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Gregor Dalliard „Das römisch-katholische Messopfer“ (Eucharistie)

Gregor Dalliard „Das römisch-katholische Messopfer ... · 7 V Die Pflicht, „Nein“ zu sagen Schon am Anfang unseres Jahrhunderts schrieb der bedeutende christliche Theologieprofessor

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Gregor Dalliard„Das römisch-katholische Messopfer“

(Eucharistie)

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Gregor Dalliard

Dasrömisch-katholischeMessopfer

(Eucharistie)

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Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .71. Vatikanische Einheitsbestrebungen . . . . . . . . . . . . . .112. Das Messopfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16

Das Dogma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16Geschichtliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19 Die Messliturgie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26Instruktionen für den Priester . . . . . . . . . . . . . .28Die Macht des Priesters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32Aufgelockerte Liturgie – unveränderbare Dogmen! . . . . . . . . . . . . . . . . . .35

3. Biblische Argumente gegen die Lehre von der Wandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38

Exkurs: Ein spezielles Priestertum? . . . . . . . . . .444. Das biblische Abendmahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .48

Mutige Kämpfer für die Wahrheit . . . . . . . . . . .515. Bedenkliches rund um die Messe . . . . . . . . . . . . . . .54

Wasser und Wein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .54Die Anbetung der Hostie – der Tabernakel . . .58Mystik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .60Fronleichnam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .61

Entstehung des Festes . . . . . . . . . . . . . . . . . .61Bedeutung und Handhabung . . . . . . . . . . . .63Gemeinsame Prozession von Katholiken und Protestanten . . . . . . . . .64

6. Unblutige, fortwährende Opfer zur Vergebung der Sünden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .67

7. Die Bedeutung des einmaligen Opfers Jesu Christi für jeden, der da glaubt . . . . . . . . . . . . .72

8. Zweifel und Einwände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .799. Die Meinung, Gott etwas vordemonstrieren

zu müssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8210. Schlusswort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .84

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Zum 500-Jahr-Jubiläum des Reformators

Thomas Platter aus Grächen, der „die Mitwirkung beim Götzendienst

der Messfeiern nicht mehr ertrug.“

(Locher, G.W.: „Die Zwinglische Reformation“, 1979)

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VDie Pflicht, „Nein“ zu sagen

Schon am Anfang unseres Jahrhunderts schrieb derbedeutende christliche Theologieprofessor Dr. Dr.John Gresham Machen (1881-1937):

„Das Wort ‘Nein’, so wird uns heute beständig gesagt,sollte aus dem Vokabular der Christen gestrichen wer-den. Unser Predigen, so wird uns gesagt, sollte positivund nicht negativ sein; wir sollten die Wahrheit dar-legen, aber wir sollten den Irrtum nicht angreifen; wirsollten die Kontroverse vermeiden und immer denFrieden suchen.

In bezug auf ein derartiges Programm müsste zumin-dest gesagt werden, dass, wenn wir uns daran hielten,wir unser Neues Testament genausogut schliessen könn-ten, denn dieses ist nahezu vom Anfang bis zum Endeein kontroverses Buch. Besonders trifft das für die Briefevon Paulus zu. Sie sind voll von Auseinandersetzungund Kontroversen – diesbezüglich kann es gar keinenZweifel geben. Selbst das Lied christlicher Liebe im 13.Kapitel des ersten Korintherbriefes ist ein integrierterTeil eines grossen kontroversen Abschnittes in bezug aufden falschen Gebrauch geistlicher Gaben. Dieser herrli-che Hymnus wäre niemals geschrieben worden, wennPaulus eine Abneigung gegen Kontroversen gehabt undFrieden um jeden Preis gesucht hätte. Aber dasselbe trifftauch auf die Worte Jesu zu. Diese sind ebenfalls – und ich denke, dass wir das ehrfurchtsvoll sagen können –voll von Kontroversen. Seine Gerechtigkeit stellte Er in

Vorwort

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scharfen Gegensatz zu der anderen Gerechtigkeit, derder Schriftgelehrten und Pharisäer.“

Aus dem Rundbrief „Fellowship for Revival“, nach der Übersetzung in der Zeitschrift „Das Signal“, Nr. 87/88, S. 1-2

So betrete auch ich mit dem vorliegenden Buch unbe-liebten Boden, da ich einiges aufzeige, was heute gerneverschwiegen wird. Mein Ziel und Gebet dabei ist, dassauch bei uns geschehe, was wir in Apostelgeschichte 6,7lesen: „Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger in Jerusalem wurde immer grösser; aucheine grosse Anzahl von den Priestern nahm gehorsam denGlauben an.“

Immer wieder hören wir von Priestern und Ordens-leuten in der ganzen Welt, die ernsthaft und demütigdas Wort Gottes erforschen und der Lehre der Apostelgehorchen wollen. Sie trennen sich von „Belial“ (vgl. 2 Korinther 6,14-17) und erfahren die Führung und Hilfedes Herrn auf wunderbare Weise. Er lagert sie auf grü-

nen Auen und führt sie zu stillen Wassern(vgl. Psalm 23,2) und schenkt ihnen jenenFrieden, den die (religiöse) Welt ihnennicht geben kann. Wie so viele Menschen,die zum Glauben an Jesus Christus kom-men, erleben sie, was er in Johannes 8, 31-32 verheissen hat:

„Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihrwirklich meine Jünger. Dann werdet ihr dieWahrheit erkennen, und die Wahrheit wirdeuch befreien.“

Mit dieser Schrift will ich ein klaresBekenntnis zu Jesus Christus und zur Lehre der Apostelablegen. Mein Ja zu Jesus drückt unweigerlich mein

„Wenn ihr inmeinem Wort

bleibt, seid ihrwirklich meineJünger. Dannwerdet ihr die

Wahrheiterkennen, unddie Wahrheit

wird euchbefreien.“

Johannes 8,31-32

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Nein zu christlichen Irrlehren aus, die ihre unbiblischenZusätze als unbedingt heilsnotwendig erachten und pro-pagieren, wie etwa die römisch-katholische Kirche diestut: „Gestützt auf die Heilige Schrift und die Tradition,lehrt sie, dass diese pilgernde Kirche zum Heile notwen-dig sei.“ Zweites Vatikanum,

(Dogmatische Konstitution über die) Kirche 14, S. 139

Dabei muss jeder, der die Heilige Schrift demütig liest,bekennen, dass kaum eine Lehre dieser Kirche mit derHeiligen Schrift übereinstimmt, obwohl sie sämtlicheLehren mit biblischen Versen schmückt. Die römisch-katholische Kirche beraubt die Menschen in diesem irdi-schen Leben der Freiheit und Freude in Jesus Christusund hindert sie daran, ins ewige Leben einzugehen.

(vgl. Matthäus 23)

Die Heilige Schrift ermahnt uns, Gott ernst zu nehmen,ihm mehr zu gehorchen als (auch noch so religiösen)Menschen. Dieses Büchlein möchte dazu Hilfestellunggeben.

Ich weiss mich von der Liebe des Herrn getragen.Seine Haltung soll auch mein Leben mehr und mehr prä-gen. Sogar die Feinde Jesu haben diese Haltung erkannt,die aus der innigsten Gemeinschaft mit dem Vater undaus der völligen Gewissheit fliesst, dass es bei jedemMenschen um das ewige Heil oder um die ewige Qualgeht. Sie bekannten, wenn auch in einer heuchlerischenAbsicht:

„Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagstund wirklich den Weg Gottes lehrst, ohne auf jemandRücksicht zu nehmen; denn du siehst nicht auf die Person.“

(Matthäus 22,16)

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Viele Katholiken machen dieselbe Aussage über JesusChristus. Mögen sie auch zu Ihm hinausgehen, wie esGottes würdig ist:

„Lasst uns also zu ihm vor das Lager hinausziehen undseine Schmach auf uns nehmen.“ (Hebräerbrief 13,13)

Den katholischen Bischöfen und Prie-stern in ihren Schlüsselpositionen und inihrer unermesslichen Verantwortung vorJesus Christus möchte ich mit der ganzenKraft meiner Existenz die Worte Jesu inErinnerung rufen:

„Denn wer sich meiner und meiner Worteschämt, dessen wird sich der Menschensohnschämen, wenn er in seiner Hoheit kommtund in der Hoheit des Vaters und der heiligenEngel.“ (Lukas 9,26)

Sollten uns die Worte in Johannes 12, 42-43 im Hinblick auf den Tag des Gerichtsnicht zutiefst erschüttern:

„Dennoch kamen sogar von den führenden Männern vielezum Glauben an ihn; aber wegen der Pharisäer bekanntensie es nicht offen, um nicht aus der Synagoge ausgestossenzu werden. Denn sie liebten das Ansehen bei den Menschenmehr als das Ansehen bei Gott.“?

Gregor Dalliard

„Denn wersich meinerund meiner

Worte schämt,dessen wird

sich der Men-schensohnschämen,

wenn er in seiner Hoheit

kommt und in der Hoheit

des Vatersund der hei-ligen Engel.“

Lukas 9,26

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In seinem Schreiben „Auf der Schwelle zumdritten Jahrtausend“ vom 10. November1994 gibt der Papst folgendes bekannt: „Da jedoch Christus der einzige Zugangsweg

zum Vater ist, wird zur Hervorhebung seinerlebendigen und heilbringenden Gegenwart inKirche und Welt anlässlich des Grossen Jubel-jahres in Rom der internationale eucharistischeKongress abgehalten werden. Das Jahr 2000 sollein intensiv eucharistisches Jahr sein: ImSakrament der Eucharistie bietet sich der Erlöser,der vor zweitausend Jahren im Schoss MariensMensch geworden ist, weiterhin der Mensch-heit als Quelle göttlichen Lebens dar.

Die ökumenische und universale Dimensiondes Jubeljahres wird von einem denkwürdigenpanchristlichen Treffen in geeigneter Weise her-ausgestellt werden können.“

Enzyklika „Tertio millenio adveniente“, S. 43

In der „Verkündigungsbulle des Grossen Ju-biläums des Jahres 2000“ vom 29.11.1998 bittetder Papst alle Christen, dass niemand sich vonder Umarmung des Vaters ausschliessen möge.Er fährt fort: „Seit zweitausend Jahren ist dieKirche die Wiege, in die Maria Jesus legt undihn allen Völkern zur Anbetung und Betrach-tung anvertraut. Möge durch die Demut derBraut die Herrlichkeit und Kraft der Eucharis-tie, die sie in ihrem Schoss feiert und bewahrt,noch stärker strahlen. Im Zeichen der konse-

Enzyklika„Tertio millenioadveniente“

„Verkündi-gungsbulledes GrossenJubiläumsdes Jahres2000“

VatikanischeEinheitsbestrebungen1

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Angelus vom19.1.1997

krierten Gestalten von Brot und Wein offenbartder auferstandene und verherrlichte JesusChristus als Licht der Heiden (vgl. Lukas 2,32) dieKontinuität seiner Menschwerdung. Er bleibtlebendig und wahrhaftig mitten unter uns, umdie Gläubigen mit seinem Leib und seinemBlut zu speisen. …“ a.a.O. S. 16

Am 19. Januar 1997 verkündete der Papstbeim Angelus-Gebet: „Die Spaltung unter denChristen hat ihre wahre und letzte Ursache inder Sünde des Menschen, die Auflehnung gegen den Willen Gottes ist. Genau deshalb hat das Zweite Vatikanische Konzil gesagt: ‘Esgibt keinen echten Ökumenismus ohne innereBekehrung’.

Daher ist von allen, die wirksam für die Ein-heit tätig sein wollen, der feste, vom Gebet ge-tragene Wille gefordert, das eigene Leben nachdem Evangelium auszurichten. Die Christen-gemeinschaft befindet sich auf dem Weg zurVersöhnung und zur vollen Gemeinschaft imGlauben, in den Sakramenten und im Amt.“

Angelus vom 19.1.1997 in: L‘Osservatore Romano, 24.1.1997, S. 1

Die zwei letzten Ausdrücke habe ich hervor-gehoben um zu zeigen, worum es in Wirklich-keit geht: Die Einheit der Christen soll gemachtwerden durch die Rückführung aller christli-chen Kirchen und Gemeinschaften unter diereligiös-politische Herrschaft des Vatikans. Esgeht nicht um eine Umkehr zum HERRN, zumbiblischen Evangelium, nicht um wahre Be-kehrung, aus der sich die Einheit der Christendurch den Geist Christi ergibt.

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Spricht der Papst von Jesus Christus, Evan-gelium und Bekehrung, meint er unmissver-ständlich die Rückkehr der Nichtkatholiken indie totale Unterwerfung und Abhängigkeitunter die (unbiblische, ja, widerchristliche!) römisch-katholische Sakraments- und Amts-praxis. Mit dem Messdogma bestätigt dieKirche ihre unberechenbare, religiöse Lust,über alle christlichen Kirchen und Gemein-schaften herrschen und sie für ihre politisch-religiösen Zwecke missbrauchen zu können.

In unverschämter Weise und mit aller Selbst-verständlichkeit gibt sich die katholische Kir-che als die im Geiste und im Willen Jesu Christiund der Apostel Stehende aus. vgl. Enzyklika

„Ut unum sint“ („Dass sie eins seien“), 25.5.1995

Wir dürfen aber nicht vergessen, dass dieseKirche auf dem Konzil von Trient (1545-1563)einmal mehr verworfen hat, was Jesus Chris-tus, die Apostel und die Reformatoren auf denLeuchter gestellt haben: Christus allein, dieSchrift allein, allein aus Gnade, Gott allein dieEhre. Die römisch-katholische Kirche verwirftdie Bibel als einzige Quelle der Wahrheit. Da-mit verneint sie auch die biblische Lehre vonWiedergeburt und Rechtfertigung. Und ausdem einmaligen Opfer von Golgatha macht sieein heidnisch-sakramentales Messopferritual(u.a.m.).

Oft höre ich den Einwand: „Aber das ZweiteVatikanische Konzil hat doch vieles erneuert…“.

Darauf mögen Zitate aus eben diesem Konzildie Antwort geben:

Enzyklika„Ut unumsint“

Konzilvon Trient1545-1563

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„Im Hinblick auf all dies erneuert das HeiligeKonzil feierlich, was in der Vergangenheit vonHeiligen Konzilien und von römischen Päpstenerklärt wurde…“

„Kleines Konzilskompendium“, S. 245

„Es gab auf dem Konzil keine Gruppen, auchkeine Minoritäten, die ein definiertes Dogmader katholischen Kirche in Frage stellten“

„Kleines Konzilskompendium“, S. 20

„Darum will die Synode in Nachfolge desTrienter und des Ersten Vatikanischen Konzilsdie echte Lehre … vorlegen...“

„Kleines Konzilskompendium“, S. 367

Um die beabsichtigte Einheit zu erreichen,ruft das Zweite Vatikanische Konzil zu diplo-matischem Verhalten auf:

„Daher mahnt dieses Heilige Konzil allekatholischen Gläubigen, dass sie, die Zeichender Zeit erkennend, mit Eifer an dem ökumeni-schen Werk teilnehmen. ... Dazu gehört: Zu-nächst alles Bemühen zur Ausmerzung allerWorte, Urteile und Taten, die der Lage dergetrennten Brüder nach Gerechtigkeit undWahrheit nicht entsprechen und dadurch diegegenseitigen Beziehungen mit ihnen erschwe-ren; ... so dass dadurch allmählich die Hinder-nisse, die sich der völligen kirchlichen Ge-meinschaft entgegenstellen, überwunden undalle Christen zur selben Eucharistiefeier, zurEinheit der einen und einzigen Kirche versam-melt werden, die Christus seiner Kirche vonAnfang an geschenkt hat, eine Einheit, die nach

ZweitesVatikanum,Ökumenis-

mus 18

ZweitesVatikanum,AllgemeineEinleitung

ZweitesVatikanum,

GöttlicheOffenbarung 1

ZweitesVatikanum,Ökumenis-

mus 4

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unserem Glauben unverlierbar in der katholi-schen Kirche besteht, und die, wie wir hoffen,immer mehr wachsen wird bis zur Vollendungder Zeiten.“ „Kleines Konzilskompendium“, S. 234

„Brüder, ich wünsche von ganzem Herzen und bete zu Gott,

dass sie gerettet werden. Denn ich bezeuge ihnen,

dass sie Eifer haben für Gott; aber es ist ein Eifer ohne Erkenntnis.

Da sie die Gerechtigkeit Gottes verkannten

und ihre eigene aufrichten wollten, haben sie sich der Gerechtigkeit

Gottes nicht unterworfen.“Römer 10,1-3

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2Das Dogma

Am Kreuz von Golgatha wurde „Christusein einziges Mal geopfert, um die Sündenvieler hinwegzunehmen.“ (Hebräerbrief 9,28)Dieses fundamentale, göttliche, einma-

lige Geschehen als Quelle des Heils verwirft diekatholische Führung mit dem Dogma vomMessopfer. Sie lehrt, dass sich Jesus Christus injedem Messopfer (Sakrament) „weiterhin derMenschheit als Quelle göttlichen Lebens dar-bietet!“ (vgl. S. 11)

Hier erkennen wir zwei völlig verschiedeneGeistesrichtungen mit absolut verschiedenenZielsetzungen. Das eine ist Gottes Wille, dasandere muss als trügerisches Tarnsystem ent-larvt werden, das viele Menschen – und vieleahnungslose Christen – blendet und in denAbfall von Gott stürzt.

