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______________________________________________________________________________ Michael Kansy Leonie Budjarek 1 HAWIVA® -III Hannover-Wechsler-Intelligenztest für das Vorschulalter - III 1. Grundlegende Informationen Der HAWIVA® -III ist die deutschsprachige Übersetzung und Adaption der Wechsler Preschool and Primary Scale of Intelligence-III (WPPSI-III; Wechsler, 2002). Die Bearbeitung erfolgte durch Gabi Ricken, Annemarie Fritz, Karl Dieter Schuck und Ulrich Preuß von 2002 bis 2005. Die Normierungsuntersuchungen wurden in Deutschland und der Schweiz durchgeführt. Der Test ist seit 2007 im Einsatz. Der HAWIVA®-III ist ein Intelligenztest zur Erfassung allgemeiner und spezifischer Fähigkeiten bei Kindern im Vorschulalter. Neben dem Gesamtmaß für die allgemeine intellektuelle Fähigkeit eines Kindes werden Werte für die spezifischen Skalen ermittelt: Verbalteil, Handlungsteil, Verarbeitungsgeschwindigkeit und allgemeine Sprachskala. Für die beiden Altersgruppen 2;6 – 3;11 und 4;0 – 6;11 stehen altersgerechte Untertestzusammenstellungen zur Verfügung. Durchführungsdauer: Die Bearbeitungsdauer hängt wesentlich von der Anzahl der verwendeten Untertests ab. Altersgruppe 2;6 – 3;11 zwischen min. 20 und max. 60 Minuten. Altersgruppe 4;0 – 6;11 zwischen min. 30 und max.120 Minuten. Testgütekriterien: Zuverlässigkeit: Für die Gesamtskala konnte eine interne Konsistenz zwischen r = .89 und r = .95 gezeigt werden. Die Zuverlässigkeit der Untertests (innere Konsistenz) liegt zwischen r = .74 und r = .90. Für alle Skalen und Untertests werden Vertrauensintervalle bzw. Standardmessfehler sowie kritische Differenzen angegeben. Gültigkeit: Die Validität des HAWIVA®-III wurde anhand von Faktorenanalysen überprüft. Korrelationen mit Außenkriterien (Untertests aus CFT 1 und KAB-C) liegen zwischen r = .39 und r = .80. Erzieherurteile korrelieren signifikant mit den HAWIVA®-III-Werten. 2. Zum Intelligenzkonzept Dem HAWIVA®-III liegt das Wechsler Intelligenzmodell zugrunde. Grundannahme: Intelligenz ist eine globale und zugleich eine aus unterschiedlichen Komponenten zusammengesetzte Fähigkeit. Intelligenz nach Wechsler: Kapazität des Individuums, planvoll zu handeln, rational zu denken und erfolgreich in seiner Umwelt zu handeln. Untertests sollen relevante kognitive Aspekte der Intelligenz erfassen: abstraktes Denken, Wahrnehmungsorganisation, verbales Verständnis, Mengenverständnis, Gedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit.

