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G O ENTSPANNEN & ENTDECKEN ENTSPANNEN & ENTDECKEN GO sixt NR. 003 WINTER 2006 OMAN n CARTIER n LEOPOLD PRINZ VON BAYERN n KITZBÜHEL n TRAUM-HOTELS NR. 003 WINTER 2006 EUR 3,80 OMAN PALMEN, SOUKS UND BEDUINEN: SINDBADS REICH VERZÜCKT MIT WÜSTEN RALLYES UND TROPEN-WELLNESS PARIS MYTHEN, SCHMUCK UND KROKODILE: CARTIER ERFÜLLT ALLE WÜNSCHE – WENN GELD KEINE ROLLE SPIELT SÖLDEN GLETSCHER, ROYALS UND SERPENTINEN: MIT LEOPOLD PRINZ VON BAYERN IM NEUEN BMW X3 AUF DER PISTE AUF 20 SEITEN: DIE SCHÖNSTEN HOTELS DER WELT Extra G O Ex

Gosixt 003/2006

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Gosixt Kundenmagazin

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DIE SCHÖNSTEN HOTELS

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welcomeGO Liebe Freunde von Sixt,

war das nicht ein wirklich goldener Herbst? Wunderschöne warme Tage mit der herrlich bunt gefärbten Na-tur liegen hinter uns. Und wenn Sie den Reisetipps in unserer vorigen Ausgabe nach Venedig oder in die Wachau gefolgt sind, werden Sie si-cher einen der schönsten Tage in diesem Jahr verlebt haben. Ich erin-nere mich selbst etwa an die gemüt-liche Stimmung beim zurückliegen-den Oktoberfest – vor allem aber an die glücklichen Gesichter der schwerst an Krebs erkrankten Kin-der, die ich wieder auf die „Kinder-wiesn“ eingeladen habe. Ihr Lächeln beim Karussellfahren war für mich das schönste Erlebnis der vergange-nen Monate. Sommer und Herbst waren voll schöner Erinnerungen.

Richten wir unseren Blick auf den Winter. Denn in dieser Jahreszeit wollen wir es uns auch hübsch und gemütlich machen. Dazu brauchen wir kein prasselndes Kaminfeuer. Nehmen Sie sich einfach ein biss-chen Zeit für GoSixt und lassen Sie sich von uns entführen. Etwa in das Golf-Scheichtum Oman, wo es um diese Jahreszeit immer noch heiß sein kann. Das Land am Südzipfel der arabischen Halbinsel schlägt ei-nen sofort in seinen orientalischen Bann. Unser Autor Andreas Lueg hat sich mit einem Geländewagen auf dem Weg gemacht. Auch er wur-de vom Zauber der Hauptstadt Muscat gefangen, kurvte durch die gleißende Wüste, übernachtete bei den Beduinen und entspannte an der karibisch anmutenden Küsten-stadt Salalah. Wind, Schnee, Regen? Keine Spur! Der Sommer hat uns wieder.

Wenn Sie bei dieser Tour durch den Orient nicht ins Träumen gera-ten, empfehle ich Ihnen unsere Ge-schichte über die zwölf Tophotels rund um den Erdball. GoSixt-Relax recherchierte für Sie in China, Russ-land, Nord- und Südamerika, Portu-gal, Nord- und Südafrika sowie in Thailand. Dort haben wir Luxusres-orts auf ihre Entspannungstauglich-keit geprüft. Ich kann Ihnen ver-

sichern: Es erwartet Sie dort ein ge - radezu himmlischer Service.

Dem Himmel näher ist man be-kanntlich in den Bergen. Und ganz weit weg von der Zivilisation und dem Alltagsstress führt einen das Mekka der Ski-Safaris und Freerider rund um Kitzbühel oder die Tief-schnee-Surfer an den Hängen von Davos.

Wir haben uns für Sie durch die weiße Herrlichkeit bewegt und konnten feststellen, dass es nicht ei-nes langen Fluges nach Kanada be-darf, um Ursprünglichkeit und Schneelust pur zu erfahren. Stürzen Sie sich mit uns in die Abhänge!

Natürlich darf der Luxus, gerade vor Weihnachten, nicht zu kurz kommen. Was wären wir Damen ohne unsere besten Freunde – die Diamanten? Dazu passt wohl am besten ein Ausflug ins Traumreich der Schmuckmanufaktur Cartier. Das Luxushaus lässt die Medien normalerweise nicht an sich heran. Für GoSixt hat man eine Ausnahme gemacht. Autorin Angela Oelckers erhielt Zugang zum Kosmos Cartier und wurde exklusiv mit Kuriositä-ten konfrontiert. Etwa dem sünd-haft teuren Schmuck, den sich eine Mexikanerin mit viel Geld und ei-nem genauso großen Spleen aus Liebe zu ihrem kleinen Krokodil an-fertigen ließ.

Bei GoSixt können Sie jetzt auch mitmachen. Wir prämieren das Bild des Monats. Schicken Sie uns Ihre ungewöhnlichsten Sixt-Fotos. Wir suchen das schönste aus und be-danken uns mit einem Sixt-Wagen für das entspannte Wochenende. Und wenn Sie bei unserer exklusi-ven Verlosung mitmachen, gewin-nen Sie vielleicht eine Einladung zum Silvesterball im Kempinski Grand Hotel Heiligendamm.

Lassen Sie uns zum Jahresaus-klang gemeinsam anstoßen – auf ein hoffentlich wieder wunderschönes und erfolgreiches, vor allem aber gesundes und friedliches neues Jahr, das ich uns allen wünsche.

Herzlichst,Ihre Regine Sixt

Regine SixtFriede den

Menschen auf Erden – ein

wunderbares 2007!

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EDITORIAL go sixt 3

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Martina Muntean ist sixt-Kundin – und gewinnerin! Als Be-leg, dass sixt und smart sie zuverlässig durch ein hefti-ges gewitter bei san Vincenzo in italien geleitet haben,

schickte sie uns dieses stimmungsvolle gewitterfoto. Und zum Dank für die Mühe und die fotografische Qualität spendiert sixt ein

Cabrio-Wochenende. Nehmen auch sie an unserem Fotowettbe-werb teil. Fotografieren sie ihr sixt-Fahrzeug im Einsatz – ob im Urlaub oder auf Businesstour. Eine E-Mail genügt!

SCHIeSSen SIe SICH eIn CABRIo!Wettbewerb. sie fotografieren, wir zeichnen aus. GoSixt präsentiert das tollste Mietwagen-Foto. Aufgenommen: von ihnen! Der Preis fürs beste Bild: ein kostenloses Cabrio-Wochenende

LoungeGO Lou

Die knapp 13 Millionen Miles-&-More-Kunden der Lufthansa sam-meln auch Meilen bei den über 20 star-Alliance-Partnern und den über 29 Mietwagen- und Hotelpartnern, wobei sixt dort der größ-

te Lufthansa-Partner ist. Für thierry Antinori, Executive Vice President Marketing & sales, ist die Zusammenarbeit mit sixt so einzigartig, „weil Lufthansa und sixt dieselbe Zielgruppe ansprechen und weil beide Un-ternehmen für ihre Kunden höchste Zufriedenheit anstreben“. Vor allem die „Freundlichkeit der sixt-Mitarbeiter an den stationen“, so Marketing- chef thierry Antinori über die Win-Win-Kooperation von Lufthansa und sixt, „macht den Erfolg unserer Zusammenarbeit für jeden sichtbar“.

WIn-WIn-koopeRAtIon Für Lufthansa-Vorstand thierry Antinori sichert die Zusammenarbeit von Miles & More und sixt den Kunden höchste Zufriedenheit

Spannende Stimmung: Sixt-Smart-Auftritt bei herannahendem Gewitter.

Fotografiert von „GoSixt“-Leserin Martina Muntean in San Vincenzo, Italien.

Fotos schicken an: Sixt Autovermietung, z. Hd. Angy Zanggl, Zugspitzstr. 1, 82049 Pullach; E-Mail: [email protected] Einsendeschluss: Freitag, 26. Januar 2007

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neue CISixt setzt auf internationale

Bildsprache und hat deshalb

seine Corporate Identity (CI)

verfeinert. Sixt-Werbechefin

Daniela Erdmann: „Mit der

aufgezogenen orangefarbenen

Bühne werden Text und Bild

visuell verbunden.“

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10 go sixt lounge

GO LoungeVorfreude: mit dem

Pfarrer der „Vereinigung

Christus König“ in

Lambarene Richtfest

feiern.

Zukunft: Gabuner

Waisenkindern Bildung

und Heimat bieten.

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Die regine sixt Kinderhilfe e.V. wurde im Jahr 2000 in München gegrün-det. Unter dem Motto „tränchen

trocknen“ unterstützt sie auf der ganzen Welt Projekte, die Kindern in Not helfen. Zuletzt konnte im afrikanischen Lambare-ne, gabun, ein Haus für Aids-Waisen er-richtet werden. Aktuell wird der Bau eines Kinderheimes für 150 Kinder finanziert, de-ren Eltern an Aids gestorben sind und selbst an dieser Krankheit leiden. gleichzei-tig werden eine schule und eine Kran-kenstation für die an Lepra und Aids er-krankten Kinder gebaut.

Dort wo tränchen fließen versucht die regine sixt Kinderhilfe soweit wie möglich die tränchen zu trocknen. Wie etwa vor ei-nem Jahr. Damals stand Weihnachten vor der tür, doch im pakistanischen Erdbeben-gebiet bedrohten Eis und klirrende Kälte das Leben tausender Kinder. Für regine sixt und die Mitarbeiter der sixt Ag war ihr schicksal Anlass zu einer ungewöhnlichen Hilfsaktion. Während einer Weihnachtsfeier in der sixt-Hauptverwaltung bat regine sixt um spenden, die das Überleben der Not leidenden Kinder von Kaschmir mit er-möglichen sollen. An nur einem Nachmittag

kamen so 12.000 Euro für die regine sixt Kinderhilfe e.V. zusammen – genug, um ein großes Kontingent winterwarmer Kinder-schlafsäcke zu beschaffen. 5000 schlafsä-cke sowie 200 Zelte und Decken konnten so nach Pakistan geschickt werden.

Dieses Jahr wird Weihnachten das Kin-derheim in gabun richtfest feiern. Dann wollen wir aber keine tränchen trocknen, sondern Freudentränen rollen sehen. Die Pfarrer der „Vereinigung Christus König “ werden ebenfalls vor ort sein, um die Wun-den an Lepra und Aids erkrankter Kinder zu versorgen. Und: Hoffnung zu geben!

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Regine Sixt Kinderhilfe e.V. Lepra- und aidskranke Kinder in Lambarene, gabun, können

sich freuen: ihr Kinderheim feiert Weihnachten richtfest

„AlleS WAR SpItze“GoSixt-gewinn sylt: Leser Matthias Panser genoss den Luxus im söl’ring Hof mit Austern-tour und rolls-royce

Ein Wochenende auf sylt ist immer ein genuss. ob der regen über die Nordsee

peitscht oder ob man im strandkorb in der sonne döst. Hochgenuss hin-gegen ist es, wenn man wie GoSixt-gewinner Matthias Panser mit kö-nigsblauem rolls-royce silver Cloud ii von 1962 am Flugplatz Westerland abgeholt und ins feinste Hotel der in-sel chauffiert wird.

Panser ist gewinner des GoSixt-sommer-Preisausschreibens. Es ist „der erste gewinn meines Lebens“, sagt Panser – abgesehen von Freun-din Anette, die ihn drei tage lang ins Fünf-sterne-Haus söl’ring Hof, ein Juwel der Hotelkollektion von Dorint sofitel, hinter den Dünen von ran-tum begleitete. Aus ihrer Meeres suite blickten sie, inklusive Brandung, di-rekt auf die Nordsee. in der offenen Landhausküche verwöhnte sie Koch Johannes King mit einem butterzar-ten Deichwiesenlamm, Austern aus List, Weine zu jedem gang. Matthias Panser, Führungskraft in der revi-sion eines deutschen industriekon-zerns in Düsseldorf, sieht viel auf reisen in Europa. Doch so was wie sylt war für ihn neu: „Die wildroman-tische Landschaft, das Hotel, das Essen, alles war spitze. Da müsste jeder mal gewesen sein.“

Matthias Panser,

Freundin Anette und

Rolls-Royce: sein

erster Gewinn. Weihnachten – auch Sie können helfen: Regine Sixt versichert, dass Ihr geld direkt am zielort ankommt und direkt für das kinderprojekt verwendet wird. Spendenkonto:Regine Sixt kinderhilfe e.V.Konto 744 44 74BLZ 700 700 10Deutsche Bank AG MünchenStichwort: tränchen trocknen

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Heiligendamm ist ein Gesamtkunstwerk – mit erstklassiger Ho-tellerie. Das Kempinski Grand Hotel Heiligendamm bekommt seinen First-Class-Charakter durch seine architektonische Ein-

zigartigkeit, durch das vollendete Zusammenspiel zum Beispiel der gotischen Burg Hohenzollern und dem klassizistischen „Haus Grand Hotel“ sowie dem Kur- und Badehaus. Wer sich ihm auf der Allee zum Meer hin nähert und die Bäume plötzlich den Blick auf das majestäti-sche, weiße Gebäudeensemble vor blauem Himmel freigeben, der spürt, warum dieser Ort als „Weiße Stadt am Meer“ gilt. Ein magisches Juwel an der Mecklenburger Bucht.

Ergänzt wird diese einmalige historische Aura durch ein Hotelkon-zept, das mit seinem sehr persönlichen Service, der Gourmetküche

festlich tanzenGewinnen Sie zwei exklusive Eintrittskarten zum Silvester-Ball 2006 des Kempinski Grand Hotel Heiligendamm. Einfach mailen!

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Entree des Kempinski Grand Hotel Heiligendamm: „Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen!“

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Feiern Sie mit uns Silvester!

Das Kempinski Grand Hotel Heiligen-damm und Gosixt verlosen für die Le-serinnen und Leser unseres „GoSixt“-Ma-gazins zwei Eintrittskarten zum exklusiven Silvester-Ball 2006 des Grand Hotels mit dem Baltic Palais Dance Or-chestra im historischen Kurhaus! Darin enthalten sind zwei Übernachtun-gen im luxuriösen Dop-pelzimmer, inklusive Frühstücksbuffet, und der freie Zutritt zum Bes-ten vom Besten, dem Heiligendamm-Spa. Versäumen Sie es nicht,

sich während Ihres Aufenthalts in der Wei-ßen Stadt am Meer vom Küchenchef Till-mann Hahn und seinem Restaurant-Team im „Friedrich Franz“ ausgiebig verwöhnen

zu lassen. Die Meriten von Sternekoch Till-mann Hahn reichen in-zwischen vom Michelin-Stern der fran zösischen Qualitätskritiker bis zum „Großen Gourmet-Preis“ des Landes Mecklenburg-Vorpommern 2006. Das Kempinski Grand Hotel und „GoSixt“ wünschen Viel Glück bei der Verlo-sung zum Silvester-Ball!

Senden Sie bitte ein E-Mail an [email protected] oder eine Karte an Redaktion GoSixt, c/o Büro Freihafen Hamburg, Zippelhaus 3, D-20457 Hamburg mit Ihrer Telefonnummer.

Kennwort: Heiligendamm. Die Gewinner werden unter den Einsendern ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss: 15.12.2006

des Sternekochs Tillmann Hahn und dem Wellnesstempel Heili-gendamm-Spa ein einzigartiges Luxusgeschenk bietet.

Gönnen Sie sich Einmaliges. Etwa einen rauschenden Silvester-Ball 2006 im Kempinski Grand Ho-tel Heiligendamm. Jetzt kann schon Ihre E-Mail festliche Tanz-Wünsche wahr werden lassen (sie-he Info rechts). Gönnen Sie sich Exklusives. Tanzen Sie festlich mit dem Baltic Palais Dance Orchestra im historischen Kurhaus zu Heili-gendamm ins neue Jahr. Mailen Sie uns einfach. Stichwort: Heili-gendamm. Wie sagte schon Oscar Wilde so treffend: „Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob Sie wiederkommen!“

First-Class-Charakter Heiligendamm:

die Weiße Stadt am Meer, magisches Juwel

an der Ostsee.

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»ich bin down to earth«

Der Mann hat gut lachen. Leopold Prinz von Bayern,Rennfahrer und Markenbotschafter von BMW, kenntkeinen Dünkel. Für GoSixt stürzte sich Königliche Hoheit in die Serpentinen von Hochsölden Von Wolfgang Timpe und erol gurian (foTos)

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1 Das Label des Prinzen: Die Trachtenkollektion „Poldi“ von Loden-Frey hat er mitentworfen. 2 Die Landestreue des Wittelsbachers: Das blauweiße Karohemd und die Manschettenknopfsaphire sollen schon sein. 3 Die Lust am Risiko: Der BMW-Instructor kann Gefahren professionell abschätzen. 4 Die Kraft des Saphirs: Der Verlobungsring bewahrt seit 35 Jahren die Liebe zu Ehefrau Ursula. 5 Der Stil des Sponsors: Das Tragen der Da-Vinci-Uhr von IWC mit 18 Karat Gold sorgt für Umsatz. 6 Die Kälte des Gletschers: Die Wärme eines Wintertages flüchtet in die Dämmerung.

Seine erste große Liebe, eine Bürgerliche, konnte Prinz

Leopold im Elternhaus nicht durchsetzen: „Damals war ich noch

zu jung, um dagegenzuhalten.“

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Die Sonne strahlt mit dem stahlblauen Gletscherhimmel um die Wette. Die Turbolader des BMW X3 jagen den Offroader pfeilschnell vom Gletscher Richtung Sölden

hinab. Links geht’s senkrecht dem Abgrund entgegen. „Wo sind hier die Murmeltiere?“, fragt plötzlich der Fahrer, duckt sich übers Lenkrad und schaut rechts den Steilhang hinauf. Tempo 80 km/h, 11 Prozent Gefälle. Der X3 schießt auf die Haarnadel-kurve zu. Links geht’s immer noch in die Tiefe, der Driver stu-diert die Felsformationen und sucht kauzige Fellteile. Ein Ruck, Kopf zackig zurückgedreht, Blick auf die Straße: Der rasende Tierfan haut in die Bremsen, die Reifen qualmen. Wir sind noch nicht ganz in der Kurve, da gibt er schon wieder voll Stoff, und

wir sausen wie auf Schienen der nächsten 180-Grad-Biegung entgegen. „War das zu heftig?“, entfährt es dem Höllenreiter, als er das Weiße in den Augen des Begleiters sieht. Gemach. Sei doch ewig das Gleiche mit den Kurven: „Immer kurze Konzen-tration. Entfernung abschätzen, Krümmung analysieren. Das war’s. Sie müssen vor der Kurve alles beendet haben. Dann nur noch ausfahren.“ Eye, eye, Captain.

So sind sie halt, die Rennfahrer. Beim Gasgeben immer den eigenen Thrill im Blick, aber nicht das kleine Beifahrerleben. Die-ser Lenker kennt keine Nerven. Sein Titel: Königliche Hoheit. Sein Name: Leopold Prinz von Bayern. Seine Profession: Renn-fahrer. Reifegrad: 63 Lenze jung. Knapp 40 Jahre fährt „der Pol-

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ZuR PeRSon Leopold Prinz von Bayern, 63, steht der Wittelsbacher Linie der Adalbertiner vor, ist Nachkomme von Ludwig I., König von Bayern (1825–1848). „Poldi“ fährt 35 Jahre Autorennen für BMW und arbeitet heute als Markenbotschafter. Mit Ehefrau Uschi (59) ist er seit 29 Jahren verheiratet. Sie haben vier Kinder: Manuel (33), Pila (28), Felipa (25) und Konstantin (20).

ZuM autoMoBiL BMW X3 3.0sd, 2993 cm³ Hubraum, 286 PS, 580 Nm bei 1750/min, 240 km/h, Turbodiesel,0–100 km/h in 6,6 Sekunden, Allradantrieb xDrive, Sechs-Gang-Automatikgetriebe, 8,7 l im Mix, Preis: ab 50.300 Euro. Zwei Turbolader bringen volle Power ohne Ansprechverzögerung auf alle vier Räder und sorgen für dieseluntypische Topleistung.

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di“, wie ihn viele bajuwarisch-kumpelig nennen, nun schon im Dienste seiner Bayerischen-Motorenwerke-Majestät, kurz: BMW. Bei so viel Treue fällt fast unter den Tisch, dass dies 1963 ein Ek-lat war. Als Nachfahre von Ludwig I., König von Bayern (1825–1848), hätte der junge Wittelsbacher ausgiebig studieren, Lände-reien bewirtschaften und den Familienwohlstand mehren sollen. Oder zumindest in die Politik gehen sollen wie der Vater, der für die CSU im Deutschen Bundestag gesessen hat. Aber Werksfah-rer von BMW in der Deutschen Tourenwagen- und Supertou-renwagenmeisterschaft? „Ich habe halt früh mein Talent gespürt und mich sportlich durchgesetzt.“

Der Rennfahrervirus hat den blaublütigen Buben früh infi-ziert. Schon mit fünf Jahren thront er auf dem Schoß des großvä-terlichen Chauffeurs und lenkt den Wagen durch den Park von Schloss Umkirch, Freiburg. Hier, wo er aufwächst, versteht Leo-pold es schnell, mit stibitzten Zigaretten aus dem Schlosssalon den Fuhrparkchef zu bestechen. Und so kurvt der kleine Prinz mit zehn Jahren stolz wie Oskar in „Großvaters Brezelkäfer mit geteilter Heckscheibe und Benzinreservehebel“ neben dem Gas-pedal durchs königliche Anwesen. „Ich wollte immer Rennfahrer werden“, sprudelt es heute noch aus ihm mit kindlicher Begeis-terung heraus, „und würde alles wieder genau so machen.“ Zwei Jahre lang „baggerte“ er bei seiner Mutter, bevor sie ihn wider-willig für den erfolgreichen Benzinsport freigab.