Es folgen weitere, wesentliche dogmatischeAussagen zum Sakrament der Eucharistie(Messopfer), die im Widerspruch zu Jesu ein-maligem Heilsopfer von Golgatha stehen:

„Mit der Eucharistie stehen die übrigen Sakramente im Zusammenhang; auf die Eu-charistie sind sie hingeordnet; ... Die HeiligsteEucharistie enthält ja das Heilsgut der Kirchein seiner ganzen Fülle. ... Darum zeigt sich die

Das Messopfer

ZweitesVatikanum,

Priester 5

„Christuswurde ein

einziges Malgeopfert,

um die Sün-den vieler hinwegzu-nehmen.“

Hebräerbrief9,28

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ZweitesVatikanum,Kirche 3

ZweitesVatikanum,Kirche 26

ZweitesVatikanum,Kirche 17

„Der Glaubeder Kirche“,Artikel 375

Eucharistie als Quelle und Höhepunkt allerEvangelisation … Die Zusammenkunft zurFeier der Eucharistie, der der Priester vorsteht,ist also die Mitte der Gemeinschaft der Gläu-bigen.“ „Kleines Konzilskompendium“, S. 568

„Sooft das Kreuzesopfer, in dem Christus,unser Osterlamm, dahingegeben wurde (1 Kor5,7), auf dem Altar gefeiert wird, vollzieht sichdas Werk unserer Erlösung.“

„Kleines Konzilskompendium“, S. 124

„Der Bischof ist, mit der Fülle des Weihesak-ramentes ausgezeichnet, ‘Verwalter der Gnadedes höchsten Priestertums’, vorzüglich in derEucharistie, die er selbst darbringt oder dar-bringen lässt und aus der die Kirche immerfortlebt und wächst. ... ohne die es kein Heil gebenkann.“ „Kleines Konzilskompendium“, S. 154-155

„...so ist es doch Sache des Priesters, die Auf-erbauung des Leibes durch das eucharistischeOpfer zu vollenden…“

„Kleines Konzilskompendium“, S. 142-143

„Es gibt nur eine allgemeine Kirche derGläubigen. Ausser ihr wird keiner gerettet. Inihr ist Jesus Christus Priester und Opfer zu-gleich. Sein Leib und Blut ist im Sakrament desAltars unter den Gestalten von Brot und Weinwahrhaft enthalten, nachdem durch GottesMacht das Brot in den Leib und der Wein in dasBlut wesensverwandelt sind...“

„Der Glaube der Kirche“, S. 253

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Während des Zweiten Vatikanischen Kon-zils gab Papst Paul VI. das Rundschreiben „Mysterium Fidei“ (Geheimnis des Glaubens)heraus. Darin hält er an den menschlichenSatzungen der Wandlungslehre, die als heils-notwendig gelten, fest und schreibt: „Denn Wir haben erfahren, dass es unter denen, dieüber dieses hochheilige Geheimnis sprechenund schreiben, einige gibt, die über die Privat-messen, das Dogma der Transsubstantiation[Wandlung] und den eucharistischen Kult sol-che Ansichten verbreiten, dass sie die Gläubi-gen beunruhigen und in ihnen nicht geringeVerwirrung bezüglich der Glaubenswahrheitenverursachen, als ob es jedem gestattet wäre,eine von der Kirche einmal definierte Lehre inVergessenheit geraten zu lassen oder sie ineiner Weise zu erklären, dass die wahre Be-deutung der Worte oder die angenommeneGeltung der Begriffe abgeschwächt werden.“

„Der Glaube der Kirche“, S. 402-403[Hervorhebung durch den Autor]

Der ehemalige römisch-katholische Priester,Dr. H. J. Hegger, der zum biblischen Glaubenfand und folgerichtig die katholische Kircheverliess, schreibt zu diesem Thema: „In derEucharistie (= wörtl. Danksagung, gemeint:Die Feier des Abendmahls) entfaltet die rö-misch-katholische Kirche eine Lehre, die daraufhinausläuft, dass sie über Christus und übersein Opfer am Kreuz verfügen kann, so wie siemeint, durch die Firmung über den HeiligenGeist verfügen zu können...“

Hegger, H. J.: „Die katholische Kirche“, S. 108

„Der Glaubeder Kirche“,Artikel 618

Hegger, H. J.:„Die katholi-sche Kirche“

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Die Lehre von der Wandlung widersprichtganz klar dem Tun und der Absicht Jesu. Keineinziger Jünger Jesu berichtet davon. Von denersten Christen berichtet uns Lukas: „Sie hieltenan der Lehre der Apostel fest und an der Gemein-schaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten.... Tag für Tag verharrten sie einmütig im Tempel,brachen in ihren Häusern das Brot und hielten mit-einander Mahl in Freude und Einfalt des Herzens.“

(Apostelgeschichte 2,42.46)

Geschichtliches zum Dogma der Wandlung(statt Wandlung sagt man auch Verwandlung,Wesensverwandlung, Konsekration oder Trans-substantiation).

Auch sehr viele römische Katholiken, dieim Wort Gottes bewandert sind, fragensich heute: Wie kommt Gott in das Brotund in den Wein hinein? Wie konnten

Menschen nur eine solche Philosophie über dasAbendmahl entwickeln, die dem Herrn Jesus,den Aposteln, ja der ganzen Heiligen Schrift sofremd ist? Schon im Jahre 55/56 warnt Paulusdie Christen von Rom:

„Ich ermahne euch, meine Brüder, auf die achtzu-geben, die im Widerspruch zu der Lehre, die ihrgelernt habt, Spaltung und Verwirrung verursa-chen: Haltet euch von ihnen fern! Denn diese Leutedienen nicht Christus, unserem Herrn, sondernihrem Bauch, und sie verführen durch ihre schönenund gewandten Reden das Herz der Arglosen.“

(Römerbrief 16,17-18)

19

„Sie hielten ander Lehreder Apostelfest...“Apostel-geschichte2,42.46

„Ich er-mahne euchauf die acht-zugeben, dieim Wider-spruch zuder Lehre,die ihr ge-lernt habt,Spaltungund Ver-wirrung ver-ursachen:Haltet euchvon ihnenfern!“Römerbrief16,17

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Am Anfang lehrten und glaubten die Chri-sten gemäss der Gnade Gottes. Aber als KaiserTheodosius im Jahre 391 das Christentum defi-nitiv zur Staatsreligion erhob und alle heidni-schen Kulte verbot, strömten die Menschen-massen aus politischen Überlegungen in diechristlichen Gemeinden. Sie liessen sich taufen,um in den Besitz des römischen Bürgerrechteszu gelangen und nicht verfolgt zu werden. Inihrem religiösen Fühlen, Denken und Handelnblieben sie aber heidnisch. So geschah das Tra-gische: Sie kannten die Gnade Jesu nicht odernur oberflächlich! Sie übertrugen ihre heid-nischen Opferbräuche und religiösen Übungenauf das christliche Leben. Damit waren diebesten Voraussetzungen gegeben, Gott durchOpfer versöhnen, Ihm Opfer darbringen zuwollen, damit Er sie in den Himmel einlasse.Später entwickelte sich daraus das ganzeMessopferwesen, verbunden mit Wallfahrten,Ablässen, Sündenerlass durch Geldbussen,usw..

Die griechische Philosophie kennt wederGnade noch Umkehr. Diese beiden göttlichenPrinzipien, durch die der gefallene Mensch indie Gemeinschaft mit Gott aufgenommen wird,ist dem griechischdenkenden Menschen völligfremd. Sie ist ihm eine Torheit (vgl. 1 Korinther1,23). Das Ziel wird durch eigene religiöse Prak-tiken erreicht.

In ihren prächtigen Tempeln hatten die Hei-den meist tiefsinnige Gottesdienste zelebriert.Bestimmte Ereignisse der Götter wurden beidiesen Feiern gegenwärtig gemacht, aktualisiert.

391 n.Chr.

„Wir dagegenverkündigenChristus alsden Gekreu-

zigten: fürdie Juden einempörendes

Ärgernis, fürHeiden eine

Torheit.“1 Korinther

1,23

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Die griechischdenkenden Gelehrten, die indie christlichen Gemeinden kamen, brachtenihre heidnische Philosophie mit. Sie waren vonden Philosophen des Altertums, Aristotelesund Platon geprägt und vermischten nun daschristliche Erbe mit diesen Lehren. Aus demvon Christus ein für allemal vollbrachtenKreuzesopfer entwickelten sie einen Myste-rienkult. (Mysterium heisst: Geheimnis; Kultheisst: Form der Religionsausübung). DasOpfer von Golgatha wurde nun, wie die Hei-den dies bei ihren Opfern machten, auchimmer wieder unblutig nachvollzogen, jedenTag wiederholt, aktualisiert. Dabei musstenbestimmte Riten mit bestimmten Worten undGesten streng eingehalten werden, um dieWirkung des Heils zu erreichen. Dazu kam,dass der Vollzieher der heidnischen Opfer ehe-los oder gar entmannt sein musste, um dieWirkung des Opferrituals bei den Götternschneller und sicherer zu erreichen. Die katho-lisierten Heiden führten darum allmählich dasZölibat in ihren Gemeinden ein.

Die schlichte, tiefgreifende Abendmahlsfeiermit der Einladung „tut dies zu meinem Gedächt-nis“ wurde schon sehr früh vom aufkommen-den Klerus aus dem Zentrum des christlichenLebens genommen und zur Stärkung der kirch-lichen Machtposition als mystisch-magischesMittel missbraucht und eingesetzt. Die erstenChristen gedachten beim Abendmahl schlichtund ergriffen an die vollbrachte Erlösung fürjeden einzelnen von ihnen durch das Blut JesuChristi, das Er am Kreuz von Golgatha vergos-sen hatte. Die katholische Kirche machte dar-

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aus ein „Mysterium fidei“, ein „Geheimnis desGlaubens“, und umkleidete den Kult im Laufeder Jahrhunderte mit absonderlichen liturgi-schen Zeremonien und einer dem Volk unver-ständlich gewordenen Sprache. Die Wand-lungsworte hatten ihre angebliche Wirkungnur, wenn sie auf lateinisch, im Flüsterton, mitabgehacktem Wortlaut gesprochen und durcheine Vielzahl von Kreuzzeichen begleitet wur-den. Dabei musste der Priester auch eine be-stimmte Körperhaltung einnehmen und dieOblate (Brot) mit den genau vorgeschriebenenFingern festhalten. In diesem Augenblick wan-delte sich die Oblate angeblich wahrhaft –wirklich, substanzhaft, wesenhaft – in dasFleisch Christi um. Andächtig und die strengenVorschriften einhaltend, führte der Priester das„wirkliche“ Fleisch Jesu in seinen Mund. Dabeidurfte kein einziges Stückchen wegfallen. DasFleisch Jesu durfte nicht gekaut, gegessen wer-den, es musste vom Speichel aufgelöst werden.In derselben magisch-kultischen Haltung mus-ste auch der Inhalt des Kelches ausgetrunkenwerden. Brotschale und Kelch mussten ansch-liessend peinlichst genau gereinigt werden.

Wie heute in Fabriken bestimmte Teile einesGegenstandes serienweise pro Tag produziertwerden, so gab es im Mittelalter eine grosseMenge Extrapriester, die ihre Tagesarbeit vonmorgens bis abends mit Messelesen verbrach-ten – eine nach der anderen. Darum finden wirin vielen älteren Kirchen so viele Altäre. DasGeld für die Verstorbenen floss in die römisch-katholischen Zentren. Um dem durch die Päp-ste geweckten Bedürfnis des Volkes zu entspre-

ImMittelalter

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chen, brauchte es Messeleser in grosser Zahl.

Viele hervorragende, in den Heiligen Schrif-ten bewanderte Christen wandten sich gegensolche menschlichen Überlegungen und heid-nischen Philosophien und wiesen immer wie-der auf die Lehre in den Heiligen Schriften hin.

Um solchem Widerstand ein Ende zu setzenund die klerikale Macht auszubauen, machtePapst Innozenz III. (1169-1216) anlässlich desLaterankonzils (1215) die Irrlehre der realenwirklichen Verwandlung von Brot und Wein inden wirklichen Leib und das wirkliche BlutJesu zum Dogma, zur unumstösslichen, heils-notwendigen Lehre.

Rund 1215 Jahre nach Jesus und der Lehreder Apostel wurde das Dogma von der Wand-lung errichtet! Seit dann müssen alle Päpsteund alle römischen Katholiken an dieser Irr-lehre festhalten, um gerettet zu werden.

Papst Honorius III. (1216-1227) verlangte abdem Jahre 1220, dass alle dieses Brot (Hostie)anbeten müssen. Seit diesem Zeitpunkt hebtder Priester nach dem Wandlungsritual dieHostie und den Kelch vor allen sichtbar in dieHöhe (elevatio). Im Werk „Die äusseren Formender Katholischen Kirche“ (J.F. Sullivan; Pattloch Ver-lag, S. 394) wird die „elevatio“ so kommentiert:„Durch diese Zeremonie will man dem Volkdas heiligste Sakrament zeigen und darum sol-len wir darauf hinblicken. Papst Pius X. ge-währte einen besonderen Ablass von 7 Jahrenall jenen, mögen sie nun demütig das Haupt

1215 n.Chr.

1220 n.Chr.

„Die äusserenFormen derKatholischenKirche“ J. F. Sullivan

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neigen oder auf die konsekrierte Hostie schau-en, die in Glaube, Ehrfurcht und Liebe spre-chen: ‚Mein Herr und mein Gott!‘“

zitiert in: W. Bühne: „Ich bin auch katholisch“, S. 75

Ab 1227 musste Glockengeläute die Hand-lung des Priester am Altar anzeigen. EinigeJahrzehnte später, 1264, kam das Fronleich-namsfest auf.

Ab 1406, als mehrere Päpste gleichzeitig re-gierten und Krieg gegeneinander führten, durf-te bei der Messe nur mehr der Klerus (katholi-sche Priesterschaft) aus dem Kelch trinken. DerKelch durfte nicht mehr, wie Jesus es angeord-net hatte, allen Versammelten gereicht werden.So riss der Klerus mehr und mehr an sich, wasallen Gläubigen gehören sollte und betontedamit seine eigene Macht. (Es wird gelegentlichgesagt, dies sei geschehen, um der Gefahr vor-zubeugen, dass das „Blut“ verunehrt werde.Aber dann hätte man ebenso das Brot nichtmehr brechen und austeilen dürfen!)

Vor und während der Reformationszeit im16. Jahrhundert flammte die Auseinander-setzung zwischen der katholisch-heidnischenWandlungspraxis (der Messe) und dem Abend-mahl Jesu wieder neu auf.

Eine grosse Zahl von römisch-katholischenPriestern entledigte sich dieser ungöttlichenSatzungen, die im Laufe der Jahrhunderte dasschlichte Brechen des Brotes und das Herum-reichen des Kelches zum Gedächtnis an JesuLeiden, Sterben und Auferstehung mehr undmehr überlagert hatten. Viele von ihnen kehr-

W. Bühne„Ich bin auch

katholisch“

1227 n.Chr.

1264 n.Chr.

1406 n.Chr.

16. Jh.

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ten zum ursprünglichen Gebot und zur ur-sprünglichen Absicht des Herrn zurück.

Das Konzil von Trient bestätigte 1551, alsReaktion auf die Reformation, diese Irrlehre:„Durch die Weihe von Brot und Wein vollziehtsich die Wandlung der ganzen Brotsubstanz indie Substanz des Leibes Christi, unseres Herrn,und der ganzen Weinsubstanz in die Substanzseines Blutes. Und diese Wandlung ist von derkatholischen Kirche zutreffend und im eigentli-chen Sinn Wesensverwandlung (transsubstan-tiatio) genannt worden.“

„Der Glaube der Kirche“, S. 386

Auch das Zweite Vatikanische Konzil unddas neue Kirchenrecht (1983) halten an dieserIrrlehre fest.

Wohl ist der liturgische Ablauf der Messe seitder Liturgiereform verändert worden. Diesdarf uns aber nicht darüber hinwegtäuschen,dass das Opferwesen wie in den heidnischenMysterienkulten weiterpraktiziert wird.

