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Handy Tech Elektronische Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte Handy Tech Elektronik GmbH Brunnenstraße 10 72160 Horb-Nordstetten Telefon: 07451 5546-0 Stuttgart: 0711 2202299-0 Marburg: 06421 690012-0 Lüneburg:04131 699698-0 [email protected] www.handytech.de Handy Tech - überraschende Vielfalt Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte sind unsere Leidenschaft. Handy Tech bietet Ihnen innovative Lösungen mit denen Sie, trotz Sehbeeinträchtigung, Ihre Talente voll entfalten können. Bei uns erhalten Sie Alles aus einer Hand: • Braillezeilen • Notizgeräte • Zugangs- und Vergrößerungssoftware • Elektronische Lupen Ein herzliches Dankeschön geht an unsere treuen Kunden und an die Neukunden die wir in diesem Jahr für uns gewinnen konnten. Das gesamte Handy Tech Team wünscht Ihnen und Ihrer Familie eine geruhsame Weihnachtszeit und viel Erfolg im neuen Jahr. Eine Beratung, Installation und Schulung sowie die Abwicklung mit dem Kostenträger ist selbstverständlich inbegriffen. • Kameralesesysteme • Vorlesegeräte • und viele weitere innovative Hilfsmittel NIKOAktuell 4/2015 Das Magazin der Nikolauspflege Stiftung für blinde und sehbehinderte Menschen Stiftung Nikolauspflege – Einblicke und Ausblicke Den Menschen sehen.

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Handy Tech

Elektronische Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte

Handy Tech Elektronik GmbH Brunnenstraße 10 72160 Horb-NordstettenTelefon: 07451 5546-0

Stuttgart: 0711 2202299-0Marburg: 06421 690012-0Lüneburg:04131 699698-0

[email protected] www.handytech.de

Handy Tech - überraschende Vielfalt

Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte sind unsere Leidenschaft. Handy Tech bietet Ihnen innovative Lösungen mit denen Sie, trotz Sehbeeinträchtigung, Ihre Talente voll entfalten können.

Bei uns erhalten Sie Alles aus einer Hand:• Braillezeilen• Notizgeräte• Zugangs- und Vergrößerungssoftware• Elektronische Lupen

Ein herzliches Dankeschön geht an unsere treuen Kunden und an die Neukunden die wir in diesem Jahr für uns gewinnen konnten. Das gesamte Handy Tech Team wünscht Ihnen und Ihrer Familie eine geruhsame Weihnachtszeit und viel Erfolg im neuen Jahr.

Eine Beratung, Installation und Schulung sowie die Abwicklung mit dem Kostenträger ist selbstverständlich inbegriffen.

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NIKOAktuell 4/2015Das Magazin der Nikolauspflege Stiftung für blinde und sehbehinderte Menschen

Stiftung Nikolauspflege – Einblicke und Ausblicke

Den Menschen sehen.

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RedaktionBereich Unternehmens-kommunikation

Für namentlich gekenn-zeichnete Beiträge sind die VerfasserInnen verantwortlich.

GestaltungSAHARA Werbeagentur GmbH, Stuttgart, www.sahara.de

TitelfotoArchiv Nikolauspflege

KontaktFritz-Elsas-Straße 3870174 StuttgartTelefon (07 11) 65 [email protected]

AnzeigenTelefon (07 11) 65 [email protected]

VertriebBBW Stuttgart, Kaufmännische Ausbildungsabteilung

Impressum

NIKOAktuellDas Magazin der Nikolauspflege

Redaktionsschluss/Anzeigenschluss NIKOAktuell 1/2016 ist der 15. Januar 2016.

www.nikolauspflege.de

DruckPrintworks Druck-dienstleistungen GmbH

Auflage 2.800 Expl.

NIKOAktuell 4/2015

Inhalt 3

NIKOAktuell 4/2015

Inhalt

Weihnachtsgeschenke mit sozialem Mehrwert!

Handgefertigte Blindenware aus dem Haus des Blindenhandwerks

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Einblicke und Ausblicke

4 Interview mit Dieter Feser, Vorstands- vorsitzender Nikolauspflege

8 Besuch bei der Nikolauspflege am Kräherwald

Arbeiten bei der Nikolauspflege

14 Gesundes Arbeiten

Rundblick

16 Podiumsdiskussion beim Handicaptions- Festival

17 Erfahrungsbericht über das Ambulant betreute Wohnen

18 Fotoausstellung „Sehbehindert? Na und.“

19 Stuttgarter Firmenlauf B2Run

20 Hochzeit im Franz-Mersi-Haus

21 Woche des bürgerschaftlichen Engagements

22 Fachtagung des VBS

23 Kunsttherapie in der Maybachstraße

24 Trike-Ausfahrt am Limeshof

25 Nikolausmarkt Helfferichstraße

26 Zehn Jahre Schwarzmarkt

Spenden

28 Die Nikolauspflege dankt allen Spendern

35 Nachrufe

Die Bürstenmacherei ist ein jahrhunderteal-tes Handwerk, das inzwischen fast vollständig verschwunden ist. Im Produktionsbetrieb „Haus des Blindenhandwerks“ der Nikolauspflege in Esslingen fertigen blinde und stark sehbehin-derte Menschen noch nach alter Bürsten- und Pinselmacher-Tradition in Handarbeit Waren von hervorragender Qualität.Unter dem Label NIKOManufakt stellen rund 20 blinde und sehbehinderte Handwerker hochwertige Besen und Bürsten für Kunden in ganz Deutschland her. Alle Produkte von NIKOManufakt tragen das Siegel Blindenarbeit. Dies ist ein Qualitätsnachweis und berechtigt Arbeitgeber zur Reduzierung der Ausgleichs-abgabe. Die hochwertigen Produkte sehen nicht nur toll aus, sondern sind auch ein Garant für individuellen Einsatz und lange Lebensdauer. Schenken macht bekanntlich Freude! Besonders zu Weihnachten.

Ute Seyerle, Vertrieb Haus des Blindenhandwerks

Frohe Weihnachten mit Geschenken aus dem Haus des Blindenhandwerks!

Hier finden Sie uns:

NIKOManufakt-LadenFritz-Elsas-Straße 3870174 Stuttgart

Produktion und FabrikverkaufFritz-Müller-Straße 9973730 Esslingen a. N.

Sichtweise2

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NIKOAktuell 4/2015 NIKOAktuell 4/2015

Vorstandsvorsitzender Dieter Feser im Interview

„Inklusion einfach leben.“

Einblicke und Ausblicke 5

Der Journalist Adrian Zielcke sagt, die Niko-lauspflege gehört als Marke zu Stuttgart wie Mercedes und Porsche. Wie finden Sie diesen Vergleich?

Herr F.: Das freut mich natürlich, wenn die Nikolauspflege bekannt ist. Zum einen finden uns die Menschen, die Hilfe brauchen, und zum anderen ist es gut, wenn auch Außenstehende von uns wissen. Dann sind sie auch eher bereit, uns zu unterstützen. Ob das jetzt eine Marke sein muss, das sei mal dahingestellt.

Nächstes Jahr feiert die Nikolauspflege ihr 160-jähriges Bestehen, worauf können wir uns freuen?

Herr F.: 160 Jahre, das ist natürlich ein Grund zu feiern. Es ist gut, dass wir eine Stiftung sind, die auf so eine Tradition zurückblicken kann. Wir haben es immer geschafft, uns an die Bedin-gungen der jeweiligen Gegenwart anzupassenund vorausschauend zu denken und zu handeln.Wir sehen dieses Jubiläum auch als Anlass, uns bei unseren engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit hohem fachlichem Wissen ihre Gedanken und Ideen tatkräftig einbringen, zu bedanken.

Sie führen die Nikolauspflege jetzt seit fast 20 Jahren. Welche Veränderungen haben Sie angestoßen?

Herr F.: Mir ist es von Anfang an wichtig gewesen, Mitarbeitende in die geplanten Aktivitäten mit einzubeziehen. Ziele gemeinsam zu vereinbaren,

Dieter Feser, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Nikolauspflege seit 1996.

Einblicke und Ausblicke4

Transparenz zu schaffen über das, was getan wird, und klare Strukturen zu haben. Um ganz gezielt und möglichst optimal den Stiftungszweck erfüllen zu können, nämlich Teilhabemöglich- keiten für blinde und sehbehinderte Menschen in den unterschiedlichsten Bereichen zu schaffen: schulisch, beruflich, gesellschaftlich und sozial.

Wir sind in dieser Zeit vom Fürsorgegedanken weggekommen, hin zu einem Begleiten der Menschen. Wir beraten und unterstützen sie dahingehend, dass sie ihre Ziele erreichen. Ganz wichtig ist mir, dass wir das in einem angstfreien Klima tun. Fast jeder Mitarbeiter kennt von mir den Satz: Jeder darf Fehler machen. Wir emp-finden Fehler nicht als Makel, Schande, sondern begreifen sie so, dass sie uns als lernende Orga-nisation voranbringen.

Ein wichtiger Aspekt ist auch, dass sich die Nikolauspflege mit ihrem Eintreten für Menschen mit mehreren Behinderungen geöffnet hat.

Herr F.: Ja, als ich kam, war das bereits in Planung. Seit 1996 kümmert sich die Nikolaus-pflege verstärkt um den Personenkreis Mehr-fachbehinderter, und zwar sowohl um Kinder und Jugendliche als auch erwachsene Menschen mit Sehbehinderung. Begonnen haben wir am Kräherwald mit einem Provisorium, einer Klasse von sechs Kindern. 1997 wurde dann eine erste Einrichtung für Menschen mit mehrfachen Behin-derungen in Welzheim geöffnet, der Limeshof. In den folgenden Jahren expandierte der Bereich stark. Heute gibt es zwei Schulen mit Internat für

Kinder mit mehreren Behinderungen: das Haus am Dornbuschweg in Stuttgart und die Königin- Olga-Schule in Heidenheim, mit 120 bzw. 60 Kindern. Außerdem öffnete noch das Franz-Mersi- Haus in Mannheim, das Paul-und-Charlotte- Kniese-Haus in Weinheim und das Haus in Stuttgart am Pragsattel, das sind ebenfalls Ein- richtungen für mehrfachbehinderte Erwachsene.

Sie selbst sind ausgebildeter Blinden- und Sehbehindertenpädagoge. Was gab für Sie den Impuls, diesen Beruf zu ergreifen?

