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Kooperativ in die digitale Zeit – wie öffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons fördern Eine Einführung in offene Kulturdaten Helene Hahn HANDREICHUNG

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Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche KulturinstitutionenCultural Commons foumlrdern Eine Einfuumlhrung in offene Kulturdaten

Helene Hahn

HANDREICHUNG

INHALT 1 EINLEITUNG 5

2 DIGITALES KULTURERBE ndash ZUGAumlNGLICH UND NUTZBAR FUumlR ALLE 6

3 CULTURAL COMMONS ndash KULTURELLE GEMEINGUumlTER 7

4 DIGITALE NUTZER-INNEN GEFAumlHRTEN UND VERBUumlNDETE 9

41 Gesellschaftliche Unterstuumltzung Citizen Science und Crowdsourcing 1042 Mehrwert fuumlr Alle Eine Read-Write-Kultur etablieren 1143 Institutionelle Sichtbarkeit erhoumlhen Bestehende Community-Plattformen nutzen 12

5 WIE WERDEN AUS DATEN OFFENE DATEN 13

6 ALLES WAS RECHT IST ndash LIZENZIERUNG VON KULTURDATEN 15

61 Wer oder was ist Creative Commons 1662 Die Lizenzmodelle 1663 Gemeinfreie Werke der Public Domain 18

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSS 20

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten 2072 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten 2273 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen 28

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN 34

9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN 43

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung 4392 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten 47

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN 52

1 EINLEITUNG

bdquoThe idea was that anybody who used the web would have a space where they could write and so the first browser was an editor - it was a writer as well as a readerrdquo said Tim Berners-Lee rdquoEvery per-son who used the web had the ability to write something The entire architecture of the World Wide Web is based upon these humanis-tic democratic ideals and we can do a lot of good with them if we make wise choices and concentrate our efforts where theyrsquoll matter the mostldquo1

Viele Kulturinstitutionen nutzen bereits die Moumlglichkeiten die ihnen die Digitalisie-rung und das Internet bieten Bestaumlnde werden digitalisiert und digital aufbereitet ganze Kunstgattungen gibt es bereits digital Im heutigen 21 Jahrhundert existieren viele Kultureinrichtungen wie Museen Archive und Bibliotheken bereits seit 100 Jah-ren oder laumlnger Doch was ist notwendig um Institutionen die vor der Erfindung des Fernsehens etabliert wurden in der heutigen von Technologien bestimmten Welt bei ihren gesellschaftlichen Aufgaben zu unterstuumltzen

Kulturinstitutionen waren schon immer eine Form von bdquoDatenbankenldquo die den Wert gesammelter und fuumlr die Gesellschaft erschlossener Artefakte erkannt haben Das uumlbergeordnete Ziel dieser Institutionen beinhaltet daher die Sicherstellung des Zu-gangs und die Verbreitung von Wissen2 In einer digitalen Welt sind Daten die Grund-lage von (digital) vernetztem Wissen mit Menschen mit Ereignissen und mit der Ge-schichte Die Erkenntnisse der Wissenschaften haben einen enormen Wert fuumlr unsere Gesellschaft Digitales Kulturerbe als Teil dieses Wissens wird heutzutage von vielen Menschen ndash unabhaumlngig von Alter Bildungsstand oder Herkunft ndash erlebt Doch es besitzt noch ein viel groumlszligeres Potenzial Wenn digitale Kulturguumlter im Sinne der Cul-tural Commons der Gemeinguumlter frei zugaumlnglich und nutzbar gemacht werden pro-fitieren davon gleichermaszligen Kulturinstitutionen und unsere Gesellschaft Kultur ist ein Erlebnis das Menschen anregt und das sie als Inspiration mit sich nehmen Ein Erlebnis das sie nicht nur passiv konsumieren wollen sondern aus dem heraus sie selbst kreativ taumltig werden Kulturinstitutionen koumlnnten mittels offener Daten die Vo-raussetzungen fuumlr neue Beteiligungsformen schaffen Neues Wissen kann durch die

1 Berners-Lee Tim (2005) URL httpnewsbbccouk2hitechnology4132752stm (Stand 08122015)

2 bspw Stiftung Stadtmuseum Berlin (2019) Uumlber uns URL httpswwwstadtmuseumdeueber-uns (Stand 05082019)

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Einleitung

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Kombination und Kontextualisierung von vorhandenen Daten generiert und verbrei-tet werden Der Wert frei nutzbarer Kulturdaten liegt vor allem darin Kulturinstituti-onen (GLAM als engl Akronym fuumlr Galleries Libraries Archives Museums) in ihrem gesellschaftlichen Auftrag zu unterstuumltzen sei es bei der Foumlrderung kultureller Bil-dung beim Erforschen von Sammlungsobjekten oder dem Bewahren ebendieser vor dem Zerfall

Der vorliegende Text gibt eine Einfuumlhrung in offene Kulturdaten und zeigt Moumlglich-keiten auf wie Kultureinrichtungen von der offenen Bereitstellung ihrer digitalen Be-staumlnde profitieren und durch neue Kooperationen kulturinteressierte Menschen staumlr-ker an sich binden koumlnnen Es wird erklaumlrt was die Cultural Commons ausmacht und wie Kulturinstitutionen bei der Oumlffnung ihrer Daten vorgehen koumlnnen Um den gesell-schaftlichen und institutionellen Wert frei nutzbarer Sammlungsbestaumlnde zu verdeut-lichen werden realisierte Projekte basierend auf offenen Kulturdaten im lokalen und internationalen Kontext vorgestellt

2 DIGITALES KULTURERBE ndash ZUGAumlNGLICH UND NUTZBAR FUumlR ALLE

bdquoDie Digitalisierung bietet uns heute die Moumlglichkeit eine andere Zukunft zu gestalten Und aus ihr wird was wir aus ihr machenrdquo 3

Die Chancen der Digitalisierung sind enorm Digitalisierung sichert Nachhaltigkeit wo Kulturguumlter durch natuumlrlichen Verschleiszlig oder moumlgliche Katastrophen gefaumlhrdet sind In einer immer staumlrker vernetzten digitalen Welt kann sie neue Kontexte eroumlffnen weil offene Kulturdaten es ermoumlglichen neue Verbindungen zwischen einzelnen Ob-jekten und ganzen Sammlungsbestaumlnden zu knuumlpfen Digitale Artefakte erreichen viele Menschen unabhaumlngig vom Ort einer Kulturinstitution und unabhaumlngig von der Beruumlhrbarkeit der analogen Ausstellungen Je mehr sie online zugaumlnglich und einseh-bar sind desto sichtbarer werden Sammlungsobjekte und auch Institutionen Kultur-einrichtungen koumlnnen zusaumltzlich neue Kommunikations- und Angebotsformen anbie-ten um die kulturinteressierte technikaffine Gemeinschaft staumlrker in ihre bisherigen Arbeitsprozesse einzubeziehen Wichtig ist dabei dass digitale Bestaumlnde fuumlr Interes-sierte zugaumlnglich und nutzbar gemacht werden

3 Bunz Mercedes Die Stille Revolution Suhrkamp Verlag 2012 S 160

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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bdquoZugaumlnglichldquo ist bereits ein Groszligteil unseres kulturellen Erbes das Kulturinstitutionen fuumlr uns kuratieren und ausstellen Doch bdquozugaumlnglichldquo bezieht sich hauptsaumlchlich auf die Moumlglichkeit sich kulturelle Artefakte anzusehen bdquoVerfuumlgbarkeitldquo bedeutet aber viel mehr eine weitergehende Beschaumlftigung mit den digitalen Kulturguumltern deren Nutzung und neue Kontextualisierung um sie somit zu neuem Wissen verarbeiten zu koumlnnen bdquoKulturgut digitalldquo soll daher nicht nur zugaumlnglich sein sondern auch offen verfuumlgbar und nutzbar fuumlr alle4 Dies stellt Kulturinstitutionen jedoch vor eine her-ausfordernde Aufgabe Es stellen sich zahlreiche organisatorische technische und rechtliche Fragen die unterschiedliches Expertenwissen erfordern Kulturinstitutio-nen muumlssen daher bei der Sicherstellung der digitalen Verfuumlgbarkeit ihrer Sammlun-gen unterstuumltzt werden ndash technische und rechtliche Expertise ist gefragt ebenso aber muumlssen sich (Kultur-)Politik und Gesellschaft in diesen Prozess einbringen Daher ist es ratsam sich fuumlr einen kurzen Moment die Anfaumlnge der bdquoCultural Commonsldquo in Er-innerung zu rufen und einen Blick auf neue Beteiligungsformen fuumlr die Nutzer von digitalen Wissensressourcen zu werfen

3 CULTURAL COMMONS ndash KULTURELLE GEMEINGUumlTER

ldquoA commons is a shared space and collection of resources activa-ted managed and cared for by the public for the benefit of all A cultural commons is a similar environment It encourages the sha-ring and remixing of ideas art forms and cultureldquo 5

Der Commons-Begriff wurde in den 90er Jahren durch die Wirtschaftsnobelpreistrauml-gerin Elinor Ostrom mit ihrem Buch bdquoGoverning the Commons The Evolution of Insti-tutions for Collective Actionrdquo gepraumlgt Sie forschte im Bereich der Umweltoumlkonomie zu der Frage wie Menschen in Oumlkosystemen miteinander interagieren und gleichzeitig natuumlrliche Ressourcen schonen koumlnnen Hierzu stellte sie empirische Fallstudien auf und befasste sich inhaltlich mit Weide- und Waldwirtschaft der Fischerei und Bewaumls-serungssystemen die von einer Gemeinschaft von Menschen jenseits von Markt und Staat erfolgreich selbstverwaltet werden

4 Dies impliziert die Offenheit der Daten unter technischen und rechtlichen Aspekten Vgl Kapitel bdquoDie Lizenzmodelleldquo

5 Gold Anna (2013) Open Culture at the Heart of the University Libraries as Multicommons URL httpsdeslidesharenetAnnaGold1gold-09-0113okconslidesrev (Stand 05082019)

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Cultural Commons ndash kulturelle Gemeinguumlter

Die Nutzergemeinschaft definiert selbststaumlndig Regeln Nutzungsformen und Sanktio-nen bei der Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Der Begriff der Commons bezeich-net dabei sowohl die Ressourcen an sich vor allem aber das Zusammenspiel verschie-dener Formen sozialer Uumlbereinkunft und Interaktionen Natuumlrliche Gemeinguumlter die gemeinschaftlich verwaltet werden sind aber auch anfaumlllig fuumlr Kollektivdilemmata wie Trittbrettfahrerverhalten fehlendes Engagement sowie das Nichteinhalten von beste-henden Regeln Sie benoumltigen neben einem Mindestmaszlig an Vertrauen und sozialer Beteiligung ein effektives Regelsystem mit entsprechenden Sanktionen bei Fehlverhal-ten da natuumlrliche Ressourcen immer nur begrenzt verfuumlgbar sind und fuumlr kommende Generationen erhalten bleiben sollen6

Mit der Zeit gelangten auch andere von Menschen geschaffene und geteilte Ressour-cen wie Wissen und Kultur in den Blick der Gemeinguumltertheorie die Cultural Com-mons Mit dem Internet stehen nun auch Kulturtechniken zur Verfuumlgung die eine staumlrkere gemeinschaftliche Wissensproduktion ermoumlglichen und die digitalen Cultural Commons etablieren Neue partizipative Modelle des Internets des 21 Jahrhunderts wie Austausch und Remixing (Verknuumlpfungen Download) und der Zugang zu Rohma-terial (zB Quelltext) sind Bestandteile einer bdquoRead-Write-Kulturldquo (Lawrence Lessig) und ermoumlglichen es an den digitalen Cultural Commons mitzuarbeiten und diese auszubauen anstatt sie bdquonurrdquo zu managen7

6 Hess Charlotte Constructing a New Research Agenda for Cultural Commons In Bertacchini Enrico Bravo Giangiacomo Marrelli Massimo Santagata Walter (Hrsg)

Cultural Commons A New Perspective on the Production and Evolution of Cultures Elgar Cheltenham UK 2012 S 23

7 Le Dieu Paula (2013) Digital Public Space - A Challenge S 17 URL httpfcllyitems153c3F0h1d0a19093u3JDPSpdf (Stand 16022014)

Commons leben von der Gemeinschaft CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5496629743inalbum-72157628737085119

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Diese bdquoRead-Write-Kulturldquo entspricht einer Gesellschaft in der sich Menschen an der Schaffung und Neuschoumlpfung von Kulturgut beteiligen statt diese nur im Sinne einer bdquoRead-Only-Kulturldquo zu konsumieren8 Konsument-innen und Produzent-innen sind mittlerweile nicht mehr eindeutig voneinander zu unterscheiden so Lessig bdquoSinken-de Kosten fuumlr die Herstellung digitaler Kulturguumlter erlauben immer breiteren Bevoumllke-rungsschichten mit einer Qualitaumlt schoumlpferisch taumltig zu sein wie es zuvor ausschlieszlig-lich professionell Kulturschaffenden moumlglich warldquo9

4 DIGITALE NUTZER-INNEN GEFAumlHRTEN UND VERBUumlNDETE

Die Beziehung zwischen Kultureinrichtung und Datennutzenden erfaumlhrt durch die digi-tale Verfuumlgbarkeit der Objekte einen Richtungswechsel Wenn die digitalen Versionen der physischen Originale ohne Qualitaumltsverlust kostenfrei beliebig haumlufig kopierbar sind wenn sie veraumlndert und bearbeitet werden koumlnnen und uumlber das Netz uumlberall verfuumlgbar sind koumlnnen digitale Nutzer-innen zu aktiven Konsument-innen zu bdquoPro-sumernldquo werden Nutzer-innen die selbst aktiv mit dem Kulturgut arbeiten es weiter verbreiten anreichern rekontextualisieren und damit neues Wissen generieren

Diese digitalen Nutzer-innen sind oft (noch) ein bdquoNiemandldquo fuumlr die Kultureinrichtun-gen Zu fluumlchtig in ihrer Erscheinung werden sie nicht oder nur peripher wahrgenom-men bdquoAn der Stelle wo aus dem sbquoConsumerlsquo im Museum endlich ein sbquoProsumerlsquo wer-den koumlnnte scheitern viele Haumluser Der digitale Besucher erscheint vielmehr ndash ganz im Homerschen Sinne ndash als sbquolandumirrender Raumluberlsquo der aus der Orientierungslosigkeit des Netzes eingefallen ist um die Aura des Originals oder wenigstens die Bildrechte zu pluumlndern Oder er erscheint gar nicht (hellip)ldquo10 Doch Archive Bibliotheken und Muse-en muumlssen sich im Zeitalter von Web 20 und Social Media zunehmend mit der Fra-ge konfrontieren wie sie ihre digitalen Besucher-innen erreichen und an sich binden koumlnnen11 Kulturinstitutionen sollten digitale Nutzer-innen vielmehr als Verbuumlndete und Gefaumlhrt-innen sehen die mit ihnen gemeinsam bestehende Herausforderungen angehen koumlnnen

8 Lessig Lawrence (2004) Free Culture URL httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf S 37 (Stand 30082015)

9 Ebd

10 Gries Christian (2014) bdquoNiemandldquo besucht ein Museum URL httpblogiliou-melathrondeniemand-im-museum (Stand 05082019)

11 Zuse Institute Berlin (2015) Annual Report 2014 URN urnnbnde0297-zib-55050 (Stand 30082015)

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Digitale Nutzer-innen Gefaumlhrten und Verbuumlndete

41 Gesellschaftliche Unterstuumltzung Citizen Science und Crowdsourcing

Der digitale Raum bietet neue Wege fuumlr Gemeinschaften sich an den Prozessen der Wissenserzeugung zu beteiligen Weltweit nutzen Kulturinstitutionen digitale Werk-zeuge und Methoden um Daten zu ihren Sammlungsobjekten zu erstellen sie zu praumlsentieren und somit das Wissen um ihre Bestaumlnde nachhaltig zu erweitern In kooperativen Projekten mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen werden neue Zu-sammenhaumlnge sammlungs- und bestandsuumlbergreifend erforscht

bdquoGroszlige Themen brauchen viele Koumlpfe die denken sammeln und sortierenrdquo12 Dies ist der Ansatz von Citizen Science13 bei dem die Oumlffentlichkeit und kulturinteressierte Gemeinschaften mit Expert-innen im Dialog an wissenschaftlichen Themen arbeiten Dabei nutzt man die kollektive Intelligenz (bdquocrowdsourcingldquo) um gemeinsam fuumlr be-stehende Probleme und Fragestellungen Loumlsungsansaumltze zu entwickeln Das Muse-um fuumlr Naturkunde Berlin (MfN) verfolgt diesen Ansatz in Kooperation mit dem BMBF und dem Helmholtz-Zentrum in ihrem Projekt bdquoBuumlrger schaffen Wissenrdquo14

Zivilgesellschaftliche Akteur-innen tragen dazu bei Metadaten von Digitalisaten anzureichern und zu annotieren Sie helfen Biolog-innen beim Erstellen eines Muuml-ckenatlasses15 sie verschlagworten Bilddatenbanken der Kunstgeschichte damit die Suche nach Kunstwerken einfacher moumlglich wird16 Bei dieser Kooperation entstehen Lerneffekte auf beiden Seiten durch das direkte Feedback der Nutzer-innen zu den bereitgestellten Datenbestaumlnden Breitere Beteiligungsmoumlglichkeiten wie Citizen Sci-ence und Crowdsourcing eroumlffnen Wissenszuwaumlchse fuumlr die Institutionen

12 CitizenScienceGermany (2015) CitizenScienceGermany Buumlrger forschen mit URL httpwwwcitizen-science-germanydeindexhtml Stand 30082015)

13 Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung (2014) Citizen Science Wissenschaft erreicht die Mitte der Gesellschaft URL httpwwwbmbfdede23672php (Stand 30082015)

14 Buumlrger schaffen Wissen (2015) Buumlrger schaffen Wissen Wissenschaft im Dialog URL httpwwwbuergerschaffenwissende (Stand 30082015)

15 Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Muumlcken sammeln Bilder schreiben Buumlrger schaffen Wis- sen URL httpswwwmuseumfuernaturkundeberlindepressemitteilungenmuecken-sammeln- bilder-beschreiben-buerger-schaffen-wissen (Stand 05082019)16 Buumlrger schaffen Wissen (2015) Artigo - Laien schreiben Kunstwerke

URL httpwwwbuergerschaffenwissendeprojektartigo-laien-beschreiben-kunstwerke (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

42 Mehrwert fuumlr Alle Eine Read-Write-Kultur etablieren

bdquoWe know on a deeply personal level and as a society that doing things matters - whether itlsquos for practical purposes economic gain education or just for the pure joy of itldquo17

Das Internet wird zunehmend das Mittel mit dem junge Menschen Kultur erfahren Es gibt eine groszlige Fuumllle an zeitgenoumlssischen Kulturinhalten Filme Musik und Bilder Kulturerbe ist in dieser Landschaft verhaumlltnismaumlszligig unterrepraumlsentiert weshalb es immer wichtiger wird neue Beteiligungsformen insbesondere auch fuumlr junge bdquodigital nativesldquo anzubieten Digitale Installationen Apps und alternative Veranstaltungsfor-mate wie zB bdquoTweetupsrdquo gehoumlren mittlerweile zu den erweiterten Angeboten von Kultureinrichtungen Doch sie koumlnnten auch daruumlber hinaus eine viel staumlrkere Beteili-gung an Kultur ermoumlglichen indem sie zu Foren einer Read-Write-Kultur werden wie der Jurist und Urheberrechtsexperte Lawrence Lessig in seinem Buch bdquoFree Culturerdquo beschreibt18

17 Edson Michael (2010) Museums and the Commons Helping Makers Get Stuff Done URL httpsdeslidesharenetedsonmmuseums-and-the-commons-helping-makers-get-stuff- done-6779050 (Stand 05082019)

18 Lessig Lawrence (2004) Free Culture URL httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

Citizen Participation CC-BY-SA 20 by Colleen Simon for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457791inalbum-72157628499533033

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Indem Kulturinstitutionen mit technikaffinen zum Teil noch neuen Zielgruppen wie Entwickler-innen und Designer-innen eng zusammenarbeiten und ihre digitalen Wissensressourcen offen zur Verfuumlgung stellen koumlnnen neue Perspektiven auf das (digitale) Kulturerbe entstehen Das niederlaumlndische Rijksmuseum hat mit seiner Anwendung bdquoRijksstudioldquo19 genau dieses Szenario verfolgt und ist als Vorreiterinstitu-tion weltweit bekannt geworden Digitale Anwendungen wie Apps Spiele Dienstleis-tungen und Visualisierungen schaffen neue Mehrwerte fuumlr andere Menschen aber auch fuumlr die Institutionen selbst Durch die Anwendungen wird die Kommunikation uumlber die Sammlungsobjekte verbessert und eine interaktive Auseinandersetzung mit den Objekten ermoumlglicht20

43 Institutionelle Sichtbarkeit erhoumlhen Bestehende Community-Plattformen nutzen

Es gibt zahlreiche Portale und Plattformen auf denen sich eine aktive Gemeinschaft mit digitalen Objekten und den dazugehoumlrigen beschreibenden Daten (Metadaten) bereits auseinandersetzt Kulturinstitutionen koumlnnten diese Gemeinschaften in ihre Arbeit einbinden und davon profitieren Zu den bekanntesten Plattformen fuumlr Kul-turdaten in Deutschlang bzw Europa zaumlhlen ua die Deutsche Digitale Bibliothek und Europeana die mit ihren verschiedenen Projekten rund um die bereitgestellten Kulturdaten die Nachnutzung digitaler Artefakte foumlrdern Durch eine Beteiligung an diesen Plattformen mit offenen Kulturdaten steigt die Bekanntheit der Institutionen und ihrer Bestaumlnde Mehr Besucher-innen finden zur Webseite der Einrichtungen zu-ruumlck21 Dies belegt das weltweit groumlszligte Wissensportal in 285 Sprachen die Wikipedia Nur frei zugaumlngliche und nutzbare Bilder Texte Videos und Audiodateien koumlnnen in der weltweit groumlszligten Enzyklopaumldie verwendet werden Durch das Anbieten von Da-ten auf bspw Wikipedia werden mehr Webseiten von Kulturinstitution aufgerufen22 Vor allem kleine Kultureinrichtungen haben hierbei die Chance mehr Sichtbarkeit im lokalen und internationalen Kontext zu erreichen

19 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

20 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Abfrage 22022015) und s auch Lessig Lawrence (2004) Free Culture httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

21 Vgl ua Sander Oliver Archivar Heft 2 (2010) bdquoDer Bund mit Wikildquo ndash Erfahrungen aus der Kooperation zwischen dem Bundesarchiv und Wikimedia URL httpfiz1fh-potsdamdevolltextarchivar11163pdf (Stand 20112015)

22 Vgl ebd

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

5 WIE WERDEN AUS DATEN OFFENE DATEN

Das uumlbergeordnete gesellschaftspolitische Ziel der Befuumlrworter-innen von bdquoOpen Dataldquo bzw bdquooffenen Datenldquo ist es einen Wandel im Verhaumlltnis von Buumlrger-innen und Staat hin zu mehr Transparenz und Beteiligung herbeizufuumlhren Dieses Prinzip ist im akademischen Bereich nicht neu und aumlhnelt zB auch dem Konzept von Open Ac-cess23 Oumlffentliche Institutionen die in hohem Maszlige durch Steuergelder finanziert werden produzieren groszlige Datenmengen zu denen ua statistische Daten For-schungs- und Kulturdaten gehoumlren Liegen diese als offene Daten vor koumlnnen sie auf vielfaumlltige Weise fuumlr Forschung Wissenschaft Bildung und Wirtschaft weitergenutzt werden

23 Open Access beschreibt den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen und anderen Materialien im Netz S auch Freie Universitaumlt Berlin et al (2019) Open Access URL httpsopen-accessnetstartseite (Stand 05082019)

Dialing the right mix open source principles and collaboration CC-BY-SA 20

by Christina Hardison for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway6555465757inalbum-72157625612605617

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Wie Offenheit definiert ist und wie man in diesem Zusammenhang die groumlszligtmoumlgliche Zugaumlnglichkeit und Nutzbarkeit digitaler Informationen sicherstellen kann ist in der Open Definition24 der Open Knowledge Foundation festgehalten bdquoDigitale Daten und Inhalte sind dann offen wenn sie von allen gleichermaszligen frei genutzt kombiniert und weiterverbreitet werden koumlnnen ndash maximal eingeschraumlnkt durch die Pflicht der Namensnennung undoder der Weitergabe unter gleichen Bedingungenrdquo25

Die vier wichtigsten Bedingungen der Open Definition sind

Universelle Beteiligung Jede Person muss in der Lage sein die Daten zu nutzen wiederzuverwenden und weiterzugeben Es darf keine Diskriminierung gegen Hand-lungsfelder Personen oder Gruppen vorliegen Die Nachnutzung darf also nicht auf einzelne Bereiche begrenzt werden (zB nur in der Bildung) noch duumlrfen bestimmte Nutzungsarten (zB fuumlr kommerzielle Zwecke) ausgeschlossen sein

Verfuumlgbarkeit und Zugang Die diskriminierungsfreie Verfuumlgbarkeit von Daten ist ein weiteres Merkmal von offenen Daten und entspricht somit der Idee des frei zu-gaumlnglichen Wissens nutzbar fuumlr alle Dies beinhaltet dass die Zugaumlnglichkeit und Nutzung von Daten und des gesamten Werkes kostenfrei ist sodass alle Personen gleichermaszligen auf diese zugreifen koumlnnen bdquoDiskriminierungsfreildquo bedeutet auch ein Zugang ohne verpflichtenden Login Jede Person soll die Moumlglichkeiten haben Daten fuumlr den von ihr gewuumlnschten Zweck zu verwenden Das bedeutet auch dass nicht nachverfolgt oder erfragt werden sollte wofuumlr die Daten verwendet werden um Kon-trolle uumlber die Nutzungsweise auszuuumlben

Wiederverwendung und Nachnutzung Die Daten muumlssen unter denjenigen Bedin-gungen bereitgestellt werden die die Wiederverwendung Nachnutzung und Verbin-dung mit anderen Datensaumltzen erlauben Eine Bedingung ist dabei dass die Daten dafuumlr maschinenlesbar sein muumlssen Eine weitere Bedingung ist die Verwendung von Datenmodellen und -standards

Die Aktualitaumlt offener Daten entscheidet (mit) uumlber den praktischen Nutzwert der darauf aufbauenden digitalen Projekte und ist ein wichtiger Faktor fuumlr die Akzeptanz der entwickelten Anwendungen Dazu gehoumlrt auch die proaktive und zeitnahe Bereit-stellung offener aktueller Daten durch eine Institution

24 Open Knowledge Foundation (2014) Open Definition URL httpopendefinitionorgoddeutsch (Stand 22022014)

25 Vgl ebd

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6 ALLES WAS RECHT IST ndash LIZENZIERUNG VON KULTURDATEN

bdquoLizenzen machen halt vor Grenzen offene Daten jedoch nichtldquo26

Auch fuumlr digitale Cultural Commons gibt es Regeln fuumlr die Bereitstellung und Nut-zung der digitalen Wissensressourcen Diese Regeln definieren wie und in welcher Form digitales Kulturgut fuumlr andere zur Verfuumlgung gestellt wird und welchen Bedin-gungen die Nutzung unterliegt Die Nutzungs- und Bereitstellungsregeln dieser Kul-turressourcen umfassen daher immer Rechte am geistigen Eigentum (insbesonde-re Urheberrechte) Offene Lizenzen ermoumlglichen eine abgestufte Wahrnehmung von Rechten vom urheberrechtlichen Standard bdquoAlle Rechte vorbehaltenldquo hin zu bdquoManche Rechte vorbehaltenldquo der Creative-Commons-Lizenzen bzw bdquoKeine Rechte vorbehal-tenldquo fuumlr den Bereich der Public Domain

26 Prante Joumlrg Fraunhofer Fokus (2013) Stand der Lizenznutzung auf ausgewaumlhlten Datenportalen URL httpopen-datafokusfraunhoferdestand-der-lizenznutzung-auf-ausgewahlten- datenportalen (Stand 30082015)

Creative Commons a vessel ideas CC-BY-SA 20 by perpetualplum

httpswwwflickrcomphotosopensourceway8249753855

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

61 Wer oder was ist Creative Commons

Creative Commons (CC) ist sowohl eine amerikanische Non-Profit-Organisation als auch ein internationales Netzwerk von Juristen-innen Aktivisten-innen und Krea-tiven die sich fuumlr eine Weiterverwendung digitaler Daten einsetzen Creative-Com-mons-Lizenzen basieren auf dem bestehenden Urheberrecht und stellen den Ver-such dar sich dem Ideal einer Wissens- oder Kreativallmende in Form eines moumlglichst groszligen Pools an alternativ lizenzierten Werken anzunaumlhern

Rechteinhaber-innen die Werke unter eine CC-Lizenz stellen raumlumen anderen be-stimmte Nutzungsmoumlglichkeiten ein die sonst ndash ohne eine aktive Lizenzierung ndash vor-behalten blieben Gleichzeitig beruumlcksichtigen die CC-Lizenzen staumlrker die unter-schiedlichen Interessen der Urheber-innen die entscheiden wie andere ihre Werke nutzen weitergeben und verwerten koumlnnen Zu den bekanntesten offenen Lizenzen gehoumlren die GNU General Public License fuumlr Open Source Software sowie Creative Commons (kreative Allmende) fuumlr alle urheberrechtlich schuumltzbaren Werke

62 Die Lizenzmodelle27

CC-BY Namensnennung Es ist wichtig eine Lizenz zu finden die fuumlr die Art des zu oumlffnenden Materials angemessen ist Die Anforderung bei der Nachnutzung eines Artikels Gedichts oder Essays Urheber-innen korrekt zu benennen ist tief verankert in den Richtlinien der guten wissenschaftlichen Praxis Der Hinweis auf den Urheber oder die Urheberin die Namensnennung also ist in der Wissenschaft verpflichtend im Kulturbereich wertvoll als Referenz auf die datenbereitstellende Institution Neben dem Hinweis auf Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz enthaumllt diese CC-Variante keine weiteren Einschraumlnkungen fuumlr die Nutzer-innen Diese sind in der Verwendung des Werkes frei und koumlnnen es in jeder erdenklichen Form bear-beiten verbreiten verbessern und darauf aufbauen sowie es kommerziell verwerten Damit ist die Nutzung eines Werkes zB in Remixes oder Mashups moumlglich

CC-BY-SA Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Auch diese Lizenz erlaubt sowohl die Bearbeitung eines Werkes als auch die kommerziel-le Nutzung Bearbeitungen duumlrfen aber nur unter den gleichen Lizenzbestimmun-gen veroumlffentlicht werden Alle neuen Werke die auf dem urspruumlnglichen Werk

27 Vgl dazu ausfuumlhrlicher Wikimedia Deutschland iRightsInfo (Stand 2012) Freies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen URL httpirightsinfouserfilesCC-NC_Leitfaden_webpdf (Stand 08032014)

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aufbauen muumlssen unter derselben Lizenz stehen Diese Lizenz wird oft mit ldquoCopyleftrdquo- Lizenzen im Bereich freier und Open-Source-Software verglichen Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz sind anzugeben28

CC-BY-ND Namensnennung keine Bearbeitung Die Autor-innen sind wie in den oben genannten Lizenzen zu benennen Diese Lizenz gestattet keine Bearbeitungen eine kommerzielle Nutzung ist hingegen erlaubt

28 Creative Commons (2015) Licenses URL httpscreativecommonsorglicenses (Stand 17092015)

CC-Lizenzen auf einem Blick CC-BY- SA 30 via Foter Blog httpfotercombloghow-to-attribute-

creative-commons-photos

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Die oben genannten Lizenzarten koumlnnen jeweils um das NC-Modul (nicht kommerzi-ell) ergaumlnzt werden Aus den drei oben beschriebenen Lizenztypen werden dadurch sechs naumlmlich noch zusaumltzlich CC-BY-NC CC-BY-NC-SA und CC-BY-NC-ND Die ersten Lizenzen CC-BY und CC-BY-SA garantieren die groumlszligtmoumlgliche Nutzung fuumlr andere Personen die Lizenzen mit einem NC- undoder ND-Vermerk schraumlnken die Nutzungsmoumlglichkeiten ein und gelten von daher nicht als offen im Sinn der Open Definition und der Definition von freedomdefinedorg

63 Gemeinfreie Werke der Public Domain

Die Public Domain die Gemeinfreiheit oder Allmende (Commons) beinhaltet Wer-ke bei denen der urheberrechtliche Schutz abgelaufen ist bzw Inhalte die nie ur-heberrechtlich geschuumltzt waren Um die Gemeinfreiheit ins kollektive Gedaumlchtnis zu ruumlcken wird jedes Jahr am 1 Januar der Public Domain Day29 gefeiert ndash der Tag an dem Urheberrechtsfristen fuumlr aumlltere Werke auslaufen und diese in die Gemeinfreiheit uumlbergehen Diese Werke koumlnnen von nun an frei genutzt werden ohne dass jemand Kontrolle ausuumlben oder Geld fuumlr die Nutzung verlangen kann

In Deutschland und vielen anderen Laumlndern fallen Werke 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers in die Gemeinfreiheit Die Schutzfristen werden tendenziell verlaumlngert und verhindern dass die Gesellschaft von Werken der Public Domain profitieren kann Die Lizenz bdquoCC0 ndash public domain dedicatedrdquo bildet diese Gemeinfreiheit rechtlich nach und ermoumlglicht es Werke direkt in die Public Domain bedingungslos freizugeben Eine maximale Nutzungsfreiheit wird eingeraumlumt So koumlnnen in das europaumlische Kul-turdatenportal der Europeana nur CC0 lizenzierte (Meta-)Daten aufgenommen wer-den Metadaten eines Werkes sind umso nuumltzlicher je besser sie mit anderen Daten verknuumlpft werden koumlnnen Ein weiteres Beispiel fuumlr die Entlassung eines Werkes in die Public Domain ist das World Wide Web selbst Haumltte sein Erfinder Tim Berners-Lee das World Wide Web 1993 nicht in die Public Domain entlassen so waumlre es nur fuumlr einen sehr eingeschraumlnkten Personenkreis nutzbar und von Vorteil30 Das Problem vieler Kulturinstitutionen und oumlffentlicher Einrichtungen im Umgang mit Reproduktionen von digitalen Werken ist nicht allein juristischer Art sondern auch oftmals eine Ethikfrage Oumlffentliche Kulturinstitutionen sind zur Verbreitung und

29 Wikipedia (2019) Public Domain URL httpsenwikipediaorgwikiPublic_domain (Stand 31072019)

30 CERN (2013) The document that officially put the World Wide Web into the public domain on 30 April 1993 URL httpcdscernchrecord1164399ln=de (Stand 21022014)

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Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

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schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

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IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

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gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 2: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

INHALT 1 EINLEITUNG 5

2 DIGITALES KULTURERBE ndash ZUGAumlNGLICH UND NUTZBAR FUumlR ALLE 6

3 CULTURAL COMMONS ndash KULTURELLE GEMEINGUumlTER 7

4 DIGITALE NUTZER-INNEN GEFAumlHRTEN UND VERBUumlNDETE 9

41 Gesellschaftliche Unterstuumltzung Citizen Science und Crowdsourcing 1042 Mehrwert fuumlr Alle Eine Read-Write-Kultur etablieren 1143 Institutionelle Sichtbarkeit erhoumlhen Bestehende Community-Plattformen nutzen 12

5 WIE WERDEN AUS DATEN OFFENE DATEN 13

6 ALLES WAS RECHT IST ndash LIZENZIERUNG VON KULTURDATEN 15

61 Wer oder was ist Creative Commons 1662 Die Lizenzmodelle 1663 Gemeinfreie Werke der Public Domain 18

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSS 20

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten 2072 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten 2273 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen 28

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN 34

9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN 43

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung 4392 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten 47

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN 52

1 EINLEITUNG

bdquoThe idea was that anybody who used the web would have a space where they could write and so the first browser was an editor - it was a writer as well as a readerrdquo said Tim Berners-Lee rdquoEvery per-son who used the web had the ability to write something The entire architecture of the World Wide Web is based upon these humanis-tic democratic ideals and we can do a lot of good with them if we make wise choices and concentrate our efforts where theyrsquoll matter the mostldquo1

Viele Kulturinstitutionen nutzen bereits die Moumlglichkeiten die ihnen die Digitalisie-rung und das Internet bieten Bestaumlnde werden digitalisiert und digital aufbereitet ganze Kunstgattungen gibt es bereits digital Im heutigen 21 Jahrhundert existieren viele Kultureinrichtungen wie Museen Archive und Bibliotheken bereits seit 100 Jah-ren oder laumlnger Doch was ist notwendig um Institutionen die vor der Erfindung des Fernsehens etabliert wurden in der heutigen von Technologien bestimmten Welt bei ihren gesellschaftlichen Aufgaben zu unterstuumltzen

Kulturinstitutionen waren schon immer eine Form von bdquoDatenbankenldquo die den Wert gesammelter und fuumlr die Gesellschaft erschlossener Artefakte erkannt haben Das uumlbergeordnete Ziel dieser Institutionen beinhaltet daher die Sicherstellung des Zu-gangs und die Verbreitung von Wissen2 In einer digitalen Welt sind Daten die Grund-lage von (digital) vernetztem Wissen mit Menschen mit Ereignissen und mit der Ge-schichte Die Erkenntnisse der Wissenschaften haben einen enormen Wert fuumlr unsere Gesellschaft Digitales Kulturerbe als Teil dieses Wissens wird heutzutage von vielen Menschen ndash unabhaumlngig von Alter Bildungsstand oder Herkunft ndash erlebt Doch es besitzt noch ein viel groumlszligeres Potenzial Wenn digitale Kulturguumlter im Sinne der Cul-tural Commons der Gemeinguumlter frei zugaumlnglich und nutzbar gemacht werden pro-fitieren davon gleichermaszligen Kulturinstitutionen und unsere Gesellschaft Kultur ist ein Erlebnis das Menschen anregt und das sie als Inspiration mit sich nehmen Ein Erlebnis das sie nicht nur passiv konsumieren wollen sondern aus dem heraus sie selbst kreativ taumltig werden Kulturinstitutionen koumlnnten mittels offener Daten die Vo-raussetzungen fuumlr neue Beteiligungsformen schaffen Neues Wissen kann durch die

1 Berners-Lee Tim (2005) URL httpnewsbbccouk2hitechnology4132752stm (Stand 08122015)

2 bspw Stiftung Stadtmuseum Berlin (2019) Uumlber uns URL httpswwwstadtmuseumdeueber-uns (Stand 05082019)

5

Einleitung

5

Kombination und Kontextualisierung von vorhandenen Daten generiert und verbrei-tet werden Der Wert frei nutzbarer Kulturdaten liegt vor allem darin Kulturinstituti-onen (GLAM als engl Akronym fuumlr Galleries Libraries Archives Museums) in ihrem gesellschaftlichen Auftrag zu unterstuumltzen sei es bei der Foumlrderung kultureller Bil-dung beim Erforschen von Sammlungsobjekten oder dem Bewahren ebendieser vor dem Zerfall

Der vorliegende Text gibt eine Einfuumlhrung in offene Kulturdaten und zeigt Moumlglich-keiten auf wie Kultureinrichtungen von der offenen Bereitstellung ihrer digitalen Be-staumlnde profitieren und durch neue Kooperationen kulturinteressierte Menschen staumlr-ker an sich binden koumlnnen Es wird erklaumlrt was die Cultural Commons ausmacht und wie Kulturinstitutionen bei der Oumlffnung ihrer Daten vorgehen koumlnnen Um den gesell-schaftlichen und institutionellen Wert frei nutzbarer Sammlungsbestaumlnde zu verdeut-lichen werden realisierte Projekte basierend auf offenen Kulturdaten im lokalen und internationalen Kontext vorgestellt

2 DIGITALES KULTURERBE ndash ZUGAumlNGLICH UND NUTZBAR FUumlR ALLE

bdquoDie Digitalisierung bietet uns heute die Moumlglichkeit eine andere Zukunft zu gestalten Und aus ihr wird was wir aus ihr machenrdquo 3

Die Chancen der Digitalisierung sind enorm Digitalisierung sichert Nachhaltigkeit wo Kulturguumlter durch natuumlrlichen Verschleiszlig oder moumlgliche Katastrophen gefaumlhrdet sind In einer immer staumlrker vernetzten digitalen Welt kann sie neue Kontexte eroumlffnen weil offene Kulturdaten es ermoumlglichen neue Verbindungen zwischen einzelnen Ob-jekten und ganzen Sammlungsbestaumlnden zu knuumlpfen Digitale Artefakte erreichen viele Menschen unabhaumlngig vom Ort einer Kulturinstitution und unabhaumlngig von der Beruumlhrbarkeit der analogen Ausstellungen Je mehr sie online zugaumlnglich und einseh-bar sind desto sichtbarer werden Sammlungsobjekte und auch Institutionen Kultur-einrichtungen koumlnnen zusaumltzlich neue Kommunikations- und Angebotsformen anbie-ten um die kulturinteressierte technikaffine Gemeinschaft staumlrker in ihre bisherigen Arbeitsprozesse einzubeziehen Wichtig ist dabei dass digitale Bestaumlnde fuumlr Interes-sierte zugaumlnglich und nutzbar gemacht werden

3 Bunz Mercedes Die Stille Revolution Suhrkamp Verlag 2012 S 160

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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bdquoZugaumlnglichldquo ist bereits ein Groszligteil unseres kulturellen Erbes das Kulturinstitutionen fuumlr uns kuratieren und ausstellen Doch bdquozugaumlnglichldquo bezieht sich hauptsaumlchlich auf die Moumlglichkeit sich kulturelle Artefakte anzusehen bdquoVerfuumlgbarkeitldquo bedeutet aber viel mehr eine weitergehende Beschaumlftigung mit den digitalen Kulturguumltern deren Nutzung und neue Kontextualisierung um sie somit zu neuem Wissen verarbeiten zu koumlnnen bdquoKulturgut digitalldquo soll daher nicht nur zugaumlnglich sein sondern auch offen verfuumlgbar und nutzbar fuumlr alle4 Dies stellt Kulturinstitutionen jedoch vor eine her-ausfordernde Aufgabe Es stellen sich zahlreiche organisatorische technische und rechtliche Fragen die unterschiedliches Expertenwissen erfordern Kulturinstitutio-nen muumlssen daher bei der Sicherstellung der digitalen Verfuumlgbarkeit ihrer Sammlun-gen unterstuumltzt werden ndash technische und rechtliche Expertise ist gefragt ebenso aber muumlssen sich (Kultur-)Politik und Gesellschaft in diesen Prozess einbringen Daher ist es ratsam sich fuumlr einen kurzen Moment die Anfaumlnge der bdquoCultural Commonsldquo in Er-innerung zu rufen und einen Blick auf neue Beteiligungsformen fuumlr die Nutzer von digitalen Wissensressourcen zu werfen

3 CULTURAL COMMONS ndash KULTURELLE GEMEINGUumlTER

ldquoA commons is a shared space and collection of resources activa-ted managed and cared for by the public for the benefit of all A cultural commons is a similar environment It encourages the sha-ring and remixing of ideas art forms and cultureldquo 5

Der Commons-Begriff wurde in den 90er Jahren durch die Wirtschaftsnobelpreistrauml-gerin Elinor Ostrom mit ihrem Buch bdquoGoverning the Commons The Evolution of Insti-tutions for Collective Actionrdquo gepraumlgt Sie forschte im Bereich der Umweltoumlkonomie zu der Frage wie Menschen in Oumlkosystemen miteinander interagieren und gleichzeitig natuumlrliche Ressourcen schonen koumlnnen Hierzu stellte sie empirische Fallstudien auf und befasste sich inhaltlich mit Weide- und Waldwirtschaft der Fischerei und Bewaumls-serungssystemen die von einer Gemeinschaft von Menschen jenseits von Markt und Staat erfolgreich selbstverwaltet werden

4 Dies impliziert die Offenheit der Daten unter technischen und rechtlichen Aspekten Vgl Kapitel bdquoDie Lizenzmodelleldquo

5 Gold Anna (2013) Open Culture at the Heart of the University Libraries as Multicommons URL httpsdeslidesharenetAnnaGold1gold-09-0113okconslidesrev (Stand 05082019)

7

Cultural Commons ndash kulturelle Gemeinguumlter

Die Nutzergemeinschaft definiert selbststaumlndig Regeln Nutzungsformen und Sanktio-nen bei der Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Der Begriff der Commons bezeich-net dabei sowohl die Ressourcen an sich vor allem aber das Zusammenspiel verschie-dener Formen sozialer Uumlbereinkunft und Interaktionen Natuumlrliche Gemeinguumlter die gemeinschaftlich verwaltet werden sind aber auch anfaumlllig fuumlr Kollektivdilemmata wie Trittbrettfahrerverhalten fehlendes Engagement sowie das Nichteinhalten von beste-henden Regeln Sie benoumltigen neben einem Mindestmaszlig an Vertrauen und sozialer Beteiligung ein effektives Regelsystem mit entsprechenden Sanktionen bei Fehlverhal-ten da natuumlrliche Ressourcen immer nur begrenzt verfuumlgbar sind und fuumlr kommende Generationen erhalten bleiben sollen6

Mit der Zeit gelangten auch andere von Menschen geschaffene und geteilte Ressour-cen wie Wissen und Kultur in den Blick der Gemeinguumltertheorie die Cultural Com-mons Mit dem Internet stehen nun auch Kulturtechniken zur Verfuumlgung die eine staumlrkere gemeinschaftliche Wissensproduktion ermoumlglichen und die digitalen Cultural Commons etablieren Neue partizipative Modelle des Internets des 21 Jahrhunderts wie Austausch und Remixing (Verknuumlpfungen Download) und der Zugang zu Rohma-terial (zB Quelltext) sind Bestandteile einer bdquoRead-Write-Kulturldquo (Lawrence Lessig) und ermoumlglichen es an den digitalen Cultural Commons mitzuarbeiten und diese auszubauen anstatt sie bdquonurrdquo zu managen7

6 Hess Charlotte Constructing a New Research Agenda for Cultural Commons In Bertacchini Enrico Bravo Giangiacomo Marrelli Massimo Santagata Walter (Hrsg)

Cultural Commons A New Perspective on the Production and Evolution of Cultures Elgar Cheltenham UK 2012 S 23

7 Le Dieu Paula (2013) Digital Public Space - A Challenge S 17 URL httpfcllyitems153c3F0h1d0a19093u3JDPSpdf (Stand 16022014)

Commons leben von der Gemeinschaft CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

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Diese bdquoRead-Write-Kulturldquo entspricht einer Gesellschaft in der sich Menschen an der Schaffung und Neuschoumlpfung von Kulturgut beteiligen statt diese nur im Sinne einer bdquoRead-Only-Kulturldquo zu konsumieren8 Konsument-innen und Produzent-innen sind mittlerweile nicht mehr eindeutig voneinander zu unterscheiden so Lessig bdquoSinken-de Kosten fuumlr die Herstellung digitaler Kulturguumlter erlauben immer breiteren Bevoumllke-rungsschichten mit einer Qualitaumlt schoumlpferisch taumltig zu sein wie es zuvor ausschlieszlig-lich professionell Kulturschaffenden moumlglich warldquo9

