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06.12.2014
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Grundlagen Ernährung
und Sporternährung
KWON Academy
06.12.2014
Julia Kiefl
(Ärztin & Ernährungsberatung)
06.12.2014
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Ernährung oder Nutrition (lat. nutritio
„Ernährung“, lat. nutrire „nähren“) ist die
Aufnahme von organischen und
anorganischen Stoffen, die in der Nahrung
in fester, flüssiger, gasförmiger oder
gelöster Form vorliegen können. Mit Hilfe
dieser Stoffe wird die Körpersubstanz
aufgebaut oder erneuert und der für alle
Lebensvorgänge notwendige
Energiebedarf gedeckt.
Gliederung
Grundlagenwissen
Makronährstoffe
Mikronährstoffe
Nichtnutritive Nährstoffe
Basisernährung von Sportlern
Supplements
Wettkampfernährung
06.12.2014
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Gliederung
Grundlagenwissen
Makronährstoffe
Mikronährstoffe
Nichtnutritive Nährstoffe
Basisernährung von Sportlern
Supplements
Wettkampfernährung
Komponenten der Ernährung
Makronährstoffe Kohlenhydrate
Fette
Proteine
Mikronährstoffe Vitamine (fett-, wasserlöslich)
Mineralstoffe und Spurenelemente
Nichtnutritive Nährstoffe Ballaststoffe
Alkohol
Süßstoffe
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Definitionen und Energiehaushalt
1kcal = Energie, die benötigt wird um 1kg Wasser von 14,5°C auf 15,5°C
zu erhöhen (≈ 4,1855 Joule)
Energietransformation
Abbau von KH, Fett, (Protein) zu Acetylcoenzym A
Acetyl Co A NADH (Citrat-Zyklus)
A. Gewinnung von ATP mit Sauerstoff über Atmungskette (aerob)
B. Gewinnung von ATP ohne Sauerstoff über Lactat (anaerob)
Adenosin-tri-phosphat als Energieträger
ATP + H2O ADP + P + 8 kcal Energie (pro Mol)
Energieverbrauch
Unterteilt in
60-75% Grundumsatz
15-30% körperliche Aktivität
10-15% Sonstige Stoffwechselprozesse
Abhängig von
Körpergewicht und fettfreier Körpermasse
Umgebungstemperatur
Tageszeit
Geschlecht
Alter
Gesundheitszustand
Energiebedarf = GU x PAL (Physical Activity Level)
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Gliederung
Grundlagenwissen
Makronährstoffe
Mikronährstoffe
Nichtnutritive Nährstoffe
Basisernährung von Sportlern
Supplements
Wettkampfernährung
Kohlenhydrate
Organische Verbindung C6H12O6 aus
Kohlenstoff (C)
Wasserstoff (H)
Sauerstoff (O)
Aufgabe
Brennstoff 1g KH = 4,1 kcal
Energiespeicher (Glykogen)
DNA-Grundgerüst
Strukturelement in Zellwänden
im Endeffekt doch nur „Zucker“
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Einteilung
Mono-Saccharide Glucose (Traubenzucker)
Fructose (Fruchtzucker)
Di-Saccharide Saccharose (Haushaltszucker)
Laktose (Milchzucker)
Maltose (Malzzucker)
Poly-Saccharide Stärke (pflanzlich)
Glykogen (tierisch)
Inulin (Präbiotikum)
Metabolismus
Im Darmtrakt (oberer Dünndarm) werden KH zu
Monosacchariden abgebaut
Verstoffwechselung je nach Bedarf
Energie = ATP (Gehirn, Muskulatur)
Speicher (Glykogen in Leber und Muskulatur)
Umbau zu Fettsäuren
Blutglucoseanstieg Insulinausschüttung
Individuelle Unterschiede und Sensitivität
Abhängig von der Nahrungszusammensetzung
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Lipide (Fette)
Organische Verbindung (Triglycerid) aus
1 Glycerin
3 Fettsäuren
Aufgabe
Brennstoff 1g Fett = 9,3 kcal
Unbegrenzter Energiespeicher
Hauptbestandteil der Zellmembran
Träger von Geschmacksstoffen
Einteilung Fettsäuren
Gesättigt Ausschließlich Einfachbindungen
„festere“ Fette
Ungesättigt Einfach: eine C=C Doppelbindung
Mehrfach: ≥ 2 C=C Doppelbindung
„flüssigere“, reaktionsfreudige Fette
Leichter verdaulich, teilweise essentiell
Transfettsäuren Entstehung durch industrielle Verarbeitung oder Überhitzung
(Fast Food, Margarine)
Begünstigen Herz-Kreislauferkrankungen und erhöhen den Cholesterinspiegel
Max Aufnahme: 2,6g /d (lt. DGE)
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Ω-6 Fettsäure
Ω-3 Fettsäure
Empfehlung: ω-6 : ω-3 5:1
einfach ungesättigt
mehrfach ungesättigt
Metabolismus
Im Darmtrakt (unteren Dünndarm) werden Fette emulgiert, aufgenommen und in Fettsäuren gespalten
Verstoffwechselung je nach Bedarf Energie = ATP (Muskulatur)
Speicher (Fettgewebe)
Produktion von Enzymen, Hormonen, Membranen
Merke:
Fettsäuren können NICHT zu Glucose umgebaut werden
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Proteine (Eiweiß)
Organische Verbindung aus
Kohlenstoff (C) Wasserstoff (H) Sauerstoff (O) Stickstoff (N)
Aminosäuren als Grundbaustein des Körpers
20% des Körpergewichts
60% des Gesamteiweiß sind Muskulatur
1kg Muskel = 22% Eiweiß 70% Wasser
Aufgabe Brennstoff 1g Protein = 4,2 kcal
Stabilität von Geweben (Collagen, Myosin)
Enzyme für Stoffwechselvorgänge
Immunabwehr, Blutgerinnung
Ohne Eiweiß kein Leben !
