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Institut für Deutsche Sprache Mannheim Grammatik: Theorie und Deskription Vorlesung Uni Mannheim HS 2006

Grammatik: Theorie und Deskription...Institut für Deutsche Sprache Mannheim HS 06 Zifonun, Gisela Deklination und Konjugation • Nominale Wortklassen flektieren somit (im Deutschen)

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Page 1: Grammatik: Theorie und Deskription...Institut für Deutsche Sprache Mannheim HS 06 Zifonun, Gisela Deklination und Konjugation • Nominale Wortklassen flektieren somit (im Deutschen)

Institut für Deutsche SpracheMannheim

Grammatik: Theorie und Deskription

Vorlesung Uni Mannheim HS 2006

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2Institut für Deutsche SpracheMannheim

HS 06

Zifonun, Gisela

• Etymologie und Bedeutungsentwicklung von Grammatik

Was ist Grammatik?

• Bedeutung von Grammatik im heutigen Deutsch

• Mit welchen Teilbereichen der Grammatik beschäftigen wir uns?

Übersicht Grammatik

• Verständnis von Grammatik im Chomsky-Paradigma

• Was gehört zur Grammatik (als Wissenschaftsdisziplin/als Buch)?

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

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HS 06

Zifonun, Gisela

Etymologie und Bedeutungsentwicklung von Grammatik

• über lat. (ars) grammatica, grammatice 'Schriftkunde' entlehnt aus griech. grammatik¾ (tšcnh) 'Schriftkunde, Kunst des Lesens und Schreibens, Elementarlehre der Sprache'

• Zunächst im mittelalterlichen Wissenschaftsgebäude Terminus für das erste und grundlegende Fach der septem artes liberales (neben Rhetorik und Dialektik) als wissenschaftliche Disziplin und Unterrichtsfach befasst mit Sprache allgemein für 'Kunst des Schreibens und Lesens (auch zugleich die Lektüre und Interpretation antiker Autoren mit einschließend)' um 1270 D. jg. Titurel 174 vil hoher tugende lere was man im [dem jungen Titurel] willic gebende ../ an der grâmatic wart er schier vol varnde; um 1490 Reformation Sigmundi E1a [Frauen] söllen im Closter ain schuol haben dazsy lernen grammaticam vnd die hailigen geschrifft etwas zuo verston; (vgl. DFWB)

Was ist Grammatik?Was ist Grammatik?

Etymologie und Bedeutungs-entwicklung von Grammatik

Bedeutung von Grammatik imheutigen Deutsch

Verständnis von Grammatik im Chomsky-Paradigma

Was gehört zur Grammatik?

Mit welchen Teilbereichenbeschäftigen wir uns?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

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HS 06

Zifonun, Gisela

Bedeutung von Grammatik im heutigen Deutsch

1. Grammatik im Sinne von 'Prinzipien, Regularitäten des Baus einer Sprache'

Beispiel: Ganz nebenbei habe ich im Urlaub einiges von der Grammatik des Italienischen mitbekommen.

3. Grammatik im Sinne von 'Buch oder medial andere Form der Darstellung der Prinzipien, Regularitäten des Baus einer Sprache'

Beispiel: Ich habe mir die Grammatik von Eisenberg gekauft. ProGr@mm ist eine Online-Grammatik.

2. Grammatik im Sinne von 'Beschreibung der Prinzipien, Regularitäten des Baus einer Sprache; wissenschaftliche Lehre oder Theorie über das Sprachsystem'

Beispiel: Die Generative Grammatik geht auf Chomsky zurück.

Was ist Grammatik?Was ist Grammatik?

Etymologie und Bedeutungs-entwicklung von Grammatik

Bedeutung von Grammatik imheutigen Deutsch

Verständnis von Grammatik im Chomsky-Paradigma

Was gehört zur Grammatik?

Mit welchen Teilbereichenbeschäftigen wir uns?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

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HS 06

Zifonun, Gisela

Verständnis von Grammatik im Chomsky-Paradigma

= angeborenes kognitives Vermögen des Menschen, Sätze nach einer Art

"mentalem Bauplan" zu erzeugen. Grammatiktheorien sind hier auf die

Erkenntnis und Beschreibung dieses mentalen Bauplans ausgerichtet.

Was ist Grammatik?Was ist Grammatik?

Etymologie und Bedeutungs-entwicklung von Grammatik

Bedeutung von Grammatik imheutigen Deutsch

Verständnis von Grammatik im Chomsky-Paradigma

Was gehört zur Grammatik?

