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Die Gleichstellungsbeauftragte

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Im April 2004 wurden die ersten Mentees in das Mentoring-Programm für Frauen in Wissenschaft und Forschung aufgenommen. Grundsätzlich ist seitdem die Unterstützung besonders qualifizier-ter Nachwuchswissenschaftlerinnen im Hinblick auf ihre Karriere in Wissenschaft, Wirtschaft und anderen Arbeitsbereichen das Ziel, um den Frau-enanteil in Führungspositionen zu erhöhen und strukturelle Veränderungen zu erreichen. Nach ei-ner internen und einer externen erfolgreichen Evaluation wurde das Mentoring-Programm 2013 als eines der ersten an deutschen Hochschulen verstetigt. Mehr als 280 Mentees haben es mittler-weile durchlaufen und ca. 50 Studentinnen, Dok-torandinnen und Postdoktorandinnen aus allen Fachbereichen der Universität Stuttgart sind lau-fend als Mentees im Programm aktiv.

Die Teilnehmerinnen des Programms durchlaufen über einen Zeitraum von zwei Jahren professionell erprobte Mentoring-Angebote in modularer Form, die sie bei ihrer persönlichen und qualifikatori-schen Entwicklung, ihren Forschungstätigkeiten und ihrem Karrieremanagement unterstützen. Für die one-to-one-Tandems mit einer Führungsper-sönlichkeit werden Mentorinnen oder Mentoren aus Wissenschaft, Wirtschaft oder einem anderen Bereich passgenau auf die Bedürfnisse der Mentee hin akquiriert. Ergänzend treffen sich die Mentees regelmäßig zum Peer-Mentoring in interdiszipli-nären Arbeitsgruppen – den Erfolgsteams (E- Teams) –, um sich nach fester Methodik gegensei-tig bei der Umsetzung ihrer individuellen berufli-chen Ziele zu unterstützen. Zusätzlich werden die Mentees durch bedarfsorientierte Weiterbildungs-angebote gefördert. Bei Vernetzungsveranstal-tungen können die eigenen Netzwerke auf- und ausgebaut werden.

Mehrere ehemalige Mentees sind inzwischen Pro-fessorinnen oder haben Führungspositionen in Wirtschaft und Wissenschaft erreicht. Einige von ihnen werden wir in dieser Broschüre vorstellen.

Yvonne Joseph, ehemalige Mentee, hat inzwi- schen einen Lehrstuhl inne, während Lena Wagner in der Wirtschaft bei der Robert Bosch GmbH ar-beitet und Annette Arnold im Familienunterneh-men selbstständig tätig ist. Ulrike Ramming ist eine der ersten Mentees im Programm und als Geisteswissenschaftlerin an der Universität Stutt-gart beschäftigt.

Artemis Alexiadou, Sprachwissenschaftlerin an der Universität Stuttgart und Leibniz-Preisträgerin, war als Mentorin im Programm. Aktuell sind ca. 50 % der Mentorinnen und Mentoren aus der Wirt- schaft, bevorzugt aus großen, regionalen Unter-nehmen. Frank Melzer und Jasmin Ostertag sind Führungskräfte in der Industrie. Astrid Sandweg, selbstständige Coach, war Mentorin und ist als Trainerin bei Qualifizierungsworkshops für Men-tees und als Einzelcoach laufend im Programm aktiv.

Martina Messelhaeuser war Mentee und darüber hinaus Junior-Mentorin im Junior Mentoring Tan-dem Programm jumeta, mit dem seit November 2013 Studentinnen unterstützt werden. Mit Lena Schwelling als Junior-Mentee aus jumeta schließt sich der Kreis.

Bei den porträtierten Personen bedanken wir uns herzlich für ihre Beiträge und die zur Verfügung gestellten Fotos!

10 Jahre Mentoring-Programm für Frauen in Wissenschaft und Forschung an der Universität Stuttgart

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5544332211Prof. Dr. rer. nat. Yvonne Joseph

MENTEE

Dr.-Ing. Lena Wagner MENTEE

Dr.-Ing. Annette Arnold MENTEE

Dr. phil. Ulrike Ramming MENTEE & MENTORIN

Prof. Dr. phil. habil. Artemis Alexiadou MENTORIN

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14 ...

»Your imagination is the limit. What you can think, you can do!«

»Morgen besser sein als heute!«

Die Zukunftsforscherin im Familienunternehmen

»Think of things in themselves.«

»Keep your sense of humor. There’s enough stress in the rest of your life to let bad shots ruin a game you’re supposed to enjoy.«

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Dr.-Ing. Jasmin Ostertag MENTORIN

Dr.-Ing. Frank Melzer MENTOR

Dr.-Ing. Astrid Sandweg MENTORIN

Dipl.-Kffr. Martina Maria Messelhaeuser, M.A.

JUNIOR-MENTORIN UND MENTEE

Lena Christin Schwelling JUNIOR-MENTEE

Ausblick

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»Erfolgreich zu sein, setzt zwei Dinge voraus: Klare Ziele zu haben und den brennenden

Wunsch, sie zu erreichen.«

»If everything seems under control, you are just not driving fast enough.«

»…und es darf auch leicht gehen…«

»Wer hoch steigen will, muss es gegen den Wind tun.«

»Trachte jeder überall sich und anderen zu nutzen.«

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Wie kam es zu Ihrem beruflichen Werdegang?Nach der Promotion bin ich in die Industrie ge-gangen, weil mir eine feste Stelle wichtig war. Nach ein paar Jahren habe ich allerdings festge-stellt, dass mir die Lehre fehlt und ich selbst be-stimmen möchte, was ich forsche. Ich wurde zu-nächst Gastdozentin an der Universität Stuttgart. Bis zum Ruf war es von da an noch ein langer Weg, auf dem ich mir noch weitere Qualifikationen und strukturelle Kenntnisse erarbeiten musste. Das Mentoring-Programm hat mir in dieser Zeit der Umorientierung weitergeholfen. Ich wurde immer sicherer in dem, was ich will, und ich hatte die Möglichkeiten, darüber zu reflektieren.

Welche Persönlichkeitsmerkmale waren für Ihren Werdegang besonders wichtig?Besonders wichtig ist der Glaube an sich selbst. Man braucht ein gesundes Selbstbewusstsein, um seinen Weg zu gehen. Die eigenen Vorstellungen kann man erreichen, wenn man hart arbeitet, Fleiß, Geduld, Beharrlichkeit und Durchhaltever-mögen beweist. Als Führungskraft ist die wichtigs-te Kompetenz Kommunikationsfähigkeit. Gute und wertschätzende Kommunikation wirkt prä-ventiv und kann einem die Arbeit sehr erleichtern. Gute Organisation und effizientes Arbeiten sind in einem zeitaufwändigen Job ebenfalls nötig, um sich Freizeit und Entspannung vorzubehalten. Ein Ausgleich ist wichtig. Niemand kann nur arbeiten.

Welche Herausforderungen gab es auf Ihrem Karriereweg? Das größte Problem ist es, nicht zu wissen, was man will. Wenn man weiß, wo man hin will, dann weiß man auch, was dafür zu tun ist, und man empfindet eventuelle Schwierigkeiten nicht über-dimensioniert.

Was ist Ihr übergeordnetes Ziel?Mein Ziel ist, zu der persönlichen und fachlichen Entwicklung meiner Studierenden etwas beitra-gen zu können. Wir sind eine kleine Hochschule und ich kenne alle meine Studierenden persön-lich. Wenn man sie über zwei bis fünf Jahre be-gleitet und sieht, wie sie sich persönlich und als Nachwuchskräfte entwickeln, dann freut mich das.

Warum haben Sie sich für eine Teilnahme am Mentoring-Programm entschieden? Ich benötigte Einblicke in die Selbstverwaltung der Hochschule und in die Aufgaben von Hochschul-lehrenden. Durch eine Universitätsprofessorin als Mentorin konnte ich mir Informationen darüber verschaffen. Des Weiteren fand ich die Seminare, die im Rahmen vom Mentoring-Programm ange-boten wurden, sehr attraktiv. Ich war am Anfang aber auch skeptisch gegenüber einem Förderpro-gramm explizit für Frauen. Letztendlich war es egal, warum sie mich förderten. Wichtig ist, dass sie es tun.

