaben: 1. Lies das folgende Gleichnis (in deiner Bibel): Mk 4,1-9 2. Fasse den Inhalt des Gleichnisses kurz zusammen (Personen und Handlungen). 3. Deute die Bildsprache des Gleichnisses. 4. Welche Lehre verbirgt sich im Gleichnis? Was erfahren wir über das Gottesreich?

Gleichnisse – Geschichten mit versteckten Botschaften GRUPPE 3

Vom Sinn der Gleichnisse (Mk 4,11-12) Da sagte er zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes anvertraut; denen aber, die

draußen sind, wird alles in Gleichnissen gesagt; denn sehen sollen sie, sehen, aber nicht erkennen...

GLEICHNIS 1 GLEICHNIS 2 GLEICHNIS 3

Titel des Gleichnisses

 

Inhalt des

Gleichnisses

      

Deutung der

Bilder

Lehre 

Botschaft

M11

Gleichnisse – Geschichten mit versteckten Botschaften Arbeitsblatt für die Gruppenarbeit

Gleichnisse

Seite 23

Tafelanschrift:

M10 | M11

DIE REICH-GOTTES-BOTSCHAFT IN DEN GLEICHNISSEN

Gleichnisse demonstrieren, was geschieht, wenn „Gott herrscht“. Gott ist nicht in einer fernen jenseitigen Welt zuhause, sondern er tritt dort in Erscheinung, wo die äußerlichen und entfremdenden Züge der „Wirklichkeit“ aufgebrochen werden. Wenn menschliche Verhältnisse sich zum Besseren wandeln, ist in der Vorstellungswelt Jesu Gott am Werk. So sind Gleichnisse die einzige Möglichkeit zu zeigen, was Herr-schaft Gottes bedeutet. Diese Metapher wird nämlich erst mit Inhalt gefüllt durch einen Kranz von erzählten Metaphern, nämlich den Gleichnissen. Sie können nicht ersetzt werden durch Belehrungen. Denn nur, wer sich dem Perspektivwechsel und der Bewegung der Gleichnisse anvertraut, wird hineingezogen in jene Dynamik, die schließlich auch sein Leben verändern könnte. Wer sich auf die Gleichnisse einlässt, gerät ins Reich Gottes. (Franz W. Niehl)

  WAS IST DAS „REICH GOTTES“? 

Wenn Jesus in seinen Gleichnissen vom

Reich Gottes spricht, meint er nicht die Zeit nach dem Tod,

sondern die Gegenwart. 

Dabei meint "Reich Gottes" eine Welt 

 ohne Ungerechtigkeit, ohne Ausnutzung, ohne Missbrauch, ohne Gewalt, ….. 

mit Liebe, mit Treue, Fürsorge, Gerech-tigkeit und Güte, mit Frieden, mit Gemeinschaft, … 

  

  WAS SAGEN DIE GLEICHNISSE ÜBER DAS „REICH GOTTES“?

Die Gleichnisse lassen durchscheinen,

wie das Reich Gottes aussehen soll und wie es sich umsetzen lässt. 

 

► Erarbeitung: Die Klasse wird in mindestens vier Gruppen aufgeteilt, die verschiedene Gleichnisse Jesu, in den die Reich-Gottes-Vorstellung entfaltet wird, bearbeiten. Nach einer etwa 10-15 minütigen Arbeitsphase präsentieren die Gruppen ihre Ergebnisse vor der Klasse oder in Form eines „Gruppenpuzzles“ (Dazu werden die Gruppen neu gemischt – und zwar in der Art, dass in jeder Gruppe ein „Experte“ zu einem bestimmten Gleichnis vertreten ist, der die anderen Gruppenmitglieder informieren kann.).Die Ergebnisse werden im Arbeitsblatt gesichert. Im gemeinsamen Unterrichtsgespräch können die wichtigsten Informationen zur Reich-Gottes-Botschaft gesammelt und an der Tafel notiert werden.

Hinweise zum Einsatz

Gleichnisse

Seite 24

Aufgaben: 1. Lies die kurzen Gleichnisse.

