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Handelsumlenkung bei der Erweiterung einer Zollunion Yon Jfirgen Rohwedder I n der integrationstheoretischen Literatur ist seit den bahnbrechenden Arbeiten yon Viner eine intensive Debatte iiber die wohlfahrts- theoretischen Implikationen yon Handelsschaffung und Handels- umlenkung gefiihrt worden. In dieser Debatte wurde auf der Grundlage partialanalytischer Ans/itze gezeigt, dab eine Handelsumlenkung grund- s/itzlich negative Wohlfahrtswirkungen hat, die jedoch durch die positiven Wohlfahrtswirkungen des Konsumptionseffekts iiberkompensiert wer- den kSnnen:. In den zahlreichen erapirischen Untersuchungen wird meist jede integrationsbedingte Zunahme des gesamten AuBenhandels eines Landes als Handelsschaffung und jede integrationsbedingte Umverlagerung des AuBenhandels zwischen Drittl~ndern und Partnerl~ndern als Handels- umlenkung bezeichnet. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen der Auswirkungen der Grtindung von EG und EFTA zeigen meist ein deutliches ~ber- wiegen der Handelsschaffung iiber die Handelsumlenkung und begriinden damit die Vermutung, dab die Griindung dieser Handelsbl6cke eine wohlfahrtssteigernde Wirkung ffir die Welt insgesamt gehabt hat s. Ein eindeutiger Beweis ffir diese Vermutung kann jedoch auch bei sehr star- kern ~berwiegen der Handelsschaffung nicht geflihrt werden, da die Wohlfahrtsverluste pro DN[ Handelsumlenkung gr6Ber sein k6nnen als die Wohlfahrtsgewinne pro DM Handelsschaffung. i Diese partialanalytischen Ans~tze haben zwar den Nachteil einer Vernachl~ssigung der Riickwirkung auf andere M/irkte (die Sekund/ir- und Terti/irwirkungen bei Meade), haben ]edoch den Vorteil, dab eine disaggregiertere Betrachtung mSglich ist. Vor allem aus diesem Grund bilden diese partialanalytischen Ans/itze aueh die theoretische Grundlage der meisten empirischen Untersuchungen. s Diese Wohlfahrtssteigerung der gesamten Welt wird zwar im Regelfall mit einer Wohlfahrtssenkung der Drittl/inder verbunden sein, es sind jedoch auch F/ille denkbar, bei denen auch im Rahmen einer partialanalytischen Untersuchung nachgewiesen werden kann, dab die Drittl/inder Wohlfahrtssteigerungen erfahren. Fiir eine detaillierte Untersuchung dieser Zusammenh/inge vgl. J. Rohwedder, Welfare Effects of Regional Economic Inte- gration -- A Partial Equilibrium Approach. Erscheint demn/iehst in der Festschrift ftir Prof. Dr. G. Demaria. 47*

Handelsumlenkung bei der erweiterung einer zollunion

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Handelsumlenkung bei der Erweiterung einer Zollunion

Yon

Jfirgen Rohwedder

I n der integrationstheoretischen Literatur ist seit den bahnbrechenden

Arbeiten yon Viner eine intensive Debatte iiber die wohlfahrts- theoretischen Implikationen yon Handelsschaffung und Handels-

umlenkung gefiihrt worden. In dieser Debatte wurde auf der Grundlage partialanalytischer Ans/itze gezeigt, dab eine Handelsumlenkung grund- s/itzlich negative Wohlfahrtswirkungen hat, die jedoch durch die positiven Wohlfahrtswirkungen des Konsumptionseffekts iiberkompensiert wer- den kSnnen:.

In den zahlreichen erapirischen Untersuchungen wird meist jede integrationsbedingte Zunahme des gesamten AuBenhandels eines Landes als Handelsschaffung und jede integrationsbedingte Umverlagerung des AuBenhandels zwischen Drittl~ndern und Partnerl~ndern als Handels- umlenkung bezeichnet.

