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12. Internationales Branchenforum für Frauen IBF 2015 Haus der Berge Im Dreiklang für Nachhaltigkeit | G. Leitenbacher 1 Haus der Berge Im Dreiklang für Nachhaltigkeit Gerti Leitenbacher Leitenbacher Spiegelberger Architekten BDA DE-Traunstein

Haus der Berge Im Dreiklang für Nachhaltigkeit · Internationales Branchenforum für Frauen IBF 2015 Haus der Berge – Im Dreiklang für Nachhaltigkeit | G. Leitenbacher 10 4.2

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12. Internationales Branchenforum für Frauen IBF 2015

Haus der Berge – Im Dreiklang für Nachhaltigkeit | G. Leitenbacher

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Haus der Berge – Im Dreiklang für Nachhaltigkeit

Gerti Leitenbacher

Leitenbacher Spiegelberger Architekten BDA

DE-Traunstein

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Haus der Berge – Im Dreiklang für Nachhaltigkeit

1. Einführung

1.1. Standort und Geschichte

Abbildung 1: Informationszentrum – Eingangsgebäude – „Bergvitrine“ von Norden

Mit dem Neubau des „Haus der Berge“ entstand 2013 ein neues Zentrum für ökologische

Information und Bildung für den Nationalpark Berchtesgaden, das dienationalen und inter-

nationalen Anforderungenerfüllt undim Besonderen dem Bildungsauftrag eines National-

parks gerecht wird.

Das 17.000 qm umfassende Areal, auf dem sich zuvor das ehemalige Hotel „Berchtesga-

dener Hof“ befand, liegt am Ortsrand der Marktgemeinde Berchtesgaden.

Es wurde aus folgenden Gründen als Standort für das neue Nationalparkzentrum gewählt:

gute Verkehrsanbindung auch zum öffentlichen Personennahverkehr

Blickbeziehung zum Nationalpark

vorhandene Topografie mit Gestaltungsspielraum für das Außengelände

Ergänzung zu den Informationsstellen im Nationalparkgelände

keine neue Flächeninanspruchnahme, aktives Flächenrecycling

Miteinbeziehung von Teilen der Bestandsgebäude in das Gesamtkonzept

Minimierung von Erdbewegungen durch Nutzung der Abbruchfelder

Der erhaltenswerte Baumbestand, die stark bewegte Topographie und die ursprünglich

vorhandenen prägnanten Stützmauern aus Naturstein entlang der südseitigen Straßenbe-

grenzung sind die charakteristischen Besonderheiten des Grundstücks.

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1.2. Philosophie

Abbildung 2: Informationszentrum – Dachterrasse – Blick nach Osten

Das „Haus der Berge“ versteht sich als „Tor zum Nationalpark Berchtesgaden“ dar, dem

einzigen alpinen Nationalpark Deutschlands.

Oberstes Ziel des Zentrums ist es, den Besucher für einen Besuch der „realen Natur“ im

Nationalpark zu begeistern und diesen nicht zu ersetzen.

Die Architektur begründet sich auf ist der Philosophie des Nationalparks im Sinne einer

konsequenten Weiterführung der inhaltlich-konzeptionellen Idee mit Schwerpunkt auf

ökologische Energiekonzepte, innovative Konstruktionen sowie der Einsatz resourcen

schonender Materialen.

Der Einsatz von Holz als nachwachsender Rohstoff hatte bei der Planung oberste Priorität,

sowohl in der Konstruktion als auch bei den Oberflächen.

Sämtliche Holzwerkstoffe und sonstige Werkstoffe wurden möglichst naturbelassen ver-

wendet, sie dürfen sich im natürlichen Alterungsprozess verändern.

Die Umsetzung erfolgte auf Basiseiner kooperativen und integrativen Planung durch Archi-

tekten, Landschaftsarchitekten, Ausstellungsplanern, Tragwerksplanern und allen beteilig-

ten Fachplanern für Haustechnik, Energie, Medientechnik.

2. Informationszentrum

Das Informationszentrum als erste Anlaufstelle für den Besucher des Nationalparkzent-

rums stellt die erste und wichtigste Säule im „Dreiklang“ dar.

Im Informationszentrum befinden sich das zentrale Foyer mit Infothek, ein Kino, ein multi-

medialer Saal, eine Cafeteria sowie alle erforderlichen infrastrukturellen Einrichtungen für

den Besucher. Alle Bereiche sind barrierefrei zu erreichen.

