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Alfddy, Geza. "Zur Beurteilung der Militardiplome der Auxiliarsoldaten." Ronzische Heeresgeschichte: BeitrZige 1962-1985. Amsterdam: J. C. Gieben, 1 987.

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Alfddy, Geza. "Zur Beurteilung der Militardiplome der Auxiliarsoldaten." Ronzische

Heeresgeschichte: BeitrZige 1962-1985. Amsterdam: J . C. Gieben, 1 987.

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Z U R B E U R T E I L U N G D E R MILITARDIPLOME D E R AUXILIARSOLDATEN

Militardiplome werden oft als Urkunden uber die Entlassung der Soldaten * betrachtetl. In Wirklichkeit waren fast alle uns bekannten Militardiplome, so unter anderem samtliche Auxiliardiplome, Urkunden uber die civitas Romana und das conubium der Soldaten2. -41s ,,Entlassungsurkunden" konnen allein einige auBergewohnliche Diplome aus dem Jahre 68 aufgefal3t werdeng. Uber- haupt stehen Militardiplome und Entlassung der Soldaten gar nicht not- wendigerweise in Zusammenhang. Schon Mommsen hat gezeigt, da13 zu- mindestens im I. Jahrhundert die Militardiplome und die durch sie verliehenen Privilegien sowohl an aktive als auch an entlassene Soldaten erteilt werden konnten: primo saeculo haec privilegia data esse post cxpleta legitirna stipendia sive dimisso sive non dimisso militi, Traianum autem id ita mutasse, ut privilegia veteranorum non tribuerentur nisi simul cum mission@. Auf die Moglichkeit, daD Militardiplome auch an aktive Soldaten vor ihrer Entlassung erteilt werden konnten, haben auch J. Marquardt und H. Nesselhauf aufmerk- sam gemachts. Dagegen kommt auch in der neueren Forschung haufig die Ansicht vor, daI3 die Diplome erst bei der Entlassung oder noch spater erteilt wurden. Nach A. Degrassi erhielten die Soldaten die Diplome nicht einmal anlaBlich der honesta missio, sondern erst einige Jahre spater". Dasselbe nimmt fiir die beiden ersten Jahrhunderte der Kaiserzeit auch A. Neumann an'.

1 Z.B. F. Lammert, R E XV 1666, usw. - Fur die freundliche, vielfache Hilfe von Herrn Prof. E. Birley mi3chte ich mich auch hier herzlichst bedanken.

a Die honesta missio, die Entlassung des Soldaten nach der absolvierten Dienstzeit (Dig. XLIX 16, 13, 3) wird in den Verfugungen der Diplome der Auxiliarsoldaten nie ge- w a r t . Die Auxiliardiplome zeugen nur von der Verleihung des Biirgerrechtes und Ehe- rechtes. Eine ~usnahme bildet das Diplom CIL XVI 160 aus Dazien, nach dessen Ver- * fiigung die Soldaten das conubium nicht erhielten, nur die civitas Romana, allerdings bereits ante emerita stipendia. Siehe zu diesem Diplom K. Kraft, Zur Rekrutierung der Alen und ICohorten an Rhein und Donau (Bern 1951) 106ff.. vgl. C. Da~coviciu, Dacia 7-8,

1937-1940, 332. 3 CIL XVI 7-9 (Diplome fur Veteranen der legio I adiutrix, die ursprunglich Flotten-

soldaten waren), alle vom 22. Dez. 68. Hier steht in der Verfiigung honestam missionem et ciuitatem dedit. Zu diesen drei Diplomen vgl. bes. J. Marquardt. R6mische Staatsverwal- tunga (Leipzig 1881-1885) I1 565f., W. Kubitschek, JOAI 17, 1914. 148ff., D. Kienast, Untersuchungen zu den Kriegsflotten der ramischen Kaiserzeit (Bonn 1966) 62 Anm. 50.

4 Mommsen, CIL 111 p. 20x4, vgl. H. Nesselhauf, CIL XVI p. 159. J. Marquardt, a. a. 0. I1 565f., H. Nesselhauf, a.a.0. p. 148. A. Degrassi, Aegyptus 10, rgzg, z45ff., vgl. dagegen H. Nesselhauf. a .a .0. A. Neumam, RE Suppl. IX 160of.. vgl: auch ebd. 1604f.

- Historia 17, 1968, 215-227.

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I<. I<ra[t bc.:ont, daD tlic Diplo~ne ubcr dic Entlassu~ig nicht vcriiigen, scincr A ~ \ n r i r l ~ r n;i~11 s(,tzen sic dic Enrlassung jcdoch vornusa.

Es ist zwccI;n:iii3ig, nllc Xng;tbc~n zusnn~me~~z~~stc~l len, die sich 7.uf clit: Vzrfiir;ungcn cicr Diplomc! iibcr clie r\nsiliarsold:~tc.~~ beziehc11. Untcr den an .Ausilir~rso!dat~~n nusg~:stelltc.n Diplomen 1;bnnc.n wir n~c.hrc,rc Typcn untcr- sci~eidcn. Eincn unt!.:piscl;cn Sonderial1 ccr:rirt das d:~iiische Diploin :LUS dcm J3!1rt' 106, das von eincr I3ur;rerrcchtsvzi-leihi~ng :In a l i t i~c Soldatcn zcug:. clic dns Uurgcrrc.cht - ilicht abcr das conubium - iniolgc ihrer tspieren Tcil- i:nl?ti~e an den Dnkcr1iricgc.n hertits vor ii~rem 25 . Dicnstjnhr erhieltcng. Sonst kc.nni:n ~ v i r nur solclic Diplomc, die :in die SoIdaten ausgestcllt wurdcn, die Sereits ilir 25. Dicnstjahr erreicht l ln~tcn. Jc nachdein, ob sie nur an aktivc, nltr an entlassenz, oder sfiwohl :In :,litivc als auch an cntlnss~ne Soldntcn

