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Gutachten
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Gutachten
Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
Projektseminar – Integrierte Ökologische Planung und Beratung
Mit Kopf, Herz und Hand fit für eine klimafreundliche Zukunft
Darmstadt/Frankfurt am Main, Februar 2010
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
Projektseminar – Integrierte Ökologische Planung und Beratung Mit Kopf, Herz und Hand fit für eine klimafreundliche Zukunft
Projektgruppe
Silvia Bauer, Ulrich Biebel, Felix Broj, Christine Emich, Dominik Groha, Kathrin
Heldenberger, Sandra Hochreiter, Sandra Mann, Daniel Schluckebier, Horea-Stephan
Szedlacsek, Cecily Vogelsteller, Elisa Völker, Jan Willing, Amelie Zugwurst
Redaktionsgruppe
Silvia Bauer, Ulrich Biebel, Katrin Feld, Daniel Schluckebier, Amelie Zugwurst
Projektbegleitung
Katrin Feld (CISP, AB Pädagogik der Natur- und Umweltwissenschaften),
Immanuel Stieß (ISOE)
Darmstadt/Frankfurt am Main, Februar 2010
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ................................................................................................................5
1.1 Der Auftraggeber ......................................................................................................5
1.2 Der Auftrag ...............................................................................................................6
1.3 Die Projektgruppe.....................................................................................................6
1.4 Die Begriffe „Energieeffizienz“ und „Klimafreundlichkeit“ als Rahmen für das
Projekt ......................................................................................................................7
1.4.1 Die Bedeutung für die Projektarbeit..........................................................................7
1.4.2 Klimawandel und die Diskussion um globale Erwärmung als Aufruf zu
klimafreundlichem Denken und Handeln ..................................................................7
1.4.3 Bildung für nachhaltige Entwicklung.........................................................................9
1.4.4 Klimafreundlichkeit im Sinne des Projekts................................................................9
1.4.5 Idee und Anspruch des Gutachtens........................................................................10
1.5 Vorgehensweise und Methodik der Gruppe und Struktur des Gutachtens ............. 11
2 „Mit Kopf, Herz und Hand – fit für eine klimafreundliche Zukunft“..................14
2.1 Einleitung................................................................................................................14
2.2 Mögliche Problemlagen ..........................................................................................15
2.3 Geschichtlicher Exkurs im Licht der Klimaschutzproblematik.................................19
2.4 Ideen und Vorschläge in Richtung einer Didaktik der Klimafreundlichkeit ..............22
3 Bestandsaufnahme ..............................................................................................27
3.1 Die Schule ..............................................................................................................27
3.2 Schlüsselakteure für eine klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule .....................29
3.2.1 Die Schulleitung......................................................................................................29
3.2.2 Schulträger .............................................................................................................30
3.2.3 Umweltamt der Stadt Riedstadt ..............................................................................31
3.2.4 Überlandwerk Groß-Gerau GmbH..........................................................................32
3.2.5 Lehrerschaft............................................................................................................33
3.2.6 Schülerinnen und Schüler ......................................................................................33
3.2.7 Weitere NutzerInnen...............................................................................................34
3.3 Beschreibung der Handlungsfelder und Ist-Zustand...............................................34
3.3.1 Energie- und Wassersparen ...................................................................................34
3.3.2 Die Sonne nutzen...................................................................................................36
3.3.3 Zentrale Abfallwirtschaft..........................................................................................37
3.3.4 Raumklima .............................................................................................................37
3.3.5 Umwelt- und Klimabildungskonzepte im Sinne einer Bildung für nachhaltige
Entwicklung ............................................................................................................40
3.3.6 Lehrplan und institutionelle Rahmenbedingungen..................................................42
4 Bewertungskriterien.............................................................................................46
4.1 Schule als Gebäude ...............................................................................................47
4.2 Schule als Lehr-/Lernort .........................................................................................48
4.3 Schule als Alltagsort ...............................................................................................48
4.4 Schule als Organisation..........................................................................................49
5 Bestandsanalyse und Maßnahmen.....................................................................51
5.1 Energie- und Wassersparen ...................................................................................51
5.1.1 Bestandsanalyse und Bewertung ...........................................................................51
5.1.2 Beschreibung der Maßnahmen ..............................................................................52
5.1.3 Einordnung in die Leitidee und die Leitlinien ..........................................................54
5.1.4 Fazit zu den Maßnahmen.......................................................................................55
5.2 Die Sonne nutzen...................................................................................................59
5.2.1 Bestandsanalyse und Bewertung ...........................................................................59
5.2.2 Beschreibung der Maßnahmen ..............................................................................60
5.2.3 Einordnung in die Leitidee und die Leitlinien ..........................................................61
5.2.4 Fazit zu den Maßnahmen.......................................................................................62
5.3 Raumklima .............................................................................................................64
5.3.1 Bestandsanalyse und Bewertung ...........................................................................64
5.3.2 Beschreibung der Maßnahmen ..............................................................................66
5.3.3 Einordnung in die Leitidee und die Leitlinien ..........................................................68
5.3.4 Fazit zu den Maßnahmen.......................................................................................70
5.4 Umwelt- und Klimabildungskonzepte im Sinne einer Bildung für
nachhaltige Entwicklung .........................................................................................71
5.4.1 Bestandsanalyse und Bewertung ...........................................................................71
5.4.2 Beschreibung der Maßnahmen ..............................................................................72
5.4.3 Einordnung in die Leitidee und die Leitlinien ..........................................................75
5.4.4 Fazit zu den Maßnahmen.......................................................................................77
5.4.5 Zusammenfassende Anmerkungen........................................................................80
5.5 Lehrplan und institutionelle Rahmenbedingungen..................................................81
5.5.1 Bestandsanalyse und Bewertung ...........................................................................81
5.5.2 Beschreibung der Maßnahmen ..............................................................................83
5.5.3 Einordnung in Leitidee und die Leitlinien ................................................................87
5.5.4 Fazit zu den Maßnahmen.......................................................................................89
5.6 Ergänzung zur Bestandsanalyse ............................................................................89
5.6.1 Abfallwirtschaft .......................................................................................................89
5.6.2 Zentrale Versorgungsstruktur .................................................................................89
5.7 Abschließendes Fazit aller Maßnahmen ................................................................90
6 Zusammenfassung und Fazit ..............................................................................91
7 Literatur- und Quellenverzeichnis.......................................................................96
Anhang ............................................................................................................................100
Zu 1: Einleitung.................................................................................................................100
Zu 3: Bestandsaufnahme..................................................................................................104
Zu 5: Bestandsanalyse und Maßnahme ........................................................................... 114
Einleitung
5
1 Einleitung
Das folgende Gutachten beschreibt ein Konzept, welches Hindernisse und Potentiale
in Bezug auf Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit an der Martin-Niemöller-Schule
(MNS) in Riedstadt-Goddelau aufgreift und mit geeigneten Maßnahmen diese Potentia-
le nachhaltig und dem Auftragsziel entsprechend fördert.
Dieses Konzept ist das Resultat eines studentischen Projektes des Centrums für Inter-
disziplinäre Studienprogramme (CISP) der Technischen Universität Darmstadt (TUD)
in Kooperation mit dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) in Frankfurt
am Main und dem Arbeitsbereich Pädagogik der Natur- und Umweltwissenschaften
des Instituts für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik der TUD unter der Leitung
von Professor Peter Euler.
Lehramts-, Magister- und Ingenieursstudierende haben in diesem Projekt in einer in-
terdisziplinären Gruppe zusammengearbeitet und ihr Know-how und ihre Stärken mit
eingebracht, um sich gemeinsam mit dem Auftrag – ein Konzept auf dem Weg zur
energieeffizienten und klimafreundlichen Martin-Niemöller-Schule zu erstellen – ausei-
nanderzusetzen und in diesem Gutachten mögliche Wege aufzuzeigen.
1.1 Der Auftraggeber
Auftraggeber dieses Gutachtens ist die Martin-Niemöller-Schule in Riedstadt-Goddelau
bzw. deren Schulleitung. Die integrierte Gesamtschule mit pädagogischer Mittags-
betreuung befindet sich auf dem Weg zu einer Ganztagsschule. Neben den rund 1150
SchülerInnen stellen die ca. 80 LehrerInnen die zweitgrößte Akteursgruppe im Schul-
geschehen.
Das Leitmotiv der Schule, an dem sie ihre pädagogische Arbeit und das Schulprofil
ausrichtet, spricht von Rücksichtnahme und Völkerverständigung und ist auf der Ho-
mepage der Schule zu finden (Schulleitung der MNS, 2006):
Wir können nicht einfach unseren Willen haben.
Wir müssen Rücksicht auf die Anderen nehmen.
Wir müssen so oder so zur Verständigung kommen.
Und das gilt im Leben der Völker wie im Leben der Einzelnen.
Martin Niemöller
Aufgrund der Aktualität der Thematik „Klimaveränderung und globale Erwärmung“ möchte sich die MNS der Fragestellung widmen, welche Richtungen sie auf dem Weg
zu ihrem Ziel, energieeffizient und klimafreundlich zu sein, einschlagen kann.
Die Herausforderung besteht in der Verknüpfung der Bedürfnisse und Handlungen des
einzelnen Menschen mit denen aller Völker der Erde, denn Handlungen jedes Einzel-
nen haben Auswirkungen auf die gesamte Menschheit und umgekehrt. Um dabei zu
wirksamen Handlungen und notwendigen Veränderungen zu kommen, sind Rücksicht-
nahme und Verständigung gefragt.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
6
Mit dem Ziel energieeffizient und klimafreundlich zu werden, hat die MNS somit ein
tagespolitisches Thema aufgegriffen, dessen Handlungsgrundlage durch das Leitmotiv
der Schule widergespiegelt wird.
1.2 Der Auftrag
Am 13.05.2009 erhielt die studentische Projektgruppe von einer Versammlung der
MNS, bestehend aus SchülerInnen, LehrerInnen, der Schulleitung sowie regionalen
Akteuren, den Auftrag, ein Gutachten zu erstellen, welches die bisherige Leistung der
MNS im Rahmen energieeffizienter und klimafreundlicher Aktivitäten erhebt, beurteilt
und konkrete Vorschläge für weitere bautechnische, aber vor allem auch, ganz im Sin-
ne des integrativen Gedankens, pädagogische und auf das Nutzerverhalten bezogene
Maßnahmen beinhaltet.
1.3 Die Projektgruppe
Die vierzehnköpfige Projektgruppe der TUD war ein interdisziplinäres Team aus Lehr-
amtsstudierenden der Fächer Mathematik, Chemie, Politik, Biologie, Philosophie, Ethik,
Sportwissenschaft und Geschichte sowie Magisterstudierenden mit den Fächern
Sportwissenschaft, Pädagogik und Politik. Weiteres Know-how gewann sie durch Stu-
dierende des Studiengangs Bauingenieurwesen und einem Diplom – Chemieingenieur
sowie einem promovierten Biologen. Sie konnte somit auf verschiedene fachliche
Kompetenzen der Studierenden, aber auch auf externe Kompetenzen verschiedener
Akteursgruppen sowie das ISOE und das CISP zurückgreifen.
Die Teilnahme am Projekt war von unterschiedlichen Motivationen bestimmt. So stand
für manche Studierende die Auseinandersetzung mit der Thematik „Energieeffizienz
und Klimafreundlichkeit“ im Vordergrund, während andere die Arbeit in einer interdis-
ziplinären Gruppe oder aber die Projektarbeit selbst als Auslöser der Entscheidung für
dieses Projekt betrachteten.
Das Resultat dieser Zusammenstellung war eine Gruppe von Studierenden unter-
schiedlicher Fachrichtungen und verschiedener Semester, mit unterschiedlichen
Kenntnissen, aber auch kontroversen Diskussionsstandpunkten.
Neben der Erstellung des Gutachtens standen somit der integrative Gedanke, also
eine kompromissbereite Vorgehensweise bei der Zielfindung, und die Integration der
verschiedenen Fachkenntnisse und Ausgangspunkte sowie die durch die fachlich un-
terschiedliche Ausrichtung bedingten Herangehensweisen an das Thema, auf der Ta-
gesordnung.
Einleitung
7
1.4 Die Begriffe „Energieeffizienz“ und „Klimafreundlichkeit“ als Rahmen
für das Projekt
Die folgenden Abschnitte befassen sich mit den Grundbegriffen Energieeffizienz und
Klimafreundlichkeit und versuchen einen kurzen Einblick in die Komplexität des Beg-
riffs Klimafreundlichkeit im Rahmen des Projekts zu geben.
1.4.1 Die Bedeutung für die Projektarbeit
Energieeffizienz, also die Minimierung der für eine Leistung benötigten Energiemenge,
ist als Begriff konkret formuliert. So findet sich in einem online Fremdwörterbuch fol-
gende Definition: Energie = Fähigkeit, Arbeit zu leisten; effizient = wirkungsvoll, mit
großem Wirkungsgrad (Langenscheidt, 2009). Im Bereich der Ökonomie wird Energie-
effizienz sogar als Triebkraft zur Förderung von wirtschaftlichem Wachstum eingesetzt:
Die aus energieeffizienter Arbeit resultierende Kostenreduzierung wird zum wirtschaftli-
chen Vorteil gegenüber Anderen.
Im Gegensatz dazu sind Begriffe wie „klimafreundlich“, „umweltfreundlich“ oder „nach-
haltig“ definitorisch nicht eindeutig festzulegen, werden auch äquivalent verwendet und
verlieren durch inflationären Gebrauch mehr und mehr an Wirkung. Umso wichtiger ist
es, bei deren Verwendung explizit die Bedeutung zu klären.
Klimafreundlichkeit steht neben der Energieeffizienz in der Auftragsbeschreibung für
das Gutachten und ist damit der Grundbegriff, den es hier zu klären gilt.
1.4.2 Klimawandel und die Diskussion um globale Erwärmung als Aufruf zu
klimafreundlichem Denken und Handeln
„Der Mensch – das ist wissenschaftlich bewiesen – hat Einfluss auf die Erwärmung der
Erde. Diesen Klimawandel nennt man anthropogenen Klimawandel, also vom Men-
schen beeinflusst“ (Hrsg. bpb, 2008, S. 1 Z. 1 ff), so die Forscherin Ina Schäfer vom
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH in einem Artikel der Bundeszentra-
le für politische Bildung. Neben natürlichen Klimaveränderungen ist der Mensch als
Verursacher des Klimawandels auch verantwortlich für die Gestaltung von Maßnahmen
zu dessen Eindämmung. Die Steigerung von Treibhausgasen (wie z.B. CO2) durch
wirtschaftliches Wachstum und die vermehrte Nutzung von Technologien, die erhöhten
CO2-Ausstoß zur Folge haben (z.B. verstärkter Einsatz und Neubau von Kohlekraft-
werken), wird als Auslöser des Klimawandels betrachtet, dessen hauptsächliche Folge,
die globale Erwärmung, nicht erst seit dem 4. UN-Klimabericht von 2007 (IPCC, 2007)
weltweit diskutiert wird. 81,47 % der Treibhausgase wurden im Jahr 2006 bei der Ge-
winnung bzw. Nutzung von Energie freigesetzt (vgl. Schaefer, 2008, S.1, Tabelle). Die
MNS hat somit auch mit der Forderung nach Energieeffizienz den Aspekt der Klima-
freundlichkeit mit einbezogen.
Als Folgen des Klimawandels und der daraus resultierenden globalen Erwärmung se-
hen die Forscher zum einen umweltbezogene Veränderungen, wie z.B. die Erhöhung
der mittleren globalen Temperatur und den damit verbundenen Anstieg des Meeres-
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
8
spiegels sowie die Versauerung der Ozeane (vgl. IPCC, 2007, S. 5 ff) (woraus sich
langfristig drastische Veränderungen der Küstenlinien auf der ganzen Welt ergeben),
die sich schon akut in Form von zunehmenden Waldbränden, hitzebedingt steigenden
Sterblichkeitsraten von Menschen und Tieren – auch zunehmend in europäischen Län-
dern – und langfristig in erhöhter Überflutungsgefahr in Küstenregionen und weiterer
Verkürzung von Vegetationszeiten in Wüstengebieten (vgl. IPCC, 2007, S. 22 ff.) be-
merkbar machen.
Eine weitere Betrachtung zur Gefährdung der Natur als Lebensraum und Ursprungsort
des Menschen und den Konsequenzen für diese, aus der Sicht eines Mitglieds der
Projektgruppe, liefert der Text „Human Influence on Nature and Environment“ im An-
hang des Gutachtens.
Dieser Eingriff in die Ökologie bzw. diese Veränderungen der biologischen und geo-
chemischen Systeme der Erde (z.B. Golfstromumlagerung durch Polkappenschmelze,
Vegetationsverluste durch Wassermangel, Nahrungskettenveränderung durch Über-
säuerung von Ozeanen und Böden) wird sowohl direkten Einfluss auf die Gesundheit
der Menschen und ihren Lebensraum sowie die Artenvielfalt von Flora und Fauna
nehmen, zudem aber auch wirtschaftliche Konsequenzen mit sich tragen.
So geht mit den entstehenden gesundheitlichen Problemen ein Anstieg der sozialen
Kosten einher. Außerdem sind im Zuge der Veränderungen der Ozeane mit Einbußen
für die Fischerei und hohen Kosten für die Küstensicherung zu rechnen. Auch die
Landwirtschaft wird von Temperatur- und Bodenveränderungen betroffen sein (vgl.
IPCC, 2007, S. 24 ff).
Zwar sind die Probleme regional unterschiedlich stark ausgeprägt, doch gerade durch
deren Vielfalt und Komplexität ist es nicht möglich einzelne Probleme zu bekämpfen.
Es wird nötig, die gemeinsame Ursache dieser Probleme an der Wurzel zu packen und
dieser Ursache entgegenzuwirken bzw. angemessene Anpassungs- und Abschwä-
chungsstrategien („adaptation and mitigation“1) zu entwickeln.
„Der Mensch ist für die derzeitige Klimaerwärmung und den damit in Zusammenhang
stehenden Auswirkungen verantwortlich. Forscher und Wissenschaftler sehen jedoch
mit Hilfe von Vorsorgestrategien und -maßnahmen, sowie durch effiziente und nachhal-
tige Produktions- und Lebensstile die Chance, die Konsequenzen des Klimawandels
abzuschwächen und das Klimaproblem zu lösen.“ (Schaefer, 2008, S. 2) Strategien
und Maßnahmen tatsächlich umgesetzt bzw. in Angriff genommen werden, wird der
Weltklimagipfel in Kopenhagen (siehe BMU, 2009) zeigen. Die Erwartungen an diese
Konferenz sind hoch, ganz im Gegenteil zur realistischen Einschätzung vieler, dass die
Ergebnisse der Konferenz auch tatsächlich den nötigen Ausschlag zu einem weltweiten
Umdenken geben.
1 „mitigation“ = Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung von Treibhausgasemissionen
„adaptation“ = Anpassungsmaßnahmen zur Vermeidung von Risiken und Nutzung wirtschaftlicher und gesellschaft-
licher Chancen unter Bedingungen des bereits heute unvermeidbaren Klimawandels (BMBF (1), 2007, S. 2 blauer
Kasten)
Einleitung
9
1.4.3 Bildung für nachhaltige Entwicklung
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ setzt sich aus drei unterschiedlichen Komponenten zu-
sammen, die als Drei-Säulen-Modell bezeichnet werden. Die ökologische Nachhaltig-
keit bedeutet, dass Natur und Umwelt für die nachfolgenden Generationen erhalten
werden sollen. Das Ziel ist somit, einen schonenden Umgang mit der natürlichen Um-
gebung zu erlernen. Dies gelingt u.a. durch Energieeinsparungen, Erhaltung der Mehr-
fachfunktionen von Wäldern und Waldgebieten oder die Erhöhung der Energieeffizienz.
Die ökonomische Nachhaltigkeit bedeutet, dass die Wirtschaftsweise so angelegt ist,
dass sie dauerhaft eine tragfähige Grundlage für Erwerb und Wohlstand bietet. Maß-
nahmen, um dieses Ziel zu erreichen sind z.B. Programme von Wirtschafts- und In-
dustrieverbänden zur Stärkung von Umweltbewusstsein, Ausbildungsmöglichkeiten in
umweltrelevanten Aspekten der Unternehmensführung oder Förderung des nachhalti-
gen Wirtschaftens. Die soziale Nachhaltigkeit besagt, dass eine dauerhafte, zukunfts-
fähige und lebenswerte Gesellschaft erreicht werden soll. Dieses Ziel soll durch Maß-
nahmen wie z.B. die Befähigung aller Menschen ihren Lebensunterhalt auf erträgliche
Weise selbst zu verdienen, bessere Bildung und Ausbildung oder mehr Arbeitsplätze
zu schaffen, verwirklicht werden (vgl. Lexikon der Nachhaltigkeit, 2005, S. 1 ff).
1992 wurde die Agenda 21 von den Vereinten Nationen verabschiedet. In dieser Agen-
da wird eine nachhaltige Entwicklung als gemeinsames Leitbild der Menschen für das
21. Jahrhundert dokumentiert. Ziel der Bildung für nachhaltige Entwicklung ist es, dass
die Menschen Kompetenzen wie beispielsweise Fertigkeiten und Einstellungen erwer-
ben, um eigenverantwortlich ihre Zukunft gestalten zu können. In diesem Zusammen-
hang spielt auch der Erwerb von Urteilsfähigkeit eine entscheidende Rolle. Zudem ha-
ben die Vereinten Nationen die Jahre 2005 bis 2014 zur Weltdekade „Bildung für nach-
haltige Entwicklung“ ausgerufen. Hierbei soll das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung
in allen Bereichen der Bildung verankert werden. Somit soll allen Menschen die Mög-
lichkeit eröffnet werden, sich Wissen, Werte und Verhaltensweisen anzueignen, die für
eine lebenswerte Zukunft erforderlich sind. Diese nachhaltige Entwicklung kann nur
gelingen, wenn die Menschen die Zukunft mit Kreativität gestalten und ihnen unbe-
kannte Wege erkunden (vgl. BMBF (2), 2009, S. 1 ff).
1.4.4 Klimafreundlichkeit im Sinne des Projekts
Im vorigen Abschnitt wurde deutlich herausgestellt, dass klimafreundliches Handeln
gefordert werden muss, um der globalen Erwärmung und ihren fatalen Folgen entge-
genzuwirken. Das vorliegende Projektergebnis will als Teil von Bemühungen verstan-
den werden, durch die man versucht, auf die zerstörerischen Umweltveränderungen,
bedingt durch menschliches Handeln, einzuwirken.
Klimafreundlichkeit lässt sich für dieses Projekt in drei Dimensionen gliedern, die durch
das Gutachten aufgegriffen werden:
Klimafreundliches Denken bedeutet, die Probleme des Klimawandels aufzugreifen und
für SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern bewusst zu machen. Es sollen Fakten gelie-
fert, pädagogisch aufbereitet und vermittelt werden. Klimafreundliches Denken steht
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
10
dafür, sich bewusst zu machen, dass eine Reduzierung der Treibhausgase zu einer
Verzögerung und Abschwächung des Klimawandels bzw. der daraus resultierenden
globalen Erwärmung führt und damit der zentrale Ansatzpunkt für Veränderungen sein
muss.
Klimafreundliches Selbstverständnis bedeutet, die Erkenntnisse zur Ursache von Kli-
mawandel zu verinnerlichen und sich damit zu identifizieren und sich zu fragen: „Was
kann ich als Einzelner tun, damit wir alle etwas tun?“
Klimafreundliches Handeln bedeutet, der Ursache für den Klimawandel entgegenzu-
wirken, selbst aktiv zu werden und unnötigen Ausstoß von Treibhausgasen im eigenen
Alltag zu vermeiden. Es bedeutet aber auch, andere aufzuklären und zu Aktivitäten
gegen den Klimawandel zu ermuntern.
Klimafreundlichkeit, im Sinne des Gutachtens, bedeutet also, durch Reflexion und pä-
dagogisches Handeln einen Kenntnisstand und ein Bewusstsein für die Notwendigkeit
der Reduktion von Treibhausgasen zu schaffen und durch technische Maßnahmen und
individuelles Handeln die dafür notwendigen Schritte einzuleiten und umzusetzen.
Das Gutachten stützt sich dabei auf das Leitbild „Mit Kopf, Herz und Hand – fit für eine
klimafreundliche Zukunft“ und möchte damit die Aspekte Denken, Selbstverständnis
und Handeln deutlich betonen, aber auch deren notwendige Verknüpfung hervorheben.
Welche Probleme, aber auch Möglichkeiten sich dafür an einer Schule ergeben und
was klimafreundliche Schule bedeutet, wird im Kapitel zum Leitbild des Projekts noch
einmal verdeutlicht.
1.4.5 Idee und Anspruch des Gutachtens
Im Rahmen der Projektarbeit werden klimafreundliche Aktivitäten und Konzepte aufge-
griffen, die bereits an der MNS umgesetzt sind und neue Maßnahmen vorgeschlagen.
Die Kriterien, nach denen die jeweiligen Maßnahmen beurteilt werden, greifen die drei
verschiedenen Dimensionen der Klimafreundlichkeit auf. So geht es über „klassische“ Energiesparmaßnahmen bis hin zu einem Umdenken in den Köpfen der SchülerInnen
und Lehrkräfte.
Die Einsparung von CO2 steht gerade im Bereich der technischen Maßnahmen im Vor-
dergrund und eine mögliche Grenze zwischen energieeffizient und klimafreundlich
kann hier nicht mehr gezogen werden. Im Gegenteil: oft gehen bei den vorgeschlage-
nen technischen Maßnahmen Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit einher.
Doch trotz der Konzentration der technischen Maßnahmen in Richtung Energieeffizienz
ist besonders im pädagogischen Bereich der Ansatz gemacht worden, die umfassende
Bedeutung von Klimafreundlichkeit greifbarer zu machen und Potentiale aus dem
Schul- und Lebensalltag der SchülerInnen und auch der LehrerInnen aufzuzeigen und
Ansätze zum eigenen Handeln zu liefern.
Es wird deutlich, dass eine Zusammenarbeit der verschiedenen Akteursgruppen und
eine Rücksichtnahme auf die Interessen der einzelnen Gruppen notwendig und unum-
gänglich sind.
Einleitung
11
Erworbene Kenntnisse, das gewonnene Bewusstsein bezüglich der Probleme, die
durch den Klimawandel auftreten und die Nutzung von Kontrollinstrumenten bzw. Kon-
trollinstanzen zur Messung bzw. Berechnung genauer Energieverbräuche kann zusätz-
lich die Motivation fördern, das je eigene Konsumverhalten zu überdenken und den
eigenen Energieverbrauch bzw. Tätigkeiten, die an einen erhöhten Energieverbrauch
gekoppelt sind, zu reduzieren.
Aus reflektierter Sachkenntnis und dem Bewusstsein, Teil eines Problemzusammen-
hangs zu sein, können somit konkrete Handlungen resultieren.
1.5 Vorgehensweise und Methodik der Gruppe und Struktur des Gutachtens
Zu Beginn wurde die interdisziplinäre Gruppe in zwei Gruppen mit den Themen „Päda-
gogik und Nutzerverhalten“ sowie „Hardware und Technik“ aufgeteilt. Diese Aufteilung
erfolgte auf Vorschlag der Projektbegleitung und diente einer besseren Koordination in
der Anfangsphase.
Die Komplexität des Gegenstands „klimafreundliche und energieeffiziente Schule“ wur-
de in verschiedene Handlungsfelder gegliedert, für die spezifische Maßnahmen entwi-
ckelt wurden, um die Gesamtzielsetzung zu erreichen. Dazu teilten sich die beiden
Gruppen zusätzlich in kleine Arbeitsgruppen von 2 bis 4 Personen auf, die sich mit den
folgenden Handlungsfeldern beschäftigten:
1. Energie- und Wassersparen
2. Die Sonne nutzen
3. Zentrale Versorgungsstruktur
4. Zentrale Abfallwirtschaft
5. Raumklima
6. Umwelt- und Klimabildungskonzepte im Sinne einer Bildung
für nachhaltige Entwicklung
7. Lehrplan und institutionelle Rahmenbedingungen
Die genannten Handlungsfelder entstanden im Zuge der Auftragserteilung und angelei-
tet durch eigene Vorstellungen, wie eine Schule energieeffizient und klimafreundlich
gestaltet werden kann sowie mit Bezug zur Bestandsaufnahme. Im Gegensatz zum
Abarbeiten einzelner Punkte der Bestandsaufnahme boten die Handlungsfelder eine
sinnvolle Gliederung verschiedener Aspekte, die bei der Schulbegehung und im Ge-
spräch mit den verschiedenen Akteursgruppen als Ansatzpunkte herausgearbeitet
wurden.
Mit diesen Aufträgen ausgestattet wurde in der folgenden Zeit von den einzelnen
Gruppen ein inhaltliches Know-how erworben, um die möglichen Potentiale in der
Schule zu erkennen und die Realisierbarkeit von Ideen und daraus resultierenden kon-
kreten Maßnahmen abzuwägen.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
12
Regelmäßige Gesamtgruppentreffen dienten dem Austausch von Erfahrungen und
Fortschritten in den einzelnen Handlungsfeldern und der Koordinierung von Terminen
mit wichtigen Akteuren innerhalb und außerhalb der Schule.
Auch die Planung einer Exkursion mit der 7. Klasse von Frau Sommer am Projekttag
der MNS am 02. Juli 2009 wurde ebenfalls in Gruppentreffen koordiniert und dann von
den Gruppenmitgliedern der Handlungsfelder „Energie- und Wassersparen“ und „Die
Sonne nutzen“ umgesetzt.
Die Formulierung eines Leitbildes und der zugehörigen Leitlinien wurde dann einge-
schoben, um die Zuordnung der Handlungsfelder zum Thema Klimafreundlichkeit und
dessen Teilaspekten zu ermöglichen.
Zudem wurden Kriterien zur Bewertung von Maßnahmen sowie des Ist-Zustandes for-
muliert, um damit den Empfängern des Gutachtens eine Möglichkeit zu geben, die vor-
geschlagenen Maßnahmen zu ordnen und mögliche Präferenzen zu erstellen.
Die Strukturierung der Kriterien ist als eigenständiger Prozess zu verstehen und wird
im gleichnamigen Kapitel 4 aufgegriffen.
Aus den gewonnenen Erkenntnissen in den jeweiligen Handlungsfeldern und den vor-
gefundenen Potentialen und Ansatzpunkten in der Schule wurden im Anschluss Maß-
nahmen zur Umsetzung an der MNS formuliert, die, am Leitbild und dessen Leitlinien
ausgerichtet, dazu dienen sollten, den Bezug zwischen den Handlungsfeldern und den
beiden großen Teilgruppen herzustellen und abschließend als Resultat ein integratives
Gutachten zum vorgegebenen Auftrag zu erhalten. Abbildung 1 zeigt das methodische
Vorgehen der Projektgruppe von Arbeitsbeginn bis hin zur Erstellung des Gutachtens in
einer schematischen Darstellung.
Einleitung
13
Abb. 1: Schema zur Entwicklung des Gutachtens
Die Struktur des Gutachtens orientiert sich an den Grundzügen der Vorgehensweise:
Die Einleitung schildert den konkreten Auftrag und verschafft einen Überblick über das
Thema und das dazu erstellte Gutachten. Im Anschluss werden das Leitbild und die
zugehörigen Leitlinien vorgestellt. Die Bestandsaufnahme klärt die bisherige Situation
an der MNS und mögliche Ansatzpunkte der Handlungsfelder. Im Folgekapitel werden
die Bewertungskriterien und deren Entwicklung aufgeführt. Das Kapitel Bestandsanaly-
se und Maßnahmen liefert eine handlungsfeldbezogene Bestandsanalyse sowie eine
Beschreibung von der Projektgruppe vorgeschlagener Maßnahmen, die dann am Leit-
bild und den Leitlinien ausgerichtet werden. Zum Abschluss des jeweiligen Abschnitts
folgt dann eine Auflistung der Maßnahmen, die anhand der Kriterien einer Bewertung
unterzogen worden sind. Abschließend wird im Kapitel Zusammenfassung und Fazit
aufgegriffen und bewertet, inwiefern die gesetzten Ziele der Gruppe in Verbindung mit
dem Auftrag erreicht werden konnten und was dieses Gutachten leisten und den Schü-
lerInnen und LehrerInnen sowie der Schulleitung der Martin-Niemöller-Schule bieten
kann.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
14
2 „Mit Kopf, Herz und Hand – fit für eine klimafreundliche Zukunft“ In diesem Kapitel werden Problemlagen der Klimafreundlichkeit identifiziert, zielführen-
de pädagogische Ideen historisch rekonstruiert und Vorschläge für ein didaktisches
Programm zur Umwandlung der Martin-Niemöller-Schule in eine „klimafreundliche
Schule“ gemacht.
2.1 Einleitung
Praktischer Klimaschutz benötigt Wissen (z.B. über die Auswirkungen von Kohlenstoff-
dioxidemissionen auf die globale Durchschnittstemperatur) und Kompetenzen im prak-
tischen Umgang mit damit zusammenhängenden Tätigkeiten (z.B. wie kann man beim
Heizen Energie sparen?). Darüber hinaus ist eine Grundvoraussetzung für ein Um-
steuern in Richtung nachhaltigem Natur- und Klimaschutz die bewusste Akzeptanz des
Ziels. Klimaschutz als normative Vorgabe kann in einer pluralistischen Gesellschaft
allerdings nicht einfach vorgeschrieben werden. In dieser Gesellschaft existieren unter-
schiedliche Vorstellungen, was anzustrebende Ziele wären. Möglicherweise vertreten
sogar innerhalb der Institution Schule nicht alle dieselben Werte in allen Schulfächern
(so könnten sich zum Beispiel die Vorgaben in Religion, Ethik, Gesellschaftslehre und
in Biologie durchaus voneinander unterscheiden). Solche Ziele bestimmen die konkre-
ten Entscheidungen und menschliche Handlungen.
Eine in der demokratischen Gesellschaft und auch in der Schule weithin akzeptierte
ethische Grundregel des Zusammenlebens stellt der Kantsche „kategorische Imperativ“ dar. Er lautet „Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip
einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne“ (Kant, 1959, A 54, § 7). Aufgrund sei-
ner rein formalen Definition ist diese Idee, dass alles was ich zu tun wünsche, auch
jedem anderen zugestanden werden muss, auch auf das Problem des Klimawandels
gut anwendbar. Wer sich beispielsweise einen Zweitwagen anschaffen will, sollte sich
vorstellen, auch alle anderen Menschen auf der Welt würden sich dies leisten. Für die
globale CO2-Bilanz ist es schon jetzt problematisch, dass viele Menschen separat in
einem Privatwagen fahren. Verheerende Auswirkungen auf das Klima hätte es dem-
entsprechend, wenn auch in allen anderen Regionen der Welt auf jeden Bewohner ein
PKW (aktueller Bauart) käme. Diese ethische Überlegung widerspricht offensichtlich
einer betriebswirtschaftlichen Denkweise, die – übertrieben ausgedrückt – gerne jedem
Eskimo einen Kühlschrank verkaufen würde. Die PKW-Industrie hat in erster Linie das
betriebswirtschaftliche Ziel, möglichst vielen Menschen weltweit einen Privatwagen zu
verkaufen. Der „unsichtbaren Hand“ der Marktwirtschaft allerdings alleine die Sorge
auch für eine nachhaltige Zukunftsperspektive abzuverlangen, erscheint nicht ange-
messen. Wenn Menschen abwägen müssen zwischen verschiedenen Handlungsalter-
nativen, wobei die finanziell vorteilhaftere gegen die Nachhaltigkeit spricht, dann muss
man sich nicht wundern, wenn Menschen keinen Wert auf Nachhaltigkeit legen.2
2 Einen drastischen Fall von solcher Kurzsichtigkeit stellt die Verklappung radioaktiven Mülls im Mittelmeer dar,
aufgrund der Tatsache dass die Entsorgung auf diese Weise viel „billiger“ ist (Straub, 2009).
„Mit Kopf, Herz und Hand – fit für eine klimafreundliche Zukunft“
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Vielerorts wird versucht, Armut, Kriminalität und andere unangenehme Seiten der Ge-
sellschaft durch Abschottung fernzuhalten, doch gelingt dies immer nur teilweise. Be-
sonders schwierig erscheint es, globalen anthropogenen Veränderungen zu entkom-
men, wie Änderungen der Erdtemperatur, Absenkung des Grundwassers, Abnahme
der Energiereserven oder der Zunahme von Hautkrebs durch Abnahme des Ozon-
schutzschilds und von Allergien durch chemisch hergestellte Substanzen. Wenngleich
diese Probleme nicht alle in gleichem Maße zu verantworten haben, so gehen sie doch
alle an und jeder kann demzufolge auch ein Interesse daran entwickeln, die unange-
nehmen Folgen zu minimieren. Auf etwas längere Sicht zeigt sich auch für eine rein
eigennützige Sichtweise, dass kein Entkommen vor globalen Klimaproblemen möglich
ist und man daher offensiv Lösungswege suchen muss.
Wir versuchen in diesem Bericht einen transdisziplinären Blick auf das Problem Klima-
schutz in der Schule zu werfen, das heißt, verschiedene fachliche, aber auch außer-
wissenschaftliche gesellschaftliche Perspektiven sollen thematisiert werden. Dazu ist
gerade eine Schule der geeignete Ort. Es ist wohl kaum nötig in diesem Zusammen-
hang noch einmal festzustellen, dass wesentliche Anteile von Werten, Wissen, Fertig-
keiten und Gestaltungskompetenzen für die Zukunftsfähigkeit der kommenden Genera-
tionen in der Schule vermittelt werden müssen.
In den folgenden Abschnitten des Kapitels werden zunächst einige pädagogisch-
didaktische Probleme aufgeführt, die es für eine Schule zu lösen gilt, wenn sie sich
bemüht Klimaschutz in ihr Schulprogramm aufzunehmen. Danach wird in Form einiger
Blitzlichter überlegt, woher diese Probleme historisch kommen könnten, um dann im
dritten Teil begründet Vorschläge unterbreiten zu können, mit welcher Strategie unserer
Ansicht nach die Schule die aktuelle Frage Klimaschutz angehen sollte.
2.2 Mögliche Problemlagen
Wenn sich eine Schule zur Aufgabe macht, den Klimaschutz in ihr Programm aufzu-
nehmen, dann wird sie sich mit einigen pädagogischen Problemen auseinandersetzen
müssen. Dies betrifft sowohl Inhalt und Struktur des Themas, aber auch den schuli-
schen Kontext.
Angesichts der umfangreichen Hinweise zum klimafreundlichen und umweltfreundli-
chen Handeln im hessischen Lehrplan könnte leicht der Eindruck entstehen, jede
Schule müsste eigentlich eine klimafreundliche Schule sein. Wenn das, was alles im
hessischen Lehrplan steht,3 auch nur annäherungsweise „nachhaltig“ an die Schüle-
rInnen vermittelt würde, gäbe es weniger Sorgen um die klimatische Zukunft der Erde.
Aber offensichtlich ist das nicht bei allen der Fall. Das Wissen, das die Lehrkräfte im
Unterricht präsentieren (vorausgesetzt, sie tun es), wird leider nur rudimentär von den
Schülern aufgenommen. Das gilt insbesondere für die Mittelstufe und ist nicht be-
schränkt auf das Lernziel Umweltschutz (Bierbaum, 2007, S. 41-45).
3 Konkrete Auflistungen dazu siehe in der Infomappe zu diesem Gutachten.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
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„Streng Deinen Kopf an!“ Und die anderen Körperteile?
Ein mögliches Problem der Umsetzung besteht darin, dass Schule in Vielem vorwie-
gend die kognitiven, abstrakten Fähigkeiten fordert. Der Forderung nach solchen Fä-
higkeiten steht die unbeantwortete Frage gegenüber, wie es im Einzelnen zu deren
Ausbildung kommt. Dementsprechend schwierig ist eine Förderung. Die Defizite in
einzelnen Bereichen können unserer Ansicht nach nur durch konkretes Üben vieler
verschiedener Einzelfertigkeiten behoben werden. Der „Kampf gegen die Dummheit“ wird zum Teil aber eher mit disziplinarischen Mitteln geführt und ist dann für alle Seiten
mit unerfreulichen Emotionen begleitet, statt dass man im Einzelnen lernt, wo man was
wie verbessern müsste. Dabei ist es nahe liegend, dass in dieser Hinsicht alle ver-
schiedene Voraussetzungen haben, sowohl durch ihre soziale Herkunft als auch durch
ihre Individualgeschichte, vielleicht sogar genetisch.4 Es ist offensichtlich, dass nicht
Alle in erster Linie Freude an hochgeistiger Kopfarbeit haben. Die Differenzierung in
Haupt-, Realschule und Gymnasium soll einen Teil dieser Unterschiede aufgreifen und
durch unterschiedliche didaktische Herangehensweisen auch bewältigen; entspre-
chendes gilt für die äußere Differenzierung in den Kursen der integrierten Gesamtschu-
len. Gerade die Fächer Gesellschaftslehre und Biologie, die einen Großteil der Umwelt-
und Klimaschutzproblematik in der Schule behandeln, werden allerdings an der MNS,
wie an anderen integrierten Gesamtschulen auch, im Klassenverband unterrichtet und
arbeiten daher ausschließlich mit innerer Differenzierung. Das ist eine anspruchsvolle
Aufgabe und der Forderung stehen wenige konkrete Anleitungen zur Umsetzung ge-
genüber. Die Martin-Niemöller-Schule hat sich dennoch oder gerade deshalb ins
Schulprogramm geschrieben, dass hier kognitiv, kreativ und emotional unterrichtet
wird, sie unterstützt ein Lernen mit Kopf, Herz und Hand (MNS, 2008, S.12).
