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Auszüge aus Peter Handkes neuem Tagebuch und alle weiteren Höhepunkte des literarischen Frühlings. SEITEN 2–15 Feder Mit Handkes SONNTAG, 13. MÄRZ 2016 www.kleinezeitung.at JUNG UND JUNG

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Auszügeaus PeterHandkesneuem

Tagebuchund alleweiteren

Höhepunktedes

literarischenFrühlings.

SEITEN 2–15

Feder

MitHandkes

SONNTAG, 13. MÄRZ 2016 www.kleinezeitung.at

JUNG UND JUNG

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2 | SONNTAG | 13. MÄRZ 2016

Im Fokus: Literatur

13. MÄRZ 2016 | SONNTAG | 3

Der medialeBüchertisch

Ein seltsames Phänomen.Täglich wächst und bläht

sich das Internet fast maßlosauf, allein, wer einen halbwegsinformativen Überblick erhal-ten will über wichtige Buch-Neuerscheinungen, der tapptund tippt im Dunkeln. EineMöglichkeit besteht darin, sichauf den diversen Verlagsseiteneinigermaßen schlauzuma-chen, eine andere, auf die diver-sen Online-Anbieter zu vertrau-en. Sonderlich hilfreich ist auchdas nicht. Denn dort werden na-türlich all jene aktuellen Rennerins Rampenlicht gerückt, die esohnehin auf fünf- bis sechsstel-lige Verkaufszahlen bringen.

Nun liegt uns nichts ferner alsdas Bestreben, durch eine ArtProspekt Abhilfe zu schaffen.Wir wollen auf den folgendenSeiten in kompakter Form aufunserer Meinung nach heraus-ragende Neuerscheinungenhinweisen, denen wir beson-ders viele Leserinnen und Leserwünschen. Wobei nicht wenigeder präsentierten Bücher we-gen ihrer Brisanz und ihrerenormen Qualität natürlichnoch in ausführlicher Form undzum Teil auch durch Interviewsgewürdigt werden. Uns geht esalso vor allem auch darum, Le-seanreize zu schaffen und zu be-legen, dass dieser Literaturfrüh-ling besonders reich an hochka-rätigen Novitäten ist. Ein me-dialer Büchertisch also.

Zwei Hinweise noch. Morgen,Montag, wird die Beilage „Lese-lust“ mit weiteren Büchertippshoffentlich eben das bei Ihnenauslösen – Lust zum Lesen. Unddass diesmal weniger Krimi-tipps zu finden sind als in frühe-ren Literaturbeilagen, hat einenschönen Grund: Im Mai gibt eseine eigene Bücherbeilage mitKriminalliteratur.

WERNER KRAUSE/BERND MELICHAR

Mächtig, magisch, mysteriös.Lesestoff, der in diesem Frühjahr auchfür viel Aufsehen und Gesprächsstoff

sorgen wird.VON WERNER KRAUSE

Bleibt noch die Rückkehr einesanderen Wortmagiers: DavidMitchell („Wolkenatlas“) legt mit„Die Knochenuhren“ einen anverblüffenden Wendungenenorm reichen metaphysischenThriller vor, der auch den Unter-titel „Holy im Horrorland“ tragenkönnte. Wer es in der Literaturgern phantastisch hat, wird per-fekt bedient.

nau genommen über drei Identi-täten verfügt. Das daraus resul-tierende literarische Triptychonnutzt Glavinic, pendelnd zwi-schen obsessivem Schriftsteller,Jugendlichem in der Weststeier-mark und seinem Alter Ego Jonasals Millionenjongleur in Tokio,um auch stilistisch in sagenhaf-tem Tempo zu Höchstform auf-zulaufen.

„City on Fire“. Gemeint ist NewYork im Jahr 1977, als ein Strom-ausfall die Metropole der Schlaf-losigkeit völlig lähmt. Ein Riesen-Epos, elektrisierend, ja doch, vonder ersten Seite an.

Mit dem „Jonas-Komplex“knüpft Thomas Glavinic an seineSelbstfindungsversuche in „Dasbin doch ich“ an. Diesmal mit derThese, wonach jeder Mensch ge-

sphärisch pralles Buch, in demsich eine Rechnung verbirgt, diejetzt erneut aufzugehen scheint.Hellwache Dichtkunst, der manin dieser visionären Intensitätnur alle paar Jahre begegnet.

Eigentlich nur auf eine Nacht,die folgenschwerer nicht hättesein können, fokussiert sich daserzählerische Furioso des US-Autors Garth Risk Hallberg in

chanik der Wiederkehr unbarm-herzig verfeinert.

Karahasans Werk führt zurückin die trügerische Hochblüte despersischen Reichs im 11. Jahrhun-dert, Protagonist ist der Astro-nom, Mathematiker und Philo-soph Omar Chayyam, der Zeugedes Verfalls eines Imperiumswird. Ausgehöhlt durch Funda-mentalismen, durchlöchertdurch Bestrebungen, einen Nach-richtendienst zu installieren.

Chayyam sucht Trost bei denZahlen, weil diese keinerlei Emp-findungen haben und keineSchmerzen kennen. Ein atmo-

Als eine der bedeut-samsten literarischen

Stimmen Europas wurde er kürz-lich gewürdigt, übertrieben istdas nicht. Denn Dzevad Karaha-san verfügt über einen Erzählton,der ebenso magisch wie realis-tisch ist, mitunter scheinbar derZeit oder der Gegenwart ent-rückt und doch auf faszinierendeWeise nahe am Hier und Jetzt.Weil sich, wie er in seinem jüngs-ten, grandiosen Roman „DerTrost des Nachthimmels“ ein-dringlich beweist, Geschichtenicht nur wiederholt, sondernihre geheimnisvolle, fatale Me-

Nächtenaus 1002

Garth RiskHallberg.City on Fire.Fischer.1080 Seiten,25,70 Euro

ThomasGlavinic.Der Jonas-Komplex.Fischer.752 Seiten,25,70 Euro

DavidMitchell.Die Knochenuhren.Rowohlt.816 Seiten,25,70 Euro

DzevadKarahasan.„Der Trost desNachthimmels“.Suhrkamp.724 Seiten,27,70 Euro

Sensationell1952 feuerte ein empörter Lektorden Text in eine Schublade. Jetztist die Literaturwelt um ein frühesMeisterwerk von Siegfried Lenzreicher. Die Story über einen De-serteur, angesiedelt 1945 an der Ostfront, ist einexistenzialistisch-kafkaesker Geniestreich. WK

Siegfried Lenz. Der Überläufer. Hoffmann & Campe.368 Seiten, 25,70 EuroSiegfried Lenz (1926–2014) APA

HinterlistigAbenteuergeschichten sind wie-der hoch im Kurs. Tom Coopersetzt das hohe Niveau fort. Esdampft und brodelt in seinem Ro-man über ein gottverlassenes Kaffin Louisiana, wo die Bewohner den Beinamen„Sumpfratten“ tragen. Spannend, hinterlistig. WK

Tom Cooper. Das zerstörte Leben des Wes Trench.Ullstein. 384 Seiten, 22,60 Euro

MörderischSatiriker, Leberforscher, Botho-Strauß-Verehrer – Heinz Strunkist stets für gute oder diesfalls düs-terste Überraschungen zu haben.Er rekapituliert das kaputte Lebenvon Fritz Honka, dem legendären Frauenmördervon St. Pauli. Echtzeit-Thrill in Reinkultur. WK

Heinz Strunk. Der goldene Handschuh. Rowohlt.256 Seiten, 20,60 Euro

TraumatischWortkarg wie Ágota Kristóf, be-klemmend wie György Drago-mán: Mit Ferenc Barnás meldetsich ein weiterer großer Erzähleraus Ungarn, dessen traumatischeKindheitsgeschichte ins Jahr 1968 und in die Hoff-nungslosigkeit führt. Ein zutiefst berührendes Ge-schichtspanorama eines virtuosen Dichters. WK

Ferenc Barnás. Der Neunte. Nischen. 224 Seiten, 21 Euro

„Ist das nochimmer einemenschlicheWelt, wenn da-rin kein Platz istfür Träumer?“ –Dzevad Karaha-san HOFFMANN

Geschichten

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4 | SONNTAG | 13. MÄRZ 2016

Im Fokus: Literatur

13. MÄRZ 2016 | SONNTAG | 513. MÄRZ 2016 | SONNTAG | 5

Drei Bücher, drei Reisen, drei Welten:eine Biografie mit Kultfaktor,

eine Reise mit Bildungsauftrag und einHotel wie eine gute Revue.

VON SUSANNE RAKOWITZ

darunter Hotelbesitzer BuddyHamstra, der nicht selten Goldfi-sche im Spülkasten schwimmenlässt. Und neben Hoteldauergäs-ten wie der schrillen KolumnistinMadame Ma wäre da noch derglücklichste Mann auf Hawaii,mit dem wohl schönsten Kompli-ment an das Lesen selbst: „Bü-cher machen mich nervös. Sienisten sich in meinem Kopf ein.Wenn ich eins lese, kann ich annichts anderes mehr denken.“

Aufbrechen, ankommen, ver-weilen, beobachten, lernen: Die„Big Five“ des Reisens könnenauch umgekehrt wirken. In „Ho-tel Honolulu“ von Paul Therouxwird ein Schriftsteller zum Ho-telmanager. Und die Gäste der 80Zimmer sind wie eine Reise in 80Tagen um die Welt, man trifft siealle: die Erholungssuchenden,die Verliebten, die ewig Fremden,die Schrulligen, die Flüchtendenund die liebenswert Schrägen,

damals von Muslimen regiertenReiche besucht hat. Follath orien-tiert sich an Ibn Battutas Manu-skript, das in der französischenNationalbibliothek lagert. ZwölfStädte – darunter Damaskus, Shi-ras, Istanbul, Samarkand undDelhi – bilden die Perlenschnur,anhand derer Follath die unter-schiedlichen Entwicklungen derislamischen Welt nachzeichnet.Nicht nur angesichts der aktuel-len Weltlage ein Pflichtbuch.

Ein Wanderer zwischen denKulturen war auch der Marokka-ner Ibn Battuta. 1325 bricht der Ju-rist aus Tanger zu einer Pilgerrei-se nach Mekka auf – eine Reise,die dort nicht endet, sondern zurLebensaufgabe wird. 29 Jahre ister unterwegs, sogar bis nach Chi-na kommt er. Rund 700 Jahrenach dieser außergewöhnlichenReise begibt sich Journalist ErichFollath auf die Spuren des „arabi-schen Marco Polo“, der jedes der

„Stern“, „Bunte“, „Playboy“ oder„Geo“. Der nächste Vorschuss,die nächste Reise, das nächsteAbenteuer. Mit dabei seine Rei-seschreibmaschine, eine rote Oli-vetti Valentine. Ein Schwerge-wicht im eigentlichen Sinne, die„den rasenden Reporter zurSchnecke macht“. Für den Leserist sie ein roter Faden durch diebeiden Lebenswelten des Autors:Journalismus und Reise. Tim-merberg spannt den Bogen voneiner Zeit, als das Faxgerät nochder heißeste Technikscheiß war,und endet zwischen Drama undGlück, Weinen und Lachen inKathmandu. Dazwischen unter-hält er gekonnt salopp mit einerSchnauze, die ihresgleichensucht. Schon allein deshalb mussman ihn lesen oder kennen Sie je-manden, der einen gescheitertenVersuch als Restaurantbetreiberbesser beschreiben könnte? „Ichbin da als Häschen reingegangenund gegrillt wieder rausgekom-men. So ist die Gastronomie.“

Wenn das ReisenKerben schlägt,

Ecken und Kanten hinterlässtund Persönlichkeiten formt,dann ist Helge Timmerberg wohl daspassende Vorzeigemodell. Erselbst würde sich gegen derleiVergleiche natürlich entschiedenwehren. Herr Timmerberg ist einOriginal, mit absolutem Spürsinnfür außergewöhnliche Abenteu-er. Klingt schillernd, ist es abernicht. Und genau das macht Tim-merberg aus: Er geht ins Aben-teuer rein und geht durch – kostees, was es wolle. Das Scheiternträgt er genauso stolz am Reverswie seine Vorliebe für allerleiverbotene Substanzen, Sex undJimmy Hendrix.