;I: crrcilt wxrdcn, kann man tlrci Typt-n dcr .~uxiliardiplomc untersclicidcn. I. Diplomc, ausgcstellt nur n:l aktivc Soldaten, die 25 Jahre lang odCr

langrr gedient habcn. Gcwiihrt wurclen die civitas Ron~ana (auch den Soldatcn- kindern und den Xnchkomn~en), fcrntr das conubium. Dns Testschemi~ ist: t:qztitih,i~s ct $i.d.il.i5,~ts q u i milifa?zt . . . . , q i ~ i qzti~za et vice.~za sti$e~tdia mit plltrtr. m c v i ~ ~ r n ~ r t . . . . , civifntsm dcdit cit con1ttiz6rnl~. Das friiheste Auxiliardiplom mit. tlicscr Vcriiigung stammt aus deln Jahre 54 (CIL XVI 3). Z~~eifc.llos in dicser Form ist jcdoch nuch das fragmttntarischc Diplom nus dcr Zeit vor dem 13. Februar 54, das friiheste Auxilinrdiplom uberhnupt, zu crganzen (CIL S V I 2). Das spgteste Diplom mit diesrr ?'erfugung ist cin britannischts Diploin nus dcm Jahre 105 (CIL XVI 51).

2. Diplome, nusgcstellt sowohl an aktive als auch an entlassrne Soldatcn, die 1'5 Jahre lang oder liingcr gcdient h:iben. Gcwshrt wurden die civitas Romzna (auch fur die Soldatenkinder und die Kachkommen), ferner das conubium. Das Tcxtschcma ist : equitibl~s et peditibus q f t i miZita.rtt . . . . , i t cm d i ~ ~ l i s s i s honcsta missiotle, q i ~ i n i s et vicdnis pluribusvz sti,bc~cdiis emcritis . . . . , civitatcm dedit ct c o n z t b i z ~ m ~ ~ . Gemcint sind also zwei Katcgorien der Soldntcn: I. qili militant, 2. dimissi honesta missione. Die 25 oder mehrere stipendia bezichen sich immer auf die beiden Kategorien12. Das friiheste Diplom mit eincr solcl~en Vcrfiigung stammt aus dem Jahre 80 (CIL XVI 26), das spStcstc nus dem Jahre IIO (CIL XVI 164).

3. Diplome, ausgestcllt nur an cntlassene Soldaten, die 25 Jahre lang oder lSnger gcdient haben. Scit dem Jahre 117 gibt es auch Diplome, die nur von

8 K. Kraft, a .a .0 . 110. @ Siehe -4nm. 2.

10 Zu den Variationen der Textformcl siehe H. Nesselhauf, CIL XVI p. 157f. 11 Vgl. H. Xcsselhauf, n.a. 0. mit den Variationen der Tcxtformcl.

* 'Vgl . bcs. CIL S V I 33 ( u s dem Jallre 93): qui nzilita?rt . . . qii i q ~ i i n a et oicozn stzpendia aid pZ7tra rrterucrrtnt item d i~n isso honzstu rnissione emeritis sfipcndiis. Hier handclt es sich cinerscits urn cine Gruppc von alttivcn Soldaten mit 25 oder mchrcren stipendia, nndcresseits iim eincn einzigcn cntlasscnen Soldaten, dcr selbstverstandlich aucl: Inin- destens 2 5 Jahrc lung dientc.

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25 Dienstjahren sprechen (siehe unten). Gewhllrt wurden bis zunl Jahlc 140 die civitas Romana (auch den Soldatenkindern und den Nachkommen), ferner das conubium. Spatestens seit dem Jahre 144 warcn die Soldatenkinder und * die Nachkommen von der Biirgerrechtsverlzihung ausgeschlossenl3. Das Tzxt- scheina ist : cqtiitibus et pcditibzcs q u i militaverl!ttt . . . . qi~ir t is ct - ~ i c e n i s ( p l l ~ r i - b luvz) sti)endiis emeyitis di?izissis h o ~ e s t ~ ntissio~tc: . . . . , civitultm derlit ct L-OHIL-

biu7n14. Seit den Jahren I~o/I++ lautet der SchluW: civit'ztcm Ro))ral~u~rt qrli corzmt zlotz Iznberozt et conlrbi~~nz. Das friihcste Diploin lnit einer solchen Ver- fiigung stammt aus dem Jahre Sz (CIL XVI 28). Vom Jahre IIO an kcnnen wir nur solche Diplome, bis zum spatesten sichcr datierbarcn Xuxilinrdiplonl aus dem Jahre 178 (CIL XVI 128).

Die beiden ersten Typen zeugen eindeutig davon, daB die I\Iilitdrdiplt~mc die Entlassung nicht nur nicht gewihren, sondern auch niclit einnxll voraus- setzen: l\ililitardiplome mit der Verleihung der civitas Romana 111ld des conu- bium wurden bis zur trajanischen Zeit auch an alitive Soldaten vor der llonesta missio erteilt. Nachweisbar ist das nicht nur bei Auxiliartruppen, bondern auc l~ bei anderen Formationen15. Auffallend ist der chronologischc Uiltcrschied zwischen den einzelnen Typen. Deutlicher veranschaulicht ihn die folge~~dc Tabelle auf Seite z18ff.

I n der vorclaudischen Zeit gab es iiberhaupt keine MilitSrdiploi~~c~~. Scit * der Severerzeit kennen wir wiederum keine Diplome, die an Auxiliarsoldate~l ausgestellt wurden17. In dcr Zwischenzeit ertolgte die Erteilung der Militar- diplome an die Auxiliarsoldaten verschiedenartig:

I. Etwa zwischen den Jahren 50 und 80: Militardiploine wurdcn mit dcr Gewahrung der civitas Romana und des conubium nur an aktive Auxiliar- soldaten erteilt, die mindestens 25 Jahre lang gedient hatten. Ob in dieser Zeit auch Auxiliarveteranen Diplome erhalten hatten, kann nicht nachgewiescn wer- den und ist im Hinblick auf die Zahl der erhaltencn Diplome kaum anzunchmcn.