Apropos Herkunft. Wie spricht man denn nun den Prinzen formvollendet an? Die korrekte Anrede sei deshalb „Königliche Hoheit“, weil man eben aus einem ehemals regierenden Königs-haus stamme, den Wittelsbachern. „Ich habe zwar den Titel, aber ich bin es nicht“, sagt er ohne aufgesetztes Understatement. Er findet die Verwendung bei offiziellen Anlässen der Staatskanzlei

oder des Landes Bayern zwar angemessen, aber für sein Selbst-wertgefühl braucht er den Titel nicht. „Nennen Sie mich Prinz Leopold. Das ist es.“ Überhaupt, steife Royalsrituale und könig-liche Distanz sind seiner Rennfahrerhoheit fremd. 800 Jahre führten die Wittelsbacher die Geschicke Bayerns „zum Besten“, wie er findet, gründeten Universitäten, schufen dank Ludwig II.,

seinem Ur-Ur-Großonkel, die Tourischlager Schloss Neuschwan-stein, Linder Hof und Herrenchiemsee mit vielen Millionen Be-suchern und förderten Richard Wagner. Man spürt stillen Stolz auf die Familiengeschichte, aber Herrschergene oder arrogante Attitüde sind Prinz Leopold fremd. „Ich bin wie alle Wittelsba-cher down to earth“, lacht er sein Jungenlachen. „Ich bin ein positiver Mensch, genieße jede Stunde. Das hilft mir beim Jung-bleiben.“ Der PS-Karriere hat es auch nicht geschadet. „Ich war früher richtig ehrgeizig. Ich kenne das Terriersyndrom: Man will einfach immer puschen.“

Heute liebt’s der 63-Jährige eher lässig. Cashmere-Pullover, Jeans, blauweißes Karohemd und ab in die Natur. „Ich brauche meine Freiheit“, sagt er. Gediegener Folklore-Luxus mit bayeri-schen blauweißen Manschettenknöpfen und seinem eleganten Verlobungsring mit Saphiren. Das war’s. „Ich bin kein Designer-Spezl.“ Das Tragen der edlen Da-Vinci-Watch von IWC mit 18 Karat Gold ist seinem Sponsor geschuldet. Da ist er ganz werbe-geschulter Rennprofi. In Talkshows legt er bei Fragen immer kurz die linke Hand an die Stirn zur Denkerpose. Das bringt sei-ne Business partner IWC für einige Sekunden ins rechte Fernseh-

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So sind sie halt, die Rennfahrer. Beim Gasgeben immer den eigenen Thrill im Blick, aber nicht das kleine Beifahrerleben.

„ich bin ein positiver Mensch, genieße jede Stunde. Das hilft mir beim Jungbleiben.“

über karriere »Ich war früher richtig ehrgeizig. Ich kenne das Terriersyndrom: Man will einfach immer puschen.«

über contenance »Immer lächeln, immer positiv herüberkommen. Bei BMW habe ich Brand-behaviour gelernt.«

über glauben»Wir sind nicht für eine so kurze Zeit wie das Leben geschaffen. Ich glaube ans Weiterleben.«

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licht. Wie gesagt, eher locker. Auch bei der nach ihm benannten Trachtenkollektion „Poldi“. „Loden-Frey produziert, ich setze die Akzente. Lässig und schick soll es sein.“ Über 8000 Exemplare sind schon verkauft, und Unternehmerstolz blitzt aus seinen Augenwinkeln. Tja, Royalities sind in, Hochadel verkauft sich.

Dass da auch viele kommen, die nur den blaublüti-gen Verkehrswert seines Namen nutzen wollen, pas-siert häufig. Wenn’s geschäftlich wird, „ziehe ich manchmal meine Frau hinzu“. Die habe „sensible An-tennen“, spüre sehr schnell, ob es einer aufrichtig mei-ne. Neben seinem Dauerarbeitgeber BMW, der ihm „alle Motorsportträume erfüllt“ habe, empfindet er die „Uschi als das Glück meines Lebens“. Sie sind seit 38 Jahren zusammen und seit 29 Jahren verheiratet. Kann man so konsequente Treue leben? „Ja. Weil ich mich vorher ausgetobt habe. Ich war ein Schmetterling!“ Der Rest ist schmunzelndes Genießerschweigen.

Und dass er die Heirat mit der bürgerlichen Ursula Möhlenkamp verwirklichen konnte, dazu gehörte die Erfahrung der Niederlage, das Kennenlernen der gan-zen Härte royalistischer Konvention. Seine erste große Liebe, auch eine Bürgerliche, konnte Prinz Leo pold im Elternhaus nicht durchsetzen. „Damals war ich noch

zu jung, um dagegenzuhalten.“ Bei Uschi ließ er sich nicht mehr beirren.

Man vernachlässigt gerne, wie Hochadelskinder in den 60er-Jahren aufgewachsen sind. Sein Vater hatte noch einen persönlichen Leibdiener, drei Chauffeure, und viele Bedienstete nahmen allen alles ab. „Mir wur-de komplett vorgeschrieben, was ich zu welchen Gele-genheiten zu tragen hatte. Mit 18 Jahren war ich noch vollkommen unselbstständig, durfte nichts selbst ent-scheiden!“ Man spürt, wie wichtig ihm der persönliche Befrei-ungsschlag aus Wittelsbacher Königsformen war. Diese erste persönliche Krise mit damals 23 Jahren hat ihm mehrfach die Augen geöffnet. „In Bayern kommt man sofort in eine Clique, hat aber noch keine wirklichen Freunde, die bei einem sind, wenn’s hart kommt.“ Wenn das früher der Fall war, fuhr er zum Freund nach Hamburg. Und auch sonst haben die Spuren des Lebens bei ihm aristokratischen Dünkel gar nicht erst entstehen lassen. „Die Bürgerlichen tun uns gut. Es kommt frisches Blut in unsere Familienlinien.“ Dass es andere Hochadelsseelen wie zum Beispiel TV-Seifenoper-Prinz Ferfried von Hohenzollern gibt, entlockt ihm keinen Kommentar. „Wir Wittelsbacher haben zwei Grundsätze: Wir äußern uns nie öffentlich über Familien-angehörige und nie zur Politik.“ Und dass er bei CSU-Veranstal-tungen mitmischt? „Da repräsentiere ich Bayern. Ich wähle zwar die Richtung, aber bin kein Parteimitglied.“

Eine Ausnahme macht der Prinz. Gefragt, ob es bei 800 Jahren Wittelsbacher Regieren etwas gäbe, wofür er sich schämen müs-se, kommt ein klares: „Nein.“ Aber: „In meiner Familie wird der Nationalsozialismus nicht dokumentiert. Das ist falsch“, legt der Familienführer der Adalbertinerlinie sich fest. Das Thema treibt ihn um. Mutter und Vater waren in Konzentrationslagern. „Das ist Teil unserer Geschichte. Wenn wir das nicht festhalten, gehen unsere Erfahrungen verloren.“ Und als ob er die eigene Grenz-verletzung sich nicht gesellschaftspolitisch zu äußern rückgän-

gig machen möchte, schiebt er nach: „Das ist meine persönliche Meinung.“

„„Jetza, pack ma’s“, schüttelt der Markenbotschafter von BMW seine trüben Gedanken ab, schaltet die Hightechelektro-nik wie Antischlupfregelung im X3 aus und driftet im Power-slide um die Kurven. Da ist es wieder, dieses ansteckende Jun-genlächeln. „Auf die Berge gehen, Wild beobachten, frische Almbutter und Brotzeit genießen: Da lade ich meine Batterien auf“, sagt’s, gibt Gas und strahlt. „Immer lächeln, immer positiv herüberkommen. Bei BMW habe ich Brand-behaviour gelernt und mitgestaltet.“ Er liebt Technik, aber privat lehnt er zum Är-ger der vier Kinder Internet ab. „Wer mich haben will, soll faxen.“ Basta. Und als er dem X3 freudig wieder richtig Zunder gibt, ge-steht er: „Innerlich bin ich immer noch ein Kindskopf.“ Der gro-ße Prinz in der kleinen tollkühnen BMW-Kiste.

Zum Abschied haut er noch ein Bonmot von Formel-1-Pilot Rolf Stommelen heraus: „Fahr nie schneller, als dein Schutzengel fliegen kann.“ Da kommt noch mal die Frage nach der Angst des Rennfahrers vorm plötzlichen Totalcrash auf, zumal sein persön-liches BMW M6 Coupé freigeschaltet ist und echte 330 km/h auf deutsche Autopisten presst. „Wir sind nicht für so eine kurze Zeit wie das Leben geschaffen. Ich glaube ans Weiterleben.“ Nach dem Tode? Schweigen. „Ich fühle mich behütet.“ Lächelt und entschwindet im X3 3.0sd mit quietschenden Pneus im fahlen Blau der heraufziehenden Gletscherdämmerung.

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Ein Thema treibt Prinz Leopold um: „In meiner Familie wird der Nationalsozialismusnicht dokumentiert. Das ist falsch.“

„Bürgerliche tun uns gut. es kommtfrisches Blut in die Familienlinien.“

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LifestyleGO Life

maria félix, männerverschleißende Drama-Queen und passionierte Schmucksammlerin, orderte die Replik ihres Krokodilbabys bei Cartier denkbar knapp: „Ich will es genau so. Beeilt euch, es wächst schnell.“

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éric brindejont, langjähriger Direktor des Juwelenverkaufs bei Cartier: „Wir müssen den Kunden besser kennen als er sich selbst. Die kürzeste Distanz zwischen zwei Punkten ist nicht die Gerade, es ist der Traum!“ VON ANGELA OELCKERS

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GO Lifestyle

Es ist Frühling in Paris, ein sonniger Tag, nichts Sensationelles liegt in der Luft – bis sie über die Schwelle des Hauses Nummer 13, Rue de la Paix, schreitet: Maria Félix. Sie ist keine Unbekannte hier im Cartier-Hauptquartier, im Gegenteil. Die schöne Mexikanerin gilt als größte Schauspielerin Lateinamerikas,

exzentrische Diva ersten Ranges, männerverschleißende Drama-Queen – und passionierte Schmucksammlerin. Schon häufig hat sie Cartier mit exklusiven, außerordent-lich wertvollen Juweliersarbeiten beauftragt, meistens Re-pliken von Reptilien.

Doch so ist sie noch nie aufgetreten: Unter dem Arm ein Glas mit einem Krokodilbaby, handlang, reizbar und für

ein Model ziemlich bissig. „Das hier will ich, genau so!“, sagt sie. „Und beeilt euch. Es wächst schnell.“

Das Resultat: ein spektakuläres Kollier. Zwei naturge-treue goldene Echsen umschlingen den Hals, lauernd, die Köpfe überkreuz, von Schnauzen- bis Schwanzspitze mit Edelsteinen besetzt. Das eine mit 1023 blassgelben Dia-manten, das andere mit 1066 Smaragden, die Augen fun-kelnde Rubine.

Die Maria-Félix-Episode spielt im Jahr 1975. Doch schon weitaus länger ist das Haus Cartier berühmt für seine her-ausragenden „special orders“, für einmalig im Kundenauf-trag angefertigten Schmuck also. Im Jahr 1847 gründet der junge Meisterjuwelier Louis-François Cartier sein eigenes Atelier, acht Jahre später ist er bereits so bekannt, dass Prin-

richard burton, Schauspieler und Ehemann von Liz Taylor, brüllt 1969 seinen in der Versteigerung unterlegenen Agenten an, der einen 69,42 Karat großen Tropfen für 1,05 Millionen Dollar an Cartier gehen ließ: „Es interessiert mich nicht, was er kostet, kaufen sie ihn!“

1847 gründet louis- FranÇoiscartier sein eigenes atelier.

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lifestyle GO Sixt 27

original und replik. Die echte Maria Félix (kl. Foto) und die Schmuck- und Uhrenkampagne La Doña de Cartier.

cartier besucht seine kunden in jeder ecke des planeten.

GO Lifestyle

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GO Lifestyle

markenführung. Die La Doña-Uhr ist das Prunkstück der Uhrenkollektion „La Doña de Cartier“, zu der die exzentrische Maria Félix die Luxuskünstler von Cartier inspirierte.

die brüder cartier erobern

überall in der welt die

zuneigung der haute volée.

zessin Mathilde Bonaparte, Cousine des amtierenden Kaisers Napoleon III., zum Einkauf vorbeikommt. Von nun an gibt sich die Aristokratie ganz Europas bei Cartier die Klinke in die Hand. In der dritten Generation reisen die „Cartier Frères“, die Brüder Louis, Pierre und Jacques, ins russische Zarenreich, an den persischen Golf und durch Indien, gründen Niederlassun-gen in New York und London und erobern überall die Zunei-gung der Haute Volée.

Auch der Prince of Wales, Edward VII., kann sich dem dis-kreten Charme der Cartiers nicht entziehen. Zu seiner Krö-nung 1902 ordert er kurzerhand 27 Diademe und rühmt den Lieferanten als „Juwelier der Könige und König der Juweliere“. Was eine Special Order so speziell macht, sind nicht allein die

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Revolution ihren Kopf ließ. Der Stein verschwand mitsamt den Kronjuwelen, tauchte 1812 bei der Londoner Industriellenfami-lie Hope wieder auf, die Sippe verarmte. Heute gehört der Stein der Washingtoner Smithsonian Institution, liegt im Safe und regt sich nicht.

Natürlich glaubt man bei Cartier nicht an solche Mythen. Aber die Geschichte eines Steines, seine Besitzer, ihr Glück oder Unglück, beschäftigen Öffentlichkeit und Käufer gleicherma-ßen. Wer kennt nicht die Fama des „Taylor-Burton“-Diamanten? Cartier ersteigert 1969 den 69,42 Karat großen Tropfen für 1,05 Millionen Dollar in New York. Minuten später ruft vom Münz-telefon seines Hotels in Wales Richard Burton an, versessen dar-auf, den Stein für seine Frau Elizabeth Taylor zu erwerben. „Es

Steine und die Handwerkskunst. „Es ist der Kunde, der beson-ders ist“, sagt Éric Brindejont, Direktor des Internationalen Ju-welenverkaufs. „Wir müssen ihn besser kennen als er sich selbst. Denn die kürzeste Distanz zwischen zwei Punkten ist nicht die Gerade, es ist der Traum!“ Das Wort „unmöglich“ wird man in der Rue de la Paix Nummer 13 nicht hören. Das Verkaufspersonal zuckt nie auch nur mit der Wimper, sie sind diskrete Vertraute, versiert in allen Fragen der Finesse. Auch besucht man die Kunden in jeder Ecke des Planeten, falls er-forderlich. In Ulan Bator Brillanten in einen Verlobungsring einsetzen, und zwar noch vor Sonnenuntergang des nächsten Tages? So geschehen. Und ständig ist man auf der Suche nach ungewöhnlichen Diamanten und seltenen farbigen Edelstei-nen, um daraus etwas Einmaliges zu schaffen.

Die spektakulärste Geschichte hat sicherlich der „Hope“-Di-amant, ein blauer Berg von 45,5 Karat – und ein Unglücksbrin-ger, so heißt es. Ludwig der XIV. hatte den aus Indien stammen-den Stein von einem Abenteurer gekauft und von 112 auf knapp 70 Karat schneiden lassen. Marie-Antoinette, Frau von Ludwig XVI., liebte den Klunker – bis sie auf dem Schafott der

interessiert mich nicht, was er kostet“, brüllt er seinen in der Versteigerung unterlegenen Agenten an, „kaufen sie ihn!“ Car-tier stimmt schließlich zu, unter der Bedingung, dass der Dia-mant zuvor in der New Yorker Boutique ausgestellt wird.

Bis zu 6000 Menschen stehen in jenem Herbst täglich Schlange in der 5th Avenue – nicht um ein Stück gepressten Kohlenstoff zu sehen, sondern eine Legende. Legende ist, dies eine Fußnote, übrigens auch jenes New Yorker Car-tier-Gebäude. Es wird 1917 Objekt eines für das 20. Jahrhundert etwas bizarren Tauschhan-

dels: Haus gegen Perlenkette. Diese ist damals eine Million Dol-lar wert und besteht aus zwei langen Reihen hochbegehrter Naturperlen. Vierzig Jahre später kommt sie für beklagenswer-te 151.000 Dollar unter den Hammer – inzwischen sind Zucht-perlen der letzte Schrei. 653 Fifth Avenue aber ist immer noch im Besitz Cartiers und mehr wert als je zuvor.

Obwohl „Juwelier der Könige“, fertigt Cartier durchaus auch für Normalsterbliche, sogar nur mäßig Betuchte können sich

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mit dem berühmten Doppel-C garnieren – in erster Linie mit Uhren. Die „Santos“ entwirft Louis Cartier 1904 für seinen Freund, den brasilianischen Abenteurer und Flieger Alberto Santos-Dumont. Sie ist eine Revolution: die erste zivil genutzte Armbanduhr, die erste mit Lederarmband, die erste mit recht-eckigem Gehäuse. Sieben Jahre später geht sie in Serie und ist noch heute im Programm neben weiteren Klassikern wie der „Pasha“ oder der „Tank“.

Schon 1923 begreift man bei Cartier, dass es eine gute Idee sein könnte, auch für Bürgerliche zu produzieren, es entsteht die Abteilung „S“ für „silver“, sie umfasst eine elegante Kollektion für Accessoires und Schmuckstücke, die nach wie vor schick sind, aber eben auch erschwinglich. Fünfzig Jahre später wird diese Idee mit „Les must de Car-tier“ wieder aufgegriffen und weltweit so erfolgreich, dass spezielle „Les must“-Boutiquen eröffnen. Heute gibt es von Cartier auch Leder-waren, Brillen, Schreibgeräte, Wohn- und Lifestyle-Acces-soires sowie Parfums.

Nicht nur die Kunden von Cartier sind exaltiert, auch hinter den Ku-lissen agieren ungewöhnliche Persönlich-keiten. Jeanne Toussaint zum Beispiel. 30 Jahre lang prägt die Flämin, Geliebte von Louis Cartier, und Freundin von Coco Cha-

goldene echsen Zwei lauernde Edelstein-

reptilien: das eine mit blassgelben Diamanten,

das andere mit 1066 Smaragden. Die Augen:

funkelnde Rubine.

prince oF wales, edward vii., rühmt cartier als

„juwelier der könige und könig der juweliere“.

nel, die künstlerische Entwicklung des Hauses, unter an-derem als Direktor der Haute-Joaillerie-Abteilung. Mit ih-rer zierlichen Figur und der Adlernase besitzt sie eine ungewöhnliche Eleganz, und in ihrem Urteil über Schmuck-entwürfe ist sie so geschmackssicher wie gnadenlos. „Ich war nie eine Frau, die sich leicht unterordnet“, sagt sie ein-mal, „dafür war ich die erste elegante Dame in Paris, die Pelze und Pantherjacken trug“. Konsequenterweise be-trachten die Cartier-Mitarbeiter sie als eine Art Raubtier – und in der Tat ist es Jeanne Toussaint, die die Linie „Pan-thère de Cartier“ erfindet.

Und dann gibt es da noch den Indiana Jones von Cartier, den Jäger des verlorenen Schatzes. Bernhard Berger ist Che-feinkäufer von „Cartier Tradition“, sein Job ist es, antikes Geschmeide von Cartier in aller Welt aufzustöbern, darun-ter Unikate von unschätzbarem Wert, und sie für Cartier zurückzukaufen. Findet er den Schatz, wird erst dessen Echtheit zertifiziert, sodann restauriert und meist wieder verkauft. Historisch bedeutsame Werke aber wandern in die „Collection Art de Cartier“, die, 1983 begonnen, inzwi-schen rund 1400 Schmuckstücke umfassende museale Sammlung – unverkäuflich, aber gelegentlich in spektaku-lären Ausstellungen anzusehen (siehe Info unten). Auch das Krokodil-Kollier von Maria Félix gehört heute in die Collec-tion. „Nur wenn wir wissen, was wir als Cartier waren“, sagt Pierre Rainero, Direktor von Heritage & Cultural Affairs, „nur dann wissen wir, was wir heute sind und künftig blei-ben müssen.“ Der König der Juweliere nämlich.

der ursprung Cartier wurde 1847 von Louis-François Cartier in Paris

gegründet, feiert also 2007 sein 160-jähriges Jubiläum. 1856 kaufte zum

ersten Mal der Hochadel bei Cartier: Prinzessin Mathilde, Cousine von

Kaiser Napoleon III. Seither beliefert Cartier die Königshäuser und Be-

rühmtheiten dieser Welt. die aktualität Seit 1993 gehört Cartier zum

weltweit zweitgrößten Luxusgüterkonzern Richemont mit Sitz in Genf,

Cartier ist dort von 17 Nobelmarken nach Umsatz die größte, gefolgt von

Montblanc. Historie, Kollektionen und Shopfinder finden sich auf www.

cartier.de die juwelen Cartier bietet seinen wohlhabendsten Kunden

jeher „special orders“ an, Auftragsarbeiten. Berühmt sind die naturalis-

tischen Motive aus der Tier- und Pflanzenwelt, vor allem die Pan-

ther und Krokodile. die uhren Bereits 1888 stellt Cartier die

ersten Schmuckarmbanduhren für Damen her, die sich

aber noch nicht durchsetzen. Der Sohn des Firmen-

gründers, Louis Cartier, betreibt ab 1905 eine Uh-

renproduktion, in Kooperation mit Edmond Jae-

ger (dessen Firma später zu Jaeger LeCoultre

fusioniert). Der erste große Coup ist die schnör-

kellose „Santos“ von 1904 (in Serie ab 1911).

die ausstellung in New York. Die „Mas-

ter- pieces of French Jewelry“ ist noch bis

zum 31. Dezember 2006 zu sehen in der

Forbes Gallery, 62 Fifth Avenue/12th Street,

New York City, 10–16 Uhr, Tel. +1 212 206

55 48. Sie wurde zusammen mit dem National Jewelry

Institute (NJI) erstellt und zeigt 150 einzigartige Werke

der Juwelierskunst – viele von Cartier. www.forbesgal-

leries.com/jewelrygallery.html

30 GO Sixt cartier

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Travel

32 go sixt oman

GO Tra

SALALAH

mUSCaT

NIZWA

Wahiba-Wüste

vereinigte arabische emirate

saUDi-arabien

Jebel Akhdar

IRAN

o m a n

Populäres Dune-Bashing mit Beduinen im 4-Wheel-Car: „In der Wüste erlebst du wahre Grenzenlosigkeit.“

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Wer Schnee und Kälte scheut, findet in der Weite des Orients seine kleinen Fluchten: das Sultanat Oman. Die Heimat von Sindbad

dem Seefahrer bietet tropische Strände und einsame Wüstentäler – reale Märchen aus Tausendundeiner Nacht und

moderne 4-Wheel-Drive-Abenteuer. Eine Kultur-Safari

VON ANDREAS LuEG uND EROL GuRIAN (FOTOS)

ARABIEN LIGHT

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GO Travel

Oman zwischen Superhighway und Schotterstrecke: bei vierzig Grad plus die Pampa aufrollen.