Die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen der Auswirkungen der Grtindung von EG und EFTA zeigen meist ein deutliches ~ber- wiegen der Handelsschaffung iiber die Handelsumlenkung und begriinden damit die Vermutung, dab die Griindung dieser Handelsbl6cke eine wohlfahrtssteigernde Wirkung ffir die Welt insgesamt gehabt hat s. Ein eindeutiger Beweis ffir diese Vermutung kann jedoch auch bei sehr star- kern ~berwiegen der Handelsschaffung nicht geflihrt werden, da die Wohlfahrtsverluste pro DN[ Handelsumlenkung gr6Ber sein k6nnen als die Wohlfahrtsgewinne pro DM Handelsschaffung.

i Diese partialanalytischen Ans~tze haben zwar den Nachteil einer Vernachl~ssigung der Riickwirkung auf andere M/irkte (die Sekund/ir- und Terti/irwirkungen bei Meade), haben ]edoch den Vorteil, dab eine disaggregiertere Betrachtung mSglich ist. Vor allem aus diesem Grund bilden diese partialanalytischen Ans/itze aueh die theoretische Grundlage der meisten empirischen Untersuchungen.

s Diese Wohlfahrtssteigerung der gesamten Welt wird zwar im Regelfall mit einer Wohlfahrtssenkung der Drittl/inder verbunden sein, es sind jedoch auch F/ille denkbar, bei denen auch im Rahmen einer partialanalytischen Untersuchung nachgewiesen werden kann, dab die Drittl/inder Wohlfahrtssteigerungen erfahren. Fiir eine detaillierte Untersuchung dieser Zusammenh/inge vgl. J. R o h w e d d e r , Welfare Effects of Regional Economic Inte- gration - - A Partial Equilibrium Approach. Erscheint demn/iehst in der Festschrift ftir Prof. Dr. G. Demaria.

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Die bisher durchgeffihrten Arbeiten zur Absch/itzung der mdglichen Auswirkungen der Erweiterung der EG haben nun sogar gezeigt, dab die Relation zwischen Handelsumlenkung und Handelsschaffung bei dieser Erweiterung der EG wahrscheinlich noch ungfinstiger ist als bei der Schaffung yon EG und EFTA. So hat beispielsweise Kreinin nach einer sorgf/iltigen Analyse der verschiedenen Wirkungen, die sich aus den Bei- trittsabkommen bzw. den Freihandelsvertr/igen zwischen EFTA- und EG-LAndern ergeben, unter Verwendung yon aus der Literatur liber- nommenen oder aufgrund yon a-priori-SchAtzungen ermittelten Ge- samtimportelastizitAten festgestellt, dab ftir die EFTA-LAnder insgesamt mit einer Handelsschaffung (definiert als Zunahme der Gesamtimporte dieser LAnder) yon ca. 2,7 Mrd. $ (= 8,5~ des gesamten Importvolumens des Jahres 197o ) und einer Handelsumlenkung (definiert als Verlagerung der Importe yon einem Land auf ein anderes Land) yon 2,3 Mrd. $ (= 7,I~o des Importvolumens) zu rechnen ist. Fiir das Vereinigte K6nig- reich allein ist tier Handelsschaffungseffekt mit I ,I Mrd. $ (= 9,9~o des Importvolumens) sogar geringer als der Handelsumleitungseffekt mit 1,6 Mrd. $ (= 14,1%) 1.

Eine detaillierte Analyse der Auswirkungen auf die skandinavischen Staaten, bei der regionen- und. produktspezifische PreiselastizitAten auf 3- bis 4-stelligem SITC-Niveau geschAtzt wurden, fiihrte zwar zu absolut wesentlich niedrigeren Ziffern, zeigte aber eine /ihnliche Struk- tur: FtLr die MetaU- und metallverarbeitende Industrie waren die ge- sch~tzten Handelsumleitungseffekte ftir Schweden fast doppelt so hoch wie die handelsschaffenden Effekte I.

Insbesondere die Ergebnisse der zuletzt genannten Arbeiten und die Ergebnisse yon Kreinin ftir das Vereinigte K6nigreich legen nun die Vermutung nahe, dab die EG-Erweiterung bzw. der AbschluB der Frei- handelsvertrAge mit den EFTA-LAndern u.U. sogar einen Wohlfahrts- verlust fiir die Welt insgesamt zur Folge hat.