Mit „Die rote Olivetti“ legt der64-Jährige seine Biografie vor: Esist ein Parforceritt von Kairo bisWien und von Havanna bis Ne-pal – eingespannt in seine journa-listische Laufbahn: vom Lokalre-dakteur in Wolfenbüttel bis zumStarschreiber für Magazine wie

OzeanischSie befeuern dieFantasie, alsDank dafür be-feuert sie derMensch mit al-len Mitteln.Dem französi-schen Roman-cier François Garde ist einesjener weisen und auch weh-mütigen Bücher zu verdanken,die durch ihre Klugheit undihre Vielschichtigkeit Lese-erfahrungen bescheren, dieschlichtweg einzigartig sind.Er heftete sich in seiner „ozea-nischen Reise“, die beim Pro-pheten Jonas beginnt, auf dieSpuren der Wale und verfassteeine Liebeserklärung, die an-gesichts der wahnwitzigenTreibjagden noch an Intensi-tät gewinnt. Pflichtlektüre. WKFrançois Garde. Das Lachen derWale. C. H. Beck. 231 Seiten, 20,60 Euro

QuerfeldeinAm 1. Mai 1847lassen zwei Rei-sende ihren ge-liebten Platz amKamin in Parishinter sich, umendlich wieder„unbeschwertam Meeressaum Atem zuschöpfen“. Es handelt sich umGustave Flaubert und MaximeDu Camp, die zu einer damalsnoch abenteuerlichen Reise indie Bretagne aufbrechen. Ge-meinsam schufen sie, als Meis-ter des Flanierens, ein Juwelder Beschaulichkeit, das nunendlich auch in vollständigerdeutschsprachiger Überset-zung vorliegt, reich an histori-schen und philosophischenBetrachtungen, noch reicheran prächtiger Poesie. WKGustave Flaubert/Maxime DuCamp. Über Felder und Strände.Dörlemann. 450 Seiten, 36 Euro

HöhenflugAngst vormFliegen? Gibt esnicht (mehr),wenn man sichdiesem Buch an-vertraut. MarkVanhoenackerist Pilot undPoet in Personalunion, einBruder im Geiste von Saint-Exupéry, der den Leser unver-züglich mitnimmt auf wun-derbare Reisen über den Wol-ken. Es ist ein großes sinnli-ches Vergnügen, wie feder-leicht und fernab von jegli-chem Techniklatein der US-Autor das Wesen der „Riesen-vögel“ erläutert, es ist ein lite-rarisches First-Class-Erlebnis,mit ihm von Kontinent zuKontinent zu schweben. WKMark Vanhoenacker. Himmelhoch.Hanser, 352 Seiten, 25,60 Euro

ZugkraftWas wohl pas-siert, wenn manhundert Au-torinnen undAutoren in ei-nen Zug stecktund sie auf eineturbulente Rei-se quer durch Europa schickt?Der aus Georgien stammendeLiterat Lasha Bugadze liefertmit großer Fabulierkunst, aberauch mit treffsicherem undzeitkritischem Realitätssinneine Vielzahl verblüffenderAntworten. Zumal er seinenLiteraturexpress durch einzerrüttetes Europa führt, dasebenso am Rande des Wahn-sinns steht wie alsbald auch ei-nige der zum Teil hochneuro-tischen Mitreisenden. WKLasha Bugadze. Der Literaturex-press. Frankfurter Verlagsanstalt. 320Seiten, 24,70 Euro

Häschenkomm, so lass

dich grillenHelge Timmer-berg. Die roteOlivetti. Piper. 240Seiten, 20,60Euro

Erich Follath.Jenseits allerGrenzen. DVA. 528Seiten, 25,70 Euro

Paul Theroux.Hotel Honolulu.Hoffmann & Cam-pe. 238 Seiten,24,70 Euro

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Im Fokus: Literatur

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LügengebildeFriedrich Ani und Andrea Ma-ria Schenkel sind Garanten fürgroße literarische Qualität, dieweit über das konventionelleKrimigenre hinausreicht. Soauch in dieser schmerzreichenBeziehungsgeschichte, die inBrooklyn beginnt und tief zu-rück in den Holocaust führt. KW

Andrea Maria Schenkel. Als die Liebe endlich war.Hoffmann und Campe. 384 Seiten, 22,60 Euro

Gegenpol„Heute ist Mamagestorben. Viel-leicht auch ges-tern, ich weiß esnicht.“ Mit die-sen Worten be-gann Albert Ca-mus’ weltbe-rühmte Erzählung „Der Frem-de“. Darin begeht der emoti-onslose Franzose Meursaulteinen Mord an einem namen-losen Araber. Dessen Anony-mität nahm der algerischeJournalist und Autor KamelDaoud zum Anlass für eineGegendarstellung, in der erdem Opfer, genannt Moussa,eine Geschichte gibt. Diespannende und politisch bri-sante Idee kommt sprachlichnicht an die Vorlage heran. DH

Kamel Daoud. Der Fall Meursault –eine Gegendarstellung. Kiepenheuer& Witsch. 208 Seiten, 18,50 Euro

MärchenhaftEs ist der Hutvon FrançoisMitterrand, demfranzösischenStaatspräsiden-ten von 1981 bis1995, der in die-sem bezaubern-den Roman mehrmals den Be-sitzer wechselt und jedes Malden Ausschlag für eine Ent-scheidung oder Lebenswen-dung zu geben scheint. Weil erseinen Träger mit Selbstbe-wusstsein ausstattet? Einwohltuendes Märchen im Pa-ris (und auch Rouen) der 80er-und frühen 90er-Jahre, aber ei-nes, das genau so hätte stattfin-den können. Auch weil man ei-nige Personen wiederzuerken-nen glaubt. Wird nun fürs Kinoverfilmt. Verständlich! CU

Antoine Laurain. Der Hut des Präsiden-ten. Atlantik. 240 Seiten, Euro 20,60

SpiegelIm

William Boyd.Die Fotografin.Berlin-Verlag.560 Seiten,24,70 Euro

Owen Sheers.I Saw a Man.DVA.300 Seiten,20,60 Euro

Ryan Gattis.In den Straßendie Wut.rowohlt Polaris.526 Seiten,17,50 Euro

In drei grandiosen Romanen verschwimmendie Grenzen zwischen Fiktion und Fakten.

VON BERND MELICHAR

Straßen und Häusern der Mega-Metropole und in den Eingewei-den der Bewohner. Darüber hatder US-Autor Ryan Gattis einen ex-plosiven Thriller („In den Stra-ßen die Wut“) geschrieben, dersich zwar streckenweise wie einBreitwand-Tarantino-Film liest;die Schattierungen von Gut undBöse sind hier aber viel feiner zi-seliert. Auch Gattis vermeidet dieEntweder-oder-Eindimensiona-lität; auch dieser ebenso unbarm-herzige wie warmherzige Chro-nist weiß, dass sich hinter den of-fensichtlichen Falltüren erst diewahren Abgründe auftun kön-nen. Mit Gattis ist ein temporei-cher, lebenspraller Könner amWerk, der zwar Kriegsberichter-stattung betreibt, aber nie in dashysterische Gejohle der handeln-den Personen einstimmt.

Denn alle bluten! Verlierer undGewinner. Wenngleich: welcheGewinner? Und das Licht? DieScheinwerfer eines entgegen-kommenden Zuges.

ihn erneut entgleisen lässt. Werhat etwas zu verbergen; wer istTäter, wer Opfer? „Ich habe einenMann gesehen.“ Tatsächlich?

Faktum ist: Im Jahr 1992 hat daswütende Herz von Los Angelesso sehr gebrodelt, dass der Kol-laps der Stadt drohte. Nach derMisshandlung eines schwarzenBürgers durch einen weißen Poli-zisten brannte es nicht nur in den

dschi geborene und in Wales auf-gewachsene Autor Owen Sheersspielt in seinem Roman „I Saw aMan“ virtuos mit den Versatzstü-cken aus Realem und der Relati-vität des Gesehenen. Ein Mann,zerbrochen nach dem gewaltsa-men Tod seiner Frau, zieht nachLondon und tritt durch die Hin-tertür ins Leben seiner Nach-barn – und damit in eine Welt, die

rigens „Sweet Caress“ – süßeUmarmung. Wenn Literatur denLeser dermaßen liebevoll (undgleichzeitig fordernd) in dieArme schließt, sind die Grenzenzwischen Fiktion und Fakten völ-lig nebensächlich.

Alles Zufall?Oder perfide Absicht?Und falls Letzteres zutrifft, wer

steckt dahinter? Auch der auf Fi-

Die Doppelbödigkeitwar dem in Ghana ge-

borenen Schotten William Boydschon immer eine Ebene zu we-nig. Die Vermischung zwischenFiktion und Fakten gehört zumHandwerk; doch RomancierBoyd bohrt noch tiefer und jubeltdem Fakten-Fiktion-Gemischlustvoll eine weitere Dimensionunter. Welches Leben ist echt?Das der Romanfigur oder jenesder behaupteten Vorlage?

In seinem neuen Roman „DieFotografin“ lässt Boyd „die vielenLeben der Amory Clay“ in glanz-vollen Schnappschüssen Revuepassieren: ihr Aufwachsen imenglischen Idyll, das Verwachsenmit dem kriegsverstörten Vater,ihr eigener Berufsweg ins über-hitzte Berlin der 30er-Jahre, in dieWirren des D-Days, schließlichin den Irrsinn Vietnams. Doku-mentiert wird der Roman durchFotos von Amory Clay. Hat es sieje gegeben? Ist das wichtig? Nein!Der Roman heißt im Original üb-

WinkelzügeEr ist wieder da, der Strafver-teidiger Guerrieri, mit demsich der italienische Mafiajä-ger Gianrico Carofiglio einenSpitzenplatz in der obersteneuropäischen Krimiliga si-cherte. Diesmal gerät derschlaue Fuchs in einem Kor-ruptionsfall in eine arge Zwickmühle. WK

Gianrico Carofiglio. Eine Frage der Würde.Goldmann. 320 Seiten, 20,60 Euro

Große GefühleLässt er Harry Hole ermitteln,ist Jo Nesbø schon ein harterHund. Wandlungsfähig führter in Teil zwei seiner „Bloodon Snow“-Serie, hoch in denskandinavischen Norden zuden Samen und tief in Melan-cholie, Spiritualität und Emo-tionen. Überraschungsreich. WK

Jo Nesbø. Blood on Snow 2. Das Versteck.Ullstein. 256 Seiten, 13,40 Euro

GrachtenkrimiMit Pieter Posthumus vom„Büro der einsamen Toten“betrat einer der ungewöhn-lichsten Ermittler die Krimi-bühne. Gut und fein so, zumaler nun seinen zweiten Auftritthat, der ihn in das Prostituier-tenmilieu von Amsterdamführt. Clever, gefinkelt, mitreißend. WEK

Britta Bolt. Das Haus der verlorenen Seelen.Hoffmann und Campe. 320 Seiten, 22,60 Euro

Der Mann,der gerne mitSpiegeln spielt:William BoydPICTUREDESK

der Wahrheit

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Im Fokus: Literatur

13. MÄRZ 2016 | SONNTAG | 9

Gibt es Frauenliteratur? Nein! Es gibtnur starke Literatur von Frauen.

Hier eine kleine, aktuelle Auswahl ohneAnspruch auf Vollständigkeit.

VON BERND MELICHAR

bens-, Liebes- und Todesstränge,die Mitgutsch in ihrer gleichzei-tig strengen, aber auch sanftmüti-gen Sprache knüpft, führen zu ei-nem überraschenden, aber zu-tiefst berührenden Ende. So wird„Die Annäherung“ auf wunder-bare Weise das, was der Roman-titel verheißt. Ein Nahekommenan gegenseitige Fernen; die Dis-tanzen bleiben bestehen. Allesandere wäre das, was das Lebenschon zuvor bereithielt: Lüge.

stimmungsreiche Roman; wenn-gleich diesfalls vor allem die Um-welt rätselt. Über Theo, diesenalten, hinfälligen Mann, der amEnde seines Lebens angekom-men ist und sich im Sterben (undim Erinnern an seine verstorbeneFrau) die Ungeheuerlichkeit leis-tet, seiner Pflegerin Ludmila sonahe zu kommen, dass er den ei-genen Angehörigen, vor allemder Tochter, noch ferner wird, alser es ohnehin schon war. Die Le-

dige Mainstream-Befindlichkeitist, irrt gewaltig. Wie sich diesewunderbar kauzige Frau von SM-Behandlungen zu MR-Therapienschleppt, ist eine lebensklugeTour de Mourir, die sehr vielSpaß macht. Keine Angst vor die-ser Lektüre!

„Die Welt, die Rätsel bleibt“,hieß ein 2014 erschienener Essay-band der österreichischen Litera-tin Anna Mitgutsch; rätselhaft auchdieser wunderbar stimmige und

Ja, aber dieses Boulevard-Kalkülgreift zu kurz. „Macht“ ist vor al-lem eine hellsichtige Parabel aufdie Verletzlichkeit der Men-schen, egal ob Mann oder Frau.Ein Buch, das ohne Gendern gele-sen werden sollte.

Mit „Angst vorm Fliegen“ wur-de Erica Jong berühmt-berüchtigt,nun plagt die Autorin bzw. ihreHauptfigur Vanessa Wondermandie Angst vorm Sterben. Werjetzt glaubt, dass das nur wehlei-

Roman geschrieben, ohne jegroßspurig auf ihr taumelndesPersonal herabzuschauen. „Un-terleuten“, diese Ex-Ost-Konkla-ve, entpuppt sich als teuflischesBiotop, in dem jeder sein eigenesSpiegelbild sieht – schlimm ge-nug. Für Tier. Und Mensch.

Mit viel medialer Macht hatdieses Buch für großes Vorabge-töse im Bücherwald gesorgt. DieHamburgerin Karen Duve beamtihre Figuren im Roman „Macht“in die nicht allzu ferne Zukunft,lässt sie mittels Pillen körperlichverjüngen, aber psychisch ver-kümmern. Sebastian freut sichgerade auf sein fünfzigjährigesKlassentreffen, wo er seine Ju-gendliebe Elli wieder treffenwird. Und, ach ja, seine FrauChristine hat Sebastian seit zweiJahren im Keller eingesperrt.„Mein Gebieter“ muss die einst-mals erfolgreiche Politikerinjetzt sagen, sonst wird die Ketteum ihren Hals enger.

Eine Provokation, ein Skandal.

Eigentlich wollten sie alledem großen Tier entflie-

hen, dem Großstadtbiest Berlin.Zu sehr hat das Biest gekratzt undgefordert, gefaucht und ge-keucht; kurz: Das Tier wurdegrößer als der Mensch.

Also ziehen die Menschen, wiein Juli Zehs neuem Roman „Unter-leuten“, in die Provinz, ins DorfUnterleuten zum Beispiel. Dort,unter vermeintlich anderen Leu-ten, ist die Welt heil, die Luft gut,und die Tiere werden gezähmt –oder erschossen. Jule und Ger-hard etwa zogen auch dorthin.Jule ist 30 Jahre alt, Gerhard 50.Jule war Studentin, Gerhard ihrUni-Professor. Eh alles gut. Dochdann sagt Jule: „Das Tier hat unsin der Hand.“ Und dieses Tier,willkommen im Dorf Unterleu-ten, wohnt gleich nebenan. Es istein Nachbar, der sich um dasWohlbefinden der Zuzügler ei-nen feuchten Dreck schert.