Welche Auswirkungen hatte das Mentoring- Programm auf Ihren Werdegang?Der Input des Mentoring-Programms hat meinen Berufswunsch geschärft. Anfangs war ich noch ein wenig unschlüssig, ob eine Professur überhaupt das ist, was ich will. Nachdem ich die Orientierung hatte, was ich eigentlich wollte, ging es darum, das Durchhaltevermögen zur Umsetzung zu entwi-ckeln. Dabei hat mir das Erfolgsteam sehr gehol-fen. Dort haben wir unseren jeweiligen »inneren Schweinehund« gemeinsam bekämpft und haben uns auch nach der Teilnahme am Mentoring-Pro-gramm weiterhin getroffen. Die vier Doktorandin-nen und ich als Habilitandin hatten abgemacht, dass wir so lange kooperieren, bis wir unsere Ziele, entweder die Promotion oder den Ruf, erreicht hatten. Inzwischen ist es bei jeder so. Aber ich ste-he sowohl mit meinem E-Team als auch mit mei-

»Your imagination is the limit. What you can think, you can do!«

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ner Mentorin und anderen Teilnehmerinnen des Programms noch in Kontakt und treffe sie ab und zu.

Wann ist ein Mentorat erfolgreich?Die Mentoring-Beziehung ist erfolgreich, wenn beide einen Nutzen aus dieser Beziehung ziehen. Es sollte nicht einseitig sein, sondern bei beiden Beteiligten sollte der Nutzen größer sein als der investierte Zeitaufwand.

Würden Sie das Programm weiterempfehlen?Ja, uneingeschränkt. Jeder Baustein des Pro-gramms war für mich wirkungsvoll. Das Wichtigste ist, das Selbstbewusstsein der jungen Frauen zu stärken.

Was empfehlen Sie Nachwuchswissenschaftle-rinnen?An sich selbst zu glauben! Ein Ziel defi nieren und dann muss man sich sagen, das ist das, was ich will und erreichen kann. So wird man sein Ziel auch erreichen, weil es dann nur noch eine Frage von Fleiß und Arbeit ist. Auch sich Gleichgesinnte zu suchen, wie z.B. in Erfolgsteams, so dass man nicht alleine kämpfen muss, kann ich jeder emp-fehlen.

Prof. Dr. rer. nat. Yvonne Joseph, Professorin und Direktorin des Instituts für Elektronik- und Sensormaterialien der TU Bergakademie Freiberg, Jahrgang 1972

2001 Promotion mit einem oberfl ächen-physikalischen Thema im Institut für An-organische Chemie am Fritz-Haber-Institutder Max-Planck-Gesellschaft und der FU Berlin

2001–2011 Wissenschaftlerin bei der Sony Deutschland GmbH in Stuttgart, Abteilung Material Science Laboratories, und seit 2005 Gastdozentin am Institut für Physikalische Chemie der Universität Stuttgart

seit 2011 Professorin und Direktorin des Instituts für Elektronik- und Sensor-materialien der TU Bergakademie Freiberg

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Warum wählten Sie Ihre Fachbereiche und wie kam es zur Berufswahl?Das Ingenieurwesen finde ich sehr spannend, es gibt vielfältige Einsatzmöglichkeiten in verschie-denen Branchen und Unternehmen. Zudem bietet es sehr gute Jobchancen. Nach meiner Tätigkeit am Fraunhofer IAO, wo mein Schwerpunkt im Innovationsmanagement vor al-lem auf den frühen Phasen der Produktentwick-lung lag, wollte ich mehr ins Operative und damit näher an das Produkt und bei der Umsetzung von Ideen in Produkte mitwirken. Daran bin ich aktuell täglich beteiligt und erlebe mit, wie wichtig dieser Schritt für den Erfolg des Unternehmens ist. An der Schnittstelle zwischen Entwicklung und Fertigung erhalte ich nicht nur interessante Einblicke in den kompletten Produktentwicklungsprozess, das Un-ternehmen und die Fertigung, sondern ich beglei-te das Produkt aktiv auf seinem Weg von der Ent-wicklung bis in die Fertigung und gestalte diesen Weg aktiv mit, damit er möglichst optimal läuft.

Welche berufsbezogenen Persönlichkeitsmerk-male waren für Sie besonders wichtig?Neugier und Durchhaltevermögen. Gerade in schwierigen Situationen finde ich es wichtig, sich intensiv mit einem Problem auseinanderzusetzen. Behält man in diesen Situationen die Neugier und verliert nicht das Interesse am Thema, schafft man es mit dem nötigen Durchhaltevermögen meist schnell ans Ziel. Häufig findet man sogar Spaß an Themen, von denen man nie gedacht hätte, dass diese interessant werden könnten. So erweitert man ständig seinen Horizont und gewinnt neue Einblicke und Erfahrung.

Welche Herausforderungen gab es auf Ihrem Karriereweg? Herausforderungen gibt es täglich, man muss ein-fach immer einmal mehr aufstehen als hinfallen. Ich lerne täglich dazu, dass bei neuen Wegen Feh-

ler nicht immer vermeidbar sind. Wichtig ist ein gutes Risikomanagement und die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen, Wiederholungen zu vermeiden und daraus erfolgreichere Verhaltensweisen und Konzepte abzuleiten. Schafft man das, kann man ständig besser werden und lernt nicht nur als Ein-zelperson, sondern auch als Team dazu.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus? Kein Tag ist wie der andere. Als Technologiekoor-dinatorin bin ich an der Schnittstelle zwischen Fertigung und Entwicklung tätig, hier gibt es stän-dig neue Themen, die abgestimmt und gemein-sam im Simultaneous Engineering-Team erar- beitet werden müssen. Als Projektleiterin im Son-dermaschinenbau ist es meine Aufgabe komplette Linien zu projektieren, d.h. zu budgetieren, An-gebote zu schreiben, Kapazitäten zu planen und die Umsetzung zur richtigen Zeit sicherzustellen. Hier ist das Spannende, dass sich plötzlich Proble-me auftun, mit denen keiner gerechnet hat, und man gemeinsam – meist sehr schnell – eine Lö-sung finden muss. Im Team begleiten wir die Fertigungslinie über den Hochlauf und werden erst nach erfolgreichem Hochlauf entlastet. Ein durchaus wertvolles Erleb-nis ist, den extremen Druck zu spüren, wenn eine Fertigungslinie steht. Hier muss das Problem schnell gefunden und eine Lösung erarbeitet wer-den. Das Erfolgserlebnis im Anschluss ist eine tolle Erfahrung. Das Interessante an meinem Job ist vor allem, dass ich mit sehr vielen Personen unterschiedlichster Disziplinen und Prägungen zusammenarbeiten darf und es mich anspornt, gemeinsam im Team alle Tiefen und Höhen zu durchlaufen.

»Morgen besser sein als heute!«Leitgedanke GSaME

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Was ist Ihr übergeordnetes Ziel?Ich möchte täglich etwas dazulernen, mich wei-terentwickeln und offen für neue Themen bleiben. Deshalb gefällt mir der Leitgedanke der GSaME »Morgen besser sein als heute« auch so gut.

Wie war Ihre Zeit im Mentoring-Programm?Für mich waren hauptsächlich die Workshops und die Vernetzung von großem Vorteil. In der sehr per-sönlichen und engen Betreuung konnte ich immer etwas mitnehmen. Ich habe aus jedem einzelnen Workshop immer wieder etwas mehr über mich gelernt. Deshalb kann ich die Teilnahme an den Workshops nur empfehlen.

Würden Sie das Programm weiterempfehlen?Auf jeden Fall! Besonders empfehlenswert ist es für Promovierende, die »normal« am Institut – ohne Einbindung in einer Graduiertenschule o.ä. – promovieren. Im Programm erhält man eine Austauschplattform und findet Gleichgesinnte. Durch den engen und sehr persönlichen Aus-tausch merkt man schnell, dass andere Mentees mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben. Man gibt sich Tipps und das natürlich nicht nur für das berufliche Umfeld, sondern häufig auch zu privaten Themen.

Was empfehlen Sie Nachwuchswissenschaftle-rinnen darüber hinaus besonders?Ich empfehle immer offen für Neues zu sein, die Neugier zu behalten und sich nicht zu schnell un-terkriegen zu lassen. Wichtig fi nde ich auch, auf sich selbst zu vertrauen und ruhig den Mut aufzu-bringen neue Wege zu gehen.

Dr.-Ing. Lena Wagner, Technologiekoordination und Projektleitung im Sondermaschinenbau der Robert Bosch GmbH, Jahrgang 1981

2001–2008 Studium des Maschinenbaus und Technologiemanagements an den Universitäten Karlsruhe und Stuttgart und Praktika bei der Daimler Chrysler AG, Abteilung Lean Manufacturing, Gaggenau, und der Robert Bosch Ltd., Abteilung Sales UK in Denham, UK

2013 Promotion im Ingenieurwesen an der Graduate School of Excellence advanced Manufacturing Engineering (GSaME) der Universität Stuttgart und am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organi-sation (IAO) in Stuttgart

2012 Einstieg als Technologiekoordinatorin bei der Robert Bosch GmbH in Bühl und seit 2013 ergänzend Projektleiterin im Sondermaschinenbau

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War es schon immer Ihr Ziel, in das Familien- unternehmen einzusteigen?Nein, erst nach Abschluss des Studiums habe ich dies für mich herausgefunden. Bis dahin erwog ich gleichermaßen eine Karriere in einer unab-hängigen Forschungs- & Entwicklungsinstitution als auch in unserem Familienunternehmen. Daher haben wir von da an einen Weg beschritten, der in unserem Unternehmen neben der Produktent-wicklung auch professionelle Forschung etablieren soll, so dass beide Ziele vereint werden können.

