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Hefl - Stanford University

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Am 2 5. Januar wurde Hefl Ha Detmer pl6ta~ic'h durch den Tod seinem Wirken entrissen, n ~ c h ehe er den dritten Aufsatz seiner BSlder für den Druck hatte fertig stellen können. Um aber doch das im ersten Heft gegebene Versprechen in etwas zu lijsen und ein auch hierin ab- geschlossenes Bild des grossen Miinstersehen Aufruhrs

' an geben, hat sich die Verlagsbuchhandlung entschlossen, den von ihm irn Altertumsverein gehaltenen Vortrag, dessen ausgearbeitetes Manuskript vorlag, zu versffentlichen in der Zuversicht, auch so den vielen Freunden des Verstorbenen wie iiberhaupt allen Freunden Miinsterseher Geschichte einen Gefallen zu tun, obwohl es raatiirliich in der Absicht des Verfassers gelegen hat, auch diesen Vortra Weise, wie die beiden vorhergegangenen, noch weiter aus- zubauen und zu vervollstZndigen,

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nter alf den staunenswerten, zum Teil in hohem ,Grade abschreckenden Zustiinden, die sich in Miinster

auer der Herrschaft des Anabaptismus aus- ebildet haben, gehsrt die Proklamierung und

der Vielweiberei unstreitig zu denjenigen Erscheinungen, ie besonders geeignet gewesen sind, die Aufmerksamkeit

der weitesten Kreise auf sich zu ziehen und den allgemeinen Sturm der Entriistung erkB%.rlich zu ache en, der sich er-

gen in der einst so stolzen und m&iehtigen westfakchen hob, sobald sich die Kunde von den unerhörten Vorgzn-

Bischofsstadt verbreitete. W i r & m e n es vollauf begreifeni er Literatur der damaligen Zeit der unbedingte

scheu in scharfster W-eise widerspiegelt, dew. man fiber- s eine verwegene Schar es wagte, den im

Bewusstsein aller ~ ~ r ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ n ~ ~ Q ~ ~ ~ r s c ~ a ~ ~ e n tief ~ ~ ~ z ~ ~ ~ - ~ ~ ~ c ~ ~ u u ~ ~ e ~ ~ Q U . gijttlichern und sittlichem

setz und Recht die ogene Fehde a ~ z ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ds sie es w-agte, iiber a l e sich sonst noch bei ihr betätigende religidse Schwärmerei hinaus selbst das geheiligte Institut der Ehe anzutasten, die Polygamie nicht nur theoretisch als erlaubt und berechtigt zu verteidigen, sondern sie sogar in grossem Massstabe in die ~ i r ~ l i c h ~ i c ~ ~ e i ~ zu iibersetzen. Erscheint es um doch auch heute noch fast unverständlich, rand em- gort sich doch auch jetzt noch unser Gefthl, wenn wir beobachten, dass diese schier uaglaubliche Verirrung hat

Tatsache uwdenk~inn~~p, Tiisache nicht etwa nur bei einí- gen wenigen geistig rand moralisch zurfickgebliebenemm

ividuerl, smdern Tatsache inem grasseren geschlosse- ne3 Gemeinwesen, in dem sic nner befanden, die noch in ihrer jiingsten Vergangenheit -- man mag ihre Meinun- gen irn einzelnen billigen oder nicht - unleugbare Proben gesunder Begabung und sittlichen Ernstes gegeben hatten. Je eingehender nach und nach das Strtdium der Geschichte der religiasen Entwickelung im l 6. Jahrhundert und der 2ieselbe vorbereitenden Strijrmungen geworden ist, um so mehr hst sich auch die Kenntnis der mannigfachen wegungen verbreitert und vertieft, die schon seit längerer Zeit zu den Prinzipien der alten katholischen Kirche in schroffen Gegensatz getreten warefl und die auch nac dem Auftreten Luthers an der Ausbildung und den Zielen der neu entstehenden evangelischen Richtung bei weitem kein Gexziige fanden. Vor allem ist dieses Studium m c

einer unparteilicheren Beurteilung des TUrsprungs, des SYesens und der Lehreh des Anabaptismus zu gute ge- kommen, und man darf schon heute sagen, dass dank zahl- reicher fSpezialforschungen - ich sehe zunzchst von sol- chen itber das Miinsterse Zerrbild ab - gar manche