„Gebt acht, dass euch niemand mit seiner Philosophie

und falschen Lehre verführt, die sich nur auf menschliche

Überlieferung stützen und sich auf die Elementarmächte der Welt,

nicht auf Christus berufen.“Kolosser 2,8

„Der Glaubeder Kirche“,Artikel 572

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Die Messliturgie

Die römische Kirche lehrt im Dogmaüber die 7 Sakramente, die das Heilvermitteln: „Alle diese Sakramente

werden in drei Stücken vollzogen: durchden dinglichen Vollzug als Materie, durch dieWorte als Form, durch die Person des Spen-ders, der das Sakrament erteilt in der Absicht,zu tun, was die Kirche tut. Wenn eines vondiesen drei Stücken fehlt, so wird das Sakra-ment nicht vollzogen.“

„Der Glaube der Kirche“, S. 353

Beim Messopfer ist die Materie die Hostie,der Wein und das Wasser. Die Worte als Formist eines der vier Hochgebete. Wer ist der Inha-ber der Wandlungsvollmacht? „Inhaber der Konsekrationsgewalt ist nur der gültig geweih-te Priester.“

„Grundriss der Katholischen Dogmatik“, S. 475

Nur der Priester kann also die Einsetzungs-worte sprechen, die die Wesensverwandlungbewirken.

Vergeblich suchen wir bei Jesus Christus undden Aposteln nach dieser magischen 3-Stücke-Lehre!

Die Feier der 7 Sakramente, Liturgie genannt,sind heilsnotwendige Ereignisse im Leben derrömisch-katholischen Kirche, vor allem dieregelmässige Feier der Messe. „Dennoch ist dieLiturgie der Höhepunkt, dem das Tun der Kir-che zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der

„Der Glaubeder Kirche“,

Artikel 501-503

„Grund-riss der

Katholischen Dogmatik“

Zweites Vatikanum, Liturgie 10

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all ihre Kraft strömt. ... Aus der Liturgie, beson-ders aus der Eucharistie, fliesst uns wie auseiner Quelle die Gnade zu...“

„Kleines Konzilskompendium“, S. 56

„In der Liturgie, besonders im heiligen Opferder Eucharistie, ‘vollzieht sich das Werk unse-rer Erlösung.’“ „Kleines Konzilskompendium“, S. 51

„…denn nach der Verwandlung der Sub-stanz bzw. Natur des Brotes und des Weines inden Leib und das Blut Christi bleibt nichts vonBrot und Wein ausser allein die Gestalten; unterdiesen ist der ganze und unversehrte Christusin seiner physischen „Wirklichkeit“ da, auchleiblich gegenwärtig,…“ „Kompendium der

Glaubensbekenntnisse“, S. 1332

„Die Wirkung dieses Sakramentes in der See-le des würdigen Empfängers ist die Vereini-gung des Menschen mit Christus.“

„Der Glaube der Kirche“, S. 381

„Um dieses grosse Werk [das Erlösungs-werk] voll zu verwirklichen, ist Christus sei-ner Kirche immerdar gegenwärtig, besondersin den liturgischen Handlungen. Gegenwärtigist er im Opfer der Messe sowohl in derPerson dessen, der den priesterlichen Dienstvollzieht – denn ‘derselbe bringt das Opferjetzt dar durch den Dienst der Priester, dersich einst am Kreuz selbst dargebracht hat’ –,wie vor allem unter den eucharistischen Ge-stalten. Gegenwärtig ist er mit seiner Kraft inden Sakramenten, …“

„Kleines Konzilskompendium“, S. 54

Zweites Vatikanum,Liturgie 2

„Kompendiumder Glaubens-bekenntnisse“,Artikel 4413

„Der Glaubeder Kirche“,Artikel 566

ZweitesVatikanum,Liturgie 7

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Instruktionen für den Priester

Zu verschiedensten Anlässen wird dieMesse gefeiert. Dabei sind genaue litur-gische Gewänder mit bestimmten Far- ben für die Darbringung des Messopfers

vorgeschrieben: „Die Priester und die Diakonehaben bei der Feier der Eucharistie die in denRubriken vorgeschriebenen liturgischen Ge-wänder zu tragen.“

„Codex des kanonischen Rechtes“, S. 419

Für den Akt der Verwandlung des Brotes undWeines in den Leib und das Blut Jesu (sakra-mentale Handlung) müssen sich die Priester aneines der vier vorgegebenen Hochgebetsfor-mulare halten. Sie müssen diese Form in Wortund Gestik einhalten, sonst würden die Gabennicht wirklich gewandelt.

Betrachten wir das zweite Hochgebet für dieMessfeier. Während der Priester die Händewaagerecht über Brot und Wein ausbreitet,betet er: „Ja, heilig bist Du, Gott, Du Quell allerHeiligkeit. Darum bitten wir Dich: Heiligediese Gaben durch den Hauch deines Geistes,dass sie uns werden Leib und Blut deinesSohnes, unseres Herrn Jesus Christus.“ Wäh-rend er diese letzten Worte spricht, macht er einKreuzzeichen über die Gaben. In diesemAugenblick macht er das Brot und den Wein zueinem Gott für die Katholiken.

Nun nimmt er die grosse Hostie in die Händeund vermischt, gebunden an das Messformu-lar, biblische Texte vom Abendmahl mit seinemmagischen Ritual: „Denn am Abend, da er aus-

„Codex deskanonischen

Rechtes“,Can. 929

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geliefert wurde und sich dem Leiden unterwarf,nahm er das Brot und sagte Dank, brach es undreichte es seinen Jüngern mit den Worten: Nehmetund esset alle davon: das ist mein Leib, der für euchhingegeben wird.“ Er vollzieht in anbetenderHaltung eine Kniebeuge.

Dann nimmt er den Kelch in die Hände undbetet: „Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch,dankte wiederum und reichte ihn seinen Jüngernmit den Worten: Nehmet und trinket alle daraus:das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes,mein Blut, das für euch und für alle vergossen wirdzur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinemGedächtnis.“ Katholisches Kirchengesangbuch, S. 325

Wiederum betet er Brot und Wein an, indemer eine Kniebeuge vollzieht.

Nach diesen Worten spricht er „Geheimnisdes Glaubens.“

(Im zweiten der Zehn Gebote verbietet unsGott die Kniebeuge vor Gegenständen: „Dusollst dir kein Götterbild machen … Du sollst dichvor ihnen nicht niederwerfen.“ (2 Mose 20,4-5)*

Die katholische Kirche strich das ZweiteGebot schon sehr früh aus dem Lehrunterrichtund teilte dafür das Zehnte in zwei Gebote auf,damit die Anzahl wieder stimmte. Im neuenKatechismus wird der Inhalt des Zweiten Ge-botes zwar knapp erwähnt, aber irreführender-weise als dem Ersten Gebot zugehörig.)

Nach der Wandlung und dem unblutigenOpfer bringt der katholische Priester Dankes-

KatholischesKirchen-gesangbuch

„Du sollstdir keinGötterbildmachen ...Du sollstdich nichtvor ihnenniederwer-fen.“2 Mose 20,4-5

* zitiert nach der Revidierten Elberfelder Übersetzung

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gebete dar und ruft die Toten (die Himmels-königin und von den Päpsten heiliggesproche-ne Katholiken) an. Vor dem Austeilen derHostie hebt er die in zwei Hälften geteilte Brot-scheibe hoch und betet: „Seht das LammGottes, das hinwegnimmt die Sünden derWelt“. Die Messbesucher schlagen sich einmalan die Brust und beten sogleich: „Herr, ich binnicht würdig, dass Du eingehst unter meinDach; aber sprich nur ein Wort, so wird meineSeele gesund.“ Darauf spricht der Priester, dieHostie allen zeigend: „Wer von diesem Broteisst, hat das ewige Leben.“ Dann legt der Prie-ster oder ein Kommunionhelfer die Brotscheibein die Hände oder auf die Zunge des Emp-fängers und spricht dabei: „Der Leib Christi“.Der Empfänger antwortet mit „Amen“.

Der aufrichtige Katholik schluckt diese Brot-scheibe im Glauben, dass Gott nun in seinemLeibe und Herzen wohnt. Er glaubt, damit dieErlösung, die Heiligung und die Unsterb-lichkeit eingenommen zu haben. So lehrt es die römisch-katholische Kirche, vorausgesetzt,dass sich der Vollzieher der Wandlung (derPriester) genau an das vorgeschriebene magi-sche Ritual gehalten hat.

Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil musstedie Messe in lateinischer Sprache gelesen wer-den. Aus dem lateinischen Satz „Hoc est Cor-pus…“ („dies ist mein Leib…“) entstand imLauf der Zeit der Begriff „Hokuspokus“, derbis heute im Zusammenhang mit zauberhaften,geheimnisvollen Ritualen gebraucht wird!

Während wir über die ersten Christen lesen:

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„Sie brachen in ihren Häusern das Brot undhielten miteinander Mahl in Freude und Einfalt des Herzens“ (Apostelgeschichte 2,46), wurde dieFeier des Abendmahls im Laufe der Jahr-hunderte zu einem „Mysterium fidei“ (einem„Geheimnis des Glaubens“), das die eigentlicheMitte des Gottesdienstes, die Verkündigungdes Wortes Gottes, mehr und mehr in denHintergrund drängte. Das Brot und der Weinwurden zu einem Zaubermittel der Unsterb-lichkeit, wie es die Heiden kannten.

Wie auch heute, so forschten die Menschenzu allen Zeiten und in allen Religionen nachHeilmedizin oder Arznei für die Unsterb-lichkeit. Im Zauber- und Mysterienkult findenwir durch alle Zeiten hindurch den Glauben anein Heilmittel gegen den Tod vor. Schon imZusammenhang mit der altägyptischen GöttinIsis wird die Arznei der Unsterblichkeit, einHeil- oder Zaubertrank, erwähnt.

In katholischen Todesanzeigen findet sichmanchmal der Beisatz „Versehen mit den Trö-stungen der heiligen Religion“. Diese Bemer-kung bedeutet, dass der Verstorbene kurz vordem Tod die Hostie empfangen hat.

Wäre es nicht ehrlicher zu sagen: „Er hat einletztes Mal den Brotgott des Papstes empfan-gen, als Stärkung auf der Reise durchs Fege-feuer.“?

„Sie brachenin ihren Häusern das Brotund hielten miteinanderMahl inFreude undEinfalt desHerzens.“Apg. 2,46

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Die Macht des Priesters

Der Jesuit Pater Franz-Xaver Esser schreibtin seinem Buch „Zepter und Schlüssel inder Hand des Priesters“:

„Mit seinem Zepter dringt der Priester inden Himmel ein und holt den Gottessohn ausdem geschlossenen Kreise der Engelchöre; unddiese allesamt sind machtlos, können es nichthindern. Auch wird an ihm das TraumbildJosephs erneute Wirklichkeit: nicht bloss dassSonne, Mond und Sterne sich vor ihm neigen,sondern sogar die Allgebieterin Natur. Er darfmit ihren sonst so starren, unnachgiebigenGesetzen schalten, wie es ihm gefällt. Der letz-te, höchste Machtbereich indessen steht nochaus: der Gottessohn selbst wird ihm untertan,gehorcht ihm 'bis zum Tode, und zwar demKreuzestode'. Das lehrt der allgemeine Glaubeunserer Kirche... Ja, die heilige Messe, betrach-tet als unblutige Erneuerung des Kreuzes-opfers, ist der Gipfel aller Priestermacht, gleich-sam der Knauf am goldenen Zepter. ...

Die rohen Henkersknechte wollten im Geth-semanigarten den Herrn gefangen nehmenund zum Richter schleppen. Da sagte er zuihnen in majestätischer Ruhe: 'Wen suchet ihr?Ich bin's.' Und wie vom Schlag getroffen san-ken alle auf den Boden, gleich Halmen einesFeldes, in die die Sichel fällt. Ein solchesSchicksal braucht der Priester nicht zu fürchten.Er nimmt das goldene Zepter in die Hand undspricht zum ewigen Gottessohn in Worten, dieeinst Abraham wie scharfe Schwerter in dieSeele schnitten: 'Zieh fort aus deinem Lande,verlass die Anverwandten und dein Vaterhaus

„Zepter undSchlüssel in

der Hand des Priesters“

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und komm mit in das Land, das ich dir zeigenwerde' (1 Mo 12,1). Wie aber nennt sich diesesLand? Kalvaria [Golgatha] mit dem Kreuzes-balken. Und Jesus leistet unverzüglich Folgeund öffnet seinen Mund zu keiner Widerrede.O könnten doch die Priester auch nur ein einzi-ges Mal mit Augen sehen, wie willig GottesSohn sich ihren Worten fügt! Wie wüchse dannvor ihnen die eigene Grösse zu einem himmel-hohen Berge!“ a.a.O. S. 15-17

Die Priester (der Klerus) haben also dieMacht, über Gott zu bestimmen! Das ist Blas-phemie und Psychoterror zugleich. Wer JESUSCHRISTUS liebt, wendet sich von einem sol-chen Götzenkult ab, bei dem das Geschöpf sichüber den Schöpfer erhebt!

Diese Vollmacht der Priester wurde vonPapst Innozenz III. auch mit der Einführungder heilsnotwendigen Ohrenbeichte (heutemindestens einmal im Jahr) und der Inquisitionverknüpft. Dadurch konnte das vatikanischeAgentennetz engmaschiger werden.

Die Päpste strebten zu jeder Zeit die Herr-schaft über die Menschheit an. Wer herrschenwill, muss bestimmte Methoden entwickelnund zwar „im Namen Gottes“. Ein bewährtesMittel in der Hand der Päpste war und ist wohldies: Aus den einfachen Lehren Jesu und derApostel entwickelt man eine ausgeklügelteSakramentenphilosophie und -theologie, dieals heilsnotwendig durchgesetzt wird. Durchdiese unverständliche Philosophie verliert dasVolk den Zugang zur Wahrheit. Und weil dem

Wer JesusChristusliebt, wendet sichvon einem Götzenkultab, bei dem dasGeschöpfsich über denSchöpfererhebt!

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religiösen Volk der Bezug zur Bibel fehlt, ist esihm unmöglich, diese „im Namen Gottes“ her-ausgegebenen Philosophien nachzuprüfen. Esvertraut im guten Glauben einfach den Lehrenseiner Führer! Darum stehen so viele Katho-liken der biblischen Wahrheit gleichgültig, jasogar ablehnend gegenüber.

Das Einhalten dieser religiösen Zeremonienprägt allmählich den Ablauf des religiösenLebens und wird zur eingefleischten heiligenTradition, die man rein gefühlsmässig nichtmehr missen will oder aus einer magisch/okkulten/spiritistischen Gebundenheit nichtmehr loslassen kann. Davon kann man nurdurch Gottes Wort Befreiung erfahren: „Dennlebendig ist das Wort Gottes, kraftvoll und schär-fer als jedes zweischneidige Schwert; es dringtdurch bis zur Scheidung von Seele und Geist, vonGelenk und Mark; es richtet über die Regungenund Gedanken des Herzens; vor ihm bleibt keinGeschöpf verborgen, sondern alles liegt nackt undbloss vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaftschulden.“ (Hebräerbrief 4,12-13)

Wir verstehen, warum die römisch-katholi-sche Obrigkeit mit allen erdenklichen Ausre-den, Philosophien und Interpretationen vorGottes Wort die Flucht ergreift und die katho-lische Volksmasse gefangen mitschleppt. DieAngst vor der Wahrheit ist enorm!

„Dennlebendig

ist dasWort

Gottes,kraftvoll

und schärferals jedes

zwei-schneidigeSchwert.“

Heb. 4,12

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Aufgelockerte Liturgie – unveränderbare Dogmen!

Die Führer der katholischen Kirche lehrenauf dem Zweiten Vatikanischen Konzil:„Damit das christliche Volk in der heili-

gen Liturgie die Fülle der Gnaden mit grös-serer Sicherheit erlange, ist es der Wunsch derheiligen Mutter Kirche, eine allgemeine Erneu-erung der Liturgie sorgfältig in die Wege zu lei-ten. Denn die Liturgie enthält einen kraft göttli-cher Einsetzung unveränderlichen Teil undTeile, die dem Wandel unterworfen sind. DieseTeile können sich im Laufe der Zeit ändern,oder sie müssen es sogar, wenn sich etwas in sieeingeschlichen haben sollte, was der innerenWesensart der Liturgie weniger entspricht oderwenn sie sich als weniger geeignet herausge-stellt haben.“ „Kleines Konzilskompendium“, S. 59

Bis anfangs des 20. Jahrhunderts durften dieKatholiken, wenn sie am nächsten Tag zurFrühmesse gehen wollten, ab Mitternacht keineSpeisen und Getränke mehr zu sich nehmen.Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65)mussten sie noch 3 Stunden vor dem Empfangder Kommunion Enthaltsamkeit üben.

