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ı HK ı HO ı HZ ı Beute im Kescher Bachwanderung beim Ferienprogramm in Mulfingen. | 26 HOHENLOHE 25 Mittwoch, 7. August 2013 Helikopter zieht neue Seile ein AUSTAUSCH EnBW arbeitet zwischen Öhringen und Kupferzell an Hochspannungsleitung Von unserer Redakteurin Yvonne Tscherwitschke K lick, klick, klick, klick. Erst hört man ihn. Doch es dauert, bis der Leitungsmonteur so hoch am Masten geklettert ist, bis man vom freien Feld 400 Meter ent- fernt Blickkontakt zu dem Mann mit der orangenen Warnweste hat. Er ist die 25 Meter in den Hochspan- nungsmast der EnBW geklettert, um dort gleich mit Hubschrauber- Unterstützung das oberste Seil zu tauschen. An 70 Masten auf einer Trasse von 16,5 Kilometern tauscht die EnBW in den nächsten vier Wo- chen das von Mastspitze zu Mast- spitze verlaufende Blitzschutzseil mit den innenliegenden Glasfaser- kabeln aus. 500 000 Euro kostet die Instandhaltung an den Leitungen. Ausgeführt wird sie mit Hilfe eines Hubschraubers. Ruhige Hand Von Hockenheim kommt an diesem Morgen Pilot Nils Rosenthal von der Firma Heli Air Al- pin. Er sitzt in einer völlig verglasten Kanzel, um selbst exakt seine Positi- on über der Mastspitze zu finden. Dass neu einzuziehende Seil hängt 15 Meter unter ihm an einem Haken. Der ist mit einem 150 Kilo-Gewicht beschwert, damit das Seil schön nach unten hängt und sich nicht in seinem Heckrotor verfängt. Eine ab- solut ruhige Hand braucht der Mann am Hubschrauber-Joystick. Schwindelfrei müssen die Freilei- tungsmonteure sein, die auf den ers- ten zwölf Masten zwischen Öhrin- gen und Kupferzell stehen. Mit der G41-Prüfung müssen sie nachwei- sen, höhentauglich zu sein, erklärt Projektmanager Michael Bern- hardt. Er steht mit Peter Hochber- ger von dem Generalunternehmer GU-ETM aus Landau (Pfalz) auf ei- nem abgeernteten Feld bei Büttel- bronn und hat die ersten drei Mas- ten im Blick. Funktioniert alles? Lässt sich das Seil gut in die 45 Zen- timeter große Rolle einlegen, die die Monteure vor wenigen Tagen an den Mastspitzen montiert haben? Ist es windstill genug, damit der Hubschrauber ungefährdet nahe genug an die Hochspannungslei- tung fliegen kann? Alles funktioniert reibungslos, meldet das Boden- team, das ständig Blick- und Funk- kontakt zum Hubschrauber hält. Fünfmal klettern die 16 Freilei- tungsmonteure auf jeden einzelnen Masten, ehe das neue Lichtwellen- kabel eingezogen ist. Das liegt 5,5 Tonnen schwer auf Kabeltrommeln am Boden. In vier Streckenabschnit- te ist die 16,5 Kilometer lange Tras- se geteilt. Die Leitungen auf der Trommel haben die jeweils dafür notwendigen Längen von bis zu 5,6 Kilometern. Gekappt Die interne Kommunikati- on der EnBW laufe über das Licht- wellenseil, erklärt Pressespreche- rin Dagmar Jordan. Deshalb wurden die Leitungen wohl vor einigen Ta- gen schon gekappt, aber noch provi- sorisch an einer Seite der obersten Traverse befestigt, damit die Kom- munikation nicht unterbrochen, die Mastspitze aber frei für das neue Seil ist. Der Hubschrauber legte das Vorseil über die montierten Rollen, an dem dann das eigentliche Blitz- schutzseil aufgezogen wird. Neu ist, dass die Seilenden am Mast herun- tergeführt und mit Muffen am Bo- den verbunden werden, ehe sie wie- der auf fünf Meter Höhe in den Mast gezogen werden. „Dann können die Monteure künftig am Boden arbeiten, wenn an dem Seil Reparaturen gemacht wer- den müssen“, erklärt Projektmana- ger Bernhardt. Die Glaserfasern seien so dünn, dass es extrem schwierige wäre, in großen Höhen daran zu arbeiten. Keine drei Minuten schwebt der Hubschrauber über dem ersten Masten. Und schon liegt das Seil exakt in der Rolle. Der Monteur be- obachtet, dass es sauber läuft. Der Hubschrauber fliegt den nächsten Masten an. Der erste Monteur steigt ab. Klick, klick, klack. So geht das den ganzen Tag. Möglichst bis Kup- ferzell. Damit in den kommenden