Herr F.: Ich studierte damals Sport, Deutsch und Politik fürs Lehramt und suchte nach einem Thema für die Examensarbeit im Fach Sport. Leistungssport reizte mich nicht so sehr. Da erhielt ich das Angebot, dass ich für blinde Menschen einen Skikurs abhalten könnte, um

anschließend darüber meine Arbeit zu schreiben. So kam ich in Kontakt mit der Blindenschule München. Ich habe dann noch ein Aufbaustudium für Blindenpädagogik in Heidelberg absolviert und anschließend zwei Jahre unterrichtet. Dann habe ich die Schulleitung an einer Schule für blinde Menschen mit mehrfachen Behinderungen in München übernommen.

Gibt es etwas, was Sie im Umgang mit behinder-ten und sehbehinderten Menschen erst lernen mussten?

Herr F.: Während meines Aufbaustudiums in Heidelberg habe ich eine Exkursion mit Gymna- siasten aus Marburg nach Auschwitz gemacht. Wir haben an einer Art Friedensdienst teilge-nommen. Da hat einer der Schüler am Abend sein Glasauge verloren, das ist ins Waschbecken gefallen. Es hat mich beeindruckt, mit welcher Art von Humor der Schüler damit umgegangen ist. Er sagte lachend: „Jetzt habe ich schon wie-der ein Auge verloren …“So gab es in der An- fangszeit immer wieder Begegnungen für mich, die zeigten – befremdlich und erstaunlich zugleich –, mit wie viel Selbstironie blinde Men-schen zum Teil mit ihrer Behinderung umgehen.

Haben diese ersten Begegnungen mit recht selbstständigen blinden Menschen Ihre Haltung zum Fürsorgedanken beeinflusst?

Herr F.: Meine ersten Begegnungen waren vom Gedanken der Fürsorge gar nicht so sehr gekenn-zeichnet. Das waren mobile Menschen, die ich getroffen habe. Die haben mir gesagt, wie ich sie unterstützen kann, was sie benötigen. Sie sind mir nicht hilflos begegnet. Anders war es an der Schule für mehrfachbehinderte Blinde, die ich später geleitet habe. Das waren zum großen Teil schwerstbehinderte Kinder, die gar nicht oder nur kaum in der Lage waren, irgendetwas zu artikulieren oder sich durch Zeichen bemerkbar zu machen. Die waren ganz einfach auf Hilfe und Fürsorge angewiesen. So hab ich beides mit-bekommen.

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NIKOAktuell 4/2015 NIKOAktuell 4/2015

Stichwort Inklusion, wie entwickelt sich da die Nikolauspflege?

Herr F.: Ich höre des Öfteren die Formulierung, unser Ziel ist es, Inklusion bis 2016 umzusetzen. Für mich ist Inklusion kein Ziel, bei dem man eine Jahreszahl nennen kann und bis zu der man einen Katalog umgesetzt hat. Inklusion ist ein dauerhafter Prozess. Je weniger wir sie thema-tisieren müssen, desto fortgeschrittener ist sie. An der Nikolauspflege versuchen wir den Gedan-ken, der hinter der Inklusion steht, einfach zu leben. Wir stellen uns in den unterschiedlichen Geschäftsfeldern immer wieder die Frage: Ist es ein Miteinander von blinden und sehbehinderten Menschen mit Sehenden? Tragen wir dazu bei, dass blinde Menschen wirklich ein Teil unserer Gesellschaft sind und sie die Gesellschaft genauso prägen können wie jeder andere auch?

Die Nikolauspflege wächst an vielen Stellen. Wie bewältigen Sie diese steigenden Zahlen der Klienten?

Herr F.: Das Phänomen begleitet mich, seit ich bei der Nikolauspflege bin. Jetzt gehen wir dieses Thema in großem Stil an. Wir befinden uns mit dem Projekt Connect in einer größeren

Bauphase. Seit Jahren wird vom demografischen Wandel gesprochen, vom Rückgang der Schüler-zahlen. Bei uns ist das bisher noch nicht ange-kommen.

Wie erklären Sie sich diesen Zulauf?

Herr F.: Die Nikolauspflege steht für hohe fach- liche Qualität, gekoppelt mit einem angeneh-men Betriebsklima. Und sie steht für ein sehr menschliches Miteinander zwischen Mitarbei-tenden und blinden Schülern, Jugendlichen und Erwachsenen. Unsere Mitarbeitenden setzen sich oft weit über das Maß des Nötigen ein. Die Eltern sind froh und dankbar, wenn sie bei uns einen Platz für ihre Kinder bekommen. Das spricht sich herum. Außerdem erweitern sich unsere Angebote beständig – die Inklusive Schule wächst und wir bieten jetzt inklusive Krippenplätze für Kinder schon ab einem Jahr.

Was verspricht das Projekt Connect?

Herr F.: Mit diesem Projekt versuchen wir, unsere räumliche Situation zu optimieren und die baulichen, wirtschaftlichen und konzeptionellen Aspekte unserer Arbeit zusammenzubringen. Daher der Name Connect. Wir haben alleine im Großraum Stuttgart über 60 Immobilien und Liegenschaften unterschiedlicher Größe mit unterschiedlichen Graden an Barrierefreiheit und Nutzungsmöglichkeiten. Wir werden mit diesem Projekt die Immobilien nach ökologischen und betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten barrierefrei ausgestalten, sodass die Situation den Anforderungen eines inklusiven Bildungs- und Gesellschaftssystems gerecht wird, die Stiftung zukunftsfähig aufgestellt wird.

Aktuell treibt das Flüchtlingsthema die Menschen um. Wie betrifft das die Nikolaus-pflege?

Herr F.: Ganz unmittelbar sind wir jetzt schon betroffen. Das erste Kind, ein syrisches blin-des Flüchtlingskind, wurde in den Kindergarten

aufgenommen. Wir wurden angefragt, ob wir Räumlichkeiten zur Verfügung stellen können, ganz konkret im Rems-Murr-Kreis, da sind wir gerade in Gesprächen. Da wir selbst an vielen Stellen Raumnot haben, fällt uns das nicht immer leicht. Aber wir haben bereits signalisiert, dass wir bereit sind, bei bestimmten Gegebenheiten auch da Hilfe zu leisten, z.B. Flüchtlingskinder in der inklusiven Schule aufzunehmen.

Grundsätzlich gilt: Die Nikolauspflege stand immer dafür, dass wir Lösungen finden. Und wir werden uns auch diesem Thema keinesfalls verschließen. Da wird auch nicht der Unter-stützungsbedarf der einen Gruppe gegen die andere ausgespielt.

Stichwort Fachkräftemangel – überall fehlen Lehrer, Freiwillige. Wie gelingt es der Niko-lauspflege, den Bedarf zu decken oder Leute zu mobilisieren?

Herr F.: Wir generieren unsere Fachkräfte teil-weise aus dem eigenen Stamm. Wir schicken beispielsweise Mitarbeiter zur Ausbildung zum Orientierungs- und Mobilitätslehrer. Wir bieten Fortbildungsmodule zum Teilhabebegleiter an. Wir versuchen, über das freiwillige soziale Jahr

und über den Bundesfreiwilligendienst junge Menschen für die Arbeit mit blinden und sehbe-hinderten Menschen zu gewinnen. Wir sind in der Blindenlehrerausbildung aktiv, bieten Koopera-tionen, Hospitationen, Seminare und Praktika für Studenten an. Wichtig ist, zu vermitteln, dass die Nikolauspflege Arbeitnehmern etwas zu bieten hat. Auch für unsere Mitarbeiter gilt der Leit-spruch „Den Menschen sehen“. Wir pflegen eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur und wollen nicht nur neue Mitarbeiter gewinnen, sondern diese auch langfristig an uns binden. Dafür tun wir viel.

Noch eine Frage zum Schluss: Was können die Sehenden von den Blinden lernen?

Herr F.: Sie könnten sich manchmal vielleicht etwas mehr auch auf ihre anderen Sinne ver-lassen. 80 Prozent aller Eindrücke werden visuell aufgenommen. Wenn ich ganz bewusst versu-che, die anderen Sinne stärker zu nutzen, führt das womöglich zu mehr Sensibilität und unsere Wahrnehmung erhält eine andere Qualität.

Das Gespräch führte Britta Rohlfing,

Referentin Unternehmenskommunikation

Einblicke und Ausblicke6

Immer auf Augenhöhe: Dieter Feser eröffnet das neue Grundstufenhaus in Stuttgart am Kräherwald.

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„Die Nikolauspflege steht für hohe fachliche Qualität, gekoppelt mit einem angenehmen Betriebsklima.“

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NIKOAktuell 4/2015

staatlichen Geldern nie kann: eben ein Garten-Café oder einen Abenteuer-Spielplatz auf dem großen Gelände der Nikolauspflege. Denn für solche Extras gibt der Staat kein Geld.Der „Schwarzmarkt“ selbst wirkt wie ein Laden mit Café aus vergangenen Zeiten. Alles, was man für den kleinen Einkauf, den alltäglichen Haus- gebrauch haben muss, kann man hier erwerben: Brötchen, Eis, Kaffee, Zeitungen. Die Schüler und Lehrer, die Kinder und Heranwachsenden, die Ausbilder und Besucher nutzen den Laden wie die Einwohner ringsum den Kräherwald. Wenn die Schulen Pausen haben, stürzen sich die Schüler in den kleinen Laden, es bilden sich Schlangen, die Bedienung ist Schwerarbeit. Ruhe und Gelassenheit sind sehr wichtig.An der Theke steht Jonas mit seinem Lehrer Klaus Schweizer. Torsten erzählt bedächtig und überlegt, was er alles tut und macht. Er muss die Kasse in Ordnung halten, er muss kassieren, zusammen mit seinen Klassenkameraden das Lager und die Regale immer wieder auffüllen, Lieferungen annehmen und ausräumen, leere Flaschen einräumen und Süßigkeiten verkaufen. Torsten ist sehbehindert, er besucht die Betty-Hirsch-Grund- und Werkrealschule auf dem Gelände der Nikolauspflege, an zwei Vormittagen in der Woche ist seine Klasse für den „Schwarz-markt“ zuständig. Er arbeitet in der ersten Schicht, die von 8.20 bis 10.20 Uhr geht.