Mit „Unterleuten“ hat Juli Zeheinen großartig ambitionierten

UnterLeidenFiliz wächst in ei-nem kurdischenBergdorf in derTürkei auf. Drau-ßen drohen dieWölfe, in der Stu-be die allgegen-wärtige Härte derZwischenmenschlichkeit. DasPrinzip der Herrschaft mani-festiert sich in den „Blau-schmuck“ genannten Hämato-men. Als der schöne Yunus indas Leben von Filiz tritt, keimtHoffnung auf. Ein Bruch derpatriarchalen Ordnungscheint möglich. Winklers De-bütroman ist sprachlich abso-lut treffsicher und intensiv.Kein einziges überschüssigesWort erlöst den Leser vomLeiden der Ich-Erzählerin. DHKatharina Winkler. Blauschmuck.Suhrkamp. 198 Seiten, 19,50 Euro

BrüchigMan hat sie mitRaymond Carververglichen, mitRichard Yatesoder mit AliceMunro. Man hatsie also in eineReihe gestellt mit den ganzGroßen der kleinen Dramen,die es in ganz knapper Sprachezu erzählen gibt. Kurz: Manhat die hierorts nahezu unbe-kannte Lucia Berlin völlig zuRecht in diese Reihe der gro-ßen Minimalisten eingeglie-dert. Brüchige Erzählungenüber zerberstende Leben,durchzogen von tiefer Melan-cholie und lebensschweremHumor. Von späten Entde-ckungen ist oft die Rede, hierhat das Klischee Gültigkeit. BMLucia Berlin. Was ich sonstnoch verpasst habe. Stories.Arche. 382 Seiten, 23,70 Euro

Juli Zeh.Unterleuten.Luchterhand.635 Seiten,25,70 Euro

Karen Duve.Macht.Galiani Berlin.414 Seiten,22,70 Euro

Erica Jong.Angst vormSterben.S. Fischer.361 Seiten,20,60 Euro

SchriftstellerinJuli Zeh in der„BöseBuben-Bar“in BerlinPICTUREDESK

TiefschwarzGestrandet in derWiener Vorstadtschielen die dreizeitgenössischenSuperheldinnenaus den Haupt-städten ärmererNachbarländernur danach, im Mittelstand an-zukommen. Ihre Superkräftemachen ihr eher tristes Daseinaber auch nicht glamouröser,sie probieren es im Casino.Nach ihrem Supererfolg mit„Ausgehen“ beweist BarbiMarkovic auch mit „Superhel-dinnen“ eindringlich, dass siemit ihren eigenwilligen Figu-ren, ihren drastischen Bildernund ihrem tiefschwarzen, aberzärtlichen Sprachwitz eine derspannendsten Autorinnen derGegenwart ist. JSBarbi Markovic. Residenz. 176Seiten, 18,90 Euro

50 MerkelFeinsinnig, analy-tisch, humor-voll – die Publi-zistin JuliaSchramm um-kreist in 50 subtilsortierten Episo-den das politische deutscheZentralgestirn namens AngelaMerkel. Wobei die Autorindurchaus weiß, wie der Polit-Hase läuft, schließlich war siemehrere Jahre lang bei der Pi-raten-Partei und rief im Vor-jahr einen Merkel-Blog ins Le-ben. So erfährt man, warumsich Frau Merkel einst einegelbe Bluse wünschte, aber bisheute keine trägt oder weshalbsie fast nie über ihre Heim-stadt Hamburg spricht. Eineinformative Wundertüte. WKJulia Schramm. Fifity Shades ofMerkel. Hoffmann und Campe.240 Seiten, 15,50 Euro

Anna Mitgutsch.Die Annäherung.Luchterhand.442 Seiten,23,70 Euro

Leuten,überall

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10 | SONNTAG | 13. MÄRZ 2016

Im Fokus: Literatur

13. MÄRZ 2016 | SONNTAG | 11

Tag für Tag führt der große Literat Buch – Tagebuch.Wir bringen Auszüge aus seinem aktuellen Journalband.

VON PETER HANDKE

hundert tot, Gedanke an seinemTodestag) „Sie schreiben Bü-cher?“ – „Nein. Ich habe eines ge-schrieben, und dann ein zweites,und danach ein drittes. Und viel-leicht gelingt mir noch ein letz-tes“

2014

Und“: Hier oben schreiteich aus auf dem Klippen-

pfad hoch über dem Meer, unddort unten schleppe ich michdurch den Schlamm und Tangmit einem Stock

2015

So wie ein Niemandsland sichauftut, verheißungsvoll,

tut so sich nicht auch dann undwann eine Niemandszeitauf? Niemandstage, ganze?Tun sich auf? Ja

hung des Menschen“: „der unbe-fangene Mensch“Kunst, „Ästhetik“: die Form,die Gestalt des Herzenswahrnehmen, einschließlichdes gebrochenen

2013

Warum nur ermangele ich,zeitweise, so sehr des

Gefühls, oder derGewißheit, so reichzu sein, wie ich esdoch bin? Mein ster-bender Großvater,im Liegen an derZimmerwand krat-zend, jeden Tag wei-ter unten, mit ge-schlossenen Augen:Hat er noch das Ja-nuarlicht gespürt?Er möge! (Seit fasteinem halben Jahr-

„Es ist nicht so schwer, Geistzu haben, wenn man sich alleserlaubt“ („Lucien Leuwen“)Was bedeutet das Rufen derEulen? – „Wir sind nicht allein“(„Was ist eine Haydn-Symphoniegegen einen Eulenbrüller?“)

2012

Wärst du weniger unordent-lich, bräuch-

test du nicht so pe-dantisch zu seinStatt „Projekt“ etc.sag: „Problem“Ideal: die „Unbefan-genheit“(immer wieder die –unvergleichbar –herrliche deutscheSprache); s. auchHeidegger zu Schil-lers „Briefen überdie ästhetische Erzie-

„P., der Fels“, ich? Aber nur in derBrandungWas heißt „Maß“? Jetzt ist esrecht – und ein Moment Über-mut dazu, in Maßen

2010

Fülle des Seins und der Zeit,und zugleich das Gefühl, das

Leben zu versäumen: Gibt esdas? Ja„Ist er dein Feind?“ – „Schlim-mer: mein Ahnungsloser“Zeitmaß: „Als ich noch die Haar-wirbel der Kinder studierte“

2011

Beherrschte Trauer führt zuMusik (entgegen dem Sich-

gehenlassen in der Trauer)?Oder so: Die Trauer beherr-schend, sich dank ihrer gehenlassen

kenne ich alle die Leute nicht –was soll ich dann erst in einemHaus, wo ich niemanden kenne?(für Antonio Porchía)

Auch Georges Bernanos, wie dieSchwester meiner Mutter(aufwachend momentlangaus der Agonie in Stara Vas),hat vor seinem Tod gesagt:„Je vous aime tous“, so wie diealte Frau sagte: „Ich liebe euchalle“

Des einen Freud’ ist des anderenFreud’

„Im Blick auf einen Unbekann-ten, der vorbeigeht, dasrechte Maß finden für dieFreude und den Schmerz“(Georges Bernanos)

Der Glücksjäger – der Freuden-gärtner

Schneewächten auf demGlasdach des Bahnhofs„Das kann mannicht sagen – das kann mannur erzählen“

Die Zwischenraumschlin-gen, -spiralen und -mäander inden Vorfrühlingsbäumen habendie Form von Waldrebenblüten-siedlungen, sich hinaufwindendin die Bäume, und die tatsächli-chen Waldrebensiedlungen inden Bäumen haben die FormarabischenSchriftzeichen,und die arabischenSchriftzeichen . . .

„Noch nie hat man [in einemFilm] einen Schwarzenvon einem Berg herabsteigensehen wie John Wayne.Aber ich habe [im ‚SergeantRutledge‘ von JohnFord] den Río Pecos durchquertso triumphal wie nochkein Schwarzer zuvor. Und ichhab’s von mir aus getan.Mit mir hat die ganze schwarzeRasse den Fluß durchquert“

2009

Verb für die Seele:„formt“, oder „verformt“

(je nachdem)Verb für einen der neun Lautedes Eichelhähers: Er „knarzt“Schon draußen auf den Straßen

gegangen bin, im Vormorgen-licht angesichts der münz-großen Regentropfen im Staubdes Feldwegs bei Stara Vas

2008

Der Nachbildmaler: einNachbild des Schnees;

das Nachbild des Schneiens

Beschreibe, überlieferedas Geräusch beim Formeneines Schneeballs(Helsinki, März 2008)

Am Fenster sitzen imSchneeschwadenmorgen: IdealImmer wieder das „Jetzt!Und . . . “: Jetzt! Und . . . die

2007

Der Vaterlose fühlt sichimmer im Blickpunkt,

im Guten wie im Bösen

Was hast du bei den Verlorenenzu suchen? Was für eine Hoffart!Warum sie nicht ihrem Schicksalüberlassen?

Es ist nicht leicht, zu reisen. AlsNiemand anfangen und enden.Ja, es ist nicht leicht, zu reisen –aber man hat Zeit

Ideal: Komm, Kind! Ich habedir etwas zu zeigen

„Und“: Eine Straße gesäumtvon Flieder, und darüberein Fliederhimmel. „Lauf biszum letzten Fliederbusch!“

Schreiber, bleib unauffällig,verschwinde im Löwenzahngelbam Bordstein. Geh in eineSeitenstraße, und in noch eine,und in eine weitere: „Da ist es!“Laß deine Lieben ihr Lebenleben, und verschwinde!

Lang ist’s her, daß ich denSonntagsmann im schwarzenAnzug und weißen Hemd mitflatternden Hosenbeinenhabe gehen sehen am Randder Landstraße in Oberöster-reich. Lang ist’s her, daß ichan der Hand des Großvaters

Peter Handke:„Vor der Baum-schattenwandnachts. Zeichenund Anflüge vonder Peripherie2007–2015“.Jung und Jung.28 Euro APA/GINDL

HandkesNotizenaus

Peripherie

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12 | SONNTAG | 13. MÄRZ 2016

Im Fokus: Literatur

13. MÄRZ 2016 | SONNTAG | 13

Weg und ZielDer gefeierteTrainer des ös-terreichischenFußballnational-teams gibt Ein-blick in sein Le-ben. Er verrät,wie er tickt, wasihn bewegt. Und er legt im Ge-spräch mit Hubert Patterer of-fen, wie er ein niederlagenan-fälliges Nationalteam in einwillensstarkes Erfolgsensem-ble verwandelte. Ein Buch fürFußballfans, Führungspersön-lichkeiten und Eltern. Über Er-ziehung sagt er: „Heranwach-sende haben ein Anrecht aufGrenzziehung, Orientierung.“2. Auflage soeben erschienen.Marcel Koller. Die Kunst desSiegens. Der Menschenformer imGespräch mit Hubert Patterer.Edition Kleine Zeitung,300 Seiten, 24,80 Euro

„Abrahams Kinder“ führt kompakt undkritisch in die Welt der Juden, Christen

und Moslems ein.

Artzi, der Schwager von IsraelsPremier Benjamin Netanjahu, so-wie der Schriftsteller Amos Oz.„Abrahams Kinder“ fasst in Ma-gazinform alle Serien zusammenin der Hoffnung, in stürmischenZeiten zum Erkenntnisgewinnüber die drei großen monotheis-tischen Religionen beizutragen.Abrahams Kinder. Juden, Christen,Moslems. Ihr Glaube, ihre Geschichte,ihre Konflikte. Edition Kleine Zeitung.114 Seiten, 14,80 Euro. Ab Montag in denKleine Zeitung-Filialen, im Buchhandel undbestellbar unter: kleinezeitung.at/shop

positiven Leserreaktionen ge-führt, von denen eine auch dieAnregung enthielt, ebensogrundsätzlich das Christentumzu beleuchten. Zu Ostern 2015 er-schienen dann Beiträge über Je-sus von Nazareth, dessen Passionsowie eine theologische Erklä-rung seiner Auferstehung vonden Toten. Auf diesen Grundla-gen schreibt der Philosoph PeterStrasser über den christlichenGottesbegriff, andere Beiträgehandeln von den offenen Wun-den der Kirchengeschichte: demJudenhass, den Spaltungen. Be-leuchtet wurde auch die Rolle derPäpste, als „wandelbare Konstan-te“ der katholischen Kirche.

Weil Islam und Christentumnicht ohne Wurzeln verständlichsind, startet kommende Wocheeine Serie über das Judentum alsreligiöse Größe und politischeKomponente. Eine Überlebendeder Shoa kommt ebenso zu Wortwie der radikale Siedler Hagi ben

Es ist modisch geworden,für allen Unfrieden in

dieser Welt Religionen verant-wortlich zu machen“, stellt KleineZeitung-Chefredakteur HubertPatterer in seinem Vorwort zudem 114 Seiten starken Magazinfest. Tatsächlich waren die An-schläge auf die Pariser Satirezei-tung „Charlie Hebdo“ der Anlass,in der Kleinen Zeitung eine Serieüber den Islam zu bringen.

In vielschichtigen Beiträgenspürten Autoren Mohammed,dem Gründer der jüngsten derdrei monotheistischen Religio-nen, nach, sie beschrieben dieSchönheit und Widersprüchlich-keit des Koran und beleuchtetenkritisch den Islamismus. In Inter-views kamen auch Betroffene zuWort – mit Antworten, die durch-aus überraschten: Etwa wenn derMoslem Bassam Tibi feststellte,dass Muslime, „Opfer ihrer eige-nen Kultur“ seien.