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Abbildung 3: Informationszentrum – Foyer – Blick zum Eingang

2.1. Funktionsbereiche

Die Dauerausstellung „Vertikale Wildnis“ bildet das Herz des Informationszentrums.

Sie bietet Informationen rund um die wilde Natur der Berge, ihrer Tier- und Pflanzenwelt

und über das Leben im Hochgebirge. Kennenlernen, Erleben und Spüren „mit allen Sinnen“

stehen in dieser Ausstellung an erster Stelle.

Die Ausstellung ist so konzipiert, dass die vier Lebensräume Wasser, Wald, Almweiden und

Fels auf verschiedenen Ebenen durchwandert werden.

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Der Besucher begibt sich auf eine Wanderung vom Grund des Königssees, durch Täler,

Wald und über Almen, bis zur Spitze eines Berggipfels, währenddessen wechseln durch

mediale Inszenierung im 3-Minuten-Takt die Jahreszeiten und damit auch das Erschei-

nungsbild der Ausstellung.

Am höchsten Punkt angekommen am Ende der Ausstellung erlebt der Besucher ein besonde-

res mediales Highlight. Eine 10×15 Meter große Raumprojektion zeigt Filmsequenzen aus der

Naturwelt des Nationalparks und gibt nach 12 Minuten den Blick auf die reale Natur frei.

Abbildung 4: Dauerausstellung – Medienprojektion – Lamellen geschlossen und offen

2.2. Architektur

Die Architektur des Informationszentrums gliedert sich in 4 Gebäudeteile:

Eingangsgebäude, Ausstellungsgebäude, Cafeteriaund „Bergvitrine“.

Das zweigeschossige Eingangsgebäude mit Foyer, Kino und Saal ist weitgehend in Holz-

Ständerbauweise errichtet und umlaufend mit rohen, ungehobelten Balken aus heimischen

Lärchenhölzern bekleidet.

Das eingeschossige Ausstellungsgebäude im Süden hat Wände aus Stahlbeton, die mit

Gabionen aus Kalksteinen, dem Gestein der Felsen im Nationalpark, bekleidet sind und

strukturell mit den vorhandenen Stützmauern korrespondieren.

Die großen Spannweiten der Decken wurden mit Holz- Beton- Verbunddecken hergestellt.

Die Cafeteria stellt sich als auskragender Kubus dar, Wände und Decken sind aus Brett-

sperrholz- Elementen hergestellt, die Fassadensind mit horizontal angeordneten, rohen

Lärchenhölzern bekleidet.

Der markante und weithin sichtbare Kubus, die so genannte „Bergvitrine“, stülpt sich über

den skulpturalen Berg im Inneren des Informationszentrums und verkörpert den Schutz-

gedanken des Nationalparks.

Nach 2 Seiten geöffnet gewährt die „Bergvitrine“ dem Besucher auf einer Seite am

Eingangsbereich Einblicke in die Ausstellung und auf der anderen Seite Ausblicke in den

Nationalpark. Mit variablen 10 Meter hohen Metall- Lamellen lassen sich die Öffnungen

verschließen und die „Bergvitrine“ wird wieder zur Blackbox als Teil der Ausstellung.

Die „Bergvitrine“ ist in Holz- Rahmenbauweise konstruiert, die geschlossenen Fassadenteile

sind mit Cortenstahl- Platten bekleidet, die das Logo des „Haus der Berge“ tragen.

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3. Bildungszentrum

Abbildung 5: Bildungszentrum und Freigelände – Blick von Norden

Als zweite Säule des Nationalparkzentrums „Haus der Berge“ kommt dem Bildungszentrum

eine große Bedeutung zu. Hier werden Bildungsprogramme für Schulklassen und angemel-

dete Gruppen angeboten.

3.1. Funktionsbereiche

Im Foyer befindet sich ein handwerkliches Holzrelief, das die Vielfalt der Berchtesgadener

Bergwelt mit den vier Hauptlebensräumen thematisiert.

Dort wird der Besucher begrüßt und eingeführt.

Abbildung 6: Bildungszentrum – Foyer – Blick zum Eingang

In der „Wiesenküche“ wird mit selbst geernteten Kräutern und regionalen Produkten aus

der gekocht.

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Abbildung 7: Bildungszentrum – „Wiesenküche“

Im „Wasserlabor“ darf entdeckt, experimentiert und geforscht werden.

In der „Waldwerkstatt“ wird geschnitzt, gebastelt und mit Holz gearbeitet.