„Zu welchem Fach gehört das Thema?“ Integrativer Unterricht!
Wie in der Bestandsanalyse noch genauer beschrieben wird, haben klimaschutzrele-
vante Themen sowohl mit geisteswissenschaftlichen als auch mit naturwissenschaftli-
chen Erkenntnissen zu tun, darüber hinaus auch mit Psychologie und Politik. Das
Thema müsste daher prinzipiell fachübergreifend unterrichtet werden. Das Fach Na-
turwissenschaften (NaWi) in den Klassen 5 und 6 verbindet zwar Chemie, Physik und
Biologie. Aber soziale und politische Komponenten kämen dabei zwangsläufig zu kurz,
wenn das Fach nur von den Lehrkräften aus dem Fachbereich Naturwissenschaften
geplant würde. Erdkunde, das theoretisch die relevanten Verbindungen herstellen
könnte, gibt es in der integrierten Gesamtschule nicht. Das entsprechende Fach Ge-
sellschaftslehre ist laut Lehrplan auf die Zusammenschau von Erdkunde, Geschichte,
Sozialkunde und Politik angelegt, nicht auf eine Einbindung der Naturwissenschaften.
Hier fehlen die physikalischen, technischen und biochemischen Komponenten. Das
integrative Potenzial des Faches Biologie kann daher nicht genutzt werden, da die
Humanbiologie als fachübergreifende Lebenswissenschaft fast überall eher ein Schat-
4 Es kann hier nicht weiter auf das umstrittene Thema „Vererbung geistiger Fähigkeiten“ eingegangen werden. Statt-
dessen der Hinweis, dass auch vorhandene Defizite von Lehrkräften in didaktischer Geschicklichkeit wie in Fach-
kenntnis selten durch gezielte Förderung durch die Schulleitung gelöst werden.
„Mit Kopf, Herz und Hand – fit für eine klimafreundliche Zukunft“
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tendasein mit wenigen Wochenstunden bei Fachlehrkräften fristet, welche die Schüle-
rInnen kaum kennen und die nicht durchgehend darin geschult sind, gesellschaftliche
Fragen im Unterricht aufzugreifen. Zusammenarbeit der FachlehrerInnen aus ver-
schiedenen Fächern und die Abstimmung der Inhalte untereinander sind organisato-
risch schwierig und immer von der persönlichen Beziehung der Lehrkräfte zueinander
abhängig. Es muss also an zentraler Stelle der Schule überlegt werden, wie die ange-
strebte hohe Relevanz des Themas auch in der Unterrichtsgestaltung zum Tragen
kommen kann.
Wissen ist nicht Handeln, Reden ist nicht Sein
Angenommen es gelänge tatsächlich, den unterschiedlichsten SchülerInnen durch dif-
ferenzierte und fachübergreifende Maßnahmen, die für das Klimaschutzthema relevan-
ten Zusammenhänge verständlich zu machen, so bliebe ein weiterer problematischer
Punkt: Kinder lernen in der Schule über Dinge und Wissen zu schreiben und zu reden,
aber kaum, diese auch zu tun. Zwar kann man die Grundfertigkeiten Schreiben, Rech-
nen und Lesen auch als Handwerke ansehen, die ständig angewendet und benotet
werden. Fächer wie Sport, Musik und Kunst haben auch deutlich praktische Züge. Aber
gerade die Fächer Gesellschaftslehre, Chemie, Biologie und Ethik leisten allesamt
normalerweise keine unmittelbare Anwendung des in der Schule zum Thema Klima-
schutz Gelernten. In der Martin-Niemöller-Schule gibt es AGs und freiwillige Tätigkei-
ten, in denen versucht wird, Hand anzulegen und etwas für die Veränderung des eige-
nen Lebens oder wenigstens des Schullebens zu unternehmen. Es ist aber unüblich,
dass dieses praktische Engagement, beispielsweise am Schulteich oder Schulgarten
oder für die Sauberkeit des Schulgeländes, auch Relevanz für die versetzungsrelevan-
ten Schulnoten hätte. Allenfalls ein Eintrag der Teilnahme an einem freiwilligen Wahl-
pflichtfach oder einer AG wird sich im Zeugnis finden lassen und “irgendwie“ schlägt es
sich auch auf die Kopfnoten nieder. Für die „wirklich wichtigen Hauptfächer“ Mathema-
tik, Englisch und Deutsch können SchülerInnen mit solcherart praktischem Engage-
ment weder inhaltlich noch formal etwas erreichen. Das führt dazu, dass vorwiegend
die Fertigkeiten Rechnen, Lesen und Schreiben bewertet werden, und das in allen Fä-
chern. In den für Klimaschutz relevanten „Wissensfächern“ wie Biologie und Gesell-
schaftslehre produziert Schule anstatt solidem erfahrungsbasiertem Wissen und Fer-
tigkeiten eher unreflektiertes Wiedergeben von Fakten oder unverstandenen Zusam-
menhängen. Wenn aber keine Kompetenzen gelernt werden, dann bleibt am Ende
selbst bei den „guten“ SchülerInnen nur ein oberflächliches Schulwissen zurück, ohne
jegliche Konsequenz für ihr Leben.
Der Wille, vernünftig werden zu wollen
Ein wichtiges Anliegen der hessischen Lehrpläne ist es, dass SchülerInnen mündig
werden und eine vernünftige Haltung zur Welt vermittelt bekommen. Das scheint im
Interesse des Schülers und der Schülerin selbst zu liegen. Erziehung bedeutet aber
auch, dass SchülerInnen zunächst auf einen Weg der Vernunft gebracht werden müs-
sen. Das Dilemma der Schule ist, dass viele diesen Weg gar nicht anstreben. Lernen
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
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ist fast immer ein langsamer, mühsamer und oft frustrierender Prozess. Es macht keine
Freude, den Bedrohungen, die der Klimawandel mit sich bringt, offen ins Auge zu se-
hen. Der Blick ist aber nötig, zunächst vor allem für die PädagogInnen. Erst auf lange
Sicht erhält man sich mit nachhaltigem Handeln selbst die Lebensfreude. Weil Kinder
das nicht gleich einsehen und weil das Erlernen von Jeglichem anfangs mühsam ist, ist
ihre Begeisterung oft nicht groß. Wie kann man diese Abneigung überwinden und wel-
che Zwangsmaßnahmen sind dabei zu rechtfertigen? Kann man Klimaschutz erzwin-
gen? Ihn mit Zwang durchzusetzen wird weder in der Schule noch in der Gesellschaft
akzeptiert und das auch aus guten psychologischen Gründen. Notenzwang erscheint
vor allem dann nötig, wenn SchülerInnen selbst in ihrer aktuellen Situation keine Rele-
vanz für ein Thema sehen. Hat das Thema Klimaschutz in der Schule hauptsächlich
theoretischen Charakter, dann fällt er für nicht wenige unter die Kategorien: abstrakt,
anstrengend und langweilig. Dann macht Zwang das Thema auch nicht gerade
schmackhafter, im Gegenteil: durch die Überforderung schalten nicht wenige Schüle-
rInnen um auf eine Vermeidungshaltung.
Soziale Konkurrenz
Viel wichtiger als die „natürlichen“ Grundlagen des Lebens scheint SchülerInnen über-
dies ihre „kulturelle“ Umgebung zu sein. Es ist für manche Erwachsene geradezu er-
schreckend, für welch praktisch „unnütze“ Dinge sich Kinder und Jugendliche weit
mehr begeistern als für die Schule: Kleidung, Musik, Medien, Hobbys… Sie müssen
offenbar tagtäglich in der Auseinandersetzung mit ihren Altersgenossen bestehen kön-
nen, und das in ganz anderen Bereichen als beim Klimaschutz.
Jugendliche lernen leicht durch Nachahmung. Sie ahmen jedoch oft nicht die Lehrkraft
oder die Eltern nach, sondern ihre MitschülerInnen, ihre „peer group“. Das liegt ande-
rerseits nahe, denn das sind ihre Altersgenossen, mit denen sie zusammen praktisch
die Zukunft gestalten werden und mit welchen sie andererseits um begehrte gesell-
schaftliche Positionen konkurrieren. Die Gewinne an Kompetenz und Fertigkeiten aber,
die hier im Konkurrenzkampf erarbeitet werden, lassen sich leider meist nicht im schu-
lischen Bereich verwerten. Umgekehrt lassen sich schulische Leistungen kaum bei der
„peer group“ in die Waagschale werfen. Wo wäre das Problem, wenn die SchülerInnen
untereinander um die besten Noten konkurrierten und derjenige mit den besten Noten
auch die meisten Freunde hätte? Oft ist es eher anders herum: die besten SchülerIn-
nen werden als Streber verachtet. „Cool“ und damit Vorbilder sind auf der anderen Sei-
te jene, die es wagen, der Schule mutig ihr Desinteresse zu zeigen. Hier werden Po-
tenziale nicht genutzt. SchülerInnen lernen weit weniger als sie könnten, weil ihnen
Ansehen untereinander viel wichtiger ist als die schulische Leistung. Die Schule zu
verachten äußert sich dann in bewusster Missachtung der Ordnung und demonstrati-
vem Übertreten von Regeln. Auch Regeln des Umweltschutzes gehören dazu. De-
monstrativ wird Müll erzeugt. Fast undenkbar ist es dagegen für die meisten Jugendli-
chen, freiwillig fremden Müll einzusammeln. Erst sobald sich SchülerInnen selbst mit
der Schule und der Idee Klimaschutz identifizieren, wären die geschilderten Motivati-
onsprobleme gelöst.
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Wissen ist gut, Identifikation und Rahmen sind aber auch wichtig
Noch einmal zusammengefasst: Die Vermittlung von Wissen über die von Menschen
selbst verursachten Klimaprobleme der Erde ist wichtig in der Schule. Das Problem
liegt aber meist nicht im Anbieten des Wissens, sondern in der Unfähigkeit oder sogar
Weigerung der Schüler, es wirksam anzunehmen. Dies muss aber gerade beim Thema
Klimaschutz erreicht werden, da das Ziel das veränderte Verhalten der Menschen
selbst ist, nicht das theoretische Wissen. Umfassendes Wissen über die anthropoge-
nen Klimaänderungen ist nur die notwendige Voraussetzung für solch eine veränderte
Haltung, hinreichend ist sie nicht. Dazu muss das Wissen eine persönliche Bedeutung
bekommen und ein Teil der Identität der SchülerInnen werden. Damit dies geschehen
kann, müssen auch die Rahmenbedingungen geeignet sein für eine kontinuierliche
Arbeit an den Zielen. Wenn die Aussichten für praktische Lösungsansätze schlecht
stehen, ist es sogar fraglich, ob man den Kindern etwas Gutes tut, wenn man ihnen die
schwerwiegenden Probleme der Industriegesellschaft drastisch und womöglich morali-
sierend vor Augen führt. Das kann auch zu einer resignierten Haltung führen, in der
man lieber jetzt noch mal richtig „auf den Putz hauen“ will, nach dem Motto: „Nach uns
die Sintflut!“
2.3 Geschichtlicher Exkurs im Licht der Klimaschutzproblematik
Um die oben angeschnittenen pädagogischen Probleme lösen zu können, lohnt es
sich, nachzusehen, wie die Schule dahin gekommen ist, wo sie jetzt steht und wo viel-
leicht „Abzweigungen“ waren, die man verpasst hat auf dem Weg zu einer nachhalti-
gen, gemeinschaftlichen Schule. Das geht nur in Form einer „Tour de force“ durch die
Geschichte. Dabei wird es unweigerlich zu Verkürzungen kommen. Der folgende Text
konzentriert sich bewusst nur auf einige relevante Aspekte, um damit die anschließen-
den Vorschläge begründen zu können.
Kant: Vernunft und ihre Grenzen
Schule, wie wir sie heute kennen, begann mit der Zeit der Aufklärung, welche die Hoff-
nung hegte, wirklich alle Probleme durch vernünftiges Nachdenken und Handeln lösen
zu können. In Deutschland hatte sie ihren geistigen Höhepunkt mit Immanuel Kant
(1724-1804). Sein bis heute nachwirkendes Werk besteht in der Auslotung der Mög-
lichkeiten der menschlichen Vernunft. Für ihn war die – wenn auch begrenzte – Ver-
nunft der wahre Schlüssel zum Fortschritt, zur Erlangung der echten Menschlichkeit.
Mit ihr sollte der Mensch Unterdrückung und Willkür der bis dahin herrschenden Mäch-
te abschütteln. „Selbstdenken“ sollte der Mensch von nun an und sich nichts mehr
„vordenken“ lassen (Kant, 1987). Dass dies mühsam werden würde, hatte er durchaus
vorausgesehen. Er stellte sich die schwierige Grundsatzfrage: „Wie kultiviere ich die
Freiheit bei dem Zwange“ (Kant, 1982, S. 20), denn Zwang war dann doch nötig, um
die Kinder auf den rechten Weg der Vernunft zu führen, der ihnen am Ende Selbstbe-
stimmung, Unabhängigkeit und Freiheit von Unterdrückern und falschen Herren be-
scheren sollte. So meinte er zumindest.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
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Humboldt: Schule des Neuhumanismus
Für Wilhelm von Humboldt (1767-1835) wurde aus dem Gedanken der Aufklärung ein
pädagogischer Auftrag. Unsere heutige Schule geht in Vielem zurück auf die humanis-
tische Bildungsdefinition Humboldts, der ganz bewusst schulisches Lernen in einem
anwendungsfernen Raum ansiedelte. Bei ihm wurde „Bildung (…) definiert als der Weg
der Individualität zu sich selber, dieser Weg aufgefasst als unendliche Aufgabe, so
dass Bildung nicht abschließbar sei, vielmehr das ganze Leben über währe“ (Blankertz,
1982, S. 101). Es ging Humboldt darum, den Menschen zu sich selbst zu bringen, sei-
ne individuellen Möglichkeiten zu erkennen und zu entwickeln und diese über seine
Sprache auch artikulierbar zu machen. Was aus Humboldts Schulreform am Ende wur-
de, ist allerdings wenig im Vergleich zu seinen Ambitionen. Das lag nicht an ihm. Er
wurde gezielt bekämpft von einflussreichen Politikern, die ganz klar ein Menschenbild
favorisierten, bei dem jeder an dem ihm angestammten Platz bleiben solle, da es eben
unterschiedlich wertvolle Menschen gäbe (vgl. Blankertz, 1982, S.132-135). Wenn das
heute keine gültige Vorstellung von Schule mehr sein soll, lohnt es sich nachzusehen,
auf welchen Wegen Humboldt auch in einer allgemeinen öffentlichen Schule zu seinem
angestrebten Bildungsziel kommen wollte. Dazu sei zunächst seine Vorstellung der
Beziehung zwischen Selbst- und Weltverhältnis zitiert:
„Die letzte Aufgabe unseres Daseyns: dem Begrif der Menschheit in unsrer Person,
sowohl während der Zeit unsres Lebens, als auch noch über dasselbe hinaus, durch
die Spuren der lebendigen Wirkens, die wir zurücklassen, einen so großen Inhalt als
möglich, zu verschaffen, diese Aufgabe löst sich allein durch die Verknüpfung unseres
Ichs mit der Welt zu der allgemeinsten, regesten und freiesten Wechselwirkung. Diess
allein ist nun auch der eigentliche Maßstab zur Beurtheilung jedes Zweiges menschli-
cher Erkenntnis.“ (Humboldt, 2002)
Pestalozzis Methode
Humboldt ließ angehende Lehrer bewusst in der Schweiz bei Heinrich Pestalozzi
(1746-1827) ausbilden, um sie dort dessen formale „Methode“ erlernen zu lassen.
Pestalozzi beschrieb die seiner Ansicht nach beste Art Kinder zu erziehen, und seine
Erziehungsmethode klingt nach wie vor aktuell.
„Sie sahen, dass in allem, was ihre Kinder vom Morgen bis an den Abend taten, ihr
Kopf, ihr Herz und ihre Hand, folglich die drei Grundkräfte, von denen alles Fühlen und
Handeln der Menschen ausgeht, gemeinsam und in Übereinstimmung unter sich selbst
angesprochen, belebt, beschäftigt und gestärkt werden.“ (Pestalozzi, zitiert nach Mey-
er, 2002)
Pestalozzi kam zu diesen drei Pfeilern als er nicht wusste, wie er auswählen sollte zwi-
schen den vielfältigen inhaltlichen Möglichkeiten für ein Curriculum. Anstatt sich an den
von der Gesellschaft benötigten Inhalten zu orientieren, fragte er sich formal: Was
braucht ein Kind wann? Wie entwickelt es sich am Besten? Pestalozzis Lehr- „Meth-
ode“ lehnt sich an Kants Erkenntnistheorie an. Mit der Trias „Kopf, Herz und Hand“ ließen sich nun zwei unterschiedliche Auslegungsmöglichkeiten formaler Theorie mit-
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einander verknüpfen: die formale Bildung kann zum einen als Theorie menschlicher
Möglichkeiten aufgefasst werden, zum anderen als Methode, die Welt auf ihre Grund-
strukturen hin zu analysieren (vgl. Blankertz, 1982, S. 108 f). Hier werden die kogniti-
ven Grundfähigkeiten, die Kant für jeden Mensch als Voraussetzung (a priori) aller Ver-
nunft dargelegt hatte, in die Pädagogik der Schule übertragen. Das körperlich Erfahr-
bare wird vorwiegend mit der Hand erfasst und liefert den Raum als a priori der Er-
kenntnis. Die abstrakte Zahl wird mit dem Kopf (oder Geist) erfasst und liefert die aprio-
rische Zeitvorstellung. Das Herz steht für das gesprochene oder geschriebene Wort,
das die soziale Brücke zwischen den Menschen bildet. Das Wort kann zudem auf die
Denkkategorien Kants bezogen werden, welche erst alles begriffliche Denken ermögli-
chen. Erst zusammen mit der Entwicklung der eigenen sprachlichen Begriffe entsteht
die Welt in der geistigen Vorstellung jedes Einzelnen (Kant, 1998).
Die Rolle des Herzens bei Pestalozzi
Pestalozzis beschreibt in seinem Lehrbuch für die Erziehung auch, wie die persönliche
Beziehung zwischen Lehrendem und Lernendem aussehen soll:
„(…) das Wesen des Unterrichts und der Lehre dieser Frauen sind nicht Worte, es ist
ihr Thun, es ist ihr Leben selber. Dieses Leben, sagten sie alle, ist vom Morgen bis
zum Abend nichts anderes, als thatsächlicher Ausdruck ihrer Sorgfalt und Liebe für ihre
Kinder. Sie lernen wesentlich dadurch, daß sie besorgt werden und sich selber besor-
gen müssen“ (Pestalozzi, zitiert nach Meyer, 2002).
Bemerkenswert ist dabei, dass Pestalozzi seine Pädagogik induktiv aus der häuslichen
mütterlichen Liebe und Sorge zu den eigenen Kindern erwachsen lässt, aber auch im
Bestreben diese selbständig zu machen. Diese Haltung versucht er, in die Schule zu
übertragen. Das familiäre Prinzip hat in der Schule vermutlich gewisse Grenzen, auch
angesichts heutiger familiärer Situationen. Als Ideal kann der Anspruch dennoch sinn-
voll sein. Erst die zugeneigte Haltung der Lehrperson erweckt den Wunsch im Lernen-
den überhaupt vernünftig werden zu wollen und Ratschläge anzunehmen.
Hegel: Herr und Knecht und die Rolle der harten Hand- und Kopfarbeit
Wie oben erwähnt, sah man dennoch bald die Notwendigkeit erzieherischen Zwang
auszuüben, um Freiheit zu bewirken. In seinem philosophischen Hauptwerk gelang es
Georg Friedrich Wilhelm Hegel (1770-1831), Zwang und Freiheit dialektisch miteinan-
der zu vereinen (Hegel, 1996). Sein Kapitel über „Herr und Knecht“ hat weit reichende
pädagogische Implikationen. Hegel beschrieb darin, dass gerade das zwangsweise
Erlernen schwieriger, vorher unbekannter Arbeiten dazu führt, dass der Knecht gewisse
Freiheiten gegenüber der Natur erlangt, wenngleich er zunächst nur für seinen Herrn
handelt, der ihm befiehlt. Er kann z.B. unter Mühen und mit Geduld und Techniken, die
erst geübt werden müssen, am Ende Fische fangen gegen den Hunger, dem er vorher
hilflos ausgeliefert war. Ein Schüler ist in einer vergleichbaren Situation, wenn er z.B.,
gegen seinen anfänglichen Willen, Schreiben lernen muss. Beherrscht er es aber end-
lich, dann kann er damit beispielsweise einer Freundin einen heimlichen Liebesbrief
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
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schreiben oder sogar einen Protestbrief gegen die Schulleitung verfassen. Ein anderes
solches Beispiel für ein im Allgemeinen gelingendes Lernen ist die Fahrschule.
Anfangs mühsames Konzentrieren und das stupide Üben der Fahrschultheorie führen
am Ende zur „Freiheit“ des Autofahrens.5
Gesellschaftliche Begrenzungen und politische Lösungen
Nach Hegel ist der Herrschende am Ende dialektisch der Knecht, denn er kann sich
nicht selbst helfen. Er hat sich von der Arbeit des Knechts abhängig gemacht. Wenn
wir versuchen, die Überlegungen heute pädagogisch zu deuten, dann sehen wir ande-
re Herrscher und Knechte als Hegel. Heute werden anstelle der Knechte vor allem die
unpersönlichen Naturschätze ausgebeutet. „Billige“ fossile Energieträger haben Skla-
ven und Arbeitstiere ersetzt. Die Menschen sind aber nicht auf Dauer frei geworden,
sondern nur abhängig von neuen begrenzten Ressourcen. Ohne elektrischen Strom,
ohne Energie, ohne Büro- und Verkehrstechnik würde das Leben für viele Menschen
still stehen. Die Freiheit, die durch die technische Herrschaft über die Natur angestrebt
wurde, erweist sich als nicht nachhaltig. Wenn Freiheit auf Kosten anderer und ohne
eigene Arbeit gesucht wird, findet sich stets der „Herr“ am Ende dialektisch auch als
Unfreier und Abhängiger wieder.
Die meisten Menschen haben sich diese Abhängigkeit nicht selbst ausgesucht, doch
stellt sie häufig eine unreflektiert hingenommene Grundvoraussetzung des gesell-
schaftlichen Lebens dar, wie die Tatsache, dass man Atmen und Sterben muss. Dies
gilt es ebenfalls im Blick zu behalten.
2.4 Ideen und Vorschläge in Richtung einer Didaktik der Klimafreundlichkeit
Wir kennen keine Allheilmittel. Wir können empfehlen anhand der drei Leitlinien Kopf,
Herz, und Hand und des daraus entstehenden Leitbildes sich stets zu vergegenwärti-
gen, dass SchülerInnen, aber auch LehrerInnen viele Facetten haben und in vielerlei
Hinsicht angeregt werden können und auch wollen. Der Versuch einer konsequenten
Umsetzung eines lebenswichtigen und aktuellen Ziels wie „Klimafreundlichkeit“ kann
zum Prüfstein für die eigenen pädagogischen Ideen werden.
Wenn man nach neueren Ansätzen sucht, die Pädagogik mit Kopf, Herz und Hand um-
setzen wollen, findet man Literatur in großer Zahl. So findet sich beispielsweise in ei-
nem Übersichtsbuch zur Erlebnispädagogik folgende Definition, die noch unverkennbar
die Erinnerung an Pestalozzi in sich trägt:
„Erziehung im engeren Sinn der Erlebnispädagogik ist zielgerichtete und auf Ganzheit-
lichkeit angelegte Planung, Vorbereitung, Durchführung und Auswertung erlebnispäda-
gogischer Prozessgestaltung mit dem Ziel, Selbst- und Umweltveränderungen im emo-
tional-erlebnishaften, sozial-kognitiven und praktisch-aktionalen Kontext zu bewirken.“ (Fischer und Ziegenspeck, 2000, S. 28)
5 Auch wenn die Freiheit hier nur darin besteht, sich „frei“ im Straßennetz zu bewegen und dabei klimaschädigende
Emissionen zu produzieren: ein Gefühl der Freiheit wird erlebt.
„Mit Kopf, Herz und Hand – fit für eine klimafreundliche Zukunft“
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Es gibt dabei durchaus Unterschiede in den Vorstellungen, wie die einzelnen Kompo-
nenten Verstand, praktische Fertigkeiten und soziale Kompetenzen in Zusammenhang
stehen oder miteinander in Beziehung stehen. Sozialökologen und Umweltpsychologen
sind sich einig, dass vor allem deshalb so wenig praktischer Klimaschutz passiert, weil
es an Wissen um den Einfluss des eigenen Handelns auf das Klima, an geeigneter
Motivation zu handeln und an situationsgerechtem Wissen über konkrete Handlungs-
möglichkeiten fehlt. Daher könnte der Bezug des Leitbilds zum Thema „klimafreundli-
che Schule“ folgendermaßen hergestellt werden: Das Wissen (= Kopf): „Wie wirkt sich
mein Handeln auf das Klima aus?“ wird zur Motivation (= Herz), „Warum soll ich das
tun?“ und zum Handeln (= Hand) „Wie kann ich Klimaschutz im Alltag umsetzen?“
Eine weitere Möglichkeit wäre es, durch Identifikation (Herz) mit einem entsprechend
spannend präsentierten Thema kognitives Interesse zu entwickeln (Kopf) und dadurch
die Frustrationstoleranz zu erhöhen, die nötig ist, um durch regelmäßiges Üben Fertig-
keiten im entsprechenden Gebiet zu erlangen. Solche Fertigkeiten wären beispielswei-
se regelmäßig Müll zu trennen, sich regelmäßig über alternative Energieträger zu in-
formieren und vielleicht sogar die Fähigkeit, selbst berechnen zu können, welche
Technik energieeffizienter ist und wobei weniger CO2 produziert wird.
Auch tatsächlich Einfluss nehmen zu können auf die Rahmenbedingungen des eige-
nen Lebens kann für Jugendliche Identifikationspunkt sein und dadurch auch Anlass
zum Lernen und Handeln werden. Wenn man Klimaschutz durchsetzen will, geht es
auch darum, politisch aufmerksam zu werden, Kritik zu üben an gängiger Praxis und
Alternativen vorzuschlagen. In der klimafreundlichen Schule müssen sich SchülerInnen
auch politisch engagieren können und dürfen.
Dementsprechend bieten sich Projekte an, die die Lebensrelevanz des Themas ver-
ständlich machen. Man könnte beispielsweise die Kantine oder Mensa als Ausgangs-
punkt nehmen, um in einem Projekt selbst klimafreundliches Essen zuzubereiten, dafür
einzukaufen und es am Ende aus- und anzupreisen.
Das Handeln könnte am Anfang stehen, beispielsweise wenn ein Schulgarten oder
Schulwald zu versorgen ist. Wenn man Äpfel erntet und daraus Saft macht, diesen
selbst vermarktet und damit selbst eine Alternative kennen lernt zu Lebensmitteln, die
klimaschädigend nach Deutschland gebracht werden, dann kann man leicht im Unter-
richt daran anknüpfen und auch theoretische Aspekte, wie CO2-Zertifikate und Emissi-
onshandel, verständlich machen. Ähnliches gilt für bauliche Maßnahmen, die an der
Schule durchgeführt werden. Man kann sie aufgreifen und z.B. zeigen, welches
Dämmmaterial verwendet wurde, welche Bedeutung die Errichtung einer Photovoltaik-
anlage auf dem Dach hat und wo der Unterschied in Zahlen zu den Werten vor dem
Umbau liegt. Hier kann lebenspraktisch vermittelt werden, welche Konsequenzen der
Umbau für den CO2 – Ausstoß und den Geldbeutel hat. Unerlässlich für den Erfolg ist
hier, dass die Schule tatsächlich auch finanziell profitiert von energiesparenden Um-
baumaßnahmen und von energiesparenden Verhaltensänderungen der Benutzer.
SchülerInnen wie Lehrkräfte müssen selbst Einfluss haben auf ihre Schule und aktuelle
Veränderungen auch aufgreifen können und dürfen. Das bedeutet nicht, dass sie ge-
meinsam stets dem neusten Trend hinterher rennen sollen, sondern es hieße, dass
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von den SchülerInnen bewusst auch das naturwissenschaftliche, gesellschaftspoliti-
sche und geschichtliche Hintergrundwissen der Lehrkräfte genutzt würde, um neue
Entwicklungen sinnvoll einzuordnen, zu bewerten und abzuwägen, was davon an-
nehmbar erscheint und was nicht. Es wäre sinnvoll, wenn die Schule den Jugendlichen
diesen Raum geben könnte anstelle von Ablehnung oder Ignoranz ihrer Interessen. Ein
erster Schritt dazu wäre es, deren Meinung überhaupt abzufragen. Damit bekäme man
wichtige Rückmeldungen auch für das vorhandene Interesse an Klima- oder Umwelt-
schutz und über Befürchtungen und Hoffnungen. So würde das Thema Klimaschutz
und Energieeffizienz wichtiger, weil alle bemerken, dass ihre Meinung gefragt ist.
Praktische Fertigkeiten im Bereich des Klimaschutzes können in der dialektischen
Sicht Hegels, wie oben beschrieben, Freiheit bedeuten. Sie verbinden „Hand“ und
„Kopf“ durch die lernende Tätigkeit miteinander. Die dabei erworbenen Fertigkeiten
führen nicht zuletzt zur Ausbildung eines besseren Selbstwertgefühls der Lernenden
und einer Identifikation mit der Thematik, da sie einen positiven Aspekt zum eigenen
Selbstbild beitragen kann. Das bekannte pädagogische Motto „fördern durch fordern“ greift die Dialektik von Freiheit und Arbeit auf und wird sowohl für Hochbegabte, wie
auch für Kinder mit Lernproblemen propagiert. Das Fordern ist durchaus mit Zwang
und Druck von oben verbunden. Nur die Freiheitsperspektive erleichtert die mühevolle
Arbeit. Sie kann in den Unterricht aufgenommen werden. Wenn beispielsweise am
Ende eines mehrjährigen mühsamen fremdsprachlichen Unterrichts ein Aufenthalt in
einem entsprechenden Land abzusehen ist, dann ahnen SchülerInnen von Anfang an
diese Art Freiheit. In ähnlicher Weise könnte man durch das Erarbeiten einer dezentra-
len umweltschonenden Stromerzeugung in der Schule Freiheit von einem Stromkon-
zern erlangen. Dieses Ziel der Freiheit sollte SchülerInnen vermittelt werden. Wenn
sich Energiesparen für SchülerInnen lohnt, weil die Einsparungen ihnen selbst zu Gute
kommen, indem sie ihre Freiheit erhöhen, wird die Motivation größer sein, entspre-
chend klimafreundlich zu handeln. Ähnliches gilt für die lokale Erzeugung und Verwer-
tung von Nahrungsmitteln. Klimarelevante Unterrichtsgegenstände sollten stets solche
direkten Freiheitsfunktionen haben, um SchülerInnen zu motivieren.
Die angestellten pädagogischen Überlegungen gelten auch für die Tätigkeit der Lehr-
kräfte, die unter Druck geraten könnten angesichts der an sie herangetragenen Forde-
rung nach einer „klimafreundlichen Schule“. Denn am Ende müssen die Lehrkräfte sie
umsetzen, obwohl sie sowieso schon von allen Seiten immer mehr Arbeiten auferlegt
bekommen. Wie kann also das Lehrerkollegium zum klimafreundlichen Handeln ge-
bracht werden und wie dazu, Klimafreundlichkeit in ihrem Unterricht umzusetzen? Im
momentanen System unterliegen Lehrkräfte weit weniger einer Kontrolle als ihre Schü-
lerInnen. Es ist nicht damit zu rechnen, dass sich neue Formen des Lehrens und Zu-
sammenarbeitens der Lehrkräfte ganz von alleine entwickeln z.B. nach der Lektüre
dieses Gutachtens. Eine Möglichkeit für das Kollegium wäre es, sich selbst freiwillige
Ziele zu setzen und den nötigen Druck durch soziale gegenseitige Kontrolle aufzubau-
en. Freiwillige Selbstverpflichtungen, bei der befreundete Kollegen als Kontrolle, Kor-
rektiv und Hilfe einbezogen sind, würden so mittelfristig zu einer produktiven Selbst-
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umgestaltung der Schule führen. Die oben angeführten Überlegungen erinnern aber
auch daran, dass Lebensrelevanz die Zusammenarbeit in der Klasse erhöhen hilft und
damit auch eine Arbeitserleichterung bedeuten kann.
Dass bei dem Thema klimafreundliche Schule eine Vorbildfunktion der Lehrperson
ausgesprochen ist, bleibt nicht aus. Der Anspruch, eine klimafreundliche Schule zu
entwickeln, richtet sich nicht nur an Architekten, die eine baubiologisch einwandfreie
Arbeit leisten sollen und auch nicht nur an die SchülerInnen, die sich umweltfreundlich
verhalten sollen. Sie richtet sich ebenso an die Lehrkräfte und die Schulleitung, die
durch (gemeinsame!) Aktionen und durch ihr Vorbild die Klimafreundlichkeit in ihrem
eigenen Leben überprüfen und vorleben sollen, weil sie als authentisches Vorbild eine
Multiplikatorfunktion für Hunderte von SchülerInnen ausüben können. Sie bewirken
viel, ob sie es wollen oder nicht. Gezielten Einfluss können sie nur ausüben, wenn die
institutionellen Voraussetzungen es erlauben. Das „Herz“ zu fördern heißt auch, die
Bedeutung der emotionalen Bindung zwischen SchülerIn und LehrerIn stärker zu be-
achten, besonders bei jüngeren SchülerInnen. Aber auch das kollegiale Miteinander
und eine gute Beziehung zwischen Schulleitung und Kollegium sind nötig. Wenn dies
im Schulbetrieb nicht beachtet und stattdessen allein mit Druck gearbeitet wird, kann
vom Lernen mit Herz nicht die Rede sein und eine Umsetzung der Ziele wird er-
schwert.
In den folgenden Kapiteln wird anhand konkreter Maßnahmen versucht, Kopf, Herz
und Hand in Verbindung zueinander zu bringen.
Wenn Energiesparen die „Erlösung“ von unserem nicht nachhaltigen Lebensstil sein
soll, dann sollten diesen Maßnahmen nicht streng normativ implementiert, sondern
sanft ins Schulleben integriert werden. Dazu diente auch die historische pädagogische
Perspektive, die bei einer solchen Integration helfen kann. Dieser Blick in die Ge-
schichte reicht aber nicht aus. Schule ist kein Gebäude wie ein Museum, auch wenn
beide öffentlich sind. Im Museum wird an die Vergangenheit erinnert, in der Schule wird
Zukunft geformt. In dieser Absicht soll das Motto lauten:
„Mit Kopf, Herz und Hand – fit für eine klimafreundliche Zukunft“.
Zu „fit“ mag manche/r Leser/in zuerst das „Fitness“ – Center einfallen, in dem allzu oft
ein äußerlicher Körperkult zelebriert wird. Diese Bedeutung von Fitness ist hier aus-
drücklich nicht gemeint. Das Wort „fit“ bedeutet im Ursprung nichts anderes als „pas-
send“. Eine optimale Passung kann potenziell durch vielerlei Verhaltensweisen erreicht
werden. Es erscheint uns ganz im Sinne nachhaltigen Handelns, dass die Menschheit
sich in Zukunft stärker selbst anpassen muss an die natürlichen Gegebenheiten, an-
statt die Welt rücksichtslos ihren Bedürfnissen anzupassen.
Das nachstehende Schema veranschaulicht unser Konzept und die Leitlinien Kopf,
Herz und Hand, indem jeweils einige Ansatzpunkte zu den einzelnen Begriffen aufge-
führt sind. Jeder Leser und jede Leserin ist aufgefordert, daran weitere anzuschließen.
Die kreisförmige Verbindung symbolisiert, dass der konkrete Zusammenhang zwischen
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
26
den Leitlinien dabei stets im Auge zu behalten ist. Damit beginnen unsere konkreten
Bemühungen Technik, Pädagogik und Wissenschaft zusammenzubringen.
Abb. 2: Leitidee und Leitlinien (für Erläuterungen siehe Text.)
Bestandsaufnahme
27
3 Bestandsaufnahme
Im folgenden Kapitel wird die Martin-Niemöller-Schule
näher vorgestellt. Es werden dabei vor allem diejenigen
Aspekte hervorgehoben, die für das Thema Klimaschutz
besonders relevant sind. Zum einen wird der baulich-
technische Ist-Zustand der Schule kurz charakterisiert
sowie der Stand der Planung von Sanierungsmaßnamen
zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme vorgestellt. Zum anderen werden bereits etab-
lierte schulische Aktivitäten mit Bezug zum Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit er-
fasst sowie die Zielvorstellungen zentraler Akteure und Akteursgruppen dargestellt. Die
Bestandsaufnahme beruht zum einen auf einer ausführlichen Begehung am 13.05.09,
außerdem auf vertiefenden Informationen, die in mehreren Expertengesprächen erho-
ben wurden.
3.1 Die Schule
Die heutige Martin-Niemöller-Schule in Riedstadt-Goddelau
wurde 1964 als Mittelpunktschule (Haupt- und Realschule)
gegründet, bevor sie 1981/82 zu einer Integrierten Gesamt-
schule umgewandelt wurde. Seit 1990 trägt sie den Namen
Martin Niemöllers (vgl. MNS, 2008, S. 5). Träger der Schule
ist der Kreis Groß-Gerau. Die Schule besuchen derzeit etwa
1150 SchülerInnen, die von etwa 80 LehrerInnen unterrichtet werden. Ein großer Teil der
SchülerInnen sind Fahrschüler, die vorwiegend mit dem Bus zur Schule gelangen. Vor
allem abends wird die Schule noch von der Volkshochschule (dafür steht das Gebäude
10 zur Verfügung) und von Vereinen, die die Sport- und Turnhallen belegen, genutzt.
Das Schulgelände wird von allen vier Seiten von Straßen begrenzt, so dass es ein ei-
genes Gebäudeensemble bildet. Das Gelände ist durch Zäune und Mauern umgeben,
welche von Büschen und Sträuchern eingewachsen sind. Rund 1,8 Hektar des Gelän-
des bestehen aus Grünflächen (Rasen, Pflanzflächen, Hecken) und etwa 1,4 Hektar
sind versiegelte Flächen (Gebäude und Asphalt). Zur Schule gehören außerdem ein
Schulwäldchen und eine Streuobstwiese. Diese Flächen befinden sich außerhalb des
eigentlichen Schulgeländes in Goddelau.
Die Schule besteht aus mehreren Gebäuden, die über das
etwa 3,3 Hektar große Schulgelände verteilt sind (vgl. Abb. 3).
Diese Gebäude bieten auf einer Fläche von 10336 m2 42 Klas-
senräumen und 36 Fachräumen Platz. Die ältesten Gebäude-
teile bildet das Hauptgebäude (Gebäude 1-6) sowie die Ver-
waltungs-Trakte A und B, die Anfang der 1960er Jahre erricht wurden. Die Schule ver-
fügt außerdem über eine Turn- und eine Sporthalle sowie über den Anfang der 1980er
Jahre erbauten Naturwissenschafts- und Arbeitslehre-Trakt und das Musische Zent-
rum. 1997/98 kamen die Gebäude 7 bis 9 hinzu. Später kamen das Gebäude 10 sowie
die 2007/2008 erbaute Mensa hinzu.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
28
Abb. 3: Lageplan der Martin-Niemöller-Schule
Bestandsaufnahme
29
3.2 Schlüsselakteure für eine klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule
Für die Erarbeitung des Entwicklungskonzepts für eine energieeffiziente und klima-
freundliche Martin-Niemöller-Schule wurden die Vorstellungen von Schlüsselakteuren
in der Schule und in ihrem Umfeld erfragt.6 Dies sind neben der Schulleitung und der
Lehrerschaft der Schulträger, das Umweltamt der Stadt Riedstadt und der Energiever-
sorger (Überlandwerk Groß-Gerau). Die Zielvorstellungen und Handlungsmöglichkeiten
dieser Akteure werden im folgenden Abschnitt vorgestellt und durch die Charakterisie-
rung der wichtigsten Nutzergruppen ergänzt.