Die Serie hatte zu zahlreichen

Esprit & WitzWitz, Humorund Esprit – ebeneinfach FridoHütter. DieStreifzüge deslangjährigenKulturchefs derKleinen Zeitungin unterschiedlichste Lebens-bereiche sind vor wenigen Wo-chen in zweiter Auflage er-schienen, nachdem seine Kurz-geschichten über Themen wie„Warum man betteln dürfenmuss“ oder „Von der Kunst,mit viel Geld glücklich zu sein“sofort vergriffen waren. Ein-fühlsam und scharfsinnig be-schreibt er Stationen seines Le-bens, erotische Versuchungenin Afrika und eine Uhr um ein-einhalb Millionen.Frido Hütter. Dank an die Grille.Streifzüge im Irgendwo. Edition KleineZeitung, 176 Seiten, 19,80 Euro

Gott

DreiMalein

19 ReisenBerührend, packend, infor-mativ: Redakteure der Klei-nen Zeitung haben 19 Ortevon Jalta bis Braunau be-sucht, die der Zweite Welt-krieg besonders gezeichnethat. Es sind Orte des Schre-ckens, Orte der Erinnerung,aber auch Keimstätten der Zukunft.Hubert Patterer, Ute Baumhackl, Thomas Götzund viele andere. Narben des Krieges. EditionKleine Zeitung. 399 Seiten, 29,80 Euro

Frau und KarriereSie sagt, was sie denkt, ohneRücksicht zu nehmen. Irm-gard Griss legt in diesem il-lustrierten Interviewbanderstmals offen, wie sie esvom Bauernhof in Bösen-bach an die Spitze desObersten Gerichtshofesschaffte und welche Reformen sie in Öster-reich für nötig hält.Carina Kerschbaumer, Irmgard Griss im Gespräch.Edition Kleine Zeitung. 194 Seiten, 22,80 Euro

Offen und freiVorhang auf für einen gro-ßen Bühnendichter mitWeltgeltung: Offen, ehrlichund mitunter mit viel Selbst-ironie spricht Peter Turriniin mehreren sehr persönli-chen Interviews, geführt anfür ihn bedeutungsvollenSchauplätzen, über seine Liebe zum Leben,zur Literatur und zu den Menschen.Peter Turrini im Gespräch mit Werner Krause und GerhardMelzer. Edition Kleine Zeitung. 140 Seiten, 24,80 Euro

Jerusalem istfür dreiWeltreligionendas Zentrumihres Glaubens

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14 | SONNTAG | 13. MÄRZ 2016

Essen & Trinken

13. MÄRZ 2016 | SONNTAG | 1513. MÄRZ 2016 | SONNTAG | 15

Schöner detoxenWie schön Gesundheit prä-sentiert werden kann, bewei-sen Lily Simpson und RobHobson. Das Genusspro-gramm – auch für die Augen –umfasst rund 200 kreativeRezepte zum Entgiften undDabei-Spaß-Haben – ohneWeizen, Laktose und raffinierten Zucker.Das große Detox Kochbuch. Entgiften, genießen,wohlfühlen. Edel-Verlag, 415 Seiten, 27,80 Euro

Lust auf BierRotes Rübenbier und Sauvi-gnon Ale: Wer braut wo undwelches Bier passt zu Pastaoder Gegrilltem? Durch diekleineren Brauereien derSteiermark und durch Wis-senswertes rund ums Bier-brauen führt der gründlich re-cherchierte Ratgeber von Berthold Kaps.Bierland Steiermark. Reiseführer zu den Braustät-ten. Edition Kleine Zeitung, 208 Seiten, 24,80 Euro

Wenn Shabi kochtDer persische KüchenchefShabi widmet sich einer fröh-lichen Weltküche – herauskommt Spannendes wieSchweinsragout mit Quitte,Tafelspitz mit Limettenblät-tern, Kräutersoufflé mit Cran-berrys. Gut nachzukochen!Mittendrin. Menschen & Rezepte aus dem VinziRast-Lokal, Aleksandra Pawloff, Shahab Jahanbekloo,Pichler-Verlag, rund 200 Seiten, 26,90 Euro

13. MÄRZ 2016 | SONNTAG | 15

ZuckersüßKriecherl-Tiramisu, Ribisel-Linzer-Minigugelhupf, Käfer-bohnen-Preiselbeertörtchen,Uhudler-Marshmallows – Mi-niaturen zum Verschenken,Belohnen und (Sich-selbst-)Verwöhnen widmet sich daszweite Buch des Burgenlän-ders Christian Kaplan. Eine einzigesüße Versuchung!Klein & süß. Pichler-Verlag, 176 Seiten, 24,90 Euro

Ärzte am HerdUngewöhnlich:Zwölf ärztlich ver-ordnete Menüs, diesich lesen wie einkreativer Anstoßfür Haubenköche –von Steinbeißer mitSafransauce bis ge-eiste Mousse vom Schwarztee.Slow Food statt Fast Food. Rezepte – vonÄrzten empfohlen. teNeues, 125 S., 14,90 Euro

PalatschinkenMit Hingabewidmet sich diesesMini-Rezeptbuchdem Thema Voll-wert-Palatschinken– pikant, süß, inter-national oder über-dimensional alsTurmbau. Rund 100 Rezepte.Das Buch vom guten Pfannkuchen.K. Weber, pala-verlag, 144 S., 13,20 Euro

LeibspeisenHandschriftlicheRezepte aus Eisen-erz erstmals inBuchform. Auf 333Seiten findensich Almmichel,Hollerschmar-ren . . .Den Eisenerzern ins Pfandl g’schaut.Brigitte Buder (Hrsg.), 17 Euro,über www.roesselmehl.at

Ein Leitfaden zur Rückbesinnung auf dieNatur: über das Fliegenfischen, das

Kochen im Freien – und ein Hoch aufden heimischen Fisch.

VON BIRGIT PICHLER

man noch, ist eine Fliege, einekünstliche. Sie soll helfen, vor al-lem Äschen und Forellen zuüberlisten. Eine „Imitation des-sen, was die Natur in unsere Lüf-te zaubert“, heißt es. Wahrlicheine interessante Leidenschaft,das Fliegenfischen.Abenteuer Fisch. Frische Luft, klare Seen,köstliche Rezepte. Brandstätter, 29,90 Euro

oder in Butterschnitzelform ge-bracht. Die Beigaben taugen teil-weise auch als Hauptspeise fürVegetarier – etwa die herrlicheParadeisertarte oder der Melan-zanisalat. Garniert wird mit einpaar wenigen Schritt-für-Schritt-Fotos – etwa zum Ausnehmenoder Filettieren von Fisch.

Apropos – „Orscherl“, erfährt

und lassen dort zumeist Saiblin-ge – auch gern „Trinkwasserfi-sche“ genannt – schwimmen. ZurVerkostung der Fischproduktehaben sie im Wallfahrtsort selbstein kleines Lokal samt Shop in-stalliert. Das Kochbuch mit ei-nem kurzen Abriss über das Flie-genfischen ist nun quasi die logi-sche Konsequenz.

Dafür haben sich die Questersmit einem begnadeten Koch zu-sammengetan: Joachim Grad-wohl hat für „Abenteuer Fisch“rund 60 feinsinnig komponierte,leicht nachzukochende Rezepteerdacht. Und er ist wahrlich ei-ner, der weiß, wovon er schreibt.Schon vor mehr als 20 Jahren warGradwohl – unter anderem –Poissonnier im Steirereck inWien. Nicht nur Saiblinge, auchReinanken oder Karpfen sind dieHauptdarsteller des Buchs – etwain Form von Fisch und Chips oderknusprig gebacken im Tempura-teig, im Wok geräuchert oder feingebeizt, auf Steckerl gespießt

Glasklar wie ein Glet-scherbach kommt die

Erinnerung zurück – ein Himmelohne Wolken, die Luft flirrt. Ästespiegeln sich im Wasser. Es duftetnach frischem Gras, Lagerfeuer,Sommer. Auf langen Stöcken bra-ten Forellen langsam über derGlut.

Eine fette Portion Sehnsuchtbekommt man jedenfalls serviert,wenn man das (Koch-)Buch„Abenteuer Fisch“ aufschlägt.Die Fotos des Waldviertlers Tho-mas Apolt sind so stimmungs-voll, dass man sich am liebstenheute noch aufmachen würde,um im Freien herumzutollen.Essen unter freiem Himmel in-klusive – zumal auch appetitlicheGrillfotos dabei sind.

Der Quell der Inspiration fürdieses Buch liegt wohl in der Lei-denschaft fürs Fliegenfischenund in einer Biofischzucht naheMariazell begründet. Seit rundzehn Jahren betreiben sie Alexan-der Quester und seine Frau Kaja

ZauberhaftEine Milchkanneschwebt in der Luft,Bienen umschwär-men einen Kuchenund Bonbons ergie-ßen sich im freienFall – alles Zauber?Stimmt, aber mitAnleitung zum Nachbacken.Schwebekuchen. Sally Francois,Stocker-Verlag, 72 Seiten, 12,95 Euro

WasserAm

Im ReisblattZutaten für marinierten Saiblingim Reisblatt mit Mango-Curry-Sauce: 500 g Saiblingsfilet ohneHaut und Gräten, Salz, Pfeffer, 1TL Sesamöl, Saft von 1 Limette;1 Kopfsalat, 2 EL Olivenöl, Saftvon 1/2 Zitrone, Salz, Pfeffer,Reisblatt; für die Sauce 50 g fri-sche Mango, 100 g Mayonnaise,10 g Currypulver, Saft von 1/2 Zi-trone, Salz, Pfeffer, Chilipulver.Zubereitung: Fisch wie Sashimi indünne Scheiben schneiden. Salz,Pfeffer, Sesamöl, Limettensaftverrühren, Fisch marinieren.Salat reißen und mit Öl, Zitrone,Salz, Pfeffer mischen. Reisblät-ter in kaltem Wasser einwei-chen, auf einem Küchentuchabtupfen. Fisch und Salat darauf-legen, zusammenrollen. Für dieSauce Mango pürieren, mitMayo, Curry, Zitronensaftmischen, abschmecken.

Fisch & ChipsZutaten. 500 g Saiblingsfiletohne Haut undGräten, Salz, Pfef-fer, 150 g Mehl, 1 TL Backpulver,250 ml Bier, 1 Ei, 1 l Pflanzenöl,Mehl; 1 kg mehlig kochende Erd-äpfel, 1 l Pflanzenöl, Salz.Zubereitung. Saiblingsfilet ingrobe Stücke schneiden, salzen,pfeffern. Für den Teig Mehl,Backpulver, Bier und Dotter zu ei-nem glatten Teig verrühren. Ei-weiß mit 1 Prise Salz steif schla-gen, unter den Teig heben, 1–2Std. kalt stellen. Öl auf 160 Graderhitzen. Fisch in Mehl wenden,Teig umrühren, Fischstückedurchziehen, goldgelb ausba-cken. Für die Chips die Erdäpfelschälen, in grobe Pommesschneiden, in Salzwasser gar ko-chen, auf Küchentuch legen, kaltstellen. Die trockenen Stücke bei160 Grad langsam backen(4–5 Min.), abtropfen lassen.

REZEPTE

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Roter Traminer –H– 2012. Die altenRebstöcke wurden im Jahr 1959gepflanzt und wachsen auf derLeutschacher Lage Hohenegg aufkargen, sandigen Opokböden. Bio-dynamisch hergestellt, mit Eigen-hefe vergoren, drei Jahre in Fässerngelagert fasziniert der maischever-gorene Wein durch eigenwillige, er-dige und „entschleunigte“ Aromen:Orangenschalen, Wiesenkräuter,getrocknete Feigen, Bienenhonigund kalter Rauch. Herbal-erfri-schend am Gaumen, wohltuendkernige, lebendige Säure. Langedekantieren und im großen Bur-gunderglas servieren! AB

Preis: 25,20 EUR (ab Hof)Unser Urteil: knochentro-ckener, fantastischerOrange WeinTrinken bis: 2030Adresse: Weingut Tauss,Leutschach,www.weingut-tauss.at

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Essen & Trinken

13. MÄRZ 2016 | SONNTAG | 17

Über das

Das KimchiEinen Weg, Gemüse halt-

bar zu machen und so vi-taminversorgt durch denWinter zu kommen, findetman in vielen Kulturen. Hier-zulande greift man zu Weiß-kohl, der durch Milchsäure-gärung zu Sauerkraut wird. InKorea hat Kimchi Tradition.Kimjang, das gemeinschaftli-che Produzieren von Kimchi,ist seit 2013 sogar ImmateriellesKulturerbe der Unesco.

Meist wird dafür Chinakohlverwendet, es kommen aberauch Rettich, Schnittknob-lauch, Rübchen, Paprika oderGurken in den Topf. Mitunterwerden Meeresfrüchte mitvergoren. Wie Sauerkrautenthält Kimchi reichlich Vita-min C, außerdem Vitamin A,Kalzium und Eisen. Währendder Fermentation steigt derVitamingehalt noch an.

Bei der Herstellung von Kim-chi wird am besten mit Ein-weghandschuhen gearbeitet,wie Michael Wankerl rät,sonst brennen die Chili aufder Haut. Der Salzgehalt hatEinfluss auf die Milchsäure-gärung. Und: Wie bei der Sau-erkrautherstellung darf keinSauerstoff an das Gemüse,deshalb wird es teilweise mitBrettern und Steinen be-schwert. Ein kleiner Trick vomProfi für zu Hause: „Ein Plas-tiksackerl mit Wasser befül-len und über das Gemüse le-gen – das drückt es nach un-ten und dichtet auch zusätz-lich an den Rändern ab.“

Kimchi hält gekühlt unddunkel gelagert rund ein hal-bes Jahr, doch je älter daseingelegte Gemüse, destosaurer wird es auch.

FERMENTIEREN

GlasEs gärt im Einmachglas:

Fermentieren liegt im Trend.Spitzenkoch Michael Wankerl weiß,

worauf es ankommt.VON BIRGIT PICHLER

Fermentation – was klingtwie ein Fremdwort, ist im

Küchenalltag ganz vertraut:Wein, Käse, Joghurt, Brot, Bier,Salami, Kaffee – vieles, das wirgern essen und trinken, würde esohne Fermentation und die Ar-beit von Enzymen, Bakterienoder Hefen nicht geben. Oder eswürde – wie bei Vanilleschotenoder Kakao – kaum nach etwasschmecken. Der Begriff ist dehn-bar wie Kaugummi – manchmalist Sauerstoff im Spiel, wie beimFermentieren von Teeblättern,oder eben nicht, wie etwa bei derMilchsäuregärung bei Sauer-kraut.