Stolzes Wüstenschiff: Kamele verzieren Sicheldünen wie das Inventar einer romantischen Erinnerung.

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Travel go sixt 35

GO Travel

Oman zwischen Superhighway und Schotterstrecke: bei vierzig Grad plus die Pampa aufrollen.

„ein meer der ruhe aus sand und geröll, randzone der Zeit. allmählich kommt die realität

unter die räder, verwirbelt, legt sich als staub auf die scheiben. Fata morgana. heiße Luft.

hallo, sultan! Wo geht‘s hier zum ozean?“

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Fahrer Salems Sohn, Kinder in einer Koranschule: „Was denn, ihr habt in Deutschland keinen Sultan?“

GO Travel

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Travel go sixt 37

GO Travel

Basar von Muscat, Gebetsraum einer Moschee: eintauchen ins magische Halbdunkel.

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Der Oman hat viel arabisches Flair und keinen Wolkenkratzer. Ein zweites Dubai blieb

dem Oman dank Sultan Qabos erspart. Der Märchenmonarch fährt nachts im uralten Mercedes-

Benz durch Muscat und plaudert an roten Ampeln mit seinen untertanen.

4-Wheel-Drive-Sandsurfen: präpotent röhrende Allrad-Kampfmaschinen, mit denen die Beduinenfahrer dem auf die Hinterbank verbannten Publikum zeigen, was tatsächliche Jeep-Power ist. Natürlich ist das pubertär – und macht leider Riesenspaß.

Tropische Küste, Fahrer Salem mit Beduine Abdullah (re.), Wüstenstillleben: Die Beduinen wohnen selten mehr als eine Autostunde von der nächsten Stadt entfernt. Halbnomaden im 21. Jahrhundert, denen Freiheit und Mobilität noch immer ihr wichtigstes Hab und Gut ist.

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hoaam, röhrt die Pam­paskatze, whooaaamm.

Die Räder drehen wie irre, der Pajero spuckt Sand aus

allen vier Radkästen, sein Turbodiesel heult auf wie ein

brünstiger Kamelhengst und saugt noch mal ein paar Liter

aus dem Tank. Dann sitzt der All­radwagen fest. Hängt schräg auf

der Düne und stottert nicht mal mehr. Stille. Rien ne va plus. „Finished“, konstatiert Salem, der omanische Freund. „Da draußen in der Wüste hättest du als Selbstfahrer jetzt ein Pro­blem.“ Aber dies ist nicht Paris–Dakar, wir sind nur Zaungäste des Spektakels, und als dessen Helden agieren junge Haupt­städter, die ihre Luxusgeländewagen nach Büroschluss noch ein wenig abseits des Asphalts spazieren führen. „Die wollen nur spielen“, erklärt Salem. „Irgendwer schleppt sie dann schon wieder raus.“ Schauplatz: die „Bowshar Sands“, ein Übungsplatz für Offroad­Artisten, mitten in Muscat, der Oman­Kapitale mit Sandkasten.

Es ist fünf Uhr nachmittags. Die Sonne steht tief und wirft lange Schatten. Nebenan auf dem grünen Hügel lochen Golf­spieler ein, unberührt vom Drama in den Dünen. Auch wir haben genug gesehen. Für einen Schnellkurs im 4­Wheel­Offroad­Driving ist es jetzt ohnehin zu spät – nur ein paar Stunden vor Beginn unserer kleinen Spritztour durch die tro­ckene Unendlichkeit des omanischen Landesinnern. Dafür ha­

ben wir Salem, unseren allraderprobten Begleiter: freundlich interessiert die Augen, gelassen das Lächeln, blitzweiß und im­mer proper gebügelt der bis zu den Knöcheln reichende Disch­dasch. Alles klar für die Reise? Yes, Sir. Wir fahren das dritte Mal zusammen, duzen uns und immer noch sagt er: Yes Sir. Mensch, Salem!

Knapp über dreißig ist er, geboren ungefähr, als Sultan Qa­bus bin Said Al Said, der Herrscher und Übervater der Nation, in Oman die Neue Zeit ausrief. Als die fulminante omanische Renaissance begann, die das finstere Feudalreich zur moder­nen, unaufdringlich in sich selbst verliebten „Happy Nation“ machte: So nennen sich die Omanis ganz ernsthaft – und lä­cheln dabei. „Da entsteht Blue City, die neue Megastadt am Meer!“ Salem und sein geliebtes Land. Oman, erwacht aus Tau­sendundeiner Nacht und wie mit der Zeitmaschine direkt in ein glänzendes Hier und Jetzt gebeamt: Über Muscats auto­bahnbreite Stadtboulevards rauscht der Verkehr, zieht der Geist von Ehrgeiz und Aufbruch. Ein Dallas im Orient. Zwölf Milliarden Dollar schwemmt das in der Wüste geförderte Öl jährlich in die Staatskasse. Natürlich fließen deshalb Milch und

Honig nicht für alle. Aber Superbenzin kostet umgerechnet 30 Cent pro Liter, Normalverdiener fahren japanische Luxusau­tos; selbstverständlich muss niemand Steuern zahlen. Na also, es geht doch – jedenfalls in Oman, und jedenfalls so lange das Öl sprudelt.

Allahu akbar! Gott ist groß und beten besser als schlafen. Die Lautsprecher auf den Minaretten wecken die Stadt am Meer, weiß wie Salems Dischdasch und noch dazu zweitsauberster Ort der Welt nach Singapur; sagt die Unesco, und die muss es wissen. Sechs Uhr früh also und ein neuer Tag über der Corni­che, Muscats lässig in eine Bucht geschmiegter Hafenmeile. Noch kaum Verkehr auf der Straße, noch keine spektakuläre Karawane der Nobelkarossen mit Scheichs drin oder westlichen Regierungschefs – die geben sich beim Sultan die Klinke in die Hand, denn Oman ist der Musterknabe in einer schwierigen Weltregion. Es herrscht politische und religiöse Toleranz. Oman oder: Arabien light. Jetzt: strahlendes Morgenlicht. Muscat fun­kelt. Salem steuert unseren wuchtigen 4WD, einen Nissan Pa­trol, durch die Rushhour. Vorbei ziehen Märchenpaläste und prachtvolle Moscheen, das goldene Portal der National Bank. Sindbads und Salems Heimatstadt. Bis heute viel arabisches Flair und kein einziger Wolkenkratzer. Omans Märchensultan hat dem Land und der Welt ein zweites Dubai erspart.

Qabos ist Kult. Der Monarch unterhält die wahrscheinlich letzte berittene Hofkapelle dieser Welt, ein halbes Dutzend über das Land verstreute Paläste und irgendwo auch einen Stall mit Rennkamelen. Am liebsten aber – Salem hat’s gese­hen! – gurkt der Herrscher nachts allein mit einem uralten

Benz durch sein Traumreich und kurbelt an roten Ampeln die Scheibe herunter. Dann plaudert er mit seinen Untertanen, von Mensch zu Mensch und zweimal schon von Sultan zu Sa­lem. „Was, das glaubst du nicht?“ Und: „Was denn, ihr habt in Deutschland keinen Sultan?“

Gleich hinter der Stadtgrenze beginnt der moderne High­way, der ins Herz der Vergangenheit führt. Hinter Nizwa, der ersten Hauptstadt des Sultanats und bis heute ihr kulturelles und religiöses Zentrum, wird die Straße schmaler, schraubt sich hoch ins Jebel­Akhdar­Gebirge, in eine dramatische Land­schaft mit kargen Hängen, großartigen Canyons und imposan­ten Felsenfestungen. Kaum besiedelt, jedenfalls nicht von Menschen. Ein omanisches Transsylvanien, in dem die Jinns umgehen: mächtige, leider auch blutrünstige Schattenwesen, die friedliche Väter auffordern, ihre Töchter zu opfern. Oder so. Omanischer Volksglauben ist voll solcher sinistrer Geschich­ten, voll der Folklore hausgemachter Horrormovies. Salem, glänzend aufgelegt, gibt seinem Affen Zucker, versorgt uns mit dem vollen Programm: Geister, Gräber, Bergvampire. Jinn­Fic­tion. Glücklicherweise ist heller Tag, und von irgendwoher

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GO Travel

W

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40 go sixt oman

GO Travelplärrt gerade rechtzeitig wieder der Lautsprecher, kommt Hil­fe von oben. Allahu akbar. Als Allah die Zeit schuf, schuf er sie reichlich, sagen die Araber. Gott ist groß, durch Omans Berge weht ein Hauch der Ewigkeit, und Zeit ist Glück. Aber wir ha­ben keine. Denn unser Tagesziel, das tropische Salalah, liegt tausend Kilometer südlich, zehn Autostunden entfernt.

Muss das sein? Wer’s bequem braucht, kann fliegen, statt bei vierzig Grad plus die Pampa aufzurollen, das Biotop von Schlangen, Antilopen und Skorpionen. Omans Straßennetz bietet alles zwischen Superhighway und Schotterweg. Die Strecke nach Salalah ist eine zweispurige Wüstenpiste, ein Abenteuerparcours voller Schlaglöcher im von der Hitze auf­gerissenen Asphalt. Also eine echte orientalische Traumstraße. Los geht es in Nizwa am Fuß der grauen Berge: letzter Vorpos­ten einer grandiosen Leere.

Monotonie für Liebhaber! Flaches, sonnenverbranntes Land. Kein Berg, kein Baum, die dem Auge Abwechslung bieten. Nichts außer Bremsspuren auf dem flirrenden Band der Straße, kaputte Autoreifen, Strommasten und Schilder, die auf Contai­nersiedlungen für die von Feld zu Feld ziehenden Öl­Noma­den hinweisen. Hier und da am Horizont schemenhaft die Umrisse von Fördertürmen, wie surreale Wegweiser in eine andere Welt. Wo sind wir? Wie heißt der Planet? Kann man hier irgendwo landen? Gefühlte Geschwindigkeit: Nicht mehr als achtzig, aber der Tachometer zeigt doppelt so viel. Salem, schweigsam und mit unbestimmtem, konzentriertem Aus­druck hinter der Sonnenbrille. Jetzt will er ’s wohl wissen.

Irgendwann kommt aber auch der Moment, in dem man mal die Beine ausschütteln möchte. Also: Patrol­Pause. Zweiein­halb Tonnen mal kurz rechts ran. Die Straße – verlassen. Rings­um: Stille. Schweigen total. Nichts zu hören als der eigene Atem, die eigenen Schritte im Sand.

Der Patrol hat jetzt schon so viele Kilometer gefressen, da will er mal wieder trinken. Die Gelegenheit kommt auf halber Strecke bei Kilometer 381, im heimeligen Wüstenflecken Hai­ma. Dort gibt es eine Petrol­Station, und außerdem: einen in­dischen Imbiss, einen Coffeeshop und zwei Moscheen sowie den Geschenkladen „Goldener Falke“ mit shoes, perfumes and luxuries. Aber kein Mensch unter der Mittagssonne, der Haupt­platz vom Wind gefegt. Wild West mitten im Oman. Jeden Au­genblick muss der Showdown beginnen, werden die Kontra­henten mit gezogenem Krummdolch aus dem Schatten in die gleißende Sonne treten. Aber nichts. Nur zwei Männer mit Kof­fer und Kaschmirtüchern an der Bushaltestelle. Warten auf den „Desert King“.

Schöner Name für den Überlandbus. „Moon Express“ würde auch passen. Je länger die Fahrt dauert, desto intensiver atmet die Umgebung Einsamkeit, die anheimelnde Verlassenheit ei­

ner Mondlandschaft. Ein Meer der Ruhe aus Sand und Geröll, Randzone der Zeit, in der allmählich auch das Gefühl für die Realität unter die Räder kommt, zerbröckelt, verwirbelt, ver­fliegt und sich als feine Staubschicht auf die Scheiben und über die Wahrnehmung legt.

Irgendwann fängt man an, die Szenerie mit eigenen Bildern zu füllen: Der Wind treibt Sand über die Straße, fließt um Fel­sen und imaginäre Wüstenstädte, dringt in bunte Basare, blü­hende Landschaften. Aber: alles Maya. Fata Morgana. Heiße Luft. Vorspiegelungen der nach Farbe, nach Leben dürstenden Imagination. Gibt es hier Jinns? Oder was, wenn einem hier jetzt irgendwo der Qabus begegnet? Majestät, hört man, fährt auch gern bei Tag über Land und sieht in seinen Palästen nach dem Rechten. Was sagt man dann: Hallo, Sultan! Wo geht’s hier ans Meer?

Fast sind wir da. Kilometer 950, am Höhenzug Jebel Qara kurz vor Salalah. Eben links und rechts, vor und hinter uns noch staubige Leere, möbliert nur mit den Riesenohren des Militärs – Antennenschüsseln, mit denen sie auch in Oman das All belauschen. Dabei sind die Aliens schon da. Stehen plötz­lich vor uns im letzten Licht des Tages, auf der sattgrünen Pass­höhe, treten ihre Fladen breit und machen: muh. Das muss er sein, der Wahnsinn! Kühe. Friesenkühe. Schwarzweißes Rind­vieh vor dunkelblauem Abendmeer, dazwischen die Stadt. „Da unten ist es, Salalah!“ Salem wieder ganz da. Tief zieht er die frische Luft ein, lässt den Blick schweifen, dann sticht er seinen Finger irgendwo in die monumentale Postkarte vor uns: „Und da wohnt der Sultan, wenn er hier ist.“

Der Monsun verwandelt die Geburtsstadt seines Idols, des Autokraten und Wohltäters während der Sommermonate in ein Tropenparadies. Exotische Vögel und Schmetterlinge auf knallbunter Flora. Endlose Palmenhaine, darin Fruchtstände, brechend voll mit Bananen, Papayas, Limonen, Granatäpfeln. Und blitzblauer Himmel über nunmehr türkisfarbenem Meer, das schläfrig gegen jungfräulich weiße Strände schlägt. Men­schen? Wieder mal keine. Nur ein paar Fischer, die morgens am Taqah Beach mit Pick­ups ihre Netze aus dem Meer ziehen. Ungestört widmen sich Delfine dem Wasserballett, Kamele der Futtersuche in den Dünen. Der Hunger treibt sie ans Wasser; unzählige wandern als Selbstversorger die Küste entlang, ein­tausendsiebenhundert Kilometer traumhafte Einsamkeit am Arabischen Meer.

Mittags muss Salem plötzlich dringend in den Souk. Wir fin­den ihn an Monas Weihrauchstand, wo er sich mit der Nase zwischen allerlei Essenzen umtut. Düfte und Duftzeremonien verschönern den Omanis den Alltag. Das aromatische Weih­rauchharz geht in unzähligen Variationen über den Ladentisch – eben auch als Parfüm für persilweiße Dischdaschas. Vorzugs­

Welcome back in Wonderland: Tropenparadies Salalah; Wüste, Weite und 4W-Car; Hafenmeile Corniche in Muscat bei Nacht.

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weise beräuchert Mann die Quasten. Glückliches Arabien! Die alten Römer nannten die bernsteinfarbenen Kügelchen „Trä­nen der Götter“ und wogen sie mit Gold auf. Heute holen die Omanis jährlich siebentausend Tonnen von den Bäumen bei Salalah, genug, um die Kirchen Roms und die ganze katholi­sche Welt für Jahrzehnte mit Stoff zu versorgen. Allah drückt ein Auge zu.

Nur gewöhnlichen Sündern wie uns zeigt der Himmel auch mal unvermittelt die rote Karte. Wahrscheinlich, weil wir mit­ten im Fastenmonat Ramadan auf der Hinterbank Datteln na­schen. Plötzlich bleibt der Patrol stecken, sackt ab, wühlt sich tief in den Sand. Was ist los, Salem, zu viel Weihrauch? No pro­

blem, sagt er, zieht den Dischdasch aus und macht sich im Un­terhemd ans Graben. Vergeblich. Wir sitzen fest, gestrandet im Paradies. Aber: Wait! Salem greift zum Handy. Da kennt er wen. Eine halbe Stunde später ist Hilfe da: Mohammed, Ah­med und Abdullah, drei junge Polizisten der Royal Oman Po­lice in adretten sandfarbenen Uniformen, freundlich entschlos­sen, die europäischen Greenhorns noch mal rauszuhauen aus ihrem selbstverschuldeten Schlamassel. Koffer raus in den Sand! Yes. Okay. Come on, try again! Mit vereinten Kräften wippen wir unseren Zweieinhalbtonner aus dem Sand.

Allahu akbar! Aber das war der Warnschuss. Zurück Rich­tung Norden wollten wir eigentlich die malerisch von Dünen

Der Mutrah-SoukOmans größter Basar mitten in Muscats Altstadt

Es funkelt und glitzert und duftet betörend nach Sandelholz, Myrrhe oder Moschus. In den Auslagen türmen sich Gold- und Silberwaren neben Parfümfläschchen. Zuckersüße omanische Leckereien lagern neben Curry und Kardamom, Ledertaschen neben Plastikeimern, Preziosen neben Plunder. Morgens im Mutrah Souk, Omans größtem Basar, mitten in Muscats quirliger Altstadt. Wer durch das breite Portal eintaucht ins magische Halbdunkel, ins Labyrinth überdachter Gassen, der wird verführt von leuchtenden Farben, von exotischen Düften - und von der Herzlichkeit omanischer Händler.

Gestatten, Akhtar. Er thront mit strahlendem Lächeln in seinem Silbershop (Foto oben) und präsentiert seine Schätze: Silberketten, Armbänder und Anhänger; Schmuck in allen Varianten, mal mehr, mal weniger kostbar. Sogar einen goldenen Krummdolch aus der Familie des Sultans besitzt er. Preis: Verhandlungssache. Tendenz: Teuer. „Bei mir ist alles echt und von hoher Qualität“, beteuert der gewiefte Geschäfts-mann. „Alles echt Oman. Hier gibt es keine Billigimporte aus China oder Indien.“ Neuerdings betreiben immer mehr

Gastarbeiter aus Übersee im Souk ihre Läden. Müde Lämp-chen befunzeln pakistanische Textilhändler vor ihren Stoffbal-len, unter Neonröhren rattern die Nähmaschinen indischer Schneider. Man kommt zurecht miteinander. Das Kosmopoliti-sche hat in Oman Tradition.

Nicht weit von Akhtars Geschäft lag einst der Lagerplatz der Kamelkarawanen. Hier, direkt am Hafen von Muscat, kreuzen sich seit Jahrhunderten die Handelsströme des Nahen und Fernen Ostens. Die Geschichten um Sindbad, den aus Oman stammenden, legendären Kaufmann und Seefahrer erzählen sich Omanis bis heute. Nur die Märchenprinzen und orientalische Prinzessinnen, die dem Souk ihre Aufwartung machten, sind nun wirklich passé. Stattdessen trifft man vormittags meist Omanis beim schnellen Einkauf fürs Mittagessen. unspektakulär. „Das Besondere an diesem Basar ist eigentlich nur, dass alles unter einem Dach verkauft wird“, lächelt Akhtar.

Der Souk: Schnäppchengrube, Supermarkt für alle – und: immer noch ein magischer Ort. Aus dem Parfümladen gegenüber kommt der Angriff auf die Sinne: Die Nase empfängt Wellen von Wohlgeruch, sie wittert amour, nein: Amouage. Das teuerste Parfüm der Welt, das Sultan Qabos, der extravagante König aus dem Morgenland, 1983 vom französischen Duftdesign-Star Guy Robert kreieren ließ. Es enthält wertvollste orientalische Schätze: Gold, Weihrauch und Myrrhe, in Flakons aus Sterlingsilber (400 Euro). Die Luxus-Exklusiv-Edition hat für 50 Milliliter Amouage ihren eigenen Preis: 1400 Euro. O Mann, Oman, Omanissimo!

Akhtars Augen leuchten vor Stolz, wenn er sich in seinem Reich umsieht. Eine ganze Wand hängt voll mit Schmuck aus bunten Steinen. Auf der Suche nach besonderen Stücken reist der Beduinensohn regelmäßig tausende von Kilometern – gerade hat er aus Afghanistan nachtblauen Lapislazuli mitgebracht. Ein Handelsreisender in der omanischen Tradition, nur dass er nicht mehr mit einer Kamelkarawane, sondern mit dem Auto loszieht.