Diese Annahme beruht jedoch auf einer falschen l~bertragung der wohlfahrtstheoretischen Analyse yon Integrationswirkungen tier Grtin- clung einer Zotlunion oder Freihandelszone auf den Zusammenschlul3

t Vgl. M.E. K r e i n i n , The Static Effects of EEC Enlargement on Trade Flows. *The Southern Economic Journal*, Chapel Hill, N.C., Vol. 39 (I972]73), S. 559ff., hier insbes. die Anhangtabelle, S. 567.

! Vgl. zu diesen Ergebnissen die Arbeiten yon W. H u m m e n , Die Auswirkungen der Erweiterung der EG auf AuBenhandel und Produktion der metallverarbeitenden Industrie in Sehweden, D/inemark und Norwegen. Ttibingen :976; F. H e l m s , Die Auswirkungen der Erweiterung der EG auf AuBenhandel und Produktion der Grundmetallindustrie in Schweden, D/inemark und Norwegen. Erscheint demn/ichst.

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zweier Handelsbl6cke x. SchlieBen sich n~imlich z.B. zwei Zolhmionen zusammen, so muB man die iibliche wohlfahrtstheoretische Analyse der Theorie der Integration jetzt auf die beiden Freihandelsbereiche ins- gesamt anwenden. Jede Zollunion entspricht dann einem Land in der urspriinglichen Analyse. Jede Verlagerung der schwedischen Importe vom Vereinigten K6nigreich auf die BRD als Folge des Freihandels- abkommens z.B. bedeutet ja, dab in tier Ausgangsposition die Exporte des Vereinigten K6nigreichs in der tatsAchlichen H6he nut m6glich waren aufgrund der Zollbelastung der Exporte aus der BRD. Eine Ver- lagerung als Folge des Zusammenschlusses der beiden Zonen bedeutet also nicht Verlagemng vom kostengfinstigen zum kostenungtinstigen Anbieter, der nut aufgrund der Zollbelastung des gfinstigen Anbieters wettbewerbsf~thiger wird (diese Beschreibung entspricht der tiblichen Definition der Handelsumlenkung), sondern urngekehrt eine Verlagemng vom kostenungtinstigeren, vor AbschluB des Freihandelsabkommens vor d.er Konkurrenz des Anbieters aus dem anderen Integrationsbereichs durch Z611e geschtitzten Anbieters zum kostengtinstigeren Produzenten. Ebenso wie eine Verlagerung des Handels zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen zugunsten eines Handels zwischen den Niederlanden und Niedersachsen bei Grfindung der EG die positiven Wirkungen der Handelsschaffung zurn Ausdruck bringt, so ist jetzt die oben erw~thnte Verlagerung der schwedischen Importe yore Vereinigten K6nigreich auf die BRD wohlfahrtstheoretisch als Handelsschaffung und nicht als Han- delsumlenkung einzustufen, obwohl dutch diese Form der integrations- bedingten Beeinflussung des AuBenhandels der GesamtauBenhandel Schwedens nicht ver~tndert wird.

Die theoretische Ableitung dieses Ergebnisses soll mit Hilfe eines partialanalytischen Ansatzes erfolgen. Gehen wir aus yon einem voll- kommenen Markt, auf dem das Inland (Schweden) das Gut aus dem Part- nerland (Vereinigtes K6nigreich), dem Drittland I (EG) und dem Dritt- land 2 (Rest der Welt) importiert. Inland und Partnerland bilden in der Ausgangssituation eine Zollunion, die bei unver~tndertem Zollsatz z

a Kreinin bezeichnet die Verlagerung z. B. britischer Importe aus EFTA-Liindern auf EG-L~inder clann auch vorsichtigerweise nicht als Handelsumlenkung und behandelt die EG und EFTA mit Ausnahme GroBbritanniens als jeweils eirlen Block. Vgl. K r e i n i n , a. a. O.,

S. 562.

s Genaugenommen paBt diese Annahme eines unver~inderten Zollsatzes eher zu eiller Freihandelszone als zu einer Zollunion. Fiir eine Zollunion wiiren noch zus~tzliche Annahmen darilber zu machen, wie sich dieser Zollsatz im Zuge der Bildung eines gemeinsamen AuBen- zolls ~indert. Da es abet keine eindeutige Aussage dartiber gibt, wie sich der gemeinsame AuBenzoll bildet (in der Realit~it: Verhandlungsergebnis mit gewissen Beschr~inkungen dutch das GATT-Abkommen), wollen wir hier dem in der Li teratur vielfach eingeschlagenen Weg folgcn und einen unverAnderten Zollsatz annehmen.