Welche Persönlichkeitsmerkmale waren für Ihren Werdegang besonders wichtig?Eine hohe intrinsische Motivation für meine Arbeit, gepaart mit einer Portion Resilienz und einem ausgeprägten Leistungswillen, halfen mir, die nö-tige Leistung, Initiative und Verantwortung aufzu-bringen, um große Vorhaben trotz Widerstände zum Erfolg zu führen.

Welche Herausforderungen gab es auf Ihrem Karriereweg? Die dunkle Seite mancher Zeitgenossen, wie Neid, Missgunst und Ideenklau, lernte ich erst nach dem Studium kennen und musste teuer lernen, nicht jedem freundlichen Gesicht zu vertrauen und erst Ideen umfassend zu schützen, bevor man Dritte mit einbezieht – ganz gleich ob in Wissenschaft oder Wirtschaft.

Was ist Ihr übergeordnetes Ziel?Mich treibt an, dass ich die LKW-Be- und Entla-dung in all ihren Facetten umfassend effizienter, schneller und sicherer machen möchte. Dies möchte ich von der Forschung bis zur Entwicklung vorantreiben. Je länger ich in diesem Bereich tätig bin, umso mehr werden mir die zahlreichen An-satzpunkte bewusst.

Wie sind Ihre Erfahrungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf?Ich habe zwei Kinder, bin aber außer der Zeit des gesetzlichen Mutterschutzes nie aus der Arbeit ausgestiegen, was durch die rechtzeitige Pla-nung und Organisation der Kinderbetreuung und Haushaltspflichten möglich war. Die Firma Arnold Verladesysteme zeichnet sich durch ein familien-freundliches Klima aus und ich setze mich auch extern sehr für Sensibilität und Flexibilität auf al-len Seiten ein. So lassen sich für uns zwei an-spruchsvolle Jobs und eine zufriedene Familie vereinbaren. Ohne dass wir beide es wirklich wol-len würden und gleichermaßen aufeinander Rücksicht nehmen, ginge es aber nicht.

Welche Freizeitaktivitäten haben Sie?Seit ich Mutter bin, habe ich meine Hobbys auf familienfreundliche Aktivitäten umgestellt, da ich meine Zeit neben der Arbeit mit der Familie ver-bringen will. Einzige Ausnahme sind auch jetzt meine ehrenamtlichen Tätigkeiten, wie die Be-treuung von Mentees, die Teilnahme an Auswahl-seminaren der Studienstiftung des deutschen Vol-kes oder Gutachtertätigkeiten. Aber auch der- gleichen mache ich nur wohldosiert, denn sonst wären schnell wieder alle Wochenenden verplant.

Warum haben Sie sich für eine Teilnahme am Mentoring-Programm entschieden? Weil ich nach dem Diplom an der TU Darmstadt zur Promotion an die Universität Stuttgart ging und dort dadurch völlig neu und fremd war. Hier half das Mentoring-Programm, Kontakte zu knüpfen und ein besseres Verständnis für die »neue« Uni-versität zu entwickeln.

Wie war Ihre Zeit im Mentoring-Programm?Mein Mentor war außerordentlich bereichernd – als Unterstützer z.B. in organisatorischen Fragen oder auch als genereller »Rückenstärker«. Ohne

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ihn wäre ich sicherlich an einigen Stellen viel schwerer vorangekommen, weil er z.B. bei star-ren Abläufen für mich intervenierte. Ich stehe mit meinem Mentor immer noch in Kontakt und dies freut mich sehr. Aber auch die Workshops und die Vernetzung empfand ich als sehr hilfreich.

Welche Auswirkungen hatte das Mentoring-Pro-gramm auf Ihren Werdegang?Eine Promotion kann durchaus belastende Pha-sen haben und diese habe ich dank des Mento-rings leichter durchgestanden.

Wann ist ein Mentorat erfolgreich?Wenn die Mentee den für sie richtigen Weg gefun-den hat und diesen auch beherzt zu gehen vermag.

Würden Sie das Programm weiterempfehlen?Ja, denn sowohl der Kontakt zu anderen Mentees, das Rahmenprogramm als auch die persönliche one-to-one-Mentoring-Beziehung sind außeror-dentlich hilfreiche Aspekte, um zu sich und einer eigenen Position zu fi nden, da man hierdurch so-wohl Anregungen als auch eine sehr gute Refl ek-tion erhält.

Was empfehlen Sie Nachwuchswissenschaftle-rinnen?Ihre wissenschaftlichen Entdeckungen oder Erfi n-dungen von Anfang an gut zu schützen – nicht nur vor dem »bösen Unbekannten«, sondern auch dem direkten Arbeitsumfeld, denn gerade »Anfängern« fehlt häufi g eine gesunde Portion Misstrauen. Für jedwede Karriere ist es wichtig, dass man seine Er-folge auch als die seinen beweisen kann. Außer-dem braucht man Durchhaltevermögen und einen Glauben an sich selbst, so dass man sich von »dum-men Sprüchen« nicht beirren lässt, auch wenn es vielleicht schwer fällt.

Dr.-Ing. Annette Arnold, Geschäftsleitung von Arnold Verladesysteme, Jahrgang 1979

2004 Dipl.-Ing. in Maschinenbau an der TU Darmstadt und Stipendium der Studien-stiftung des deutschen Volkes; Diplom aus-gezeichnet mit zwei Preisen von Volkswagen und dem Verein Deutscher Ingenieure

2008 Promotion in Maschinenbau an der Universität Stuttgart (Irene-Rosenberg-Stipendium) und Einstieg in die Geschäfts-leitung von Arnold Verladesysteme

2013 ausgezeichnet durch eine Platzierung unter den TOP 5-ForscherInnen bei der Wahl für den Deutschen Zukunftspreis, Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation

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Wie kam es zu Ihrem beruflichen Werdegang? Ich hatte seit meinem 7. Lebensjahr Musik ge-macht; Musik war während der Schulzeit zentraler Inhalt meines Lebens. Damit lag ein entsprechen-des Studium nahe, zumal diese Wahl auch finan-zielle Sicherheit versprach. Die Konfrontation mit der beruflichen Realität und der damals offenen Diskriminierung von Frauen in der Kirche erinner-ten mich an meine geisteswissenschaftlichen In-teressen. Die sehr grundsätzlichen Fragestellun-gen, wie sie in der Philosophie verfolgt werden, sowie der Charakter philosophischer Texte faszi-nierten mich. Die Promotion nach Abschluss des Studiums war klar, auch aus einer feministischen Motivation heraus, weil Frauen Ende der 80-er Jahre in der Philosophie noch nicht selbstver-ständlich waren. Danach bin ich an der Uni ge-blieben, weil ich die akademische Arbeit, diese Art Fragen zu stellen und zu bearbeiten, spannend finde.

Welche Persönlichkeitsmerkmale waren für Ihren Werdegang besonders wichtig?Beharrlichkeit, bisweilen bis hin zur Sturheit, war wichtig, ebenso wie eine ordentliche Portion Glück. In meinem Fall gab es genug Leute, die glaubten, dass ich aufgrund meines Alters (mit Mitte 40 erst promoviert) in der Wissenschaft nicht mehr Fuß fassen könnte. Im Mentoring-Programm lernte ich, wie wichtig es ist, zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle präsent zu sein.

Was ist Ihr übergeordnetes Ziel?Ich habe gerade mit der Arbeit an einem Buch be-gonnen zur Frage, inwiefern wir überhaupt be-haupten können, dass Medien unseren Geist for-men. Außerdem starte ich mit zwei Studierenden einen Blog, in dem wir zu medienphilosophischen Themen experimentieren wollen.

Wie sind Ihre Erfahrungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf?Unsere Tochter ist inzwischen 20 Jahre alt; als sie klein war, mussten wir angesichts des schlechten Kinderbetreuungsangebotes Ideen entwickeln. Wir hatten eine Tagesmutter, später engagierten wir uns in einer Eltern-Kind-Gruppe, die Grund-schule hatte einen Hort. Wichtig war aber auch, mir bei Freundinnen und Kolleginnen abzuschau-en, was funktioniert und was nicht.