Deshalb hat er da noch eine Bitte: Ob man ihm nicht das nächste Mal aus Deutschland einen Radarstörer mitbrin-gen könne? „Ich hab’s satt, immer so langsam zu fahren.“ Allein diesen Monat muss er schon 250 Rial Strafe zahlen, rund 500 Euro. Die Zeit steht auch hier nicht still. Der Mutrah-Souk verbindet die Welt von Tausendund einer Nacht ganz selbstverständlich mit der modernen. Orientalischer Traum und omanischer Alltag. Sandra Gärtner

oman go sixt 41

GO Travel

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42 go sixt oman

GO Traveleingerahmte Küstenstraße nehmen. Salem winkt ab: keine Chance. Mindestens drei Allradwagen müssten es laut Vor­schrift sein, nur in Mini­Kolonne darf die Strecke befahren wer­den. Mohammed, Ahmed und Abdullah nicken amtlich aus dem königlich­polizeilichen Landcruiser. Na dann. Good­Bye Salalah! Hello, Pampa!

Wieder grauweißbrauner Wellenschlag von Dünen, kamel­höckerähnlichen Landerhebungen und Kratern. Niemands­land, bewohnt von Vipern und Visionen. Die tiefstehende Son­ne küsst eine verirrte Wolke. Sie errötet und vergeht. Das Ende ist tropisch unsentimental. Einen Moment noch rollt der oran­gefarbene Ball allein auf der Linie des Horizonts. Dann, zwi­schen zwei Blicken, stürzt er in die Nacht.

Night Riders of Oman. Irgendwo fern das geisterhafte Spek­takel der Ölfackeln. Von Salem vorn im Cockpit nur die Glut seiner Zigarette. Die Scheinwerfer des Patrol zittern über

schwarze Streifen. Verbranntes Gummi. Bremsspuren! In die­sem Moment tritt auch unser Fahrer voll ins Eisen. Quietschen, Schlingern, erst im letzten Moment kommt der Patrol zum Ste­hen. Keine zehn Meter vor uns: ein Dromedar mit erhobenem Kopf und diesem gelassen­blasierten Ausdruck. Na, wollt ihr was? Die gefürchteten Zusammenstöße mit den eigensinnigen Wanderern passieren fast immer nachts oder bei Dämmerung. Kamele verursachen Totalschaden, Unfälle enden fast immer tödlich. Da, beim Faras­Airstrip, kurz hinter Haima, liegt wieder ein LKW­Wrack auf der Seite, die Frontscheibe zersplittert. „Ca­mel“, sagt Salem und schnippt die Zigarette aus dem Fenster.

Neuer Tag, wieder Sultanswetter, gnadenlos blauer Himmel, aber nur 35 Grad. Perfekt. Die Wüste ruft. Uns erwartet das

Nomadic­Desert­Camp inmitten der sanft gewellten, goldgelben Dü­nen der Wahiba­Sands. Solche kom­

Chillen im ChediHoteltraum Muscat: orientalische Atmosphäre, designte Stille

Im Bassin des Swimmingpools spiegelt sich der tiefblaue omanische Himmel und ab und zu zieht der Weiße Hai hindurch. Moment! Relax! Cool down! Es ist nur der bleiche Bauch eines Fliegers, der mit diskret gedrosselten Motoren den nahegelege-nen Seeb-International-Airport ansteuert. Fast herrscht Flüsterton in diesem Reich von Luxus und Design. Selbst am klimatisierten Pool wird nur gedämpft gesprochen. Das Wasser ist wundersam weich, wahlweise lädt der Indische Ozean zum Bad. Das Meer – hier eher Kulisse. Das Paradies, unterabteilung Hotel „The Chedi Muscat“, kommt ohne aus.

„Wir verkaufen Ruhe“, sagt York Brandes, der aus Mön-chengladbach stammende Generalmanager. „Bei uns können Sie abschalten.“ understatement auf hohem Niveau. Weder sind wir hier am Niederrhein noch irgendwo sonst im Rest der Hotelwelt, die Brandes aus mittlerweile 14-jähriger Tätigkeit in Spitzenhäusern von Bali bis Südafrika kennt. Dies ist Muscat, Oman. Das Juwel Arabiens, eingefasst von majestätischen, im Licht der untergehenden Sonne blauschwarz schimmernden Bergen; mittendrin dieser 80-Karäter der Luxushotellerie.

Was kriegt man für 750 Euro, die sie einem hier pro Nacht beispielsweise für die „Chedi Club Suite“ abbuchen? Jedenfalls keinen Orientteppich. Notfalls eine Wasserpfeife. Aber nirgends Tausendundeine-Nacht-Kitsch im trüben Licht von Aladins Wunderlampe. Stattdessen: exzellent zurückhaltenden Service in eleganter Atmosphäre.

und reichlich Balsam für das vom Farbenrausch der Stadt ermüdete Auge. Geschwungene Spitzbögen, schmale Fenster, blitzweiße Fassaden, obendrauf auch mal eine Kuppel – das

sind die Basiselemente der Omani-Architektur. Design mit arabischer Seele, orientalische Lebensart neu erfunden: Im Chedi, mit nur 151 Serail-, Club-Deluxe-Einheiten und Suiten eigentlich eine kleine Hütte, ist

nichts zu viel, aber der schlichten Schönheit mehr als genug. Das beginnt mit dem Weihrauch, der als dezenter Duft durch

die Hauptlounge schwebt. Weiter mit Terrazzoböden und Edelholz, mit Kerzenlicht von Kandelabern in den „Wohnszeneri-en“ (niemand hier ist so vulgär, von Zimmern zu sprechen). und es endet noch nicht mit der privilegierten Perspektive auf das Meer, die Club-Suite-Bewohner in separat stehenden Villen, von eigener Lounge und Terrasse aus genießen.

Der eigentliche Knaller (pardon!) ist allerdings die grandiose, streng geometrisch angelegte Gartenanlage mit Wasserbecken, Wasserspielen und Brunnen, die bei Nacht romantisch beleuch-tet sind. Dann wird die Szenerie zum Lichtergarten, den eine unsichtbare Regie mit Seerosen-Kerzen, Flammenschalen und glitzernden Fontainen illuminiert. Der Weg durch die amphibi-sche Landschaft – geht man oder schwebt man schon? – führt zum Candle-Light-Dinner unter Dattelpalmen, wahlweise arabisch, indisch, asiatisch oder mediterran.

Für jede kulinarische Region hat Chedi-Chef Brandes einen eigenen Koch. „Ich lasse nur das Beste kaufen und zubereiten.“ Authentizität, das ist sein Lieblingsstichwort. Das Chedi-publikum weiß sie zu schätzen. Deshalb hat der Generalmanager ein superkleines, nennen wir es: Luxusproblem. Manchmal wären ein paar weniger Gäste sozusagen noch mehr Chedi. „Wir drehen ab und zu dezent an der Preisschraube, um die Belegung herunterzufahren. Aber es klappt einfach nicht“, lächelt er über den Erfolg des Chill-Konzepts im Chedi. Wie weiße Tempel stehen die Villen unterm Mond der Tropennacht. Verlassen liegen die Pools und Brunnen, leise rauscht das Meer. Plötzlich löst sich geschmeidig ein Schatten aus einer Nische. How is everything? Security. Der Mann kennt die Antwort schon und lächelt still.

The Chedi muscat. North Ghubra, Way No. 3215, Street NO. 46, Muscat, Sultanate of Oman. Reservierung: [email protected]. +968 24 524400, Fax: +968 24 493485

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merziellen „Bedu­Touren“, Beduinentrips, gehören zu jedem besseren Offroad­Programm in Oman. Direkter, intensiver lässt sich die Wüste nicht erleben – nur auf Beduinenpfaden kommt man überhaupt hinein.

Und auf halbplatten Reifen, so hat unser 4WD besseren Griff. Salem schaltet um auf Vierradantrieb. Während der Patrol durch den Treibsand schwimmt, wird schlagartig klar, warum Kamele eben, ja, Wüstenschiffe sind. Ein paar von ihrer Spezi­es verzieren die umliegenden Sicheldünen wie das Inventar einer romantischen Erinnerung. Die Gegenwart heißt Landro­ver: Ohne 4­Wheel­Car geht für die Nachkommen der alten Bedu­Stämme nichts mehr. Die ehemaligen Herren der Wüste wohnen selten weiter als eine Autostunde von der nächsten Stadt entfernt. Dort überleben sie den Sommer, wenn die Son­ne den Glutofen der Wüste auf fünfzig Grad und mehr heizt. Nur im Winter kehren sie zurück in die Palmhütten – Halbno­maden des 21. Jahrhunderts, die in Freiheit und Mobilität noch immer ihr wichtigstes Hab und Gut erblicken.

„In der Wüste erlebst du die wahre Grenzenlosigkeit“, philo­sophiert Rashid, der Chef im Camp, der selbst zwischen diesem fantastischen Ende der Welt und den internationalen Touris­musbörsen hin und her jettet. Wir sitzen auf Teppichen im Sand und nehmen starken Kaffee mit Kardamom. Der Wind webt einen feinen bewegten Schleier über den Wüstenboden. Da, ein sandfarbener Vogel in perfekter Mimikry. Grasbüschel und Sträucher zeichnen faszinierende Schattenmuster. Ein warmer Windstoß lässt den Sand auf der Haut prickeln. Und wenn dann noch ein Kamel einem zärtlich die feuchtwarme Schnau­ze an den Hals drückt, ist die sinnliche Sensation perfekt.

Aber unsere Beduinen setzen noch eins drauf: Dune Bashing ist angesagt. 4­Wheel­Drive­Sandsurfing. Gemeint ist die sys­tematische Vergewaltigung unschuldiger Sandhügel durch präpotent röhrende Allrad­Kampfmaschinen, bei denen bei der ein erfahrener Beduinen­Fahrer dem auf die Hinterbank verbannten Publikum zeigt, was tatsächlich so an Power in den Jeeps steckt. Natürlich ist das pubertär. Nur: Leider macht es Spaß. Bevor’s ernst wird, schnallt man sich allerdings besser an. Auch, wenn’s auf den jungen Wüstensohn am Steuer be­stimmt ziemlich uncool wirkt. Spätabends allein noch mal ab

in die Wüste, diesmal zu Fuß. Der Patrol verschnauft im blei­chen Licht des Monds, die Luft unter dem zitternden Netz der Sterne ist weich wie Samt, es naht die Stunde der Jinns. Leise rieselt der Sand. Nichts weiter ist zu hören als das Flüstern der orientalischen Nacht.

Alle Straßen führen nach Nizwa, auch unser Weg zurück nach Muscat. Ein kurzer Abstecher zur Kultur sollte drin sein: Lehm­hütten ducken sich an uraltes Gemäuer, blaugolden leuchten die Kuppeln der Sultan­Qabus­Moschee; und im alten Fort, unter Zinnenkränzen und majestätischen Türmen, erklärt ein schiel­äugiger Burgwächter auf charmante Weise die Geschichte. Ge­gen kleines Eintrittsgeld darf man sich in üppig ausgestatteten Innenräumen aber auch mal selbst als Sultan fühlen, in bunte Kissen sinken und, Seite an Seite mit einem erschöpften Salem, Allah einfach einen guten Mann sein lassen.

Wir erreichen die Hauptstadt am Nachmittag. Vor uns auf der Straße plötzlich ein mysteriöses Leuchten, ein Schimmer wie von Gold und Geschmeide. Hat da wer was verloren? Tat­sächlich sind es vergoldete arabische Kaffeekannen, kunstvoll auf eine Verkehrsinsel drapiert. Eine bizarre Blüte der Beauti­fication – so heißt das offizielle Stadtverschönerungsprogramm, das Autofahrer auch mit überdimensionalen Krummdolchen, Weihrauchbrennern und zahlreichen anderen Monumenten des Nationalstolzes beglückt.

Welcome back in Wonderland. Zehn vor sechs, der Imam ruft zum Abendgebet. Allahu akbar, und schlagartig gehen die Lich­ter an der Corniche an, rosa illuminiert strahlen die Erker der alten Handelshäuser und neoarabischen Neubauten; hell wie ein Tannenbaum, über die Toppen mit Lichtern behängt, die Yacht des Sultans im Hafen. Die letzten Meter der Reise werden zum magic Trip: Oman, fast zu bunt, um wahr zu sein.

Es ist nur Muscat, der alte Ankerplatz der Träume aus Tau­sendundeiner Nacht. Gelassen liegt der Mond auf seinem Rü­cken und fast scheint es, als schaukele er sanft. Oman geht es golden – so lange das Öl fließt und die Welt Weihrauch bestellt. Und für danach wird dem Sultan schon etwas einfallen. Keine Eile. Allah schuf die Zeit, er schuf sie reichlich, und für Oman sicher noch etwas mehr davon. Bye­bye, Salem! Für dieses Mal. Oder – fahren wir einfach gleich weiter?

ServICeDie nationale Airline Etihad Airways der Vereinig-ten Arabischen Emirate fliegt täglich mit Zwischenstopp in Abu Dhabi von München nach Muscat und hat im Vergleich oft die günstigsten Tarife. www.etihadairways.com

Nomadic-Desert-Camps kann man über den deutschen Spezialveranstalter Bedu-Reisen buchen: www.bedu.de/oman. Kontakt vor Ort: Rashid Al Mughairy, P. O. Box 153, Postal Code 421, Bidijyah, Sultanate of Oman, www.nomadicdesertcamp.com

Allah einfach einen guten Mann sein lassen: Fürs Paradies rund um den Pool bildet der Indische Ozean nur die Kulisse.

Muscat AirportArrival Lounge – P. B. 532 117 Wadi KabiraTel. +968 24 510224 Fax: +968 24 481056

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weibliche Designer ein besseres Verständnis für den Körper einer Frau. Wir können uns ganz instinktiv auf die wirklichen Bedürfnisse und Wünsche einer Frau einstellen. Das gilt auch für Accessoires. Mit ihnen ist die Marke groß gewor-den, ihnen verdankt sie den geheimnisvollen Nimbus. Und ich glaube, Frauen möchten mit ihren Accessoires, mit ihren Handtaschen auch spielerisch umgehen. Es gibt nicht eine Frau in der Welt, die ihr Haus verlässt, ohne über ihr Outfit nachzudenken und ohne ein Accessoire. Handtaschen ha-ben Sex-Appeal!“

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Der Toptrend Gold bringt zusammen mit Brauntönen Glanz und Wärme in den Winter. Wer es sich traut, greift am Abend zum komplett goldenen

Anzug oder Kleid. Tags verleihen Accessoires den nötigen Glamour. Gold verträgt keine Konkurrenz, daher beim Styling mit gedeckten Farben kombinieren.

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StyleGO St

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COLd dAYS COOL STYLeSIn den ersten Tälern ist die Skisaison bereits eröffnet. Und sobald in der Stadt die letzten Blätter vom Baum sind, darf Mann auch dort im coolen Polarlook auftreten. Für die nordische Kombination gilt: nicht zu bunt wer-den, am besten für einen vielseitig kombinierbaren Farbcode entschei-den. Wenn der sowohl zu den Skiern als auch zum Alltagsoutfit passt, um so besser. Absolut angesagt sind üb-rigens auch wieder Norwegerpullis wie bei Paul Smith oder Raf Simons, die Muster freestyle interpretieren. Letzte-rer hat ebenso wie Yves Saint Laurent auch gezeigt, wie man einen Daunen-mantel dermaßen cool schneidert, dass er zum Top-Business-Auftritt taugt. Der Pelztrend gilt auch für Män-ner, Kragen und Mützen sind bevor-zugtes Objekt, auch der Mantel kommt nicht „ungeschoren“ davon: Einer aus Lammfell ist ein must.

total abgefahren

So cool, dass man es am liebsten auch in der Stadt

spazieren trägt: das boss-Snowboard. WWW.HUGOBOSS.COM

gut im griffmit feinem, weichem Kaninchenfell

gefüttert halten die lederhandschuhe die finger warm genug für den

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hosentasche zu passen und im richtigen moment wärme zu spenden.

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wie ein gelungener Colorcode geht, zeigt dieses outfit:

Schwarz, rot und Silber in schönster harmonie.

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niCht von geSternretro ist immer noch im trend,

der Stiefel im 20er-Jahre-look mit integriertem Strick-Krempel also modisch voll auf der höhe.

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federgewiChtvom italienischen Spezialisten für

daunen – hoher Kragen, ausreichend taschen: die Jacke „tom bisell“.

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Kaninchenfell-Kappe im aktuellen russenstil.

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GO Style Men

Trend winTer

Kreuz & qUeR

drunter und drüberKaro trifft Streifen: mustermix wirkt harmonisch, wenn er in einer farbschattierung statt-findet. WWW.BURBeRRy.COM

VIChy wIE ChIC Für Adidas y3 spielte yohji yamamoto mit dem klassischen Vichy-Karo. heraus kam dieser weekender.WWW.ADIDAS.COM

wAtCh yOUR BACKEin Basic für die Casual-Abteilung jedes Kleiderschranks: das karierte hemd, hier mit Rückenemblem.WWW.CASTRO.COM

STYLe-ViSiOn Christopher Bailey üBer ModeMut

so britisch wie tee mit Milch – das typische Burberry-tartankaro in Beige/schwarz/rot kennt einfach jeder. seit 2001 ist der aus york-shire stammende Christopher Bai-ley Creative director des englischen traditionshauses und hat einen spielerischen, modernen umgang

mit der Marke etabliert. „Männer brauchen ein wenig spaß“, sagt er. „Wenn es ums anziehen geht, sollten wir Männer einerseits etwas bemühter sein, andererseits ent-spannter. ich weiß, das klingt widersprüchlich, aber ich glaube, wir sind zu faul. Wir müssen ein bisschen aben-teuerlustig sein und gleichzeitig auf unseren instinkt hö-ren. die einstellung ist ebenso wichtig wie die Kleidung selbst. Was meine linie angeht: ich glaube, es ist der Mo-ment, wieder elegant und schneidermäßig auszusehen, gepflegt eben. diesen gammeligen look bin ich wirklich leid.“ alles klar. Männer?

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Eigentlich ein Klassiker, jetzt aber definitiv modisches Topthema: Karos und Tartan, sprich Schottenkaro. Dafür muss Mann keinen Kilt tragen, so ziemlich jedes andere Kleidungsstück im Kreuz-und-quer-Look steht zur Verfü-gung, mindestens eines ist diesen Winter ein must. Be there or be square!

KaroS auf räderndas mosaikunternehmen bisazza flieste

einen mini mit 30.000 Steinchen im tartanmuster. wir empfehlen: Klebefolie ... WWW.MInI.COM

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EndTrend WinTer Kalte Tage brauchen Wohlfühlwelten. Convenience-Hipe prägt die Technoszene. Mit High-End- Hilfe lässt sich’s gut gehen – ob beim Flammenstyle im mobilen Designerkamin oder mit Mini-Stereodisko im Westen-taschenformat. Romantik liebt Technik.

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die Kuschelelite. Der mobile Stilkamin Vision – Designer range taugt auch zum raumteiler.

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juKeboxGemeinsam hören bringt fun. Durch integrierte Slide-

out-Lautsprecher macht die mobile MP3-anlage YP-K5 jedes Stelldichein zur Stereoparty. WWW.samsung.de

KrönunG Goldener Kreis, mutige öffnung, klare Knospe. Der Spannring „openend“ pflegt ein brillantes understatement bis zu zwei Karat. WWW.niessing.com

fLatrateHightech-Premiere. Der Plasma-flach-fernseher PDP-5000ex

erreicht erstmals top-LCD-Qualität mit seiner vollen HD-auflösung von 1920 x 1080 Pixeln. Genugtuung für Plasmatiker.

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PunKtLanDunGSchlechter empfang? Macht nichts. Der GPS-Chip Sirf-Star-III

führt im neuen Highspeed-Masterpiece-navi 7916 ta Pro mit 4-Zoll-tft-Display zum Ziel. Mobiles navigieren in der oberklasse.

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CHILL AROUND THE WORLDSchon erfroren oder leben Sie noch? Machen Sie’s wie Leonard Prinz und reisen Sie in feine Hotelfluchten rund um den Globus. Ob Outdoor-Massage auf den Malediven oder Golf-Kick an der Algarve-Küste: Unsere Lodging-Tipps zeigen dem Winter die coole Schulter

RelaxGO Re

1. THE GREAT WALL, Beijing, China www.kempinski.com

Kennen Sie das einzige Bauwerk, das man aus dem Weltall erkennen kann? Ja, die Chinesische Mauer. Die Kempinski-Gruppe hat von zwölf asiatischen Stararchitekten zwölf Villen mit jeweils vier bis sechs Zimmern entwerfen lassen – mit einem dazugehörigen 1000-m²-

Clubhaus mit Indoor-Pool, Restaurant, Galerie, Bibliothek und Kinosälen. Jedes Design-Unikat bietet einmalige Blicke durch Panoramafenster in die Natur und zum Teil direkt auf die namensgebende Great Wall; auf acht Quadratkilometer verstreut liegen die Suiten im Abschnitt Shuigan. Privater Zugang zur Chinesischen Mauer von den Villen aus möglich.FAZIT: Eine kreative Melange von Kommunismus und Kapitalismus. Natur-Chill-out im Retrodesign plus Weltkulturerbe.