4 DIGITALE NUTZER-INNEN GEFAumlHRTEN UND VERBUumlNDETE

Die Beziehung zwischen Kultureinrichtung und Datennutzenden erfaumlhrt durch die digi-tale Verfuumlgbarkeit der Objekte einen Richtungswechsel Wenn die digitalen Versionen der physischen Originale ohne Qualitaumltsverlust kostenfrei beliebig haumlufig kopierbar sind wenn sie veraumlndert und bearbeitet werden koumlnnen und uumlber das Netz uumlberall verfuumlgbar sind koumlnnen digitale Nutzer-innen zu aktiven Konsument-innen zu bdquoPro-sumernldquo werden Nutzer-innen die selbst aktiv mit dem Kulturgut arbeiten es weiter verbreiten anreichern rekontextualisieren und damit neues Wissen generieren

Diese digitalen Nutzer-innen sind oft (noch) ein bdquoNiemandldquo fuumlr die Kultureinrichtun-gen Zu fluumlchtig in ihrer Erscheinung werden sie nicht oder nur peripher wahrgenom-men bdquoAn der Stelle wo aus dem sbquoConsumerlsquo im Museum endlich ein sbquoProsumerlsquo wer-den koumlnnte scheitern viele Haumluser Der digitale Besucher erscheint vielmehr ndash ganz im Homerschen Sinne ndash als sbquolandumirrender Raumluberlsquo der aus der Orientierungslosigkeit des Netzes eingefallen ist um die Aura des Originals oder wenigstens die Bildrechte zu pluumlndern Oder er erscheint gar nicht (hellip)ldquo10 Doch Archive Bibliotheken und Muse-en muumlssen sich im Zeitalter von Web 20 und Social Media zunehmend mit der Fra-ge konfrontieren wie sie ihre digitalen Besucher-innen erreichen und an sich binden koumlnnen11 Kulturinstitutionen sollten digitale Nutzer-innen vielmehr als Verbuumlndete und Gefaumlhrt-innen sehen die mit ihnen gemeinsam bestehende Herausforderungen angehen koumlnnen

8 Lessig Lawrence (2004) Free Culture URL httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf S 37 (Stand 30082015)

9 Ebd

10 Gries Christian (2014) bdquoNiemandldquo besucht ein Museum URL httpblogiliou-melathrondeniemand-im-museum (Stand 05082019)

11 Zuse Institute Berlin (2015) Annual Report 2014 URN urnnbnde0297-zib-55050 (Stand 30082015)

9

Digitale Nutzer-innen Gefaumlhrten und Verbuumlndete

41 Gesellschaftliche Unterstuumltzung Citizen Science und Crowdsourcing

Der digitale Raum bietet neue Wege fuumlr Gemeinschaften sich an den Prozessen der Wissenserzeugung zu beteiligen Weltweit nutzen Kulturinstitutionen digitale Werk-zeuge und Methoden um Daten zu ihren Sammlungsobjekten zu erstellen sie zu praumlsentieren und somit das Wissen um ihre Bestaumlnde nachhaltig zu erweitern In kooperativen Projekten mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen werden neue Zu-sammenhaumlnge sammlungs- und bestandsuumlbergreifend erforscht

bdquoGroszlige Themen brauchen viele Koumlpfe die denken sammeln und sortierenrdquo12 Dies ist der Ansatz von Citizen Science13 bei dem die Oumlffentlichkeit und kulturinteressierte Gemeinschaften mit Expert-innen im Dialog an wissenschaftlichen Themen arbeiten Dabei nutzt man die kollektive Intelligenz (bdquocrowdsourcingldquo) um gemeinsam fuumlr be-stehende Probleme und Fragestellungen Loumlsungsansaumltze zu entwickeln Das Muse-um fuumlr Naturkunde Berlin (MfN) verfolgt diesen Ansatz in Kooperation mit dem BMBF und dem Helmholtz-Zentrum in ihrem Projekt bdquoBuumlrger schaffen Wissenrdquo14

Zivilgesellschaftliche Akteur-innen tragen dazu bei Metadaten von Digitalisaten anzureichern und zu annotieren Sie helfen Biolog-innen beim Erstellen eines Muuml-ckenatlasses15 sie verschlagworten Bilddatenbanken der Kunstgeschichte damit die Suche nach Kunstwerken einfacher moumlglich wird16 Bei dieser Kooperation entstehen Lerneffekte auf beiden Seiten durch das direkte Feedback der Nutzer-innen zu den bereitgestellten Datenbestaumlnden Breitere Beteiligungsmoumlglichkeiten wie Citizen Sci-ence und Crowdsourcing eroumlffnen Wissenszuwaumlchse fuumlr die Institutionen

12 CitizenScienceGermany (2015) CitizenScienceGermany Buumlrger forschen mit URL httpwwwcitizen-science-germanydeindexhtml Stand 30082015)

13 Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung (2014) Citizen Science Wissenschaft erreicht die Mitte der Gesellschaft URL httpwwwbmbfdede23672php (Stand 30082015)

14 Buumlrger schaffen Wissen (2015) Buumlrger schaffen Wissen Wissenschaft im Dialog URL httpwwwbuergerschaffenwissende (Stand 30082015)

15 Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Muumlcken sammeln Bilder schreiben Buumlrger schaffen Wis- sen URL httpswwwmuseumfuernaturkundeberlindepressemitteilungenmuecken-sammeln- bilder-beschreiben-buerger-schaffen-wissen (Stand 05082019)16 Buumlrger schaffen Wissen (2015) Artigo - Laien schreiben Kunstwerke

URL httpwwwbuergerschaffenwissendeprojektartigo-laien-beschreiben-kunstwerke (Stand 30082015)

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42 Mehrwert fuumlr Alle Eine Read-Write-Kultur etablieren

bdquoWe know on a deeply personal level and as a society that doing things matters - whether itlsquos for practical purposes economic gain education or just for the pure joy of itldquo17

Das Internet wird zunehmend das Mittel mit dem junge Menschen Kultur erfahren Es gibt eine groszlige Fuumllle an zeitgenoumlssischen Kulturinhalten Filme Musik und Bilder Kulturerbe ist in dieser Landschaft verhaumlltnismaumlszligig unterrepraumlsentiert weshalb es immer wichtiger wird neue Beteiligungsformen insbesondere auch fuumlr junge bdquodigital nativesldquo anzubieten Digitale Installationen Apps und alternative Veranstaltungsfor-mate wie zB bdquoTweetupsrdquo gehoumlren mittlerweile zu den erweiterten Angeboten von Kultureinrichtungen Doch sie koumlnnten auch daruumlber hinaus eine viel staumlrkere Beteili-gung an Kultur ermoumlglichen indem sie zu Foren einer Read-Write-Kultur werden wie der Jurist und Urheberrechtsexperte Lawrence Lessig in seinem Buch bdquoFree Culturerdquo beschreibt18

17 Edson Michael (2010) Museums and the Commons Helping Makers Get Stuff Done URL httpsdeslidesharenetedsonmmuseums-and-the-commons-helping-makers-get-stuff- done-6779050 (Stand 05082019)

18 Lessig Lawrence (2004) Free Culture URL httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

Citizen Participation CC-BY-SA 20 by Colleen Simon for opensourcecom

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Indem Kulturinstitutionen mit technikaffinen zum Teil noch neuen Zielgruppen wie Entwickler-innen und Designer-innen eng zusammenarbeiten und ihre digitalen Wissensressourcen offen zur Verfuumlgung stellen koumlnnen neue Perspektiven auf das (digitale) Kulturerbe entstehen Das niederlaumlndische Rijksmuseum hat mit seiner Anwendung bdquoRijksstudioldquo19 genau dieses Szenario verfolgt und ist als Vorreiterinstitu-tion weltweit bekannt geworden Digitale Anwendungen wie Apps Spiele Dienstleis-tungen und Visualisierungen schaffen neue Mehrwerte fuumlr andere Menschen aber auch fuumlr die Institutionen selbst Durch die Anwendungen wird die Kommunikation uumlber die Sammlungsobjekte verbessert und eine interaktive Auseinandersetzung mit den Objekten ermoumlglicht20

43 Institutionelle Sichtbarkeit erhoumlhen Bestehende Community-Plattformen nutzen

Es gibt zahlreiche Portale und Plattformen auf denen sich eine aktive Gemeinschaft mit digitalen Objekten und den dazugehoumlrigen beschreibenden Daten (Metadaten) bereits auseinandersetzt Kulturinstitutionen koumlnnten diese Gemeinschaften in ihre Arbeit einbinden und davon profitieren Zu den bekanntesten Plattformen fuumlr Kul-turdaten in Deutschlang bzw Europa zaumlhlen ua die Deutsche Digitale Bibliothek und Europeana die mit ihren verschiedenen Projekten rund um die bereitgestellten Kulturdaten die Nachnutzung digitaler Artefakte foumlrdern Durch eine Beteiligung an diesen Plattformen mit offenen Kulturdaten steigt die Bekanntheit der Institutionen und ihrer Bestaumlnde Mehr Besucher-innen finden zur Webseite der Einrichtungen zu-ruumlck21 Dies belegt das weltweit groumlszligte Wissensportal in 285 Sprachen die Wikipedia Nur frei zugaumlngliche und nutzbare Bilder Texte Videos und Audiodateien koumlnnen in der weltweit groumlszligten Enzyklopaumldie verwendet werden Durch das Anbieten von Da-ten auf bspw Wikipedia werden mehr Webseiten von Kulturinstitution aufgerufen22 Vor allem kleine Kultureinrichtungen haben hierbei die Chance mehr Sichtbarkeit im lokalen und internationalen Kontext zu erreichen

19 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

20 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Abfrage 22022015) und s auch Lessig Lawrence (2004) Free Culture httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

21 Vgl ua Sander Oliver Archivar Heft 2 (2010) bdquoDer Bund mit Wikildquo ndash Erfahrungen aus der Kooperation zwischen dem Bundesarchiv und Wikimedia URL httpfiz1fh-potsdamdevolltextarchivar11163pdf (Stand 20112015)

22 Vgl ebd

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5 WIE WERDEN AUS DATEN OFFENE DATEN

Das uumlbergeordnete gesellschaftspolitische Ziel der Befuumlrworter-innen von bdquoOpen Dataldquo bzw bdquooffenen Datenldquo ist es einen Wandel im Verhaumlltnis von Buumlrger-innen und Staat hin zu mehr Transparenz und Beteiligung herbeizufuumlhren Dieses Prinzip ist im akademischen Bereich nicht neu und aumlhnelt zB auch dem Konzept von Open Ac-cess23 Oumlffentliche Institutionen die in hohem Maszlige durch Steuergelder finanziert werden produzieren groszlige Datenmengen zu denen ua statistische Daten For-schungs- und Kulturdaten gehoumlren Liegen diese als offene Daten vor koumlnnen sie auf vielfaumlltige Weise fuumlr Forschung Wissenschaft Bildung und Wirtschaft weitergenutzt werden

23 Open Access beschreibt den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen und anderen Materialien im Netz S auch Freie Universitaumlt Berlin et al (2019) Open Access URL httpsopen-accessnetstartseite (Stand 05082019)

Dialing the right mix open source principles and collaboration CC-BY-SA 20

by Christina Hardison for opensourcecom

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Wie Offenheit definiert ist und wie man in diesem Zusammenhang die groumlszligtmoumlgliche Zugaumlnglichkeit und Nutzbarkeit digitaler Informationen sicherstellen kann ist in der Open Definition24 der Open Knowledge Foundation festgehalten bdquoDigitale Daten und Inhalte sind dann offen wenn sie von allen gleichermaszligen frei genutzt kombiniert und weiterverbreitet werden koumlnnen ndash maximal eingeschraumlnkt durch die Pflicht der Namensnennung undoder der Weitergabe unter gleichen Bedingungenrdquo25

Die vier wichtigsten Bedingungen der Open Definition sind

Universelle Beteiligung Jede Person muss in der Lage sein die Daten zu nutzen wiederzuverwenden und weiterzugeben Es darf keine Diskriminierung gegen Hand-lungsfelder Personen oder Gruppen vorliegen Die Nachnutzung darf also nicht auf einzelne Bereiche begrenzt werden (zB nur in der Bildung) noch duumlrfen bestimmte Nutzungsarten (zB fuumlr kommerzielle Zwecke) ausgeschlossen sein

Verfuumlgbarkeit und Zugang Die diskriminierungsfreie Verfuumlgbarkeit von Daten ist ein weiteres Merkmal von offenen Daten und entspricht somit der Idee des frei zu-gaumlnglichen Wissens nutzbar fuumlr alle Dies beinhaltet dass die Zugaumlnglichkeit und Nutzung von Daten und des gesamten Werkes kostenfrei ist sodass alle Personen gleichermaszligen auf diese zugreifen koumlnnen bdquoDiskriminierungsfreildquo bedeutet auch ein Zugang ohne verpflichtenden Login Jede Person soll die Moumlglichkeiten haben Daten fuumlr den von ihr gewuumlnschten Zweck zu verwenden Das bedeutet auch dass nicht nachverfolgt oder erfragt werden sollte wofuumlr die Daten verwendet werden um Kon-trolle uumlber die Nutzungsweise auszuuumlben

Wiederverwendung und Nachnutzung Die Daten muumlssen unter denjenigen Bedin-gungen bereitgestellt werden die die Wiederverwendung Nachnutzung und Verbin-dung mit anderen Datensaumltzen erlauben Eine Bedingung ist dabei dass die Daten dafuumlr maschinenlesbar sein muumlssen Eine weitere Bedingung ist die Verwendung von Datenmodellen und -standards

Die Aktualitaumlt offener Daten entscheidet (mit) uumlber den praktischen Nutzwert der darauf aufbauenden digitalen Projekte und ist ein wichtiger Faktor fuumlr die Akzeptanz der entwickelten Anwendungen Dazu gehoumlrt auch die proaktive und zeitnahe Bereit-stellung offener aktueller Daten durch eine Institution

24 Open Knowledge Foundation (2014) Open Definition URL httpopendefinitionorgoddeutsch (Stand 22022014)

25 Vgl ebd

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6 ALLES WAS RECHT IST ndash LIZENZIERUNG VON KULTURDATEN

bdquoLizenzen machen halt vor Grenzen offene Daten jedoch nichtldquo26

Auch fuumlr digitale Cultural Commons gibt es Regeln fuumlr die Bereitstellung und Nut-zung der digitalen Wissensressourcen Diese Regeln definieren wie und in welcher Form digitales Kulturgut fuumlr andere zur Verfuumlgung gestellt wird und welchen Bedin-gungen die Nutzung unterliegt Die Nutzungs- und Bereitstellungsregeln dieser Kul-turressourcen umfassen daher immer Rechte am geistigen Eigentum (insbesonde-re Urheberrechte) Offene Lizenzen ermoumlglichen eine abgestufte Wahrnehmung von Rechten vom urheberrechtlichen Standard bdquoAlle Rechte vorbehaltenldquo hin zu bdquoManche Rechte vorbehaltenldquo der Creative-Commons-Lizenzen bzw bdquoKeine Rechte vorbehal-tenldquo fuumlr den Bereich der Public Domain

26 Prante Joumlrg Fraunhofer Fokus (2013) Stand der Lizenznutzung auf ausgewaumlhlten Datenportalen URL httpopen-datafokusfraunhoferdestand-der-lizenznutzung-auf-ausgewahlten- datenportalen (Stand 30082015)

Creative Commons a vessel ideas CC-BY-SA 20 by perpetualplum

httpswwwflickrcomphotosopensourceway8249753855

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

61 Wer oder was ist Creative Commons

Creative Commons (CC) ist sowohl eine amerikanische Non-Profit-Organisation als auch ein internationales Netzwerk von Juristen-innen Aktivisten-innen und Krea-tiven die sich fuumlr eine Weiterverwendung digitaler Daten einsetzen Creative-Com-mons-Lizenzen basieren auf dem bestehenden Urheberrecht und stellen den Ver-such dar sich dem Ideal einer Wissens- oder Kreativallmende in Form eines moumlglichst groszligen Pools an alternativ lizenzierten Werken anzunaumlhern

Rechteinhaber-innen die Werke unter eine CC-Lizenz stellen raumlumen anderen be-stimmte Nutzungsmoumlglichkeiten ein die sonst ndash ohne eine aktive Lizenzierung ndash vor-behalten blieben Gleichzeitig beruumlcksichtigen die CC-Lizenzen staumlrker die unter-schiedlichen Interessen der Urheber-innen die entscheiden wie andere ihre Werke nutzen weitergeben und verwerten koumlnnen Zu den bekanntesten offenen Lizenzen gehoumlren die GNU General Public License fuumlr Open Source Software sowie Creative Commons (kreative Allmende) fuumlr alle urheberrechtlich schuumltzbaren Werke

62 Die Lizenzmodelle27

CC-BY Namensnennung Es ist wichtig eine Lizenz zu finden die fuumlr die Art des zu oumlffnenden Materials angemessen ist Die Anforderung bei der Nachnutzung eines Artikels Gedichts oder Essays Urheber-innen korrekt zu benennen ist tief verankert in den Richtlinien der guten wissenschaftlichen Praxis Der Hinweis auf den Urheber oder die Urheberin die Namensnennung also ist in der Wissenschaft verpflichtend im Kulturbereich wertvoll als Referenz auf die datenbereitstellende Institution Neben dem Hinweis auf Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz enthaumllt diese CC-Variante keine weiteren Einschraumlnkungen fuumlr die Nutzer-innen Diese sind in der Verwendung des Werkes frei und koumlnnen es in jeder erdenklichen Form bear-beiten verbreiten verbessern und darauf aufbauen sowie es kommerziell verwerten Damit ist die Nutzung eines Werkes zB in Remixes oder Mashups moumlglich

CC-BY-SA Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Auch diese Lizenz erlaubt sowohl die Bearbeitung eines Werkes als auch die kommerziel-le Nutzung Bearbeitungen duumlrfen aber nur unter den gleichen Lizenzbestimmun-gen veroumlffentlicht werden Alle neuen Werke die auf dem urspruumlnglichen Werk

27 Vgl dazu ausfuumlhrlicher Wikimedia Deutschland iRightsInfo (Stand 2012) Freies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen URL httpirightsinfouserfilesCC-NC_Leitfaden_webpdf (Stand 08032014)

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aufbauen muumlssen unter derselben Lizenz stehen Diese Lizenz wird oft mit ldquoCopyleftrdquo- Lizenzen im Bereich freier und Open-Source-Software verglichen Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz sind anzugeben28

CC-BY-ND Namensnennung keine Bearbeitung Die Autor-innen sind wie in den oben genannten Lizenzen zu benennen Diese Lizenz gestattet keine Bearbeitungen eine kommerzielle Nutzung ist hingegen erlaubt

28 Creative Commons (2015) Licenses URL httpscreativecommonsorglicenses (Stand 17092015)

CC-Lizenzen auf einem Blick CC-BY- SA 30 via Foter Blog httpfotercombloghow-to-attribute-

creative-commons-photos

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Die oben genannten Lizenzarten koumlnnen jeweils um das NC-Modul (nicht kommerzi-ell) ergaumlnzt werden Aus den drei oben beschriebenen Lizenztypen werden dadurch sechs naumlmlich noch zusaumltzlich CC-BY-NC CC-BY-NC-SA und CC-BY-NC-ND Die ersten Lizenzen CC-BY und CC-BY-SA garantieren die groumlszligtmoumlgliche Nutzung fuumlr andere Personen die Lizenzen mit einem NC- undoder ND-Vermerk schraumlnken die Nutzungsmoumlglichkeiten ein und gelten von daher nicht als offen im Sinn der Open Definition und der Definition von freedomdefinedorg

63 Gemeinfreie Werke der Public Domain

Die Public Domain die Gemeinfreiheit oder Allmende (Commons) beinhaltet Wer-ke bei denen der urheberrechtliche Schutz abgelaufen ist bzw Inhalte die nie ur-heberrechtlich geschuumltzt waren Um die Gemeinfreiheit ins kollektive Gedaumlchtnis zu ruumlcken wird jedes Jahr am 1 Januar der Public Domain Day29 gefeiert ndash der Tag an dem Urheberrechtsfristen fuumlr aumlltere Werke auslaufen und diese in die Gemeinfreiheit uumlbergehen Diese Werke koumlnnen von nun an frei genutzt werden ohne dass jemand Kontrolle ausuumlben oder Geld fuumlr die Nutzung verlangen kann

In Deutschland und vielen anderen Laumlndern fallen Werke 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers in die Gemeinfreiheit Die Schutzfristen werden tendenziell verlaumlngert und verhindern dass die Gesellschaft von Werken der Public Domain profitieren kann Die Lizenz bdquoCC0 ndash public domain dedicatedrdquo bildet diese Gemeinfreiheit rechtlich nach und ermoumlglicht es Werke direkt in die Public Domain bedingungslos freizugeben Eine maximale Nutzungsfreiheit wird eingeraumlumt So koumlnnen in das europaumlische Kul-turdatenportal der Europeana nur CC0 lizenzierte (Meta-)Daten aufgenommen wer-den Metadaten eines Werkes sind umso nuumltzlicher je besser sie mit anderen Daten verknuumlpft werden koumlnnen Ein weiteres Beispiel fuumlr die Entlassung eines Werkes in die Public Domain ist das World Wide Web selbst Haumltte sein Erfinder Tim Berners-Lee das World Wide Web 1993 nicht in die Public Domain entlassen so waumlre es nur fuumlr einen sehr eingeschraumlnkten Personenkreis nutzbar und von Vorteil30 Das Problem vieler Kulturinstitutionen und oumlffentlicher Einrichtungen im Umgang mit Reproduktionen von digitalen Werken ist nicht allein juristischer Art sondern auch oftmals eine Ethikfrage Oumlffentliche Kulturinstitutionen sind zur Verbreitung und

29 Wikipedia (2019) Public Domain URL httpsenwikipediaorgwikiPublic_domain (Stand 31072019)

30 CERN (2013) The document that officially put the World Wide Web into the public domain on 30 April 1993 URL httpcdscernchrecord1164399ln=de (Stand 21022014)

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Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 3: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

1 EINLEITUNG

bdquoThe idea was that anybody who used the web would have a space where they could write and so the first browser was an editor - it was a writer as well as a readerrdquo said Tim Berners-Lee rdquoEvery per-son who used the web had the ability to write something The entire architecture of the World Wide Web is based upon these humanis-tic democratic ideals and we can do a lot of good with them if we make wise choices and concentrate our efforts where theyrsquoll matter the mostldquo1

Viele Kulturinstitutionen nutzen bereits die Moumlglichkeiten die ihnen die Digitalisie-rung und das Internet bieten Bestaumlnde werden digitalisiert und digital aufbereitet ganze Kunstgattungen gibt es bereits digital Im heutigen 21 Jahrhundert existieren viele Kultureinrichtungen wie Museen Archive und Bibliotheken bereits seit 100 Jah-ren oder laumlnger Doch was ist notwendig um Institutionen die vor der Erfindung des Fernsehens etabliert wurden in der heutigen von Technologien bestimmten Welt bei ihren gesellschaftlichen Aufgaben zu unterstuumltzen

Kulturinstitutionen waren schon immer eine Form von bdquoDatenbankenldquo die den Wert gesammelter und fuumlr die Gesellschaft erschlossener Artefakte erkannt haben Das uumlbergeordnete Ziel dieser Institutionen beinhaltet daher die Sicherstellung des Zu-gangs und die Verbreitung von Wissen2 In einer digitalen Welt sind Daten die Grund-lage von (digital) vernetztem Wissen mit Menschen mit Ereignissen und mit der Ge-schichte Die Erkenntnisse der Wissenschaften haben einen enormen Wert fuumlr unsere Gesellschaft Digitales Kulturerbe als Teil dieses Wissens wird heutzutage von vielen Menschen ndash unabhaumlngig von Alter Bildungsstand oder Herkunft ndash erlebt Doch es besitzt noch ein viel groumlszligeres Potenzial Wenn digitale Kulturguumlter im Sinne der Cul-tural Commons der Gemeinguumlter frei zugaumlnglich und nutzbar gemacht werden pro-fitieren davon gleichermaszligen Kulturinstitutionen und unsere Gesellschaft Kultur ist ein Erlebnis das Menschen anregt und das sie als Inspiration mit sich nehmen Ein Erlebnis das sie nicht nur passiv konsumieren wollen sondern aus dem heraus sie selbst kreativ taumltig werden Kulturinstitutionen koumlnnten mittels offener Daten die Vo-raussetzungen fuumlr neue Beteiligungsformen schaffen Neues Wissen kann durch die

1 Berners-Lee Tim (2005) URL httpnewsbbccouk2hitechnology4132752stm (Stand 08122015)

2 bspw Stiftung Stadtmuseum Berlin (2019) Uumlber uns URL httpswwwstadtmuseumdeueber-uns (Stand 05082019)

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Einleitung

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Kombination und Kontextualisierung von vorhandenen Daten generiert und verbrei-tet werden Der Wert frei nutzbarer Kulturdaten liegt vor allem darin Kulturinstituti-onen (GLAM als engl Akronym fuumlr Galleries Libraries Archives Museums) in ihrem gesellschaftlichen Auftrag zu unterstuumltzen sei es bei der Foumlrderung kultureller Bil-dung beim Erforschen von Sammlungsobjekten oder dem Bewahren ebendieser vor dem Zerfall

Der vorliegende Text gibt eine Einfuumlhrung in offene Kulturdaten und zeigt Moumlglich-keiten auf wie Kultureinrichtungen von der offenen Bereitstellung ihrer digitalen Be-staumlnde profitieren und durch neue Kooperationen kulturinteressierte Menschen staumlr-ker an sich binden koumlnnen Es wird erklaumlrt was die Cultural Commons ausmacht und wie Kulturinstitutionen bei der Oumlffnung ihrer Daten vorgehen koumlnnen Um den gesell-schaftlichen und institutionellen Wert frei nutzbarer Sammlungsbestaumlnde zu verdeut-lichen werden realisierte Projekte basierend auf offenen Kulturdaten im lokalen und internationalen Kontext vorgestellt

2 DIGITALES KULTURERBE ndash ZUGAumlNGLICH UND NUTZBAR FUumlR ALLE

bdquoDie Digitalisierung bietet uns heute die Moumlglichkeit eine andere Zukunft zu gestalten Und aus ihr wird was wir aus ihr machenrdquo 3

Die Chancen der Digitalisierung sind enorm Digitalisierung sichert Nachhaltigkeit wo Kulturguumlter durch natuumlrlichen Verschleiszlig oder moumlgliche Katastrophen gefaumlhrdet sind In einer immer staumlrker vernetzten digitalen Welt kann sie neue Kontexte eroumlffnen weil offene Kulturdaten es ermoumlglichen neue Verbindungen zwischen einzelnen Ob-jekten und ganzen Sammlungsbestaumlnden zu knuumlpfen Digitale Artefakte erreichen viele Menschen unabhaumlngig vom Ort einer Kulturinstitution und unabhaumlngig von der Beruumlhrbarkeit der analogen Ausstellungen Je mehr sie online zugaumlnglich und einseh-bar sind desto sichtbarer werden Sammlungsobjekte und auch Institutionen Kultur-einrichtungen koumlnnen zusaumltzlich neue Kommunikations- und Angebotsformen anbie-ten um die kulturinteressierte technikaffine Gemeinschaft staumlrker in ihre bisherigen Arbeitsprozesse einzubeziehen Wichtig ist dabei dass digitale Bestaumlnde fuumlr Interes-sierte zugaumlnglich und nutzbar gemacht werden

3 Bunz Mercedes Die Stille Revolution Suhrkamp Verlag 2012 S 160

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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bdquoZugaumlnglichldquo ist bereits ein Groszligteil unseres kulturellen Erbes das Kulturinstitutionen fuumlr uns kuratieren und ausstellen Doch bdquozugaumlnglichldquo bezieht sich hauptsaumlchlich auf die Moumlglichkeit sich kulturelle Artefakte anzusehen bdquoVerfuumlgbarkeitldquo bedeutet aber viel mehr eine weitergehende Beschaumlftigung mit den digitalen Kulturguumltern deren Nutzung und neue Kontextualisierung um sie somit zu neuem Wissen verarbeiten zu koumlnnen bdquoKulturgut digitalldquo soll daher nicht nur zugaumlnglich sein sondern auch offen verfuumlgbar und nutzbar fuumlr alle4 Dies stellt Kulturinstitutionen jedoch vor eine her-ausfordernde Aufgabe Es stellen sich zahlreiche organisatorische technische und rechtliche Fragen die unterschiedliches Expertenwissen erfordern Kulturinstitutio-nen muumlssen daher bei der Sicherstellung der digitalen Verfuumlgbarkeit ihrer Sammlun-gen unterstuumltzt werden ndash technische und rechtliche Expertise ist gefragt ebenso aber muumlssen sich (Kultur-)Politik und Gesellschaft in diesen Prozess einbringen Daher ist es ratsam sich fuumlr einen kurzen Moment die Anfaumlnge der bdquoCultural Commonsldquo in Er-innerung zu rufen und einen Blick auf neue Beteiligungsformen fuumlr die Nutzer von digitalen Wissensressourcen zu werfen

3 CULTURAL COMMONS ndash KULTURELLE GEMEINGUumlTER

ldquoA commons is a shared space and collection of resources activa-ted managed and cared for by the public for the benefit of all A cultural commons is a similar environment It encourages the sha-ring and remixing of ideas art forms and cultureldquo 5

Der Commons-Begriff wurde in den 90er Jahren durch die Wirtschaftsnobelpreistrauml-gerin Elinor Ostrom mit ihrem Buch bdquoGoverning the Commons The Evolution of Insti-tutions for Collective Actionrdquo gepraumlgt Sie forschte im Bereich der Umweltoumlkonomie zu der Frage wie Menschen in Oumlkosystemen miteinander interagieren und gleichzeitig natuumlrliche Ressourcen schonen koumlnnen Hierzu stellte sie empirische Fallstudien auf und befasste sich inhaltlich mit Weide- und Waldwirtschaft der Fischerei und Bewaumls-serungssystemen die von einer Gemeinschaft von Menschen jenseits von Markt und Staat erfolgreich selbstverwaltet werden

4 Dies impliziert die Offenheit der Daten unter technischen und rechtlichen Aspekten Vgl Kapitel bdquoDie Lizenzmodelleldquo

5 Gold Anna (2013) Open Culture at the Heart of the University Libraries as Multicommons URL httpsdeslidesharenetAnnaGold1gold-09-0113okconslidesrev (Stand 05082019)

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Cultural Commons ndash kulturelle Gemeinguumlter

Die Nutzergemeinschaft definiert selbststaumlndig Regeln Nutzungsformen und Sanktio-nen bei der Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Der Begriff der Commons bezeich-net dabei sowohl die Ressourcen an sich vor allem aber das Zusammenspiel verschie-dener Formen sozialer Uumlbereinkunft und Interaktionen Natuumlrliche Gemeinguumlter die gemeinschaftlich verwaltet werden sind aber auch anfaumlllig fuumlr Kollektivdilemmata wie Trittbrettfahrerverhalten fehlendes Engagement sowie das Nichteinhalten von beste-henden Regeln Sie benoumltigen neben einem Mindestmaszlig an Vertrauen und sozialer Beteiligung ein effektives Regelsystem mit entsprechenden Sanktionen bei Fehlverhal-ten da natuumlrliche Ressourcen immer nur begrenzt verfuumlgbar sind und fuumlr kommende Generationen erhalten bleiben sollen6

Mit der Zeit gelangten auch andere von Menschen geschaffene und geteilte Ressour-cen wie Wissen und Kultur in den Blick der Gemeinguumltertheorie die Cultural Com-mons Mit dem Internet stehen nun auch Kulturtechniken zur Verfuumlgung die eine staumlrkere gemeinschaftliche Wissensproduktion ermoumlglichen und die digitalen Cultural Commons etablieren Neue partizipative Modelle des Internets des 21 Jahrhunderts wie Austausch und Remixing (Verknuumlpfungen Download) und der Zugang zu Rohma-terial (zB Quelltext) sind Bestandteile einer bdquoRead-Write-Kulturldquo (Lawrence Lessig) und ermoumlglichen es an den digitalen Cultural Commons mitzuarbeiten und diese auszubauen anstatt sie bdquonurrdquo zu managen7

6 Hess Charlotte Constructing a New Research Agenda for Cultural Commons In Bertacchini Enrico Bravo Giangiacomo Marrelli Massimo Santagata Walter (Hrsg)

Cultural Commons A New Perspective on the Production and Evolution of Cultures Elgar Cheltenham UK 2012 S 23

7 Le Dieu Paula (2013) Digital Public Space - A Challenge S 17 URL httpfcllyitems153c3F0h1d0a19093u3JDPSpdf (Stand 16022014)

Commons leben von der Gemeinschaft CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5496629743inalbum-72157628737085119

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Diese bdquoRead-Write-Kulturldquo entspricht einer Gesellschaft in der sich Menschen an der Schaffung und Neuschoumlpfung von Kulturgut beteiligen statt diese nur im Sinne einer bdquoRead-Only-Kulturldquo zu konsumieren8 Konsument-innen und Produzent-innen sind mittlerweile nicht mehr eindeutig voneinander zu unterscheiden so Lessig bdquoSinken-de Kosten fuumlr die Herstellung digitaler Kulturguumlter erlauben immer breiteren Bevoumllke-rungsschichten mit einer Qualitaumlt schoumlpferisch taumltig zu sein wie es zuvor ausschlieszlig-lich professionell Kulturschaffenden moumlglich warldquo9

4 DIGITALE NUTZER-INNEN GEFAumlHRTEN UND VERBUumlNDETE

Die Beziehung zwischen Kultureinrichtung und Datennutzenden erfaumlhrt durch die digi-tale Verfuumlgbarkeit der Objekte einen Richtungswechsel Wenn die digitalen Versionen der physischen Originale ohne Qualitaumltsverlust kostenfrei beliebig haumlufig kopierbar sind wenn sie veraumlndert und bearbeitet werden koumlnnen und uumlber das Netz uumlberall verfuumlgbar sind koumlnnen digitale Nutzer-innen zu aktiven Konsument-innen zu bdquoPro-sumernldquo werden Nutzer-innen die selbst aktiv mit dem Kulturgut arbeiten es weiter verbreiten anreichern rekontextualisieren und damit neues Wissen generieren

Diese digitalen Nutzer-innen sind oft (noch) ein bdquoNiemandldquo fuumlr die Kultureinrichtun-gen Zu fluumlchtig in ihrer Erscheinung werden sie nicht oder nur peripher wahrgenom-men bdquoAn der Stelle wo aus dem sbquoConsumerlsquo im Museum endlich ein sbquoProsumerlsquo wer-den koumlnnte scheitern viele Haumluser Der digitale Besucher erscheint vielmehr ndash ganz im Homerschen Sinne ndash als sbquolandumirrender Raumluberlsquo der aus der Orientierungslosigkeit des Netzes eingefallen ist um die Aura des Originals oder wenigstens die Bildrechte zu pluumlndern Oder er erscheint gar nicht (hellip)ldquo10 Doch Archive Bibliotheken und Muse-en muumlssen sich im Zeitalter von Web 20 und Social Media zunehmend mit der Fra-ge konfrontieren wie sie ihre digitalen Besucher-innen erreichen und an sich binden koumlnnen11 Kulturinstitutionen sollten digitale Nutzer-innen vielmehr als Verbuumlndete und Gefaumlhrt-innen sehen die mit ihnen gemeinsam bestehende Herausforderungen angehen koumlnnen

8 Lessig Lawrence (2004) Free Culture URL httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf S 37 (Stand 30082015)

9 Ebd

10 Gries Christian (2014) bdquoNiemandldquo besucht ein Museum URL httpblogiliou-melathrondeniemand-im-museum (Stand 05082019)

11 Zuse Institute Berlin (2015) Annual Report 2014 URN urnnbnde0297-zib-55050 (Stand 30082015)

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Digitale Nutzer-innen Gefaumlhrten und Verbuumlndete

41 Gesellschaftliche Unterstuumltzung Citizen Science und Crowdsourcing

Der digitale Raum bietet neue Wege fuumlr Gemeinschaften sich an den Prozessen der Wissenserzeugung zu beteiligen Weltweit nutzen Kulturinstitutionen digitale Werk-zeuge und Methoden um Daten zu ihren Sammlungsobjekten zu erstellen sie zu praumlsentieren und somit das Wissen um ihre Bestaumlnde nachhaltig zu erweitern In kooperativen Projekten mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen werden neue Zu-sammenhaumlnge sammlungs- und bestandsuumlbergreifend erforscht

bdquoGroszlige Themen brauchen viele Koumlpfe die denken sammeln und sortierenrdquo12 Dies ist der Ansatz von Citizen Science13 bei dem die Oumlffentlichkeit und kulturinteressierte Gemeinschaften mit Expert-innen im Dialog an wissenschaftlichen Themen arbeiten Dabei nutzt man die kollektive Intelligenz (bdquocrowdsourcingldquo) um gemeinsam fuumlr be-stehende Probleme und Fragestellungen Loumlsungsansaumltze zu entwickeln Das Muse-um fuumlr Naturkunde Berlin (MfN) verfolgt diesen Ansatz in Kooperation mit dem BMBF und dem Helmholtz-Zentrum in ihrem Projekt bdquoBuumlrger schaffen Wissenrdquo14

Zivilgesellschaftliche Akteur-innen tragen dazu bei Metadaten von Digitalisaten anzureichern und zu annotieren Sie helfen Biolog-innen beim Erstellen eines Muuml-ckenatlasses15 sie verschlagworten Bilddatenbanken der Kunstgeschichte damit die Suche nach Kunstwerken einfacher moumlglich wird16 Bei dieser Kooperation entstehen Lerneffekte auf beiden Seiten durch das direkte Feedback der Nutzer-innen zu den bereitgestellten Datenbestaumlnden Breitere Beteiligungsmoumlglichkeiten wie Citizen Sci-ence und Crowdsourcing eroumlffnen Wissenszuwaumlchse fuumlr die Institutionen

12 CitizenScienceGermany (2015) CitizenScienceGermany Buumlrger forschen mit URL httpwwwcitizen-science-germanydeindexhtml Stand 30082015)

13 Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung (2014) Citizen Science Wissenschaft erreicht die Mitte der Gesellschaft URL httpwwwbmbfdede23672php (Stand 30082015)

14 Buumlrger schaffen Wissen (2015) Buumlrger schaffen Wissen Wissenschaft im Dialog URL httpwwwbuergerschaffenwissende (Stand 30082015)

15 Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Muumlcken sammeln Bilder schreiben Buumlrger schaffen Wis- sen URL httpswwwmuseumfuernaturkundeberlindepressemitteilungenmuecken-sammeln- bilder-beschreiben-buerger-schaffen-wissen (Stand 05082019)16 Buumlrger schaffen Wissen (2015) Artigo - Laien schreiben Kunstwerke

URL httpwwwbuergerschaffenwissendeprojektartigo-laien-beschreiben-kunstwerke (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

42 Mehrwert fuumlr Alle Eine Read-Write-Kultur etablieren

bdquoWe know on a deeply personal level and as a society that doing things matters - whether itlsquos for practical purposes economic gain education or just for the pure joy of itldquo17

Das Internet wird zunehmend das Mittel mit dem junge Menschen Kultur erfahren Es gibt eine groszlige Fuumllle an zeitgenoumlssischen Kulturinhalten Filme Musik und Bilder Kulturerbe ist in dieser Landschaft verhaumlltnismaumlszligig unterrepraumlsentiert weshalb es immer wichtiger wird neue Beteiligungsformen insbesondere auch fuumlr junge bdquodigital nativesldquo anzubieten Digitale Installationen Apps und alternative Veranstaltungsfor-mate wie zB bdquoTweetupsrdquo gehoumlren mittlerweile zu den erweiterten Angeboten von Kultureinrichtungen Doch sie koumlnnten auch daruumlber hinaus eine viel staumlrkere Beteili-gung an Kultur ermoumlglichen indem sie zu Foren einer Read-Write-Kultur werden wie der Jurist und Urheberrechtsexperte Lawrence Lessig in seinem Buch bdquoFree Culturerdquo beschreibt18

17 Edson Michael (2010) Museums and the Commons Helping Makers Get Stuff Done URL httpsdeslidesharenetedsonmmuseums-and-the-commons-helping-makers-get-stuff- done-6779050 (Stand 05082019)

18 Lessig Lawrence (2004) Free Culture URL httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

Citizen Participation CC-BY-SA 20 by Colleen Simon for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457791inalbum-72157628499533033

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Indem Kulturinstitutionen mit technikaffinen zum Teil noch neuen Zielgruppen wie Entwickler-innen und Designer-innen eng zusammenarbeiten und ihre digitalen Wissensressourcen offen zur Verfuumlgung stellen koumlnnen neue Perspektiven auf das (digitale) Kulturerbe entstehen Das niederlaumlndische Rijksmuseum hat mit seiner Anwendung bdquoRijksstudioldquo19 genau dieses Szenario verfolgt und ist als Vorreiterinstitu-tion weltweit bekannt geworden Digitale Anwendungen wie Apps Spiele Dienstleis-tungen und Visualisierungen schaffen neue Mehrwerte fuumlr andere Menschen aber auch fuumlr die Institutionen selbst Durch die Anwendungen wird die Kommunikation uumlber die Sammlungsobjekte verbessert und eine interaktive Auseinandersetzung mit den Objekten ermoumlglicht20

43 Institutionelle Sichtbarkeit erhoumlhen Bestehende Community-Plattformen nutzen

Es gibt zahlreiche Portale und Plattformen auf denen sich eine aktive Gemeinschaft mit digitalen Objekten und den dazugehoumlrigen beschreibenden Daten (Metadaten) bereits auseinandersetzt Kulturinstitutionen koumlnnten diese Gemeinschaften in ihre Arbeit einbinden und davon profitieren Zu den bekanntesten Plattformen fuumlr Kul-turdaten in Deutschlang bzw Europa zaumlhlen ua die Deutsche Digitale Bibliothek und Europeana die mit ihren verschiedenen Projekten rund um die bereitgestellten Kulturdaten die Nachnutzung digitaler Artefakte foumlrdern Durch eine Beteiligung an diesen Plattformen mit offenen Kulturdaten steigt die Bekanntheit der Institutionen und ihrer Bestaumlnde Mehr Besucher-innen finden zur Webseite der Einrichtungen zu-ruumlck21 Dies belegt das weltweit groumlszligte Wissensportal in 285 Sprachen die Wikipedia Nur frei zugaumlngliche und nutzbare Bilder Texte Videos und Audiodateien koumlnnen in der weltweit groumlszligten Enzyklopaumldie verwendet werden Durch das Anbieten von Da-ten auf bspw Wikipedia werden mehr Webseiten von Kulturinstitution aufgerufen22 Vor allem kleine Kultureinrichtungen haben hierbei die Chance mehr Sichtbarkeit im lokalen und internationalen Kontext zu erreichen

19 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

20 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Abfrage 22022015) und s auch Lessig Lawrence (2004) Free Culture httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

21 Vgl ua Sander Oliver Archivar Heft 2 (2010) bdquoDer Bund mit Wikildquo ndash Erfahrungen aus der Kooperation zwischen dem Bundesarchiv und Wikimedia URL httpfiz1fh-potsdamdevolltextarchivar11163pdf (Stand 20112015)

22 Vgl ebd

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

5 WIE WERDEN AUS DATEN OFFENE DATEN

Das uumlbergeordnete gesellschaftspolitische Ziel der Befuumlrworter-innen von bdquoOpen Dataldquo bzw bdquooffenen Datenldquo ist es einen Wandel im Verhaumlltnis von Buumlrger-innen und Staat hin zu mehr Transparenz und Beteiligung herbeizufuumlhren Dieses Prinzip ist im akademischen Bereich nicht neu und aumlhnelt zB auch dem Konzept von Open Ac-cess23 Oumlffentliche Institutionen die in hohem Maszlige durch Steuergelder finanziert werden produzieren groszlige Datenmengen zu denen ua statistische Daten For-schungs- und Kulturdaten gehoumlren Liegen diese als offene Daten vor koumlnnen sie auf vielfaumlltige Weise fuumlr Forschung Wissenschaft Bildung und Wirtschaft weitergenutzt werden

23 Open Access beschreibt den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen und anderen Materialien im Netz S auch Freie Universitaumlt Berlin et al (2019) Open Access URL httpsopen-accessnetstartseite (Stand 05082019)

Dialing the right mix open source principles and collaboration CC-BY-SA 20

by Christina Hardison for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway6555465757inalbum-72157625612605617

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Wie Offenheit definiert ist und wie man in diesem Zusammenhang die groumlszligtmoumlgliche Zugaumlnglichkeit und Nutzbarkeit digitaler Informationen sicherstellen kann ist in der Open Definition24 der Open Knowledge Foundation festgehalten bdquoDigitale Daten und Inhalte sind dann offen wenn sie von allen gleichermaszligen frei genutzt kombiniert und weiterverbreitet werden koumlnnen ndash maximal eingeschraumlnkt durch die Pflicht der Namensnennung undoder der Weitergabe unter gleichen Bedingungenrdquo25

Die vier wichtigsten Bedingungen der Open Definition sind

Universelle Beteiligung Jede Person muss in der Lage sein die Daten zu nutzen wiederzuverwenden und weiterzugeben Es darf keine Diskriminierung gegen Hand-lungsfelder Personen oder Gruppen vorliegen Die Nachnutzung darf also nicht auf einzelne Bereiche begrenzt werden (zB nur in der Bildung) noch duumlrfen bestimmte Nutzungsarten (zB fuumlr kommerzielle Zwecke) ausgeschlossen sein

Verfuumlgbarkeit und Zugang Die diskriminierungsfreie Verfuumlgbarkeit von Daten ist ein weiteres Merkmal von offenen Daten und entspricht somit der Idee des frei zu-gaumlnglichen Wissens nutzbar fuumlr alle Dies beinhaltet dass die Zugaumlnglichkeit und Nutzung von Daten und des gesamten Werkes kostenfrei ist sodass alle Personen gleichermaszligen auf diese zugreifen koumlnnen bdquoDiskriminierungsfreildquo bedeutet auch ein Zugang ohne verpflichtenden Login Jede Person soll die Moumlglichkeiten haben Daten fuumlr den von ihr gewuumlnschten Zweck zu verwenden Das bedeutet auch dass nicht nachverfolgt oder erfragt werden sollte wofuumlr die Daten verwendet werden um Kon-trolle uumlber die Nutzungsweise auszuuumlben

Wiederverwendung und Nachnutzung Die Daten muumlssen unter denjenigen Bedin-gungen bereitgestellt werden die die Wiederverwendung Nachnutzung und Verbin-dung mit anderen Datensaumltzen erlauben Eine Bedingung ist dabei dass die Daten dafuumlr maschinenlesbar sein muumlssen Eine weitere Bedingung ist die Verwendung von Datenmodellen und -standards

Die Aktualitaumlt offener Daten entscheidet (mit) uumlber den praktischen Nutzwert der darauf aufbauenden digitalen Projekte und ist ein wichtiger Faktor fuumlr die Akzeptanz der entwickelten Anwendungen Dazu gehoumlrt auch die proaktive und zeitnahe Bereit-stellung offener aktueller Daten durch eine Institution

24 Open Knowledge Foundation (2014) Open Definition URL httpopendefinitionorgoddeutsch (Stand 22022014)

25 Vgl ebd

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

6 ALLES WAS RECHT IST ndash LIZENZIERUNG VON KULTURDATEN

bdquoLizenzen machen halt vor Grenzen offene Daten jedoch nichtldquo26

Auch fuumlr digitale Cultural Commons gibt es Regeln fuumlr die Bereitstellung und Nut-zung der digitalen Wissensressourcen Diese Regeln definieren wie und in welcher Form digitales Kulturgut fuumlr andere zur Verfuumlgung gestellt wird und welchen Bedin-gungen die Nutzung unterliegt Die Nutzungs- und Bereitstellungsregeln dieser Kul-turressourcen umfassen daher immer Rechte am geistigen Eigentum (insbesonde-re Urheberrechte) Offene Lizenzen ermoumlglichen eine abgestufte Wahrnehmung von Rechten vom urheberrechtlichen Standard bdquoAlle Rechte vorbehaltenldquo hin zu bdquoManche Rechte vorbehaltenldquo der Creative-Commons-Lizenzen bzw bdquoKeine Rechte vorbehal-tenldquo fuumlr den Bereich der Public Domain