Seit dem neuen Kirchenrecht gilt nun: „Werdie heiligste Eucharistie empfangen will, hatsich innerhalb eines Zeitraumes von wenig-stens einer Stunde vor der heiligen Kom-munion aller Speisen und Getränke mit alleini-ger Ausnahme von Wasser und Arznei zu ent-halten.“

„Codex des kanonischen Rechtes“, Can. 919 § 1, S. 417

ZweitesVatikanum,Liturgie 21

ZweitesVatikanischesKonzil 1962-65

„Codex deskanonischenRechtes“,Can. 919 § 1

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Über die Häufigkeit der Teilnahme an derKommunion sagt das neue Kirchenrecht:„Jeder Gläubige ist, nachdem er zur heiligstenEucharistie geführt worden ist, verpflichtet,wenigstens einmal im Jahr die heilige Kom-munion zu empfangen. Dieses Gebot muss inder österlichen Zeit erfüllt werden, wenn ihmnicht aus gerechtem Grund zu einer anderenZeit innerhalb des Jahres Genüge getan wird.“

„Codex des kanonischen Rechtes“, §1-2, S. 417

Niemand, auch nicht der römisch-katholi-sche Priester, darf die durch die Konzilien aner-kannten Liturgieformen (geschweige denn ir-gendein Dogma!) ändern:

„Treu der Überlieferung erklärt das HeiligeKonzil schliesslich, dass die Heilige MutterKirche allen rechtlich anerkannten Riten glei-ches Recht und gleiche Ehre zuerkennt. Es istihr Wille, dass diese Riten in Zukunft erhaltenund in jeder Weise gefördert werden.“

„Kleines Konzilskompendium“, S. 52

„Deshalb darf durchaus niemand sonst, auchwenn er Priester wäre, nach eigenem Gutdün-ken in der Liturgie etwas hinzufügen, wegneh-men oder ändern.“

„Kleines Konzilskompendium“, S. 60

Die Sakramente in der Liturgie stehen somitüber Gottes Wort. Was man in der Liturgienicht darf, nämlich etwas hinzufügen, weg-nehmen oder ändern, das macht diese Kirchelaufend mit dem Wort Gottes.

„Codex deskanonischen

Rechtes“,Can. 920

§1-2

ZweitesVatikanum,

Liturgie 4

ZweitesVatikanum,Liturgie 22

§3

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„Ihr sollt demWortlautdessen,worauf icheuch ver-pflichte,nichts hin-zufügenund nichtsdavon weg-nehmen.“5 Mose 4,2

Gerade davor warnt uns Gott: „Ihr sollt dem Wortlaut dessen, worauf ich euch verpflichte,nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen.“

(5 Mose 4,2)„Füge seinen Worten nichts hinzu, sonst über-

führt er dich, und du stehst als Lügner da.“(Sprüche 30,6; siehe auch Offenbarung 22,18-19)

Also lassen wir uns nicht täuschen. Auchwenn äussere Formen in der Liturgie auf-gelockert worden sind, bleibt gerade der unbib-lische Inhalt der Messe und bildet das Zentrumklerikaler Machtausübung. Für die Mitgliederder katholischen Kirche sind diese dogmati-schen Grundsätze als heilsnotwendig immerzu glauben und zu halten. Ebenso unterschrei-ben alle, die mit der römisch-katholischen Kir-che Ökumene treiben, diese teuflische Irrlehre.

„Ich bezeuge jedem, der die prophetischen Worte

dieses Buches hört: Wer etwas hinzufügt,dem wird Gott die Plagen zufügen,

von denen in diesem Buch geschrieben steht. Und wer etwas wegnimmt von

den prophetischen Worten dieses Buches,dem wird Gott seinen Anteil

am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt wegnehmen,

von denen in diesem Buch geschrieben steht.“ Offenbarung 22,18-19

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3Mit welchen Bibelstellen begründet die

römisch-katholische Kirche den Wand-lungsakt bei der Messe? Es sind diesvor allem zwei Aussagen:

„…das ist mein Leib“ Matthäus 26,26; (Mk 14,22;Lk 22,19; 1 Kor 11,24), und Johannes 6, wo JesusChristus sagt:

„Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt,wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt,wird nie mehr Durst haben. (V. 35)

… Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr dasFleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blutnicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wermein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewigeLeben, und ich werde ihn auferwecken am LetztenTag. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise, undmein Blut ist wirklich ein Trank. Wer mein Fleischisst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ichbleibe in ihm“. (V. 53-56)

Jesus war Jude und er wusste, dass es ei-nem Juden von Gott her strengstens untersagtwar, Blut zu trinken (1 Mose 9,4; 3 Mose 17,10). JesuKnochen, Fleisch und Sehnen aufessen undsein Blut trinken hätte für sie eine unvorstellbarmakabre Handlung bedeutet. Selbst die Apos-tel hielten sich nach der Auferstehung Jesu andas Verbot von Blutgenuss (Apostelgeschichte 15,28-29). Als Jesus von Fleischessen und Bluttrin-ken sprach, nahmen seine Landsleute das ganz

Matthäus26,26

Johannes6,35

Johannes6,53-56

1 Mose 9,4;3 Mose 17,10

Apostel-geschichte15,28-29

Biblische Argumente gegen dieLehre von der Wandlung

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Wie kanner uns seinFleisch zuessengeben?Johannes6,60

wörtlich, auch seine Jünger. „Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleischzu essen geben? ... Viele seiner Jünger, die ihmzuhörten, sagten: Was er sagt, ist unerträglich. Werkann das anhören? Jesus erkannte, dass seine Jüngerdarüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihrAnstoss?“ (Johannes 6,52.60-61)

Hätten wir als aufmerksame religiöse Zuhö-rer nicht auch so reagiert?

Achten wir nun gut darauf, wie Jesus ihnenantwortet! Im Gegensatz zur römisch-katholi-schen Kirche entwickelt er keine philosophisch-theologische Abhandlung über Wandlung,Transsubstantiation, Wesensverwandlung; überdie Materie, die es braucht; dass dies ein Sak-rament sei; von einem Inhaber der Konsekra-tionsgewalt; von einem Priester, der gültig ge-weiht sein müsse; dass eine Form eingehaltenund bestimmte Konsekrationsworte gespro-chen werden müssen, damit er anwesend sei;dass das übernatürliche Leben der Seele ver-mehrt werde; dass es ausserordentliche undordentliche Spender geben müsse ... Weder vonAussetzung eines Allerheiligsten noch voneiner Mindestteilnahme am Messopfer einmalim Jahr noch von Fronleichnamsprozessionenist die Rede. Wir können jetzt beliebig weitere„heilsnotwendige Zusätze“ aufzählen, die Got-tes Wort klar widersprechen. Von all dem redenaber weder Jesus noch die Apostel. Es kam alleserst im Lauf der Jahrhunderte hinzu undwurde zum Ersatz für das wirklich Wahre.Diese Feststellung kann einen treu praktizie-renden römischen Katholiken hart treffen!

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Die Worte... sind Geist und Leben

„Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?“(Joh 6,52) Das war ihre Frage.

Jesus kannte das Sinnen und Verständnis sei-ner Zuhörer. Darum lässt er sie nicht einfach indieser Unklarheit stehen. Er gibt ihnen eineklare, verständliche Antwort in Vers 63 des 6. Kapitels: „Der Geist ist es, der lebendig macht;das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zueuch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben.Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben“.

Deutlicher konnte Jesus nicht sprechen: „dasFleisch nützt nichts.“ Alles Materielle, selbstBrot und was man daraus zu machen glaubt,nützt nichts, rettet nicht. „Der Geist ist es, derlebendig macht“; der Glaube an Jesus rettet undbefreit mich von der Sünde und vom Tod undgibt mir ewiges Leben.

Im Gespräch mit dem Ratsherrn Nikodemussagt Jesus ausdrücklich: „Denn Gott hat die Weltso sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab,damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht,sondern das ewige Leben hat. ... Wer an ihn glaubt,wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schongerichtet, weil er an den Namen des einzigen SohnesGottes nicht geglaubt hat.“ (Johannes 3,16.18)

Kein Sakrament, selbst wenn es mir in derForm von einem Bissen Brot gereicht wird, rettet mich, löst in meinem Innern etwas aus.Jesus Christus betont: „Die Worte, die ich zu euchgesprochen habe, sind Geist und Leben.“ Ja, dieWorte Jesu! Wenn die widergöttliche Lehre der

Johannes 6,52

„Der Geistist es, der

lebendigmacht...“

Johannes 6,63

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„Amen,amen, ichsage euch:Wer meinWort hörtund demglaubt, der michgesandthat, hat das ewigeLeben; er kommtnicht insGericht,sondern ist aus dem Tod ins Leben hinüberge-gangen.“Johannes 5,24

Johannes 6,61

Apostel-geschichte 1,9-11

römischen Kirche stimmen würde, so kämeniemand in den Himmel, der nicht wenigstenseinmal im Jahr das vom Priester durch die vor-gegebenen Worte und Zeremonien gewandelteBrot isst. Solch eine einschränkende Bedingungwiderspricht den folgenden Aussagen Jesu völ-lig: „Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Worthört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat dasewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern istaus dem Tod ins Leben hinübergegangen.“

(Johannes 5,24) „Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes; ihr hört

sie deshalb nicht, weil ihr nicht aus Gott seid. …Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er aufewig den Tod nicht schauen.“ (Johannes 8,47.52)

Die Apostel Petrus und Paulus bezeichnenLehren, die über das Evangelium hinausge-hen als 'ausgeklügelte Fabeln' (2 Petrus 1,16)*,und 'Philosophie und leerer Betrug nach derÜberlieferung der Menschen' (Kolosser 2,8)*.

Wagen wir es, uns über die Zeugen Jesu zustellen?

Leibhaftig auffahren sehen

Dass die Jünger den Herrn Jesus nicht wört-lich (leiblich) aufessen sollten, zeigt auch dieFrage, die Jesus seinen verwirrten Jüngern inJohannes 6,61 stellt: „Daran nehmt ihr Anstoss?Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohnhinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war?“ InApostelgeschichte 1,9-11 finden wir dann dieBestätigung, dass er wirklich leibhaftig in den

* nach der Revidierten Elberfelder Übersetzung zitiert.

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Himmel aufgefahren ist. Die Jünger hatten alsoerkannt, dass die Aufforderung, sein Fleisch zuessen, gleichnishaft zu verstehen war.

Jesus sprach ja gerne in Gleichnissen oder ingleichnishafter Weise. So sagt er zum Beispiel:„Ich bin die Tür“, „Ich bin der Weinstock“, „Ichbin das Licht“. … Wem von uns käme es in denSinn, einem Weinstock eine Kirche zu bauen,oder ihn in eine Monstranz zu legen, ihn an-zubeten, Kerzen anzuzünden, ihn mit Blumenzu schmücken und in Prozessionen herum-zutragen, weil Jesus gesagt hat: „Ich bin derWeinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibtund in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht;denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbrin-gen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebeweggeworfen, und er verdorrt.“ (Johannes 15,5-6a)

Oder wer würde eine Tür aufstellen und die-se anbeten, weil Jesus sagt: „Ich bin die Tür, wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden“.

(Johannes 10,9)

Hätten katholische Theologen im Frühmittel-alter auch diese Aussage wörtlich genommen,so stünde heute in jeder katholischen Kirche ein Türrahmen mit einer Tür aufgestellt. Bei je-der Mess- oder Liturgiefeier müssten alle Ka-tholiken bei einer Zeremonie andächtig durchdiese Tür schreiten, um das ewige Leben zuhaben.

„Tut dies zu meinem Gedächtnis!“

Das Abendmahl, das Jesus mit seinen Jün-

Johannes15,5-6a

Johannes10,9

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2 Mose 12

Lukas 22,7-8.14-18

2 Mose 12,5-7.21-26

gern feierte, war schlichtweg ein Gedächtnis-mahl. Er gedachte mit ihnen des Auszugs desVolkes Israel aus Ägypten (2 Mose 12). „Dann kam der Tag der Ungesäuerten Brote, an dem dasPaschalamm geschlachtet werden musste. Jesusschickte Petrus und Johannes in die Stadt und sagte:Geht und bereitet das Paschamahl für uns vor, damitwir es gemeinsam essen können ... Als die Stundegekommen war, begab er sich mit den Aposteln zuTisch. Und er sagte zu ihnen: Ich habe mich sehrdanach gesehnt, vor meinem Leiden dieses Pascha-mahl mit euch zu essen. Denn ich sage euch: Ichwerde es nicht mehr essen, bis das Mahl seine Er-füllung findet im Reich Gottes. Und er nahm denKelch, sprach das Dankgebet und sagte: Nehmt denWein, und verteilt ihn untereinander! Denn ich sageeuch: Von nun an werde ich nicht mehr von derFrucht des Weinstocks trinken, bis das Reich Gotteskommt.“ (Lukas 22,7-8.14-18)

Gott liess zur Zeit von Moses die 10. Plageüber die störrischen Ägypter hereinbrechen. Ertötete jeden Erstgeborenen des Landes. Die Is-raeliten bestrichen gemäss dem Willen Gottesdie Pfosten und Oberschwellen der Türen ihrerHäuser mit dem Blut eines fehlerlosen Lammes.Gott ging an diesen Häusern vorüber (pessach =vorübergehen), und verschonte das gläubige Volk.

(2 Mose 12,5-7.21-26)

Das Passahfest dauerte meistens eine Woche.Es wurde mit dem Schlachten des Passah-lammes eingeleitet. War dieses Lamm geopfert,leitete man über zum „Fest der ungesäuertenBrote“, weil die Israeliten in diesen Tagen nurungesäuerte Brote essen durften. Dies als Er-

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innerung daran, dass ihre Vorväter Ägyptensehr schnell verlassen mussten und sie keineZeit hatten, den Brotteig durchsäuern zu lassen.

Schlicht und einfach unterbricht Jesus nundie alttestamentlichen Handlungen und setztdas Gedächtnismahl ein, das auf Sein einmali-ges Opfer am Kreuz hinweist. Dieses ist die Er-füllung der alttestamentlichen Heilsverheis-sungen und die Vollendung der Opfer, die Gotttäglich dargebracht wurden.

Exkurs: Ein spezielles Priestertum?

Damit ist auch das besondere Priestertum,das nur bestimmten Menschen zugefal-len war, aufgehoben. Von da an ging das

Priestersein auf alle über, die an JesusChristus glauben und sich taufen lassen.

Innerhalb der neutestamentlichen Gemeindegibt es zwar verschiedene Dienste, wie Paulussagt: „Und die einen hat Gott in der Gemeindegesetzt erstens zu Aposteln, zweitens (andere) zuPropheten, drittens zu Lehrern, sodann (Wunder-)Kräfte, sodann Gnadengaben der Heilungen, Hilfe-leistungen, Leitungen, Arten von Sprachen“

(1 Korinther 12,28)*

Aber doch gehören alle Gläubigen zur Prie-sterschaft, wie Petrus deutlich macht: „Kommtzu ihm [Christus], dem lebendigen Stein, der vonden Menschen verworfen, aber von Gott auserwähltund geehrt worden ist. Lasst euch als lebendigeSteine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer

* Zitiert nach der Revidierten Elberfelder Übersetzung

1 Korinther12,28

1 Petrus 2,4-5+9

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Offenbarung1,6; 5,10; 20,6

heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen. …Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine kö-nigliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk,das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr diegrossen Taten dessen verkündet, der euch aus derFinsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.“

(1 Petrus 2,4-5.9)

Auch Johannes betont die eine Priesterschaftaller: „Er liebt uns und hat uns von unseren Sün-den erlöst durch sein Blut; er hat uns zu Königengemacht und zu Priestern vor Gott, seinem Vater.Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht in alleEwigkeit. Amen.“

(Offenbarung 1,6; vgl. Kap. 5,10 und Kap. 20,6)

Die römisch-katholische Kirche aber lehrt dasGegenteil. Seit Ende des 3. Jahrhunderts trenntsie die neutestamentliche Priesterschaft in zweiTeile, in zwei Arten, wie auch der neue katholi-sche Katechismus weiterhin festhält. Entgegender Lehre Jesu, Petri, Johannes' und der ande-ren Apostel setzt sie für bestimmte Dienste einSakrament der Weihe ein. Dies ist eine abson-derliche Irrlehre, die nur dazu dienen soll, dassder Klerus Macht über die Laien ausüben unddie wahren Christen besser unterdrücken undverfolgen kann. Darum ging es auch bei derEinführung des Dogmas der sogenanntenWandlung in der Messe.

Nach katholischer Lehre hat Jesus Christusbeim Letzten Abendmahl das katholische Mess-opfer eingesetzt, gestiftet und aus seinen Jün-gern katholische Priester gemacht, die den Men-

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schen durch den täglich erneuerten OpfertodJesu Christi in der Messe das Heil vermitteln.„Unser Erlöser hat beim Letzten Abendmahl inder Nacht, da der er überliefert wurde, daseucharistische Opfer seines Leibes und Bluteseingesetzt, um dadurch das Opfer des Kreuzesdurch die Zeiten hindurch bis zu seinerWiederkunft fortdauern zu lassen…“

„Kleines Konzilskompendium“, S. 67

Davon ist aber in der Bibel keine Rede.

Das Zweite Vatikanische Konzil lehrt: „Damitdie Gläubigen zu einem Leib … zusammen-wachsen, hat der gleiche Herr einige von ihnenzu amtlichen Dienern eingesetzt. Sie sollten inder Gemeinde der Gläubigen heilige Weihevoll-macht besitzen zur Darbringung des Opfersund zur Nachlassung der Sünden und das prie-sterliche Amt öffentlich vor den Menschen inChristi Namen verwalten.“

„Kleines Konzilskompendium“, S. 562

Auch davon ist keine Rede in der Bibel!