3.2.1 Die Schulleitung
Die Schulleitung der Martin-Niemöller-Schule, vertreten durch den Schulleiter Herr
Eßinger, strebt gemäß ihren Entwicklungsvorstellungen hin zu einer Ganztagsschule
eine Weiterentwicklung des Schulportfolios an. Für diesen längerfristigen Prozess wur-
den bereits im Jahre 2006 Fördergelder vom Bund sowie vom Schulträger zur Verfü-
gung gestellt. Dennoch müssen noch weitere Maßnahmen unternommen werden, um
den hessischen Vorgaben zur Schulentwicklung zu genügen. Die Umgestaltung der
Schule in eine nachhaltige Schule wird allerdings durch starre Rahmenbedingungen
erschwert, welche eine einengende Wirkung auf die Vorhaben der Schulleitung haben.
Trotz dieses eingeschränkten Handlungsspielraums ist die Schulleitung der Martin-
Niemöller-Schule sehr daran interessiert das Thema Klimaschutz in der Schule aktiv
aufzugreifen. Bereits in der Vergangenheit gab es verschiedene Aktivitäten zu diesem
Thema an der Schule. Derzeit erwägt die Schulleitung eine Beteiligung der Schule am
so genannten School Power Projekt des lokalen Energieversorgers – trotz der Tatsa-
che, dass die Schule kein Kunde der Überlandwerk Groß-Gerau GmbH ist, welche das
Projekt organisiert. Diese Kooperation würde der Schule nicht nur finanzielle Möglich-
keiten (Teilnehmergeld und möglicher Gewinn) eröffnen, sondern auch die Nutzung
etablierter Netzwerkstrukturen auf lokaler Ebene ermöglichen.
In baulichen Fragen hat die Schulleitung nur einen eng begrenzten Handlungsspiel-
raum, da die Zuständigkeit beim Schulträger, dem Kreis Groß Gerau, liegt. Dies ist
auch bei allen Fragen der energetischen Sanierung der Schule zu berücksichtigen.
Derzeit und in den kommenden Jahren sind umfassende Investitionen zur Instandhal-
tung und Sanierung der Schule geplant, für die auch Mittel aus dem Konjunkturförde-
rungsprogramm der Bundesregierung in Anspruch genommen werden. Aktuell sollte
aus Sicht der Schulleitung die energetische Sanierung der Schule zum Anlass genom-
men werden, um den SchülerInnen am konkreten Fall des Umbaus der Schule den
Grundgedanken einer energieeffizienten und klimafreundlichen Gestaltung der Schule
näher zu bringen. Hier sieht Herr Eßinger eine ausgezeichnete Möglichkeit, auf eine
stärkere Orientierung des Verhaltens der SchülerInnen am Leitbild der Energieeffizienz
und Klimafreundlichkeit hinzuwirken.
6 Es wurden folgende Gespräche geführt: Herr Eßinger, Schulleitung MNS (01.07.09); Frau Walter Reichen und Herr
Becker, Schulträger Kreis Groß-Gerau (09.07.09); Herr Unger, Umweltamt Stadt Riedstadt (10.06.09); Herr May,
Überlandwerk Groß Gerau (17.06.09); Herr Kränzle, Lehrer im Ruhestand und ehemaliger Leiter der Umwelt-AG
der MNS (09.06.09).
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
30
Nach Einschätzung von Herrn Eßinger stellt das Ziel der Klimafreundlichkeit im Sinne
von verantwortungsbewusstem Umgang mit der Natur/Umwelt ein aktuelles gesell-
schaftliches Anliegen dar, das gut vermittelt werden kann. Die erarbeiteten Vorschläge
der Projektgruppe sollen inhaltlich in das Schulcurriculum einfließen. Gedacht ist an
fächerübergreifende Inhalte. Sie könnten sowohl in naturwissenschaftlichen Fächern
als auch in den Fächern Gesellschaftslehre oder Ethik aufgegriffen werden.
An die Erarbeitung des Gutachtens knüpft Herr Eßinger den Wunsch, dass auch solche
Vorhaben, die im Kontext Umwelt/Klimafreundlichkeit bereits in der Schule durchge-
führt wurden, in der Bestandsaufnahme des Gutachtens dokumentiert werden. Die
Schulleitung betrachtet das zu erstellende Gutachten als „Vorschlagskatalog“, der bei
Bedarf verwendet werden kann, um Anregungen und Vorschläge daraus aufzugreifen.
Die Schule legt Wert auf enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde Riedstadt, wenn es
um die Entwicklung der Schule geht. Neben der informellen Zusammenarbeit, leistet
die Gemeinde auch offiziell finanzielle Unterstützung für die Schule.
Herr Eßinger steht als Kommunikationsschnittstelle zwischen der Projektgruppe und
den Akteursgruppen in der Schule und ihrem Umfeld zur Verfügung. Zu diesen Ak-
teursgruppen zählen die Vertreter der Elternschaft, der Förderverein der Schule und
Einzelpersonen, welche als Quelle von Ideen oder als potentielle Unterstützung in Be-
tracht kommen.
3.2.2 Schulträger
Träger der MNS ist der Landkreis Groß-Gerau. Der Schulträger besitzt für die bauliche
Umgestaltung der MNS eine Schlüsselrolle, da er letztlich über die umzusetzenden
Maßnahmen entscheidet. Er ist daher auch für die Festlegung der baulich-technischen
Maßnahmen einer energetischen Sanierung zuständig.
Bei Neubauten will der Kreis Groß-Gerau den Passivhausstandard einhalten, die Stan-
dards für eine Sanierung richten sich nach der Energieeinsparverordnung (EnEV,
2009). Für die anstehende Sanierung wurden nach Auskunft des Schulträgers ver-
schiedene Möglichkeiten für eine Erneuerung der Heizungsanlage geprüft. Standard-
mäßig wird bei einer Sanierung ein Brennwertkessel eingebaut und ein eigenes kleines
Blockheizkraftwerk (BHKW) errichtet, mit dem zusätzlich zur Wärme auch Strom er-
zeugt werden kann. Im vorliegenden Fall wurde zusätzlich die Möglichkeit der Anbin-
dung an das BHKW des Philippshospitals geprüft. Auf Grund der ökologischen und
nachhaltigen Aspekte hat sich der Schulträger schließlich für diese Art der Versorgung
entschieden.
Die Sanierung der Großsporthalle und des Naturwissenschaftsgebäudes war zum
Zeitpunkt des Gesprächs mit dem Schulträger noch nicht in Auftrag gegeben. Das Pro-
jekt wurde an eine gemeinsame Tochtergesellschaft des Kreises mit einem Planungs-
büro weitergegeben, die für die Projektsteuerung zuständig ist und sich auch um die
Auftragserteilung kümmert. Für die Zukunft ist geplant, dass die Schulgebäude bei der
Sanierung nach und nach mit separaten Zählern (Strom und Wasser) ausgestattet
werden. Dies könnte in etwa 5 Jahren realisiert sein.
Bestandsaufnahme
31
Wer von dem durch die energetische Sanierung eingespartem Geld profitiert, ist noch
unklar. Von Seiten des Schulträgers kam die Anmerkung, dass das Geld eher nicht an
die Schule geht, da die SchülerInnen ja nicht wirklich zur Einsparung etwas beitragen
würden, das käme eher durch technische Maßnahmen. Er schlägt vor, konkrete Maß-
nahmen der SchülerInnen (Projekte oder ähnliches) zu prämieren. Allerdings besteht
auch hier, wie bei den Mieteinnahmen der Solaranlage, die Möglichkeit, dass die Ein-
nahmen auf Antrag der Schule zur Verfügung gestellt werden könnten, falls es dazu
eine politische Entscheidung gäbe.
Der Kreis Groß-Gerau hat beschlossen, dass bei allen Neubauten und Sanierungen im
Kreis Groß-Gerau Photovoltaikanlagen (PV) vorgesehen werden. Dafür werden die
Dächer meistens vermietet. Bei der MNS ist noch nicht entschieden, ob die PV-Anlage
vom Schulträger selbst gebaut wird oder ob das Dach vermietet wird, was aber wahr-
scheinlich ist, da eine Selbstnutzung zu aufwendig wäre. Was mit den Mieteinnahmen
geschehen soll, stand zum Zeitpunkt des Gesprächs mit dem Schulträger noch nicht
fest. Möglich wäre aber, dass die Einnahmen an die Schule gehen. Darum müsste sich
allerdings der Förderverein kümmern und einen Antrag stellen.
Seit dem 1. Juli 2009 sieht die EnEV verpflichtend die Einführung von Energieauswei-
sen auch für öffentlich genutzte Gebäuden vor. Die Umsetzung dieser Verordnung ver-
zögert sich jedoch im Kreis Groß Gerau erheblich. Es gibt, bis auf wenige Ausnahmen,
noch keine Energieausweise für öffentliche Gebäude. Angebote sind eingeholt worden,
aber der Auftrag für die MNS war zum Zeitpunkt des Gesprächs noch nicht erteilt. Aus
Kostengründen spricht sich der Schulträger dafür aus, dass ein einfacher verbrauchs-
bezogener Ausweis ausgestellt wird. Für diese Option spricht aus Sicht des Schulträ-
gers auch, dass der verbrauchsorientierte Ausweis tatsächliche Verbrauchswerte bein-
haltet, während der bedarfsbezogene Ausweis auf rechnerisch ermittelten „fiktiven“ Werten basiert.
3.2.3 Umweltamt der Stadt Riedstadt
Das Umweltamt der Stadt Riedstadt ist bereit Klimaschutzaktivitäten an der MNS aktiv
zu unterstützen. Die Stadt Riedstadt hat sich bereiterklärt eine Photovoltaikanlage auf
der MNS zu bauen, weil dies auch einen pädagogischen Sinn erfüllt. Für das Jahr 2010
stehen 200.000€ zur Verfügung, so dass der Bau der Anlage abgesichert ist. Der Leiter
des Umweltamts spricht sich dafür aus, in der Schule ein Display zur Anzeige des er-
zeugten Stroms aufzustellen. Auch sollte beim Bau der Anlage darauf geachtet werden,
dass diese besichtigt werden kann. Der erzeugte Strom wird ins öffentliche Netz einge-
speist. Die Stadt würde dann eine Miete an die MNS zahlen, weil diese ihre Dachfläche
zur Verfügung stellt. Dies könnte beispielsweise in einem Pachtvertrag geregelt wer-
den. Dazu muss jedoch geklärt werden, ob die Schule oder der Schulträger das Geld
erhält.
Nach Auskunft des Umweltamts soll das Energiekonzept der Gemeinde fortgeschrie-
ben werden. In diesem Prozess könnte auch die MNS eingebunden werden. Auf dem
Gelände der Stadt Riedstadt soll künftig Geothermie zur Energieerzeugung genutzt
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
32
werden. Im Jahr 2010 plant das Überlandwerk Groß-Gerau Bohrungen zwischen dem
Philippshospital und der Gemeinde Stockstadt. Die Errichtung eines Kraftwerkes ist für
2013 angepeilt. Dieses Kraftwerk soll primär zur Stromerzeugung genutzt werden.
Wenn die Bohrungen erfolgreich sind, kann eine elektrische Leistung von 4 MW er-
zeugt werden. Zu einem späteren Zeitpunkt könnte das Kraftwerk auch als Wärmeliefe-
rant dienen. Die Wärme aus der Geothermie könnte dann auch von der MNS genutzt
werden.
Darüber hinaus könnte das Umweltamt die Aktivitäten einer Umwelt-AG an der Schule
unterstützen. Der Leiter des Umweltamts steht für Vorträge zum Thema Energieeffi-
zienz, erneuerbare Energien und Klimaschutz zur Verfügung und könnte auch Kontakte
zur Agenda 21 vermitteln. Das Thema Klimaschutz könnte zudem durch Exkursionen
zu verschiedenen Einrichtungen in der Gemeinde anschaulich dargestellt werden. Da-
für kommen beispielsweise die Kläranlage, das BHKW des Philippshospitals, die
Hackholzschnitzelanlage oder verschiedene Photovoltaikanlagen in Betracht. Für den
Aktionstag der Schule bietet der Leiter des Umweltamts eine Exkursion zum Philipps-
hospital an.
3.2.4 Überlandwerk Groß-Gerau GmbH
Die Überlandwerk Groß-Gerau GmbH (ÜWG) arbeitet eng mit Schulen zusammen.
Das Unternehmen unterstützt in der Region Groß-Gerau mehrere School Power Pro-
jekte. Hervorzuheben ist der finanzielle Anreiz, der allein die Teilnahme an diesem Pro-
jekt bietet. So werden jeder teilnehmenden Schule 2000 € zur Verfügung gestellt –
mögliche Preisgelder sind noch nicht inbegriffen.
Im Zuge der Renovierungsarbeiten hat die ÜWG die Gunst der Stunde genutzt und die
Flächen der Schulen gepachtet, um eigene Photovoltaikanlagen zu betreiben. Wie die-
se Flächen konkret genutzt werden sollen, stand zum Zeitpunkt des Gesprächs noch
nicht fest. Die ÜWG rät davon ab, Anzeigen vor Ort zu installieren, da diese in der Ver-
gangenheit wiederholt Vandalismus zum Opfer gefallen sind. Stattdessen bietet die
ÜWG über die Website www.meteocontrol.de einen Überblick über die laufenden Pro-
jekte. Für das Unternehmen ermöglicht die Präsentation der Ergebnisse auf dieser
Plattform den Vorteil einer positiven Außenwirkung, mit der ‚junge’ Entscheider als
(künftige) Kunden und als Multiplikatoren gewonnen werden sollen.
Die geplanten Baumaßnahmen an der MNS werden voraussichtlich erst nach Auslau-
fen des SPP beginnen, da die Gelder erst im Haushaltsplan 2010 eingeplant wurden.
Jedoch sei der Endtermin auch zu verschieben, um der MNS eine Teilnahme zu er-
möglichen.
Zur Unterstützung des Unterrichts kann die ÜWG Hardware in Form von sog. ‚Unter-
richtskoffern’ und Modellen (z.B. von Dünnschichtmodulen) zur Verfügung stellen. Auch
besteht die Möglichkeit Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien zu besichtigen.
Bestandsaufnahme
33
3.2.5 Lehrerschaft
Die Lehrerinnen und Lehrer stehen einer Ausrichtung der Schule am Leitbild der Nach-
haltigkeit positiv gegenüber. Aktivitäten in Richtung Energieeffizienz und Klimaschutz
wurden bislang jedoch vor allem auf Initiative einzelner Personen ergriffen. Beispiels-
weise gab es an der MNS eine Umwelt-AG. Auch Themen wie Energieeffizienz, erneu-
erbare Energien oder Klimaschutz wurden vereinzelt im Unterricht behandelt. So kann
die Photovoltaikanlage zum Anlass genommen werden, um beispielsweise im Physik-
oder GL-Unterricht eingehender das Thema Solarenergie zu behandeln. Bislang ist es
allerdings nicht gelungen, solche Aktivitäten dauerhaft an der Schule zu etablieren. Mit
dem Weggang engagierter SchülerInnen oder dem Ausscheiden älterer LehrerInnen
sind die bisherigen Aktivitäten wieder eingeschlafen. Ein Konzept zur Verstetigung wird
daher als sehr hilfreich eingeschätzt.
Schließlich hat das Thema Raumklima auch einen ganz unmittelbaren Bezug zum Un-
terricht, da dies die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit von SchülerInnen und Leh-
rerInnen unmittelbar beeinflusst. Wichtig sei es, angepasste Konzepte zu finden, die
den besonderen Bedingungen des Schulbetriebs angepasst seien. So erscheinen bei-
spielsweise gut gemeinte Empfehlungen, die Klassenräume nur stoßweise zu lüften,
wenig praktikabel, wenn so kein ausreichender Luftaustausch gewährleistet ist.
Aktuell stehen konkrete Instandhaltungs- und energetische Sanierungsplanungen zur
Diskussion. In diese Planungen sind die Lehrkräfte des naturwissenschaftlichen Berei-
ches aktiv eingebunden, wobei sie eng mit externen Fachleuten zusammenarbeiten.
3.2.6 Schülerinnen und Schüler
Die Martin-Niemöller-Schule besuchen aktuell über 1100 SchülerInnen, die überwie-
gend aus dem näheren und weiteren Umland von Riedstadt kommen.
Die Schule als Lehr-Lernort stellt allerdings nur einen beschränkten zeitlichen Aus-
schnitt im Alltagsleben der SchülerInnen dar. Mit dem Schulschluss um 13 Uhr verlässt
der Großteil der Personen die Schule. Wegen des weiten Einzugsbereichs der Schule
spielen öffentliche Verkehrsmittel im Alltag der SchülerInnen eine große Rolle. Der mo-
torisierte Individualverkehr hat dagegen kaum eine Bedeutung, da die Schule nur bis
zur 10. Jahrgangsstufe besucht werden kann. Bekanntlich kommen wenige SchülerIn-
nen der Mittelstufe in den Genuss eines motorisierten Gefährts. Fahrgemeinschaften,
organisiert von der Elternschaft, sind eher die Ausnahme als die Regel. So ist fraglich,
ob die mangelnde Bereitschaft der SchülerInnen zur Teilnahme an weiterführenden
Angeboten seitens der Schule durch mangelndes Interesse bedingt wird – dies ist zu-
mindest nahe liegend, da die SchülerInnen ihre knappe Freizeit möglicherweise anders
nutzen wollen – oder ob eben die strukturellen Voraussetzungen dafür verantwortlich
sind.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
34
3.2.7 Weitere NutzerInnen
Außerhalb der Schulzeiten wird die Schule von weiteren Gruppen (Vereine, VHS) ge-
nutzt. Die Bedürfnisse und Interessen dieser Gruppen sollten bei der Erstellung eines
Konzepts für eine klimafreundliche MNS nicht aus dem Blick verloren werden.
3.3 Beschreibung der Handlungsfelder und Ist-Zustand
Im Folgenden werden die verschiedenen Handlungsfelder beschrieben und der jeweili-
ge Ist-Zustand aufgeführt.
3.3.1 Energie- und Wassersparen
3.3.1.1 Beschreibung des Handlungsfeldes
In dem Handlungsfeld „Energie- und Wassersparen“ werden zum einen Möglichkeiten
der Energieeinsparung näher betrachtet. Das Hauptaugenmerk wird hier auf das
Stromsparen gelegt, besonders auf den Bereich der Beleuchtung. Zum anderen wird in
diesem Handlungsfeld auf die Möglichkeiten des Wassersparens eingegangen – auch
wenn dies mit Ausnahme einer Begrenzung des Warmwasserverbrauchs keinen unmit-
telbaren Bezug zum Thema Klimaschutz hat. Da in diesem Bereich die Toilettenanla-
gen den größten Verbrauch haben, wird darauf ein Schwerpunkt gesetzt. Des Weiteren
wird aber auch auf den Wasserverbrauch bzw. das Einsparungspotential an Waschbe-
cken eingegangen.
Das Handlungsfeld Energie- und Wassersparen befasst sich überwiegend mit techni-
schen Möglichkeiten der Klimafreundlichkeit und Energieeffizienz, bindet aber auch
verhaltensbezogene Aspekte mit ein.
3.3.1.2 Ist-Zustand
Der Stromverbrauch der Schule lag im Jahr 1998 bei über 311 MWh/a und nahm von
diesem Zeitpunkt an kontinuierlich bis zum Jahr 2003 auf 215 MWh/a ab. Seitdem ist
wieder ein Zuwachs von mehr als 60 MWh/a zu verzeichnen. Ähnlich wie beim Strom-
verbrauch lässt sich auch beim Wasser zwischen den Jahren 1998 und 2003 ein ge-
ringer werdender Verbrauch feststellen (von 2300 m3/a auf 1600 m3/a). Seit 2004
schwankt der Wasserverbrauch sehr stark mit Unterschieden von bis zu 1000 m3/a
(Vergleich zwischen den Jahren 2004 und 2006). Diese großen Schwankungen lassen
sich evtl. auf die Regenwassernutzungsanlage zurückführen, mit der einige Toiletten-
anlagen betrieben werden. Wenn es in einem Jahr wenig regnet, wirkt sich das auf den
Frischwasserverbrauch aus. Im Jahr 2008 lag der Verbrauch bei etwa 1600 m3.
Tabelle 1 zeigt die Entwicklung des Energieverbrauchs der Martin-Niemöller-Schule
von den Jahren 1998 bis 2008 und die damit verbundenen Kosten.
Bestandsaufnahme
35
Jahr Strom- verbrauch (kWh/a)
Strom- kosten (Euro)
Heizenergie- verbrauch (kWh/a)
Witterungs- bereinigter Heizenergie-verbrauch (kWh/a)
Heiz-kosten (Euro)
Wasser- verbrauch (m3)
Wasser- kosten (Euro)
1998 311.542 48.483 1.706.521 2.063.184 42.892 2.283 15.511
1999 250.110 33.216 1.397.818 1.772.433 34.201 2.162 16.237
2000 237.500 30.057 1.371.039 1.697.346 40.630 1.952 15.404
2001 236.900 30.782 1.407.734 1.602.001 54.228 1.999 14.492
2002 224.800 30.403 1.520.287 1.863.872 56.551 1.757 14.055
2003 215.215 30.454 1.496.070 1.723.473 55.404 1.575 12.805
2004 219.772 30.606 1.536.527 1.733.202 60.049 2.359 15.888
2005 247.074 35.924 1.809.049 2.102.115 73.723 1.770 13.941
2006 269.928 40.899 1.637.477 1.933.860 83.114 1.345 11.709
2007 272.420 45.948 1.492.975 1.931.910 89.807 2.044 15.584
2008 281.902 49.749 1.530.998 1.768.303 91.493 1.620 12.619
Tabelle 1: Energieverbrauch und -kosten Martin-Niemöller-Schule 1998–2008
Rechnet man die Verbrauchswerte des Jahres 2008 auf pro Kopf-Werte herunter, so
hat jede Person in der Schule vergangenes Jahr ca. 230 kWh Strom, 1245 kWh Heiz-
energie und 1,3 m3 Wasser verbraucht (diese Werte sind auf SchülerInnen und Lehre-
rInnen heruntergerechnet und berücksichtigen keine externen Nutzer). Zusammenge-
rechnet ergeben dies Energiekosten von ca. 125 Euro pro Jahr und Person. Dies ergibt
Gesamtenergiekosten für die Martin-Niemöller-Schule von rund 154.000 Euro für das
Jahr 2008.
Seit dem Jahr 1998 steigen die Strom-, Wasser- und Heizenergiepreise mit kleinen
Einschränkungen weiter an. Da aber vor allem die Preise für die Heizenergie teurer
geworden sind, sie haben sich in elf Jahren mehr als verdoppelt, könnte darauf ein
besonderes Augenmerk für Energieeinsparungen liegen.
Die einzelnen Gebäude besitzen keine separaten Strom- und Wasserzähler. Alle
Verbräuche lassen sich nur als Gesamtverbrauch ablesen, wodurch sich nicht mit ein-
fachen Mitteln feststellen lässt, in welchen Gebäuden z.B. besonders viel Strom oder
Wasser verbraucht wird. Dieser Zustand soll sich aber nach und nach ändern. Die Ge-
bäude, die saniert werden, also demnächst zum Beispiel das Nawi-Gebäude, sollen im
Rahmen dessen auch mit separaten Zählern ausgestattet werden. Zur Zeit haben le-
diglich die Großsporthalle und die Mensa separate Zähler, da die Sporthalle auch von
schulexternen Vereinen genutzt und die Mensa von einem externen Betreiber gemietet
wird, der sie bewirtschaftet und folglich auch den dort verbrauchten Strom selbst be-
zahlen muss.
In den vergangenen Jahren sind bereits einige Maßnahmen zur Verringerung des
Energie- und Wasserverbrauchs an der Schule umgesetzt worden. Eine Regenwas-
sernutzungsanlage mit der die WC-Anlagen der Gebäude 1-8 betrieben werden, gibt
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
36
es bereits an der Schule. Es gibt keine Sparspülkästen oder Spülkästen mit Spartaste.
Jedoch wurden bei der Sanierung teilweise Trockenurinale eingebaut.
Für die Duschen und Waschbecken gibt es zurzeit noch keine Durchlaufregler. Etwa
zehn Prozent der 1100 an der Schule eingesetzten Lampen sind bereits Energiespar-
lampen. Alte Leuchtstoffröhren befinden sich noch in der Sporthalle, dem Lehrerzimmer
und den Gebäuden 7, 8 und 9. In der Mensa und dem Neubau wurden bereits Ener-
giesparröhren eingebaut.
Insgesamt gibt es zwanzig Bewegungsmelder, die in unterschiedlichen Räumlichkeiten
wie zum Beispiel den Toiletten oder renovierten Klassensälen eingesetzt werden. Je-
doch wurde hier das Problem angesprochen, dass sich zum Beispiel auf einem Eltern-
abend die Leute zu wenig bewegen, so dass ständig das Licht ungewollt ausgeht.
Der Energieausweis ist neuen Richtlinien folgend, ab dem 01. Juli 2009 für öffentliche
Gebäude vorgeschrieben und muss dort sichtbar aufgehängt werden. Dies gilt so auch
für die Gebäude der Martin-Niemöller-Schule. Die Schule kann aus zwei Ausweisarten
wählen, die an späterer Stelle in Kapitel 5 noch genauer erläutert werden. Der Schul-
träger präferiert vornehmlich aus Kostengründen den einfachen Verbrauchsausweis.7
Offensichtliche Vorteile des Bedarfsausweises werden aus diesem offensichtlich
schwerwiegenden Grund direkt vernachlässigt.
3.3.2 Die Sonne nutzen
3.3.2.1 Beschreibung des Handlungsfeldes
Das Handlungsfeld „Die Sonne nutzen“ beschäftigt sich im weitesten Sinne mit allen
technischen und pädagogischen Belangen, bei denen die Sonne als Energiequelle
eine Rolle spielt. Im technischen Bereich zählen hierzu die alte und die neue, geplante
Photovoltaikanlage sowie eine mögliche solarthermische Anlage. Im pädagogischen
und auf das Nutzerverhalten bezogenen Bereich geht es vor allem darum, auf ver-
schiedenste Art und Weise die erwähnte Technik den SchülerInnen (und auch den Leh-
rerInnen) näher zu bringen und sie ihnen verständlicher zu machen. Das Handlungs-
feld ist nicht nur auf die rein technische Seite beschränkt, da die Projektgruppe auch
ein gewisses Verständnis der Technik als unabdingbar für klimafreundliches und ener-
gieeffizientes Handeln und Verhalten hält.
3.3.2.2 Ist-Zustand
Zurzeit ist eine 1 kW große Photovoltaikanlage auf dem Dach
des Nawi-Gebäudes vorhanden, die während ihrer bisher
sechsjährigen Laufzeit 6 MWh erzeugte. Der Bau einer
größeren Photovoltaikanlage mit ca. 60kW ist bereits vom
Schulträger beschlossen worden. Es ist jedoch noch unklar, ob
7 Siehe Gespräch mit dem Schulträger, vertreten durch Frau Walter Reichen und Herrn Becker am 09.07.09
Bestandsaufnahme
37
der Schulträger die Anlage selbst bauen lässt oder die Dachfläche vermietet.8 Auch
wem die Einnahmen zu Gute kommen, ist noch nicht vollends klar. Damit die Gewinne
zumindest zum Teil auch der Schule direkt zu Gute kommen, müsste nach Angaben
des Schulträgers die Schule oder der Förderverein der Schule ihm gegenüber aktiv
werden.
Eine Solaranlage zur Warmwasserbereitung ist noch nicht geplant. Sollte die Schullei-
tung und der Förderverein der MNS eine solche jedoch wünschen und dies ausrei-
chend begründen, ist der Schulträger nicht abgeneigt den Antrag zu bewilligen.
Aus Gesprächen mit SchülerInnen wurde deutlich, dass vielen zurzeit nicht bekannt ist,
dass es bereits eine kleine Photovoltaikanlage an ihrer Schule gibt. Prinzipiell sind je-
doch viele SchülerInnen an ökologischen und energetischen Fragestellungen interes-
siert, was sich aus Gesprächen mit SchülerInnen bei der Auftragsklärung und bei dem
Projekttag der MNS erkennen ließ.
Um den gewonnenen Strom für die SchülerInnen präsenter zu machen, besteht die
Möglichkeit einer Stromanzeigetafel an einem zentralen Ort in der Schule und/oder
einer Website des Versorgungsbetriebs, auf der die Daten auch von zu Hause abgeru-
fen werden könnten. Wer für die Kosten einer möglichen Stromanzeigetafel aufkommt,
ist noch nicht klar. Hier gibt es zum Beispiel auch die Möglichkeit einen lokalen Spon-
sor zu suchen.
3.3.3 Zentrale Abfallwirtschaft
Der Abfall der Martin-Niemöller-Schule wird getrennt gesammelt. Es existieren eine
Restmülltonne, eine Altpapiertonne, eine Gelbe Tonne (bzw. ein gelber Sack) und eine
Biotonne. Zur Pflege der Schulhöfe gibt es einen Schulhofdienst, der den auf dem
Schulhof liegen gebliebenen Müll einsammelt. Der Schulhofdienst wird abwechselnd
von den Klassen der Schule ausgeführt.
Dieses Handlungsfeld könnte sich daher weiterführend mit dem Aspekt der energeti-
schen Verwendung des Abfalls beschäftigen.
3.3.4 Raumklima
3.3.4.1 Beschreibung des Handlungsfeldes
Das Handlungsfeld „Raumklima“ betrifft bauliche Aspekte aller Räume in welchen
Schule stattfindet Dies umfasst nicht nur technische Aspekte wie Isolierung, Heizung
und Beleuchtung, also die energetische Bilanz der Räume, sondern auch, wie sich in
diesen Räumen lernen und leben lässt. Das heißt, ästhetische Aspekte sind zu berück-
sichtigen, gerade wenn es darum geht die Klimafreundlichkeit der Räume sichtbar und
erlebbar zu machen.
8 Siehe Gespräch mit dem Schulträger, vertreten durch Frau Walter Reichen und Herrn Becker am 09.07.09
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
38
3.3.4.2 Ist-Zustand
Die Schulbegehung am 13. Mai 2009 hat gezeigt, dass ein Großteil der Gebäude be-
züglich der Wärmeisolierung in den vergangenen Jahren bereits saniert wurde bzw.
zukünftig noch die Sanierung weiterer Gebäudetrakte geplant ist. Hierzu zählt unter
anderem die Sanierung der Großsporthalle (siehe Abb. 4, Nr. 1) bis zum Jahr 2011,
wofür ein Leipziger Architekturbüro mit der Steuerung beauftragt wurde. Dazu werden
voraussichtlich im Herbst 2009 die Ausschreibungen stattfinden, das heißt, das Projekt
befindet sich im Moment noch in der Planungsphase. Die Halle, welche 1985 erbaut
wurde, weist eine durchschnittliche Innentemperatur von 17°C auf. Im Sommer wird die
Warmluft über eine Wärmepumpe genutzt. Zudem wird die Halle in den Wintermonaten
über zwei Boiler betrieben. Laut des Hausmeisters, Herrn Matern, sind gerade die Du-
schen und Umkleidekabinen überdimensioniert, wobei die in den Waschräumen ange-
brachten Selbstschlussarmaturen oftmals klemmen. Die Hallenbeleuchtung der Groß-
sporthalle verfügt über eine gesonderte Wettkampfbeleuchtung. Das Licht ist nur ma-
nuell bedienbar.
Die Klassenräume des VHS-Gebäudes (siehe Abb. 4, Nr. 2) heizen
sich gerade im Sommer sehr auf, da die Sonnenblenden nicht direkt
an den Fenstern, sondern mit einem Abstand von ca. einem Meter zur
Gebäudewand angebracht wurden. Die Sonne kann also trotz der
Blenden in die Räume scheinen, so dass die SchülerInnen bei tief
stehender Sonne zusätzlich geblendet werden.
Die Lichtsensoren für die Jalousien in anderen Gebäuden bzw.
Klassenräumen sind oft nicht richtig eingestellt und fahren somit teilweise bei trübem
Wetter herunter und bei blendender Sonne wieder hoch.
Wie bei vielen Gebäuden auf dem Schulgelände erfolgte, wie auch bei der kleinen
Turnhalle (siehe Abb. 4, Nr. 3), welche 1963 errichtet wurde, bereits die Sanierung der
Außenfassade. Gleichzeitig mit der Sanierung der Fassade wurden 1997 die Grundka-
näle erneuert.
Im Moment findet der Umbau der Wasserleitungen statt, wobei Herr Matern dabei er-
läutert, dass es zeitweise erhöhte Werte von Legionellen gab, da der Wasserdurchfluss
zu gering war. Mittels Zwangsentnahmen und das Durchheizen des Wassers auf 50-
60°C konnte das erhöhte Legionellenaufkommen abgemindert werden.
Beim Verwaltungsgebäude (siehe Abb.4, Nr. 4) hat die Sanie-
rung der Außenfassade letztes Jahr stattgefunden, so dass der
Gebäudetrakt jetzt über eine 12 cm dicke Außenisolierung ver-
fügt. Die Heizkörper sind dort, anders als in den Klassenräu-
men und auf den Fluren, nicht voreingestellt, das heißt, sie
sind manuell regulierbar. Hier findet man vorrangig Standardleuchtstoffröhren, wobei
die Toilettenanlagen über Bewegungsmelder beleuchtet werden. Da die Türen nahezu
immer offen standen, war die Beleuchtung entsprechend oft in Betrieb. Das einseitige
Abkleben der Bewegungsmelder konnte diesen Mangel jedoch beseitigen.
Bestandsaufnahme
39
Der im Verwaltungstrakt untergebrachte Kopierraum heizt sich durch die direkt ein-
strahlende Sonne gerade in den Sommermonaten sehr stark auf.
An Gebäude 9 (siehe Abb. 4, Nr. 5), welches 1997/98 errichtet
wurde, sind bereits die Holzfenster durch den Regen stark be-
schädigt. Zum Teil ist sogar inzwischen ein Pilzbefall und Fäul-
nis zu beobachten.
Gebäude 1-4 (siehe Abb. 4, Nr. 6) verfügen über eine sanierte
Außenfassade, wobei der Außenputz durch nistende Vögel bereits beschädigt wurde.
Die Treppenhäuser und Eingänge befinden sich jedoch momentan noch im alten Zu-
stand, d.h., die Wärmeisolierung ist dort aufgrund der großen Fensterfronten sehr ge-
ring. Trotzdem befinden sich dort die Heizungsmessfühler für die Heizungsanlage der
MNS. Ferner wird die dort befindliche Heizungsanlage laut den Aussagen des Haus-
meisters der MNS, Herrn Matern, im Sommer dieses Jahres erneuert. Hierbei hat sich
der Schulträger bereits für eine Nahwärmeversorgung durch das BHKW des Philipps-
hospitals in Riedstadt entschieden.9
Wie die bereits erwähnte Großsporthalle soll auch das NaWi-Gebäude (siehe Abb. 4,
Nr. 7) bis 2011 saniert werden, wobei auch hier das Leipziger Architekturbüro mit der
Steuerung beauftragt ist und für Herbst 2009 die notwendigen Ausschreibungen plant.
Die Anordnung der Schränke, Regale usw. hat zur Folge, dass die Beleuchtung immer
eingeschaltet sein muss, damit genügend Licht ein angenehmes Arbeiten ermöglicht.
Ein Lehrer sprach das Problem an, dass ein effizientes Belüftungssystem fehlt, so dass
zur Zeit die Fenster während der ganzen Unterrichtsstunde bei laufender Heizung ge-
kippt werden müssen, will man nicht alle 10 Minuten Stoßlüften.
Abschließend ist es noch wichtig, dass zwar die meisten der einzelnen
Unterrichtsräume bereits saniert wurden, trotzdem wurde seitens der
Schülerschaft bei der Auftragsklärung deutlich, dass sie gerne attrak-
tivere Klassenzimmer hätten, in denen ein angenehmes Arbeitsklima
vorherrscht und Lernen Spaß macht.
9 Siehe Gespräch mit dem Schulträger, vertreten durch Frau Walter Reichen und Herrn Becker am 09.07.09
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
40
Abb. 4: Lageplan Martin-Niemöller-Schule
3.3.5 Umwelt- und Klimabildungskonzepte im Sinne einer Bildung
für nachhaltige Entwicklung
3.3.5.1 Beschreibung des Handlungsfeldes
Im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung umfasst das Handlungsfeld ver-
schiedene Umwelt- und Klimabildungsprojekte, -konzepte und -ideen. Sie ergeben sich
zum Teil zwanglos aus den Erfahrungen und Rahmenbedingungen der MNS. Darüber
hinaus finden sich in der aktuellen Diskussion mannigfaltige Ideen und Anregungen wie
das Thema Klima- und Umweltschutz spielerisch, unterhaltsam und dennoch nachhal-
tig angegangen werden kann. Erfahrungen aus anderen Bundesländern werden dabei
ebenso herangezogen, wie Überlegungen aus der Projektgruppe. Im Gegensatz zu
regulärem Unterricht sollen diese Projekte die Interessen und individuellen Vorlieben
stärker aufgreifen und so an der Schule Impulse setzen über das freiwillige Engage-
ment der Schüler und Schülerinnen, aber auch der Lehrkräfte.
Bestandsaufnahme
41
3.3.5.2 Ist-Zustand
Umwelt-AG
Unter der Leitung von Herrn Kränzle, der bis zum 31.07.2006 als Lehrer für die Fächer
Chemie, Mathematik und Physik an der MNS tätig war und heute als Berater der Schu-
le fungiert, gab es bis zu seiner Pensionierung eine Umwelt-AG, die aus 5-6 SchülerIn-
nen bestand. Sie haben viele verschiedene Anlagen besichtigt, wie z.B. die Photovol-
taikanlage auf dem Schuldach der MNS und das Blockheizkraftwerk des Philippshospi-
tals. Zum anderen hat die Umwelt-AG Schilder an Türen angebracht, die darauf hin-
weisen das Licht auszuschalten und die Fenster zu schließen. Zu Beginn der Heizperi-
ode wurden zusätzlich Infozettel verteilt, wie man Heizenergie einsparen kann. Mo-
mentan existiert keine Umwelt-AG oder ähnliches.
Abfallentsorgungskonzept
Auf den Schulhöfen gibt es insgesamt 54 Mülleimer. Jede Klasse hat einmal im Jahr für
eine Woche Schulhofdienst, das heißt, sie ist dafür verantwortlich am Ende der Pause
den auf dem Pausenhof liegen gelassenen Müll aufzusammeln.
Streuobstwiese
Zunächst wurde 1990 auf einer ca. 6000 m2 großen Fläche in Riedstadt-Goddelau eine
Streuobstwiese mit 51 Hochstämmen angelegt, die hauptsächlich aus Apfel- und Birn-
bäumen besteht. Hauptziel sollte nicht die Ernte des Obstes sein, sondern es sollte ein
Schutzgebiet für Pflanzen und Tiere geschaffen werden. Zusätzlich wurde eine Hecke
geplant, die sich selbst entwickelt (Benjes-Hecke). Ursprünglich sollten die SchülerIn-
nen der naturwissenschaftlichen Wahlpflichtkurse die Vielfalt
des Biotops kennenlernen und bei der Pflege helfen. Dies
wurde allerdings nicht umgesetzt. Hauptverantwortlicher für
die Streuobstwiese ist Herr Kränzle, der sich auch überwie-
gend um die Pflege kümmert. Durch ihn und einige SchülerIn-
nen wurden im Rahmen eines Projekttages Nistkästen auf-
gehängt. Die Äpfel, die erst seit wenigen Jahren geerntet wer-
den können, werden zu süßem Most und Apfelwein verarbei-
tet und verkauft. Mit den Einnahmen werden der Förderverein
und verschiedene Projekte unterstützt.