26 Prante Joumlrg Fraunhofer Fokus (2013) Stand der Lizenznutzung auf ausgewaumlhlten Datenportalen URL httpopen-datafokusfraunhoferdestand-der-lizenznutzung-auf-ausgewahlten- datenportalen (Stand 30082015)

Creative Commons a vessel ideas CC-BY-SA 20 by perpetualplum

httpswwwflickrcomphotosopensourceway8249753855

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

61 Wer oder was ist Creative Commons

Creative Commons (CC) ist sowohl eine amerikanische Non-Profit-Organisation als auch ein internationales Netzwerk von Juristen-innen Aktivisten-innen und Krea-tiven die sich fuumlr eine Weiterverwendung digitaler Daten einsetzen Creative-Com-mons-Lizenzen basieren auf dem bestehenden Urheberrecht und stellen den Ver-such dar sich dem Ideal einer Wissens- oder Kreativallmende in Form eines moumlglichst groszligen Pools an alternativ lizenzierten Werken anzunaumlhern

Rechteinhaber-innen die Werke unter eine CC-Lizenz stellen raumlumen anderen be-stimmte Nutzungsmoumlglichkeiten ein die sonst ndash ohne eine aktive Lizenzierung ndash vor-behalten blieben Gleichzeitig beruumlcksichtigen die CC-Lizenzen staumlrker die unter-schiedlichen Interessen der Urheber-innen die entscheiden wie andere ihre Werke nutzen weitergeben und verwerten koumlnnen Zu den bekanntesten offenen Lizenzen gehoumlren die GNU General Public License fuumlr Open Source Software sowie Creative Commons (kreative Allmende) fuumlr alle urheberrechtlich schuumltzbaren Werke

62 Die Lizenzmodelle27

CC-BY Namensnennung Es ist wichtig eine Lizenz zu finden die fuumlr die Art des zu oumlffnenden Materials angemessen ist Die Anforderung bei der Nachnutzung eines Artikels Gedichts oder Essays Urheber-innen korrekt zu benennen ist tief verankert in den Richtlinien der guten wissenschaftlichen Praxis Der Hinweis auf den Urheber oder die Urheberin die Namensnennung also ist in der Wissenschaft verpflichtend im Kulturbereich wertvoll als Referenz auf die datenbereitstellende Institution Neben dem Hinweis auf Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz enthaumllt diese CC-Variante keine weiteren Einschraumlnkungen fuumlr die Nutzer-innen Diese sind in der Verwendung des Werkes frei und koumlnnen es in jeder erdenklichen Form bear-beiten verbreiten verbessern und darauf aufbauen sowie es kommerziell verwerten Damit ist die Nutzung eines Werkes zB in Remixes oder Mashups moumlglich

CC-BY-SA Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Auch diese Lizenz erlaubt sowohl die Bearbeitung eines Werkes als auch die kommerziel-le Nutzung Bearbeitungen duumlrfen aber nur unter den gleichen Lizenzbestimmun-gen veroumlffentlicht werden Alle neuen Werke die auf dem urspruumlnglichen Werk

27 Vgl dazu ausfuumlhrlicher Wikimedia Deutschland iRightsInfo (Stand 2012) Freies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen URL httpirightsinfouserfilesCC-NC_Leitfaden_webpdf (Stand 08032014)

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aufbauen muumlssen unter derselben Lizenz stehen Diese Lizenz wird oft mit ldquoCopyleftrdquo- Lizenzen im Bereich freier und Open-Source-Software verglichen Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz sind anzugeben28

CC-BY-ND Namensnennung keine Bearbeitung Die Autor-innen sind wie in den oben genannten Lizenzen zu benennen Diese Lizenz gestattet keine Bearbeitungen eine kommerzielle Nutzung ist hingegen erlaubt

28 Creative Commons (2015) Licenses URL httpscreativecommonsorglicenses (Stand 17092015)

CC-Lizenzen auf einem Blick CC-BY- SA 30 via Foter Blog httpfotercombloghow-to-attribute-

creative-commons-photos

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Die oben genannten Lizenzarten koumlnnen jeweils um das NC-Modul (nicht kommerzi-ell) ergaumlnzt werden Aus den drei oben beschriebenen Lizenztypen werden dadurch sechs naumlmlich noch zusaumltzlich CC-BY-NC CC-BY-NC-SA und CC-BY-NC-ND Die ersten Lizenzen CC-BY und CC-BY-SA garantieren die groumlszligtmoumlgliche Nutzung fuumlr andere Personen die Lizenzen mit einem NC- undoder ND-Vermerk schraumlnken die Nutzungsmoumlglichkeiten ein und gelten von daher nicht als offen im Sinn der Open Definition und der Definition von freedomdefinedorg

63 Gemeinfreie Werke der Public Domain

Die Public Domain die Gemeinfreiheit oder Allmende (Commons) beinhaltet Wer-ke bei denen der urheberrechtliche Schutz abgelaufen ist bzw Inhalte die nie ur-heberrechtlich geschuumltzt waren Um die Gemeinfreiheit ins kollektive Gedaumlchtnis zu ruumlcken wird jedes Jahr am 1 Januar der Public Domain Day29 gefeiert ndash der Tag an dem Urheberrechtsfristen fuumlr aumlltere Werke auslaufen und diese in die Gemeinfreiheit uumlbergehen Diese Werke koumlnnen von nun an frei genutzt werden ohne dass jemand Kontrolle ausuumlben oder Geld fuumlr die Nutzung verlangen kann

In Deutschland und vielen anderen Laumlndern fallen Werke 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers in die Gemeinfreiheit Die Schutzfristen werden tendenziell verlaumlngert und verhindern dass die Gesellschaft von Werken der Public Domain profitieren kann Die Lizenz bdquoCC0 ndash public domain dedicatedrdquo bildet diese Gemeinfreiheit rechtlich nach und ermoumlglicht es Werke direkt in die Public Domain bedingungslos freizugeben Eine maximale Nutzungsfreiheit wird eingeraumlumt So koumlnnen in das europaumlische Kul-turdatenportal der Europeana nur CC0 lizenzierte (Meta-)Daten aufgenommen wer-den Metadaten eines Werkes sind umso nuumltzlicher je besser sie mit anderen Daten verknuumlpft werden koumlnnen Ein weiteres Beispiel fuumlr die Entlassung eines Werkes in die Public Domain ist das World Wide Web selbst Haumltte sein Erfinder Tim Berners-Lee das World Wide Web 1993 nicht in die Public Domain entlassen so waumlre es nur fuumlr einen sehr eingeschraumlnkten Personenkreis nutzbar und von Vorteil30 Das Problem vieler Kulturinstitutionen und oumlffentlicher Einrichtungen im Umgang mit Reproduktionen von digitalen Werken ist nicht allein juristischer Art sondern auch oftmals eine Ethikfrage Oumlffentliche Kulturinstitutionen sind zur Verbreitung und

29 Wikipedia (2019) Public Domain URL httpsenwikipediaorgwikiPublic_domain (Stand 31072019)

30 CERN (2013) The document that officially put the World Wide Web into the public domain on 30 April 1993 URL httpcdscernchrecord1164399ln=de (Stand 21022014)

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Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 4: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Kombination und Kontextualisierung von vorhandenen Daten generiert und verbrei-tet werden Der Wert frei nutzbarer Kulturdaten liegt vor allem darin Kulturinstituti-onen (GLAM als engl Akronym fuumlr Galleries Libraries Archives Museums) in ihrem gesellschaftlichen Auftrag zu unterstuumltzen sei es bei der Foumlrderung kultureller Bil-dung beim Erforschen von Sammlungsobjekten oder dem Bewahren ebendieser vor dem Zerfall

Der vorliegende Text gibt eine Einfuumlhrung in offene Kulturdaten und zeigt Moumlglich-keiten auf wie Kultureinrichtungen von der offenen Bereitstellung ihrer digitalen Be-staumlnde profitieren und durch neue Kooperationen kulturinteressierte Menschen staumlr-ker an sich binden koumlnnen Es wird erklaumlrt was die Cultural Commons ausmacht und wie Kulturinstitutionen bei der Oumlffnung ihrer Daten vorgehen koumlnnen Um den gesell-schaftlichen und institutionellen Wert frei nutzbarer Sammlungsbestaumlnde zu verdeut-lichen werden realisierte Projekte basierend auf offenen Kulturdaten im lokalen und internationalen Kontext vorgestellt

2 DIGITALES KULTURERBE ndash ZUGAumlNGLICH UND NUTZBAR FUumlR ALLE

bdquoDie Digitalisierung bietet uns heute die Moumlglichkeit eine andere Zukunft zu gestalten Und aus ihr wird was wir aus ihr machenrdquo 3

Die Chancen der Digitalisierung sind enorm Digitalisierung sichert Nachhaltigkeit wo Kulturguumlter durch natuumlrlichen Verschleiszlig oder moumlgliche Katastrophen gefaumlhrdet sind In einer immer staumlrker vernetzten digitalen Welt kann sie neue Kontexte eroumlffnen weil offene Kulturdaten es ermoumlglichen neue Verbindungen zwischen einzelnen Ob-jekten und ganzen Sammlungsbestaumlnden zu knuumlpfen Digitale Artefakte erreichen viele Menschen unabhaumlngig vom Ort einer Kulturinstitution und unabhaumlngig von der Beruumlhrbarkeit der analogen Ausstellungen Je mehr sie online zugaumlnglich und einseh-bar sind desto sichtbarer werden Sammlungsobjekte und auch Institutionen Kultur-einrichtungen koumlnnen zusaumltzlich neue Kommunikations- und Angebotsformen anbie-ten um die kulturinteressierte technikaffine Gemeinschaft staumlrker in ihre bisherigen Arbeitsprozesse einzubeziehen Wichtig ist dabei dass digitale Bestaumlnde fuumlr Interes-sierte zugaumlnglich und nutzbar gemacht werden

3 Bunz Mercedes Die Stille Revolution Suhrkamp Verlag 2012 S 160

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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bdquoZugaumlnglichldquo ist bereits ein Groszligteil unseres kulturellen Erbes das Kulturinstitutionen fuumlr uns kuratieren und ausstellen Doch bdquozugaumlnglichldquo bezieht sich hauptsaumlchlich auf die Moumlglichkeit sich kulturelle Artefakte anzusehen bdquoVerfuumlgbarkeitldquo bedeutet aber viel mehr eine weitergehende Beschaumlftigung mit den digitalen Kulturguumltern deren Nutzung und neue Kontextualisierung um sie somit zu neuem Wissen verarbeiten zu koumlnnen bdquoKulturgut digitalldquo soll daher nicht nur zugaumlnglich sein sondern auch offen verfuumlgbar und nutzbar fuumlr alle4 Dies stellt Kulturinstitutionen jedoch vor eine her-ausfordernde Aufgabe Es stellen sich zahlreiche organisatorische technische und rechtliche Fragen die unterschiedliches Expertenwissen erfordern Kulturinstitutio-nen muumlssen daher bei der Sicherstellung der digitalen Verfuumlgbarkeit ihrer Sammlun-gen unterstuumltzt werden ndash technische und rechtliche Expertise ist gefragt ebenso aber muumlssen sich (Kultur-)Politik und Gesellschaft in diesen Prozess einbringen Daher ist es ratsam sich fuumlr einen kurzen Moment die Anfaumlnge der bdquoCultural Commonsldquo in Er-innerung zu rufen und einen Blick auf neue Beteiligungsformen fuumlr die Nutzer von digitalen Wissensressourcen zu werfen

3 CULTURAL COMMONS ndash KULTURELLE GEMEINGUumlTER

ldquoA commons is a shared space and collection of resources activa-ted managed and cared for by the public for the benefit of all A cultural commons is a similar environment It encourages the sha-ring and remixing of ideas art forms and cultureldquo 5

Der Commons-Begriff wurde in den 90er Jahren durch die Wirtschaftsnobelpreistrauml-gerin Elinor Ostrom mit ihrem Buch bdquoGoverning the Commons The Evolution of Insti-tutions for Collective Actionrdquo gepraumlgt Sie forschte im Bereich der Umweltoumlkonomie zu der Frage wie Menschen in Oumlkosystemen miteinander interagieren und gleichzeitig natuumlrliche Ressourcen schonen koumlnnen Hierzu stellte sie empirische Fallstudien auf und befasste sich inhaltlich mit Weide- und Waldwirtschaft der Fischerei und Bewaumls-serungssystemen die von einer Gemeinschaft von Menschen jenseits von Markt und Staat erfolgreich selbstverwaltet werden

4 Dies impliziert die Offenheit der Daten unter technischen und rechtlichen Aspekten Vgl Kapitel bdquoDie Lizenzmodelleldquo

5 Gold Anna (2013) Open Culture at the Heart of the University Libraries as Multicommons URL httpsdeslidesharenetAnnaGold1gold-09-0113okconslidesrev (Stand 05082019)

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Cultural Commons ndash kulturelle Gemeinguumlter

Die Nutzergemeinschaft definiert selbststaumlndig Regeln Nutzungsformen und Sanktio-nen bei der Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Der Begriff der Commons bezeich-net dabei sowohl die Ressourcen an sich vor allem aber das Zusammenspiel verschie-dener Formen sozialer Uumlbereinkunft und Interaktionen Natuumlrliche Gemeinguumlter die gemeinschaftlich verwaltet werden sind aber auch anfaumlllig fuumlr Kollektivdilemmata wie Trittbrettfahrerverhalten fehlendes Engagement sowie das Nichteinhalten von beste-henden Regeln Sie benoumltigen neben einem Mindestmaszlig an Vertrauen und sozialer Beteiligung ein effektives Regelsystem mit entsprechenden Sanktionen bei Fehlverhal-ten da natuumlrliche Ressourcen immer nur begrenzt verfuumlgbar sind und fuumlr kommende Generationen erhalten bleiben sollen6

Mit der Zeit gelangten auch andere von Menschen geschaffene und geteilte Ressour-cen wie Wissen und Kultur in den Blick der Gemeinguumltertheorie die Cultural Com-mons Mit dem Internet stehen nun auch Kulturtechniken zur Verfuumlgung die eine staumlrkere gemeinschaftliche Wissensproduktion ermoumlglichen und die digitalen Cultural Commons etablieren Neue partizipative Modelle des Internets des 21 Jahrhunderts wie Austausch und Remixing (Verknuumlpfungen Download) und der Zugang zu Rohma-terial (zB Quelltext) sind Bestandteile einer bdquoRead-Write-Kulturldquo (Lawrence Lessig) und ermoumlglichen es an den digitalen Cultural Commons mitzuarbeiten und diese auszubauen anstatt sie bdquonurrdquo zu managen7

6 Hess Charlotte Constructing a New Research Agenda for Cultural Commons In Bertacchini Enrico Bravo Giangiacomo Marrelli Massimo Santagata Walter (Hrsg)

Cultural Commons A New Perspective on the Production and Evolution of Cultures Elgar Cheltenham UK 2012 S 23

7 Le Dieu Paula (2013) Digital Public Space - A Challenge S 17 URL httpfcllyitems153c3F0h1d0a19093u3JDPSpdf (Stand 16022014)

Commons leben von der Gemeinschaft CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5496629743inalbum-72157628737085119

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Diese bdquoRead-Write-Kulturldquo entspricht einer Gesellschaft in der sich Menschen an der Schaffung und Neuschoumlpfung von Kulturgut beteiligen statt diese nur im Sinne einer bdquoRead-Only-Kulturldquo zu konsumieren8 Konsument-innen und Produzent-innen sind mittlerweile nicht mehr eindeutig voneinander zu unterscheiden so Lessig bdquoSinken-de Kosten fuumlr die Herstellung digitaler Kulturguumlter erlauben immer breiteren Bevoumllke-rungsschichten mit einer Qualitaumlt schoumlpferisch taumltig zu sein wie es zuvor ausschlieszlig-lich professionell Kulturschaffenden moumlglich warldquo9

4 DIGITALE NUTZER-INNEN GEFAumlHRTEN UND VERBUumlNDETE

Die Beziehung zwischen Kultureinrichtung und Datennutzenden erfaumlhrt durch die digi-tale Verfuumlgbarkeit der Objekte einen Richtungswechsel Wenn die digitalen Versionen der physischen Originale ohne Qualitaumltsverlust kostenfrei beliebig haumlufig kopierbar sind wenn sie veraumlndert und bearbeitet werden koumlnnen und uumlber das Netz uumlberall verfuumlgbar sind koumlnnen digitale Nutzer-innen zu aktiven Konsument-innen zu bdquoPro-sumernldquo werden Nutzer-innen die selbst aktiv mit dem Kulturgut arbeiten es weiter verbreiten anreichern rekontextualisieren und damit neues Wissen generieren

Diese digitalen Nutzer-innen sind oft (noch) ein bdquoNiemandldquo fuumlr die Kultureinrichtun-gen Zu fluumlchtig in ihrer Erscheinung werden sie nicht oder nur peripher wahrgenom-men bdquoAn der Stelle wo aus dem sbquoConsumerlsquo im Museum endlich ein sbquoProsumerlsquo wer-den koumlnnte scheitern viele Haumluser Der digitale Besucher erscheint vielmehr ndash ganz im Homerschen Sinne ndash als sbquolandumirrender Raumluberlsquo der aus der Orientierungslosigkeit des Netzes eingefallen ist um die Aura des Originals oder wenigstens die Bildrechte zu pluumlndern Oder er erscheint gar nicht (hellip)ldquo10 Doch Archive Bibliotheken und Muse-en muumlssen sich im Zeitalter von Web 20 und Social Media zunehmend mit der Fra-ge konfrontieren wie sie ihre digitalen Besucher-innen erreichen und an sich binden koumlnnen11 Kulturinstitutionen sollten digitale Nutzer-innen vielmehr als Verbuumlndete und Gefaumlhrt-innen sehen die mit ihnen gemeinsam bestehende Herausforderungen angehen koumlnnen

8 Lessig Lawrence (2004) Free Culture URL httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf S 37 (Stand 30082015)

9 Ebd

10 Gries Christian (2014) bdquoNiemandldquo besucht ein Museum URL httpblogiliou-melathrondeniemand-im-museum (Stand 05082019)

11 Zuse Institute Berlin (2015) Annual Report 2014 URN urnnbnde0297-zib-55050 (Stand 30082015)

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Digitale Nutzer-innen Gefaumlhrten und Verbuumlndete

41 Gesellschaftliche Unterstuumltzung Citizen Science und Crowdsourcing

Der digitale Raum bietet neue Wege fuumlr Gemeinschaften sich an den Prozessen der Wissenserzeugung zu beteiligen Weltweit nutzen Kulturinstitutionen digitale Werk-zeuge und Methoden um Daten zu ihren Sammlungsobjekten zu erstellen sie zu praumlsentieren und somit das Wissen um ihre Bestaumlnde nachhaltig zu erweitern In kooperativen Projekten mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen werden neue Zu-sammenhaumlnge sammlungs- und bestandsuumlbergreifend erforscht

bdquoGroszlige Themen brauchen viele Koumlpfe die denken sammeln und sortierenrdquo12 Dies ist der Ansatz von Citizen Science13 bei dem die Oumlffentlichkeit und kulturinteressierte Gemeinschaften mit Expert-innen im Dialog an wissenschaftlichen Themen arbeiten Dabei nutzt man die kollektive Intelligenz (bdquocrowdsourcingldquo) um gemeinsam fuumlr be-stehende Probleme und Fragestellungen Loumlsungsansaumltze zu entwickeln Das Muse-um fuumlr Naturkunde Berlin (MfN) verfolgt diesen Ansatz in Kooperation mit dem BMBF und dem Helmholtz-Zentrum in ihrem Projekt bdquoBuumlrger schaffen Wissenrdquo14

Zivilgesellschaftliche Akteur-innen tragen dazu bei Metadaten von Digitalisaten anzureichern und zu annotieren Sie helfen Biolog-innen beim Erstellen eines Muuml-ckenatlasses15 sie verschlagworten Bilddatenbanken der Kunstgeschichte damit die Suche nach Kunstwerken einfacher moumlglich wird16 Bei dieser Kooperation entstehen Lerneffekte auf beiden Seiten durch das direkte Feedback der Nutzer-innen zu den bereitgestellten Datenbestaumlnden Breitere Beteiligungsmoumlglichkeiten wie Citizen Sci-ence und Crowdsourcing eroumlffnen Wissenszuwaumlchse fuumlr die Institutionen

12 CitizenScienceGermany (2015) CitizenScienceGermany Buumlrger forschen mit URL httpwwwcitizen-science-germanydeindexhtml Stand 30082015)

13 Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung (2014) Citizen Science Wissenschaft erreicht die Mitte der Gesellschaft URL httpwwwbmbfdede23672php (Stand 30082015)

14 Buumlrger schaffen Wissen (2015) Buumlrger schaffen Wissen Wissenschaft im Dialog URL httpwwwbuergerschaffenwissende (Stand 30082015)

15 Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Muumlcken sammeln Bilder schreiben Buumlrger schaffen Wis- sen URL httpswwwmuseumfuernaturkundeberlindepressemitteilungenmuecken-sammeln- bilder-beschreiben-buerger-schaffen-wissen (Stand 05082019)16 Buumlrger schaffen Wissen (2015) Artigo - Laien schreiben Kunstwerke

URL httpwwwbuergerschaffenwissendeprojektartigo-laien-beschreiben-kunstwerke (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

42 Mehrwert fuumlr Alle Eine Read-Write-Kultur etablieren

bdquoWe know on a deeply personal level and as a society that doing things matters - whether itlsquos for practical purposes economic gain education or just for the pure joy of itldquo17

Das Internet wird zunehmend das Mittel mit dem junge Menschen Kultur erfahren Es gibt eine groszlige Fuumllle an zeitgenoumlssischen Kulturinhalten Filme Musik und Bilder Kulturerbe ist in dieser Landschaft verhaumlltnismaumlszligig unterrepraumlsentiert weshalb es immer wichtiger wird neue Beteiligungsformen insbesondere auch fuumlr junge bdquodigital nativesldquo anzubieten Digitale Installationen Apps und alternative Veranstaltungsfor-mate wie zB bdquoTweetupsrdquo gehoumlren mittlerweile zu den erweiterten Angeboten von Kultureinrichtungen Doch sie koumlnnten auch daruumlber hinaus eine viel staumlrkere Beteili-gung an Kultur ermoumlglichen indem sie zu Foren einer Read-Write-Kultur werden wie der Jurist und Urheberrechtsexperte Lawrence Lessig in seinem Buch bdquoFree Culturerdquo beschreibt18

17 Edson Michael (2010) Museums and the Commons Helping Makers Get Stuff Done URL httpsdeslidesharenetedsonmmuseums-and-the-commons-helping-makers-get-stuff- done-6779050 (Stand 05082019)

18 Lessig Lawrence (2004) Free Culture URL httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

Citizen Participation CC-BY-SA 20 by Colleen Simon for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457791inalbum-72157628499533033

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Indem Kulturinstitutionen mit technikaffinen zum Teil noch neuen Zielgruppen wie Entwickler-innen und Designer-innen eng zusammenarbeiten und ihre digitalen Wissensressourcen offen zur Verfuumlgung stellen koumlnnen neue Perspektiven auf das (digitale) Kulturerbe entstehen Das niederlaumlndische Rijksmuseum hat mit seiner Anwendung bdquoRijksstudioldquo19 genau dieses Szenario verfolgt und ist als Vorreiterinstitu-tion weltweit bekannt geworden Digitale Anwendungen wie Apps Spiele Dienstleis-tungen und Visualisierungen schaffen neue Mehrwerte fuumlr andere Menschen aber auch fuumlr die Institutionen selbst Durch die Anwendungen wird die Kommunikation uumlber die Sammlungsobjekte verbessert und eine interaktive Auseinandersetzung mit den Objekten ermoumlglicht20

43 Institutionelle Sichtbarkeit erhoumlhen Bestehende Community-Plattformen nutzen

Es gibt zahlreiche Portale und Plattformen auf denen sich eine aktive Gemeinschaft mit digitalen Objekten und den dazugehoumlrigen beschreibenden Daten (Metadaten) bereits auseinandersetzt Kulturinstitutionen koumlnnten diese Gemeinschaften in ihre Arbeit einbinden und davon profitieren Zu den bekanntesten Plattformen fuumlr Kul-turdaten in Deutschlang bzw Europa zaumlhlen ua die Deutsche Digitale Bibliothek und Europeana die mit ihren verschiedenen Projekten rund um die bereitgestellten Kulturdaten die Nachnutzung digitaler Artefakte foumlrdern Durch eine Beteiligung an diesen Plattformen mit offenen Kulturdaten steigt die Bekanntheit der Institutionen und ihrer Bestaumlnde Mehr Besucher-innen finden zur Webseite der Einrichtungen zu-ruumlck21 Dies belegt das weltweit groumlszligte Wissensportal in 285 Sprachen die Wikipedia Nur frei zugaumlngliche und nutzbare Bilder Texte Videos und Audiodateien koumlnnen in der weltweit groumlszligten Enzyklopaumldie verwendet werden Durch das Anbieten von Da-ten auf bspw Wikipedia werden mehr Webseiten von Kulturinstitution aufgerufen22 Vor allem kleine Kultureinrichtungen haben hierbei die Chance mehr Sichtbarkeit im lokalen und internationalen Kontext zu erreichen

19 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

20 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Abfrage 22022015) und s auch Lessig Lawrence (2004) Free Culture httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

21 Vgl ua Sander Oliver Archivar Heft 2 (2010) bdquoDer Bund mit Wikildquo ndash Erfahrungen aus der Kooperation zwischen dem Bundesarchiv und Wikimedia URL httpfiz1fh-potsdamdevolltextarchivar11163pdf (Stand 20112015)

22 Vgl ebd

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

5 WIE WERDEN AUS DATEN OFFENE DATEN

Das uumlbergeordnete gesellschaftspolitische Ziel der Befuumlrworter-innen von bdquoOpen Dataldquo bzw bdquooffenen Datenldquo ist es einen Wandel im Verhaumlltnis von Buumlrger-innen und Staat hin zu mehr Transparenz und Beteiligung herbeizufuumlhren Dieses Prinzip ist im akademischen Bereich nicht neu und aumlhnelt zB auch dem Konzept von Open Ac-cess23 Oumlffentliche Institutionen die in hohem Maszlige durch Steuergelder finanziert werden produzieren groszlige Datenmengen zu denen ua statistische Daten For-schungs- und Kulturdaten gehoumlren Liegen diese als offene Daten vor koumlnnen sie auf vielfaumlltige Weise fuumlr Forschung Wissenschaft Bildung und Wirtschaft weitergenutzt werden

23 Open Access beschreibt den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen und anderen Materialien im Netz S auch Freie Universitaumlt Berlin et al (2019) Open Access URL httpsopen-accessnetstartseite (Stand 05082019)

Dialing the right mix open source principles and collaboration CC-BY-SA 20

by Christina Hardison for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway6555465757inalbum-72157625612605617

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Wie Offenheit definiert ist und wie man in diesem Zusammenhang die groumlszligtmoumlgliche Zugaumlnglichkeit und Nutzbarkeit digitaler Informationen sicherstellen kann ist in der Open Definition24 der Open Knowledge Foundation festgehalten bdquoDigitale Daten und Inhalte sind dann offen wenn sie von allen gleichermaszligen frei genutzt kombiniert und weiterverbreitet werden koumlnnen ndash maximal eingeschraumlnkt durch die Pflicht der Namensnennung undoder der Weitergabe unter gleichen Bedingungenrdquo25

Die vier wichtigsten Bedingungen der Open Definition sind

Universelle Beteiligung Jede Person muss in der Lage sein die Daten zu nutzen wiederzuverwenden und weiterzugeben Es darf keine Diskriminierung gegen Hand-lungsfelder Personen oder Gruppen vorliegen Die Nachnutzung darf also nicht auf einzelne Bereiche begrenzt werden (zB nur in der Bildung) noch duumlrfen bestimmte Nutzungsarten (zB fuumlr kommerzielle Zwecke) ausgeschlossen sein

Verfuumlgbarkeit und Zugang Die diskriminierungsfreie Verfuumlgbarkeit von Daten ist ein weiteres Merkmal von offenen Daten und entspricht somit der Idee des frei zu-gaumlnglichen Wissens nutzbar fuumlr alle Dies beinhaltet dass die Zugaumlnglichkeit und Nutzung von Daten und des gesamten Werkes kostenfrei ist sodass alle Personen gleichermaszligen auf diese zugreifen koumlnnen bdquoDiskriminierungsfreildquo bedeutet auch ein Zugang ohne verpflichtenden Login Jede Person soll die Moumlglichkeiten haben Daten fuumlr den von ihr gewuumlnschten Zweck zu verwenden Das bedeutet auch dass nicht nachverfolgt oder erfragt werden sollte wofuumlr die Daten verwendet werden um Kon-trolle uumlber die Nutzungsweise auszuuumlben

Wiederverwendung und Nachnutzung Die Daten muumlssen unter denjenigen Bedin-gungen bereitgestellt werden die die Wiederverwendung Nachnutzung und Verbin-dung mit anderen Datensaumltzen erlauben Eine Bedingung ist dabei dass die Daten dafuumlr maschinenlesbar sein muumlssen Eine weitere Bedingung ist die Verwendung von Datenmodellen und -standards

Die Aktualitaumlt offener Daten entscheidet (mit) uumlber den praktischen Nutzwert der darauf aufbauenden digitalen Projekte und ist ein wichtiger Faktor fuumlr die Akzeptanz der entwickelten Anwendungen Dazu gehoumlrt auch die proaktive und zeitnahe Bereit-stellung offener aktueller Daten durch eine Institution

24 Open Knowledge Foundation (2014) Open Definition URL httpopendefinitionorgoddeutsch (Stand 22022014)

25 Vgl ebd

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6 ALLES WAS RECHT IST ndash LIZENZIERUNG VON KULTURDATEN

bdquoLizenzen machen halt vor Grenzen offene Daten jedoch nichtldquo26

Auch fuumlr digitale Cultural Commons gibt es Regeln fuumlr die Bereitstellung und Nut-zung der digitalen Wissensressourcen Diese Regeln definieren wie und in welcher Form digitales Kulturgut fuumlr andere zur Verfuumlgung gestellt wird und welchen Bedin-gungen die Nutzung unterliegt Die Nutzungs- und Bereitstellungsregeln dieser Kul-turressourcen umfassen daher immer Rechte am geistigen Eigentum (insbesonde-re Urheberrechte) Offene Lizenzen ermoumlglichen eine abgestufte Wahrnehmung von Rechten vom urheberrechtlichen Standard bdquoAlle Rechte vorbehaltenldquo hin zu bdquoManche Rechte vorbehaltenldquo der Creative-Commons-Lizenzen bzw bdquoKeine Rechte vorbehal-tenldquo fuumlr den Bereich der Public Domain

26 Prante Joumlrg Fraunhofer Fokus (2013) Stand der Lizenznutzung auf ausgewaumlhlten Datenportalen URL httpopen-datafokusfraunhoferdestand-der-lizenznutzung-auf-ausgewahlten- datenportalen (Stand 30082015)

Creative Commons a vessel ideas CC-BY-SA 20 by perpetualplum

httpswwwflickrcomphotosopensourceway8249753855

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

61 Wer oder was ist Creative Commons

Creative Commons (CC) ist sowohl eine amerikanische Non-Profit-Organisation als auch ein internationales Netzwerk von Juristen-innen Aktivisten-innen und Krea-tiven die sich fuumlr eine Weiterverwendung digitaler Daten einsetzen Creative-Com-mons-Lizenzen basieren auf dem bestehenden Urheberrecht und stellen den Ver-such dar sich dem Ideal einer Wissens- oder Kreativallmende in Form eines moumlglichst groszligen Pools an alternativ lizenzierten Werken anzunaumlhern

Rechteinhaber-innen die Werke unter eine CC-Lizenz stellen raumlumen anderen be-stimmte Nutzungsmoumlglichkeiten ein die sonst ndash ohne eine aktive Lizenzierung ndash vor-behalten blieben Gleichzeitig beruumlcksichtigen die CC-Lizenzen staumlrker die unter-schiedlichen Interessen der Urheber-innen die entscheiden wie andere ihre Werke nutzen weitergeben und verwerten koumlnnen Zu den bekanntesten offenen Lizenzen gehoumlren die GNU General Public License fuumlr Open Source Software sowie Creative Commons (kreative Allmende) fuumlr alle urheberrechtlich schuumltzbaren Werke

62 Die Lizenzmodelle27

CC-BY Namensnennung Es ist wichtig eine Lizenz zu finden die fuumlr die Art des zu oumlffnenden Materials angemessen ist Die Anforderung bei der Nachnutzung eines Artikels Gedichts oder Essays Urheber-innen korrekt zu benennen ist tief verankert in den Richtlinien der guten wissenschaftlichen Praxis Der Hinweis auf den Urheber oder die Urheberin die Namensnennung also ist in der Wissenschaft verpflichtend im Kulturbereich wertvoll als Referenz auf die datenbereitstellende Institution Neben dem Hinweis auf Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz enthaumllt diese CC-Variante keine weiteren Einschraumlnkungen fuumlr die Nutzer-innen Diese sind in der Verwendung des Werkes frei und koumlnnen es in jeder erdenklichen Form bear-beiten verbreiten verbessern und darauf aufbauen sowie es kommerziell verwerten Damit ist die Nutzung eines Werkes zB in Remixes oder Mashups moumlglich

CC-BY-SA Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Auch diese Lizenz erlaubt sowohl die Bearbeitung eines Werkes als auch die kommerziel-le Nutzung Bearbeitungen duumlrfen aber nur unter den gleichen Lizenzbestimmun-gen veroumlffentlicht werden Alle neuen Werke die auf dem urspruumlnglichen Werk

27 Vgl dazu ausfuumlhrlicher Wikimedia Deutschland iRightsInfo (Stand 2012) Freies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen URL httpirightsinfouserfilesCC-NC_Leitfaden_webpdf (Stand 08032014)

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aufbauen muumlssen unter derselben Lizenz stehen Diese Lizenz wird oft mit ldquoCopyleftrdquo- Lizenzen im Bereich freier und Open-Source-Software verglichen Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz sind anzugeben28

CC-BY-ND Namensnennung keine Bearbeitung Die Autor-innen sind wie in den oben genannten Lizenzen zu benennen Diese Lizenz gestattet keine Bearbeitungen eine kommerzielle Nutzung ist hingegen erlaubt

28 Creative Commons (2015) Licenses URL httpscreativecommonsorglicenses (Stand 17092015)

CC-Lizenzen auf einem Blick CC-BY- SA 30 via Foter Blog httpfotercombloghow-to-attribute-

creative-commons-photos

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Die oben genannten Lizenzarten koumlnnen jeweils um das NC-Modul (nicht kommerzi-ell) ergaumlnzt werden Aus den drei oben beschriebenen Lizenztypen werden dadurch sechs naumlmlich noch zusaumltzlich CC-BY-NC CC-BY-NC-SA und CC-BY-NC-ND Die ersten Lizenzen CC-BY und CC-BY-SA garantieren die groumlszligtmoumlgliche Nutzung fuumlr andere Personen die Lizenzen mit einem NC- undoder ND-Vermerk schraumlnken die Nutzungsmoumlglichkeiten ein und gelten von daher nicht als offen im Sinn der Open Definition und der Definition von freedomdefinedorg

63 Gemeinfreie Werke der Public Domain

Die Public Domain die Gemeinfreiheit oder Allmende (Commons) beinhaltet Wer-ke bei denen der urheberrechtliche Schutz abgelaufen ist bzw Inhalte die nie ur-heberrechtlich geschuumltzt waren Um die Gemeinfreiheit ins kollektive Gedaumlchtnis zu ruumlcken wird jedes Jahr am 1 Januar der Public Domain Day29 gefeiert ndash der Tag an dem Urheberrechtsfristen fuumlr aumlltere Werke auslaufen und diese in die Gemeinfreiheit uumlbergehen Diese Werke koumlnnen von nun an frei genutzt werden ohne dass jemand Kontrolle ausuumlben oder Geld fuumlr die Nutzung verlangen kann

In Deutschland und vielen anderen Laumlndern fallen Werke 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers in die Gemeinfreiheit Die Schutzfristen werden tendenziell verlaumlngert und verhindern dass die Gesellschaft von Werken der Public Domain profitieren kann Die Lizenz bdquoCC0 ndash public domain dedicatedrdquo bildet diese Gemeinfreiheit rechtlich nach und ermoumlglicht es Werke direkt in die Public Domain bedingungslos freizugeben Eine maximale Nutzungsfreiheit wird eingeraumlumt So koumlnnen in das europaumlische Kul-turdatenportal der Europeana nur CC0 lizenzierte (Meta-)Daten aufgenommen wer-den Metadaten eines Werkes sind umso nuumltzlicher je besser sie mit anderen Daten verknuumlpft werden koumlnnen Ein weiteres Beispiel fuumlr die Entlassung eines Werkes in die Public Domain ist das World Wide Web selbst Haumltte sein Erfinder Tim Berners-Lee das World Wide Web 1993 nicht in die Public Domain entlassen so waumlre es nur fuumlr einen sehr eingeschraumlnkten Personenkreis nutzbar und von Vorteil30 Das Problem vieler Kulturinstitutionen und oumlffentlicher Einrichtungen im Umgang mit Reproduktionen von digitalen Werken ist nicht allein juristischer Art sondern auch oftmals eine Ethikfrage Oumlffentliche Kulturinstitutionen sind zur Verbreitung und

29 Wikipedia (2019) Public Domain URL httpsenwikipediaorgwikiPublic_domain (Stand 31072019)

30 CERN (2013) The document that officially put the World Wide Web into the public domain on 30 April 1993 URL httpcdscernchrecord1164399ln=de (Stand 21022014)

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Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde16671064674inal-

bum-72157652210235402

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 5: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

bdquoZugaumlnglichldquo ist bereits ein Groszligteil unseres kulturellen Erbes das Kulturinstitutionen fuumlr uns kuratieren und ausstellen Doch bdquozugaumlnglichldquo bezieht sich hauptsaumlchlich auf die Moumlglichkeit sich kulturelle Artefakte anzusehen bdquoVerfuumlgbarkeitldquo bedeutet aber viel mehr eine weitergehende Beschaumlftigung mit den digitalen Kulturguumltern deren Nutzung und neue Kontextualisierung um sie somit zu neuem Wissen verarbeiten zu koumlnnen bdquoKulturgut digitalldquo soll daher nicht nur zugaumlnglich sein sondern auch offen verfuumlgbar und nutzbar fuumlr alle4 Dies stellt Kulturinstitutionen jedoch vor eine her-ausfordernde Aufgabe Es stellen sich zahlreiche organisatorische technische und rechtliche Fragen die unterschiedliches Expertenwissen erfordern Kulturinstitutio-nen muumlssen daher bei der Sicherstellung der digitalen Verfuumlgbarkeit ihrer Sammlun-gen unterstuumltzt werden ndash technische und rechtliche Expertise ist gefragt ebenso aber muumlssen sich (Kultur-)Politik und Gesellschaft in diesen Prozess einbringen Daher ist es ratsam sich fuumlr einen kurzen Moment die Anfaumlnge der bdquoCultural Commonsldquo in Er-innerung zu rufen und einen Blick auf neue Beteiligungsformen fuumlr die Nutzer von digitalen Wissensressourcen zu werfen

3 CULTURAL COMMONS ndash KULTURELLE GEMEINGUumlTER

ldquoA commons is a shared space and collection of resources activa-ted managed and cared for by the public for the benefit of all A cultural commons is a similar environment It encourages the sha-ring and remixing of ideas art forms and cultureldquo 5

Der Commons-Begriff wurde in den 90er Jahren durch die Wirtschaftsnobelpreistrauml-gerin Elinor Ostrom mit ihrem Buch bdquoGoverning the Commons The Evolution of Insti-tutions for Collective Actionrdquo gepraumlgt Sie forschte im Bereich der Umweltoumlkonomie zu der Frage wie Menschen in Oumlkosystemen miteinander interagieren und gleichzeitig natuumlrliche Ressourcen schonen koumlnnen Hierzu stellte sie empirische Fallstudien auf und befasste sich inhaltlich mit Weide- und Waldwirtschaft der Fischerei und Bewaumls-serungssystemen die von einer Gemeinschaft von Menschen jenseits von Markt und Staat erfolgreich selbstverwaltet werden

4 Dies impliziert die Offenheit der Daten unter technischen und rechtlichen Aspekten Vgl Kapitel bdquoDie Lizenzmodelleldquo

5 Gold Anna (2013) Open Culture at the Heart of the University Libraries as Multicommons URL httpsdeslidesharenetAnnaGold1gold-09-0113okconslidesrev (Stand 05082019)

7

Cultural Commons ndash kulturelle Gemeinguumlter

Die Nutzergemeinschaft definiert selbststaumlndig Regeln Nutzungsformen und Sanktio-nen bei der Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Der Begriff der Commons bezeich-net dabei sowohl die Ressourcen an sich vor allem aber das Zusammenspiel verschie-dener Formen sozialer Uumlbereinkunft und Interaktionen Natuumlrliche Gemeinguumlter die gemeinschaftlich verwaltet werden sind aber auch anfaumlllig fuumlr Kollektivdilemmata wie Trittbrettfahrerverhalten fehlendes Engagement sowie das Nichteinhalten von beste-henden Regeln Sie benoumltigen neben einem Mindestmaszlig an Vertrauen und sozialer Beteiligung ein effektives Regelsystem mit entsprechenden Sanktionen bei Fehlverhal-ten da natuumlrliche Ressourcen immer nur begrenzt verfuumlgbar sind und fuumlr kommende Generationen erhalten bleiben sollen6

Mit der Zeit gelangten auch andere von Menschen geschaffene und geteilte Ressour-cen wie Wissen und Kultur in den Blick der Gemeinguumltertheorie die Cultural Com-mons Mit dem Internet stehen nun auch Kulturtechniken zur Verfuumlgung die eine staumlrkere gemeinschaftliche Wissensproduktion ermoumlglichen und die digitalen Cultural Commons etablieren Neue partizipative Modelle des Internets des 21 Jahrhunderts wie Austausch und Remixing (Verknuumlpfungen Download) und der Zugang zu Rohma-terial (zB Quelltext) sind Bestandteile einer bdquoRead-Write-Kulturldquo (Lawrence Lessig) und ermoumlglichen es an den digitalen Cultural Commons mitzuarbeiten und diese auszubauen anstatt sie bdquonurrdquo zu managen7

6 Hess Charlotte Constructing a New Research Agenda for Cultural Commons In Bertacchini Enrico Bravo Giangiacomo Marrelli Massimo Santagata Walter (Hrsg)

Cultural Commons A New Perspective on the Production and Evolution of Cultures Elgar Cheltenham UK 2012 S 23

7 Le Dieu Paula (2013) Digital Public Space - A Challenge S 17 URL httpfcllyitems153c3F0h1d0a19093u3JDPSpdf (Stand 16022014)

Commons leben von der Gemeinschaft CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5496629743inalbum-72157628737085119

8

Diese bdquoRead-Write-Kulturldquo entspricht einer Gesellschaft in der sich Menschen an der Schaffung und Neuschoumlpfung von Kulturgut beteiligen statt diese nur im Sinne einer bdquoRead-Only-Kulturldquo zu konsumieren8 Konsument-innen und Produzent-innen sind mittlerweile nicht mehr eindeutig voneinander zu unterscheiden so Lessig bdquoSinken-de Kosten fuumlr die Herstellung digitaler Kulturguumlter erlauben immer breiteren Bevoumllke-rungsschichten mit einer Qualitaumlt schoumlpferisch taumltig zu sein wie es zuvor ausschlieszlig-lich professionell Kulturschaffenden moumlglich warldquo9

4 DIGITALE NUTZER-INNEN GEFAumlHRTEN UND VERBUumlNDETE

Die Beziehung zwischen Kultureinrichtung und Datennutzenden erfaumlhrt durch die digi-tale Verfuumlgbarkeit der Objekte einen Richtungswechsel Wenn die digitalen Versionen der physischen Originale ohne Qualitaumltsverlust kostenfrei beliebig haumlufig kopierbar sind wenn sie veraumlndert und bearbeitet werden koumlnnen und uumlber das Netz uumlberall verfuumlgbar sind koumlnnen digitale Nutzer-innen zu aktiven Konsument-innen zu bdquoPro-sumernldquo werden Nutzer-innen die selbst aktiv mit dem Kulturgut arbeiten es weiter verbreiten anreichern rekontextualisieren und damit neues Wissen generieren

Diese digitalen Nutzer-innen sind oft (noch) ein bdquoNiemandldquo fuumlr die Kultureinrichtun-gen Zu fluumlchtig in ihrer Erscheinung werden sie nicht oder nur peripher wahrgenom-men bdquoAn der Stelle wo aus dem sbquoConsumerlsquo im Museum endlich ein sbquoProsumerlsquo wer-den koumlnnte scheitern viele Haumluser Der digitale Besucher erscheint vielmehr ndash ganz im Homerschen Sinne ndash als sbquolandumirrender Raumluberlsquo der aus der Orientierungslosigkeit des Netzes eingefallen ist um die Aura des Originals oder wenigstens die Bildrechte zu pluumlndern Oder er erscheint gar nicht (hellip)ldquo10 Doch Archive Bibliotheken und Muse-en muumlssen sich im Zeitalter von Web 20 und Social Media zunehmend mit der Fra-ge konfrontieren wie sie ihre digitalen Besucher-innen erreichen und an sich binden koumlnnen11 Kulturinstitutionen sollten digitale Nutzer-innen vielmehr als Verbuumlndete und Gefaumlhrt-innen sehen die mit ihnen gemeinsam bestehende Herausforderungen angehen koumlnnen

8 Lessig Lawrence (2004) Free Culture URL httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf S 37 (Stand 30082015)

9 Ebd

10 Gries Christian (2014) bdquoNiemandldquo besucht ein Museum URL httpblogiliou-melathrondeniemand-im-museum (Stand 05082019)

11 Zuse Institute Berlin (2015) Annual Report 2014 URN urnnbnde0297-zib-55050 (Stand 30082015)

9

Digitale Nutzer-innen Gefaumlhrten und Verbuumlndete

41 Gesellschaftliche Unterstuumltzung Citizen Science und Crowdsourcing

Der digitale Raum bietet neue Wege fuumlr Gemeinschaften sich an den Prozessen der Wissenserzeugung zu beteiligen Weltweit nutzen Kulturinstitutionen digitale Werk-zeuge und Methoden um Daten zu ihren Sammlungsobjekten zu erstellen sie zu praumlsentieren und somit das Wissen um ihre Bestaumlnde nachhaltig zu erweitern In kooperativen Projekten mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen werden neue Zu-sammenhaumlnge sammlungs- und bestandsuumlbergreifend erforscht

bdquoGroszlige Themen brauchen viele Koumlpfe die denken sammeln und sortierenrdquo12 Dies ist der Ansatz von Citizen Science13 bei dem die Oumlffentlichkeit und kulturinteressierte Gemeinschaften mit Expert-innen im Dialog an wissenschaftlichen Themen arbeiten Dabei nutzt man die kollektive Intelligenz (bdquocrowdsourcingldquo) um gemeinsam fuumlr be-stehende Probleme und Fragestellungen Loumlsungsansaumltze zu entwickeln Das Muse-um fuumlr Naturkunde Berlin (MfN) verfolgt diesen Ansatz in Kooperation mit dem BMBF und dem Helmholtz-Zentrum in ihrem Projekt bdquoBuumlrger schaffen Wissenrdquo14