ehauptungen sich als unhalt- n die jiingste Zeit hinein iiber

die Sekte der Taufgesinnten an sich irn Schwange gewesen s Es hiesse der Gerechtigkeit geradezu ins Gesicht agen, wollte man auch heute noch über die ganze weit

verbreitete Partei nur einfach deshalb den Stab brechen, weil ungen, die sie ins Dasein gerufen hatten, Grundsätzep

die in ihr lebten, Ziek, die sie mit Ernst und Treue verfolgte,

irn Laufe der Zeit unter ganz bestiff9llral$en$Terhältpnisse9n, vor allem aber auch unter der mehr oder minder bewussten Miss%eitung religidser oder sozialer Fanatiker - um von durchaus verwer ichen Charakteren zu schweigen - auf die Spitze getrieben und zu unsäglicher Geistes- und Ge- miitsverwirrung der Akssen ausgebeutet wurden. Seitdem wir jetzt den Kern des urspriiinglichen, durch keine er- driiackende pers6nliche Willkiir entarteten Anabapti.. smus nicht mehr fast nur allein aus den voreingenommenen Zeugnissen seiner za lreichen erbitterten Gegner zu er- kennen brauchen, seitdem wir die Schriften so mancher seiner berufensten sand anerkannten. Ebupter selbst zu uns reden lassen und wir aus den ~ e r ~ a r ~ ~ r ~ t o ~ ~ o l l e ~ oder aus anderen Akten und Den~kmalesn erfahren, welche FiilBe tief- religibsen, Eriedifertigera und begeisterten Sinnes sich in vielen seiner Anhänger offenbarte und betätigte, seitdem

das nur gar zu oft in Bausch und Bogen tiber die %Ufer als solche gefällte ~ ~ r d a ~ r n ~ n ~ s ~ r t e ~ ~ er-

heblich wandeln miissen, und immer u7eiter bricht sich die Erkenntnis Bahn, ass auch mit dieser Sekte nicht in erster Linie nach ihren uswiichsen zu rechten sei. Gerade die ~ ~ ~ s ~ ~ s e ~ Angriffe, denen die Partei so fange ausgesetzt; gewesen ist, und die von. Anfang an in Vlort und Schrift unri Tat m Tage getreten sind, kdnnen es einem Historiker, nicht minder auch einem katholischen oder evangelischen Theo- Bogen erleichtern,von den 6bel ~ e l e ~ ~ ~ ~ d e ~ e ~ manche ibnen angetane schwere Schmach hinwegzunehmen und damit

age der ~ e ~ e ~ ~ t ~ ~ ~ e i t ins Gleichgewicht zu bringen. Und doch darf I man gerade auf Grund genauester

~ ~ r ~ c ~ ~ ~ g sicher behaupten, dass es, auch wenn wir die

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Sekte uur allein nach ihrer religissen Seite betrachten, wohl kaum jemals eine Partei gegeben hat, bei der sich mit vielem Guten, das sie aus unzweifelhaft reinen tiven erstrebte, ein gärender Keim unheilvoller Verirrun- gen so eng verband, wie es bei den Anabaptisten in allen ihren Nuancierungen, nur x&lleieht den al%erfriedlichstenn nicht, der Fall gewesen ist. Bei aller Achtung vor den zahlreichen glaubensstarken Mannern und Frauen, die ihre Ü%erZeugung von dem Ausschlag gebenden Werte prak- tischer Frornmigkeit auch ohne Dogmenwesen und aussere Religionsiibungen, von der ~ o t w e n d i ~ ~ e i t werktätiger Nächstenliebe, innerer Hingabe an Gott, Verachtung der Welt mit ihren Liisten und Verfiihrungen durch den Tod standhaft besiegelt haben, bei aller Bewunderung, die man dem tief durchdachten und empfu enen Glaubens- und Sittensystem zollen muss, wie es z. ersonnen ,und verfochten hat, bei allem Mitgefiihl endlich, das einen Jeden ergreift, wenn er auf die furchtbare Ver- folgung sieht, die jener Partei zuteil geworden ist4$, lasst sich nicht leugnen, dass die mystische Tendenz, in der die wiedertäuferische Bewegung wurzelte, verhangnisvolle Gefahren fur jeden Einzelnen und fur die Gesamtheit in sich barg. Mogen auch manche Schattenseiten in ihr, so

der abertriebene ang zur Absonderung oder die Ver- achtung der Obriglceiten, hauptsächlich in Folge des wider sie von den vereinigten Gegnern in Scene gesetzten, uner- bittlichen, grausamen Vernichtungskampfes gross gezogen sein, die Tatsache bleibt doch immer bestehen, dass das Tzuferturn auc in rein religisser ten edtillt war, die seine E n t w ~ c ~ ~ ~ ~ ~ ~ nach aussen und