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HAWIVA® -III Hannover-Wechsler-Intelligenztest für das Vorschulalter - III 1. Grundlegende Informationen Der HAWIVA® -III ist die deutschsprachige Übersetzung und Adaption der Wechsler Preschool and Primary Scale of Intelligence-III (WPPSI-III; Wechsler, 2002). Die Bearbeitung erfolgte durch Gabi Ricken, Annemarie Fritz, Karl Dieter Schuck und Ulrich Preuß von 2002 bis 2005. Die Normierungsuntersuchungen wurden in Deutschland und der Schweiz durchgeführt. Der Test ist seit 2007 im Einsatz. Der HAWIVA®-III ist ein Intelligenztest zur Erfassung allgemeiner und spezifischer Fähigkeiten bei Kindern im Vorschulalter. Neben dem Gesamtmaß für die allgemeine intellektuelle Fähigkeit eines Kindes werden Werte für die spezifischen Skalen ermittelt: Verbalteil, Handlungsteil, Verarbeitungsgeschwindigkeit und allgemeine Sprachskala. Für die beiden Altersgruppen 2;6 – 3;11 und 4;0 – 6;11 stehen altersgerechte Untertestzusammenstellungen zur Verfügung. Durchführungsdauer: Die Bearbeitungsdauer hängt wesentlich von der Anzahl der verwendeten Untertests ab. Altersgruppe 2;6 – 3;11 zwischen min. 20 und max. 60 Minuten. Altersgruppe 4;0 – 6;11 zwischen min. 30 und max.120 Minuten. Testgütekriterien: Zuverlässigkeit: Für die Gesamtskala konnte eine interne Konsistenz zwischen r = .89 und r = .95 gezeigt werden. Die Zuverlässigkeit der Untertests (innere Konsistenz) liegt zwischen r = .74 und r = .90. Für alle Skalen und Untertests werden Vertrauensintervalle bzw. Standardmessfehler sowie kritische Differenzen angegeben. Gültigkeit: Die Validität des HAWIVA®-III wurde anhand von Faktorenanalysen überprüft. Korrelationen mit Außenkriterien (Untertests aus CFT 1 und KAB-C) liegen zwischen r = .39 und r = .80. Erzieherurteile korrelieren signifikant mit den HAWIVA®-III-Werten. 2. Zum Intelligenzkonzept Dem HAWIVA®-III liegt das Wechsler Intelligenzmodell zugrunde. Grundannahme: Intelligenz ist eine globale und zugleich eine aus unterschiedlichen Komponenten zusammengesetzte Fähigkeit. − Intelligenz nach Wechsler: Kapazität des Individuums, planvoll zu handeln,

rational zu denken und erfolgreich in seiner Umwelt zu handeln. − Untertests sollen relevante kognitive Aspekte der Intelligenz erfassen: abstraktes

Denken, Wahrnehmungsorganisation, verbales Verständnis, Mengenverständnis, Gedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit.

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− Kognitive Funktionen sind schwer voneinander abgrenzbar: z.B. Aufgaben der Verarbeitungsgeschwindigkeit prüfen auch Fähigkeiten der Diskrimination visueller Stimuli sowie Informationsverarbeitung allgemein und erfordern bei der Bearbeitung motorische Reaktionen.

− Untertests bilden nur einzelne Aspekte von Intelligenz ab. Es werden nur Ausschnitte erfasst.

3. Einsatzbereich Kinder im Altersbereich 2;6 – 6;11 in Kindergärten, Frühfördereinrichtungen, schul-vorbereitenden Einrichtungen, zur Einschulungsdiagnostik und bei Schulkindern im angegebenen Altersbereich. 4. Testaufbau: 4.1 Skalen: Handlungsteil, Verbalteil, Allgemeine Sprachskala, Verarbeitungsgeschwindigkeit für den Altersbereich 4;0 bis 6;11

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4.2 Beschreibung der Untertests: Die Subtests des Verbalteils: Name erfasst … beeinflusst durch .. Beschreibung Allgemeines Wissen (AW) Kernuntertest

Fähigkeit des Kindes, allgemeines Faktenwissen zu erwerben, das durch die Umwelt vermittelt wird, im Langzeitgedächtnis zu speichern und wiederzugeben (Konzept der kristallinen Intelligenz)

auditive Wahrnehmung, Sprachverstehen und Fähigkeit des verbalen Ausdrucks

28 Items, 4 Bilderitems und 24 sprachliche Items, Kind antwortet auf Fragen zum allgemeinen Wissen – Bilderitems v.a. für die jüngeren Kinder, da auf diese Weise keine verbalen Antworten erforderlich sind

Begriffe erklären (BEL) Kernuntertest

lexikalisches Wissen und sprachliche Begriffsbildung, enger Zusammenhang zum Wissensumfang, zur Lernfähigkeit, zum Langzeitgedächtnis und zum Grad der Sprachentwicklung eines Kindes

auditive Wahrneh-mung, Hörverstehen, sprachliche Begriffsbildung, abstraktes Denken und sprachlichen Ausdruck