Tagen die unspektakuläreren Arbei- ten ohne Hubschrauber erledigt werden können. @ Bildergalerie www.stimme.de Hoch über Öhringen beginnt der Seiltausch mit dem Hubschrauber. In vier Wochen soll auf der ganzen Länge bis Kupferzell das neue Lichtwellenkabel liegen. Der Freileitungsmonteur greift das Ka- bel und legt es in die Rolle ein. Peter Hochberger (links) und Michael Bernhardt beobachten den Seiltausch. Am Boden vor dem ersten Masten steht die Kabeltrommel. Fotos: Tscherwitschke Lichtwellenseil Bis 23. August dauern die Arbeiten der EnBW Regional AG an der 110 000- Volt- Hochspannungsleitung zwischen Öhrin- gen und Kupferzell. Getauscht wird das oberste Seil, das als Blitzschutz fungiert. Das neue Lichtschutzwellenseil hat innen- liegend ein Glasfaserseil. Das dient zum ei- nen der internen Kommunikation. Außer- dem sind aber noch weitere Fasern frei. Damit kann beispielsweise über die EnBW- Tochter Neckar.com schnelles Internet vermarktet werden. Das neue Licht- schutzwellenseil mit innenliegendem Glasfaserkabel ist empfindlich. Das innen- liegende Kabel darf nicht knicken, damit die Fasern nicht beschädigt werden. 500 000 Euro investiert die EnBW in die Trasse. von Hintergrund Volksbank hält umstrittene Baupläne unter Verschluss Nach deutlicher Gemeinderatskritik an Projekt am Nussbaumweg erhält die Öffentlichkeit keinen Einblick Von unserem Redakteur Peter Hohl ÖHRINGEN Die Volksbank Hohenlo- he sieht nach Auskunft ihres Presse- sprechers Jochen Leitner „derzeit keinen Bedarf“, die Pläne ihres um- strittenen Neubaus am Öhringer Nussbaumweg der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Hohenlo- her Zeitung hatte bei der Bank ange- fragt, das Projekt nach einem Ge- spräch mit Vorstand und Architekt vorzustellen. Der Gemeinderat hatte sich äu- ßerst kritisch zu den Plänen geäu- ßert. Der geplante Bau sei zu mas- sig, die Gestaltung städtebaulich an- spruchslos, lauteten die wesentli- chen Kritikpunkte. Statt bisher ei- nem dreigeschossigen Gebäude mit vier Wohnungen sollen künftig zwei viergeschossige mit insgesamt 16 Wohnungen errichtet werden. Die Zahl der gewerblichen Einheiten er- höht sich von zwei (Volksbank-Filia- le, Café Nussknacker) auf drei. Rechtslage Die Kritik des Gemein- derats hat jedoch allenfalls morali- sche Wirkung. Das Öhringer Gre- mium hat bekanntlich in Bauangele- genheiten kein Entscheidungsrecht mehr, sondern kann allenfalls Wün- sche an die Verwaltung formulieren. Die Entscheidung liegt beim Bau- rechtsamt, das die Pläne für geneh- migungsfähig hält, zumal es für den Nussbaumweg keinen qualifizier- ten Bebauungsplan gibt. Allerdings: Selbst wenn der Gemeinderat (wie in den übrigen Kreisgemeinden möglich) sein Einvernehmen zum Baugesuch verweigern würde, könnte der Bauherr sein Recht vor dem Verwaltungsgericht einklagen. Rechtsgrundlage sind grundsätz- lich das Baugesetzbuch, der Bebau- ungsplan und gegebenenfalls eine Stadtbildsatzung, nicht das politi- sche Votum der Bürgervertreter. Ebenso wenig gibt es ein Recht der Öffentlichkeit, die Baupläne ein- zusehen. „Es haben nur diejenigen Einsichtsrecht, die von der Baumaß- nahme betroffen sind“, erläutert der Öhringer Hauptamtsleiter Ulrich Vogtmann. In der Regel sind dies die Anlieger. Die Stadträte haben über das Intranet der Stadtverwaltung Einsicht in die Pläne erhalten, die Fraktionen überdies in Papierform. Im Bürgerinfoportal der städtischen Homepage und in den öffentlichen Gemeinderatsunterlagen hingegen gab es nur eine kurze Beschreibung des Bauprojekts in Worten. Legaler Weg Die Entscheidung, die Pläne öffentlich zu machen, liegt also bei der Volksbank. Ulrich Vogt- mann: „Es gibt keinen anderen lega- len Weg als über den Bauherrn.