Projektwochen
1996 wurden bei der Projektwoche einige an Umweltfreundlichkeit und Naturschutz
orientierte Themen angeboten: Strom aus Wind; Was lebt alles in Feld und Wald; Raus
in die Natur (Streuobstwiese); Umgestaltung Innenhof-Biotop; Bauerngarten, Kräuter-
spirale, Trockenmauer; Wie krank sind unsere Gewässer? Der Bauerngarten von 10m
x 10m existiert noch. Jedoch kümmert sich heute kaum jemand darum. Außerdem gibt
es auf dem Schulgelände drei Teiche, um die sich hauptverantwortlich ein Lehrer
kümmert. Bei einer Pflanzaktion in der Schule wurden am Bauerngarten kleine Obst-
bäume gesetzt.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
42
In der Projektwoche 2008 haben zwei Klassen Äpfel
auf der Streuobstwiese gesammelt, süßen Most herge-
stellt und verkauft. Bei dem diesjährigen Projekttag
2009 wurde der Tag einer siebten Klasse von ein paar
Teilnehmern des Projektseminars zusammen mit der
Klassenlehrerin Frau Sommer gestaltet. Die Klasse in-
formierte sich zunächst in Kleingruppen über verschiedene fossile und regenerative
Arten der Energiegewinnung und unternahm anschließend einen Ausflug zum BHKW
des Philippshospitals, wo Herr Gortner die Klasse durch die Anlage führte und alles
sehr anschaulich erklärte.10
Apfelaktionstag und Schulwäldchen
Bisher einmalig gab es 2004 an der Schule einen Apfelaktionstag, bei dem es alles
rund um den Apfel gab. Im Jahr 2004 hat die MNS unter Mithilfe einiger SchülerInnen
mehr als vierzig Laubbäume gepflanzt (für jede Klasse einen). Daraus soll das „Goller
Schulwäldchen“ erwachsen.
Lokale Agenda 21
Des Weiteren ist die Schule an einigen Aktionen und Projekten der lokalen Agenda 21
beteiligt. Da gibt es das Agenda-Projekt „Goller Erlebnispfad Altes Neckarbett“, wel-
ches Stationen wie den Barfußpfad oder das Waldtelefon zu bieten hat. An der Station
„Bienenhochhaus“, welches eine Nistwand für Wildbienen bietet, haben SchülerInnen
der MNS mitgeholfen. Außerdem haben einige SchülerInnen bei
einem Rundgang Vorträge zum Thema Landwirtschaft gehalten.
Ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Agenda-Projektgruppe
Naturerlebnispfad haben im Jahr 2005 unter anderem
SchülerInnen der MNS im Goddelauer Volkspark 150 Bäume
und Sträucher gepflanzt. Seit dem Frühjahr 2009 ist die MNS
Besitzerin einer künstlichen Nestunterlage für Störche, die auf
einem alten Mast festgemacht und auf dem Schulgelände
aufgestellt wurde.
3.3.6 Lehrplan und institutionelle Rahmenbedingungen
3.3.6.1 Beschreibung des Handlungsfeldes
Dieses Handlungsfeld steht auf zwei wesentlich verschiedenen, aber miteinander ver-
bundenen Säulen. Zum einen geht es darum, die vom Land Hessen vorgegebenen
verbindlichen Schulcurricula und Anweisungen zur Erstellung schulinterner Lehrpläne
im Sinne einer klimafreundlichen nachhaltigen Bildung zu erschließen und Vorschläge
zu machen wie diese auch konsequent umgesetzt werden können. Das bedeutet
zugleich, dass die Steuerungsinstrumente der Schule (Konferenzstruktur, Fortbildungs-
10
Eine ausführliche Beschreibung des Projekttages befindet sich in der Infomappe, die diesem Gutachten beiliegt
Bestandsaufnahme
43
system, Schulentwicklungsplan etc.) strukturell angepasst werden müssen an die Ziel-
setzung einer klimafreundlichen Schule.
Anders als bei den bisher genannten Handlungsfeldern sind hier die vorgeschlagenen
Ideen zur Umsetzung weitestgehend als Anregungen zu verstehen, die den internen
Vorgang der Schulentwicklung anregen und begleiten können.
3.3.6.2 Ist-Zustand
Konzeptionen von Bildungspolitik im Sinne des nachhaltigen Klimaschutzes und des-
sen Implementierung sind geprägt von Einflüssen (sub-) nationaler, wie internationaler
Akteure. Auch für die Schule ist nach § 6 Abs. 4 des hessischen Schulgesetzes „Öko-
logische Bildung und Erziehung“ ein zentrales Aufgabengebiet. (vgl. HKM, 2009) Die
Lernangebote innerhalb und außerhalb des Unterrichts sollen den Rahmenbedingun-
gen entsprechen, welche ausführlich vom Hessischen Kultusministerium dargelegt
werden (HKM, 2003). So finden sich in den Lehrplänen zahlreiche interessante Ansät-
ze zur inhaltlichen Beschäftigung mit dem Thema Klimaschutz. Thematisch sind sie
besonders stark in den Fächern Gesellschaftslehre, Biologie und Chemie bzw. in dem
Fach Naturwissenschaften konzentriert, außerdem in Physik und Arbeitslehre. Konkre-
te Beispiele dazu sind in der Infomappe enthalten, die diesem Gutachten beiliegt.
Den hessischen Schulen kommt eine gewisse Autonomie in der Ausgestaltung ihres
Lehrplans und ihrer Lernangebote zu. So hat jede Schule die Auflage, aus den landes-
weit gültigen allgemeinen Lehrplänen ein internes Schulcurriculum zu erstellen. Solch
ein Curriculum hat auch die Martin-Niemöller-Schule. Allerdings war das schulinterne
Curriculum für die relevanten Fächer (Biologie, Chemie, Gesellschaftslehre etc.) trotz
mehrmaligen Nachfragens nur zum Teil für uns einsehbar. Es ist davon auszugehen,
dass die Schule weitgehend die hessischen Rahmenrichtlinien für die IGS übernom-
men hat.
Klimaschutz ist eine in weiten Teilen fachübergreifende Thematik, bei der gesell-
schaftspolitische und naturwissenschaftliche Probleme interagieren. Eine integrierte
Gesamtschule bietet auf den ersten Blick hierfür besondere Möglichkeiten, z.B. durch
das Fach Gesellschaftslehre, welches an der MNS stets vom Klassenlehrer mit einer
relativ großen Stundenzahl unterrichtet wird, und durch das übergreifende Fach Natur-
wissenschaften. Integrierte Gesamtschulen legen traditionell ihren Schwerpunkt auf
eine allgemeine Bildung der Kinder, nicht so sehr auf Spezialisierung. Dazu gehört
nach dem hessischen Lehrplan Gesellschaftslehre ausdrücklich: „die Gefährdung der
natürlichen Lebensbedingungen in einer sich dynamisch entwickelnden Gesellschaft
als eines der zentralen Probleme der Gegenwart zu erfahren und sich mit der Frage
nach den gesellschaftlichen Folgen technischer und wirtschaftlicher Wandlungsprozes-
se und den Möglichkeiten auseinanderzusetzen, Fortschritt human zu gestalten“(HKM,
1995, S. 8). Allerdings sagt das Schulprogramm der MNS eindeutig: „Es gilt das Fach-
lehrerprinzip“ (MNS, 2008, S. 29). Dies bedeutet, dass die einzelnen Fächer in der Re-
gel von jeweils speziell dafür ausgebildeten Lehrkräften unterrichtet werden. Wie ande-
rerseits die fachliche Ausbildung einer Lehrerkraft für Gesellschaftslehre oder Natur-
wissenschaften genau auszusehen hat, ist nicht verbindlich geregelt, da es diese Fä-
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
44
cher in der Lehrerausbildung als mögliche Studienfächer oft nicht gibt (ebenso wenig
wie Arbeitslehre und Ethik).
Die Stundentafel der Martin-Niemöller-Schule weist für das Fach Gesellschaftslehre 18
Wochenstunden innerhalb der gesamten Schulzeit der Mittelstufe aus, für Biologie 8,
für Arbeitslehre, Chemie und Physik je 6 Wochenstunden (vgl. MNS Riedstadt, 2008,
S.29).
Für eine fächerübergreifende, Sinnzusammenhänge herstellende Arbeitsweise im Be-
reich des Klimaschutzes sollten alle Fächer, die thematisch damit Berührung haben,
zumindest potenziell koordiniert werden können.
Eine entsprechende Zusammenstellung aller Themengebiete und Fächer, die das
Lernziel „Ökologische Bildung und Erziehung“ anstreben, existiert nur für Realschulen
(HKM (1), o.J.) wie für Hauptschulen (HKM (2), o.J.). Solch eine Zusammenstellung ist
dagegen für die Schulform IGS nur rudimentär im weiterhin geltenden Lehrplan Gesell-
schaftslehre von 1995 enthalten (HKM, 1995). Allerdings findet sich hier nicht aus-
drücklich das Ziel „Ökologische Bildung und Erziehung“ wieder. Entsprechende The-
men sind unter dem Titel „Arbeit und Umwelt“ zusammengefasst. Die dort aufgelisteten
obligatorischen Themen lauten:
in Jahrgangsstufe 5/6: „Unser Lebensraum verändert sich“ oder „Vom Umweltschutz
nicht nur Reden“ in Jahrgangsstufe 7/8: „Menschen verändern die Umwelt“ oder „ Wird das Klima sich
verändern?“ in Jahrgangsstufe 9/10: „Fortschritt als Motor der Moderne – Fortschritt ohne Ende?“ Konkrete Hinweise zur fächerübergreifenden Zusammenarbeit finden sich in diesem
Lehrplan Gesellschaftslehre nicht. Solche Querverweise sind zwar in den allgemeinen
„Handreichungen“ für die IGS für das Fach Gesellschaftslehre aufgelistet. Sie verwei-
sen aber wiederum auf die Lehrpläne von Hauptschule, Realschule und Gymnasium,
also auf die Fächer Biologie, Chemie und Physik, aber auch auf Arbeitslehre und Ethik
oder Religion, nicht auf das Fach Naturwissenschaften.
Der gültige separate Lehrplan für das Fach Naturwissenschaften enthält wiederum vie-
le der relevanten Themen mit Aspekten aus Physik, Chemie und Biologie, unter Be-
rücksichtigung der Lebenswelt der SchülerInnen (HKM, 1996). Er enthält mitunter Hin-
weise auf die gesellschaftspolitischen Aspekte, allerdings wiederum keine konkreten
Querverweise auf die Themen im Curriculum der Gesellschaftslehre.
Für ein schulinternes Curriculum müssten die Bezüge also unter recht hohem Aufwand
erst gesucht werden. An der Schule gibt es Lehrkräfte mit entsprechender Fächerkom-
bination, die dies leisten könnten.
An der MNS wird das Fach „Naturwissenschaften“ obligatorisch nur in Klasse 5 und 6
als vorfachliches übergreifendes Schulfach an Stelle von Biologie unterrichtet. Hier wird
das Thema Klimaschutz im Rahmen der allgemeinen Umweltthemen praktisch und
auch anhand lokaler Themen aufgegriffen. Es werden unter anderem folgende Themen
aufgeführt:
Bestandsaufnahme
45
Einrichten eines Baustoffkatalogs für das Klassenzimmer
Kennenlernen des Naturschutzgebiets „Kühkopf“ Erkunden des Lebens auf dem Bauernhof
Als Lernziele dieses Themengebietes sind aufgelistet: Erkennen der Bedeutung des
Wassers, der Atmung, des Kohlendioxids und der Landwirtschaft für die Nahrungskette
(Sommer, 2009).
Das momentane Angebot der Martin-Niemöller-Schule an Wahlpflichtunterricht enthält
keine Schwerpunkte zum Thema Klimaschutz. Weder im Bereich Naturwissenschaften
in den Jahrgängen 7 und 8 ist das Stichwort Klimaveränderungen zu finden, noch im
Bereich der Arbeitslehre (vgl. MNS (1), 2009, S. 6-7). Das Fach Chemie hält im Lehr-
plan eine Vielzahl von Verweisen auf Klima- und Umweltschutz bereit (siehe Infomap-
pe). Als Wahlpflichtfach in den Jahrgängen 9 und 10 hat es aber an der MNS andere
Schwerpunkte (vgl. MNS (2), 2009, S. 7-10).
Ein für alle SchülerInnen obligatorisches Methodentraining zur Projektarbeit in der 7.
Klasse wird anhand des Themas „Klimawandel“ durchgeführt (vgl. MNS, 2008, S. 20).
Das Schulprogramm der Martin-Niemöller-Schule enthält bisher weder das Stichwort
„Klimaschutz“ noch „nachhaltig“. Die Tatsache jedoch, dass die Schulleitung ein Gut-
achten in Auftrag gibt, welches die Potentiale für eine nachhaltige Entwicklung heraus-
arbeiten soll, belegt, dass sie die globalen und lokalen Einflüsse, die zum Klimaschutz
auffordern, nicht nur zur Kenntnis nimmt, sondern die öffentliche Bedeutung des Anlie-
gens in ihr Schulprogramm integrieren will. Die Schulleitung der Martin-Niemöller-
Schule unterstützt Fortbildungs- und Lernangebote mit dem Schwerpunkt Bildung für
nachhaltige Entwicklung.
Um die Transparenz zwischen den Kollegen zu gewährleisten, die die SchülerInnen
einer Jahrgangsstufe in potenziell wechselnder Kurszusammensetzung unterrichten,
werden regelmäßig Koordinationskonferenzen durchgeführt.
Das Schulprogramm der Schule nennt als tragende Säule der Zusammenarbeit aus-
drücklich „ein hohes Maß an Offenheit sowohl in den Gesprächen untereinander als
auch Neuem gegenüber, durch eine große Bereitschaft zur Übernahme von Aufgaben,
insbesondere bei außerunterrichtlichen schulischen Aktivitäten, wo es gilt, Schülerin-
nen und Schüler zu unterstützen und Schule nach außen positiv zu repräsentieren.“ Hier wird auch hervorgehoben, die Zusammenarbeit von Schulleitung und Kollegium
bzw. Personalrat sei geprägt von „Offenheit, gegenseitigem Verständnis und konstruk-
tiver Kritik“ (MNS, 2008, S. 39).
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
46
4 Bewertungskriterien
In diesem Kapitel werden Bewertungskriterien vorgestellt, die für das weitere Vorgehen
von großer Bedeutung sind. Sie dienen in Kapitel 5 zunächst der Bewertung des Ist-
Zustandes der MNS und helfen des Weiteren dabei neue Maßnahmen auf ihre klima-
freundlichen, energieeffizienten und schultauglichen Aspekte hin zu überprüfen.
Überlegungen zu den möglichen Funktionen von Schule ergaben die im Folgenden
aufgeführten vier Funktionsfelder:
Zu den einzelnen Funktionsfeldern wurden Bewertungskriterien entworfen. Die Entste-
hung dieser im weiteren Verlauf dieses Kapitels aufgeführten Kriterien geht auf die un-
terschiedlichen Interessen der verschiedenen beteiligten Akteursgruppen, gängige Kri-
terieninstrumente (in diesem Fall das Gütesiegel für nachhaltiges Bauen) sowie das
individuelle Wissen und die fachliche Kompetenz der SeminarteilnehmerInnen zurück.
Bei der Auflistung der Kriterien wurde sich v. a. stark an dem Gütesiegel für nachhalti-
ges Bauen orientiert (vgl. BMVBS (2), 2009). Die aus dieser Quelle bezogenen Infor-
mationen wurden speziell auf die Gebäudeform ‚Schule’ hin untersucht und ggf. ent-
sprechend angepasst. Ähnlich dem Gütesiegel dient die Formulierung unserer Kriterien
dazu, die drei klassischen Dimensionen der Nachhaltigkeit (ökologische, ökonomische,
sozial-kulturelle Dimension) (vgl. BMVBS (1), 1998, Z. 12 ff) zu gewährleisten.
Die Kriterien wurden so formuliert, dass sie den Idealzustand von Klimafreundlichkeit
und Energieeffizienz an der Schule beinhalten. So kann im weiteren Verlauf des Gut-
achtens anhand von Tabellen bestimmt werden, inwieweit der Soll-Zustand an der
MNS schon erreicht wurde bzw. noch umgesetzt werden sollte.
Neben den Bewertungskriterien wurden für den Bereich der Maßnahmen allgemeine
übergeordnete Kriterien, die so genannten basalen Kriterien, formuliert:
Realisierbarkeit
Finanzierbarkeit
Akzeptanz (durch die beteiligten Akteure/Parteien)
Know-how (der SeminarteilnehmerInnen bzgl. der entsprechenden Maßnahme)
Schule als
Gebäude
Schule als
Alltagsort
Schule als Lehr-/
Lernort
Schule als
Organisation
Bewertungskriterien
47
Diese basalen Kriterien dienen bei der Begutachtung und Überprüfung möglicher Maß-
nahmen als gewichtige Kriterien, die dazu führen können, dass vorgeschlagene Maß-
nahmen trotz einer Reihe positiver Bewertungen abgelehnt bzw. nicht zur Umsetzung
empfohlen werden. So würde bspw. die Ausstattung des Schulhofes mit einer Techno-
logie, die die durch Fußtritte der Schüler erzeugte Energie in Kondensatoren speichert
und in Strom konvertiert (vgl. Kalkstein, 2009), im Bereich Schule als Gebäude viele
Kriterien erfüllen, die nicht gegebene Realisier- und Finanzierbarkeit schließt solch eine
Maßnahme jedoch frühzeitig aus. Die basalen Kriterien finden ihre Anwendung, genau-
so wie die Bewertungskriterien, in Kapitel 5 bei der Überprüfung und Bewertung neuer
Maßnahmen.
Im Folgenden werden die einzelnen Kriterien der jeweiligen Funktionsfelder vorgestellt.
Diese können sowohl direkt als auch indirekt Bezug zum klimafreundlichen Handeln an
der MNS haben. Ein Beispiel für den indirekten Bezug ist, dass kein Schüler/keine
Schülerin aufgrund der sozialen oder ethnischen Herkunft benachteiligt werden sollte.
So sollten ebenfalls, besonders bei einem solchen Thema mit großer gesellschaftlicher
Relevanz, SchülerInnen aus allen Schichten in gleichem Maße gefördert, gefordert und
begeistert werden, will man konsequenten, nachhaltigen und erfolgreichen Klimaschutz
betreiben (vgl. Herbort – von Loeper, 2008).
4.1 Schule als Gebäude
Die unter diesem Punkt angeführten Kriterien setzen sich mit dem Gebäudekomplex
der Schule auseinander. Hierunter fallen neben Klassensälen und Turnhallen vor allem
bauliche und architektonische Komponenten (Heizung, Energieversorgung, Wärme-
dämmung usw.).
Der Gesamtenergiebedarf der Schule wird reduziert.
Die Energieeffizienz der Schule ist möglichst hoch.
Die Schule weist ein möglichst geringes Treibhausgasgesamtpotential auf.
Der Anteil der verwendeten erneuerbaren Energiequellen zur Deckung des Bedarfs
der Schule wird gesteigert.
Der Bezug des Nutzers zur Technik wird hergestellt.
Die Architektur der Schule fördert das positive Empfinden des Raumklimas beim
Nutzer.
Der Raum wird als wohl temperiert empfunden.
Der Raum ist gleichmäßig ausgeleuchtet.
Der Eigengeruch des Raumes wird als angenehm empfunden.
Der Raum hat eine gedämpfte Akustik.
Verwendete Technik und 'Rohstoffe' haben ein hohes Recycling-Potential.
Die Außendarstellung der MNS wird positiv beeinflusst.
Die eingesetzten Baustoffe und Materialien sind umweltfreundlich.
Die Baumaßnahmen können so stattfinden, dass sie den laufenden Unterricht nicht
stören, sondern evtl. sogar fördern.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
48
4.2 Schule als Lehr-/Lernort
Kriterien, die sich auf die Schule als Lehr- und Lernort beziehen, zielen darauf ab, in
den Formen des Unterrichts, der Art des Umgangs zwischen SchülerInnen und Lehre-
rInnen, dem Auftreten der Lehrpersonen als Vorbilder usw. nachhaltig klimafreundli-
ches Bewusstsein sicherzustellen.
Das Bewusstsein der SchülerInnen in Bezug auf klimafreundliches Handeln wird
positiv beeinflusst.
Die Schule achtet bei ihrem Energie- und Klimakonzept auf Nachhaltigkeit.
Die Schule unterstützt durch das Energie- und Klimakonzept interdisziplinäre Lern-
formen.
Das Lernklima in der Schule wird verbessert.
Die Lehrer- & Elternschaft unterstützt und akzeptiert die Vorhaben der Schule.
Die Schule achtet auf eine Gleichberechtigung aller SchülerInnen, egal welcher eth-
nischen oder sozialen Herkunft.
SchülerInnen wie Lehrkräfte werden durch geänderte Lernformen nicht mit unge-
würdigter Mehrarbeit belastet.
Es wird versucht ein möglichst breites Interesse zu wecken – kognitiv herausfor-
dernd und aktivierend.
Die Verantwortlichen haben bereits Erfahrung im für Umwelt- und Klimabildungs-
konzepte notwendigen Bereich der Kinder- und Jugendarbeit mit dem Schwerpunkt
Umwelt-, Naturschutz- und Erlebnispädagogik.
Umwelt- und Klimabildungskonzepte im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwick-
lung finden regelmäßig statt.
Umwelt- und Klimabildungskonzepte im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwick-
lung sind kostengünstig.
Umwelt- und Klimabildungskonzepte im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwick-
lung finden u.a. in Kooperation mit dem Kreis Groß-Gerau (Jugendbildungswerk)
statt.
SchülerInnen visualisieren ihre Projekte und präsentieren sie anschließend öffentlich.
Es gibt zuständige Gruppen, Arbeitskreise und Personen, die für die Sicherung der
Projekte zuständig sind.
Externe PädagogInnen/JugendsozialarbeiterInnen werden zusätzlich zur Unterstüt-
zung eingesetzt.
4.3 Schule als Alltagsort
Die Schule als Alltagsort nimmt einerseits Bezug zum Alltag der SchülerInnen, ande-
rerseits vermag sie ihr alltägliches Handeln positiv zu beeinflussen. Die unter diesem
Punkt aufgelisteten Kriterien zielen darauf ab, sowohl direkt als auch indirekt eine Aus-
einandersetzung mit Klimafreundlichkeit im Alltag der SchülerInnen in und außerhalb
der Schule sicherzustellen.
Bewertungskriterien
49
Es entsteht ein Bezug zum außerschulischen Alltag der SchülerInnen.
Die SchülerInnen verinnerlichen ein angemessenes Umweltbewusstsein im Alltag.
Durch spezielle Themengebiete wird das Interesse der SchülerInnen auch in ihrem
Alltagshandeln sichtbar.
Es werden verschiedene Altersstufen angesprochen.
Das Interesse der SchülerInnen wird zeitlich überdauernd und thematisch übergrei-
fend angeregt.
Der gegenseitige Austausch unter den SchülerInnen über das jeweilige Thema wird
angeregt.
Ein positiver Einfluss auf das Selbst- und Weltverhältnis der SchülerInnen findet statt.
Entsprechende Kenntnisse & das nötige Bewusstsein zur möglichen Einflussnahme
auf Handlungen im Sinne der Umwelt werden vermittelt.
Es werden alle SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern und beteiligten Akteursgruppen
angesprochen.
Verschiedene Hintergründe der Individuen werden berücksichtigt.
Das Verhalten bzgl. Strom-, Energie- und Wasserverbrauch im Alltag (Schule & Da-
heim) der SchülerInnen wird positiv beeinflusst.
4.4 Schule als Organisation
Organisationsprozesse, die in der Schule durchgeführt und angeregt werden (Anpas-
sung der Lehrpläne, Unterrichtsabstimmungen usw.), können anhand dieser Kriterien
direkt und indirekt auf ihre positiven Auswirkungen bzgl. eines klimafreundlichen Han-
delns hin untersucht werden. Die Absprache und der Austausch unter den Lehrkräften
sowie der Wille zur Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen und die Führung der
Schule legen hier als indirekte Kriterien ein grundlegendes Fundament für eine erfolg-
reiche Auseinandersetzung mit dem Thema klimafreundliche Schule.
Die Lehrerschaft stimmt ihren Unterricht fachübergreifend auf das Thema ab.
Der schulinterne Lehrplan enthält den Punkt Klimafreundlichkeit an allen relevanten
Stellen.
Alle Nutzer der Schule beteiligen sich am Klimaschutz-Konzept oder sind zumindest
informiert.
Die Schule verfügt über ein Schulprogramm, das als Schwerpunkt die Entwicklung
zu einer klimafreundlichen Schule enthält und das als Arbeitsgrundlage für die schu-
lische Arbeit genutzt wird – getragen von der Lehrerschaft.
Die Schule führt zur Steuerung des Entwicklungsprozesses Evaluationen zum The-
ma klimafreundliche Schule durch und plant darauf aufbauend konkrete Schritte für
die Schul- und Unterrichtsentwicklung.
Die Öffentlichkeit akzeptiert das Energie- und Klimakonzept der Schule.
Die MNS gewinnt durch ihr Energie- und Klimakonzept an Attraktivität.
Die Schulleitung orientiert sich in ihrem Führungshandeln am Prinzip der „Lernen-
den Schule“.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
50
Die Schulleitung handelt auf der Grundlage eines ausgearbeiteten Personalentwick-
lungskonzepts zur professionellen Weiterentwicklung des schulischen Personals.
Die LehrerInnen entwickeln ihre beruflichen Kompetenzen (v. a. Fachwissen, fach-
didaktisches Wissen, pädagogisches Wissen) durch Fort- und Weiterbildung unter
Berücksichtigung des Fortbildungsplans der Schule.
Im Kollegium werden vorhandenes Wissen, Erfahrungen und Planungen kommuni-
ziert und systematisch weitergegeben.
Die Schule eröffnet den SchülerInnen Gestaltungsspielräume und fördert Verantwor-
tungsübernahme im Entwicklungsprozess zur klimafreundlichen Schule.
Die Eltern sind in die Gestaltung der klimafreundlichen Schule aktiv eingebunden.
Die Schule verfügt über Beratungsangebote für die persönliche und schulische kli-
mafreundliche Entwicklung der SchülerInnen
Die Schule kooperiert mit ihrem Umfeld und beteiligt sich an Schulpartnerschaften
sowie an Schüleraustauschen – sowohl als Vorbild, als auch zur Weiterbildung.
Beim Aufbau von Wissen und Kompetenzen knüpft der Unterricht an die Erfahrun-
gen der SchülerInnen an. Zu erwerbende Kenntnisse werden durch Wiederholen,
(Teil-) Kompetenzen durch intelligentes Üben gefestigt.
Die Vermittlung von überfachlichen Kompetenzen und Schlüsselqualifikationen sind
als Unterrichtsprinzip von der Schulleitung etabliert.
Der Entwicklungsprozess wird durch Einhaltung von Regeln und altersgemäßen
Ritualen unterstützt.
Die Schulleitung bemüht sich um eine aktive Kommunikation der betroffenen Akteu-
re und um die Berücksichtigung von Rückmeldungen aller Art.
Diese unter den vier Funktionsfeldern zusammengefassten Kriterien werden im nun
folgenden Kapitel herangezogen, um zunächst den Ist-Zustand von Klimafreundlichkeit
und Energieeffizienz an der MNS zu bewerten. Anschließend werden neu entwickelte
Maßnahmen anhand dieser Kriterien auf ihre Klimafreundlichkeit und Energieeffizienz
kontrolliert und mit Hilfe der basalen Kriterien auf ihre Umsetzbarkeit überprüft.
Bestandsanalyse und Maßnahmen
51
5 Bestandsanalyse und Maßnahmen
In diesem Kapitel werden die zu den einzelnen Handlungsfeldern in der Bestandsauf-
nahme erhobenen Aspekte zunächst analysiert und hinsichtlich des Idealzustandes
einer klimafreundlichen und energieeffizienten Schule bewertet. Bestehende Diskre-
panzen werden aufgezeigt. Die Bewertung erfolgt an Hand der Bewertungskriterien
(vgl. Kapitel 4) in Tabellen, welche sich aber aus Gründen der besseren Lesbarkeit im
Anhang dieses Gutachtens befinden. Die wichtigsten Aspekte werden im Fließtext auf-
gegriffen und beschrieben.
Auf der Grundlage der Analyseergebnisse wurden mögliche Maßnahmen entwickelt,
die vorgestellt und beschrieben werden. Dabei handelt es sich um Maßnahmen, die
sowohl die technischen als auch die pädagogischen Bereiche betreffen. So sollen nicht
nur bauliche Veränderungen an bzw. in den einzelnen Gebäudetrakten der Schule zu
einer Senkung des Energiebedarfs führen, auch das Bewusstsein und Verständnis für
klimafreundliches Handeln bei den SchülerInnen soll durch entsprechende Maßnah-
men geweckt und schließlich gestärkt werden.
Daran schließt sich die Einordnung der Maßnahmen in die Leitidee und die Leitlinien
an, welche bereits in Kapitel 2 ausführlich beschrieben wurden. Danach werden die
einzelnen Maßnahmen in einem Fazit hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit bewertet. In ei-
nem abschließenden Fazit zu den Maßnahmen sollen die wichtigsten herausgearbeitet
und ihre Umsetzung gefordert werden.
5.1 Energie- und Wassersparen
5.1.1 Bestandsanalyse und Bewertung
Seitens des Schulträgers kam die Aussage, dass kleine Energiesparhelfer an Schulen
bereits der Standard seien. Jedoch konnte bei der Begehung der MNS festgestellt wer-
den, dass nicht überall diese „kleinen Helfer“ eingesetzt werden.
Die bereits vorhandenen Energiesparlampen, Bewegungsmelder, Trockenurinale und
die Regenwassernutzungsanlage erfüllen jedoch schon einige Kriterien auf dem Weg
zu einer klimafreundlichen und energieeffizienten Schule. Sie tragen aus technischer
Sicht z.B. dazu bei, den Gesamtenergiebedarf zu senken. Hinzu kommt, dass gleich-
zeitig das Treibhausgasgesamtpotential der Schule reduziert wird. Der ökologische
Wirkungsgrad der Energiesparmaßnahmen kommt vor allem dadurch zu Stande, dass
die CO2-Emission verringert wird. Bei der Stromgewinnung, der Wassergewinnung und
-aufbereitung im Wasserwerk entsteht CO2, dessen Emission durch Energieeffizienz
verringert werden kann. Die fehlenden Spartasten an den Toilettenspülungen wirken
sich eher negativ auf die Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit der Schule aus, da
hier weder Energie eingespart noch die Treibhausgasemission verringert werden kann.
Aber auch aus pädagogischer Sicht muss den SchülerInnen die Klimaproblematik be-
wusst gemacht werden, sodass sie ihr Verhalten im Alltag ändern. Dies geschieht an
dieser Stelle nicht bzw. zu wenig.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
52
An der MNS liegt derzeit noch kein Energieausweis vor, dies war bisher auch nicht
notwendig, ist jedoch nun durch die Energieeinsparungsverordnung von 2009 (EnEV,
2009) vorgegeben.
Der Schulträger machte deutlich, dass aus Aufwand- und Kostengründen die einfache
Form des Energieausweises, der Verbrauchsausweis, ausgestellt werden soll. Unab-
hängig von den Kosten sind beide Formen jedoch realisierbar. Über die öffentliche Ak-
zeptanz kann keine Aussage getroffen werden, jedoch ist in Bezug auf die möglichen
Maßnahmen, die sich aus dem Bedarfsausweis ergeben, dieser vorzuschlagen und
von der Schulleitung mit Nachdruck zu fordern. So würden im Handlungsfeld der Lehr-
plangestaltung oder der Umwelt- und Klimabildungskonzepte im Sinne einer Bildung
für nachhaltige Entwicklung und auch in Bezug auf den Einsatz der kleinen Energie-
sparhelfer viele potentielle Maßnahmen von der Bedarfsvariante profitieren.
5.1.2 Beschreibung der Maßnahmen
Um dem Konzept einer klimafreundlichen und energieeffizienten Schule im Bereich
Energie- und Wassersparen möglichst nah zu kommen, bieten sich viele Möglichkeiten.
5.1.2.1 Einsatz verschiedener kleiner Energiesparhelfer
Im Bereich Licht lässt sich durch den Einsatz verschiedener kleiner Energiesparhelfer
Strom sparen. Idealerweise kommen nur noch Energiesparlampen zum Einsatz. Ener-
giesparlampen haben einen um etwa 75% geringeren Energieverbrauch als konventio-
nelle Lampen, da sie etwa das Vierfache an Licht aus einem Watt ziehen können (vgl.
energie-kosten-reduzieren.de, 2009, Z.7), außerdem haben sie eine deutlich höhere
Lebensdauer. Während herkömmliche Glühlampen etwa 1000 Stunden lang Licht er-
zeugen können, lebt eine Energiesparlampe etwa 5-15 Mal so lange.
Um unnötig lange Beleuchtung zu vermeiden, sollten Bewegungsmelder, Präsenzmel-
der, Tageslichtsensoren und Zeitschaltuhren an den richtigen Stellen sinnvoll einge-
setzt und evtl. auch kombiniert werden. Bewegungsmelder sind an der Martin-
Niemöller-Schule zum Teil zwar schon vorhanden, sind aber nicht an allen Orten sinn-
voll eingesetzt. In Fluren und Toiletten z.B. lassen sich diese sinnvoll anbringen, in
Klassenräumen hingegen eignen sich Bewegungsmelder nicht oder nur eingeschränkt.
Hier eignen sich so genannte Präsenzmelder, die kleinste Bewegungen erkennen. Gu-
te Produkte schließen Fehlkennungen durch Luftzug oder elektrische Felder fast gänz-
lich aus. Ein Präsenzmelder gekoppelt mit einer Tageslichtregelung kann nahezu opti-
male Ergebnisse erzielen. Ein Tageslichtregler reduziert das Raumlicht um den Anteil
des verfügbaren Tageslichts, dabei kann man eine Mindesthelligkeit festlegen, die
dann nicht unterschritten wird.
Wasser lässt sich ebenfalls durch kleine Energiesparhelfer einsparen. Bestenfalls soll-
ten alle Waschbecken und Duschen mit Wasserdurchflussbegrenzern ausgestattet
sein. Wasserdurchflussbegrenzer mischen dem Wasser Luft bei, wodurch ohne Kom-
fortverlust die Wasserdurchflussrate pro Minute verringert wird. So fließen durch einen
Wasserhahn mit Durchflussbegrenzer nur noch 8 Liter Wasser pro Minute anstatt
Bestandsanalyse und Maßnahmen
53
15 Litern/Min ohne Durchflussbegrenzer. Bei Duschköpfen kann der Wasserfluss von
25 l/Min ohne auf 15 l/Min mit Durchflussbegrenzer verringert werden.
Alle Toiletten sollten mit Sparspülkästen bzw. Spülkästen mit Spartaste ausgestattet
werden, da sich damit viel Wasser und somit auch Geld sparen lässt. Eine herkömmli-
che Toilettenspülung spült pro Benutzung mindestens neun Liter Wasser die Toilette
hinunter, obwohl meist schon drei Liter reichen würden. Ein Sparspülkasten spült mit
sechs Litern, ein Spülkasten mit Spartaste wahlweise sogar nur mit drei Litern Wasser.
5.1.2.2 Versuche rund um die kleinen Energiesparhelfer im Physikunterricht
Anhand von praktischen Versuchen im Physikunterricht kann die Differenz des Ener-
gieverbrauchs mit und ohne die kleinen Energiesparhelfer ermittelt werden. So könnte
beispielsweise die Wasserdurchflussmenge eines Wasserhahns in einer Minute erst
ohne und dann mit Wasserdurchflussbegrenzer untersucht werden. Dies ermöglicht
den SchülerInnen zu verstehen, dass sie den Energiebedarf in Schule und Alltag mit-
bestimmen können.
5.1.2.3 Anbringung von Hinweisschildern
An den Türen werden Schilder angebracht, die darauf hinweisen, bei Verlassen der
Räume die Fenster zu schließen und das Licht auszumachen. Diese Schilder sind zum
Teil schon vorhanden. Des Weiteren können Hinweisschilder vor Ort auf die versteck-
ten kleinen Energiesparhelfer aufmerksam machen und aufzeigen, was deren Aufgabe
ist bzw. wie sie richtig benutzt werden. Z.B. könnte neben dem Waschbecken ein
Schild hängen, das auf einen Wasserdurchflussbegrenzer im Wasserhahn aufmerksam
macht, dessen Aufgabe es ist, Wasser zu sparen. Dies könnte noch durch einen Was-
serspartipp zum Hände waschen ergänzt werden. Die Schilder können aus Papier oder
Pappe bestehen und per Hand oder dem Computer beschrieben werden. Zum Schutz
sollten sie mit Folie beklebt werden oder in Klarsichthüllen gesteckt werden.
5.1.2.4 Einführung des Energieausweises auf Bedarfsbasis
Die Energieeinsparungsverordnung (EnEV) von 2007 (bzw. inzwischen von 2009) sieht
für Nicht-Wohngebäude mit einer Nutzfläche ab 1000 m² ab 1. Juli 2009 eine Aus-
hangpflicht für Energieausweise vor (vgl. Arbeitsgemeinschaft Energieausweis, 2007,
Z.3). Es gibt zwei verschiedene Ausweise.
Zum einen ist es möglich, sich für bestehende Gebäude einen Verbrauchsausweis
ausstellen zu lassen, der neben Gebäudedaten lediglich getrennte Verbrauchskenn-
werte für Strom und Heizung abbildet.
Im Gegensatz dazu steht der bedarfsbasierte Ausweis, der detaillierte Daten zur Pri-
märenergie (d.h. Informationen zu den eingesetzten Energieträgern der Versorger), zur
Endenergie (d.h. der Menge an tatsächlich geliefertem Strom) und zur Nutzenergie
(d.h. dem tatsächlich durch Verbraucher genutzten Anteil an der Endenergie) enthält.
Dieser Ausweis bietet somit eine Darstellung der einzelnen Gebäudeteile und ermög-
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
54
licht eine genaue Aufdeckung von Schwachstellen und daraus abzuleitenden Moderni-
sierungsempfehlungen.
Die EnEV gibt nur vor, dass ein Energieausweis ausgestellt und ausgehängt werden
muss. Welcher der beiden Ausweise ausgestellt wird, entscheidet im Fall der Schule
der Schulträger.
5.1.2.5 Nutzung des Energieausweises für den Unterricht
Die durch den Energieausweis gelieferten Daten bieten, neben der täglichen Konfron-
tation mit dem Thema Energieverbrauch, die Möglichkeit im Unterricht genutzt zu wer-
den. So könnten zum Thema Energie im Physikunterricht die Energieträger des Ver-
sorgers auf ihre Klimafreundlichkeit hin untersucht werden. Außerdem könnten die
SchülerInnen Stromrechnungen von zuhause mitbringen, um die Bedarfsdaten der
Schule mit den Energieverbräuchen der Privathaushalte zu vergleichen. Dies könnte in
Form von Tabellen und Graphen Einzug in den Mathematikunterricht halten.
5.1.3 Einordnung in die Leitidee und die Leitlinien
Die Maßnahmen zum Handlungsfeld „Energie- und Wassersparen“ lassen sich in das
Motto „Mit Kopf, Herz und Hand – fit für eine klimafreundliche Zukunft“ integrieren,
wenn man sie in ihrer Gesamtheit betrachtet. So bietet z.B. der Energieausweis mit
einer Fülle von Daten die Möglichkeit, Energie und deren Verbrauch und Bedarf an-
hand von Fakten zu erfassen und sich täglich im Alltag, aber auch im Unterricht damit
zu befassen. Darüber hinaus kann die bewusste Konfrontation mit den in der Schule
eingesetzten Energiesparhelfern zu einem Bewusstseinswandel führen, der die Schü-
lerInnen zum eigenständigen Handeln anregt.
Im Folgenden werden die Maßnahmen dieses Handlungsfeldes in die Leitlinien Herz,
Kopf und Hand eingeordnet, um den Bezug zwischen den Maßnahmen, der Leitidee
und der Rolle der SchülerInnen zu verdeutlichen.
5.1.3.1 Herz-Identifikation
Das Thema Energiesparen geht jeden etwas an, da jeder mit Energie zu tun hat und
darauf angewiesen ist. Da an vielen Stellen kleine Energiesparhelfer eingesetzt werden
bzw. eingesetzt werden sollen, die sichtbar und unsichtbar ihre Dienste zum Strom-
und Wassersparen leisten, beziehen sie die SchülerInnen unmittelbar mit ein, womit es
sie direkt betrifft. Dieser Umgang mit den kleinen Energiesparhelfern geschieht meist
nicht bewusst, soll aber an die SchülerInnen herangetragen werden. Diese Identifikati-
on, die den SchülerInnen verdeutlichen soll, dass sie maßgeblich zum Energie- und
Wassersparen beitragen können, reicht Idealerweise von der Schule bis in ihr Alltags-
handeln hinein.
Durch die tägliche Konfrontation mit dem sichtbaren Energieausweis in ihrer Schule
wird für die SchülerInnen deutlich, dass es um den Energiebedarf in ihrem Umfeld, d.h.
in ihrem Alltags-, Lehr- und Lernort geht, an dem sie selbst maßgeblich beteiligt sind.