Die Arbeit im „Schwarzmarkt“ steht beispielhaft für das Ziel der Nikolauspflege. Nicht mehr fürsorgliche Betreuung von der Wiege bis zur Bahre ist das erste Ziel, wie es früher war. Nein, die Erziehung zu möglichst großer Selbst-ständigkeit jedes Schülers, jedes Klienten, ist heute das grundlegende Ziel – eine Aufgabe, die große Sorgfalt, große Fürsorglichkeit und großes Engagement erfordert. Denn jeder ist anders. Jeder hat seine eigenen Begabungen, seine eigenen Behinderungen, seine eigenen erreichbaren Ziele.Die Arbeit im „Schwarzmarkt“ gehört zum Schul-bereich: „Vorbereitung aufs Leben – Mathematik im Alltag – Praxisfelder“. Da können Schüler und Lehrer zusammen erkunden, wo jeder seine Stärken, seine Schwächen hat – und sie können darauf eingehen. So kümmert sich auch Jonas um die Kasse, er erzählt, dass er auch staubsaugt, dass er in die 8. Klasse der Betty-Hirsch-Schule geht.

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Die Nikolauspflege am Standort Kräherwald

Die Bandbreite der Hilfeleistungen, die die Nikolauspflege bietet, ist groß: Schulen, Ausbildungseinrichtungen, Wohnheime oder Werkstätten finden sich an mehreren Stand- orten in Baden-Württemberg. Wir haben den Journalisten Adrian Zielcke gebeten, unsereEinrichtungen zu besuchen und uns seine Ein-drücke mit dem Blick eines Außenstehenden zu schildern. In dieser Ausgabe: Standort Kräher-wald in Stuttgart.

Die Nikolauspflege gehört zu Stuttgart wie Mercedes, wie Porsche. Die Marke „Nikolaus- pflege“ ist positiv besetzt, der Name hat einen guten Klang. Das hilft bei Spenden, auf die die Stiftung angewiesen ist.

Es lohnt, am Kräherwald anzuhalten, den Wagen stehen zu lassen, die Scheu zu überwinden und einfach hineinzugehen. Es ist ganz einfach: Vor dem „Schwarzmarkt“ sind auf einer kleinen Terrasse Tische und Stühle aufgestellt, hier kann jedermann Kaffee trinken, ein Eis schlotzen, sich mit Nachbarn auf dem Kräherwald treffen oder mit Bewohnern und Nutzern der Nikolaus-pflege. Die gepflegte Gartenterrasse steht allen offen – wie der Laden auch, es ist ein „Leucht-turm-Projekt“ der Nikolauspflege. Die Terrasse konnte dank einer Spende von Daimler-Mitarbeitern vor einem Jahr eingerichtet werden. Diese haben 10.000 Euro für die Niko-lauspflege gesammelt. Die wiederum kann mit solchen Einnahmen etwas schaffen, was sie mit

Den Menschen sehen , Fähigkeiten fördern.

Gemeinschaftliches Miteinander: Die Schüler und Auszubildenden der Nikolauspflege unterstützen sich gegenseitig.

Einblicke und Ausblicke 9

Vom Frühstückskaffee bis zum Duschgel: Im Schwarzmarkt findet man (fast) alles.

Erziehung zu größtmöglicher Selbstständigkeit ist heute das übergeordnete Ziel.“

Nachbarschaftstreff und Schülercafé: Außenbereich am „Schwarzmarkt“.

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Fürs Leben und vom Leben lernen

Jonas wohnt nicht bei der Nikolauspflege. Jeden Tag bringt ihn ein Fahrdienst der Malteser oder anderer Sozialorganisationen von seinem heimatlichen Wohnort Vaihingen/Enz an den Kräherwald. Es gibt auch ein Internat auf dem weiten Areal, in dem Schüler leben können, aber die Nikolauspflege nimmt eben auch „Externe“ auf. „Wenn es sich machen lässt, sollen die Schüler alleine hierher in die Schule fahren“ ,sagt Klaus Schweizer, der Lehrer. Bevor man einen Schüler alleine auf den Weg schickt, wird streng geprüft, ob er einer solchen Aufgabe gewachsen ist. „Schule macht Spaß“, sagt Jonas. Je nach Begabung und Behinderung können die Schüler hier sämtliche Schulabschlüsse machen, die es in allen Schulen des Landes gibt. Abitur, Fach-hochschulreife, Realschulabschluss, Abschluss der Grundschule und Besuch ohne Abschluss.

Einblicke und Ausblicke10

Es gilt der baden-württembergische Lehrplan. Und natürlich gilt der Grundsatz: Jeder nach sei-nen Fähigkeiten. Jonas jedenfalls hat noch vier Jahre vor sich, dann wechselt er wahrschein-lich auf die Berufsschule und macht hier seine Berufsausbildung. Jonas möchte wie sein Vater Fliesenleger werden. „Das Ziel ist“, so sagt es Stefanie Krug, die Leiterin der Unternehmens-kommunikation, „das Ziel ist der erste Arbeits-markt! Wir haben Schüler, die einen Lehrvertrag bei Daimler haben.“Der „Schwarzmarkt“ liegt am Kräherwald, aber er liegt nicht auf dem Gelände der Hauptgebäu-de. Man muss die kleine Gustav-Siegle-Straße überqueren, in die oft Autofahrer ziemlich schnell hineinfahren, ohne daran zu denken, dass sich hier Blinde und Sehbehinderte bewegen. Sich auf der Straße zu bewegen, alleine vom Klassen-zimmer auf dem Zebrastreifen über die Straße in den „Schwarzmarkt“ zu gehen, ist eine riesige Herausforderung für viele, aber es ist ebenso ein sichtbares Zeichen der Selbstständigkeit, wenn man es schafft. Übung und Aufsicht sind uner-lässlich. Wer den „Schwarzmarktführerschein“ in der Tasche hat, der kann alleine von der Schule in den Laden gehen und sich ein Eis kaufen.

Die Einübung gehört zur Erziehung zur Selbst-ständigkeit. „Alles ist miteinander verzahnt.“ Stefanie Krug: „Das oberste Ziel ist es loszu- lassen, die jungen Menschen in die Autonomie zu entlassen. Für viele Eltern ist es natürlich ein großes Problem, ihr Schicksal anzunehmen, wenn sie erfahren müssen, dass ihr Kind behin-dert ist. Aber wenn sie die Möglichkeiten sehen, die ihr Kind hier hat, dann fällt es ihnen oft sehr viel leichter.“

Inklusion einfach leben

Die Betty-Hirsch-Schule besuchen zurzeit rund 130 Kinder: sehende und nicht sehende. Viele Eltern aus der Umgebung schicken ihre

Kinder hierher. Der Unterricht wird nach dem baden-württembergischen Lehrplan erteilt. ,,Wir sind eine private Ersatzschule.“ Der Andrang ist so groß, dass es Wartelisten gibt – für sehende, wie für sehbehinderte und mehrfachbehinderte Kinder. „Wir haben die gleichen Lehrpläne, nur dauert bei uns die Grundschulzeit fünf Jahre“, sagt der Lehrer Klaus Schweizer: „In meiner Klasse sind acht Schüler. In den Klassen mit sehenden Kindern sind es acht bis zwölf Kinder. Da können wir uns um jedes Kind kümmern, die Förderung des Einzelnen ist sehr intensiv – von der 1:1-Förderung, wo sich einer um ein Kind kümmert, bis zur Inklusivklasse, in der alle zusammen unterrichtet werden: mehrfachbehin-derte, sehbehinderte und sehende Kinder.

Fähigkeiten fördern: Die Schülerinnen und Schüler der Betty-Hirsch-Schule lernen mit allen Sinnen. Das Training mit dem Blindenstock ist ein wichtiges Element auf dem Weg zur Selbstständigkeit.

NIKOAktuell 4/2015NIKOAktuell 4/2015

Arbeiten mit der Braillezeile: Irina Blessing absolviert eine kaufmännische Ausbildung.

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NIKOAktuell 4/2015NIKOAktuell 4/2015

Individuelle Förderung in inklusiven Klassen

Der Sinn ist klar: Dass alle miteinander umge-hen können. Und wir haben natürlich abgestufte Lehrpläne.“ Darauf ist der Lehrer besonders stolz: „Wir arbeiten mit allen Sinnen. Wir machen Theater, wir machen Musik. Wir arbeiten mit der Staatsoper zusammen, mit dem Ballett, mit den Stuttgarter Philharmonikern.“ Ja, die Nikolaus-pflege ist hier in Stuttgart verwurzelt und gut ver-netzt, auch wenn ihre Aktivitäten bis nach Berlin und in die neuen Bundesländer reichen.Wenn Schweizer Bilanz zieht, dann sagt er, der sich so ungewöhnlich für seine Schüler engagiert, ganz lapidar: „Man guckt halt bei jedem, was man draus machen kann. Wenn es dann gelingt, geht es einem selbst gut. Wir gehen nicht den bequemen Weg, wir sagen nicht: Das musst du nicht können, das machen wir fürsorglich für dich, sondern wir wollen das Selbstwert-Gefühl des Einzelnen stärken, seine Lebensenergie stärken, seine Fähigkeit, selbstständig zu arbeiten

13Einblicke und Ausblicke

Adrian Zielcke ist freier Journalist und Buchautor. Er war viele Jahre Redaktionsmit-glied der Stuttgarter Zeitung, u.a. als Res-sortleiter Außenpolitik.

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und zu leben. Natürlich entwickelt man da als Lehrer enge Bindungen zu den Schülern.“ Das ist vielleicht die größte Überraschung für jeden, der erstmals die Nikolauspflege besucht: Die Menschen hier sind nicht unglücklich, sie arbeiten zielstrebig und ehrgeizig an ihren beruf-lichen und privaten Zielen. Hier ist kein Ort des Jammerns und Klagens, auch keine Stätte des Selbstmitleids, sondern eine Einrichtung, in der sich viele Menschen außergewöhnlich intensiv bemühen, behinderten Menschen so zu helfen, dass diese möglichst auf eigenen Beinen stehen können. Das kann durchaus eine beglückende Erfahrung sein – gerade für Außenstehende, die oft genug überrascht sind, weil sie sich alles ganz anders vorgestellt haben.