“ Erst vor wenigen Monaten gab es in Öhringen einen ähnlich gelager- ten Fall: der geplante Neubau der Sparkasse Hohenlohekreis am Marktplatz (ehemaliges BW-Bank- Gebäude). Hier hatte es Kritik von Anwohnern (wegen der Gebäude- größe) und des Gemeinderates (we- gen der Fassadengestaltung im his- torischen Umfeld) gegeben. Die Sparkasse gab die Planansicht des Gebäudes zur Veröffentlichung in der Hohenloher Zeitung frei. Volksbank-Filiale, Café Nussknacker und Wohnhaus am Nussbaumweg sollen einem deutlich größeren Neubau weichen. Im Ge- meinderat gab es massive Kritik an den Plänen. Laut Stadtverwaltung ist das Projekt genehmigungsfähig. Foto: Peter Hohl Neben-Geschäft Böse Zungen behaupten, Bürger- meister kleinerer Gemeinden hät- ten allenfalls einen Halbtagsjob. So etwas stößt den betroffenen Rat- haus-Chefs natürlich sauer auf. Sie sagen: Wir arbeiten Vollzeit. Und oft noch viel mehr. Im norditalieni- schen Sterzing hat der Amtsinhaber ein sehr unverkrampftes Verhältnis zu seiner Arbeit. Beziehungsweise zu seinem Neben-Geschäft. Wir be- treten einen Laden mit regionalen Produkten und Haushaltswaren. Wir fragen die Angestellte, was sie uns empfehlen kann in dieser Stadt. Wie die Menschen so ticken und was hier so los ist. Sie lacht, dreht sich um und meint: Das fragen Sie am besten unseren Bürgermeister, der ist hier. Wir haken nach: Als Kunde? Die Frau antwortet: Nein, ihm gehört das Geschäft. Der Mann fühlt sich keineswegs ertappt im Gespräch, für ihn ist es das normalste der Welt. Er begrüßt uns freundlich, lädt uns ein zum abendlichen Laternenfest und wünscht uns einen angenehmen Aufenthalt. Das Abkassieren über- lässt er seiner Angestellten. Wir verabschieden uns und ge- hen. Draußen schmunzeln wir und wundern uns. Eine touristisch und wirtschaftlich bedeutende Klein- stadt im Wipptal mit rund 6500 Ein- wohnern hat einen Bürgermeister, dem gleichzeitig ein stattlicher La- den gehört? Das wäre bei uns in Ho- henlohe undenkbar. In einem anderen Geschäft brin- gen wir das Thema zur Sprache. Wir fragen: Ist der Bürgermeister in eu- rem Ort nicht ausgelastet? Regt sich da keiner auf? Die Miene der Ver- käuferin sagt mehr als tausend Wor- te. Erst lächelt sie, dann seufzt sie: So etwas gibt es nur hier. In Italien. Weitere Nachfragen erübrigen sich. Ach ja: Der Geschäftsmann war zu- nächst von 1990 bis 2000 Bürger- meister von Sterzing. Dann war fünf Jahre Pause, 2005 wurde er erneut gewählt. In der selben Stadt. Auch das geht wohl nur in Italien. Sollen sich die Bürgermeister in Hohenlohe daran nun ein Beispiel nehmen? Lieber nicht. Einen eige- nen Laden zu eröffnen, wenn sie ab- getreten sind, wäre aber durchaus eine Überlegung wert. Man könnte dem Volk weiter aufs Maul schauen – und garantiert auch nur mal einen halben Tag lang arbeiten. Moment mal Von Ralf Reichert Geld für ländlichen Raum: Jetzt bewerben HOHENLOHE Mit dem Entwicklungs- programm Ländlicher Raum (ELR) fördert das Land private, gewerbli- che und kommunale Investitionen, die Strukturverbesserungen zum Ziel haben. Das Jahresprogramm 2014 ist jetzt ausgeschrieben. Priva- te Investoren können unterstützt werden, wenn sie vorhandene Ge- bäude innerhalb historischer Orts- lagen umnutzen und damit neuen Wohnraum schaffen. Kleinere und mittlere Unternehmen können Geld für Betriebserweiterungen beantra- gen, Städte und Gemeinden für Sa- nierungs- und Bauprojekte. Die Aus- schreibung ist unter www.bwheu- te.de im Internet abrufbar. „Die Schwerpunkte der Förde- rung liegen in den Bereichen Arbei- ten, Grundversorgung, Gemein- schaftseinrichtungen und Wohnen“, sagt Minister Alexander Bonde. „Alle Kommunen, Unternehmen so- wie Bürger im Ländlichen Raum können sich bis zum 25. Oktober 2013 bewerben.“ Im Jahr 2013 flos- sen über das ELR 2,5 Millionen Euro in den Hohenlohekreis. Von 63 An- trägen wurden 28 bewilligt. red @ Weitere Infos www.mlr.baden- wuerttemberg.de/ELR HSt-Grafik, © Navteq/maps4news.com Lage A6 Neuenstein Neuenstein 2,5 km B19 Öhringen Öhringen 16,5 km Schematische Darstellung Kupferzell Kupferzell Freileitungstausch der EnBW