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lenken konnten. Die Geschichte hat denn auch maaxhen Befiirchtun-

gen, die von katholischer wie von evangelischer Seite so- gleich an das Aufkommen der Partei gekniipft worden sind, recht gegeben, aber, vergessen wir es nicht, sie zeigt ebenso, dass die unerhbrten Massregeln, die auf Grund vider haltloser Verdiichtigungen schon bei ihren ersten vagen Aerxsserungen ergriffen wurden, nicht nur diejenigen trafen, die der radikaleren Richtung jener Sekte huldig- ten, sondern mit derselben zermalmenden Wucht sehr friìh auch schon alle diejenigen, die in stiller Frismmigkeit und schlichter Einfachheit nur fiir sich dahinlebten, und die, beseelt von dem Geiste des friedlichen Tgufertums, in jenen Zeiten des tosenden ICampfes nic ts weiter wollten, als ein gottgefälliges, christliches Dasein, nichts inniger er- sehnten, als Ruhe und Ordnung bei gegenseitiger, Ver- ständnis suchender Duldung. Ein Reichsgesetz wie das vom Kaiser Karl V. erlassene, - es wurde spater wenig- stens etwas gemildert, - welches anordnete, Jeden, der als Wiedertgufer gelten kanne, ohne vorhergegangene Untersuchung nachsichtslos zum Tode zu bringen, Mnete der Willkiir Tiir und Tor. Die Nachwelt vermag in vieler Beziehung billiger zu urteilen, als die Mitwelt, die noch mitten im Interessenkampfe stand. Und so wissen wir heute, dass unter den Händen der Henker oder infolge der unertraglichen, zehrenden Qualen einer rastlosen Flucht von Ort zu Ort gerade aueh solche fikende; Manner zu Grunde gegangen sind, die das Täufertum in seiner gem8ssigten Form verfochten, und die vielleicht im-

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stande gewesen wzren, es vielfach vor Abwe wahren, und mit ihnen Abertausende, in denen eine kraftige und zugleich besonnene UnterstBtzemg und Weiterbildung hätte finden kiinnen.

Nichts hat bekanntlich - und das ist in vieler Hin- sicht begreiflich - die gerechte Grdigrmg des Anabap- tismus so sehr erschwert und ges igt? wie die Vorgänge

anster in den Jahren ii 5 34 und 1 5 3 5. Was an ge- fährlichen GärnngsstoEen in der Bewegung lag, hat sich hier gleichsam wie in einem Sammelpunkte vereinigt und ist, auf nährendem Boden befruchtet, zur oberreife ge- langt. Wohl nirgends und niemals hat der Zug zur iiberspanntesten religiösen Schwärmerei bei dem grbssten Teil der Bevölkerung einer bedeutenden Stadt einen so hohen Grad erreicht, wie hier, wohl nirgends und niemals ist er, wie hier, wshrend einer verhältnismässig langen Zeit in unveränderter, ja sieh nur immer mehrender Starke

~ geblieben und hat bei Einzelnen sowie in der Gesamtheit Erscheinungen und Zustände gezeitigt, fiir welche die Ge- schichte keine weiteren Beispiele liefert. Wozu bei fana- tischen Köpfen die unklare anabaptistische Lehre von der

edeutung des inneren %'ortes neben dem äusseren, d. h. ie Lehre von der Macht und bindenden Kraft der Gebote

eines vermeintlic durch ~ n ~ i t t e ~ ~ a r e Erleuchtung des heiligen Geistes begnadeten Mannes neben der Notwen- digkeit einer b ~ ~ ~ ~ ~ ä ~ l i c ~ e ~ Auslegung der in der enthaltenen Satze und Verheissmgen fiihren konnt hatte schon die Partei bewiesen, die in ?delchior Hofmann ihren Helden un rtyrer verehrte. Aber sie war nur ~ o r ~ ~ ~ ~ e r i n und Grecherin f ~ k g die Ideen, die sich in