Bestandsanalyse und Maßnahmen
55
5.1.3.2 Kopf-Verständnis und Bewusstsein
Es ist wichtig, dass sich die SchülerInnen mit den Maßnahmen zum Energie- und Was-
sersparen auseinandersetzen, damit sie verstehen, warum energieeffizientes Handeln
notwendig ist. Die Maßnahme Hinweisschilder soll dieses Bewusstsein und Verständ-
nis wecken und gleichzeitig auf die kleinen Energiesparhelfer aufmerksam machen. Es
soll aufgezeigt werden, was diese kleinen technischen Maßnahmen bewirken, wo sie
sich befinden und wie ihr Wirken noch durch persönliches Handeln unterstützt werden
kann. Diese Maßnahme könnte gut in Zusammenarbeit mit dem Handlungsfeld Um-
welt- und Klimabildungskonzepte im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung
und/oder dem Handlungsfeld Lehrplan, z.B. im Rahmen des Kunstunterrichts, umge-
setzt werden.
Eine weitere mögliche Maßnahme ist, praktisch an Hand von Versuchen im Physikun-
terricht, die Differenz des Energieverbrauchs mit und ohne die kleinen Energiesparhel-
fer zu ermitteln. Dies ermöglicht den SchülerInnen zu verstehen, dass sie den Energie-
bedarf in Schule und Alltag mitbestimmen können. Diese Maßnahmen stellen einen
Schnittpunkt zum Handlungsfeld Lehrplan dar.
Die Verwendung der Daten aus dem Energieausweis für Berechnungen im Mathema-
tik- oder Politik- und Wirtschaftsunterricht oder aber als Alltagsbeispiel im Physikunter-
richt macht die Zahlen und Fakten für die SchülerInnen greifbarer und ermöglicht ih-
nen, zu verstehen, welche energietechnischen Folgen ihr Handeln auch außerhalb des
Schulalltags hat und kann sie so zum Handeln ermutigen.
5.1.3.3 Hand-Handeln
Der bereits unter „Verständnis“ aufgegriffene Punkt Versuche im Physikunterricht lässt
sich ebenfalls der Leitlinie Handeln zuordnen. Die Vergleichsdaten z.B. aus einem Ver-
such können SchülerInnen anregen, ihr Handeln zu überdenken und zu verändern, da
ihnen bewusst gemacht wird, wie viel Energie sie sparen können und sie damit auch
klimafreundlicher handeln. Sie können direkt Einfluss auf den Energiebedarf ihrer Um-
welt nehmen, zum einen durch bewusstes Handeln, eine andere Möglichkeit besteht im
Rahmen einer Umwelt-AG in der Schule. Um den Gesamtenergieverbrauch dieser zu
senken, kann nach Stromfressern gesucht werden und an entsprechenden Stellen klei-
ne Energiesparhelfer eingesetzt werden. Die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrun-
gen können die SchülerInnen dann in ihr Alltagshandeln hinein tragen, indem sie dort
kleine Energiesparhelfer einsetzen und auch in ihrem Umfeld das Bewusstsein für kli-
mafreundliches und energieeffizientes Denken und Handeln wecken und stärken.
5.1.4 Fazit zu den Maßnahmen
In diesem Unterkapitel werden die oben beschriebenen Maßnahmen nun anhand der
in Kapitel 4 vorgestellten Bewertungskriterien auf ihre klimafreundlichen und energieef-
fizienten Aspekte hin überprüft. Eine abschließende Bewertung findet durch die An-
wendung der basalen Kriterien statt.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
56
5.1.4.1 Einsatz kleiner Energiesparhelfer
Die Realisierbarkeit der Energiesparlampen steht außer Frage, da per Gesetz be-
schlossen wurde, dass bis zum Jahr 2012 nach und nach die konventionellen Glüh-
lampen bis auf wenige Ausnahmen vom Markt genommen werden. Aber dies ist nicht
der einzige Punkt, der für die Einführung der Energiesparlampen steht, aus energeti-
scher Sicht spricht der viel geringere Energieverbrauch dafür. Die Energieeffizienz ist
hoch, der Gesamtenergiebedarf der Schule wird dadurch reduziert und auch das
Treibhausgasgesamtpotential wird reduziert.
Die Produktionskosten einer Energiesparlampe sind zwar viel höher (so muss das
10fache an Energie investiert werden als für eine herkömmliche Glühlampe) (vgl. spar-
tipps4you.de (1), 2007, Z.30) und auch ihre Anschaffung ist deutlich teurer. Aber die
Bilanz bleibt auf Grund der längeren Lebensdauer und dem geringen Verbrauch den-
noch positiv im Vergleich zu herkömmlichen Glühlampen, wie der Wirtschaftlichkeits-
vergleich in Tabelle 2 zeigt.
Energiesparlampe konventionelle Glühlampe
Leistung 11 W 60 W
Lebensdauer 8000 h 1000 h
Kaufpreis 7,50 € 6 € (für 8 Stück)
Stromverbrauch (bei 8000 h)
88 kWh 480 kWh
Stromkosten
(bei 0,19€/kWh) 16,72 € 91,20 €
Gesamtkosten 24,22 € 97,20 €
Ersparnis 72,98 €
Tabelle 2: Wirtschaftlichkeitsvergleich Energiesparlampe-konventionelle Glühlampe (vgl.
Baureferat Hochbauamt, 2008, S.5)
Durch Bewegungsmelder bzw. Präsenzmelder ist ebenfalls ein großes Stromsparpo-
tenzial vorhanden. Oftmals brennt in Klassenräumen das Licht, obwohl keiner mehr
drin ist oder das Licht wird angeschaltet, obwohl das Tageslicht ausreichen würde. Das
lässt sich mit dieser Maßnahme ausschließen.
Mit Wasserdurchflussbegrenzer lässt sich viel und einfach Wasser sparen. Ein Was-
serdurchflussbegrenzer kostet etwa zwischen vier und zehn Euro (vgl. ÖKO-TEST On-
line, 2003, Z.10). Vergleicht man das mit seinem möglichen Wasser- und damit auch
Kosteneinsparpotential, so ist dieser durchaus bezahlbar. So betragen die Wasserkos-
ten bei täglicher Wassernutzung von drei Minuten an einem Waschbecken ohne Durch-
flussbegrenzer etwa 81 € pro Jahr, mit Durchflussbegrenzer sind es nur noch ca. 43 €.
Nach Abzug der Materialkosten ergibt sich dann eine Ersparnis von ca. 31 € im Jahr
(vgl. spartipps4you.de (2), 2007, Tabelle). Da es in der Schule etwa 180 Waschbecken
Bestandsanalyse und Maßnahmen
57
gibt, die täglich von vielen SchülerInnen, LehrerInnen und externen NutzerInnen be-
nutzt werden, ist das Einsparungspotential dieser Maßnahme enorm. Mit vergleichs-
weise geringem finanziellem Aufwand, welcher sich nach kurzer Zeit wieder amortisiert
hat, lässt sich viel Wasser sparen. Aber nicht nur aus diesem Grund empfehlen wir
diese Maßnahme. Auch die CO2-Emissionen werden zum einen dadurch verringert,
dass weniger Wasser im Wasserwerk aufbereitet werden muss und zum anderen wird
Heizenergie zur Aufbereitung von Warmwasser gespart.
Mit Sparspülkästen bzw. Spülkästen mit Spartaste lassen sich pro Person und Jahr bis
zu 10 m3 Wasser einsparen (vgl. ASEW, 2006, Z.3). So entsteht weniger Abwasser
wodurch auch wieder weniger Wasser im Wasserwerk aufbereitet werden muss, was
CO2 einspart und die Umwelt schont.
Die aufgeführten kleinen Energiesparhelfer und die damit verbundene Umsetzung der
Maßnahmen werden alle von uns empfohlen. Obwohl kleine Energiesparhelfer heute
laut Aussage des Schulträgers zum Standard gehören, konnte an der Martin-Niemöller-
Schule festgestellt werden, dass diese an vielen Stellen noch nicht eingesetzt werden.
Diese kleinen Helfer sind kostengünstig, sparen viel Geld, schonen die Umwelt und
sind relativ leicht zu installieren, so dass dies durch den Hausmeister/Haustechniker
bewerkstelligt werden kann. Diese Punkte ergeben eine positive Bilanz für die kleinen
Energiesparhelfer.
5.1.4.2 Versuche rund um die kleinen Energiesparhelfer im Physikunterricht
Das Durchführen von Versuchen im Physikunterricht nimmt keinen direkten Einfluss
auf den Gesamtenergiebedarf und die Kostensenkung der Martin-Niemöller-Schule,
allerdings kann es gerade hier zu einer Veränderung des Denkens und Handelns der
SchülerInnen kommen. Ihnen kann über Vergleichsdaten aus Versuchen näher ge-
bracht werden, dass sie durch ihr Handeln Einfluss auf den Energiebedarf ihrer Umwelt
nehmen können. Wir plädieren für diese Maßnahme, da sie die SchülerInnen dazu
anregen kann, ihr Handeln zu überdenken und ihr Bewusstsein für energieeffizientes
und klimafreundliches Handeln zu schärfen. Dieser Maßnahme liegt der Aspekt der
Nachhaltigkeit zu Grunde, der für Klimafreundlichkeit und Energieeffizienz eine wesent-
liche Rolle spielt.
5.1.4.3 Anbringung von Hinweisschildern
Durch das Aufmerksammachen mit Hinweisschildern auf richtiges Verhalten zum Ener-
giesparen, kann der Gesamtenergiebedarf der Schule gesenkt und damit auch die
Kosten reduziert werden. Das Einsparen von z.B. Heizenergie kann die CO2-Emission
verringern, was wiederum der Umwelt zu Gute kommt. Darüber hinaus soll diese Maß-
nahme das Bewusstsein und Verständnis der SchülerInnen für energieeffizientes Han-
deln wecken und ihr Handeln diesbezüglich bis in ihren außerschulischen Alltag hinein
positiv beeinflussen. Ein Nachteil dieser Maßnahme ist, dass die Schilder leicht wieder
entfernt oder zerstört werden können. Ein weiterer Minuspunkt ist, dass sich schnell an
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
58
den Anblick dieser gewöhnt wird, sie nicht mehr wahrgenommen werden und ihre Bot-
schaft dann auch nicht mehr beachtet wird. Dennoch halten wir diese Maßnahme für
sinnvoll und umsetzungswürdig. Die Umsetzung ist relativ kostengünstig, da nur wenig,
meist an der Schule vorhandenes Material benötigt wird. Die Gestaltung und Anbrin-
gung der Schilder könnte z.B. von einer zukünftigen Umwelt-AG der Schule umgesetzt
werden. Diese Maßnahme bietet viele starke Argumente für die Schule und die Um-
welt, aber nur wenige gegen sich selbst.
5.1.4.4 Einführung des Energieausweises auf Bedarfsbasis
Der Schulträger plädiert derzeit aus Kostengründen für die Einführung eines Energie-
ausweises auf Verbrauchsbasis, jedoch bietet der bedarfsbasierte Ausweis durch seine
detaillierte Auflistung der energetischen Daten der Schule ein höheres Potential zur Ver-
besserung der Klimafreundlichkeit der Martin-Niemöller-Schule. Zwar ist die Erstellung
dieser Variante teurer und zeitaufwendiger, die langfristige Wirkung in Bezug auf die
SchülerInnen wird aber erst durch eine detaillierte Kenntnis des Energiebedarfs einzel-
ner Bereiche möglich. Auch die mögliche Reduzierung des Gesamtenergiebedarfs
kann nur dann sinnvoll umgesetzt werden, wenn der bisherige Bedarf genau aufge-
schlüsselt ist und die nötigen Akteure Ansatzpunkte zum Energiesparen finden können.
Der bedarfsbasierte Energieausweis bietet den SchülerInnen die Möglichkeit, im Detail
zu erfahren, was Energie an ihrem Alltags-, Lehr- und Lernort ausmacht und bedeutet,
und wo es Optionen gibt, Energie zu sparen und damit auch klimafreundlich zu han-
deln. Deshalb plädieren wir dafür, den Schulträger von der Beauftragung zur Erstellung
eines bedarfsbasierten Ausweises zu überzeugen, um dessen Potentiale sinnvoll nut-
zen zu können.
5.1.4.5 Nutzung des Energieausweises für den Unterricht
Ein bedarfsbasierter Energieausweis bietet eine Fülle an Daten für den Unterricht an.
Zwar hat diese Nutzung keinen direkten Einfluss auf die Reduktion von Gesamtener-
giebedarf und Kosten, doch kann sie bei den SchülerInnen das Bewusstsein für ener-
giesparendes und klimafreundliches Handeln stärken. Die Nutzung der Daten ermög-
licht einen Unterricht mit Alltagsbezug und gleichzeitigem Bezug zum Profil der klima-
freundlichen Martin-Niemöller-Schule.
Die SchülerInnen können direkt anhand von Berechnungen erkennen, welche Verän-
derungen im Energiebedarf entstehen, wenn z.B. eine vollständige Leuchtmittelversor-
gung durch Energiesparlampen erfolgt.
Trotz des Mangels an direkten positiven Auswirkungen bezüglich der Senkung des
Gesamtenergiebedarfs oder des Treibhausgasgesamtpotentials dieser Maßnahme
überwiegt hier doch gerade der Faktor der positiven nachhaltigen Auswirkungen und so
plädieren wir dafür, auch im Falle der Realisierung des verbrauchsbasierten Auswei-
ses, die gewonnenen Daten und Fakten im Unterricht einzusetzen und damit das ener-
giesparende und klimafreundliche Denken und Handeln der SchülerInnen zu fördern.
Bestandsanalyse und Maßnahmen
59
5.2 Die Sonne nutzen
5.2.1 Bestandsanalyse und Bewertung
Im Folgenden wird nun kurz der Idealzustand einer klimafreundlichen und energieeffi-
zienten Martin-Niemöller-Schule beschrieben. In diesem bezieht die Martin-Niemöller-
Schule ihren Energiebedarf komplett aus regenerativen Ressourcen und klimafreundli-
chen Energien und das Thema „Die Sonne nutzen“ ist auch im Alltag der SchülerInnen
angekommen, das heißt, sie werden im Idealfall über Vorgänge an ihrer Schule infor-
miert und so oft wie möglich auch selbst mit eingebunden.
Als nächstes wird der Ist-Zustand nun mit dem Soll-Zustand verglichen und mögliche
Diskrepanzen werden aufgezeigt.
Das Thema „Die Sonne nutzen“ soll vor allem auch bei den SchülerInnen und im Un-
terricht ankommen. In der Bestandsaufnahme wurde bereits erklärt, dass viele Schüle-
rInnen noch nicht einmal von der aktuellen Photovoltaikanlage wissen, geschweige
denn, dass sie in den laufenden Unterricht oder durch sonstige Aktionen in den Schul-
alltag mit eingebunden würde. Auch eine Stromanzeigetafel ist zurzeit nicht vorhanden.
Die vorhandene 1 kW starke Photovoltaikanlage (PV-Anlage) auf dem Dach des Nawi-
Gebäudes ist immerhin ein Anfang, da sicherlich nicht jede Schule eine solche Anlage
besitzt. Dennoch ist der Wert der Anlage eher symbolischer Natur, da ihre Leistung
keinen nennenswerten Anteil an dem Strombedarf der Schule darstellt. Wie aus der
Bestandsaufnahme jedoch bereits hervorgeht, ist der Bau einer neuen, größeren Anla-
ge, die somit für einen deutlich höheren Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtener-
giebedarf der MNS sorgen wird, bereits beschlossen und auch deren Finanzierung ist
gesichert. Die öffentliche Akzeptanz einer solchen Anlage ist im Allgemeinen sehr groß
(nicht zu vergessen ist hier auch der Imagegewinn der Schule als klimafreundliche In-
stitution), so dass dieser Faktor als insgesamt sehr positiv zu bewerten ist.
Eine Stromanzeigetafel für den mit der PV-Anlage gewonnen Strom kann z.B. durch
den Förderverein beim Schulträger beantragt werden. Die Bewilligung eines solchen
Antrages ist durchaus realistisch wie der Schulträger Vertretern der Projektgruppe zu-
gesichert hat.11
Eine solarthermische Anlage (STA) ist wie bereits in der Bestandsaufnahme erwähnt,
(noch) nicht in Planung. Eine solche würde ebenfalls den Anteil erneuerbarer Energien
steigern, ein Teil des Warmwassers müsste dann im Sommer nicht über die Heizung
erwärmt werden.
Da zukünftig jedoch die Nahwärme durch das BHKW des Philippshospitals genutzt
werden wird (siehe auch Kapitel Bestandsaufnahme und Fazit zu den Maßnahmen)
und es an Informationen zur Finanzierung sowie insbesondere zur Akzeptanz einer
STA mangelt, ist hier der aktuelle Zustand ohne STA positiv zu bewerten, obwohl deren
Existenz wie oben beschrieben den Anteil erneuerbarer Energien steigern würde.
Insgesamt kann zu diesem Handlungsfeld gesagt werden, dass die Bereitschaft, tech-
nische Dinge wie die PV-Anlage zu installieren, sowohl von Seiten der Schule als auch
11
Siehe Gespräch mit dem Schulträger, vertreten durch Frau Walter Reichen und Herrn Becker am 09.07.09
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
60
von Seiten des Schulträgers sehr groß ist, was positiv zu bewerten ist. So kann der
Anteil der erneuerbaren und klimafreundlichen Energien am Gesamtenergiebedarf ge-
steigert werden. Allerdings besteht deutlicher Handlungsbedarf beim Einbeziehen der
SchülerInnen. Die neue Anlage soll auf jeden Fall nicht ebenso schnell in Vergessen-
heit geraten wie die alte. Auch von der Möglichkeit, die Anlage gewinnbringend, z.B. in
den Physik-Unterricht zu integrieren, wurde nach unseren Informationen kaum Ge-
brauch gemacht, so dass auch hier versucht werden sollte, Veränderungen zu initiieren.
Insgesamt bietet das Handlungsfeld „Die Sonne nutzen“ somit tatsächlich Handlungs-
bedarf und Potential, welches in Maßnahmen überführt werden kann und muss. Diese
möglichen Maßnahmen werden im Folgenden genauer beschrieben.
5.2.2 Beschreibung der Maßnahmen
5.2.2.1 Bau der Photovoltaikanlage
Auf dem Dach des Nawi-Gebäudes gibt es bereits eine kleine PV-Anlage, die nun je-
doch abgebaut und durch eine deutlich größere ersetzt werden soll.
5.2.2.2 Einsatz einer Anzeigetafel bzw. einer Website
Eine Anzeigetafel soll an einem möglichst zentralen Ort der Schule angebracht werden
und den Strom anzeigen, der aktuell durch die PV-Anlage gewonnen wird bzw. bereits
gewonnen wurde. Es ist auch denkbar demgegenüber noch die Menge des verbrauch-
ten Stroms anzuzeigen. Auf einer Website könnten die gleichen Daten zu finden sein
und zusätzlich noch die Daten anderer Schulen mit einer PV-Anlage, so dass hier auch
ein Vergleich stattfinden könnte.
5.2.2.3 Einbeziehen der Photovoltaikanlage in den Unterricht
Hier geht es darum, dass die PV-Anlage nicht nur aus technischer Sicht (als Erhöhung
des Anteils an erneuerbarer Energie) genutzt wird, sondern auch aus pädagogischer
Sicht. Die PV-Anlage soll bei entsprechenden Themen in den Unterricht mit eingebun-
den werden, so dass der Bezug der SchülerInnen zur Anlage verbessert wird. Gesche-
hen könnte dies zum Beispiel bei Theorien zu PV-Anlagen oder zum photoelektrischen
Effekt im Physikunterricht, beim Bau von Modellen in einer Umwelt-AG oder durch Füh-
rungen zur Besichtigung der PV-Anlage durch möglicherweise die Umwelt-AG.
5.2.2.4 Thermische Solaranlage zur Warmwassergewinnung
Auf dem Dach des Nawi-Gebäudes oder auf einem anderen Dach der Schulgebäude
der MNS könnte eine thermische Solaranlage zur Warmwassergewinnung installiert
werden. Diese könnte die Heizung bei der Warmwasserbereitung unterstützen bzw. im
Sommer möglicherweise sogar ganz ersetzen.
Bestandsanalyse und Maßnahmen
61
5.2.3 Einordnung in die Leitidee und die Leitlinien
Damit sich die Photovoltaik- und Solaranlage in das Motto „Mit Kopf, Herz und Hand –
fit für eine klimafreundliche Zukunft“ einfügen, ist es vor allem wichtig, dass die beiden
Anlagen im Unterricht, an Projekttagen oder Ähnlichem den SchülerInnen nahe ge-
bracht werden, da die Anlagen nur so über ihren Selbstzweck der Energiegewinnung
hinaus auch einen pädagogisch positiven Effekt haben können.
Im Folgenden werden die Möglichkeiten zur Verwirklichung in den einzelnen Leitlinien
kurz erläutert. Es wird aufgezeigt, wie die Maßnahmen des Handlungsfeldes sich ge-
genseitig ergänzen und so von der Identifikation über das Verständnis schließlich zum
Handeln führen können.
5.2.3.1 Herz-Identifikation
Beide Bau-Maßnahmen stellen für die SchülerInnen einen lokalen Bezug her, da sie
sehen können, dass auch an ihrer eigenen Schule auf erneuerbare Energien gesetzt
wird. Sie sind deutlich direkter betroffen, als wenn sie nur in der Zeitung über Photovol-
taik- oder Solaranlagen lesen. Findet der Bau während der Schulzeit statt, ist dies ein
zusätzlicher Bonus, da die SchülerInnen die Entstehung mit verfolgen können und die
Anlagen somit noch mehr als „ihre“ Photovoltaik- und Solaranlage begreifen können.
Auch die Möglichkeit auf einer Website die Stromgewinne der Photovoltaik-Anlagen
verschiedener Schulen zu vergleichen, kann zur Identifikation mit dem Thema beitra-
gen, da die SchülerInnen hier dann quasi in einem kleinen Wettbewerb mit „ihrer“ An-
lage gegen die anderen Schulen antreten können.
5.2.3.2 Kopf-Verständnis und Bewusstsein
Der tägliche Kontakt (möglicherweise durch eine Stromanzeigetafel in der Aula) mit der
erneuerbaren Energie kann das Interesse der Kinder für deren Funktionsweise we-
cken. Aber auch ein kritischer Austausch über die Vor- und Nachteile der einzelnen
Energieträger kann dadurch angeregt werden. Auch die Maßnahme, die erzeugten
Strommengen auf einer Website zu veröffentlichen und diese dort mit den erzeugten
Strommengen anderer Schulen zu vergleichen, kann das Verständnis fördern, indem
auf der Website zum Beispiel zusätzliche Informationen zu regenerativer und fossiler
Energiegewinnung gegeben werden. Hier wäre auch die Arbeit der Umwelt-AG gefor-
dert, die sich um den Aufbau der Website kümmern könnte und so schülergerechte
Informationen rund um das Thema Energie und Klimafreundlichkeit im von den Schüle-
rInnen stark genutzten Internet zur Verfügung stellen. Insgesamt ist es für die Leitlinie
Verständnis und Bewusstsein also wichtig, dass dem geweckten Interesse der Schüle-
rInnen ausreichende und interessant gestaltete Informationen zur Verfügung gestellt
werden. Die bereits angesprochene Website, mögliche Informationstafeln, Projekttage,
die Arbeit in und von der Umwelt-AG und natürlich die Einbindung in den Unterricht
bieten sich hierfür gut an.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
62
5.2.3.3 Hand-Handeln
Anhand „ihrer“ Photovoltaikanlage könnten die SchülerInnen sehen, dass tatsächlich
auch gehandelt und nicht nur geredet wird, so dass zur aktiven Mitarbeit in einer Um-
welt-AG, die sich unter anderem mit der Photovoltaikanlage beschäftigt, angeregt wer-
den kann. Auch Experimente im Physikunterricht zum photoelektrischen Effekt oder
Rechnungen im Mathematikunterricht (z.B. wie groß eine Photovoltaikanlage sein
muss, um ein Einfamilienhaus zu versorgen) haben durch die eigene Anlage deutlich
mehr Gewicht und auch Sinn. Hier könnte auch ein Unterrichtskoffer – wie ihn z.B. Ver-
sorgungsbetriebe sponsern – zum Einsatz kommen, indem kleine Modell-Solarzellen
die Wirkungsweise beispielhaft veranschaulichen. Durch diese anschauliche Beschäf-
tigung mit dem Thema im Unterricht oder in der Umwelt-AG kann bei manchen Schüle-
rInnen vielleicht auch das Interesse geweckt werden, sich nach der Schule z.B. im Be-
rufsleben, weiter mit dem Thema zu beschäftigen und zu engagieren.
5.2.4 Fazit zu den Maßnahmen
5.2.4.1 Bau einer größeren Photovoltaikanlage
Auch wenn der Wirkungsgrad einer PV-Anlage nicht besonders hoch ist, so dass die
Maßnahme das Kriterium der möglichst hohen Energieeffizienz nicht erfüllen kann,
überwiegen die erfüllten Kriterien dennoch deutlich, wie auch in der Tabelle im Anhang
zu sehen ist. Ebenso wird der Gesamtenergiebedarf zwar nicht reduziert, aber die
Schule kann durch die Anlage theoretisch einen Teil ihres benötigten Stroms selbst
produzieren. Praktisch wird der erzeugte Strom natürlich nicht direkt genutzt, sondern
gegen eine entsprechende Vergütung in das allgemeine Stromnetz eingespeist. Insge-
samt steigert die Anlage damit also trotzdem den Anteil erneuerbarer Energien.
Auch aus pädagogischer Sicht ist der Bau einer neuen, größeren PV-Anlage wertvoll,
wenn die Anlage zum Beispiel im Unterricht (siehe auch die Maßnahme „Einbindung
der PV-Anlage in den Unterricht“) oder an Projekttagen dementsprechend genutzt wird.
Außerdem ist sie natürlich ein auch nach außen sichtbares Zeichen, wenn sich die
MNS als klimafreundliche und energieeffiziente Schule etablieren möchte.
Der Bau der Anlage ist von dem Schulträger bereits beschlossen und aus den genann-
ten Gründen können wir diese Entscheidung nur bestätigen und begrüßen.
5.2.4.2 Einsatz einer Anzeigetafel und/oder einer Website
Auch bei dieser Maßnahme sind fast alle relevanten Kriterien erfüllt. Wie erwähnt, war
bei der Befragung einiger SchülerInnen zu erkennen, dass die bloße Photovoltaikanla-
ge oft gar nicht wahrgenommen wird. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Anlage
durch eine Stromanzeigetafel oder eine entsprechende Website den SchülerInnen
sichtbarer zu machen.
Es stellt sich noch die Frage, ob nur eine Anzeigetafel oder Website oder eine Kombi-
nation aus beiden zu empfehlen ist.
Bei einer Anzeigetafel wird häufig Vandalismus als mögliches Problem gesehen. Dem
lässt sich jedoch entgegenwirken, indem die Tafel in entsprechender Höhe und im Ge-
Bestandsanalyse und Maßnahmen
63
bäudeinnern angebracht wird, so dass sie außerhalb der Schulöffnungszeiten nicht
zugänglich ist. Der Förderverein kann eine solche Anzeigetafel beim Schulträger bean-
tragen.12 Weiter könnte aber auch ein lokaler Sponsor für die zusätzlichen Kosten ge-
sucht werden. Vorteil der Anzeigetafel ist, dass die SchülerInnen sie täglich vor Augen
haben und nicht erst die Website besuchen müssen, um sich die erzeugten Strom-
mengen anschauen zu können. Allerdings bietet die Website natürlich deutlich vielfälti-
gere Möglichkeiten. So könnten hier die erzeugten Strommengen verschiedener Schu-
len verglichen und weitere Informationen angezeigt werden, die zum Beispiel auch für
den Unterricht genutzt werden können. Die Arbeit der Umwelt-AG sehen wir hier als
wichtigen Eckpfeiler zur Unterhaltung der Website und auch als Ansatzpunkt, den Nut-
zen der Sonne den (interessierten) SchülerInnen näher zu bringen. Deshalb empfehlen
wir sowohl eine Stromanzeigetafel als auch eine Website, da beide zusammen sich gut
ergänzen können.
5.2.4.3 Einbeziehen der Photovoltaikanlage in den Unterricht
Diese Maßnahme stellt eine wichtige Schnittstelle zwischen dem technischen und dem
pädagogischen Aspekt dar. So ist beispielsweise die genaue Funktionsweise einer
Photovoltaikanlage doch recht kompliziert, so dass man von den SchülerInnen nicht
erwarten kann, dass sie aufgrund der neuen Anlage selbstständig darüber recherchie-
ren und sich informieren. Greift man dieses Thema jedoch im Physikunterricht beim
Thema „Photoelektrischer Effekt“ auf, dann können die SchülerInnen mit der Photovol-
taikanlage der Schule mehr anfangen und der Physikunterricht selbst wird anschauli-
cher und praxisnaher. Auch in vielen anderen Fächer wie Mathematik oder Politik bie-
ten sich vielfältige Möglichkeiten, die Photovoltaikanlage mit einzubauen. Fehlt diese
Einbeziehung in den Unterricht, so bleibt die Anlage den SchülerInnen trotz der Anzei-
getafel und Website relativ fremd.
Aus diesen Gründen halten wir dies für eine sehr wichtige Maßnahme des Handlungs-
feldes „Die Sonne nutzen“, die unbedingt umgesetzt werden sollte, wenn die Photovol-
taikanlage über ihren reinen Selbstzweck hinaus noch eine weitere Bedeutung für die
Schule haben soll.
5.2.4.4 Thermische Solaranlage zur Warmwassergewinnung
Sieht man sich die Tabelle im Anhang an, in der die einzelnen Maßnahmen anhand der
Kriterien beurteilt wurden, so stellt man fest, dass die thermische Solaranlage eigent-
lich durchweg alle Kriterien erfüllt, die für sie relevant sind.
Neben der Tatsache, dass auch eine solar-thermische Anlage genau wie die PV-
Anlage das Image einer klimafreundlichen Schule nach außen hin fördern würde, erfüllt
die Maßnahme auch das sehr wichtige Kriterium „Der Gesamtenergiebedarf der Schule
wird reduziert“. Baut man eine ausreichend große Anlage, kann im Sommer in der Re-
gel der komplette Warmwasserbedarf durch eine solche Anlage gedeckt werden. Auch
im Frühling und im Herbst leistet sie noch einen relativ hohen Beitrag hierfür, so dass
12
Siehe Gespräch mit dem Schulträger, vertreten durch Frau Walter Reichen und Herrn Becker am 09.07.09
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
64
weniger beziehungsweise keine Heizenergie zur Warmwasserbereitung verwendet
werden muss. Allerdings darf man die Martin-Niemöller-Schule auch energetisch gese-
hen nicht isoliert betrachten (was bei diesem Kriterium jedoch geschieht). Die Heizung
an der Schule wird in Zukunft über Nahwärme durch das Blockheizkraftwerk des Phi-
lippshospitals betrieben. Bei einem BHKW wird die Wärme, die bei der Stromerzeu-
gung (hier durch eine Gasturbine) erzeugt wird, noch genutzt und nicht wertlos an die
Atmosphäre abgegeben. Da das Philippshospital das ganze Jahr über Strom braucht,
wird auch das ganze Jahr über Wärme produziert, die von der Martin-Niemöller-Schule
genutzt werden könnte. Würde man nun an der Schule eine thermische Solaranlage
installieren und somit im Sommer auf die Nahwärme verzichten, würde der entspre-
chende Teil der Wärme, die im BHKW anfällt, ungenutzt bleiben.
Betrachtet man also den Energiebedarf der Martin-Niemöller-Schule nicht isoliert, son-
dern in seinem lokalen Zusammenhang, so stellt man fest, dass es energetisch sinn-
voller ist, auf eine thermische Solaranlage zur Warmwasserbereitung zu verzichten und
auch im Sommer das Wasser durch das BHKW zu erwärmen, da hier die Wärme oh-
nehin anfällt. So kann also die Energie, die für die Produktion, Installation und Instand-
haltung der Solaranlage gebraucht werden würde, gespart werden.
Aus diesen Gründen raten wir von der Maßnahme, eine thermische Solaranlage zur
Warmwasserbereitung zu installieren, ab.
5.3 Raumklima
5.3.1 Bestandsanalyse und Bewertung
Im Folgenden soll der in Kapitel 3 aufgenommene Bestand genauer analysiert werden
und mit dem Idealzustand einer klimafreundlichen und energieeffizienten Martin-Nie-
möller-Schule verglichen werden.
Zunächst kann hierbei positiv festgehalten werden, dass die MNS in den letzten und
voraussichtlich auch kommenden Jahren stets bemüht war bzw. sein wird, die Ener-
gieeffizienz der Schule zu verbessern. Dazu wurden bereits viele bauliche Maßnahmen
durchgeführt und sind zudem in absehbarer Zeit geplant.
Im Herbst 2009 fanden die Ausschreibungen für die Baumaßnahmen des NaWi-Ge-
bäudes statt. Laut den Angaben des damit beauftragten Steuerungsbüros war es der
Projektgruppe der TU Darmstadt nicht möglich, ihre Ideen und Innovationen mit in den
Planungsprozess einfließen zu lassen. Der enge Kostenrahmen und die strengen Vor-
gaben ließen dies nicht zu. Trotzdem kann davon ausgegangen werden, dass bei den
geplanten Baumaßnahmen – und das betrifft auch die bald anstehende Sanierung der
Großsporthalle – die gesetzlich vorgeschriebenen Normen und Richtlinien, die ein kli-
ma- und energiefreundliches Bauen gewährleisten, eingehalten werden.13
Die beiden geplanten Baumaßnahmen (NaWi-Trakt sowie Großsporthalle) stoßen auf
große Akzeptanz bei der Lehrerschaft und den SchülerInnen sowie der Öffentlichkeit.
13
Siehe Gespräch mit dem Schulträger, vertreten durch Frau Walter Reichen und Herrn Becker am 09.07.09
Bestandsanalyse und Maßnahmen
65
Nicht zu vergessen ist der dadurch bedingte Imagegewinn der Martin-Niemöller-
Schule, so dass die Sanierung beider Gebäudetrakte als sehr positiv zu bewertet ist.
Die kleineren baulichen Veränderungen an den anderen Gebäuden, wie die Ausbesse-
rung der Fassaden oder Holzfenster, sind ebenfalls nicht außer Acht zu lassen, denn
auch diese weniger kostenintensiven Maßnahmen tragen zu einer besseren Wärme-
isolierung und somit zu einer höheren Energieeffizienz der MNS bei. Betrachtet man
die Schule als klimafreundliche Institution, dann ist auch hier der Imagegewinn nicht
gering, denn selbst solche kleineren Maßnahmen können zu großen Energieeinspa-
rungen führen.
Jedoch gibt es auch weniger positive Punkte in der aktuellen Situation. So sind bei den
bereits sanierten Gebäuden schon jetzt Mängel erkennbar, die nicht unbedingt zur ge-
wünschten Energieeffizienz bzw. zum optimalen Raumklima und somit auch Lernklima
beitragen. Zerstörte Fassaden und Fensterrahmen, die das Eindringen von Feuchtig-
keit und Kaltluft ermöglichen sowie ineffizient angebrachte Heizungsanlagenfühler tra-
gen weder zur Minderung von CO2-Emissionen bei noch senken sie den Gesamtener-
giebedarf der Schule. Solche Fehlinstallationen und baulichen Mängel unterstützen
leider auch nicht die Vorbildfunktion der Schule und beeinflussen somit das Verhalten
der SchülerInnen bezüglich der strom-, energie- und wassersparenden Maßnahmen
nicht positiv. Die baulichen Maßnahmen, die den Gesamtenergiebedarf senken, die
Vorbildfunktion der Schule aufrechterhalten und das Interesse der SchülerInnen an
energiesparenden Maßnahmen wecken bzw. vergrößern (auch außerhalb der Schule,
wie z.B. zuhause), wären somit empfehlenswert und sollten beim Schulträger vorgetra-
gen werden.
Ferner wurde gerade während der Einführungsveranstaltung am 13. Mai 2009 in der
Aula der MNS deutlich, dass sich die SchülerInnen attraktivere Unterrichtsräume wün-
schen. Zwar sind die meisten Räume bereits saniert, dennoch könnten die Klassen-
räume verstärkt mittels ästhetischen und technischen Maßnahmen verschönert und
ausgebessert werden, wobei dabei die pädagogische Wirkung, gerade was das Thema
Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit anbelangt, gegeben sein muss und diese
Maßnahme auch mit in den Unterricht integriert werden sollte.
Nicht zu unterschätzen ist dabei die Verbesserung des Arbeits- und somit auch des
Lernklimas sowohl für die SchülerInnen als auch die Lehrerschaft durch Verschöne-
rung und Veränderung der Unterrichtsräume. Da die Räume z.B. schon durch die An-
bringung von Postern oder Objekten, die sich mit diesem Thema beschäftigen, optisch
aufgewertet werden können und somit zur Verbesserung des Arbeits- bzw. Lernklimas
führen, ist dies ohne großen Aufwand und hohe finanzielle Mittel durchführbar. Auch
hier können die SchülerInnen wieder mit eingebunden werden, indem sie selbst z.B.
die dafür vorgesehenen Poster oder Objekte gestalten und sich somit verstärkt mit dem
Thema Klimafreundlichkeit auseinandersetzen.
Außerdem besteht einiger Nachholbedarf bei der Integration der Thematik in den Un-
terricht. Sinnvoll können zum Beispiel Experimente im Physikunterricht sein, die direkt
die baulichen Gegebenheiten aufgreifen und illustrieren, oder auch entsprechende
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
66
Ausflugsziele (BHKW, Begehung des Daches und Besichtigung der dort installierten
PV-Anlage).
Da die Schule technischen, aber auch pädagogischen Neuerungen, die zur Erhöhung
der Energieeffizienz beitragen, positiv gegenüber steht, ist für dieses Handlungsfeld
Potential vorhanden, was auch ausgeschöpft werden sollte. Vergleicht man Ist- und
Soll- Zustand, dann wird natürlich auch deutlich, dass gerade für die baulichen Verän-
derungen finanzielle Mittel zur Verfügung stehen müssen, die jedoch bei ausreichender
und entsprechender Argumentation durch den Schulträger sicherlich bewilligt werden
können.14
Abschließend kann festgehalten werden, dass das Handlungsfeld „Raumklima“ auf der
einen Seite verstärkt Handlungsbedarf aufweist, auf der anderen Seite jedoch ein ge-
wisses Potential entwickelt, welches durch die folgenden Maßnahmen ausgeschöpft
werden kann.
5.3.2 Beschreibung der Maßnahmen
5.3.2.1 Anbringung von Jalousien
Bei den Klassenräumen im VHS-Gebäude besteht gerade für den Sommer Hand-
lungsbedarf, denn die dort angebrachten Sonnenblenden haben momentan an sonni-
gen, heißen Tagen keinen Sinn, da der Abstand der Sonnenblenden zum Fenster zu
groß ist. Die der Sonne zugewandten Räume heizen sich somit in den Sommermona-
ten extrem auf. Zu empfehlen ist hier z.B. die Anbringung von Jalousien, die das Ein-
dringen von Sonne und somit das Aufheizen der Räume verringern können. Oft werden
jedoch Jalousien aus Aluminium angebracht. Hierbei ist problematisch, dass die Her-
stellung von Aluminium sehr energieaufwendig ist und der dafür benötigte Strom auch
eine entsprechend hohe Menge an CO2 freisetzt. Während die Erzeugung von Alumini-
um bzw. Aluminiumprodukten alles andere als nachhaltig ist, ist eine gute Wiederver-
wendbarkeit des Werkstoffes hervorzuheben. Da die Jalousien auch innerhalb der
Räume angebracht werden können, sind Vorhänge aus Textilien eine klimafreundliche-
re Alternative.
5.3.2.2 Anbringung von Spiegelfolie im Kopierraum
Da sich auch der Kopierraum im Verwaltungstrakt in den Sommermonaten durch inten-
sive Sonneneinstrahlung stark aufheizt, sollte an den Fenstern eine Spiegelfolie ange-
bracht werden, um hohe Raumtemperaturen zu vermeiden.
5.3.2.3 Sanierung der Holzfenster an Gebäude 9
Bei näherer Betrachtung fallen die beschädigten Holzfenster an Gebäude 9 auf, die
teilweise stark sanierungsbedürftig sind, denn im Moment kann Regenwasser dort sehr
leicht in das bereits beschädigte Holz eindringen und die Fenster weiter zerstören.
Auch hier besteht dringend Handlungsbedarf. Die beschädigten Fenster können keine
14
Siehe Gespräch mit dem Schulträger, vertreten durch Frau Walter Reichen und Herrn Becker am 09.07.09
Bestandsanalyse und Maßnahmen
67
effektive Wärmeisolierung leisten, da Wind und kalte Luft (gerade in den Wintermona-
ten) eindringen können und somit ein höherer Heizbedarf besteht. Um dies zu vermei-
den empfiehlt sich die schnelle Ausbesserung der Fenster oder der Einbau von Kunst-
stofffenstern. Diese sind dauerhaft wind- und vor allem wasserbeständig und im Ge-
gensatz zu Holzfenstern ohne großen Pflege- und somit auch Kostenaufwand zu un-
terhalten.