Der Raum „Felsenblick“, mit Sicht auf die umliegenden Bergebietet verschiedenste Kom-

munikationsmöglichkeiten für interaktives multimediales Lernen.

Abbildung 8: Bildungszentrum – „Waldwerkstatt“

3.2 Architektur

Der Leitgedanke bei der Konzeption der Programme im Bildungszentrum ist das freie und

selbstentdeckende Lernen. Diesem Leitgedanken wurde durch die Gebäudekonzeption Rech-

nung getragen, ein offener Raumverbund mit Nutzungsflexibilität verbindet alle Bereiche

miteinander.

Das Bildungszentrum bietet mit seiner energieeffizienten Architektur und innovativen

Innenausstattung optimale Bedingungen für eine moderne Bildung für nachhaltige Ent-

wicklung.

Auf den Gebäuderesten des ehemaligen Garagenhofes der Hotelanlage wurde das Bil-

dungszentrum als konsequenter Holzbau im Passivhausstandard errichtet.

Die Konstruktion der beiden ineinander geschobenen Kuben ist mit rohen Brettsperrholz-

Elementen mit hohem Vorfertigungsgrad hergestellt. Die Fassadenbekleidungen sind umlau-

fend mit rohem Lärchenholz ausgeführt.

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4. Freianlagen

Abbildung 9: links Informationszentrum – rechts Bildungszentrum – Blick nach Osten

Das Außengelände des 1.700 m2 großen Areals des Nationalparkzentrums ist die dritte

wichtige Säule und verbindet als die Bereiche Informationszentrum und Bildungszentrum

sowohl räumlich als auch inhaltlich miteinander.

Im Freigelände finden sich unterschiedliche Funktionsbereiche in Ergänzung zu den Inhalten

der beiden Zentren.

4.1. Panoramaweg

Der Panoramaweg wurde als barrierefreier öffentlich zugänglicher Spazierweg angelegt und

führt südseitig entlang des Informationszentrums. Er bietet dem Besucher Einblicke in alle

Bereiche des Außengeländes, zum Bildungszentrum sowie Fernblicke in den Nationalpark.

Auch die vier Hauptlebensräume Wasser, Wald, Alm und Fels finden sich auch auf dem

dort wieder.

Der Besucher geht auf diesem Weg durch einen Alpengarten mit typischen Pflanzen des

Nationalparks, vorbei an Wasserspielen bis hin zur so genannten „Bergarena“, ein Ort für

Veranstaltungen wie Konzerte oder Theater.

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4.2. Naturerlebnisgelände

Abbildung 10: Naturerlebnisgelände – Blick von Süden – Cafeteria

Das Naturerlebnisgelände des „Haus der Berge“ steht betreuten Gruppen im Rahmen von

Umweltbildungsprogrammen zur Verfügung als Experimentierfeld und idealer Lern- und

Erfahrungsraum.

Der sogenannte „Wasserplatz“ befindet sich in unmittelbare Nähe zum Bildungszentrum.

Ein kleines stehendes Gewässer, das von wasserliebenden Pflanzen umgeben ist,

bietet Möglichkeiten zum Ausprobieren und Experimentieren.

Auf dem „Waldplatz“ bietet ein Barfußpfad Erfahrungsraum für den Tastsinn.

Die wichtigsten Baumarten des Nationalparks im näheren Umfeld laden zur genauen Be-

trachtung über die Jahreszeiten hinweg ein.

Den Lebensraum Wiese kann man auf dem „Wiesenplatz“ in seiner ganzen Vielfalt entde-

cken. Ein geräumiges, überdimensionales Spinnennetz als Riesenhängematte lädt zum

Verweilen und Forschen der Wiese von oben ein.

Im Kräuter- und Gemüsegarten wachsen neben wichtigen Küchenkräutern auch mediter-

rane Pflanzen und seltene Obst- und Gemüsesorten aus biologischem Anbau. Sie können

direkt in der „Wiesenküche“ weiter verarbeitet werden.

5. Projektdaten

Entwurf und Projektsteuerung: Staatliches Bauamt Traunstein

Ausführungsplanung und Raumbildender Ausbau:

Leitenbacher Spiegelberger Architekten BDA, Innenarchitekten, Traunstein

Tragwerksplanung: Seeberger Friedl und Partner

Ausstellungsplanung: Atelier Brückner, Stuttgart

Freiflächenplanung: Schüller Landschaftsarchitekten, München

Bauherr: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, München

Bildnachweis: Fotos Abbildungen 1-3, 5-10 - Josefine Unterhauser, Abbildung 4 – Fa. Colt