Am Empfang zur Nikolauspflege sitzt Irina Blessing. Sie macht eine kaufmännische Aus- bildung. Sie kümmert sich um Besucher, um das Telefon, erteilt Auskünfte, ordnet die Post, nimmt Artikel an. Sie arbeitet an einem PC, obwohl sie kaum etwas sieht. Sie sagt: „Ich sehe hell und dunkel, ich sehe Flecke.“ Als sie mir erlaubt, dass ich mich neben sie setze, sagt sie: „Jetzt sehe ich Sie.“ Sie hat unter ihrem großen Bildschirm ein Zusatzgerät, die Computer-Braille-Zeile. Im Jahr 1825 ist von Louis Braille das 6-Punkt-Alphabet entwickelt worden. Mit diesem System können heute Blinde auf der gan-zen Welt lesen, schreiben und rechnen. Für die Arbeit am Computer ist aus der 6-Punkt-Schrift eine 8-Punkt-Schrift entwickelt worden. Damit können alle Zeichen der Tastatur 1:1 dargestellt werden. Irina liest alle eingehenden Mails, beantwortet sie. Sie ist selbstbewusst, intelligent und ehrgei-zig: „Ich arbeite relativ schnell, ich arbeite selbst-ständig.“ Sie erstellt mit einem Excel-Programm beispielsweise Listen für Essensmarken oder wer welchen Schlüssel in den Gebäuden auf dem großen Areal hat. Ein Jahr lang hat sie gebraucht, bis sie das Schreiben auf dem PC gelernt hatte. Jetzt schreibt sie schneller, als ich es kann. „Ich bin froh, dass ich den PC habe, denn ich kann alles lesen, Texte muss ich ja nur scannen. Zeitungen kann ich online lesen.“ Ihr Geruchssinn ist fein ausgeprägt wie ihr Gehör: „Das ist Segen und Fluch zugleich. Manchmal ist es furchtbar, was man hört oder riecht, manchmal macht es einen glücklich.“

Chance der Berufsausbildung

Irina ist im fünften Jahr hier bei der Nikolaus-pflege, sie stammt aus Schramberg. Hier geht sie zur Schule, hier macht sie ihre Berufsausbildung. Aber sie wohnt nicht im Internat, wo die Schüler intensiv betreut werden. Nein, sie ist stolz darauf, in einer externen Wohngemeinschaft zusammen mit zwei anderen jungen Frauen zu leben. „Nur einmal in der Woche kommt ein Betreuer und sieht nach, ob wir Probleme haben, ob allesklappt.“ Es wird genau geprüft, wer zu wem in einer solchen WG passt. „Ich verstehe mich mit den anderen beiden gut, und man kann sich auch aus dem Weg gehen und für sich bleiben. Wir kochen: Nudeln, Aufläufe, Gemüse, wir kaufen selbstständig ein, wir sind eine Außengruppe, im Internat hier wird zusammen gegessen. Wir wohnen am Vogelsang im Westen.“ Niemand wird hier alleine gelassen, aber man vertraut auch auf die Fähigkeiten der Menschen. Irina flößt mir großen Respekt ein. Sie wird ihren Weg in ein selbstbestimmtes Leben gehen, da bin ich mir nach unserem Gespräch sicher. Beglückend.Dieter Feser und sein ganzes Team haben viel vor in den nächsten Jahren: Die Container der Betty-Hirsch-Schule sollen einem modernen Neubau weichen, so manches Gebäude ist in die Jahre gekommen und muss dringend behinder-tengerecht saniert werden. Das wird viel Über-legung, Kraft und viel Geld kosten. Spenden sind willkommen!

Adrian Zielcke, freier Journalist

Freunde finden und mit Freude lernen: Auszubildende im Bereich Metall, Berufsbildungswerk Stuttgart.

Vielleicht die größte Über-raschung für Außenstehende: Kein Ort des Jammerns oder Selbstmitleids, sondern ein Ort, an dem zielstrebig und ehrgeizig an beruflichen und privaten Zielen gearbeitet wird.“

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Der Sinn von Inklusion ist klar: Dass alle lernen, miteinander umzugehen.“

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NIKOAktuell 4/2015

Bewertungen. Zuerst musste jeder Abstand gewinnen und sich so auf den Tag einlassen, sich Besinnen. Mit sieben ruhigen Atemzügen konnten sich die Teilnehmenden auf das Atmen konzen- trieren. Durch Lockern konnte sich die Muskulatur entspannen und Belastendes abgeschüttelt wer-den. Das Strecken dehnt die Muskulatur. Durch Aufschauen, einer Imaginationsübung, sollte sich jeder einen Ort der Ruhe suchen, bevor alle Motiviert in den Tag starten.Die Vorstände, Dieter Feser und Stephanie Leitl, begrüßten die Teilnehmenden und stellten die Ziele vor. Für das Thema „Gesundheit“ sensi-bilisieren, gemeinsam in den Dialog kommen und praktische Impulse mitnehmen.Anschließend startete die erste Arbeitssequenz unter dem Motto „World Café“. Dazu waren sechs Stationen zum Thema „Gesundheit“ aufgebaut: Betriebsklima, Kommunikation, Selfcare, Trans-parenz, Interesse und Anerkennung und Unter-stützung beim Umgang mit Belastungen. Je nach Interesse konnte man alle Stationen kurz oder einzelne länger besuchen.

Am Nachmittag gab es fünf Workshops mit folgender Themenauswahl:

Resilienz – Gesund trotz hoher Anforderungen und Belastungen, Martin Luitjens

Kinaesthetics, Hans Schüller Gehirn-Körper-Kopplung, Dr. Albert Decker (Psychische) Belastungen in der Arbeits-

situation, Dr. Karin Töpisch Humor in sozialen Berufen, Torsten Fuchs

Gesundes Arbeiten.Bericht von der Dialogkonferenz 2015

Führungskräfte tragen Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Sie gestalten Arbeitsbedingungen mit und haben Einfluss auf die Arbeitsatmosphäre. Diesem Thema widmeten sich die Führungskräfte der Nikolaus- pflege bei der diesjährigen Dialogkonferenz.

Die Dialogkonferenz ist eine eintägige Fortbil-dungsveranstaltung für alle Führungskräfte der Nikolauspflege, die einmal jährlich durchge- führt wird. Hierzu sind auch Vertreter der Mit- arbeitervertretung eingeladen. Über 60 leitende

Mitarbeitende kamen hier zusammen, um sich mit dem Thema „Gesundes Arbeiten“ auseinander-zusetzen.Schon der Start in den Tag begann ungewohnt gymnastisch und nicht mit der typischen Begrü-ßungsfloskel: „Habt ihr alle gut hergefunden?“ Martin Luitjens, Fachberater für betriebliches Gesundheitsmanagement, begrüßte alle mit dem „B.A.L.S.A.M-Modell“ und der Aufforderung, sich zu bewegen. Dieses Modell dient der Stärkung der Körperwahr-nehmung, der Genussfähigkeit und der positiven

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Die Dialogkonferenz bot viel- fältige Impulse, sie wurden kompakt vermittelt und in lebhaften Diskussionen der Führungskräfte vertieft.“

Ulrike Steffke, Leiterin, Tilly-Lahnstein-Schule

Der Workshop „Humor“ hat offensichtlich allen Spaß gemacht.

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15Arbeiten bei der Nikolauspflege

Für den gemeinsamen Abschluss hatte die WfbM des Limeshofs für jeden Einzelnen einen Blumentopf mit Erde und drei Samen vorbereitet. In Kleingruppen sollten die Teilnehmenden sich drei Erkenntnisse oder Vorsätze, die sie von diesem Tage mitnehmen, überlegen. Um diese greifbar zu machen und sich auch zuhause wieder daran zu erinnern, wurde für jeden Impuls ein Samen in den Blumentopf gesät. Wer weiß, wie weit die Samen inzwischen gediehen sind …

Dorothea Straub, Referentin für Personalentwicklung;

Dorothea Garden, Personalreferentin

Kinaesthetics bringt auch den Mitarbeitenden spürbar Erleichterungen.

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17Rundblick

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Zur Podiumsdiskussion mit dem Thema „Kunst von Menschen mit und ohne Handicaps“ trafen sich am 8. Juli im Rahmen des Handi- captions-Festivals Dr. Susanne Eisenmann, Bürgermeisterin für Kultur, Schule und Sport der Landeshauptstadt Stuttgart, Volker Ditzinger, Geschäftsführer der WEK Werk-stätten Esslingen Kirchheim, Dieter Feser, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Nikolaus-pflege, Axel Clesle, Künstlerischer Leiter Kulturinitiative Bohnenviertel e.V. und Veranstalter der Handicaptions sowie Robin Langenberg als Teilnehmer der Theatergruppe „Rapsoden“.

Schnell wurde deutlich, dass Kunst von Menschen mit Behinderung anders zu definieren ist als ein sonst üblicher oder bekannter Theaterbesuch. Als eine neue Form von Ästhetik des Theater-spielens bezeichnet es Axel Clesle als Regisseur

vieler Theaterproduktionen der letzten Jahre, an denen eine Vielzahl von Menschen mit Handicaps als Akteure teilnahm. Sich im Tun selbst zu ent-wickeln und dabei die handelnden Menschen bei ihren Fähigkeiten und Talenten abzuholen, das ist Axel Clesle wichtig. Und bewusst große Foren auswählen, das sei für diese Form des Theaters richtig und passend, wie das Landestheater Tübingen oder das Stuttgarter Theaterhaus, weil sie die Bedeutung der Aufführung sowie den Selbstwert der Schauspieler steigern.Qualität und Respekt, das wurde während der von Rudolf Straub, Bürgerhospital, moderierten Podiumsdiskussion immer wieder betont, seien Ziel und Voraussetzung für Kunst von Menschen mit Handicap. „Wir wollen mit unserer Qualität wahrgenommen werden“, sagt Volker Ditzinger, WEK, stellvertretend für seine Teilnehmer, was Robin Langenberg bestätigt. Und Axel Clesle setzt noch eines drauf: „Ohne Profis geht es nicht.“

Was für ein Theater: Das Handicaptions Festival.

Podiumsdiskussion über Qualität und Respekt

Die Nikolauspflege war auf dem Festival gleich mehrfach vertreten. Hier: Die Hirsch Band.

Wolfgang Schmid als renommierter Bassist und andere erfahrene Musiker der Fantastischen Vier unterstützen seit Jahren tatkräftig seine Projekte. „Das sind Vorbilder für unsere Teilnehmer, mit ihrer Disziplin, mit ihrem Fleiß, ihrer Professio-nalität. Zugleich stehen sie für qualitativ hoch-wertige Anleitung, und die können wir dann in den Produktionen auch sehen und bewundern.“Dieter Feser wies auf die UN-Behindertenkon-vention hin, in der das Recht von Menschen mit Behinderungen formuliert wird, gleichberechtigt mit anderen am kulturellen Leben teilzuhaben.