Warum haben Sie sich für eine Teilnahme im Mentoring-Programm entschieden? Als Doktorandin war meine große Frage, wie es nach der Promotion weitergehen soll. Da ich nicht mehr ganz jung war, war diese Frage auch dring-lich. Ich war noch unsicher und im Mentoring wurde besprochen, wie es weitergehen kann und welche Optionen ich habe.

Wie war die Zeit als Mentee im Mentoring-Pro-gramm?Meine Mentorin hat mich wirklich sehr stark un-terstützt: einen Tag nach meiner Disputation rief sie mich an und erklärte mir, dass ich sofort ein Postdoc-Projekt entwickeln müsse. Ohne ihren Rat hätte ich sicherlich zunächst gezögert. Wir te-lefonieren auch jetzt noch zwei- bis dreimal im Jahr. Auch von den Workshops, die auf sehr ho-hem Niveau stattfanden, profitierte ich sehr. Hin-zu kam der Austausch mit anderen Mentees: zu sehen, welche Fragen Kolleginnen anderer Fächer beschäftigen, war häufig sehr instruktiv.

Welche Auswirkungen hatte das Mentoring-Pro-gramm auf Ihren Werdegang?Wichtig war für mich, dass sowohl meine Mentorin als auch mein Doktorvater davon überzeugt wa-ren, dass ich in der Wissenschaft bleiben und mein

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interessantes Projekt durchziehen soll. Diese Un-terstützung hat mir Sicherheit gegeben gegenüber den Aussagen, ich sei schon zu alt.

Wie war es, als Mentorin im Programm zu sein? Ich hatte das Gefühl, etwas zurückgeben zu kön-nen. Meine Mentee war zu diesem Zeitpunkt eine ausgezeichnete Studentin; heute promoviert sie in Philosophie. Sie brauchte bei ganz typischen Fra-gen Unterstützung: bin ich gut genug, um zu pro-movieren; wie spreche ich den Professor diesbe-züglich an? Mir hat es Freude bereitet, ihr bei den anstehenden Schritten zu helfen.

Wann ist ein Mentorat erfolgreich?Es ist wichtig, als Mentorin die ungeschriebenen Regeln des Fachs bzw. des Berufs zu erklären und einen Einblick in die alltägliche Praxis zu gewäh-ren. Den Erfolg der Mentoring-Beziehung sehe ich darin, der Mentee zu einer Entscheidung zu ver-helfen, zu der sie stehen kann.

Würden Sie das Programm weiterempfehlen? Ja, auf jeden Fall. Ich fordere potentielle Mentees auf, sich zu bewerben, erkläre ihnen, wie hilfreich dieses Programm aus meiner Sicht ist und weise sie darauf hin, dass es sich um ein Exzellenz-Pro-gramm handelt. Und für Mentorinnen ist es schön, Dinge weitergeben zu können, sich auszutauschen und andere Mentorinnen und Mentoren aus ganz verschiedenen Berufsbereichen kennenzulernen. Auch auf diesem Weg lernt man/frau weiter.

Was empfehlen Sie Nachwuchswissenschaftle-rinnen? Aktiv zu sein und zu den eigenen Zielen zu stehen.

Dr. phil. Ulrike Ramming, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie, von 2012–2014 Gleichstel-lungsbeauftragte der Fakultät 9 der Univer-sität Stuttgart, Jahrgang 1959

2005 Promotion in Philosophie an der Uni-versität Stuttgart nach einem Studium der Philosophie, Politikwissenschaft und Sozio-logie an TU und FU Berlin sowie einem Kirchen-musikstudium (B-Examen) in Heidelberg

1990–1998 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Politikwissenschaft der TU Berlin; 2000–2002 Stipendiatin des Berliner Programms zur Förderung der Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre; 2005–2007 Stipendiatin des Hochschul- und Wissenschaftsprogramms der Universität Stuttgart

seit 2008 Wissenschaftliche Mitarbeiterin (unbefristet) am Institut für Philosophie der Universität Stuttgart

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Welche Persönlichkeitsmerkmale waren für Ihren Werdegang besonders wichtig?Als junge Professorin und SFB-Sprecherin ist Durchsetzungsvermögen wichtig und ich habe ge-lernt, das, was ich durchsetzen möchte, auch zu verhandeln. Außerdem muss man mit verschiede-nen Gruppen – also in meinem Fall etwa mit Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Lin-guistik, Computerlinguistik und der Literaturwis- senschaften – umgehen können und auch offen sein für deren Forschungsansätze.

Welche Herausforderungen gab es auf Ihrem Karriereweg?Am Anfang war es nicht einfach, auch wenn es sich zunächst nach einer lückenlosen Karriere anhört. Als ich nach Deutschland kam, musste ich erst ein-mal die Sprache lernen, mich einfinden und mit den verschiedenen Leuten – alle mit ganz unter-schiedlichen Hintergründen – zurechtkommen. Zuletzt waren für mich als Linguistik-Professorin die technische Orientierung der Universität Stutt-gart und der Stand der Geisteswissenschaften he-rausfordernd.

Was ist Ihr übergeordnetes Ziel?Ich möchte, dass wir unsere Arbeit so gut machen wie bisher, uns aber mit den Preisgeldern in eine andere Richtung bewegen. Die Arbeit mit expe- rimentellen Methoden ist mein Ziel, um z.B. Augenbewegungen und Hirnaktivitäten beim Sprachverstehen zu messen und Daten zu erhalten. Außerdem sollen Grammatik und Mehrsprachig-keit als Forschungsschwerpunkte etabliert wer-den, um die Sprachkompetenz von Personen mit Migrationshintergrund zu messen. Das ist eine sehr interessante Gruppe, von der wir lernen kön-nen, wie Sprache funktioniert.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit Vereinbarkeit von Familie und Beruf?Ich habe keine Kinder, aber ich merke bei Kolle-ginnen und Kollegen immer wieder, dass die Situ-ation in Deutschland verglichen z.B. mit Norwe-gen oder Frankreich besonders schwierig ist. Im SFB 732 sind Vorträge, Kolloquien und andere Ter-mine deshalb bewusst nicht abends, sondern fin-den am Nachmittag in den Kernzeiten statt.

Warum waren Sie prinzipiell für ein Mentorat be-reit?Ich fand die Idee des Mentorings sehr interessant, weil ich schon während meiner Dissertation und auch in der Betreuung von Nachwuchswissen-schaftlerinnen bemerkte, dass viele Frauen zögern und mit unbegründeten Selbstzweifeln zu kämp-fen haben. Manche fragen sich, ob sie gut genug für eine Promotion sind, ob sie z.B. einen Abstract für eine Konferenz schicken oder ob sie ein Paper schreiben sollen. Wenn sie Kinder haben, zweifeln sie an der Vereinbarkeit. In diesen und anderen Fragen kann eine Mentorin oder ein Mentor die jungen Frauen bestärken. Als ich gefragt wurde, habe ich deshalb gleich zugesagt.

Wie war die Tandem-Beziehung zu Ihrer Mentee?Meine Mentee und ich haben uns regelmäßig ge-troffen. Sie kam nicht aus meinem Fachbereich, hatte aber ähnliche Fragen, z.B. wie man publi-ziert, wie man sichtbarer wird und wie man eine feste Stelle oder Professur bekommt. Sie hat meine Ratschläge sehr positiv aufgenommen und darauf reagiert. Sie bekam dann später sogar eine feste Stelle.

Wann ist ein Mentorat erfolgreich?Es ist wichtig, der Mentee zu vermitteln, dass viele kleine Schritte nötig sind, um ans Ziel zu kommen. Bei diesen Schritten zur Professur oder in eine fes-te Anstellung habe ich meine Mentee begleitet

»Keep your sense of humor. There’s enough stress in the rest of your life to let bad shots ruin a game you’re supposed to enjoy.« Amy Strum Alcott

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und dazu ermutigt. Zuerst kommen mehrere Pub-likationen, dann wird sie vielleicht zu einem Be-werbungsgespräch eingeladen, dann klappt es vielleicht nicht gleich beim ersten Mal, aber schließlich ist sie dann erfolgreich. Eine erfolgreiche Teilnahme am Mentoring-Pro-gramm bedeutete also nicht, dass die Mentee morgen eine Professur innehat. Aber es klappt vielleicht schneller, weil die Mentees direkte Un-terstützung bei ihren Vorhaben bekommen und zudem Workshops stattfi nden, in denen sie ler-nen, sich zu präsentieren.

Würden Sie anderen potenziellen MentorInnen die Übernahme eines Mentorates empfehlen?Ich würde es Kolleginnen und Kollegen empfehlen, da ich es für wichtig halte, den Nachwuchs zu motivieren und persönlich zu unterstützen. Ich glaube, dass das oft unterschätzt wird und dass Forschende auch diese Art der Unterstützung brau-chen. Und genau diese persönliche Unterstützung ist ein Aspekt im Rahmen eines Mentoring-Pro-gramms. Als Mentorin habe ich auch viel gelernt. Es war in-teressant zu erfahren, welche Ziele für jemanden aus einem anderen Fach wichtig sind, und die Be-ratung erfordert auch ein gewisses psychologisches Fingerspitzengefühl.