H O HENL O HE Mulf ingen. - etm-consult.deetm-consult.de/sites/default/files/130807_HohenloherZ_Öhringen.pdf · nach unten h ngt und sich nicht in ... rin Dagmar Jor dan. Deshalb

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Beute im KescherBachwanderung beimFerienprogramm inMulfingen. | 26HOHENLOHE 25Mittwoch,

7. August 2013

Helikopter ziehtneue Seile ein

AUSTAUSCH EnBW arbeitet zwischen Öhringenund Kupferzell an Hochspannungsleitung

Von unserer RedakteurinYvonne Tscherwitschke

K lick, klick, klick, klick. Ersthört man ihn. Doch es dauert,

bis der Leitungsmonteur sohoch am Masten geklettert ist, bisman vom freien Feld 400 Meter ent-fernt Blickkontakt zu dem Mann mitder orangenen Warnweste hat. Er istdie 25 Meter in den Hochspan-nungsmast der EnBW geklettert,um dort gleich mit Hubschrauber-Unterstützung das oberste Seil zutauschen. An 70 Masten auf einerTrasse von 16,5 Kilometern tauschtdie EnBW in den nächsten vier Wo-chen das von Mastspitze zu Mast-spitze verlaufende Blitzschutzseilmit den innenliegenden Glasfaser-kabeln aus. 500 000 Euro kostet dieInstandhaltung an den Leitungen.Ausgeführt wird sie mit Hilfe einesHubschraubers.

Ruhige Hand Von Hockenheimkommt an diesem Morgen Pilot NilsRosenthal von der Firma Heli Air Al-pin. Er sitzt in einer völlig verglastenKanzel, um selbst exakt seine Positi-on über der Mastspitze zu finden.Dass neu einzuziehende Seil hängt15 Meter unter ihm an einem Haken.Der ist mit einem 150 Kilo-Gewichtbeschwert, damit das Seil schönnach unten hängt und sich nicht inseinem Heckrotor verfängt. Eine ab-solut ruhige Hand braucht derMann am Hubschrauber-Joystick.