Ich habe schon lange davon geträumt, in einer eigenen Wohnung zu leben, endlich alleine für mich zu sorgen und meine Freiheiten genießen zu können. Freiheit heißt für mich, dass ich mich mit keinem absprechen muss, dass ich meinen Tag alleine planen und z.B. so lange Musik hören kann, wie ich möchte.

Zuerst musste ich jahrelange Überzeugungs-arbeit leisten, dass ich in einer eigenen Wohnung alleine klar komme und ich das wirklich will und auch schaffen kann. Aufgrund meiner Behinde-rung benötige ich einen möglichst barrierefreien Zugang zu meiner Wohnung. Ich bin bei langen Strecken auf einen Rolli angewiesen und sollte deshalb möglichst eine Wohnung im Erdgeschoss haben oder mit Aufzug. Über zwei Jahre habe ich gemeinsam mit meiner Betreuerin nach einer passenden Wohnung gesucht und nichts gefunden. Immer wieder gab es Tage, an denen ich schon gefürchtet habe, dass es nie klappt. Aber ich wollte die Hoffnung einfach nicht aufgeben und

so haben wir weiter gesucht. Diesen Sommer war es endlich so weit: Wir haben tatsächlich eine passende Wohnung gefunden. Ich habe sie mir erst mit meiner Betreuerin angeschaut und war sofort begeistert. Die Wohnung ist einfach perfekt für mich! Vor allem, da ich nun dank eines ein- gebauten Notfallknopfes jederzeit, auch nachts, Hilfe rufen kann. Da waren meine Eltern beruhigt und hatten nicht mehr so viele Bedenken wie zu Anfang. Überglücklich dachte ich: Super, geschafft! Doch dann kam ein Riesenberg an Anträgen und Formularen, die ich alle ausfüllen musste. Eine Küche musste besorgt und der Umzug organi-siert werden. Da war mir klar, dass wir noch eine Menge Arbeit vor uns haben, aber das schaffen wir auch noch! Wenn ich dort dann erst mal wohne, werde ich es in vollen Zügen genießen. Im Moment kann ich es kaum erwarten …

Benjamin Heckmann, Klient Welzheim Limeshofs

Die große Freiheit.Erfahrungsbericht: Umzug ins Ambulant betreute Wohnen

Es brauche viele solcher Initiativen, betont er, und Bürgermeisterin Eisenmann gibt ihm Recht. Es sei sicherlich ein mühsamer Weg für die Kultur-initiative Bohnenviertel e.V. und ähnliche Vereine, immer wieder Gelder für inklusive Aktionen einzu-werben und mit viel Ehrenamt diese umzusetzen. Angesichts der letzten zehn Jahre Sommer-theater bzw. Handicaptions und deren Erfolge sei es an der Zeit, an dieser Stelle eine verlässliche finanzielle Grundlage zu legen.

Matthias Kopp, Geschäftsbereich Berufliche Bildung

Projekt Dunkelbunt Inklusive Sport- und Freizeitangebote

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Ein Bild mit Augen im Fokus. Es werden nur Augen dargestellt, die zeigen, dass man den Unterschied von blinden, sehschwachen und gesunden Augen nicht immer sehen kann. Es gibt Menschen, die haben nicht die volle Sehkraft und sind auch nicht ganz blind. Ihre Beeinträchtigung im Bereich Sehen geht aber über das hinaus, was man mit einer normalen Sehhilfe korrigieren kann. Das sieht man ihren Augen oft aber nicht an.

Man kann auch anders sehen, was uns sehbe-hinderte Menschen deutlich vor Augen führen. Allein nach dem Aussehen kann man nieman-den beurteilen. Sie sehen mit dem Herzen, mit den Händen oder andere Menschen oder Hunde sehen für sie, oder sie haben einen Stock oder

Sehbehindert? Na und.Auszubildende als Fotomodelle

andere Hilfsmittel. Für sehbehinderte Menschen sind diese Hilfsmittel ein ganz normaler Teil ihres Lebens. Die Bilder sollen den Menschen ihre Scheu und ihre Ängste vor sehbehinderten Menschen nehmen. Die Problematik der Krankheit im all- täglichen Leben der Gesellschaft näher bringen, Hilfsmittel „enthüllen.Sehbehinderte sind leicht zu verletzen. Ich will mit den Bildern zum Nachdenken anregen, denn es kann jeden treffen. Mir ist es wichtig, sehbe-hinderte und Menschen mit gesunden Augen im Porträt abzulichten und damit zu zeigen, dass sie nicht anders sind. Alle Menschen sind gleich.

Jörg Weiß, Fotograf und Vater einer Teilnehmerin

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Die jungen Läufer gingen hochmotiviert an den Start.

Bereits zum zweiten Mal nahm der Geschäftsbereich Berufliche Bildung der Niko-lauspflege am Firmenlauf „B2Run“ in Stuttgart teil und konnte eine stattliche Zahl, nämlich 31 Schülerinnen, Schüler sowie Auszubilden-de zu einem anspruchsvollen Lauf über 6,2 km Länge motivieren. 14 Mitarbeitende der Niko-lauspflege gingen ebenfalls auf die Strecke und sorgten dafür, dass alle bei guter Laune und unversehrt ins Ziel kamen.

Begleitung war trotz und auch wegen der vielen Absperrungen unerlässlich, um ein sicheres, unfallfreies Laufen unserer Teilnehmer zu garan-tieren. Stefan Ober, Metall-Azubi, konnte den bisherigen Streckenrekord derselben Länge

toppen: Er schaffte die Strecke unter 28 Minuten und lief beständig vorneweg am Kopf unserer großen Gruppe. Für die After-Run-Party ließ der Veranstalter sich einiges einfallen: Unzählige Getränke- und Verpflegungsstände im Zielbereich der Mercedes-Benz-Arena, Medaillenausgabe und die Wahl der witzigsten Firmenverkleidung. Ein Dank an die ANTON & PETRA EHRMANN-Stiftung für die finanzielle Unterstützung des Laufs über das Projekt DUNKELBUNT und an die Betreuer, die mit ihren Bewohnern immer wieder trainiert haben.

Matthias Kopp, Projekt Dunkelbunt

Auf die Plätze, fertig, los!Nikolauspflege nimmt an Stuttgarter Firmenlauf B2Run teil

Rundblick18

Jung, sympathisch, fröhlich ...

... und sehbehindert, na und!

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Rundblick20

Im September nahm die Nikolauspflege GmbH, vertreten durch die Leiterin Sabine Nitzsche und Melissa Stelzel, Teamleiterin des Paul-und-Charlotte-Kniese-Hauses, an einer von der Firma Freudenberg veranstalteten „Netzwerk-Veranstaltung“ teil. Diese ermög-licht es Organisationen und Vereinen, sich vorzustellen und über die Aktivitäten der rund 30 anwesenden Organisationen zu informieren.

Als Impulsgeber für den Abend sprach Armin Palek, BMW-Stiftung, zum Thema pro bono –

freiwillig geleistete Arbeit von Fachkräften zum Wohle der Gesellschaft und Sascha Wenzel, Geschäftsführer der Freudenberg Stiftung GmbH über das Projekt „1 km² Bildung“. Am Stand der Nikolauspflege kam es zu vielen interessanten und intensiven Gesprächen, die dem Grundge-danken der stärkeren regionalen Vernetzung und einem regen Austausch zwischen den verschie-denen Gesprächspartnern in der Zukunft dienen.

Sabine Nitzsche, Leiterin

Paul-und-Charlotte-Kniese-Haus

Tun, was man kann.Woche des bürgerschaftlichen Engagements

Fröhliches Hochzeitsfest in Mannheim

In der WfbM der Diakoniewerkstätten Rhein-Neckar haben sie sich vor drei Jahren kennen und lieben gelernt – Inge Albert, Bewohnerin des Franz-Mersi-Hauses, und Christian Albert, geb. Weigel. Dass sie heiraten würden, stand für die beiden ziemlich früh fest. Zuvor mussten sie allerdings einige büro-kratische Hindernisse überwinden.

Das Brautkleid hing bereits seit einem Jahr in Inge Alberts Zimmer; immer träumte sie von dem Tag, an dem sie es endlich tragen würde. Und so ging für die beiden schließlich ein lang ersehnter Herzenswunsch in Erfüllung und das strahlende Brautpaar zeigte sich bei der Trauung so frisch verliebt wie am ersten Tag. Ein Anblick, bei dem man sicher ist: Sie sind füreinander gemacht!Das frisch vermählte Paar genoss seinen großen Tag sichtlich. Nach der standesamt-lichen Trauung fand eine Feier zusammen mit Bewohnern und Mitarbeitern im Franz-Mersi-Haus statt. Der Abend gehörte dann dem Braut-paar alleine – bei einem schönen Dinner for two. Diese Liebesgeschichte hält aber noch weitere Kapitel bereit, denn der standesamtlichen soll noch die kirchliche Trauung folgen und die beiden möchten in Zukunft auch zusammen wohnen und den Alltag des Ehelebens mitein-ander teilen und genießen. Wir freuen uns mit den beiden und werden das erste Brautpaar in unserer Einrichtung tatkräftig auf ihrem nun gemeinsamen Weg unterstützen!

Was lange währt, wird endlich gut!

Die Bewohner, Mitarbeiter und die Leitung der Nikolauspflege GmbH wünschen Inge und Christian Albert alles Glück der Welt auf ihrem gemeinsamen Lebensweg.

Kristina Pfaff, Nachtwache, Franz-Mersi-Haus

Just married: Inge und Christian Albert

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23RundblickRundblick22

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Im Januar hat Karen Sigloch ihr 6-wöchiges Praktikum im Förder- und Betreuungsbereich der Maybachstraße begonnen. Jeder Klient hat eine Leinwand gestaltet und diese vorwiegend mit Pinsel und Farbe bearbeitet, zeitweise auch mit Materialien beklebt. Jeder sollte die Möglichkeit erhalten, sich mit seinen Fähig-keiten und Möglichkeiten einzubringen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen und alle waren mit großem Eifer dabei.

Welche Ziele verfolgt die Kunsttherapie bei Menschen mit schweren Mehrfachbehinde- rungen und speziell bei Menschen mit Sehbe- hinderung oder Blindheit?

Frau S.: Ganz verschiedene, z.B. die Förderung der haptischtaktilen Wahrnehmung, Konzen-tration, Ausdauer, Geduld, Selbstwahrnehmung und eine andere Möglichkeit, sich auszudrücken.