Was empfehlen Sie Nachwuchswissenschaftle-rinnen?Dranbleiben, hart bleiben, nicht aufgeben! Es gibt Momente, die sehr schwierig sind und in denen man sich fragt: Warum mache ich das überhaupt? Aber man darf nicht aufgeben.

Prof. Dr. phil. habil. Artemis Alexiadou, Professorin und Leiterin des Instituts für Linguistik/Anglistik der Universität Stuttgart, Jahrgang 1969

1999 Habilitation in Allgemeiner Sprach-wissenschaft in Potsdam nach einem Studium der Philologie in Griechenland und einer Promotion ebenfalls in Potsdam

2000–2002 Heisenberg-Stipendiatin der DFG mit Forschungen an den Universitäten Potsdam, Princeton, Pennsylvania und am Massachusetts Institute of Technology

seit 2002 Professorin für Theoretische und Englische Linguistik an der Universität Stutt-gart, 2007 visiting professor an der Stanford University und seit 2006 Sprecherin des SFB

732 »Incremental specifi cation in context«

2014 ausgezeichnet mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der DFG (2,5 Millio-nen Euro)

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Wie kam es zu Ihrem beruflichen Werdegang?Nach der Promotion wollte ich mich nicht noch weiter theoretisch spezialisieren, sondern mich in der Praxis breit aufstellen. Bosch hat mir durch ein Trainee-Programm einen Einstieg in den Beruf er-möglicht, ohne dass ich mich sofort auf einen Schwerpunkt festlegen musste. Das war für mich absolut ideal und ich habe dadurch meine beruf-liche Richtung gefunden. In Gesprächen mit meinem Professor ist mir klar geworden, dass man Grundlagenwissen nur im universitären Kontext erwerben kann. Daher habe ich später den MBA berufsbegleitend gemacht, um meinen Horizont auch um betriebswirtschaftliche Themen zu erweitern. Zudem haben mich mein stetiges Interesse, mich zu verändern, und interne Angebote beruflich weitergebracht.

Welche Herausforderungen gab es auf Ihrem Karriereweg? Berufliche Herausforderungen gibt es viele, insbe-sondere dann, wenn das Risiko zu scheitern gege-ben und z.T. relativ hoch ist, wenn beispielsweise etwas Neues ausprobiert wird. Man muss sich be-wusst sein, dass man scheitern kann. Wenn man viel Risiko eingeht, gibt es aber auch viele Chancen und man wächst immer an seinen Aufgaben.Auf privater Ebene ist es eine ständige Herausfor-derung und ein täglicher Spagat, die Familie, un-sere zwei Kinder und Hobbys mit dem Beruf zu vereinbaren, weshalb ich meine Situation ab und zu auch hinterfragen muss. Um den Spagat zwi-schen Beruf und Familie zu meistern haben wir seit über zehn Jahren in der Familie spanischspra-chige Au-Pairs, die gewisse Zeiten abdecken und helfen, Stresssituationen zu vermeiden. Daneben ist dies für uns auch eine schöne Bereicherung unserer Familie.

Was ist Ihr übergeordnetes Ziel?Ich habe einen sehr hohen Ehrgeiz, das, was ich anpacke, zum Erfolg zu führen, egal wie groß die Herausforderung ist. Auf privater Ebene ist es mein Ziel, eine gute Balance zu finden.

Warum waren Sie prinzipiell für ein Mentorat be-reit? Auf meinem Weg haben mich Mentoren begleitet und mir bei der Studienwahl und nach dem Studi-um geholfen, den richtigen Weg für mich zu fin-den. Auch im Beruf hatte ich Vorgesetzte als Men-toren, von denen ich viel gelernt habe. Bei Bosch war ich Mentor in einem Programm für Frauen. Die Frauenförderung war für mich als Mann eine ganz neue Dimension, weil ich gelernt habe, mit welchen Schwierigkeiten Frauen in manchen Situationen konfrontiert sind und woran sie scheitern können. Es bringt einen persönlich weiter, wenn man sich mit anderen Fragen und anderen Perspektiven beschäftigt. Da ich grund-sätzlich ein großes Interesse am Mentoring habe, war ich nicht zuletzt auch durch die lange Zugehö-rigkeit zur Uni Stuttgart gerne bereit, in der Hin-sicht etwas zurückzugeben.

Wie war die Tandem-Beziehung zu Ihrer Mentee? Wir hatten sehr interessante und lange Gespräche, in denen wir verschiedene Themen und Zusam-menhänge so lange diskutiert haben, bis wir bei-de das Gefühl hatten, ein Stück weiter gekommen zu sein.

Wann ist ein Mentorat erfolgreich?Für ein Mentorat muss eine gegenseitige Bereit-schaft vorhanden sein, sich darauf einzulassen und der Austausch muss harmonieren. Die inhalt-liche Verantwortung liegt bei der Mentee und der Mentor hat die grundsätzliche Verantwortung, sich auf Diskussionen und andere Perspektiven einzulassen. Man muss sich im Voraus auch über

»If everything seems under control, you are just not driving fast enough.« Stirling Moss

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die Rollenverteilung und den Umfang klar werden. Außerdem muss man die gegenseitigen Erwartun-gen abgleichen und das Ganze mit Spaß angehen.

Würden Sie anderen potenziellen MentorInnen die Übernahme eines Mentorates empfehlen?Ja, klar. Es ist immer interessant, andere Sichtwei-sen, andere Situationen zu sehen und mit jeman-dem etwas durchzudiskutieren. Das bereichert einen persönlich. Ich bereue keine Sekunde.

Was empfehlen Sie Nachwuchswissenschaftle-rinnen?Frauen empfehle ich grundsätzlich, keine männli-che Rolle zu imitieren, sondern zu schauen, was Frauen von Männern unterscheidet und dabei die eigenen Stärken zu nutzen und sich von der gro-ßen Masse zu differenzieren. Be yourself! Wenn man die eigenen Stärken herausarbeitet, ist das sehr bereichernd für alle. Außerdem sollten schwierige Entscheidungen immer mit anderen Leuten durchgesprochen und refl ektiert werden. Ob das nun ein formeller Mentor oder Personen aus dem weiteren berufl ichen Umfeld sind, ist egal, es hilft immer.

Dr.-Ing. Frank Melzer, Senior Vice President Driver Assistance, Robert Bosch GmbH, Jahrgang 1963

1994 Promotion in Maschinenbau an der Universität Stuttgart nach einem Studium der Fertigungstechnik und des Maschinen-baus an den Universitäten Stuttgart, Brunel und Arizona

1994–2004 z.T. leitende Tätigkeit in verschiedenen Bereichen und Standorten der Robert Bosch GmbH und 2003 Master of Business Administration an der University of Toronto, Rotman School of Management

2004–2012 Geschäftsführer der Bosch Sensortec GmbH in Reutlingen und 2008 Auszeichnung für das gemeinsame Projekt »Smarte Sensoren erobern Konsum-elektronik, Industrie und Medizin« mit dem Deutschen Zukunftspreis, Preis des Bundes-präsidenten für Technik und Innovation (250.000 Euro) im Team

seit 2012 Produktbereichsleiter Driver Assis-tance, Robert Bosch GmbH in Leonberg

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Wie kam es zu Ihrem beruflichen Werdegang?Als ich zehn Jahre alt war, bin ich an einem Flug-tag mitgeflogen und war sofort vom Fliegen faszi-niert. Als Vierzehnjährige kam ich dann auf die Idee, Luft- und Raumfahrttechnik studieren zu wollen. Nach der Promotion wollte ich im Bereich Aerodynamik und Aeroakustik weiterarbeiten und bin bewusst in die Automobilindustrie eingestie-gen. Der Wechsel in die strategische Arbeit und das Management von innovativen Prozessen hat sich dann nach und nach ergeben. Es ist spannend, an dieser Schnittstelle zwischen Technik, Vertrieb, Fahrzeugprojekten und Produktion gemeinsam mit verschiedensten Menschen zu arbeiten. Es macht Spaß, an der vorderen Front neuer Techno-logie zu sein.

Welche Persönlichkeitsmerkmale waren für Ihren Werdegang besonders wichtig?Die Faszination für Technik sowie für Menschen ist wichtig. Ebenso wichtig ist es, zielorientiert zu sein, klar strukturiert zu arbeiten, komplexe Zu-sammenhänge schnell zu begreifen und diese so aufzubereiten, dass auch Personen außerhalb der Technik verstehen, worum es geht. Nicht fehlen sollten Offenheit und Neugier. Risikobereitschaft und die Fähigkeit, quer zu denken, gehören auch dazu und sich in andere Menschen hineinverset-zen zu können.

