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Magazin für Wirtschaftswissenschaftler an der LMU München.
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Ihr Ausgangspunkt zum Aufstieg!
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EINLEITUNG.
Die Shell-Studie hat herausgefunden, dass die größte Angst junger Leu-te, das sind wir, der soziale Abstieg ist. Überhaupt ist Angst das Hinter-grundthema der Gegenwart geworden. Wer treibt uns eigentlich? Geht es noch um Selbstverwirklichung, oder liegt die Betonung nur noch auf Selbstdisziplin? Eine bekannte Firma wirbt um Studenten mit der Frage: „Wo kann ich mit meiner Neugier die Welt bewegen?“
Das Große schwebt uns vor Augen und die Angst es nicht zu errei-
chen ist oft genauso groß. Dabei sind es doch gerade die normalen,
banalen Alltagsschönheiten, die das Leben besonders machen.
Bevor wir die Welt bewegen, sollten wir erst mal eine Herzensbe-
wegung zulassen: Die Angst ist wirklich das Allerletzte, weg damit!
In dieser Ausgabe des grenz:wert wollen wir ein Plädoyer für das erreich-bare Normale setzen. Wir sind überzeugt und erleben, dass der Müßig-gang das Leben schöner macht und man dabei seine Karriere sicher nicht aufs Spiel setzt. Wir sind Menschen, keine Maschinen.
In diesem Sinne: Bam, Oida* und ein fröhliches neues Semester!
* Spontaner Ausdruck des allgemeinen Wohlbefindens
Dominik Steinbeißer
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ZUTATEN.
Umfrage: Wo würdest du morgen früh gerne aufwachen? 5
HOPO - Eine neue Entspannungsübung? 8
die HOPO BWL 10
die HOPO VWL 11
eine kleine „Café“-Pause 13
Lebe deine Leidenschaft 16
deine erste gute Tat im neuen Jahr! 22
im Verlieren gewinnen 23CDTM 26
O-Phase - hilflos in Zeiten des Bachelors? 28
die LMU - eine Reise durch die Geschichte 30
die Scheuklappen der Wirtschaftswissenschaft 35
(Evaluation 41)Gibt‘s nur gedruckt.
Im WASTI-Büro.
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HOPO – EINE NEUE ENTSPANNUNGSÜBUNG?
EIN PAAR BEITRÄGE, UM KLARHEIT ZU SCHAFFEN.
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1.
Die beiden Hochschulpolitik-Gruppen BWL und VWL bilden das Herz des Wasti e. V., denn die von den Studenten beider Fakultäten ge-wählten Vertreter repräsentieren euch in den verschiedenen Gre-mien der jeweiligen Fakultäten:
Vertretung im Konvent der Fachschaften
Der Konvent der Fachschaften ist das Parlament der Studierenden. Er
entscheidet in allen Angelegenheiten, die die Studierenden der Universi-
tät insgesamt, oder Studierende mehrerer Fakultäten betreffen.
Mitglieder werden von den Fachschaften entsandt. Je nach Zahl der
Studierenden seiner Fachschaft hat der Vertreter im Konvent 1 bis 21
Stimmen.
Vertretung in der StudienbeitragskommissionMindestens einmal im Semester tagt die Studienbeitragskommission der Fakultäten BWL und VWL, um über die Verwendung der Studien-beiträge zu beraten und zu beschließen. Die Studiengebühren ver-schwinden also nicht im Nirgendwo – darauf achten wir.
2.Vertreter in den Berufungskommissionen
Berufungskommissionen haben die Aufgabe, aus den Bewerbern um eine
ausgeschriebene Professorenstelle, geeignete Kandidaten auszuwählen.
Dazu wird für jede freie Professorenstelle eine eigene Berufungskommissi-
on, inklusive eines Studierendenvertreters, gebildet. Die Auswahl der Be-
werber, die letztendlich berufen werden sollen, geschieht durch Sichtung
der Bewerbungsunterlagen und Einladung von geeignet erscheinenden
Kandidaten zu Vorträgen vor der Kommission. Die Kommission erstellt
einen Berufungsvorschlag mit drei Personen und legt sie dem Senat zur
Beschlussfassung vor.
3.
Der Fakultätsrat Der Fakultätsrat ist das oberste Entscheidungsgremium der Fakultäten. Zusammen mit dem Dekan, der gleichzeitig Vorsitzender des Fakultätsrats ist, lenkt er die Geschicke der Fakultät. Der Fakultätsrat genehmigt sowohl Forschung als auch Lehre und kümmert sich darüber hinaus um neue Strukturen und Schwerpunkte der Fakultät. So werden bspw. neue Studi-en- und Prüfungsordnungen diskutiert und über Forschungsfreisemester entschieden, um nur ein paar Beispiele anzuführen.
4.
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DIE HOPO BWLDIE HOPO BWL
Bei uns läuft keiner mit Schmiss rum, obwohl wir uns für eure Interessen ins
Zeug werfen. Zurzeit repräsentieren 13 Kommilitonen eure Anliegen und tra-
gen diese an den entscheidenden Stellen vor.
Im Rahmen der Studienbeitragskommission haben wir für euch die Wiwi-Bibliothekszeiten an Wochenenden vor und während der Prüfungszeit ausgeweitet. Auch in diesen Semesterferien wird es wieder einen GMAT-Vorbereitungskurs geben. Und während ihr in den Ferien in diesem Kurs sitzt, stimmen wir in der Berufungskommission für einen neuen Juniorpro-fessor am Lehrstuhl von Prof. Dr. DJ Kretschmer.
Demnächst steht eine von uns initiierte Umfrage zum Thema Wiederho-
lungsklausuren an, die euch per Campus-Mail erreichen wird. Wir brauchen
so viele Ja-Stimmen wie möglich, um dieses Projekt realisieren zu können.
Wir zählen auf eure Teilnahme.
Was wir in Zukunft noch vorhaben:
• Die Vorbereitungszeit für die Bachelorarbeit vor der Anmeldung
soll mindestens eine Woche betragen
• Evaluation der studienbeitragsfinanzierten Tutorien
• Begleitung bei der Umstellung der Studienordnung vom BWL-
Nebenfach • Einführung von rutschfesten Unterlagen bei Klausuren im
Audimax - eine wahre Herkulesaufgabe
Für Fragen und Anregungen stehen wir immer gerne zur Verfügung!Melde dich unter: [email protected] oder 089/2180 - 2021
Viele Grüße eure Hopo-Gruppe BWL
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DIE HOPO VWLDIE HOPO VWL
DOCH, das können wir und kannst auch du. Denn im Rahmen der Hochschul-
politik gibt es viel mehr Möglichkeiten, etwas konstruktiv zu verbessern, als du
vielleicht denkst. Derzeit engagieren sich etwa 15 Leute ehrenamtlich in der
Hopo-Gruppe VWL, darunter deine sechs gewählten Fachschaftsvertreter. Wir
alle möchten unsere und eure Studiensituation aktiv gestalten und verbessern.
Dazu sitzen wir in diversen Kommissionen und bestimmen somit bei der Aus-
richtung der Universität und der Fakultät. Eine genauere Erklärung der einzel-
nen Kommissionen findest du oben/links/im BWL-Artikel.