Zivilgesellschaftliche Akteur-innen tragen dazu bei Metadaten von Digitalisaten anzureichern und zu annotieren Sie helfen Biolog-innen beim Erstellen eines Muuml-ckenatlasses15 sie verschlagworten Bilddatenbanken der Kunstgeschichte damit die Suche nach Kunstwerken einfacher moumlglich wird16 Bei dieser Kooperation entstehen Lerneffekte auf beiden Seiten durch das direkte Feedback der Nutzer-innen zu den bereitgestellten Datenbestaumlnden Breitere Beteiligungsmoumlglichkeiten wie Citizen Sci-ence und Crowdsourcing eroumlffnen Wissenszuwaumlchse fuumlr die Institutionen

12 CitizenScienceGermany (2015) CitizenScienceGermany Buumlrger forschen mit URL httpwwwcitizen-science-germanydeindexhtml Stand 30082015)

13 Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung (2014) Citizen Science Wissenschaft erreicht die Mitte der Gesellschaft URL httpwwwbmbfdede23672php (Stand 30082015)

14 Buumlrger schaffen Wissen (2015) Buumlrger schaffen Wissen Wissenschaft im Dialog URL httpwwwbuergerschaffenwissende (Stand 30082015)

15 Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Muumlcken sammeln Bilder schreiben Buumlrger schaffen Wis- sen URL httpswwwmuseumfuernaturkundeberlindepressemitteilungenmuecken-sammeln- bilder-beschreiben-buerger-schaffen-wissen (Stand 05082019)16 Buumlrger schaffen Wissen (2015) Artigo - Laien schreiben Kunstwerke

URL httpwwwbuergerschaffenwissendeprojektartigo-laien-beschreiben-kunstwerke (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

42 Mehrwert fuumlr Alle Eine Read-Write-Kultur etablieren

bdquoWe know on a deeply personal level and as a society that doing things matters - whether itlsquos for practical purposes economic gain education or just for the pure joy of itldquo17

Das Internet wird zunehmend das Mittel mit dem junge Menschen Kultur erfahren Es gibt eine groszlige Fuumllle an zeitgenoumlssischen Kulturinhalten Filme Musik und Bilder Kulturerbe ist in dieser Landschaft verhaumlltnismaumlszligig unterrepraumlsentiert weshalb es immer wichtiger wird neue Beteiligungsformen insbesondere auch fuumlr junge bdquodigital nativesldquo anzubieten Digitale Installationen Apps und alternative Veranstaltungsfor-mate wie zB bdquoTweetupsrdquo gehoumlren mittlerweile zu den erweiterten Angeboten von Kultureinrichtungen Doch sie koumlnnten auch daruumlber hinaus eine viel staumlrkere Beteili-gung an Kultur ermoumlglichen indem sie zu Foren einer Read-Write-Kultur werden wie der Jurist und Urheberrechtsexperte Lawrence Lessig in seinem Buch bdquoFree Culturerdquo beschreibt18

17 Edson Michael (2010) Museums and the Commons Helping Makers Get Stuff Done URL httpsdeslidesharenetedsonmmuseums-and-the-commons-helping-makers-get-stuff- done-6779050 (Stand 05082019)

18 Lessig Lawrence (2004) Free Culture URL httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

Citizen Participation CC-BY-SA 20 by Colleen Simon for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457791inalbum-72157628499533033

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Indem Kulturinstitutionen mit technikaffinen zum Teil noch neuen Zielgruppen wie Entwickler-innen und Designer-innen eng zusammenarbeiten und ihre digitalen Wissensressourcen offen zur Verfuumlgung stellen koumlnnen neue Perspektiven auf das (digitale) Kulturerbe entstehen Das niederlaumlndische Rijksmuseum hat mit seiner Anwendung bdquoRijksstudioldquo19 genau dieses Szenario verfolgt und ist als Vorreiterinstitu-tion weltweit bekannt geworden Digitale Anwendungen wie Apps Spiele Dienstleis-tungen und Visualisierungen schaffen neue Mehrwerte fuumlr andere Menschen aber auch fuumlr die Institutionen selbst Durch die Anwendungen wird die Kommunikation uumlber die Sammlungsobjekte verbessert und eine interaktive Auseinandersetzung mit den Objekten ermoumlglicht20

43 Institutionelle Sichtbarkeit erhoumlhen Bestehende Community-Plattformen nutzen

Es gibt zahlreiche Portale und Plattformen auf denen sich eine aktive Gemeinschaft mit digitalen Objekten und den dazugehoumlrigen beschreibenden Daten (Metadaten) bereits auseinandersetzt Kulturinstitutionen koumlnnten diese Gemeinschaften in ihre Arbeit einbinden und davon profitieren Zu den bekanntesten Plattformen fuumlr Kul-turdaten in Deutschlang bzw Europa zaumlhlen ua die Deutsche Digitale Bibliothek und Europeana die mit ihren verschiedenen Projekten rund um die bereitgestellten Kulturdaten die Nachnutzung digitaler Artefakte foumlrdern Durch eine Beteiligung an diesen Plattformen mit offenen Kulturdaten steigt die Bekanntheit der Institutionen und ihrer Bestaumlnde Mehr Besucher-innen finden zur Webseite der Einrichtungen zu-ruumlck21 Dies belegt das weltweit groumlszligte Wissensportal in 285 Sprachen die Wikipedia Nur frei zugaumlngliche und nutzbare Bilder Texte Videos und Audiodateien koumlnnen in der weltweit groumlszligten Enzyklopaumldie verwendet werden Durch das Anbieten von Da-ten auf bspw Wikipedia werden mehr Webseiten von Kulturinstitution aufgerufen22 Vor allem kleine Kultureinrichtungen haben hierbei die Chance mehr Sichtbarkeit im lokalen und internationalen Kontext zu erreichen

19 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

20 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Abfrage 22022015) und s auch Lessig Lawrence (2004) Free Culture httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

21 Vgl ua Sander Oliver Archivar Heft 2 (2010) bdquoDer Bund mit Wikildquo ndash Erfahrungen aus der Kooperation zwischen dem Bundesarchiv und Wikimedia URL httpfiz1fh-potsdamdevolltextarchivar11163pdf (Stand 20112015)

22 Vgl ebd

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

5 WIE WERDEN AUS DATEN OFFENE DATEN

Das uumlbergeordnete gesellschaftspolitische Ziel der Befuumlrworter-innen von bdquoOpen Dataldquo bzw bdquooffenen Datenldquo ist es einen Wandel im Verhaumlltnis von Buumlrger-innen und Staat hin zu mehr Transparenz und Beteiligung herbeizufuumlhren Dieses Prinzip ist im akademischen Bereich nicht neu und aumlhnelt zB auch dem Konzept von Open Ac-cess23 Oumlffentliche Institutionen die in hohem Maszlige durch Steuergelder finanziert werden produzieren groszlige Datenmengen zu denen ua statistische Daten For-schungs- und Kulturdaten gehoumlren Liegen diese als offene Daten vor koumlnnen sie auf vielfaumlltige Weise fuumlr Forschung Wissenschaft Bildung und Wirtschaft weitergenutzt werden

23 Open Access beschreibt den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen und anderen Materialien im Netz S auch Freie Universitaumlt Berlin et al (2019) Open Access URL httpsopen-accessnetstartseite (Stand 05082019)

Dialing the right mix open source principles and collaboration CC-BY-SA 20

by Christina Hardison for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway6555465757inalbum-72157625612605617

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Wie Offenheit definiert ist und wie man in diesem Zusammenhang die groumlszligtmoumlgliche Zugaumlnglichkeit und Nutzbarkeit digitaler Informationen sicherstellen kann ist in der Open Definition24 der Open Knowledge Foundation festgehalten bdquoDigitale Daten und Inhalte sind dann offen wenn sie von allen gleichermaszligen frei genutzt kombiniert und weiterverbreitet werden koumlnnen ndash maximal eingeschraumlnkt durch die Pflicht der Namensnennung undoder der Weitergabe unter gleichen Bedingungenrdquo25

Die vier wichtigsten Bedingungen der Open Definition sind

Universelle Beteiligung Jede Person muss in der Lage sein die Daten zu nutzen wiederzuverwenden und weiterzugeben Es darf keine Diskriminierung gegen Hand-lungsfelder Personen oder Gruppen vorliegen Die Nachnutzung darf also nicht auf einzelne Bereiche begrenzt werden (zB nur in der Bildung) noch duumlrfen bestimmte Nutzungsarten (zB fuumlr kommerzielle Zwecke) ausgeschlossen sein

Verfuumlgbarkeit und Zugang Die diskriminierungsfreie Verfuumlgbarkeit von Daten ist ein weiteres Merkmal von offenen Daten und entspricht somit der Idee des frei zu-gaumlnglichen Wissens nutzbar fuumlr alle Dies beinhaltet dass die Zugaumlnglichkeit und Nutzung von Daten und des gesamten Werkes kostenfrei ist sodass alle Personen gleichermaszligen auf diese zugreifen koumlnnen bdquoDiskriminierungsfreildquo bedeutet auch ein Zugang ohne verpflichtenden Login Jede Person soll die Moumlglichkeiten haben Daten fuumlr den von ihr gewuumlnschten Zweck zu verwenden Das bedeutet auch dass nicht nachverfolgt oder erfragt werden sollte wofuumlr die Daten verwendet werden um Kon-trolle uumlber die Nutzungsweise auszuuumlben

Wiederverwendung und Nachnutzung Die Daten muumlssen unter denjenigen Bedin-gungen bereitgestellt werden die die Wiederverwendung Nachnutzung und Verbin-dung mit anderen Datensaumltzen erlauben Eine Bedingung ist dabei dass die Daten dafuumlr maschinenlesbar sein muumlssen Eine weitere Bedingung ist die Verwendung von Datenmodellen und -standards

Die Aktualitaumlt offener Daten entscheidet (mit) uumlber den praktischen Nutzwert der darauf aufbauenden digitalen Projekte und ist ein wichtiger Faktor fuumlr die Akzeptanz der entwickelten Anwendungen Dazu gehoumlrt auch die proaktive und zeitnahe Bereit-stellung offener aktueller Daten durch eine Institution

24 Open Knowledge Foundation (2014) Open Definition URL httpopendefinitionorgoddeutsch (Stand 22022014)

25 Vgl ebd

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

6 ALLES WAS RECHT IST ndash LIZENZIERUNG VON KULTURDATEN

bdquoLizenzen machen halt vor Grenzen offene Daten jedoch nichtldquo26

Auch fuumlr digitale Cultural Commons gibt es Regeln fuumlr die Bereitstellung und Nut-zung der digitalen Wissensressourcen Diese Regeln definieren wie und in welcher Form digitales Kulturgut fuumlr andere zur Verfuumlgung gestellt wird und welchen Bedin-gungen die Nutzung unterliegt Die Nutzungs- und Bereitstellungsregeln dieser Kul-turressourcen umfassen daher immer Rechte am geistigen Eigentum (insbesonde-re Urheberrechte) Offene Lizenzen ermoumlglichen eine abgestufte Wahrnehmung von Rechten vom urheberrechtlichen Standard bdquoAlle Rechte vorbehaltenldquo hin zu bdquoManche Rechte vorbehaltenldquo der Creative-Commons-Lizenzen bzw bdquoKeine Rechte vorbehal-tenldquo fuumlr den Bereich der Public Domain

26 Prante Joumlrg Fraunhofer Fokus (2013) Stand der Lizenznutzung auf ausgewaumlhlten Datenportalen URL httpopen-datafokusfraunhoferdestand-der-lizenznutzung-auf-ausgewahlten- datenportalen (Stand 30082015)

Creative Commons a vessel ideas CC-BY-SA 20 by perpetualplum

httpswwwflickrcomphotosopensourceway8249753855

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

61 Wer oder was ist Creative Commons

Creative Commons (CC) ist sowohl eine amerikanische Non-Profit-Organisation als auch ein internationales Netzwerk von Juristen-innen Aktivisten-innen und Krea-tiven die sich fuumlr eine Weiterverwendung digitaler Daten einsetzen Creative-Com-mons-Lizenzen basieren auf dem bestehenden Urheberrecht und stellen den Ver-such dar sich dem Ideal einer Wissens- oder Kreativallmende in Form eines moumlglichst groszligen Pools an alternativ lizenzierten Werken anzunaumlhern

Rechteinhaber-innen die Werke unter eine CC-Lizenz stellen raumlumen anderen be-stimmte Nutzungsmoumlglichkeiten ein die sonst ndash ohne eine aktive Lizenzierung ndash vor-behalten blieben Gleichzeitig beruumlcksichtigen die CC-Lizenzen staumlrker die unter-schiedlichen Interessen der Urheber-innen die entscheiden wie andere ihre Werke nutzen weitergeben und verwerten koumlnnen Zu den bekanntesten offenen Lizenzen gehoumlren die GNU General Public License fuumlr Open Source Software sowie Creative Commons (kreative Allmende) fuumlr alle urheberrechtlich schuumltzbaren Werke

62 Die Lizenzmodelle27

CC-BY Namensnennung Es ist wichtig eine Lizenz zu finden die fuumlr die Art des zu oumlffnenden Materials angemessen ist Die Anforderung bei der Nachnutzung eines Artikels Gedichts oder Essays Urheber-innen korrekt zu benennen ist tief verankert in den Richtlinien der guten wissenschaftlichen Praxis Der Hinweis auf den Urheber oder die Urheberin die Namensnennung also ist in der Wissenschaft verpflichtend im Kulturbereich wertvoll als Referenz auf die datenbereitstellende Institution Neben dem Hinweis auf Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz enthaumllt diese CC-Variante keine weiteren Einschraumlnkungen fuumlr die Nutzer-innen Diese sind in der Verwendung des Werkes frei und koumlnnen es in jeder erdenklichen Form bear-beiten verbreiten verbessern und darauf aufbauen sowie es kommerziell verwerten Damit ist die Nutzung eines Werkes zB in Remixes oder Mashups moumlglich

CC-BY-SA Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Auch diese Lizenz erlaubt sowohl die Bearbeitung eines Werkes als auch die kommerziel-le Nutzung Bearbeitungen duumlrfen aber nur unter den gleichen Lizenzbestimmun-gen veroumlffentlicht werden Alle neuen Werke die auf dem urspruumlnglichen Werk

27 Vgl dazu ausfuumlhrlicher Wikimedia Deutschland iRightsInfo (Stand 2012) Freies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen URL httpirightsinfouserfilesCC-NC_Leitfaden_webpdf (Stand 08032014)

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aufbauen muumlssen unter derselben Lizenz stehen Diese Lizenz wird oft mit ldquoCopyleftrdquo- Lizenzen im Bereich freier und Open-Source-Software verglichen Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz sind anzugeben28

CC-BY-ND Namensnennung keine Bearbeitung Die Autor-innen sind wie in den oben genannten Lizenzen zu benennen Diese Lizenz gestattet keine Bearbeitungen eine kommerzielle Nutzung ist hingegen erlaubt

28 Creative Commons (2015) Licenses URL httpscreativecommonsorglicenses (Stand 17092015)

CC-Lizenzen auf einem Blick CC-BY- SA 30 via Foter Blog httpfotercombloghow-to-attribute-

creative-commons-photos

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Die oben genannten Lizenzarten koumlnnen jeweils um das NC-Modul (nicht kommerzi-ell) ergaumlnzt werden Aus den drei oben beschriebenen Lizenztypen werden dadurch sechs naumlmlich noch zusaumltzlich CC-BY-NC CC-BY-NC-SA und CC-BY-NC-ND Die ersten Lizenzen CC-BY und CC-BY-SA garantieren die groumlszligtmoumlgliche Nutzung fuumlr andere Personen die Lizenzen mit einem NC- undoder ND-Vermerk schraumlnken die Nutzungsmoumlglichkeiten ein und gelten von daher nicht als offen im Sinn der Open Definition und der Definition von freedomdefinedorg

63 Gemeinfreie Werke der Public Domain

Die Public Domain die Gemeinfreiheit oder Allmende (Commons) beinhaltet Wer-ke bei denen der urheberrechtliche Schutz abgelaufen ist bzw Inhalte die nie ur-heberrechtlich geschuumltzt waren Um die Gemeinfreiheit ins kollektive Gedaumlchtnis zu ruumlcken wird jedes Jahr am 1 Januar der Public Domain Day29 gefeiert ndash der Tag an dem Urheberrechtsfristen fuumlr aumlltere Werke auslaufen und diese in die Gemeinfreiheit uumlbergehen Diese Werke koumlnnen von nun an frei genutzt werden ohne dass jemand Kontrolle ausuumlben oder Geld fuumlr die Nutzung verlangen kann

In Deutschland und vielen anderen Laumlndern fallen Werke 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers in die Gemeinfreiheit Die Schutzfristen werden tendenziell verlaumlngert und verhindern dass die Gesellschaft von Werken der Public Domain profitieren kann Die Lizenz bdquoCC0 ndash public domain dedicatedrdquo bildet diese Gemeinfreiheit rechtlich nach und ermoumlglicht es Werke direkt in die Public Domain bedingungslos freizugeben Eine maximale Nutzungsfreiheit wird eingeraumlumt So koumlnnen in das europaumlische Kul-turdatenportal der Europeana nur CC0 lizenzierte (Meta-)Daten aufgenommen wer-den Metadaten eines Werkes sind umso nuumltzlicher je besser sie mit anderen Daten verknuumlpft werden koumlnnen Ein weiteres Beispiel fuumlr die Entlassung eines Werkes in die Public Domain ist das World Wide Web selbst Haumltte sein Erfinder Tim Berners-Lee das World Wide Web 1993 nicht in die Public Domain entlassen so waumlre es nur fuumlr einen sehr eingeschraumlnkten Personenkreis nutzbar und von Vorteil30 Das Problem vieler Kulturinstitutionen und oumlffentlicher Einrichtungen im Umgang mit Reproduktionen von digitalen Werken ist nicht allein juristischer Art sondern auch oftmals eine Ethikfrage Oumlffentliche Kulturinstitutionen sind zur Verbreitung und

29 Wikipedia (2019) Public Domain URL httpsenwikipediaorgwikiPublic_domain (Stand 31072019)

30 CERN (2013) The document that officially put the World Wide Web into the public domain on 30 April 1993 URL httpcdscernchrecord1164399ln=de (Stand 21022014)

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Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 6: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Die Nutzergemeinschaft definiert selbststaumlndig Regeln Nutzungsformen und Sanktio-nen bei der Nutzung von natuumlrlichen Ressourcen Der Begriff der Commons bezeich-net dabei sowohl die Ressourcen an sich vor allem aber das Zusammenspiel verschie-dener Formen sozialer Uumlbereinkunft und Interaktionen Natuumlrliche Gemeinguumlter die gemeinschaftlich verwaltet werden sind aber auch anfaumlllig fuumlr Kollektivdilemmata wie Trittbrettfahrerverhalten fehlendes Engagement sowie das Nichteinhalten von beste-henden Regeln Sie benoumltigen neben einem Mindestmaszlig an Vertrauen und sozialer Beteiligung ein effektives Regelsystem mit entsprechenden Sanktionen bei Fehlverhal-ten da natuumlrliche Ressourcen immer nur begrenzt verfuumlgbar sind und fuumlr kommende Generationen erhalten bleiben sollen6

Mit der Zeit gelangten auch andere von Menschen geschaffene und geteilte Ressour-cen wie Wissen und Kultur in den Blick der Gemeinguumltertheorie die Cultural Com-mons Mit dem Internet stehen nun auch Kulturtechniken zur Verfuumlgung die eine staumlrkere gemeinschaftliche Wissensproduktion ermoumlglichen und die digitalen Cultural Commons etablieren Neue partizipative Modelle des Internets des 21 Jahrhunderts wie Austausch und Remixing (Verknuumlpfungen Download) und der Zugang zu Rohma-terial (zB Quelltext) sind Bestandteile einer bdquoRead-Write-Kulturldquo (Lawrence Lessig) und ermoumlglichen es an den digitalen Cultural Commons mitzuarbeiten und diese auszubauen anstatt sie bdquonurrdquo zu managen7

6 Hess Charlotte Constructing a New Research Agenda for Cultural Commons In Bertacchini Enrico Bravo Giangiacomo Marrelli Massimo Santagata Walter (Hrsg)

Cultural Commons A New Perspective on the Production and Evolution of Cultures Elgar Cheltenham UK 2012 S 23

7 Le Dieu Paula (2013) Digital Public Space - A Challenge S 17 URL httpfcllyitems153c3F0h1d0a19093u3JDPSpdf (Stand 16022014)

Commons leben von der Gemeinschaft CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5496629743inalbum-72157628737085119

8

Diese bdquoRead-Write-Kulturldquo entspricht einer Gesellschaft in der sich Menschen an der Schaffung und Neuschoumlpfung von Kulturgut beteiligen statt diese nur im Sinne einer bdquoRead-Only-Kulturldquo zu konsumieren8 Konsument-innen und Produzent-innen sind mittlerweile nicht mehr eindeutig voneinander zu unterscheiden so Lessig bdquoSinken-de Kosten fuumlr die Herstellung digitaler Kulturguumlter erlauben immer breiteren Bevoumllke-rungsschichten mit einer Qualitaumlt schoumlpferisch taumltig zu sein wie es zuvor ausschlieszlig-lich professionell Kulturschaffenden moumlglich warldquo9

4 DIGITALE NUTZER-INNEN GEFAumlHRTEN UND VERBUumlNDETE

Die Beziehung zwischen Kultureinrichtung und Datennutzenden erfaumlhrt durch die digi-tale Verfuumlgbarkeit der Objekte einen Richtungswechsel Wenn die digitalen Versionen der physischen Originale ohne Qualitaumltsverlust kostenfrei beliebig haumlufig kopierbar sind wenn sie veraumlndert und bearbeitet werden koumlnnen und uumlber das Netz uumlberall verfuumlgbar sind koumlnnen digitale Nutzer-innen zu aktiven Konsument-innen zu bdquoPro-sumernldquo werden Nutzer-innen die selbst aktiv mit dem Kulturgut arbeiten es weiter verbreiten anreichern rekontextualisieren und damit neues Wissen generieren

Diese digitalen Nutzer-innen sind oft (noch) ein bdquoNiemandldquo fuumlr die Kultureinrichtun-gen Zu fluumlchtig in ihrer Erscheinung werden sie nicht oder nur peripher wahrgenom-men bdquoAn der Stelle wo aus dem sbquoConsumerlsquo im Museum endlich ein sbquoProsumerlsquo wer-den koumlnnte scheitern viele Haumluser Der digitale Besucher erscheint vielmehr ndash ganz im Homerschen Sinne ndash als sbquolandumirrender Raumluberlsquo der aus der Orientierungslosigkeit des Netzes eingefallen ist um die Aura des Originals oder wenigstens die Bildrechte zu pluumlndern Oder er erscheint gar nicht (hellip)ldquo10 Doch Archive Bibliotheken und Muse-en muumlssen sich im Zeitalter von Web 20 und Social Media zunehmend mit der Fra-ge konfrontieren wie sie ihre digitalen Besucher-innen erreichen und an sich binden koumlnnen11 Kulturinstitutionen sollten digitale Nutzer-innen vielmehr als Verbuumlndete und Gefaumlhrt-innen sehen die mit ihnen gemeinsam bestehende Herausforderungen angehen koumlnnen

8 Lessig Lawrence (2004) Free Culture URL httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf S 37 (Stand 30082015)

9 Ebd

10 Gries Christian (2014) bdquoNiemandldquo besucht ein Museum URL httpblogiliou-melathrondeniemand-im-museum (Stand 05082019)

11 Zuse Institute Berlin (2015) Annual Report 2014 URN urnnbnde0297-zib-55050 (Stand 30082015)

9

Digitale Nutzer-innen Gefaumlhrten und Verbuumlndete

41 Gesellschaftliche Unterstuumltzung Citizen Science und Crowdsourcing

Der digitale Raum bietet neue Wege fuumlr Gemeinschaften sich an den Prozessen der Wissenserzeugung zu beteiligen Weltweit nutzen Kulturinstitutionen digitale Werk-zeuge und Methoden um Daten zu ihren Sammlungsobjekten zu erstellen sie zu praumlsentieren und somit das Wissen um ihre Bestaumlnde nachhaltig zu erweitern In kooperativen Projekten mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen werden neue Zu-sammenhaumlnge sammlungs- und bestandsuumlbergreifend erforscht

bdquoGroszlige Themen brauchen viele Koumlpfe die denken sammeln und sortierenrdquo12 Dies ist der Ansatz von Citizen Science13 bei dem die Oumlffentlichkeit und kulturinteressierte Gemeinschaften mit Expert-innen im Dialog an wissenschaftlichen Themen arbeiten Dabei nutzt man die kollektive Intelligenz (bdquocrowdsourcingldquo) um gemeinsam fuumlr be-stehende Probleme und Fragestellungen Loumlsungsansaumltze zu entwickeln Das Muse-um fuumlr Naturkunde Berlin (MfN) verfolgt diesen Ansatz in Kooperation mit dem BMBF und dem Helmholtz-Zentrum in ihrem Projekt bdquoBuumlrger schaffen Wissenrdquo14

Zivilgesellschaftliche Akteur-innen tragen dazu bei Metadaten von Digitalisaten anzureichern und zu annotieren Sie helfen Biolog-innen beim Erstellen eines Muuml-ckenatlasses15 sie verschlagworten Bilddatenbanken der Kunstgeschichte damit die Suche nach Kunstwerken einfacher moumlglich wird16 Bei dieser Kooperation entstehen Lerneffekte auf beiden Seiten durch das direkte Feedback der Nutzer-innen zu den bereitgestellten Datenbestaumlnden Breitere Beteiligungsmoumlglichkeiten wie Citizen Sci-ence und Crowdsourcing eroumlffnen Wissenszuwaumlchse fuumlr die Institutionen

12 CitizenScienceGermany (2015) CitizenScienceGermany Buumlrger forschen mit URL httpwwwcitizen-science-germanydeindexhtml Stand 30082015)

13 Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung (2014) Citizen Science Wissenschaft erreicht die Mitte der Gesellschaft URL httpwwwbmbfdede23672php (Stand 30082015)

14 Buumlrger schaffen Wissen (2015) Buumlrger schaffen Wissen Wissenschaft im Dialog URL httpwwwbuergerschaffenwissende (Stand 30082015)

15 Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Muumlcken sammeln Bilder schreiben Buumlrger schaffen Wis- sen URL httpswwwmuseumfuernaturkundeberlindepressemitteilungenmuecken-sammeln- bilder-beschreiben-buerger-schaffen-wissen (Stand 05082019)16 Buumlrger schaffen Wissen (2015) Artigo - Laien schreiben Kunstwerke

URL httpwwwbuergerschaffenwissendeprojektartigo-laien-beschreiben-kunstwerke (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

42 Mehrwert fuumlr Alle Eine Read-Write-Kultur etablieren

bdquoWe know on a deeply personal level and as a society that doing things matters - whether itlsquos for practical purposes economic gain education or just for the pure joy of itldquo17

Das Internet wird zunehmend das Mittel mit dem junge Menschen Kultur erfahren Es gibt eine groszlige Fuumllle an zeitgenoumlssischen Kulturinhalten Filme Musik und Bilder Kulturerbe ist in dieser Landschaft verhaumlltnismaumlszligig unterrepraumlsentiert weshalb es immer wichtiger wird neue Beteiligungsformen insbesondere auch fuumlr junge bdquodigital nativesldquo anzubieten Digitale Installationen Apps und alternative Veranstaltungsfor-mate wie zB bdquoTweetupsrdquo gehoumlren mittlerweile zu den erweiterten Angeboten von Kultureinrichtungen Doch sie koumlnnten auch daruumlber hinaus eine viel staumlrkere Beteili-gung an Kultur ermoumlglichen indem sie zu Foren einer Read-Write-Kultur werden wie der Jurist und Urheberrechtsexperte Lawrence Lessig in seinem Buch bdquoFree Culturerdquo beschreibt18

17 Edson Michael (2010) Museums and the Commons Helping Makers Get Stuff Done URL httpsdeslidesharenetedsonmmuseums-and-the-commons-helping-makers-get-stuff- done-6779050 (Stand 05082019)

18 Lessig Lawrence (2004) Free Culture URL httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

Citizen Participation CC-BY-SA 20 by Colleen Simon for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457791inalbum-72157628499533033

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Indem Kulturinstitutionen mit technikaffinen zum Teil noch neuen Zielgruppen wie Entwickler-innen und Designer-innen eng zusammenarbeiten und ihre digitalen Wissensressourcen offen zur Verfuumlgung stellen koumlnnen neue Perspektiven auf das (digitale) Kulturerbe entstehen Das niederlaumlndische Rijksmuseum hat mit seiner Anwendung bdquoRijksstudioldquo19 genau dieses Szenario verfolgt und ist als Vorreiterinstitu-tion weltweit bekannt geworden Digitale Anwendungen wie Apps Spiele Dienstleis-tungen und Visualisierungen schaffen neue Mehrwerte fuumlr andere Menschen aber auch fuumlr die Institutionen selbst Durch die Anwendungen wird die Kommunikation uumlber die Sammlungsobjekte verbessert und eine interaktive Auseinandersetzung mit den Objekten ermoumlglicht20

43 Institutionelle Sichtbarkeit erhoumlhen Bestehende Community-Plattformen nutzen

Es gibt zahlreiche Portale und Plattformen auf denen sich eine aktive Gemeinschaft mit digitalen Objekten und den dazugehoumlrigen beschreibenden Daten (Metadaten) bereits auseinandersetzt Kulturinstitutionen koumlnnten diese Gemeinschaften in ihre Arbeit einbinden und davon profitieren Zu den bekanntesten Plattformen fuumlr Kul-turdaten in Deutschlang bzw Europa zaumlhlen ua die Deutsche Digitale Bibliothek und Europeana die mit ihren verschiedenen Projekten rund um die bereitgestellten Kulturdaten die Nachnutzung digitaler Artefakte foumlrdern Durch eine Beteiligung an diesen Plattformen mit offenen Kulturdaten steigt die Bekanntheit der Institutionen und ihrer Bestaumlnde Mehr Besucher-innen finden zur Webseite der Einrichtungen zu-ruumlck21 Dies belegt das weltweit groumlszligte Wissensportal in 285 Sprachen die Wikipedia Nur frei zugaumlngliche und nutzbare Bilder Texte Videos und Audiodateien koumlnnen in der weltweit groumlszligten Enzyklopaumldie verwendet werden Durch das Anbieten von Da-ten auf bspw Wikipedia werden mehr Webseiten von Kulturinstitution aufgerufen22 Vor allem kleine Kultureinrichtungen haben hierbei die Chance mehr Sichtbarkeit im lokalen und internationalen Kontext zu erreichen

19 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

20 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Abfrage 22022015) und s auch Lessig Lawrence (2004) Free Culture httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

21 Vgl ua Sander Oliver Archivar Heft 2 (2010) bdquoDer Bund mit Wikildquo ndash Erfahrungen aus der Kooperation zwischen dem Bundesarchiv und Wikimedia URL httpfiz1fh-potsdamdevolltextarchivar11163pdf (Stand 20112015)

22 Vgl ebd

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

5 WIE WERDEN AUS DATEN OFFENE DATEN

Das uumlbergeordnete gesellschaftspolitische Ziel der Befuumlrworter-innen von bdquoOpen Dataldquo bzw bdquooffenen Datenldquo ist es einen Wandel im Verhaumlltnis von Buumlrger-innen und Staat hin zu mehr Transparenz und Beteiligung herbeizufuumlhren Dieses Prinzip ist im akademischen Bereich nicht neu und aumlhnelt zB auch dem Konzept von Open Ac-cess23 Oumlffentliche Institutionen die in hohem Maszlige durch Steuergelder finanziert werden produzieren groszlige Datenmengen zu denen ua statistische Daten For-schungs- und Kulturdaten gehoumlren Liegen diese als offene Daten vor koumlnnen sie auf vielfaumlltige Weise fuumlr Forschung Wissenschaft Bildung und Wirtschaft weitergenutzt werden

23 Open Access beschreibt den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen und anderen Materialien im Netz S auch Freie Universitaumlt Berlin et al (2019) Open Access URL httpsopen-accessnetstartseite (Stand 05082019)

Dialing the right mix open source principles and collaboration CC-BY-SA 20

by Christina Hardison for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway6555465757inalbum-72157625612605617

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Wie Offenheit definiert ist und wie man in diesem Zusammenhang die groumlszligtmoumlgliche Zugaumlnglichkeit und Nutzbarkeit digitaler Informationen sicherstellen kann ist in der Open Definition24 der Open Knowledge Foundation festgehalten bdquoDigitale Daten und Inhalte sind dann offen wenn sie von allen gleichermaszligen frei genutzt kombiniert und weiterverbreitet werden koumlnnen ndash maximal eingeschraumlnkt durch die Pflicht der Namensnennung undoder der Weitergabe unter gleichen Bedingungenrdquo25

Die vier wichtigsten Bedingungen der Open Definition sind

Universelle Beteiligung Jede Person muss in der Lage sein die Daten zu nutzen wiederzuverwenden und weiterzugeben Es darf keine Diskriminierung gegen Hand-lungsfelder Personen oder Gruppen vorliegen Die Nachnutzung darf also nicht auf einzelne Bereiche begrenzt werden (zB nur in der Bildung) noch duumlrfen bestimmte Nutzungsarten (zB fuumlr kommerzielle Zwecke) ausgeschlossen sein

Verfuumlgbarkeit und Zugang Die diskriminierungsfreie Verfuumlgbarkeit von Daten ist ein weiteres Merkmal von offenen Daten und entspricht somit der Idee des frei zu-gaumlnglichen Wissens nutzbar fuumlr alle Dies beinhaltet dass die Zugaumlnglichkeit und Nutzung von Daten und des gesamten Werkes kostenfrei ist sodass alle Personen gleichermaszligen auf diese zugreifen koumlnnen bdquoDiskriminierungsfreildquo bedeutet auch ein Zugang ohne verpflichtenden Login Jede Person soll die Moumlglichkeiten haben Daten fuumlr den von ihr gewuumlnschten Zweck zu verwenden Das bedeutet auch dass nicht nachverfolgt oder erfragt werden sollte wofuumlr die Daten verwendet werden um Kon-trolle uumlber die Nutzungsweise auszuuumlben

Wiederverwendung und Nachnutzung Die Daten muumlssen unter denjenigen Bedin-gungen bereitgestellt werden die die Wiederverwendung Nachnutzung und Verbin-dung mit anderen Datensaumltzen erlauben Eine Bedingung ist dabei dass die Daten dafuumlr maschinenlesbar sein muumlssen Eine weitere Bedingung ist die Verwendung von Datenmodellen und -standards

Die Aktualitaumlt offener Daten entscheidet (mit) uumlber den praktischen Nutzwert der darauf aufbauenden digitalen Projekte und ist ein wichtiger Faktor fuumlr die Akzeptanz der entwickelten Anwendungen Dazu gehoumlrt auch die proaktive und zeitnahe Bereit-stellung offener aktueller Daten durch eine Institution

24 Open Knowledge Foundation (2014) Open Definition URL httpopendefinitionorgoddeutsch (Stand 22022014)

25 Vgl ebd

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6 ALLES WAS RECHT IST ndash LIZENZIERUNG VON KULTURDATEN

bdquoLizenzen machen halt vor Grenzen offene Daten jedoch nichtldquo26

Auch fuumlr digitale Cultural Commons gibt es Regeln fuumlr die Bereitstellung und Nut-zung der digitalen Wissensressourcen Diese Regeln definieren wie und in welcher Form digitales Kulturgut fuumlr andere zur Verfuumlgung gestellt wird und welchen Bedin-gungen die Nutzung unterliegt Die Nutzungs- und Bereitstellungsregeln dieser Kul-turressourcen umfassen daher immer Rechte am geistigen Eigentum (insbesonde-re Urheberrechte) Offene Lizenzen ermoumlglichen eine abgestufte Wahrnehmung von Rechten vom urheberrechtlichen Standard bdquoAlle Rechte vorbehaltenldquo hin zu bdquoManche Rechte vorbehaltenldquo der Creative-Commons-Lizenzen bzw bdquoKeine Rechte vorbehal-tenldquo fuumlr den Bereich der Public Domain

26 Prante Joumlrg Fraunhofer Fokus (2013) Stand der Lizenznutzung auf ausgewaumlhlten Datenportalen URL httpopen-datafokusfraunhoferdestand-der-lizenznutzung-auf-ausgewahlten- datenportalen (Stand 30082015)

Creative Commons a vessel ideas CC-BY-SA 20 by perpetualplum

httpswwwflickrcomphotosopensourceway8249753855

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

61 Wer oder was ist Creative Commons

Creative Commons (CC) ist sowohl eine amerikanische Non-Profit-Organisation als auch ein internationales Netzwerk von Juristen-innen Aktivisten-innen und Krea-tiven die sich fuumlr eine Weiterverwendung digitaler Daten einsetzen Creative-Com-mons-Lizenzen basieren auf dem bestehenden Urheberrecht und stellen den Ver-such dar sich dem Ideal einer Wissens- oder Kreativallmende in Form eines moumlglichst groszligen Pools an alternativ lizenzierten Werken anzunaumlhern

Rechteinhaber-innen die Werke unter eine CC-Lizenz stellen raumlumen anderen be-stimmte Nutzungsmoumlglichkeiten ein die sonst ndash ohne eine aktive Lizenzierung ndash vor-behalten blieben Gleichzeitig beruumlcksichtigen die CC-Lizenzen staumlrker die unter-schiedlichen Interessen der Urheber-innen die entscheiden wie andere ihre Werke nutzen weitergeben und verwerten koumlnnen Zu den bekanntesten offenen Lizenzen gehoumlren die GNU General Public License fuumlr Open Source Software sowie Creative Commons (kreative Allmende) fuumlr alle urheberrechtlich schuumltzbaren Werke

62 Die Lizenzmodelle27

CC-BY Namensnennung Es ist wichtig eine Lizenz zu finden die fuumlr die Art des zu oumlffnenden Materials angemessen ist Die Anforderung bei der Nachnutzung eines Artikels Gedichts oder Essays Urheber-innen korrekt zu benennen ist tief verankert in den Richtlinien der guten wissenschaftlichen Praxis Der Hinweis auf den Urheber oder die Urheberin die Namensnennung also ist in der Wissenschaft verpflichtend im Kulturbereich wertvoll als Referenz auf die datenbereitstellende Institution Neben dem Hinweis auf Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz enthaumllt diese CC-Variante keine weiteren Einschraumlnkungen fuumlr die Nutzer-innen Diese sind in der Verwendung des Werkes frei und koumlnnen es in jeder erdenklichen Form bear-beiten verbreiten verbessern und darauf aufbauen sowie es kommerziell verwerten Damit ist die Nutzung eines Werkes zB in Remixes oder Mashups moumlglich

CC-BY-SA Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Auch diese Lizenz erlaubt sowohl die Bearbeitung eines Werkes als auch die kommerziel-le Nutzung Bearbeitungen duumlrfen aber nur unter den gleichen Lizenzbestimmun-gen veroumlffentlicht werden Alle neuen Werke die auf dem urspruumlnglichen Werk

27 Vgl dazu ausfuumlhrlicher Wikimedia Deutschland iRightsInfo (Stand 2012) Freies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen URL httpirightsinfouserfilesCC-NC_Leitfaden_webpdf (Stand 08032014)

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aufbauen muumlssen unter derselben Lizenz stehen Diese Lizenz wird oft mit ldquoCopyleftrdquo- Lizenzen im Bereich freier und Open-Source-Software verglichen Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz sind anzugeben28

CC-BY-ND Namensnennung keine Bearbeitung Die Autor-innen sind wie in den oben genannten Lizenzen zu benennen Diese Lizenz gestattet keine Bearbeitungen eine kommerzielle Nutzung ist hingegen erlaubt

28 Creative Commons (2015) Licenses URL httpscreativecommonsorglicenses (Stand 17092015)

CC-Lizenzen auf einem Blick CC-BY- SA 30 via Foter Blog httpfotercombloghow-to-attribute-

creative-commons-photos

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Die oben genannten Lizenzarten koumlnnen jeweils um das NC-Modul (nicht kommerzi-ell) ergaumlnzt werden Aus den drei oben beschriebenen Lizenztypen werden dadurch sechs naumlmlich noch zusaumltzlich CC-BY-NC CC-BY-NC-SA und CC-BY-NC-ND Die ersten Lizenzen CC-BY und CC-BY-SA garantieren die groumlszligtmoumlgliche Nutzung fuumlr andere Personen die Lizenzen mit einem NC- undoder ND-Vermerk schraumlnken die Nutzungsmoumlglichkeiten ein und gelten von daher nicht als offen im Sinn der Open Definition und der Definition von freedomdefinedorg

63 Gemeinfreie Werke der Public Domain

Die Public Domain die Gemeinfreiheit oder Allmende (Commons) beinhaltet Wer-ke bei denen der urheberrechtliche Schutz abgelaufen ist bzw Inhalte die nie ur-heberrechtlich geschuumltzt waren Um die Gemeinfreiheit ins kollektive Gedaumlchtnis zu ruumlcken wird jedes Jahr am 1 Januar der Public Domain Day29 gefeiert ndash der Tag an dem Urheberrechtsfristen fuumlr aumlltere Werke auslaufen und diese in die Gemeinfreiheit uumlbergehen Diese Werke koumlnnen von nun an frei genutzt werden ohne dass jemand Kontrolle ausuumlben oder Geld fuumlr die Nutzung verlangen kann

In Deutschland und vielen anderen Laumlndern fallen Werke 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers in die Gemeinfreiheit Die Schutzfristen werden tendenziell verlaumlngert und verhindern dass die Gesellschaft von Werken der Public Domain profitieren kann Die Lizenz bdquoCC0 ndash public domain dedicatedrdquo bildet diese Gemeinfreiheit rechtlich nach und ermoumlglicht es Werke direkt in die Public Domain bedingungslos freizugeben Eine maximale Nutzungsfreiheit wird eingeraumlumt So koumlnnen in das europaumlische Kul-turdatenportal der Europeana nur CC0 lizenzierte (Meta-)Daten aufgenommen wer-den Metadaten eines Werkes sind umso nuumltzlicher je besser sie mit anderen Daten verknuumlpft werden koumlnnen Ein weiteres Beispiel fuumlr die Entlassung eines Werkes in die Public Domain ist das World Wide Web selbst Haumltte sein Erfinder Tim Berners-Lee das World Wide Web 1993 nicht in die Public Domain entlassen so waumlre es nur fuumlr einen sehr eingeschraumlnkten Personenkreis nutzbar und von Vorteil30 Das Problem vieler Kulturinstitutionen und oumlffentlicher Einrichtungen im Umgang mit Reproduktionen von digitalen Werken ist nicht allein juristischer Art sondern auch oftmals eine Ethikfrage Oumlffentliche Kulturinstitutionen sind zur Verbreitung und

29 Wikipedia (2019) Public Domain URL httpsenwikipediaorgwikiPublic_domain (Stand 31072019)

30 CERN (2013) The document that officially put the World Wide Web into the public domain on 30 April 1993 URL httpcdscernchrecord1164399ln=de (Stand 21022014)

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Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

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Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 7: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Diese bdquoRead-Write-Kulturldquo entspricht einer Gesellschaft in der sich Menschen an der Schaffung und Neuschoumlpfung von Kulturgut beteiligen statt diese nur im Sinne einer bdquoRead-Only-Kulturldquo zu konsumieren8 Konsument-innen und Produzent-innen sind mittlerweile nicht mehr eindeutig voneinander zu unterscheiden so Lessig bdquoSinken-de Kosten fuumlr die Herstellung digitaler Kulturguumlter erlauben immer breiteren Bevoumllke-rungsschichten mit einer Qualitaumlt schoumlpferisch taumltig zu sein wie es zuvor ausschlieszlig-lich professionell Kulturschaffenden moumlglich warldquo9

4 DIGITALE NUTZER-INNEN GEFAumlHRTEN UND VERBUumlNDETE

Die Beziehung zwischen Kultureinrichtung und Datennutzenden erfaumlhrt durch die digi-tale Verfuumlgbarkeit der Objekte einen Richtungswechsel Wenn die digitalen Versionen der physischen Originale ohne Qualitaumltsverlust kostenfrei beliebig haumlufig kopierbar sind wenn sie veraumlndert und bearbeitet werden koumlnnen und uumlber das Netz uumlberall verfuumlgbar sind koumlnnen digitale Nutzer-innen zu aktiven Konsument-innen zu bdquoPro-sumernldquo werden Nutzer-innen die selbst aktiv mit dem Kulturgut arbeiten es weiter verbreiten anreichern rekontextualisieren und damit neues Wissen generieren

Diese digitalen Nutzer-innen sind oft (noch) ein bdquoNiemandldquo fuumlr die Kultureinrichtun-gen Zu fluumlchtig in ihrer Erscheinung werden sie nicht oder nur peripher wahrgenom-men bdquoAn der Stelle wo aus dem sbquoConsumerlsquo im Museum endlich ein sbquoProsumerlsquo wer-den koumlnnte scheitern viele Haumluser Der digitale Besucher erscheint vielmehr ndash ganz im Homerschen Sinne ndash als sbquolandumirrender Raumluberlsquo der aus der Orientierungslosigkeit des Netzes eingefallen ist um die Aura des Originals oder wenigstens die Bildrechte zu pluumlndern Oder er erscheint gar nicht (hellip)ldquo10 Doch Archive Bibliotheken und Muse-en muumlssen sich im Zeitalter von Web 20 und Social Media zunehmend mit der Fra-ge konfrontieren wie sie ihre digitalen Besucher-innen erreichen und an sich binden koumlnnen11 Kulturinstitutionen sollten digitale Nutzer-innen vielmehr als Verbuumlndete und Gefaumlhrt-innen sehen die mit ihnen gemeinsam bestehende Herausforderungen angehen koumlnnen

8 Lessig Lawrence (2004) Free Culture URL httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf S 37 (Stand 30082015)

9 Ebd

10 Gries Christian (2014) bdquoNiemandldquo besucht ein Museum URL httpblogiliou-melathrondeniemand-im-museum (Stand 05082019)

11 Zuse Institute Berlin (2015) Annual Report 2014 URN urnnbnde0297-zib-55050 (Stand 30082015)

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Digitale Nutzer-innen Gefaumlhrten und Verbuumlndete

41 Gesellschaftliche Unterstuumltzung Citizen Science und Crowdsourcing

Der digitale Raum bietet neue Wege fuumlr Gemeinschaften sich an den Prozessen der Wissenserzeugung zu beteiligen Weltweit nutzen Kulturinstitutionen digitale Werk-zeuge und Methoden um Daten zu ihren Sammlungsobjekten zu erstellen sie zu praumlsentieren und somit das Wissen um ihre Bestaumlnde nachhaltig zu erweitern In kooperativen Projekten mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen werden neue Zu-sammenhaumlnge sammlungs- und bestandsuumlbergreifend erforscht

bdquoGroszlige Themen brauchen viele Koumlpfe die denken sammeln und sortierenrdquo12 Dies ist der Ansatz von Citizen Science13 bei dem die Oumlffentlichkeit und kulturinteressierte Gemeinschaften mit Expert-innen im Dialog an wissenschaftlichen Themen arbeiten Dabei nutzt man die kollektive Intelligenz (bdquocrowdsourcingldquo) um gemeinsam fuumlr be-stehende Probleme und Fragestellungen Loumlsungsansaumltze zu entwickeln Das Muse-um fuumlr Naturkunde Berlin (MfN) verfolgt diesen Ansatz in Kooperation mit dem BMBF und dem Helmholtz-Zentrum in ihrem Projekt bdquoBuumlrger schaffen Wissenrdquo14