13 Vgl. dazu li . Kralt, a. a. 0. 11 7fi. und B. Gerov, Kiio 37, 195'). 199. 1111 Text (ic> \ uii * B. Gerov veroffentlichten Diploms (AE 1962, 265) vorn I j. Dez. 150 tverden auf der .iuOen- seite die Soldatenkinder erwlhnt, auf der Innenseite nicht. -4uf dem nachsten datierten .4uxiliarsoldatendiplom vom 23. Febr. 154 ist von den Soldatenkindern nicht nlchr die Redc.

1' Zu den Variationen der Textformel vgl. H. Nesselhauf, a.a.0. p. 157f. 15 Allerdings nur sehr selten, so auf drei Flottensoldatendiplo~l~en: CIL S V I 32, 37

und 72. 16 Vgl. H. Nesselhauf, a . a . 0 . p. 148; E. Birley, JRS 28, 19-38. 2 2 6 .

17 Das splteste sicher datierte Auxiliardiplom stammt aus dem Jahre 17s (CIL S V I * 128). Bei einigen fragmentarisch erhaltenen Diplomen liommt nach H. Ncsselhauf einc Datierung bis zum Jahre 190 in Retracht, CIL S V I 129-132. Neuerdings nimnlt J . Fitz an, daD das Diplom CIL XVI 131 aus der Zeit um das Jahr 186 und CIL S V I 132 aus den1 Jahre 189 stammt, Acta Ant. Hung. 7. 1959, 4.qff. Zum Aufhoren der Militardiplome siehc I\'. Iiraft, a .a .0 . 127f. uncl ders., Germania 28, 1945-1950, ?+?ff . - Herr Prof. E. Birley hat mir mitgeteilt, daL3 er von einem unpublizierten Ausiliardiplom aus der Zeit dcs Septimius Severus gehdrt hat.

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c. 50-78 vor 54, Pannonia CIL XVI 2 (Text- schema erganzt) 54, eine der Ost- armeen ? CIL XVI 3 60, Pannonia CIL XVI 4 64, Raetia? CIL XVI 5 (Text- schema erganzt) 54/68, Noricum ? CIL XVI 6 74, Germ. (sup.) CIL XVI 20

78, Moesia CIL XVI 22

78, Germ. (inf.) CIL XVI 23

* -

80-110 80, Germ. (inf.) 80. Pannonia CIL XVI 158 1 CIL XVI 26

Epoche

83, Aegyptus CIL XVI 29

84, Pannonia CIL xvr 30

TYP I (nur aktive Soldaten)

86, Iudaea CIL XVI 33

88, Maur. Ting. CIL XVI 159

88, Syria CIL XVI 35

TYP 11 (aktive ufzd

entlassene Soldaten)

88, Sardinia CIL XVI 34, cf. Suppl. p. 215

Typ 111 (nur entlassene

Soldat en)

82/83, Germ. (sup.) + Moesia CIL xvr 28, cf. Suppl. p. 2x5

85, Pannonia CIL XVI 31

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Epoche Typ.1

(nur aktive Soldaten)

103, Britannia CIL XVI 48

105, Britannia CIL XVI 51

TYP 11 (alctive z ~ ~ z d

mtlassene Soldaten)

go, Germ. sup. CIL XVI 36

91, Syria AE 1961, 319

93, Dalmatia CIL XVI 38

93, Moes. sup. CIL XVI 39

96, Sardinia CIL XVI 40

98, Pnnnonia CIL XVI 42

98, Britannia CIL XVI 43, cf. Suppl. p. 215

99, Moes. inf. CIL XVI 44

99, Moes. inf. CIL XVI 45

100, Moes. sup. CIL XVI 46

102, Pannonia CIL XVI 47

105, Moes. inf. CIL XVI 50

1o3/107, Moes. sup. CIL XVI 54

-

Typ 111 (nur entlassene

Soldaten)

106, Noriculn CIL XVI 52 (Tcxt- schema ergiinzt)

107, Raetia CIL XVI 55

107, hlaur. Caes. CIL XVI 56

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110, Pann. inf. i I 10, Dacia CIL xvr I G ~ , I ::; ::c::7

I CIL XVI 163

vor 1x4, Mocs. inf. CIL XVI j8

_ --- _--

Typ I11 (nur entlassene

Soldaten) --

109, Maur. 'ring. CIL XVI IGI

109, Maur. Ting. CIL XVI IGZ

--

Epoche

- -_

1o7/114, Gcrnl. inf. CII. XVI 59 114, Pann. inf. CIL XVI 61 116, Pann. sup. CIL XVI 64

-- _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ TYP 11

(nur aktive (aktive rtrrd Soldat en) entlassene Soldaten)

_- _ __ - _ _ _- I I i

i I ,

117, Germ. sup. CIL XVI 62-63 (zur Datierung s. A. Degrassi, Fasti consolari 34f.) 1141117, Maur. Ting. CLL XVI 165 120, Macedonia CIL XVI 67 122, Britannia CIL XVI 69 122, Maur. Ting. CIL xvr 73 = 169

usw. bis

178, Lycia Pamphylia CIL XVI 1zS

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2. Zwischen den Jnhsen So und 1 x 0 : 311litardiplome wurden so\vohl nn aktive nls auch an entlasscne Soldatcn erteilt, die mindestens 25 Jalire lang gedient hnttcn. Bcsond~*rs in1 lctztcn J:~hrzehnt des I. Jahrhnnderts nmnt oit ctiii und dassell,c Dip10111 beide I<ntegorien dcr Soldnten. Oft kommen auch Diploinc vor, die nur iiir aktive Soldaten ausgestellt wurden, wcnigstens zlvischen den Jaliren So und go. Diplome, die nur iiir Veternnen ausgestellt wnrden, sind, abgcscllen von zwei Exemplnren in den 8ocr Jahren, erst seit tlern Jahre 106 hekannt, scitdeln hiiufig.

3. Etwa z\vischen IIO und 180: Miliiiirdiplon~c wurden ausscl~liel3licll ail Yeteranm crteilt, die 25 Jal~re 1ang oder liinger gedient hattcn. DAB wir nus dcr Zeit nach dem Jahre IIO keine Diplome kennen, die aktive Ausiliar- soldnten erwiihnen, ist in1 Hinblicl; auf die grol3e Zahl der uns i!rhaltenell Diplome zweifellos nicht den1 Zufnll zuzuschreiben.