Schwindelfrei müssen die Freilei-tungsmonteure sein, die auf den ers-ten zwölf Masten zwischen Öhrin-gen und Kupferzell stehen. Mit derG41-Prüfung müssen sie nachwei-sen, höhentauglich zu sein, erklärtProjektmanager Michael Bern-hardt. Er steht mit Peter Hochber-ger von dem GeneralunternehmerGU-ETM aus Landau (Pfalz) auf ei-nem abgeernteten Feld bei Büttel-bronn und hat die ersten drei Mas-ten im Blick. Funktioniert alles?Lässt sich das Seil gut in die 45 Zen-timeter große Rolle einlegen, die dieMonteure vor wenigen Tagen anden Mastspitzen montiert haben?Ist es windstill genug, damit derHubschrauber ungefährdet nahegenug an die Hochspannungslei-

tung fliegen kann? Alles funktioniertreibungslos, meldet das Boden-team, das ständig Blick- und Funk-kontakt zum Hubschrauber hält.

Fünfmal klettern die 16 Freilei-tungsmonteure auf jeden einzelnenMasten, ehe das neue Lichtwellen-kabel eingezogen ist. Das liegt 5,5Tonnen schwer auf Kabeltrommelnam Boden. In vier Streckenabschnit-te ist die 16,5 Kilometer lange Tras-se geteilt. Die Leitungen auf derTrommel haben die jeweils dafürnotwendigen Längen von bis zu 5,6Kilometern.

Gekappt Die interne Kommunikati-on der EnBW laufe über das Licht-wellenseil, erklärt Pressespreche-rin Dagmar Jordan. Deshalb wurdendie Leitungen wohl vor einigen Ta-gen schon gekappt, aber noch provi-sorisch an einer Seite der oberstenTraverse befestigt, damit die Kom-munikation nicht unterbrochen, dieMastspitze aber frei für das neueSeil ist. Der Hubschrauber legte dasVorseil über die montierten Rollen,an dem dann das eigentliche Blitz-schutzseil aufgezogen wird. Neu ist,dass die Seilenden am Mast herun-tergeführt und mit Muffen am Bo-den verbunden werden, ehe sie wie-der auf fünf Meter Höhe in den Mastgezogen werden.

„Dann können die Monteurekünftig am Boden arbeiten, wenn andem Seil Reparaturen gemacht wer-den müssen“, erklärt Projektmana-ger Bernhardt. Die Glaserfasernseien so dünn, dass es extremschwierige wäre, in großen Höhendaran zu arbeiten.

Keine drei Minuten schwebt derHubschrauber über dem erstenMasten. Und schon liegt das Seilexakt in der Rolle. Der Monteur be-obachtet, dass es sauber läuft. DerHubschrauber fliegt den nächstenMasten an. Der erste Monteur steigtab. Klick, klick, klack. So geht dasden ganzen Tag. Möglichst bis Kup-ferzell. Damit in den kommendenTagen die unspektakuläreren Arbei-ten ohne Hubschrauber erledigtwerden können.

@ Bildergaleriewww.stimme.de

Hoch über Öhringen beginnt der Seiltausch mit dem Hubschrauber. In vier Wochensoll auf der ganzen Länge bis Kupferzell das neue Lichtwellenkabel liegen.

Der Freileitungsmonteur greift das Ka-bel und legt es in die Rolle ein.

Peter Hochberger (links) und MichaelBernhardt beobachten den Seiltausch.

Am Boden vor dem ersten Masten stehtdie Kabeltrommel. Fotos: Tscherwitschke

LichtwellenseilBis 23. August dauern die Arbeiten derEnBW Regional AG an der 110 000- Volt-Hochspannungsleitung zwischen Öhrin-gen und Kupferzell. Getauscht wird dasoberste Seil, das als Blitzschutz fungiert.Das neue Lichtschutzwellenseil hat innen-liegend ein Glasfaserseil. Das dient zum ei-nen der internen Kommunikation. Außer-

dem sind aber noch weitere Fasern frei.Damit kann beispielsweise über die EnBW-Tochter Neckar.com schnelles Internetvermarktet werden. Das neue Licht-schutzwellenseil mit innenliegendemGlasfaserkabel ist empfindlich. Das innen-liegende Kabel darf nicht knicken, damitdie Fasern nicht beschädigt werden.500 000 Euro investiert die EnBW in dieTrasse. von