INFOS: Kempinski Hotel Commune by the Great Wall, Exit No. 16 at Badaling Highway, 102102 Beijing, China. Tel. +86 10 81 18 18 88, Fax: +86 10 81 18 18 66; Preise: 57-m²-Suite mit Mauerblick ab 250 Euro; buchen: www.kempinski.com

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GO Relax

2. GRAND HOTEL VILLA MEDICI, Florenz, italien www.villamedicihotel.com

Eine barocke Ikone schmückt die edle Herbergen-Gruppe The Leading Hotels of the World: die Villa Medici. Im Herzen von Florenz,

der mit Kunst, Architektur und Shopping-Läden protzenden Metropole, bietet dieses Luxuspalais singuläre Qualitäten: Nur hier findet man im Garten den einzigen Outdoor-Pool der Uffizien-Kapitale; nur hier kann man im suiteeige-nen Whirlpool auf der Dachterrasse die Dämmerung einatmen. Nun ja, 1100 Euro die Nacht. Macht ja nichts, denn wenn Sie das Shopping-Package buchen (s. u.), bekommen Sie bei feinsten Florenz-Läden zehn Prozent Rabatt. Geht doch ...FAZIT: Florenz kann ruhig kühl sein. Kaum Touristen, Architektur kann atmen. Arno-Aura.

INFOS: Grand Hotel Villa Medici, Via Il Prato, 42, 50123 Florenz, Italien. Tel. +39 055 27 71 71, Fax: +39 05 52 38 13 36; Preise: „Shopping in Florenz“-Package, drei Nächte im Superior-Doppelzimmer für zwei Personen: 985 Euro; buchen: www.lhw.com

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natur und Wohnen: Bungalow-Designer-Stil der 50er-jahre;

kosmopolitischer lifestyle-genuss.

Stadtpalais Villa Medici: warmer Purpursamt ziert Mix aus barockem Überfluss und klassizistischem Säulenluxus.

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3. HOTEL bALTSCHUG, moSkau, ruSSlanD www.kempinski-moscow.com

Minus 40 Grad schafft Moskau immer. Und erst mit der klirrenden Kälte blüht der heimelig anmutende Historienpalast richtig auf – die artaren prägten ebenso seine Geschicke wie Iwan der Schreckliche. Direkt an der Moskwa gelegen bietet das Restaurant Baltschug einen Panora-mablick auf den Kreml und die St.-Basilius-Kathedrale. FAZIT: Wer richtig Winter will, muss Silvester in Moskau feiern.

INFOS: Hotel Baltschug Kempinski Moscow, Ul. Balchug, 1, 115035 Moskau, Russland. Tel. +74 95 (oder +75 01) 230 55 00, 230 65 00, Fax: +74 95 (oder +75 01) 230 55 02, 230 65 02; Silvester-Special vom 30.12.06 bis 02.01.07, Doppelzim-mer mit Kremlblick: 218 Euro; buchen: www.kempinski-moscow.com

4. SCHLOSS FUSCHL, hoF Bei SalzBurg, öSterreiCh www.schlossfuschl.at

Das 1461 erbaute Schloss Fuschl war Drehort aller Sissi-Streifen. Die Luxusoase der Arabella-Sheraton-Gruppe präsentiert sechs „Seehäusl“ mit Kamin und privater Sauna. Wer stärker auf den Euro achten

möchte, kann Spezialarrangements wählen mit zwei Übernachtungen inklusive Frühstück in einem Grand-Deluxe-Zimmer mit Blick auf den Fuschlsee sowie ein Vier-Gänge-Menü plus kostenlosem Besuch des neuen Spa-Bereichs im „Fin de Siècle“-Stil. FAZIT: Wo bekommt man sonst einen Jaguar E-Type inklusive?

INFOS: Hotel Schloss Fuschl am Fuschlsee, Schlossstr. 19, 5322 Hof/Salzburg. Tel. +43 62 29 23 72 25 60, Fax: +43 62 29 23 72 25 63; Doppelzimmer inkl. Oldtimer ab 897 Euro, Seehäusl ab 1085 Euro; buchen: www.schlossfuschl.at

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Zwiebelturm-Dinner: Panoramablick aus dem

Restaurant Baltschug.

Sissi-Schauplatz Schloss Fuschl: im„Fin de Siècle“-Stil

Der kurze Blick zum langen Traum: ouTDoor-massagen im inDischen ozean

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5. HILTON MALDIVES RESORT AND SPA, rangali iSlanD, maleDiven www.hilton.de/maldives

Es funktioniert immer: Schließen Sie die Augen. Stellen Sie sich türkisblaues Meer vor, gehen Sie durch diamantweißen Sand, legen Sie sich auf die Massageliege unterm Bambusrohrdach und lassen Sie die warme Brise des Indischen Ozeans mit Ihrem Körper spielen. Das virtuelle Daumenkino hat einen Titel: Hilton Maldives Resort and Spa. Luxus pur, Natur hautnah. Sie fliegen mit dem Wasserflugzeug von Male in einer halben Stunde nach Rangali Island. Die Beach- und Wasservillen bekommen First-Class-Konkurrenz nur durch das weltweit einzige Unterwasser-Restaurant. Während über den Gästen die Rochen oder Pfauen-Kaiserfische kreisen, kommen die fangfri-schen Kiemenkollegen auf den Teller. Übrigens: Arbeiten kann man im Hilton Maldives auch. Es gibt W-Lan auf allen Zimmern. Das moderne Paradies ist Internet. FAZIT: Auf Rangali Island wurde das Chillen erfunden.

INFOS: Hilton Maldives Resort & Spa Rangali Island, Rangali Island, P. O. Box 2034, Rangali Island, Maldives 2034. Tel. +96 06 68 06 29, Fax: +96 06 68 06 19; Beachvilla ab 549 Euro inkl. Massage; buchen: www.hilton.de4

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Malediven-Meditation: Palmenwedel spielen im Wind, Hände massieren zivilisationsmüde Wirbelsäulen.

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6. HOTEL ObEROI, SAHL HASHEESH, hurghaDa, ägyPten www.oberoisahlhasheesh.com

Kennen Sie Napoleon-Lippfische? Oder Büffelkopf-Papageifische? Nein? Dann sollten Sie endlich mal das Rote Meer bei Hurghada erschnorcheln. Das Paradies für die Luftröhrenatmer liegt direkt vor der Haustür des orientalischen Opulenz-Quartiers Oberoi, Sahl Hasheesh. Wie aus Tausendundeiner Nacht erstrahlen abends die goldenen Kuppeln. Und die orientalischen Barockbögen und -säulen harmonieren luxuriös mit dem ägyptischen Architekturstil. Die in den Boden eingelassenen Bäder aus ägyptischem Marmor veredeln die privaten Innenhöfe von zwölf Grand- und sechs Royal-Suiten mit Garten. Und das Oberoi-Spa von Banyan Tree bietet eine Balance aus westlichen, orientalischen und asiatischen Therapien an. FAZIT: Schnorcheln statt Lamettaaufhängen.

INFOS: The Oberoi, Sahl Hasheesh, Rotes Meer, Ägypten. Tel. +20 65 34 40 777, Fax: +20 65 34 40 788; Preis: Superior-DeLuxe-Suite 250 Euro; buchen: www.lhw.com

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orientalisches ambiente am roten meer: Der größte Pool liegt am 850 meter langen Strand.

jenseiTs von süDafrika: eine furiose lieBe zum exoTischen DeTail.

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7. THE PALACE OF THE LOST CITy, Sun City, SüDaFrika www.lhw.com

Aus der größenwahnsinnigen Prachtfantasie eines Stammesfürsten aus Nordafrika, so die Legende, ist inzwischen ein exotischer Fixstern von The Leading Hotels of the World geworden. Der Name der ausufernden Hotelkathedrale ist Pro-gramm: der Palast der untergegangenen Stadt. Wie ein barockes Zuckerbäcker-Ufo scheint das 322-Zimmer-Haus anderthalb Autostunden nördlich von Johannesburg im dichten Tropenwald gelandet zu sein. Das Areal umfasst u. a. einen hoteleigenen botanischen Garten, zwei 18-Loch-PGA-Golfplätze, 15 Restaurants, Indoor-Wasserfälle und ein Amphitheater. So maßlos das Exterieur wirkt, so intim und gediegen afrikanisch sind die Interieurs der Suiten. FAZIT: Eine königliche Regenwald-Unterkunft mit Disney-Appeal – mitten in Südafrika.

INFOS: The Palace of the Lost City at Sun City, P. O. Box 308, Sun City 0316, Südafrika. Tel. +27 14 557 43 07, Fax: +27 14 557 31 11; Zimmer mit Gartenblick ab 450 Euro; buchen: www.lhw.com

7Elefanten-Zauber:

südafrikanisches Trophäen- Milieu im Restaurant.

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8. THE PINE CLIFFS RESORT, alBuFeira, Portugal www.pinecliffs.com

Man muss im Winter nicht 17 bis 20 Stunden gen Osten fliegen, um

sommerliche Hochstimmungen zu spüren. Wenn nachmittags die untergehende Sonne die steilen Alagarve-Felsen dieses Luxusdomizils anstrahlt und Sie erstmals auf dem hoteleigenen Green über dem legendären Canyon auf den legendä-ren Klippen eingelocht haben, gibt es nur noch ein Empfinden: Glück. Am südlichsten Zipfel Portugals erwartet Sie ein im maurischen Stil erbautes, schneeweißes Sheraton-Algarve-Hotel mit zahlreichen Innenhöfen und einem großzügigen Park aus uralten Schirmpinien sowie dem Pescador-Restaurant mit neu gestalteter Terras - se. Ist’s mal kühler, bietet der beheizte Outdoor-Pool Entspannung pur.FAZIT: bei 18°C mit tollem Cliff-Golf und Gourmetsünden die Sinne schärfen.

INFOS: Pine Cliffs Resort, Sheraton Algarve Hotel, Praia da Falesia, Apartado 644, 8200-909 Albufeira, Portugal. Tel. +35 12 89 50 01 00, Fax: +35 12 89 50 19 50; Preise: DZ ab 219 Euro, buchen: www.starwoodhotels.com.

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riskante greens: der 9-loch-Parcours

vor den türen des Pine Cliff resorts,

direkt an den hängen der algarve-Steilküste.

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9. TRUMP INTERNATIONAL HOTEL & TOWERneW york, uSa www.lhw.com

Residieren im blankpolierten Gold und mit exklusivstem Central-Park-Blick. Der Hotel-Tower des Immobilienty-coons Donald Trump, Mythenadresse: 1 Central Park West, bietet alle unvorstellbaren Services. Oder haben Sie schon mal ein Bad in Mineralien aus purem Gold und ägyptischer Kamille genossen? Das Liquid-Gold-Spa-Package kostet schlappe 1100 Euro die Nacht, Bett benutzen inklusive. Aber auch für irdischen Luxus bietet Trump atemberaubendes: Wo kann man sonst von einem 6000 Quadratmeter großen Healthclub durch bodentiefe Fenster auf die niemals schlafende Stadt schauen?FAZIT: Einfach hineinträumen.

INFOS: Trump International Hotel & Tower,One Central Park West New York, NY 10023.Tel. +1 212 2 99 10 00, Fax: +1 212 29 91 15; 40-Quadratmeter-Suite mit Central-Park-Blick ab 385 Euro; Buchen: www.trumpintl.com

Brillanter logenplatz: vom trump-tower auf die Skylines und ins grüne herz new yorks schauen.

Das welT-BerühmTe

„Devils Parlour“,

ein heraus-forDernDes

Par 3 üBer Den kliPPen.

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10. RADISSON SAS MISSONI, eDinBurgh, SChottlanDwww.radissonsas.de

Zentraler geht es nicht: Im historischen Zentrum, der Royal Mile von Edinburgh, liegt die wehrhafte und mächtige Hotelburg

Radisson SAS Missoni. Die italienischen Designer, Architekt Matteo Thun und Textil-guru Missoni, sachlicher Komponist trifft farbenfrohen Anarchisten, haben das Traditionshaus stilsicher aufgemischt. So modern das Interieur nun daherkommt, so kosmopolitisch ist die schottische Speisekarte der reduzierten schicken „Itchycoo“-Hausbar, in der man frischen Heilbutt oder zartes Lamm ohne Reue genießen kann. Tisch bestellen ist zu empfehlen (Tel. +44 13 147 3 65 17).FAZIT: Ein Schotte ohne Karo!

INFOS: Radisson SAS Hotel, 80 High Street, The Royal Mile, Edinburgh, Schottland. Tel. +44 13 15 57 97 97, Fax: +44 13 15 57 97 89; Weihnachtspackage für drei Nächte im Doppelzimmer: 583 Euro; buchen: www.radissonsas.de

11. HOTEL PARK HyATT, tokio, jaPan www.hyatt.com

Es gibt Kinoausblicke, die werden danach im richtigen Leben ein Mythos. Starregisseu-rin Sofia Coppola hat mit dem Kultstreifen „Lost in Translation“ dem Park Hyatt in Tokio ein Filmdenkmal gesetzt. Fahren Sie in den 45. Stock, springen Sie wie Schauspieler Bill Murray in den Pool, surfen Sie über die Glitzerfassaden von Tokios Nachtillumination und chillen Sie auf einer Fensterliege zum Airflow der Japanmetropole. FAZIT: Tokio bietet den Neon-Kick, der den Times Square berühmt machte.

INFOS: Park Hyatt Tokyo, 3-7-1-2 Nishi-Shinjuku, Shinjuku-Ku, Tokio, 163-1055 Japan.Tel. +81 3 53 22 12 34, Fax: +81 3 53 22 12 88; Doppelzimmer ab 450 Euro; buchen: www.hyatt.com

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tradition und moderne: hinter dicken schottischen mauern hippe Stilkreationen.

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12. FAENA + UNIVERSE, BuenoS aireS, argentinien www.faenahotelanduniverse.com

Die Strenge des Tangos bändigt die Leidenschaft der Liebe. In dieser Tradition hat Designpapst Philippe Starck das In-Hotel im berühmten Hafenviertel Puerto Madero durchgestylt. Wo vollkommene Strenge der Formen und Farben regiert, sollen der opulente Kronleuchterkitsch oder die knallro-ten Rosen im OP-weißen Speise-saal das pralle Leben kreieren. Was für ein klares Entree aus Backstei-nen und Fensterquadraten; was für ein weißes Restaurantinterieur auf blutroten Teppichen. Das Faena + Universe ist der Hotspot für argentinische IT-Girls und ihre abgrundcoolen Verehrer. Ein Must!FAZIT: Echte, neugierige Hotelabenteurer suchen den Eventthrill am Rio de la Plata.

INFOS: Hotel Faena + Universe, Martha Salotti 445, Buenos Aires (c1107cmb), Argentinien. Tel. +54 11 40 10 90 00; Doppelzimmer ab 428 Euro; buchen: www.faenahotelanduniverse.com12

Sachliche Opulenz: Die Geometrie von Eingangsportal, Mauerwerk und

Bodenfliesen lässt Fantasien blühen.

PhiliPPe sTarcks Design- TemPel isT Der

hoTsPoT Der

iT-girls.

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GO Relax

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Matteo Thun spricht mit leiser, aber kla-rer Stimme. Seine Augen sind sanft und stechend. Seine Gesten sind weich und bestimmend. Alles an Matteo Thun wirkt so spannungs-reich wie das Design seiner Hotels, Möbel und Life style-Accessoires: ein-

fach und auffällig, pastell und schrill, rund und eckig. „Als Zwilling liebe ich Kontraste. Sie sind für mich unverzichtbar, gerade in Einrichtungsfragen“, sagt Thun. Und: „Wenn ich da-mit ein ‚Was soll das?’ provoziere: umso besser!“

Doch Matteo Thun ist kein strenger Architekturästhet, der sich im Museum austobt. Ganz im Gegenteil. Im Alltag stolpert man ständig über einen Thun, ohne es gleich immer zu reali-

sieren. So entwirft der hyperfleißige Design-Tausendsassa für Bulgari und Swatch, Gläser für Campari, Espressotassen für Illy, Lavazza und Meinl, Lichtsysteme für Flos und Artemide oder Bäder für Keramag, Zucchetti und Catalano. Noch mehr? Kein Problem: Sonnenbrillen für Silhouette, Besteck und Tab-leware für Alessi und Villeroy & Boch, Stühle und Polstermöbel für Driade: Der Meister und sein Helfer entwerfen immer eins: Matteo Thun – plus Markenkern der jeweiligen Produkte.

Sicher ein Grund, warum Bluechips der Industrie Matteo Thun als Designer für ihre Produktwelten engagieren. So gestal-tet er für Porsche Design das moderne Antlitz ihrer Verkaufslä-den. Auch Kleiderguru Missoni lässt seine Shops und Hotels vom Könner aus Mailand gestalten – genauso wie Sportmoden-hersteller Fila oder der Vespa-Motorroller-Fabrikant Piaggio.

PorträtGO

»I c h l I e b e kOntraste«

stararchItekt MatteO thun desIGnt lebenswelten und baut cOOle busInesshOtels

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Leisure-DesignerMatteo Thun: „Ich wünsche mir noch mehr Komfort.“

Por

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Matteo Thun, 1952 in Bozen geboren, lernt sein Handwerk an der Akademie von Salzburg; sein Meisterlehrer war der welt-berühmte österreichische Maler Oskar Kokoschka. 1975 pro-moviert er zum Doktor der Architektur an der Universität Flo-renz, begründete 1981 die Designgruppe Memphis als eine Art Gegenbewegung zum Bauhaus. Dreizehn Jahre lehrte er De-sign und Kunst in Wien, bevor er 1984 sein eigenes Studio in der Via Appiani 9 in Mailand aufmacht. Hier bieten Thun und sein Team aus 40 Architekten und Designern den internationa-len Kunden einen ganz besonderen Service – Architektur und Design aus einem Guss. „In meinen Augen gibt es kein ideale-res Pflaster für Kreative als Mailand. Die Szene für Mode, Kunst und Design ist vielleicht nicht die beste, aber sicher die schnells-te. Eine Stadt für Workaholics. Also genau das Richtige, wenn man wie ich seinen Beruf eher als leidenschaftlich betriebenes Hobby auffasst.“

Diesen Metropolen-Touch liefert er mit dem Corporate De-sign der inzwischen neunzehn In-Lokale Vapiano in Europa, in denen Pizza, Pasta und Salate live zubereitet werden. Und Deutschlands Schönste der Nacht, die Besucher der Nobeldis-co P1 in München, flirten an einer Bar à la Matteo Thun. Zu seinen Werken gehören neben Schulen, Thermen und privaten Villen vor allem: Hotels – wie etwa das schrille Nhow in Mai-land, das minimalistische Side in Hamburg oder das großzügi-ge Vigilius Mountain Resort bei Meran.

Dabei ist Thuns Wohnung in Mailand sein Versuchslabor für neue Möbel- und Farbkreationen. Seit die Söhne Constantin, 18, und Leopold, 14, in einem Schweizer Internat sind, nutzen Thun und seine Frau Susanne deren Zimmer als weitere Ate-liers. Vieles, was wir heute als typisch Thun erkennen, entstand in diesen privaten Studierstuben. Dabei lebt der Designer selbst ohne Designermöbel – fast. Zwei Ausnahmen: Er schätzt das „Daybed Barcelona“ von Mies van der Rohe und einen „Cone Chair“ von Verner Panton aus dem Jahr 1958.

„Wir wollen hier bei uns keine designten Lebensräume“, sagt Thun, der übrigens ein ausgesprochener Badezimmerfreak ist. „Ich verbringe morgens bis zu 15 Minuten unter der Dusche. Das ist der einzige Ort für mich, wo ich durch das Geräusch

des Wassers komplett mit mir allein bin.“ Kein Wunder also, dass Europas bekanntester Hoteldesigner in einem Hotel per-sönlich am meisten die Dusche schätzt: „Ein Businesshotel muss ein gutes Bett und vor allem eine gute Dusche haben“, sagt Matteo Thun. Ein Freizeithotel brauche hingegen „einfach nur eine gute Location“.

Wer in einem Thun-Hotel wohnt, soll dies nicht so schnell vergessen. Das ist im Sinne der Hoteliers. Sie träumen davon, dass ihre Gäste so begeistert sind vom Design des Hauses, dass sie die frohe Kunde über das Erlebnishotel in die weite Welt tragen. „Mundpropaganda ist die beste Werbung“, sagt ein Ho-telmanager vertraulich zu GoSixt, „da können wir uns viele Millionen Euro für aufwändige Kampagnen sparen.“

Das Interiör zum Beispiel, das Thun für die amerikanisch-skandinavische Herbergengruppe Radisson SAS in Frankfurt, Düsseldorf und Birmingham entworfen hat, ist aufregend und zugleich beruhigend. Die Zimmer geben den neuen Stil der Häuser vor. Vorbei die Zeit eintöniger Bettenburgen, in denen alle Zimmer gleich aussehen. Skandinavisch nüchtern und doch italienisch schick. Wie ein Volvo im Alfa-Romeo-Kleid. Und, klar, ein typischer Thun eben. Und so wandelt man in Radisson-SAS-Hotels stets auf seinen Spuren. Auf grauem Stein durchschreitet man die Lobby des Radisson SAS in Frankfurt, gelangt durch Bögen aus Chrom in grellbunten Fluren in die Zimmer. Es sind Thun-Zimmer, Oasen der Ruhe und Entspan-nung. Denn ein Markenzeichen pflegt der Architekt des coolen Designs: Matteo Thun schafft Wohnwelten, in denen man es sich auch gemütlich machen kann.

„Der Architekt wird immer mehr zum Kosteningenieur“, sagt Thun und möchte stilvolle Unterkünfte erbauen, die nicht automatisch zu sehr teuren Zimmerpreisen führen. Der Mix der Zimmerpreise passt ihm zurzeit noch nicht. „Businessho-tels werden in Zukunft Übernachtungsraten zwischen 40 und 80 Euro bieten müssen“, prophezeit der Designer im GoSixt-Gespräch. „Ich wünsche mir noch mehr Komfort, bessere Prei-se, schnelleres Check-in und Check-out.“ Businessreisende sind für ihn Menschen mit wenig Zeit, aber hohen Ansprü-chen. Matteo Thun baut Hotels für den spirit of mobility.