Mit welchen Teilbereichenbeschäftigen wir uns?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

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HS 06

Zifonun, Gisela

• traditionell: Laut, Wort, Satz

• moderner: im Zentrum stehen Morphologie und Syntax (Morphosyntax),

dazu gehören sollte Phonologie, dazu gehören können

Satzsemantik/Pragmatik, Text-/Diskursgrammatik

Was gehört zur Grammatik (als Wissenschaftsdisziplin/als Buch)?

Was ist Grammatik?Was ist Grammatik?

Etymologie und Bedeutungs-entwicklung von Grammatik

Bedeutung von Grammatik imheutigen Deutsch

Verständnis von Grammatik im Chomsky-Paradigma

Was gehört zur Grammatik?

Mit welchen Teilbereichenbeschäftigen wir uns?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

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HS 06

Zifonun, Gisela

Mit welchen Teilbereichen beschäftigen wir uns?

• Syntax

• und die Interaktion von beiden in der Morphosyntax

• Morphologe im Sinne von Flexionsmorphologie

Was ist Grammatik?Was ist Grammatik?

Etymologie und Bedeutungs-entwicklung von Grammatik

Bedeutung von Grammatik imheutigen Deutsch

Verständnis von Grammatik im Chomsky-Paradigma

Was gehört zur Grammatik?

Mit welchen Teilbereichenbeschäftigen wir uns?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

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Zifonun, Gisela

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

Semesterplan

Was ist Grammatik?

Etymologie und Bedeutungs-entwicklung von Grammatik

Bedeutung von Grammatik im heutigen Deutsch

Verständnis von Grammatik im Chomsky-Paradigma

Was gehört zur Grammatik?

Mit welchen Teilbereichenbeschäftigen wir uns?

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

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HS 06

Zifonun, Gisela

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

Semesterplan

Syntax und Morphosyntax (6)

Was ist Syntax?

Was ist ein Satz?

syntaktische Mittel:Morphologie, Reihenfolge, Intonation

syntaktische Kategorien

flexivische Kategorien (Einheitenkategorien)

Wortkategorien

Konstituentenkategorien

syntaktische Strukturierung

Analyseverfahren

Konstituentenstrukturen

Dependenzstrukturen

syntaktische Relationen

Topologie

Grammatikschreibung des Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3)

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HS 06

Zifonun, Gisela

Der Begriff 'Morphologie', dt. 'Formenlehre', geht in seiner sprach-

wissenschaftlichen Bedeutung auf das 19. Jh. zurück. Er bezeichnet

denjenigen Zweig der Grammatik/ Sprachwissenschaft, der sich mit der inneren

Struktur von Wörtern, also dem Aufbau von Wortformen und Wörtern

befasst. Dabei geht es häufig um den kombinatorischen Aufbau aus kleineren

>Wortbausteinen< (vgl. Eisenberg 2004, S. 209). Man unterscheidet zwischen

Flexionsmorphologie und Wortbildung(smorphologie)

FlexionsmorphologieWas ist Morphologie?

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

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Zifonun, Gisela

Die Flexionsmorphologie befasst sich mit den Formen der Wörter bzw. den

Wortformen. So gehören Mann, Mannes, Männer als Wortformen zu dem

Wort(paradigma) MannWP. Die Flexionsmorphologie untersucht, wie die

Wortformen eines Wortes im so genannten Flexionsparadigma organisiert

sind, welche Kategorien mit welcher Funktion hier wie/mit welchen Mitteln

ausgedrückt werden.

Die Wortbildungsmorphologie befasst sich demgegenüber mit dem Aufbau von

Wörtern auf der Basis anderer Wörter. So ist SteintischWP ein

Wortbildungsprodukt (Kompositum) auf der Basis von SteinWP und TischWP

oder steinigWP ein Wortbildungsprodukt (Derivat) auf der Basis von SteinWP

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieWas ist Flexionsmorphologie?