14 Items, Definition von Begriffen

Begriffe erkennen (BEN) Kernuntertest

verbales Verständnis, schlussfolgerndes Denken, Fähigkeit, versch. Informationen zu integrieren, verbales Abstraktions-vermögen, Verfügbarkeit des Wissens und Fähigkeit, alternative Konzepte zu überprüfen

15 Items, Erkennung von Begriffen, die durch immer spezifische werdende Merkmale

Allgemeines Verständnis (AV) zusätzlicher Untertest

Schlussfolgern aus verbalen Informationen und Begriffsbildung, Fähigkeit, frühere Erfahrungen auszuwerten, verbales Verständnis und verbale Ausdrucksfähigkeit, Alltagswissen

19 Items, Fragen des allgemeinen Wissens beantworten

Gemeinsamkeiten finden (GF) zusätzlicher Untertest

sprachliche Begriffsbildung und Fähigkeit, Schlussfolgerungen aus sprachlichen Informationen zu ziehen, Hörverstehen, Gedächtnis, Differenzierungsfähigkeit zwischen wichtigen und unwichtigen Details, sprachlicher Ausdruck

19 Items, Vorlesen eines unvollständigen Satzes, der zwei Begriffe mit gemeinsamen Merkmale enthält; Vervollständigen des Satzes durch Oberbegriffsbildung

Passiver Wortschatz (PW) Kernuntertest für 2;6 bis 3;11 wahlweise durchzuführender Untertest für 4;0 bis 6;11

Fähigkeit, verbale Anweisungen zu verstehen, Diskrimination auditiver und visueller Informationen, auditives Gedächtnis, auditive Verarbeitung, Integration von visuellen und auditiven Informationen

Leistungsfähigkeit des phonologischen Gedächtnisses und des Arbeitsgedächt-nisses

31 Items, Kind schaut auf Vorlage mit 4 Bildern und zeigt auf das zuvor vom VL genannte Bild

Aktiver Wortschatz (AW) zusätzlicher Untertest für 2;6 bis 3;11 wahlweise durchzuführender Untertest für den Altersbereich 4;0 bis 6;11

sprachlicher Ausdruck, Zugriff auf das Langzeitgedächtnis, Verknüpfung visueller Stimuli und Sprache

26 Items, Bild benennen, das gezeigt wird

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Die Subtests des Handlungsteils: Name erfasst … beeinflusst durch .. Beschreibung Mosaik-Test (MT) Kernuntertest

Fähigkeit, abstrakte visuelle Muster, die als Bilder oder durch Klötzchen vorgegeben sind, zu analysieren und nachzubauen (synthetisieren), nonverbale Begriffsbildung, visuelle Wahrnehmung und Organisation, simultane Informationsverarbeitung, visuell-motorische Koordination, Lernen und Fähigkeit zur Figur-Grund-Differenzierung visueller Reize

23 Items, Teil A und B, Muster, die vorgebaut werden oder als Vorlage vorhanden sind, nachbauen

Matrizen-Test (MZ) Kernuntertest

Analogieaufgaben zur Erfassung des schlussfolgernden Denkens, sprachfrei, frei von kulturellen Bedeutungen, keine manuelle Aktivität

17 Items, Kind vervollständigt Muster, indem es das fehlende Teil aus 4 oder 5 Antwortmöglichkeiten heraussucht

Klassen bilden (KB) Kernuntertest

Fähigkeit des abstrakten und kategorialen Denkens, einfachere Items erfordern visuell wahrnehmbare Merkmale (Farbe, Form, Erscheinungsbild), schwierigere erfordern abstrakte Merkmale (z.B. Funktion des Objekts)

17 Items, zwei Bilderreihen, Kind wählt aus jeder Reihe ein Bild aus, so dass sich die ausgewählten zu einer „Klasse“ (Oberbegriff) zusammenfassen lassen