Zivilgesellschaftliche Akteur-innen tragen dazu bei Metadaten von Digitalisaten anzureichern und zu annotieren Sie helfen Biolog-innen beim Erstellen eines Muuml-ckenatlasses15 sie verschlagworten Bilddatenbanken der Kunstgeschichte damit die Suche nach Kunstwerken einfacher moumlglich wird16 Bei dieser Kooperation entstehen Lerneffekte auf beiden Seiten durch das direkte Feedback der Nutzer-innen zu den bereitgestellten Datenbestaumlnden Breitere Beteiligungsmoumlglichkeiten wie Citizen Sci-ence und Crowdsourcing eroumlffnen Wissenszuwaumlchse fuumlr die Institutionen

12 CitizenScienceGermany (2015) CitizenScienceGermany Buumlrger forschen mit URL httpwwwcitizen-science-germanydeindexhtml Stand 30082015)

13 Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung (2014) Citizen Science Wissenschaft erreicht die Mitte der Gesellschaft URL httpwwwbmbfdede23672php (Stand 30082015)

14 Buumlrger schaffen Wissen (2015) Buumlrger schaffen Wissen Wissenschaft im Dialog URL httpwwwbuergerschaffenwissende (Stand 30082015)

15 Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Muumlcken sammeln Bilder schreiben Buumlrger schaffen Wis- sen URL httpswwwmuseumfuernaturkundeberlindepressemitteilungenmuecken-sammeln- bilder-beschreiben-buerger-schaffen-wissen (Stand 05082019)16 Buumlrger schaffen Wissen (2015) Artigo - Laien schreiben Kunstwerke

URL httpwwwbuergerschaffenwissendeprojektartigo-laien-beschreiben-kunstwerke (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

42 Mehrwert fuumlr Alle Eine Read-Write-Kultur etablieren

bdquoWe know on a deeply personal level and as a society that doing things matters - whether itlsquos for practical purposes economic gain education or just for the pure joy of itldquo17

Das Internet wird zunehmend das Mittel mit dem junge Menschen Kultur erfahren Es gibt eine groszlige Fuumllle an zeitgenoumlssischen Kulturinhalten Filme Musik und Bilder Kulturerbe ist in dieser Landschaft verhaumlltnismaumlszligig unterrepraumlsentiert weshalb es immer wichtiger wird neue Beteiligungsformen insbesondere auch fuumlr junge bdquodigital nativesldquo anzubieten Digitale Installationen Apps und alternative Veranstaltungsfor-mate wie zB bdquoTweetupsrdquo gehoumlren mittlerweile zu den erweiterten Angeboten von Kultureinrichtungen Doch sie koumlnnten auch daruumlber hinaus eine viel staumlrkere Beteili-gung an Kultur ermoumlglichen indem sie zu Foren einer Read-Write-Kultur werden wie der Jurist und Urheberrechtsexperte Lawrence Lessig in seinem Buch bdquoFree Culturerdquo beschreibt18

17 Edson Michael (2010) Museums and the Commons Helping Makers Get Stuff Done URL httpsdeslidesharenetedsonmmuseums-and-the-commons-helping-makers-get-stuff- done-6779050 (Stand 05082019)

18 Lessig Lawrence (2004) Free Culture URL httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

Citizen Participation CC-BY-SA 20 by Colleen Simon for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457791inalbum-72157628499533033

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Indem Kulturinstitutionen mit technikaffinen zum Teil noch neuen Zielgruppen wie Entwickler-innen und Designer-innen eng zusammenarbeiten und ihre digitalen Wissensressourcen offen zur Verfuumlgung stellen koumlnnen neue Perspektiven auf das (digitale) Kulturerbe entstehen Das niederlaumlndische Rijksmuseum hat mit seiner Anwendung bdquoRijksstudioldquo19 genau dieses Szenario verfolgt und ist als Vorreiterinstitu-tion weltweit bekannt geworden Digitale Anwendungen wie Apps Spiele Dienstleis-tungen und Visualisierungen schaffen neue Mehrwerte fuumlr andere Menschen aber auch fuumlr die Institutionen selbst Durch die Anwendungen wird die Kommunikation uumlber die Sammlungsobjekte verbessert und eine interaktive Auseinandersetzung mit den Objekten ermoumlglicht20

43 Institutionelle Sichtbarkeit erhoumlhen Bestehende Community-Plattformen nutzen

Es gibt zahlreiche Portale und Plattformen auf denen sich eine aktive Gemeinschaft mit digitalen Objekten und den dazugehoumlrigen beschreibenden Daten (Metadaten) bereits auseinandersetzt Kulturinstitutionen koumlnnten diese Gemeinschaften in ihre Arbeit einbinden und davon profitieren Zu den bekanntesten Plattformen fuumlr Kul-turdaten in Deutschlang bzw Europa zaumlhlen ua die Deutsche Digitale Bibliothek und Europeana die mit ihren verschiedenen Projekten rund um die bereitgestellten Kulturdaten die Nachnutzung digitaler Artefakte foumlrdern Durch eine Beteiligung an diesen Plattformen mit offenen Kulturdaten steigt die Bekanntheit der Institutionen und ihrer Bestaumlnde Mehr Besucher-innen finden zur Webseite der Einrichtungen zu-ruumlck21 Dies belegt das weltweit groumlszligte Wissensportal in 285 Sprachen die Wikipedia Nur frei zugaumlngliche und nutzbare Bilder Texte Videos und Audiodateien koumlnnen in der weltweit groumlszligten Enzyklopaumldie verwendet werden Durch das Anbieten von Da-ten auf bspw Wikipedia werden mehr Webseiten von Kulturinstitution aufgerufen22 Vor allem kleine Kultureinrichtungen haben hierbei die Chance mehr Sichtbarkeit im lokalen und internationalen Kontext zu erreichen

19 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

20 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Abfrage 22022015) und s auch Lessig Lawrence (2004) Free Culture httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

21 Vgl ua Sander Oliver Archivar Heft 2 (2010) bdquoDer Bund mit Wikildquo ndash Erfahrungen aus der Kooperation zwischen dem Bundesarchiv und Wikimedia URL httpfiz1fh-potsdamdevolltextarchivar11163pdf (Stand 20112015)

22 Vgl ebd

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5 WIE WERDEN AUS DATEN OFFENE DATEN

Das uumlbergeordnete gesellschaftspolitische Ziel der Befuumlrworter-innen von bdquoOpen Dataldquo bzw bdquooffenen Datenldquo ist es einen Wandel im Verhaumlltnis von Buumlrger-innen und Staat hin zu mehr Transparenz und Beteiligung herbeizufuumlhren Dieses Prinzip ist im akademischen Bereich nicht neu und aumlhnelt zB auch dem Konzept von Open Ac-cess23 Oumlffentliche Institutionen die in hohem Maszlige durch Steuergelder finanziert werden produzieren groszlige Datenmengen zu denen ua statistische Daten For-schungs- und Kulturdaten gehoumlren Liegen diese als offene Daten vor koumlnnen sie auf vielfaumlltige Weise fuumlr Forschung Wissenschaft Bildung und Wirtschaft weitergenutzt werden

23 Open Access beschreibt den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen und anderen Materialien im Netz S auch Freie Universitaumlt Berlin et al (2019) Open Access URL httpsopen-accessnetstartseite (Stand 05082019)

Dialing the right mix open source principles and collaboration CC-BY-SA 20

by Christina Hardison for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway6555465757inalbum-72157625612605617

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Wie Offenheit definiert ist und wie man in diesem Zusammenhang die groumlszligtmoumlgliche Zugaumlnglichkeit und Nutzbarkeit digitaler Informationen sicherstellen kann ist in der Open Definition24 der Open Knowledge Foundation festgehalten bdquoDigitale Daten und Inhalte sind dann offen wenn sie von allen gleichermaszligen frei genutzt kombiniert und weiterverbreitet werden koumlnnen ndash maximal eingeschraumlnkt durch die Pflicht der Namensnennung undoder der Weitergabe unter gleichen Bedingungenrdquo25

Die vier wichtigsten Bedingungen der Open Definition sind

Universelle Beteiligung Jede Person muss in der Lage sein die Daten zu nutzen wiederzuverwenden und weiterzugeben Es darf keine Diskriminierung gegen Hand-lungsfelder Personen oder Gruppen vorliegen Die Nachnutzung darf also nicht auf einzelne Bereiche begrenzt werden (zB nur in der Bildung) noch duumlrfen bestimmte Nutzungsarten (zB fuumlr kommerzielle Zwecke) ausgeschlossen sein

Verfuumlgbarkeit und Zugang Die diskriminierungsfreie Verfuumlgbarkeit von Daten ist ein weiteres Merkmal von offenen Daten und entspricht somit der Idee des frei zu-gaumlnglichen Wissens nutzbar fuumlr alle Dies beinhaltet dass die Zugaumlnglichkeit und Nutzung von Daten und des gesamten Werkes kostenfrei ist sodass alle Personen gleichermaszligen auf diese zugreifen koumlnnen bdquoDiskriminierungsfreildquo bedeutet auch ein Zugang ohne verpflichtenden Login Jede Person soll die Moumlglichkeiten haben Daten fuumlr den von ihr gewuumlnschten Zweck zu verwenden Das bedeutet auch dass nicht nachverfolgt oder erfragt werden sollte wofuumlr die Daten verwendet werden um Kon-trolle uumlber die Nutzungsweise auszuuumlben

Wiederverwendung und Nachnutzung Die Daten muumlssen unter denjenigen Bedin-gungen bereitgestellt werden die die Wiederverwendung Nachnutzung und Verbin-dung mit anderen Datensaumltzen erlauben Eine Bedingung ist dabei dass die Daten dafuumlr maschinenlesbar sein muumlssen Eine weitere Bedingung ist die Verwendung von Datenmodellen und -standards

Die Aktualitaumlt offener Daten entscheidet (mit) uumlber den praktischen Nutzwert der darauf aufbauenden digitalen Projekte und ist ein wichtiger Faktor fuumlr die Akzeptanz der entwickelten Anwendungen Dazu gehoumlrt auch die proaktive und zeitnahe Bereit-stellung offener aktueller Daten durch eine Institution

24 Open Knowledge Foundation (2014) Open Definition URL httpopendefinitionorgoddeutsch (Stand 22022014)

25 Vgl ebd

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6 ALLES WAS RECHT IST ndash LIZENZIERUNG VON KULTURDATEN

bdquoLizenzen machen halt vor Grenzen offene Daten jedoch nichtldquo26

Auch fuumlr digitale Cultural Commons gibt es Regeln fuumlr die Bereitstellung und Nut-zung der digitalen Wissensressourcen Diese Regeln definieren wie und in welcher Form digitales Kulturgut fuumlr andere zur Verfuumlgung gestellt wird und welchen Bedin-gungen die Nutzung unterliegt Die Nutzungs- und Bereitstellungsregeln dieser Kul-turressourcen umfassen daher immer Rechte am geistigen Eigentum (insbesonde-re Urheberrechte) Offene Lizenzen ermoumlglichen eine abgestufte Wahrnehmung von Rechten vom urheberrechtlichen Standard bdquoAlle Rechte vorbehaltenldquo hin zu bdquoManche Rechte vorbehaltenldquo der Creative-Commons-Lizenzen bzw bdquoKeine Rechte vorbehal-tenldquo fuumlr den Bereich der Public Domain

26 Prante Joumlrg Fraunhofer Fokus (2013) Stand der Lizenznutzung auf ausgewaumlhlten Datenportalen URL httpopen-datafokusfraunhoferdestand-der-lizenznutzung-auf-ausgewahlten- datenportalen (Stand 30082015)

Creative Commons a vessel ideas CC-BY-SA 20 by perpetualplum

httpswwwflickrcomphotosopensourceway8249753855

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

61 Wer oder was ist Creative Commons

Creative Commons (CC) ist sowohl eine amerikanische Non-Profit-Organisation als auch ein internationales Netzwerk von Juristen-innen Aktivisten-innen und Krea-tiven die sich fuumlr eine Weiterverwendung digitaler Daten einsetzen Creative-Com-mons-Lizenzen basieren auf dem bestehenden Urheberrecht und stellen den Ver-such dar sich dem Ideal einer Wissens- oder Kreativallmende in Form eines moumlglichst groszligen Pools an alternativ lizenzierten Werken anzunaumlhern

Rechteinhaber-innen die Werke unter eine CC-Lizenz stellen raumlumen anderen be-stimmte Nutzungsmoumlglichkeiten ein die sonst ndash ohne eine aktive Lizenzierung ndash vor-behalten blieben Gleichzeitig beruumlcksichtigen die CC-Lizenzen staumlrker die unter-schiedlichen Interessen der Urheber-innen die entscheiden wie andere ihre Werke nutzen weitergeben und verwerten koumlnnen Zu den bekanntesten offenen Lizenzen gehoumlren die GNU General Public License fuumlr Open Source Software sowie Creative Commons (kreative Allmende) fuumlr alle urheberrechtlich schuumltzbaren Werke

62 Die Lizenzmodelle27

CC-BY Namensnennung Es ist wichtig eine Lizenz zu finden die fuumlr die Art des zu oumlffnenden Materials angemessen ist Die Anforderung bei der Nachnutzung eines Artikels Gedichts oder Essays Urheber-innen korrekt zu benennen ist tief verankert in den Richtlinien der guten wissenschaftlichen Praxis Der Hinweis auf den Urheber oder die Urheberin die Namensnennung also ist in der Wissenschaft verpflichtend im Kulturbereich wertvoll als Referenz auf die datenbereitstellende Institution Neben dem Hinweis auf Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz enthaumllt diese CC-Variante keine weiteren Einschraumlnkungen fuumlr die Nutzer-innen Diese sind in der Verwendung des Werkes frei und koumlnnen es in jeder erdenklichen Form bear-beiten verbreiten verbessern und darauf aufbauen sowie es kommerziell verwerten Damit ist die Nutzung eines Werkes zB in Remixes oder Mashups moumlglich

CC-BY-SA Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Auch diese Lizenz erlaubt sowohl die Bearbeitung eines Werkes als auch die kommerziel-le Nutzung Bearbeitungen duumlrfen aber nur unter den gleichen Lizenzbestimmun-gen veroumlffentlicht werden Alle neuen Werke die auf dem urspruumlnglichen Werk

27 Vgl dazu ausfuumlhrlicher Wikimedia Deutschland iRightsInfo (Stand 2012) Freies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen URL httpirightsinfouserfilesCC-NC_Leitfaden_webpdf (Stand 08032014)

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aufbauen muumlssen unter derselben Lizenz stehen Diese Lizenz wird oft mit ldquoCopyleftrdquo- Lizenzen im Bereich freier und Open-Source-Software verglichen Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz sind anzugeben28

CC-BY-ND Namensnennung keine Bearbeitung Die Autor-innen sind wie in den oben genannten Lizenzen zu benennen Diese Lizenz gestattet keine Bearbeitungen eine kommerzielle Nutzung ist hingegen erlaubt

28 Creative Commons (2015) Licenses URL httpscreativecommonsorglicenses (Stand 17092015)

CC-Lizenzen auf einem Blick CC-BY- SA 30 via Foter Blog httpfotercombloghow-to-attribute-

creative-commons-photos

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Die oben genannten Lizenzarten koumlnnen jeweils um das NC-Modul (nicht kommerzi-ell) ergaumlnzt werden Aus den drei oben beschriebenen Lizenztypen werden dadurch sechs naumlmlich noch zusaumltzlich CC-BY-NC CC-BY-NC-SA und CC-BY-NC-ND Die ersten Lizenzen CC-BY und CC-BY-SA garantieren die groumlszligtmoumlgliche Nutzung fuumlr andere Personen die Lizenzen mit einem NC- undoder ND-Vermerk schraumlnken die Nutzungsmoumlglichkeiten ein und gelten von daher nicht als offen im Sinn der Open Definition und der Definition von freedomdefinedorg

63 Gemeinfreie Werke der Public Domain

Die Public Domain die Gemeinfreiheit oder Allmende (Commons) beinhaltet Wer-ke bei denen der urheberrechtliche Schutz abgelaufen ist bzw Inhalte die nie ur-heberrechtlich geschuumltzt waren Um die Gemeinfreiheit ins kollektive Gedaumlchtnis zu ruumlcken wird jedes Jahr am 1 Januar der Public Domain Day29 gefeiert ndash der Tag an dem Urheberrechtsfristen fuumlr aumlltere Werke auslaufen und diese in die Gemeinfreiheit uumlbergehen Diese Werke koumlnnen von nun an frei genutzt werden ohne dass jemand Kontrolle ausuumlben oder Geld fuumlr die Nutzung verlangen kann

In Deutschland und vielen anderen Laumlndern fallen Werke 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers in die Gemeinfreiheit Die Schutzfristen werden tendenziell verlaumlngert und verhindern dass die Gesellschaft von Werken der Public Domain profitieren kann Die Lizenz bdquoCC0 ndash public domain dedicatedrdquo bildet diese Gemeinfreiheit rechtlich nach und ermoumlglicht es Werke direkt in die Public Domain bedingungslos freizugeben Eine maximale Nutzungsfreiheit wird eingeraumlumt So koumlnnen in das europaumlische Kul-turdatenportal der Europeana nur CC0 lizenzierte (Meta-)Daten aufgenommen wer-den Metadaten eines Werkes sind umso nuumltzlicher je besser sie mit anderen Daten verknuumlpft werden koumlnnen Ein weiteres Beispiel fuumlr die Entlassung eines Werkes in die Public Domain ist das World Wide Web selbst Haumltte sein Erfinder Tim Berners-Lee das World Wide Web 1993 nicht in die Public Domain entlassen so waumlre es nur fuumlr einen sehr eingeschraumlnkten Personenkreis nutzbar und von Vorteil30 Das Problem vieler Kulturinstitutionen und oumlffentlicher Einrichtungen im Umgang mit Reproduktionen von digitalen Werken ist nicht allein juristischer Art sondern auch oftmals eine Ethikfrage Oumlffentliche Kulturinstitutionen sind zur Verbreitung und

29 Wikipedia (2019) Public Domain URL httpsenwikipediaorgwikiPublic_domain (Stand 31072019)

30 CERN (2013) The document that officially put the World Wide Web into the public domain on 30 April 1993 URL httpcdscernchrecord1164399ln=de (Stand 21022014)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

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gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 8: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

41 Gesellschaftliche Unterstuumltzung Citizen Science und Crowdsourcing

Der digitale Raum bietet neue Wege fuumlr Gemeinschaften sich an den Prozessen der Wissenserzeugung zu beteiligen Weltweit nutzen Kulturinstitutionen digitale Werk-zeuge und Methoden um Daten zu ihren Sammlungsobjekten zu erstellen sie zu praumlsentieren und somit das Wissen um ihre Bestaumlnde nachhaltig zu erweitern In kooperativen Projekten mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen werden neue Zu-sammenhaumlnge sammlungs- und bestandsuumlbergreifend erforscht

bdquoGroszlige Themen brauchen viele Koumlpfe die denken sammeln und sortierenrdquo12 Dies ist der Ansatz von Citizen Science13 bei dem die Oumlffentlichkeit und kulturinteressierte Gemeinschaften mit Expert-innen im Dialog an wissenschaftlichen Themen arbeiten Dabei nutzt man die kollektive Intelligenz (bdquocrowdsourcingldquo) um gemeinsam fuumlr be-stehende Probleme und Fragestellungen Loumlsungsansaumltze zu entwickeln Das Muse-um fuumlr Naturkunde Berlin (MfN) verfolgt diesen Ansatz in Kooperation mit dem BMBF und dem Helmholtz-Zentrum in ihrem Projekt bdquoBuumlrger schaffen Wissenrdquo14

Zivilgesellschaftliche Akteur-innen tragen dazu bei Metadaten von Digitalisaten anzureichern und zu annotieren Sie helfen Biolog-innen beim Erstellen eines Muuml-ckenatlasses15 sie verschlagworten Bilddatenbanken der Kunstgeschichte damit die Suche nach Kunstwerken einfacher moumlglich wird16 Bei dieser Kooperation entstehen Lerneffekte auf beiden Seiten durch das direkte Feedback der Nutzer-innen zu den bereitgestellten Datenbestaumlnden Breitere Beteiligungsmoumlglichkeiten wie Citizen Sci-ence und Crowdsourcing eroumlffnen Wissenszuwaumlchse fuumlr die Institutionen

12 CitizenScienceGermany (2015) CitizenScienceGermany Buumlrger forschen mit URL httpwwwcitizen-science-germanydeindexhtml Stand 30082015)

13 Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung (2014) Citizen Science Wissenschaft erreicht die Mitte der Gesellschaft URL httpwwwbmbfdede23672php (Stand 30082015)

14 Buumlrger schaffen Wissen (2015) Buumlrger schaffen Wissen Wissenschaft im Dialog URL httpwwwbuergerschaffenwissende (Stand 30082015)

15 Museum fuumlr Naturkunde Berlin (2015) Muumlcken sammeln Bilder schreiben Buumlrger schaffen Wis- sen URL httpswwwmuseumfuernaturkundeberlindepressemitteilungenmuecken-sammeln- bilder-beschreiben-buerger-schaffen-wissen (Stand 05082019)16 Buumlrger schaffen Wissen (2015) Artigo - Laien schreiben Kunstwerke

URL httpwwwbuergerschaffenwissendeprojektartigo-laien-beschreiben-kunstwerke (Stand 30082015)

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42 Mehrwert fuumlr Alle Eine Read-Write-Kultur etablieren

bdquoWe know on a deeply personal level and as a society that doing things matters - whether itlsquos for practical purposes economic gain education or just for the pure joy of itldquo17

Das Internet wird zunehmend das Mittel mit dem junge Menschen Kultur erfahren Es gibt eine groszlige Fuumllle an zeitgenoumlssischen Kulturinhalten Filme Musik und Bilder Kulturerbe ist in dieser Landschaft verhaumlltnismaumlszligig unterrepraumlsentiert weshalb es immer wichtiger wird neue Beteiligungsformen insbesondere auch fuumlr junge bdquodigital nativesldquo anzubieten Digitale Installationen Apps und alternative Veranstaltungsfor-mate wie zB bdquoTweetupsrdquo gehoumlren mittlerweile zu den erweiterten Angeboten von Kultureinrichtungen Doch sie koumlnnten auch daruumlber hinaus eine viel staumlrkere Beteili-gung an Kultur ermoumlglichen indem sie zu Foren einer Read-Write-Kultur werden wie der Jurist und Urheberrechtsexperte Lawrence Lessig in seinem Buch bdquoFree Culturerdquo beschreibt18

17 Edson Michael (2010) Museums and the Commons Helping Makers Get Stuff Done URL httpsdeslidesharenetedsonmmuseums-and-the-commons-helping-makers-get-stuff- done-6779050 (Stand 05082019)

18 Lessig Lawrence (2004) Free Culture URL httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

Citizen Participation CC-BY-SA 20 by Colleen Simon for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457791inalbum-72157628499533033

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Indem Kulturinstitutionen mit technikaffinen zum Teil noch neuen Zielgruppen wie Entwickler-innen und Designer-innen eng zusammenarbeiten und ihre digitalen Wissensressourcen offen zur Verfuumlgung stellen koumlnnen neue Perspektiven auf das (digitale) Kulturerbe entstehen Das niederlaumlndische Rijksmuseum hat mit seiner Anwendung bdquoRijksstudioldquo19 genau dieses Szenario verfolgt und ist als Vorreiterinstitu-tion weltweit bekannt geworden Digitale Anwendungen wie Apps Spiele Dienstleis-tungen und Visualisierungen schaffen neue Mehrwerte fuumlr andere Menschen aber auch fuumlr die Institutionen selbst Durch die Anwendungen wird die Kommunikation uumlber die Sammlungsobjekte verbessert und eine interaktive Auseinandersetzung mit den Objekten ermoumlglicht20

43 Institutionelle Sichtbarkeit erhoumlhen Bestehende Community-Plattformen nutzen

Es gibt zahlreiche Portale und Plattformen auf denen sich eine aktive Gemeinschaft mit digitalen Objekten und den dazugehoumlrigen beschreibenden Daten (Metadaten) bereits auseinandersetzt Kulturinstitutionen koumlnnten diese Gemeinschaften in ihre Arbeit einbinden und davon profitieren Zu den bekanntesten Plattformen fuumlr Kul-turdaten in Deutschlang bzw Europa zaumlhlen ua die Deutsche Digitale Bibliothek und Europeana die mit ihren verschiedenen Projekten rund um die bereitgestellten Kulturdaten die Nachnutzung digitaler Artefakte foumlrdern Durch eine Beteiligung an diesen Plattformen mit offenen Kulturdaten steigt die Bekanntheit der Institutionen und ihrer Bestaumlnde Mehr Besucher-innen finden zur Webseite der Einrichtungen zu-ruumlck21 Dies belegt das weltweit groumlszligte Wissensportal in 285 Sprachen die Wikipedia Nur frei zugaumlngliche und nutzbare Bilder Texte Videos und Audiodateien koumlnnen in der weltweit groumlszligten Enzyklopaumldie verwendet werden Durch das Anbieten von Da-ten auf bspw Wikipedia werden mehr Webseiten von Kulturinstitution aufgerufen22 Vor allem kleine Kultureinrichtungen haben hierbei die Chance mehr Sichtbarkeit im lokalen und internationalen Kontext zu erreichen

19 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

20 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Abfrage 22022015) und s auch Lessig Lawrence (2004) Free Culture httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

21 Vgl ua Sander Oliver Archivar Heft 2 (2010) bdquoDer Bund mit Wikildquo ndash Erfahrungen aus der Kooperation zwischen dem Bundesarchiv und Wikimedia URL httpfiz1fh-potsdamdevolltextarchivar11163pdf (Stand 20112015)

22 Vgl ebd

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5 WIE WERDEN AUS DATEN OFFENE DATEN

Das uumlbergeordnete gesellschaftspolitische Ziel der Befuumlrworter-innen von bdquoOpen Dataldquo bzw bdquooffenen Datenldquo ist es einen Wandel im Verhaumlltnis von Buumlrger-innen und Staat hin zu mehr Transparenz und Beteiligung herbeizufuumlhren Dieses Prinzip ist im akademischen Bereich nicht neu und aumlhnelt zB auch dem Konzept von Open Ac-cess23 Oumlffentliche Institutionen die in hohem Maszlige durch Steuergelder finanziert werden produzieren groszlige Datenmengen zu denen ua statistische Daten For-schungs- und Kulturdaten gehoumlren Liegen diese als offene Daten vor koumlnnen sie auf vielfaumlltige Weise fuumlr Forschung Wissenschaft Bildung und Wirtschaft weitergenutzt werden

23 Open Access beschreibt den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen und anderen Materialien im Netz S auch Freie Universitaumlt Berlin et al (2019) Open Access URL httpsopen-accessnetstartseite (Stand 05082019)

Dialing the right mix open source principles and collaboration CC-BY-SA 20

by Christina Hardison for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway6555465757inalbum-72157625612605617

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Wie Offenheit definiert ist und wie man in diesem Zusammenhang die groumlszligtmoumlgliche Zugaumlnglichkeit und Nutzbarkeit digitaler Informationen sicherstellen kann ist in der Open Definition24 der Open Knowledge Foundation festgehalten bdquoDigitale Daten und Inhalte sind dann offen wenn sie von allen gleichermaszligen frei genutzt kombiniert und weiterverbreitet werden koumlnnen ndash maximal eingeschraumlnkt durch die Pflicht der Namensnennung undoder der Weitergabe unter gleichen Bedingungenrdquo25

Die vier wichtigsten Bedingungen der Open Definition sind

Universelle Beteiligung Jede Person muss in der Lage sein die Daten zu nutzen wiederzuverwenden und weiterzugeben Es darf keine Diskriminierung gegen Hand-lungsfelder Personen oder Gruppen vorliegen Die Nachnutzung darf also nicht auf einzelne Bereiche begrenzt werden (zB nur in der Bildung) noch duumlrfen bestimmte Nutzungsarten (zB fuumlr kommerzielle Zwecke) ausgeschlossen sein

Verfuumlgbarkeit und Zugang Die diskriminierungsfreie Verfuumlgbarkeit von Daten ist ein weiteres Merkmal von offenen Daten und entspricht somit der Idee des frei zu-gaumlnglichen Wissens nutzbar fuumlr alle Dies beinhaltet dass die Zugaumlnglichkeit und Nutzung von Daten und des gesamten Werkes kostenfrei ist sodass alle Personen gleichermaszligen auf diese zugreifen koumlnnen bdquoDiskriminierungsfreildquo bedeutet auch ein Zugang ohne verpflichtenden Login Jede Person soll die Moumlglichkeiten haben Daten fuumlr den von ihr gewuumlnschten Zweck zu verwenden Das bedeutet auch dass nicht nachverfolgt oder erfragt werden sollte wofuumlr die Daten verwendet werden um Kon-trolle uumlber die Nutzungsweise auszuuumlben

Wiederverwendung und Nachnutzung Die Daten muumlssen unter denjenigen Bedin-gungen bereitgestellt werden die die Wiederverwendung Nachnutzung und Verbin-dung mit anderen Datensaumltzen erlauben Eine Bedingung ist dabei dass die Daten dafuumlr maschinenlesbar sein muumlssen Eine weitere Bedingung ist die Verwendung von Datenmodellen und -standards

Die Aktualitaumlt offener Daten entscheidet (mit) uumlber den praktischen Nutzwert der darauf aufbauenden digitalen Projekte und ist ein wichtiger Faktor fuumlr die Akzeptanz der entwickelten Anwendungen Dazu gehoumlrt auch die proaktive und zeitnahe Bereit-stellung offener aktueller Daten durch eine Institution

24 Open Knowledge Foundation (2014) Open Definition URL httpopendefinitionorgoddeutsch (Stand 22022014)

25 Vgl ebd

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6 ALLES WAS RECHT IST ndash LIZENZIERUNG VON KULTURDATEN

bdquoLizenzen machen halt vor Grenzen offene Daten jedoch nichtldquo26

Auch fuumlr digitale Cultural Commons gibt es Regeln fuumlr die Bereitstellung und Nut-zung der digitalen Wissensressourcen Diese Regeln definieren wie und in welcher Form digitales Kulturgut fuumlr andere zur Verfuumlgung gestellt wird und welchen Bedin-gungen die Nutzung unterliegt Die Nutzungs- und Bereitstellungsregeln dieser Kul-turressourcen umfassen daher immer Rechte am geistigen Eigentum (insbesonde-re Urheberrechte) Offene Lizenzen ermoumlglichen eine abgestufte Wahrnehmung von Rechten vom urheberrechtlichen Standard bdquoAlle Rechte vorbehaltenldquo hin zu bdquoManche Rechte vorbehaltenldquo der Creative-Commons-Lizenzen bzw bdquoKeine Rechte vorbehal-tenldquo fuumlr den Bereich der Public Domain

26 Prante Joumlrg Fraunhofer Fokus (2013) Stand der Lizenznutzung auf ausgewaumlhlten Datenportalen URL httpopen-datafokusfraunhoferdestand-der-lizenznutzung-auf-ausgewahlten- datenportalen (Stand 30082015)

Creative Commons a vessel ideas CC-BY-SA 20 by perpetualplum

httpswwwflickrcomphotosopensourceway8249753855

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

61 Wer oder was ist Creative Commons

Creative Commons (CC) ist sowohl eine amerikanische Non-Profit-Organisation als auch ein internationales Netzwerk von Juristen-innen Aktivisten-innen und Krea-tiven die sich fuumlr eine Weiterverwendung digitaler Daten einsetzen Creative-Com-mons-Lizenzen basieren auf dem bestehenden Urheberrecht und stellen den Ver-such dar sich dem Ideal einer Wissens- oder Kreativallmende in Form eines moumlglichst groszligen Pools an alternativ lizenzierten Werken anzunaumlhern

Rechteinhaber-innen die Werke unter eine CC-Lizenz stellen raumlumen anderen be-stimmte Nutzungsmoumlglichkeiten ein die sonst ndash ohne eine aktive Lizenzierung ndash vor-behalten blieben Gleichzeitig beruumlcksichtigen die CC-Lizenzen staumlrker die unter-schiedlichen Interessen der Urheber-innen die entscheiden wie andere ihre Werke nutzen weitergeben und verwerten koumlnnen Zu den bekanntesten offenen Lizenzen gehoumlren die GNU General Public License fuumlr Open Source Software sowie Creative Commons (kreative Allmende) fuumlr alle urheberrechtlich schuumltzbaren Werke

62 Die Lizenzmodelle27

CC-BY Namensnennung Es ist wichtig eine Lizenz zu finden die fuumlr die Art des zu oumlffnenden Materials angemessen ist Die Anforderung bei der Nachnutzung eines Artikels Gedichts oder Essays Urheber-innen korrekt zu benennen ist tief verankert in den Richtlinien der guten wissenschaftlichen Praxis Der Hinweis auf den Urheber oder die Urheberin die Namensnennung also ist in der Wissenschaft verpflichtend im Kulturbereich wertvoll als Referenz auf die datenbereitstellende Institution Neben dem Hinweis auf Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz enthaumllt diese CC-Variante keine weiteren Einschraumlnkungen fuumlr die Nutzer-innen Diese sind in der Verwendung des Werkes frei und koumlnnen es in jeder erdenklichen Form bear-beiten verbreiten verbessern und darauf aufbauen sowie es kommerziell verwerten Damit ist die Nutzung eines Werkes zB in Remixes oder Mashups moumlglich

CC-BY-SA Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Auch diese Lizenz erlaubt sowohl die Bearbeitung eines Werkes als auch die kommerziel-le Nutzung Bearbeitungen duumlrfen aber nur unter den gleichen Lizenzbestimmun-gen veroumlffentlicht werden Alle neuen Werke die auf dem urspruumlnglichen Werk

27 Vgl dazu ausfuumlhrlicher Wikimedia Deutschland iRightsInfo (Stand 2012) Freies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen URL httpirightsinfouserfilesCC-NC_Leitfaden_webpdf (Stand 08032014)

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aufbauen muumlssen unter derselben Lizenz stehen Diese Lizenz wird oft mit ldquoCopyleftrdquo- Lizenzen im Bereich freier und Open-Source-Software verglichen Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz sind anzugeben28

CC-BY-ND Namensnennung keine Bearbeitung Die Autor-innen sind wie in den oben genannten Lizenzen zu benennen Diese Lizenz gestattet keine Bearbeitungen eine kommerzielle Nutzung ist hingegen erlaubt

28 Creative Commons (2015) Licenses URL httpscreativecommonsorglicenses (Stand 17092015)

CC-Lizenzen auf einem Blick CC-BY- SA 30 via Foter Blog httpfotercombloghow-to-attribute-

creative-commons-photos

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Die oben genannten Lizenzarten koumlnnen jeweils um das NC-Modul (nicht kommerzi-ell) ergaumlnzt werden Aus den drei oben beschriebenen Lizenztypen werden dadurch sechs naumlmlich noch zusaumltzlich CC-BY-NC CC-BY-NC-SA und CC-BY-NC-ND Die ersten Lizenzen CC-BY und CC-BY-SA garantieren die groumlszligtmoumlgliche Nutzung fuumlr andere Personen die Lizenzen mit einem NC- undoder ND-Vermerk schraumlnken die Nutzungsmoumlglichkeiten ein und gelten von daher nicht als offen im Sinn der Open Definition und der Definition von freedomdefinedorg

63 Gemeinfreie Werke der Public Domain

Die Public Domain die Gemeinfreiheit oder Allmende (Commons) beinhaltet Wer-ke bei denen der urheberrechtliche Schutz abgelaufen ist bzw Inhalte die nie ur-heberrechtlich geschuumltzt waren Um die Gemeinfreiheit ins kollektive Gedaumlchtnis zu ruumlcken wird jedes Jahr am 1 Januar der Public Domain Day29 gefeiert ndash der Tag an dem Urheberrechtsfristen fuumlr aumlltere Werke auslaufen und diese in die Gemeinfreiheit uumlbergehen Diese Werke koumlnnen von nun an frei genutzt werden ohne dass jemand Kontrolle ausuumlben oder Geld fuumlr die Nutzung verlangen kann

In Deutschland und vielen anderen Laumlndern fallen Werke 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers in die Gemeinfreiheit Die Schutzfristen werden tendenziell verlaumlngert und verhindern dass die Gesellschaft von Werken der Public Domain profitieren kann Die Lizenz bdquoCC0 ndash public domain dedicatedrdquo bildet diese Gemeinfreiheit rechtlich nach und ermoumlglicht es Werke direkt in die Public Domain bedingungslos freizugeben Eine maximale Nutzungsfreiheit wird eingeraumlumt So koumlnnen in das europaumlische Kul-turdatenportal der Europeana nur CC0 lizenzierte (Meta-)Daten aufgenommen wer-den Metadaten eines Werkes sind umso nuumltzlicher je besser sie mit anderen Daten verknuumlpft werden koumlnnen Ein weiteres Beispiel fuumlr die Entlassung eines Werkes in die Public Domain ist das World Wide Web selbst Haumltte sein Erfinder Tim Berners-Lee das World Wide Web 1993 nicht in die Public Domain entlassen so waumlre es nur fuumlr einen sehr eingeschraumlnkten Personenkreis nutzbar und von Vorteil30 Das Problem vieler Kulturinstitutionen und oumlffentlicher Einrichtungen im Umgang mit Reproduktionen von digitalen Werken ist nicht allein juristischer Art sondern auch oftmals eine Ethikfrage Oumlffentliche Kulturinstitutionen sind zur Verbreitung und

29 Wikipedia (2019) Public Domain URL httpsenwikipediaorgwikiPublic_domain (Stand 31072019)

30 CERN (2013) The document that officially put the World Wide Web into the public domain on 30 April 1993 URL httpcdscernchrecord1164399ln=de (Stand 21022014)

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Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde17267618286inal-

bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde16671064674inal-

bum-72157652210235402

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 9: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

42 Mehrwert fuumlr Alle Eine Read-Write-Kultur etablieren

bdquoWe know on a deeply personal level and as a society that doing things matters - whether itlsquos for practical purposes economic gain education or just for the pure joy of itldquo17

Das Internet wird zunehmend das Mittel mit dem junge Menschen Kultur erfahren Es gibt eine groszlige Fuumllle an zeitgenoumlssischen Kulturinhalten Filme Musik und Bilder Kulturerbe ist in dieser Landschaft verhaumlltnismaumlszligig unterrepraumlsentiert weshalb es immer wichtiger wird neue Beteiligungsformen insbesondere auch fuumlr junge bdquodigital nativesldquo anzubieten Digitale Installationen Apps und alternative Veranstaltungsfor-mate wie zB bdquoTweetupsrdquo gehoumlren mittlerweile zu den erweiterten Angeboten von Kultureinrichtungen Doch sie koumlnnten auch daruumlber hinaus eine viel staumlrkere Beteili-gung an Kultur ermoumlglichen indem sie zu Foren einer Read-Write-Kultur werden wie der Jurist und Urheberrechtsexperte Lawrence Lessig in seinem Buch bdquoFree Culturerdquo beschreibt18

17 Edson Michael (2010) Museums and the Commons Helping Makers Get Stuff Done URL httpsdeslidesharenetedsonmmuseums-and-the-commons-helping-makers-get-stuff- done-6779050 (Stand 05082019)

18 Lessig Lawrence (2004) Free Culture URL httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

Citizen Participation CC-BY-SA 20 by Colleen Simon for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457791inalbum-72157628499533033

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Indem Kulturinstitutionen mit technikaffinen zum Teil noch neuen Zielgruppen wie Entwickler-innen und Designer-innen eng zusammenarbeiten und ihre digitalen Wissensressourcen offen zur Verfuumlgung stellen koumlnnen neue Perspektiven auf das (digitale) Kulturerbe entstehen Das niederlaumlndische Rijksmuseum hat mit seiner Anwendung bdquoRijksstudioldquo19 genau dieses Szenario verfolgt und ist als Vorreiterinstitu-tion weltweit bekannt geworden Digitale Anwendungen wie Apps Spiele Dienstleis-tungen und Visualisierungen schaffen neue Mehrwerte fuumlr andere Menschen aber auch fuumlr die Institutionen selbst Durch die Anwendungen wird die Kommunikation uumlber die Sammlungsobjekte verbessert und eine interaktive Auseinandersetzung mit den Objekten ermoumlglicht20

43 Institutionelle Sichtbarkeit erhoumlhen Bestehende Community-Plattformen nutzen

Es gibt zahlreiche Portale und Plattformen auf denen sich eine aktive Gemeinschaft mit digitalen Objekten und den dazugehoumlrigen beschreibenden Daten (Metadaten) bereits auseinandersetzt Kulturinstitutionen koumlnnten diese Gemeinschaften in ihre Arbeit einbinden und davon profitieren Zu den bekanntesten Plattformen fuumlr Kul-turdaten in Deutschlang bzw Europa zaumlhlen ua die Deutsche Digitale Bibliothek und Europeana die mit ihren verschiedenen Projekten rund um die bereitgestellten Kulturdaten die Nachnutzung digitaler Artefakte foumlrdern Durch eine Beteiligung an diesen Plattformen mit offenen Kulturdaten steigt die Bekanntheit der Institutionen und ihrer Bestaumlnde Mehr Besucher-innen finden zur Webseite der Einrichtungen zu-ruumlck21 Dies belegt das weltweit groumlszligte Wissensportal in 285 Sprachen die Wikipedia Nur frei zugaumlngliche und nutzbare Bilder Texte Videos und Audiodateien koumlnnen in der weltweit groumlszligten Enzyklopaumldie verwendet werden Durch das Anbieten von Da-ten auf bspw Wikipedia werden mehr Webseiten von Kulturinstitution aufgerufen22 Vor allem kleine Kultureinrichtungen haben hierbei die Chance mehr Sichtbarkeit im lokalen und internationalen Kontext zu erreichen

19 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

20 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Abfrage 22022015) und s auch Lessig Lawrence (2004) Free Culture httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

21 Vgl ua Sander Oliver Archivar Heft 2 (2010) bdquoDer Bund mit Wikildquo ndash Erfahrungen aus der Kooperation zwischen dem Bundesarchiv und Wikimedia URL httpfiz1fh-potsdamdevolltextarchivar11163pdf (Stand 20112015)

22 Vgl ebd

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

5 WIE WERDEN AUS DATEN OFFENE DATEN

Das uumlbergeordnete gesellschaftspolitische Ziel der Befuumlrworter-innen von bdquoOpen Dataldquo bzw bdquooffenen Datenldquo ist es einen Wandel im Verhaumlltnis von Buumlrger-innen und Staat hin zu mehr Transparenz und Beteiligung herbeizufuumlhren Dieses Prinzip ist im akademischen Bereich nicht neu und aumlhnelt zB auch dem Konzept von Open Ac-cess23 Oumlffentliche Institutionen die in hohem Maszlige durch Steuergelder finanziert werden produzieren groszlige Datenmengen zu denen ua statistische Daten For-schungs- und Kulturdaten gehoumlren Liegen diese als offene Daten vor koumlnnen sie auf vielfaumlltige Weise fuumlr Forschung Wissenschaft Bildung und Wirtschaft weitergenutzt werden

23 Open Access beschreibt den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen und anderen Materialien im Netz S auch Freie Universitaumlt Berlin et al (2019) Open Access URL httpsopen-accessnetstartseite (Stand 05082019)

Dialing the right mix open source principles and collaboration CC-BY-SA 20

by Christina Hardison for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway6555465757inalbum-72157625612605617

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Wie Offenheit definiert ist und wie man in diesem Zusammenhang die groumlszligtmoumlgliche Zugaumlnglichkeit und Nutzbarkeit digitaler Informationen sicherstellen kann ist in der Open Definition24 der Open Knowledge Foundation festgehalten bdquoDigitale Daten und Inhalte sind dann offen wenn sie von allen gleichermaszligen frei genutzt kombiniert und weiterverbreitet werden koumlnnen ndash maximal eingeschraumlnkt durch die Pflicht der Namensnennung undoder der Weitergabe unter gleichen Bedingungenrdquo25

Die vier wichtigsten Bedingungen der Open Definition sind

Universelle Beteiligung Jede Person muss in der Lage sein die Daten zu nutzen wiederzuverwenden und weiterzugeben Es darf keine Diskriminierung gegen Hand-lungsfelder Personen oder Gruppen vorliegen Die Nachnutzung darf also nicht auf einzelne Bereiche begrenzt werden (zB nur in der Bildung) noch duumlrfen bestimmte Nutzungsarten (zB fuumlr kommerzielle Zwecke) ausgeschlossen sein

Verfuumlgbarkeit und Zugang Die diskriminierungsfreie Verfuumlgbarkeit von Daten ist ein weiteres Merkmal von offenen Daten und entspricht somit der Idee des frei zu-gaumlnglichen Wissens nutzbar fuumlr alle Dies beinhaltet dass die Zugaumlnglichkeit und Nutzung von Daten und des gesamten Werkes kostenfrei ist sodass alle Personen gleichermaszligen auf diese zugreifen koumlnnen bdquoDiskriminierungsfreildquo bedeutet auch ein Zugang ohne verpflichtenden Login Jede Person soll die Moumlglichkeiten haben Daten fuumlr den von ihr gewuumlnschten Zweck zu verwenden Das bedeutet auch dass nicht nachverfolgt oder erfragt werden sollte wofuumlr die Daten verwendet werden um Kon-trolle uumlber die Nutzungsweise auszuuumlben

Wiederverwendung und Nachnutzung Die Daten muumlssen unter denjenigen Bedin-gungen bereitgestellt werden die die Wiederverwendung Nachnutzung und Verbin-dung mit anderen Datensaumltzen erlauben Eine Bedingung ist dabei dass die Daten dafuumlr maschinenlesbar sein muumlssen Eine weitere Bedingung ist die Verwendung von Datenmodellen und -standards

Die Aktualitaumlt offener Daten entscheidet (mit) uumlber den praktischen Nutzwert der darauf aufbauenden digitalen Projekte und ist ein wichtiger Faktor fuumlr die Akzeptanz der entwickelten Anwendungen Dazu gehoumlrt auch die proaktive und zeitnahe Bereit-stellung offener aktueller Daten durch eine Institution

24 Open Knowledge Foundation (2014) Open Definition URL httpopendefinitionorgoddeutsch (Stand 22022014)

25 Vgl ebd

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6 ALLES WAS RECHT IST ndash LIZENZIERUNG VON KULTURDATEN

bdquoLizenzen machen halt vor Grenzen offene Daten jedoch nichtldquo26

Auch fuumlr digitale Cultural Commons gibt es Regeln fuumlr die Bereitstellung und Nut-zung der digitalen Wissensressourcen Diese Regeln definieren wie und in welcher Form digitales Kulturgut fuumlr andere zur Verfuumlgung gestellt wird und welchen Bedin-gungen die Nutzung unterliegt Die Nutzungs- und Bereitstellungsregeln dieser Kul-turressourcen umfassen daher immer Rechte am geistigen Eigentum (insbesonde-re Urheberrechte) Offene Lizenzen ermoumlglichen eine abgestufte Wahrnehmung von Rechten vom urheberrechtlichen Standard bdquoAlle Rechte vorbehaltenldquo hin zu bdquoManche Rechte vorbehaltenldquo der Creative-Commons-Lizenzen bzw bdquoKeine Rechte vorbehal-tenldquo fuumlr den Bereich der Public Domain

26 Prante Joumlrg Fraunhofer Fokus (2013) Stand der Lizenznutzung auf ausgewaumlhlten Datenportalen URL httpopen-datafokusfraunhoferdestand-der-lizenznutzung-auf-ausgewahlten- datenportalen (Stand 30082015)