In der Kommission zur Vergabe der Studienbeiträge bestimmen wir mit, wie mit unseren Geldern verfahren wird und ob das Geld für mehr Tutorien, längere Bibliotheksöffnungszeiten oder mehr Videoaufzeichnungen von Vorlesungen verwendet wird. So haben wir dieses Semester ein Konzept für längere Bib-Öffnungszeiten erarbeitet, der Kommis-sion vorgestellt und sie überzeugt und somit geschafft, dass die Wiwi-Bib vor den nächsten Klausuren voraussichtlich auch Samstag abends und am Sonntag geöffnet hat! Ebenso wer-den die Ferienklausuren aus Studiengebühren finanziert.
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Des Weiteren haben wir Studierende eine Stimme in den jeweiligen Beru-fungskommissionen und können so Einfluss nehmen, welche Professorin-nen und Professoren uns in Zukunft unterrichten werden. Aktuell finden ca. 10 Berufungskommissionen statt. Mit die wichtigste Kommission ist der Fakultätsrat, in dem z.B. Prüfungsord-nungen beschlossen werden. So sind die Ferienklausuren nicht nur ein The-ma in der Studienbeitragskommission, wo deren Finanzierung sichergestellt wird, sondern auch im Fakultätsrat, wo über deren generelle Einführung beschlossen wurde.
Um die Klausurvorbereitung zu entzerren und Studium flexibler zu ge-
stalten, hat sich die Hopo-Gruppe seit einiger Zeit für die Einführung
von Ferienklausuren eingesetzt. In Zukunft werden für alle Pflicht-
veranstaltungen, die nur einmal pro Jahr angeboten werden (Mikro
II, Makro II, empirische Ökonomie II, Wipo, Fiwi I und II), zusätzliche
Klausurtermine am Ende der Semesterferien angeboten.
Selbstverständlich sitzen auch Vertreter der VWL-Fachschaft im Konvent der Fachschaften. Thema hier sind z.B. die von der Staatsregierung angekündigten Kürzungen bei den Hochschulausgaben oder Implikationen der kommenden Änderungen im Hochschulgesetz und andere fakultätsübergreifende Themen. Ebenso werden hier die studentischen Vertreter für weitere Gremien wie den Senat gewählt.
Doch die Gremienarbeit ist nicht die einzige Säule der Hochschulpolitik. So organisieren wir jedes Semester die Erstsemesterfahrt für die neuen VWL-Studierenden. Dies umfasst nicht nur die planerischen Aspekte wie eine geeignete Örtlichkeit zu finden und für bis zu 60 Leute Essen und Getränke zu kaufen, sondern auch ein Wochenende voller Spiele, Feiern und Spaß. Genauso unterstützen wir jedes Jahr die VWL-Fakultät beim Organisieren des Sommerfestes der volkswirtschaftlichen Fakultät; dies ist eine Feier im festlichen Ambiente des Künstlerhauses am Lenbachplatz, bei dem Profes-sorinnen und Professoren, Studierende und Mitarbeiter gemeinsam feiern.
Neben allgemeinen Verbesserungen im Studium, arbeiten wir derzeit auch an
einer neuen Vortragsreihe ab dem neuen Semester.
Solltet ihr weitere Themen haben, die euch am Herzen liegen oder allgemein Kritik, Lob oder Verbesserungsvorschläge loswerden wollen, dann schreibt uns: [email protected]
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„KAFFEE DEHYDRIERT DEN KÖRPER NICHT. SONST WÄRE ICH SCHON
STAUB.“, SAGTE SCHON FRANZ KAFKA. WIR HABEN DAS ÜBERPRÜFT.
EINE EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG.
13
Autor: Carolin Stoeppel
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Draussen ist es wieder kalt und die nächste Veranstaltung lässt noch auf sich warten? Was liegt da näher, einen Kaffee trinken zu gehen? Ein kleiner Rundgang durch die Café-Landschaft um die Uni herum.
In der Amalienpassage befindet sich das Ladencafé Gartensalon. Mit offener Küche, sehr freundlichem Service und dem gewissen Etwas hebt es sich von allen anderen Cafés der Umgebung ab. Auch draußen kann man sehr schön sitzen, ohne von vorbeifahrenden Autos gestört zu werden.
1. Gartensalon Türkenstrasse 90
2. Vorstadt-Café Türkenstrasse 83
Schönes, sehr gut besuchtes Café. Weil wir zu fünft sind, haben wir sogar
die Ehre, uns in die Lounge setzen zu dürfen. Vor allem das Frühstück ist zu
empfehlen. Der Service ist zwar sehr freundlich, ansonsten besteht dort
aber noch ziemliches Verbesserungspotenzial.
3. Zeitgeist Türkenstrasse 74
Nette Atmosphäre - auch zum draußen sitzen schön, da man nicht direkt an
der Straße sitzt. Man muss jedoch rechtzeitig zum Bezahlen winken, denn
der Service braucht auch hier etwas länger.
4. News Bar Amalienstrasse 55
Nettes Plätzchen, um sich zu unterhalten. Aber auch alleine kommt hier
keine Langeweile auf: Mit seiner großen Auswahl an Zeitungen wunder-
bar geeignet, um sich auf den neuesten Stand zu bringen, was in der
Welt passiert.
5. Inès Chocolat Türkenstrasse 55
Café und Chocolaterie in einem. Sehr schöne und entspannte Atmo-
sphäre. Wir werden sofort und freundlich bedient. Vor allem die Trink-
schokolade ist absolut empfehlenswert: echte geschmolzene Schokola-
de wird separat mit heißer Milch serviert.
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6. Soda Café Türkenstrasse 51
Etwas lieblos und karg eingerichtetes Café. Draußen sitzt man an einer
Straßenkreuzung, was aber vor allem Laufkundschaft anlockt. Eignet sich
wohl alles in allem besser für abends.
7. Schall und Rauch Schellingstrasse 22
Ebenfalls besser für abends geeignet und daher tagsüber weniger gut be-sucht. Trotzdem ganz gemütlich, kann vor allem mit bezahlbaren Gerich-ten punkten.
8. Café Schneller Amalienstrasse 59Kleines Oma-Café, das besonders gute Backwaren anbietet. Kuchen kann man sogar für unterwegs mitnehmen, dafür werden extra kleine Holzga-beln zur Verfügung gestellt.
9. FreakIN Amalienstrasse 89
Kleines, ganz in lila gehaltenes Café, das sich ebenfalls in der Amalienpassa-
ge befindet. Der kleine Familienbetrieb ist vor allem für Liebhaber türkischer
Kulinaritäten zu empfehlen.
10. Café an der Uni (CADU) Leopoldstrasse 24
Liegt direkt gegenüber der Uni an der Leopoldstraße. Punktet mit einem schönen, hellen Wintergarten, hat ansonsten aber schon bessere Zeiten gese-hen. Preise sind leider auch etwas überteuert.
11. Jura-Café Leopoldstrasse 28
Wird umgangssprachlich aufgrund dessen Standort im juristischen Se-
minargebäude als Jura-Café bezeichnet. Die Atmosphäre ist schön, der
Service ist nett und da es zum Studentenwerk gehört, sind auch die Preise
erschwinglich.
12. Uni-Lounge Geschwister-Scholl-Platz 1
Direkt an der Uni lässt es sich bei gutem Wetter wunderbar draußen sit-
zen. Drinnen ist es etwas dunkel und weniger schön zum Kaffeetrinken,
dafür abends auf den einen oder anderen Cocktail ganz nett.
1616
Autor: Julius Thiemann
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200 000 junge Menschen in Deutschland studieren BWL. Natürlich nicht alle aus Neigung. Dabei muss es gar nicht schädlich sein die eigenen Leidenschaf-ten außerhalb des Studiums zu sehen, denn auf Umwegen zum Ziel kann man noch so Einiges mitnehmen und sich selbst überraschen.