Welche Herausforderungen gab es auf Ihrem Karriereweg? Herausforderungen gibt es immer wieder. Ich per-sönlich scheue mich nicht davor. Sie sind für mich eher wie ein Motor, der mich antreibt. Bisher bin ich immer positiv aus schwierigen Situationen he-rausgegangen.

Was ist Ihr übergeordnetes Ziel? Ich würde gerne deutlich mehr Verantwortung übernehmen als bisher. Und das oberste Ziel ist,

immer eine gute Balance zwischen Arbeit und Pri-vatleben zu halten.

Wie sind Ihre Erfahrungen zu Vereinbarkeit von Beruf und Familie? Ich glaube, dass man heutzutage viele Möglich-keiten hat, Beruf und Familie zu vereinbaren. Vie-le Firmen arbeiten am Kulturwandel, um die Ver-einbarkeit mit Teilzeitmodellen, flexiblen Ar- beitszeiten und betrieblicher Kinderbetreuung zu unterstützen. In meinem privaten Umfeld gibt es tolle Beispiele, wie sich Ehepartner mit Kindern entsprechend organisieren. Aber ganz klar, es be-steht immer noch Handlungsbedarf.

Warum waren Sie prinzipiell für ein Mentorat be-reit?Als ich als potenzielle Mentorin angesprochen wurde, war ich sofort begeistert und spontan dazu bereit, weil ich die Idee prinzipiell wunderbar fin-de. Ich wünschte, zu meiner Zeit hätte es so ein Programm auch schon gegeben. Während meines Studiums habe ich mich als Fachschaftsvorsitzen-de engagiert und später als Ansprechpartnerin für Frauen die Schülerinnenprojekte von »Probiert die Uni aus!« genutzt, um für Luft- und Raumfahrt-technik zu begeistern.

Wie war die Zeit als Mentorin im Mentoring- Programm? Im Gespräch mit meiner Mentee haben wir aktu-elle Situationen und konkrete Dinge thematisiert, den Unialltag, den Umgang mit Menschen, wie man Dinge sukzessiv angeht und auch Zukunfts-pläne. Ich habe meiner Mentee z.B. beim Wechsel der Promotionsstelle unterstützend zur Seite ge-standen. Bei Treffen mit anderen Mentorinnen und Mentoren sind Freundschaften entstanden.

»Erfolgreich zu sein, setzt zwei Dinge voraus: Klare Ziele zu haben und den brennenden Wunsch, sie zu erreichen.« Johann Wolfgang von Goethe

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Wann ist ein Mentorat erfolgreich?Wichtig ist, dass die Mentee ihre eigene Situation refl ektieren kann und aufgrund von Erfahrungs-berichten und Fragen der Mentorin oder des Men-tors fähig ist, selbstständig Dinge für sich zu ent-scheiden. Als Mentorin sollte man unterstützen, seine Erfahrungen bereitstellen und vielleicht noch einen anderen Blick auf die Dinge eröff-nen. Schließlich muss die Mentee aber selbst ent-scheiden und ihre eigenen Erfahrungen machen dürfen.

Würden Sie anderen potenziellen MentorInnen die Übernahme eines Mentorates empfehlen?Ich kann es anderen nur empfehlen. Interesse, sich über verschiedene Aspekte des Lebens auszu-tauschen, sich mit fremden Menschen auseinan-derzusetzen und Freude an neuen Kontakten zu haben, sollten vorhanden sein. Die aufgewendete Zeit sollte nicht als Zeitopfer angesehen werden. Ich habe durch meine Mentee einen »jungen Blick« auf Dinge bekommen, habe erfahren wel-che Beweggründe und Gedanken sie beschäftigen. Es ist eine Bereicherung, da man sich mit Themen auseinandersetzt, mit denen man sonst vielleicht nicht in Berührung gekommen wäre. Auch ich konnte meine Situation refl ektieren. Ich wäre so-fort wieder für ein Mentorat bereit. Ich fi nde es gut!

Was empfehlen Sie Nachwuchswissenschaftle-rinnen?Ich empfehle, ein paar Leitlinien für den Lebens-weg zu defi nieren, daran aber nicht stoisch fest-zuhalten, sondern offen zu sein für Chancen, Zufälle und glückliche Umstände. Man sollte selbstbewusst sein, Selbstvertrauen haben und authentisch sein. Was man kann und was man will, sollte jeder klar formulieren können.

Dr.-Ing. Jasmin Ostertag, Sachgebietsleiterin Innovationsmanagement, Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, Jahrgang 1971

2005 Promotion in Luft- und Raumfahrt-technik an der Universität Stuttgart

2003–2006 Versuchsingenieurin Aerodyna-mik und Aeroakustik im Windkanalzentrum, Technische Entwicklung bei der Audi AG in Ingolstadt

seit 2006 zunächst Entwicklungsingenieurin Aerodynamik im Entwicklungszentrum der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG in Weissach, anschließend Sachgebietsleitung Sonder-projekte Frühe Phase und zuletzt Innovations-management

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Wie kam es zu Ihrem beruflichen Werdegang?Während der Promotion habe ich festgestellt, dass ich eine praktische Tätigkeit mit schnell messba-ren Erfolgen und sichtbaren Ergebnissen bevorzu-ge, so dass ich aus der Wissenschaft den Weg in die Wirtschaft eingeschlagen habe. In der Entwicklung bei Alcatel-Lucent habe ich zunächst eine klassi-sche »Kaminkarriere« in der Entwicklung gemacht, dann sehr vielseitige Führungsfunktionen in an-deren Bereichen des Unternehmens innegehabt. Beruflich als Unterstützung für meine Führungs-aufgaben und später auch privat habe ich Fortbil-dungen zu Führungsfragen und zur Persönlich-keitsentwicklung absolviert. Daraus ist die Idee gewachsen, mich in den Bereich der Personalent-wicklung und Organisationsberatung zu orientie-ren. 2008 habe ich schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.

Welche Persönlichkeitsmerkmale waren für Ihren Werdegang besonders wichtig?Für die Promotion, während der ich auch meine zwei Kinder bekam, und für die Unternehmens-karriere waren Zielstrebigkeit und auch Disziplin wesentlich, während für den Umgang mit Men-schen eher Empathie und eine starke Lösungs- orientierung grundlegend sind. Bei meinem Schritt in die Selbstständigkeit war das Vertrauen wichtig, dass sich mein Projekt entwickeln und funktionieren wird.

Welche Herausforderungen gab es auf Ihrem Karriereweg? Die größte Herausforderung während meiner Pro-motion und meiner Tätigkeit im Unternehmen war die Vereinbarkeit des Berufs mit meinen beiden Kindern. Obwohl mein Mann viel an Versorgungs-leistung übernommen hat und in Hamburg die Infrastruktur sehr gut war, haben wir öfter kleine Organisationswunder stemmen müssen. Eine an-dere Schwierigkeit war die Außenwahrnehmung

als einzige Frau und Mutter. Es wurde hier und da von fürsorglichen Führungskräften für mich mit-gedacht und Verschiedenes für nicht zumutbar gehalten, so dass ich gar nicht erst gefragt wurde. Aber in solchen Fällen habe ich mich einfach selbst ins Gespräch gebracht.

Was ist Ihr übergeordnetes Ziel?Ich entwickle mich weiter und justiere meine Schwerpunkte kontinuierlich nach. So wünsche ich mir noch mehr, wirklich die Aufträge zu ma-chen, wo ich einen ganz besonderen Nutzen bie-ten kann. Das sind die Themen, wo es darum geht, aus einer subjektiv wahrgenommen schweren und problematischen Situation wieder in eine zuver-sichtliche und lösungsorientierte Haltung zu kom-men, um so wieder mit Leichtigkeit nach vorne zu schauen und dann die Probleme konstruktiv zu lösen. Dies gilt gleichermaßen für meine Arbeit mit Organisationen, mit Teams und mit Einzel- personen.

Warum waren Sie prinzipiell für ein Mentorat be-reit?Ich erachte Mentoring-Programme als sehr wich-tig für Frauen, um in diesem Kreis voneinander zu lernen und sich zugehörig zu fühlen. Mich persön-lich hat es sehr interessiert, eine junge Frau aus der Perspektive einer Mentorin kennenzulernen und sie in einer mir bekannten Lebensphase zu begleiten.

Wie war die Zeit als Mentorin im Programm?Es war bereichernd. Die junge Frau zu begleiten, meine Erfahrungen an eine interessierte Person weiterzugeben und ihre Entwicklung zu beobach-ten, hat mir Freude bereitet und mich emotional befriedigt. In Diskussionen über Prinzipien und Ansichten konnte ich meine Ideale vermitteln. Wir haben uns ca. alle acht Wochen getroffen und wir treffen uns jetzt immer noch regelmäßig.