Creative Commons a vessel ideas CC-BY-SA 20 by perpetualplum

httpswwwflickrcomphotosopensourceway8249753855

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

61 Wer oder was ist Creative Commons

Creative Commons (CC) ist sowohl eine amerikanische Non-Profit-Organisation als auch ein internationales Netzwerk von Juristen-innen Aktivisten-innen und Krea-tiven die sich fuumlr eine Weiterverwendung digitaler Daten einsetzen Creative-Com-mons-Lizenzen basieren auf dem bestehenden Urheberrecht und stellen den Ver-such dar sich dem Ideal einer Wissens- oder Kreativallmende in Form eines moumlglichst groszligen Pools an alternativ lizenzierten Werken anzunaumlhern

Rechteinhaber-innen die Werke unter eine CC-Lizenz stellen raumlumen anderen be-stimmte Nutzungsmoumlglichkeiten ein die sonst ndash ohne eine aktive Lizenzierung ndash vor-behalten blieben Gleichzeitig beruumlcksichtigen die CC-Lizenzen staumlrker die unter-schiedlichen Interessen der Urheber-innen die entscheiden wie andere ihre Werke nutzen weitergeben und verwerten koumlnnen Zu den bekanntesten offenen Lizenzen gehoumlren die GNU General Public License fuumlr Open Source Software sowie Creative Commons (kreative Allmende) fuumlr alle urheberrechtlich schuumltzbaren Werke

62 Die Lizenzmodelle27

CC-BY Namensnennung Es ist wichtig eine Lizenz zu finden die fuumlr die Art des zu oumlffnenden Materials angemessen ist Die Anforderung bei der Nachnutzung eines Artikels Gedichts oder Essays Urheber-innen korrekt zu benennen ist tief verankert in den Richtlinien der guten wissenschaftlichen Praxis Der Hinweis auf den Urheber oder die Urheberin die Namensnennung also ist in der Wissenschaft verpflichtend im Kulturbereich wertvoll als Referenz auf die datenbereitstellende Institution Neben dem Hinweis auf Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz enthaumllt diese CC-Variante keine weiteren Einschraumlnkungen fuumlr die Nutzer-innen Diese sind in der Verwendung des Werkes frei und koumlnnen es in jeder erdenklichen Form bear-beiten verbreiten verbessern und darauf aufbauen sowie es kommerziell verwerten Damit ist die Nutzung eines Werkes zB in Remixes oder Mashups moumlglich

CC-BY-SA Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Auch diese Lizenz erlaubt sowohl die Bearbeitung eines Werkes als auch die kommerziel-le Nutzung Bearbeitungen duumlrfen aber nur unter den gleichen Lizenzbestimmun-gen veroumlffentlicht werden Alle neuen Werke die auf dem urspruumlnglichen Werk

27 Vgl dazu ausfuumlhrlicher Wikimedia Deutschland iRightsInfo (Stand 2012) Freies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen URL httpirightsinfouserfilesCC-NC_Leitfaden_webpdf (Stand 08032014)

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aufbauen muumlssen unter derselben Lizenz stehen Diese Lizenz wird oft mit ldquoCopyleftrdquo- Lizenzen im Bereich freier und Open-Source-Software verglichen Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz sind anzugeben28

CC-BY-ND Namensnennung keine Bearbeitung Die Autor-innen sind wie in den oben genannten Lizenzen zu benennen Diese Lizenz gestattet keine Bearbeitungen eine kommerzielle Nutzung ist hingegen erlaubt

28 Creative Commons (2015) Licenses URL httpscreativecommonsorglicenses (Stand 17092015)

CC-Lizenzen auf einem Blick CC-BY- SA 30 via Foter Blog httpfotercombloghow-to-attribute-

creative-commons-photos

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Die oben genannten Lizenzarten koumlnnen jeweils um das NC-Modul (nicht kommerzi-ell) ergaumlnzt werden Aus den drei oben beschriebenen Lizenztypen werden dadurch sechs naumlmlich noch zusaumltzlich CC-BY-NC CC-BY-NC-SA und CC-BY-NC-ND Die ersten Lizenzen CC-BY und CC-BY-SA garantieren die groumlszligtmoumlgliche Nutzung fuumlr andere Personen die Lizenzen mit einem NC- undoder ND-Vermerk schraumlnken die Nutzungsmoumlglichkeiten ein und gelten von daher nicht als offen im Sinn der Open Definition und der Definition von freedomdefinedorg

63 Gemeinfreie Werke der Public Domain

Die Public Domain die Gemeinfreiheit oder Allmende (Commons) beinhaltet Wer-ke bei denen der urheberrechtliche Schutz abgelaufen ist bzw Inhalte die nie ur-heberrechtlich geschuumltzt waren Um die Gemeinfreiheit ins kollektive Gedaumlchtnis zu ruumlcken wird jedes Jahr am 1 Januar der Public Domain Day29 gefeiert ndash der Tag an dem Urheberrechtsfristen fuumlr aumlltere Werke auslaufen und diese in die Gemeinfreiheit uumlbergehen Diese Werke koumlnnen von nun an frei genutzt werden ohne dass jemand Kontrolle ausuumlben oder Geld fuumlr die Nutzung verlangen kann

In Deutschland und vielen anderen Laumlndern fallen Werke 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers in die Gemeinfreiheit Die Schutzfristen werden tendenziell verlaumlngert und verhindern dass die Gesellschaft von Werken der Public Domain profitieren kann Die Lizenz bdquoCC0 ndash public domain dedicatedrdquo bildet diese Gemeinfreiheit rechtlich nach und ermoumlglicht es Werke direkt in die Public Domain bedingungslos freizugeben Eine maximale Nutzungsfreiheit wird eingeraumlumt So koumlnnen in das europaumlische Kul-turdatenportal der Europeana nur CC0 lizenzierte (Meta-)Daten aufgenommen wer-den Metadaten eines Werkes sind umso nuumltzlicher je besser sie mit anderen Daten verknuumlpft werden koumlnnen Ein weiteres Beispiel fuumlr die Entlassung eines Werkes in die Public Domain ist das World Wide Web selbst Haumltte sein Erfinder Tim Berners-Lee das World Wide Web 1993 nicht in die Public Domain entlassen so waumlre es nur fuumlr einen sehr eingeschraumlnkten Personenkreis nutzbar und von Vorteil30 Das Problem vieler Kulturinstitutionen und oumlffentlicher Einrichtungen im Umgang mit Reproduktionen von digitalen Werken ist nicht allein juristischer Art sondern auch oftmals eine Ethikfrage Oumlffentliche Kulturinstitutionen sind zur Verbreitung und

29 Wikipedia (2019) Public Domain URL httpsenwikipediaorgwikiPublic_domain (Stand 31072019)

30 CERN (2013) The document that officially put the World Wide Web into the public domain on 30 April 1993 URL httpcdscernchrecord1164399ln=de (Stand 21022014)

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Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 10: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Indem Kulturinstitutionen mit technikaffinen zum Teil noch neuen Zielgruppen wie Entwickler-innen und Designer-innen eng zusammenarbeiten und ihre digitalen Wissensressourcen offen zur Verfuumlgung stellen koumlnnen neue Perspektiven auf das (digitale) Kulturerbe entstehen Das niederlaumlndische Rijksmuseum hat mit seiner Anwendung bdquoRijksstudioldquo19 genau dieses Szenario verfolgt und ist als Vorreiterinstitu-tion weltweit bekannt geworden Digitale Anwendungen wie Apps Spiele Dienstleis-tungen und Visualisierungen schaffen neue Mehrwerte fuumlr andere Menschen aber auch fuumlr die Institutionen selbst Durch die Anwendungen wird die Kommunikation uumlber die Sammlungsobjekte verbessert und eine interaktive Auseinandersetzung mit den Objekten ermoumlglicht20

43 Institutionelle Sichtbarkeit erhoumlhen Bestehende Community-Plattformen nutzen

Es gibt zahlreiche Portale und Plattformen auf denen sich eine aktive Gemeinschaft mit digitalen Objekten und den dazugehoumlrigen beschreibenden Daten (Metadaten) bereits auseinandersetzt Kulturinstitutionen koumlnnten diese Gemeinschaften in ihre Arbeit einbinden und davon profitieren Zu den bekanntesten Plattformen fuumlr Kul-turdaten in Deutschlang bzw Europa zaumlhlen ua die Deutsche Digitale Bibliothek und Europeana die mit ihren verschiedenen Projekten rund um die bereitgestellten Kulturdaten die Nachnutzung digitaler Artefakte foumlrdern Durch eine Beteiligung an diesen Plattformen mit offenen Kulturdaten steigt die Bekanntheit der Institutionen und ihrer Bestaumlnde Mehr Besucher-innen finden zur Webseite der Einrichtungen zu-ruumlck21 Dies belegt das weltweit groumlszligte Wissensportal in 285 Sprachen die Wikipedia Nur frei zugaumlngliche und nutzbare Bilder Texte Videos und Audiodateien koumlnnen in der weltweit groumlszligten Enzyklopaumldie verwendet werden Durch das Anbieten von Da-ten auf bspw Wikipedia werden mehr Webseiten von Kulturinstitution aufgerufen22 Vor allem kleine Kultureinrichtungen haben hierbei die Chance mehr Sichtbarkeit im lokalen und internationalen Kontext zu erreichen

19 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

20 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Abfrage 22022015) und s auch Lessig Lawrence (2004) Free Culture httpwwwfree-cultureccfreeculturepdf (Stand 30082015)

21 Vgl ua Sander Oliver Archivar Heft 2 (2010) bdquoDer Bund mit Wikildquo ndash Erfahrungen aus der Kooperation zwischen dem Bundesarchiv und Wikimedia URL httpfiz1fh-potsdamdevolltextarchivar11163pdf (Stand 20112015)

22 Vgl ebd

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

5 WIE WERDEN AUS DATEN OFFENE DATEN

Das uumlbergeordnete gesellschaftspolitische Ziel der Befuumlrworter-innen von bdquoOpen Dataldquo bzw bdquooffenen Datenldquo ist es einen Wandel im Verhaumlltnis von Buumlrger-innen und Staat hin zu mehr Transparenz und Beteiligung herbeizufuumlhren Dieses Prinzip ist im akademischen Bereich nicht neu und aumlhnelt zB auch dem Konzept von Open Ac-cess23 Oumlffentliche Institutionen die in hohem Maszlige durch Steuergelder finanziert werden produzieren groszlige Datenmengen zu denen ua statistische Daten For-schungs- und Kulturdaten gehoumlren Liegen diese als offene Daten vor koumlnnen sie auf vielfaumlltige Weise fuumlr Forschung Wissenschaft Bildung und Wirtschaft weitergenutzt werden

23 Open Access beschreibt den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen und anderen Materialien im Netz S auch Freie Universitaumlt Berlin et al (2019) Open Access URL httpsopen-accessnetstartseite (Stand 05082019)

Dialing the right mix open source principles and collaboration CC-BY-SA 20

by Christina Hardison for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway6555465757inalbum-72157625612605617

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Wie Offenheit definiert ist und wie man in diesem Zusammenhang die groumlszligtmoumlgliche Zugaumlnglichkeit und Nutzbarkeit digitaler Informationen sicherstellen kann ist in der Open Definition24 der Open Knowledge Foundation festgehalten bdquoDigitale Daten und Inhalte sind dann offen wenn sie von allen gleichermaszligen frei genutzt kombiniert und weiterverbreitet werden koumlnnen ndash maximal eingeschraumlnkt durch die Pflicht der Namensnennung undoder der Weitergabe unter gleichen Bedingungenrdquo25

Die vier wichtigsten Bedingungen der Open Definition sind

Universelle Beteiligung Jede Person muss in der Lage sein die Daten zu nutzen wiederzuverwenden und weiterzugeben Es darf keine Diskriminierung gegen Hand-lungsfelder Personen oder Gruppen vorliegen Die Nachnutzung darf also nicht auf einzelne Bereiche begrenzt werden (zB nur in der Bildung) noch duumlrfen bestimmte Nutzungsarten (zB fuumlr kommerzielle Zwecke) ausgeschlossen sein

Verfuumlgbarkeit und Zugang Die diskriminierungsfreie Verfuumlgbarkeit von Daten ist ein weiteres Merkmal von offenen Daten und entspricht somit der Idee des frei zu-gaumlnglichen Wissens nutzbar fuumlr alle Dies beinhaltet dass die Zugaumlnglichkeit und Nutzung von Daten und des gesamten Werkes kostenfrei ist sodass alle Personen gleichermaszligen auf diese zugreifen koumlnnen bdquoDiskriminierungsfreildquo bedeutet auch ein Zugang ohne verpflichtenden Login Jede Person soll die Moumlglichkeiten haben Daten fuumlr den von ihr gewuumlnschten Zweck zu verwenden Das bedeutet auch dass nicht nachverfolgt oder erfragt werden sollte wofuumlr die Daten verwendet werden um Kon-trolle uumlber die Nutzungsweise auszuuumlben

Wiederverwendung und Nachnutzung Die Daten muumlssen unter denjenigen Bedin-gungen bereitgestellt werden die die Wiederverwendung Nachnutzung und Verbin-dung mit anderen Datensaumltzen erlauben Eine Bedingung ist dabei dass die Daten dafuumlr maschinenlesbar sein muumlssen Eine weitere Bedingung ist die Verwendung von Datenmodellen und -standards

Die Aktualitaumlt offener Daten entscheidet (mit) uumlber den praktischen Nutzwert der darauf aufbauenden digitalen Projekte und ist ein wichtiger Faktor fuumlr die Akzeptanz der entwickelten Anwendungen Dazu gehoumlrt auch die proaktive und zeitnahe Bereit-stellung offener aktueller Daten durch eine Institution

24 Open Knowledge Foundation (2014) Open Definition URL httpopendefinitionorgoddeutsch (Stand 22022014)

25 Vgl ebd

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6 ALLES WAS RECHT IST ndash LIZENZIERUNG VON KULTURDATEN

bdquoLizenzen machen halt vor Grenzen offene Daten jedoch nichtldquo26

Auch fuumlr digitale Cultural Commons gibt es Regeln fuumlr die Bereitstellung und Nut-zung der digitalen Wissensressourcen Diese Regeln definieren wie und in welcher Form digitales Kulturgut fuumlr andere zur Verfuumlgung gestellt wird und welchen Bedin-gungen die Nutzung unterliegt Die Nutzungs- und Bereitstellungsregeln dieser Kul-turressourcen umfassen daher immer Rechte am geistigen Eigentum (insbesonde-re Urheberrechte) Offene Lizenzen ermoumlglichen eine abgestufte Wahrnehmung von Rechten vom urheberrechtlichen Standard bdquoAlle Rechte vorbehaltenldquo hin zu bdquoManche Rechte vorbehaltenldquo der Creative-Commons-Lizenzen bzw bdquoKeine Rechte vorbehal-tenldquo fuumlr den Bereich der Public Domain

26 Prante Joumlrg Fraunhofer Fokus (2013) Stand der Lizenznutzung auf ausgewaumlhlten Datenportalen URL httpopen-datafokusfraunhoferdestand-der-lizenznutzung-auf-ausgewahlten- datenportalen (Stand 30082015)

Creative Commons a vessel ideas CC-BY-SA 20 by perpetualplum

httpswwwflickrcomphotosopensourceway8249753855

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

61 Wer oder was ist Creative Commons

Creative Commons (CC) ist sowohl eine amerikanische Non-Profit-Organisation als auch ein internationales Netzwerk von Juristen-innen Aktivisten-innen und Krea-tiven die sich fuumlr eine Weiterverwendung digitaler Daten einsetzen Creative-Com-mons-Lizenzen basieren auf dem bestehenden Urheberrecht und stellen den Ver-such dar sich dem Ideal einer Wissens- oder Kreativallmende in Form eines moumlglichst groszligen Pools an alternativ lizenzierten Werken anzunaumlhern

Rechteinhaber-innen die Werke unter eine CC-Lizenz stellen raumlumen anderen be-stimmte Nutzungsmoumlglichkeiten ein die sonst ndash ohne eine aktive Lizenzierung ndash vor-behalten blieben Gleichzeitig beruumlcksichtigen die CC-Lizenzen staumlrker die unter-schiedlichen Interessen der Urheber-innen die entscheiden wie andere ihre Werke nutzen weitergeben und verwerten koumlnnen Zu den bekanntesten offenen Lizenzen gehoumlren die GNU General Public License fuumlr Open Source Software sowie Creative Commons (kreative Allmende) fuumlr alle urheberrechtlich schuumltzbaren Werke

62 Die Lizenzmodelle27

CC-BY Namensnennung Es ist wichtig eine Lizenz zu finden die fuumlr die Art des zu oumlffnenden Materials angemessen ist Die Anforderung bei der Nachnutzung eines Artikels Gedichts oder Essays Urheber-innen korrekt zu benennen ist tief verankert in den Richtlinien der guten wissenschaftlichen Praxis Der Hinweis auf den Urheber oder die Urheberin die Namensnennung also ist in der Wissenschaft verpflichtend im Kulturbereich wertvoll als Referenz auf die datenbereitstellende Institution Neben dem Hinweis auf Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz enthaumllt diese CC-Variante keine weiteren Einschraumlnkungen fuumlr die Nutzer-innen Diese sind in der Verwendung des Werkes frei und koumlnnen es in jeder erdenklichen Form bear-beiten verbreiten verbessern und darauf aufbauen sowie es kommerziell verwerten Damit ist die Nutzung eines Werkes zB in Remixes oder Mashups moumlglich

CC-BY-SA Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Auch diese Lizenz erlaubt sowohl die Bearbeitung eines Werkes als auch die kommerziel-le Nutzung Bearbeitungen duumlrfen aber nur unter den gleichen Lizenzbestimmun-gen veroumlffentlicht werden Alle neuen Werke die auf dem urspruumlnglichen Werk

27 Vgl dazu ausfuumlhrlicher Wikimedia Deutschland iRightsInfo (Stand 2012) Freies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen URL httpirightsinfouserfilesCC-NC_Leitfaden_webpdf (Stand 08032014)

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aufbauen muumlssen unter derselben Lizenz stehen Diese Lizenz wird oft mit ldquoCopyleftrdquo- Lizenzen im Bereich freier und Open-Source-Software verglichen Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz sind anzugeben28

CC-BY-ND Namensnennung keine Bearbeitung Die Autor-innen sind wie in den oben genannten Lizenzen zu benennen Diese Lizenz gestattet keine Bearbeitungen eine kommerzielle Nutzung ist hingegen erlaubt

28 Creative Commons (2015) Licenses URL httpscreativecommonsorglicenses (Stand 17092015)

CC-Lizenzen auf einem Blick CC-BY- SA 30 via Foter Blog httpfotercombloghow-to-attribute-

creative-commons-photos

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Die oben genannten Lizenzarten koumlnnen jeweils um das NC-Modul (nicht kommerzi-ell) ergaumlnzt werden Aus den drei oben beschriebenen Lizenztypen werden dadurch sechs naumlmlich noch zusaumltzlich CC-BY-NC CC-BY-NC-SA und CC-BY-NC-ND Die ersten Lizenzen CC-BY und CC-BY-SA garantieren die groumlszligtmoumlgliche Nutzung fuumlr andere Personen die Lizenzen mit einem NC- undoder ND-Vermerk schraumlnken die Nutzungsmoumlglichkeiten ein und gelten von daher nicht als offen im Sinn der Open Definition und der Definition von freedomdefinedorg

63 Gemeinfreie Werke der Public Domain

Die Public Domain die Gemeinfreiheit oder Allmende (Commons) beinhaltet Wer-ke bei denen der urheberrechtliche Schutz abgelaufen ist bzw Inhalte die nie ur-heberrechtlich geschuumltzt waren Um die Gemeinfreiheit ins kollektive Gedaumlchtnis zu ruumlcken wird jedes Jahr am 1 Januar der Public Domain Day29 gefeiert ndash der Tag an dem Urheberrechtsfristen fuumlr aumlltere Werke auslaufen und diese in die Gemeinfreiheit uumlbergehen Diese Werke koumlnnen von nun an frei genutzt werden ohne dass jemand Kontrolle ausuumlben oder Geld fuumlr die Nutzung verlangen kann

In Deutschland und vielen anderen Laumlndern fallen Werke 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers in die Gemeinfreiheit Die Schutzfristen werden tendenziell verlaumlngert und verhindern dass die Gesellschaft von Werken der Public Domain profitieren kann Die Lizenz bdquoCC0 ndash public domain dedicatedrdquo bildet diese Gemeinfreiheit rechtlich nach und ermoumlglicht es Werke direkt in die Public Domain bedingungslos freizugeben Eine maximale Nutzungsfreiheit wird eingeraumlumt So koumlnnen in das europaumlische Kul-turdatenportal der Europeana nur CC0 lizenzierte (Meta-)Daten aufgenommen wer-den Metadaten eines Werkes sind umso nuumltzlicher je besser sie mit anderen Daten verknuumlpft werden koumlnnen Ein weiteres Beispiel fuumlr die Entlassung eines Werkes in die Public Domain ist das World Wide Web selbst Haumltte sein Erfinder Tim Berners-Lee das World Wide Web 1993 nicht in die Public Domain entlassen so waumlre es nur fuumlr einen sehr eingeschraumlnkten Personenkreis nutzbar und von Vorteil30 Das Problem vieler Kulturinstitutionen und oumlffentlicher Einrichtungen im Umgang mit Reproduktionen von digitalen Werken ist nicht allein juristischer Art sondern auch oftmals eine Ethikfrage Oumlffentliche Kulturinstitutionen sind zur Verbreitung und

29 Wikipedia (2019) Public Domain URL httpsenwikipediaorgwikiPublic_domain (Stand 31072019)

30 CERN (2013) The document that officially put the World Wide Web into the public domain on 30 April 1993 URL httpcdscernchrecord1164399ln=de (Stand 21022014)

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Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde17267618286inal-

bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

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Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 11: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

5 WIE WERDEN AUS DATEN OFFENE DATEN

Das uumlbergeordnete gesellschaftspolitische Ziel der Befuumlrworter-innen von bdquoOpen Dataldquo bzw bdquooffenen Datenldquo ist es einen Wandel im Verhaumlltnis von Buumlrger-innen und Staat hin zu mehr Transparenz und Beteiligung herbeizufuumlhren Dieses Prinzip ist im akademischen Bereich nicht neu und aumlhnelt zB auch dem Konzept von Open Ac-cess23 Oumlffentliche Institutionen die in hohem Maszlige durch Steuergelder finanziert werden produzieren groszlige Datenmengen zu denen ua statistische Daten For-schungs- und Kulturdaten gehoumlren Liegen diese als offene Daten vor koumlnnen sie auf vielfaumlltige Weise fuumlr Forschung Wissenschaft Bildung und Wirtschaft weitergenutzt werden

23 Open Access beschreibt den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen und anderen Materialien im Netz S auch Freie Universitaumlt Berlin et al (2019) Open Access URL httpsopen-accessnetstartseite (Stand 05082019)

Dialing the right mix open source principles and collaboration CC-BY-SA 20

by Christina Hardison for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway6555465757inalbum-72157625612605617

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Wie Offenheit definiert ist und wie man in diesem Zusammenhang die groumlszligtmoumlgliche Zugaumlnglichkeit und Nutzbarkeit digitaler Informationen sicherstellen kann ist in der Open Definition24 der Open Knowledge Foundation festgehalten bdquoDigitale Daten und Inhalte sind dann offen wenn sie von allen gleichermaszligen frei genutzt kombiniert und weiterverbreitet werden koumlnnen ndash maximal eingeschraumlnkt durch die Pflicht der Namensnennung undoder der Weitergabe unter gleichen Bedingungenrdquo25

Die vier wichtigsten Bedingungen der Open Definition sind

Universelle Beteiligung Jede Person muss in der Lage sein die Daten zu nutzen wiederzuverwenden und weiterzugeben Es darf keine Diskriminierung gegen Hand-lungsfelder Personen oder Gruppen vorliegen Die Nachnutzung darf also nicht auf einzelne Bereiche begrenzt werden (zB nur in der Bildung) noch duumlrfen bestimmte Nutzungsarten (zB fuumlr kommerzielle Zwecke) ausgeschlossen sein

Verfuumlgbarkeit und Zugang Die diskriminierungsfreie Verfuumlgbarkeit von Daten ist ein weiteres Merkmal von offenen Daten und entspricht somit der Idee des frei zu-gaumlnglichen Wissens nutzbar fuumlr alle Dies beinhaltet dass die Zugaumlnglichkeit und Nutzung von Daten und des gesamten Werkes kostenfrei ist sodass alle Personen gleichermaszligen auf diese zugreifen koumlnnen bdquoDiskriminierungsfreildquo bedeutet auch ein Zugang ohne verpflichtenden Login Jede Person soll die Moumlglichkeiten haben Daten fuumlr den von ihr gewuumlnschten Zweck zu verwenden Das bedeutet auch dass nicht nachverfolgt oder erfragt werden sollte wofuumlr die Daten verwendet werden um Kon-trolle uumlber die Nutzungsweise auszuuumlben

Wiederverwendung und Nachnutzung Die Daten muumlssen unter denjenigen Bedin-gungen bereitgestellt werden die die Wiederverwendung Nachnutzung und Verbin-dung mit anderen Datensaumltzen erlauben Eine Bedingung ist dabei dass die Daten dafuumlr maschinenlesbar sein muumlssen Eine weitere Bedingung ist die Verwendung von Datenmodellen und -standards

Die Aktualitaumlt offener Daten entscheidet (mit) uumlber den praktischen Nutzwert der darauf aufbauenden digitalen Projekte und ist ein wichtiger Faktor fuumlr die Akzeptanz der entwickelten Anwendungen Dazu gehoumlrt auch die proaktive und zeitnahe Bereit-stellung offener aktueller Daten durch eine Institution

24 Open Knowledge Foundation (2014) Open Definition URL httpopendefinitionorgoddeutsch (Stand 22022014)

25 Vgl ebd

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6 ALLES WAS RECHT IST ndash LIZENZIERUNG VON KULTURDATEN

bdquoLizenzen machen halt vor Grenzen offene Daten jedoch nichtldquo26

Auch fuumlr digitale Cultural Commons gibt es Regeln fuumlr die Bereitstellung und Nut-zung der digitalen Wissensressourcen Diese Regeln definieren wie und in welcher Form digitales Kulturgut fuumlr andere zur Verfuumlgung gestellt wird und welchen Bedin-gungen die Nutzung unterliegt Die Nutzungs- und Bereitstellungsregeln dieser Kul-turressourcen umfassen daher immer Rechte am geistigen Eigentum (insbesonde-re Urheberrechte) Offene Lizenzen ermoumlglichen eine abgestufte Wahrnehmung von Rechten vom urheberrechtlichen Standard bdquoAlle Rechte vorbehaltenldquo hin zu bdquoManche Rechte vorbehaltenldquo der Creative-Commons-Lizenzen bzw bdquoKeine Rechte vorbehal-tenldquo fuumlr den Bereich der Public Domain

26 Prante Joumlrg Fraunhofer Fokus (2013) Stand der Lizenznutzung auf ausgewaumlhlten Datenportalen URL httpopen-datafokusfraunhoferdestand-der-lizenznutzung-auf-ausgewahlten- datenportalen (Stand 30082015)

Creative Commons a vessel ideas CC-BY-SA 20 by perpetualplum

httpswwwflickrcomphotosopensourceway8249753855

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

61 Wer oder was ist Creative Commons

Creative Commons (CC) ist sowohl eine amerikanische Non-Profit-Organisation als auch ein internationales Netzwerk von Juristen-innen Aktivisten-innen und Krea-tiven die sich fuumlr eine Weiterverwendung digitaler Daten einsetzen Creative-Com-mons-Lizenzen basieren auf dem bestehenden Urheberrecht und stellen den Ver-such dar sich dem Ideal einer Wissens- oder Kreativallmende in Form eines moumlglichst groszligen Pools an alternativ lizenzierten Werken anzunaumlhern

Rechteinhaber-innen die Werke unter eine CC-Lizenz stellen raumlumen anderen be-stimmte Nutzungsmoumlglichkeiten ein die sonst ndash ohne eine aktive Lizenzierung ndash vor-behalten blieben Gleichzeitig beruumlcksichtigen die CC-Lizenzen staumlrker die unter-schiedlichen Interessen der Urheber-innen die entscheiden wie andere ihre Werke nutzen weitergeben und verwerten koumlnnen Zu den bekanntesten offenen Lizenzen gehoumlren die GNU General Public License fuumlr Open Source Software sowie Creative Commons (kreative Allmende) fuumlr alle urheberrechtlich schuumltzbaren Werke

62 Die Lizenzmodelle27

CC-BY Namensnennung Es ist wichtig eine Lizenz zu finden die fuumlr die Art des zu oumlffnenden Materials angemessen ist Die Anforderung bei der Nachnutzung eines Artikels Gedichts oder Essays Urheber-innen korrekt zu benennen ist tief verankert in den Richtlinien der guten wissenschaftlichen Praxis Der Hinweis auf den Urheber oder die Urheberin die Namensnennung also ist in der Wissenschaft verpflichtend im Kulturbereich wertvoll als Referenz auf die datenbereitstellende Institution Neben dem Hinweis auf Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz enthaumllt diese CC-Variante keine weiteren Einschraumlnkungen fuumlr die Nutzer-innen Diese sind in der Verwendung des Werkes frei und koumlnnen es in jeder erdenklichen Form bear-beiten verbreiten verbessern und darauf aufbauen sowie es kommerziell verwerten Damit ist die Nutzung eines Werkes zB in Remixes oder Mashups moumlglich

CC-BY-SA Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Auch diese Lizenz erlaubt sowohl die Bearbeitung eines Werkes als auch die kommerziel-le Nutzung Bearbeitungen duumlrfen aber nur unter den gleichen Lizenzbestimmun-gen veroumlffentlicht werden Alle neuen Werke die auf dem urspruumlnglichen Werk

27 Vgl dazu ausfuumlhrlicher Wikimedia Deutschland iRightsInfo (Stand 2012) Freies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen URL httpirightsinfouserfilesCC-NC_Leitfaden_webpdf (Stand 08032014)

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aufbauen muumlssen unter derselben Lizenz stehen Diese Lizenz wird oft mit ldquoCopyleftrdquo- Lizenzen im Bereich freier und Open-Source-Software verglichen Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz sind anzugeben28

CC-BY-ND Namensnennung keine Bearbeitung Die Autor-innen sind wie in den oben genannten Lizenzen zu benennen Diese Lizenz gestattet keine Bearbeitungen eine kommerzielle Nutzung ist hingegen erlaubt

28 Creative Commons (2015) Licenses URL httpscreativecommonsorglicenses (Stand 17092015)

CC-Lizenzen auf einem Blick CC-BY- SA 30 via Foter Blog httpfotercombloghow-to-attribute-

creative-commons-photos

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Die oben genannten Lizenzarten koumlnnen jeweils um das NC-Modul (nicht kommerzi-ell) ergaumlnzt werden Aus den drei oben beschriebenen Lizenztypen werden dadurch sechs naumlmlich noch zusaumltzlich CC-BY-NC CC-BY-NC-SA und CC-BY-NC-ND Die ersten Lizenzen CC-BY und CC-BY-SA garantieren die groumlszligtmoumlgliche Nutzung fuumlr andere Personen die Lizenzen mit einem NC- undoder ND-Vermerk schraumlnken die Nutzungsmoumlglichkeiten ein und gelten von daher nicht als offen im Sinn der Open Definition und der Definition von freedomdefinedorg

63 Gemeinfreie Werke der Public Domain

Die Public Domain die Gemeinfreiheit oder Allmende (Commons) beinhaltet Wer-ke bei denen der urheberrechtliche Schutz abgelaufen ist bzw Inhalte die nie ur-heberrechtlich geschuumltzt waren Um die Gemeinfreiheit ins kollektive Gedaumlchtnis zu ruumlcken wird jedes Jahr am 1 Januar der Public Domain Day29 gefeiert ndash der Tag an dem Urheberrechtsfristen fuumlr aumlltere Werke auslaufen und diese in die Gemeinfreiheit uumlbergehen Diese Werke koumlnnen von nun an frei genutzt werden ohne dass jemand Kontrolle ausuumlben oder Geld fuumlr die Nutzung verlangen kann

In Deutschland und vielen anderen Laumlndern fallen Werke 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers in die Gemeinfreiheit Die Schutzfristen werden tendenziell verlaumlngert und verhindern dass die Gesellschaft von Werken der Public Domain profitieren kann Die Lizenz bdquoCC0 ndash public domain dedicatedrdquo bildet diese Gemeinfreiheit rechtlich nach und ermoumlglicht es Werke direkt in die Public Domain bedingungslos freizugeben Eine maximale Nutzungsfreiheit wird eingeraumlumt So koumlnnen in das europaumlische Kul-turdatenportal der Europeana nur CC0 lizenzierte (Meta-)Daten aufgenommen wer-den Metadaten eines Werkes sind umso nuumltzlicher je besser sie mit anderen Daten verknuumlpft werden koumlnnen Ein weiteres Beispiel fuumlr die Entlassung eines Werkes in die Public Domain ist das World Wide Web selbst Haumltte sein Erfinder Tim Berners-Lee das World Wide Web 1993 nicht in die Public Domain entlassen so waumlre es nur fuumlr einen sehr eingeschraumlnkten Personenkreis nutzbar und von Vorteil30 Das Problem vieler Kulturinstitutionen und oumlffentlicher Einrichtungen im Umgang mit Reproduktionen von digitalen Werken ist nicht allein juristischer Art sondern auch oftmals eine Ethikfrage Oumlffentliche Kulturinstitutionen sind zur Verbreitung und

29 Wikipedia (2019) Public Domain URL httpsenwikipediaorgwikiPublic_domain (Stand 31072019)

30 CERN (2013) The document that officially put the World Wide Web into the public domain on 30 April 1993 URL httpcdscernchrecord1164399ln=de (Stand 21022014)

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Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde17267618286inal-

bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde16671064674inal-

bum-72157652210235402

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 12: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Wie Offenheit definiert ist und wie man in diesem Zusammenhang die groumlszligtmoumlgliche Zugaumlnglichkeit und Nutzbarkeit digitaler Informationen sicherstellen kann ist in der Open Definition24 der Open Knowledge Foundation festgehalten bdquoDigitale Daten und Inhalte sind dann offen wenn sie von allen gleichermaszligen frei genutzt kombiniert und weiterverbreitet werden koumlnnen ndash maximal eingeschraumlnkt durch die Pflicht der Namensnennung undoder der Weitergabe unter gleichen Bedingungenrdquo25

Die vier wichtigsten Bedingungen der Open Definition sind

Universelle Beteiligung Jede Person muss in der Lage sein die Daten zu nutzen wiederzuverwenden und weiterzugeben Es darf keine Diskriminierung gegen Hand-lungsfelder Personen oder Gruppen vorliegen Die Nachnutzung darf also nicht auf einzelne Bereiche begrenzt werden (zB nur in der Bildung) noch duumlrfen bestimmte Nutzungsarten (zB fuumlr kommerzielle Zwecke) ausgeschlossen sein

Verfuumlgbarkeit und Zugang Die diskriminierungsfreie Verfuumlgbarkeit von Daten ist ein weiteres Merkmal von offenen Daten und entspricht somit der Idee des frei zu-gaumlnglichen Wissens nutzbar fuumlr alle Dies beinhaltet dass die Zugaumlnglichkeit und Nutzung von Daten und des gesamten Werkes kostenfrei ist sodass alle Personen gleichermaszligen auf diese zugreifen koumlnnen bdquoDiskriminierungsfreildquo bedeutet auch ein Zugang ohne verpflichtenden Login Jede Person soll die Moumlglichkeiten haben Daten fuumlr den von ihr gewuumlnschten Zweck zu verwenden Das bedeutet auch dass nicht nachverfolgt oder erfragt werden sollte wofuumlr die Daten verwendet werden um Kon-trolle uumlber die Nutzungsweise auszuuumlben

Wiederverwendung und Nachnutzung Die Daten muumlssen unter denjenigen Bedin-gungen bereitgestellt werden die die Wiederverwendung Nachnutzung und Verbin-dung mit anderen Datensaumltzen erlauben Eine Bedingung ist dabei dass die Daten dafuumlr maschinenlesbar sein muumlssen Eine weitere Bedingung ist die Verwendung von Datenmodellen und -standards

Die Aktualitaumlt offener Daten entscheidet (mit) uumlber den praktischen Nutzwert der darauf aufbauenden digitalen Projekte und ist ein wichtiger Faktor fuumlr die Akzeptanz der entwickelten Anwendungen Dazu gehoumlrt auch die proaktive und zeitnahe Bereit-stellung offener aktueller Daten durch eine Institution

24 Open Knowledge Foundation (2014) Open Definition URL httpopendefinitionorgoddeutsch (Stand 22022014)

25 Vgl ebd

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

6 ALLES WAS RECHT IST ndash LIZENZIERUNG VON KULTURDATEN

bdquoLizenzen machen halt vor Grenzen offene Daten jedoch nichtldquo26

Auch fuumlr digitale Cultural Commons gibt es Regeln fuumlr die Bereitstellung und Nut-zung der digitalen Wissensressourcen Diese Regeln definieren wie und in welcher Form digitales Kulturgut fuumlr andere zur Verfuumlgung gestellt wird und welchen Bedin-gungen die Nutzung unterliegt Die Nutzungs- und Bereitstellungsregeln dieser Kul-turressourcen umfassen daher immer Rechte am geistigen Eigentum (insbesonde-re Urheberrechte) Offene Lizenzen ermoumlglichen eine abgestufte Wahrnehmung von Rechten vom urheberrechtlichen Standard bdquoAlle Rechte vorbehaltenldquo hin zu bdquoManche Rechte vorbehaltenldquo der Creative-Commons-Lizenzen bzw bdquoKeine Rechte vorbehal-tenldquo fuumlr den Bereich der Public Domain

26 Prante Joumlrg Fraunhofer Fokus (2013) Stand der Lizenznutzung auf ausgewaumlhlten Datenportalen URL httpopen-datafokusfraunhoferdestand-der-lizenznutzung-auf-ausgewahlten- datenportalen (Stand 30082015)

Creative Commons a vessel ideas CC-BY-SA 20 by perpetualplum

httpswwwflickrcomphotosopensourceway8249753855

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

61 Wer oder was ist Creative Commons

Creative Commons (CC) ist sowohl eine amerikanische Non-Profit-Organisation als auch ein internationales Netzwerk von Juristen-innen Aktivisten-innen und Krea-tiven die sich fuumlr eine Weiterverwendung digitaler Daten einsetzen Creative-Com-mons-Lizenzen basieren auf dem bestehenden Urheberrecht und stellen den Ver-such dar sich dem Ideal einer Wissens- oder Kreativallmende in Form eines moumlglichst groszligen Pools an alternativ lizenzierten Werken anzunaumlhern

Rechteinhaber-innen die Werke unter eine CC-Lizenz stellen raumlumen anderen be-stimmte Nutzungsmoumlglichkeiten ein die sonst ndash ohne eine aktive Lizenzierung ndash vor-behalten blieben Gleichzeitig beruumlcksichtigen die CC-Lizenzen staumlrker die unter-schiedlichen Interessen der Urheber-innen die entscheiden wie andere ihre Werke nutzen weitergeben und verwerten koumlnnen Zu den bekanntesten offenen Lizenzen gehoumlren die GNU General Public License fuumlr Open Source Software sowie Creative Commons (kreative Allmende) fuumlr alle urheberrechtlich schuumltzbaren Werke

62 Die Lizenzmodelle27

CC-BY Namensnennung Es ist wichtig eine Lizenz zu finden die fuumlr die Art des zu oumlffnenden Materials angemessen ist Die Anforderung bei der Nachnutzung eines Artikels Gedichts oder Essays Urheber-innen korrekt zu benennen ist tief verankert in den Richtlinien der guten wissenschaftlichen Praxis Der Hinweis auf den Urheber oder die Urheberin die Namensnennung also ist in der Wissenschaft verpflichtend im Kulturbereich wertvoll als Referenz auf die datenbereitstellende Institution Neben dem Hinweis auf Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz enthaumllt diese CC-Variante keine weiteren Einschraumlnkungen fuumlr die Nutzer-innen Diese sind in der Verwendung des Werkes frei und koumlnnen es in jeder erdenklichen Form bear-beiten verbreiten verbessern und darauf aufbauen sowie es kommerziell verwerten Damit ist die Nutzung eines Werkes zB in Remixes oder Mashups moumlglich

CC-BY-SA Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Auch diese Lizenz erlaubt sowohl die Bearbeitung eines Werkes als auch die kommerziel-le Nutzung Bearbeitungen duumlrfen aber nur unter den gleichen Lizenzbestimmun-gen veroumlffentlicht werden Alle neuen Werke die auf dem urspruumlnglichen Werk

27 Vgl dazu ausfuumlhrlicher Wikimedia Deutschland iRightsInfo (Stand 2012) Freies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen URL httpirightsinfouserfilesCC-NC_Leitfaden_webpdf (Stand 08032014)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

aufbauen muumlssen unter derselben Lizenz stehen Diese Lizenz wird oft mit ldquoCopyleftrdquo- Lizenzen im Bereich freier und Open-Source-Software verglichen Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz sind anzugeben28

CC-BY-ND Namensnennung keine Bearbeitung Die Autor-innen sind wie in den oben genannten Lizenzen zu benennen Diese Lizenz gestattet keine Bearbeitungen eine kommerzielle Nutzung ist hingegen erlaubt

28 Creative Commons (2015) Licenses URL httpscreativecommonsorglicenses (Stand 17092015)

CC-Lizenzen auf einem Blick CC-BY- SA 30 via Foter Blog httpfotercombloghow-to-attribute-

creative-commons-photos

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Die oben genannten Lizenzarten koumlnnen jeweils um das NC-Modul (nicht kommerzi-ell) ergaumlnzt werden Aus den drei oben beschriebenen Lizenztypen werden dadurch sechs naumlmlich noch zusaumltzlich CC-BY-NC CC-BY-NC-SA und CC-BY-NC-ND Die ersten Lizenzen CC-BY und CC-BY-SA garantieren die groumlszligtmoumlgliche Nutzung fuumlr andere Personen die Lizenzen mit einem NC- undoder ND-Vermerk schraumlnken die Nutzungsmoumlglichkeiten ein und gelten von daher nicht als offen im Sinn der Open Definition und der Definition von freedomdefinedorg

63 Gemeinfreie Werke der Public Domain

Die Public Domain die Gemeinfreiheit oder Allmende (Commons) beinhaltet Wer-ke bei denen der urheberrechtliche Schutz abgelaufen ist bzw Inhalte die nie ur-heberrechtlich geschuumltzt waren Um die Gemeinfreiheit ins kollektive Gedaumlchtnis zu ruumlcken wird jedes Jahr am 1 Januar der Public Domain Day29 gefeiert ndash der Tag an dem Urheberrechtsfristen fuumlr aumlltere Werke auslaufen und diese in die Gemeinfreiheit uumlbergehen Diese Werke koumlnnen von nun an frei genutzt werden ohne dass jemand Kontrolle ausuumlben oder Geld fuumlr die Nutzung verlangen kann

In Deutschland und vielen anderen Laumlndern fallen Werke 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers in die Gemeinfreiheit Die Schutzfristen werden tendenziell verlaumlngert und verhindern dass die Gesellschaft von Werken der Public Domain profitieren kann Die Lizenz bdquoCC0 ndash public domain dedicatedrdquo bildet diese Gemeinfreiheit rechtlich nach und ermoumlglicht es Werke direkt in die Public Domain bedingungslos freizugeben Eine maximale Nutzungsfreiheit wird eingeraumlumt So koumlnnen in das europaumlische Kul-turdatenportal der Europeana nur CC0 lizenzierte (Meta-)Daten aufgenommen wer-den Metadaten eines Werkes sind umso nuumltzlicher je besser sie mit anderen Daten verknuumlpft werden koumlnnen Ein weiteres Beispiel fuumlr die Entlassung eines Werkes in die Public Domain ist das World Wide Web selbst Haumltte sein Erfinder Tim Berners-Lee das World Wide Web 1993 nicht in die Public Domain entlassen so waumlre es nur fuumlr einen sehr eingeschraumlnkten Personenkreis nutzbar und von Vorteil30 Das Problem vieler Kulturinstitutionen und oumlffentlicher Einrichtungen im Umgang mit Reproduktionen von digitalen Werken ist nicht allein juristischer Art sondern auch oftmals eine Ethikfrage Oumlffentliche Kulturinstitutionen sind zur Verbreitung und

29 Wikipedia (2019) Public Domain URL httpsenwikipediaorgwikiPublic_domain (Stand 31072019)

30 CERN (2013) The document that officially put the World Wide Web into the public domain on 30 April 1993 URL httpcdscernchrecord1164399ln=de (Stand 21022014)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde17267618286inal-

bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 13: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

6 ALLES WAS RECHT IST ndash LIZENZIERUNG VON KULTURDATEN

bdquoLizenzen machen halt vor Grenzen offene Daten jedoch nichtldquo26

Auch fuumlr digitale Cultural Commons gibt es Regeln fuumlr die Bereitstellung und Nut-zung der digitalen Wissensressourcen Diese Regeln definieren wie und in welcher Form digitales Kulturgut fuumlr andere zur Verfuumlgung gestellt wird und welchen Bedin-gungen die Nutzung unterliegt Die Nutzungs- und Bereitstellungsregeln dieser Kul-turressourcen umfassen daher immer Rechte am geistigen Eigentum (insbesonde-re Urheberrechte) Offene Lizenzen ermoumlglichen eine abgestufte Wahrnehmung von Rechten vom urheberrechtlichen Standard bdquoAlle Rechte vorbehaltenldquo hin zu bdquoManche Rechte vorbehaltenldquo der Creative-Commons-Lizenzen bzw bdquoKeine Rechte vorbehal-tenldquo fuumlr den Bereich der Public Domain

26 Prante Joumlrg Fraunhofer Fokus (2013) Stand der Lizenznutzung auf ausgewaumlhlten Datenportalen URL httpopen-datafokusfraunhoferdestand-der-lizenznutzung-auf-ausgewahlten- datenportalen (Stand 30082015)

Creative Commons a vessel ideas CC-BY-SA 20 by perpetualplum

httpswwwflickrcomphotosopensourceway8249753855

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

61 Wer oder was ist Creative Commons

Creative Commons (CC) ist sowohl eine amerikanische Non-Profit-Organisation als auch ein internationales Netzwerk von Juristen-innen Aktivisten-innen und Krea-tiven die sich fuumlr eine Weiterverwendung digitaler Daten einsetzen Creative-Com-mons-Lizenzen basieren auf dem bestehenden Urheberrecht und stellen den Ver-such dar sich dem Ideal einer Wissens- oder Kreativallmende in Form eines moumlglichst groszligen Pools an alternativ lizenzierten Werken anzunaumlhern

Rechteinhaber-innen die Werke unter eine CC-Lizenz stellen raumlumen anderen be-stimmte Nutzungsmoumlglichkeiten ein die sonst ndash ohne eine aktive Lizenzierung ndash vor-behalten blieben Gleichzeitig beruumlcksichtigen die CC-Lizenzen staumlrker die unter-schiedlichen Interessen der Urheber-innen die entscheiden wie andere ihre Werke nutzen weitergeben und verwerten koumlnnen Zu den bekanntesten offenen Lizenzen gehoumlren die GNU General Public License fuumlr Open Source Software sowie Creative Commons (kreative Allmende) fuumlr alle urheberrechtlich schuumltzbaren Werke