Fest steht, dass sich durch Fer-mentation die Aromen verän-dern und verdichten – und dass esimmer mehr in Mode kommt, inder eigenen Küche zu experi-mentieren. Auch in der Spitzen-

küche wird fleißig vergorenund konserviert. Mitunter ausalter Tradition heraus – wieim hohen Norden, in dem dieWinter lang sind. René Red-zepi kredenzte im Noma inKopenhagen mitunter Skurri-les wie fermentierte Heu-schrecken, Magnus Nilssonspielt sich im Fäviken inNordschweden mit eingeleg-ten Pflanzen und Gemüse.

Einer, der sich hierzulandeintensiv mit dem Thema aus-einandersetzt, ist Spitzen-koch Michael Wankerl. In der„Gerüchteküche“ in Graz legter Kürbis, Karotten, Topinam-bur, Petersilien- oder Hafer-wurzeln ein, vakuumiertKnoblauch, bis er schwarz ist,und setzt auch Kimchi an (sie-he links). Für die Kleine Zei-tung hat er drei Rezepte parat.

SELBST GEMACHTES KIMCHIdas Gefäß 7–10 Tage kalt unddunkel stellen (bei rund 3–5 Grad).Wer das Gefäß in den Kühl-schrank stellt, deckt es mit einemTuch oder mit Alufolie ab. In die-ser Zeit den Chinakohl einmal proTag umrühren, damit er währenddes Gärungsprozesses ständigvon der Flüssigkeit bedeckt ist.5. Nach der Reifezeit das Gefäßfest verschließen, um den Pro-zess zu unterbinden. Ab jetzt kannman das Kimchi essen. Wennman das Gefäß auch weiterhinkühl und dunkel lagert, ist Kimchibis zu einem halben Jahr haltbar.

Röllchen schneiden. Ingwer rei-ben, Knoblauch klein hacken.3. Knoblauch, Karotten, Ingwer,Jungzwiebeln mit Chili und Zuckergut vermischen. Nach 12 Std. Chi-nakohl aus dem Salzwasser heben(Salzwasser auffangen!), mit derMarinade mischen.4. Ein großes Glas (3 l) bereitstel-len – Gläser mit Bügelverschlusseignen sich am besten. Die mari-nierten Chinakohlstreifen einfül-len, bis 3 cm unter dem Rand mitdem übrig gebliebenen Salzwas-ser auffüllen. Den Glasdeckellocker auf die Öffnung legen und

Zutaten: 1 kg Chinakohl, 3 El Salz, 8Zehen Knoblauch, 2 EL Ingwer-wurzel (fein gerieben), 2 EL Chili-pulver (koreanisch), 1 TL Zucker, 3Karotten, 1/2 Bund Jungzwiebeln.

Zubereitung:1. Chinakohl putzen, waschen undin etwa 3 cm breite Streifenschneiden. Das Salz in rund 1,5 lWasser auflösen. Chinakohl in dieLösung geben, mit einem Tellerbeschweren, sodass der China-kohl vom Salzwasser bedeckt ist.12 Std. kühl stellen.2. Für die Marinade Karotten infeine Stifte und Jungzwiebeln in

★ Trinkbar ★★ Gut ★★★ Sehr gut★★★★ Ausgezeichnet ★★★★★ Spitzenklasse

WEIN DER WOCHE★★★★✩SAUERTEIGBROT

stück vermischen und kneten(10 Min.). Den Teig 15 Minutenrasten lassen, anschließend zueiner Kugel formen und mit demSchluss nach unten in einenbemehlten Gärkorb oder eine an-dere Form setzen. Rund 1,5 Stun-den gehen lassen.

4. Eine Wasserschüssel in denOfen stellen, auf 250 Grad vor-heizen. Langsam zurückschaltenauf rund 200 Grad. Eine Stundemit Dampf backen (ab und zuWasser in den Ofen spritzen).

Der Teig gärt zweimal und wirdmit einem sogenannten Brüh-stück zubereitet. Das ist quasieine Quellhilfe für gröbererBestandteile und hilft mit, denTeig länger frisch zu halten.Zutaten: Für den Sauerteig: 200 gRoggenvollkornmehl, 225 gWasser (50 Grad warm), 40 gfertiger Sauerteig, 4 g Salz. Fürdas Brühstück: 50 g fein gemah-lenes Altbrot, 150 g siedendesWasser, 6,5 g Salz.Zubereitung:1. Die Sauerteig-zutaten vermischen und zwölfStunden bei Zimmertemperaturreifen lassen.2. Altbrot und Salz mit demsiedenden Wasser übergie-ßen, zügig verrühren, bis dieMasse zu stocken beginnt.Klarsichtfolie über die Oberflä-che breiten, erkalten lassen.3. Den Sauerteig und das Brüh-

FERMENTIERTES PETERSILIENWURZELPÜREEaus der Lake nehmen. Die Wur-zeln haben eine Milchsäuregä-rung hinter sich und riechen in-tensiv säuerlich. Gründlich abwa-schen.2. Im Ofen mit et-was Butter bei 80Grad eine Stunde ga-ren. Herausnehmen,klein schneiden undmit etwas Gemü-sefond zu einemPüree mixen.

Zutaten. 1 kg kleine Petersilien-wurzeln, 35 g unraffiniertesMeersalz, 1 l lauwarmes Wasser.Fürs Püree: etwas Butter,Gemüsefond, ev. Salz.Zubereitung:1. Wurzeln waschen und in einemgroßen Glas oder Topf das Salzvollständig in Wasser auflösen.Wurzeln hineingeben und daraufachten, dass sie komplett mitLake bedeckt sind. Am bestenbeschweren. Nach sieben Tagen

ZUM THEMAWer sich in das Thema vertiefenwill: Ausführlich widmet sichetwa Barbara Hosfeld in ihremBlog dem Thema.www.wildefermente.deAm 8. April veranstaltet MichaelWankerl mit Leo Uibel ausLangenlois ein Winzerdinner mitalternativer Weinbegleitung inder Gerüchteküche in Graz.Mehr zum Thema unterwww.kleinezeitung.at/essen

Meisterlich:In der „Gerüch-teküche“ inGraz verdichtetMichael Wankerldie Aromenmittels Fermen-tation

wilde Spiel im

UNSERIN JEDEBRINGT

DIEMEHL OSTERJAUSE.SONNE

Die Kraft der Sonnewww.farina.at

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Heim & Garten

13. MÄRZ 2016 | SONNTAG | 1913. MÄRZ 2016 | SONNTAG | 19

Es naht diePflanzzeit, dieersten Kräuterund Salatewandern –gut behütet –bereits insFreie FOTOLIA

Schnittlauch, Petersilie, Ros-marin, Salbei oder Thymiankommen jetzt am besten in einleicht erreichbares Kräuterkis-terl. Salat, Kohlrabi und Ra-dieschen können auch im Frei-land gepflanzt werden. Dün-nes, weißes Vlies für Spätfrös-te bereitlegen. Bei starkemFrost doppelt auflegen und gutfixieren.6. Die eigene Aussaat. Nicht alleBlumen oder Gemüsesortenbekommt man später als fertigePflänzchen, daher wird jetztausgesät. Immer frische Erdeverwenden, Saatgut solltenicht zu alt sein. Die Schalenwarm stellen, mit Glas oder Fo-lie abdecken, feucht, aber nichtnass halten.

3. Schnecken bekämpfen. MangelsBodenfrost dürfte 2016 wiederein Schneckenjahr werden. Da-her schon jetzt breitwürfig –also auch in Blumenwiesen,beim Komposthaufen und inden Blumenbeeten – das unge-fährliche, auf Eisen-III-Phos-phat basierende Schnecken-korn streuen.4. Der Rosenschnitt beginnt. DieForsythien beginnen allmäh-lich zu blühen, daher ist es Zeitfür den Rosenschnitt: Kletter-rosen, Strauchrosen und Wild-rosen nur auslichten, sie blü-hen weitgehend auf den Vor-jahrestrieben. Edelrosen wer-den kräftig geschnitten, sie„wachsen sich gesund“.5. Kräuter und Gemüse pflanzen.

1. Kompost verteilen. Die Kraft-quelle für alle Pflanzen ist derKompost. Daher in allen Gar-tenbereichen eine Schicht vonein bis zwei Zentimeter Kom-post verteilen und leicht einar-beiten. Danach den Boden mitHolzfaser mulchen, späterdann mit Rasenschnitt, unterGehölzen (und nur dort!) wirdRindenmulch verwendet.2. Die erste Runde düngen. Damitder Rasen grün und dichtwächst, werden die Flächenmit organischem Rasendüngerversorgt. Damit es auch in denkommenden Jahren wiederviele Narzissen gibt, müssensie nun kräftig gedüngt wer-den. Auch die Rosen bekom-men organischen Dünger.

Startchen Chemiebomben ohnehinschon längst tabu. Das begin-nende Gartenjahr sollte für dieverbliebenen Anhänger Anlasssein, auf diese umstrittenenMittel zu verzichten. Die Ab-bauprodukte bleiben nämlichjahrelang im Boden.6. Keinen Kunstdünger streuen.Auch hier muss Naturgärtnernnicht viel erklärt werden, dennMineraldünger (als Synonymmag für viele das „Blaukorn“gelten) bauen den Boden unddie organischen Substanzen abund nicht etwa auf. Daher Fin-ger weg von dieser Düngerartund den Boden lieber mit orga-nischem („Bio“-)Dünger ver-sorgen. Boden und Pflanzenwerden es danken.

3. Kübelpflanzen bleiben geschützt.Nur einige wenige Kübelpflan-zen sind so robust, dass man siebereits ins Freie holen kann.Fuchsien, Engelstrompete, En-zianbäumchen und auch dieüberwinterten Pelargonienbleiben geschützt stehen. Ole-ander, Hanfpalme und Lorbeerkann man ins Freie holen.4. Teich nicht reinigen. Im Frühjahrsollte man den Teich nichtmehr reinigen. Viele Tiere sindbereits unter Wasser aktiv, da-her nur den Rand ausputzenund Vertrocknetes ausschnei-den. Immer daran denken: Dergrüne Belag auf den Steinen istdie Filteranlage eines Biotops.5. Keine Unkrautvernichtungsmittel.Für viele sind diese gefährli-

1. Laubreste liegen lassen. Unterden Hecken, aber auch aufStaudenbeeten bleibt das Laubvom Herbst nach wie vor lie-gen. Darunter (und nur dort!)verstecken sich nämlich dieLaufkäfer, diese kleinen, abersehr fleißigen Schneckenver-tilger. Nur krankes Laub, etwaunter Rosen, muss unbedingtentfernt werden.2. Rasen noch nicht vertikutieren.Das Vertikutieren gehört fürviele zum Frühling einfachdazu. Damit es wirklich sinn-voll ist, die Arbeit nicht vordem ersten (besser sogar zwei-ten) Mähen durchführen. Denndann sind die Graspflänzchengut verwurzelt und werdennicht so leicht ausgerissen.

BUCH DERJAHRES

Die Gartensaison isteröffnet. Die besten

Tipps vom Biogärtner.

WAS ZU TUN IST WAS ZU VERMEIDEN IST

Der perfekte

UNSERBIOGÄRTNER

Karl Ploberger verrät,wie Sie Ihren grünenDaumen richtigeinsetzen.

Ein Hochder Orchidee

Den begehrten „EuropeanGarden Book Award“, den Pre-miumpreis für das beste euro-päische Gartenbuch, nahmkürzlich Catherine Vadon fürihr Buch „Mythos Orchideen“aus dem Callwey-Verlag ent-gegen. Auch Karl Plobergergehörte der Jury an, die Verlei-hung fand im festlichen Rah-men auf Schloss Dennenlohein Mittelfranken statt.

Schon der Untertitel des Bu-ches „Von leidenschaftlichenSammlern, fernen Ländernund besonderen Sorten“ ver-rät, dass gerade tropische undsubtropische Orchideen aufEuropäer oft – teilweise bisheute – eine ganz besondereFaszination ausüben. Immer-hin gehört die Exotin zu denbeliebtesten Gewächsen hier-zulande.

Der Band schildert die Ein-führungs- und Kultivierungs-geschichte exotischer Orchi-deen in Europa, erzählt vonder Jagd auf die begehrtenExemplare, berichtet über dieGeschichte bedeutenderSammlungen und führt bis zurOrchidee als Modepflanze.Genau diese Fakten überzeug-ten die Jury.

Dabei vermag es die Auto-rin, die am Museum für Natur-geschichte in Paris lehrt, aufganz besondere Weise, natur-und gartengeschichtlicheWissensvermittlung mit be-merkenswerter Anschaulich-keit zu verbinden.Mythos Orchideen. CatherineVadon, Callwey Verlag, 49,95 Euro

Kupfer glänzt bei der GartenarbeitDie ersten Sonnenstrahlen lo-cken Hobbygärtner ins Freie. So richtig Spaß macht die Gar-tenarbeit erst mit dem rich-tigen Werkzeug: Die Kupfer- Gartengeräte verbessern die Bodenqualität, stärken die Pflanzengesundheit und hal-ten auch noch Nacktschne-cken fern.

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Heimat

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Ein Blicküber den

Ein Ort am Holzweg:In Schöder im Bezirk Murau wird die alteTradition des „Zäunens“ von Jung und Alt

gelebt. Unterwegs zwischen„Oarschblock“ und „Unterstehern“.

VON SARAH RUCKHOFER

kommt kein anderes Material alsHolz in die Gemeinde“, beharrtauch Bürgermeister RudolfMürzl. Latte für Latte entstand inden letzten Jahren ein breites(Holz-)Zaunnetz, das weit überSchöder hinausgeht.