Das Sakrament der Priesterweihe „zeichnetdie Priester durch die Salbung des HeiligenGeistes mit einem besonderen Prägemal undmacht sie auf diese Weise dem Priester Christusgleichförmig, so dass sie in der Person desHauptes Christus handeln können.“

„Kleines Konzilskompendium“, S. 562-563

„Der Amtspriester nämlich bildet kraft seinerheiligen Gewalt, die er innehat, das priesterli-che Volk heran und leitet es; er vollzieht in der

ZweitesVatikanum,Liturgie 47

ZweitesVatikanum,

Priester 2

ZweitesVatikanum,

Priester 2

ZweitesVatikanum,

Kirche 10

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H. Haag,„Worauf esankommt“

Person Christi das eucharistische Opfer undbringt es im Namen des ganzen Volkes Gottdar.“ „Kleines Konzilskompendium“, S. 134

Auch dies finden wir nirgends in der Bibel.

In seinem neuen Buch „Worauf es ankommt“(Herder-Verlag, 1997) bestätigt Herbert Haag,katholischer Theologe an der Luzerner Theolo-genschule, dass die römisch-katholische Lehreüber das Priestertum und das Messopfer nichtaus der Bibel stammt.

Als die Stunde gekommen war, begab er sich mit den Aposteln zu Tisch.

Und er sagte zu ihnen: Ich habe mich sehr danach gesehnt,

vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen. Denn ich sage euch:

Ich werde es nicht mehr essen, bis das Mahl seine Erfüllung findet

im Reich Gottes. Und er nahm den Kelch,

sprach das Dankgebet und sagte: Nehmt den Wein,

und verteilt ihn untereinander! Denn ich sage euch:

Von nun an werde ich nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken,

bis das Reich Gottes kommt.Lukas 22,7-8.14-18

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4Was genau tat nun Jesus, als Er das

Abendmahl einführte? „Und er nahm Brot, sprach das Dank-

gebet, brach das Brot und reichte es ihnenmit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hin-gegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis!Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch undsagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinemBlut, das für euch vergossen wird“. (Lukas 22,19-20)

Das ist die ganze „Messe“!

Jesus weist darauf hin, dass er als das end-gültige, wahre, einzige und damit letzte Pas-sah-Lamm des Neuen Bundes Sein Blut amKreuz von Golgatha zur Vergebung der Sün-den für viele vergiessen wird. (Matthäus 26,28)

Nicht das Brot, das gebrochen und gegessenwird, nicht der Wein im Kelch, der getrunkenwird, sind etwas Spezielles oder bewirkenetwas Spezielles. Sie sind Zeichen dessen, wasbald am Kreuz geschehen sollte – für unsgeschehen ist. Fortan werden alle zum Abend-mahl Versammelten, sooft sie das Brot brechenund den Kelch herumreichen, des für siegewaltigen heilsnotwendigen Geschehens amKreuz von Golgatha gedenken. Sie werden da-durch auch an die unweigerlichen Konsequen-zen erinnert, die dieses Geschehen für den All-tag der Christen mit sich bringt.

„Tut dies zu meinem

Gedächtnis“Lukas 22,19

Matthäus26,28

Das biblische Abendmahl

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„Ich sageeuch: Vonjetzt anwerde ichnicht mehrvon derFrucht desWeinstockstrinken...“Matthäus26,27-29

Lukas 22,19; 1 Korinther11,25

Läge die Bedeutung im Geniessen des Brotes(Hostie) als des gegenwärtigen Leibes Christiund im Trinken aus dem Kelch als dem gegen-wärtigen Blut Christi – ganz real, konkret –dann hätte Jesus Sein eigenes Fleisch essen undSein eigenes Blut trinken müssen, dann hätte erseinen Jüngern buchstäblich von seinem wirkli-chen irdischen Leib ein Stück Fleisch zu essenund einen Becher voller Blut zu trinken gege-ben. Zu makaber!

Lesen wir doch in Matthäus 26,27-29 nach:„Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebetund reichte ihn den Jüngern mit den Worten:Trinkt alle daraus; das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Ver-gebung der Sünden.“

Und nun folgt etwas Erstaunliches: „Ich sageeuch: Von jetzt an werde ich nicht mehr von derFrucht des Weinstocks trinken, bis zu dem Tag, an dem ich mit euch von neuem davon trinke imReich meines Vaters.“

Warum redet Jesus jetzt, nach der gemässkatholischem Glauben vollführten „Wand-lung“, von der Frucht des Weinstocks? Jetztmüsste er doch, nach römisch-katholischer Lehre, sagen: „ich werde nicht mehr von mei-nem Blut trinken, bis zu dem Tag ...“!

„Tut dies zu meinem Gedächtnis!“, lesen wir inLukas 22,19 und 1 Korinther 11,25. Aber wirsuchen dort (und in der ganzen HeiligenSchrift) vergeblich nach Angaben über vorge-schriebene Konsekrationsworte, über spezielleInhaber der Konsekrationsgewalt, geweihte

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Priester usw. Hätte Jesus statt des Abendmahls(als Gedächtnisfeier der einmaligen Heilstat am Kreuze) die katholische Messe mit all den„heilsnotwendigen“ Satzungen eingeführt,dann wäre das Neue Testament voll von Hin-weisen und Aufforderungen, dieses bedeu-tungsvolle Ritual ständig zu vollziehen! Wenndas Messritual mit all den einzuhaltenden Vor-schriften das Heil bewirken würde, warumspricht dann Johannes in seinem Evangeliumüberhaupt nicht von der Einsetzung desAbendmahls? Er überliefert uns aber das Gebetdes Herrn vor seiner Gefangennahme: „Das istdas ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott zuerkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast.“

(Johannes 17,3)Um die Lehre von der Wandlung zu rechtfer-

tigen, musste in den letzten Jahrhundertenimmer wieder das Wörtchen „ist“ herhalten.„Dies ist mein Leib“. Die christlichen Gelehrtenwiesen demgegenüber zu allen Zeiten auf denZusammenhang (Kontext) der Aussagen Jesuund der Apostel hin. Brot und Wein sind ganzklar Erinnerungszeichen für das Geschehen aufGolgatha – sie sind nicht der Leib, der dortgeopfert wurde. Heute bekennen auch vielerömisch-katholische Priester – wenn nichtoffen, so doch in ihren Herzen – dass sich dasWörtchen „ist“ auf den konkreten Leib Jesubezieht, der auf Golgatha geopfert worden ist.

Schon seit dem 2. Jahrhundert versuchten ei-nige Kirchenväter, die christliche Wahrheit ineinem philosophischen System festzunageln.Darin sollte alles Göttliche erfasst, in Katego-rien geordnet und zu jeder Zeit griffbereit sein.

„Das istdas ewige

Leben:dich, deneinzigenwahrenGott zu

erkennenund JesusChristus,

den dugesandt

hast.“Johannes

17,3

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Sie beabsichtigten damit, den christlichenGlauben den Wissenschaften und heidnischenBräuchen der damaligen Zeit ebenbürtig zumachen oder ihnen überzuordnen. Diese Be-mühungen haben die römisch-katholischeKirche von Jesu Absicht weggebracht und inein Labyrinth von Dogmen, Meinungen undIdeen verstrickt.

Die eigene Dogmatik verbietet es der katholi-schen Hierarchie, Busse zu tun, um aus diesemLabyrinth herausfinden zu können.

Mutige Kämpfer für die Wahrheit

John Wycliff (1320-1384), römisch-katho-lischer Priester und hervorragendster Ge-lehrter in Oxford, veröffentlichte 1381

ein Buch, in dem er die Wandlungslehre alsIrrlehre verwarf. Damit griff er auch die Machtder Priesterschaft an. „Schritt für Schritt, so wie er mit der Schrift immer vertrauter wurde,erkannte Wycliff deren ausschliessliche Auto-rität, und er wertete die anderen nur insoweit,als sie mit der Schrift übereinstimmten. ... Diebedingungslose, bindende Autorität der Hei-ligen Schrift war die grosse Wahrheit, von derWycliff Zeugnis gab, und die von seinenGegnern angegriffen wurde, weil beide Seitenerkannten, wie weitreichend die damit verbun-denen Folgen waren. ... So wurde er der Führerderer, die Befreiung durch Rückkehr zur Schriftund in der Nachfolge Christi suchten. In seinerAbhandlung 'Das Reich Gottes' und in anderenSchriften weist er nach, dass 'das Evangeliumvon Jesus Christus die einzige Quelle echter

John Wycliff(1320-1384)

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Religion' und dass 'die Schrift allein wahr' ist.Die Lehre, die er 'Herrschaft' nannte, stellte die Tatsache der persönlichen Beziehung zuGott und der direkten Verantwortlichkeit ihmgegenüber fest. Alle Autorität, so lehrte er,stammt von Gott, und alle, die Autorität ausü-ben, sind Gott für den Gebrauch dessen, was erihnen anvertraut hat, verantwortlich. Eine der-artige Lehre, die die herrschende Meinung vonder Autorität ohne Verantwortung der Päpsteund Könige, sowie von der Notwendigkeit derpriesterlichen Mittlertätigkeit geradezu leugne-te, stiess auf heftigen Widerstand. Dieser ver-stärkte sich noch, als Wycliff 1381 seine Ver-neinung der Transsubstantiation (Wandlung)veröffentlichte und so an die Wurzel der angeb-lichen wunderbaren Macht der Priester heran-ging, die es so lange möglich gemacht hatte, dieChristenheit zu beherrschen. ...“

Broadbent: „Gemeinde Jesu in Knechtsgestalt“, S. 114-116

Hieronymus von Prag und Johannes Hus(1317-1415), römisch-katholische Priester undGelehrte, verkündeten unerschrocken GottesWort als alleinige Wahrheit, das den Klerus unddie Päpste aus ihrem skandalösen Lebens-wandel herausführen kann. Auch sie verwar-fen die Wandlungslehre als im Widerspruch zuJesu Wort. Beide wurden exkommuniziert undals Abschreckungsmittel auf dem Konzil vonKonstanz öffentlich verbrannt.

Menno Simons (1492-1559), wurde im Altervon vierundzwanzig Jahren römisch-katholi-scher Priester im Dorf Pingjum in Friesland,Nordholland. Über diese Zeit schrieb er in sei-

Hieronymus;Johannes Hus

(1317-1415)

Menno Simons(1492-1559)

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ner Selbstbiographie: „Was die Schrift angeht,so hatte ich sie noch nie im Leben angerührt,denn ich fürchtete, dass, wenn ich sie läse, ichirregeführt werden könnte. ... Ein Jahr späterkam mir, sooft ich in der Messe mit Brot undWein zu tun hatte, der Gedanke, diese könntenvielleicht doch nicht des Herrn Fleisch und Blutsein. ... Anfangs glaubte ich, solche Gedankenkämen vom Teufel, der mich vom Glauben ab-wendig machen wollte. Oft beichtete und bete-te ich dieserhalb, aber ich konnte diese Ge-danken nicht loswerden.“ Er verbrachte seineZeit, zusammen mit anderen Priestern, mitTrinken und verschiedener sinnloser Kurzweil,und wann immer die Rede auf die Schrift kam,konnte er nur seine Spässe darüber machen.„Schliesslich“, schreibt er, „beschloss ich, dasNeue Testament einmal sorgfältig zu lesen. Ichwar noch nicht weit gekommen, als mir schonaufging, dass wir betrogen worden waren. ...“

Broadbent: „Gemeinde Jesu in Knechtsgestalt“ (S. 179)Auch er wandte sich später gegen die

römisch-katholischen Irrlehren wie Ablässe,Kindertaufe, Messe, Wandlung usw., aber auchgegen religiöse Schwärmerei ausserhalb derkatholischen Kirche. Auch er wurde aufsSchwerste verfolgt.

Viele weitere Priester lehrten im Laufe derJahrhunderte an den damaligen Hochschulen,andere in ihren Predigten und Schriften gegendiese falsche Lehre der Wandlung. Sie musstensich entweder dem Druck der Inquisition(päpstliche Geheimgarde) beugen oder miteinem schweren Leidensweg rechnen. Manchevon ihnen endeten qualvoll, aber im WortGottes festgegründet, auf dem Scheiterhaufen.

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5Wasser und Wein

Vom 2. Jahrhundert an weichen einigeKirchenväter in bestimmten Lehrenund Handlungen von der Lehre der

Apostel ab. Sie vermischen bestimmte jüdische Bräuche, die in Jesus ihre Erfüllung fanden oder heidnische Auffassungen undPraktiken mit der christlichen Lehre.

So auch im Abendmahlsverständnis mitder Zugabe von Wasser. Dieses Beispiel zeigtuns, wie solche kleine Extralehren Jesus unddamit das Evangelium unter den Menschenverwässern und kraftlos machen. Und weil dasWort Gottes dadurch abgedrängt wird, gedei-hen solche Meinungen zu heilsnotwendigenLehren heran.

Nach der Lehre der römischen Kirche mussvor der Wandlung mindestens ein TropfenWasser dem Wein beigegeben werden. DieseLehre kam im 2. Jahrhundert auf. Auf demKonzil von Trient (1562) wird folgende Inter-pretation dazu gegeben: „Endlich mahnt dieheilige Kirchenversammlung, dass es kirchli-che Vorschrift für die Priester ist, dem Wein, derim Kelch geopfert wird, Wasser beizumischen,sowohl deshalb, weil wohl auch Christus sogetan hat, ...“

„Der Glaube der Kirche“, S. 397

„Der Glaubeder Kirche“,Artikel 604

Bedenkliches rund um die Messe

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Auch das neue Kirchenrecht hält an diesenscheinbar so kleinen Nebensächlichkeiten fest:„Das hochheilige eucharistische Opfer mussmit Brot und Wein, dem ein wenig Wasser bei-zumischen ist, dargebracht werden.“

„Codex des kanonischen Rechtes“, S. 419

Nirgends lesen wir in der Bibel, dass Christusbeim Abendmahl dem Wein Wasser beige-mengt und dann eine Vorschrift daraus ge-macht hat.

Der „heilige“ Philosoph und Priester derrömischen Kirche, Thomas von Aquin und vie-le andere vor ihm stritten sich lange darüber, obnun das Wasser im Wein auch mit dem BlutJesu verwandelt würde oder nicht, wenn derPriester die Wandlungsformel spricht, oder obnur das Blut verwandelt würde, aber Wasserim Blut Jesu Wasser bleibe. Erzbischof Johannesvon Lyon bat in seiner Not um diese FragePapst Innozenz III. um eine Stellungnahme.Der Papst antwortete ihm am 29. November1202 folgendermassen: „Du hast auch gefragt,ob das Wasser mitsamt dem Wein in Blut ver-wandelt werde. Darüber aber sind die Meinun-gen bei den Scholastikern verschieden. Einigenämlich meinen, dass, da aus der Seite Christidie zwei vorzüglichen Sakramente flossen,nämlich das der Erlösung im Blute und das derWiedergeburt im Wasser, der Wein und dasWasser, die im Kelch gemischt werden, mitgöttlicher Kraft in jene beiden verwandelt wür-den. ... Andere aber behaupten, dass das Was-ser mitsamt dem Wein wesenhaft in Blut ver-wandelt werde, da es, vermischt mit Wein, in

„Codex deskanonischenRechtes“,Can. 924 §1

„Kompen-dium derGlaubensbe-kenntnisse“,Artikel 784

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Wein übergehe. ... Ausserdem kann gesagt wer-den, dass das Wasser nicht in Blut übergehe,sondern von den Akzidentien des früherenWeines umflossen bleibe. ... Jenes aber ist ruch-los zu glauben, was zu sagen sich mancheanmassten, dass nämlich das Wasser in Schleimverwandelt werde. ... Aber unter den vorge-nannten Meinungen wird jene für wahrschein-licher erachtet, die behauptet, das Wasserwerde mitsamt dem Wein in Blut verwandelt.“

„Kompendium der Glaubensbekenntnisse…“, S. 348

Auch Bischof Ugo von Ferrara wandte sichin demselben Anliegen an Papst Innozenz.Dieser schreibt ihm am 5. März 1209: „Du sagst,du habest in einem Unserer [*] Dekretalbriefegelesen, es sei ruchlos gewesen zu glauben,was zu sagen sich manche anmassten, nämlich,dass im Sakrament der Eucharistie das Wasserin Schleim verwandelt werde; denn sie behaup-ten fälschlicherweise, aus der Seite Christi seinicht Wasser, sondern eine wässerige Flüssig-keit herausgetreten. Wenn Du aber auch an-führst, dies hätten grosse und zuverlässigeMänner gemeint, deren Auffassung Du bis jetztin Wort und Schrift gefolgt bist, so wirst DuDich dennoch aufgrund dessen, weswegen Wirgegenteiliger Auffassung sind, genötigt sehen,Unserer Auffassung zuzustimmen. ... Dennwenn es nicht Wasser gewesen wäre, sondernSchleim, was aus der Seite des Erlösers heraus-trat, hätte jener, der es sah und Zeugnis für dieWahrheit ablegte, (vgl. Joh 19,35) sicherlich nicht'Wasser' sondern 'Schleim' gesagt. ... Es bleibt

„Kompen-dium der

Glaubens-bekennt-

nisse…“,Artikel 798

* mit der 1. Person Mehrzahl ist der Papst und sein Gottgemeint (pluralis majestatis)

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also übrig, dass jenes Wasser, wie es auchimmer beschaffen war, ob natürlich oder wun-derbar, ob von neuem durch göttliche Kraftgeschaffen oder von Bestandteilen aus irgend-einem Teil herausgelöst, zweifellos wahresWasser war.“

„Kompendium der Glaubensbekenntnisse…“, S. 356

Solche Fantastereien halten heute noch denBlick der katholischen Obrigkeit von der Wahr-heit des befreienden Wortes Gottes fern. AlleMitglieder der katholischen Kirche sind darangebunden.