Figuren legen (FL) Kernuntertest für 2;6 bis 3;11 zusätzlicher Untertest für 4;0 bis 6;11

visuelle Wahrnehmung, Integration und Synthese der Beziehungen der Teile zum Ganzen, nonverbales Schlussfolgern sowie Lernen durch Versuch und Irrtum, räumliches Vorstellungsvermögen, visuell-motorische Koordination, kognitive Flexibilität oder Rigidität

14 Items, Puzzleteile zu einem Bild zusammensetzen, Bonuspunkte für richtige und schnelle Lösungen

Bilder ergänzen (BE) wahlweise durchzuführender Test

visuelle Wahrnehmung, Wahrnehmungsorganisation, Konzentration, Erkennen wesentlicher visueller Details eines Objekts

31 Items, Kind betrachtet Bild und nennt oder zeigt fehlendes Teil

Die Subtests der Skala Verarbeitungsgeschwindigkeit: Name erfasst … beeinflusst

durch … Beschreibung

Kodieren (KO) Kernuntertest

Verarbeitungsgeschwindigkeit prüft zudem Kurzzeitgedächtnis, Lernfähigkeit, visuelle Wahrnehmung, visuell-motorische Koordination, Verfügbarkeit über visuelle Suchstrategien, kognitive Flexibilität, Aufmerksamkeit, Motivation

Das Kind malt ausschließlich Striche oder Kreise in Formen (Stern, Dreieck, Kreis, Kreuz, Viereck), so wie es in einer gezeichneten Vorlage vorgegeben ist.

Symbol-Suche (SS) zusätzlicher Untertest

visuelles Kurzzeitgedächtnis, Wahrnehmungsorganisation, kognitive Flexibilität, visuelle Diskrimination und Konzentration

auditives Verständnis, Wahrnehmungsorganisation, Planungs- und Lernfähigkeit

Das Kind sucht in einer Reihe von Figuren ein vorgegebenes Symbol. Es markiert das entsprechende Symbol mit Bleistift, falls nicht vorhanden, Ankreuzen des Kästchens mit Fragezeichen (120 Sek.)

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5. Besonderheiten bei der Durchführung des HAWIVA®-III 5.1 Ersetzen von Untertests − Der Kerntest einer Skala darf durch einen zusätzlichen Untertest ersetzt werden. − Ersetzt wird z.B., wenn das Ergebnis eines UT unbrauchbar ist, weil das Kind die

Instruktion nicht verstanden hat. − Pro Skala darf nur ein UT ersetzt werden. − Für die Berechnung des Gesamt-IQs dürfen maximal zwei Ersetzungen von UT

stattgefunden haben. − Die Reihenfolge der Tests soll dabei wie vorgegeben erhalten bleiben. Skalen Kerntest Mögliche Ersetzung

VT Allgemeines Wissen (AW) Begriffe erkennen (BEN) Begriffe erklären (BEL)

Allgemeines Verständnis (AV) Gemeinsamkeiten finden (GF)

HT Mosaik-Test (MT) Matrizen-Test (MZ) Klassen bilden (KB)

Figuren legen (FL)

VG Kodieren (KO) Symbol-Suche (SS)

5.2 Startpunkte, Umkehrregeln, Abbruchregeln Startpunkte hängen vom Alter des Kindes ab. Beispielaufgaben werden mit allen Kindern bearbeitet. Die Startpunkte sind im Protokollblatt angegeben. Die Umkehrregel ist dann bedeutsam, wenn mit altersspezifischen Startpunkten gearbeitet wird und das Kind eines der ersten beiden Items nicht mit voller Punktzahl löst. Bei Anwendung der Umkehrregel werden die Aufgaben in umgekehrter Reihenfolge vorgegeben bis zwei aufeinander folgende Aufgaben richtig gelöst wurden; alle davor liegenden Aufgaben müssen dann mit voller Punktzahl bewertet werden. Anschließend wird mit dem ersten noch nicht bearbeiteten Item nach dem Start-Item fortgefahren. Abbruchregel: genaue Erläuterung auf dem Protokollbogen − bei Zeitaufgaben nach Zeitlimit − nach bestimmter Anzahl nicht gelöster bzw. falsch gelöster Aufgaben