Auf Sebastians Schoß liegt eine schmale schwarze Ledertasche, darin befin-
den sich Partituren aus Franz Schuberts Liederzyklus „Die Winterreise“. Die
singt er zurzeit. Die Lieder handeln von einsamen Wanderern, die von Aaskrä-
hen verfolgt werden, von Melancholie und Erfrierungstod. Das ist passend,
denn an diesem Novembertag nieselt es unaufhörlich, und um vier Uhr ist es
Dunkel. Es ist so ein Tag, an dem man das Haus nur verlässt, weil man sonst
verhungert –oder weil man einfach zur Gesangsstunde gehen muss, so wie
Sebastian heute. Was ihn an der Musik so fasziniert? „Die Realität ist doch
im Grunde genommen nichts als eine Karikatur von großer Oper“, bringt es
Sebastian mit einem Zitat aus dem Film Fitzcarraldo auf den Punkt. „Manch-
mal hab ich auch das Gefühl “. Sebastian möchte im Leben nichts so sehr sein,
wie ein großer Opersänger – und das als BWLer. Als BWLer singt er nicht nur
unter der Dusche, sondern den ganzen Tag, dirigiert Schatten, trommelt auf
Tischkanten und sitzt am Wochenende im Gasteig, oder in der Bayerischen
Staatsoper. Auf seinem Nachttisch liegt die Biographie von Dietrich Fischer-
Dieskau, einem herausragenden Kunstlied- und Opernsänger des letzten
Jahrhunderts, und nicht die von Warren Buffet. Warum studiert Sebastian
nicht an der Musikhochschule und rechnet stattdessen Kapitalkosten aus, für
Phantasiefirmen, die Lang & Weile AG heißen?
Einem Schlüsselerlebnis verdankt Sebastian, dass er zumindest bis auf wei-teres kein Manager wird: Es ist ein klassisches Privatkonzert im Haus seiner Eltern. Bestimmt 20 Menschen stehen und sitzen um den Flügel herum und hören gebannt zu. Sebastian singt eine Bach-Kantate, auf den Tasten beglei-tet von seiner Schwester. Sein Gesang trifft auf das Paar Ohren, das seinem Leben eine neue Richtung geben wird. Es ist ein hochkarätiger Musikkritiker, der ihn nach dem Auftritt drängt, an der Musikhochschule klassischen Ge-sang zu studieren. Dieses Konzert war längst nicht Sebastians erstes Konzert. Der Kritiker hätte auch schon früher auftauchen können. Ist er aber nicht. BWL wird Sebastian so kurz vorm Ziel natürlich noch zu Ende studieren.
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Nora hat schon früher andere Pläne gehabt. Als 18-Jährige sitzt sie im Audi-max der LMU und fragt sich, was da vorne passiert. Da vorne steht jedenfalls nicht Ally McBeal aus der gleichnamigen US Anwaltsserie. Keine im maßge-schneiderten Hosenanzug. Keine, die im Gerichtssaal flammenden Plädoyers hält, voll einfühlsamer Appelle an die Moral der Geschworenen, sodass bald alle anfangen zu schluchzen. Nein, Nora sitzt im Audimax, da vorne steht ein alter Professor, im taubenblauen Kurzarmhemd und sie ist den Tränen nahe, aber nicht vor Rührung. Was ihr vor allem gefehlt hat, war Kreativität in der Argumentation. „Ich musste mir schnell eingestehen, dass Jura nichts für mich ist. Ich habe Panik bekommen und brauchte einen Plan B.“ Die Erleuch-tung fällt ihr in Form einer Vanity Fair in die Hände, die im Oktober 2006 erstmalig in Deutschland erscheint. Pünktlich zu Noras erster Studienwoche. „Ich habe sofort Blut geleckt und wusste, was ich da in der Hand halte ist mein Ding.“ Sie klappt das Heft zu und ruft beim Verlag an, fragt mit zittriger Stimme, wie sie sich für ein Redaktionspraktikum bewerben kann: Die Ant-wort ist ernüchternd, sie kann es gar nicht, nicht ohne Berufserfahrung. Viele Journalistenkarrieren beginnen wie ein Samstag vorm Wiesnfestzelt. Ohne Karte oder connections kommt man nicht rein.
Auch Friederike zweifelt gelegentlich an ihrem Studium. „Immer wenn ich durch eine Klausur in BWL gefallen bin, frage ich mich, was ich hier eigentlich zu suchen habe.“ Sie bleibt dann doch dabei, weil sie „gerne Matheaufgaben löst“ und weil sie ihre BWL Kenntnisse noch brauchen wird. „Mein Traum ist es einen Verein zu gründen, mit offenen Häusern, in denen sich Kinder und Jugendliche nach ihren Bedürfnissen entfalten können.“ Im Jugendzentrum Schwabing-West gibt sie jetzt schon Theaterworkshops und engagiert sich im gemeinnützigen Jugendverein TEN SING. Manchmal kann sie nicht genau greifen, was sie studiert, denn BWL ist nur ihr Nebenfach zusammen mit Psy-chologie, im Hauptfach studiert sie Theaterwissenschaften. Friederike weiß, ohne ihr Engagement außerhalb der Uni ginge sie unter. „Ich wünsche jedem Menschen, der nicht fürs Studium brennt, etwas anderes, wofür er brennen kann.“ Leidenschaft ist gut. Sie hilft Aufgaben, die schwerfallen, gelassener zu nehmen. Friederike ist entspannt und merkt, dass sie in jedem ihrer Fächer Denkweisen und Modelle lernt, die sie gut gebrauchen kann, um ihren Traum zu verwirkliche. Besonders BWL scheint ihr nützlich. „Für meinen Verein muss ich immerhin eine Bilanz lesen können.“
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Sie ist breit aufgestellt, mit ihrer Fächerwahl. „Ich habe mehrere Standbeine
und kann mir immer noch vorstellen, auch in eine andere Richtung zu gehen,
wenn es sein muss. Außerdem hebe ich mich von Anderen ab. Das gibt mir
ein gutes Gefühl.“
Zurück an der Heizung in Sebastians Zimmer. Auch er hat ein gutes Gefühl, fast schon euphorisch. „Ich konnte mir doch überhaupt nicht vorstellen zu dieser handvoll Ausnahmemusikern zu gehören, das Niveau schien unerreich-bar.“ Natürlich muss man an den Erfolg glauben, denn „klassischen Gesang macht man nicht einfach so“. Nur wer wirklich hervorragend singt, verdient in dem Metier Geld. Auf dem Weg zur Spitze des Opern-Olymps wird die Luft immer dünner und ein mittelmäßiger Opernsänger möchte Sebastian nicht werden. Dann eher ein mittlerer Manager, davon kann man zumindest kom-fortabel leben.
Und wie lebt Nora heute, vier Jahre nach ihrem Studienbeginn? Nora steht in der Küche auf einer Wohnungsparty. Man hört sie Dinge sagen wie „...das hat mich schon die eine oder andere Nacht gekostet...“ oder „...Was mich daran so fasziniert ist, einer Geschichte den letzten Schliff zu geben und dann einzuhändigen“. Seit Januar dieses Jahres ist sie ständige freie Redak-teurin, arbeitet 30 Stunden die Woche, bei der InStyle, dem Modemagazin vom Burda Verlag. „Ich habe mich Stück für Stück hochgearbeitet und Fuß gefasst.“ Natürlich hat sie das. Mit ihrer leicht gerunzelten Stirn, den durch-dringenden braunen Augen und der eckigen schwarzen Brille sieht dieses zierliche Mädchen aus, wie die wandelnde Metapher von tough.