Kann Malen tatsächlich etwas anstoßen?

Frau S.: Ja, vor allen im Bereich Kommunikation. Durch die 1:1-Betreuung wird die Sprache, aber auch das gezielte Lautieren angesprochen. Durch die Gestaltung des eigenen Bildes wird auch das Selbstwertgefühl gesteigert. „Seht her, das habe ich gemacht!“

Wie kann Kunst einen Dialog anstoßen, wenn Menschen nicht sprechen und nicht sehen können?

Frau S.: Die Herausforderung war, jedem Klienten die passende Form zu bieten, mit der er sich ausdrücken kann. Also z.B. die Wahl des Pinsels, der Farben und der Materialien. Ich denke, gerade das Malen ist eine Möglichkeit,

Den eigenen Ausdruck finden.Einblicke in die Kunsttherapie mit mehrfach behinderten Menschen

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in den Dialog zu kommen. Im Ergebnis sprechen die Bilder dann für sich.

Wie reagieren die Klienten auf das Angebot?

Frau S.: Für viele war es anstrengend, länger an ihrem Werk zu arbeiten. Aber es war durchweg mit Spaß und Lust verbunden. Eine Ausdrucks-form zu finden und etwas von sich, über sich zu haben, war für alle schön.

Ihr stärkstes Argument für die Kunsttherapie?

Frau S.: Freiheit, Selbstreflexion und Wahrneh-mung. Den eigenen Ausdruck finden, ohne dass es „schön aussehen“ muss.

Karen Sigloch, Studentin der Kunsttherapie

Freie Kunstakademie Nürtingen

Die Fragen stellte Inga Gerken,

Gruppenleitung im Förder- und Betreuungsbereich

Stuttgart Maybachstraße

Sehbehinderte Menschen entdeckten das Malen als Ausdrucksform.

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geUlrike Bauer-Murr, Leiterin des Geschäfts-bereichs Berufliche Bildung der Stiftung Niko-lauspflege und Vorsitzende des Landesver-bandes Baden-Württemberg des VBS, begrüßte die 80 Teilnehmenden in den Räumlichkeiten der Nikolauspflege: Unter ihnen Sonderpädagogen, Psychologen, Heilpädagogen und Orthoptisten aus Deutschland und Österreich, sowie der Referent Professor Dr. Josef Zihl, der seit vielen Jahren zum Thema Sehen und zerebrale Seh- störungen an der Ludwig Maximilian Universität München lehrt und forscht. Brigitte Ruple, Orthoptistin bei der Nikolauspflege und Vor-sitzende der Arbeitsgemeinschaft CVI im VBS, eröffnete die Tagung. Zentrale Themen waren

die Grundlagen und der Stand der Forschung zu CVI, das bedeutet „cerebral visual impairment“. Damit werden alle Sehstörungen aufgrund einer Schädigung des zentralen Sehsystems bezeich-net. Im letzten Teil der Tagung ging es um die Behandlungs- und Fördermöglichkeiten für die Kinder und Jugendlichen sowie die Gestaltung eines erfolgreichen Lernumfeldes. Das Echo auf die Tagung war sehr positiv. Die umfassenden Informationen und anschaulichen Darstellungen bezeichneten die Teilnehmerinnen und Teilneh-mer als sehr gewinnbringend für ihre Praxis.

Heinz Graumann, AG Visuelle Verarbeitungs- und

Wahrnehmungsstörungen – Schwerpunkt CVI

Visuelle Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen.

2. Fachtagung des Verbands für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (VBS)

Die Teilnehmer aus Deutschland und Österreich tauschten sich rege zu Sehstörungen und Behand-lungsmöglichkeiten aus.

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25Rundblick

Oberkörper mitdrehen. Die zwei möglichen Beifahrer sitzen links und rechts erhöht hinter dem Fahrer.Während sich im Hof einige versammelt hatten und Herr Iwata von nichts wusste, hörte man von Weitem bereits einen lauten Motor und einen röhrenden Elch! Dann endlich fuhr die „Jacqueline“ ein … Thorsten Iwata war begeistert, zog gleich eine Lederjacke an, setzte den Helm auf und fuhr nach einer kurzen Einweisung mit „Jacqueline“ auf und davon. Kollege Wolfgang Bretschneider ließ sich die Chance nicht nehmen und fuhr gleich mit. Bei ihrer Rückkunft erwarteten sie bereits die ersten Teilnehmer des Förder- und Betreuungs-bereiches, die auch mitfahren wollten!Es war sehr schön zu erleben, wie sich die Klienten während der Fahrt freuten und wie sich ihr Verhalten in dieser Situation veränderte! Bei manchem wollte das Grinsen und Strahlen nach der Fahrt gar nicht mehr aus dem Gesicht verschwinden. Bereits am Nachmittag wussten wir, dass uns dieser eine Tag nicht ausreichen würde. Das Interesse an „Jacqueline“ war einfach zu groß! Auch die Teilnehmer der Werkstatt wollten sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen. Schließlich war klar, dass „Jacqueline“ bis Dienstagabend bleibt.Insgesamt konnten über 50 Personen des Limes-hofes mitfahren. Bewohner Hendrik Schwedes brachte es auf den Punkt: „Das Schöne ist, dass man damit sowohl das gemütliche Fahrgefühl eines Cabrios hat, als auch richtig um die Kurven fliegen kann.“ Einfach ein Erlebnis der beson-deren Klasse.

Ralf Friton, Heilerziehungspfleger

Förder- und Betreuungsbereich, Limeshof

Rattert, knallt und röhrt.Limeshof mit Trike „Jacqueline“ auf Achse

Zuerst sollte es nur eine Geburtstags-überraschung für Wohnbereichsleiter Thorsten Iwata zum 40. sein. Ein Trike. Daraus entstand dann für die blinden und sehbehinderten Klien-ten ein Erlebnis der besonderen Art.

Beim Trikeverleih erfuhren wir, dass unser Trike „Jacqueline“ heißt. „Jacqueline“ wie das sich übergebende Pferd im Film „Schuh des Manitu“. Den Namen hat es nicht ohne Grund. Der Käfermotor stottert, stöhnt, rattert und ab und zu knallt es richtig laut. Dazu hat „Jacqueline“ eine sehr außergewöhnliche und laute Hupe, die wie ein röhrender Elch klingt!Das Ungetüm ist über 3 m lang und 2 m breit. Nicht anders als ein Auto? Von wegen. Alles anders als im Auto. Und völlig anders als beim Motorrad. Der Fahrer sitzt breitbeinig und vor allem -armig hinterm Lenker. Wenn es um Kurven geht, muss der Fahrer den ganzen

„Jacqueline“ knattert beim Schaulaufen vor dem Limeshof.

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ge Mit einer kleinen Spendenaktion für das Therapiebad im Haus am Dornbuschweg der Nikolauspflege fing alles an. Dann kam die Beteiligung der Nikolauspflege so gut an, dass sie nun schon seit drei Jahren beim Nikolaus-markt in der Helfferichstraße vertreten ist. Der Stand ist liebevoll geschmückt und mit allerlei kreativen und hübschen Waren bestückt, die von blinden, sehbehinderten und mehrfach behinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gefertigt worden sind. Schon das Hinschauen macht Spaß, und erst recht das Anfassen und Befühlen der Verkaufs- artikel. Bei der Nikolauspflege ist das aus Prinzip erlaubt, sogar erwünscht, denn wer den Sehsinn nicht gut nutzen kann, muss umso mehr die anderen Sinnen einsetzen und sich z.B. an die

Alles außer Kratzbürsten.Beim Nikolausmarkt in der Helfferichstraße

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Dinge herantasten. Aufgrund der regen Nach- frage wird es in diesem Jahr ein erweitertes Angebot handgefertigter Waren aus dem Haus des Blindenhandwerks der Nikolauspflege geben. Dort fertigen blinde und sehbehinderte Hand- werker noch nach alter Bürsten- und Pinsel- macher-Tradition ein breites Sortiment von hoher Qualität. Die Produkte der Marke „NIKO-Manufakt“ sehen nicht nur toll aus, sondern sind auch ein Garant für individuellen Einsatz und lange Lebensdauer. „Bei uns gibt es alles außer Kratzbürsten“, erklären die Mitarbeiter der Nikolauspflege gerne mit einem Augenzwinkern und dem Hinweis, dass bei diesen Geschenken der soziale Mehrwert noch gratis dazu kommt.Nebenbei erfährt man am Stand der Nikolaus-pflege, wie der Unterricht mit blinden und seh- behinderten Kindern funktioniert und wie man mit einer Simulationsbrille auf der Nase nur in Umrissen oder durch einen kleinen Ausschnitt des Gesichtsfelds sieht. Man kann einige Worte in Blindenschrift zu Papier bringen auf der „Erika“, wie die Punktschriftmaschine nach dem Namen der Enkeltochter ihres Erfinders Oskar Picht genannt wird. Oder man lässt sich eine Runde unter der Augenbinde führen. Je nachdem, wie mutig man ist. Nicht nur für Kinder sind die Erfahrungen im Kontakt mit der Niko-lauspflege eindrücklich. Man erinnert sich noch lange daran, mit neuem Verständnis und Respekt für diejenigen, die unter diesen erschwerten Bedingungen fröhlich und selbstbewusst ihr Leben in die Hand nehmen.

Sabine Hauke, Referentin der Geschäftsbereichsleitung

Schulische BildungDer Stand der Nikolauspflege beim Nikolausmarkt hat inzwischen Tradition.

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NIKOAktuell 4/2015 NIKOAktuell 2/2015NIKOAktuell 1/2014

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27Rundblick

Zehn Jahre Schwarzmarkt

„Der Schwarzmarkt ist ein richtiger Leucht-turm für die Nikolauspflege geworden.“ So hat Ulrike Bauer-Murr, Leiterin des Geschäfts-bereichs Berufliche Bildung, die Entwicklung des Schwarzmarkts zusammengefasst. Der Laden und das Café der Nikolauspflege feierten am 27. Oktober 2015 in Stuttgart-West ihr 10-jähriges Bestehen.