GO My way

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„Ich VerbrInGe MOrGens bIs zu 15 MInuten unter der dusche. das Ist der eInzIGe Ort, wO Ich durch das

Geräusch des wassers Ganz alleIne MIt MIr bIn.“

Thun-Designhotel „Side“ in Hamburg: pastell und schrill, rund und eckig.

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Der Kunde weiß, was er will: stilvolles Design und wohnliches Ambiente, perfekten Service und

besondere Events. Den neuen Ton der Nobelherbergen bestimmt

der BusinessreisendeVon leonard prinz

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RADISSON SAS, FRANKFURT

eine fliegende Untertasse mit dem wahrscheinlich

höchsten infinitypool europas im 18. stock

und dem wahrscheinlich coolsten designweinkeller

der Welt (o.): raumschiff enterprise.

GO Relax

VOM GLÜCK, EIN GAST Zu SEIN

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BlAU. Alles ist blau. Der Himmel, der sich auf der giganti-schen kreisrunden Scheibe aus Glas spiegelt. Das

Licht, das in Säulen hinauf ins Unendliche steigt. „Beam me up, Scotty“, möchte man sagen, während der Fahrstuhl in Sekun-denschnelle von Ebene 0 auf 14 rast. Dort angekommen gleiten Schiebetüren lautlos zur Seite, man tritt hinaus in eine neue, nicht mehr blaue Welt. Auf wolkenweichen Teppichen schwebt man neuen Sphären entgegen. „Der Weg ist das Ziel“, hat Kon-fuzius (551 v. Chr. bis 479 v. Chr.) einst gesagt – oh, wie vo-rausschauend er doch war.

Wer das Hotel Radisson SAS in Frankfurt zum ersten Mal betritt, glaubt sich im Raumschiff Enterprise, wo Chefingenieur Scotty die Knöpfe drückt. Oder in einer fliegenden Untertasse. Aber es ist nur ein Hotel. Und was für eines: Im Radisson SAS ist alles anders als in anderen Businesshotels, alles ist futuris-tisch. Ein Erlebnis, das in der Lobby aus Licht, Glas und Beton beginnt und das sich in den 428 Sphären, pardon: Zimmern, fortsetzt. Im Stiltyp „at home“ taucht man in eine Oase der Stil-le, was vor allem farblich zu verstehen ist: Der Teppich ist braun und so flauschig, dass man am liebsten auf dem Boden schlafen möchte. Die Wände sind cremigbeige wie ein guter Latte macchiato im Glas. Nach dem kühlen Blau der Lobby und den schreienden Farben der Flure bietet „at home“ Erho-lung für die Sinne. Wer dagegen die Variante „chic“ gebucht hat, betritt eine elegante Wohnwelt: Braun mischt sich mit Bor-deauxrot, das Kingsizebett zieren Blumenornamente, vor dun-kelgrauen Wänden heben sich elegant-weiße Lampenschirme ab. In den „fashion“-Zimmern ist man auf einer Afrikasafari, Kissen und Bezüge gefallen im Leolook. In „Fresh“-Zimmern ist der Name Programm: Knallblaue Teppiche mit riesigen ro-ten Rosenblüten und Regenbogenfarben überm Bett machen schon morgens beste Laune.

Es sind viele Details, die das Wohnen in einem Hotel zu ei-nem Erlebnis aller Sinne machen. Im Radisson SAS, dem der italienische Stardesigner Matteo Thun (siehe Porträt S. 68) ein modernes Antlitz gab, ist es auch eine Kollektion von Liquid-soaps, die auf einem Plexiglasständer in den cremefarbenen Bädern offeriert werden: Wer sich unter einer prickelnden Du-sche zunächst mit der grasgrünen, nach Apfel duftenden Flüs-sigseife wäscht, anschließend das gelbe Limonen-Shampoo öff-net und sich noch mit dem leuchtend orangefarbenen Duschgel einreibt, der geht hinaus in den Alltag wie ein Fruchtkorb auf zwei Beinen. Ein weiteres Highlight ist das Schwimmbad im 18. Stock. Es ist der wahrscheinlich höchste Infinitypool Euro-pas: Das Becken scheint überzugehen in den Horizont. Wäh-rend man durch das Wasser gleitet, erscheinen die Wolkenkrat-zer von Mainhattan zum Greifen nah. Wer einmal in diesem Pool kraulte, vergisst das so schnell nicht mehr.

Szenenwechsel. Raus aus Frankfurt, 400 Kilometer in den Norden, in die Freie und Hansestadt Hamburg. An der Elb-

chaussee reihen sich herrschaftliche Villen aneinander, wie Per-len auf einer Schnur. In Nienstedten, wo mehr Millionäre als irgendwo sonst in Deutschland leben, liegt eines der feinsten Häuser der Millionenstadt: das Louis C. Jacob, seit 200 Jahren Traditionshotel. Die Lobby ist holzgetäfelt, altes Parkett knarzt bei jedem Schritt, das Licht ist gedämpft, im Kamin knistert ein Feuer. Die Lindenterrasse, hoch über der Elbe gelegen, bietet einen fantastischen Blick auf Frachter und Luxusliner – es gibt wohl kaum etwas Schöneres, als hier an einem sonnigen Nach-mittag Champagner-Cremetorte, die Jacobs-Torte, zu essen und frischen Tee aus Silberkännchen zu trinken.

Unter den rund 500 Gemälden aus dem 19. und 20. Jahrhun-dert von Künstlern, die in Hamburg gelebt oder gearbeitet ha-ben, ist auch das Ölgemälde „Lindenterrasse“ von Max Lieber-mann (1845 bis 1935) dabei, das das Hotel weltweit zu einer Ikone machte. Das Jacob ist eines der wenigen Hotels in Deutschland, das sich noch den Luxus einer Bibliothek leistet: Man versinkt in Ohrensesseln aus butterweichem, cognacfar-benem Leder, während man liest, was weiland Johann Wolf-gang von Goethe (1749 bis 1832) über das Reisen an sich schrieb: „Das ist das Angenehme auf Reisen, dass auch das Gewöhnli-che durch Neuheit und Überraschung das Ansehen eines Abenteuers gewinnt.“ KlEINE fluchTEN AuS DEm AllTAGDas Louis C. Jacob, das zum erlauchten Kreis der „Leading Small Hotels of the World“ zählt, lädt Gäste in seine Küche ein, ihr Mahl an einem erhöhten Tisch mitten im geschäftigen Trei-ben der Köche einzunehmen. Oder man bucht gleich einen Kurs mit dem Gault-Millau-Koch Thomas Martin. Kredenzt wird jeden ersten Dienstag im Monat ein Menü, im Januar 2007 dreht sich alles um Kartoffeln, im Februar um Wintergemüse, und im März sind‘s Fische aller Art.

Das Louis C. Jacob in Hamburg und das Radisson SAS in Frankfurt sind so unterschiedlich wie Feuer und Wasser. Das eine ist stylisch und funktional, das andere elegant und gedie-gen. Und doch haben beide Hotels eines gemein: Sie bieten Erlebnisse, Abenteuer, kleine Fluchten aus dem Alltag, etwas, das viel später noch ein Lächeln hervorruft. Der Wunsch nach Ungewöhnlichem im Hotel ist der Branchentrend Nummer eins: „Der Hotelaufenthalt soll für den Gast zu einem außerge-wöhnlichen Erlebnis werden“, heißt es im American Express Hospitality Monitor 2006. „Je mehr Zeit Menschen in der so genannten dritten Sphäre – das heißt an Orten außerhalb vom Arbeitsplatz und zu Hause – verbringen, desto bedeutsamer ist es, diese Aufenthalte zu einem außergewöhnlichen Erlebnis zu machen“, erklärt Carola Paschola, Vice President bei American Express.

Um sich von Wettbewerbern zu unterscheiden, ist es für 76 Prozent der Hotelmanager besonders wichtig, von ihren Gäs-ten als möglichst innovativ empfunden zu werden: Dies kann von der Nutzung neuer Locations bis hin zur Schaffung ein-

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radisson-sas-zimmer in

Frankfurt: der teppich ist so

flauschig, dass man auf dem

Boden schlafen möchte.

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GO Relaxzigartiger Erlebniswelten reichen. „Wir Gastronomen kämpfen um ein rares Gut – die Zeit und die Auf-merksamkeit der Gäste. Einschlägige Auszeichnun-gen wie Sterne und Punkte spielen als Qualitätsmerk-mal eine immer größere Rolle und werden vom Gast als Garant für Preiswürdigkeit und Zuverlässigkeit gesehen“, sagt Christian Mittermeier, Vizepräsident der Jeunes Restaurateurs. „Dabei greifen eindeutige, auch ausgefallene Konzepte sehr viel besser als eine Gastronomie, die von allem ein bisschen können möchte.“ Es muss ja nicht gleich ein Iglu-Hotel sein wie das Eishotel im schwedischen Jukkasjärvi oder ein ehemaliger Hafenkran wie im holländischen Har-lingen.

Führend in der Umsetzung neuer Design- und Er-lebnistrends in Europa ist die amerikanisch-skandi-navische Kette Radisson SAS. 263 Hotels betreibt der Konzern in 49 Ländern weltweit. Bis zum Jahr 2015 sollen es 700 sein. „Dabei handelt es sich nicht um Herbergen aus dem Billigbaukasten der Retortenho-tellerie, sondern um ambitionierte Bauten, die im De-sign und im zeitgemäßen Auftritt Maßstäbe setzen. Sie kommen dem zunehmenden Bedürfnis der Gäste nach mehr Individualität entgegen – klare Linien

Schenkt man den prognosen der zukunfts-institute glauben, wird unser zuhause der kommenden Jahre zugleich intelligenter

und emotionaler. Unser Heim wird mehr und mehr eine emotionale intelligenz erwerben. High-end-professionalität kann sich dabei als mood-manager, z. B. durch den stimmungsabhängigen Farbwechsel von leuchtmitteln, äußern oder als komplett vernetzte Haustechnik mit selbstständig brühender kaffeemaschine, sich pünktlich füllender Badewanne und einem kühlschrank, der mündig nachbestellt, was wir am abend kredenzen wollen. gleichzeitig wollen wir unsere vier Wände als erlebniswelt privatheit umso intensiver genießen, umso weniger zeit uns dafür bleibt. Unser drang nach mehr individualisierung im zuhause hat sich – nicht zuletzt bedingt durch multikulturelle einflüsse und das schnelllebige tempo unserer gesellschaft – ver-selbstständigt und zu einer stilkonfusion geführt. auch bei meinem Besuch der diesjährigen mailänder möbelmesse hat sich dieser eindruck bestätigt.

Für den konsumenten wird einrichten also weiterhin Vielfalt pur bedeuten, stilpluralismus bleibt en vogue. dennoch ist gleichzeitig orientierung durch eindeutige angebote gefragt. extrem übernehmen Böden dabei die rolle der zweiten Haut im raum und steuern unser raumempfinden: der anhaltende Boom nach echtholzböden mit ihrer haptisch erlebbaren ober-fläche zeigt, dass wir gerade am Boden die erdung brauchen und natürlichkeit für eine behagliche Wohnatmosphäre kreieren.

ob asia-look, modern style oder Country-stil: die Vielfalt der Hölzer, Formate und Bearbeitungs-varianten ist heute so vielfältig wie nie. der trend zu dunklen und rötlichen Hölzern mit exotik-Flair hält an. Bodengestaltungen mit laminat haben hingegen einen neuen designcharakter erlangt. eigenständige dekore, bunt und fröhlich im retro-look in stein- oder Betonoptik, stehen hier neben High-end-laminaten, die mit verblüffend haptischen ober-flächen eine neue eigenständige echtheit erlangt haben.

Und Holzpuristen mit dem Hang zu exklusivität und luxus werden ihre Wohnung als zweite Haut auch künftig mit der massivholzdiele, der königs-disziplin unter den echtholzböden, adeln.

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Udo tünte, leiter entwicklung & innovation beim innendesigner parador, über neueste interieurtrends

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erlebnisort edelküche, ecksuite mit elbblick: es gibt nichts

schöneres, als eine Champagner-Cremetorte zu essen und die

Frachter und luxusliner auf dem strom zu verfolgen.

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statt Rüsch und Plüsch“, heißt es dazu bei Radisson SAS. Der Konzern hat für die Umsetzung der neuen Philosophie den Designer Matteo Thun verpflichtet. Austoben durfte er sich am runden, blau leuchtenden Hotel in Frankfurt: „Thun hatte alle Zimmerdesigns in einem Hotel in Mailand aufbauen lassen. Er ließ zufällig ausgewählte Gäste darin übernachten, an-schließend hat er sie befragt. So kamen am Ende Zimmerdesigns heraus, die ganz auf die Ansprüche und Bedürfnisse unserer Kunden zugeschnitten sind“, erklärt Oliver Staas, stolzer Direktor vom Ra-disson SAS in Frankfurt. Und das Konzept kommt an: Thun, der die Therme in Meran zum Kultobjekt form-te, gestaltete inzwischen auch die Radisson-Hotels in Düsseldorf, Birmingham und Edinburgh.

IN KOchKuRSEN SuShI ROllENWelche Erlebnisse Hotels für ihre Gäste kreieren, ist der Fantasie der einzelnen Häuser überlassen. Denn dadurch ergibt sich eine noch nie da gewesene Viel-falt: Der Bayerische Hof in München etwa bietet sei-nen Gästen im Nachtclub exklusive Konzerte, zum Beispiel mit Jazzpianistin Hiromi oder Roy Ayers. Einzigartig ist die Wellnessoase Blue Spa unterm bayerisch-weißblauen Himmel, mit Dachterrasse und Blick auf die Türme der Frauenkirche. Ein Schman-kerl für Manager, die im Hotel konferieren, ist das Af-ter-Work-Package mit Aroma-Massage. Wer einfach nur Cocktails genießen will, kann das an Deutsch-

lands schönster Bar, während sich die Münchener Schickeria ein Stelldichein gibt. Dabei verleugnet der Bayerische Hof nie, dass er ein Haus mit gelebter Tra-dition ist. Hier logierten vom ersten Tag im Jahr 1841 bis heute stets Gäste mit höchstem Anspruch – Köni-ge, Hollywood-Größen und Popstars. Der Bayerische Hof gehört mit 71 Prozent Auslastung zu den bestge-buchten Großhotels in Deutschland.

Wer es stylischer mag, wird in der Nähe fündig: Die Bäder der Suiten im anna hotel in München können grün, rot oder blau illuminiert werden. Ansonsten be-steht das Interiordesign überwiegend aus cremigen Farben, viel satiniertem Glas und hellen Kirschholz-möbeln. In dreistündigen Kochkursen lernt man, Sus-hi zu rollen wie ein Profi. Und das Hotel Elephant in Weimar ist allein schon für seine preisgekrönte Art-déco-Einrichtung eine Reise wert. Das Hotel leistet sich zudem den Luxus, eine eigene Kulturreferentin im Hause zu haben. Sie organisiert das kulturelle Rahmenprogramm oder individuelle Stadt-, Hotel- und Museumsführungen. Wer eine Suite gebucht hat, dem steht der hauseigene Audi A8 zur Verfü-gung.

Und immer weniger reicht es schon allein aus, in einem Schloss wie im Grandhotel Bensberg bei Köln zu wohnen. Dort bietet man attraktiv inszenierte Harley-Davidson-Ausflüge ins Bergische Land an, die im Arrangement-Sonderpreis für zwei Tage enthalten sind. Abends wählt man vielleicht das Krimidinner

hOTEl BAyERISchER hOf, MÜNCHEN

einzigartige erlebniswelten schaffen: die Wellnessoase

Blue spa unterm weißblauen Himmel, meditative

designräume für Chill-out oder exklusive Jazzkonzerte

bilden bleibende einmalige erinnerungen.

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einFaCH WoHlFüHlen!hOTElTREND: ApARTmENThOTEl INNSIDE pREmIum

Das Innside Premium Suites in Frankfurt ist ein modernes Apartmenthotel für Businessreisen-de. Es ist eine gelungene Symbiose aus Design

und Lifestyle. Wie eine Rakete schießt der gläserne Fahrstuhl nach oben. Pro Sekunde legt er drei Meter zurück. Viel zu schnell, um die Aussicht auf die Wol-kenkratzer der Deutschen Bank oder die Alte Oper zu genießen. Das ist Konzept. Hier im Fahrstuhl wird alles immer leiser, mit jedem Meter nach oben verlässt man die lärmende Wirklichkeit.

Fünf Stilrichtungen, asiatisch streng oder verspielt gestylt, und neun Grundrisse stehen in 74 klimatisier-ten Wohnwelt-Suiten von 35 bis 75 Quadratmetern zur Verfügung. „Wohnen auf Zeit für mobile Menschen“ lautet das Motto des Hotels. Alle Zimmer sind mit Mi-krowelle, Wasserkocher und Kühlschrank ausgestat-

tet. Man kann sich einrichten wie in einer Wohnung – und dazu den Komfort eines Hotels genießen: „Das Zimmer wird täglich gereinigt, die Wäsche gewaschen und gebügelt, der Kühlschrank gefüllt. Es gibt ein reichhaltiges Frühstücksbuffet und abends an der Bar werden mediterrane Snacks gereicht“, erklärt Hotel-managerin Martina Müller-Frasch. „Wir hatten einen Gast, der wohnte hier viereinhalb Jahre.“

Viele Gäste nutzen das Hotel als Wohnungsersatz, sie wollen gar nicht in eigenen Möbeln leben. „Aber es kommt auch vor, dass Gäste ihre eigene Bettwäsche mitbringen. Sie können auch gern Familienfotos auf-stellen.“ Einfach wohlfühlen. Das ist das einfache Er-folgsrezept vom Innside Premium für seine Gäste.innside premium suites Frankfurt, eurotheum; www.innside.de, ez ab 310 euro, dz ab 345 euro.

ThERmE, MERAN

matteo-thun-Badetraum: „die therme meran wird

in ganz europa einmalig sein. nirgendwo sonst gibt es

eine solche oase der natur im zentrum der stadt.“

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GO Relax

– zwischen Vorspeise und Zwischengericht geschieht ein „Mord“, man wird Zeuge und trägt als Gastdetek-tiv zur Lösung des Falls bei. Mehr denn je müssen die Hotelmanager die Rolle des Kümmerers einnehmen, den anspruchsvollen Kunden Außergewöhnliches bieten, um sie zufriedenzustellen und, klar, auch an ihr Haus zu binden. Wiedersehen macht Freude und sichert Umsatz. EIN zImmER mIT pORSchE-cAyENNE-pAKET Auch im Ausland kann man immer öfter Hotelaben-teuer der besonderen Art genießen: Ein Herz für Shop-per etwa hat das Fünf-Sterne-Hotel Langham am Regent‘s Park in London. Wer sich an der Rezeption als „Shopaholic“ zu erkennen gibt, bekommt in neun-zehn schicken Shops der Stadt (z. B. im Levi’s Flag-shipstore, bei Liberty, Petit Bateau, Wedgwood oder Esprit) und in elf Restaurants zehn Prozent Rabatt. Und im teuren London ist man ja schon über jeden Preisnachlass hocherfreut.

Wer etwa im Belle-Époque-Schloss-Hotel Palace in Luzern eincheckt und das Paket „Enjoy Porsche“ bucht, der bekommt zum Luxuszimmer mit Kron-leuchter und Seeblick auch noch den Schlüssel für einen Cayenne ausgehändigt – ein schnelles Aben-teuer für einen Tag. Dabei ist doch schon der Blick von der Hotelterrasse auf den Vierwaldstätter See atemberaubend, besonders in wolkenlosen Voll-mondnächten, wenn sich im See die imposante, schneebedeckte Alpenkette spiegelt.

Das Ritz Carlton in Madrid dagegen lockt Freizeit-jäger: 1000 Rebhühner sind zum Abschuss frei für denjenigen, der das zweitägige „Jagd-Angebot“ bucht. Ein Chauffeur fährt den Jäger im Land Rover Defender direkt ins Revier, direkt vors Tier. Wer seine eigene Winchester mitbringen will, no problemo: Das

Hotel hilft Ihnen gerne am Flughafen bei allen For-malitäten. Der Kunde ist König!

Zurück nach Deutschland. Nach fünf Jahren des Jammerns, mit Leerständen, Pleiten, Überkapazitäten und fallenden Preisen, kommt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in seinem jüngsten Branchenbericht zu einem hoffnungsvollen Ergebnis: „Für die Hotellerie scheint die Talfahrt gestoppt. Die Zahl der Übernachtungen 2005 stieg um drei Prozent auf 200,9 Millionen. Dem Städtetourismus mit Tagun-gen und Kongressen sowie kulturellen und sportli-chen Highlights wird dabei großes Wachstum voraus-gesagt.“ Das Maklerhaus Jones, Lang, LaSalle bestätigt: „Das Tief nach dem 11. September, der Wirtschaftskri-se, dem Afghanistan- und Irak-Krieg und Sars scheint überwunden.“

Ein Megatrend bleibt laut Dehoga dabei Wellness. Studien der Unternehmensberatungen Roland Berger und Ernst & Young gehen sogar davon aus, dass die-ses Geschäft in den kommenden Jahren noch mehr zulegen wird. 75 Milliarden Euro geben die Deut-schen schon jetzt jährlich für Wellness aus. Das sind rund 1000 Euro pro Kopf und Jahr, mehr als viele für Urlaub oder private Altersvorsorge zurücklegen! Wo-bei in Hotels Wellness nicht zwingend mit Massagen, Dampfbädern und Saunalandschaften gemeint ist. „Wellness bedeutet Wohlbefinden“, sagt beispielswei-se Radisson-Direktor Oliver Staas.