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HS 06

Zifonun, Gisela

Durch die Flexionsmorphologie werden einerseits semantische Informationen

(sehr allgemeiner Natur), andererseits syntaktische Informationen

ausgedrückt. Sprachübergreifend ist ein beschränktes Inventar von Klassen

bzw. Typen für solche semantisch-syntaktischen Informationen auszumachen

(Größenordnung: maximal ein Dutzend). Wir nennen sie wie bei Eisenberg

2004 Kategorisierungen.

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieFunktionen und Kategorien der Flexionsmorphologie

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Zifonun, Gisela

Kategorisierungen zum Ausdruck allgemeiner semantischer Informationen:

Numerus mit den Kategorien Singular und Plural (Nominal)

Komparation mit den Kategorien Positiv, Komparativ und Superlativ (Adjektiv)Genus mit den Kategorien Maskulinum, Neutrum, Femininum (Nominal)

TAM

Tempus, mit Kategorien wie Präsens, Präteritum, Futur

Aspekt, mit Kategorien wie Perfektiv und Imperfektiv

(Polnisch, Russisch)

Modus, mit den Kategorien Indikativ, Konjunktiv und

Imperativ

Diathese/Genus verbi mit den Kategorien Aktiv und Passiv

Verb

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieFunktionen und Kategorien der Flexionsmorphologie

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Zifonun, Gisela

Kasus, mit den Kategorien Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv (Nominal)

Person, mit den Kategorien 1., 2. und 3. Person (Verb)

Verb-Numerus, mit den Kategorien Singular und Plural (Verb)

Kongruenz

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieFunktionen und Kategorien der Flexionsmorphologie

Kategorisierungen zum Ausdruck syntaktischer Informationen:

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Zifonun, Gisela

Deklination und Konjugation

• Nominale Wortklassen flektieren somit (im Deutschen) nach den Kategorisierungen Kasus, Numerus und Genus. Diese Flexionsart heißt traditionell 'Deklination'. Es bestehen aber Unterschiede: Artikel, Adjektive und Pronomina flektieren nach allen drei Kategorisierungen, Substantive nur nach Kasus und Numerus.

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieFunktionen und Kategorien der Flexionsmorphologie

• Das Verb flektiert (im Deutschen) nach den Kategorisierungen Person, Numerus (beides: Kongruenzkategorien), Tempus, Modus und Genus Verbi. Diese Flexionsart heißt traditionell 'Konjugation'.

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Zifonun, Gisela

Affigierung von Flexions'morphemen' an Wortstamm

Flexions'morphem'Wortstamm

er+Kleid

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieMittel und Marker in der Flexion

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HS 06

Zifonun, Gisela

Modifikation des Wortstamms

a.

1./3.Ps Sg

Prät-FormVerbstamm

schlugvs.schlag

b.

Pluralform Substantivstamm

Vätervs.Vater

a: Ablaut

b: Umlaut

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieMittel und Marker in der Flexion

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HS 06

Zifonun, Gisela

Affigierung von Flexions'morphemen' + Modifikation des Wortstamms

a.

1./3.Ps Pl

Prät-FormVerbstamm

schlugenvs.schlag

b.

Pluralform Substantivstamm

Lämmervs.Lamm

Alternative Sehweise auf a.: schlug ist Präteritumstamm

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieMittel und Marker in der Flexion

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HS 06

Zifonun, Gisela

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieMittel und Marker in der Flexion

Markerinventar des Deutschen

• quantitativ und im phonologischen Aufbau stark beschränkt:

affixale Marker, ...

... die auf die folgenden Konsonanten(kombinationen) enden: -m, -n, -r, -s, -st, -t

... die unter bestimmten (z.T. silbenstrukturellen) Bedingungen um Schwa erweitert sind: --em, -en usw.

daneben noch Schwa (-e) selbst.

• liegt zum Teil quer zu den Flexionsarten, auch innerhalb einer Flexionsart mehrere Funktionen ("Vielzweckmarker): Kinder, reicher, reicher-er; Königen, arbeiten; lobt-et

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20Institut für Deutsche SpracheMannheim

HS 06

Zifonun, Gisela

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieMittel und Marker in der Flexion

Argumente gegen den Morphem-/Allomorph-Status der Flexionsmarker im Deutschen

• Jeder Marker müsste als Allomorph zu einer ganzen Reihe von Morphemen ganz unterschiedlicher grammatischer Funktion betrachtet werden:

-er

» als Pluralallomorph (Kinder),

» als Komparativmorph (reicher versus ärmer),

» als Morph für Nom Sg Mask in der starken Adj-/Pron-flexion (reicher/dieserSchmuck),

» als Morph für Gen/Dat Sg Fem/Gen Pl in der starken Adj-/Pron-flexion(Genuss warmer/dieser Milch; dieser Frau folgen; Wohnung dieser

Menschen )

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Zifonun, Gisela

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieMittel und Marker in der Flexion

Argumente gegen den Morphem-/Allomorph-Status der Flexionsmarker im Deutschen

• Die (funktional bestimmten) Morpheme hätten meist eine ganze Reihe (lautlich meist nicht verwandter) Allomorphe.