Vielmehr begibt sich der wald-reichste steirische Bezirk zuneh-mend auf den Holzweg. „2012 ha-ben wir als Leaderregion Holz-welt begonnen, die Errichtungvon traditionellen Zäunen zu för-dern. Das Projekt wurde dreimalverlängert, die Resonanz war

Kein Wunder: Wenn’s um Zäu-ne geht, versteht man im kleinenOrt keinen Spaß. Metallzaun,Plastiksteher, Stacheldraht? Wokäme man da hin! „Heute ist esfür uns selbstverständlich, unse-re Zäune nach alter Tradition ausHolz zu bauen. Das war nicht im-mer so“, berichtet Kollau. Die„Alten“ waren fast ausgestorben,nur wenige „Junge“ führten dieKunst fort. Bis – ja bis man sichauf seine Wurzeln besann, imwahrsten Sinne des Wortes. „DieZäune sind unser Kulturgut, mir

Die alte Kunst des Zäu-nens lernt man nicht in

der Berufsschule. „So hat’s derVater gemacht, so hab ich’s alsKind am Feld gelernt. Das vererbtsich über Generationen“, erzähltLandwirt Reinhard Kollau ausSchöder im Bezirk Murau. Wa-rum die hölzernen „Stipfl“ ange-kohlt werden, bei welcher Mond-phase geschlagen wird und wa-rum der „Oarschblock“ das besteHolz ist – für Laien ist das tradier-te Wissen der Bauern schlichtgrenzenlos.

ihnen schneiden wir die Hecken,die Stangen für den Zaun.“ Unddie „Stipfl“, die Steher? Dafürbraucht man einen „Oarsch-block“, eh klar. „Das heißt bei unshalt so“, schmunzelt Kollau. Ge-meint ist das dicke Ende einesStammes, „der Oarsch halt“. Dasstabilste Holz – das wusste schonder Vater. Im Feuer angesengthält der „Stipfl“ auch 30 Jahre –Wissen, das Kollau in Zukunftseinen Kindern weitergeben will.Nicht nur als „Zaungast“ lerntman in Schöder nie aus.

scheitert“, lacht Kollau. Aus demausgestorbenen „Fachzaun“ ent-wickelten sich die heute typi-schen Varianten – der Hecken-zaun mit zwei, drei oder vier Lat-ten, der stehende oder liegendeBretterzaun.

Wie so ein Zaun entsteht, zeigtKollau direkt im Wald. Wo derLaie vor lauter Bäumen das Holznicht mehr sieht, geht der Profigezielt zu den „Unterste-hern“: „Das sind die dünnenStämme, die zwischen den Bäu-men nicht richtig wachsen. Aus

beitet, vom ,Sagla‘ und vomTischler. Und wenn der Zaunnach 15 Jahren neu gemacht wird,ist schon wieder der nächsteBaum gewachsen.“

Eine Säge, ein Hammer und einpaar Nägel – mehr braucht Kollaunicht. „Die Alten“ damals, die ha-ben freilich noch viel weniger ge-braucht. Typisch für die RegionMurau war einst der „Fachzaun“,ein aufwendiges Konstrukt, dasganz ohne Nägel auskommt. „Awüde G’schicht. Ich hab’ micheinmal dran versucht und bin ge-

überwältigend“, erklärt Leader-Geschäftsführer Harald Kraxner.Nicht ohne Stolz – „anfangs hatman uns belächelt. Zäune, weninteressieren schon Zäune“. Nun,in Murau offenbar viele. 35.000Laufmeter Holzzaun sind in dreiJahren entstanden. „Das Projekthat etwas ausgelöst, auch dieganz Jungen setzen jetzt verstärktauf Holz“, bemerkt Kollau.„Schön. Weil Holz wächst nach,und die Wertschöpfung bleibt inder Region. Das Holz kommt ausunseren Wäldern, wird da verar-

ZAUNBAU

Im Bezirk Murau hat der Fach-zaun Tradition, in südsteiri-schen Regionen ist der Bänder-zaun verbreitet.

Heute sind beide Varianten sogut wie ausgestorben. Bauernund Hausbesitzer setzen auf He-cken- und Bretterzäune.

Insgesamt wurden für das Zaun-projekt 120.000 Euro an Förde-rungen ausbezahlt.

ZaunAuf seinem Hoflagert ReinhardKollau die„Stipfl“, die zuZäunen verarbei-tet werdenCHRISTOPH

BUCHEGGER (9)

Vom Wald zumZaun: Die„Untersteher“werdengeschält,geschnitten undim Feuergehärtet

Rudolf Mürzl, Reinhard Kollau und Harald Kraxner

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„Die kalte

Vor 100 Jahren starb Kaiser Franz Joseph.Dieses Gedenkjahr bringt einen Ausstellungsreigen.

VON REINHOLD REITERER

dert verbunden. In seiner Regie-rungszeit wurde die WienerRingstraße erbaut, sein Namesteht für die sogenannte Grün-derzeit. In dem 1928 erschiene-nen Roman „Der Abiturienten-tag“ vermerkte Franz Werfel überdie Verfasstheit der Habsburger-monarchie: „Der höchste Beamtewar Gott. Gott aber war eine un-sichtbare Instanz, zu der nur einindirekter Dienstweg beschreit-

Anfangszeit setzte er auf einneoabsolutistisches Regime undsuchte jegliche Form von Parla-mentarismus zu unterbinden, umdann nach und nach, auch oft-mals gegen seinen Willen, libera-le Reformen zuzulassen. FranzJoseph, den Joseph Roth in einemArtikel Jahrzehnte später als „diekalte Sonne der Habsburger“ be-zeichnet hatte, ist untrennbar mitÖsterreich und dem 19. Jahrhun-

anfreunden konnte und mithalf,dass es gegen heftigen Wider-stand der Aristokratie und desdesignierten Thronfolgers FranzFerdinand 1907 eingeführt wur-de. Das Frauenwahlrecht kam inÖsterreich erst nach dem Zerfallder Donaumonarchie im Novem-ber 1918.

Die Geschichtsforschung be-wertet Kaiser Franz Joseph alswidersprüchliche Figur. In seiner

Wenn es so etwaswie eine Symbolfi-

gur für das habsburgische Viel-völkerreich gibt, dann hört sie aufden Namen Kaiser Franz Joseph I.Wie kein anderer Herrscherstand er für das alte Europa undfür den Untergang Altösterreichs,den er mit der Kriegserklärung anSerbien nach der Ermordung desThronfolgers Franz Ferdinand imSommer 1914 besiegelte.

Franz Joseph bestieg als Acht-zehnjähriger im Revolutionsjahr1948 den Thron. Wegen des Okto-beraufstandes war der Hof nochimmer auf der Flucht und sowurde Franz Joseph nicht in derResidenzstadt Wien, sondern am2. Dezember im Palast des Erzbi-schofs von Olmütz gekrönt. SeinHauptaugenmerk galt anfangsder Unterdrückung bürgerlich-demokratischer Bestrebungen.Im Laufe seines langen Herr-scherlebens wandelte er sichvom absolut zum konstitutionellregierenden Monarchen, der sichdann Anfang des 20. Jahrhundertsogar mit der sozialdemokrati-schen Forderung nach einem all-gemeinen Wahlrecht für Männer

te verschiedene Momente derVerklärung mit sich. Da geisterter als kleiner Erzherzog herum,der gerne mit Kriegsspielzeugspielte, der letztlich mit derKriegserklärung an Serbien ei-nen ganzen Kontinent ins Kriegs-geschehen stürzte, was dann demeigenen Imperium das Lebens-

bar war. Gott trug weder eineZivil- noch eine Militäruniform.Seine k. u. k. Apostolische Majes-tät, der Kaiser in Wien, trug alsnächster im Range eine Generals-uniform mit Eichenlaub am Kra-gen, wodurch er sich von der an-deren Generalität unterschied.Vom Kaiser ging die Leiter unun-terbrochen abwärts.“

Franz Josephs lange Regie-rungsdauer von 68 Jahren brach-

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Zeitgeschehen

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Schloß Schön-brunn, einestädtebaulicheHinterlassen-schaft der Habs-burger-Dynastieund Touristenat-traktion. Kinder-bildnis von FranzJoseph (links)

Eine aquarellierte Bleistiftzeichnungdes begabten Franz Joseph fürseinen Lehrer Hippolyte Dore

Fortsetzung auf Seite 24

Sonneder Habsburger“

DIE AUSSTELLUNGENDer ewige Kaiser. Franz Joseph I. 1830–1916. Aus-stellung der Österreichischen Nationalbibliothekim Prunksaal am Josefsplatz 1, 1010 Wien.Dauer: 11. März bis 27. November 2016.Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18Uhr, Donnerstag 10 bis 21 Uhr.Sommeröffnungszeiten: Juni bis September täg-lich 10 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 21 Uhr.Eintrittspreis: 7 Euro. Freier Eintritt für Kinder undJugendliche unter 19 Jahren. Ermäßigungen:www.onb.ac.atFührungen in deutscher Sprache: Prunksaal undAusstellung jeden Donnerstag um 18 Uhr.Katalog: Ausstellungskurator Hans Petschar hatim Amalthea-Verlag das reich bebilderte Begleit-buch „Der ewige Kaiser. Franz Joseph I. 1830–1916“ herausgegeben. Preis: 29,90 Euro.

Sammlung: Mehr als 10.000 Foto-grafien, Grafiken, Bücher, Zeitschrif-ten und Lebensdokumente FranzJosephs befinden sich in den Be-ständen der Nationalbibliothek.Aus der Privatbibliothek des Kaisersund der Familienbibliothek stam-men wertvolle Geschenke, Bücherund Zeitschriften, vor allem aberZeichnungen und Grafiken, dieZeugnis von der Loyalität und Ver-ehrung geben.

SCHÖNBRUNN BETRIEBSGES.M.B.H.Sonderausstellung Franz Joseph (1830–1916). Am21. November jährt sich zum 100. Mal der Todes-tag Kaiser Franz Josephs, der die Habsburgermo-narchie 68 Jahre lang regierte. Die große Sonder-ausstellung der Schloß Schönbrunn Kultur- undBetriebsges.m.b.H. findet an vier Standorten inWien und Niederösterreich statt.Dauer: 16. März bis 27. November 2016.Schloß Schönbrunn: „Mensch & Herrscher“. DieserTeil der Ausstellung widmet sich der Person FranzJoseph: seinen Vorfahren und Nachkommen,seiner Kindheit und den großen einschneidendenEreignissen seines Lebens.Kaiserliche Wagenburg Wien Schloß Schönbrunn:„Repräsentation & Bescheidenheit“. Hier drehtsich alles um Kutschen und Kleider, die der Kaiserpersönlich benutzte.Öffnungszeiten: Schloß Schönbrunn und Wagen-burg täglich 9 bis 17 Uhr.Hofmobiliendepot: Andreasgasse 7, 1070 Wien.„Fest & Alltag“. Die persönlichen Ansprüche desMenschen Franz Joseph stehen in strengem Ge-gensatz zum prunkvollen Lebensstil, den seinebürokratische Pflichterfüllung ihm auferlegte.Schloss Niederweiden: „Jagd & Freizeit“. AdeligeVergnügen hoch zu Ross und auf der Pirsch.Öffnungszeiten: Hofmobiliendepot und Nieder-weiden täglich 10 bis 18 Uhr.

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Zeitgeschehen

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„Ich bin

Die im Vorjahr in einem Safeder Schoellerbank gefundenen

Abschiedsbriefe von Mary Vetseraan ihre Mutter und Geschwister

sind erstmals in derAusstellung „Der ewige Kaiser“

zu sehen.

nur aus Liebe. Ich konnte es nichtthun und da ich der Liebe nichtwiederstehen konnte so gehe ichmit Ihm Deine Mary“. Und im„PS“ dann noch der Auftrag: „Sagdem Eder dass ich nicht singenkann nächsten Samstag – MeinenSchmuck vertheile ungefähr sowie Du es am besten findest. Wei-ne nicht um mich ich gehe fidelhinüber.“

An die Mutter richtete sie dieseZeilen: „Verzeih mir was ich ge-than. Ich konnte der Liebe nichtwiederstehen. In Übereinstim-mung mit Ihm will ich im Fried-hof von Alland begraben sein. Ich

den eine unbekannte Person imJahr 1926 deponiert hatte, fandensich unzählige Familiendoku-mente der Familie Vetsera. Da-runter der Taufschein jener Baro-nesse, deren Leben im Alter von17 Jahren von ihrem kronprinzli-chen Geliebten ausgelöscht wur-de. Sowie ihre Abschiedsbriefean die Mutter, die SchwesterHanna und den Bruder Feri.

„Meine liebe Hanna“, heißt esda, „wenige Stunden vor meinemTod will ich dir adieu sagen. Wirgehen beide selig in das ungewis-se Jenseits. Denk hie und da anmich. Sei glücklich, und heirathe

Lange Zeit galten die Ab-schiedsbriefe von Mary

Vetsera, jener Baronesse, die am30. Jänner 1889 mit Kronprinz Ru-dolf in den Freitod ging, als ver-schollen. Der Wortlaut dieserBriefe war bisher nur zum Teilaus der Denkschrift ihrer MutterHelene bekannt. Der Verbleib derOriginale war unbekannt, es wur-de kolportiert, ihre Mutter Hele-ne habe sie vernichtet.

Bei einer Archivrevision derSchoellerbank in der Wiener In-nenstadt wurde im Vorjahr dieArchivarin Sylvia Linc fündig. Ineinem braunen Ledereinband,

bin glücklicher im Tod als im Le-ben.“ Und dem Bruder gibt sie zubedenken: „Ich werde von der an-deren Welt über dich wachen.“

Die Dokumente mit einembesonderen Wert für die Ge-schichtsforschung übergab dieSchoellerbank als Dauerleihgabean die Nationalbibliothek, die sienun erstmals zeigt.

Die Abschiedsbriefe des Kron-prinzen Rudolf sind nach wie vornur zum Teil bekannt: Der einzi-ge im Original erhaltene Ab-schiedsbrief an seine GemahlinStephanie befindet sich ebenfallsim Besitz der Nationalbibliothek.

Mary Vetseras Ab-schiedsbrief andie Mutter undder TatortSchloss Mayer-ling im Wiener-wald ONB (8)

Kronprinz Rudolf Mary Vetsera

licht ausblies. Den Zerfall derMonarchie musste der 1916 ver-storbene Monarch nicht mehrpersönlich miterleben. Das bliebihm erspart. Sonst aber wenig.