Diese gelehrten Priester philosophierten auchlange darüber, was wohl mit einer Maus zumachen sei, die eine konsekrierte Hostie (vomPriester geweihter Brotteig) gefressen hatte. Obnun die Maus Tempel Gottes geworden sei undauch ihr besondere Ehre zuteil werden sollte,da doch die Maus durch das Essen des eucha-ristischen Brotes von Christus durchdrungenworden sei. Gott sei's gedankt führten dieseAuseinandersetzungen zu keinem heilsnot-wendigen Maus-Dogma!

Diese Männer waren im religiösen Lebenäusserst engagiert, aber treffen hier nicht dieWorte des Paulus an die Christen von Rom zu:„Brüder, ich wünsche von ganzem Herzen und betezu Gott, dass sie gerettet werden. Denn ich bezeugeihnen, dass sie Eifer haben für Gott; aber es ist einEifer ohne Erkenntnis. Da sie die GerechtigkeitGottes verkannten und ihre eigene aufrichten woll-ten, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nichtunterworfen.“? (Römer 10,1-3)

„Denn ichbezeugeihnen, dasssie Eiferhaben fürGott; aberes ist einEifer ohneErkenntnis“Römer 10,1

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Die Anbetung der Hostie – der Tabernakel

Der Priester, der das Messopfer darbringt,gebraucht dabei eine grosse sonnenähn-liche Brotscheibe (Oblate, Hostie), die

vor dem Genuss in zwei Hälften geteiltwird. Eine ebenso grosse geweihte Brotscheibewird im Tabernakel ständig zur Anbetung auf-bewahrt. Diese Brotscheibe und die Scheiben-reste, die bei der Messe übrigbleiben, werdenim Tabernakel aufbewahrt und als das Aller-heiligste oder die heilige Eucharistie angebetet.

Das Konzil von Trient hält fest: „So bleibtkein Zweifel, dass alle Christgläubigen nachder Weise, wie sie stets in der katholischen Kir-che geübt wurde, diesem heiligsten Sakramentbei der Verehrung die Huldigung der An-betung erweisen sollen, die man dem wahrenGott schuldet.“ „Der Glaube der Kirche“, S. 386

Das neue römisch-katholische Kirchenrecht(1983) hält folgerichtig an diesen Irrlehren fest:„Die Gläubigen sind zu grösster Wertschät-zung der heiligsten Eucharistie gehalten, in-dem sie ... in tiefer Andacht und häufig diesesSakrament empfangen und es mit höchsterAnbetung verehren.“

„Codex des kanonischen Rechtes“, S. 409

Das Zweite Vatikanische Konzil befiehlt: „DasGotteshaus, in dem die Heiligste Eucharistiegefeiert und aufbewahrt wird, in dem dieGläubigen sich versammeln und die Gegen-wart des auf dem Opferaltar für uns darge-brachten Erlösers zur Hilfe und zum Trost der

„Der Glaubeder Kirche“,Artikel 573

„Codex deskanonischen

Rechtes“,Can. 898

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Gläubigen verehrt wird, soll schön sein, geeig-net zu Gebet und heiliger Handlung.“

„Kleines Konzilskompendium“, S. 569

Die geweihten kleinen Brotscheiben (Obla-ten), die bei der Messe übrigbleiben, werden imTabernakel aufbewahrt. Dieses meist kunstvollangefertigte Ziergehäuse ist in der Mitte desHochaltars oder an der Seite des Kirchenchor-raums angebracht.

Das neue Kirchenrecht schreibt vor:„Die heiligste Eucharistie: 1° muss aufbewahrt werden in der Kathe-

dralkirche oder einer dieser gleichgestelltenKirche, in jeder Pfarrkirche und in der Kircheoder Kapelle, die mit dem Haus eines Ordens-instituts oder einer Gesellschaft des apostoli-schen Lebens verbunden ist;

2° kann aufbewahrt werden in der Pri-vatkapelle des Bischofs und, mit Erlaubnis desOrtsordinarius, in anderen Kirchen, Kapellenund Privatkapellen.

An geheiligten Orten, wo die heiligste Eucha-ristie aufbewahrt wird, muss ständig jemandda sein, der sie in seiner Obhut hat; soweit esmöglich ist, soll wenigstens zweimal im Monatein Priester dort die Messe feiern.“

„Codex des kanonischen Rechtes“, S. 423

„Der Tabernakel, in dem die heiligste Eu-charistie aufbewahrt wird, muss sich an irgend-einem hervorragenden Platz der Kirche oderKapelle befinden, der gut sichtbar, kunstvollausgestattet und zum Gebet geeignet ist.

Der Tabernakel, in dem ständig die heiligste

ZweitesVatikanum,Priester 6

„Codex deskanonischenRechtes“,Can. 934 § 1-2

„Codex deskanonischenRechtes“,Can. 938§ 2-3

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Eucharistie aufbewahrt wird, darf nicht beweg-lich sein; er muss aus festem, undurchsichtigemMaterial gefertigt und so verschlossen sein,dass, soweit irgend möglich, die Gefahr derProfanierung vermieden wird.“

„Codex des kanonischen Rechtes“, S. 423

„Vor dem Tabernakel, in dem die heiligsteEucharistie aufbewahrt wird, muss ununter-brochen ein besonderes Licht brennen, durchdas Christi Gegenwart angezeigt und verehrtwird.“ „Codex des kanonischen Rechtes“, S. 425

Bei besonderen liturgischen Feierlichkeitenoder Andachten wird die grosse Brotscheibe(Hostie) in eine Monstranz gelegt, und allensichtbar zur Huldigung und Anbetung aufge-stellt (ausgesetzt). Die Monstranz ist ein meistäusserst kunstvoll mit sonnenähnlichen Strah-len und wertvollen Einlagen versehenes Ge-fäss zum Tragen und Zeigen der Hostie.

Mystik

Bevor wir das Fronleichnamsfest näher be-trachten, ist eine kleine Einblende in dasfrühe Mittelalter von Nutzen, in die Zeit, aus der es hervorgegangen ist.

Vom frühen Mittelalter an wurde der Glaubezusehends von menschlichen Vernünfteleienvereinnahmt, wissenschaftlich interpretiert undverpackt. Parallel dazu wurden das Papsttumund der Klerus immer mehr verweltlicht. AlsGegenreaktion erlebte die Mystik Hochkonjunk-tur. Die Menschenmassen hungerten nach der

„Codex deskanonischen

Rechtes“,Can. 940

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Wahrheit. Ihnen fehlte das Wort Gottes. Von derkatholischen Kirche her war es jedermann un-ter schwerer Strafe, sogar unter Todesstrafe,verboten, die Bibel in der Muttersprache zubesitzen und zu lesen. Die Priester hatten höch-stens zu lateinischen Bibelteilen Zugang. Nurwenige Gelehrte erhielten die Erlaubnis desPapstes, die Bibel für ihre theologischen Stu-dien zu brauchen.

Die aufkommende Mystik öffnete Gemütund Seele den Weg zu übernatürlichen Schau-ungen, die voll in den okkulten und spiritisti-schen Bereich hineinführten. Wie Ströme flos-sen Privatoffenbarungen durch die Völker.Allmählich wurde auch die kirchliche Obrig-keit, die nicht im Worte Gottes festgegründetwar, davon trunken gemacht. Viele solcherOffenbarungen verführten die Kirche zu tragi-schen Schlussfolgerungen, die als Dogmen undSonderlehren zur Tradition, zum heilsnotwen-digen Glaubensgut der Kirche hinzugekom-men sind. Jene, die solche Offenbarungen imLichte der Bibel prüfen konnten und als irre-führend erkannten, predigten auch dagegen.Doch sie wurden von Bischöfen oder vomPapsttum brutal verfolgt und hingerichtet.

Fronleichnam

Entstehung des Festes

Das grosse Buch der Heiligen“ gibt unsAuskunft: „Juliana von Lüttich ist dieEinführung des Fronleichnamsfestes zu

danken, das Papst Urban IV. 1264 für dieganze Kirche anordnete. Sie selbst hat es nicht

Juliane vonLüttich

Papst UrbanIV, 1264

,,

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mehr erlebt, dass ihr glühendstes Anliegen Ver-wirklichung fand ... Eines Tages, als die nun-mehr sechzehnjährige Nonne vor dem Taber-nakel ganz versunken betete, erschien ihr eineVision, die sie zutiefst bewegte. Oftmals hinter-einander sah sie einen leuchtenden Mond, deram Rande eine dunkle Stelle hatte. Wie dieÜberlieferung erzählt, habe Christus selbst ihroffenbart, dass der Mond das Kirchenjahr be-deute, die dunkle Stelle symbolisieren solle,dass ein Dank- und Sühnefest fehle, nämlichein besonderes Fest zu Ehren des heiligstenAltarsakraments. Juliane aber sei dazu be-stimmt, das Kirchenjahr um dieses Fest zu be-reichern.

Jahrelang behielt die fromme Ordensfrau ihrGeheimnis für sich. Erst als sie 1230 zur Oberindes Klosters gewählt wurde, trat sie mit demAuftrag, den sie von Gott erhalten hatte, in dieÖffentlichkeit. Sie fand aber sofort starkenWiderspruch. Die kirchlichen Behörden ver-hielten sich ablehnend, das Volk sah in Julianeeine schwärmerische Betschwester. ... Als sieaber merkte, dass sie als Priorin keinen Einflussmehr auf die Schwestern hatte, verliess sie dasKloster mit einigen wenigen ihr treu gebliebe-nen Ordensfrauen. Sie führte nun ein unstetesWanderleben. ... Nur ihr Beichtvater und derLütticher Erzdiakon Jakob von Troyes, dernachmalige Papst Urban IV., hielten zu ihr. ...Wohl durfte sie einen ersten Sieg ihres grossenGedankens erleben, als das Fronleichnamsfestin Lüttich feierlich begangen wurde. ... DasFronleichnamsfest wurde sechs Jahre nachihrem Tode als Bestandteil des Kirchenjahres

„Das grosseBuch der

Heiligen“

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am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfestefestgelegt. Dargestellt wird Juliane von Lüttichals Nonne mit Monstranz, neben ihr der Voll-mond, dem ein Stück fehlt. …“

Melchers: „Das grosse Buch der Heiligen“, S. 213-215

Bedeutung und HandhabungAm Fronleichnamsfest erreicht die Huldi-

gung und Anbetung der sonnenähnlichenBrotscheibe in der Monstranz durch die römi-schen Katholiken ihren Höhepunkt. Fron-leichnam heisst „des Herrn Leib“. An diesemTag wird die Hostie als Gott in Prozessionendurch die öffentlichen Strassen getragen undallen zur Anbetung befohlen.

Das neue Kirchenrecht besagt: „Wo es nachdem Urteil des Diözesanbischofs möglich ist,soll zum öffentlichen Zeugnis der Verehrunggegenüber der heiligsten Eucharistie, vor allemam Hochfest Fronleichnam, eine Prozessionstattfinden, die durch die öffentlichen Strassenführt.“ „Codex des kanonischen Rechts“, S. 425

Mit ehrlichen und besten Absichten glaubtdas römisch-katholische Volk seinen Führern,dass Gott, der Herr des Himmels und der Erde,durch die Wandlungsworte des Priesters nunin diese Brotscheibe eingegangen sei und da-selbst wohne, und darum aller Huldigung,Verehrung und Anbetung wert sei. So sind wirauch immer gelehrt worden. Auf den Pro-zessionswegen werden Extraaltäre (Stationen)hergerichtet, bei denen eine kleine Pause derAnbetung mit Segensworten eingeschaltetwird. Von blumenbekränzten Kindern bis hin

„Codex deskanonischenRechts“,Can. 944 § 1

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zu bewaffneten Soldaten begleitet alles dieHostie. Diese wird vom Priester, der in dieschmuckvollsten liturgischen Gewänder einge-hüllt ist, mit grösster Ehrfurcht getragen. Unterdem Baldachin ( = Traghimmel, Schirmdach;wird von vier Männern über dem Priester mitder Monstranz getragen) ziehen alle von einemAltar zum anderen. Dabei begleiten Weihrauch,Kerzen, Fahnen, Vereinsstandarten, Militär,Ehrenkompanien, Böllerschüsse, Musikgesell-schaften, Tambouren und Pfeifer usw. das Ge-schehen. Alle wollen dem Gott in der Hostieihre Ehre bekunden. Nach der Prozession wirddas Allerheiligste, „Gott“, wieder im Taberna-kel versorgt – und dann fliesst der Alkohol inrauhen Mengen! Nicht selten beendet einlasterhaftes Treiben den Fronleichnamstag.

Gemeinsame Prozession von Katholiken undProtestanten

Wie sehr die römisch-katholische Hierarchiemit ihren hinterlistigen ökumenischen Gebär-den den Verantwortlichen der reformatori-schen Kirchen Sand in die Augen streut, magan dieser Stelle ein kleines Beispiel erhellen.

Am 10. Juni 1993 fand in München eine vonverschiedenen Konfessionen gemeinsam vor-bereitete Fronleichnamsprozession statt. Als„Symbol der Verbundenheit“ legten folgendePersonen ihre Hände vor den Pressekamerasaufeinander: der Bischof des Bistums der Alt-Katholiken ( = Christkatholiken) in Deutsch-land, der Erzbischof von München und Frei-sing (Kardinal Wetter), der bayerische Minis-terpräsident, ein anglikanischer Geistlicher, der

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bayerische, evangelisch-lutherische Landes-bischof, der Kreisdekan von München undOberbayern, die Kirchentagspräsidentin unddie Präsidentin des Zentralkomitees der Deut-schen Katholiken.

Auf einer Pressekonferenz des Kirchentagessagte der Kreisdekan von München undOberbayern, Martin Bogdahn, Fronleichnamsei das Fest gewesen, das die Trennung derKirchen am deutlichsten aufgezeigt habe. Beider Vorbereitung des gemeinsamen Zuges hät-ten beide Seiten Vorbehalte ablegen müssen.Als ein Symbol der Verbundenheit werteteBogdahn den demonstrativen Händedruck…Die Kirchentagspräsidentin, Erika Reihlenmeinte, 'jetzt müssten die Gesten mit Leben er-füllt werden. Ziel sei die volle Abendmahls-gemeinschaft.'

Aus: „idea-spektrum“, 24/93, 16.6.1993;Informationen inkl. Foto auch in „Das Signal“, Nr. 87/88, S.9

Pfr. Reinhard Möller schreibt zu diesem Er-eignis: „Sind wir uns nun der Bedeutung desFronleichnamsfestes und der dazugehörigenProzession für die römisch-katholische Kirchebewusst, dann stellt sich die Frage: Was hat sichder evangelische Landesbischof Hanselmanndabei gedacht, am heutigen Fronleichnamsfestin München im Rahmen des 25. DeutschenEvangelischen Kirchentages gemeinsam mitKardinal Wetter in München eine Fronleich-namsprozession durchzuführen? Bedeutet diesnicht, dass der evangelisch-lutherische Landes-bischof damit der unbiblischen Transsubstan-tiationslehre zustimmt? Da aus der Sicht der

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römisch-katholischen Kirche dieser Festtagzugleich den 'Triumph der Wahrheit über dieHäresie' darstellt, muss die Teilnahme desevangelischen Landesbischofs an dieser Pro-zession für Rom als Verwerfung der Refor-mation durch Bischof und Kirchentag verstan-den werden! Ist das Wort 'Skandal' für einenderartigen Akt des Verrats an der biblischenWahrheit nicht viel zu schwach?“

„Das Signal“, Nr. 87/88 (S.8)

Das Fronleichnamsfest ist Ausdruck derpäpstlichen Machtfülle im Mittelalter, ver-mischt mit der okkult-spiritistischen Volks-mystik. Ein solches Dogma mit dem Vorwand,Gott zu verherrlichen, kam dem Machtstrebendes Papstes sehr gelegen. Damals musste sichdas ganze Volk aufmachen, um dem Papst alsKönig der Könige durch alle erdenklichenHuldigungen und Äusserlichkeiten seine Ehr-erbietung zu erweisen. Es war dies ein Aus-druck seiner Unterwürfigkeit. Dabei eskortier-ten die päpstlichen Garden (Militär) den „Hei-ligen Vater“. Im Prinzip wird nicht Gott geehrt,sondern die Macht der kirchlichen Obrigkeit,die sich selbst „im Namen Gottes“ präsentiert.