Nach ungezählten Anrufen hat sie damals endlich einen Studentenjob im Se-
kretariat der InStyle bekommen. Immerhin ein Anfang. Daraufhin durchläuft
sie alle Stationen, wie sie im Handbuch für Journalisten stehen könnten. Erst
Kopiererin vom Dienst, dann Praktikantin und danach freie Mitarbeiterin.
„Ich habe alles mit äußerster Präzision gemacht. Egal was. Auch wenn ich
die Hemden von Patrizia Riekel (Chefredakteurin von Bunte und InStyle,
Anm. der Redaktion) gebügelt habe. Das kam gut an.“
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Warum sich Nora bei ihrem ganzen Erfolg heute immer noch durchs Jurastu-dium quält, fragt sie sich selbst täglich. Es hat jedoch seinen guten Grund. Ohne abgeschlossenes Studium verdient man viel weniger und die Karri-ereleiter ist oft abrupt zu Ende – „auch wenn Jura gar nichts mit dem zu tun hat, was ich mache.“
Sebastian hingegen sieht in seinem Studium keine bloße Parallelwelt. Es macht ihm sogar Spaß. Sollte er nach einem Jahr an der Musikhochschule merken, dass er den Sarastro wohl nicht in der Bayerischen Staatsoper, sondern doch nur unter der Dusche singen wird, ist das kein Drama. „Ich kann mir auch gut vorstellen als Orchestermanager zu arbeiten, so kann ich meine Leidenschaft Musik mit der BWL verbinden.“ Nora hingegen ist froh, wenn sie „nicht mehr mit einem Hintern auf zwei Pferden reiten“ muss und nach Staatsexamen voll in den Journalismus einsteigen kann.
Was die drei mit Blick auf die Zukunft jedoch teilen ist ein Traum, den sie
auf unkonventionellem Weg verfolgen. Ihr Studium gibt ihnen trotzdem
viel mit auf den Weg. Besonders die BWLer können ihr Wissen in jedem
Bereich gut unterbringen und um es mit Noras Worten abzuschließen:
„Wenn man etwas wirklich will, schafft man es auch. Es klappt dann nicht
immer wie man es sich vorgestellt hat, aber es klappt.“ In der Hinsicht
kann man sich ja dann schon mal entspannen.
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Deine Erste gute Tat im neuen Jahr!
Die schnelle Bereitstellung von Blutkonserven in ausreichender Menge kann bei einem schweren Unfall oder einer schweren Operation Leben retten. WASTI will helfen!In Zusammenarbeit mit dem Blutspendendienst des Bayrischen Roten Kreuzes (BRK) organisieren wir daher eine Blutspendenaktion. Sie findet am Dienstag, den 18.01.2011 von 13.00 Uhr bis 19.00 Uhr im Raum B006 und in der Adalberthalle im HGB statt.
Zum Dank gibt es nach der Blutspende für alle Spender eine Stärkung in Form einer leckeren Mahlzeit, Getränken und einem Gutschein für ein kos-tenloses Mc Donald’s McMenü.
Durch deine Blutspende wird die Mc Donald´s Kinderhilfe unterstützt, die sich um schwerkranke Kinder und deren Eltern kümmert. Dafür betreibt die Stiftung Häuser an 16 Standorten in ganz Deutschland (darunter zwei in München) und hilft so jährlich über 5.700 Familien.
Darüber hinaus wird in einer Kooperation des BRK mit weiteren privaten
Unterstützern ein zweites Projekt gefördert:
„Aus Vielen EINS - Hilfe für eine bessere Welt“, ein von Studierenden ge-
gründeter Verein in München. Dieser Verein verfolgt das Ziel junge Menschen auf die Missstände in der
Dritten Welt aufmerksam zu machen und sie dadurch für die finanzielle
Unterstützung von Hilfsprojekten in Entwicklungsländern zu motivieren.
Durch ausschließlich ehrenamtliche Arbeit und persönlichen Bezug zu
jedem Projekt wird dabei (im Gegensatz zu großen Organisationen) gewähr-
leistet, dass jede Spende zu 100% dort ankommt, wo sie gebraucht wird.
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Es hat nicht geklappt. Ich habe es befürchtet und eigentlich schon von Anfang an gewusst. Gescheitert. So ist das im Leben. Hoch und runter. Bei mir mehr runter als hoch. Jetzt werde ich Plan B aktivieren. Gut, dass ich zweigleisig ge-fahren bin. Der Teilzeitjob wird zum Vollzeitjob. Büro. Computer vor der Nase. Die Herausforderung? Jeden Tag pünktlich zu kommen. Ich brauche schließ-lich fast eine Stunde, bis ich in dem nach Kunstleder riechenden, schwarzen Bürostuhl sitze und mit einem Café mein Betriebssystem hochfahre. Immer-hin, den Job habe ich. Feiern! Ich ziehe meine dicke Jacke an, die wirklich sehr dick ist, aber in der ich dennoch friere. Ist das die innere Kälte, denke ich melancholisch und drücke versehentlich auf die Türklingel des Nachbarn, statt auf den für das Treppenhauslicht. Ich entscheide mich schnell im Dunkeln nach unten zu gehen, damit mich der Nachbar nicht sehen kann. Geschafft. Draußen frage ich einen in Teppich eingehüllten Passanten – soll wohl ein Schal sein – nach einer Zigarette, bekomme eine, bedanke mich, denke die ist höchstens dreizehn, merke, dass ich kein Feuerzeug habe und werfe die Nikotinstange in eine dieser kleinen Grünflächen, die auf Gehwegen angelegt werden, damit sie von Hunden vollgeschissen werden.
Schimmlige Leere umringt mich. Das einzige Licht ist rot und ich fühle mich ein bisschen wie im Rotlichtmilieu. „Coldplay“ füllt die Leere mit Musik. Der Barmensch steht mir dem Rücken zu mir und spielt auf einem Notebook Soli-tär. Im trüben Licht erkenne ich, dass er verlieren wird. Absichtlich laut schie-be ich den Barhocker nach hinten um mich seufzend auf ihm niederzulassen. Warum bin ich so sprachlos? Warum sage ich nicht einfach: „Hallo, schön ist es hier. Ein Bier bitte. Danke“? Wie in der U-Bahn, die unmenschlich mit Men-schen vollgepresst ist und man steht natürlich auf der Nicht-Bahnsteigseite und will raus. Mit der Ellenbogentechnik klappt das meistens, aber gesagt wird nie was. Wir leben in einer Zeit der Ellenbogensprache. Der Barmann bemerkt mich, sagt nichts, sondern starrt mich fragend an. „Bier“ sage ich. Kühlschrank auf, Bier raus, Kühlschrank zu, Bier auf. „Danke“.
Nach zehn Minuten bin ich am Johannisplatz, wo die Johanneskirche groß und
beeindruckend steht. Und ich frage mich wieso der Platz mit „i“ und die Kirche
mit „e“ geschrieben wird. Spontan entscheide ich mich darüber nach zu den-
ken, in die Kirche zu gehen und Gott meine gescheiterte Karriere an den Kopf
zu werfen und ihn zu bitten, für mich den erhofften achtunddreißig Millionen
Jackpot zu knacken. Als ich mich dafür entschieden habe, bin ich schon an der
Kirche vorbei und stehe vor meinem unterbewussten Ziel. Die Bar „Rakete“.