2. Beschreibe ihren jeweiligen Inhalt. Wovon erzählen sie?

3. Welche Aussage machen sie über das Reich Gottes?

Außerdem sagte er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es ist wie der Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäu-ert war.

20 21

Das Gleichnis vom Sauerteig (Lk 13, 20-21)

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn […]. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker. Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kauf-mann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie.

Das Gleichnis vom Schatz und von der Perle (Mt 13, 44-46)

44 45 46

M12 Gleichnisse - Bilder vom Reich Gottes

Gleichnisse

Seite 25

Tafelanschrift:

M12

GLEICHNISSE — BILDER VOM REICH GOTTES

 … mit SAUERTEIG, der un-ter Mehl gemischt wurde.

Eine geringe Menge

Sauerteig durchsäuert eine große Menge Teig. (Kleine Ursache – große Wirkung) 

… mit einem SCHATZ

Im Acker.

Der Schatz ist besonders wertvoll. Man will ihn unbedingt besitzen.

… mit einer wertvollen

PERLE.

Die Perle ist wunder-schön. Man will sie gerne

besitzen.

  

ES IST GROSS.

 

ES IST WERTVOLL.

 

ES IST SCHÖN.

  MIT DEM HIMMELREICH / REICH GOTTES IST ES WIE ...  

► Erarbeitung: Gleichnisse sind Ausdruck der Sehnsucht nach verbesserten Lebensverhältnissen. Daher kommen Erfah-rungen wie Barmherzigkeit, Güte, Gerechtigkeit usw. zum Ausdruck. Diese Hoffnungen sind von bleiben-der Aktualität.

Wie sich am Reich Gottes arbeiten lässt, wurde mit der Klasse schon beim Gleichnis von den „Arbeitern im Weinberg“ erörtert. In dieser Stunde steht die bildhafte Rede vom Reich Gottes im Mittelpunkt. Was wird mit welchen Bildern über die „Gestalt“ des Reiches ausgesagt? Die Klasse vertieft auf diese Weise ihre Kennt-nisse über die Reich-Gottes-Rede und übt sich im Darstellen und Deuten von Metaphern.

► Einstieg: Zu Beginn der Stunde wird wiederholt und vertieft, welche Vorstellungen sich mit dem Reich Got-tes verbinden.

Gleichnisse deuten das Reich Gottes in Bildern.

Hinweise zum Einsatz

Gleichnisse

Seite 26

Lernerfolgskontrolle M13

Kath. Religion Gleichnisse Klasse 6

Abfrage zur letzten Stunde

Name:

Aufgaben:

1. Das Reich Gottes

a. Erkläre, was Jesus unter dem Reich Gottes versteht.

b. Wodurch zeichnet es sich aus, ……………………………………………...

wodurch nicht? ………………………………………………………………..... 2. Das Gleichnis vom Senfkorn

a. Deute das Bild vom Senfkorn, das im Gleichnis verwendet wird. Was sagt es über das Reich Gottes aus?

b. Vergleiche das Gleichnis vom Senfkorn mit dem Gleichnis vom Sauerteig. Gib den Inhalt des Gleichnisses vom Sauerteig wieder. (Rückseite) Nenne Gemeinsamkeiten:  

_________________________________________________________________ _________________________________________________________________   _________________________________________________________________  

Gleichnis vom Senfkorn (Mt 13,31-32) Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor: Das Reich Gottes ist gleich einem Senfkorn, das ein Mann nahm und auf seinen Acker säte. Das Senfkorn ist zwar das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber herangewachsen ist, so ist es das größte unter allen Gewächsen. Es wird ein Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen wohnen.

Gleichnisse

Seite 27

Möglicher Notenschlüssel: 10 - 9,5 sehr gut 9 - 8 gut 7,5 - 6,5 befriedigend

6 - 4,5 ausreichend 4 - 2,5 mangelhaft 2 - 0 ungenügend

Möglicher Lösungsvorschlag mit Punkteverteilung:

M13

► Durchführung: Die Schülerinnen und Schüler erhalten zu Beginn der Stunde das Aufgabenblatt als Ko-pie. Die Bearbeitungszeit soll 10 Minuten nicht überschreiten.