5.3 Antworten mit 0 Punkten, 1 oder 2 Punkten (GT, WT, AV) − Bewertung der Antworten je nach Qualität mit 0, 1 oder 2 Punkten − da die Bewertung während des Tests erfolgen muss, um die Abbruchkriterien

einzuhalten zu können, vorab unbedingt Bewertungskriterien durcharbeiten − Antworten auf Testbogen mitprotokolliert

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6. Auswertung und Interpretation

6.1 Vorüberlegungen:

− Begründung der Verwendung des Verfahrens

− Integration von Daten aus verschiedenen Informationsquellen: - Befunde zur bisherigen Entwicklung - Bedingungen des familiären Hintergrundes - weitere Umfeldbedingungen und Anforderungssituationen - Ergebnisse früherer Untersuchungen - Befunde aus medizinischen Untersuchungen - Beobachtungen in der Schule oder im Kindergarten und während der

Testdurchführung. 6.2 Befunderstellung

− Umwandlung von Rohwerten in Wertpunkte (standardisierte Werte)

− Verwendung der Wertpunktskala und IQ-Skala

− Vergleich der Ergebnisse zwischen den einzelnen Skalen des HAWIVA®-III

− Vergleich von Kindern unterschiedlichen Alters 6.3 Wertpunkte, Skalenwerte

− Mittelwert von 10, Standardabweichung 3

− Skalenwerte (VT, HT, G-IQ, VG und AS) werden durch Untertestsummen ermittelt

− Standardskala (IQ-Skala) mit Mittelwert 100 und Standardabweichung von 15 6.4 Standardmessfehler, Konfidenzintervalle

− Verwendung von Konfidenzintervallen, da erhaltene Werte Beobachtungen einer konkreten Situation und deshalb fehlerbehaftet sind.

− Tabellen A-18 bis A-26 im Manual zur Durchführung und Auswertung 6.5 Verbale Klassifizierung der IQ-Skalenwerte: In Anlehnung an Wechsler gelten − Werte zwischen 90 und 109 als durchschnittlich

− IQ-Werte von 110 bis 119 als im oberen Durchschnittsbereich

− IQ-Werte zwischen 80 und 89 als im unteren Durchschnittsbereich

− IQ-Werte zwischen 120 und 129 überdurchschnittlich

− IQ-Werte zwischen 70 und 79 unterdurchschnittlich

− IQ-Werte über 130 gelten als Werte, die für besonders überdurchschnittliche Leistungen (i. S. von Hochbegabungen) sprechen

− Werte unter 69 weisen auf erhebliche kognitive Defizite hin.

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6.6 Testalteräquivalente Altersäquivalenzwert können den Entwicklungsstand eines Kindes nur in etwa ausweisen. Die Leistung eines Kindes wird dazu in eine Altersangabe umgerechnet. Der so gebildete Wert kennzeichnet das Alter in Jahren und Monaten, in dem der bestimmte Rohwert der durchschnittlichen Leistung einer Altersstufe entspricht. Die relative Position eines Kindes im Vergleich zur Gruppe gleichaltriger Kinder wird dabei nicht beachtet.

6.7 Profilanalysen Verschiedene Leistungen eines Kindes werden miteinander in Beziehung gesetzt; Stärken und Schwächen werden identifiziert. Bei Entwicklungsbeeinträchtigungen wird so versucht, Hypothesen über Schwierigkeiten abzuleiten, aufgrund derer dann Förderkonzepte entwickelt und umgesetzt werden können. Ermittlung des Wertpunkte

− Tabelle A-1 bis A-17 im Manual Ermittlung der IQ-Skalenwerte (Verbalteil VT, Handlungsteil HT, Gesamtskala GS)

− Tabelle A-18 bis A-24 im Manual Ermittlung des Wertes für die Skala Verarbeitungsgeschwindigkeit − Tabelle A-25 im Manual. Die Verarbeitungsgeschwindigkeit gilt als sensibler

Indikator für z.B. Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen, Teilleistungsstörungen und Schädel-/Hirntraumen.