Diese merkwurdigt? Entwicklung bedarf ciner Erklarung. DaS seit Trnjan nur Veteranen Diplome crhielten, erklarte Mommsen folgendermaoen: Causn mutandae donationis haec opinor fuit, quod militis condicio nondum exaucto- rati, sed praelnia veterani adepti media quodammodo inter lnilitem et vete- ranum cum disciplina militari lacile collidebat nec conubii iure cominode uti poterat eo donatus neque dimissusls. DaS diese Umstande in der trajanischcn Reform eine Rolle spielten, ist sehr wahrscheinlich. Jedoch bleiben zal~lreiche Fragcn offen. Man weil3 nicllt, warum anfangs nur aktive Soldaten Diplome erhalten hatten. Fcrner bleibt unerklart, warum etwa vom Jahre 80 an Diplome sowohl an aktive als nuch an entlassene Soldaten erteilt wurden. SchlieBlicli ist es auffallend, daS der endgiiltige AusschluS der aktiven Auxiliarsoldaten aus der Diplomerteilung (kurz nach dem Jahre 1x0) zeitlich mit dem Beginn einer Praxis ubereinstimmt, auf den Diplomen - bzw. zumindestens auf einenl Teil der Diplome - Veteranen zu nennen, die gzur 25 Jahre lang und nicht ,,ad plzrra'' gedient haben (spatestens seit dem Jahre 117)19. ES liegt auf der Hand, hier einen Zusammenhailg zu vermuten, der durch eine Anderung in der Dienstzeitregelung der Auxiliarsoldaten erklart werden konnte. Man kann sogar die Frage stellen, ob nicht auch die f d e r iiblichen Methoden der Diplomerteilung mit unterschiedlichen Regelungen der Dienstzeit in Zu- sammenhang gebracht werden konnen.

Man nimmt im allgemeinen an, da13 die Auxiliarsoldaten im Laufe der Prinzipatszeit in der Regel 25 Jahre lang gedient haben, was nicht ausschloB, daB man sie, besonders in den ersten Jahrzehnten der Kaiserzeit, auch langer im Dienst zuriickbalten konnte20. In Wirklichkeit war die Dienstzeit der

18 Mommsen. CIL 111 p. 2014. Vgl. H. Ncsselhauf, CIT- XVI p. 159. Ig Siehe dazu unten, S. 224. ?O J. Marquardt, a . a .0 . I1 54zf.. F. 1-ammert, RE S V 2053. A. v. Don~aszewski, Die

Rangordnung dcs rijmischen IIecres2 (Bonn 1967) 80, usw W. Wagner nirnrnt fiir die Zeit des .4ugustus und Tiberius 25 bis 30 Jn l~ rc an, Gerlnania 41 , 1963, 318.

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Auxiliarsoldaten in den einzelnen Zeitabschnitten der Prinzipatsepoche unter- schiedlich geregelt.

* Aus der julisch-claudischen Zeit kennen wir eine Reihe von Soldaten- grabinschriften, die davon zeugen, daf3 die Dienstzeit der Ausiliarsoldaten haufig wesentlich mehr als 25 Jahre betrugal:

Provinz

Sardinia Africa Mauretania

Mauretania

Aquitania Gallia Lug- dunensis Belgica

Germania (inferior) Germania (superior) Germania (superior)

Germania (superior) Noricum

Noricum Noricum Noricum Pannonia

Pannonia

Pannonia Pannonia Pannonia

Dalmatia

3 Bei der auf die Hilfe von Herrn Prof. E. Birley, der mir scine >faterialsammlung freundlichst zur Verfiigung stellte.

Hinweis

CIL X 7884 ILAlg I 2197 CIL VIII 21024 =

ILS 2514 CIL VIII 20834 =

ILS 2568 CIL XI11 922 CIL XI11 1041 = ILS 2531 CIL XI11 3541

BRGK 40,

1959, Nr. 244 CIL XI11 7514 = ILS 2571 BRGK 40,

1959, Nr. 169 = A E 1959, I 88 CIL XI11 6234

CIL I11 4844 = 11509 CIL 111 11554 CIL I11 4847 CIL I11 4846 AE ~gog, 198 = ILS 9137 CIL I11 10514 = ILS 2529 CIL I11 3271 CIL I11 3322 AE 1909, 200

= ILS 9137 CIL I11 I 4934 = ILS 9164

Zusammenstellung

Dienstgrad Dienst- Rechts- Truppe / 1 ]allre 1 stellung

peregrinus civis Rom. civis Rom.

civis Rom.

civis Rom. civis Rom.

peregrinus

civis Rom.

civis Rom.

peregrinus

peregrinus

L .'is Rom.

3 I 36 32

30

35 32

3 I

28

40

30

26

40

coh. Lusitanorum ala Gallorum ala I1 Thracum

coh. Surorum

coh. Alpinorum I ala Atectorigiana

? (vielleicht classicus ?) coh. Lusitanoru~n

coh. I sagitta- riorum ala Partorum et Araborum

ala Hispanorum

coh. I Montanorum

tubicen eques eques

(veteranus)

miles duplica-ius

?

miles (signifer) miles

(eques)

eques

~niles

coh. I ;\Iontanorunl coh. I Montanorum coh. I Montanorum ala Scubulorum

ala Hispanorum I

ala I1 Aravacorum ? ala Gemelliana

coh. I1 Cyrres- tarum

der folgenden beiden

miles miles miles veteranus

veteranus

decurio veteranus (veteranus)

~niles

Listen stutzte

40 / civis Kom.