Und Martina Müller-Frasch vom Innside Premium Suites in Frankfurt (siehe Kasten links unten) weiß aus Erfahrung: „Bäder und Körperpflege sind heute nicht mehr Mittel zum Zweck. Sie haben mit Wohlbefinden zu tun, mit Erholung, mit Regeneration. Der Ge-schäftsreisende braucht morgens eine gute Dusche, um munter zu werden. Am Abend entspannt er lieber in der Wanne.“ Erlebnisse im Hotel und Wellness für

Das gestylte Livingkonzept

des Innside Premium im Frankfurter

Eurotheum: „Gäste können

ihre eigene Bettwäsche mitbringen.“

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dreHkreUz der moBilitätDie Sixt-filiale frankfurt/main Airport ist die Nummer eins in Europa. Regionalleiter markus Neulen setzt auf perfekten Service

Zwischen sieben und neun Uhr mor-gens herrscht Rushhour. Dann lan-den die Jets mit den Businessreisen-

den im Minutentakt auf dem Flughafen Frankfurt, dann beginnt der Run auf die Mietwagencounter in Terminal 1. Über 31 Prozent der Geschäftsleute gehen dabei ziel-strebig zum Marktführer Sixt. Durchschnitt-lich 500 Mietverträge werden jeden Tag bei Sixt am Airport geschlossen, 250 allein in der Rushhour.

„Sixt ist so beliebt, weil wir die besten Au-tos haben und am schnellsten im Service sind“, erklärt Regionalleiter Markus Neulen.Er ist Experte auf dem Gebiet des Verkaufs. Erst im Juni kam der Manager von E-plus zu Sixt, übernahm mit dem Bereich Mitte gleich die größte und wichtigste Region auf der orange leuchtenden Deutschlandkarte der Premium-Autovermietung. „Der Flughafen Frankfurt ist dabei das pulsierende Herz.“ Zum Vergleich: „Der Umsatzanteil des Flug-hafens gemessen an der Region Mitte beträgt 34,25 Prozent. In Europa ist die Filiale Frank-furt Flughafen Nummer eins bei Sixt, gefolgt von den Flughäfen München und Charles de

Gaulles, Paris.“ Neulen ist Marathonläufer, was ihm bei den langen Distanzen zwischen Terminal 1 (Inlandsflüge) und Terminal 2 (In-ternationale Flüge) zugutekommt. Der 39-jäh-rige Vater von zwei Kindern kommt also nicht aus der Puste.

Am Drehkreuz der Mobilität ist der Stress größer als in anderen Filialen. Viele Reisende sind genervt, weil ihr Flug Verspätung hatte und sie nun in Eile sind. Am Sixt-Counter werden sie von einem Lächeln empfangen, die meisten Mitarbeiterinnen beherrschen zwei Fremdsprachen, vor allem aber verste-hen sie sich bestens darin, wie man müde Manager wieder munter macht – zum Bei-spiel mit einem Auto-Upgrade.

Neulen erklärt das so: „Gebucht werden in der Rushhour zum Beispiel hundert Autos der günstigen Golf-Klasse. Es stehen aber nur achtzig dieser Kategorie bereit. Also ver-wöhnt die Dame am Counter den Kunden mit einem kostenlosen Upgrade. Und aller Ärger ist sofort verflogen.“ Das sorgt für eine hohe Auslastung aller Fahrzeuge. „Absolut wichtig ist“, so Neulen, „dass die Sixt-Kun-den mit einem Lächeln in den Tag fahren.“

die Sinne, das wollen alle Kunden. Aber kosten darf es nur wenig. Die Kunden vergleichen heute mehr denn je Angebote und Preise, in der Branche spricht man hinter vorgehaltener Hand schon vom „Schnäpp-chenschläfer“. Dabei spielt das Internet (siehe HRS-Porträt auf S. 82) eine entscheidende Rolle: Der 21. Tourismus-Analyse des Hamburger BAT-Freizeit-For-schungsinstituts zufolge machen die Deutschen im-

mer öfter einen Bogen um Reisebüros: „Man organi-siert seine Reise heute lieber selbst.“

Denn im Internet bekommt man auf einen Klick alle Angebote serviert. Bilder von Pool, Strand und Restaurant geben einen Vorgeschmack auf das, was einen im Urlaub erwartet. Ähnliches gilt für Business-hotels: Man muss kein Experte sein, um auf den Fotos im Internet sehen zu können, welchen Standard das

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frankfurt

Frankfurt/M. Airport Term. 1 + 2Mietwagenzentrum AP Frankfurt, 60549 Frankfurttel. +49 18 05 26 25 25Fax: +49 18 05 222 93 00 11

Frankfurt Niederrad/ Innside, Herriotstraße 260528 Frankfurttel. +49 18 05 25 25 25Fax: +49 18 05 22 29 30 66 45

Frankfurt/M. HauptbahnhofMietwagenzentrum Bhf. Frankfurt, 60329 Frankfurttel. +49 18 05 25 25 25Fax: +49 18 05 22 29 30 01 62

Frankfurt/Main ZentrumAllerheiligenstraße 5260313 Frankfurttel. +49 18 05 25 25 25Fax: +49 18 05 22 29 30 00 10

Frankfurt/Main EschbornFrankfurter Straße 84–9065760 Eschborntel. +49 18 05 25 25 25Fax: +49 18 05 22 29 30 03 00

Das Sixtteam Frankfurt

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ein pionier des internetshotelreservierungen passieren fast nur noch über Suchmaschinen im Internet. und wer hat’s erfunden? Robert Ragge, 69, der hRS-Gründer aus Köln

Wie muss man sich eigentlich den Mann vorstellen, der in den letzten zehn Jahren den Hotelmarkt im Internet revolutioniert hat? Vielleicht mit Na-

delstreifenanzug, greller Krawatte und einem Porsche Ca-yenne vor der Tür? Ja, sicher, aber damit hat Robert Ragge aus Köln nichts am Hut. Den smarten 69-Jährigen zieren vielmehr weißes Haar und Geheimratsecken, und Streifen trägt er höchstens auf einer dezent bordeauxfarbenen Kra-watte. Er wirkt eher wie der erfolgreiche Filialleiter einer Sparkasse. Aber ein Wegbereiter der Dot.com-Generation? Aber ja! Robert Ragge ist Internetpionier.

1972, über zwanzig Jahre, bevor ans Internet überhaupt zu denken war, eröffnete der Sohn eines Gastwirts aus dem Ruhrgebiet in einem ehemaligen Gemüseladen in Köln ein Reisebüro. Er nannte es Hotel Reservation Service und spe-zialisierte sich auf die Suche von Hotelzimmern für Kölner Messebesucher. Ragge telefonierte Hotels und Pensionen ab – und brachte jeden Kunden in Köln unter. Mitte der 90er- Jahre veröffentlichte Ragge dann ein 400 Seiten dickes Ver-zeichnis mit internationalen Hotels, die er alle persönlich seinen Kunden empfehlen konnte. Dies war der Grundstein für das heutige Internet-Hotelreservierungssystem HRS. Er entwickelte mit Profis die Software und www.hrs.de war ge-boren. Mittlerweile gibt es unzählige Online-Hotelsuchma-schinen, die Ragges Idee kopiert haben: von expedia.de oder hotel.de bis zu opodo.de – um nur einige zu nennen. Aber sie reichen an Marktführer HRS mit 54 Prozent aller deut-schen Online-Reservierungen nicht heran.

Das Kölner Familienunternehmen beherrscht mittlerweile sogar Europa. Ein Hotelier, der nicht bei HRS zu finden ist, hat kaum Chancen am Markt. „Wir haben weltweit 180.000 Hotels aller Kategorien unter Vertrag – vom Familienhotel bis zur internationalen Hotelkette“, sagt Ragge. Die Zahl der Page Impressions auf der HRS-Website liegt bei 360 Millio-nen im Jahr (so viele wie Spiegel Online). Über Gewinne und Umsätze schweigt der Unternehmer. Keine Börsenno-tierung, keine Zahlen.

„Die Hotelbuchung übers Internet fördert vor allem die Individualität des Reisens“, sagt Ragge. „Wer gerade einen Flug zum Schnäppchenpreis ergattert hat, bucht sich bei uns einfach und schnell das passende Hotelzimmer dazu. Außer-dem macht das Buchen übers Internet das Reisen günstig,

denn bei uns bucht man zum jeweils tagesaktuellen Nied-rigpreis. Nicht zuletzt bieten Hotels mit Exklusivpreis-But-ton ihre Zimmer auf HRS immer um mindestens zehn Pro-zent günstiger an als die Konkurrenz. Bei HRS gibt es keine Vorauszahlungen. Änderungen oder Stornierungen von Bu-chungen sind in der Regel bis 18 Uhr des Anreisetags kos-tenlos möglich.“ Besonders die Möglichkeit, noch bis abends eine Buchung kostenlos stornieren zu können, macht HRS für Businessreisende so attraktiv.

In den Genuss persönlicher Hotelempfehlungen kommt der HRS-Kunde nicht. GoSixt verriet Ragge, worauf er Wert legt: „Dass es keine Aufforderung zu Kreditkartenzahlun-gen gibt. Und dass die Hotels eine gute Lage, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und eine gute Bewertung unserer Kun-den aufweisen.“ Sein Lieblingshotel ist übrigens das Savoy in Köln: „Es verbindet stilvolles Design mit einer tollen At-mosphäre und interessanten Gästen“, sagt Ragge. Und der Vorreiter der Internetreservierung darf das gute Gefühl ha-ben, dass fast alle bei ihm gebucht haben. leonard prinz

gewünschte Hotel in Frankfurt, Hamburg, München oder anderswo bietet. Blümchenmuster auf Tapeten erhärten den Verdacht, dass die Location nicht reprä-sentabel ist.

„Der visuelle Eindruck hat Vorrang vor jeder noch so ausführlichen Beschreibung. Schließlich will man sehen, wie es in den Räumlichkeiten aussieht, ob sie dem persönlichen Geschmack entsprechen. Mit den Fotos sind die Hotels außerdem mehr in der Pflicht – in Beschreibungen lassen sich Mängel leichter ver-

tuschen“, bestätigt Tobias Ragge, Geschäftsführer vom Hotelsuchdienst HRS (siehe oben). Die Webbu-chung ist für Müller-Frasch vom Innside Premium das Maß der Dinge: „Das Internet ist heute das Haupt-tool. Ich frage neue Gäste oft, wie sie denn gerade auf unser Haus gekommen sind. Im Internet wird viel Zeit investiert, um etwas Besonderes zu finden.“ Da wird die Auswahl langsam schwierig, bei der riesigen, stetig wachsenden Fülle an Angeboten und Abenteu-ern für die kleine Reise zwischendurch.

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robert ragge mit Sohn tobias,

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TravelGO TravTiroler Selbstbewusstsein: „Es ist schön, dass die Welt nach Kitzbühel kommt. Aber es ist schlecht, wenn wir uns globalisieren lassen.“

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Skisafari kitzbühel kann ganz anders sein. Der Skiklassiker am hahnenkamm bietet einsame hänge abseits der Society-Spuren und liefert toughen Abfahrts-thrill auf der Streif. eine sehenswerte Altstadt bietet ViPs das Shopping-Muss. Feinschmecker testen den authentischen hallerwirt mit regionaler Spitzenküche. eine Routenreportage Von johannes schweikle fo

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Es soll ja Männer geben, die in Gegenwart von Frauen übertreiben. Jedenfalls ist die junge Ski­fahrerin im blauen Anorak nicht geneigt, ihrem Begleiter zu glauben, als dieser mit seinem Ski­stock kennerisch über die Kante zeigt und sagt:

„Da springen die drüber.“ An dieser Stelle bricht die Piste jäh ab, und wie bei einer Skisprungschanze fällt der Berg ins Bo­denlose. Der Schnee am Steilhang ist wild zerpflügt, an den Buckeln schimmert blankes Eis in der Sonne. Ganz unten im Talgrund sind die Kirchtürme von Kitzbühel zu sehen.

Die Frau schaut misstrauisch nach links, wo die Piste ge­pflegt und mit mäßigem Gefälle den Hahnenkamm hinunter­ führt. Aber ihr Begleiter hat nicht geflunkert: Die Kante heißt Mausefalle und gehört zu den spektakulärsten Stellen im spek­takulärsten Abfahrtslauf der Welt: Wenn die Rennläufer sich

mit ein paar Stockschüben aus dem Starthaus katapultiert ha­ben, kommt gleich dieser Sprung ins Nichts. Der Hang hat eine Neigung von 85 Prozent, ein Hermann Maier oder Bode Miller fliegt hier 80 Meter durch die Luft. Unten sind die stählernen Galgen für die Fangnetze zu sehen, rechts stehen die Podeste für die Fernsehkameras.

Ende Januar gehen die Bilder vom Hahnenkammrennen in die Welt. Wie Männer ohne Nerven bei Tempo 140 auf den Rip­pen einer vereisten Piste gebeutelt werden. Alle zehn Meter haben sie an der Alten Schneise Bodenkontakt, wenn’s gut geht. Wer nicht unterwegs in den Fangzaun stürzt, landet mit­ten im Nationalfeiertag der Skirepublik Österreich. Bis zu 100.000 Schlachtenbummler kommen an diesem Wochenende in die Kleinstadt in Tirol, in der schwankenden Menge zoomen sich die Kameras an Politiker und Prominente heran. Bei schö­

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FrEEridE Skilauf im freien Gelände, abseits der präparierten Pisten. Natürliche Hindernisse wie Buckel und Geländekanten fordern bei wechselnden Schneever­hältnissen das Fahrkönnen.

VAriAnTEnFAhrEn Als der Wintersportler noch Deutsch sprach, sagte er so zum Freeriden.

TourEngEhEn Die Skibergsteiger verschmähen den Lift, sie bewältigen den Aufstieg mit Fellen unter den Skiern. Erfordert gute Kondition, wird belohnt mit purer Bergromantik und Variantenabfahrten abseits des Pistenrummels.

hEliSKiing Der Hubschrauber bringt zahlungskräfti­ge Sportler auf einsame Gipfel, die Tiefschneeabfahrten führen durch wildes Gelände jenseits der Zivilisation. Das Paradies liegt in Kanada, in Europa nur in wenigen Gebieten möglich.

TElEmArK Die Urform des Skilaufs, erfunden im 19. Jahrhundert in Norwegen. Die Bindung gibt die Ferse frei, das gebeugte Knie gehört zu jedem Schwung. Erlebt seit einigen Jahren ein nostalgisches Comeback.

CArVing Das Snowboard hat die Skihersteller inspiriert: Carvingski sind breiter und stärker tailliert als die althergebrachten Alpinski. So sind lange Schwünge auf der Kante mit hohem Tempo möglich.

SKiCroSS Wettkampf, bei dem vier Fahrer gleich ­zeitig auf eine Piste mit Steilkurven und künstlichen Hindernissen geschickt werden. Spektakuläre Stürze sind garantiert.

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nem Wetter schwenken sie auch noch über die lieblichen Kitz­büheler Grasberge und das freundlich weite Tal. Auf der ande­ren Seite ragt das Kitzbüheler Horn markant in den Himmel, hinten begrenzt der Wilde Kaiser mit seinen schroffen Felsza ­c ken das Panorama.

„Ich fahr am liebsten am Steinbergkogel“, sagt Wido Sieberer. Der Mann redet ruhig, bewegt sich dynamisch, und seine brau­nen Augen leuchten, wenn er die Welt hinter dem Hahnen­kamm zeigt. Dort tut sich ein weitläufiges Skigebiet auf, das ganz schnell wegführt vom Halligalli an der Streif. Schon auf der Ehrenbachhöhe werden keine Kameramänner mehr ge­sichtet, die auf der Jagd nach Promis sind. Auf den Almen fin­den sich urige Hütten, und die Berge gehören hier den Sport­lern, die jede Menge abwechslungsreicher Abfahrten finden. Die Skisafari führt über den Pass Thurn bis ins Salzburger

Land, wer die große Runde macht, ist einen ganzen Skitag unterwegs.

Der Historiker Wido Sieberer, 45, leitet das Muse­um seiner Heimatstadt Kitzbühel, doch an schönen Wintertagen lässt er die bronzezeitliche Vergangen­heit mit dem Kupferbergbau ruhen und steht mor­gens um halb neun an der Hahnenkammbahn. „Wenn du die erste Gondel nimmst, hast du auch in der Hochsaison zwei Lifte Vorsprung vor der Masse“, sagt er aus Erfahrung. „Wenn du nicht so früh los willst, steigst du hinten in Jochberg ein, dann kommst du auch ohne Wartezeiten durch.“ Lediglich an den Engstellen wie dem Talsen­Lift an der Wurzhöhe und dem alten Zweier­Sessellift am Steinbergkogel ist mit

TAgESTour in KiTzbühEl Die Skisafari führt ins unberührte Tirol Nach den steilen Hängen am Steinbergkogel bieten die langen Abfahrten nach Kirchberg Erholung; mit der 3S-Bahn überquert man – nur wer schwindelfrei ist – den Saukasergraben und erobert dann den Gipfel des Zweitausender (2004 Meter). Über flache Teilstücke und den Pass Thurn erreicht man die Resterhöhe, passiert Breitmoos und genießt die weite Sicht über das breite Tal der Salzach. Für den Rück­weg wählt man die unpräparierte Piste der Skiroute vom Pengelstein. Naturbelassene Hänge, ein Schuss Abenteuer.

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Stau zu rechnen, aber das Kitzbüheler Horn bietet sich immer als Alternative an. Dort ist es ruhig und sonnig, die Abfahrten sind eher gemütlich. Am steilen Steinbergkogel dagegen kom­men Freerider wie Wido Sieberer auf ihre Kosten: Neben den schwarzen Pisten gibt es jede Menge Varianten im Tiefschnee, Kenner schwärmen von der Stickelberg­Abfahrt, die man sich von einem Einheimischen zeigen lassen muss, weil sie in kei­nem Pistenplan eingezeichnet ist. Bei Jugendlichen ist die Zeit­messstrecke beliebt, im Wettkampf zwischen den Torstangen kommt Hahnenkammgefühl auf. Seit 1929 ist dieser Berg mit einer Seilbahn erschlossen.

Die Kleinstadt Kitzbühel war bereits in den 20er­Jahren ein mondäner Wintersportplatz. Joachim Ringelnatz dichtete spöttisch über die „hochmodernen Garderoben“ des Publi­kums im Kursalon in Kitzbühel, „da ist der

Sekt so kühel“. Spätestens 1935 hatte das Städtchen Weltruf erlangt, als der Prince of Wales für zwei Wochen im Grandhotel abstieg. Die Mauern dieses stattlichen Hauses sind im so ge­nannten Heimatstil aus Naturstein gefügt, der hohe Giebel ist im Fachwerk aufgeführt. Nach dem Krieg erlebte das Hotel ei­nen dramatischen Niedergang, stand kurz vor dem Verfall und wurde in letzter Minute aufwändig renoviert. Jetzt steht es mit seinen roten Balkonen als steriler Zeuge der Vergangenheit am Rand der Altstadt und dient den Beratern von McKinsey als Schulungszentrum.

„Wir haben die Ski jeden Tag gebraucht, um im Winter in die Schule zu kommen“, erzählt Theo Muntigl. Er wuchs auf einem Bauernhof am Hausberg auf, zu dem keine Straße führte. In den frühen 70er­Jahren verdiente er sich ein Taschengeld, in­dem er mit dem Rucksack Lebensmittel auf die Seidlalm brach­te, den Klassiker unter den Skihütten an der Streif. Als er mit

der Schule fertig war, empfahl ihm seine Mutter eine Kochlehre, „dann hast du immer was zu essen“.

Heute ist Muntigl Direktor im Hotel „Tennerhof“, dem ersten Haus am Platze. Der Mann im Trachtenjanker wirkt gesetzter als seine 43 Jahre. Vergangenen Winter stand er nur zwei Tage auf den Skiern, und damit passt er zu seinen Gästen: „Skifah­ren können die auch in Lech. Aber in Kitzbühel können sie flanieren. Die Altstadt ist eine Bühne, und sie finden dort alles zum Shoppen. Wie bei Harrods, nur unter freiem Himmel.“

Die Betreiber des Luxuskaufhauses in London würden sich zu Recht gegen diesen Vergleich wehren. Wahr ist jedoch, dass in den Gassen und Passagen der Altstadt von Kitzbühel jede Menge Boutiquen und Juweliere zu finden sind. Die Kundin­nen tragen Stiefel und Sonnenbrillen auf dem aktuellen Stand der Mode, und die Bürgerhäuser mit den breiten Giebeln ge­ben eine prima Kulisse ab: Ihre dicken Mauern künden noch immer vom Wohlstand, den der Bergbau im 16. Jahrhundert der Stadt beschert hat. Die heilige Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute, ist auf die Fassade der Bezirkshauptmannschaft gemalt, das Traditionshotel „Goldener Greif“ ist mit üppiger Lüftlmalerei geschmückt. Die Sprossenfenster haben Klapplä­den, die Wirtshausschilder sind aus geschmiedetem Eisen, die Gassen gepflastert. Die Dächer strahlen Geborgenheit aus, sind mit Lichterketten geschmückt und ragen so weit vor, dass man bei Schneefall noch nicht einmal nass wird, wenn man sich dicht an den Schaufensterscheiben hält.