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Jan Matthys und seinen Jamgerm verkorperten, Ideen, welche die bisher noch gewahrten Schranken durchbrachen und an die Stelle einer mehr abwartenden, friedlichen Resignation den Kampfesruf nach Rache an den Gegnern, nach Vernichtung der Ungläubigen setzten. Dadurch dass Matthys nach Munster zog, in seinem Gefolge so manche, die fest im Banne seiner Persibnlichkeit standen und jedem seiner Winke gehorchten, ist Münster die Hochburg des radikalen Täufertums geworden, fanatisch täuferisch fast in allen inneren und äusseren Regungen seines Lebens. Denn der felsenfeste Glaube an die allumfassende Wir- kungsfahigkeit des inneren Worteskonnte kaum drastischer zum Vorschein kommen, als es hier geschehen ist, die w8rt- liche Deutung prophetischer wie apokalyptischer Schrift- stellen keine schärfer i'bertriebene und verzerrte Gestalt annehmen, als in der hier vollführten Schaffing und Aus- gestaltung eines nach dem Vorbilde des alten organi- sierten neuen Israel mit den zwölf Aeltesten "an der Spitae und schliesslich gar in der Errichtung eines theokratischen Königtums, das allen Ernstes den Anspruch erhob, sich zu einem Weltreiche auszuwachsen. Irn letzten Grunde täufe- risch war weiter die bis ins Kleinste hinein waltende Nei- gung, alles auf Zustände zuriickzufiihren, wie sie in der apostolischen Zeit in den ersten Christengemeinden be- standen hatten, echt täuferisch nicht minder die bewusste Ignorierung aller historisch gewordenen Kirchenlehren und Kirchenformen, sowie die Verwerfung jeglichen Ein- flusses weltlicher Obrigkeiten auf das dogmatische Gefiige des religi&-kirchlichen Lebens, täuferisch endlic auch die fhxgriffe auf das soziale u@ staatliche Gebiet,

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sobald dortige Verhzltnisse oder Verordnungen von jener Seite den anabaptistischen Grundsätzen widersprachen. Das alles gibt vollauf Berechtigung, von einem durch und, durch spezifisch wiedertäuferischen Reiche in Münster z u

reden, und es ist ununlwunden zuzugeben, dass der grosste Te31 der sich hier vollziehenden Ereignisse, darunter z. R, auch der Versuch zur Begründung eines Kommunismus, sehliesslich einzig und allein auf Kechnung täuferischer Tendenzen zu setzen îst; der bei weitem grösste Teil, aber nicht alles, und ganz besonders nicht, wie es doch heute noch oft geschieht, die Einfiihrung der Vielweiberei. Ihr Ursprung in Münster weist auf eine andere Quelle, und sie ist auch damals schon nur künstlich und berechnen& mit wiedertäuferischen Anschauungen in Verbindung ge- bracht und aus ihnen abgeleitet worden.

, Wir besitzen aus der Zeit, bevor Jan Matthys sich an die Spitze des kriegerischen Anabaptismus geschwun- gen hatte, eine ganze Reihe von Schriften aus täuferischer Feder, die uns aufs genaueste über die Meinungen und Lehrsätze des Täufertums in seinen verschiedensten Ab- stufungen unterrichten. Wir erfahren von ihren durchaus nicht immer übereinstimmenden Ansichten von der Taufe- und dem Abendmahl, wir lernen ihre Stellung ZLI der Streitfrage über den freien. Willen, die Erbsiinde, die

eehtfertigung, die Trinität, die Natur Christi und ande- res kennen, und wir gewinnen. einen klaren Einblick darin, in ~ - d c h e r Art sie fars tägliche Leben die Fiihrulng eines

en, ~~~~~~~ ~ ~ ~ a ~ d e ~ ~ forcierten. Recht ofr, zeigen Sich da, e ~ ~ e ~ l ~ c ~ e ~ nur SC wer oder auch wohl gar nicht auszugleichende A 4