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um das Drit t land I erweitert wird 1. Diese Erweiterung des Integrationsraumes ftthrt dazu, dab der Gleich-

gewichtspreis im beitretenden Drit t land I steigt (in der Abbildung um ApD1) und in den drei anderen LAndern um den flberall gleichen ]3e- trag (urn Apj = A p p = A p p . ) sinken wird, wobei die Summe aus Preis- steigerung im beitretenden Drit t land und Preissenkung in der Zoll- union gerade dem AuBelxzoll der Zollunion entspricht. Als Folge der Preis- senkung im Inland werden die Importe dieses Landes yon CD auf C'D' zunehmen. Wir bezeichnen diese Zunahme als Handelsschaffung (TC).

/

O^-Or i t t land 2 - I n tand z

~p

x P - P a r t n e r l a n d D1- Dr i t t t and t

Die Exporte des Partnerlandes werden von EF auf E 'F ' (----- Handelsum- lenkung des Partnerlandes, TD1) und die Exporte des zweiten Dritt- landes yon A]3 auf A']3' ( ~ Handelsumlenkung des zweiten Drittlandes TD2) absinken. Die Exporte des beitretenden Drittlandes I werden da- gegen von GH auf G'H' ( ~ AEXD1 = TC q- TD 1 q- TD2) zunehmen.

Wenden wir nun das in den partialanalytischen Untersuchungen von Integrationswirkungen fibliche Verfahren zur Messung yon Wohl- fahrtswirkungen an, nach dem diese Wohlfahrtswirkungen auf einem Markt sich als die Summe der Ver~nderungen yon Konsumentenrente und Produzentenrente, vermindert um die entgangenen Zolleinnah-

Zur Vereinfachung der Darstellung untersteUen wit einen spezifischen Zoll sowie - - in der Graphik - - lineare Angebots- und Nachfragefunktionen und vernachl~issigen Trans- portkosten.

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men, ergeben 1. Wir erhalten als Wohlfahrtsgewinn (G) der Elweiterung der Zollunion um das Dri t t land I fiir die einzelnen L~inder:

(i) Gj = CDD'C' -- LDQR -- CKMIg + C'K'M'N'

1 = - - A p j ( I m j + ~ TC) - - t (Exist + TD,)

1 (2) Gp = - - E F F ' E ' = App (Exp - - ~ TDa)

1 (3) GD~ ---- G H H ' G ' = ApD~ (ExD~ + ~ AEXD~ )

1 (4) GD2 -- ABB'A' ----- ApD 2 (ExD, -- ~ TD,)

Bei der Interpretat ion dieser Gleichungen ist zu beriicksichtigen, dab A p j , App und ApD z negativ, alle anderen Gr6Ben abet positiv definiert sind.

Fiir das Inland gibt der erste Term die Differenz aus der Zunahme der Konsumentenrente und der Abnahme der Produzentenrente an, der Rest der Ausdrticke die Abnahme der Zolleinnahmen: die Zolleinnahmen aus dem Handel mit dem ersten Dri t t land entfallen, w~ihrend sich die Zoll- einnahmen aus dem Handel mit dem zvveiten Dri t t land entsprechend dem Riickgang der Impor te aus diesem Land verringern ~. Die Richtung der Wohlfahrtswirkungen fiir das Inland ist also unbest immt.

Fiir die drei exportierenden Liinder, Partnerland, Dri t t land I und Drit t land 2, ergeben sich nur Wirkungen aus der Ver~inderung yon Pro- duzentenrente und Konsumentenrente, wobei die Wirkung im Par tner- land und im Drit t land 2 negativ, im beitretenden Dri t t land I jedoch posi t iv is t 3.