»…und es darf auch leicht gehen…«

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888Wann ist ein Mentorat erfolgreich?Dafür ist eine geschützte, offene Vertrauensbezie-hung ohne Abhängigkeitsverhältnis ganz wichtig. Außerdem sollte die Mentee eigene Anliegen und Ziele mitbringen und den Mentoring-Prozess steu-ern. Die Mentorin sollte natürlich auch bereit sein, sich auf die aktuellen Bedürfnisse in einer offenen Art und Weise einzulassen.

Was können Sie als Trainerin und Coach zum Mentoring-Programm sagen? Die Workshop-Teilnehmerinnen sind sehr ver-schiedene Persönlichkeiten, aber in ihrer Wissbe-gierde, Aufnahmebereitschaft und Leistungs-orientierung sind sie sich sehr ähnlich. Sie sind sehr aufgeschlossen und bereit, an sich zu arbei-ten, so dass sie von dem Angebot profi tieren kön-nen.

Was empfehlen Sie Nachwuchswissenschaftle-rinnen?Eine Empfehlung, die ich jeder und jedem geben würde, ist, sich darüber klarzuwerden »was möchte ich wirklich?« und sich nicht von Glau-benssätzen blockieren zu lassen. Auf das eigene Ziel hinzustreben, daran zu glauben, dass man es auch schafft, ist ein Weg, den jede und jeder für sich gehen sollte und den man auch mit 40 noch gehen kann. Mir ist wichtig, immer wieder zu refl ektieren: Was von dem, was ich jetzt tue, möchte ich wirklich? Wenn man daran glaubt, funktioniert es in mei-nen Augen auch.

Dr.-Ing. Astrid Sandweg, selbstständig mit Dr. Astrid Sandweg Orga-nisationsberatung & Executive Coaching, Jahrgang 1963

1991 Promotion in Regelungstechnik an der Helmut Schmidt Universität Hamburg nach einem Studium der Elektrotechnik an der Universität Karlsruhe

1994–2008 Führungs- und Management-aufgaben in verschiedenen Bereichen von Alcatel-Lucent in Stuttgart

2008 Gründung Dr. Astrid Sandweg Organi-sationsberatung & Executive Coaching und seit 2011 Trainerin und Coach im Mento-ring-Programm

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Wie kam es zu Ihren beiden Studiengängen und was war Ihre Motivation zu promovieren?Meine Passion liegt seit frühester Kindheit im Sportbereich, weshalb ich mir den Wunsch Sport zu studieren erfüllt habe. Meine Zukunft sehe ich aber im Management eines Unternehmens und habe das fundierte betriebswirtschaftliche Wis-sen dafür durch ein weiteres Studium erworben. Mit dem Abschluss war mir bereits klar, dass ich mein im Studium erarbeitetes Wissen anhand einer Promotion strukturiert weiterentwickeln, vertiefen und bereichern wollte. Nach einigen praktischen Berufsjahren habe ich mich dieser Herausforderung gestellt.

Wie sieht Ihr Promotionsalltag aus?Neben der Betreuung von Studierenden, Lehrtä-tigkeiten, der redaktionellen Betreuung der Zeit-schrift für Controlling und vielen weiteren Tätig-keiten war ich mit meinem Professor für ein drittmittelgefördertes Forschungsprojekt verant-wortlich. Dadurch konnte ich meine selbstorgani-satorischen Fähigkeiten deutlich erhöhen und mein persönliches Netzwerk international er- weitern.

Welche Persönlichkeitsmerkmale sind wichtig für eine erfolgreiche Promotion? Ich bin überzeugt, die wichtigste Eigenschaft ist, sich immer wieder selbst motivieren zu können und sich auch durch manche Tiefpunkte durchzu-kämpfen. Auch darf man sich durch den »Berg« an Arbeit nicht abschrecken lassen und muss den Ab-schluss der Doktorarbeit pragmatisch und zielstre-big verfolgen. Zudem sollte man wirklich Spaß daran haben, sich für mehrere Jahre mit einem Thema intensiv zu beschäftigen.

Was ist Ihr Berufsziel?Ich habe ein festes Angebot meines früheren Ar-beitgebers Ernst & Young, mich in einer deutlich

höheren Position wieder zu beschäftigen. Darüber hinaus exploriere ich weitere berufliche Entwick-lungsmöglichkeiten außerhalb der Beratungs-branche. Mittelfristig möchte ich auf jeden Fall im Management eines Unternehmens, idealerweise im Sportbereich, tätig sein.

Welche Freizeitaktivitäten haben Sie?Eine große Leidenschaft ist das Segelfliegen in den Alpen. Gleichzeitig bereite ich mich auf den Ber-lin-Marathon Ende September 2014 vor. Früher war ich unter anderem viele Jahre Eishockeyspie-lerin in der 1. Frauen-Bundesliga.

Warum haben Sie sich für eine Teilnahme am Mentoring-Programm entschieden?Da ich ein sehr offener Mensch bin und versuche, mich in jeder Hinsicht weiterzuentwickeln, war ich der Ansicht, dass mir dieses Programm Unterstüt-zung bei der persönlichen Weiterentwicklung bie-ten kann.

Wie war Ihre Zeit im Mentoring-Programm?Meine Erwartungen wurden übertroffen. Ich hatte einen wunderbaren Mentor an meiner Seite, die angebotenen Workshops sind sehr bereichernd und durch das Programm habe ich bereits viele tolle Menschen kennengelernt. Auch Aktivitäten wie ein Nachmittag im Hochseilgarten oder Sto-cherkahnfahren in Tübingen waren sehr schöne Erlebnisse. Deshalb habe ich das Programm be-reits mehrfach weiterempfohlen.

Warum waren Sie bereit Junior-Mentorin zu werden? Ich habe im Mentoring-Programm tolle Erfahrun-gen gesammelt und wollte diese auch einer Stu-dentin weitervermitteln. Darüber hinaus hat sich meine Ansicht bewahrheitet, dass auch ich davon profitieren kann, indem ich meinen Werdegang auf verschiedenste Weise reflektiere. Alleine des-

»Wer hoch steigen will, muss es gegen den Wind tun.« Chinesisches Sprichwort

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wegen hat sich das Mentorat gelohnt und meine Zeit in jumeta war sehr interessant und berei-chernd. Deshalb würde ich die Übernahme eines Junior-Mentorats auch weiterempfehlen. Meiner Ansicht nach kann man dadurch nur gewinnen und die Kontakte sind bereits jetzt und auch für die Zukunft von großem Nutzen.

Wann ist ein (Junior-)Mentorat erfolgreich?Wichtig ist für mich, dass beide, Mentee und Men-torin bzw. Mentor, von dieser Beziehung profi tie-ren. Meiner Ansicht nach haben wir das beide. Meine Junior-Mentee konnte ich bei der Bewerbung für einen Praktikumsplatz unterstützen, Tipps für ih-ren weiteren Werdegang geben und ihr mit mei-nen Erfahrungen helfend zur Seite stehen. Dadurch habe ich auch neue Dinge über mich gelernt. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Beziehung auf persönlich vertrauensvoller Basis besteht.

Was empfehlen Sie Studentinnen?Für mich war es sehr wertvoll, dass ich in vielen Situationen offen war für neue Dinge und Chan-cen, die sich mir boten, ergriffen habe und nicht immer am geraden Weg festgehalten habe. Zu-dem habe ich die Erfahrung gemacht, dass es sehr nützlich ist, sich von der »Masse« abzuheben, in meinem Fall beispielsweise durch zwei Studien-gänge und außergewöhnliche Hobbys. Das hat sich bei Bewerbungsgesprächen mehrfach bestä-tigt. Aber das Wichtigste ist, Spaß zu haben bei al-lem, was man tut, denn dann sind auch die Er-folgschancen sehr hoch!

Dipl.-Kffr. Martina Maria Messelhaeuser, M.A.,Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Projektmit-arbeiterin und Doktorandin am Lehrstuhl Controlling der Universität Stuttgart, Jahrgang 1979

1998–2007 Studiengänge an der Universi-tät Augsburg: Diplom-Studium der Betriebs-wirtschaftslehre (Dipl.-Kffr.) und Magister-Studium der Sportwissenschaften (M.A.)

seit 2007 Senior Consultant im Bereich Advisory Services (Finance) bei der Ernst & Young GmbH in Stuttgart (derzeit Freistel-lung für die Promotion)

seit 2010 Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Projektmitarbeiterin und Doktorandin am Lehrstuhl Controlling der Universität Stuttgart (bis 11/2014)

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Warum haben Sie sich für Ihr Studium ent- schieden?Ich mochte Bücher schon immer sehr und habe auch als Kind wahnsinnig gerne und viel gelesen.Es war ein Traum von mir, mich richtig mit Litera-tur auseinandersetzen zu dürfen. Deshalb ist Ger-manistik genau richtig für mich.