62 Die Lizenzmodelle27

CC-BY Namensnennung Es ist wichtig eine Lizenz zu finden die fuumlr die Art des zu oumlffnenden Materials angemessen ist Die Anforderung bei der Nachnutzung eines Artikels Gedichts oder Essays Urheber-innen korrekt zu benennen ist tief verankert in den Richtlinien der guten wissenschaftlichen Praxis Der Hinweis auf den Urheber oder die Urheberin die Namensnennung also ist in der Wissenschaft verpflichtend im Kulturbereich wertvoll als Referenz auf die datenbereitstellende Institution Neben dem Hinweis auf Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz enthaumllt diese CC-Variante keine weiteren Einschraumlnkungen fuumlr die Nutzer-innen Diese sind in der Verwendung des Werkes frei und koumlnnen es in jeder erdenklichen Form bear-beiten verbreiten verbessern und darauf aufbauen sowie es kommerziell verwerten Damit ist die Nutzung eines Werkes zB in Remixes oder Mashups moumlglich

CC-BY-SA Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Auch diese Lizenz erlaubt sowohl die Bearbeitung eines Werkes als auch die kommerziel-le Nutzung Bearbeitungen duumlrfen aber nur unter den gleichen Lizenzbestimmun-gen veroumlffentlicht werden Alle neuen Werke die auf dem urspruumlnglichen Werk

27 Vgl dazu ausfuumlhrlicher Wikimedia Deutschland iRightsInfo (Stand 2012) Freies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen URL httpirightsinfouserfilesCC-NC_Leitfaden_webpdf (Stand 08032014)

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aufbauen muumlssen unter derselben Lizenz stehen Diese Lizenz wird oft mit ldquoCopyleftrdquo- Lizenzen im Bereich freier und Open-Source-Software verglichen Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz sind anzugeben28

CC-BY-ND Namensnennung keine Bearbeitung Die Autor-innen sind wie in den oben genannten Lizenzen zu benennen Diese Lizenz gestattet keine Bearbeitungen eine kommerzielle Nutzung ist hingegen erlaubt

28 Creative Commons (2015) Licenses URL httpscreativecommonsorglicenses (Stand 17092015)

CC-Lizenzen auf einem Blick CC-BY- SA 30 via Foter Blog httpfotercombloghow-to-attribute-

creative-commons-photos

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Die oben genannten Lizenzarten koumlnnen jeweils um das NC-Modul (nicht kommerzi-ell) ergaumlnzt werden Aus den drei oben beschriebenen Lizenztypen werden dadurch sechs naumlmlich noch zusaumltzlich CC-BY-NC CC-BY-NC-SA und CC-BY-NC-ND Die ersten Lizenzen CC-BY und CC-BY-SA garantieren die groumlszligtmoumlgliche Nutzung fuumlr andere Personen die Lizenzen mit einem NC- undoder ND-Vermerk schraumlnken die Nutzungsmoumlglichkeiten ein und gelten von daher nicht als offen im Sinn der Open Definition und der Definition von freedomdefinedorg

63 Gemeinfreie Werke der Public Domain

Die Public Domain die Gemeinfreiheit oder Allmende (Commons) beinhaltet Wer-ke bei denen der urheberrechtliche Schutz abgelaufen ist bzw Inhalte die nie ur-heberrechtlich geschuumltzt waren Um die Gemeinfreiheit ins kollektive Gedaumlchtnis zu ruumlcken wird jedes Jahr am 1 Januar der Public Domain Day29 gefeiert ndash der Tag an dem Urheberrechtsfristen fuumlr aumlltere Werke auslaufen und diese in die Gemeinfreiheit uumlbergehen Diese Werke koumlnnen von nun an frei genutzt werden ohne dass jemand Kontrolle ausuumlben oder Geld fuumlr die Nutzung verlangen kann

In Deutschland und vielen anderen Laumlndern fallen Werke 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers in die Gemeinfreiheit Die Schutzfristen werden tendenziell verlaumlngert und verhindern dass die Gesellschaft von Werken der Public Domain profitieren kann Die Lizenz bdquoCC0 ndash public domain dedicatedrdquo bildet diese Gemeinfreiheit rechtlich nach und ermoumlglicht es Werke direkt in die Public Domain bedingungslos freizugeben Eine maximale Nutzungsfreiheit wird eingeraumlumt So koumlnnen in das europaumlische Kul-turdatenportal der Europeana nur CC0 lizenzierte (Meta-)Daten aufgenommen wer-den Metadaten eines Werkes sind umso nuumltzlicher je besser sie mit anderen Daten verknuumlpft werden koumlnnen Ein weiteres Beispiel fuumlr die Entlassung eines Werkes in die Public Domain ist das World Wide Web selbst Haumltte sein Erfinder Tim Berners-Lee das World Wide Web 1993 nicht in die Public Domain entlassen so waumlre es nur fuumlr einen sehr eingeschraumlnkten Personenkreis nutzbar und von Vorteil30 Das Problem vieler Kulturinstitutionen und oumlffentlicher Einrichtungen im Umgang mit Reproduktionen von digitalen Werken ist nicht allein juristischer Art sondern auch oftmals eine Ethikfrage Oumlffentliche Kulturinstitutionen sind zur Verbreitung und

29 Wikipedia (2019) Public Domain URL httpsenwikipediaorgwikiPublic_domain (Stand 31072019)

30 CERN (2013) The document that officially put the World Wide Web into the public domain on 30 April 1993 URL httpcdscernchrecord1164399ln=de (Stand 21022014)

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Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

33

Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde17267618286inal-

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Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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bum-72157652210235402

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 14: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

61 Wer oder was ist Creative Commons

Creative Commons (CC) ist sowohl eine amerikanische Non-Profit-Organisation als auch ein internationales Netzwerk von Juristen-innen Aktivisten-innen und Krea-tiven die sich fuumlr eine Weiterverwendung digitaler Daten einsetzen Creative-Com-mons-Lizenzen basieren auf dem bestehenden Urheberrecht und stellen den Ver-such dar sich dem Ideal einer Wissens- oder Kreativallmende in Form eines moumlglichst groszligen Pools an alternativ lizenzierten Werken anzunaumlhern

Rechteinhaber-innen die Werke unter eine CC-Lizenz stellen raumlumen anderen be-stimmte Nutzungsmoumlglichkeiten ein die sonst ndash ohne eine aktive Lizenzierung ndash vor-behalten blieben Gleichzeitig beruumlcksichtigen die CC-Lizenzen staumlrker die unter-schiedlichen Interessen der Urheber-innen die entscheiden wie andere ihre Werke nutzen weitergeben und verwerten koumlnnen Zu den bekanntesten offenen Lizenzen gehoumlren die GNU General Public License fuumlr Open Source Software sowie Creative Commons (kreative Allmende) fuumlr alle urheberrechtlich schuumltzbaren Werke

62 Die Lizenzmodelle27

CC-BY Namensnennung Es ist wichtig eine Lizenz zu finden die fuumlr die Art des zu oumlffnenden Materials angemessen ist Die Anforderung bei der Nachnutzung eines Artikels Gedichts oder Essays Urheber-innen korrekt zu benennen ist tief verankert in den Richtlinien der guten wissenschaftlichen Praxis Der Hinweis auf den Urheber oder die Urheberin die Namensnennung also ist in der Wissenschaft verpflichtend im Kulturbereich wertvoll als Referenz auf die datenbereitstellende Institution Neben dem Hinweis auf Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz enthaumllt diese CC-Variante keine weiteren Einschraumlnkungen fuumlr die Nutzer-innen Diese sind in der Verwendung des Werkes frei und koumlnnen es in jeder erdenklichen Form bear-beiten verbreiten verbessern und darauf aufbauen sowie es kommerziell verwerten Damit ist die Nutzung eines Werkes zB in Remixes oder Mashups moumlglich

CC-BY-SA Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Auch diese Lizenz erlaubt sowohl die Bearbeitung eines Werkes als auch die kommerziel-le Nutzung Bearbeitungen duumlrfen aber nur unter den gleichen Lizenzbestimmun-gen veroumlffentlicht werden Alle neuen Werke die auf dem urspruumlnglichen Werk

27 Vgl dazu ausfuumlhrlicher Wikimedia Deutschland iRightsInfo (Stand 2012) Freies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen URL httpirightsinfouserfilesCC-NC_Leitfaden_webpdf (Stand 08032014)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

aufbauen muumlssen unter derselben Lizenz stehen Diese Lizenz wird oft mit ldquoCopyleftrdquo- Lizenzen im Bereich freier und Open-Source-Software verglichen Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz sind anzugeben28

CC-BY-ND Namensnennung keine Bearbeitung Die Autor-innen sind wie in den oben genannten Lizenzen zu benennen Diese Lizenz gestattet keine Bearbeitungen eine kommerzielle Nutzung ist hingegen erlaubt

28 Creative Commons (2015) Licenses URL httpscreativecommonsorglicenses (Stand 17092015)

CC-Lizenzen auf einem Blick CC-BY- SA 30 via Foter Blog httpfotercombloghow-to-attribute-

creative-commons-photos

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Die oben genannten Lizenzarten koumlnnen jeweils um das NC-Modul (nicht kommerzi-ell) ergaumlnzt werden Aus den drei oben beschriebenen Lizenztypen werden dadurch sechs naumlmlich noch zusaumltzlich CC-BY-NC CC-BY-NC-SA und CC-BY-NC-ND Die ersten Lizenzen CC-BY und CC-BY-SA garantieren die groumlszligtmoumlgliche Nutzung fuumlr andere Personen die Lizenzen mit einem NC- undoder ND-Vermerk schraumlnken die Nutzungsmoumlglichkeiten ein und gelten von daher nicht als offen im Sinn der Open Definition und der Definition von freedomdefinedorg

63 Gemeinfreie Werke der Public Domain

Die Public Domain die Gemeinfreiheit oder Allmende (Commons) beinhaltet Wer-ke bei denen der urheberrechtliche Schutz abgelaufen ist bzw Inhalte die nie ur-heberrechtlich geschuumltzt waren Um die Gemeinfreiheit ins kollektive Gedaumlchtnis zu ruumlcken wird jedes Jahr am 1 Januar der Public Domain Day29 gefeiert ndash der Tag an dem Urheberrechtsfristen fuumlr aumlltere Werke auslaufen und diese in die Gemeinfreiheit uumlbergehen Diese Werke koumlnnen von nun an frei genutzt werden ohne dass jemand Kontrolle ausuumlben oder Geld fuumlr die Nutzung verlangen kann

In Deutschland und vielen anderen Laumlndern fallen Werke 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers in die Gemeinfreiheit Die Schutzfristen werden tendenziell verlaumlngert und verhindern dass die Gesellschaft von Werken der Public Domain profitieren kann Die Lizenz bdquoCC0 ndash public domain dedicatedrdquo bildet diese Gemeinfreiheit rechtlich nach und ermoumlglicht es Werke direkt in die Public Domain bedingungslos freizugeben Eine maximale Nutzungsfreiheit wird eingeraumlumt So koumlnnen in das europaumlische Kul-turdatenportal der Europeana nur CC0 lizenzierte (Meta-)Daten aufgenommen wer-den Metadaten eines Werkes sind umso nuumltzlicher je besser sie mit anderen Daten verknuumlpft werden koumlnnen Ein weiteres Beispiel fuumlr die Entlassung eines Werkes in die Public Domain ist das World Wide Web selbst Haumltte sein Erfinder Tim Berners-Lee das World Wide Web 1993 nicht in die Public Domain entlassen so waumlre es nur fuumlr einen sehr eingeschraumlnkten Personenkreis nutzbar und von Vorteil30 Das Problem vieler Kulturinstitutionen und oumlffentlicher Einrichtungen im Umgang mit Reproduktionen von digitalen Werken ist nicht allein juristischer Art sondern auch oftmals eine Ethikfrage Oumlffentliche Kulturinstitutionen sind zur Verbreitung und

29 Wikipedia (2019) Public Domain URL httpsenwikipediaorgwikiPublic_domain (Stand 31072019)

30 CERN (2013) The document that officially put the World Wide Web into the public domain on 30 April 1993 URL httpcdscernchrecord1164399ln=de (Stand 21022014)

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Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde17267618286inal-

bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde16671064674inal-

bum-72157652210235402

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 15: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

aufbauen muumlssen unter derselben Lizenz stehen Diese Lizenz wird oft mit ldquoCopyleftrdquo- Lizenzen im Bereich freier und Open-Source-Software verglichen Autor-innen Quelle Rechteinhaber-innen und die Lizenz sind anzugeben28

CC-BY-ND Namensnennung keine Bearbeitung Die Autor-innen sind wie in den oben genannten Lizenzen zu benennen Diese Lizenz gestattet keine Bearbeitungen eine kommerzielle Nutzung ist hingegen erlaubt

28 Creative Commons (2015) Licenses URL httpscreativecommonsorglicenses (Stand 17092015)

CC-Lizenzen auf einem Blick CC-BY- SA 30 via Foter Blog httpfotercombloghow-to-attribute-

creative-commons-photos

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Die oben genannten Lizenzarten koumlnnen jeweils um das NC-Modul (nicht kommerzi-ell) ergaumlnzt werden Aus den drei oben beschriebenen Lizenztypen werden dadurch sechs naumlmlich noch zusaumltzlich CC-BY-NC CC-BY-NC-SA und CC-BY-NC-ND Die ersten Lizenzen CC-BY und CC-BY-SA garantieren die groumlszligtmoumlgliche Nutzung fuumlr andere Personen die Lizenzen mit einem NC- undoder ND-Vermerk schraumlnken die Nutzungsmoumlglichkeiten ein und gelten von daher nicht als offen im Sinn der Open Definition und der Definition von freedomdefinedorg

63 Gemeinfreie Werke der Public Domain

Die Public Domain die Gemeinfreiheit oder Allmende (Commons) beinhaltet Wer-ke bei denen der urheberrechtliche Schutz abgelaufen ist bzw Inhalte die nie ur-heberrechtlich geschuumltzt waren Um die Gemeinfreiheit ins kollektive Gedaumlchtnis zu ruumlcken wird jedes Jahr am 1 Januar der Public Domain Day29 gefeiert ndash der Tag an dem Urheberrechtsfristen fuumlr aumlltere Werke auslaufen und diese in die Gemeinfreiheit uumlbergehen Diese Werke koumlnnen von nun an frei genutzt werden ohne dass jemand Kontrolle ausuumlben oder Geld fuumlr die Nutzung verlangen kann

In Deutschland und vielen anderen Laumlndern fallen Werke 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers in die Gemeinfreiheit Die Schutzfristen werden tendenziell verlaumlngert und verhindern dass die Gesellschaft von Werken der Public Domain profitieren kann Die Lizenz bdquoCC0 ndash public domain dedicatedrdquo bildet diese Gemeinfreiheit rechtlich nach und ermoumlglicht es Werke direkt in die Public Domain bedingungslos freizugeben Eine maximale Nutzungsfreiheit wird eingeraumlumt So koumlnnen in das europaumlische Kul-turdatenportal der Europeana nur CC0 lizenzierte (Meta-)Daten aufgenommen wer-den Metadaten eines Werkes sind umso nuumltzlicher je besser sie mit anderen Daten verknuumlpft werden koumlnnen Ein weiteres Beispiel fuumlr die Entlassung eines Werkes in die Public Domain ist das World Wide Web selbst Haumltte sein Erfinder Tim Berners-Lee das World Wide Web 1993 nicht in die Public Domain entlassen so waumlre es nur fuumlr einen sehr eingeschraumlnkten Personenkreis nutzbar und von Vorteil30 Das Problem vieler Kulturinstitutionen und oumlffentlicher Einrichtungen im Umgang mit Reproduktionen von digitalen Werken ist nicht allein juristischer Art sondern auch oftmals eine Ethikfrage Oumlffentliche Kulturinstitutionen sind zur Verbreitung und

29 Wikipedia (2019) Public Domain URL httpsenwikipediaorgwikiPublic_domain (Stand 31072019)

30 CERN (2013) The document that officially put the World Wide Web into the public domain on 30 April 1993 URL httpcdscernchrecord1164399ln=de (Stand 21022014)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

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Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 16: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Die oben genannten Lizenzarten koumlnnen jeweils um das NC-Modul (nicht kommerzi-ell) ergaumlnzt werden Aus den drei oben beschriebenen Lizenztypen werden dadurch sechs naumlmlich noch zusaumltzlich CC-BY-NC CC-BY-NC-SA und CC-BY-NC-ND Die ersten Lizenzen CC-BY und CC-BY-SA garantieren die groumlszligtmoumlgliche Nutzung fuumlr andere Personen die Lizenzen mit einem NC- undoder ND-Vermerk schraumlnken die Nutzungsmoumlglichkeiten ein und gelten von daher nicht als offen im Sinn der Open Definition und der Definition von freedomdefinedorg

63 Gemeinfreie Werke der Public Domain

Die Public Domain die Gemeinfreiheit oder Allmende (Commons) beinhaltet Wer-ke bei denen der urheberrechtliche Schutz abgelaufen ist bzw Inhalte die nie ur-heberrechtlich geschuumltzt waren Um die Gemeinfreiheit ins kollektive Gedaumlchtnis zu ruumlcken wird jedes Jahr am 1 Januar der Public Domain Day29 gefeiert ndash der Tag an dem Urheberrechtsfristen fuumlr aumlltere Werke auslaufen und diese in die Gemeinfreiheit uumlbergehen Diese Werke koumlnnen von nun an frei genutzt werden ohne dass jemand Kontrolle ausuumlben oder Geld fuumlr die Nutzung verlangen kann

In Deutschland und vielen anderen Laumlndern fallen Werke 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers in die Gemeinfreiheit Die Schutzfristen werden tendenziell verlaumlngert und verhindern dass die Gesellschaft von Werken der Public Domain profitieren kann Die Lizenz bdquoCC0 ndash public domain dedicatedrdquo bildet diese Gemeinfreiheit rechtlich nach und ermoumlglicht es Werke direkt in die Public Domain bedingungslos freizugeben Eine maximale Nutzungsfreiheit wird eingeraumlumt So koumlnnen in das europaumlische Kul-turdatenportal der Europeana nur CC0 lizenzierte (Meta-)Daten aufgenommen wer-den Metadaten eines Werkes sind umso nuumltzlicher je besser sie mit anderen Daten verknuumlpft werden koumlnnen Ein weiteres Beispiel fuumlr die Entlassung eines Werkes in die Public Domain ist das World Wide Web selbst Haumltte sein Erfinder Tim Berners-Lee das World Wide Web 1993 nicht in die Public Domain entlassen so waumlre es nur fuumlr einen sehr eingeschraumlnkten Personenkreis nutzbar und von Vorteil30 Das Problem vieler Kulturinstitutionen und oumlffentlicher Einrichtungen im Umgang mit Reproduktionen von digitalen Werken ist nicht allein juristischer Art sondern auch oftmals eine Ethikfrage Oumlffentliche Kulturinstitutionen sind zur Verbreitung und

29 Wikipedia (2019) Public Domain URL httpsenwikipediaorgwikiPublic_domain (Stand 31072019)

30 CERN (2013) The document that officially put the World Wide Web into the public domain on 30 April 1993 URL httpcdscernchrecord1164399ln=de (Stand 21022014)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

19

Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde17267618286inal-

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Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 17: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Zugaumlnglichkeit von Wissen um ihre Sammlungen verpflichtet Wenn es aber um die Bilder ihrer Bestaumlnde geht folgen sie oft einer restriktiven Politik Sie beanspruchen auch fuumlr die digitalen Reproduktionen der Public-Domain-Werke das Urheberrecht31 bspw beim Abfotografieren ihrer Sammlungsbestaumlnde Die Frage ob eine digitale Reproduktion eines Werkes der Public Domain schutzfaumlhig ist oder nicht wird immer wieder vor Gericht ausgefochten ndash wie der Fall um die Nutzung eines Portraits von Richard Wagner zwischen Wikimedia Deutschland und der Mannheimer Reiss-Engel-horn-Museen zeigt32

31 Uumlbersetzt nach Grischka Petri (2014) The Public Domain vs the Museum The Limits of Copyright and Reproductions of Two-dimensional Works of Art URL httpwwwjcms-journalcomarticles105334jcms1021217 (Stand 30082015)

32 Weitzmann John Dittmer Lisa (2018) Urteil zu gemeinfreier Kunst Kulturerbe fuumlr alle aber nicht im Netz URL httpsblogwikimediade20181220urteil-zu-gemeinfreier-kunst-kulturerbe-fuer-alle-aber-nicht-im-netz (Stand 31072019)

Urheberrechtsschutzfristen CC-BY 30 via Wikipedia Balfour Smith Canuckguy Badseed

Original image by Balfour Smith at Duke University httpwwwpublicdomaindayorgnode39

Vectorized by Bad-seed using BlankMap-World6 as a basemap

httpwwwpublicdomaindayorgsiteswwwpublicdomaindayeufilesWorld_copyright-termsjpg

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Alles was Recht ist ndash Lizenzierung von Kulturdaten

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

33

Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 18: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

7 VOM DATENBERG ZUM WISSENSFLUSSDigitale Kulturdaten sind Daten die kulturelle Sammlungen aus Kulturinstitutionen digital repraumlsentieren Daten koumlnnen Meta- und Contentdaten sein Metadaten be-schreiben digitale Artefakte und hinterlegen sie mit Hintergrundinformationen Con-tentdaten hingegen sind die digitalen Abbildungen analoger Sammlungsgegenstaumln-de die in einer wachsenden Vielzahl von Formaten vorliegen koumlnnen

Alle diese Informationen haben einen groszligen Wert fuumlr die Gesellschaft und bilden das digitale kulturelle Erbe das fuumlr gegenwaumlrtige und zukuumlnftige Generationen ge-schuumltzt verfuumlgbar gemacht und bewahrt werden sollte Doch wie unterscheiden sich diese Daten von offenen Daten Wie kann man Daten so aufbereiten dass sie von in-teressierten Personen verstanden und verarbeitet werden koumlnnen

71 Fuumlnf-Sterne-Modell offener Daten

Tim Berners-Lee Linked-Data-Initiator entwickelte ein Fuumlnf-Sterne-Modell fuumlr offene Daten33 Die folgende Tabelle beschreibt wie man in einzelnen Schritten Daten aufbe-reiten und sie hinsichtlich ihrer Struktur und des Formats verbessern kann An dem Modell erkennt man auch dass Daten erst dann bdquobesonders nuumltzlichldquo werden wenn sie im Kontext zu weiteren Daten stehen Dabei faumlllt auf dass die erste Bedingung of-fener Daten keine technische ist sondern eine offene Lizenz voraussetzt34

33 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

34 Erarbeitet nach Turner Thomas Open Semantic Web (2011) Open Data 5 Star Modell von Tim Berners-Lee URL httpopensemantic-webatdisplayOGDW63+Open-Data-5-Stern- Modell+von+Tim+Berners-Lee sowie 5 Star Open Data (2015) 5 Star Open Data URL http5stardatainfo (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde16671064674inal-

bum-72157652210235402

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 19: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Bedeutung Nutzer kann Bereitsteller kann

Daten im Web (Format egal) ohne offene Lizenz

Daten im Web (Format egal) mit offener Lizenz

Daten einsehen ausdrucken sie lokal speichern und manuell in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem aber proprietauml-rem Format (zB xls)

s ein Stern Daten mit propriertaumlrer Software weiterverarbeiten sie in andere Formate uumlbertragen

einfach veroumlffentlichen

Daten in strukturiertem nicht proprietauml-rem Format (zB csv)

s zwei Sterne Daten weiterverarbei-ten ohne auf proprie-taumlre Software angewie-sen zu sein

Daten aus seinen proprietauml-ren Formaten bereitstellen benoumltigt dazu moumlglicher- weise Konverter oder Kon-nektoren (zB MuseumPlus)

Verwendung von URLs so dass Datensets verlinkt werden koumlnnen

s drei Sterne Verbindungen mit anderen Ressourcen herstellen Lesezeichen auf Datensets legen

Daten und Datensets strukturell aufbereiten URIs fuumlr Ressourcen vergeben bekommt Daten uumlber Zugriffe und kann dementsprechend die Datenpraumlsenz optimieren

Verlinkung der eigenen Daten mit anderen Daten um Kontext herzu-stellen

s vier Sterne Daten wie Hypertext verwen-den indem ein Datum ein naumlchstes verlinkt das Datenschema ent-decken und nutzen

seine Daten fuumlr Suchma-schinen effektiv auffindbar machen und steigert somit den Verwendungswert der Daten benoumltigt Ressourcen um die Links herzustellen

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde17267618286inal-

bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde16671064674inal-

bum-72157652210235402

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 20: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

72 Datenqualitaumlt gewaumlhrleisten

Die Qualitaumlt der Daten wird durch ihre Korrektheit ihre Relevanz und ihre Verlaumlsslich-keit definiert Sie orientiert sich an den Anforderungen der Benutzer-innen und an der Situation in der die Daten benutzt werden ndash sei es intern oder extern Je hoch-wertiger die Qualitaumlt von Daten ob Content- oder Metadaten desto wahrscheinlicher ist ihre Verwendung

Bereitstellung von Inhalten Unter einer hochwertigen Datenqualitaumlt versteht man hier die Bereitstellung von hochaufgeloumlstem Material Oftmals befuumlrchten Kulturinsti-tutionen Einbuszligen in den Einnahmen und stellen nur niedrig aufgeloumlste Abbildungen von Objekten zur Verfuumlgung Doch oft erlaubt es nur eine hohe Qualitaumlt von Digitali-saten mit diesen sinnvoll zB in wissenschaftlichen Kontexten zu arbeiten Erklaumlrun-gen warum eine gute Qualitaumlt von digitalen Kulturinhalten fuumlr Nutzer-innen wichtig ist listet die Wikipedia sehr detailliert auf35 Ein Beispiel ist das Selbstportrait von Vincent van Gogh (a) Durch die Moumlglichkeit einen Bildausschnitt zu vergroumlszligern und sich in guter Qualitaumlt Details anzusehen er-kennt man eine Reflexion in van Goghs Auge Beispiel a) Vincent van Gogh

35 Wikimedia Commons (2015) Why we need high resolution media URL httpscommonswikimediaorgwikiCommonsWhy_we_need_high_resolution_media (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde17267618286inal-

bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde16671064674inal-

bum-72157652210235402

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 21: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Bei zB Gemaumllden mit vielen abgebildeten Personen (b) oder komplexen Szenen (c) haumltte man durch eine Vergroumlszligerung bspw die Moumlglichkeit einzelne Personen und Szenen zu identifizieren Auch ermoumlglicht eine hohe Aufloumlsung eine bessere Rekon-struierbarkeit und Aufbesserung beschaumldigter Motive in Digitalisaten Ein Digitalisat mit niedriger Aufloumlsung ist schwerer zu verarbeiten und wenn dieses dann doch ge-nutzt wird so ist es sehr wahrscheinlich dass das Abbild zeitnah durch eine bessere digitale Reproduktion ersetzt wird Dies bedeutet auch dass die Arbeit des Datenbe-reitstellers umsonst war

Beispiel b) Benjamin Haydon

Bildunterschriften vorige Seite

links Selbstportrait mit Feldhut Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Goghjpg

rechts Selbstportrait mit Fehldhut und Reflektion im Auge

Public Domain by Vincent van Gogh via Wikimedia Commons httpscommonswikimediaorgwiki

FileSelf-portrait_with_Felt_Hat_by_Vincent_van_Gogh_28detail_of_eye29jpg

links The Anti-Slavery Society Convention Public domain by Benjamin Robert Haydon via Wikimedia

Commons httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Anti-Slavery_Society_Convention_1840_by_

Benjamin_Robert_Haydonjpg

rechts George William Alexander Public Domain by Benjamin Haydon via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileGeorge_William_Alexanderjpg

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde17267618286inal-

bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde16671064674inal-

bum-72157652210235402

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 22: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Beispiel c) Hieronymus Bosch

Bereitstellung von Metadaten So schoumln die digitalen Abbildungen unseres Kultur-erbes auch sind ohne dazugehoumlrige Metadaten sind sie wertlos Metadaten sind der Beipackzettel der tiefergehende Informationen zu den Sammlungsobjekten beinhal-tet wie zB Urheber-innen Entstehungsdatum Art des Werkes usw36 Sie beschreiben die Objekte nicht nur an sich sondern stellen auch Kontexte zwischen ihnen her Me-tadaten erleichtern das Auffinden von Objekten und machen eine Suche erst moumlglich Metadaten koumlnnen in drei Kategorien aufgeteilt werden37

bull beschreibende Metadaten beinhalten bspw bibliografische Informationen und Informationen zum Inhalt

bull strukturelle Metadaten liefern Informationen uumlber Formate und interne Struk-turen im wesentlichen Informationen uumlber die Beziehungen zwischen verschiede-nen Objekten

bull administrative Metadaten beinhalten Informationen zu Rechten und des Zu-griffs der datenliefernden-bereitstellenden Institution

36 Von Gehlen Dirk Eine neue Version ist verfuumlgbar - Update Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur veraumlndert Metrolit Verlag Ulm 2013 S7

37 Vgl Arms William Y (2000) Digital Libraries MIT Press

The Garden of Earthly Delights Public Domain by Hieronymus Bosch via Wikimedia Commons

httpscommonswikimediaorgwikiFileThe_Garden_of_Earthly_Delights_by_Bosch_High_Resolutionjpg

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Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 23: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Nur wenige Metadaten koumlnnen fuumlr sich selbst stehen und unabhaumlngig vom origina-len Material (Bild Text Video Ton) verwendet werden Der Austausch von Metadaten uumlber Institutionsgrenzen hinweg wird relevanter fuumlr Kultur- und Wissensinstitutionen Bei der Erstellung und Pflege von Metadaten haben sich deshalb Standards38 bewaumlhrt die eine konsistente Strukturbeschreibung ermoumlglichen und nicht notwendige Infor-mationen vermeiden Man unterscheidet zwischen Modellen und deren Anwendungen Zu den Standards zaumlhlen ua Dublin Core (DC)39 fuumlr beschreibende allgemeine Metadaten Encoded Ar-chival Description (EAD)40 als Austauschformat fuumlr Erschlieszligungsdaten aus Archiven (einer Anwendung des ISAD(G)) Machine Readable Cataloguing (MARC)41 zum Aus-tausch und zur Darstellung von Bibliotheksdaten (angelehnt an die Functional Requi-rements for Bibliographic Records (FRBR)42 Lightweight Information Describing Ob-jects (LIDO)43 zur Beschreibung und als Austauschformat fuumlr alle Arten von musealen Objekten (eine Anwendung des CIDOC Contextual Reference Model)44 sowie Text En-coding Initiative (TEI)45 als Standard zur Kodierung von digitalen Texten insbesondere fuumlr die Editionswissenschaften Die Datenqualitaumlt von Metadaten kann nicht nur nach Struktur bewertet werden son-dern auch nach der Datentiefe Sind Metadaten bspw mit Normdaten wie der Ge-meinsamen Normdatei (GND) und kontrollierten Vokabularen wie dem Art amp Architec-ture Thesaurus (AAT) des Getty Research Institute verknuumlpft beinhalten sie dadurch weitere Informationen zu Personen Koumlrperschaften Geografika Sachbegriffen und Werken Inhalte von beschreibenden Metadaten enthalten entweder objektive Fakten

38 S Standards zB fuumlr Museen American Library Association (2006) Cataloging Cultural Objects A Guide to Describing Cultural Works and Their Images URL httppersonalsirmabgvladimirccoCataloging_Cultural_Objectspdf (Stand 05082019) sowie The Library of Congress (2015) VRA Core Schemas and Documentation URL httpswwwlocgovstandardsvracoreschemashtml (Stand 05082019)

39 Dublin Core Metadata Initiative (2015) Dublin Core URL httpdublincoreorg (Stand 20112015)

40 Library of Congress (2015) Encoded Archival Description URL httpwwwlocgovead (Stand 20112015)

41 Library of Congress (2013) Machine Readable Cataloguing URL httpwwwlocgovmarcumb (Stand 20112015)

42 IFLA (2008) Functional Requirements for Bibliographic Records URL httpwwwiflaorgfilesassetscataloguingfrbrfrbr_2008pdf (Stand 20112015)

43 International Council of Museums (2010) bdquoWhat is LIDOldquo URL httpnetworkicommuseumcidocworking-groupslidowhat-is-lido (Stand 21102015)

44 International Council of Museums (2014) Cidoc CRM URL httpwwwcidoc-crmorg (Stand 20112015)

45 Text Encoding Initiative (2013) TEI URL httpwwwtei-corgindexxml (Stand 20112015)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

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gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 24: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

(Maszlige zT Datierungen Titel usw) oder Verknuumlpfungen zu abstrakteren Konzepten (AAT CRM usw) Ein Akteur kann zB durch folgende Normvokabulare naumlher be-schrieben werden

Art amp Architecture Thesaurusbull agents (general) httpvocabgettyeduaat300379422bull People (Agents Facet) httpvocabgettyeduaat300024978bull Organizations (Hierarchy Name) httpvocabgettyeduaat300234770

CIDOC CRMbull actor httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE39bull person httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE21 Person httpcidoc-crmgnm

dewikiE21_Personbull group httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE74 Menschliche Gruppe httpcidoc-

crmgnmdewikiE74_Menschliche_Gruppebull legal body httpwwwcidoc-crmorgcidoc-crmE40 Juristische Person httpci-

doc-crmgnmdewikiE40_Juristische_Person

foaf bull httpxmlnscomfoafspec

GND bull Ontology httpd-nbinfostandardselementsetgndbull Person httpd-nbinfostandardselementsetgndPersonbull Literary or legendary character Literarische oder Sagengestalt httpd-nbinfo

standardselementsetgndLiteraryOrLegendaryCharacterbull Spirits Geister httpd-nbinfostandardselementsetgndSpiritsbull Group of Persons Personengruppe httpd-nbinfostandardselementset

gndGroupOfPersonsbull Corporate Body Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselementset

gndCorporateBodybull Organ of corporate body Organ einer Koumlrperschaft httpd-nbinfostandards

elementsetgndOrganOfCorporateBodybull Territorial corporate body or administrative unit Gebietskoumlrperschaft oder Ver-

waltungseinheit httpd-nbinfostandardselementsetgndTerritorialCorporateBodyOrAdministrativeUnit

bull Conference or Event Konferenz oder Veranstaltung httpd-nbinfostandardselementsetgndConferenceOrEvent

bull Fictive corporate body Fiktive Koumlrperschaft httpd-nbinfostandardselement-setgndFictiveCorporateBody

bull Family Familie httpd-nbinfostandardselementsetgndFamily

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RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

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Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 25: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

RDAbull Agent httpwwwrdaregistryinfoElementscC10002bull Person httpwwwrdaregistryinfoElementscC10004bull Corporate body httpwwwrdaregistryinfoElementscC10005bull Family httpwwwrdaregistryinfoElementscC10008

schemaorgbull Person httpsschemaorgPersonbull Organization httpsschemaorgOrganization

Normdateien wie der AAT und die GND stehen Nutzer-innen als Linked Open Data (LOD)46 zur freien Verfuumlgung Bei Linked Open Data geht es um die Verknuumlpfung von unterschiedlichen Datensets die strukturierte Metadaten enthalten sich aufeinan-der beziehen und die Kriterien der Open Definition erfuumlllen Diese Metadaten wie die GND sind uumlber einen Uniform Resource Identifier (URI) eindeutig identifiziert adres-siert und koumlnnen ebenfalls per URI auf andere Metadaten verweisen Sie ergeben ein weltweites Netz das semantische Web oder das Web of Data Das semantische Web ist ein Web aus Daten die oumlffentlich zugaumlnglich und miteinander verlinkt sind Ver-schiedene Technologien des semantischen Web ermoumlglichen es Anwendungen Da-ten anzufragen zu durchsuchen und Beziehungen zwischen den Daten herzustellen

Bei Objekten des kulturellen Erbes geht es also darum zusammen mit dem digitalen Abbild des Objekts Metadaten zur Verfuumlgung zu stellen diese mit anderen Daten-sets Konzepten und Fakten zu verknuumlpfen und somit anzureichern Sobald Datenbe-staumlnde miteinander kombiniert oder verknuumlpft werden koumlnnen neue Mehrwerte fuumlr die Nutzer-innen in- und auszligerhalb der Institutionen entstehen

Verknuumlpft man bspw ein Metadatenset (a) das Schauspieler-innen und ihre Auffuumlh-rungen enthaumllt (Name der Schauspieler-innen Name des Werks Autor-innen des Werks Ort der Auffuumlhrung Jahr der Auffuumlhrung) mit einem Metadatenset (b) das Buumlhnenwerke und ihren Entstehungszeitpunkt enthaumllt (Name des Werkes Autor-in-nen des Werkes Entstehungszeitpunkt) so lassen sich neue Erkenntnisse daraus ge-winnen47 Durch die Verknuumlpfung von Datensatz 1 und Datensatz 2 koumlnnte nun aufge-zeigt werden ob eine bestimmte Schauspielerin bzw ein bestimmter Schauspieler an

46 Europeana (2019) Linked Open Data - Introduction URL httpsproeuropeanaeupagelinked-open-data (Stand 05082019)

47 Bsp aus Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinsti-tutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-ge-daechtnisinstitutionen (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde17267618286inal-

bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde16671064674inal-

bum-72157652210235402

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 26: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

der Auffuumlhrung von eher aumllteren oder neueren Werken beteiligt war Zudem koumlnnte man aufzeigen inwiefern sich seine bzw ihre Beteiligung an aumllteren bzw neueren Werken im Laufe seines Lebens veraumlndert hat Somit entstehen gaumlnzlich neue Verbin-dungen und Interpretationsweisen von Daten da sie nicht mehr nur innerhalb einer Institution genutzt werden

Strukturierte Datenbestaumlnde lassen sich problemlos in LOD Ressourcen konvertie-ren In Kombination mit dem Resource Description Framework (RDF)48 zur Beschrei-bung strukturierter Datenbestaumlnde bietet sich eine umzusetzende Moumlglichkeit diese Daten aufzubereiten zu teilen zu exportieren und zu vernetzen49

Der eigentliche Mehrwert von Linked Open Data bzw des semantischen Webs ent-steht dann wenn durch die Herstellung neuartiger Verknuumlpfungen bestehender Me-tadaten eine neue Dienstleistung eine neuartige Visualisierung oder neue Informa-tionen bereitgestellt werden koumlnnen Im Rahmen von Linked Open Data lassen sich auch Daten aus Web 20-Anwendungen und Crowdsourcing- Ansaumltzen wie Wikipedia integrieren und visualisieren50

73 Datenformate maschinenlesbar strukturiert offen

Die Zugaumlnglichkeit der Daten unter einer offenen Lizenz ist nur der erste Schritt Da-mit Daten nicht nur durch die Urheber-innen ausgewertet und verarbeitet werden koumlnnen muumlssen diese in einem rechtlich und technisch offenen standardisierten und wohl dokumentierten Format vorliegen Sie muumlssen sinnvoll strukturiert sein Die Maschinenlesbarkeit eines Datensets sollte darauf ausgerichtet sein die Einbin-dung in Softwareanwendungen ohne viel Aufwand realisieren zu koumlnnen51 Daten in maschinenlesbaren Formaten ermoumlglichen es ihren Nutzer-innen automatisiert re-levante Informationen zu findenStrukturierte Daten koumlnnen einfach automatisiert bearbeitet sortiert und gefiltert

48 W3org (2014) RDF URL wwww3orgRDF (Stand 30082015)

49 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Offene Daten in Deutschland URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64061offene-daten-in-deutschlandp=all (Stand 30082015)

50 Estermann Beat (2015) Open Data und Crowdsourcing bei Schweizer Gedaumlchtnisinstitutionen URL httpwwwsgvwch20150206open-data-und-crowdsourcing-bei-schweizer-gedaechtnisin-stitutionen (Stand 05082019)

51 Dietrich Daniel Bundeszentrale fuumlr Politische Bildung (2011) Was sind offene Daten URL httpwwwbpbdegesellschaftmedienopendata64055was-sind-offene-datenp=all (Stand 22022015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 27: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

werden In einem strukturierten Datenset haben die einzelnen Elemente klare Be-zeichnungen Beispielsweise Name Typ Datum Standort usw fuumlr die einzelnen Spalten einer Tabelle oder einer Datenbank Semistrukturierte Daten liegen nicht in Tabellenform vor sondern sind per Auszeichnung gekennzeichnet und damit eben-falls einfach automatisiert auslesbar (und meist auch fuumlr den Menschen verstaumlndlich) Unstrukturierte Daten sind etwa Schriftstuumlcke die als Text- oder Bilddatei vorliegen (etwa PDF-Dateien und eingescannte Dokumente)

Ein offenes Format ist eine publizierte Spezifikation zum Speichern von Daten in digi-taler Form das jeden Menschen theoretisch in die Lage versetzt Maschinen anzulei-ten dh die Daten zu programmieren und sie weiterzuverarbeiten Das Verwenden offener einsehbarer Formate und eines Quellcodes schafft mehr Transparenz und Vertrauen in Bezug auf die eingesetzte Technologie52 Mithilfe offener Formate er-moumlglicht man einen ungehinderten Umgang mit Daten ohne groszlige rechtliche oder technische Abhaumlngigkeiten zu schaffen Hierbei ist allerdings auch eine gewisse Ex-pertise bzw Ausbildung notwendig Zu den populaumlrsten maschinenlesbaren offenen Formaten zaumlhlen csv xml und json53 Die Wahl der Formate richtet sich nach den Kriterien

Flexibilitaumlt Muumlssen die Daten auf eine bestimmte Art und Weise strukturiert seinVerstaumlndlichkeit Ist aus einem Datenset direkt ersichtlich was gemeint istAufwand Wie aufwendig ist die Bereitstellung eines Datenformats gibt es digitale Werkzeuge die sowohl fuumlr die Bereitstellung als auch fuumlr die Verwendung der Daten eingesetzt werden koumlnnen

CSV ist die Abkuumlrzung fuumlr bdquocomma separated valuesldquo Es handelt sich also um eine kommaseparierte Liste Dieses Format wird oft benutzt um Informationen aus beste-henden Datenbankentabellen oder -ansichten zu extrahieren Dazu werden alle Da-ten einer Zeile durch ein bestimmtes Zeichen (Separator) getrennt Klassischerweise ist dies das Komma Aus Entwickler-innenperspektive kann man zur weiteren Verar-beitung auf die verschiedenen Werte spaltenweise zugreifen In einer beispielhaften CSV-Datei kann ein Stundenplan wie folgt aussehen54

52 Vgl ebd

53 Die Beschreibung der Datenformate verfasste Knut Perseke im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo

54 Wikipedia (2015) CSV (Dateiformat) URL httpsdewikipediaorgwikiCSV_(Dateiformat) (Stand 05082019)

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde17267618286inal-

bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde16671064674inal-

bum-72157652210235402

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 28: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

In der ersten Zeile stehen die Uumlberschriften der jeweiligen Spalten Danach sind die einzelnen Daten jeweils zeilenweise gelistet CSV ist besonders fuumlr einfache Daten mit wenigen Eintraumlgen gut geeignet Viele Programme erlauben einen Export der Daten mit diesem Format zB Excel Besonders groszlige CSV-Dateien mit vielen Eintraumlgen koumln-nen einfach in mehrere einzelne Dateien problemlos aufgeteilt werden Daten koumln-nen somit nacheinander anstatt auf einmal heruntergeladen werden sodass zB Ladezeiten verkuumlrzt werden koumlnnen Dem Vorteil der leichten Implementierung steht aber die fehlende Standardisierung entgegen Es wird zB nicht dokumentiert in wel-cher Kodierung (Encoding) die verwendeten Zeichen interpretiert werden sollen (be-ruumlhmtes Mailproblem bdquoMit freundlichen GrAtildefrac14AtildeŸenldquo)

Nutzungsbeispielebull Extrahierung von Daten aus relationalen Datenbankenbull Abbildung von strukturierten kleinen Mengen von Daten (lt 10000 Datensets)bull Numerische Datensets (mind 90 der Daten sind nur Zahlen) mit der Einschraumln-

kung auf Ganzzahlen

XML steht fuumlr eXtensible Markup Language55 Es handelt sich hierbei um eine Aus-zeichnungssprache mit der auch die Darstellung von hierarchisch strukturierten Da-tenstrukturen problemlos moumlglich ist Zur Strukturierung der einzelnen Informatio-nen werden Tags (Knotennamen) eingesetzt Ein Tag beginnt mit einer oumlffnenden und endet mit einer schlieszligenden spitzen Klammer Eine einzelne Information wird von einem Start- und einem Endtag umschlossen

ltvornamegtRichardltvornamegt ltnachnamegtWagnerltnachnamegt

55 Wikipedia (2015) Extensible Markup Language URL httpsdewikipediaorgwikiExtensible_Mar-kup_Language (Stand 05082019)

Screenshot Public Domain

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde17267618286inal-

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Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde16671064674inal-

bum-72157652210235402

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 29: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Ein Endtag zeichnet sich dadurch aus dass es stets mit einem bdquoldquo beginnt Die einzel-nen Tags koumlnnen ineinander verschachtelt werden Sie koumlnnen hierarchisch struktu-riert werden

ltxml version=ldquo10ldquo encoding=ldquoUTF-8ldquo standalone=ldquoyesldquogt ltverzeichnisgt lttitelgtWikipedia Staumldteverzeichnislttitelgt lteintrag nr=ldquo1ldquogt ltstichwortgtGenfltstichwortgt lteintragstextgtGenf ist der Sitz von lteintragstextgt lteintraggt lteintrag nr=ldquo2ldquogt ltstichwortgtKoumllnltstichwortgt lteintragstextgtKoumlln ist eine Stadt die lteintragstextgt lteintraggt ltverzeichnisgt

Die Informationen stehen also immer zwischen den Tags Tags koumlnnen mit Hilfe von Attributen (einfache Werte die mit dem Starttag in Anfuumlhrungsstrichen geschrieben werden) genauer ausgezeichnet werden Die Tags selber geben an um was fuumlr eine Art von Information es sich handelt oder wie diese dargestellt werden soll (zB Para-graphen oder Hervorhebungen) Die Strukturierung der Daten wird mit einer Sche-madatei (XSD) beschrieben Hier wird aufgefuumlhrt welche Tags in welche geschachtelt werden koumlnnen Entwickler-innen wird damit die Nutzung der XML-Daten extrem erleichtert Daruumlber hinaus ist es moumlglich eine Dokumentation aus der Schemadatei zu extrahieren

Mit XML lassen sich komplexere Datenhierarchien bilden die auch von Menschen gelesen und verstanden werden koumlnnen in erster Linie sind sie aber maschinell ver-arbeitbar Die Verwendung eines XML-Formats eignet sich besonders bei hierarchi-schen Daten bei denen Unterobjekte (zB Werke) und Listenfelder (zB Farben) an-gegeben werden

Nutzungsbeispielebull Bibliotheksdatenbull Daten fuumlr die schon ein entsprechendes Schema (DTD) existiert

Im Vergleich zu XML sind bspw JSON-Dateien kleiner und kompakter JSON (JavaScript Object Notation) bezeichnet die Notation die urspruumlnglich in der Programmierspra-che JavaScript verwendet wurde nun aber in vielen Programmiersprachen eingesetzt wird JavaScript ist eine Sprache die in erster Linie fuumlr Webanwendungen eingesetzt

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde17267618286inal-

bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 30: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

wird dh um Webseiten zu bauen In JSON gibt es Objekte (assoziative Datenfelder wie Maps und Dictionaries) und Listen als moumlgliche Datentypen Listen werden mit eckigen Klammern (bdquo[bdquo-ldquo]ldquo) Objekte mit geschweiften Klammern (bdquobdquo-ldquoldquo) ausgezeich-net Listen bezeichnen Sequenzen von Inhalten die direkt hintereinander stehen Bei Objekten kann jeder Wert mit einem Schluumlssel beschrieben werden Dadurch ist es moumlglich direkt auf den Wert zuzugreifen

bdquotitelldquo bdquoWikipedia Staumldteverzeichnisldquo bdquoeintraumlgeldquo [ bdquonrldquo 1 bdquostichwortldquo bdquoGenfldquo bdquoeintragstextldquo bdquoGenf ist der Sitz von ldquo bdquonrldquo 2 bdquostichwortldquo bdquoKoumllnldquo bdquoeintragstextldquo bdquoKoumlln ist eine Stadt die ldquo ]