36 30 50

36

30 29 26

35

civis Rom. civis Rom. civis Rom.

peregrinus

civis Rom. peregrinus civis Rom.

peregrinus

I ich mich vor allern

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- .- - -- -- Provinz Hinweis Trnppe 1 Diensigrad Dienst- Rechts-

I / jahre / stellung

Provinz

Germania inferior

I t i 1 CIL 111 14632 I c o h III l p ino ru rn 1 egues

Pannonin Dacia Dacia

Dalinatin

Dalrnatia

IIoesia

I 30 / civis at. ? *

Hinweis Dienstgrad Dienst- jahre

' = 11.5 0166 1 I I

Jb . f . .\lter- coh. I11 ..\lpinornm ? tumslcunde 2 ,

1.0s, 114 1 I

i CIL 111 9760 coh. :\quitanorum i miles 1 I (vorflavisch ?) I E 1960, 127 1 a11 Fansiann eques = Germania ' I

Moesia Xloesia

Moesia

31

29

36

(vgl. Lato- mus 25, 1966, 48f.) ?

peregrinus

civis Rom.

Rechts- stellung

Die angefiihrten Angaben zeugen von einer Dienstzeit, die 30 bis 40 Jahre, in einem Fall sogar 50 Jahre betragen konnte. Bemerkenswert ist die Tatsache, daB wir aus der julisch-claudischen Zeit keinen Auxiliarsoldaten kennen, der nachweisbar bereits nach 25 Dienstjahreil entlassen wurde. Der Durchschnitt der belegten langen Dienstzeiten ergibt 35 Jahre. SO ist zumindestens soviel sicher, daB die Auxiliarsoldaten in der julisch-claudischen Zeit allgemein langer als 25 Jahre lang dienen muBtenZa. Aucil die wenigen Rlilitardiplome aus den beiden letzten Jahrzehnten der julisch-claudischen Zeit sprechen immer von aktiven Soldaten, die nach 25 oder mehr Dienstjahren die civitas Romana und das conubium erhielten - ihre Entlassung erfolgte also erst spater.

In der flavischen und friihtrajanischen Zeit wurde die Dienstzeit ver- ringert. Auxiliarsoldaten mit mehr als 25 stipendia sind nach wie vor belegt, aber in wesentlich kleinerer Zahl als friiher, und wir kennen nur einen nach- weisbaren Fall, wo die Dienstzeit mehr als 30 Jahre betrug:

I

CIL XIXI 8303 ala Koricornm ! = I L S 2512 add. CII, 111 3352 coh. I A\lpinorum

civis Rorn.

civis Rom. civis Lat. ? (libertus !)

civis Rom.

I 1 I 41. 1963, i I 317ff. 1.

i CIL 111 12361 ala Hispanorum i veteranus I

3 j A E 1913, 187 ala Ga l lo r~~m 1 misricius -35

civis Rom. civis Rom. civis Rom.

= Iilio 37. / Capitoniana I

1959. 202 i CIL 111 1zp5g 1 ala 11 Aravacor~~m / veteranus

eques

22 Eine genaue Datierung cler angefullrten 'Ingaben e r l a ~ ~ b t die Annah~ne, dal3 die Dienstzeit unter Claudius und Nero etwas kiirzer als fri~her war. Die Zeugnisse fur mehr als 35 stipendia stammen nus der Zcit tles Tiberius.

(29

optio

A E 1910, 95 coh. I Thracunl -4, 1950, 46 i coh I Ub~orum 1 ~~~~~~~~~ 26

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2s

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Auf den Militardiplomen zwischen den Jahren 70 und IIO werden nach wie vor haufig aktive Soldaten genannt, die 25 Jahre lang oder langer gedient haben. Jedoch nennen die Diplome seit dern Jahre 80 auch Veteranen, die 25 oder mehrere stipendia hatten. So war es auch in der fiavisch-trajanischen Zeit iiblich, daO man die Auxiliarsoldaten langer als 25 Jahre lang im Dienst zuriickhielt, jedoch im allgemeinen nicht mehr als 30 Jahre lang, und gleich- zeitig ist es mijglich geworden, daO ein Auxiliarsoldat bereits nit 25 stipendia entlassen werden konnte.

Im 2. und 3. Jahrhundert gibt es kaum Grabinschriften, die aktive Soldaten mit mehr als 25 Dienstjahren erwahnenm. Allerdings wurde in den Soldaten- grabinschriften des 2. und 3. Jahrhunderts die Zahl der stipendia seltener als im I. Jahrhundert angegeben. Jedoch spricht das Fehlen der Zeugnisse fur langere Dienstzeiten dafur, daD wenigstens der groBte Teil der Auxiliar- soldaten seit dern Anfang des 2. Jahrhunderts bereits nach dern 25. Dienstjahr entlassen wurde. Davon zeugt auch eine merkwiirdige Anderung im Text der Militardiplome. Wie schon oben erwahnt, nennen vor dern Jahre 117 die Diplome immer solche Soldaten und Veteranen, die 25 Jahre lang oder langer dienten. Vom Jahre 117 an (CIL XVI 62, Gerrnania superior, zur Datierung vgl. A. Degrassi, Fasti consulares 34f.) erwahnen die Diplome haufig solche Veteranen, die nur 25 Jahre lang gedient haben: der Zusatz ,,aut plura" oder ,,plztrave" bleibt oft weg. Zwischen den Jahren 117 und 178 nennen 60 Prozent der Auxiliardiplome nur solche Veteranen, die nu7 25 Jahre lang im Dienst waren. Nicht mehr als 40 Prozent der Diplome sprechen von Veteranen mit quzna et vicena plurave stipendia. Da es sich immer urn entlassene Soldaten handelt, steht es auOer Zweifel, da13 die gro13e Mehrheit der Auxiliarsoldaten bereits mit 25 stipendia entlassen wurde". So wurde die normale Dienstzeit der Auxiliarsoldaten am Anfang des 2. Jahrhunderts, spatestens kurz vor dern Jahre 117, auf 25 Jahre festgelegt. Langer als 25 Jahre lang blieben die Soldaten vermutlich nur unter aul3erordentlichen Umstgnden, wieir! gespmzter. militarischen Situationen oder in Kriegsfiillen, im Dienstas.