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Der Typ dreht sich wieder zu seinem elektronischen Freund, erkennt, dass er chancenlos ist und fährt das System runter. Das Bier ist zu kalt. „Ist hier im-mer so wenig los?“ „Kommt drauf an.“ „Worauf?“ „Auf den Wochentag, das Wetter.“ „Aha.“ Ich trinke mein Bier aus und frage gutmütig den Barmann, ob ich ihn einladen darf, zu einem Bier. Er starrt mich kurz an, sagt, dass er schon zwei hätte, aber das ist auch scheißegal. Jetzt sitzen wir uns gegenüber und nippen an dem viel zu kalten Bier. Scheußlich. Ich friere. Trotz der superdicken Jacke. „Du siehst nicht gut aus.“, sage ich. Er: „Mir wurde gekündigt.“ „Aber du arbeitest doch noch hier.“, erwidere ich, erstaunt über meine Aussage über sein Aussehen und seine Antwort. „Das hier ist meine neue Arbeits-stelle.“ „Was ist passiert?“ „Bin wegen der Scheißbahn öfters, zu oft, zu spät gekommen und mein Chef hat gesagt das geht nicht, ich müsse trotz der Bahn pünktlich kommen und außerdem mache ich meine Arbeit nicht motiviert ge-nug und er müsse Kosten sparen. Arschloch hab ich gesagt und bin gegangen. Und jetzt bin ich jeden Abend pünktlicher und unmotivierter als ich je war hier.“ Ich hätte nicht gedacht, dass ein Barmann so gesprächig sein kann. „Und du?“, fragt er. „Ich feier meine neue Arbeitsstelle!“, antworte ich etwas zu enthusiastisch. „Hier?“ Ungläubig, mit hochgezogenen Brauen sieht er mich an. „Hier!“ Ich trinke das Bier aus, geh zur Toilette. Auf der Tür ist ein einlami-nierter Zeitungsausschnitt mit Tesafilm befestigt. Im schwachen Licht lese ich etwas über den schnellsten Fahrradfahrer der Welt, der mit 236 km/h, ange-trieben durch eine Rakete, gedüst ist. Daher also der Name. Nachdem ich die zwei Bier auf dem Klo gelassen habe gehe ich zurück zu Bar und zahle die drei Bier. „Die Scheißbahn!“, zischt der Mann, der sich ein neues Bier aufgemacht hat und sein Glück erneut beim Solitärspiel versucht. Er wird wieder verlieren, denke ich nach einem Blick auf den Bildschirm. Ein Verlierer in einer Bar, die Rakete heißt, ohne Raketenstimmung, weil der Treibstoff ausgegangen ist. Zwei Verlierer, korrigiere ich mich. „Mach’s gut.“ „Du auch“.
Wieder gehe ich an der Kirche mit „e“ vorbei. Das Eingangstor ist offen.
Seltsam. Kerzen flackern, sonst ist es dunkel. Langsam und vorsichtig schlei-
che ich nach vorne an den Altar. Meine Schritte hallen laut in den Wölbungen
der bemalten Decke wieder. Ich stehe vor dem Kreuz. Ein heiliger Moment.
Wirklich. Ich setze mich auf den Boden und schlafe ein. Irgendwann schrecke
ich hoch. Beim Aufstehen schmerzen meine Knie. Humpelnd verlasse ich die
Kirche. Draußen setze ich mich auf eine Bank. Fasziniert beobachte ich, wie die
Klimaerwärmung zwischen den Häusern aufgeht. Ein Mann setzt sich neben
mich. „Ich kann dir beibringen, wie man bei Solitär gewinnt.“, sage ich.
2626
27
Jedes Semester wieder wagen einige tapfere LMU Studenten das Experi-
ment und bewerben sich für das Zusatzstudium in Technology Management
am CDTM (Center for Digital Technology and Management).
Nach erfolgreicher Bewerbung betritt der bislang behütet am Geschwister-Scholl
Platz aufgewachsene WiWi-Student gänzlich neues Terrain. Nicht nur stellen sich
seine Kommilitonen plötzlich aus Exoten wie Elektro- und Informationstechni-
kern, Industriedesignern, Psychologen und Informatikern verschiedenster Fach-
richtungen zusammen. Nein, viele der neu gewonnenen Freunde studieren auch
noch an der TU München.
Altehrwürdige Massenhörsäle wechseln sich von nun an ab mit überschau-baren Seminarräume und die Hundertschaften der Mitstreiter des Hauptstu-diums werden durch eine kleine Truppe von etwa 20 Kommilitonen ergänzt, die man üblicherweise schon nach dem ersten intensiven Wochenende am CDTM zu seinen Freunden zählen kann.
Gleich im ersten großen Kernkurs des Technology Management Studiums geht
es ans Eingemachte: Zusammen mit der neuen Klasse wird in Teams ein meh-
rere hundert Seiten starker Trend Report verfasst, welcher mögliche Zukunfts-
szenarien innerhalb einer bestimmten Branche beleuchtet und potentielle
Geschäftsideen aufdeckt. Während des intensiven Kurses werden die Studenten
dabei von Praxispartnern und Experten thematisch, sowie von wissenschaftli-
chen Mitarbeitern methodisch betreut. Weiter geht es im nächsten Kernkurs
mit der Entwicklung eines eigenen Produkts – von der Ideengenerierung bis hin
zum Prototyp und Businessplan. Die Ergebnisse werden, auf einer eigens dafür
konzipierten Messe, den Projektpartnern aus Industrie, sowie anderen Interes-
sierten vorgestellt. Abschließend steht mit dem Entrepreneurship Laboratory
die aktive Strategieberatung eines Start-Ups auf dem Programm. Unterstützt
werden sämtliche Aktivitäten durch ein großes Netzwerk ehemaliger Studenten
und Partnerunternehmen, die immer wieder erstaunt sind, was die kreativen
Köpfe der multidisziplinären Klassen so alles auf die Beine stellen.
Während der Zeit am CDTM lernt unser neugieriger Student also so einiges ken-nen, das ihm bei einem isolierten Verbleib im Ökosystem LMU verwehrt geblie-ben wäre. Breit vernetzt und mit viel Wissen über den eigenen BWLer-Tellerrand hinaus ausgestattet, kann er den kommenden Herausforderungen wohlgemut entgegensehen.
Solltest auch Du Interesse an mehr Interdisziplinarität, praxisnaher
Ausbildung und unternehmerischem Denken und Handeln haben und
solltest du vor allem den Mut haben, Neues zu entdecken, schau vorbei
auf www.cdtm.de und informiere Dich über das Technology Manage-
ment Programm!
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Jedes Semester stürzen sich gut 1.000 frischgebackene Studierende an den
Fakultäten 04 und 05 frohen Mutes in ihr Studentenleben. Ob BWL, VWL
oder Wirtschaftspädagogik, als Erstsemester oder als Quereinsteiger – die O-
Phase unterstützt mit ihrem Betreuungskonzept jedes Semester zahlreiche
junge Menschen beim Start an der LMU.
Zur Hauptaufgabe des ministerial geförderten Projektes, welches am Lehrstuhl des Studiendekans Professor Schwaiger ansässig ist, gehören in erster Linie die Vorträge und Tutorien, über die die Erstsemester in ca. 30köpfigen Gruppen alle relevanten Infos zu ihrem Stundenplan und der Prüfungsordnung erhalten. In den ersten vier Semesterwochen versorgen wir die Studierenden darüber hinaus mit Tipps aus erster Hand zur gesam-ten Studienorganisation, zur Notwendigkeit von Auslandsaufenthalten und den zahlreichen Möglichkeiten, Praxiserfahrung ins Studium zu integrieren. Auch das private Networking innerhalb der Studentenschaft wird nicht vernachlässigt. Die Orientierungsphase versucht ganz gezielt über Stamm-tische und das Test THE Fest den Kontakt zwischen den Studierenden auch über die Tutoriumsgruppen hinaus zu intensivieren.