"Pluralmorphem" z.B. die Allomorphe:

-e (+Umlaut) (Winde, Wände),

∅ (+Umlaut) (Wagen, Väter),

-(e)n (Frauen, Zungen),

-er (+Umlaut) (Kinder, Lämmer),

-s (Muttis, Uhus)

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Zifonun, Gisela

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieParadigma

vgl. Matthews (1991), S, 185 ff.

• Das griechische Wort παράδειγµα bedeutet 'Muster, Beispiel'. Die antiken Grammatiker betrieben Flexionslehre, indem sie Wörter/Wortformen als ganze (nicht aufgeteilt in Bausteine/Morpheme) miteinander in Beziehung setzten. Paradigmen erscheinen so als Mengen von Wortformen (als ganze), die nach ihren Kategorisierungen/Kategorien (in so genannten "Zellen") angeordnet sind.

• Vorteil (für Memorieren/Lernen): Lerner lernen, dass die verschiedenen Formen eines Paradigmas sich durch ihre Endungen unterscheiden. Sie lernen nicht einzelne Marker/Morphe(me). Die Endungen werden dann per Analogie auf andere Paradigmen übertragen (Idee des exemplarischen Paradigmas)

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HS 06

Zifonun, Gisela

Idee des exemplarischen Paradigmas

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die

Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieParadigma

Gen SgNom SgGen SgNom Sg

?:servus=domini:dominusLat.

?:Rind=Kinder:KindDt.

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HS 06

Zifonun, Gisela

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieParadigma

Analyse nach Markern

• griech. soph�:n 'weise'; Adj: Gen Pl Mask + Gen Pl Fem

zugrunde liegende Formen:

1.

Gen Pl-Marker+Genusmarker

Mask/Neut

+Stamm

� :n+ó+soph

2.

Gen Pl-Marker+Genusmarker

Fem Pl

+Stamm

� :n+á+soph

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Zifonun, Gisela

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieParadigma

Analyse als ganze Wortformen im Paradigma

• griech. soph�:n 'weise'; Adj: Gen Pl Mask + Gen Pl Fem

Es wird angenommen und gelernt, dass unterschiedliche Kategorien durch dieselben/homonyme Formen ausgedrückt werden können. Im Paradigma können also identische Formen in unterschiedlichen Zellen vorkommen.

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Zifonun, Gisela

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieParadigma

(weitere Kasus)

soph�:nsoph�:nGenitiv

Nominativ

FemMask

Tabelle: Ausschnitt aus dem Pluralparadigma für griech. soph�:s 'weise'

weiser

weiser

weise

weise

Fem

weisemweisemDativ

weisenweisenGenitiv

weisesweisenAkkusativ

weisesweiserNominativ

NeutMask

Tabelle: Singularparadigma für dt. weise (starke Formen)

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Zifonun, Gisela

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

Morphologische Typologie

„introflexiveSprachen“

Typ 5

Vladimir Skalička

(1979)

„einverleibende Sprachen“ [in-korporierende , polysynthetische

Sprachen]

„isolierende Sprachen“

„Sprachen durch Affixa“

[agglutinieren-de Sprachen]

„Sprachen durch Flexion“

[flektierende, fusionierende

Sprachen]

Typ 4Typ 3Typ 2Typ 1

Wilhelm von Humboldt

(1836)

August Wilhelm von Schlegel

(1818)

Friedrich von Schlegel

( 1808)

5 Typen von Sprache

Flexionsmorphologie

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Zifonun, Gisela

Was ist Grammatik?

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Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieMorphologische Typologie

Typ 1: fusionierende Sprachen (F.v. Schlegel)

• Grenzen zwischen Markern (bzw. Morphen) schwer zu bestimmen

• Verhältnis zwischen Ausdrucks- und Inhaltsseite von grammatischen Markern (Morphen) ist mehr-mehrdeutig. Ein Marker kann mehrere Kategorien kombiniert tragen. Dieselbe Kategorie kann durch verschiedene Marker ausgedrückt werden, siehe oben Folien 20/21 zum Deutschen

� Latein, Griechisch, Sanskrit, Russisch, Deutsch usw.