Die Regelung der Dienstzeit der Auxiliarsoldaten und die Textfassung der Militiirdiplome stehen deutlich im Zusammenhang. In den friiheren Zeiten, als die Soldaten allgemein Iiinger als 25 Jahre lang dienten, wurden sie auf den Diplomen, die nach dern 25. Dienstjahr oder hochstens ein paar Jahre

Z.B. CIL I11 14579 (28 Dienstjahre), friihestens wohl aus dern 2. Jahrhundert; zur Datierung vgl. G. Alfoldy, Bevolkerung und Gesellschaft der romischen Provinz Dal- rnatien (Budapest 1gG5) gof. Anm. 50.

Auch die Diplome, die Veteranen mit quina et vicena plurave stipendia nennen. rneinen mit der Iiategorie ,,plu~aue" offenbar nur einen kleineren Teil der dimissi honesta ~rtissione.

* *5 Vgl. z.B. CIL XVI 99 (aus dem Jahre 150, Pannonia inferior): quin[is] et vicenis pltrrib(usve) sfip(endiis) emer(alis) dim(issis) honest(a) miss(ion8) . . . cum essent in expedi- t i o n ( ~ ) Maztrefan(iae) Caesavens(is). Vgl. dazu H. Nesselhauf, CIL XVI p. 90.

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spater Burgerrecht und Eherecht gewshrten, als aktive Soldaten bezeichnet. Sobald sie regelmS3ig bereits nach 25 stipendia entlassen wurdcn, hat man sie als dimissi honesta missione bezeichnet.

Wenn wir die ~nderungcn in der Dienstzeit dcr Auxiliarsoldaten, die all- gemeine Rehandlung der Mannscliaft der Hilfstruppen und die Phasen drr Diplomerteilung beriicksichtigcn, kijnnen wir innerhalb der Prinzipatszeit fiinf Stufen in der Geschichte der Stellurig der Auxiliarsoldaten unterscheiden:

I. In der ersten Hslfte des I. Jahrhunderts hat man an die .4uxiliarsoldaten * noch keine Militardiplome erteilt. Das hatte unserer Meinung liach zwei Griinde. Die Diplome der Ausiliarsoldaten waren Urkunden uber die civitas Rornana und das conubium, die die Soldaten spiiter nach 25 oder mehreren stipendia regelm2Big erhielten. Vor Claudius wurden diese Privilegia jedoch nicht allen Auxiliarsoldaten gewahrt. Die Liste der Soldaten, die in der frii- hesten Kaiserzeit langer als 25 Jahre gedient haben, zeigt, daI3 sie nicht un- bedingt Biirger geworden sind, nicht einmal samtliche Veteranen (siehe die Liste oben, S. 222f.). Da nur ein Teil der Soldaten die Privilegia erhielt, war es nicht notig, diesen verhYltnismaBig wenigen Personen uber die Privilegia auch Urkunden auszustellena6. Andererseits ist die Dienstzeit der Soldaten zu be- riicksichtigen. Jene Soldaten, die die civitas Romana und das conubium erhielten, muBten im allgemeinen auch weiterhin im Dienst bleiben, da die Dienstzeit sehr lang war. Vielleicht durften sie mit ihren Familien in den canabac der Kastelle leben, aber auf jeden Fall unterstanden sie nach wie vor * dem Kommando der betreffenden ala oder cohors. Der Truppe selbst lagen zweifellos irgendwelche Unterlagen uber die Privilegia der einzelnen Soldaten vor. Der Einzelsoldat dagegen, der nach wie vor im Dienst blieb, brauchte kaum personliche Urkunden. Er hatte diese hochstens erst nach seiner Ent- lassung noch gebrauchen kiSnnen, falls er in seine Heimat znruckkehrte, wo er seinerzeit als peregrinus ausgehoben worden war. Im Hinblick auf die sehr lange Dienstzeit hat jedoch wohl uberhaupt nur ein kleiner Teil der Auxiliar- soldaten die Entlassung erlebt, und auch die wenigen Veteranen blieben ver- mutlich zumeist in den Provinzen oder gerade in der Nahe der Lager zuriick, wo sie gedient und Familien gegriindet hattenZ7. Hier konnten sie sich, falls es notig war, auf die Unterlagen beim Truppenkommando berufen. Ein Teil der Veteranen kehrte allerdings jedoch in die Heimat zuruck, aber auch von denen waren nicht alle romische Burger. Damit war die Zahl der Personen, die per- sdnliche Unterlagen iiber das Biirgerrecht und conubium gebraucht hatten, minimal.

26 Suet. .411g. 49 spricht nicht von der civitas Rorna?ta der Auxiliarsoldaten: siehe dazu 1%. Nesselhauf, a . a . 0 . p. 14s gegen G . L. Cheesmsn, The Auxilia of the Roman Imperial Army (Oxford 1914) 34.

2' Die Inschriften der in der Liste auf S. 222 f . aufgezshlten Veteranen kamcn alle in den Provinzen ans 'rageslicht, wo tliese Personen als Soldaten gedient hatten.

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.il 2. W5hrend dcr Rcgierungs;:c.it di.5 Clnudius, wolil an di.ren Endc, s c h ~ ~ i n t fur die Re.chtslagcdrr~~-\nsili:u.soid~~r~~~~ cine ~~llgemcini: Regclung crfolgt zuseina. Sac11 den1 q. Dicns:ja:ir od;.r n;lch ciner etwas liingeren Dienstzeit erl~ielten ssmtlicl~e peregrinen So1d:ltcr-i cliecivitasIion~:~na zusammen mit dtam conu~bi~lm, ill1 Gc?gensarz zur jliliscllc,il %tit , nls ilitse Privilegi:~ nicllt automatisch alien Hilistruppc.nsolda~e gclviihrt wordm waren. Glcichzeirig wurde der Brauch cingciiilir~, iiber die gc-\v3lirten Pririlegia persijnliche Urkunden auszustcllen. Sic \wren wol~l des1;alb nijtig, \ivil die rijmisclicn Biirgcr iniolge ihrcr pliitzlich vcrgrijl3erten Zalil Linter den Xnsiliarso1d:~tc.n und Vcteranrn nicht nlehr SLI

cinfacll wic iruher von den peregrini untcrscliicden werdcn konnten. D:lbei 1;onnte die VergroBcrung der Zahl der Burger auch zu MiUhrauchen rnit d m Privilegien fiihrc.11~~. Wahrscheinlich war es a u c l ~ ein Wunsch der Vcterancn, die in ihrr Heimntprovinz zuruckkt'1:rten und nun ohne Ausnahlnc rijlnische Eiirger warm, persiinliche Urkunden in der Hand zu haben. 1)ie Dicnstzeit der Ausiliarso1d:~ten betrug all~rdings nacll wie vor nlehr als 25 Jalire, und als die Privilcgien gewshrt wurden, standen die Soldaten noch in1 Dienst. Des- Iialb sprechcn s5mtliche Nilitiirdiplomc dt:r juliscll-claudiscl~en Zeit, f ~ l r n ~ r auc!: splcter bis zum Jahre 7S, nur von der Erteilung der civitas Romana und des conubium an a1;tive ilusilinrso1d:~ten.