Hinweise zum Einsatz

Im Anschluss an die schriftliche Stoffabfrage lässt sich eine kurze Phase zum „Gleichnis vom Senfkorn“ anschließen, die gleichzeitig der Besprechung des Tests dient. Als Bildim-puls bietet sich der Holzschnitt von Sigmunda May (Internet-Bildsuchmaschine) an. Er zeigt den Baum als Menschenmenge, vor die sich Jesus – als Stamm des Baumes – schützend stellt.

Aufgabe Lösung Punkte

Reich Gottes

Keine Lebensform nach dem Tod, sondern zum Besseren veränderte Verhältnisse im Hier und Jetzt (1)

Abwesenheit von Gewalt, Ungerechtigkeit, … (2x0,5) Leben in Frieden, Gemeinschaft, … (2x0,5)

3

Reich-Gottes-Bild

Bild: Senfkorn als kleinste Saat wird zum riesigen Baum. (1)

Deutung: Das Reich Gottes wird sich von einer kleinen zu einer umfassenden und Schutz bietenden Gemeinschaft entwickeln. (1)

2

Vergleich

Reich-Gottes-Vergleich: Frau gibt Sauerteig zum Mehl, bis alles durchsäuert ist. (2)

Eine kleine Menge Sauerteig macht den gesamten Teig sauer. (1)

Ein kleines Samenkorn wird zum großen Baum (siehe 2. Aufgabe).

Gemeinsamkeiten: Größe; kleine Ursache – große Wirkung (1) Thema: Reich Gottes (1)

5

Gesamtpunktzahl 10

Gleichnisse

Seite 28

Aufgaben: 1. Das Gleichnis ist in Abschnitte gegliedert. Überlege dir jeweils eine passende Über-

schrift.

2. Was geschieht mit der Saat. Male zu jeder genannten Möglichkeit ein kleines Bild.

3. Schlage in deiner Bibel Mk 4,13-20 nach und übertrage Jesu Deutung des Gleichnis-ses in die jeweils passende Zeile der Tabelle.

M14 Das Gleichnis vom Sämann

Mk 4,1-9: INHALT Mk 4,13-20: DEUTUNG

1 Ein andermal lehrte er wieder am Ufer des Sees und sehr viele Men-schen versammelten sich um ihn. […] 2 Und er sprach lange zu ihnen und lehrte sie in Form von Gleichnissen.

 

3 Hört! Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. 

 

4 Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen sie. 

Mein 1. Bild

5 Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; 6 als aber die Sonne hochstieg, wur-de die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte.

Mein 2. Bild

7 Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat und sie brachte keine Frucht. 

Mein 3. Bild

 

8 Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht; die Saat ging auf und wuchs empor und trug dreißigfach, ja sechzigfach und hundertfach. 

Mein 4. Bild

9 Und Jesus sprach: Wer Ohren hat zum Hören, der höre! 

Gleichnisse

Seite 29

► Einstieg: Woran scheitern (eure) Ideen und Träume? Haltet ihr trotzdem an euren Träumen fest?

Die Klasse erkennt, dass die Umsetzung von Ideen von vielen äußeren Rahmenbedingun-gen, aber auch von eigenen Einstellungen abhängen kann. Die Ursachen sind vielfältig.

Hinweise zum Einsatz

► Überleitung: Das Gleichnis Jesu vom Sämann erzählt eine solche Geschichte des Ge- und Misslingens.

► Erarbeitung: Zur Struktur Die Kinder kennen bereits die Rahmenstruktur des Gleichnisses als typisches Merkmal und weisen sie auch am vorliegenden Text nach. Sie erkennen darüber hinaus, dass der Mittelteil das gleiche Motiv in vierfacher Variation wiederholt. Erfolg und Misserfolg des Sämanns werden antithetisch gegenübergestellt. Die Hinweise auf die Vernichtung der Saat – sogar nach bereits erfolgtem Keimen – steigern und enttäuschen die Lesererwar-tung zugleich. Die Regie des Erzählers lenkt auf diese Weise den Blick des Lesers auf die keimende und Ertrag bringende Saat (Pointe, Hyperbel). Visuelle Umsetzung Die Skizzen der Kinder sichern das Textverständnis. Deutungen Die sich anschließende Perikope (Mk 4,13-20) zeigt Jesus als Rabbi, der seine eigene Gleichnisrede „übersetzt“. Die Schülerinnen und Schüler schlagen den Text in ihrer Bibel nach und ordnen die jeweilige Deutung dem vorausgegangenen Inhalt zu. Die Kinder er-kennen auch in diesem Gleichnis die Reich-Gottes-Metapher.