� Hintergrund

Volksbank hält umstrittene Baupläne unter VerschlussNach deutlicher Gemeinderatskritik an Projekt am Nussbaumweg erhält die Öffentlichkeit keinen Einblick

Von unserem RedakteurPeter Hohl

ÖHRINGEN Die Volksbank Hohenlo-he sieht nach Auskunft ihres Presse-sprechers Jochen Leitner „derzeitkeinen Bedarf“, die Pläne ihres um-strittenen Neubaus am ÖhringerNussbaumweg der Öffentlichkeitzugänglich zu machen. Die Hohenlo-her Zeitung hatte bei der Bank ange-fragt, das Projekt nach einem Ge-spräch mit Vorstand und Architektvorzustellen.

Der Gemeinderat hatte sich äu-ßerst kritisch zu den Plänen geäu-ßert. Der geplante Bau sei zu mas-sig, die Gestaltung städtebaulich an-spruchslos, lauteten die wesentli-chen Kritikpunkte. Statt bisher ei-nem dreigeschossigen Gebäude mitvier Wohnungen sollen künftig zweiviergeschossige mit insgesamt 16Wohnungen errichtet werden. DieZahl der gewerblichen Einheiten er-höht sich von zwei (Volksbank-Filia-le, Café Nussknacker) auf drei.

Rechtslage Die Kritik des Gemein-derats hat jedoch allenfalls morali-sche Wirkung. Das Öhringer Gre-

mium hat bekanntlich in Bauangele-genheiten kein Entscheidungsrechtmehr, sondern kann allenfalls Wün-sche an die Verwaltung formulieren.Die Entscheidung liegt beim Bau-rechtsamt, das die Pläne für geneh-migungsfähig hält, zumal es für denNussbaumweg keinen qualifizier-

ten Bebauungsplan gibt. Allerdings:Selbst wenn der Gemeinderat (wiein den übrigen Kreisgemeindenmöglich) sein Einvernehmen zumBaugesuch verweigern würde,könnte der Bauherr sein Recht vordem Verwaltungsgericht einklagen.Rechtsgrundlage sind grundsätz-

lich das Baugesetzbuch, der Bebau-ungsplan und gegebenenfalls eineStadtbildsatzung, nicht das politi-sche Votum der Bürgervertreter.

Ebenso wenig gibt es ein Rechtder Öffentlichkeit, die Baupläne ein-zusehen. „Es haben nur diejenigenEinsichtsrecht, die von der Baumaß-

nahme betroffen sind“, erläutert derÖhringer Hauptamtsleiter UlrichVogtmann. In der Regel sind dies dieAnlieger. Die Stadträte haben überdas Intranet der StadtverwaltungEinsicht in die Pläne erhalten, dieFraktionen überdies in Papierform.Im Bürgerinfoportal der städtischenHomepage und in den öffentlichenGemeinderatsunterlagen hingegengab es nur eine kurze Beschreibungdes Bauprojekts in Worten.

Legaler Weg Die Entscheidung, diePläne öffentlich zu machen, liegtalso bei der Volksbank. Ulrich Vogt-mann: „Es gibt keinen anderen lega-len Weg als über den Bauherrn.“

Erst vor wenigen Monaten gab esin Öhringen einen ähnlich gelager-ten Fall: der geplante Neubau derSparkasse Hohenlohekreis amMarktplatz (ehemaliges BW-Bank-Gebäude). Hier hatte es Kritik vonAnwohnern (wegen der Gebäude-größe) und des Gemeinderates (we-gen der Fassadengestaltung im his-torischen Umfeld) gegeben. DieSparkasse gab die Planansicht desGebäudes zur Veröffentlichung inder Hohenloher Zeitung frei.