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Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieMorphologische Typologie

• Grenzen zwischen Markern (bzw. Morphen) leicht erkennbar. Verhältnis zwischen Ausdrucks- und Inhaltsseite von grammatischen Markern (Morphen) ist tendenziell ein-eindeutig. Eine bestimmte grammatische Information wird regelmäßig durch eine bestimmte Ausdruckseinheit kodiert.

� Ungarisch, Türkisch, native Sprachen Amerikas usw.

Typ 2: agglutinierende Sprachen (F.v. Schlegel)

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Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieMorphologische Typologie

Beispiel aus „Michoacan Nahautl“ (uto-aztekische Sprache, Mexiko, vgl. Whaley 1997, 133)

‚sein Hund’i-pelo‚sein Haus’i-kali

‚deine Hunde’mo-pelo-mes‚dein Haus’mo-kali

‚dein Hund’mo-pelo‚meine Häuser’no-kali-mes

‚mein Hund’no-pelo‚mein Haus’no-kali

� Ungarisch, Türkisch, native Sprachen Amerikas usw.

Typ 2: agglutinierende Sprachen (F.v. Schlegel)

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Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieMorphologische Typologie

• idealiter bestehen alle Wörter aus nur einem Morphem. Es gilt also idealitereine ein-eindeutige Beziehung zwischen Morphem und Wort.

Beispiel aus dem Mandarin (Whaley 1997, 127):

He’s at the library reading a newspaper.

newspaperreadlibrary athe

báokàntúshūguănzàitā

Typ 3: isolierende Sprachen (A. W. v. Schlegel))

� Mandarin, China, außerdem: Vietnamesisch und viele andere südostasiatische Sprachen

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Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

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Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieMorphologische Typologie

• extremer Ausbau wortartiger Komplexe. • Affixe für grammatische Informationen wie Person, Tempus, Aspekt usw.

werden an einen verbalen Stamm angefügt; häufig auch mehrere Stämme zusammen mit grammatischen Morphemen zu einem Wort (≈ einer Verbalphrase, einem Satz) zusammengebunden.

Beispiel aus „Southern Tiwa“ (indigene Sprache Nordamerikas):

‚Ich sah den Hund.’

PrätsehHund1Sg

ban mukhwianTi

Typ 4: polysynthetische Sprachen (W. v. Humboldt)

� native Sprachen Amerikas

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Mittel und Marker in der Flexion

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Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

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Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieMorphologische Typologie

• Flexion nicht durch Affixe, sondern durch Modifikation des Wortstamms bzw. der Wurzel; vgl. Folie 17 zum Deutschen

Beispiel aus dem ägyptischen Arabischen (Matthews 1991, 138):

Imperfektiv: yí-fhamPerfektiv: fíhim‚verstehen’

Imperfektiv: yí-ktibPerfektiv: kátab‚schreiben’

Typ 5: introflexive Sprachen (W. v. Humboldt)

� semitische Sprachen. Arabisch, Hebräisch

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Mittel und Marker in der Flexion

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Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

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FlexionsmorphologieMorphologische Typologie

• die "Wurzel" besteht jeweils aus einer Art "Konsonantenskelett" C-C-C: k-t-b bzw- f-h-m. Vokale und Silbenstruktur wechseln je nach auszudrückender grammatischer Information. Auf der Basis des Skeletts k-t-b kann man z.B. auch Numerus-Morphologie oder lexikalische Morphologie (Wortbildung) betreiben: kitáab ‚Buch’, kútub ‚Bücher’ usw.

Typ 5: introflexive Sprachen (W. v. Humboldt)

� semitische Sprachen. Arabisch, Hebräisch

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Mittel und Marker in der Flexion

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Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieMorphologische Typologie

• Sprachen gehören in der Regel nur bedingt einem einzigen

morphologischen Typ an.

• Das Deutsche ist seiner Abstammung nach fusionierend und partiell

introflexiv (Ablaut); es hat daneben agglutinierende, isolierende und

möglicherweise sogar polysynthetische Züge entwickelt (vgl. Wurzel 1996,

siehe auch Behandlung der Nominalflexion).