Die Ehe mit seiner Cousine Eli-sabeth trug zur Legendenbildungbei. Insgesamt überwogen aberpolitische Niederlagen undschwere Schicksalsschläge. Inseiner Amtszeit wurde das Habs-burgerreich aus Italien (Lombar-dei) und Deutschland vertrieben.Das Neuengagement am Balkanund eine „patscherte“ Bündnis-politik führten schließlich in dieWeltkriegskatastrophe. 1853überlebte Franz Joseph ein Atten-tat auf ihn. Sein Bruder Maximili-an, der dann 1867 als Ex-Kaiservon Mexiko hingerichtet wurde,organisierte eine Kollekte, diezum Bau der Votivkirche in Wienführte. 1889 brachte sein Sohn,der Thronfolger, zuerst die Ge-liebte und dann sich selbst um(siehe nebenstehenden Artikel).1898 wurde seine Frau Elisabethin Genf ermordet, 1914 schließ-lich sein Neffe und auserkorenerneuer Thronfolger Franz Ferdi-nand. Schließlich schloss er am21. November 1916 für immer sei-ne Augen.

Der 100. Todestag des Monar-chen wird zum Anlass genom-men, ein auf Forschungen ge-stütztes realistisches Bild der un-tergegangenen Epoche zu zeigen.

kakanischen Mythos. ObwohlFranz Joseph technischen Inno-vationen eigentlich immer skep-tisch bis offen reserviert gegen-überstand, zeigte er sich dem neuaufkommenden Bewegtbildme-dium Film gegenüber sehr aufge-schlossen.

Kommende Woche werdenvier Sonderausstellungen derSchloß Schönbrunn Kultur- undBetriebsges.m.b.H. eröffnet. ImSchloß Schönbrunn geht es umden „Menschen & Herrscher“, inder kaiserlichen Wagenburgdreht sich alles um Kutschen undKleider und im Hofmobilien-depot heißt das Thema „Fest &Alltag“. Im Schloss Niederwei-den im niederösterreichischenMarchfeld gilt die Sonderschaudem Thema „Jagd & Freizeit“.

Im Prunksaal der Österrei-chischen Nationalbibliothek amWiener Josefsplatz ist am Don-nerstag die Ausstellung „Der ewi-ge Kaiser“ eröffnet worden. HansPetschar, Direktor des Bildar-chivs und der Grafiksammlungder Nationalbibliothek, zeichnetmit nicht ganz 300 Objekten auseigenen Beständen, die mehr als10.000 Lebensdokumente umfas-sen, wesentliche Linien dieserZentralfigur der österreichi-schen Geschichte nach. Rund 90Prozent dieser Exponate werdenerstmals im republikanischenÖsterreich präsentiert. Dasreicht von Aquarellen des begab-ten Zeichners, der ein großesVerständnis für die Macht vonBildern zeigte, bis hin zu ikono-grafischen Verklärungen eines

Das einzige Fa-milienfoto mitFranz Joseph,„Sisi“ und denKindern. UntenKammerdienerKetterl sowie Ka-tharina Schratt

Erzherzogin Sophie mit Franz Joseph

Fortsetzung von Seite 23

Todals im

Leben“

glücklicher im

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Glaube

Jesus aber ging zum Ölberg. Am frühenMorgen begab er sich wieder in den Tem-pel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sichund lehrte es. Da brachten die Schriftge-lehrten und die Pharisäer eine Frau, diebeim Ehebruch ertappt worden war. Siestellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frauwurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns imGesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, wassagst du? Mit dieser Frage wollten sie ihn auf die Probe stellen,um einen Grund zu haben, ihn zu verklagen. Jesus aber bücktesich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie hartnäckigweiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer voneuch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie. Und erbückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie seine Ant-wort gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst dieÄltesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in derMitte stand. Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sindsie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner,Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Gehund sündige von jetzt an nicht mehr!

Johannes 8,1 – 11

Vernichtung oder Neuanfang

DAS WORT ZUR SCHRIFTLydia Burchhardt ist evangelische Pfarrerin ander Johanneskirche und an der Uni Klagenfurt

Wer selbst im Glashaussitzt, so sagt das Sprich-

wort, sollte nicht mit Steinenwerfen. Ganz tief sitzt es offen-bar im Menschen drinnen, dasser sich selbst zu entschuldigensucht, indem er andere be-schul-digt. Einen Sündenbock findendoch wir immer. Wir Menschenbeherrschen die Hackordnungdes Hühnerhofes ausgezeichnet:Der Stärkere hackt den Schwä-cheren und der wieder dennächsten – und den Letztenschließlich beißen die Hunde.Wenn ich irgendwo versage,wenn etwas nicht so klappt, wieich es haben wollte oder wie essein sollte, dann ist doch be-stimmt jemand anderer wenigs-tens mit schuldig: die Eltern, dieFreundin, ein Lehrer, die Kolle-gen, die Kinder - oder: meineErbanlagen, die Erziehung, dieGesellschaft, vielleicht sogar dieKirche. Wir ent-lasten uns, in-dem wir andere be-lasten.

Gern hören wir, wie schlechtdoch andere sind – und erzählen

es entrüstet weiter. Stell dir vor!Haben Sie schon gehört? Un-glaublich! Wir sehen es im Fern-sehen und lesen es in den Zei-tungen: die Skandalgeschichtenvon der herzlosen Mutter, vomuntreuen Ehemann, vom missra-tenen Sohn, von der entlarvtenSchauspielerin, vom gierigenFlüchtling.

Und genau das tut Jesus nicht.Er redet der Frau, die die Ehe ge-brochen hat, die Schuld nichtaus. Sie ist schuldig geworden,hat sich schuldig gemacht. Aberer verurteilt sie nicht, sonderngibt ihr eine Chance. Und nochetwas: Er bricht die Gier der an-deren, ihr Urteil zu vollstrecken.Er hält ihnen den Spiegel vor undlässt sie ihr eigenes Leben be-denken.

So sieht Versöhnung aus. Somüsste Resozialisierung ausse-hen, im Großen wie im Kleinenzwischen zwei Menschen. Will-kommen in der Gemeinschaft.Räumen wir doch lieber die Stei-ne aus dem Weg.

SONNTAGSEVANGELIUM

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Bilanz und Blick in die Zukunft: Bischof Erwin Kräutlerwill mit seinem neuen Buch Mut machen.

VON MONIKA SCHACHNER

ler vor allem Solidarität gegen-über jenen Menschen, die vor Sy-riens Präsident Baschar al-Assadoder dem „Islamischen Staat“ ge-flohen sind. Die Welt habe weg-geschaut, als es um ein men-schenwürdiges Leben für dieseFlüchtlinge in jordanischen, liba-nesischen oder türkischen La-gern gegangen sei. Was es heißt,nicht willkommen zu sein, hatteder Vorarlberger 1945 selbst er-fahren: Die Schweiz hielt dieGrenze für ihn und seine Familiegeschlossen. Trotzdem dürfeman nie aufhören, das Schöne imLeben zu sehen: Wenn man sichüber alles beklage, dann werdeman der Sklave seiner eigenen Il-

Grundsätze wie die Unantastbar-keit des menschlichen Lebensvon der Empfängnis bis zum Todaufzugeben. Seine Mitbrüder for-dert er dabei auf, „Priester desVolkes“ zu sein, Menschen, diemit und im Volk Gottes leben undseine Sorgen teilen.

2. Schau bei den Armen nicht weg

In diesem Kapitel geht der brasi-lianische Bischof hart mit demWesten ins Gericht: Jene, die amRand der Gesellschaft stehen,werden nicht nur ausgebeutet,sondern wie menschlicher Abfallbehandelt, wie Müll weggewor-fen. Im Zusammenhang mit derFlüchtlingskrise vermisst Kräut-

leicht sogar ein Überlebens-buch.“ Kräutler steht unter Poli-zeischutz – er hatte aufgrund sei-nes Einsatzes für die Rechte derIndios immer wieder Morddro-hungen erhalten. Seinen Mut hater trotzdem nie verloren. SiebenAnsätze sind es, die für Dom Er-win in die Zukunft weisen (de-tailliert nachzulesen im neuenBuch):

1. Liebe die Menschen

Kräutler plädiert dafür, gerade imderzeitigen Jahr der Barmherzig-keit „dem einzelnen Menschen inseiner persönlichen Situation mitLiebe zu begegnen und ihm ge-recht zu werden“ – ohne dabei

Seit 50 Jahren ist ErwinKräutler Seelsorger, 35

Jahre als Bischof der DiözeseXingu in Brasilien – knapp dreiJahre davon unter Papst Franzis-kus. Kräutler hatte den Pontifex„vom anderen Ende der Welt“noch als Jorge Mario Bergogliobei der lateinamerikanischen Bi-schofskonferenz kennen- undschätzen gelernt.

Zurzeit ist der gebürtige Vor-arlberger in „seinen“ Pfarren un-terwegs, um die Diözese JoãoMuniz Alvez zu übergeben, sei-nem Nachfolger im Bischofsamt.Seine Erfahrungen hat Kräutlernun in seinem neuen Buch „HabtMut!“ zusammengefasst. Es sollaber auch ein „Ermutigungs-buch“ sein, wie Koautor JosefBruckmoser meint, eine Grundli-nie für ein Leben, das vor dem ei-genen Gewissen und vor der Mit-welt bestehen kann. Im Buch zufinden sind auch Bibelstellen, diedas jeweilige Kapitel ausbeglei-ten. „Für Bischof Kräutler ist dieBibel ein Lebensbuch“, meintBruckmoser, der mit dem 76-Jäh-rigen auch in der brasilianischenDiözese unterwegs war. „Viel-

später selbst in Rom: Er lerntePapst Franziskus bei einer Au-dienz als jemanden kennen, derhinhört, aber trotzdem sagt, waser sich denkt: freundschaftlich,mitbrüderlich, väterlich.

6. Hab Mut zu Veränderungen

Das Leben, nicht die Tradition andie erste Stelle zu setzen – dazuruft Kräutler in diesem Kapitelvor allem die katholische Kircheauf. Konkret denkt der Bischof anMänner und Frauen als Gottes-dienstleiter. Versuchsweise undvorerst auf bestimmte Regionenbegrenzt – um die Gläubigennicht von der Eucharistie „zu ent-wöhnen“.

7. Trage globale Verantwortung

Den anderen – wo immer dieserauch lebt – nicht zu vergessen,steht im Mittelpunkt dieses Kapi-tels. Kräutler fordert eine neueSkala für Entwicklung und Fort-schritt, in der auch Gesundheit,Bildung, Wohnen oder Sicherheitberücksichtigt werden. Denn:„Wir haben alle gemeinsam nurdiese eine Welt, die in unser allerVerantwortung liegt.“

lusionen. Zufrieden sein machtdankbar, und dankbar sein machtfrei.

3. Achte die Schöpfung

Die Indios am Xingu-Fluss spre-chen von „Sumak Kawsay“, „gu-tem Leben“, und damit von einemLeben in Harmonie mit demHöchsten, mit den Mitmenschenund mit der Natur.

4. Suche den Frieden

Gewalt ruft immer Gewalt her-vor, ist sich Kräutler sicher. Auchdie katholische Kirche nimmt erdavon nicht aus: Das Leid, das dieEroberer Südamerika durch dieVerkündigung des Glaubens mitFeuer und Schwert angetan ha-ben, wirke bis heute nach. Der Bi-schof plädiert für ein Leben inVielfalt – zwischen den Konfes-sionen, aber auch Religionen.

5. Führe auf Augenhöhe

Alle fünf Jahre hat „Dom Erwin“Priester und Ordensleute einge-laden, um über die pastoralenSchwerpunkte der Diözese abzu-stimmen. Dieses „Gehört wer-den“ erlebte Kräutler viele Jahre

„Wir haben

Bischof Kräutler wirdvon seinen Gläubigenin der Diözese Xinguliebevoll „Dom Erwin“genannt ARCHIV KRÄUTLER

Welt“nur diese eine

ZUM BUCH

Erwin Kräutler:„Habt Mut! Jetztdie Welt unddie Kirche ver-ändern“, in Zu-sammenarbeitmit JosefBruckmoser,Tyrolia-Verlag,ISBN 978-3-7022-3508-6,14,95 Euro

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Kolumnen

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Eigentlich: einer von den ober-normalen Abenden. Ein biss-

chen Film, und nachher, weil eskalt ist, in ein Lokal mit Suppe.Und das könnte es auch schon ge-wesen sein; nicht so wie früher,wo man sich nachher noch ewigweiteramüsieren musste. Ande-rerseits. Hat da jetzt diese Barwieder aufgesperrt, in derman einst so gerne saß. Undsie hat nur diese Wocheauf. Da will man dann jaauch nicht so sein. Siehtgut aus, fast gleich wie da-mals, nur mit grünen Kugellam-pen, und irgendwer hat dürreÄste an die Decke genagelt. Ganzhinten im Eck sitzt jetzt ein jun-ger Mann mit Elektroorgel undspielt schöne Hoppelmusik.

Sehr gut ist das Gefühl, dassman den Altersschnitt nicht über

Gebühr hebt, und vom Stehtischhinterm Eingang lassen sichzwei magere Jünglinge ohnegroße Widerworte vertreiben.

Nebst vielen fröhlich lärmen-den Unsortierten sind auch Ju-lia, Hermi, Gerald, Elmar, Mariada. Die Bar wird von Hobbygas-tronomen betrieben, die

zwecks Wahrung der Über-sichtlichkeit nur Bier,Wein und Gin Tonic aus-schenken und den sonsti-gen Herausforderungen

des Vollbetriebs begegnen,indem sie hinter dem Tresenfeiern und so viel Spaß haben,dass sich bestimmt für jedeneine große Portion Kopfwehausgeht. Fein ist das. Auch,wenn man selbst viel zu baldgeht, damit man in der Früh die-se Kolumne schreiben kann. UB

Wie früher, nur besser

Geht’s auch ohne Nostalgie?

einen Zahnbecher, eine Bürste,eine Eieruhr. Die größte Freudehatte sie mit einer Leine für ihrenHund Nico. Das Spiel dann „Gän-sehaut pur“, obwohl es torlos aus-ging. Bärbl, verzaubert von der At-mosphäre, meinte nach demSchlusspfiff: „Bin ich froh, dass esbeim 1:1 geblieben ist.“ Ich wolltenicht besserwisserisch sein, aberTore gab es wirklich keine zu se-hen.Sie erreichen den Autor [email protected]

dieses Spiel. Und wenn sie ihrenFreunden und Gästen (sie betreibtzusammen mit ihrem Mann einkleines Café) zum wiederholtenMal davon erzählte, dass sie nachDortmund fahren würde, verdreh-ten diese ein bisschen die Augen,freuten sich aber mit ihr.