Einteilung Aminosäuren
20 AS mit gleichen Grundgerüst und unterschiedlichem
„Rest“
9 essentielle AS
1 halbessentielle AS
10 nicht essentielle AS
> 100 verbundene AS = Protein
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Metabolismus
Denaturierung (Aufspaltung in einzelne AS) beginnt bereits im
Magen und wird im Dünndarm fortgesetzt
Verstoffwechselung je nach Bedarf
Ständiger Auf- und Abbau (Recycling)
Speicher (Myosin der Muskulatur)
Produktion von Enzymen, Hormonen, Membranen
Merke:
Nutzung als Brennstoff nur in Ausnahmefällen oder bei hohem
Überangebot
Proteine und Muskelaufbau
DGE-Empfehlung: 0,8g/kg/d
Erhöhte Proteinzufuhr ≠ Muskelzuwachs!! Das gelingt nur durch Training !!
Für Kraftathleten ca. 1,6g/kg/d Proteinüberangebot wird in KH und Fett umgewandelt
Qualität des zugeführten Proteins entscheidend Essentielle AS zuführen
Biologische Wertigkeit beachten
Pflanzliche Eiweiße bevorzugen
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Gliederung
Grundlagenwissen
Makronährstoffe
Mikronährstoffe
Nichtnutritive Nährstoffe
Basisernährung von Sportlern
Supplements
Wettkampfernährung
Vitamine Organische Substanzen, die nicht zur Energiegewinnung, sondern für
andere lebenswichtige Funktionen verwendet werden (Stoffwechsel)
Bei ausgewogener Mischkost keine Mangelerscheinung
keine Supplements nötig
Leicht erhöhter Bedarf bei Sportlern
Beta-Carotin
Vitamin C Antioxidativ, Radikalfänger
Vitamin E
Vitaminpräparate (wenn überhaupt) zusammen mit einer Mahlzeit einnehmen !
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Einteilung Vitamine
Fettlöslich („EDEKA“)
Vit. A (Vorstufe Beta-Carotin): Nachtsehen, Radikalfänger 1mg/d
Vit. D: Knochenaufbau, Kalziumstoffwechsel 5µg/d
Vit. E: Radikalfänger, Gewebeschutz (Anti-Age) 12-15mg
Vit. K: Blutgerinnung, Knochenbildung 70µg/d
Wasserlöslich:
Vit. B-Komplex: KH/Fett/Protein-Stoffwechsel
Vit. C: Radikalfänger, Immunabwehr, Gewebeschutz 100mg/d
Folsäure: DNA-Aufbau, Atheroskleroseschutz 400µg/d
Mineralstoffe und Spurenelemente
Anorganische Stoffe, die der Körper nicht selber herstellen kann und für Stoffwechselprozesse benötigt werden (Enzymaktivierung, Muskelkontraktion)
Mineralstoffe
Kalzium: Muskelkontraktion, Festigung Knochenstruktur 1000mg/d
Magnesium: Muskel/Nervenerregbarkeit 350-500mg/d
Kalium: Muskelaktivierung 2000-3000mg/d
Spurenelemente
Eisen: Blutbildung, Sauerstoffversorgung 30-40mg/d
Zink: Wundheilung, Immunabwehr 10-20mg/d
Supplementierung nur bei Reduktionsdiät, starker Schweißbildung oder intensiver Wettkampfvorbereitung
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Gliederung
Grundlagenwissen
Makronährstoffe
Mikronährstoffe
Nichtnutritive Nährstoffe
Basisernährung von Sportlern
Supplements
Wettkampfernährung
Ballaststoffe
Unverdauliche Polysaccharide (KH) aus Pflanzen Hohes Quellvermögen
Gelangen unverdaut in den Dickdarm
Vollkornprodukte, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Leinsamen
DGE-Empfehlung: 30g/d
Vorteile: Erhöhung Darmperistaltik
Bindung toxischer Stoffe
Fördern gesunde Darmflora (Nährstoffe für Darmbakterien)
Schneller Sättigung
Schutz vor Dickdarmkrebs, Diabetes, Adipositas, Karies
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Alkohol