Weder Jesus, noch die Apostel noch Mariasagten etwas von einem so abergläubischenGottesdienst.

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6 Unblutige, fortwährende Opferzur Vergebung der Sünden?

In römisch-katholischen Gebieten fallen unsan Wegen und Plätzen, auf Hügeln und Ber-gen, in Häusern, in Kirchen und Kapellen die Kreuze auf, an denen meistens ein qual-

voll zugerichteter „Christusleib“ festgenageltist. Auch auf zahllosen Bildern wird diese qual-volle Leidensszene in allen möglichen Vari-ationen dargestellt.

Die Mitglieder der katholischen Kirche müs-sen sich die Rettung, das ewige Leben, erkau-fen. Durch den Verzicht auf Annehmlichkeitendes Lebens, durch Entsagungen, Bussübungenund gute Werke wie Wallfahren, Ablässe, vorallem aber durch die Erfüllung der von derObrigkeit ausgedachten und vorgeschriebenenGesetze wie Sakramentenempfang und Dog-men. Damit stimmt der Katholik seine „Götter“,(die Selig- und Heiliggesprochenen und die ver-storbenen Verwandten) um. Er verdient sichihre Sympathie und Fürsprache zum Einlass inden Himmel. Darin findet er auf seinem ständi-gen äusseren oder inneren Leidensweg Trost.Die Kirchengesetze und religiösen Traditionenbinden den römischen Katholiken an den beijedem Messopfer wieder neu gekreuzigten undqualvoll leidenden und sterbenden Heiland.

Dieses Gedankenerbe erwuchs aus der Über-zeugung, dass Jesus Christus bei jedem der vie-len Messopfer, die auf der ganzen römisch-

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katholischen Welt täglich vollzogen werden,immer neu und unblutig geopfert werde. Esvollzieht sich also ein ständiges unsäglichesLeidens- und Opferleben Jesu auf der ganzenWelt. Es werde dabei ein wirkliches Opfer voll-zogen, lehrt die römische Kirche 1562 auf demKonzil von Trient: „Weil in diesem göttlichenOpfer, das in der Messe gefeiert wird, derselbeChristus enthalten ist und unblutig geopfertwird, der sich selbst am Kreuzaltar einmal blu-tig dargebracht hat, so lehrt die heilige Kir-chenversammlung: Dieses Opfer [das Mess-opfer!] ist ein wirkliches Sühneopfer... Denn esist ein und dieselbe Opfergabe und es ist der-selbe, der jetzt durch den Dienst der Priesteropfert und der sich selbst damals am Kreuzdarbrachte... Versöhnt durch die Darbringungdieses Opfers [des Messopfers!], gibt der Herrdie Gnade und die Gabe der Busse, und er ver-gibt die Vergehen und Sünden, mögen sie nochso schwer sein.“ „Der Glaube der Kirche“, S. 394-395

Das neue Kirchenrecht bestätigt diese Irrlehre:„Die Feier der Eucharistie ist eine HandlungChristi selbst und der Kirche; in ihr bringtChristus der Herr durch den Dienst des Prie-sters sich selbst, unter den Gestalten von Brotund Wein wesenhaft gegenwärtig, Gott demVater dar und gibt sich den Gläubigen, die inseinem Opfer vereint sind, als geistliche Speise.“

Codex des kanonischen Rechts, S. 411

Nicht Jesus habe uns ein für allemal aufGolgatha die Vergebung der Sünden bewirkt,sondern jede Darbringung eines Messopfersgebe Vergebung der Sünden. Das ist Irrlehre.

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„Der Glaubeder Kirche“,Artikel 599

Codex deskanonischen

Rechts, Can. 899 § 1

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Die Kirche lehrt: Die Opfergabe am Kreuzwar Jesus; die Opfergabe jeder Messe ist auchJesus. Der Opferpriester auf Golgatha war Je-sus; der Opferpriester in der Messe ist Jesus imPriester. „Beim Messopfer und beim Kreuzes-opfer sind die Opfergabe und der primäre[erste] Opferpriester identisch.“

„Grundriss der Katholischen Dogmatik“, S. 485

Das einmalige, blutige Opfer von Golgatha

Die Lehre, dass Christus bei jedem Messopfer– wenn auch unblutig – wieder geopfert wirdund in jeder Messe Opferpriester ist, wider-spricht offensichtlich Gottes Wort. Die JüngerJesu lehren uns gerade das Gegenteil! Ist dasnicht erschütternd? So lesen wir im Hebräer-brief 7,26+27: „Ein solcher Hoherpriester war füruns in der Tat notwendig: einer, der heilig ist,unschuldig, makellos, abgesondert von den Sündernund erhöht über die Himmel; einer, der es nicht Tagfür Tag nötig hat, wie die Hohenpriester zuerst fürdie eigenen Sünden Opfer darzubringen und dannfür die des Volkes; denn das hat er ein für allemalgetan, als er sich selbst dargebracht hat.“ Wir hal-ten fest: „einer, der es nicht Tag für Tag nötig hat... Opfer darzubringen“ und: „denn das hat erein für allemal getan.“

In Hebräer 9,28 wird dies nochmals betont:„So wurde auch Christus ein einziges Mal geop-fert, um die Sünden vieler hinwegzunehmen; beimzweitenmal wird er nicht wegen der Sünde erschei-nen, sondern um die zu retten, die ihn erwarten.“

Wir halten fest:So wurde Christus ein einziges Mal geopfert.

„Grundriss der Katho-lischenDogmatik“

Hebräerbrief7,26+27

„So wurdeauch Chri-stus ein ein-ziges Malgeopfert...“ Hebräerbrief9,28

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Auch der Apostel Petrus lehrt uns: „ Denn auch Christus ist der Sünden wegen ein

einziges Mal gestorben, er, der Gerechte, für dieUngerechten.“ (1 Petrus 3,18)

Wir halten fest: Christus ist der Sünde wegenein einziges Mal gestorben.

Jesus ist um unserer Sünden wegen, also eineinziges Mal, geopfert worden. Sein einmaligesOpfer von Golgatha genügt, um alle Menschenzu retten. Da braucht es kein tagtäglich neuesOpfer mehr und keinen Christus als fortwäh-renden Opferpriester. Eine solche Vorstellungist Gotteslästerung. Mit dieser Lehre hält derkatholische Klerus das Volk bewusst von dertiefsten Teilhabe am heilbringenden GeschenkGottes fern.

Der Schreiber des Hebräerbriefes sagt uns:„Denn durch ein einziges Opfer hat er die, die ge-heiligt werden, für immer zur Vollendung geführt.“

(Hebräer 10,14)Und Paulus ermutigt die Christen von Kolos-

sä, nachdem er sie vor solchen gewarnt hat, diezusätzliche Erlösungsriten einführen wollen,mit den Worten: „Ihr seid in ihm [Christus] zurFülle gebracht.“ (Kolosser 2,10)

Ein unblutiges Opfer?

Das katholische Dogma lehrt über die Opfer-handlung des Priesters: „In ihr lässt Christusdas am Kreuz vollzogene Opfer in unblutigerWeise durch die Jahrhunderte fortdauern und

„Christusist der

Sündenwegen ein

einzigesMal ge-

storben.“1 Petrus 3,18

Hebräerbrief10,14

Kolosser 2,10

„Der Glaubeder Kirche“,Artikel 624

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bringt sich selbst zum Heile der Welt durch denDienst der Priester dem Vater dar.“

„Der Glaube der Kirche“, S. 407

Gott aber sagt in seinem Wort das Gegenteil:„... und ohne dass Blut vergossen wird, gibt es keineVergebung“. (Hebräer 9,22). Darum sagte jaJesus in Matthäus 26,28, im Hinblick auf seineinmaliges vollgültiges Opfer: „Das ist meinBlut, das Blut des Bundes, das für viele vergossenwird zur Vergebung der Sünden“. Er ist das ein-zigartige, vollwertige, alle Opferlämmer derWelt überbietende, letzte Opferlamm, „dasLamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg-nimmt“ (Johannes 1,29). Alle andern Opfersind in ihm und von jetzt an überholt, wertlosgeworden, ja, wenn man ihnen erlösende Kraftzuschreibt, sogar antichristlich.

„Ein solcher Hoherpriester war für uns in der Tat notwendig: einer, der heilig ist, unschuldig,

makellos, abgesondert von den Sündernund erhöht über die Himmel;

einer, der es nicht Tag für Tag nötig hat,wie die Hohenpriester zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen

und dann für die des Volkes; denn das hat er ein für allemal getan, als er sich selbst dargebracht hat.“

Hebräerbrief 7,26-27

„ohne dassBlut ver-gossenwird, gibtes keineVergebung“Hebräer 9,22

Johannes 1,29

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Die Bedeutung des einmaligenOpfers Jesu Christi für jeden,der da glaubt

7Wozu dieses einmalige Opfer von

Golgatha? Das Wort Gottes gibt unsAntwort:„um die Sünden vieler [jener, die ihm

glauben und gehorchen] hinwegzunehmen“.(Hebräer 9,28)

„... er, der Gerechte, für die Ungerechten“.(1 Petrus 3,18)

Paulus betont: „Denn es gibt keinen Unter-schied: Alle haben gesündigt und die HerrlichkeitGottes verloren“. (Römer 3,22+23)

Kein noch so gut gemeintes Werk kann die-sen Verlust gutmachen oder das Verloreneersetzen. Wir sind alle in Ungnade gefallendurch die Sünde. Wir stecken in der Sünde.Was erwartet uns Sünder? „Denn der Lohn derSünde ist der Tod.“ (Römer 6,23)*

Gottes Wort sagt uns, was Tod bedeutet:„Und diese werden hingehen in die ewige Pein.“

(Matthäus 25,46)*

Wer sich in Todesgefahr sieht, unternimmtalles Erdenkliche, zieht von allen Seiten Men-schen zu Hilfe, nimmt jegliche Angebote an,scheut keine Kosten, um daraus herauszukom-men. Angesichts des irdischen und ewigen To-des stelle ich tief erschüttert fest, dass mir nie-mand mehr helfen kann, weder mein Bank-

Hebräer 9,28

1 Petrus 3,18

Römer 3,22-23

„Denn derLohn derSünde istder Tod.“Römer 6,23

Matthäus25,46

72

* Zitiert nach der Revidierten Elberfelder Übersetzung

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konto noch mein Ansehen in der Öffentlich-keit, weder alle meine Beziehungen noch die Denkmäler meiner guten Taten noch alle reli-giösen Übungen, die ich doch recht pflichtbe-wusst eingehalten habe, weder Sakramentenoch Wallfahrten, weder Beichten noch Gene-ralabsolutionen noch Ablässe, weder Dogmennoch auswendig gelernte Gebete ... Alles lässtmich zuletzt im Stich, ich stehe allein – ent-setzlich!

Lieber Leser, halte einmal inne und bedenke,wer Jesus Christus ist. Höre seine ernsten Wor-te: „Ich habe euch gesagt: Ihr werdet in eurenSünden sterben; denn wenn ihr nicht glaubt, dassIch es bin, werdet ihr in euren Sünden sterben“.

(Johannes 8,24) Die religiösen Vorstellungen, die dir eingra-

viert worden sind, die Meinung, Gott durchWerke befriedigen zu können, aber auch deineSelbstgefälligkeit und Trägheit stehen wieBarrieren, wie Bollwerke zwischen dir unddem Retter deines Lebens! Wende dich JesusChristus zu, weiche ihm doch bitte nicht aus. Esgeht um Tod oder Leben – hier und inEwigkeit!

„Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass erseinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihnglaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Le-ben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in dieWelt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern da-mit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihnglaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, istschon gerichtet, weil er an den Namen des einzigenSohnes Gottes nicht geglaubt hat“ (Johannes 3,16-18)

Johannes 8,24

„Wer anden Sohnglaubt, hatdas ewigeLeben; weraber demSohn nichtgehorcht,wird dasLeben nichtsehen, son-dern GottesZorn bleibt auf ihm.“Johannes 3, 31-36

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An den Namen des einzigen Sohnes Gottesglauben heisst nicht nur, für wahr halten, dassJesus ist und dass Er ein guter Mensch war. Das bekennen ja auch alle Katholiken. Nein, esheisst, Ihm Glauben schenken, vertrauen undgehorchen. Jesus Christus ist die ernstzuneh-mende Autorität Gottes. Über Jesus und seinWort darf und kann ich nicht verfügen – umGottes Willen niemals!

„Er, der von oben kommt, steht über allen; wervon der Erde stammt, ist irdisch und redet irdisch.Er, der aus dem Himmel kommt, steht über allen.Was er gesehen und gehört hat, bezeugt er, doch nie-mand nimmt sein Zeugnis an. Wer sein Zeugnisannimmt, beglaubigt, dass Gott wahrhaftig ist.Denn der, den Gott gesandt hat, verkündet dieWorte Gottes; denn er gibt den Geist unbegrenzt.Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seineHand gegeben. Wer an den Sohn glaubt, hat dasewige Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht,wird das Leben nicht sehen, sondern Gottes Zornbleibt auf ihm.“ (Johannes 3,31-36)

„Wer aber dem Sohn nicht gehorcht...“ ?!

Jesus ist einziger Hoherpriester, der einzigeWeg aus der Sünde. Seine Jünger bekennen:„...zur Vollendung gelangt, ist er für alle, die ihm ge-horchen, der Urheber des ewigen Heils geworden…“

(Hebräer 5,9)Welch eine Freude! „Und in keinem anderen ist

das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen keinanderer Name unter dem Himmel gegeben, durchden wir gerettet werden sollen“ (Apostelgeschichte 4,12)

Hebräer 5,9

Apostel-geschichte

4,12

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„Denn: Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwi-schen Gott und den Menschen: der Mensch Chri-stus Jesus, der sich als Lösegeld hingegeben hat füralle, ein Zeugnis zur vorherbestimmten Zeit.“

(1 Timotheus 2,5+6)

Jesus, das Lamm Gottes einmal geopfert –Geschenk für mich!

Der Engel Gottes hatte zu Josef gesagt: „… denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Hei-ligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollstdu den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volkvon seinen Sünden erlösen“. (Matthäus 1,20-21)

Johannes der Täufer wies auf Jesus hin undsagte: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde derWelt hinwegnimmt“. (Johannes 1,29)

Er allein wird sein Volk von seinen Sündenerlösen. Christus, das Lamm, das die Sünde derWelt hinwegnimmt.

Jesus Christus hat alle deine Sünden um-sonst, ohne dein Verdienst, durch Sein Opferam Kreuz ein für allemal getilgt und dich damitaus dem Tod befreit – wenn du umkehrst undan ihn glaubst. Lasse dich taufen und lebe neufür Ihn! Petrus sagt: „Er hat unsere Sünden mitseinem Leib auf das Holz des Kreuzes getragen,damit wir tot seien für die Sünden und für dieGerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihrgeheilt“. (1 Petrus 2,24)

Vorhin haben wir gehört, was Paulus sagt(und er spricht von allen Menschen, von Adam

„Einer istGott, einerauch MittlerzwischenGott undden Men-schen: der MenschChristusJesus, dersich alsLösegeldhingegebenhat ...“1 Timotheus2,5+6

Johannes 1,29

1 Petrus 2,24

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her): „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod,…“Vielleicht kannst du jetzt glaubend verstehen,wenn er den Satz weiterführt „...die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus,unserem Herrn“. (Römer 6,23)

Deine und meine Rettung ist eine reine GabeGottes, ein Geschenk Gottes an dich und michdurch Jesus Christus. Es ist allein Gottes Liebe,Gottes Werk an uns. Kein Mensch kann dazueinen Beitrag leisten und sich rechtfertigen undauf seine Verdienste hinweisen. Nichts von alle-dem – das beeindruckt Gott nicht! „...die GabeGottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus,unserem Herrn!“

Jesus braucht keine menschliche Mittler-schaft, also keine täglich neuen Opfer, Mess-opfer. Sein einziges Opfer von Golgatha ge-nügt. Es braucht auch keine Priester, die täglichdieses unblutige Opfer darbringen. Das ist eineBeleidigung, ja Verleugnung des einmaligenOpfers von Golgatha, das allein uns mit Gottversöhnt! Er braucht nichts und niemanden,der seine Erlösungstat vergrössert. Denn seinErlösungswerk ist vollkommen, total, es kannnicht überboten werden, kann auch nichtersetzt oder aufgeteilt werden. Kein Mensch,auch keine Institution, darf Ihm sein Werk ent-ziehen und für die eigenen Vorteile missbrau-chen. An Messopferlehre und -praxis, an Ab-lasswesen, an die Mittlerrolle der Priester undunfehlbaren Päpste, an Heilige, an Sakramente,die Heil bewirken usw. zu glauben, ist ein ent-setzlicher Götzendienst, der die Heilstat Jesu inallen Belangen schmälert, entwürdigt und dem

„Die Gabe Gottes

aber ist das ewigeLeben inChristusJesus...“

Römer 6,23

„Ohne esverdient zu

haben,werden sie

gerecht,dank seiner

Gnade,durch die

Erlösung inChristusJesus.“

Römer 3,24

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Volk den Zugang zu Jesus Christus mit aller-hand Irr- und Sonderlehren versperrt. Das ver-dient Jesus Christus nicht!