1 Ftir eine kurze Darstellung dieses Ansatzes vgl. H. G. J o h n s o n, A Marshallian Analysis of Customs Union. *Indian Journal of Economics*, Allahabad, Vol. 38 (1957), S. 39ff.; Vol. 39 (1958), S. I77ff. Wiederabgedr. in: D e r s e l b e , Money, Trade and Economic Growth. Survey Lectures in Economic Theory. London 1962, S. 63ff.; hier zitiert nach der letzten Quelle, S. 64.

Eine Berticksichtigung yon Anderungen des AuBenzolls wiirde einmal diesen Ausdruck modifizieren, zum anderen abet auch das AusmaB der Preis~inderungen beeinflussen. Fiir eine detaillierte Analyse dieser Wirkungen mit dem hier verwendeten Instrumentarium ftir den Fall der Grtindung einer Zollunion oder einer Freihandelszone vgl. R o h w e d d e r , a. a. O.

3 Das eindeutige Vorzeichen der Wohlfahrtswirkungen im Partnerland und im zweiten Drittland ergibt sich aufgrund der ~ atsaehe, dab die Anderungen der Exporte dieser L~tnder (TD x und TDz) notwendigerweise kleiner sind als die gesamten Exporte der betreffenden Liinder (Exp bzw. ExDa).

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Damit ergibt sich unter den Annahmen dieses Modells bereits ein- deutig die interessante Tatsache, dab bei einer Erweiterung einer Zoll- union das exportierende Land innerhalb der Union an Wohlfahrt verliert, w/ihrend die Aussage fiir das importierende Land often ist 1.

Beriicksichtigen wir nun, dab

Apj ---- App = ApD2; ApD x = t + Apj , Imj ---- Exp

+ EXD1 + ExD~

ist, so erhalten wir nach einigen Umformungen

1 Gw = ~ t (TC + TD1 - - TD2)

Wit sehen, dab die Wohlfahrtsgewinne der Welt um so h6her sind, je h6her die Handelsschaffung u n d je h6her die Handelsumlenkung vom Partnerland zum beitretenden Drit t land (TD1) ist und um so kleiner die Handelsumlenkung vom Rest der Welt zum beitretenden Drit t- land ist. Fal3t man in der obigen Analyse die Angebots- und Nachfrage- konstellationen von Inland und Partnerland zusammen und analysiert die Wirkung der Bildung einer Zollunion zwischen diesem Aggregat und dem beitretenden Drittland, so erh/ilt man ffir die Wohlfahrtswir-

1 kungen in der gesamten Welt die wohlbekannte Formel: Gw = 2 t

( T C - TD), wobei in dem Ausdruck TC die Handelsablenkung zwischen Partnerland und beitretendem Dritt land enthalten ist.

Abschliel3end sei noch darauf verwiesen, dab das obige Ergebnis einmal auf den Voraussetzungen der vollkommenen Konkurrenz und der klassischen Wohlfahrtstheorie beruht, zum anderen aber auch ent- scheidend von den Annahmen eines konstanten Zollsatzes im Inland u n d v o n d e r gew~ihlten Ausgangssituation, in der das Inland der einzige Importeur ist und alle anderen L/inder Exporteure sind, beeinflul3t wird. W~.hlt man z. B. eine Ausgangssituation, in der das beitretende Drit t land einziger Exporteur und alle anderen L~nder Importeure sind, so kommt man zu anderen Ergebnissen, die mit den schon beinahe klassischen Be- griffen Handelsschaffung und Handelsumlenkung mit ihren wohlfahrts- theorethischen Implikationen nicht zu interpretieren sind 2.

1 Entsprechend gilt in dem oben gew~ihlten Beispiel der Grfindung einer ZollunioD zwischen der Bundesrepublik und den Niederlanden fiir den Binnenhandel zwischen Sehleswig- Holstein und Niedersachsen: das liefernde Schleswig-Holstein wird einen Wohlfahr tsvef lus t erleiden und die Wohlfahrtsentwicklung im *handelsumlenkenden* Niedersachsen ist unbe- s t immt.

: Vgl. dazu R o h w e d d e r , a. a. O.