Ulrike Bauer-Murr zeichnete in ihrer Ansprache nach, wie aus einem kleinen Anfang ein Projekt mit Signalwirkung wurde: Mitarbeiter Markus Scheu hatte 2005 die Idee, einen Laden einzu-richten, weil es am Kräherwald nur wenig Geschäfte gibt. Schon bald wuchs der Laden, wurde Schritt für Schritt mit Rampe, Terrasse und Sitzmöglichkeiten ausgestaltet und barriere-frei gemacht. Hinzu kamen das Café und die Möglichkeit, Speisen aufzubacken. Bewusst öffnete der Laden sich für die Nachbarschaft und wurde so zu einem Ort der Begegnung zwischen

Auf Wachstumskurs.

sehbehinderten, blinden, mehrfachbehinderten und nicht behinderten Menschen. Inzwischen haben von der kaufmännischen Ausbildung und den Schulen über die Werkstatt für behinderte Menschen und das Rudolf-Sophien-Stift viele Akteure einen Anteil am Projekt. Berufsschul-lehrer Rüdiger Nickel, der das Projekt leitet, freut sich über die positive Entwicklung. Er setzt gerade Pläne um, wie der Laden von der Straße her noch besser sichtbar gemacht werden kann.Ulrike Bauer-Murr bedankte sich bei allen, die den Schwarzmarkt unterstützen und bekannt machen. Dazu zählten auch die Vertreter des Stuttgart Charity Society e.V., die mit ihrem Fahrradrennen „Tweed Run“ auch in diesem Jahr Station beim Schwarzmarkt gemacht haben. Ihr Vorsitzender Florian Müller-Metge über-reichte unter dem Applaus der Anwesenden einen Spendenscheck über 2000 Euro aus dem Erlös des „Tweed Run“ 2015. Die rund 60 Schüler, Auszubildenden, Mitarbeiter und Lehrer der Nikolauspflege, die Nachbarn und

Große Freude über die Spende der Veranstalter des diesjährigen „Tweed Runs“.

Der gemeinsame Luftballonstart brachte viel Spaß und kurzzeitig den Verkehr zum Erliegen.

Das Buffet wurde von den Jugendlichen der Hauswirtschaftlichen Ausbildung gezaubert.

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flegeFörderer gingen dann auf die andere Straßen-

seite: Dort ließen alle auf das Signal von Rüdiger Nickel ihre Luftballons in den sonnigen Herbst-himmel steigen. An den Ballons waren Post-karten befestigt. Wer einen Luftballon mit Karte findet, darf im Schwarzmarkt kostenlos einen Kaffee trinken mit demjenigen, der seinen Namen auf der Karte eingetragen hat. Dies ist eine wei-tere Aktion, um den Laden bekanntzu- machen und die Möglichkeit zu bieten, einmal „inklusiv“ Kaffee zu trinken. Kaffee, Getränke und Kuchen bildeten dann auch den Abschluss der Feier – mit einem ordentlichen Gedränge vor dem Kuchen-buffet mit den von den Auszubildenden selbst gebackenen Kuchen.

Birte Petersen, Freunde und Förderer

Stiftung Nikolauspflege

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Danke f

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Hilfe.

Freunde und Förderer.

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Nikolausparty zugunsten der Nikolauspflege

„Typisch Nikolauspflege“ Ein Mehr an Ideen undEngagement durch Spenden

Die Nikolauspflege verschickt regelmäßig Spendenbriefe, in denen sie um finanzielle Unter-stützung bittet. Diese Briefe gehen vorrangig an die Freunde und Förderer und in der Vor-weihnachtszeit auch an Menschen, die wir zur Unterstützung unserer Arbeit erst noch gewinnen möchten. Häufig haben die Spenderinnen und Spender einen persönlichen Bezug zur Nikolaus-pflege. Im einen Fall ist es ein blindes und

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Spenden für besondere Menschen.

Albert Ziegler GmbH unterstützt die Königin-Olga-Schule

Insgesamt ist die Idee bei allen Gästen sehr gut angekommen und es wurde fleißig gespendet. Einige Gäste meinten, dass sie die Idee in Zukunft übernehmen werden. Wir können dies nur wei-terempfehlen. Mit dem Wissen, dass man etwas Gutes tut, feiert es sich einfach noch besser!

PS: Kleiner Tipp für die Schwaben: Durch das Einreichen der Spendenbescheinigung zusam-men mit der Steuererklärung sind die Kosten der Party schnell wieder drin!

Tobias und Sabine Reinhardt, Spender der Nikolauspflege

Stuttgart

Wer eine Charity-Veranstaltung organisieren möchte, muss nicht immer gleich an Veranstal-tungen wie den Life Ball denken. Es geht auch in deutlich kleinerem Rahmen. Beispielsweise bei einer Feier mit Familie und Freunden. So gesche-hen, als wir vergangenes Jahr anlässlich unserer Geburtstage am Nikolaustag eine Nikolaus-Party veranstalteten. Für Getränke und einen Grund-stock an Essen sorgten wir, die Gäste durften noch Salate und Fingerfood mitbringen. Bei diesem Fest gab es noch ein paar besonde-re Regeln: Jeder Gast sollte mit Nikolausmütze erscheinen. Wer dies nicht tat, „musste“ 5 Euro in die Nikolaussocke am Eingang bezahlen. Auch freiwillige Spenden in die Socke wurden natürlich gerne akzeptiert. Zudem war auf der Einladung vermerkt, dass man von Geschenken bitte abse-hen und den Gegenwert lieber in die Spendenso-cke werfen solle. Der Erlös wurde anschließend aufgerundet und im Rahmen der Aktion Nikolaus an die Stiftung Nikolauspflege gespendet. So leicht ließ sich unser Fest mit etwas Wohltätigem verbinden.

sehbehindertes Familienmitglied, das den Aus-schlag zur Spende gegeben hat, im anderen Fall der tägliche Weg vorbei an einem der Standorte, wieder andere kennen jemanden, der bei der Nikolauspflege arbeitet. Was alle gemeinsam haben: Sie leisten einen wertvollen Beitrag dazu, dass die Nikolauspflege die hohe Qualität ihrer Angebote sichern kann, auch wenn der Rahmen der staatlichen Refinanzierung seit Jahren immer enger wird.In diesem Jahr ging es in den Spendenbriefen der Nikolauspflege z.B. um Programme und Einrichtungen, die den blinden, sehbehinderten und mehrfachbehinderten Kindern und Jugend- lichen den Zugang zur Natur eröffnen. Wir haben von der Arbeit der Theatergruppe „Dunkel- munkel“ berichtet, von der Malgruppe des Limeshofes und den Rockbands Blind Stones und Black Points. Es ging um Mobilitäts-Training und um Lernhilfen. Um all die vielen Dinge, an denen beispielhaft aufgezeigt werden kann, wofür die Nikolauspflege finanzielle Unterstützung braucht. Wer sich hier engagiert, ermöglicht der Stiftung für blinde und sehbehinderte Menschen, ihre Arbeit so zu machen, dass sie eben „typisch Nikolauspflege“ ist. Ein Mehr an Ideen und Engagement, das die Stiftung so besonders macht.

Birte Petersen, Referentin Fundraising

Mütze auf oder Spenden – eine super Aktion zur Aktion Nikolaus!

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Danke für 1.200 Euro vom Feuerwehr-ausrüster aus Giengen.

Die Königin-Olga-Schule der Nikolauspflege in Heidenheim freut sich über einen Spendenscheck von 1.200 Euro von der Albert Ziegler GmbH in Giengen. Mit einer Spendenaktion bei der Interschutz Messe im Juni 2015 wurde das Geld gesammelt, das unter anderem für das Training in Orientierung und Mobilität sowie für das Erler-nen lebenspraktischer Fähigkeiten eingesetzt wird. Wir danken der Albert Ziegler GmbH ganz herzlich für ihr Engagement.

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Spenden für „Little Rooms“ in Baden

Beim Erdbeerfest des Paul-und-Charlotte- Kniese-Hauses in Weinheim überreichte Sandra Puhr-Westerheide, Präsidentin des Ladies Circle Weinheim, einen Scheck über 2.000 Euro. Damit unterstützt der Ladies Circle die Anschaffung von sogenannten „Little Rooms“. Diese „kleinen Räume“ sind Rückzugs- und Erfahrungsräume für blinde, sehbehinderte und mehrfachbehinderte Menschen. Man stellesich diese als große Würfel vor, in denen man bequem liegt. An der Decke und an den Wänden werden verschiedene Materialien in Greifnähe angebracht. Je nach Entwicklungsstand und Förderbedarf des einzelnen Bewohners werden die „Little Rooms“ sehr unterschiedlich ausge-stattet. Klingende Sachen, essbare Dinge oder einfache Alltagsgegenstände helfen behinderten Menschen, in sicherer Geborgenheit wichtige Sinneserfahrungen zu sammeln. So wird die aktive Erfahrung und die Orientierung im Raum gefördert.

Lydia Schnizer, Praktikantin Unternehmenskommuniktion

Neue Fahrzeuge für das Franz-Mersi-Haus

Wir sagen herzlichen Dank an die „Aktion Mensch“ für die großzügige Unterstützung.

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Die „Ladies“ unterstützen das Spende- projekt „Little Rooms“.

Perspektivwechsel: Flüchtlinge helfen im Paul- und-Charlotte-Kniese-Haus

Im Rahmen des Projekts „Flüchtlinge helfen“ erledigte ein knappes Dutzend aus Afrika stammende Asylbewerber ehrenamtlich Aufräumarbeiten beim Paul-und Charlotte-Kniese-Haus der Nikolauspflege in Weinheim. Das Projekt ermöglicht es Flüchtlingen, einer-seits sich dem deutschen Arbeitsmarkt anzu-nähern, Deutsch zu lernen und Kontakte zu knüpfen. Andererseits können wir am konkreten Beispiel lernen, Flüchtlinge mit anderen Augen zu betrachten und unseren Blick auf ihre Talente und Qualifikationen zu richten.

Sabine Nitzsche, Leiterin Paul-und-Charlotte-Kniese-Haus

Die Nikolauspflege bedankt sich herzlich bei den tatkräftigen Helfern und dem Initiator des Weinheimer Unterstützer-kreises Berufsstart (WUB), Dr. Ditmar Flothmann, für diese tolle Aktion.

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BW-Bank spendet für inklusiven Unterricht

Herzlichen Dank für diesen Beitrag zur Inklusion in der Schule!

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Die BW-Bank hat auch in diesem Jahr der Nikolauspflege eine Spende zukommen lassen. Stephanie Leitl, stellvertretende Vorstandsvor- sitzende der Nikolauspflege, nahm den Scheck über 2.500 Euro am 25. September 2015 freudig von Unternehmenskundenberater Tim Eßwein entgegen. Mit der Spende werden in diesem Jahr drei PCs für die Betty-Hirsch-Schule finanziert. Die Computer ermöglichen in Verbindung mit einem Smartboard (interaktive Tafel), dass blinde, sehbehinderte und sehende Schüler gemeinsam den Unterricht verfolgen können.