5.3.2.4 Sanierung der Außenfassade der Gebäude 1–4
Zwar wurden die Gebäude 1–4 größtenteils saniert, trotzdem können bereits jetzt
schon vereinzelte Schäden an der Außenfassade festgestellt werden, die durch nisten-
de Vögel entstanden sind. Hier empfiehlt sich das Auftragen eines härteren Außenput-
zes, wobei diese Maßnahme nicht zu lange hinausgezögert werden sollte, um eine
weitere Zerstörung und damit z.B. auch das Eindringen von Nässe unter den Putz und
somit in die Isolierung zu verhindern.15
5.3.2.5 Sanierung der Treppenhäuser der Gebäude 1–4
Noch wichtiger erscheint die Sanierung der Treppenhäuser der Gebäude 1–4, denn
hier sitzen die Fühler der Heizungsanlage. Durch die noch nicht erfolgte Sanierung,
aber auch durch die vorhandenen großen Fensterfronten, ist die Wärmeisolierung in
den Treppenhäusern sehr gering und somit die Anbringung der Heizungsfühler im Mo-
ment nicht effizient. Um die Heizungsanlage optimal zu betreiben, müsste das Trep-
penhaus entweder saniert bzw. die Wärmeisolierung deutlich verbessert oder die Füh-
ler der Heizungsanlage an einem besser geeigneten Platz installiert werden. Die letzte-
re Variante wäre weniger kostenintensiv. Wenn also im Augenblick kein Geld für größe-
re Umbaumaßnahmen in diesem Bereich vorhanden ist, wäre es sinnvoll die Tempera-
turfühler an einem geeigneten Ort anzubringen. Dieser sollte nicht geprägt sein von
ständigen Temperaturschwankungen z.B. durch sich ständig öffnende Türen und sollte
zusätzlich über eine Wärmeisolierung verfügen, die in etwa vergleichbar ist mit jener in
den geheizten und benutzten Räumen, die er regulieren soll.
5.3.2.6 Integration der Thematik in den Unterricht
Es sollte stets gewährleistet sein, dass das Thema „Wärmeisolierung und effiziente
Heizungssysteme“ mit in den Unterricht eingebunden wird. Die Schule soll nicht nur
Vorbildfunktion mit diesen baulichen Maßnahmen bei den SchülerInnen übernehmen,
sondern auch ihrer Aufgabe als Lernort nachkommen. Den SchülerInnen soll verdeut-
licht werden, warum bauliche Maßnahmen an Gebäuden notwendig sind bzw. werden.
Experimente, Ausflüge, AGs und theoretische Überlegungen zum Thema innerhalb des
Unterrichts sollen den SchülerInnen die Beziehung Bau-Energieeffizienz-Klimafreund-
15
Nisthilfen für die in der Wand nistenden Vögel könnten andererseits von SchülerInnen im Werk- oder Biologieunter-
richt oder auch in einer Umwelt-AG angefertigt werden, da der Bezug zur natürlichen Umwelt ja gerade hergestellt
und nicht durch umweltfeindliche Technik ausgeschlossen werden soll
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
68
lichkeit näher bringen und somit auch deren Interesse wecken. Siehe dazu auch die
beiden folgenden Handlungsfelder.
5.3.2.7 Verbesserung des Raum- und Lernklimas
Auch wenn die Sanierungen der Räume größtenteils abgeschlossen sind, bietet eine
klimafreundliche Gestaltung und Verschönerung einzelner Räume Potentiale mit päda-
gogischer Wirkung. Dabei können Wände, Böden sowie Zimmerdecken dekoriert wer-
den, wobei bei der Ausgestaltung der Räume darauf geachtet werden sollte, dass die
Themen Natur, Umwelt, Klimafreundlichkeit und Energieeffizienz in den Zeichnungen
oder Objekten mit eingebunden sind. Naturelemente innerhalb der Räume sollen den
SchülerInnen verdeutlichen, dass klima- und umweltfreundliche Maßnahmen notwen-
dig sind und gleichzeitig effizient sein können. Es gibt auch die Möglichkeit die Strom-
und Wasserleitungen an den Wänden nachzuzeichnen, um deutlich zu machen, wie
viele es überhaupt gibt und wofür sie gebraucht werden.
Den SchülerInnen soll die Möglichkeit gegeben werden, sich sowohl aktiv als auch
kreativ an der Ausgestaltung „ihrer“ Klassenräume zu beteiligen. Sie selbst dürfen oder
gar sollen Bilder, Plakate (siehe auch Infomappe), Objekte oder Bepflanzungen inner-
halb der Räume anbringen bzw. vornehmen, um zu gewährleisten, dass sie sich mit
den Themen Umweltschutz und Klimafreundlichkeit beschäftigen, identifizieren und
somit auch außerhalb des schulischen Umfeldes entsprechend handeln.
Der Einbau so genannter „Vertikaler Wiesen“ (siehe auch Infomappe) trägt nicht nur
zur Begrünung kahler Betonwände und somit zu einer Erhöhung der Attraktivität der
Unterrichtsräume bei, gleichzeitig gewährleistet diese Maßnahme auch eine Verbesse-
rung der raumklimatischen Verhältnisse. Moos-Graffiti ist eher eine dekorative Berei-
cherung, welche aber ein angenehmes Arbeitsklima unterstützt.
Die Visualisierung der Strom- und Wasserleitungen, z.B. an den Wänden des neue
NaWi-Gebäudes, ließen sich bestens in den Physikunterricht integrieren, da z.B. auf
konkrete Stromkreise hingewiesen würde und sie leicht verfolgt und erklärt werden
können.
Um diese Ideen und Verbesserungsvorschläge besser präsentieren zu können, haben
wir mit Hilfe eines 3-D-Simulators einen Beispielraum erstellt, in den auch einige An-
sätze der Odenwaldschule und der Erlebnispädagogik mit einfließen. In der diesem
Gutachten beigefügten Infomappe wird dieser noch einmal genau beschrieben und
vorgestellt.
5.3.3 Einordnung in die Leitidee und die Leitlinien
Die oben genannten Maßnahmen sind neben der Umgestaltung der Klassenzimmer,
bei der die SchülerInnen aktiv beteiligt werden sollen, häufig bauliche Veränderungen
an den einzelnen Gebäudetrakten der MNS. Weil hier die SchülerInnen nicht immer
aktiv agieren können, ist es wichtig, dass diese Bauprozesse, die eine Energieeffizienz
und Klimafreundlichkeit der MNS bewirken, ganz nach dem Motto „Mit Kopf, Herz und
Bestandsanalyse und Maßnahmen
69
Hand – fit für eine klimafreundliche Zukunft“ in den Unterricht eingebunden und den
SchülerInnen somit nahe gebracht werden.
Im Folgenden findet die Einordnung der Maßnahmen in die entsprechenden Leitlinien
statt.
5.3.3.1 Herz-Identifikation
Die baulichen Veränderungen können unmittelbar von den einzelnen SchülerInnen mit
verfolgt werden, sie werden somit in den Prozess des energieeffizienten und klima-
freundlichen Bauens mit einbezogen. Die SchülerInnen fühlen sich direkt betroffen,
anders als wenn sie z.B. von Sanierungen anderer Schulen in Zeitungen lesen bzw. im
Fernsehen sehen.
Bei den Maßnahmen, die eine Verbesserung des Arbeitsklimas zur Folge haben, be-
kommen die SchülerInnen die Möglichkeit, sich künstlerisch bzw. kreativ zu entfalten.
Ihr Sinn für Ästhetik wird angesprochen. Durch das Erstellen z.B. von Plakaten mit
umweltfreundlichen Materialien lernen die SchülerInnen unter Umständen neue Mate-
rialien kennen, was zu einem erhellenden Erlebnis werden kann.
5.3.3.2 Kopf-Verständnis und Bewusstsein
Zwar erfolgt die Planung und Durchführung von solchen Baumaßnahmen nicht durch
die SchülerInnen selbst, sondern durch Ingenieurbüros bzw. entsprechende Hand-
werkerbetriebe, trotzdem sollen die SchülerInnen ein Bewusstsein und Verständnis
dafür erlangen, warum die baulichen Maßnahmen notwendig sind und durchgeführt
werden müssen. Ihnen soll begreiflich gemacht werden, warum energieeffizientes
Handeln auch in der Baubranche – speziell an ihrer Schule – wichtig ist. Den Schüle-
rInnen soll die Wirkung solcher Baumaßnahmen aufgezeigt werden. Sinnvoll ist es hier,
dies in die Handlungsfelder Umwelt- und Klimabildungskonzepte sowie Lehrplan mit
einzubinden. Gerade in den naturwissenschaftlichen Unterrichtsfächern kann mit Expe-
rimenten, Versuchen und auch Berechnungen das Interesse für Energieeffizienz ge-
weckt werden. Zusätzliche Aktionen seitens der Umwelt AG, aber auch angebrachte
Hinweisschilder verstärken das Verständnis für energieeffizientes Handeln bei den
SchülerInnen.
Weitere Maßnahmen wie die Visualisierung der Strom-/Wasserleitungen und Verwen-
dung von unterschiedlichen Baustoffen sollen das Interesse bei den SchülerInnen we-
cken. Gleichzeitig kann hierbei der energetische Nutzen der Materialien oder das The-
ma Strombedarf allgemein erklärt und diskutiert werden.
5.3.3.3 Hand-Handeln
Die Baumaßnahmen zeigen den SchülerInnen, dass in ihrem schulischen Umfeld nicht
nur über Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit geredet, sondern auch entsprechend
gehandelt wird. Während sie bei den baulichen, raumklimatischen Maßnahmen an den
Gebäuden selbst noch nicht Hand anlegen dürfen, erlangen sie in den Experimenten
und Versuchen z.B. im Physikunterricht, aber auch bei Berechnungen im Mathematik-
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
70
unterricht den notwendigen Einblick in die technischen Hintergründe der klimafreundli-
chen Baumaßnahmen. Aber auch die aktive Teilnahme an der Gestaltung „ihrer“ Klas-
senräume zwingt sie gewissermaßen zur intensiven Auseinandersetzung mit dem
Thema Klimafreundlichkeit.
Den SchülerInnen wird klar, welche energieeffizienten Auswirkungen Sanierungen bzw.
Umbauten und ein entsprechendes Handeln haben können. In einer Umwelt-AG oder
während eines Projekttages könnte z.B. auch ein Modell des Beispielraums erstellt
werden, an dem dann vieles verdeutlicht werden kann, was von uns als Maßnahme
vorgeschlagen wurde. Im Idealfall führen solche praktischen Lerneinheiten im Unter-
richt bzw. in AGs dazu, dass sich die SchülerInnen auch in ihrem außerschulischen
Umfeld mit dem Thema beschäftigen.
5.3.4 Fazit zu den Maßnahmen
Auch wenn es sich bei den meisten Maßnahmen um „kleinere“ bauliche Veränderun-
gen handelt (z.B. Holzfenster ausbessern, Jalousien anbringen), sind diese von der
Bereitstellung finanzieller Mittel durch den Schulträger abhängig. Dabei führen die
Maßnahmen jedoch langfristig gesehen zu einer Verbesserung der Energieeffizienz
und Klimafreundlichkeit der MNS. Ferner können alle Maßnahmen auch während der
Schulzeit durchgeführt werden, da sie den Unterricht nicht besonders stören, sondern
ihn zum Teil sogar fördern.
Die Sanierung der Treppenhäuser sowie die Ausbesserung der Holzfenster führen zu
einer Senkung des Energieverbrauchs und somit auch der Kosten.
Zwar führt die Anbringung von Jalousien in den Klassenräumen im VHS-Gebäude so-
wie von Spiegelfolie im Kopierraum nicht wirklich zur Senkung des Energieverbrauchs
und damit der Kosten, aber sie verbessert gerade in den Sommermonaten erheblich
das Wohlempfinden bzw. das Arbeitsklima durch angenehmere Temperaturen in den
(Klassen-)Räumen.
Bei der Sanierung der Treppenhäuser müsste dagegen mit einer längeren Bauzeit auf-
grund umfassender Bautätigkeiten gerechnet werden. Trotzdem hängt diese aber auch
die anderen Maßnahmen hauptsächlich von der Bereitstellung finanzieller Mittel ab.
Betrachtet man, wie bereits erwähnt, die Senkung der Energiekosten, erkennt man
schnell, dass sich diese Investitionen langfristig gesehen für die MNS lohnen würden
und deshalb zu befürwortet sind.
Um den SchülerInnen die Notwendigkeit solcher Maßnahmen zu verdeutlichen, sollten
diese auch in den Unterricht mit einbezogen werden, was schon mit einfachen Experi-
menten innerhalb des Physikunterrichts oder mittels Exkursionen gewährleistet wird.
Um das Bewusstsein der SchülerInnen für klimafreundliches Handeln noch weiter zu
stärken, empfiehlt es sich auch, die SchülerInnen mit in die Ausgestaltung der Klas-
senzimmer einzubeziehen und sie aktiv mitwirken zu lassen. Der Beispielraum sollte
zumindest im Modell erstellt werden, da dieser nicht nur die Kreativität der SchülerIn-
nen fördert, sondern zeitgleich ihr Verständnis für dieses Thema erweitert.
Bestandsanalyse und Maßnahmen
71
Mit einigen Maßnahmen wie den Plakaten oder der Begrünung der Klassenräume las-
sen sich mit wenig Aufwand und geringen finanziellen Mitteln große Wirkungen erzie-
len, so dass sie auf jeden Fall zu empfehlen sind. Eine Visualisierung der Strom- und
Wasserleitungen könnte zum Beispiel mit wenig Aufwand im Rahmen des Neubaus
des NaWi-Traktes erfolgen. Das Verwenden von unterschiedlichen Baustoffen ist zwar
interessant und würde das Verständnis und Interesse der SchülerInnen sicherlich för-
dern, wird aber vor allem aus architektonischer Sichtweise nicht so leicht umsetzbar
sein. Die vertikale Wiese könnte als Projekt für eine Umwelt-AG oder in einer Projekt-
woche Verwendung finden. Auch mit Moos-Graffiti lassen sich bei solchen Veranstal-
tungen wahre Kunstwerke erschaffen, die die Motivation der SchülerInnen für den Kli-
ma- und Umweltschutz weiter steigern kann.
5.4 Umwelt- und Klimabildungskonzepte im Sinne einer Bildung für nachhaltige
Entwicklung
5.4.1 Bestandsanalyse und Bewertung
Bis Mitte 2006 existierte an der MNS eine Umwelt-AG, die sich u.a. mit der im Besitz
der Schule befindlichen Streuobstwiese und verschiedenen Aktivitäten im Zuge der
Agenda 21 (siehe Bestandsaufnahme) befasste. Des Weiteren hat sich an der Schule
ein regelmäßig wechselnder Schulhofdienst etabliert. Somit zeigt sich, dass Ansätze
vorliegen bzw. schon einmal in die Richtung Klimaschutz und Umweltfreundlichkeit
gearbeitet wurde. Diese Ansätze müssen wieder aufgenommen und durch weitere
Maßnahmen erweitert werden, um neue Anregungen zu schaffen.
Die Streuobstwiese sowie der Schulhofdienst können positiv für das Thema Klima-
schutz und Umweltfreundlichkeit genutzt werden. So können sie beispielsweise für den
Unterricht oder für Exkursionen nutzbar gemacht werden. Wenn bereits vorhandene
Ansätze interessant und kognitiv herausfordernd gestaltet werden, haben sie einen
positiven Einfluss auf die SchülerInnen, da sie mit Interesse und Begeisterung mitar-
beiten. Wenn die SchülerInnen im Unterricht gefordert werden und der Unterricht inte-
ressant für die SchülerInnen gestaltet ist, nehmen sie mehr Wissen mit, stellen Fragen,
um Unklarheiten zu beseitigen oder arbeiten das Thema zuhause nach. Damit kann
weit mehr erreicht werden, als das ständige Wiederholen eines Themas und das stän-
dige Verdeutlichen von dessen Dringlichkeit, wodurch meist nur die Langeweile der
SchülerInnen gefördert wird. Durch das Interesse und die Begeisterung am Thema
könnte es nachhaltig gesichert werden, wenn die SchülerInnen ihr Wissen auch auf
den Alltag übertragen. Durch die Komplexität des Themas werden verschiedene Al-
tersstufen angesprochen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, dass durch die ver-
schiedenen Ansätze und vorgeschlagene Maßnahmen ein breites Interesse auch au-
ßerhalb der Schule abgedeckt wird, weshalb viele Akteursgruppen angesprochen und
mit einbezogen werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass durch die Ansätze und
Maßnahmen ein kooperatives Lernen gefördert werden könnte.
Fraglich ist jedoch, ob die bereits vorhandenen Ansätze und möglichen vorgeschlage-
nen Maßnahmen ein mehr an Arbeitsaufwand bedeuten und ob sie sich in den Unter-
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
72
richt einbauen lassen. Zudem stellt sich die Frage, ob die Lehrkräfte ihren Unterricht
fächerübergreifend auf das Thema Klimaschutz und Umweltfreundlichkeit abstimmen.
Im Idealzustand sollen die SchülerInnen durch eigenes und kreatives Handeln dazu
motiviert werden, sich näher mit dem Thema Klimaschutz und Umweltfreundlichkeit zu
befassen. Eigenes Handeln und Experimentieren der SchülerInnen kann u.a. bedeu-
ten, dass sie sich selbständig mit einem Thema, einer Aufgabe oder einer Problemstel-
lung beschäftigen. Zudem kann die Motivation gesteigert werden, wenn den SchülerIn-
nen eine eigene Aufgabe gestellt wird, um die sie sich zu kümmern haben und bei der
ihnen niemand etwas vorschreibt. Dadurch, dass sie Verantwortung übertragen be-
kommen, kann die Motivation für die Aufgabe und somit für das Thema Klimaschutz
und Umweltfreundlichkeit gesteigert werden. Die Verantwortung, die den SchülerInnen
in der Schule übertragen wird, könnten die Eltern ihren Kindern auch zuhause übertra-
gen. Auch sollen die SchülerInnen durch ihr eigenes Handeln und Experimentieren
mehr in das Thema eingebunden werden. Dies sollte sich als nicht allzu schwierig er-
weisen, da die SchülerInnen, die Schulleitung und Lehrkräfte während des ersten Tref-
fens mit der Projektgruppe große Bereitschaft gegenüber Veränderungen und dem
Thema Klimaschutz und Umweltfreundlichkeit gezeigt haben, was von Seiten der Pro-
jektgruppe als sehr positiv betrachtet wird.
Somit ist es das Ziel dieses Handlungsfeldes bereits vorhandene Ansätze aufzuneh-
men sowie weitere Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, die den SchülerInnen
das Thema z.B. im Unterricht, in Arbeitsgruppen oder bei Exkursionen näher bringen
sollen. Bei den Maßnahmen sollte jedoch darauf geachtet werden, dass sich dem
Thema Klimaschutz und Umweltfreundlichkeit von verschiedenen Perspektiven genä-
hert wird, damit möglichst viele SchülerInnen Interesse daran finden. Im Idealfall ist das
Interesse so groß, dass die SchülerInnen ihr erworbenes Wissen auch im Alltag an-
wenden.
5.4.2 Beschreibung der Maßnahmen
1995 wurde in Baden-Württemberg das Projekt „Klimafreundliche und energiesparende
Schule“ gestartet, an dem mittlerweile 34 Schulen teilnehmen. Ziel dieses Modellpro-
jektes ist es, dass bei SchülerInnen und Lehrkräften ein Verständnis für die Klima-
schutzproblematik geweckt wird. Zudem sollen gemeinsam Möglichkeiten zur Energie-
einsparung erarbeitet und diese Erkenntnisse dauerhaft in die Praxis umgesetzt wer-
den. Dabei stehen vor allem Maßnahmen im Vordergrund, die das Nutzerverhalten
verändern (vgl. BaWüUM, 2009, S. 1 ff.). Die im folgenden Abschnitt erläuterten Maß-
nahmen, die in der Martin-Niemöller-Schule umgesetzt werden sollen, orientieren sich
teilweise an dem Konzept aus Baden-Württemberg. Eine genaue Beschreibung zu
einigen der folgenden Maßnahmen können in der Infomappe nachgelesen werden.
5.4.2.1 Umwelt-AG
Interessierte SchülerInnen haben die Möglichkeit, sich in einer Umwelt-AG (bei dem
Modellprojekt in Baden-Württemberg auch Klima AG genannt) regelmäßig zu treffen.
Bestandsanalyse und Maßnahmen
73
Neben den SchülerInnen besteht auch die Möglichkeit, dass Eltern, LehrerInnen oder
die Hausmeister an den Treffen teilnehmen und mitwirken.
Durch die offene Ganztagsschule existieren an der Martin-Niemöller-Schule bereits
Arbeitsgruppen. Daher ist zu überlegen, ob eine Umwelt-AG darin integriert werden
könnte. Zudem muss die Schule überlegen, wer eine solche Umwelt-AG leiten könnte.
Übernimmt die Aufgabe ein Lehrer/eine Lehrerin der Schule oder eine andere, mögli-
cherweise externe Person, wie beispielsweise Herr Kränzle, der die Umwelt-AG früher
geleitet hat.
Bei der Strukturierung der Umwelt-AG kann auf Erfahrungen einer früheren Umwelt-AG
an der Martin-Niemöller-Schule zurückgegriffen werden. Sie haben beispielsweise ver-
schiedene Anlagen (Photovoltaikanlage, Blockheizkraftwerk) besichtigt. Zudem haben
sie Hinweisschilder angefertigt, auf denen energiesparendes und umweltfreundliches
Verhalten beschrieben ist. Diese Ideen können für eine neue Umwelt-AG aufgegriffen
und weiterentwickelt werden. Des Weiteren können neue Ideen, wie z.B. die Organisa-
tion und Koordination der Energiedetektive integriert werden.
5.4.2.2 Energiedetektive
„In der Pause stehen alle Fenster offen, die Heizung läuft auf Hochtouren, und das
Licht brennt“ (Sawillion, 2000, S. 24). Um solche Tatsachen zu vermeiden sieht die
vorgeschlagene Maßnahme vor, dass ein bis zwei SchülerInnen pro Klasse ausgewählt
oder bestimmt werden oder sich selbst dazu bereit erklären, die Aufgaben zu über-
nehmen. So kann von vorhandenem Interesse und Engagement ausgegangen werden.
Ihre Aufgabe besteht dann darin, sich um Heizung, Licht und Lüftung in den Klassen-
zimmern zu kümmern. Das bedeutet, dass die verantwortlichen SchülerInnen nach der
letzten Stunde bzw. in jeder Pause danach schauen, dass die Fenster geschlossen
sind und das Licht ausgeschaltet ist. Zudem sollen sie darauf achten, dass während
der Stunde richtig gelüftet wird. Dazu werden alle Fenster 3 Minuten lang geöffnet und
danach wieder geschlossen.
Die Energiedetektive übernehmen diese Aufgabe für einen längeren Zeitraum, können
aber z.B. auch jede Woche wechseln.
5.4.2.3 Projekttage
Projekttage haben an der Martin-Niemöller-Schule schon lange Bestand. So ist bei-
spielsweise die Projektwoche 1996 zu nennen, in der sich mit verschiedenen Themen
beschäftigt wurde, die sich an Umweltfreundlichkeit und Naturschutz orientierten. 2005
stand das Projekt Hundertwasser im Vordergrund, bei dem eine Hundertwasser-Mauer
gebaut werden sollte. Diese Idee entstand im Kunstunterricht und wurde von drei 10.
Klassen im Zuge einer Projektwoche erbaut. 2008 haben einige SchülerInnen während
der Projektwoche die Äpfel auf der Streuobstwiese gesammelt, Most hergestellt und
diesen dann verkauft. 2009 stand das Projekt „Kunst für´s Schwimmbad“ im Vorder-
grund. Hier haben die SchülerInnen innerhalb von drei Tagen die Wände des
Crumstädter Schwimmbades malerisch gestaltet (vgl. MNS (3), 2009, S. 1 ff.). Zudem
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
74
fand für eine 7. Klasse am Ende des Schuljahres eine Exkursion zu dem Blockheiz-
kraftwerk des Philippshospitals statt.
Daher zeigt sich, dass Projekte an der Martin-Niemöller-Schule keine Neuentwicklung
sind. Ein mögliches Thema, um weitere Projekttage zu gestalten, wäre beispielsweise
ein Null-Energie-Tag, wie er an baden-württembergischen Schulen durchgeführt wurde.
Hier wurden die SchülerInnen an einem kalten und dunkeln Tag in einem völlig kalten
und unbeheizten Schulgebäude empfangen. Im Laufe des Tages setzten sie sich mit
Aktivitäten zum Thema Klimaschutz und Umweltfreundlichkeit auseinander (vgl. Sawil-
lion, 2000, S. 38). Solche und weitere Aktivitäten zum Thema Klimaschutz können an
Projekttagen bearbeitet werden. Am Ende der Projekttage können die Ergebnisse öf-
fentlich präsentiert werden.
5.4.2.4 Exkursionen
Diese vorgeschlagene Maßnahme sieht vor, dass SchülerInnen der Martin-Niemöller-
Schule verschiedene Exkursionen über das Schuljahr verteilt machen. Hierbei kann es
sich um Tagesexkursionen handeln, aber auch um Exkursionen, die mehrere Tage
dauern. Ziele solcher Exkursionen können u.a. Kraftwerke (siehe Infomappe: Exkursion
zum Blockheizkraftwerk des Philippshospitals 2009), Mülldeponien oder Passivhäuser
sein (vgl. BaWüUM, 2009, S. 1 ff.). Daher bieten sich bei dieser vorgeschlagenen
Maßnahme Kooperationen mit Partnern aus der Umgebung an.
Um die SchülerInnen stärker mit in das Thema einzubeziehen, können sie an der Pla-
nung einer Exkursion teilhaben. Das bedeutet, dass jeder/jede SchülerIn oder kleinere
Gruppen (von 3 bis 4 Personen) Aufgaben zugeteilt bekommen, die dann mit Hilfe der
Lehrkraft ausgeführt werden. Solche Aufgaben können beispielsweise sein, sich Ex-
kursionsziele zu überlegen, mit den entsprechenden Stellen Kontakt aufzunehmen,
sich den Ablauf der Exkursion zu überlegen oder Arbeitsaufträge bzw. Arbeitsblätter für
die Exkursion zu entwickeln. Dadurch nehmen die SchülerInnen nicht nur aktiv an der
Durchführung der Exkursion teil, sondern auch aktiv an der Planung.
5.4.2.5 Kunstunterricht
Diese vorgeschlagene Maßnahme sieht vor, dass im Kunstunterricht Hinweisschilder
gestaltet werden, die den SchülerInnen zeigen, wie sie sich zu verhalten haben, wenn
sie umweltfreundlich und energiesparend handeln wollen. Dadurch, dass die Schüle-
rInnen die Schilder selbst gestalten, können sie sich leichter damit identifizieren und
beachten somit auch eher die jeweiligen Aussagen.
Zudem können die Hinweisschilder z.B. im Deutsch- oder Physikunterricht inhaltlich
(siehe Infomappe: Licht aus, Tür und Fenster zu, Müll in den Mülleimer oder Müll tren-
nen) gestaltet werden, wodurch der Aspekt der interdisziplinären Lernform angespro-
chen wird. Interdisziplinär bedeutet, dass Methoden aus verschiedenen Fachgebieten
(in diesem Beispiel Deutsch, Physik und Kunst) genutzt werden, um ein Thema zu be-
handeln (vgl. Sawillion, 2000, S. 38).
Bestandsanalyse und Maßnahmen
75
5.4.2.6 Umgestaltung der Klassenzimmer
Bei der Umgestaltung der Klassenzimmer handelt es sich um eine vorgeschlagene
Maßnahme, welche die SchülerInnen innerhalb der Projekttage durchführen können.
Im Zuge dieser Maßnahme werden die Wände des Klassenzimmers mit hellen Farben
neu gestrichen. Durch die Farben soll das Zimmer heller wirken, weshalb weniger
künstliches Licht gebraucht wird, so dass Energie gespart werden kann. Des Weiteren
können die Wände mit Hinweisschildern gestaltet werden.
Außerdem können die SchülerInnen Pflanzen für die Zimmer mitbringen. Das Thema
„Pflanzen“ kann hierzu im Biologieunterricht herangezogen werden. Beispielsweise
kann geklärt werden, welche Pflanzen sich für Zimmer eignen, welche Pflanzen Sonne
vertragen oder welche mehr im Schatten stehen müssen. Dadurch wird ein interdiszi-
plinärer Charakter bei dieser Maßnahme geweckt. Zudem sollen die Pflanzen den
Raum aufwerten und harmonisch machen, damit ein angenehmes Lernklima entsteht.
Somit soll die Natur in die Klassenzimmer gebracht werden.
5.4.2.7 Infomappe für LehrerInnen der Martin-Niemöller-Schule
In der Infomappe befinden sich Ideen für Ausflüge, Freizeiten oder Projekte die sich mit
dem Thema „Klima“ beschäftigen. Durch die verschiedenen Veranstaltungsmöglichkei-
ten sollen den LehrerInnen Ideen gegeben werden, wie sie Klimaschutz in ihren Unter-
richt einbringen können. Aber auch interessante Links und Literaturvorschläge bilden
einen Bestandteil der Infomappe. Die Mappe soll nicht nur Anregungen schaffen, son-
dern auch von SchülerInnen und LehrerInnen weitergeführt werden. Eine beispielhafte
Vorlage bietet der Projekttag, den die Projektgruppe der TU Darmstadt organisiert und
durchgeführt hat.
5.4.3 Einordnung in die Leitidee und die Leitlinien
Die Maßnahmen Energiedetektive, Umwelt-AG, Kunstunterricht, Exkursionen, Projekt-
tage, Umgestaltung der Klassenzimmer und Infomappe lassen sich dem Motto „Mit
Kopf, Herz und Hand – fit für eine klimafreundliche Zukunft“ zuordnen, da sie auf unter-
schiedliche Weise das Bewusstsein für das Thema Klimafreundlichkeit und Energieeffi-
zienz wecken. Durch diese Bewusstwerdung erkennen die SchülerInnen wie leicht und
effektiv mit den richtigen Mitteln Energie gespart und klimafreundlich gehandelt werden
kann. So können die SchülerInnen zur Einsicht kommen und auch in Zukunft auf diese
neue Weise weiterhandeln. Vielleicht geben die SchülerInnen ihr Wissen über Klima-
freundlichkeit auch an andere SchülerInnen, an Freunde und Familie weiter und kön-
nen sie zum Mitmachen begeistern, wodurch Nachhaltigkeit gesichert werden kann.
5.4.3.1 Herz-Identifikation
Durch die Maßnahmen Umgestaltung der Klassenzimmer und Kunstunterricht werden
die SchülerInnen dazu angeregt sich künstlerisch zu entfalten, womit der Aspekt der
Ästhetik angesprochen wird. Die SchülerInnen nähern sich dem Thema auf künstleri-
sche und ästhetische Art und Weise. So kann beispielsweise der Aspekt des Erlebens
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
76
durch Exkursionen oder Projekttage (im Rahmen der Projekttage können durchaus
auch Exkursionen durchgeführt werden) angesprochen werden. Durch die Projekttage
und die Exkursionen kann ein lokaler Bezug hergestellt werden, da hier mit Partnern
aus der Umgebung (im Fall der Martin-Niemöller-Schule aus dem Kreis Groß-Gerau)
kooperiert werden kann. Es ist wichtig, Interesse bei den SchülerInnen zu wecken, um
eine Identifikation mit dem Thema Klimaschutz zu erreichen. Um Interesse zu wecken,
ist es immer gut etwas Greifbares zu haben. Deshalb ist es sinnvoll das eigene Erleben
in den Vordergrund zu stellen, um Interesse zu wecken. Die Infomappe bietet die Mög-
lichkeit Erlebnisse auszutauschen.
5.4.3.2 Kopf-Verständnis und Bewusstsein
Durch die verschiedenen vorgeschlagenen Maßnahmen wie Energiedetektive, Umwelt-
AG, Kunstunterricht, Exkursionen, Projekttage, Umgestaltung der Klassenzimmer oder
Infomappe kann das Interesse bei möglichst vielen SchülerInnen geweckt werden, da
für jeden etwas dabei sein sollte. Somit wird sich durch die vielfältigen Maßnahmen auf
unterschiedliche Weise dem Thema Umweltfreundlichkeit und Klimaschutz genähert.
Durch die Umgestaltung der Klassenzimmer und den Kunstunterricht wird die künstle-
rische Ebene abgedeckt. Durch die Energiedetektive und die Umwelt-AG wird eher die
technische Ebene abgedeckt.
Die verschiedenen Ansätze versuchen das Thema Umweltfreundlichkeit und Energieef-
fizienz aus verschiedenen Richtungen zu beleuchten und zu veranschaulichen. Da-
durch kann gewährleistet werden, dass sich alle SchülerInnen angesprochen fühlen.
5.4.3.3 Hand-Handeln
Die verschiedenen Maßnahmen Energiedetektive, Umwelt-AG, Kunstunterricht, Exkur-
sionen, Projekttage und Umgestaltung der Klassenzimmer können alle der Leitlinie
Handeln zugeordnet werden. Die SchülerInnen packen das Thema Umweltfreundlich-
keit und Klimaschutz durch die unterschiedlichsten Maßnahmen an. Sie machen Ex-
kursionen, die sie selbst planen, wodurch der Aspekt des Handelns nicht nur bei der
Durchführung zum Vorschein kommt, sondern auch bei der Planung. Außerdem tritt der
Aspekt des Handelns in den Vordergrund, da sich die SchülerInnen aktiv mit dem
Thema Klimafreundlichkeit auseinandersetzen. Durch die verschiedenen Konzeptionen
(z.B. Umwelt-AG, Energiedetektive) wird den SchülerInnen bewusst gemacht, wie leicht
man Energie sparen kann. Des Weiteren können bei den Maßnahmen Umwelt-AG und
Projekttage Experimente zu verschiedenen Themenstellungen durchgeführt werden,
wodurch auch der technische Aspekt des Themas „Klimafreundlichkeit und Energieeffi-
zienz“ aufgegriffen wird. Außerdem können in der Umwelt-AG oder während der Pro-
jekttage Modelle, durch die Energie gespart werden kann, gebaut werden. Durch das
selbstständige Weiterarbeiten an der Infomappe kann eine große Ideensammlung für
nachfolgende Klassen entstehen. Die SchülerInnen können sich durch die Arbeit an
der Infomappe in das Thema einbringen. Dadurch wird die Kreativität der SchülerInnen
gefördert sowie ihr Bewusstsein für Klimafreundlichkeit und Umweltfreundlichkeit. Mit
Hilfe der Infomappe soll sich die Aufklärung über Klimaschutz nicht allein auf das Klas-
Bestandsanalyse und Maßnahmen
77
senzimmer beschränken, sondern mit konkreten Aktionen und Ausflügen ein Handeln
provozieren, bei dem das Interesse der Kinder geweckt wird und bei dem sie ohne tro-
ckene Unterrichtskonzepte, mit Spaß das Thema Klimafreundlichkeit entdecken können.
5.4.4 Fazit zu den Maßnahmen
Schlussendlich bleibt zu klären, ob alle vorgeschlagenen Maßnahmen an der Martin-
Niemöller-Schule umgesetzt werden können bzw. sollen. Daher stellt sich die Frage, ob
es einzelne vorgeschlagene Maßnahmen gibt, die sich mehr eignen umgesetzt zu wer-
den als andere Maßnahmen. Anhand der Kriterien ergibt sich eine Reihenfolge, welche
die Priorität der Umsetzung der Maßnahmen aufzeigt. Die Infomappe wird als letzte
Maßnahme angeführt, nicht weil es sich nicht lohnt, diese Maßnahme zu realisieren,
sondern weil sie eine Sonderstellung einnimmt. Diese Sonderstellung lässt sich da-
durch begründen, dass es sich bei der Infomappe um eine bereits „teilrealisierte Maß-
nahme“ handelt.
5.4.4.1 Umwelt-AG
Die Umwelt-AG ist in der Lage ein breites Interesse der SchülerInnen zu wecken, da
hier die unterschiedlichsten Themen (z.B. Organisation und Koordination der Energie-
detektive, Besichtigungen von Kraftwerken) durchgenommen werden. Dadurch unter-
stützt die Umwelt-AG interdisziplinäre Lernformen, was bedeutet, dass Methoden aus
verschiedenen Fachgebieten genutzt werden, um ein Thema zu behandeln. Ein Thema
wird somit aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Dies könnte den Zuspruch der
SchülerInnen erhöhen. Dadurch, dass für jeden Schüler und jede Schülerin interessan-
te Themen aufgegriffen werden können, besteht die Möglichkeit, dass die SchülerInnen
Interesse am Thema Energiesparen finden, womit Nachhaltigkeit gewährleistet werden
kann. Zudem besitzt die Schule eine Streuobstwiese, die in die Umwelt-AG miteinbe-
zogen werden kann. Außerdem können z.B. Kooperationen mit Partnern aus der nähe-
ren Umgebung stattfinden, was sicherlich einen Anreiz für die SchülerInnen schafft. Ein
weiterer positiver Aspekt ist, dass die Themen der Umwelt-AG so aufbereitet werden,
dass SchülerInnen verschiedener Altersstufen angesprochen werden.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Umwelt-AG eine gute Maßnahme ist, die an
der Martin-Niemöller-Schule umgesetzt werden kann.
5.4.4.2 Energiedetektive
Die Energiedetektive sind eine lohnenswerte Maßnahme, da bei konsequenter Anwen-
dung der Gesamtenergiebedarf der Schule gesenkt werden kann. Da eine konsequen-
te Anwendung jedoch mit der Motivation, dem Interesse und dem Engagement der
SchülerInnen steht und fällt, muss die Maßnahme ansprechend dargestellt werden.
Finden die SchülerInnen Spaß und Interesse an der Arbeit als Energiedetektive, kann
dies einen positiven Einfluss auf die Kenntnisse und das Bewusstsein der SchülerIn-
nen haben, wenn sie sehen, wie leicht und mit welchen Mitteln Energie zu sparen ist.
Haben die SchülerInnen einmal gesehen, wie leicht Energie zu sparen ist, wenden sie
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
78
es sicherlich in der Zukunft an, womit diese Maßnahme auf Nachhaltigkeit achtet und
das Prinzip der „Lernenden Schule“ angewendet wird.
Da die Aufgabe der SchülerInnen darin besteht, dass sie nach der letzten Stunde bzw.
in jeder Pause schauen, dass die Fenster geschlossen sind und das Licht ausgeschal-
tet ist, handelt es sich um eine Maßnahme, die von jeder Altersstufe durchgeführt wer-
den kann.
Aufgrund dieser Punkte sind die Energiedetektive eine gute Maßnahme, die an der
Martin-Niemöller-Schule umgesetzt werden kann.
5.4.4.3 Projekttage
Da an der Martin-Niemöller-Schule regelmäßig Projekte und Projekttage stattfinden, ist
diese Maßnahme in der Lage, interdisziplinäre Lernformen zu unterstützen und unter-
schiedliche Themenbereiche anzusprechen. An den Projekttagen, an denen alle Klas-
sen der Schule teilnehmen, können die interdisziplinären Lernformen nicht nur von
Schuljahr zu Schuljahr variiert werden, sondern auch innerhalb eines Schuljahres, da
jede Klasse an einem anderen thematischen Schwerpunkt arbeiten kann. Daher kann
ein breites Interesse aller SchülerInnen geweckt werden, da sich jeder angesprochen
fühlen sollte. Zudem kann die Maßnahme „Projekttage“ einen positiven Einfluss auf
das Bewusstsein der SchülerInnen in Bezug auf klimafreundliches Handeln haben,
weshalb der Aspekt der Nachhaltigkeit hier Beachtung findet. Zudem können die Pro-
jekttage auch in Kooperation mit dem Kreis Groß-Gerau stattfinden, was den Anreiz der
SchülerInnen nochmals erhöhen könnte. Am Ende sollen die Ergebnisse öffentlich prä-
sentiert werden. Da die SchülerInnen miteinander arbeiten, wird die Kooperationsfä-
higkeit, Teamfähigkeit und Selbständigkeit geschult. Hier wird das Prinzip der „Lernen-
den Schule“ angewendet. Bei dieser Maßnahme können neben den SchülerInnen auch
die LehrerInnen und Eltern mit einbezogen werden.
Ein Beispiel für eine bereits durchgeführte Maßnahme aus diesem Bereich ist in Form
eines einzelnen Projekttages im Anhang in der Infomappe beschrieben.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Projekttage an der Martin-Niemöller-Schule
zu empfehlen sind, da sie viele positive Aspekte für die SchülerInnen bieten.