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S u m m a r y : Trade Diversion as Consequence of an E n l a r g e m e n t of a Cus toms Union. - - In a 4-count ry case, the consequences of an en la rgement of a c u s toms union (the CU of the home and pa r t ne r coun t ry is enlarged b y the th i rd c o u n t r y No. I) is analysed wi th a par t ia l equi l ibr ium approach. I t is shown, t h a t the diver- sion of home coun t ry impor t s f rom the pa r t ne r cou n t r y to the new me mbe r c o u n t r y D 1 has no welfare decreasing, ra ther welfare increasing effects for the world as a whole. The famous Jonson- fo rmula for the change of world welfare a t the founda- t ion of a CU

1 Ctw = 2 t (TC,--TD) becomes in this 4-count ry case

1 Ct w = 2 t (TC+TDx--TD~) , where TC = t rade creation, TD 1 = diversion of impor t s

f rom the pa r tne r coun t ry to the joining thi rd coun t ry D 1 and TD 2 = diversion of impor ts to the joining coun t ry f rom the th i rd coun t ry remain ing outside the CU.

We also show, as an interest ing secondary resul t of our analysis , t h a t TC leads to a welfare decrease in the surplus region of a co un t r y (which will lose " e x p o r t s " to the deficit region) and to an uncer ta in welfare effect in the deficit region.

R ~ s u m ~ : La diversion de commerce su ivan t l '61argissement d 'une union doua- nitre. - - Dans un cas de qua t re pays nous ana lysons les consequences d ' une 6iar- g issement d 'une union douani&re (l~ douani~re du pays de r*f*rence et du pays par tena i re est ~largie par le t roisi~me pays No i) en u t i i i san t une approche d '6quil ibre partiel. Nous d6mont rons que la diversion des impor t a t ions du p a y s de r4f6rence du pays par tena i re vers le nouveau pays membr e D 1 n ' a pas des effets de ~welfare* d iminuants , mais p lu t6 t croissants pour le monde entier. La formule fameuse de Johnson concernant le change de ,welfare~ mondia l su ivan t la fondat ion d 'une union douani~re

1 C*W = 2 t (TC--TD) devient dans ce cas de qua t r e pays

1 Caw = 2 t (TC + TDx--TD2), off TC = cr6ation de commerce; TD x = diversion des

impor ta t ions du pays par tenai re vers le troisi~me pays jo ignan t et TDa = diversion des impor ta t ions du troisi~me pays re s t an t hors de l 'un ion douani~re vers le pays joignant .

l~ous d6mont rons aussi, comme secondaire r4sul ta t in t4ressant de no t re ana lyse que la cr4ation de commerce mane ~ une d4croissance de ,welfare~ dans la r4gion exc4dentaire d ' un pays (perdant des ,exportat ions~ en faveur de la r6gion d6fici- taire) et ~ un effet incertain de ,welfare,~ dans la r6gion d6ficitaire.

R e s u m e n : Desviaci6n de comercio como consecuencia de la ampliaci6n de una union aduanera. - - E n un caso de cua t ro palses, se anal izan tas consecuencias de una ampliaci6n de n n a union aduanera (la union aduane ra del pals original y el pais asociado se extiende al tercer pais No. i) con la ayuda de un enfoque de

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equilibrio parcial. Se muestra , que la desviaci6n de las impor tac iones del pals original provenientes del pals asociado hacia el nuevo pals miembro D 1 no t iene efectos negat ivos sobre el bienestar , sino que por el contrario, produce un a u m e n t o del bienestar para el mundo en su conjunto . La famosa f6rmula de J o h n s o n referente al cambio del bienestar en el m u n d o a raiz de la formaci6n de una union aduane ra

1 GW = - t (TC--TD) se t r ans fo rma en este caso de cua t ro palses en

2

1 C*w ~ 2 t (TC+TD1--TD2) , donde TC = creaci6n de comercio y TD 1 = desviaci6n

de importaciones del pals asociado hacia el tercer pals miernbro D 1 y TD 2 = des- viaci6n de importaciones del pa/s que permanece fuera de la un ion aduane ra hacia el pals que se asocia.

Como resul tado secundario in teresante de este an~lisis, se mues t ra , que TC lleva a un descenso del bienestar en la region con super/~vit de un pals (la que per- derg <~exportaciones, en favor de la region deficitaria) y a un efecto de b ienes tar indefinido en la region deficitaria.