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Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

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Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

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Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieBeispiel die Nominalmorphologie des Deutschen

• Markerinventar bei der Deklination nominaler Wortklassen (Pronomina,

Determinative, Adjektive, Substantive):

-e, -(e)n, -(e)m, -(e)r, -(e)s

• Markerinventar des Substantivs:

-(e), -(e)n, -(e)r, -(e)s

• Pronomina (meiner, keiner) und Determinative (der, ein) flektieren im

Allgemeinen nach Numerus (2 Kategorien), Kasus (4 Kat.) und Genus (3

Kat.). Ihr Paradigma hätte somit 2x4x3=24 Positionen. Da die Genera im

Plural zusammenfallen, ergeben sich 16 Positionen. Ihre Flexionsart ist

stark (pronominal). Endungslos im Mask/Neut Sg. sind ein, kein, mein

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Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

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Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

Flexionsmorphologie

• Adjektive (weise, alt) flektieren wie die Determinative nach Kasus, Genus

und Numerus. Außerdem werden traditionell 3 Flexionsarten unterschieden:

stark (gesamtes Markerinventar),

schwach (nur -e und -en) und

gemischt (Markerinventar außer - em)

Beispiel die Nominalmorphologie des Deutschen

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Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

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Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

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Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

Flexionsmorphologie

• Man vergleiche die komplexen Nominalphrasen z.B. in folgenden

Kontexten:

(1) ___ schmeckt/en gut.

(2) Wir mögen ____ gern.

(3) Wir mögen das Essen trotz ___.

(4) Wir mögen Speisen mit ___.

Beispiel die Nominalmorphologie des Deutschen

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Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

Flexionsmorphologie

stark schwach gemischt Substantivsuffix

einen neuen Wein, ein neues Brot, eine neue Milch

die neuen Weineden neuen Wein, das neue Brot, dieneue Milch

neue Weineneuen Wein, neues Brot, neue Milch(2) Akk

ein neuer Wein, ein neues Brot, eine neue Milch

die neuen Weineder neue Wein, das neue Brot, die neueMilch

neue Weineneuer Wein, neues Brot, neue Milch (1) Nom

PLSG

Beispiel die Nominalmorphologie des Deutschen

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Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

Flexionsmorphologie

stark schwach gemischt Substantivsuffix

einem neuen Wein, einem neuen Brot, einer neuen Milch

den neuen Weinendem neuen Wein, dem neuen Brot, der neuen Milch

neuen Weinenneuem Wein, neuem Brot, neuer Milch(4) Dat

eines neuen Weins, eines neuen Brots, einer neuen Milch

der neuen Weinedes neuen Weins, des neuen Brots, derneuen Milch

neuer Weineneuen Weins, neuen Brots, neuer Milch (3) Gen

PLSG

Beispiel die Nominalmorphologie des Deutschen

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Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

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Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

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Grammatiktheorien (3 )

Flexionsmorphologie

Zusammenspiel der Marker

• Durch die starke Flexion (bei Det/Pron/Adj) werden die Kasus am ehesten differenziert. � Stark flektiert werden die Determinative (und Pronomina). Sind sie in der NP

vorhanden, markieren sie (im Prinzip) den Kasus. ⇒ Das Adjektiv (falls vorhanden) wird schwach flektiert.

� Kein Det oder Pron vorhanden ⇒ Das Adjektiv (falls vorhanden) übernimmt die Kasusdifferenzierung und trägt starke Endungen.

� Endungsloses ein, mein, kein (im Nom Mask und Nom/Akk Neut) ⇒ Das Adjektiv (falls vorhanden) übernimmt die Kasusdifferenzierung und trägt starke Endungen: -er, -es). (Insgesamt spricht man in Kombination mit Wortformen von ein, mein, kein von gemischter Deklination des Adj.)

Beispiel die Nominalmorphologie des Deutschen

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Mittel und Marker in der Flexion

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Flexionsmorphologie

• Das Substantiv übernimmt in erster Linie die Numerusmarkierung

� Das Substantiv trägt nur ausnahmsweise Kasusmarkierung, nur Gen Sg. und Dat Pl haben in bestimmten Fällen Kasusmarker (siehe später)

� Die Gen Sg-Markierung am Substantiv tritt (im Allgemeinen) nur auf, wenn ein Begleiter (Det oder Adj) dabei ist, wie überhaupt genitivische Vorkommen von NP (außer Eigennamen) so ausgebaut sein müssen:

der Geschmack des Weins/der Milchder Geschmack guten Weins/guter Milchder Geschmack *Weins/*Milch

Zusammenspiel der Marker

Beispiel die Nominalmorphologie des Deutschen

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Mittel und Marker in der Flexion

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Flexionsmorphologie

• Wegen dieser Aufgabenverteilung spricht man auch von „Gruppenflexion“bzw. „Monoflexion“ in der deutschen NP (vgl. z.B. Eisenberg 2004, S. 145)