Skrupellose und herrschsüchtige Männer ris-sen das einmalige Opfer und Heilsgeschehenvon Golgatha, das einzig und allein GottesWerk war, ist – und bleiben muss – an sich, füg-ten ihre Gedanken dazu an, teilten es in Kate-gorien auf, machten daraus religiöse Gewohn-heiten und Prinzipien. Daraus entwickelte sichschliesslich ein riesiges theologisches Gebäude,aus dem fortwährend neue Glaubenslehrenund Dogmen fliessen. Diese sind für die rö-mischen Katholiken verbindlich und heilsnot-wendig geworden. Man spricht dann von deralleinseligmachenden Kirche, die allein dieHilfsmittel des Heils besitzt und vermittelt. Esist nicht mehr Jesus Christus, der das Heil ver-mittelt und zuwendet, wie es die Apostel be-zeugen.

Das Zweite Vatikanische Konzil hält im Dekretüber den Ökumenismus erneut fest: „Denn nurdurch die katholische Kirche Christi, die dasallgemeine Hilfsmittel des Heiles ist, kann manZutritt zu der ganzen Fülle der Heilsmittel ha-ben.“ „Kleines Konzilskompendium“, S. 233

Und in der „dogmatischen Konstitutionüber die Kirche“ lehrt sie nach wie vor, „... dassdiese pilgernde Kirche zum Heile notwendigsei.“ „Kleines Konzilskompendium“, S. 139

Die Apostel lehren dagegen einstimmig:„Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht,

ZweitesVatikanum,Ökumenis-mus 3

ZweitesVatikanum,Kirche 14

Römer 3,24

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dank seiner Gnade, durch die Erlösung in ChristusJesus.“ (Römer 3,24)

Wir sind so erzogen worden, dass wir immeretwas leisten müssen, etwas tun müssen, umvor Gott wohlgefällig zu erscheinen, um in denHimmel zu kommen. Bevor wir überhauptGott wohlgefällige Dienste und Werke tun kön-nen, denen auch ein Lohn im Himmel folgenwird, müssen wir vom geistlichen Tod ins neueLeben eingehen. Dieses Eingehen ins neue Le-ben geschieht, indem ein Mensch ganz persön-lich an Jesus Christus glaubt und seinen voll-kommenen Opfertod am Kreuz von Golgathazur Vergebung seiner Sünden annimmt. Aberauch dann, wenn wir – aus Gnade! – gerettetworden sind, gilt: „So soll es auch bei euch sein:Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde,sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir ha-ben nur unsere Schuldigkeit getan.“ (Lukas 17,10)

„Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt,dass er seinen einzigen Sohn hingab,

damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht,

sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt

gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.

Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet,

weil er an den Namen des einzigen SohnesGottes nicht geglaubt hat.“

Johannes 3,16-18

Lukas 17,10

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Die meisten römischen Katholiken habengrosse Mühe, zu dieser unverdientenGabe Gottes Ja zu sagen und sie anzu-

nehmen. Bemerkungen wie: „…das ver-diene ich nicht; das kann doch nicht so billiggehen; das ist mir zu einfach…“ zeigen Ver-blendung und Verlegenheit Gottes Liebe ge-genüber. Wir können diese Liebe Gottes wirk-lich mit nichts verdienen oder erkaufen. Ver-dienen und erkaufen sind menschliche Gedan-ken. Sie bringen dem Mehrbietenden undMehrhabenden Vorteile und irdisches Glück,aber für den Himmel gelten diese Massstäbenicht.

Die Liebe Gottes, Seine alleinige Hilfe, Seinerettende Hand annehmen, heisst einen grossenSchritt tun – und das ist nicht billig. Gott istLeben und keine mühsame oder billige religiö-se Pflichterfüllung, die ich tunlichst einhalteoder billig erfülle.

„Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht,Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben.“ (Johannes 1,12)

„Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnadeüber Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mosegegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durchJesus Christus. Niemand hat Gott je gesehen. DerEinzige, der Gott ist und am Herzen des Vatersruht, er hat Kunde gebracht.“ (Johannes 1,16-18)

„...dieGnade und dieWahrheitkamendurchJesusChristus.“Johannes1,16-18

Zweifel und Einwände

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Im Alten Testament war es so, dass nur dergerettet werden konnte, der die vorgeschriebe-nen religiösen Gesetze (365 Verbote und 248Gebote) einhielt. Im Neuen Testament wird gerettet, wer „die Gnade und die Wahrheit durchJesus Christus“ im Glauben annimmt.

Paulus schreibt darum der Gemeinde vonEphesus: „Gott aber, der voll Erbarmen ist, hat uns,die wir infolge unserer Sünden tot waren, in seinergrossen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammenmit Christus wieder lebendig gemacht. Aus Gnadeseid ihr gerettet ... Dadurch, dass er in Christus Je-sus gütig an uns handelte, wollte er den kommendenZeiten den überfliessenden Reichtum seiner Gnadezeigen. Denn aus Gnade seid ihr durch den Glaubengerettet, nicht aus eigener Kraft – Gott hat es ge-schenkt –, nicht aufgrund eurer Werke, damit keinersich rühmen kann.“ (Epheser 2,4-9)

Die Christen von Galatien hatten das Evan-gelium von Jesus Christus angenommen, wa-ren wiedergeboren aus Gnade. Aber dann ka-men falsche Lehrer, die ihnen sagten, dass siesich an bestimmte religiöse Vorschriften undGesetze halten müssten, um vor Gott bestehenzu können. Paulus schreibt ihnen: „Ihr unver-nünftigen Galater, wer hat euch verblendet? Ist euchJesus Christus nicht deutlich als der Gekreuzigtevor Augen gestellt worden?“ (Galater 3,1)

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt da-her fest und lasst euch nicht von neuem das Jochder Knechtschaft auflegen!“ (Galater 5,1)

„Wenn ihr also durch das Gesetz gerecht werdenwollt, dann habt ihr mit Christus nichts mehr zutun; ihr seid aus der Gnade herausgefallen … Ihr

„Denn ausGnade seid

ihr durchden Glauben

gerettet,nicht aus

eigenerKraft –

Gott hat esgeschenkt.“

Epheser 2,8

Galater 3,1

Galater 5,1

Galater 5,4.7-10

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wart auf dem richtigen Weg. Wer hat euch ge-hindert, weiter der Wahrheit zu folgen? Was manauch gesagt hat, um euch zu überreden: es kommtnicht von dem, der euch berufen hat. Ein wenigSauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Doch imGlauben an den Herrn bin ich fest davon über-zeugt, dass ihr keine andere Lehre annehmen wer-det. Wer euch verwirrt, der wird das Urteil Gotteszu tragen haben, wer es auch sei.“ (Galater 5,4+7-10)

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit.Bleibt daher fest

und lasst euch nicht von neuem das Jochder Knechtschaft auflegen!“

Galater 5,1

„Wenn ihr also durch das Gesetz gerecht werden wollt, dann habt ihr mit

Christus nichts mehr zu tun; ihr seid aus der Gnade herausgefallen.

… Ihr wart auf dem richtigen Weg. Wer hat euch gehindert,

weiter der Wahrheit zu folgen? Was man auch gesagt hat, um euch zu überreden: es kommt nicht von dem,

der euch berufen hat. Ein wenig Sauerteig durchsäuert

den ganzen Teig. Doch im Glauben an den Herrn bin ich fest davon überzeugt, dass ihr keine andere Lehre

annehmen werdet. Wer euch verwirrt, der wird das Urteil

Gottes zu tragen haben, wer es auch sei.“Galater 5,4.7-10

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Die römischen Staatsbürger, die sich auspolitischen Überlegungen den Christenangeschlossen hatten, blieben in ihren

Herzen den Götterkulten verpflichtet. Sievermischten ihren Götterglauben mit christli-chen Lehren. Sie liessen sich nicht durch dasWort Gottes, die Gebete und die Loblieder vonGott beschenken. Sie meinten, Gott etwas bie-ten zu müssen, Ihm mit auswendig gelerntenGebetsformeln und Zeremonien dienen zumüssen. Das ist das pure Gegenteil dessen, wasJesus und seine Jünger uns in der Bibel lehren.Die Christen versammeln sich im Namen Jesu,damit er an ihnen etwas tut, sie beschenkt.Diese Absicht Gottes ist den meisten römischenKatholiken fremd. Aber auch christliche Ge-meinden sind der Gefahr ausgesetzt, nach ei-genem Gutdünken Gott dienen zu wollen.

Allerhand Zusätze wie liturgische Gewänder,spezielle Gefässe und viele andere Äusserlich-keiten verdrängen den schlichten und doch soerhabenen Zweck des christlichen Zusammen-kommens und ersetzen seinen Inhalt. DerMensch liebt von Natur aus geheimnisvolle fei-erliche Zelebrationen und fühlt sich darinwohl. Hat er sie vollzogen oder ihnen beige-wohnt, ist sein Gewissen beruhigt. Ein Gefühlder Genugtuung Gott gegenüber erfüllt ihn. All das entspricht den heidnischen Mysterien-kulten.

Die Meinung, Gott etwas vordemonstrieren zu müssen

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Jesus sagt ausdrücklich: „Es ist sinnlos, wie siemich verehren; was sie lehren, sind Satzungen vonMenschen.“ (Matthäus 15,9)

In der „Konstitution über die heilige Litur-gie“ des Zweiten Vatikanums wird zwar nichtmehr von Messe gesprochen, sondern vonEucharistie (Danksagung). Aber der Ausdruck„Messe lesen“ ist noch immer allgemein ge-bräuchlich, weil in der römischen Kirche derPriester, die Lektoren und das Volk – im Un-terschied zu freikirchlichen Gebetsversamm-lungen – vorgeschriebene Gebetsformeln ab-lesen oder aufsagen müssen. Dem Wirken desHeiligen Geistes, wie die Apostel es lehrtenund praktizierten, bleibt kein Freiraum. Auchheute noch werden aufgrund von Geldspen-den Messen für die Verstorbenen gelesen. Dasschlichte Abendmahl wurde zur Handelswaredegradiert. Wahre Christen haben dies immerals Götzendienst abgelehnt und gemieden.

„Gott aber, der voll Erbarmen ist, hat uns, die wir infolge unserer Sünden

tot waren, in seiner grossen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammen mit

Christus wieder lebendig gemacht. Aus Gnade seid ihr gerettet ...

Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet,

nicht aus eigener Kraft – Gott hat es geschenkt –,

nicht aufgrund eurer Werke, damit keiner sich rühmen kann.“

Epheser 2,4-9

„Es istsinnlos, wie siemich verehren;was sie lehren, sindSatzungenvon Men-schen.“Matthäus 15,9

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Das Problem einer Vermischung vonchristlicher Lehre und heidnischerOpfermahlpraxis finden wir schon bei

den Christen von Korinth vor. Paulus rea-giert ganz scharf und kompromisslos auf dieseGefahr:

„Darum, liebe Brüder, meidet den Götzendienst!Ich rede doch zu verständigen Menschen; urteiltselbst über das, was ich sage. Ist der Kelch desSegens, über den wir den Segen sprechen, nichtTeilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir bre-chen, nicht Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot istes. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir allehaben teil an dem einen Brot. Schaut auf das irdi-sche Israel: Haben die, welche von den Opfernessen, nicht teil am Altar? Was meine ich damit?Ist denn Götzenopferfleisch wirklich etwas? Oderist ein Götze wirklich etwas? Nein, aber was mandort opfert, opfert man nicht Gott, sondern den Dä-monen. Ich will jedoch nicht, dass ihr euch mit Dä-monen einlasst. Ihr könnt nicht den Kelch des Herrntrinken und den Kelch der Dämonen. Ihr könntnicht Gäste sein am Tisch des Herrn und am Tischder Dämonen. Oder wollen wir die Eifersucht desHerrn wecken? Sind wir stärker als er?“

(1 Korinther 10,14-22)

Götzendienst ist ein äusserst verwerflichesTun, weil er den Willen Gottes verfälscht unddabei raffiniert vortäuscht, ihn zu tun. Dadurch

„Darum,liebe

Brüder,meidet

denGötzen-dienst!“

1 Korinther10,14

Schlusswort

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verleitet der Götzendiener viele Menschen zumAbfall. Paulus ermahnt die Gläubigen inKorinth: „Habt nichts zu schaffen mit einem, dersich Bruder nennt und dennoch ... Götzen verehrt.“

(1 Korinther 5,11)

Paulus warnt die Christen: „Gebt acht, dasseuch niemand mit seiner Philosophie und falschenLehre verführt, die sich nur auf menschliche Über-lieferung stützen und sich auf die Elementarmächteder Welt, nicht auf Christus berufen.“ (Kolosser 2,8)

Lasst uns die Katholiken lieben, aber das dämonische System verwerfen! Gerade die ge-schichtliche Entwicklung dieses religiösenHerrschaftssystems zeigt uns, wie es sich zujeder Zeit diplomatisch perfekt, durch denSchein frommer Ansprüche oder mit brutalerGewalt holte, was es besitzen wollte. Bis zumheutigen Tag sind diesem System bis zu 200Millionen Menschen – oft auf grausamsteWeise – zum Opfer gefallen. Es widersprichtJesus Christus und der Lehre seiner Apostel.

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„Darum, liebe Brüder, meidet den Götzendienst!

Ich rede doch zu verständigen Menschen;urteilt selbst über das, was ich sage.

Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir brechen,

nicht Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es.

Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot.

Schaut auf das irdische Israel: Haben die, welche von den Opfern essen,

nicht teil am Altar? Was meine ich damit?

Ist denn Götzenopferfleisch wirklich etwas? Oder ist ein Götze wirklich etwas? Nein, aber was man dort opfert,

opfert man nicht Gott, sondern den Dämonen. Ich will jedoch nicht,

dass ihr euch mit Dämonen einlasst. Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken

und den Kelch der Dämonen. Ihr könnt nicht Gäste sein am Tisch des

Herrn und am Tisch der Dämonen. Oder wollen wir die Eifersucht des Herrn

wecken? Sind wir stärker als er?“1 Korinther 10,14-22

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Die Bibelzitate sind, wenn nicht anders vermerkt, der katholischenEinheitsübersetzung entnommen:

Neue Jerusalemer Bibel, Einheitsübersetzung mit dem Kommentarder Jerusalemer Bibel; Herder, 4.Auflage 1985.

Literaturnachweis:Kleines Konzilskompendium (Sämtliche Texte des Zweiten Vatikanums);

Hrsg.: Rahner/Vorgrimler; Verlag Herder, Imprimatur 1966Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung;

Hrsg.: Neuner/Roos; Verlag Heinrich Pustet, Imprimatur 1971Codex des kanonischen Rechtes (CIC), Hrsg. im Auftr. der Deutschen

Bischofskonferenz; Verlag Butzon & Bercker, 4. Auflage 1994Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentschei-

dungen; Hrsg.: Denzinger/Hünermann; Verlag Herder, 37. Aufl. 1991Papst Johannes Paul II.: „Tertio Millenio Adveniente“; Apostolisches

Schreiben vom Nov. 1994 über das kommende Dritte Jahrtausend;Verlag Christiana, Stein a. Rhein

Papst Johannes Paul II.: „Für die Einheit der Christen“ (Enzyklika Ut Unum Sint); Verlag Christiana, 1. Auflage 1995

Grundriss der Katholischen Dogmatik; Ludwig Ott; Verlag Herder, 8. Auflage 1970

Esser, Franz-Xaver: „Zepter und Schlüssel in der Hand des Priesters“; 1924

Melchers: „Das grosse Buch der Heiligen. Geschichte und Legende im Jahreskreis“; Verlag Herder, Imprimatur 1978

Kirchengesangbuch; Hrsg. im Auftrag der Schweizerischen Bischöfe; Verlag Benziger, Einsiedeln, 1966

Bühne, Wolfgang: „Ich bin auch katholisch“; Verlag CLV (Christliche Literaturverbreitung e.V.), Bielefeld, 1988

Broadbent, E.H.: „Gemeinde Jesu in Knechtsgestalt“; Verlag CVD (Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg), 1991

Hegger, H.J.: „Die katholische Kirche. Ihre Lehren auf dem Prüfstand“; deutsche Ausgabe erschienen im Immanuel-Verlag, Riehen, Schweizund im Verlag Schulte + Gerth, Asslar. 1. Auflage 1985

„Das Signal“, Zeitschrift des Schweizerischen Bundes Aktiver Protestanten; Bern, Nr. 87/88, Mai-August 1993

LiteraturnachweisL