3. Die ~ar;ischen Kaiszr 11abt.n die Dienstzeit der Ausiliarsoltlaten vcr- ringert. Die meistcn Soldaten wurden citi panr Jahre n:lcll dern 25. Dienstjaiir oder sogar mit 2 j stipendia entlasscn. AnlWich der Diplomerteilung, nach 2s

o(1c.r etwns ~nellr stipeiidia der Auxiliarsoldaten, wurde demnacli cin Tril dcr Soldatcn weiterhin noch fiir eine kurzr Zeir: im Dienst zuruckgehalten, andere wurden entlasst,n. Deshalb nennm die Xuxilinrdiplome zwischen den Jal~ren SO nnd IIO als E m p i h g e r der Privilcgia sowohl alctive als aucll entlasscne Sol- dntcn. In der Prasis konnte man bci der Diplomerteilung diese beiden Kate- gorien voll Soldaten auf zwcieriei - k t unterschciden. Die erste 316glichkeit war, ilaB man nui ein und deniselhen Diplom sowohl die aktiven Soldaten ( q ~ t i nzilita~zt) als ;luci~ die Entl~lsscncn (dimissi ho.tzestn nz,issionc) genannt hat. Eine zweite Moglichkeit bestand darin, d:lU man in ciner Provinznrm~e ungefiihr zu gleicher Zeit zwri2Sorten yon Militiirdiplomen ausgcstellt hat: die rine Sorte nannte n ix die akti\.cn, die zweite nur die cntlassenen Soldatenm.

4. l<twa zwischcn den Jalircn IIO und 117 scheint in der Kegelurig dt:r Dienstzeir der Auxilinrsoldaten eine allgemcine und endgiiltige Verordnung getroffen worden zu sein, inde~n die Dic.nstzc.it auf 25 J;ll;re iestgelegt wurde.

2h IT. Nc.sscllinuf, CIL S V I p. r,$. "J Zu clic:st:r .\lo~Iichl;c.it: vgl. C;. ~ l l i ~ i l r i y , 1.stomus :j, ~ g l j ( ; , AS Ani-ri. r ullil sbJ. 43 d'i V;l. d d n ~ cli~: l>ci~:lf~li 3 i i l i t . ~ r ~ ~ i ~ ~ l ~ i ~ l ~ ~ Cl l - XVI 30 !vo~i l 3 , Scpt. 84) ui i~ l C[ ld XVI 31

~ V C ) I : I 5 . S(:pt. .5.5). Eei<l~: D i i ~ l o ~ ~ ~ e zA111c11 ::<st ; ~ ~ : . ~ ~ ~ : l ~ l i ~ d l ~ ~ : l i tile p,leici~rn p a ; ~ i ~ o ~ ~ ~ s c l > c n . \ u s ~ l i ~ r t r ~ ~ p ~ ; e f i 'LLI:. L J w l>ipl(,nl &us dc.111 Ja11rc :A n c i x ~ t ilur ai<4i;ve S O I ~ . I ~ ~ , I I ( , ~ I ! I

;,.,!!i;ci~f/), tlas 1Iiplcj111 L I c : ~ Ja11i-t S j fill: Vt! tcr ;~nc~~ t , ; , , , , ~ : s i /I,-,;/? t , t ~ , f . .< , id~~<: j .

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Lxnger als 25 Jahre standen wohl nur sehr wenige Soldaten im Dienst, ver- inutlich hauptsachlich unter auBerordentlichen militiirischen Umstanden. Da von der gleichen Zeit an die in ihrem 25. Dienstjahr mit Burgerrecht und Ehe- recht belohnten Soldaten im allgemeinen zugleich aus dem Heer entlassen wurden, nannten die Diplome seitdem nur noch Veteranen der Auxiliartruppen als Adressate. Im Prinzip waren die Militiirdiplome jedoch nach wie vor keine Entlassungsurkunden. Sie verfiigten nicht iiber die honesta missio und setzten sie de iure auch nicht voraus; die Erteilung der Privilegia durch die Diplorne fie1 infolge der verringerten Dienstzeit de facto n i t der honesta missio zu- sammen. Diese Lage blieb bis zum Ende des 2 . Jahrhunderts unverandert. Innerhalb dieses Zeitabschnittes wurde in der Rechtslage der Ausiliarsoldaten und in den Verfugungen der Diplome nur insofern grundsiitzlich gegndert, als seit den Jahren 1401144 die Soldatenkinder von der Burgerrechtsverleih~~ng * ausgeschlossen waren.

5. Schon im Laufe des 2 . Jahrhunderts wurden in die Auxiliartruppen zahl- reiche Soldaten aufgenommen, die bereits beim Eintritt in den hlilitardienst iiber das romische Burgerrecht verfiigten31. Von dieser Entwicklung zeugen auch die Diplome vom Jahre 140 an, indem sie durch den Test qui eorzrpn non haberent (cjlilitatem Romanam) die Peregrinen und Burger deutlich unter- ~ c h e i d e n ~ ~ . Die weitere Ausdehnung des romischen Biirgerrechtes auf die Be- vijlkerung der Provinzen fiihrte dazu, daB die Jlehrheit der Ausiliartruppen aus romischen Burgern bestand. Nach der Constitutio Antoniniana waren die Auxiliarsoldaten in der Regel Vollbiirger. Diese Entwicklung hat schon am Ende des 2. Jahrhunderts die Notwendigkeit abgeschafft, tiir die Biirger Privilegienurkunden auszustellen. Die Soldaten, die von vornherein Biirger waren, brauchten sie nicht, und bei den wenigen Peregrinen, die nach Marcus in den Auxilien dienten und erst nach dem 25. Dienstjahr Burger geworden sind, war die Erteilung der Privilegia so sclbstverstiindlich, daB die Aus- stellnng p~rsiinlicher Urkunden auch iiir sie nicht mehr nijtig war.