Was ist Ihr Berufsziel?Ich würde gerne an der Uni bleiben, weil mir mein Studium so viel Spaß macht. Das Schönste, was ich mir vorstellen könnte, wäre auch nach dem Studi-um weiter Literatur zu erforschen, kennenzuler-nen und zu analysieren.

Welche Freizeitaktivitäten haben Sie?In meiner Freizeit mache ich hauptsächlich Politik. Mit 15 wollte ich unbedingt etwas gegen den Kli-mawandel und das Aussterben von Tieren unter-nehmen. So bin ich zur GRÜNEN JUGEND und zur Politik gekommen. Zudem bin ich Sprecherin des Ulmer Frauenforums. Mit verschiedenen Aktionen konnten wir schon viel erreichen, z.B. dass mehr Frauen im Gemeinderat vertreten sind. Wo vorher nur 14 von insgesamt 40 Mitgliedern Frauen wa-ren, sind es nun 19. Das zeigt, wie wichtig es auch heute noch ist, sich für mehr Frauenrechte und Gleichstellung zu engagieren.

Warum haben Sie sich für eine Teilnahme am Junior Mentoring Tandem Programm jumeta entschieden? Ich fand es ganz toll, dass es ein Frauenförderpro-gramm an der Uni Stuttgart gibt – besonders wenn man sich anschaut, wie viele Professoren und wie wenige Professorinnen es an der Uni gibt. Nicht nur in der Politik, sondern auch in anderen Berei-chen sollten Frauen und Männer jeweils die Hälfte der Macht haben. Das jumeta-Programm hat mich aber auch persönlich interessiert, weil ich mir eine wissenschaftliche Karriere gut vorstellen kann.

Wie ist Ihre Zeit in jumeta?Ich genieße das total. Man lernt so viele kluge und engagierte Frauen kennen, mit denen man sich vernetzen kann. Meine Mentorin ist super, denn sie hilft mir und begleitet mich bei anstehenden Aufgaben. Das Gruppenmentoring mit der Profes-sorin ist auch sehr interessant, weil jede Mentee natürlich unterschiedliche Fragen einbringt und wir dadurch breit gefächert Informationen erhal-ten. Und auch die Workshops haben mir sehr wei-tergeholfen, da ich dadurch eine andere Sicht auf die Wissenschaft und die Arbeit in der Wissen-schaft bekommen habe.

Welche Auswirkungen hat das Mentoring- Programm auf Ihre weiteren beruflichen Pla- nungen?Nach einer Absage von der Studienstiftung hatte ich das Gefühl, dass es von der wissenschaftlichen Seite aus eine latente Skepsis gegenüber politisch engagierten Menschen gibt, weil man vielleicht glaubt, es bleibt nicht mehr genug Zeit für die Wissenschaft. Darüber habe ich auch mit meiner Mentorin und im Gruppenmentoring gesprochen und erfahren, dass es diese Haltung auch gegen-über Wissenschaftlerinnen mit Kindern oder zu pflegenden Angehörigen gibt. Ich glaube, gegen dieses Denken, dass wir Wissenschaftsmaschinen sein sollen, müssen wir noch ein bisschen anren-nen und zeigen, dass wir eben ganze Menschen, auch mit Interessen und Aufgaben neben der Uni sind, aber deshalb trotzdem in unserem Job rich-tig gut sein können. Ich habe mir jedenfalls fest vorgenommen, beides, politisches Engagement und Wissenschaft, zu vereinbaren.

Wann ist ein Mentorat erfolgreich?Durch ein Mentorat erfährt man viel und man geht vor allem ganz anders mit bestimmten Sachen um, als man es alleine tun würde. Dabei denke ich, dass Offenheit und Unvoreingenommenheit wich-

»Trachte jeder überall sich und anderen zu nutzen.« Johann Wolfgang von Goethe

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tig sind. Meine Mentorin ist eine Begleitung, die auf Stolperfallen hinweist und mich auch wieder aufbaut, wenn mal etwas nicht klappt. Insgesamt ist ein Mentorat für mich erfolgreich, wenn man danach mehr weiß als vorher und zusätzlich noch tolle Menschen kennengelernt hat.

Würden Sie das Programm weiterempfehlen?Ja, unbedingt. Ich würde es auch nicht nur für Frauen empfehlen, die wissen, dass sie in der Wis-senschaft arbeiten wollen, sondern auch denjeni-gen, die sich erstmal orientieren wollen. Die zahl-reichen Einblicke, die man in dieser Zeit bekommt, helfen bei der Entscheidungsfi ndung.

Was empfehlen Sie Studentinnen besonders?Frauen sind einfach anders als Männer und trauen sich oft nicht, sich in Seminaren oder Vorlesungen zu Wort zu melden, weil sie nicht sicher sind, ob ihre Antworten 100%-ig richtig sind. Da würde ich ihnen mehr Mut empfehlen, denn durch aktive Beteiligung kann man beispielsweise ein Semi-nar auch als Studierende mitgestalten, dadurch lernt man viel mehr und außerdem wissen die Do-zenten so, wer man ist.

Lena Christin Schwelling, Studentin der Germanistik und Geschichte, Politikerin, Jahrgang 1992

2006–2010 Klassensprecherin, Mitglied der Schülervertretung und Schülersprecherin der Freien Waldorfschule Tübingen

seit 2007 politisches Engagement bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der GRÜNEN

JUGEND in Baden-Württemberg und Ulm, aktuell im Landesvorstand der GRÜNEN

JUGEND und als Stadträtin in Ulm

2011–2014 Studium und Abschluss Bachelor of Arts in Germanistik und Ge-schichte an der Universität Stuttgart; Beginn des Master-Studiums im WS 2014/2015

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Durchstarten mit Mentoring!

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Nach fast 25 Jahren Gleichstellungsarbeit an der Universität Stuttgart ist die Chancengleichheit von Frauen und Männern ein gutes Stück vorange-kommen, wenn auch noch nicht vollständig er-reicht. Konkret strebt die Universität Stuttgart in ihrem Struktur- und Entwicklungsplan bis 2017 zunächst an, den Frauenanteil unter den Studen-tinnen von derzeit 32 % auf 40 % zu erhöhen. Im Mittelbau sollen der Anteil der Frauen auf 30 % und bei den Professuren auf 15 % steigen.

Das Mentoring-Programm für Frauen in Wissen-schaft und Forschung wird dabei weiterhin als kompensatorisches Instrument eingesetzt, um strukturelle Nachteile für Frauen, geschlechterun-gerechte Karrierestrukturen und sozialisierte Ge-schlechterstereotype unserer Gesellschaft ein Stück weit auszugleichen. Der Wandel zu einer ge-schlechtergerechten und gendersensiblen Kultur wird in beteiligte Organisationen getragen, damit die sogenannte »gläserne Decke« für Frauen durchlässiger wird.

In Zukunft wollen wir unsere (Nachwuchs-)Wis-senschaftlerinnen weiterhin mit bedarfsorientier-ten Angeboten unterstützen. Das Mentoring-Pro-gramm für Frauen in Wissenschaft und Forschung soll unter seinem Dach mehrere zielgruppenspezi-fische Angebote vereinen. Neben dem Stammpro-gramm für Doktorandinnen sowie dem Junior Mentoring Tandem Programm jumeta für Studen-tinnen wird ein spezialisiertes Programm für Postdoktorandinnen und Habilitandinnen konzi-piert.

Für unsere Nachwuchswissenschaftlerinnen wün-schen wir uns, dass sie ihre Potenziale und Fähig-keiten nutzen können, um ihren individuellen Werdegang in Wissenschaft, Wirtschaft oder ande-ren Bereichen zu verwirklichen. Wir hoffen, sie mit dem Mentoring-Programm für Frauen in Wissen-schaft und Forschung dabei nachhaltig zu unter-stützen.

Ausblick

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Impressum

Mentoring-Programm für Frauen in Wissenschaft und Forschung

10 Jahre • 10 KöpfePorträts zum zehnjährigen Jubiläum des Mentoring-Programms für Frauen in Wissenschaft und Forschung der Universität Stuttgart

Herausgeberinnen und Redaktion:Ines Medved, Gabriele Hardtmann, Beate LangerUniversität StuttgartGleichstellungsreferatAzenbergstraße 1270174 Stuttgart+49-711-685-84127mentoring@uni-stuttgart.dewww.uni-stuttgart.de/mentoring

Layout und Satz:röger & röttenbacher GbRr² | Büro für GestaltungErscheinungsdatum:November 2014

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