Auf diese Symbiose aus Spaß und Professionalität schulen wir unsere Tutoren im Rahmen eines einwöchigen Seminars, um sie auf die facettenreichen und herausfordernden Aufgaben als Tutor vorzubereiten. Zur Vermittlung und Aktualisierung der inhaltlichen und prüfungsrechtlichen Aspekte besucht uns regelmäßig Frau Dr. Andrea Boos, Leiterin des ISC, die uns mit den neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden hält. Weiterhin legen wir besonderen Wert auf die Softskills unserer Tutoren, weshalb diese neben Rhetorikschulungen auch Feedback- und Coachingkurse absolvieren, um in der Betreuung ihrer Erstsemestergruppen selbstsicher auftreten und professionelle Hilfestellung leisten zu können.
Mit unserem differenzierten Angebot hoffen wir, auch zukünftigen Erstsemes-
tern ein wenig Anonymität zu nehmen und die Orientierung in der Anfangs-
phase des Studiums zu erleichtern. Dabei bemühen wir uns zu vermitteln, dass
zwar einerseits der nötige ehrgeizige Biss aufgewendet werden muss, den das
„Bootcamp“ der Bachelorprüfungsordnung erfordert, zugleich liegt es uns aber
am Herzen unsere Erstsemester dazu zu motivieren, Selbstbewusstsein und
Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln.
Weitere Infos zur Arbeit der O-Phase und zum „Leben als Tutor“ finden sich unter www.ophase.lmu.de/werdetutor.
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BEI EINEM VORSTELLUNGSGESPRÄCH WISSEN WIR GUT ÜBER
DAS UNTERNEHMEN BESCHEID. WIE STEHT ES MIT DER UNI, DIE
DIR EIN STUDIUM ERMÖGLICHT?
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Fast täglich betreten wie sie, verbringen viel Zeit hier, lernen hier und werden geprüft, sind stolz und auch mal enttäuscht, lernen Leute kennen, identifizieren uns im Laufe der Semester irgendwie mit ihr. Kurz, solange wir studieren spielt sie eine wichtige Rolle in unserem Leben, die LMU. Dennoch kennen vermutlich die wenigsten die bewegte, über 500 jährige Geschichte der LMU.
Als erste Universität Bayerns wurde die LMU 1472 von Herzog Ludwig von Bayern-Landshut in Ingolstadt gegründet, wo sie ganze 328 Jahre bis 1800 blieb. Sie startete zunächst mit vier Fakultäten, wobei der Besuch der Ar-tistenfakultät das obligatorische Grundstudium darstellte, bevor man sich zu einem Studium der Medizin, Jura oder Theologie entscheiden konnte. Anders als der Begriff Artistenfakultät vielleicht nahelegt, handelte es sich hierbei um das Studium der Philosophie. 1799 entstand dann das neue In-stitut für Kameralwissenschaften, aus dem später die Staatswirtschaftliche Fakultät entstand, aus der wiederum in den 1970er Jahren die BWL und VWL Fakultäten hervorgingen. Während dieser ingolstädter Periode spielte die LMU eine wichtige Rolle in der Reformationszeit, da sie auf der Seite der Gegner von Martin Luther den Hort der Gegenreformation bildete.
Im Jahre 1800 wurde die Universität vom späteren König Maximilian I. von Bayern nach Landshut verlegt, da Ingolstadt von den Franzosen be-droht wurde. Hier erhielt sie auch 1802 ihren Namen Ludwig-Maximilians Universität, nach eben jenem König Maximilian I. und nach dem Gründer Herzog Ludwig. Nach den revolutionären Bestrebungen von Ingolstadt, war die LMU quasi zur Strafe streng konservativen Jesuiten unterstellt wor-den. Man nutze den Umzug nach Landshut um sich davon ein Stück frei zu machen. Durch Neuausrichtung und teilweiser Neubesetzung der Lehrstel-len, wurde sie von einem privilegierten Gelehrtenkolleg zu einer staatlich dirigierten Universität umgewandelt. 1825/26 studierten bereits 1000 Studenten an der LMU, die somit nach Leipzig, Göttingen, Halle und Berlin zu den größten Hochschulen Deutschlands zählte.
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1826 holte König Ludwig I. die LMU dann nach München, wo sie zunächst in der Neuhauser Straße untergebracht war, bis sie schließlich 1840 in das eigens dafür erbaute Hauptgebäude am heutigen Geschwister-Scholl-Platz einziehen konnte. In den folgenden Jahren wurde das Hauptgebäude ständig erweitert, die Studentenzahlen stiegen stetig an und viele namhaf-te Professoren kamen an die Uni. Als zweites Land, nach Baden, ließ man 1902 an der LMU erstmals Frauen zum Studium zu. Lag die Frauenquote anfangs bei einem Prozent, so stieg sie jedoch schnell rapide an und schon 1918 lag sie bei knapp 15%, heute sogar bei mehr als 50%.
Nach dem ersten Weltkrieg erlebte die LMU eine wahre Blütezeit, mit
vielen prominenten Dozenten, wie zum Beispiel den Nobelpreisträgern
Wilhelm Conrad Röntgen, Richard Willstätter oder Wilhelm Wien. In
der Zeit des Nationalsozialismus wurde die LMU zum ambivalenten
Schauplatz: Auf der einen Seite wurden viele jüdische und politisch
unangenehme Professoren entlassen, außerdem war die deutsche
Studentenschaft maßgeblich an der Initiierung und Organisation der
Bücherverbrennung am Königsplatz 1933 beteiligt. Auf der anderen Sei-
te wurde die LMU doch wieder Stätte revolutionärer Bestrebungen, als
sich hier die Widerstandsgruppe Weiße Rose um die Geschwister Scholl
bildete. Seit 1997 erinnern die Flugblätter vor dem Hauptgebäude und
die Denkstätte an diese mutigen Studenten. 2005 wurden Szenen aus
dem Film Sophie Scholl- die letzten Tage in der LMU, also am originalen
Schauplatz gedreht.
Nach 1945 wurde die teilweise zerstörte LMU wieder aufgebaut und massiv erweitert, jedoch immer wieder begleitet von Spannungen, wie zum Beispiel 1968 von den deutschlandweiten Studentenprotesten. Mitte der 70er Jahre wurden neue Gebäude für Medizin in Großhadern errichtet (was 1994 nochmal erheblich ausgebaut wurde), sowie auch für die Tier-medizin in Oberschleißheim und für Physik in Garching.
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1948 wurde die Ausbildung für Diplom Kaufleute und Diplom-Handels-lehrer eingegliedert. In den Folgejahren entwickelte sich das Studium der BWL/VWL zum Massenstudium mit 2500 Studenten um 1960. Aus diesem Grund wurde die Staatswirtschaftliche Fakultät 1974 neu strukturiert und aufgeteilt, die BWL bekam eine eigene Fakultät, aus Nationalökonomie wurde VWL, die ebenfalls eine eigenständige Fakultät wurde. Zusammen entwickelten sich die Fakultäten BWL/VWL zu der größten der LMU.