Bei niedrigem Wert, insbesondere im Vergleich zum Verbal- und Handlungsteil, ist anzunehmen, dass die Verarbeitungsgeschwindigkeit die Leistung eines Kindes in Fertigkeitstests oder schulischen Anforderungen beeinflusst. Bei Kindern mit eher niedrigem intellektuellen Funktionsniveau und bei jüngeren Kindern sollte zuerst überlegt werden, ob die Kinder über das erforderliche Können im Umgang mit dem Bleistift verfügen und ob sie die Testanforderungen verstanden haben, bevor ein niedriges Ergebnis in der VG als eine Schwäche in diesem Bereich interpretiert wird. Beeinträchtigungen der visuell-motorischen Koordination können das Ergebnis beeinflussen. Ermittlung des Wertes für die Allgemeine Sprachskala − Tabelle A-21 und A-26 im Manual Zur Bildung der Skala werden die Untertests Aktiver Wortschatz und Passiver Wortschatz durchgeführt.

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Diese Untertests sind primär für den Altersbereich von 2;6 bis 3;11 Jahren konzipiert. Bei älteren Kindern mit Verdacht auf eine Sprachentwicklungsverzögerung sind sie ebenso einsetzbar. Bei niedrigen Werten auf der Allgemeinen Sprachskala, vor allem bei weiteren Hinweisen und Hintergrundinformationen, sollte eine umfassendere Diagnostik der sprachlichen Fähigkeiten erfolgen. Die Einbeziehung eines Logopäden ist dann abzuwägen.

Vergleiche zwischen den Skalen Zur Analyse der Unterschiede sind die IQ-Skalenwerte der Skalen im Protokollbogen (Seite 2) einzutragen.

− Tabellen B-1 bis B-7 im Manual, statistische Signifikanzen der Differenzen Vergleich VG – HT

− Skalendifferenzen bedeutsam für Analyse von Störungen

− schlechtere Werte in der Verarbeitungsgeschwindigkeit: evtl. Hinweis auf Aufmerksamkeits-/ Hyperaktivitätsstörungen, Teilleistungsstörungen oder Schädel-/Hirntraumen

− Prüfen von mögliche Differenzen zwischen Skala VG und Ergebnissen im HT

− Differenzen zwischen der Verarbeitungsgeschwindigkeitsskala und HT: evtl. Probleme beim Zeitbedarf, beim visuell-räumlichen Denken, beim Problemlösen

Wenn der absoluter Wert der Differenz zwischen zwei Werten größer oder gleich dem kritischen Wert ist, dann wird diese Differenz als bedeutsam bewertet. Bei signifikanten Unterschieden, ist im nächsten Schritt einzuschätzen, wie häufig diese Differenzen in der Grundgesamtheit vorkommen.

− Tabellen B-2 bis B-7 im Manual Für die Einschätzung, wie häufig oder selten IQ-Skalenwertdifferenzen auftreten, müssen die Fähigkeitsniveaus (GS-IQ) unterschieden werden.

− Eine bedeutsame Differenz zwischen VT und HT von 17 Punkten, wobei VT > HT, treten bei 15 % Irrtumswahrscheinlichkeit, bei 10.3 % der Kinder (Tabelle B-7) mit einem GS-IQ ≥ 120 auf. Bei Kindern mit einem GS-IQ ≤ 79 (Tabelle B-3) tritt diese Differenz bei 16.7 % der Stichprobe auf.

− Zudem unterscheidet sich die Häufigkeit in Abhängigkeit von der Richtung (VT < HT und VT > HT). So haben 7.6 % der Kinder mit einem GS-IQ von 110-119 eine Differenz von 17 Punkten zwischen VT und HT zugunsten des HT, aber 11 % die gleiche Differenz zugunsten des VT.