Zusammenspiel der Marker

Beispiel die Nominalmorphologie des Deutschen

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Mittel und Marker in der Flexion

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Flexionsmorphologie

Zur Flexion der deutschen Substantive

• Das Substantiv flektiert nach so genannten „Flexionsklassen“. Traditionell (seit der Grammatik von Jakob Grimm) spricht man auch hier von „starker“Flexion (bei einem Teil der Maskulina und Neutra wie Berg, Kind), von „schwacher“ Flexion (bei einem Teil der Maskulina wie Mensch, Löwe) und von „gemischter“ Flexion (bei einem Teil der Maskulina und Neutra wie Staat, Ende). Die Feminina werden größtenteils „schwach“ flektiert (Frau, Bahn), daneben im Plural vergleichbar den starken Maskulina/Neutra (Hand, Wand).

Beispiel die Nominalmorphologie des Deutschen

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Mittel und Marker in der Flexion

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Flexionsmorphologie

Zur Flexion der deutschen Substantive

• Hinsichtlich der Einteilung und Benennung der Flexionsklassen gibt es große Divergenzen in der Grammatikschreibung. Es haben sich neuerdings folgende Erkenntnisse durchgesetzt

� Gemäß der Aufgabe ‚Numerusmarkierung’ beim Substantiv ist der Flexionstyp der Pluralbildung (der ‚Pluraltyp’) grundlegend. Dieser wiederum hängt eng zusammen mit dem Genus des Substantivs.

Beispiel die Nominalmorphologie des Deutschen

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Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

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Flexionsmorphologie

Zu unterscheiden sind 6 Pluraltypen:

• Ausgenommen sind irreguläre Bildungen, Restbestände

Beispiel die Nominalmorphologie des Deutschen

• Typ 1 und 2 sind Sonder-Pluraltypen:

Die Prozentangaben beziehen sich auf die Auszählung von Wegener (1999). Dort liegen 6505 Nomina (Wörterbucheinträge) zugrunde: 2726 Fem, 3779 Mask/Neut

Typ 1: schwache Maskulina (an allen Paradigmenstellen außer Nom Sg -(e)n)

� in der Regel Bezeichnungen für höhere Lebewesen wie Held, Mensch, Löwe, Präsident, Demonstrant 458 Types, keine Prozentangabe

Typ 2: s-Plurale

� nur bei Eigennamen (die Schulzes, Emmas), bei Fremdwörtern (Balkons, Gags, Flops) und bei Mehrsilblern, die auf einen unbetonten Vollvokal enden(Uhus, Omas, Muttis) 1,7% der Fem, 1 % der Mask/Neut

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Was ist Flexionsmorphologie?

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Mittel und Marker in der Flexion

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Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

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Syntax und Morphosyntax (6)

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Flexionsmorphologie

Zu unterscheiden sind 6 Pluraltypen:

Typ 3: „Normaldeklination“ für Feminina

� -(e)n wie Frauen, Zungen, Bahnen, Freiheiten, Leistungen.

Auch: Schwestern 96,6 % der Fem

Beispiel die Nominalmorphologie des Deutschen

Typ 4: „Normaldeklination“ für Maskulina/Neutra

� -(e) wie Fische, Boote, Tische. Auch: Lehrer, User, Segel, Wagen

70,2 % der Mask/NeutTyp 5: Neutra mit „verstärktem“ Plural

� -er + Umlaut wie Lämmer, Häuser, Kinder

1,5%

Typ 6:Maskulina/Feminina mit „verstärktem“ Plural

� -(e) + Umlaut wie Bäume, Zähne, Hände. Auch: Väter, Mütter

1,1 % der Fem, 7 % der Mask

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Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

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Beispiel die Nominalmorphologie des Deutschen

• „Abweichende“ Pluralbildung liegt dann vor, wenn ein Substantiv nicht die nach seinem Genus zu erwartende Pluralbildung hat wie bei Strahlen, Augen (3,3%), Drangsale.