Volksbank-Filiale, Café Nussknacker und Wohnhaus am Nussbaumweg sollen einem deutlich größeren Neubau weichen. Im Ge-meinderat gab es massive Kritik an den Plänen. Laut Stadtverwaltung ist das Projekt genehmigungsfähig. Foto: Peter Hohl

Neben-Geschäft

Böse Zungen behaupten, Bürger-meister kleinerer Gemeinden hät-ten allenfalls einen Halbtagsjob. Soetwas stößt den betroffenen Rat-haus-Chefs natürlich sauer auf. Siesagen: Wir arbeiten Vollzeit. Und oftnoch viel mehr. Im norditalieni-schen Sterzing hat der Amtsinhaberein sehr unverkrampftes Verhältniszu seiner Arbeit. Beziehungsweisezu seinem Neben-Geschäft. Wir be-treten einen Laden mit regionalenProdukten und Haushaltswaren.Wir fragen die Angestellte, was sieuns empfehlen kann in dieser Stadt.Wie die Menschen so ticken undwas hier so los ist. Sie lacht, drehtsich um und meint: Das fragen Sieam besten unseren Bürgermeister,der ist hier. Wir haken nach: AlsKunde? Die Frau antwortet: Nein,ihm gehört das Geschäft.

Der Mann fühlt sich keineswegsertappt im Gespräch, für ihn ist esdas normalste der Welt. Er begrüßtuns freundlich, lädt uns ein zumabendlichen Laternenfest undwünscht uns einen angenehmenAufenthalt. Das Abkassieren über-lässt er seiner Angestellten.

Wir verabschieden uns und ge-hen. Draußen schmunzeln wir undwundern uns. Eine touristisch undwirtschaftlich bedeutende Klein-stadt im Wipptal mit rund 6500 Ein-wohnern hat einen Bürgermeister,dem gleichzeitig ein stattlicher La-den gehört? Das wäre bei uns in Ho-henlohe undenkbar.

In einem anderen Geschäft brin-gen wir das Thema zur Sprache. Wirfragen: Ist der Bürgermeister in eu-rem Ort nicht ausgelastet? Regt sichda keiner auf? Die Miene der Ver-käuferin sagt mehr als tausend Wor-te. Erst lächelt sie, dann seufzt sie:So etwas gibt es nur hier. In Italien.Weitere Nachfragen erübrigen sich.Ach ja: Der Geschäftsmann war zu-nächst von 1990 bis 2000 Bürger-meister von Sterzing. Dann war fünfJahre Pause, 2005 wurde er erneutgewählt. In der selben Stadt. Auchdas geht wohl nur in Italien.

Sollen sich die Bürgermeister inHohenlohe daran nun ein Beispielnehmen? Lieber nicht. Einen eige-nen Laden zu eröffnen, wenn sie ab-getreten sind, wäre aber durchauseine Überlegung wert. Man könntedem Volk weiter aufs Maul schauen– und garantiert auch nur mal einenhalben Tag lang arbeiten.

Moment mal

Von Ralf Reichert

Geld fürländlichen Raum:

Jetzt bewerbenHOHENLOHE Mit dem Entwicklungs-programm Ländlicher Raum (ELR)fördert das Land private, gewerbli-che und kommunale Investitionen,die Strukturverbesserungen zumZiel haben. Das Jahresprogramm2014 ist jetzt ausgeschrieben. Priva-te Investoren können unterstütztwerden, wenn sie vorhandene Ge-bäude innerhalb historischer Orts-lagen umnutzen und damit neuenWohnraum schaffen. Kleinere undmittlere Unternehmen können Geldfür Betriebserweiterungen beantra-gen, Städte und Gemeinden für Sa-nierungs- und Bauprojekte. Die Aus-schreibung ist unter www.bwheu-te.de im Internet abrufbar.

„Die Schwerpunkte der Förde-rung liegen in den Bereichen Arbei-ten, Grundversorgung, Gemein-schaftseinrichtungen und Wohnen“,sagt Minister Alexander Bonde.„Alle Kommunen, Unternehmen so-wie Bürger im Ländlichen Raumkönnen sich bis zum 25. Oktober2013 bewerben.“ Im Jahr 2013 flos-sen über das ELR 2,5 Millionen Euroin den Hohenlohekreis. Von 63 An-trägen wurden 28 bewilligt. red

@ Weitere Infoswww.mlr.baden-wuerttemberg.de/ELR

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