− Wenn Differenzen in weniger als 10 bis 15 % der Stichprobe auftritt, sind diese als auffällig zu beurteilen (unter Einbeziehung weiterer klinisch bedeutsamer Faktoren wie z.B. sozialer Hintergrund, bestehende Erkrankungen oder Entwicklungsbeeinträchtigungen).

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Vergleiche zwischen den Untertests Bei heterogenen Leistungen kann die Auswertung von Stärken und Schwächen auf der Untertestebene erfolgen. − Tabellen B-8 bis B-11 i ( Paarweise Differenzen zwischen allen Untertests in allen

Altersbereichen auf 1-%-, 5-%-, 10-%- und 15-%-Niveau) Vergleiche zwischen ausgewählten Untertests Der Vergleich spezifischer Untertests ist dann sinnvoll, wenn spezifische Hypothesen entwickelt oder getestet werden sollen. Möglich ist ein Vergleich der Untertests Gemeinsamkeiten finden und Klassen bilden, die beide die Begriffsbildungsfähigkeiten erfassen. Der Unterschied besteht darin, dass beim ersten Untertest (GF) verbale Antworten zu geben sind, aber nicht beim Untertest (KB). Vergleich zwischen den Untertests Kodieren und Symbol-Suche: Kinder mit feinmotorischen Störungen erzielen schlechtere Werte beim Untertest Kodieren. Vergleiche innerhalb eines Untertests Suchen nach Lösungsmustern innerhalb der Untertests

− die gleiche Rohwertsumme kann sich aus unterschiedlich gelösten Items zusammensetzen;

− unausgeglichene Lösungsmuster weisen evtl. auf Probleme in der Auf-merksamkeit oder der Sprache hin.

Qualitative Analyse der individuellen Lösung

Falsche, ungewöhnliche oder exzentrische Antworten im Vergleich zum allgemeinen Antwortschema sollten analysiert und systematisiert werden, um Aussagen über Denkprozesse zu gewinnen. Analysen dieser Art sind besonders anspruchsvoll, da der Einfluss anderer kognitiver Prozesse bei der Bearbeitung einer Aufgabe nicht auszuschließen ist: Ein Kind kann z.B. im Untertest Mosaik-Test eine Aufgabe nicht lösen, weil es die Vorlage nicht richtig wahrgenommen hat, weil es nicht in der Lage war, die Vorlage zu analysieren oder weil es mehr Zeit brauch, als zugestanden wird. Die Unterscheidung von Fähigkeiten und Fertigkeiten spielt bei der Beurteilung von Kindern und Entscheidungen über Förderungen eine wesentliche Rolle:

− Wenn Kinder schwache Leistungen in den Fertigkeitsbereichen und deutlich bessere Ergebnisse in Fähigkeitsbereichen zeigen (low achievers, Kavale, 1995), ist zu prüfen, warum trotz guter Fähigkeiten diese Probleme in der Entwicklung der Fertigkeiten eintreten.

− Bei Kindern mit guten Fertigkeiten und schlechteren kognitiven Fähigkeiten ist eher von grundlegenderen Einschränkungen für das Lernen auszugehen, die jedoch bei einer guten fertigkeitsspezifischen Förderung zur Entwicklung guter schulrelevanter Fertigkeiten führen.

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7. Literatur Ricken, G., Fritz, A., Schuck, K. D., Preuß, U. (Hrsg.). (2007). HAWIVA® -III, Hannover-Wechsler-Intelligenztest für das Vorschulalter-III. Manual zur Durchführung und Auswertung. Göttingen: Huber Ricken, G., Fritz, A., Schuck, K. D., Preuß, U. (Hrsg.). (2007). HAWIVA® -III, Hannover-Wechsler-Intelligenztest für das Vorschulalter-III. Manual zur Testentwicklung und Interpretation. Göttingen: Huber