0. Der Sämann sät das Wort. 1. Auf den Weg fällt das Wort bei denen, die es zwar hören, aber sofort kommt der Sa-

tan und nimmt das Wort weg, das in sie gesät wurde. 2. Ähnlich ist es bei den Menschen, bei denen das Wort auf felsigen Boden fällt: So-

bald sie es hören, nehmen sie es freudig auf; aber sie haben keine Wurzeln, sondern sind unbeständig, und wenn sie dann um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt werden, kommen sie sofort zu Fall.

3. Bei anderen fällt das Wort in die Dornen: sie hören es zwar, aber die Sorgen der Welt, der trügerische Reichtum und die Gier nach all den anderen Dingen machen sich breit und ersticken es und es bringt keine Frucht.

4. Auf guten Boden ist das Wort bei denen gesät, die es hören und aufnehmen und Frucht bringen, dreißigfach, ja sechzigfach und hundertfach.

Der Acker, den der Sämann bestellt, ist so beschaffen, dass die Arbeit nicht ohne Verlust und Einbußen auskommen kann. Mit der Anstrengung des Säens ist der Verlust schon mitgedacht. Dennoch arbeitet der Sämann unermüdlich weiter. Damit ist eine menschliche Grunderfahrung berührt, die die Klasse zur Frage, die am Beginn der Stunde stand, zurückführt. Niederlagen gehören zwar zum Leben. Aber trotz häufiger Erfahrungen des Scheiterns kann der Mensch darauf vertrauen, dass Vorhaben gelingen können. Der Appell richtet sich gegen die Resignati-on. Das Gleichnis lässt also mehrere Deutungen zu (theologisch – anthropologisch).

M14

Gleichnisse

Seite 30

3. Überlege dir einen passenden Schlusssatz der Blinden.

4. Finde Deutungsmöglichkeiten für das Gleichnis.

5. Überlege, aus welchem Grund Gleichnisse erzählt werden. Welchen Vorteil bieten sie gegenüber „Sachtexten“?

M15 Die Blinden und der Elefant

Die Blinden und der Elefant (Unbekannter Verfasser)

Es waren einmal fünf weise Gelehrte. Sie alle waren blind. Diese Gelehrten wurden von ihrem König auf eine Reise geschickt und sollten herausfinden, was ein Ele-fant ist. Und so machten sich die Blinden auf die Reise nach Indien. Dort wurden sie von Helfern zu einem Ele-fanten geführt. Die fünf Gelehrten standen nun um das Tier herum und versuchten, sich durch Ertasten ein Bild von dem Elefanten zu machen. Als sie zurück zu ihrem König kamen, sollten sie ihm nun über den Elefanten berich-ten. Der erste Weise hatte am Kopf des Tieres gestanden und den Rüssel des Ele-fanten betastet. Er sprach: "Ein Elefant ist wie ein langer Arm." Der zweite Gelehrte hatte das Ohr des Elefanten ertastet und sprach: "Nein, ein Ele-fant ist vielmehr wie ein großer Fächer." Der dritte Gelehrte sprach: "Aber nein, ein Elefant ist wie eine dicke Säule." Er hatte ein Bein des Elefanten berührt. Der vierte Weise sagte: "Also, ich finde, ein Elefant ist wie eine kleine Strippe mit ein paar Haaren am Ende", denn er hatte nur den Schwanz des Elefanten ertastet. Und der fünfte Weise berichtete seinem König: " Also, ich sage, ein Elefant ist wie ein riesige Masse, mit Rundungen und ein paar Borsten darauf." Dieser Gelehrte hatte den Rumpf des Tieres berührt. Nach diesen widersprüchlichen Äußerungen fürchteten die Gelehrten den Zorn des Königs, konnten sie sich doch nicht darauf einigen, was ein Elefant wirklich ist. Die Gelehrten senkten beschämt ihren Kopf, nachdem sie erkannt hatten, dass.. .