Doch nicht nur die BWL/VWL Fakultät wuchs stetig an, sondern auch die ganze LMU. Sie ist heute, nach der Fernuni Hagen, die zahlenmäßig größte Uni Deutschlands. Aktuell studieren hier mehr als 46.000 Studenten und es sind 3.300 Mitarbeiter, davon 700 Professoren, hier beschäftigt. Außer-dem kann die LMU mit einer guten Reputation aufwarten. Verschiedene Rankings geben ihr zwar verschiedene Plätze, doch national ist sie immer unter den Ersten zu finden und auch international steht sie weit oben. Nicht zuletzt diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die LMU in der ersten Runde bereits in die Exzellenzinitiative aufgenommen wurde. Mitt-lerweile umfasst die LMU 18 Fakultäten mit 150 Studienmöglichkeiten und ist somit auch eine der am breitesten aufgestellten Universitäten Deutsch-lands. Das Uniklinikum eingerechnet, verfügt die LMU über das stattliche Sümmchen von 1 Milliarde Euro. Erstaunlich, wer hätte sich das vor 500 Jahren mit vier Fakultäten und einer Studentenschaft von weniger als 1000 Mann träumen lassen?
Wie bereits erwähnt, wurde der erste Vorläufer unserer BWL/VWL Fakul-tät um 1799 als Kameralwissenschaftliches Institut mit der Sektion staats-wirtschaftliche Kenntnisse gegründet. Als die LMU 1826 nach München umzog, wurde daraus die Staatswirtschaftliche Fakultät. Sie umfasste da-mals Forstwirtschaft (heute TUM), Nationalökonomie, Betriebswirtschafts-lehre, Soziologie, Politologie, Statistik und Wirtschaftsgeographie.
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Über die Zeit hinweg hat sich die LMU zu einer Massenuni entwickelt, was auch immer negative Seiten mit sich bringt, weshalb sie natürlich auch im-mer wieder Kritik von Seiten der Studenten ausgesetzt ist. Blickt man aber auf die bewegte Geschichte und die berühmten Absolventen der LMU, so kann man sich durchaus ein bisschen stolz fühlen, hier zu studieren.
Im Laufe dieser Zeit hat die Uni nicht nur berühmte Professoren, sondern auch eine Menge berühmte Menschen hervorgebracht. Neben vielen einflussreichen Politikern wie Konrad Adenauer, der hier unter anderem VWL studierte, Theodor Heuss, Ludwig Erhard oder Roman Herzog, stu-dierten hier namhafte Schriftsteller wie Bertold Brecht, Rainer Maria Ril-ke, Golo Mann oder Ludwig Thoma. Darüber hinaus lernten hier bekann-te Persönlichkeiten und Unternehmer wie Roland Berger (BWL natürlich), der Verleger Hubert Burda oder der Chefredakteur der Zeit Giovanni di Lorenzo. Aber auch Leute aus dem Showbiz wie Günther Jauch, Thomas Gottschalk, Ottfried Fischer, Michael Mittermeier oder Gerhardt Polt. Neben 13 Nobelpreisträgern die hier studierten oder lehrten, sind die wohl berühmtesten Kinder dieser Uni zwei Könige, König Ludwig I. und König Ludwig III., der Oscarpreisträger Maximilian Schell und der Papst Benedikt.
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Orthodoxie herrschender Lehrmeinungen, abnehmende Stu-dierendenzahlen und nur ungenügende Lösungsansätze für Wirtschaftskrisen, Klimawandel oder Hungersnöte: Steckt die Ökonomik in einer Sinnkrise?
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Die Ökonomie als Wissenschaft war, seit ihrer Entstehung aus der schot-
tischen Moralphilosophie der Aufklärungszeit, Gegenstand einer breiten
Diskussion um Sinn und Zweck der in ihr vorherrschenden Ansätze zur
Analyse wirtschaftlicher Vorgänge. Während zu Beginn ein Wettstreit
verschiedener Konzepte bestand, konnte sich insbesondere im vergange-
nen Jahrhundert die stark positivistisch und formalistisch ausgerichtete
Theorie der Neoklassik durchsetzen, zur Mainstream Economics werden.
Nicht zuletzt als Folge der nur vereinzelt vorhergesehenen Finanzkrise seit
2008, erlitt ihr umfassender Deutungsanspruch jedoch einen herben Rück-
schlag. Nicht nur die Wirtschaft wurde hart getroffen, sondern auch die sie
beschreibende Wissenschaft weitgehend ihrer Erklärungsmacht beraubt.
Eine akademische Disziplin, die in der Stunde ihrer größten Herausforde-
rung versagt hat, scheint sich neu definieren zu müssen.
Wie soll es also weitergehen mit der Ökonomie? Eine ganze Wissenschaft sieht sich mit einer schweren Begründungslast ihres bisherigen Vorgehens konfrontiert, sucht nach einem neuen Selbstverständnis. Die Frage, ob es grundsätzliche Neuausrichtungen in Forschung und Lehre braucht, wird dabei nicht mehr von vornherein verneint. Die Krise hat darüber hinaus aber auch die Gräben zwischen verschiedenen Untersuchungsansätzen, die es immer schon gab, tiefer werden lassen. Nicht einmal mehr über den Gegenstand der Forschung ist man sich einig. Sollen die Ökonomen sich wie Physiker mit der Welt befassen und sie ähnlich wie in der Me-chanik durch mathematisch-naturwissenschaftliche Gesetze zu erklären versuchen? Oder eher wie die Astrologen darüber spekulieren, wie die ökonomischen Gestirne sich fügen werden? Oder aber sollen sie, wie die Philosophen, normative Grundsätze aufstellen, mit denen volkswirtschaft-liche Abläufe in Übereinstimmung gebracht werden sollen?
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„intellektuellen Monopols in den Wirtschaftswissenschaften“ entgegen-zuwirken bezweckten. Vor dem Hintergrund eines Mainstreams, dessen Vertreter „für freien Wettbewerb eintreten, ihn aber auf dem Marktplatz der Ideen nicht praktizieren“, forderten sie einen „Geist des Pluralismus in den Wirtschaftswissenschaften, der unterschiedliche Ansätze würdigt und einen kritischen und toleranten Dialog mit sich bringt“. Der Appell der Wissen-schaftler hatte eine lebhafte Diskussion zur Folge, änderte jedoch nur wenig am kritisierten Umstand, dass sich ihre Zunft einer einseitigen Methodik verschrieben hatte.
Nicht nur in der Forschung, sondern auch unter den Studierenden stießen vorherrschende Lehrmeinungen und Unterrichtsweisen auf Unbehagen. Im Juni 2000 protestierte eine kleine Gruppe von Studierenden der Wirtschafts-wissenschaften an der Pariser Sorbonne, mit der Petition „Autisme-Écono-mie“ gegen die angeblich „autistische Ökonomik“: Sie forderten Wissenschaft statt Szientismus, Pluralismus statt neoklassischem Monotheismus, empi-rischen Realismus statt deduktiver Abstraktionen und der unkontrollierten Anwendung von Mathematik und formalen Modellen. Dies erklärten sie in einem offenen Brief an die Verantwortlichen der volkswirtschaftlichen Lehre.