Vor einer Woche war endlichder große Tag. Als Reisebegleiterwurde ich auserkoren. Erster Hö-hepunkt war der Besuch im Fan-shop. Bärbl erwarb viele prakti-sche Dinge in den Vereinsfarben:

Wer Frauenfußball langweiligund langsam findet, setzt

sich dem Vorwurf aus, Frauen zudiskriminieren. Wer will dasschon! Bemerkenswert ist, dasssich dennoch nur wenige Männerfür Frauenfußball begeistern kön-nen, aber sehr viele Frauen fürMännerfußball.

Wann meine Mutter ihre Liebezum FC Bayern entdeckt hat, ver-mag ich nicht zu sagen. Sicher istnur, dass sie jedes Bayern-Matchim Fernsehen sieht, seit ich ihr dasSky-Sport-Programm zu Weih-nachten geschenkt habe. Meine äl-tere Schwester, letzte österrei-chische Botschafterin in Damas-kus, fliegt im Mai mit ihrer Tochternach Frankreich, um dem österrei-chischen Nationalteam die Dau-men zu halten; meine jüngereSchwester, Universitätsprofesso-rin in Graz, kann auch im Schlafdie Mannschaftsaufstellung von

Borussia Dort-mund aufsagen.Schließlich hat sieHummels, Reusund Co. schonzwei Mal live ge-sehen. Von derschwarz-gelbenWand im Stadion

war sie schwer beeindruckt.Ebenfalls ein glühender Dort-

mund-Fan ist eine sehr gute Freun-din meiner Frau. Sie schläft inschwarz-gelber Bettwäsche undhatte nur einen Wunsch: ein Malim Signal-Iduna-Park unter mehrals 80000 Gleichgesinnten zu sit-zen. Zu einem runden Geburtstagschenkte ihr Astrid eine Match-karte für den großen Schlager ge-gen Bayern München. Seit damalskreisten Bärbls Gedanken nur um

Nächte in Schwarz-Gelb

Ute Baumhacklund Bernd Melichar

GottfriedHofmann-Wellenhof

Wer Frauenfußballlangweilig findet, setztsich dem Vorwurf aus,Frauen zu diskriminieren.

Ach, früherIch ertappe mich immer öfter

dabei, „früher“ zu sagen. Unddieses „früher“ garniere ichdann mit wehleidigen Wortblü-ten und schwülstigen Reminis-zenz-Pirouetten. Weil: Früherwar alles schöner, besser, le-benswerter, einfacher, natürli-cher, unbeschwerter, tiefgrün-diger, spontaner; die Bücherwaren früher eigentlichauch viel besser, und dieMusik sowieso und dasWetter natürlich auch,und die Mitmenschen sindfrüher auch voll lieb und ge-schmeidig gewesen und nichtso verkrampft und so konsum-orientiert, und außerdem warfrüher das Glück so greifbarnahe und dem Unglück hat maneinfach lässig die Zunge gezeigt.

Ach, so ein Schmarren!

Ach, so eine blöde Lüge, Män-ner, machen wir uns doch nichtsvor. Die Pickel haben „früher“mächtig aufs Gesicht gedrücktund aufs Gemüt noch mehr. DieVisionen waren groß angelegt,das Selbstbewusstsein hatschtekleinmütig hinterher und hat lei-se geflüstert: „Vis. . . was?“

Die Welt, Männer, war „frü-her“ schon genauso versautwie wir. Das Wetter war ge-nauso miserabel wie jetzt,vielleicht haben wir nur

weniger oft Wetterberichtegeschaut. Weil wir vermutlich

damit beschäftigt waren, unsereversifften Vinylplatten zu hören.Aber nie hat Miles Davis auf demPlattenteller gelegen, immer hatsich dort nur ABBA gedreht. Wirbehaupten heute nur, dass es„früher“ anders war. BM

NOTIZENEINES

VATERSSIE & ER

ZEIC

HNUN

G:W

ALTE

R TI

TZ FRIDO

Frido Hütter

Warum klettern so viele so gerneauf Bergen herum? Ein Gipfelbuchenthüllte mir ein mögliches Motiv.

In meiner Jugend bin ich viel aufBergen umhergezogen. Nicht

wirklich geklettert, nein, das ver-bat sich ob meiner grässlichenHöhenangst von selbst. Aber ichwar gerne irgendwie oben, ohnedas so recht erklären zu können.Ich entsinne mich großer Mo-mente. Etwa, als ich zum erstenMal in einem Sommer(!) durchein Schneefeld rutschte, Wahn-sinn. Ich liebte es, wenn mein Va-ter mit seinem Taschenmesseruns das sogenannte Jägerbrot

schnitzte, indem er den Boden ei-ner Eberwurzen vulgo Golddistelherausschnitt. Unvergesslich derMoment, da ein Gamsbock meinDrohgehabe erwiderte, das ent-sprechende Geräusch hören ließund mit dem Vorderhuf auf denBoden klopfte.Das alles unterschied sich rechtdeutlich vom sogenannten Hoch-alpinismus heutiger Prägung.Der wird von manchen in einerMischung aus Rekordsucht undMaximalrisiko praktiziert. Neu-

lich hörte ich von einem Typen,der die 82 Viertausender der Al-pen (ja, so viele gibt es) in 62 Ta-gen bestiegen hat. Blindlings anGämsen und Sonnendisteln vor-beirasend. Wo bleibt da das Ver-gnügen, frage ich mich.Andere wiederum durchkletternhalbwegs glatte Tausenderwändeohne jegliche Sicherungen. „Diehöchste Form des Narzissmus“,hat es einer von ihnen in beein-druckender Selbsterkenntnis ge-nannt. Den Tod verachtend.

Überhaupt brilliert diese Bran-che manchmal durch Selbstiro-nie: „Konquistador des Unnüt-zen“ nannte einer seinen Beruf.Den möglicherweise wirklichenGrund fand ich in einem Gipfel-buch meiner Jugend. Dort stand:„Gott hat die Berge so hoch ge-stellt und tat damit seine Weis-heit kund, auf dass nicht jeder Er-denhund, mit denen die Täler soreichlich gesegnet, hier obendem frohen Wand’rer begegnet.“Na, wenn das kein Motiv ist!

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30 | SONNTAG | 13. MÄRZ 2016

Horoskop

13. MÄRZ 2016 | SONNTAG | 31

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Auflösungen auf Seite 50Gesamtverantwortung:Gerhard Nöhrer,Tel. (0 31 6) 875-4520Leitung:Bernd Melichar,Tel. (Nst. 4216)Design und Produktion:Ulrike HoferSekretariat:Tamara Albler,Tel. (Nst. 4030), Fax (0 31 6) 875-4014.

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Die Auflösung finden Sie auf Seite 74

Horoskop der Woche

Widder 21.3.–20.4.Schicksal, Zufall,Strategie oder einMix von allem? Be-ruflich scheint die

Rechnung aufzugehen, denn Siekommen Ihren Zielen stetig einStückchen näher. Was Sie jetztaber nicht machen sollten: sichauf dem Erfolg ausruhen!

Stier 21.4.–20.5.Bevor größere An-schaffungen ge-macht werden, soll-ten Sie erst Bilanz

ziehen. Wenn damit gerechnetwerden muss, dass noch einigeRechnungen ins Haus flattern,wäre es jetzt ratsam, zusätzlicheBelastungen zu vermeiden.

Zwillinge 21.5.–21.6.In der Familie ist IhrRat gefragt? HolenSie vorher unbe-dingt eine Meinung

von unbeteiligter Seite ein, dasklärt die Positionen. Ihr Durch-setzungsvermögen hilft Ihnen,bei einem alten Wettstreit nichtverdrängt zu werden.

Krebs 22.6.–22.7.Das Notfallköffer-chen geschnappt,und schon geht eslos! Immer dann,

wenn ein Hilferuf aus dem Kol-legenkreis erschallt, sind Sie zurStelle. Und das auf eine höchstangenehme und gar nicht bes-serwisserische Art.

Löwe 23.7.–23.8.Eine innere Blocka-de könnte derGrund dafür sein,dass Sie sich am Ar-

beitsplatz nicht so aufgeschlos-sen und flexibel zeigen, wie Siesind. Es würde sich aber lohnen,den Sprung über den eigenenSchatten zu wagen.

Jungfrau 24.8.–23.9.Wagen Sie es ruhig,die von anderen ge-setzten Grenzen zuüberschreiten. Nur

so werden Sie zu dem finden,was Ihnen wirklich wichtig ist.Das schafft Zufriedenheit. Gön-nen Sie sich einmal etwas mehrRuhe in den Abendstunden.

Waage 24.9.–23.10.Dort, wo Sie Ihr Lä-cheln einsetzen, er-strahlt die Welt ineinem geheimnis-

vollen Glanz. Mit Ihrem Charis-ma erreichen Sie jetzt fast alles.Und das ist auch gut so, denndiese Zeit hält einige Herausfor-derungen für Sie parat.

Skorpion 24.10.–22.11.So schnell geben Sienicht auf. Vor allemdann nicht, wenneine Freundschaft

auf dem Spiel steht. Neben denDingen, die jetzt zu erledigensind, schaffen Sie es, sich Zeitfür die Menschen zu nehmen,die Ihnen wichtig sind.

Schütze 23.11.–21.12.Verlässlichkeit isteine Ihrer Stärken.Die hohen Ansprü-che, die Sie an sich

selbst stellen, stellen Sie aller-dings auch an Ihre Mitmen-schen. Nicht wundern, wenndie Erwartungen nicht immererfüllt werden.

Steinbock 22.12.–20.1.Das, was Ihnen Un-behagen verursacht,verliert seinenSchrecken, wenn

Sie sich etwas näher damit be-fasst haben. Das Ergebnis: eingestärktes Selbstbewusstseinmit dem wunderbaren Gefühl,etwas erreicht zu haben.

Wassermann 21.1.–19.2.Ja, richtig gespürt!Was sich wie einerder schicksalsträch-tigen Wendepunkte

des Lebens anfühlt, ist auch ei-ner. Neue Wohnung, neuer Ar-beitsplatz, neue Beziehung? DieZeichen stehen auf Umbruch,und das kann alles bedeuten.

Fische 20.2.–20.3.Endlich hat sich pri-vat wieder alles et-was beruhigt, Miss-verständnisse sind

aus der Welt geschafft. Jetztbrauchen Sie unbedingt Ruhe.Machen Sie einmal eine Pause.Trotzdem ist es an der Zeit,Schwachstellen zu beseitigen.

IHRE STERNE

namhaft,berühmt

klein-licherMensch

einMedi-kament

Preis-vor-schlag

ohneGefühle

griech.Göttin

franz.:Gold

Kfz-Z.Gröb-ming/ST

engl.:Früh-stücks-speck

ZeichenfürRadon

Schul-fach

franz.:danke!

Renn-schlit-ten

Fecht-waffe

amerik.Polizist(ugs.)

Abk.:und soweiter

leicht-fertig,schlüpf-rig

Museumof Mo-dern Art(Kw.)

FlussdurchParis

Haupt-stadtvonKatar

franz.Adels-ge-schlecht

Hptst. v.Väster-botten/Schwed.

Wind-richtung

FreunddesSchönen

Schiffs-lein-wand

Schwung;Vorliebe

Gesangs-werk mitOrchester

Fluss inSchott-land

dasHaarfärben

nervös;pikiert

eng-lischeSchul-stadt

West-germane

Kfz-Z.Villach-Stadt/KT

fiebernnach,ver-langen

Stromin West-afrika

islam.Gottes-haus

tro-pischeSchling-pflanze

Gerücht(franz.)

Sonder-ling

männl.Vorname

Ge-meinde-behörde

engl.Schau-spieler(David) †

Umstellungder Wort-folge einesSatzes

InitialenEinsteins† 1955

schräg(Druck-schrift)

Hoch-land u.Staat inAsien

Raum-tonver-fahren(Kurzw.)

Zeit-messer

immer

Nachbar-landBaby-loniens

ostafrik.Insel

Abk.:See-meile

engl.Männer-kurzname

afrik.Staat

Stadt-gebiet,Viertel

Pflan-zen-wuchs-form

franz.Maler(Édouard)† 1883

blut-unter-laufenerStreifen

Methyl-alkohol

Kfz-Z.Güssing/BG

Zeit-einheit

Ord-nungs-system

milit.Frühwarn-system(Abk.)

amerik.Baum-woll-hosen

Stadt imMühl-viertel

Präsidentder USA(John Quin-cy) † 1848

ind.Kultur-sprache

Verhält-niswort Farbton

zeitnah;zeit-gemäß

Traktions-kontrolle(engl.Abk.)

Schicht-nudel-auflauf

wohl-tuend,erfreu-lich

russ.Teema-schine

KreuzdesPferdes

Prüfungim Mo-torrad-sport

ugs.:Anfallvon Ver-rücktheit

Spitz-nameEisen-howers †

HauptraumdesrömischenHauses

Beweg. e.Körpersin derLuft

ein Ost-europäer

franz.:Ball

Sumpf-land,weicherBoden

Ab-wesen-heits-beweis

scharfeTierzehe

erhabenge-schnitt.Stein

Abk.:Rechnung

nichtdurchzweiteilbar

ital.:Birne

willent-lich,gewollt

®

s2021-0010

IHR KLICK FÜR GUTES GELINGEN.GELINGEN.KLEINEZEITUNG.AT/REZEPTE

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Haderer

32 | SONNTAG | 13. MÄRZ 2016