5.4.4.4 Exkursionen
Dadurch, dass die SchülerInnen in die Planung und Durchführung der Exkursion ein-
gebunden werden, was die Kooperation unter den SchülerInnen fördert, wird das Prin-
zip der „Lernenden Schule“ angesprochen. Die Exkursionen sollen regelmäßig stattfin-
den und könnten dadurch ein breites Interesse wecken, das durch interdisziplinäre
Lernformen unterstützt werden könnte. Somit kann bei jeder Exkursion ein anderer
Schwerpunkt gesetzt werden. Zudem können Exkursionen in Kooperation mit anderen
Partnern stattfinden. Außerdem sind Exkursionen für SchülerInnen aktivierend, da sie
andere Lernorte kennenlernen. Je nach Aufbereitung der Exkursion werden SchülerIn-
nen verschiedener Altersstufen angesprochen sowie Lehrkräfte und Eltern, was als
positiv gewertet werden muss.
Bestandsanalyse und Maßnahmen
79
Exkursionen, die über mehrere Tage gehen und somit Übernachtungen erfordern oder
eintägige Exkursionen, die eine lange Bus- oder Bahnfahrt benötigen, sind problema-
tisch, da nicht alle Eltern in der Lage sind, das Geld dafür aufzubringen. Daher muss
geprüft werden, dass der Kostenfaktor so gering wie möglich gehalten wird, damit allen
SchülerInnen eine Exkursion ermöglicht werden kann.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Exkursionen eine Maßnahme darstellen,
die auf jeden Fall eingesetzt werden sollte, da sie eine Abwechslung zum Schulalltag
bietet. Die Exkursionen sollten jedoch preislich in einem erträglichen Rahmen gehalten
werden, damit allen SchülerInnen die Möglichkeit offen gehalten werden kann, daran
teilzunehmen.
5.4.4.5 Kunstunterricht
Im Kunstunterricht Hinweisschilder zu gestalten, ist eine Maßnahme, die nicht regel-
mäßig durchgeführt wird. Trotzdem dürfte es für die SchülerInnen eine interessante
Erfahrung sein, solche Schilder zu gestalten. Zudem können sich die SchülerInnen mit
den selbst gestalteten Schildern leichter identifizieren, wodurch sie deren Aussagen
mehr beachten werden, als wenn industriell gefertigte Schilder aufgehängt werden, die
oft unpersönlich und teuer sind und die SchülerInnen nicht ansprechen. Daher ist ein
großer Vorteil von selbst gestalteten Hinweisschildern, dass sie so gestaltet werden
können, dass sie die Aufmerksamkeit der SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern auf
sich ziehen. Somit wird das Bewusstsein der SchülerInnen in Bezug auf klimafreundli-
ches Handeln positiv beeinflusst, da sie die Aussagen bzw. die Anweisungen der Schil-
der umsetzen. Dadurch kann bei dieser Maßnahme auf Nachhaltigkeit geachtet wer-
den. Außerdem unterstützt die Maßnahme Hinweisschilder im Kunstunterricht zu ges-
talten die interdisziplinären Lernformen, da die inhaltliche Gestaltung in anderen Unter-
richtsfächern, wie z.B. Deutsch oder Physik, durchgenommen werden kann. Des Wei-
teren handelt es sich hierbei um eine Maßnahme, die von SchülerInnen verschiedener
Alterstufen durchgeführt werden kann. Werden die Hinweisschilder auch von allen Ak-
teuren berücksichtigt und umgesetzt, kann der Gesamtenergiebedarf an der Schule
gesenkt werden.
Die Maßnahme ist somit empfehlenswert, um sie in der Martin-Niemöller-Schule umzu-
setzen.
5.4.4.6 Umgestaltung der Klassenzimmer
Die Umgestaltung der Klassenzimmer der Martin-Niemöller-Schule stößt sehr wahr-
scheinlich auf ein breites Interesse bei den SchülerInnen, da sie sich aktiv daran betei-
ligen können ihre Klassenzimmer neu zu gestalten. Dadurch wirkt die Maßnahme akti-
vierend und motivierend für die SchülerInnen sowohl während der Aktion als auch zeit-
lich überdauernd, da ihre Ergebnisse täglich sichtbar sind. Diese Maßnahme könnte
beispielsweise im Rahmen der Projekttage durchgeführt werden. Positiv anzumerken
ist, dass hiermit interdisziplinäre Lernformen unterstützt werden können und dass
SchülerInnen aller Altersstufen angesprochen werden. Auf den ersten Blick hat diese
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
80
Maßnahme zwar wenig mit dem Thema Klimafreundlichkeit zu tun. Schaut man aber
genauer hin, so lassen sich Parallelen finden. So könnten Pflanzen zur Begrünung des
Raumes gekauft oder gezogen werden, die im Rahmen des Biologieunterrichts genau-
er untersucht und betrachtet werden. Weitere Vorschläge zur Raumgestaltung wurden
bereits weiter oben im Handlungsfeld Raumklima beschrieben. Da die SchülerInnen
die Klassenzimmer zusammen gestalten, wird die Teamfähigkeit, Selbständigkeit und
Kooperationsfähigkeit geschult. Ein Nachteil dieser Aktion ist sicherlich, dass Farbe
gekauft werden muss, was diese Maßnahme kostenintensiv macht.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass den meisten SchülerInnen die Umsetzung der
Maßnahme Spaß machen wird, da es sich um eine abwechslungsreiche Maßnahme
handelt. Jedoch wird die Maßnahme nicht oder nur sehr gering zum Senken des Ge-
samtenergiebedarfs der Schule beitragen.
5.4.4.7 Infomappe
Die Infomappe dient der Lehrerschaft als Anregung für ihren Unterricht und für außer-
schulische Projekte und Aktivitäten. Das Thema Klimaschutz findet sich im Lehrstoff
vieler verschiedener Fächer wieder, so dass eine Kooperation der Fachgebiete nötig
ist. Die Infomappe zeigt die Vielfältigkeit der Bearbeitung des Themas Klimaschutz im
Unterricht auf und bietet Lösungsansätze. Die Inhalte der Infomappe sprechen sowohl
die Unterstufe (Hinweisschilder erstellen) als auch die Mittelstufe und Oberstufe (Klima
Quiz) an. Somit ist diese Infomappe für LehrerInnen jeder Jahrgangsstufe interessant.
Durch Eigeninitiative seitens der LehrerInnen als auch der SchülerInnen kann die In-
fomappe mit neuen Materialien und Ideen gefüllt werden und bietet so eine Sammlung
an Ausflugszielen und Projekten für die nachfolgenden Klassen. Durch das Weiterar-
beiten an der Mappe und dem Erfahrungsaustausch steht die Maßnahme ganz im
Rahmen der Nachhaltigkeit.
5.4.5 Zusammenfassende Anmerkungen
Allgemein kann zu diesem Handlungsfeld gesagt werden, dass Veränderungen in die-
sem Bereich sowohl finanzierbar als auch realisierbar sind, was als positiv bewertet
wird. Dies liegt daran, dass es an der Schule schon Maßnahmen gab bzw. gibt, die in
die Richtung Klimaschutz und Umweltfreundlichkeit gehen. Diese müssen wieder auf-
genommen oder weiterentwickelt werden. So besitzt die Schule eine Streuobstwiese in
der näheren Umgebung, die gut mit in die Maßnahmen eingebaut werden kann. Um
den Lehrkräften die Realisierung von Ausflügen oder Projekten zu erleichtern, wurde
von unserer Projektgruppe eine Infomappe entwickelt und erstellt, die sich mit Ideen
zum Thema Klimaschutz und Umweltfreundlichkeit beschäftigt. Durch die verschiede-
nen Veranstaltungsmöglichkeiten sollen der Lehrerschaft Ideen gegeben werden, wie
sie das Thema Klimaschutz in ihren Unterricht einbringen können.
Nicht jede der vorgeschlagenen Maßnahmen würde den Gesamtenergiebedarf der
Schule reduzieren. Die meisten vorgeschlagenen Maßnahmen befassen sich mehr
theoretisch mit dem Thema oder zeigen auf, wie Energiesparen funktioniert. Da die
Bestandsanalyse und Maßnahmen
81
einzelnen vorgeschlagenen Maßnahmen jedoch regelmäßig stattfinden sollen, können
die SchülerInnen dafür sensibilisiert und angeregt werden in ihrem Alltag ein angemes-
senes Umweltbewusstsein zu zeigen, wodurch der Aspekt der Nachhaltigkeit gesichert
werden kann. Durch die Regelmäßigkeit und dadurch, dass ein breites Interesse der
Schülerschaft geweckt werden soll, kann deren Bewusstsein in Bezug auf klimafreund-
liches Handeln positiv beeinflusst werden. Zudem können bei verschiedenen vorge-
schlagenen Maßnahmen, wie Exkursionen oder Projekttagen, Kooperationen mit dem
Kreis Groß-Gerau stattfinden. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass die Schule durch
die vorgeschlagenen Maßnahmen ein interdisziplinäres Lernkonzept unterstützten
würde. Durch die vorgeschlagenen Maßnahmen, die das Thema Klimaschutz und
Umweltfreundlichkeit aus verschiedenen Perspektiven beleuchten, können verschiede-
ne Altersstufen und unterschiedliche Akteursgruppen (Eltern, SchülerInnen und Lehr-
kräfte) angesprochen werden. Dadurch, dass viele der vorgeschlagenen Maßnahmen
eigenständiges und kreatives Handeln und Experimentieren der SchülerInnen verlan-
gen, könnte das kooperative Lernen gefördert werden. Aber selbst wenn nicht alle
SchülerInnen sich an den vorgeschlagenen Maßnahmen beteiligen würden, wären sie
zumindest über das Klimaschutz-Konzept an ihrer Schule informiert.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es sich lohnt die schon etablierten Maß-
nahmen zu erweitern und einzelne vorgeschlagene Maßnahmen in das Schulkonzept
aufzunehmen, da die SchülerInnen sich meist eigenständig mit dem Thema Klima-
schutz und Umweltfreundlichkeit beschäftigen können. Durch eine interessante und
kognitiv herausfordernde Gestaltung des Unterrichts können die SchülerInnen ihr Wis-
sen mit in den Alltag übernehmen, was den Aspekt der Nachhaltigkeit sichern kann.
Damit bietet das vorgeschlagene Maßnahmenpaket für die Schule eine gute Möglichkeit,
zu einer klimafreundlichen und energieeffizienten Martin-Niemöller-Schule zu werden.
5.5 Lehrplan und institutionelle Rahmenbedingungen
5.5.1 Bestandsanalyse und Bewertung
Die allgemeinen hessischen Lehrplanvorgaben beinhalten vielfältige Vorschläge zum
Thema Klimaschutz in vielen Fächern, die zum großen Teil auch aufgegriffen werden.
Erfahrungen aus anderen Schulen zeigen indes, dass die Umsetzung dieser Lehrpläne
von den einzelnen Lehrkräften abhängt und es meist keinen Informationsaustausch
darüber gibt, inwiefern die vorgeschlagenen Themen auch wirklich durchgenommen
und auf die Inhalte in den anderen Fächern abgestimmt worden sind. Dies ist insofern
an einer IGS z.T. anders, als sich alle Fachlehrer in Koordinationskonferenzen über die
Themen austauschen, die in den in Kursen angebotenen Fächern unterrichtet werden.
Die Unterrichtsfächer, die für das Thema Klimaschutz besondere Relevanz haben,
werden allerdings außer Chemie und Physik gerade nicht in Kursen unterrichtet. Zur
Themenabstimmung müsste es daher statt der typischen Konferenzen zur Koordinati-
on der Themen eines Faches Konferenzen geben zur fachübergreifenden Koordination
aller parallel in einem Jahrgang oder zumindest aller in einer Klasse unterrichtenden
Lehrkräfte. Dies ist organisatorisch schwierig umsetzbar.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
82
Ein prinzipieller Vorteil für einen fachübergreifenden Ansatz einer IGS ist die generell
im Klassenverband unterrichtete Gesellschaftslehre. Hier werden Aspekte aus Erdkun-
de, Sozialkunde und Geschichte sinnvoll aufeinander bezogen. Allerdings werden As-
pekte aus den Naturwissenschaften nur sporadisch oder nach Interesse der Lehrkräfte
einbezogen, sie wären jedoch beim Thema Klimaschutz immer thematisch nahe lie-
gend. Hier liegt sogar ein besonderes Problem der IGS darin, dass sie die Themen-
wahl nicht direkt aus dem hessischen Rahmenplan entnehmen kann, sondern nach
den Handreichungen vorgehen soll. Diese Handreichungen für die IGS stellen Themen
zusammen z.B. in Gesellschaftslehre aus den Fächern Sozialkunde, Geschichte und
Erdkunde aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Die Quervernetzungen, die
dort zu finden sind, beziehen sich dann allerdings auf die Fächer aus der jeweiligen
Schulform und sind dann oft nicht passend für den Lehrplan an der IGS. Zum Beispiel
verweist die Handreichung Biologie 9. Klasse auf den Lehrplan der Realschule und
dort finden sich dann als Querverweise „Realschule Erdkunde 9.5“ und „Chemie 9.5“. Es bleibt dabei unklar (für eine Lehrkraft, die diese Fächer nicht unterrichtet), wo sich
die entsprechenden Inhalte in dem Curriculum der IGS befinden. Im Rahmenplan Ge-
sellschaftslehre, der alternativ als Vorlage in Frage käme, finden sich gar keine konkre-
ten Querverweise. Solch einen ausgearbeiteten Rahmenplan gibt es für die Fächer
Physik, Chemie und Biologie an einer IGS gar nicht, nur für das Fach Naturwissen-
schaften. In diesem Fach können die naturwissenschaftlichen Aspekte leichter zusam-
mengebracht und auf die Lebenswelt bezogen werden. Es wird im Rahmenplan mitun-
ter sogar auf die gesellschaftliche Relevanz hingewiesen. Diese Art naturwissenschaft-
lichen Unterrichts gibt es an der MNS obligatorisch nur in Klasse 5 und 6.
Jede Kommission die einen internen Lehrplan einer IGS mit dem Schwerpunkt Klima-
schutz erstellen will, muss die relevanten Querverbindungen bei den einzelnen The-
men erst durch Austausch zwischen den Fachbereichen herstellen. Das ist mühsam
und würde erst dadurch fruchtbar, wenn zugleich auch Strukturen etabliert werden, die
zur Koordination dieser Querverbindungen im Schulalltag geeignet sind. Hier sehen wir
wichtige Ansätze für das angestrebte neue Schulprofil.
So wie die Situation zurzeit an der Martin-Niemöller-Schule ist, wird die Koordination
der für Klimaschutz relevanten Themen mit zunehmender Jahrgangsstufe schwieriger.
Es müssten sich dazu absprechen:
in Klasse 5/6: Lehrkraft Gesellschaftslehre (KlassenlehrerIn) und Fachlehrkraft Na-
turwissenschaft (Nawi) und evtl. weitere
in Klasse 7: Lehrkräfte Gesellschaftslehre, Biologie und Physik, evtl. Wahlpflicht-
lehrkräfte Naturwissenschaften (WP Nawi)
in Klasse 8: Lehrkräfte Gesellschaftslehre, Biologie, Chemie, Physik, evtl. WP Nawi
in Klassen 9 und 10: Lehrkräfte Gesellschaftslehre, Biologie, Chemie (E und G-
Kurs), Physik (E und G-Kurs), evtl. WP Nawi.
Durch den Einbezug anderer relevanter Fächer (Arbeitslehre, Ethik, aber auch Haupt-
fächer wie Deutsch) sowie durch das gezielte Aufgreifen entsprechender Themen in
den Fremdsprachen würde sich der Kommunikationsbedarf weiter erhöhen.
Bestandsanalyse und Maßnahmen
83
Hier fällt auf, dass gerade durch die ständige Präsenz des Themas in den unterschied-
lichsten Fächern und Klassenstufen eine konzentrierte Projektarbeit mit fächerübergrei-
fender Ausrichtung angemessen wäre. Dies könnte durchaus auch verschiedene Klas-
senstufen gleichzeitig betreffen.
Projektarbeit geschieht an der MNS ausdrücklich zu diesem Thema in Klasse 7. Hier
liegt zwar der Schwerpunkt auf dem Erlernen der Methode, der inhaltliche Aspekt wird
aber bei der Bewertung wohl ebenfalls wichtig genommen. Betreuung und Beurteilung
geschehen hier vornehmlich durch den Klassenlehrer, der an der MNS auch stets Ge-
sellschaftslehre unterrichtet und daher im Bereich Umwelt- und Klimaschutz schon al-
lein aufgrund des Lehrplans eine gewisse Expertise haben muss, um dieses Thema
auch inhaltlich angemessen bewerten zu können.
Das Thema „Vom Wetter und seinen Erscheinungen“ in Naturwissenschaften in Klasse
5 und 6 böte ebenfalls Anknüpfungsmöglichkeiten für eine bewusste Ausweitung des
Themas auch in die Gesellschaftswissenschaften.
Viele der Klimaschutzthemen sind allerdings inhaltlich anspruchsvoll und müssten ge-
zielt für höhere Jahrgänge konzipiert werden. Dies könnte von den Klassenlehrern ko-
ordiniert werden, da sie Gesellschaftslehre unterrichten unter Hinzuziehung der Fach-
lehrer, welche die naturwissenschaftlichen Fächer (z.T. differenziert!) in den höheren
Klassen unterrichten oder umgekehrt. Querverbindungen zu weiteren Fächern könnten
dann fakultativ und nach Interesse hinzugenommen werden. Eine Umstellung auf das
Fach Naturwissenschaften auch in den höheren Klassen könnte diese Koordinations-
arbeit erleichtern, wenn im dafür zu schreibenden internen Lehrplan von Anfang an auf
die Querverbindungen zur Gesellschaftslehre geachtet würde.
Das gute Kommunikationsklima an der Schule lässt hoffen, dass die Anstrengungen
zur Umwandlung der Schule in eine nachhaltige und klimafreundliche Schule auf viele
Schultern verteilt werden können. Eine Umgestaltung der Konferenzstruktur, die evtl.
im Zusammenhang mit einer Umstrukturierung der Schule in eine Ganztagsschule so-
wieso ansteht, müsste unter anderem durch das gemeinsame Interesse geleitet sein,
der Schule inhaltlich mehr Lebensrelevanz zu geben. Dazu bieten sich Umweltthemen
mit all ihren naturwissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Aspekten an, da sie
im Leben der kommenden Generationen ganz sicher eine zunehmend wichtige Rolle
spielen werden.
5.5.2 Beschreibung der Maßnahmen
Im Folgenden werden zunächst vier Kategorien von Vorschlägen vorgestellt, die sich
aus allgemeinen Überlegungen zur Qualitätsentwicklung sowie aus dem besonderen
Aspekt der Etablierung einer klimafreundlichen Schule ergeben. Dabei wird hier be-
wusst nicht an jeder Stelle unterschieden zwischen lernenden SchülerInnen und ler-
nenden LehrerInnen oder anderen Akteuren in der Schule. Alle Beteiligten müssen
dazulernen auf dem Weg zu einer Umgestaltung. Abschließend folgen in diesem Kapi-
tel Vorschläge zur didaktischen Umsetzung anhand der Leitidee in den Leitlinien „Kopf,
Herz und Hand“.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
84
Die vier gewählten Maßnahmenkategorien stellen verschiedene Handlungsansätze
dar, weisen aber durchaus auch Überschneidungen auf:
1. Entwicklung transparenter Kommunikation
2. Prozessentwicklung/Formalisierung
3. Internalisierung externer Expertise
4. Etablierung horizontaler Verantwortlichkeitsstrukturen
Diese Reihenfolge beinhaltet keine Wertung der Wichtigkeit, sie dient nur der Über-
sichtlichkeit. Alle vier Komponenten sind zunächst gleich wichtig. Konkrete Umset-
zungsbeispiele zu diesen Maßnahmen finden sich in der Infomappe, die dem Gutach-
ten beiliegt. Zu jeder dieser vier Kategorien ist im Folgenden eine ganze Reihe von
konkreten Vorschlägen aufgelistet, die umsetzbar wären auf dem Weg in eine klima-
freundliche Schulzukunft. Diese Vorschläge sollen als Ideensammlung verstanden
werden. Sie sollen der Anregung dienen und die MNS auf ihrem eigenen Weg in Rich-
tung klimafreundliche Zukunft unterstützend begleiten. Die institutionellen Rahmenbe-
dingungen als Handlungsfeld unterscheiden sich strukturell von den anderen Hand-
lungsfeldern. Was sie anbelangt, ist eine Umgestaltung zu mehr Klimafreundlichkeit nur
als schulimmanenter Prozess denkbar, an dem vor allem die Lehrkräfte und die Schul-
leitung der MNS zu beteiligen sind. Aufgrund dessen verbietet sich an dieser Stelle
eine Bewertung und Empfehlung konkreter Maßnahmen von außen. Auf eine Bewer-
tung und Empfehlung einzelner konkreter Maßnahmen wurde aus diesen Gründen
explizit verzichtet.
Eine Bewertung anhand der Kriterien (siehe Kap. 3) könnte überdies nur für einzelne
Maßnahmen aufgeführt werden, nicht für die aufgeführten vier Kategorien. Wir schla-
gen vor, dass die Verantwortlichen in Lehrerkollegium und Schulleitung diese Kriterien
bei der Auswahl einzelner Umsetzungsmaßnahmen selbst ins Gedächtnis rufen und
anlegen. So kann gewährleistet werden, dass die Maßnahmen insgesamt möglichst
auch viele der erwünschten Ziele erreichen.
1. Entwicklung transparenter Kommunikation
Schulleitung, Lehrkräfte und alle weiteren relevanten Personen …
gestalten Entscheidungen aller Personen transparent, dazu werden Prozesse for-
malisiert.
durchbrechen etablierte Strukturen innerhalb des Lehrerkollegiums, z.B. ändern sie
die Sitzordnung im Lehrerzimmer, bilden Lehrerteams/Lehrertandems bewusst mit
verschiedenen Schwerpunkten, um voneinander zu lernen.
schaffen Kommunikationsräume, z.B. Schwarzes Brett etc., ermöglichen aber auch
Kritik z.B. durch einen „Kummerkasten“. gestalten interdisziplinären, bilateralen Unterricht. Das ist als Übergang zu denken,
um Erfahrungen zu sammeln auf dem Weg zu multilateraler Unterrichtsplanung/-
gestaltung.
Bestandsanalyse und Maßnahmen
85
fördern die Kommunikation zwischen allen durch die Schule betroffenen Individuen
z.B. durch Zukunftswerkstätten unter Einbeziehung von Eltern, Anwohnern, Politik,
Verwaltung usw.
bauen Kontakte auf und pflegen sie. Vorbilder und Synergien werden genutzt, wel-
che sich z.B. durch einen Wettbewerb „Umweltschule“ aufbauen lassen und als
Grundlage zur Weiterentwicklung dienen.
etablieren Netzwerke, finden Partnerschulen, welche ähnliche Schwerpunktsetzun-
gen haben. Sobald an der eigenen Schule genügend Know-how zur Verfügung
steht, bauen sie Kontakte auf zu Schulen, die dieses Thema bislang in keiner Weise
bearbeiten. Nicht nur Schüleraustausch, sondern auch Lehreraustausch.
tauschen sich mit KollegInnen anderer Schulen aus.
bauen eine multimediale Plattform der Schule auf, angelehnt an das Projekt MyPaed
der TU Darmstadt Fachbereich Pädagogik: Aufbau einer FAQ, Linksammlung etc.
bringen ihre eigene Expertise zur allgemeinen Nutzung ein, z.B. diejenigen Lehrkräf-
te werden dazu aufgerufen, die durch ihre besondere Fächerkombination naturwis-
senschaftliches Fach (z.B. Biologie) und gesellschaftswissenschaftliches Fach (z.B.
Politologie) die inhaltlichen Zusammenhänge leicht sehen.
2. Prozessentwicklung/Formalisierung
Schulleitung, Lehrkräfte und alle weiteren relevanten Personen …
nehmen ambitioniert teil am Wettbewerb "Umweltschule – Lernen und Handeln für
unsere Zukunft". Regionaler Ansprechpartner ist Frau Winkler vom Naturschutzzent-
rum Bergstraße, Lehrbeauftragte an der TU Darmstadt.
aktualisieren bzw. erstellen einen Schulentwicklungsplan mit dem Schwerpunkt Kli-
maschutz/Energieeffizienz.
entwickeln und revidieren stetig einen geeigneten Evaluationsprozess.
nutzen die landesweite Schulinspektion durch das IQ (Institut für Qualitätsentwick-
lung) als Chance. Bis Ende nächsten Jahres sollen alle Schulen Hessens erfasst
worden sein. Arbeitsgruppen nutzen Referenzrahmen von IQ zur Vorbereitung.
erstellen eine zentrale Informationsquelle von akkumuliertem Wissen, möglichst all-
gemein zugänglich, z.B. als Teil der Schulhomepage. Übernahme von Patenschaf-
ten durch SchülerInnen/Klassen/LehrerInnen in Form von Gestaltung und Aktualisie-
rung, z.B. Homepagepflege.
stellen Mittel zum Erwerb von didaktischen Fachzeitschriften aus dem Bereich bereit
bzw. planen sie ein. Der öffentliche Zugang zu entsprechender Literatur im Rahmen
einer Schulbibliothek inklusive Leseecken wird ermöglicht.
gebrauchen die Zeitschriften aktiv z.B. durch Vorstellung von Artikeln in Konferenzen.
etablieren Schule als interdisziplinäre Fortbildungsplattform in Kooperation mit regi-
onalen Anbietern bzw. der Naturschutzakademie Hessen/einem Ministerium.
beziehen andere Netzwerke ein, unter anderem werden die vorhandenen generati-
onsübergreifenden Kooperationen ausgebaut und genutzt.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
86
verfolgen einen integrativen Ansatz bei der Entwicklung des internen Lehrplans
(Beispiel siehe Infomappe). Bezüge zum Klimaschutz werden möglichst an vielen
Stellen hergestellt und betont. Der naturwissenschaftliche Unterricht soll ebenso für
geisteswissenschaftliches und musisches Wissen geöffnet werden, z.B.: Philoso-
phieren mit Kindern zum Thema „Anfänge der Wissenschaft“. Solche Bezüge und
„fachfremde“ Aspekte werden in Lernkontrollen auch bewertet.
fördern und fordern die Gestaltungskompetenz in allen Bereichen der Schulausbil-
dung.
entwickeln neue integrative Lehr-Lern-Konzepte. Z.B. wird eine Umwelt-AG in unte-
ren Klassen etabliert, die weiter geführt wird als interdisziplinäres Wahlpflichtfach in
höheren Klassenstufen. Inhaltliche Entwicklung kann auch geschehen durch Projek-
te in Abschlussklassen/in Kooperation mit externen Partnern, z.B. Organisation ei-
ner Umwelt-Rallye.
3. Internalisierung externer Expertise
Schulleitung, Lehrkräfte und alle weiteren relevanten Personen …
ergänzen die interne Evaluation durch externe Expertise. Externe Evaluation kann
durch den Förderverein oder von diesem beauftragter Organisationen vollzogen
werden.
bieten und ermöglichen Fortbildungen für alle Angestellten der Schule (ausgenom-
men externe Dienstleister).
stellen Lehrkräfte für Besuche von Fachmessen/Konferenzen etc frei.
organisieren pädagogische Tage mit dem Schwerpunkt Bildung nachhaltiger Ent-
wicklung, mit gemeinsamen Exkursionen zu Naturschutz-/Umweltzentren mit an-
sprechenden Programmen.
wählen gezielt geeignete (zertifizierte) Schullandheime aus (vgl. Licherode, 2009).
prüfen kritisch etablierte Konzepte, welche von außen an die Schule herangetragen
werden bzw. bekannt sind und diskutieren die Übernahme der Ideen.
4. Etablierung horizontaler Verantwortlichkeitsstrukturen
Schulleitung, Lehrkräfte und alle weiteren relevanten Personen …
strukturieren Fachkonferenzen in „Integrationskonferenzen“ um. Diese mögliche
Umbenennung wäre ein nach außen getragenes Zeichen und hieße: wir gestalten
unsere Zusammenarbeit gezielt fachübergreifend.
beziehen Hausmeister in Konferenzen und Verwaltungsentscheidungen ein.
nutzen SV-Stunden als mögliche, fachübergreifende Diskussionsplattform – organi-
siert von SchülerInnen und nicht als zusätzliche Stunde eines Fachunterrichts.
sortieren angefangene Liste der Artikel in didaktischen Zeitschriften nach Fächern
und auch mit integrativen/fachübergreifenden Aspekten, alle Beteiligten legen diese
Datenbank gemeinsam an und regen an zur Fortführung (siehe Beispiele in der In-
fomappe).
Bestandsanalyse und Maßnahmen
87
stellen Bezüge zur aktuellen Kunst und Musik her und verstehen dies als Heraus-
forderung. Sie führen die angefangene Liste von Musik (Liedern/Texten) zum Thema
fort und regen an zum Weiterführen der Sammlung (siehe Beispiele in der Infomap-
pe). In Kunst-/Medienerziehung werden entsprechende Filme einbezogenen z.B.
„Koyanisqaatsi“ oder „Eine unbequeme Wahrheit“.
5.5.3 Einordnung in Leitidee und die Leitlinien
Die allein auf den ersten Blick zaghaft formulierte Leitidee „Mit Kopf, Herz und Hand –
fit für eine klimafreundliche Zukunft“ bildet den Schirm, unter dem sich alle Maßnah-
men vereinen sollen.
Wie passen im Bereich Schule als Institution die drei Leitlinien zusammen? Einige
Überlegungen dazu:
Es mag verwegen erscheinen die Schulleitung als Kopf der Schule zu bezeichnen.
Doch so, wie dem Kopf eine Vielzahl von Funktionen und Aufgaben in der Verhaltens-
steuerung zukommen, so sieht sich die Schulleitung einer Vielzahl an Koordinierungs-
aufgaben im System Schule gegenüber. Jedweder Versuch, Strukturen zu verändern,
bedarf des Wohlwollens der Schulleitung. Das mag mitunter Anlass zu Kritik geben,
doch zeigen Entwicklungen im Schulalltag, dass eine Veränderung ohne Unterstützung
durch die Schulleitung nicht durchzusetzen ist. Wie bereits erwähnt, hat sich bei der
Schulleitung der Martin-Niemöller-Schule das Bewusstsein für ein Umdenken entwi-
ckelt, welches sich nun auf die gesamte Organisation mit seinen Mitgliedern, aber auch
Betroffenen ausbreiten soll. Um dieser Entwicklung nicht entgegenzustehen, sie ja ge-
radezu zu beflügeln, ist die Entwicklung transparenter Kommunikation von entschei-
dender Bedeutung, um bei allen Beteiligten ein Verständnis und Bewusstsein zu entwi-
ckeln, aber auch um die Akzeptanz zu erhöhen bzw. zu befördern.
Die Leitlinie Herz steht für das soziale Miteinander. Es wird im Kollegium, ebenso wie
zwischen den SchülerInnen, vorwiegend mittels der Kommunikationsmedien Sprache
und Schrift ausgedrückt. Die Entwicklung transparenter Kommunikation soll vor allem
zur individuellen Identifikation mit dem Projekt Klimafreundliche Schule führen. Bei al-
len Kommunikationsformen ist dementsprechend darauf zu achten, dass der „Um-
gangston“ stimmt; gleichgültig ob unter SchülerInnen in Gruppenarbeiten oder beim
Frontalunterricht oder ob im Lehrerkollegium bei Konferenzen. Die soziale Funktion der
Sprache will gepflegt und beachtet sein, denn ohne „Herz“ wird es keine Identifikation
geben mit dem Thema. Die bereits im Kollegium vorhandene Offenheit soll gepflegt
und weiter eingeübt und ausgebildet werden. Mögliche wünschenswerte Ansätze dazu
sind Mitspracherecht der SchülerInnen in Klimaschutzprojekten, Lehrertandems, die
sich über Erfahrungen mit neuen Unterrichtsformen und über Fortbildungsinhalte aus-
tauschen, ein schwarzes Brett oder auch ein Kummerkasten speziell für das Thema
Schulentwicklung. Seine Meinung sagen zu können ist aber nur der erste Schritt. Dazu
muss die Fähigkeit erlernt und geübt werden, sich in seine Mitmenschen hineinverset-
zen zu können, um auch deren Standpunkte nachvollziehen zu können. Gerade beim
Thema Energiesparen ist die Kommunikation auch mit allen anderen Schulbenutzern
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
88
und Verantwortlichen von großem Vorteil, sei es mit dem Hausmeisterteam oder mit
der Reinigungsfirma. Nicht zuletzt die Vereine, die das Haus außerhalb der Schulzeit
nutzen, wollen freundlich und kompetent informiert, einbezogen und gehört werden.
Wertschätzende Kommunikation muss gefördert werden, damit alle mit Herz bei der
Sache sind.
Die Etablierung horizontaler Verantwortlichkeitsstrukturen ist unseres Erachtens ein
geeigneter Weg, um dorthin zu kommen. Das Lehrerkollegium übernimmt zuerst im
Kleinen, dann in zunehmend größeren Kreisen die Verantwortung dafür, dass Klima-
schutz praktisch zum selbstverständlichen Teil der Schule wird. Dazu gehören die Um-
gestaltung der Fachkonferenzen in fachübergreifende Konferenzen, die Übernahme
von internen Fortbildungsmaßnahmen in selbst gewähltem Umfang und alle anderen
unter dieser Rubrik aufgeführten Maßnahmen.
Die dabei erhoffte Internalisierung externer Expertise geht vom Kopf zuerst zum Herz
und erst von da zur handelnden Umsetzung und dies oftmals nur mit Mühe. Den Weg
zu kennen, heißt noch nicht, den Weg auch gehen zu können. Wissen über klimarele-
vante Fakten und Ideen zur fachübergreifenden Arbeit gibt es zur Genüge (siehe Lied-
beispiel, Lehrplanausschnitt und die Liste von Artikeln aus didaktischen Schulzeitschrif-
ten in der Infomappe). Diese Ideen wollen „nur“ angewendet werden. Dafür müssen
durch die Schulleitung Anreize und Rahmenbedingungen geschaffen werden, die ei-
nerseits, wie oben angemerkt, die Bereitschaft zur Übernahme der Ideen erhöht, ande-
rerseits auch Wege zeigt, wie diese Wege in der laufenden Schulpraxis erlernt werden
können. Der Schlüsselbegriff für diese Rahmenbedingungen lautet Prozessentwick-
lung/Formalisierung. Eine externe Evaluierung oder aber ein selbst aufgebauter innerer
Druck ermöglichen es, die Handlungsfreiheit und Unabhängigkeit der Schule zu wah-
ren und zu vergrößern. Was anfangs nach viel Arbeit aussieht, wandelt sich am Ende
in eine neue Freiheit z.B. weil durch vorgeplante Stunden und erfolgreich von anderen
ausgearbeitete Klassenausflüge, die man übernehmen kann, freie Zeit entsteht. Diese
freie Zeit soll wieder zur Reflektion und Weiterentwicklung genutzt werden, so dass der
Nachhaltigkeitsgedanke mehr und mehr zum Tragen kommen kann. Was durch diese
Arbeit aufgebaut wird, muss daher gesammelt, erhalten und weitergegeben werden
innerhalb des Kollegiums und an neue MitarbeiterInnen, aber auch von Schülergenera-
tion zu Schülergeneration. Hier sei ausdrücklich verwiesen auf die Maßnahme „Info-
mappe“. Sie hat unter anderem genau diese Funktion, eine Datenbank der Erfahrun-
gen zu sein. Ein Anfang wurde hiermit gemacht, viel mehr kann und sollte von Seiten
der Schule dazu kommen.
Das erworbene Wissen dann auch weiterzugeben an andere Schulen und die positive
Aufnahme durch die Presse erleichtern die Identifizierung mit seiner Arbeit für Schüle-
rInnen genauso wie für Lehrkräfte und Schulleitung.
Hände können bewegen, können aber auch Hilfe gebend ausgestreckt werden. Auch
die zweite Aufgabe kommt der Schule als Organisation zu, dass sie alle Personen-
gruppen gleichermaßen unterstützt, um das noble, wenn auch abstrakte Ziel einer
nachhaltig entwickelten Schule zu verwirklichen. Es ist wichtig, dass Prozesse entwi-
ckelt werden, die ein Handeln ermöglichen, vor allem aber, dass verkrustete Strukturen
Bestandsanalyse und Maßnahmen
89
aufreißen und sich positiv verändern. Es ist auch für die Lehrkräfte entscheidend, dass
sie ihren SchülerInnen Hilfestellung anbieten, wie auch, dass sie tatsächlich praktisch
etwas an und für ihre Schule tun, sei es im Gemüsegarten, am Teich oder auf der
Obstwiese. Nicht zuletzt sollen ja die SchülerInnen in der Schule Fertigkeiten für heute
und für ihr zukünftiges Leben erlernen, auch und gerade im Bereich nachhaltig klima-
bewusster Lebensführung. Klimafreundlich essen, sich kleiden, in Urlaub gehen und
die Freizeit gestalten sind keine abstrakten Lehrinhalte. Diese Fertigkeiten wollen ge-
übt und getan sein.
5.5.4 Fazit zu den Maßnahmen
Die internen Kommunikationswege und vorhandenen Strukturen der MNS können und
sollen von außen nicht bewertet und verändert werden. Dennoch werden in diesem
Kapitel zahlreiche konkrete wie auch allgemein-pädagogische Hinweise gegeben, wie
die Thematik in der Institution Schule umgesetzt werden kann. Dazu gehört zunächst
die intensive Beschäftigung mit den vorhandenen inhaltlichen Vorgaben der hessi-
schen Lehrpläne zum Thema. Dazu wurden einige Hinweise gegeben. Daraufhin müs-
sen sich Fachleute aus den verschiedenen Fachbereichen zur Bearbeitung des schul-
internen Curriculums zusammenfinden. Zur dauerhaften interdisziplinären Umsetzung
des angestrebten Curriculums ist es dann auch nötig, die Konferenzstruktur der Schule
zu überdenken und gezielt an die regelmäßige und projektorientierte Zusammenarbeit
anzupassen. Die Partizipation aller Beteiligten und ein transparentes Kommunikations-
system ist dabei besonders im Auge zu behalten, damit das Projekt „Klimafreundliche
und energieeffiziente MNS“ auch von möglichst vielen Beteiligten bewusst und gerne
angenommen und in ihre persönliche Agenda aufgenommen wird.
5.6 Ergänzung zur Bestandsanalyse
5.6.1 Abfallwirtschaft
Im Fall des Abfallwirtschaftskonzepts war zu klären, ob eine Optimierung der Abfall-
sammlung und -entsorgung oder eine energetische Nutzung des Abfalls möglich ist,
auf Basis des bestehenden Systems.
Nach dem Treffen mit Herrn Unger und der Nachfrage über das bestehende Abfallwirt-
schaftskonzept wurde klar, dass der Gedanke den Abfall nutzbar zu machen durch bei-
spielsweise eine Biogasanlage oder eine Müllverbrennungsanlage bei diesen geringen
Mengen überzogen und Kosten/Nutzen faktormäßig ineffektiv ist. Aus diesem Grund
haben wir uns an dieser Stelle gegen eine Weiterentwicklung des Handlungsfeldes
„Abfallwirtschaft“ entschieden.
5.6.2 Zentrale Versorgungsstruktur
Eine zentrale Steuerung und Überwachung sämtlicher Anlagen der Schule ist insofern
problematisch, da dazu sämtliche Gebäude einer Grundsanierung und Ausstattung mit
der nötigen Technik unterzogen werden müssten.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
90
Selbstverständlich können in Absprache mit dem Architekturbüro in Leipzig im neuen
Naturwissenschaftlichen Trakt Vorkehrungen getroffen werden, jedoch muss dies als
langfristiges Projekt angesehen werden.
Da die Kosten für die Ausstattung aller Gebäude mit der nötigen Technik im Verhältnis
zu dem gewonnenen energiesparenden Nutzen viel zu hoch wären, wird das Hand-
lungsfeld „Zentrale Versorgungsstruktur“ nicht weiter verfolgt.
5.7 Abschließendes Fazit aller Maßnahmen
Zu diesem Kapitel kann festgehalten werden, dass es eine Reihe an Maßnahmen gibt,
die die Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit der MNS steigern können. Gerade im
pädagogischen Bereich wurden Ideen und Anregungen entwickelt, die bei entspre-
chender Integration in den Unterrichtsalltag das Bewusstsein und Verständnis der
SchülerInnen nachhaltig beeinflussen werden. Neben den pädagogischen sind jedoch
auch technische bzw. bauliche Maßnahmen notwendig, die den Energiebedarf der
Schule langfristig senken können. Auch diesbezüglich wurden einige Vorschläge entwi-
ckelt, die bereits genauer in der Vorstellung der einzelnen Maßnahmen beschrieben
wurden. Im Rahmen der Maßnahmenvorstellung der einzelnen Handlungsfelder wurde
jeweils eine Liste der Maßnahmen erstellt, die eine hohe Priorität besitzen und auch
möglichst zeitnah umgesetzt werden sollten. Wir wählen nun einige dieser Maßnahmen
aus, die zur Umsetzung besonders geeignet sind. Einige sind besonders einfach,
schnell und effektiv umsetzbar, andere müssen auf Grund gesetzlicher Vorgaben um-
gesetzt werden und wieder andere sind wegen ihrer Integrationsfunktion und verbin-
denden Wirkung der Themenfelder Schule als Gebäude, Schule als Lehr-/Lernort,
Schule als Alltagsort und Schule als Organisation hervorzuheben.