Aufgaben: 1. Gleichnisse findet man nicht nur in der Bibel. Lies die folgende Geschichte, die aus

dem asiatischen Raum stammt.

2. Unterstreiche alles, was man über den Elefanten erfährt.

Zeichnung: Lothar Fontaine

Gleichnisse

Seite 31

Zum Abschluss der Unterrichtsreihe soll der Blick noch in eine andere Richtung gelenkt werden: Gleichnisse gibt es nicht nur im Neuen Testament, sie begegnen uns überall, wo Menschen ver-suchen, schwierige und abstrakte Sachverhalte in eine einfache, bildliche und damit für viele verständliche Sprache zu übertragen (vgl. Handreichung „Metapher“, Klasse 5).

Hinweise zum Einsatz

► Tafelanschrift:

► Transfer / Vertiefung: Die Klasse versucht nun, die Bilder des Gleichnisses zu deuten. Dabei wird von der Lehr-kraft darauf geachtet, dass mehrere Ansätze diskutiert werden (z. B. Man soll einen Teil nicht einfach für das Ganze halten. – Man soll sich nicht vorschnell zufrieden geben. – Manchmal urteilt man zu schnell. – Es gibt Dinge, die uns rätselhaft bleiben. – Es geht um eine Grunderkenntnis über menschliches Erfassen der Wirklichkeit. – …). Erst zum Schluss dieser Phase wird die Geschichte als Aussage über menschliche Gotteserkenntnis interpretiert.

M15

GLEICHNISSE — BILDER VOM REICH GOTTES  

DIE BLINDEN UND DER ELEFANT  

WAS DIE BLINDEN VON DEM ELEFANTEN ERFASST HABEN:  

Widersprüchliche Aussagen

WAS DIE BLINDEN ZUNÄCHST NICHT ERFASST HABEN:

Jeder hat nur einen Teil des Tieres erfasst, nicht aber seine ganze Wirklichkeit.

… wie ein Fächer

… wie eine riesige Masse mit Rundungen

… wie eine kleine Strippe mit Haaren

… wie eine dicke Säule

… wie ein langer Arm

► Tipp: Mit Hilfe dieses Gleichnis kann zu einer weiteren Unterrichtsreihe, die der saarländische Lehr-plan für die Klassenstufe 6 vorsieht, übergeleitet werden: Von Gott reden. Der Text „Die Blinden und der Elefant“ findet sich in anderer Fassung auch im Religionsbuch 5/6 (Halbfas).

Gleichnisse

Seite 32

Erlemann, Kurt (1999): Gleichnisauslegung. Ein Lehr- und Arbeitsbuch, Tübingen: Francke (UTB für Wissenschaft 2093).

Halbfas, Hubertus (1997): Religionsunterricht an Sekundarschulen. / Hubertus Halbfas.

Düsseldorf: Patmos (Lehrerhandbuch 5), darin: Neues Testament: Gleichnisse, 343 - 376.

Halbfas, Hubertus (2001): Religionsunterricht in der Grundschule / Hubertus Halbfas.

Düsseldorf: Patmos (Lehrerhandbuch 3), 541 - 560. Niehl, Franz W. (Hg.) (2003): Leben lernen mit der Bibel. Der Textkommentar zu ‚Meine

Schulbibel‘, München: Kösel-Verlag, 2003, 194 - 204; 371 - 380. Niehl, Franz W. (2006): Bibel verstehen. Zugänge und Auslegungswege ; Impulse für

die Praxis der Bibelarbeit. München: Kösel, 47 - 53. Müller, Peter (2002): Die Gleichnisse Jesu. Ein Studien- und Arbeitsbuch für den Unter-

richt. Stuttgart: Calwer. Schottroff, Luise (2005): Die Gleichnisse Jesu. Gütersloh: Gütersloher Verl.-Haus. Venitz, Hermann Josef (1999): Der Gott der Gleichnisse Jesu. In: Bibel und Kirche, Jg.

54, Nr. 1, 19 – 22.

Literaturhinweise