• „Abweichend“ und „verstärkt“ ist die Pluralbildung z.B. bei Männer

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

sw mask s-Plurale normal verstärkt

mask

fem

neut

• Prozentuale Verteilung der Pluralbildung

Flexionsmorphologie

Nachtrag:

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Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

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Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

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Syntax und Morphosyntax (6)

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Flexionsmorphologie

Herleitung des Flexionstyps (Systematik der Flexionsendungen) aus dem

Genus bzw. Puraltyp:

• Die Feminina haben im Sg keine Kasusendungen

Beispiel die Nominalmorphologie des Deutschen

• Die Maskulina und Neutra (außer bei den Sonder-Pluraltypen) bilden den Gen Sg auf -(e)s, im Dat Sg kann (veraltend) -e stehen. Beim s-Pluraltyp haben die Maskulina und Neutra im Gen Sg ein nicht-silbisches -s (des Uhus versus der Mutti)

• Der Dat Pl (Suffix -n, nicht-silbisch) tritt an die Pluralformen aller Genera an, wenn es prosodisch möglich ist: Der Trochäus der Pluralform muss erhalten bleiben wie in den Hunden, Kindern, Zähnen versus: den *Wagenn, *Frauenn, *Omasn

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Was ist Morphologie?

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Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

Flexionsmorphologie

Kurzes Fazit

• Die Nominalmorphologie des Deutschen ist u. a. dadurch gekennzeichnet, dass verschiedene Zellen der Paradigmen durch identische Formen belegt sind. Dieses Phänomen heißt (Formen-)Synkretismus.

Typische Synkretismusfelder sind (bei Adjektiven, Pronomina und Determinativen):

� die Genera Mask und Neut einerseits, Fem und Pl andererseits

� die Kasus Nom und Akk einerseits, Gen und Dat andererseits

Beispiel die Nominalmorphologie des Deutschen

• Bei den femininen Substantiven ist der Synkretismus extrem ausgeprägt.

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51Institut für Deutsche SpracheMannheim

HS 06

Zifonun, Gisela

Was ist Grammatik?

Semesterplan

Flexionsmorphologie (4)

Was ist Morphologie?

Was ist Flexionsmorphologie?

Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

Paradigma

morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

Theorien der Morphologie

Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

• Die mögliche Intransparenz als Folge der Synkretismen wird durch die funktionale Aufgabenverteilung (Determinativ/Adjektiv: Kasusmarkierung, Substantiv: Numerusmarkierung) abgemildert.

Beispiel die Nominalmorphologie des Deutschen

Gen Pl

Pl+ Gen PlGen/Dat Sg Fem

Frauenschönender

Flexionsmorphologie

Kurzes Fazit

Page 52: Grammatik: Theorie und Deskription...Institut für Deutsche Sprache Mannheim HS 06 Zifonun, Gisela Deklination und Konjugation • Nominale Wortklassen flektieren somit (im Deutschen)

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Zifonun, Gisela

Man kann im Anschluss an den amerikanischen Strukturalisten C.F. Hockett

drei Typen von Herangehensweisen oder theoretischen Konzeptionen der

Morphologie unterscheiden (vgl. Matthews 1991, S. 21 et pass.)

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Funktionen und Kategoriender Flexionsmorphologie

Mittel und Marker in der Flexion

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morphologische Typologie

Beispiel: die Nominalmorphologiedes Deutschen

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Syntax und Morphosyntax (6)

Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

FlexionsmorphologieTheorien der Morphologie

• das „Word-and-Paradigm“-Modell (siehe oben, traditionelle Herangehensweise, aber auch heute noch theoretisch bedeutsam)

• das „Item-and-Arrangement“-Modell: Morpheme werden als grundlegende bedeutungstragende Einheiten betrachtet, die linear aneinandergereiht werden.

• das „Item-and-Process“-Modell: Hier wird die morphologische Struktur durch eine Reihe von Operationen hergeleitet.

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Mittel und Marker in der Flexion

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Grammatikschreibung des

Deutschen (2)

Grammatiktheorien (3 )

• Das „Item-and-Arrangement“-Modell eignet sich besonders gut bei agglutinierenden Sprachen, nicht gut bei fusionierenden

Theorien der Morphologie

Flexionsmorphologie

„Item-and-Arrangement“-Modell

AkkPl‘Schiff‘

-at∅∅∅-khajó

KasusPoss-nummerus

PossessumPossessorNumerusStamm

• Beispiel ung. 'Schiffe'

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Deutschen (2)

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• Das „Item-and-Process“-Modell eignet sich eher bei fusionierenden Sprachen.

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NX

→ X+ [z] (sea→ seas) kl1

Plural

• Beispiel engl. Pluralbildung (vgl. Matthews 1991, S. 128 f.):

Regelschemata:

NCVC

→ C[i:]C (foot→ feet, goose→ geese, tooth→ teeth)kl2

Plural

Flexionsmorphologie

„Item-and-Process“-Modell