Die Erstellung des Energieausweises auf Bedarfsbasis, der Einsatz kleiner Energie-
sparhelfer, die Umwelt-AG und Energiedetektive, die Prozessentwicklung und Formali-
sierung und die Einführung der klimafreundlichen Technik in den Unterricht sind die
ausgewählten Maßnahmen. Sie werden in Kapitel 6 ausführlich dargestellt.
Zusammenfassung und Fazit
91
6 Zusammenfassung und Fazit
Dieses Gutachten ist ein Konzept für die Martin-Niemöller-Schule (MNS) in Riedstadt-
Goddelau, welches sich an Klimafreundlichkeit und Energieeffizienz orientiert. Die Be-
schäftigung mit diesem Thema wird erst dadurch notwendig, dass anthropogene Treib-
hausgase Auswirkungen haben, die möglicherweise katastrophale Klimaänderungen
zur Folge haben. Neben vielen anderen Akteuren ist es auch Aufgabe der Schulen, für
sich ein Umweltprofil zu entwickeln, welches sich mit Klimafreundlichkeit und Energie-
effizienz befasst und nicht nur in der Schule, sondern bis in den Alltag der SchülerIn-
nen und LehrerInnen hineinwirkt. Daraus ergibt sich die Aufgabe für die Projektgruppe,
integrierte Maßnahmen zu entwickeln, die sowohl baulich-technische als auch nicht-
technische, verhaltensbezogene Aspekte beinhalten. Sie wird interdisziplinär von Stu-
dierenden unterschiedlicher Fachrichtungen bearbeitet, um einerseits der Komplexität
des Problemgegenstandes, Klimaveränderungen, gerecht zu werden und andererseits
ein möglichst breites und vielfältiges Spektrum an Maßnahmen abzudecken.
Der erste Schritt bestand darin, den Ist-Zustand der Schule zu protokollieren. Dabei
wurde festgestellt, dass an der MNS bereits einige technische (z.B. Dämmung der Au-
ßenwände) sowie verhaltensbezogene (z.B. die von der ehemaligen Umwelt-AG entwi-
ckelten Info-Schilder an den Türen) Maßnahmen durchgeführt wurden, die allerdings
z.T. noch verbesserungswürdig sind.
Es wurden verschiedene Handlungsfelder festgelegt, in die sich die bereits vorhande-
nen Aktivitäten einordnen lassen. Diese Handlungsfelder sind: Energie- und Wasser-
sparen, die Sonne nutzen, Raumklima, Umwelt- und Klimabildungskonzepte im Sinne
einer Bildung für nachhaltige Entwicklung und Lehrplan und institutionelle Rahmenbe-
dingungen. Mit dem Gutachten bzw. mit der späteren Umsetzung seiner enthaltenen
Maßnahmen soll das Ziel erreicht werden, den Energie- und Wasserverbrauch und
damit auch die Kosten und die CO2-Emission der Schule zu senken. So galt es nun in
den einzelnen Handlungsfeldern Maßnahmen zu entwickeln, die zur Klimafreundlich-
keit und Energieeffizienz der Schule beitragen. In den einzelnen Handlungsfeldern
wurde bereits eine Priorisierung der Maßnahmen vorgenommen. Quer zu den abge-
steckten Handlungsfeldern wollen wir zur Empfehlung einige herausgreifen, die uns
besonders geeignet erscheinen. Einige sind besonders einfach, schnell und effektiv
umsetzbar, andere müssen auf Grund gesetzlicher Vorgaben umgesetzt werden und
wieder andere sind wegen ihrer Integrationsfunktion und verbindenden Wirkung der
Themenfelder Schule als Gebäude, Schule als Lehr-/Lernort, Schule als Alltagsort und
Schule als Organisation hervorzuheben.
Erstellung des Energieausweises auf Bedarfsbasis
Die prinzipielle Einführung des Energieausweises steht bereits fest, da nach der Ener-
gieeinsparverordnung von 2007 für alle Nicht-Wohngebäude ab dem 1.Juli 2009 eine
Aushangpflicht besteht. Dadurch ist die hohe Priorität dieser Maßnahme gegeben. Es
gibt hierbei die Möglichkeit zwischen einem Verbrauchs- und einem Bedarfsausweis zu
wählen. Wenn der Energieausweis mehr als seinen reinen Selbstzweck erfüllen soll,
muss sich die Schule hier für den Bedarfsausweis aufgrund seiner detaillierteren In-
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
92
formationen entscheiden. Natürlich ist die Erstellung dieser Variante teurer als der ein-
fache Verbrauchsausweis, allerdings relativieren sich diese Kosten in Anbetracht seiner
Vorteile für den Unterricht und die Steigerung der Energieeffizienz der MNS.
Einsatz kleiner Energiesparhelfer
Die möglichst zeitnahe Umsetzung dieser Maßnahmen empfiehlt sich, da durch sie
schnell und kostengünstig Energie gespart werden kann und somit dem Ziel einer
energieeffizienten und klimafreundlichen Martin-Niemöller-Schule näher gekommen
wird. Die Anschaffungskosten amortisieren sich schnell durch das hohe Einsparungs-
potential, so dass schon in kurzer Zeit viel Geld und Energie gespart werden kann.
Ferner übernimmt die MNS eine gewisse Vorbildfunktion und sollte daher bei der In-
stallation kleiner Energiesparhelfer mit gutem Beispiel voran gehen.
Umwelt AG und Energiedetektive
Sicherlich sind zu Beginn alle SchülerInnen und LehrerInnen von dem Konzept einer
klimafreundlichen und energieeffizienten MNS begeistert. Wenn nach einiger Zeit das
Interesse jedoch nachlässt, ist es wichtig, dass es eine Umwelt-AG gibt, die als Motor
der Arbeit an dem Konzept fungiert. Neben vielen weiteren Aufgaben der Umwelt-AG
kann es auch zu ihrer Aufgaben gehören, die Gruppe der Energiedetektive zu managen.
Auch die Energiedetektive spielen eine tragende Rolle bei der stetigen Weiterentwick-
lung hin zur Klimafreundlichkeit. Insbesondere sorgen sie dafür, dass die SchülerInnen
Verantwortung für ihr eigenes Handeln und das ihrer MitschülerInnen übernehmen.
Prozessentwicklung und Formalisierung
Die Schulleitung hat das Gutachten in Auftrag gegeben. Der nächste konsequente
Schritt besteht nun darin, das Ziel im Schulprogramm und im Schulentwicklungsplan
fest zu verankern. Die anstehende Schulinspektion kann dazu genutzt werden, erste
Umsetzungsschritte zu evaluieren. Selbst gewählte externe Institutionen, die Fachin-
formationen und pädagogische Ideen liefern und den Prozess evaluieren, helfen dabei,
die Ziele in der alltäglichen pädagogischen Arbeit nicht aus den Augen zu verlieren.
Wichtig erscheint es uns hierbei, die praktische Relevanz des Themas in den internen
Lehrplan einfließen zu lassen, so dass die Umgestaltung der Schule als Erleichterung
und pädagogischer Fortschritt auftritt, nicht als zusätzliche Belastung.
Einbindung der klimafreundlichen Technik in den Unterricht
Natürlich haben klimafreundliche Techniken wie zum Beispiel die kleinen Energiespar-
helfer oder die Photovoltaikanlage auch einen sehr hohen Selbstwert aufgrund ihrer
energiesparenden Wirkung. Allerdings ist es gerade an einer Schule auch von großer
Bedeutung, dass die SchülerInnen mit dieser Technik vertraut gemacht werden und so
in den Prozess der technischen Sanierung zur Energieeffizienzsteigerung eingebunden
werden. Weiter kann durch diese Maßnahme ein entscheidender Beitrag zur Stärkung
des Klimabewusstseins geleistet werden. Zusätzlich kann der Unterricht selbst durch
Zusammenfassung und Fazit
93
eine thematische Einbindung bereichert werden, da die SchülerInnen zum Beispiel im
Physikunterricht die Wirkungsweise einer Photovoltaikanlage praxisnah erlernen können.
Viele Maßnahmen weisen einen integrativen Schnittpunkt zwischen technischen und
pädagogischen Aspekten auf. Als Beispiel dient hier die Installation einer neuen und
größeren Photovoltaikanlage als klimafreundliche Technik auf dem Schuldach, die als
regenerativer Energieträger zu einer klimafreundlichen Energieerzeugung beiträgt,
aber auch aus pädagogischer Sicht einen Beitrag leisten kann. Z.B. kann die Anlage
für Besichtigungen oder Erklärungen zu Aufbau und Wirkungsweise genutzt werden.
Dabei werden auch die Vor- und Nachteile angesprochen, die in den Unterricht mit
einbezogen werden können. Bei einigen Maßnahmen lässt sich das optimale Energie-
einsparergebnis erst durch die Kombination von Technik und Nutzerverhalten erzielen.
Durch die Maßnahme des Austauschens konventioneller Glühlampen durch Energie-
sparlampen lässt sich bereits viel Strom sparen. Aber nur durch das richtige Nutzerver-
halten kann das Energiesparpotential der Maßnahme auch völlig ausgeschöpft werden,
indem die SchülerInnen darum wissen und das Licht ausschalten, wenn es nicht benö-
tigt wird.
Wir gehen davon aus, dass die Werte, das Wissen und die Fertigkeiten, die in der
Schule vermittelt werden, wesentlich für die Zukunftsfähigkeit der kommenden Genera-
tion sind, was es so wichtig macht das Thema rund um die Klimaproblematik in der
Schule zu behandeln, da es dort so viele Adressaten erreicht, wie selten irgendwo.
Doch die SchülerInnen sind nicht die einzigen Adressaten, denen die Klimaschutzprob-
lematik vermittelt werden soll und die für sie Verständnis aufbringen sollen. Auch bei
den LehrerInnen und allen anderen NutzerInnen der Schule sollte im Idealfall Verant-
wortungsgefühl und Kooperationsbereitschaft für klimafreundliches und energieeffizien-
tes Handeln geweckt werden. Jeder und jede kann und muss für sich selbst und auch
für Andere Sorge tragen, dass dieses Handeln möglichst dauerhaft anhält und bis in
das Alltagshandeln hineinreicht. Durch viele Akteure kann das umweltbewusste Verhal-
ten wirksam und nachhaltig in der Gesellschaft verbreitet werden (vgl. Sawillion, 2000,
S. 3 f).
Das Gutachten unterstützt die Schule dabei anhand des pädagogischen Mottos „Mit
Kopf, Herz und Hand – fit für eine klimafreundliche Zukunft“. Die drei Leitlinien Kopf,
Herz und Hand dienen als Orientierung für Maßnahmen der Identifikation und der Be-
wusstmachung mit Klimaschutzzielen sowie mit deren praktischen Umsetzung in Schu-
le und Alltag.
So steht das Herz für den lokalen Bezug, der z.B. durch Kraftwerke wie Biblis auf der
einen und das nahe gelegene Blockheizkraftwerk auf der anderen Seite gegeben ist,
aber auch durch neuere Entwicklungen in der Region im Bereich der Geothermie (Vor-
haben des Überlandwerks). Daneben ist die Naturnähe der Schule ein wichtiger An-
satzpunkt für die Einbeziehung des Themas in das Leben aller SchulnutzerInnen. Hier
sind zum Beispiel die schuleigene Obstwiese zu nennen und die nahen Rheinauen, die
sich auf das lokale Klima auswirken. Ebenso identifikationsstiftend wie dieser Bezug,
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
94
der in der Schule durch Ausflüge und Thematisierung vertieft werden sollte, können die
anstehenden Umbaumaßnahmen zur energetischen Sanierung wirken, wenn sie ge-
schickt in das Schulleben integriert werden.
Die SchülerInnen selbst einzubeziehen, wie auch die Lehrerschaft aufmerksam und
verantwortlich zu machen für die Probleme und Möglichkeiten des Klimawandels wird
nur über Projekte wie die Umwelt-AG, Energiedetektive und über LehrerInnenaktionen
wie Fortbildungen sowie neue Formen fachübergreifender Konferenzen gelingen.
Ästhetik spricht alle Menschen an, ob groß oder klein. Mit entsprechenden „schönen“ und dabei möglichst noch selbst gestalteten Räumen sollen die natürlichen Grundlagen
unserer Zivilisation sicht- und erlebbar gemacht werden, wie an einer Simulation eines
begrünten Beispielraums gezeigt wird (siehe Infomappe).
Wenn sich die Schule ernsthaft auf den Weg macht, wird sie ihre Anliegen Klimafreund-
lichkeit und Energieeffizienz auch in ihr Schulprogramm aufnehmen und einen ent-
sprechenden Schulentwicklungsplan erstellen. Dazu müssen zunächst besonders die
Lehrkräfte gewonnen und überzeugt werden. Einen Teil dieser Überzeugungsarbeit
kann das Gutachten evtl. leisten. Hinzukommen müssen dann organisatorische Struk-
turen, die die Umgestaltung für die Angestellten und Beamten des Landes Hessen an
der Martin-Niemöller-Schule schmackhaft machen. Hierzu gehören im Wesentlichen
horizontale Verantwortlichkeitsstrukturen und transparente Kommunikation. Generell ist
in der Anfangsphase darauf zu achten, dass möglichst alle NutzerInnen der Schule mit
ins Boot genommen und gehört werden: Lehrkräfte und SchülerInnen, aber auch Eltern
und Vereine, welche die Gebäude der MNS ebenfalls nutzen.
Das Wissen um die Probleme und die Zeiträume, in denen sich Klimawandel abspielt,
sind Voraussetzung für angemessenes Handeln. Daher wird die Schule gut daran tun,
auch auf dem Laufenden zu bleiben was entsprechendes Fachwissen anbelangt. Sie
wird Wege finden, sich selbst zu nachhaltigem Weiterlernen auf diesem sich stets
wandelnden Wissensgebiet zu verpflichten. Andererseits ist auch die Geschichte unse-
rer konkreten gesellschaftlichen Naturverhältnisse in Beispielen zu beleuchten (Indust-
rialisierung, zentrale Energieversorgung, Vergleich mit anderen Kulturen) und auf die
aktuelle Situation zu beziehen, was optimal im Gesellschaftslehreunterricht geschehen
kann.
Um ihre SchülerInnen für das Thema zu interessieren, werden neue Unterrichtsinhalte,
fachübergreifende Aktionen und anschauliche Hilfen nötig, die es erst zu erarbeiten gilt.
Das Gutachten stellt dazu einige Handreichungen und Ansätze bereit. Besonders die
Infomappe soll ein Anknüpfungspunkt für vielerlei Materialien zum Thema sein, das z.T.
schon im Hause vorhanden ist, aber zusätzlich auch aus dem großen Angebot im In-
ternet und in Fachzeitschriften gezielt für die Situation der Schule herausgesucht und
angepasst werden soll. Auch Kontakte zu anderen Schulen gilt es zu etablieren, die in
dieser Hinsicht bereits Erfahrungen gesammelt haben. Hierzu eignen sich beispiels-
weise Umweltschulen der Region. Unerlässlich sind dann auch Sicherung der gewon-
nenen Erfahrungen und Weitergabe an neue SchülerInnen und Lehrkräfte, aber auch
an andere Schulen in der nahen und ferneren Umgebung.
Zusammenfassung und Fazit
95
Handeln und Umsetzung des Gelernten in Aktionen mit echten Konsequenzen für das
Leben der Schüler und Schülerinnen ist leider meist die Ausnahme im Unterricht. Ein
im Unterricht gewecktes Interesse für das Thema Klimaschutz kann zwar Manche dazu
bringen, freiwillig Fachleute zu werden und sich in einer Umwelt-AG oder anderen Pro-
jekten zu engagieren. Für Viele ist aber der praktische Zugang der wichtigere. Kinder
sollen lernen ihre Stromrechnung selbst nachrechnen zu können und z.B. abschätzen
zu können, bei welcher Art Reise (z.B. Zugreise im Unterschied zu einer Fernreise mit
dem Flugzeug) wie viel CO2 produziert wird. Solche Aufgaben können den Mathematik-
und naturwissenschaftlichen Unterricht lebensnah gestalten helfen. Hier leisten in den
entsprechenden Unterrichtsfächern praktische Experimente und das Veranschaulichen
der an der Schule verwendeten Technik (Isolierung, Energiesparhelfer Photovoltaikan-
lage etc.) gute Dienste.
Moderne Technik als Ursache der aktuellen Probleme zu verstehen kann nicht heißen
die Technik zu verdammen und die Uhr zurückdrehen zu wollen. Wollen wir nachhaltig
an der Zukunft arbeiten, sind wir gezwungen, neue Techniken auszuprobieren oder auf
fast vergessene zurückzugreifen. In diesem Sinne sind auch körperliche Fähigkeiten zu
fördern, die die kommende Generation unabhängiger macht von Energie aus Steckdo-
sen und Ölquellen. Wenn ein Junge oder ein Mädchen das eigene Fahrrad umbauen
und reparieren kann, wenn sie sogar einen Anhänger dafür bauen können, dann wollen
und brauchen sie vielleicht kein Mofa mehr.
Neben handwerklichen Tätigkeiten und mathematischen Fertigkeiten soll die Schule
den Heranwachsenden auch einen Zugang zum politischen System des Landes ver-
mitteln. Dies kann praktisch nur geschehen, wenn sich die SchülerInnen auch in der
politischen Tätigkeit üben können. Es empfiehlt sich, konkrete umweltpolitische Be-
schlüsse und Diskussionen im Unterricht aufzugreifen, aber auch durch die Schülerver-
tretung und aktive Schulmitglieder lokale „Klimapolitik“ betreiben zu lassen. Sei es
durch Leserbriefe oder Eingaben an die Stadt oder Kreisparlamente.
Das Gutachten beansprucht hinsichtlich der Maßnahmen keine Vollständigkeit, was
allerdings auch nicht das Ziel war. Sicherlich gibt es noch viele weitere Maßnahmen,
die zum Energiesparen beitragen können, die jedoch aus einer Vielzahl von Gründen,
sei es das fehlende Know-how oder der begrenzte zeitliche Rahmen, hier nicht ausge-
führt werden können. Vielmehr beansprucht das Gutachten aber, aus einer Fülle von
Angeboten und Möglichkeiten konkrete Vorschläge zu bündeln und diese vor dem Hin-
tergrund der Klimafreundlichkeit und Energieeffizienz reflektiert zu empfehlen.
Wichtig ist, dass sich in der Schule stetig mit dem Thema Klima und Umwelt und deren
Veränderungen auseinandergesetzt wird und dies nicht als Nebenschauplatz oder Zu-
satzarbeit empfunden wird. Klimafreundliches Verhalten soll zum festen Bestandteil
des Schulalltags werden und auch im Lehrplan fest verankert sein. Nur so findet es
auch Einzug in den Alltag der SchülerInnen und LehrerInnen. Dieses Gutachten kann
nur einen Ausgangspunkt für weiteres Handeln bieten. Klimaschutz ist eine Zukunfts-
aufgabe, die es nicht nur für die Schulen, die SchülerInnen und LehrerInnen, sondern
für die ganze Gesellschaft zu bewältigen gilt und für die es Ausdauer und Durchhalte-
vermögen bedarf.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
96
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Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
100
Anhang
Zu 1: Einleitung
Human influence on nature and environment
The present project is part of the effort to handle with the destructive changes in the
environment due to human actions. Of major concern is the global warming caused by
the emissions of greenhouse gases which is predicted to strongly affect life on Earth
by: changes in the human population distribution due to water scarcity in some regions
and extreme precipitations in other regions, melting of glaciers, Arctic shrinkage, sea
level rise, changes in the pH of the planetary ocean leading to decreases in the survival
rates of some marine species and thus changing the patterns of the food chains and so
on.16,17
The emissions of greenhouse gases are mainly anthropogenic,18 that is, caused by
human activity on Earth. It is, thus, clear that activities such as air, soil and water pollu-
tion, deforestation, excessive hunting and fishing, excessive land use and so on, are
harmful for the biological species of the planet, many of them even being threatened
with extinction.19,20
I For the human being, who is capable of making rational choices, its destructive impact
on the environment raises, first of all, an ethical problem. We shall enumerate some of
the key questions which hereby arise. Does nature have the right to be preserved?
Does nature have an intrinsic value, that is, a value in itself, regardless of the human
perception of what is valuable? If animal species have no claim to existence (that is, if
they can’t ascribe value to their own life), is an anthropogenic animal extinction rate
about thousand time as high as the natural one,21 a sign of alarm, a sign that some-
thing goes in the wrong direction? Does biodiversity serve purposes other than human?
These questions might appear ruthless for a person with some environmental con-
cerns, but since thousands of years the mankind has used environment exclusively for
its own benefit and even actions for environmental protection only served their initia-
tors, not the nature itself.22 Only during the 20th century have environmental concerns
gained serious attention This shows that human conscience has been neglecting any
responsibility toward nature for a very long time and thus, a thorough analysis of the
relationship between man and its environment is required. Unfortunately, the environ-
ment has been attributed mainly an instrumental value, that is to serve in some ways
the human needs or requirements. There are attempts in the literature to determine
16
http://en.wikipedia.org/wiki/Global_warming 17
Raven, John A., et al. Ocean acidifiation due to increasing carbon dioxide. The Royal Society, June 2005 18
IPCC(2007-05-04) Climate Change 2007: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the
Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change 19
Thomas, C.D, Extinction risk from climate change, Nature 427(6970): 145-148. 20
http://www.iucnredlist.org 21
Wilson, Edward O. and Frances M. Peter (1988) (eds). Biodiversity. Washington: National Academy Press 22
Baer, J.G.(1968), Apperçu historique de la protection de la nature, Biological Conservation 1, 7-11
Anhang
101
intrinsic values in nature, empathizing moral obligations towards it. Rolston23 underlines
life as being an intrinsic value of biological organisms, while Regan24 draws a parallel
between mentally enfeebled human beings and mammals, pointing out that since none
of them are capable of acting according to moral principles but the enfeebled human
beings are generally entitled with important moral rights, so should be the mammals.
Certainly, there is scope in finding objective statements about the value of nature, as a
background for environmental protection. It has been, however, criticized that even if
nature has an intrinsic value, this does not suffice for an efficient action in saving the
environment to take place.25 Even if there is an objective reason derived from a bio- or
ecocentric point of view to respect nature, forcing people to accept a view shared by a
minority with a deeper insight, is unjustifiable in a liberal society. There are, in fact suffi-
cient anthropocentric reasons to motivate people for nature preservation. By conse-
quence, our efforts will concentrate on the inherent value of nature, that is, the value
given by human beings to nature. Thus, environmental concerns can be perceived in
terms of sustainability of our life and preservation of subjective values from our envi-
ronment (like the ice on the North Pole or the Amazonian Forest) for future generations.
II By consequence, the following section treats the relationship between man and nature,
with emphasis on the possible actions toward the environment and their benefits.
As a central issue, let us consider the environment as a mean to satisfy consume.
Unlike animals, human beings have presently needs that lead to altering of the natural
biogeochemical cycles. This is, in principle, the mechanism by which, mankind, solely
developing its culture and superior needs, all anthropogenic harms toward nature suc-
ceed.26 Apart from agriculture, there are hardly productive human activities that return
resources to the nature as to be further used in the biological cycles without altering the
present pattern of life on Earth. Thus, given the limited availability of resources on
Earth and the sensitive equilibria that ensure biodiversity, as far as human populations
have to carry on with life exclusively on Earth, only a thorough understanding of our
needs can lead to sustainable resource consumption. Needless to say, in our modern
society, almost any increase in consumption is to be associated with a certain emission
of CO2 due either to energy or transport costs of that consuming activity.
First, there are the basic needs which are conditioning our survival and which include
the need for nutrition, air, homeostasis (body temperature, blood pH, ion levels in the
blood, etc.), etc. Already at this level, in most Western countries, their satisfaction is
23
Rolston, H. III (1994), Conserving natural value, p.173 24
Regan, T. (1983), The Case for Animal Rights. Routledge, London. 25
Hampicke, U. (1994), Ethics and Economics of Conservation, Biological Conservation 67, 219–231 26
For instance, supplementary anthropogenic emissions of CO2 could be sustainable as long as there are enough
plants to absorb these emissions. Nevertheless, emitting more CO2 than plants can absorb, or even worse, reducing
the overall absorption capacity by deforesting large areas, have devastating effects for the planet. Analyzing the
problem, one should ask whether CO2 emissions and deforestation practiced to the extent the mankind does it, is vi-
tal for the human being. CO2 is a result of fossil fuel combustion either for energy production, transport or heating.
Deforestation has the following main goals: creating new meadows for agriculture, logging (production of timber)
and urbanization.
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
102
nowadays only accepted through modifying the natural resources (water pretreatment,
food processing, air conditioning, heating, etc.). There is evidence that raw food rather
than processed one27,28 is the basis of a healthy nutrition, helping the prevention of
degenerative chronic diseases29,30 (cancer, atherosclerosis, etc.). Remarkably, in less
developed countries, where possibilities to process food are presumptively reduced,
cancer incidence correlated to nutrition disorders is significantly smaller.31 These find-
ings suggest that the above-mentioned need is not the only to be satisfied and other
needs interfere with their satisfaction. When trying to analyze the paths that lead to
unsustainable consumption it is convenient to make simplifying assumptions. Thus, let
us admit that in the case of the need for food, its processing accounts for gastronom-
ical reasons, a need to “play with the taste” rather than satisfying hunger. That also
applies to sweets because sugar is “a food by no means necessary”.32 More generally,
it has been stated that “often we consume out of habit, boredom, loneliness, worry; by
consuming we try to compensate stress, shortage of time, overstrain and fears. And we
consume to keep up with the social competition for acceptance and importance”.33 This
brings us to the central point of our review of needs, letting us to assert that unease
with oneself is an important source of unsustainable consume. Many of the needs are
rather programmed in contact with our cultural environment than inherited, in order to
suppress a state where “there is nothing to do” when attention turns inward, this gener-
ally leading to depression.34 This mental weakness has been exploited by commercials
ever since. It suggests that free-time can be a burden when there is nothing to con-
sume and to keep busy. There is some further evidence for this: while an increase in
income (among non-poor people) has only a slight effect on happiness35 or subjective
well-being36, an increase in income have a significant effect on the energy require-
ments of a household37, thus there is a large increase in energy consumption for minor
increases in happiness. On the other hand, there is evidence that activities with high
input of psychic energy are likely to provide happiness (sense of being).18 Making pro-
27
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Policy, 23, 893-910
Anhang
103
gress towards achieving low-materialistic goals has a much stronger effect on well-
being than progresses toward materialistic ones.38 [At this point it is appropriate to
mention the importance of didactic activities enhancing concentration]. This findings
suggest that simplifying life with regard to the world of objects (products) and more fo-
cus and self-identification in actions can provide more sustainable lifestyles.39 Never-
theless, in order to better understand our basic needs, re-approaching towards nature
and intensifying close-to-nature activities seems to be a good strategy. Gardening40, is
a good example of outdoor activity with a positive impact both on the environment and
on the person practicing it: it requires minimal amounts of energy (it is associated with
low CO2 emissions), it can provide healthy food, its maintainance requires concentra-
tion and its look reflects personal aesthetics and creativity.
III A minor issue of the present work is considering the environment as a solely aestheti-
cal environment for the human being-a landscape. This approach should bring some
motivation towards attributing nature a role in satisfying superior needs. With nature
having a role in satisfying basic needs and influencing our superior needs, on the other
hand, there is more chance for the human being to live in harmony with its environ-
ment. From stress reduction, to a sense of belonging, nature seems capable of recali-
brating individuals from the negative presets due to man-made artifices in life.41
IV Having tackled the main directions of actions towards sustainability, there is one last
issue to mention, as long as none of the above mentioned strategies has a guaranteed
success in implementing a sustainable consumption within the post-modern societies,
a search to find renewable energy sources, with potentially low impact on the environ-
ment (e.g. solar power), is compulsory.
Having realized a certain awareness upon the climate change problems, providing
tools to monitor individual energy consumption could provide additional motivation to
reduce the need to consume simply by trying to minimize the numbers corresponding
to the amount energy spent.
38
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Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
106
Heizenergieverbrauch
Stromverbrauch
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
114
Zu 5: Bestandsanalyse und Maßnahme
In diesem Teil des Anhangs befinden sich die Tabellen zu der Bestandsanalyse und zu
den Maßnahmen der einzelnen Handlungsfelder. Der Ist-Zustand bzw. die Maßnahmen
wurden anhand der in Kapitel 4 vorgestellten Kriterien bewertet. Diese Kriterien wurden
in vier Funktionsfelder eingeteilt. Um die Felder in den Tabellen leichter unterscheiden
zu können wurden diese farbig markiert: Schule als Gebäude rot, Schule als Lehr-/
Lernort blau, Schule als Alltagsort grün und Schule als Organisation orange. Anhand
der Tabellen des Ist-Zustandes soll verdeutlicht werden in welchen Bereichen die
Schule schon tätig ist und klimafreundlich handelt. Gleichzeitig kann so abgebildet
werden, in welchen Bereichen noch Handlungsbedarf besteht. Die Tabellen zu den
Maßnahmen zeigen Stärken und Schwächen möglicher neuer Maßnahmen auf.
Aufgrund des großen Umfangs der Tabellen und der damit verbundenen Einschrän-
kung der Lesbarkeit, wurden diese in den Anhang gestellt.
Erläuterung zu den Tabellen:
„–“ bedeutet, dass das Kriterium nicht erfüllt wurde, Defizite müssen behoben werden
„0“ besagt, dass das Kriterium für diese Maßnahme nicht relevant ist
„+“sagt aus, dass das Kriterium erfüllt ist
Energie- und Wassersparen
Bewertung des Ist-Zustandes anhand der Kriterien
Kriterien Energie-sparlampen
Bewe-gungs-melder
Trocken-urinale
Regen-wasser-nutzung
Fehlende Wasser-spargeräte
Ver-brauchs-ausweis
Reduzierung des Gesamtenergiebedarfs
+ + + + - +/-
Energieeffizienz + + + + - +/-
Geringes THG-Potenzial + + + + - 0
Nachhaltigkeit + 0 0 + - 0
Alltagsbezug + + 0 0 - +
Umweltbewusstsein - - 0 0 - +
Verhaltensänderung 0 0 - - - -
Anhang
115
Bewertung der Maßnahmen anhand der Kriterien
Kriterien Energiespar-helfer*
Hinweis-schilder
Versuche im Physik-unterricht
Energieaus-weis einführen
Energieaus-weis im Unterricht
Reduzierung des Gesamtenergiebedarfs
+ + 0 + 0
Energieeffizienz + + 0 + 0
Geringes THG-Potenzial + + 0 0 0
Nachhaltigkeit + + 0 0 +
Alltagsbezug 0 + + + +
Umweltbewusstsein 0 + + + +
Verhaltensänderung 0 + + 0 +
* die kleinen Energiesparhelfer umfassen: Einsatz von Energiesparlampen; Einsatz von Bewegungsmel-dern, Tageslichtsensoren, Präsenzmeldern, Zeitschaltuhren; Sparspülkästen/Spülkästen mit Spartaste; Wasserdurchflussbegrenzer für Wasserhähne an Waschbecken und Duschen
Die Sonne nutzen
Bewertung des Ist-Zustandes anhand der Kriterien
Kriterien Bestehende PV-Anlage
Größere PV-Anlage
Geringe Bekannt-heit der kleinen PV-A unter den SuS
Reduzierung des Gesamtenergiebedarfs - - 0
Geringes THG-Potenzial + + 0
Erneuerbare Energien + + 0
Technikbezug 0 0 -
Recyclingpotenzial + + 0
Öffentliche Akzeptanz + + 0
Attraktivitätsgewinn für MNS + + -
Umweltfreundliche Baustoffe und Materialien
+ + 0
Störungsarmer Umbau 0 + 0
Verantwortung und Zuständigkeiten 0 0 -
Nutzereinbeziehung 0 0 -
Alltagsbezug 0 0 -
Umweltbewusstsein 0 0 -
Interesse der SchülerInnen sichtbar machen
0 + -
Ansprache verschiedener Altersstufen 0 - -
Einbeziehung verschiedener Akteurs-gruppen
0 - -
Interesse der SchülerInnen verstetigen 0 0 -
Austausch in Schülerschaft - - -
Strom-, Energie- und Wasser sparenden Alltagsverhalten
+ + -
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
116
Bewertung der Maßnahmen anhand der Kriterien
Kriterien Photovoltaik-anlage
Anzeigetafel/ Website
PV in Unter-richt einbezie-hen
Thermische Solaranlage
Reduzierung des Gesamtenergie-bedarfs
- 0 0 +
Geringes THG-Potenzial - 0 0 +
Erneuerbare Energien + 0 0 +
Technikbezug + 0 0 +
Recyclingpotenzial + + + 0
Öffentliche Akzeptanz + 0 0 +
Attraktivitätsgewinn für MNS + 0 0 0
Umweltfreundliche Baustoffe und Materialien
+ 0 0 +
Störungsarmer Umbau + 0 0 0
Verantwortung und Zuständigkeiten + 0 0 +
Nutzereinbeziehung + 0 0 +
Alltagsbezug 0 + + 0
Umweltbewusstsein 0 + + 0
Interesse der SchülerInnen sichtbar machen
0 0 + 0
Ansprache verschiedener Altersstufen 0 0 + 0
Einbeziehung verschiedener Akteursgruppen
0 0 + 0
Interesse der SchülerInnen verstetigen
0 + + 0
Austausch in Schülerschaft 0 0 - 0
Strom-, Energie- und Wasser sparenden Alltagsverhalten
0 0 + 0
Reduzierung des Gesamtenergie-bedarfs
+ + + +
Anhang
117
Raumklima
Bewertung des Ist-Zustandes anhand der Kriterien
Kriterien Sanierung NaWi-Gebäude und Großsport-halle
Bestehende Außenfassade Gebäude 1–4
Treppenhäuser Gebäude 1–4 Temperatur-sensor
Fenster Gebäu-de 9 und Son-nenblenden VHS-Gebäude
Reduzierung des Gesamt-energiebedarfs
+ - - -
Geringes THG-Potenzial + 0 0 0
Erneuerbare Energien + + + +
Technikbezug + 0 0 0
Recyclingpotenzial + 0 0 0
Öffentliche Akzeptanz + + 0 +
Attraktivitätsgewinn für MNS + 0 0 0
Umweltfreundliche Baustoffe und Materialien
0 0 0 0
Störungsarmer Umbau + +/- - -
Verantwortung und Zuständigkeiten
+ - - -
Nutzereinbeziehung + 0 0
Alltagsbezug 0 0 0
Umweltbewusstsein 0 0 0
Interesse der SchülerInnen sichtbar machen
+ 0 0
Ansprache verschiedener Altersstufen
0 - -
Einbeziehung verschiedener Akteursgruppen
+ - -
Interesse der SchülerInnen verstetigen
+ - -
Austausch in Schülerschaft
Strom-, Energie- und Wasser sparenden Alltagsverhalten
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
118
Bewertung der Maßnahmen anhand der Kriterien
Kriterien Jalousien VHS-Gebäude
Sanierung Außen-fassade Geb 1–4
Sanierung TH Geb. 1–4 bzw. Sensor
Sanierung Fenster Geb. 9
Spiegel-folie Ko-pierraum
Einbindung des The-mas in den Unterricht
Reduzierung des Gesamt-energiebedarfs
0 0 + + 0 0
Geringes THG-Potenzial 0 0 + + - 0
Erneuerbare Energien - + + + 0 0
Technikbezug 0 0 0 0 0 +
Recyclingpotenzial 0 0 0 + 0 0
Öffentliche Akzeptanz - + + + + 0
Attraktivitätsgewinn für MNS
+ + -/0 + + 0
Umweltfreundliche Bau-stoffe und Materialien
0 0 0 0 0 +
Störungsarmer Umbau 0 0 0 0 0 +
Verantwortung und Zuständigkeiten
0 0 0 0 0 +
Nutzereinbeziehung 0 0 0 0 0 +
Alltagsbezug 0 0 0 0 0 +
Umweltbewusstsein 0 0 0 0 0 +
Interesse der SchülerInnen sichtbar machen
0 0 0 0 0 +
Ansprache verschiedener Altersstufen
0 0 0 0 0 +
Einbeziehung verschie-dener Akteursgruppen
0 0 0 0 0 +
Anhang
119
Umwelt- und Klimabildungskonzepte im Sinne einer Bildung für
nachhaltige Entwicklung
Bewertung des Ist-Zustandes anhand der Kriterien
Kriterien Ehemalige Umwelt AG
Streuobstwiese Schulhofdienst
Verbesserung des Lernklimas 0 + +
Außendarstellung MNS als klimafreundliche Schule + 0 -
Förderung der Attraktivität der MNS + + +
Regelmäßige Veranstaltung + 0 +
Öffentliche Präsentation - - -
Positiver Einfluss auf Schüler + 0 +
Nachhaltigkeit + + 0
Interdisziplinär + - -
Arbeitsaufwand - - -
Breites Interesse + 0 -
kognitiv herausfordernd und aktivierend + + 0
Umweltbewusstsein der SchülerInnen ansprechen + 0 +
Interesse der SchülerInnen wecken + 0 +
Verschiedene Altersstufen ansprechen + + +
Kompetenz für umweltfreundliches Handeln + 0 +
Einbeziehung verschiedener Akteursgruppen + + -
Fachübergreifende Abstimmung des Unterrichts + - -
Beteiligung aller Nutzer am Klimaschutz-Konzept + + +
Prinzip der „Lernenden Schule“ + + +
Weiterentwicklung der beruflichen Kompetenzen der LehrerInnen
+ + -
Gestaltungsspielräume für und Verantwortungs-übernahme durch SchülerInnen
+ + 0
Aktive Einbindung der Eltern + + -
Die Schulleitung fördert kooperatives Lernen + + +
Gutachten Klimafreundliche Martin-Niemöller-Schule Riedstadt
120
Bewertung der Maßnahmen anhand der Kriterien
Kriterien Energie-detektive
Umwelt AG
Kunst-unterricht
Exkur-sionen
Klassen-zimmer
Projekt-tage
Reduktion Gesamtenergie-bedarf
+ + 0 0 0 0
Positive Außendarstellung + + 0/+ 0 0 0/+
Öffentliche Akzeptanz des Energie- und Klimakonzept
+ + 0 0 0 0
Regelmäßige Veranstaltung + + + + - +
Nachhaltigkeit + + + + 0 +
Kooperationen mit dem Kreis GG
0 + 0 + 0 +
Öffentliche Präsentation durch SchülerInnen
+ + + 0 0 +
Klimabewusstsein der SchülerInnen stärken
+ + 0 + 0 +
Interdisziplinäre Lernformen + + + + + +
Akzeptanz durch Lehrer- und Elternschaft
+ + 0 +/- + +
Gleichberechtigung aller SchülerInnen
+ + + - + +
Interesse wecken und aktivieren
0 + 0 + + +
Bezug zum außerschulischen Alltag der SchülerInnen
+ + 0 0 0 0
SchülerInnen verinnerlichen Umweltbewusstsein im Alltag
+ + + + 0 0
Interesse der SchülerInnen im Alltagshandeln sichtbar machen
+ + 0 + 0 +
verschiedene Altersstufen ansprechen
+ + + + + +
Kompetenz für umwelt-freundliches Handeln
+ + 0 + 0 +
Ansprache aller Akteurs-gruppen
- + 0 + 0 +
Prinzip der „Lernenden Schule““
+ + 0 + 0 +
Kollegialer Austausch + + + + + +
Kooperatives Lernen + + 0 + + +
Einbeindung der Eltern 0 0/+ -/0 0/+ 0/+ 0/+
Kooperation der Schule mit Umfeld
+ + 0 + 0 +
Einbeziehung aller NutzerInnen
+ + 0 + 0 +
Anhang
121
Lehrplan
Bewertung des Ist-Zustands anhand der Kriterien
Kriterien Lehrplan
Wertschätzung von Nachhaltigkeit 0
Klimabewusstsein der SchülerInnen +
Interdisziplinarität + Gesellschaftslehre - andere Fächer
Akzeptanz durch Lehrer- & Elternschaft + ?
keine ungewürdigte Mehrarbeit für SchülerInnen -
Interesse wecken -
Unterstützung d. externe PädagogInnen/ JugendsozialarbeiterInnen -