Ethanol: C2H5OH
Resorption im Magen und oberen Dünndarm Erhöht bei leerem Magen oder heißen Getränken
Schnellerer Abbau bei regelmäßigem Konsum
Schädigung ALLER Organe
Erhöht Krebsrisiko
Brennwert: 1g Ethanol = 7 kcal 1 Liter Bier: 32g E
1 Glas Wein: 9g E
1 Shot Vodka: 12g E
Süßstoffe
Synthetische Substanzen mit intensivem Süßgeschmack ohne Brennwert (0 Kalorien)
In der EU diverse Süßstofftypen zugelassen Saccharin
Cyclamat
Aspartam
Stevioglycosid
Bisher keine nachgewiesene toxische Wirkung
In größeren Mengen abführend
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Gliederung
Grundlagenwissen
Makronährstoffe
Mikronährstoffe
Nichtnutritive Nährstoffe
Basisernährung von Sportlern
Supplements
Wettkampfernährung
Allgemeines
Für jeden Sportler ist eine kohlenhydratbetonte, fettkontrollierte, abwechslungsreiche Mischkost als Basisernährung geeignet
50% Kohlenhydrate (komplex, unverarbeitet)
30% Fett (max 30% gesättigt)
20% Protein (qualitativ hochwertig, tierisch < pflanzlich)
Adäquate Flüssigkeitszufuhr
Essens-Timing vor/während/nach dem Training
Zumeist kein erhöhter Vitamin- / Mineralstoffbedarf
Unterschied zu Nicht-Sportlern meist nur quantitativ
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Dreidimensionale Lebensmittelpyramide
Tierische Lebensmittel
Pflanzliche Lebensmittel
Fette und Öle
Getränke
Energiegewinnung
Energiebereitstellung über ATP aus KH/Fett
Extrem kurze Intensivbelastung (max 10 sec)
Anaerob über Muskel-ATP und Kreatinphosphat
Kraftausdauer/Schnellkraftausdauer (max 3 min)
Anaerobe unvollständige Glykolyse (KH-Abbau): Lactatbildung
Nur 5% der möglichen Energie aus Glucosemolekül (Ineffizient)
Ab < 15mmol/l Übersäuerung mit Ermüdung (Lactatschwelle)
Abatmung des Lactats über Lunge (man ist „außer Puste“)
Ausdauer
3 – 90 min: Aerob über Kohlenhydrate (Glykogen Muskel/Leber)
> 90 min: Aerob über Fettabbau (Lipolyse)
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Energiegewinnung bei Belastung
Empfehlungen fürs Training
Kraft-/ Ausdauertraining bis 90min
KH-reiche, leicht verdauliche, fett-/ballaststoffarme Mahlzeit ca. 1,5-3 Stunden VOR Belastung
• Haferflocken mit fettarmer Milch
• Laugenbrezel mit Trockenfleisch
• Fruchtschnitte
Flüssigkeitszufuhr nicht unbedingt nötig (außer bei Hitze)
Ausdauer-Sport (>90min Belastung)
30-60g einfache KH pro Stunde (Vermeidung Hungerast)
• KH-Gel, Traubenzucker, Sportgetränk, Apfelschorle, Cola
• Banane, Weißbrot
Alle 15min 150ml Flüssigkeit (evtl mit NaCl Zugabe)
Nach der Belastung (30-60min anaboles Fenster)
Schnell verfügbare KH + mind 8g Protein + Flüssigkeit
• 1 Banane + 80g Magerquark
• 2 KH-Gels + Proteinshake
• Brot mit Hartkäse/magerem Kochschinken
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Gliederung
Grundlagenwissen
Makronährstoffe
Mikronährstoffe
Nichtnutritive Nährstoffe
Basisernährung von Sportlern
Supplements
Wettkampfernährung
Supplements I
Proteinpulver
Hochgereinigtes Eiweiß(hydrolysat)
Fehlende Insulinausschüttung (keine anabole Wirkung)
Wird rascher ins Blut aufgenommen als Lebensmittelprotein
Nutzung zum Teil als Brennstoff statt zum Muskelaufbau
FAZIT: Proteinshake nur in Verbindung mit KH sinnvoll
Isolierte Aminosäuren, z.B. BCAA, Glutamin, Aspartat