31 Vgl. K. Iiraft, a.a.0. ~ o g f f . 32 Anders noch auf dem Auxiliardiplom CIL XVI 175 aus dem Jahre 139, so schon auf

den1 Diplom AE 1gG2, 264 vom 13. Dez. rqo.

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NACHTRXGE

Die Ergebnisse des hier abgedruckten Beitrages riefen allgemeine Zustimmung hervor. Siehe bes. J.C. Mann, The Development of Auxiliary and Fleet Diplomas. Epigr. Studien 9, 1972, 233 ff., der die hier vorgeschlagene Einteilung der Milit2r- diplome in drei Kategorien unter Heranziehung der Diplome fur Flottensoldaten und unter Beriicksichtigung der Xnderungen des Formulars weiter verfeinerte (Typen I, I1 A-E, 111 A-D). Zur Verwendung dieser 'Alfoldy-Mann classification of auxiliary and fleet diplomas' siehe jetzt bes. M.M. Roxan, Roman Military Diplomas 1954-1977 (London 1978) und Roman Military Diplomas 1978-1 984 (London 1985) (im folgenden: RMD). Siehe jetzt auch die Akten des Passauer Kolloquiums iiber 'Die romischen "Militardiplome" als historische Quellen' (er- scheint 1986).

Zu S. 51 mit Anm. I : Die Vorstellung, wonach Militardiplome 'Entlassungs- urkunden' seien, ist offenbar nicht auszumerzen. Siehe z.B. J.B. Campbell, The Emperor and the Roman Army 31 BC-AD 235 (Oxford 1984) 110, 287,439; vgl. oben, S. 24.

Zu S. 51 Anm. 2: Zu CIL XVI 160 vgl. in diesem Band, S. 106.

Zu S. 52 Anm. 12: Eine PMiche Formulierung wie in CIL XVI 38 findet sich auch in CIL XVI 40 aus dem Jahre 96.

Zu S. 53 mit Anrn. 13 und zu S. 63: Der AusschluB der Soldatenkinder aus der Privilegierung ist offensichtlich im Jahre 140 erfolgt, siehe RMD 39 (= AE 1962, 264) und dazu H. Wolff, Chiron 4, 1974,481.

Zu S. 53 mit Anm. 17: Als friihestes Auxiliardiplom gilt nach wie vor CIL XVI 2, aus einer Zeit vor dem Tod des Claudius am 13.2.54. Was das spateste Auxiliar- diplom betrifft, war die oben in Anrn. 17 erwahnte Nachricht iiber ein Diplom aus der Zeit des Septimius Severus falsch; jedoch ist vor kurzem tatdchlich ein Hilfstruppendiplomfragrnent aus der Regierungszeit dieses Kaisers, genauer aus dem Jahre 203, gefunden worden, siehe unten, S. 1 19.

Zu S. 54 ft: Die Liste kann jetzt urn einige Diplome erganzt werden, die sich in den bei der Abfassung des Artikels festgestellten chronologischen Rahmen fiigen. Ergiinzungen (bis zum Jahre 110): Typus I: 65, Germania (superior), RMD 79; 75, Moesia, RMD 2; 91, Syria, RMD 5 (das Textformular wurde hier erganzt). - Typus 11: 88, Syria, RMD 3; 96, Moesia superior, RMD 6 ; 98 (?), Pannonia, RMD 81. - Typus 111: 961108 (?), Britannia (?), RMD 83 (fraglich ob Typus I1 oder 111); 105, Aegyptus, RMD 9; 109, Mauretania Tingitana, RMD 84. - AE 1961, 3 19 (S. 55 oben) = RMD 4.

Zu S. 58 ft: Zur Dienstzeit der Auxiliarsoldaten mit den Belegen fur einen Dienst mit einer Dauer von mehr als 25 Jahren siehe P.A. Holder, Studies in the Auxilia of the Roman Army from Augustus to Trajan. BAR Internat. Series 70 (Oxford 1980) 46 ff. und 57 ff.

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Zu S. 59: Ob der in CIL 111 14632 = ILS 9166 erwahnte Soldat wirklich ein 'civis Latinus' war, wie ich friiher vermutet habe, ist fraglich;vgl. dazu die berechtigten Zweifel bei H. Wolff, Bonner Jahrb. 176, 1976, 80 Anm. 95 und P.A. Holder, a.a.0. 51. An der Moglichkeit, dal3 einzelne Soldaten latinisches Recht besessen haben konnen, mochte ich jedoch nach wie vor festhalten; ich komme auf diese Frage in einem anderen Rahmen zuriick: BVBi 51, 1986.

Zu S. 60 Anm. 25: Zu CIL XVI 99 vgl. unten, S. 112 mit weiterer Literatur.

Zu S. 61 J: Zur Behandlung der Auxiliarsoldaten vor Claudius und zur 'clau- dischen Reform' siehe jetzt E. Birley, Before Diplomas, and the Claudian Reform. In: Die romischen 'Militardiplome' als historische Quellen (erscheint 1986). Vgl. D.B. Saddington, The Development of the Roman Auxiliary Forces from Caesar to Vespasian (49 B.C.-A.D. 79) (Harare 1982) 106. 190, usw.

Zu S. 61: Mit den canabae sind die Lagervici der Auxiliarkastelle gemeint.

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ROMISCHE HEERESGESCHICHTE

BEITRAGE 1962 - 1985

von

G6za Alfoldy

V E R L A G J.C. G I E B E N A M S T E R D A M 1987