Birte Petersen, Referentin Fundraising

Gemeinsame Einkäufe, Ausflüge, regelmäßige Freizeitaktivitäten oder auch Arztbesuche sind im Franz-Mersi-Haus an der Tagesordnung. Oft braucht man dazu rollstuhlgerechte Fahrzeuge. Zwei solche Fahrzeuge konnten nun Dank einer Förderung von „Aktion Mensch“ fürs Franz- Mersi-Haus neu angeschafft werden. Im Rahmen des Erdbeerfestes wurde offiziell der Schlüssel für den ersten Kleinbus an die Fuhrparkleitung und die Klienten übergeben. „Wir sind sehr froh und dankbar dafür. Jetzt sind wir viel flexibler und können unseren Klienten mehr Ausflüge ermöglichen“, so die zuständige Leiterin Heike Gennat.Auch das zweite Fahrzeug wurde mittlerweile seiner Bestimmung übergeben. Mitarbeiter und Klienten freuen sich sehr. Egal ob man mehr- tägige Reisen in eine Großstadt oder aufs Land macht oder an gesellschaftlichen Veranstaltun-gen teilnimmt – mit den neuen Fahrzeugen ist dies alles unkompliziert möglich. So erfahren die erwachsenen Klienten Abwechslung und Kontakt außerhalb ihres Alltags in der Einrichtung und können am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Elke Kleyersburg, Franz-Mersi-Haus Mannheim

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Produkte und Dienstleistungen für Blinde und Sehbehinderte

Pronto! 18 V4 definiert den Organizer für Blin-de und Sehbehinderte in der vierten Generati-on neu. In den Fußstapfen des Klassikers Pron-to! 18 ist er besonders einfach zu bedienen, hat eine hochwertige Braille-Eingabetastatur und bietet ausgezeichneten Lesekomfort. Die weiterentwickelte technische Ausstattung, die ausgereifte Software mit zahlreichen An-wendungen und die natürliche Sprachaus-gabe werden Sie schnell beeindrucken und machen diesen Organizer unverzichtbar für Ausbildung, Freizeit und Beruf.

� hochwertiger, mobiler Mini-Computer mit Brailleeingabe und 18 Braillemodu-len mit integriertem Cursorrouting

� WLAN Verbindung mit WPA2 und SDHC Karteneinschub

� USB-Anschluss und 4 Bluetooth-Verbin-dungen

� zuverlässige Software mit zahlreichen nützlichen Funktionen für den Alltag

� natürliche Sprachausgabe � höchster Bedienkomfort

Der kompakte Braille- Organizer für Freizeit und Beruf

BAUM Retec AGIn der Au 22D-69257 Wiesenbach

Tel.: 0 62 23 / 49 09 - 0Fax: 0 62 23 / 49 09 - 399

E-Mail: [email protected]: www.baum.de

Pronto! 18 V4

NIKOAktuell 4/2015

Spenden32

Teilnehmer des Golfturniers Präsidentencup spenden für Limeshof

Bei der großen Benefiz-Tombola im Anschluss an den 2. BWGV Präsidentencup wurden für die Nikolauspflege 3.500 Euro gesammelt. Der Abend wurde musikalisch von „The Sixteens“, einem Duo der Nikolauspflege in Welzheim, untermalt. Die Zuhörer waren von dem Konzert so begeis-tert, dass die Spendensumme von 2.200 Euro spontan mehrmals aufgestockt wurde. So konnte dem Limeshof schließlich ein Spendenscheck über 3.500 Euro übergeben werden. Wir sind beeindruckt und danken allen Spendern ganz herzlich!

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Strahlende Empfänger des Spenden-schecks: Geschäftsbereichsleiterin Petra Mack und „The Sixteens“ (Bildmitte)

Grillfest im Franz-Mersi-Haus

Bereits im Juli fand ein Grillfest des Experten-kreises Rhein-Neckar für seine Mitarbeiter und Klienten statt. Der Expertenkreis ist ein Zusammenschluss von Mannheimer Firmen, der einmal im Jahr eine gemeinsame Aktion macht, deren Erlös einer sozialen Einrichtung aus Mannheim zugute kommt. Für dieses Jahr fiel die Entscheidung, dass ein Grillfest zu Gunsten des Franz-Mersi-Hauses ausgerichtet werden soll. Dabei wurde nicht nur für Kunden, Bewohner und Mitarbeiter gegrillt, der Expertenkreis stellte sogar einen Bus zur Verfügung, der die Klienten und ihre Betreuer zum Grillplatz brachte und wieder abholte.

Grillfest im Paul-und-Charlotte-Kniese-Haus

Wie schon in den letzten Jahren richtete Herr Jürgen Gulden in diesem Jahr erneut ein Grillfest für alle Bewohner des Paul-und-Charlotte- Kniese-Hauses aus. Er möchte den Bewohnern etwas Gutes tun und spendete dabei nicht nur Fleisch, Würstchen, Salate und Getränke,

sondern half zusammen mit sechs bis sieben weiteren Helfern auch tatkräftig beim Grillen, Servieren und auch Betreuen der Klienten mit. Im Anschluss an das gemeinsame Essen wurden den Bewohnern unterschiedliche Aktionen wie z.B. ein Spaziergang oder Vorlesen angeboten. Auch diese Aktionen haben Jürgen Gulden und seine Helfer mit betreut. Herzlichen Dank an Jürgen Gulden und die Helfer für Ihren Einsatz und die großzügige Spende.

Wir danken dem Expertenkreis für die Einladung zum Grillfest und die großzügige Spende.

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NIKOAktuell 4/2015

Spenden34

Neues Spielpodest für das Haus am Dornbuschweg

Die Kinder der inklusiven Krippe im Haus amDornbuschweg freuen sich über ein neuesSpielpodest. Finanziert wurde es durch Spenden- gelder im Rahmen der Jubiläumsaktion „125 Projekte – Sport für alle“ der Allianz. In der inklusiven Krippe spielen sehende und seh- behinderte Kinder ab 6 Monaten gemeinsam. Ganz selbstverständlich singen und lernen die Kleinsten miteinander. Eine feste Bezugsperson erleichtert den Übergang von der Familie in die Krippe. Eine Mutter berichtet begeistert von der liebevollen und aufmerksamen Betreuung: „Wir können uns keine lebensnahere Erziehung vorstellen als eine, in der Kinder mit so unter-schiedlichen Hintergründen und Fähigkeiten ganz selbstverständlich miteinander auf- wachsen.“ Michael Chatziioannidis nutzte die Möglichkeit, als Allianz-Mitarbeiter das Projekt der Nikolauspflege für eine Förderung vorzu-schlagen.Am 16. Oktober übergab er den Scheck derStiftung Allianz für die Jugend e.V. an SabineStoll, Leiterin des Hauses am Dornbuschwegder Nikolauspflege. Wir danken allen an dieserschönen Initiative Beteiligten sehr herzlich.

Tweed-Run-Spendenübergabe im NIKOManufakt-Shop

Einen herzlichen Dank für 2.000 Euro – wir wünschen weiterhin viel Spaß am Radeln und Spenden!

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Für die Kleinsten geht’s jetzt hoch hinauf!

„Es ist wichtig, dass spenden auch Spaß macht“,sagte Florian Müller-Metge von dem StuttgartCharity Society e.V. bei der Spendenübergabe fürden letztjährigen Tweed Run. Auf alten und schönen Fahrrädern und mit aller Zeit der Welt radeln die Teilnehmer des Tweed Runs, das sich explizit nicht als „Rennen“ ver-steht, stylisch und für einen guten Zweck an mehreren Stationen durch Stuttgart. Getreu dem Londoner Vorbild starten viele Radler in karier-tem Anzug, Ballonmütze oder Knickerbocker.Vom Schlossplatz über Schloss Solitude kommt die gut gelaunte Schar auch am Schwarzmarkt der Nikolauspflege am Kräherwald vorbei und stärkt sich dort mit Brezeln und Getränken. In jedem Jahr geht ein Teil des Erlöses der stil- vollen Fahrradtour an die Nikolauspflege. Bei der Spendenübergabe im NIKOManufakt-Shop waren die sportlichen Herren von dem Laden, den Produkten und vor allem von der Live-Vor-führung des Besenmachers angetan. Sie zeigten sich beeindruckt von den vielfältigen Angeboten der Nikolauspflege von der Frühförderung bis ins Seniorenalter, auf die das Gespräch bei dieser Gelegenheit kam.

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NIKOAktuell 4/2015

Wir trauern um

Tim Ziegler* 29.04.1994 † 17.07.2015

Wir sind sehr traurig und vermissen ihn sehr. In solchen Momenten wird uns schmerzlich bewusst, dass Leben und Tod nicht in unserer Hand liegen.

Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei Tim und seiner Familie.

In dankbarer Erinnerung die Schülerinnerinnen, Schüler und Mitarbeitenden des Haus am Dornbuschweg.

Leise sprach er zu seinen Gefährten:„Liebe, niemals war ich ohne dich!“„Freundschaft, mit dir habe ich so vieles geteilt!“„Geborgenheit, mit dir habe ich mich so wohl gefühlt!“

Da machten sie sich bereit, ihn zu begleiten. Hoch hinaus flog nun der kleine Vogel in das unbekannte Land und war ganz ruhig, ganz ruhig und ohne Angst, denn er war nicht allein.

Wir trauern um unsere Bewohnerin

Jutta Wolf* 18.05.1961 † 01.11.2015

Jutta Wolf lebte seit Februar 2015 in der Maybach-straße in Stuttgart auf einer Wohngruppe. Sie war eine beliebte Mitbewohnerin, die gerne in Gesell-schaft war und den Kontakt zu ihren Mitmenschen suchte. Ihre fröhliche Art brachte jeden, der ihr begegnete, ein Lächeln ins Gesicht. Wir erinnern uns gerne an die schönen Augenblicke und Zeit mit ihr. Dafür sind wir sehr dankbar.

In stiller Erinnerung trauernDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,die Bewohnerinnen und Bewohner der Maybachstraße StuttgartLeitung und Mitarbeitervertretung

Es wird Stille sein und Leere,es wird Trauer sein und Schmerz,es wird dankbare Erinnerung sein,die wie ein heller Stern die Nacht erleuchtet,bis weit hinein in den Morgen