Kritik an einseitiger Methodik
Dass es momentan zu einer breiten Diskussion um die Eignung vor-
wiegend verwendeter Instrumentarien kommt, ist auch dem Umstand
geschuldet, dass manche Theoreme der Neoklassik lange nicht hinterfragt
und damit nur unzureichend zu erklärende Phänomene von einer Mehr-
heit der Ökonomen vernachlässigt wurden. Die Frage, ob die moderne
Ökonomik noch zeitgemäß ist, kam jedoch bereits vor bald zwanzig Jah-
ren auf: Führende Wirtschaftswissenschaftler, unter ihnen etwa Nobel-
preisträger Paul Samuelson, verfassten 1992 einen Appell für eine „plura-
listische und strenge Ökonomik“, mit dem sie der Gefahr eines
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Nachdem dem ursprünglichen Appell für eine fundamentale Reform von
institutioneller Seite zunächst keine Folge geleistet wurde, begann sich die
Bewegung zu internationalisieren. 2001 brachten 27 Studierende und Dokto-
rierende der Universität Cambridge ein Reformmanifest heraus („Opening Up
Economics“), gefolgt von Studienkollegen der Universität Oxford mit einem
eigenem „postautistischen Manifest“. Auch in den USA gab es ähnliche Bewe-
gungen zu verzeichnen: Nach der Verabschiedung des „Kansas City Proposal“,
einem offenen Brief an die Fakultäten für Ökonomik „in Übereinstimmung mit
und in Unterstützung für“ die postautistische Bewegung und den „Cambridge
Proposal“ durch Studierende und Akademiker aus 22 Ländern auf einer Kon-
ferenz in Kansas City, entstand in Harvard eine Bewegung von „Studierenden
für eine menschliche und verantwortungsvolle Ökonomik“ (SHARE). Bis 2002
hatten sich auch in Australien, der Türkei und China Gruppen für „postautis-
tische Ökonomik“ gebildet. Im bis heute regelmäßig erscheinenden Verteiler
„Real-World Economic Review“ haben sie ein weltweites Sprachrohr gefun-
den.
Eine kleine Gruppe von Lehrenden in Frankreich unterstützte diese Kritik und gab kurz darauf eine „Petition für eine Debatte über die Lehre in der Wirt-schaftswissenschaft“ heraus, dabei folgende Probleme aufwerfend: „1. Den Ausschluss nicht neoklassischer Theorie aus dem Lehrplan, 2. Den Unter-schied zwischen volkswirtschaftlicher Lehre und ökonomischer Realität, 3. Den Gebrauch von Mathematik als Selbstzweck statt als Werkzeug, 4. Unter-richtsmethoden, die kritisches Denken verhindern, 5. Die Notwendigkeit einer Pluralität von Ansätzen, die der Komplexität der zu analysierenden Gegen-stände angepasst ist.“ Die Resonanz dieser Forderungen in den Medien führ-ten unter anderem dazu, dass eine Kommission zur Überarbeitung der landes-weit einheitlichen Curricula eingesetzt wurde, und auch profilierte Ökonomen aus dem In- und Ausland nahmen an der Diskussion ein. James Kenneth Galbraith bekundete seine Unterstützung der Studierenden, Olivier Blanchard und Robert Solow verfassten mit fünfzehn weiteren Ökonomen eine Gegen-petition („Contre-appel pour préserver la scientificité de l’économie“).
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Dass die Debatte um das Selbstverständnis der Ökonomen in Deutschland
noch nicht endgültig ausgefochten ist, zeigte im vergangenen Jahr auch eine
bisweilen hart geführte Debatte unter Wissenschaftlern um die Frage, ob die
ökonomische Forschung zu theoretisch geworden ist und relevante Probleme
der Wirtschaftspolitik ausklammert. Unter anderem vor dem Hintergrund
geplanter Umstrukturierungen an traditionsreichen Wirtschaftsfakultäten,
verfassten 83 Ökonomieprofessoren ein öffentliches Manifest, in dem sie den
„Rückzug aus der Wirklichkeit“ einiger Kollegen hart kritisierten. Professoren
für Wirtschaftspolitik müssten unabdingbarer Bestandteil der wirtschafts-
wissenschaftlichen Forschung und Lehre bleiben, um zur Lösung praktischer
wirtschaftspolitischer Probleme beitragen zu können. Gegen diese Vorwürfe,
angeblich ein „Zerrbild moderner ökonomischer Forschung“, wehrten sich
kurz darauf 188 Fachkollegen mit einem Gegenaufruf: „Mit Sorge verfolgen
wir die Bestrebungen einiger unserer Kollegen, für eine Zementierung inter-
national nicht wettbewerbsfähiger Strukturen an deutschen VWL-Fakultäten
zu argumentieren.“
Auch in Deutschland gründete sich bald daraufhin ein „Arbeitskreis Postau-tistische Ökonomik“, organisierte sich an verschiedenen Universitäten und verabschiedete ein „Bundesdeutsches Positionspapier“. Darin wurde pro-klamiert, das Menschenbild des Homo oeconomicus sei „autistisch“, die in der Ökonomik aufgestellten Theorien „nicht zeit- und geschichtslos gültig“, sondern im Gegenteil „die Lösung realer Probleme vernachlässigend“. Die Wirtschaftswissenschaften sollen „sich ihrer Verantwortung und Grenzen bewusst sein“, etwa indem die Fächer Wirtschaftsgeschichte, Geschichte des ökonomischen Denkens, Wirtschaftsethik und Wissenschaftstheorie als ver-pflichtend in die Lehrpläne aufgenommen werden. Ebenfalls solle die Vielfalt der Wirtschaftstheorien berücksichtigt werden: Feministische Ökonomik und Postkeynesianismus bis hin zu marxistischen und institutionell-evolutorischen Ansätzen. Mit der zusätzlichen Förderung der „Herausbildung eigenständiger Positionen“ der Studierenden und interdisziplinärem Austausch mit „Veran-staltungen an den sozial- und naturwissenschaftlichen Schnittstellen“, solle dem wirtschaftswissenschaftlichen „Autismus“ vorgebeugt werden: „In der Ökonomie geht es um Menschen, nicht um Kurven!“
Neue Umstrukturierungen und Standpunktbestimmungen
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Vor dem Hintergrund, der an Bedeutung zunehmenden experimentellen
Wirtschaftswissenschaft, geriet menschliches Verhalten ins Blickfeld der Öko-
nomik. Dort werden zum Beispiel soziale Motive als Antriebsfedern erkannt.
Auch die Wirtschaftskrise beschleunigte unlängst die Abkehr von einigen Fikti-
onen der neoklassischen Ökonomik, etwa der Illusion vollständig informierter
und strikt rational handelnder Marktakteure. Die Wirtschaftswissenschaften
beginnen also, sich neu zu entdecken – und das macht Hoffnung.
Und was passierte unter den Studierenden? Die Zahl der für Volkswirtschafts-lehre und Vergleichbares Eingeschriebenen in Deutschland ging in den letzten sechs Jahren um 20% zurück, während die Studierendenzahlen insgesamt stiegen. Aber die Bologna-Umstrukturierungen, anstehende Etatkürzungen oder zunehmender Standortwettbewerb zwischen Universitäten könnten An-lass geben, die gängige Praxis an volkswirtschaftlichen Fakultäten zu überden-ken und eine neue Prioritätensetzung ins Auge zu fassen.
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SCHLUSS.
Du bist am Ende angekommen. Du findest das ging zu schnell? Dann
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Wir haben Fehler gemacht und du weißt es besser? Dann be-schwere Dich und korrigiere uns!
Du findest eigentlich alles ganz gut? Dann schicke uns Dein Lob per Mail und Blumen ins Wasti-Büro!
Du hast nichts verstanden? Dann überlege, ob Du weiter studieren solltest!
Idee und Durchführung des Layouts: Mathias Fleck und Dominik Steinbeißer
Herausgeber: Fachschaften BWL/VWL (Wasti e.V.); Ludwigstr. 28 (VG) Büro 07
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