Das obige Beispiel ist die JSON-Variante vom zuvor beschrieben XML-Auszug Der JSON-Code ist im Vergleich zu XML viel kompakter dadurch sind die JSON-Dateien meist kleiner JSON eignet sich gut fuumlr hierarchische Daten in denen Unterobjekte (Werk) und Listenfelder (Farben) festgehalten sind Ein groszliger Vorteil dieses Formats fuumlr Programmierer-innen ist aber dass es direkt in JavaScript ohne umstaumlndliche Konvertierung verwendet werden kann Auch fuumlr andere Plattformen gibt es entspre-chende Konvertierungstools die das Verarbeiten von JSON bis zu einem hohen Grad automatisieren

Nutzungsbeispielebull Webservices (Programmierschnittstelle die uumlber das Internet abrufbar ist)bull Webseitenbull Geo-Daten fuumlr Kartenanwendungen

Ein Beispiel fuumlr die Nutzung von XML ist das bdquoRessource Description Frameworkrdquo (RDF) Die Entwickler-innen dieses Frameworks haben sich die Frage gestellt wie sich allgemeines Wissen moumlglichst intuitiv darstellen laumlsst RDF hat seinen Ursprung im World Wide Web Ein Bestandteil von RDF sind Ressourcen

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde17267618286inal-

bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde16671064674inal-

bum-72157652210235402

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

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Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 31: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

httpw3corghasEmail

httpwilhelmhau-sencomWilhelm

wilhelmweberwilhelmhausencom

Eine Ressource ist ein Objekt das sich eindeutig durch Uniform Resource Identifiers (URIs) referenzieren laumlsst Ressourcen werden durch eine beliebige Anzahl an Fak-ten beschrieben (daher Description Framework) Fakten sind die Eigenschaften der Ressource selbst oder Beziehungen zu anderen Ressourcen Die Beziehung ist dabei gerichtet Das bedeutet Ein Subjekt (zB Wilhelm als Person) hat eine Beziehung zu einem Objekt (zB E-Mail-Adresse) Die Repraumlsentation eines Faktes besteht also im Wesentlichen aus drei Teilen

Dieser Aufbau laumlsst sich anhand eines einfachen Beispiels demonstrieren Wenn eine Person naumlher beschrieben werden soll waumlre eine moumlgliche Aussage im alltaumlglichen Sprachgebrauch bdquoWilhelm hat die E-Mail-Adresse wilhelmweberwilhelmhausencomrdquo Dies lieszlige sich grafisch mit Hilfe von RDF wie folgt darstellen

Da es mehrere Wilhelms geben kann muss Wilhelm eindeutig identifiziert werden Dies geschieht mit Hilfe der oben beschriebenen URIs Eine entsprechende Aufberei-tung saumlhe dann wie folgt aus

Auffallend ist dass auch die Relation mit einer URI dargestellt wird Dadurch ist auch die Art der Relation zwischen Objekt und Subjekt eindeutig (und maschinenlesbar) XML wird zur Repraumlsentation dieser bdquoTripletsrdquo eingesetzt wobei unterschiedliche Va-rianten zur Darstellung existieren

Subjekt Relation Objekt

Wilhelmhat die Email-

Adressewilhelmweber

wilhelmhausencom

33

Vom Datenberg zum Wissensfluss

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

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Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 32: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Durch die Art der Darstellung mittels RDF koumlnnen beliebige Objekte sehr flexibel be-schrieben werden Auch Relationen zwischen beschrieben Objekten sind moumlglich Mit Hilfe von RDF kann die Bedeutung eines Objektes sowie die Verbindung zu ande-ren Objekten naumlher beschrieben werden Aus diesem Grund wird bei RDF auch von Linked Data oder dem Semantischen Web gesprochen

8 CHECKLISTE SCHRITTE ZUR OumlFFNUNG VON KULTURDATEN

Was kann man als Institution oder Mitarbeiter-in tun um offene Kulturdaten bereit-zustellen Hierbei kann man unterschiedlich vorgehen Der Ansatz eine fuumlr die Ge-samtinstitution uumlbergreifende Strategie zur Oumlffnung von Kulturdaten zu entwickeln ist zwar wuumlnschenswert doch in der Praxis hat sich gezeigt dass zu Beginn kleine Schritte wirkungsvoller sind um intern die Diskussion um die Oumlffnung von Daten an-zustoszligen und die vorhandenen Ressourcen sinnvoll zu nutzen Die Datenoumlffnung ist immer ein Lernprozess bei dem es erlaubt ist Fehler zu machen dazuzulernen und letztendlich zu staunen was aus Kulturdaten entstehen kann

Die folgenden Schritte geben eine erste Orientierung bei der Oumlffnung von Kulturda-ten Bedenken sollte man aber dass man jederzeit zu einem fruumlheren Schritt zuruumlck-kehren kann bzw dass einige Schritte auch gleichzeitig erfolgen koumlnnen

Gov 20 guide to Plone CC-BY-SA 20 by Libby Levi for opensourcecom

httpswwwflickrcomphotosopensourceway5537457391inalbum-72157628737085119

Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

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bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde16671064674inal-

bum-72157652210235402

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 33: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Schritt 1 das Thema anstoszligen

Institutionen gehen dabei unterschiedlich vor einige erarbeiten eine institutionswei-te Strategie andere wiederum warten nicht auf eine ldquogroszligerdquo Loumlsung Sie holen das Thema bdquooffene Datenldquo durch die Umsetzung einzelner kleinerer Projekte in die Insti-tution Dies zeigt sich auch in den Aussagen einiger Teilnehmer-innen der am Kultur-Hackathon bdquoCoding da Vincildquo beteiligten Kulturinstitutionen

bdquoEin modernes Museum muss auch seinen Platz im Netz einnehmen Das ist eine wichtige Aufgabe um die es fuumlr uns bei bdquoCoding da Vincildquo geht Der Kultur-Hackathon hilft uns neue Moumlglichkeiten zu entdeckenrdquo (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Dr Ruth Rosenberger)

bdquoWas ich mitnehme Ich fasse das Thema sbquooffene Da-tenlsquo nun anders an Statt auf eine allumfassende Stra-tegie fuumlr das ganze Haus zu warten versuche ich Ku-ratoren einzeln anhand von Projekten zu uumlberzeugen Die Projekte und Erfolge sprechen doch fuumlr sich So hoffe ich immer mehr Kolleg-innen im Stadtmuse-um mit der Idee sbquoCoding da Vincilsquo anzustecken Mit dem Projekt sbquoRolling Stonelsquo haben wir auf jeden Fall die Kollegin aus der Geologischen Sammlung von den Chancen einer Zusammenarbeit mit externen Part-nern uumlberzeugt Dass sbquoRolling Stonelsquo dabei einen Preis gewonnen hat kann sicher auch nicht schadenrdquo (Stiftung Stadtmuseum Berlin Sebastian Ruff)

Coding da Vinci - Der Kultur-Ha-

ckathon 2015 - Auftakt Dr Ruth

Rosenberger CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde17267618286inal-

bum-72157652210235402

Coding da Vinci - Der Kultur-

Hackathon 2015 - Auftakt Se-

bastian Ruff CC-BY Heiko Mar-

quardt httpswwwflickrcom

photosokfde16671064674inal-

bum-72157652210235402

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 34: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Schritt 2 geeignete Datensets auswaumlhlen

In vielen Institutionen stellt sich zu Beginn die Frage Welche Datensets sind vorhan-den und welche sind fuumlr Datennutzer-innen besonders interessant Hier empfiehlt es sich in Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen eine erste Liste uumlber die in Frage kommenden Datensets bzw eines Teils einer groszligen Datenmenge zu erstel-len Auch lohnt es sich nachzufragen ob es bereits Anfragen nach bestimmten Daten gegeben hat die man prioritaumlr oumlffnen koumlnnte

Manchmal ist es ratsam mit den Datensets anzufangen die am einfachsten zu ver-oumlffentlichen sind Diese moumlgen nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen wie die bdquogroszligenldquo und bdquowichtigenldquo Datensets aber eignen sich gut um Erfahrungen zu ma-chen und spaumlter darauf aufzubauen Man sollte allerdings auch beruumlcksichtigen dass zu kleine Datensets von so geringem Wert sind dass daraus keine guten Beispiele entstehen die man in die eigene Institution wieder hineintragen und vorzeigen kannBei der Datenauswahl sollte man mitbedenken

bull Fuumlr welche Zielgruppe sollen die Daten geoumlffnet werden Sind es Wissenschaftler -innen Entwickler-innen oder Kuumlnstler-innen etc

bull Gibt es in der eigenen Institution bestimmte Probleme die durch die Oumlffnung und Nutzung der Daten geloumlst werden koumlnnten Hat man zB besonders viele Daten zu Sammlungsbestaumlnden die man aus Platzgruumlnden nicht ausstellen kann aber dennoch vermitteln moumlchte

bull Welche Daten sind qualitativ gut erschlossen und enthalten evtl schon Zusatzin-formationen zB durch die Verknuumlpfung mit der GND oder Geokoordinaten

bull Gibt es thematisch zusammenhaumlngende Metadaten mit dazugehoumlrigen Digitalisa-ten dh Bildern Soundfiles undoder Videodateien

bull Haben andere Institutionen Datensets geoumlffnet zu denen das eigene Datenset ergaumlnzend gut passen koumlnnte zB zu geschichtlichen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg

Auszligerhalb der eigenen Institution gibt es viele aktive Datennutzer-innen und en-gagierte Menschen die sich mit dem Thema rund um offene Kulturdaten beschaumlf-tigen Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist oftmals eine groszlige Unterstuumltzung da sie nicht nur bei organisatorischen Fragen helfen koumlnnen sondern als Vermittler-innen gleichzeitig ldquoihrerdquo technikaffine Community in die Voruumlberlegungen einbeziehen koumln-nen Zu der ldquoCommunityrdquo zaumlhlen zB Wissenschaftler-innen die zu bestimmten The-men forschen Datenjournalist-innen die Daten und neue Storytellingformate zur Berichterstattung nutzen sowie Entwickler-innen und Designer-innen die Daten zu Apps Spielen und Visualisierungen verarbeiten koumlnnen sodass sie fuumlr kulturinteres-sierte Menschen nutzbar werden In Deutschland gibt es zB freiwillige Projekte wie

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 35: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

die OpenGLAM-Arbeitsgruppe oder die Wikipedia Projekte wie bdquoCoding da Vincildquo oder gemeinnuumltzige Vereine wie Wikimedia Deutschland oder die Open Knowledge Foun-dation Deutschland bieten gute Austausch- und Lernformate im Rahmen von Work-shops und Veranstaltungen an bei denen man direkt mit den Datennutzer-innen in Kontakt treten kann

Schritt 3 Rechte klaumlren und eine offene Lizenz waumlhlen

Die Rechteklaumlrung ist ein hoch komplexes Thema das viele Ressourcen (Zeit Perso-nal Geld) bindet Neben dem Urheberrecht muumlssen auch alle verwandten Leistungs- und Schutzrechte geklaumlrt werden bevor Daten geoumlffnet werden koumlnnen Doch auch hier gibt es einen gewissen Spielraum und Moumlglichkeiten kleine Schritte zu tun

Bei der Rechteklaumlrung sollte man bedenken

bull Gibt es Werke die bereits gemeinfrei sindbull Gibt es Kontakte zu lebenden Urheber-innen der Werke die zB fuumlr ein Datenset

kontaktiert und um die Einraumlumung zusaumltzlicher Rechte gefragt werden koumlnntenbull Gibt es Daten bei denen alle Nutzungsrechte ausschlieszliglich in der Institution

liegen

Institutionen die bereits Daten geoumlffnet und bereitgestellt haben koumlnnten bei Fragen unterstuumltzen56

Schritt 4 Daten technisch uumlberpruumlfen

Bei der tatsaumlchlichen Datennutzung in der Praxis ist immer wieder deutlich geworden dass die Bereinigung und Aufarbeitung der Daten sehr viel Zeit fuumlr bspw Entwickler-innen kosten kann Je nachdem ob man als Datennutzer-in an einer Visualisierung einem Spiel oder einer App arbeitet benoumltigt man speziell fuumlr diesen Zweck aufberei-tete Daten oder Formate Das Anpassen der Daten an die eigenen Beduumlrfnisse und fuumlr den gewuumlnschten Zweck ist ein normaler Vorgang Jedoch laumlsst sich diese Arbeit erleichtern wenn man einige Punkte vor der Bereitstellung der Daten beruumlcksichtigtBeim Datencheck sollte man beachten

56 Die uumlber das Berliner Foumlrderprogramm unterstuumltzten Digitalisierungsprojekte sind mit Ansprechpartner-innen auf der digiS-Webseite veroumlffentlicht digiS Berlin (2019) Foumlrderpro-gramm URL httpswwwdigis-berlindefoerderprogramm (Stand 05082019)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 36: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

bull eine gute Datenqualitaumlt und Datentiefebull eine einheitliche Struktur der Datenbull eine korrekte Verlinkung zu den Digitalisatenbull die Angabe von Lizenzinformationen in den Metadatenbull eine gute Dokumentation

Im besten Fall werden umfangreiche Metadaten mit den dazugehoumlrigen Digitalisaten in hoher Qualitaumlt und einer nachvollziehbaren Dokumentation veroumlffentlicht Es ist darauf zu achten dass in den Metadaten bereits alle Lizenzinformationen enthalten sind und benannt ist was im Detail angegeben werden muss Beim Teilen der Daten muss man dann nicht erst die Lizenzbedingungen fuumlr dieses Datenset muumlhsam su-chen sondern kann die Daten mit den richtigen Angaben direkt verwenden

Metadaten sollten Links zu den dazugehoumlrigen Digitalisaten enthalten und auf diese verweisen Dabei ist darauf zu achten dass die Links nicht auf die Digitalisate einer institutionsinternen Festplatte verweisen da es sich um ein geschlossenes System handelt und niemand auf die Daten zugreifen kann Im besten Fall sind die Digitalisa-te auf einer Plattform wie Wikimedia Commons hochgeladen einzeln downloadbar und in den Metadaten ausgewiesen So finden bspw in einer App Abbildungen von historischen Plaumltzen einer Stadt Verwendung waumlhrend gleichzeitig die dazugehoumlri-gen Bildinformationen (Metadaten) angezeigt werden

Schritt 5 Dokumentation der Daten anlegen

Eine gute Dokumentation versieht die beschriebenen Metadaten mit weiteren Kon-textinformationen Sie hilft anderen dabei die Daten verstaumlndlich zu machen Um welche Art von Daten handelt es sich und wie sind die Daten entstanden So wird beispielsweise Archiven ermoumlglicht mit einer guten Datendokumentation detaillierte und aussagekraumlftige Metadaten zu den uumlbernommenen Daten zu erstellen und diese optimal zugaumlnglich und interpretierbar zu machen

Angenommen in einem nicht dokumentierten Metadatenset in dem Gemaumllde be-schrieben werden taucht ein Feld namens bdquoKategorieldquo auf Ist dieses Metadatenset nun umfangreich und enthaumllt viele Eintraumlge so muss man sich zuerst einen Uumlberblick daruumlber verschaffen wie viele verschiedene Eintraumlge das Feld bdquoKategorieldquo aufweist Dies kann nicht nur zeitaufwendig sondern auch kompliziert zu verstehen sein In ei-ner Dokumentation waumlre zB definiert wie viele und welche Zuordnungen das Feld bdquoKategorieldquo enthalten kann Gleiches gilt fuumlr die Beschreibung von Sonderzeichen in einer Dokumentation Metadaten koumlnnen zB Jahreszahlen enthalten von denen ei-nige mit einem Stern andere mit eckigen Klammern versehen sind Fuumlr Auszligenstehen-

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 37: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

de ist dieser Unterschied nicht verstaumlndlich wenn in der Dokumentation nicht festge-halten wurde wodurch diese Jahreszahlen zu unterscheiden sind

Je groumlszliger das Datenset desto wichtiger ist also eine gute Dokumentation Bei einer API (Programmierschnittstelle) wird es beispielsweise unmoumlglich die Menge der Da-ten zu uumlberblicken wenn diese nicht sinnvoll dokumentiert sind Wenn Metadaten aber nur zehn Eintraumlge enthalten kann es im Vergleich einfach sein die Daten zu ver-stehen und zu uumlberblicken Denn die Datenverarbeitung kann erst sinnvoll erfolgen wenn die Daten verstanden wurden

Schritt 6 Daten verfuumlgbar und auffindbar machen

Offene und nachnutzbare Daten sind barrierefrei verfuumlgbar und fuumlr verschiedens-te Zwecke verarbeitbar Die Anspruumlche der Nutzer-innen an Datenqualitaumlt und -tie-fe und damit auch an die Anforderungen der Bereitstellung haumlngen vom Nutzungs-zweck ab Daten koumlnnen uumlber die eigene Webseite eine Programmierschnittstelle oder Datenportale von Drittanbieter-innen verfuumlgbar und auffindbar gemacht wer-den Einzelpersonen die fuumlr sich ein Bild herunterladen moumlchten haben ein ande-res Nutzungsbeduumlrfnis als Entwickler-innen die die Gesamtheit der Sammlungen in einer digitalen Anwendung bearbeiten moumlchten Daher ist es wichtig zu uumlberlegen die Digitalisate neben den Metadaten zusaumltzlich uumlber Datenportale und Plattformen wie Flickr oder Wikimedia Commons verfuumlgbar zu machen Uumlber eine sogenannte Programmierschnittstelle (API) koumlnnen Anwendungen gezielt und automatisiert diese Daten abfragen und verarbeiten APIs sind typischerweise mit einer Datenbank ver-bunden die in Echtzeit aktualisiert wird Dies bedeutet dass das Anbieten von Daten uumlber APIs deren Aktualitaumlt sicherstellt Zudem sind sie sehr attraktiv fuumlr Entwickler-innen die auf Basis der Daten Apps und Dienste erstellen wollen Sie ermoumlglichen es Entwickler-innen bestimmte Teile von Daten auszuwaumlhlen statt saumlmtliche Daten in einer groszligen Datei anzubieten57

APIs werden mittlerweile von vielen Projekten und Organisationen bereitgestellt (Deutsche Digitale Bibliothek Wikidata Flickr ua) Doch es gibt auch Kulturinstitutio-nen die bereits eigene APIs anbieten wie die Zentral- und Landesbibliothek Berlin58

57 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

58 Grandgeorg Viktor Goumltze Michael Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2015) Daten-API der Plattform Groszligstadtgeschichten-Berlin URL httpgrossstadtgeschichten-berlindedaten-api (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 38: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

und die SLUB Dresden59 APIs unterliegen allerdings bestimmten Einschraumlnkungen Sie erfordern viel mehr Pflege als das Bereitstellen von Dateien Auszligerdem wird man erwarten dass die bdquoReparaturkostenrdquo fuumlr die Schnittstellen getragen werden wenn APIs nicht mehr korrekt funktionieren

Schritt 7 Kulturdatenportale zur Kommunikation nutzen

Speziell fuumlr den Kulturbereich eingerichtete Datenportale sind die Deutsche Digi-tale Bibliothek Europeana das Internet Archive und Wikimedia Commons Seiten von Drittanbieter-innen koumlnnen sehr nuumltzlich sein Meist haben diese bereits eine Gemeinschaft interessierter Menschen um sich die mit diesen Daten arbeiten Daruumlber hinaus stellen Datenportale und Verzeichnisse bereits eine Infrastruktur zur Verfuumlgung die dem Bedarf gerecht wird Meist verfuumlgen diese Portale auch uumlber eine API mit der Entwickler-innen Apps und Dienste erstellen koumlnnen60

59 SLUB Dresden (2015) Kollektionen URL httpdigitalslub-dresdendekollektionen (Stand 30082015)

60 DM2E (2015) Offene Kulturdaten URL httpassetsdm2eeus3amazonawscomIntroCulturalDataGermanpdf (Stand 22022015)

Dokumentation der DDB API Screenshot Deutsche Digitale Bibliothek httpsapideutsche-digitale-

bibliothekdedokudisplayADDAPI+der+Deutschen+Digitalen+Bibliothek

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 39: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Deutsche Digitale BibliothekZiel der Deutschen Digitalen Bibliothek61 (DDB) ist es jeder Person uumlber das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands zu eroumlff-nen also zu Millionen von Buumlchern Archivalien Bildern Skulpturen Musikstuumlcken und anderen Tondokumenten Filmen und Noten Als nationales Portal soll die DDB auf lange Sicht die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftsein-richtungen miteinander vernetzen In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind fast acht Millionen Verweise verzeichnet

EuropeanaEuropeana62 ist ein Metadatenportal das als Schnittstelle fuumlr Millionen von Buumlchern Gemaumllden Filmen Museumsobjekten und Archivmaterialien dient die in Europa di-gitalisiert wurden Bis Januar 2014 wurden bereits uumlber 30 Millionen Datensets allein uumlber die Europeana erschlossen davon stellt Deutschland mit uumlber 45 Millionen den groumlszligten Anteil Europeana foumlrdert auch die Nutzung der Daten durch zahlreiche Pro-jekte wie die Europeana Labs63 und Europeana Creative64

Flickr CommonsFlickr Commons65 ist ein Online-Verzeichnis fuumlr Abbildungen von Digitalisaten Seit 30 Maumlrz 2015 hat Flickr eine weitere offene Lizenz zur Auswahl fuumlr Datenbereitsteller aufgefuumlhrt CC0 public domain dedicated Flickr unterstuumltzt somit die korrekte Lizen-zierung von Digitalisaten mit unterschiedlichen Rechten Auch ist es durch die Flickr-API (Programmierschnittstelle) fuumlr Entwickler-innen sehr einfach die dort hinterleg-ten Abbildungen in digitalen Anwendungen zu verwenden

61 Deutsche Digitale Bibliothek (2015) Deutsche Digitale Bibliothek URL httpswwwdeutsche-digitale-bibliothekde (Stand 30082015)

62 Europeana (2015) Portal URL wwweuropeanaeuportal (Stand 30082015)

63 Europeana Labs (2015) Labs URL httplabseuropeanaeu (Stand 30082015)

64 Kaiser Max Europeana Creative (2015) About Europeana Creative URL httpproeuropeanaeupageabout-europeana-creative (Stand 30082015)

65 flickr Commons (2015) Commons URL httpswwwflickrcomcommons darunter die Berlinische Galerie httpswwwflickrcomphotos91015233N08sets (Stand 30082015)

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Checkliste Schritte zur Oumlffnung von Kulturdaten

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 40: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Wikimedia CommonsWikimedia Commons66 ist eine internationale freie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Datenbank ist mit der Enzyklopaumldie Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten verknuumlpft so dass die Dateien in Wikipedia direkt aus Commons durch eine internationale Community eingebunden werden koumlnnen

Internet ArchiveDas Internet Archive67 ist eine gemeinnuumltzige digitale Bibliothek mit dem umfassen-den Auftrag ldquouniversellen Zugang zu allem Wissenrdquo zu gewaumlhrleisten Das enorm um-fangreiche internationale Archiv umfasst verschiedene Mediendateien wie Buumlcher Filme und Audiomaterial

OffeneDatendeOffeneDatende68 ist ein Datenkatalog fuumlr offene Daten in Deutschland Die Seite wird mit dem Zweck betrieben ein unabhaumlngiges und umfassendes Datenangebot anzu-bieten in dem sowohl Daten der oumlffentlichen Verwaltung als auch Daten aus anderen Wissensdomaumlnen aus Wissenschaft und Forschung oder der Privatwirtschaft sowie von der Oumlffentlichkeit erzeugte Daten (Crowdsourcing) zu finden sind

Schritt 8 Nachhaltigkeit sicherstellen

Oft erfahren die Daten erst durch die Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert fuumlr die Kulturinstitutionen selbst die Zivilgesellschaft Wissenschaft und Wirtschaft Wichtig ist es dabei Kulturdaten stets aktuell zu halten zu pflegen und kontinuierlich um weitere Daten zu erweitern damit sie langfristig attraktiv und relevant bleiben und somit auch nachhaltig genutzt werden koumlnnen

Nicht jedes Datenset wird gleichermaszligen fuumlr alle relevant sein doch eine stetige Kommunikation der eigenen digitalen Datenbestaumlnde unterstuumltzt die Sichtbarkeit von Kulturinstitutionen und ihren Bestaumlnden und sorgt damit fuumlr eine nachhaltige Nutzung der digitalen Informationen durch Dritte

66 Wikimedia Commons (2015) Commons URL httpcommonswikimediaorgwikiHauptseite darunter die Beispiele Stiftung Stadtmuseum Berlin URL httpcommonswikimediaorgwiki CategoryCollections_of_Stiftung_Stadtmuseum_Berlin sowie HTW Berlin URL httpscommons wikimediaorgwikiCategoryPattern_books_from_the_historical_archive_of_HTW_Berlin (Stand 30082015)

67 Internet Archive (2015) Internet Archive URL httpsarchiveorgindexphp (Stand 30082015)

68 OffeneDatende (2015) Offene Daten URL httpsoffenedatende (Stand 30082015)

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

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9 BEST PRACTICES MIT OFFENEN KULTURDATEN

ldquoMan kann mit einem Computer Kunst und Schoumlnheit schaffenrdquo 69

Lokal und international tut sich einiges um die Nutzung offener Kulturdaten zu foumlrdern bzw mehr Daten uumlberhaupt erst zur Verfuumlgung zu stellen Oft sind es klei-nere Schritte die zu mehr Offenheit fuumlhren an denen sich Kulturinstitutionen und die technikaffine Community also Entwickler-innen Designer-innen Kuumlnstler-innen und kulturinteressierte Menschen beteiligen und auf bestehendem Wissen aufbauen

91 Projekte zur Foumlrderung der Datennutzung

Beispiele fuumlr lokale Projekte

Das Projekt GLAM on Tour70 foumlrdert die Vernet-zung von Wikipedia-Aktiven und Kultureinrich-tungen auf lokaler Ebene Mitarbeiter-innen von Kultureinrichtungen lernen dabei Wikipedia-Ak-tive kennen und organisieren gemeinsam mit Unterstuumltzung von Wikimedia Deutschland zB Sonderfuumlhrungen fuumlr Wikipedianer-innen wissen-schaftliche Vortraumlge zu aktuellen Ausstellungen Fotoexkursionen oder Schreibwerkstaumltten Auch koumlnnen Wikipedia-Einfuumlhrungs- oder Editierwork-shops von Ehrenamtlichen fuumlr die Kultureinrich-tungen angeboten werden Das Projekt dient dazu neue Kontakte mit der Community zu knuumlpfen langfristige Kooperationen zu ermoumlglichen und dazu beizutragen dass freie Inhalte fuumlr die Wiki-media-Projekte entstehen und verbreitet werdenIm Rahmen des Kultur-Hackathons Coding da

69 Regel der Hackerethic des Chaos Communication Clubs (2015) Hackerethics URL httpswwwcccdehackerethics (Stand 30082015)

70 Wikipedia (2019) GLAM on Tour URL httpsdewikipediaorgwikiWikipediaGLAMGLAM_on_Tour (Stand 31072019)

GLAM on Tour Schreibwerkstatt

in der Oberlausitzischen Biblio-

thek der Wissenschaften CC-BY-SA

30 by Katja Ullrich via Wikipedia

httpsdewikipediaorgwiki

WikipediaGLAMGLAM_on_

TourmediaFileGLAM_on_

Tour_GC3B6rlitz_019JPG

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

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schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 42: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Vinci71 oumlffnen Kulturinstitutionen aus dem ganzen Bundesgebiet ihre Metadaten und Digitalisate Sie kooperieren zehn Wochen mit kulturinteressierten Personen Entwickler-innen Gamer-innen und Designer-innen um neue Anwendungen Spie-le Visualisierungen und Dienstleistungen zu entwickeln Ziel von bdquoCoding da Vincildquo ist nicht nur das Etablieren und Vernetzen einer technikaffinen und kulturbegeisterten Community sondern insbesondere das kreative Ausschoumlpfen der technischen Moumlg-lichkeiten die in unserem digitalen Kulturerbe stecken Das Projekt waumlchst und er-freut sich wachsender Beliebtheit sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Kulturinstitutionen 2014 haben 16 Kulturinstitutionen am Hackathon teilgenommen 2015 waren es mehr als doppelt so viele mit 33 Institutionen darunter Museen Archi-ve Bibliotheken und auch Theater

Das Projekt Recht auf Remix72 moumlchte zur Anerkennung und gesetzlichen Re-gelung einer Remixkultur beitragen Es versteht Remix als Kulturform die sich dadurch auszeichnet dass Altes im Neu-en kenntlich bleibt Im Zuge der Kampa-gne wurde auch das erste Remix-Muse-um73 online aufgesetzt das Exponate im Rahmen von digitalen Fuumlhrungen durch die Felder Musik visuelle Kulturmedien Crossover Remix vor Gericht und Memes zeigt und die Bedeutung der Remixkultur wissenschaftlich aufarbeitet

71 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

72 Recht auf Remix (2015) Recht auf Remix URL httprechtaufremixorg (Stand 30082015)

73 Recht auf Remix (2015) Museum URL httpmuseumrechtaufremixorg (Stand 30082015)

Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon Screenshot httpcodingdavincide

Recht auf Remix httprechtaufremixorgsite

uploads201305Logopdf

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Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

50

Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 43: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Europeana Creative74 foumlrdert die Nutzung von kulturellen Inhalten durch europaumli-sche Vertreter-innen der Creative Industries Getragen von 26 internationalen Part-nerorganisationen moumlchte Europeana Creative zeigen dass Europeana die kreative Wiederverwendung von Inhalten des Kulturerbes sowie den damit verbundenen Me-tadaten vonseiten des Kreativwirtschaftssektors ermoumlglicht Die Wiederverwendung von digitalen Inhalten ist ein wesentlicher Bestandteil der Digitalen Agenda fuumlr Euro-pa Durch die Veroumlffentlichung der Europeana-Metadaten unter der Creative Com-mons Public Domain Lizenz CC0 im September 2012 koumlnnen innovative Applikationen auf Basis dieser Metadaten entwickelt werden

Europeana Creative geht nun einen Schritt weiter und ermoumlglicht nicht nur die Wie-derverwendung von Metadaten sondern auch die der digitalen Objekte selbst

74 Kaiser Max Europeana (2015) Europeana Creative URL httpproeuropeanaeuget-involved projectsproject-listeuropeana-creative (Stand 30082015)

Europeana Creative Screenshot

httpproeuropeanaeustructureeuropeana-creative

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

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Das niederlaumlndische Rijks-museum laumldt die Oumlffentlich-keit dazu ein uumlber 200000 frei verfuumlgbare Digitalisate uumlber das Projekt Rijksstudio75 zu erkunden Das Zoomen Veraumlndern Ausschneiden Neukombinieren und Teilen ist ausdruumlcklich erwuumlnscht Daraus entstehen gaumlnzlich neue Sammlungen die durch die Nutzer-innen zusam-mengestellt heruntergeladen und in neue Kunstwerke ver-

wandelt werden bspw Sammlungen von Blumen verschiedener Digitalisate die spauml-ter zu Kissenbezuumlgen verarbeitet werden Nach dem Motto bdquoGood artists copy great artists stealldquo (Pablo Picasso) wird jaumlhrlich der Rijksstudio Award ausgerufen bei dem die besten drei Projekte praumlmiert werden Das Museum gibt an dass seit dem Launch des Projekts immer mehr Besucher-innen auf ihre Webseite kommen ndash mit 19 Minu-ten Verbleibdauer uumlber mobile Geraumlte

75 Rijksmuseum (2015) Rijksstudio URL httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=1 (Stand 30082015)

Rijksstudio des Rijksmuseums Screenshot

httpswwwrijksmuseumnlenrijksstudioii=0ampp=0

Public Domain Remix Screenshot httppublicdomainremixorg

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In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 45: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

In Frankreich fuumlhren Wikimedia Frankreich und die Open Knowledge Foundation Frankreich gemeinsam seit einigen Jahren den Public Domain Remix-Wettbewerb76 begleitet von zahlreichen Workshops durch Dabei werden Teilnehmer-innen dazu ermuntert Public-Domain-Digitalisate in kreative Remixe unter offenen Lizenzen zu verwandeln Das Projekt foumlrdert die Nachnutzung von gemeinfreien Werken und informiert Kreative gleichzeitig uumlber die Moumlglichkeiten dieser Schatzkammer So ent-stehen bspw aus Poesie Musikstuumlcke Filme und sogar Skulpturen

92 Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr lokale Projekte

In Deutschland entstanden 201415 im Rahmen des Kultur-Hackathons bdquoCoding da Vincildquo77 erste digitale Anwendungen basierend auf offenen Kulturdaten Vier der ins-gesamt 37 entwickelten Projekte werden nachfolgend kurz vorgestellt

Das Hardware-Projekt Cyberbeetle78 wur-de inspiriert durch die Insektenscans des Museums fuumlr Naturkunde Berlin Das Pro-jekt verhilft dem im Museum ausgestell-ten Chalcosoma-Atlas-Kaumlfer zu neuem Le-ben Basierend auf dem faszinierenden Aussehen des Kaumlfers ist ein sich bewe-gender Roboterkaumlfer entstanden der sei-nen eigenen Insektenkasten besitzt In diesem neuen Zuhause der Insektenkas-tenbox aus Holz kann der Cyberbeetle uumlber einen Screen Videos von Pflanzen und Tieren anschauen Diese Daten wiederum beinhal-ten geremixte Sounds von Musikinstrumen-ten des Ethnologischen Museums Berlin als auch Abbildungen von Farnen des Bo-tanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem Sowohl der Kaumlfer als auch die Box funktionieren mittels eines kleinen Arduinos (programmierfaumlhige Plati-ne) und verschiedener weiterer elektronischer und mechanischer Einzelteile die die Bewegungen des Kaumlfers ermoumlglichen

76 Open Knowledge Foundation Frankreich (2015) Public Domain Remix URL httppublicdomainremixorg (Stand 30082015)

77 Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon (2015) Coding da Vinci URL httpcodingdavincide (Stand 30082015)

78 Hyyppauml Kati (2015) Cyberbeetle URL httpkatihyyppacomcyberbeetle (Stand 30082015)

Cyberbeetle CC-BY 30 by Kati und Tomi

Hyyppauml httpkatihyyppacomcyberbeetle

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

53

Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

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Das Projekt Verbannte und Verbrannte79 widmet sich der zwischen 1938 und 1941 von der bdquoReichsschriftkammerldquo er-stellten Liste von verbannten Autor-innen und Buumlchern Es handelt sich dabei um eine per Scan und OCR generierte Liste die redaktionell nicht gepruumlft wurde und deren Eintraumlge we-der ergaumlnzt noch extern ver-linkt wurden Ziel des Projek-tes war es die Metadaten der Liste zu vervollstaumlndigen mit anderen Datensets anzurei-chern sowie die Eintraumlge mit externen vornehmlich biblio-grafischen Datenbanken zu

verlinken Auf der entstandenen Webseite wurde zu der Liste und deren Eintraumlgen eine verbesserte Such- und Sortierfunktion aufgesetzt Mit Hilfe frei nutzbarer web-basierter Storytelling-Formate werden die Lebenslaumlufe zweier betroffener Autor-in-nen (Annette Kolb Erich Kaumlstner) dargestellt Zusaumltzlich wurden Visualisierungen der Liste mit ersten statistischen Analysen entwickelt

Die Browser-App Mnemosy-ne80 auch konzipiert als muse-ums-archivinterne Installation ermoumlglicht es den Besucher -innen eine Symbiose aus digitaler und analoger Wirklich-keit herzustellen indem es das Moment des stoumlbernden Fla-nierens ermoumlglicht Archive werden mit steigender Kom-plexitaumlt spannender aber auch

79 Verbrannte und Verbannte (2015) Geschichten URL httpverbrannte-und-verbanntedegeschichten (Stand 30082015)

80 Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown (2015 CC-BY-SA 30 by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut Perseke) URL httpwemakeknowncom (Stand 15032016)

Verbannte und VerbrannteScreenshot by Daniel Burckhardt

Dierk Eichel Michael Hintersonnleitner Frederike Kaltheuner

Jeremy Lewis Jonas Parnow Kristin Sprechert Kai Teuber

Clemens Wilding

Mnemosyne umbenannt in We MakeKnown CC-BY-SA 30

by Christian Bromann Thomas Fett Marius Foumlrster Knut

Perseke Screenshot httpwemakeknowncom

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 47: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

schwieriger zugaumlnglich Wie kann ich nach etwas suchen das ich nicht kenne Wie koumlnnen Inhalte dargestellt werden die die Nutzer-innen dazu animieren festgefah-rene Denkstrukturen zu uumlberwinden Mnemosyne hat das Ziel dem Betrachtenden ein Stoumlbern zu ermoumlglichen und Schaumltze aus Archiven ins Gedaumlchtnis zu rufen

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet einen reichhaltigen Fundus an Daten Uumlber das gedruckte Medium hinaus finden sich zB auch Informationen zu Personen und Orten All diese Daten stehen in Relation zueinander die bisher nur uumlber eine klassi-sche Textsuche bzw Hyperlinks erschlossen werden kann

Der DNB Data Explorer81 soll die Zusammenhaumlnge in den Datensets der DNB sicht-bar und durch Visualisierung verstaumlndlicher machen Beispielsweise koumlnnen Nutzer-innen herausfinden wie viele Menschen zu welcher Zeit in welcher Stadt gelebt ha-ben und diese Ergebnisse untereinander vergleichen

81 Meier Sebastian (2014 CC-BY-SA) DNB Data Explorer URL httpwwwsebastianmeiereu20140621deutsche-national-bibliothek-data-explorer (Stand 30082015)

DNB Data Explorer CC-BY-SA by Sebastian Meier httpwwwsebastianmeiereu20140621deut-

sche-national-bibliothek-data-explorer

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

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IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

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Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

Page 48: HANDREICHUNG › opus4-zib › files › 5913 › Handreichung...gesammelter und für die Gesellschaft erschlossener Artefakte, erkannt haben. Das übergeordnete Ziel dieser Institutionen

Beispiele fuumlr internationale Projekte

Die Werke des Projekts Public Domain Review82 der Open Knowledge Foundati-on verbindet eine Gemeinsamkeit Ihre Schoumlpfer sind seit uumlber 70 Jahren tot Diese Werke sind somit gemeinfrei (public domain) und duumlrfen frei verwendet werden Die skurrilsten und spannendsten Digitalisate arbeitet das Projekt auf und zeigt beein-druckende Einblicke in diese digitale Wunderkammer der Public Domain

Ein Projekt das die Daten des Rijksmuseums in Amsterdam nutzt und beim ersten Hackday in den Niederlanden entstanden ist nennt sich Faces of the Rijksmuse-um83 Diese Web-App stellt mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware die Gesichter des Museums angefangen vom 14 bis zum 19 Jahrhundert dar Nutzer-innen koumln-nen nach Blickrichtung Geschlecht und Jahrhunderten filtern ndash durch diese Uumlbersicht lassen sich beispielsweise die unterschiedlichen Stilrichtungen durch Epochen hinweg vergleichen

82 Open Knowledge Foundation (2015) Public Domain Review URL wwwpublicdomainrevieworg (Stand 30082015)

83 abc media web lab (2012) Faces of the Rijksmuseum URL httpweblabab-cnlrijksmuseum (Stand 30082015)

Public Domain Review Screenshot httppublicdomainrevieworg

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

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Einen spielerischen Ansatz verfolgt das Projekt von James Kerr Scorpion Dagger84 Er erstellt basierend auf Werken aus der Renaissance digitale Kollagen und setzt sie mit Humor in einen aktuellen Kontext

84 Kerr James (2015) Scorpion Dagger URL httpscorpiondaggertumblrcom (Stand 30082015)

Faces of the Rijksmuseum Screenshot by ab-c media weblab httpweblabab-cnlrijksmuseum

Scorpion Dagger Screenshot by James Kerr httpscorpiondaggertumblrcom

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Best Practices mit offenen Kulturdaten

10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

53

Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

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10 AUSBLICK ndash WAS BLEIBT ZU TUN

Diese Broschuumlre gibt Kulturinstitutionen eine Empfehlung dazu wie sie vorgehen koumlnnen um ihre digitalen Sammlungsbestaumlnde positiv in Zusammenarbeit mit tech-nikaffinen Menschen fuumlr sich und andere nutzbar zu machen Doch klar ist auch dass Kulturinstitutionen bei diesen oftmals ersten und neuen Schritten Unterstuumltzung von auszligen benoumltigen

Eine Herausforderung ist dabei die Digitalisierung von Bestaumlnden des kulturellen Er-bes weiter voranzutreiben da oftmals Ressourcen innerhalb von Kulturinstitutionen (Personal finanzielle Mittel und Expertenwissen) begrenzt sind oder gaumlnzlich fehlen Foumlrderprogramme zur Digitalisierung von Objekten kulturellen Erbes und darin ein-gebettete Koordinierungseinrichtungen wie die Servicestelle Digitalisierung Berlin (di-giS) die Institutionen bei der Umsetzung ihrer Digitalisierungsprojekte durch das Foumlr-derprogramm und Workshopangebote rechtlich und technisch unterstuumltzt und sie auch finanziell foumlrdert gibt es bundesweit bislang nur in Berlin Ein derartiges Bera-tungsangebot ebenso wie der Aufbau und die Foumlrderung technischer Infrastruktu-ren zur Erhaltung der Langzeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten sollte deutschlandweit etabliert werden Zwar gibt es erste Initiativen innerhalb der verschiedenen Bundes-laumlnder Kulturinstitutionen bei der Digitalisierung zu unterstuumltzen aber diese agieren oftmals als bdquoEinzelkaumlmpferrdquo

Das Digitale funktioniert zudem besser weil es nicht zuletzt ressort- und spartenuumlber-greifende Kooperationen moumlglich macht und vertraumlgt sich nicht mit Verwaltungsgren-zen Was fehlt ist eine Partnerschaft um Daten standardisiert aufzubereiten und zu indizieren und damit kontextuell erfahrbar verwertbar und nachnutzbar machen zu koumlnnen In dem Zusammenhang muss auch eine technische Infrastruktur zur Lang-zeitverfuumlgbarkeit der Kulturdaten gefoumlrdert und aufgebaut werden Diese Schritte muumlssten kulturpolitisch begleitet werden Kulturinstitutionen erhalten zusaumltzlich Auf-gaben wenn sie ihre Daten fuumlr ihre Nutzer-innen offen verfuumlgbar machen Bewaumlhr-te Geschaumlftsmodelle muumlssten daran angepasst institutionsinterne Strukturen veraumln-dert werden

Die Diskussion um offene Kulturdaten fasst langsam Fuszlig im Kulturbereich Das Kon-zept offener Daten und das Potenzial fuumlr Kulturinstitutionen und die Gesellschaft da-hinter zu verbreiten und aktiv in den Einrichtungen zu unterstuumltzen ist eine weitere wichtige Aufgabe um Kulturerbe fuumlr viele erlebbar zu machen Die digitalen Cultural Commons basieren auf der Idee des offenen Webs und nutzen die digitalen Tech-nologien und Werkzeuge die Menschen dazu befaumlhigen miteinander weltweit zu kooperieren Ideen auszutauschen und darauf aufbauend neue kreative Werke zu

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Handreichung | Kooperativ in die digitale Zeit - wie oumlffentliche Kulturinstitutionen OpenGLAM foumlrdern

Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

httpswwwflickrcomphotoslendingmemo11746994686

schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

httpscreativecommonsorglicensesby30de

IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

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Futures CC-BY 20 by Simon Cunningham Credit Lending Memo

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schaffen Technik und Kultur koumlnnen voneinander profitieren doch dafuumlr muumlssen beide Gemeinschaften staumlrker miteinander vernetzt werden Durch kooperative Pro-jekte mit der Oumlffentlichkeit koumlnnen die Institutionen bei der Bewaumlltigung ihrer groszligen Herausforderungen unterstuumltzt werden denn hier laumlsst sich noch viel Potenzial aus-schoumlpfen was wir gerade erst in den Anfaumlngen erleben

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Vom Datenberg zum Wissensfluss

Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

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IMPRESSUMTitel Kooperativ in die digitale Zeit ndash wie oumlffentliche Kulturinstitutionen Cultural Commons foumlrdern (1 Auflage April 2016 ndash korrigierte Fassung November 2019)

Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

Herausgegeben von digiS ndash Servicestelle Digitalisierung Berlin Zuse Institute Berlin Takustraszlige 7 14195 Berlin T +49 (0)30 841 85 200 F +49 (0)30 841 85 269 digiszibde wwwservicestelle-digitalisierungde

Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

Lektorat Gestaltung Anne Bauknecht

Druck WIRmachenDRUCK GmbH

Gefoumlrdert durch den Regierenden Buumlrgermeister von Berlin ndash Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten

Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

Wenn nicht anders angegeben wird das Werk freigegeben unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen Version 30 Deutschland (CC BY-SA 30 de)

Unter der Bedingung dass Autor und Herausgeber sowie die Lizenz als bdquoLizenz CC BY-SA 30 deldquo einschlieszliglich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden darf dieser Text vervielfaumlltigt weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusaumltzlichen Bedingung dass das neu entstandene Werk als Bear-beitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veroumlffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird

Die vollstaumlndigen Lizenzbedingungen sind zu finden unter der URL httpscreativecommonsorglicensesby-sa30delegalcode Eine ver-einfachte Darstellung der durch die Lizenz gegebenen Freiheiten ist zu finden unter httpscreativecommonsorglicensesby-sa30de

gefoumlrdert durch die Senatsverwaltung fuumlr Kultur und Europa

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Die Autorin

Helene Hahn arbeitet zu verschiedenen Aspekten der Wissensgesellschaft und der digitalen Welt Sie engagiert sich seit Jah-ren fuumlr digitale Buumlrgerrechte und Beteili-gungsmoumlglichkeiten die uns neue Techno-logien eroumlffnen Bei der Open Knowledge Foundation Deutschland ist sie als Projekt-leiterin ua verantwortlich fuumlr den Kultur-Hackathon Coding da Vinci und das Bil-dungsangebot rund um das Thema Daten die Datenschule Studiert hat sie Kultur-wissenschaften und Wirtschaft im In- und Ausland

Der Herausgeber

Die Servicestelle Digitalisierung des Landes Berlin (digiS) ist eine Einrichtung zur spar-tenuumlbergreifenden Beratung Unterstuumltzung und Koordinierung von Digitalisierungs-projekten in Berlin digiS unterstuumltzt Archive Bibliotheken Museen und Gedenkstaumltten bei der Digitalisierung von Kulturguumltern ihrer Praumlsentation und der Sicherung ihrer Langzeitverfuumlgbarkeit Berlin ist mit der Gruumlndung der Servicestelle und mit der Initiie-rung des Foumlrderprogramms Digitalisierung (2012) einer der bundesweiten Vorreiter fuumlr eine spartenuumlbergreifende und landesweit zentrale Koordination von Digitalisierungs-projekten gewesen digiS ist am Zuse Institute Berlin (ZIB) angesiedelt und wird gefoumlr-dert durch die Senatskanzlei ndash Kulturelle Angelegenheiten

Helene Hahn CC-BY Helene Hahn

Foto von Fiona Krakenbuumlrger

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Autorin Helene Hahn helenehahnokfnorg

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Titelfoto Bagan Myanmar CC0 Public Domain by Judith Scharnowski httpspixabaycomdebagan-myanmar-birma-reisen-tempel-1137015

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Vollstaumlndig veroumlffentlicht im Internet Persistent Identifier urnnbnde0297-zib-59131 Resolving URL httpnbn-resolvingdeurnnbnde0297-zib-59131

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