Fragliche immunmodulatorische, regenerative Wirkung
FAZIT: Derzeit noch Forschungsbedarf – Keine Empfehlung
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Supplements II
Kreatin(phosphat)
Regeneration des ATP in der Muskelzelle
Steigert Kurzzzeit-Intensiv-Kraft (bis 10 sec)
Evtl zusätzlich Verringerung der Ermüdung
NW: Wassereinlagerung, Muskelkrämpfe, Verletzungsrisiko
FAZIT: Kein sinnvoller Einsatz beim Freizeitsportler
L-Carnitin
Einschleusung Fettsäuren in die Muskelzelle
Eigensynthese und Aufnahme durch Nahrung ausreichend
FAZIT: Kein wissenschaftlich erwiesener Nutzen
Koffein
Erwiesene leistungssteigernde Wirkung für 100mg Koffein
Gewöhnungseffekt limitierend (Schwellenwert 600mg)
FAZIT: Nutzen nur bei sporadischem Gebrauch
Gliederung
Grundlagenwissen
Makronährstoffe
Mikronährstoffe
Nichtnutritive Nährstoffe
Basisernährung von Sportlern
Supplements
Wettkampfernährung
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Vor dem Wettkampf
NIE nüchtern an den Start gehen !
3-4 Stunden vor Kampfbeginn Kohlenhydratreiche, proteinmoderate, fett-/ ballaststoffarme Mahlzeit
• Haferflocken mit Banane und 1,5% Milch
• Helles Brötchen mit Marmelade
• Fruchtschnitte / Müsliriegel
• Babybrei-Gläschen (mit Salz)
Individuelle Verträglichkeit beachten
500ml Flüssigkeit (stilles Wasser/Tee)
30min vor Kampfbeginn 100-200ml KH-haltiges Getränk
• Fruchtsaft(schorle)
• Sportlergetränk
Lange Wartezeiten einrechnen (kleine Snacks, Versorgungspaket)
Während des Wettkampfs
30-60g Kohlenhydrate / Stunde
Banane + 250ml Iso-Getränk
Trockenfrüchte
Reis- / Fruchtschnitten
150ml Flüssigkeit alle 20 Minuten (während Belastung)
600-1000ml / Stunde anpeilen (je nach Verträglichkeit)
Kohlensäurearm - Kohlenhydratreich
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Nach dem Wettkampf
Primär Flüssigkeitsdefizit auffüllen (0-30min nach Kampf)
Abhängig von der Schweißmenge
Kleine Schlücke, nicht zu kalt
Elektrolyt-haltiges Getränk (z.B. Sport-Brausetablette)
Regenerations-/Aufbaumahlzeit (30-180min nach Kampf)
Glykogenspeicher, Vitamine, Protein auffüllen
Anaboler Nachbelastungsstoffwechsel (bes. Aufnahmefähigkeit)
1,0-1,5g KH / kg alle 2 Stunden
Hohen GI bevorzugen ( hohe Insulinausschüttung)
Kohlenhydrate mit Protein kombinieren
• Banane + Joghurt
• Milchreis, Quarkbrötchen
• Nudeln mit Tomatensauce und Parmesan
Wettkampf-spezifische Ernährung
im Kampfsport „Gewichtmachen“
Maximale Reduktion des Körpergewichts vor dem Kampf (5-10% d. KG)
DGSM empfiehlt maximal 3% in 5-7 Tagen
Absolutes Tabu bei Kindern/Jugendlichen
„Abkochen“: reduzierte Flüssigkeits-/Salzaufnahme, Sauna, Diuretika
Massive Entwässerung ! Gefahr der Herzrhythmusstörungen
Maximal-/Schnellkraft sinkt (auch wenn nach dem Wiegen ausgeglichen wird)
Gefahr der Überhitzung !
Ernährungsempfehlung „nach der Waage“ Sofort 600-1000ml Elektrolyt-Glucose Getränk (viel Natrium)
Kampfbeginn < 3 Stunden: keine feste Nahrung
Kampfbeginn > 3 Stunden: KH-reiche Mahlzeit (Breze, Instant-Suppe)
Zwischen den Kämpfen Trinken (individuelle Verträglichkeit beachten)
Kleine, bekömmliche KH-Portionen (Bananenstücke, Fruchtschnitte)
06.12.2014
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Vielen Dank für die
Aufmerksamkeit