Wer auf der Skisafari die steilen Hänge am Steinbergkogel gemeistert hat, kann sich zum Verschnaufen eine der langen, gemütlichen Abfahrten nach Kirchberg gönnen oder aber sich gleich dem Stolz der Kitzbüheler Bergbahnen zuwenden: Die 3S­Bahn überspannt mit einer Länge von 3,7 Kilometern ein 400 Meter tiefes Tal, den Saukasergraben. Um den Kitzel beim Blick in die Tiefe zu erhöhen, ist eine der modernen Kabinen

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„Skifahren können die Gäste auch in lech. Aber in kitzbühel flanieren sie. harrods unter freiem himmel.“

theo Muntigl, 43, hoteldirektor VoM tennerhof

Kitzel beim blick in die Tiefe: Die 3S­Bahn überspannt mit einer Länge von 3,7 km

ein 400 Meter tiefes Tal. Sie hat eine Kabine mit Glasboden, die Gondel schwebt frei im Nirgendwo, bis zum

einzigen (!) Mast sind es 2500 Meter.

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mit einem Glasboden ausgestattet, die Gondel schwebt frei im Nirgendwo, bis zum einzigen (!) Mast sind es 2500 Meter.

Jetzt sind wir im hinteren Teil des Skigebiets angelangt. Von dem Berg mit dem originellen Namen „Zweitausender“ (er ist exakt 2004 Meter hoch) führt eine schwarze Abfahrt mit endlos langer Buckelpiste herunter, zum Pass Thurn geht es dagegen auf einem flachen Ziehweg durch den weiß verzuckerten Wald, in langsamem Tempo lässt sich das Winterpanorama en pas­sant genießen. Die Piste von der Resterhöhe nach Breitmoos markiert den Wendepunkt der Skisafari, hier wähnt man sich in einer ganz anderen Ecke der Alpen, der Blick schweift weit über das breite Tal der Salzach. Auf dem Rückweg nehmen wir die Skiroute vom Pengelstein.

Kaum ein Mensch ist auf diesen naturbelassenen Hängen unterwegs, unten solltest du möglichst viel Schwung in den langen Ziehweg mitneh­men, sonst müssen die Arme mit den Skistöcken im Flachen heftig schieben. So fühlt sich Skilauf

abseits der glattgewalzten Pisten an, gewürzt mit einem Schuss Abenteuer. Am Ende ist es nicht mehr weit zum Hallerwirt. Die­ses Gasthaus befindet sich in einem mehr als 200 Jahre alten Ti­roler Bauernhof, gegenüber der Auracher Kirche mit ihrem üp­pigen Zwiebelturm. Wände und Dielen sind aus dickem, altem Fichtenholz, der grüne Kachelofen spendet behagliche Wärme. Der Hallerwirt heißt Jürgen Stelzhammer, ist 33 Jahre alt, und auch wenn er entspannt plaudert, lässt er ständig die Augen schweifen, um jedem neuen Gast ein „Grüß Gott“ zuzurufen.

Der junge Wirt hat weiche Züge, aber eine klare Meinung. Er sagt: „Es ist schön, dass die Welt in Kitzbühel zu Gast ist. Aber es ist schlecht, wenn wir uns globalisieren lassen.“ Bei ihm rinnt kein Budweiser aus dem Zapfhahn, die Zutaten für Tafel­spitz und Topfenknödel kommen weitgehend aus der Region und dem eigenen Land. Wer Glück hat, bekommt das Fleisch von einem der Pinzgauer Kälber auf den Teller, die auf den Weiden rings um das Gasthaus aufgezogen werden. Die tradi­tionellen Gerichte sind schnörkellos und klar gekocht, in den Schlutzkrapfen entfaltet der Spinat sein Aroma. „Beim Hahnen­kammrennen sind wir der ruhende Pol“, sagt der Wirt, „da

kommen die Gäste zu uns, die dem Rummel entfliehen wol­len.“ Der Österreicher Michael Walchhofer, der vergangenen Winter den Abfahrtslauf gewonnen hat, war ein paar Tage vor seinem Sieg auch da. „Wir haben einen Kaffee getrunken“, sagt der Hallerwirt und grinst, „alles andere erzähl ich nicht, das fällt unter Doping.“

Die Streif bildet den krönenden Abschluss der Skisafari. Da wir am Leben hängen, springen wir nicht über die Mausefalle, sondern kurven am Steilhang um die hüfthohen Buckel. Hier lässt sich pickelhart erfahren, wie eine Rennpiste präpariert wird: Sie besteht nicht aus Schnee, sondern aus Eis. Das Ergeb­nis ist für Normalskifahrer niederschmetternd: Wir bekommen keinen kontrollierten Schwung hin, unterhalb der Hausberg­kante rutschen wir chancenlos in den Fangzaun.

„Das Hahnenkammrennen hat die Professionalisierung des Sports konsequent mitgemacht“, urteilt der Stadtarchivar Wido Sieberer, „und auch die Kommerzialisierung.“ In der Rennwo­che schaltet Kitzbühel die Schmuckbeleuchtung an der Hah­nenkammbahn ein, diese gewaltige Lichterkette bis hinauf auf den Gipfel zeigt in der Nacht dramatisch, wie steil dieser Berg und seine Abfahrt ist. In der Altstadt sieht man das Pflaster vor lauter Menschen im Rauschzustand nicht mehr. „Wenn man um Mitternacht fragen würde, wer das Rennen gewonnen hat, wüssten viele nicht mehr den richtigen Namen“, spottet Siebe­rer. Das nationale Idol Hermann Maier hat sich mit feiner Iro­nie über das Bohei am Hahnenkamm beklagt, das ihm erst un­ter außergewöhnlichen Umständen sympathisch wurde: „Ich begann mich richtig zu verlieben in Kitzbühel“, schreibt er in seiner Autobiografie über das Rennen im Januar 2003, das we­gen Schneefalls auf Montag verschoben wurde. „An diesem Montag war alles anders als sonst. Die VIPs und die Alkohol­leichen waren dahin, die echten Fans geblieben. Auf den Tribü­nen jubelten begeisterte Schulkinder. Ich war plötzlich bei ei­ner richtigen Sportveranstaltung!“

Wido Sieberer empfindet das ähnlich. Die Abfahrer liefern das Alibi für die große Party des Winters. Deshalb wagt der Historiker für die Zukunft eine spöttische Prognose: „In zwan­zig Jahren brauchen wir das Rennen gar nicht mehr. Dann ist das Fest wetterunabhängig.“

Terrasse Pengelstein-Schenke; Ski-idol hermann maier nach der Verlegung des hahnen kammrennens: „Die VIPs und die Alkoholleichen waren dahin, die echten Fans geblieben. Ich war plötzlich in einer richtigen Sportveranstaltung.“

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fein, frisch, ehrlich.

tenneRhoF griesenauweg 26, a-6370 kitzbühel, tel. +43 (0) 53 56 31 81, www.tennerhof.comaus einem mehr als 200 jahre alten tiroler Bauernhof wurde das einzige fünfster-nehotel von kitzbühel. in einem garten mit alten obstbäumen abseits des trubels gelegen, individuell mit luxus auf tiroler art gestaltet. nur 75 Betten, dz mit frühstück ab 233 euro

A-RoSA ried kaps 7, a-6370 kitzbühel, tel. +43 (0) 53 56 65 66 00, www.a-rosa.desieht aus wie ein altes schloss, ist aber erst ein

jahr alt. innen ist das Viersternehaus mit 300 Betten nicht überall stilsicher gestaltet. das gut 3000 Quadratmeter große spa lässt kaum wellness-wünsche offen, das hahnenkammrennen lässt

sich aus dem geheizten außenpool verfolgen. dz mit hp ab 218 euro

SchloSS lebenbeRG lebenbergstr. 17 a-6370 kitzbühel tel. +43 (0) 535 66 90 10fax +43 (0) 535 66 44 05 www.austria-trend.at/lebwirklich alter herrensitz aus dem 16. jahrhundert mit steinernen kanonenkugeln über dem portal und gobelinsaal im turm. ruhige lage über dem ort, vom restaurant im wintergarten herrlicher Blick auf kitzbühel. die 208 Betten des Vier -sternehauses sind in einem neuen trakt untergebracht. die Maisonette-zimmer sind ideal für den familien-ski urlaub. shuttleservice in den ort und zur Bergbahn.

top 3 hotelS

A-RoSA-hotel: neu gestaltet.

top 3 hüttenSonnbühel an der Melkalm-abfahrt tel. +43 (0) 535 66 27 76www.sonnbuehel.at wettergegerbte schindeln, an der dachrinne meterlange eiszapfen. unter gelben sonnenschirmen trinken engländer champagner,

drinnen dokumentieren Bilder an den wänden der urigen stuben kitzbüheler skigeschichte. gehobene küche, frisch zubereitet.

kASeReckhütte tel. +43 (0) 535 57 47 47 uralte alm an der skiroute

pengelstein-süd. grobe Balken, kleines angebot an deftigen Brotzeiten, das original der oft kopierten hütten-gemütlichkeit.

beRGhAUS tyRol tel. +43 (0) 535 66 24 70 zwischen hahnenkamm und ehrenbachhöhe gelegen, mehr panorama geht nicht. großes angebot an tiroler spezialitäten.

nähe kitzbühel

Innsbruck-Airport Fürstenweg 180 6026 Innsbruck Tel. +43 512 29 29 39 Fax: +43 512 29 29 39 15

Salzburg-Airport Innsbr. Bundesstr. 105 5020 Salzburg Tel. +43 662 85 60 51 Fax: +43 662 85 60 51 10

Rosenheim, Äußere Münchener Str. 5 83026 Rosenheim Tel. +49 1805 25 25 25 Fax: +49 1805 222 93 06 33

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TravelGO Trav

Tiefschnee-paradies Davos.

Für den Skirider Guido Gobetti

ein einziger Rausch

B itte, verraten Sie mich nicht. Ich bin Dealer, verführe, bin selbst süchtig. Süch-tig nach reinem Stoff. Sie wissen schon. Einmal berührt, auf immer verloren.Vergessen sind Hunger, Durst, Müdigkeit und alle Sorgen. Nun ja, die Wir-kungen dieser Drogen sind ja hinlänglich bekannt. Ich gestehe: Nur reiner

Schnee gibt mir diese Euphorie, die mich tanzen lässt. Ganz in Weiß.Man muss die Ecken schon kennen, wo‘s das weiße Pulver pur gibt. Meine Region:

Graubünden. Mein Paradies: Davos. Mein Stoff: Tiefschnee. Mein Ziel: Schlappinger Joch, 2202 Meter hoch. Der Tourführer bringt uns dorthin, wo der Schnee schon mal bis zur Hüfte reicht. Wir brechen morgens um neun Uhr auf. Mit der Räthischen Bahn geht es vom Davos-Platz nach Klosters. Die schweren Alltags- und Pistenski haben wir gegen leichtere Tourenski getauscht. Wenn wir aufsteigen, müssen wir die Ski nicht auf

Ganz in weiSS

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den Schultern tragen und versinken nicht mit den schweren Stiefeln im pulverzarten Weiß.

W ir nehmen erst die Madrisa-Gondelbahn. Keine Kondition vergeuden. Die weißen Spitzen der schneebedeckten Berge heben sich vorm stahl-blauen Alpenhimmel atemberaubend ab. Die

Droge beginnt zu wirken. Von der Bergstation fahren wir ein Stück Piste. Das ist gutes Training für die noch müden Beine. Im Tiefschnee müssen sie locker sein, alles muss aus den Knien kommen. Wer steif und in Rückenlage in den tiefen Schnee ge-rät, kann die Geschwindigkeit seiner Ski nicht mehr steuern,

saust unkontrolliert zu Tale. Tiefschnee gibt‘s nur abseits gesi-cherter Pisten. Lawinengefahr besteht immer. Wir tragen Lawi-nenpiepser für den Ernstfall. No risk, no fun.

Ein kurzer Aufstieg, eine Querung über Schafcabanda und Erztäli, dreißig Minuten maximal, führt zum 2202 Meter hohen Schlappiner Joch. Die erste Tiefschneeabfahrt liegt unberührt vor uns. Ich versinke im Schnee, tanze schwerelos ins Tal hinab. Rechts, links, rechts, links – fünfzig-, hundertmal geht das so, mindestens, 750 Höhenmeter rauschen an mir vorbei. Kon-zentrieren. Bloß nicht aus dem Takt kommen, bloß nicht die Ski kreuzen, bloß nicht stürzen. Der Schnee wirbelt auf wie Puder, Eiskristalle übersäen mein Gesicht, hauchdünn und zart, erwe-cken mich zu neuem Leben. Außer Atem und überglücklich er-reichen wir die Talstation der Schafbergbahn in Gargellen.

Ohne es zu merken, haben wir später die Schweiz verlassen, sind auf eine ehemalige Schmugglerroute nach Österreich ge-langt. Auf der siebenstündigen Tour passieren wir die Grenze zweimal. Nach einem Einkehrschwung in eine urige Hütte neh-men wir uns die nächsten Gipfel vor, gelangen immer wieder von einem Höhepunkt zum anderen. Dann liegen letzte vierzig Minuten Aufstieg vor uns. Keuchend geht‘s voran, jeder Schritt wird inzwischen zur Überwindung. Es geht über schmale Tra-versen und freie Flächen, durch tief verschneite Wälder. Der Schnee liegt dick auf den Tannen, Pulver rieselt herunter. Dabei ist es eigentlich ruhig. Die Welt ist wie in Watte gepackt, alle Geräusche weit weg. Klangvolle Stille.

Dann geschafft. Die Nachmittagssonne brennt hier oben. 200 Kilometer weit können wir vom St. Antönierjoch (2379 Meter) in die Ferne schauen. Gleich zählt nur noch eins: meine Spur im Schnee. Auf geht‘s. Wie eine Unterschrift auf einem Blatt Papier ziehe ich mit großen Schwüngen meine Linien in den Hang. Erst mit einem halben Meter Neuschnee wird meine Spur von der Natur gelöscht. Bis dahin werden viele Skifahrer im Prätti-gau sehnsüchtig zum Berg hinaufschauen und davon träumen, einmal dem Rausch der Droge Pulverschnee zu verfallen.

Hotel WaldHuusmattastrasse 58 7270 Davos platztel. +41 81 417 93 33www.arabellasheraton.comwie lässt man einen skitag ausklingen? am besten mit einem köstlichen essen im spezialitäten-restaurant allegra (empfehlung: Käsefondue!) und einem walliser rotwein am Kamin der matta Bar. trotz der 105 Zimmer ist das waldhuus urgemütlich. alle räume sind holzgetäfelt, die Zimmer haben Balkone und terrassen. macht man das Fenster auf, ist es mucksmäus-chenstill, lediglich eulen singen im wald aus weißem Zuckerguss.

WaldHotel davos Buolstraße 3, 7270 Davos-platztel. +41 81 415 15 15www.waldhotel-davos.ch

Das waldhotel ist das berühmtes-te haus am platze – wegen seiner einzigartigen Lage oberhalb des ortes, direkt am wald, und: der Legende des früheren sanatori-ums. Katia mann kurierte hier 1911 einen Lungenspitzenkatarrh aus, ihr mann thomas besuchte sie 1912. hier wurde der schriftsteller und spätere Nobelpreisträger zu seinem berühmten werk „Zauberberg“ inspiriert. Noch heute gibt es im hotel ein original-sanatoriums-zimmer. Die Liegen auf den luftigen südbalkonen der 50 Zimmer sind Nachbauten der sanatoriumsliegen. tipp: Die spa-suite im gläsernen Dachgeschoss bietet auf 68 Quadratmetern getrennte wohn- und schlafbe-reiche und ein traumhaftes, südseitiges Bad mit freistehender wanne. wer im restaurant mann & co essen will, sollte rechtzeitig

reservieren. Der Küchenchef wurde vom gaultmillau mit 14 punkten bewertet.

tiefscHnee-info Promenade 1577260 Davos-Dorf Tel. +41 81 416 24 54www.davosklosters.chauf eine tiefschneetour sollte man nie allein gehen. Denn tiefschnee gibt es nur abseits markierter und gesicherter pisten. Und dort ist die gefahr von Lawinen immer hoch. am besten mietet man sich einen erfahrenen Bergführer. er kennt die hänge mit dem besten schnee, kann die gefahren ab-schätzen. rund um Davos gibt es unzählige tiefschneetouren, so-fern genügend schnee liegt. ob man nun auf den 2482 meter hohen chessigrat oder das 2827 meter hohe sentisch horn steigt, oder die fast 20 Kilometer lange tour von Davos nach Küblis macht: Das tiefschneeangebot ist einzigartig in europa. welche tour für sie die richtige ist, können ihnen die experten vor ort sagen.

top Hotels nähe davos

Schweiz

Zürich-AirportParking 38058 ZürichTel. +41 43 816 35 23Fax: +41 43 816 35 24

Zürich-CityPfingstweidstr. 38005 ZürichTel. +41 1 445 90 90Fax: +41 1 445 90 99

ZugZuger Strasse 776340 BaarTel. +41 41 769 50 30Fax: +41 41 769 50 39

Lugano Airport (Agno)Città di Lugano6982 Agno/LuganoTel. +41 91 600 12 00Fax: +41 91 600 12 02

Hotel WaldHuus: Eulen singen im Zuckergusswald.

Tiefschnee-Oper: „Der Schnee wirbelt auf wie

Puder, Eiskristalle übersäen mein Gesicht,

hauchdünn und zart, erwecken mich zum Leben.“

96 go sixt davos

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98 go sixt Audible

hier spricht Jedermann

L iteraturkritiker auf der gan-zen Welt fordern endgültig den Literaturnobelpreis für

Philip Roth. Mit einem schmalen Buch von 160 Seiten hat Roth sich in die Herzen aller geschrieben. Denn wir alle finden uns wieder im „Jedermann“. Unerschütterlich beschreibt Roth das Altern als eine Aneinanderreihung von Abschied-nahmen – von Freunden, die ster-

ben; von Lieben, die vergehen; von Gesundheit, die nicht wieder-kehrt. Es ist eine ergreifende Ge-schichte von Verlust, Reue und Gleichmut, die der Schauspieler Peter Fitz („Contergan“) so stoisch vorliest, dass man an seinen Lip-pen hängt. Auch Fitz hätte für die-sen reifen Sprachkosmos einen Nobelpreis verdient lop

Böse Frauen Beichten

eiswürfel. Es müssen Eiswürfel gewesen sein. Und Whisky, viel Whisky. Und klar, Zigarren, nur die dicksten und längsten. Anders bekommt man ihn nicht, diesen an-

ziehenden Klang tiefer Grabesstimmen, der nach langen Nächten in verrauchten Bars klingt. Dann zwitschern auch mal hohe Töne wie das Trällern ei-ner Nachtigall dazwischen, aber das ist nur eine Fin-te der Dramaturgie, ein Lockruf des Bösen. Es fröstelt, wenn die TV-Stars Marie Bäumer („Dres-den“), Nadja Uhl („Die Sturmflut“), Natalia Wörner („Der letzte Zeuge“) und Barbara Auer („Meine böse Freundin“) mit ihren Stimmen menschliche Abgrün-de und Dramen für die Hörer entstehen lassen wie etwa Barbara Auer in „Das verschlossene Zimmer“ von Celia Fremlin.„Mörderisch gute Nachtgeschichten“ von Celia Frem-lin, Val McDermid, Roald Dahl und Gisa Klönne er-zählen von blutiger Rache, von tödlicher Liebe und mörderischem Hass, von Verrat und Betrug. Die schönen Schauspielerinnen dringen mit ihren Stim-men ein in kriminelle Seelen, in jene dunkle Aura, in der sich Angst und Gier mit Gewalt und Rache paa-ren. Und alles klingt so real, als würden die Sprach-heldinnen hier nicht die Geschichten anderer erzäh-len, sondern eigene böse Taten beichten ... leo

„mörderisch Gute nachtgeschichten – von Bösen Frauen“, 1 cd, 75 minuten. der hörverlag, isBn 3-89940-971-X, 14,95 eurO.

märchen Für aLLe

der Kaiser machte sich nichts aus Soldaten, nichts aus Komödien und auch

nichts daraus, in den Wald hinaus-zufahren. Es sei denn, er konnte seine neuen Kleider zeigen.“ So be-ginnt „Des Kaisers neue Kleider“ von Hans Christian Andersen. Theaterurgestein Manfred Steffen liest und spielt die Märchen vor. Mal mit spitzer, mal mit sanfter

Stimme; mal ernst, mal spöttisch. Und manches erscheint einem plötzlich gar nicht so märchenhaft. Der 90-jährige Manfred Steffen, Urgestein am Hamburger Thalia-Theater, bespricht „Der standhafte Zinnsoldat“, „Das hässliche Ent-lein“ oder „Die Prinzessin auf der Erbse“. Märchen wie diese machen Kinder und junge Alte froh. ard

das LeBen der anderen

stasi-Hauptmann Wiesler (Ulrich Mühe) soll Theater-regisseur Georg Dreymann

überwachen. Die Wohnung von Dreymann (Sebastian Koch) und Freundin Christa-Maria Sieland (Martina Gedeck) wird mit Akribie verwanzt und abgehört. Je näher Wiesler der literarischen Lebens-fülle der Staatsfeinde, dem „Leben der Anderen“ kommt, desto mehr zweifelt er am Auftrag. Mit be-wusst blassen Bildern und brillant geführten Darstellern macht Re-gisseur Florian Henckel von Don-nersmarck das Menschliche im unmenschlichen DDR-Regime sinnlich. Ein ergreifendes „Good-bye Lenin“ – ohne Lacher. eon

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„das Leben der anderen“, dVd, 132 minuten. Walt disney, 17,95 eurO

Natalia WörNer

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„Jedermann“ von philip roth, gelesen von peter Fitz; 4 cds, 300 minuten. der hörverlag, isBn 3-89940-929-9 24,95 eurO

„hans christian andersen – märchen Folge 3“, gelesen von manfred steffen; 8 cds; deutsche Grammophon, 37,49 eurO

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