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system des katholischen und evangelischen Bekenntnisses, Der Ehe wird nur selten besonders gedacht, und wenn es geschieht, dann immer in einer Form, die in jeder Be- ziehung dem hergebrachten, tief im christlichen Volks- geiste begründeten allgemeinen Gefühle entsprach. Das ist der deutlichste Beweis dafür, dass auch die massgebenden Fiihrer in jenem Lager nicht im geringsten gesonnen waren, an dem Wesen einer Institution zu rütteln, welche die Grundlage aller staatlichen, gesellschaftlichen und moralischen Verhältnisse bildete, und noch viel weniger konnte der Gedanke an eine Änderung aus der grossen Masse der Taufgesinnten entspringen. Es hat in ihr, wie bei den Anhängern jeder anderen Konfession und Sekte, nicht nur vereinzelt, sondern auch wiederholt Individuen gegeben, die ohne Rücksicht auf Sitte und Religion jede hemmende Schranke inbezug auf den Verkehr der Ge- schlechter am liebsten niedergeworfen wissen wollten, aber sie sind, selbst nach dem Zeugnis Bullingers, eines gleichzeitigen leidenschaftlichen Gegners der damaligen Wiedertäufer, gerade deshalb aus dem Bunde der Briider verstossen und verbannt worden. Erst als, nicht ohne Einwirkungen der heftigen Verfolgungen der Glaubens- eifer schärfere Formen annahm, als Verachtung und Hass wider die grausamen, höhnenden Feinde wuchs, und die Gequälten sich immer mehr daran gewöhnten, sich als die eigentlich Auserwählten zu betrachten, die sich von der Gemeinschaft der Ungläubigen absondern müssten, erst da verstieg sich hin und wieder die Phantasie eines Enthu- siasten zu der Frage, ob es nicht richtig sei, eine i r a e r geschlossene Ehe als ungfihig ZLI. Ibsen, sobald der eine

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Teil der Verheirateten den Beitritt zur Taufgenossenschaft standhaft verweigere. Aber auch dann handelte es sich zenn2chst nur darum, inwieweit bestehende kirchliche Ein- segnungen einer Ehe vor der Stimme eines tief erregten und ungesund beeinflussten Gewissens Geltung behalten sollten oder nicht. Da ist es nun in hohem Grade bezeich- nend, dass sogar die Entscheidung eines Mannes wie

elchior Hofmann, der doch gewiss schon zu den ton- angebenden Fanatikern gehörte, wenn er auch vor der Anwendung von Gewalt aufs eindringlichste warnte, durchaus zu Gunsten einer duldenden Ergebung ausge- fallen ist. Denn als Klaus Frey, einer seiner schwzr- merischen Jiinger, sein angetrautes Weib nur deshalb verliess, weil es der Taufe abhold war, und als er sich fortan mit einer Witwe als mit seiner ehelichen Schwester verband, war es kein anderer als Hofmann, der ihn auf die Schriftwidrigkeit seines Treibens aufmerksam machte und endlich die feierliche Exkommunikation fiber den ver- hsrteten Sunder erzwang.

Beispiele von Verirrungen, wie diejenige des Klaus Frey, haben sich im Laufe der Zeit vermehrt, und die Ftihrer der Partei wurden dadurch veranlasst, prinzipiell Stellung zu nehmen. Jan Matthys ist, soweit mir wissen, wieder der erste gewesen, der auch hier den Weg der durchgreifenden Neuerung betrat. Wann und unter welchen speziellen Erwägungen es geschehen, entzieht sich unserer Kenntnis. Nur SO viel steht fest, dass er das

$scheidende Wort schon in den Niederlanden ge- sprochen hat, und zwar wahrscheinlich in demselben Augenblick, als er die Geister zur Ausrottung der Gott-

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losen aufrief. Noch bevor er selbst nach Miinster tiber- siedelte, wirkte er dort vorbereitend durch seine Send- boten. Als solcher war am 1 3 . Januar 1 5 3 4 Joham von Leiden mit einem enossen in der Stadt eingetro

sam als Programm seines Meisters und der schroffen Richtung, die dieser vertrat, brachte er eine Reihe schriftlich aufgezeichneter Artikel mit, die sogenannten 21 MfinsterscEaem Artikel, die, vielleicht von Matthys selbst formuliert, jedenfalls in seinem Sinne einige wich- tige Glaubenssätze und Lebensgebote enthielten, zu deren Annahme und Befolgung sich jeder verpflichten musste, der dem Bunde der Briider zugez2Idt sein wollte. In-

etreE der Ehe geben sie zwei Vorschriften, die eine fur noch Unvermählte, die andere fur solche, die bereits zur

l Ehe geschritten waren. Dem Zwecke einer festgewollten, i wollkommen durchzuftíhrenden Abtrennung von jeder i

Berfilmrung mit den Ungkiubigen dienend, einem Zwecke, der l aueh sonst noch mehrfach in diesen Artikeln deutlich hervor-

tritt, verbietet die erste kurzweg jede Heirat mit Heiden, d. h. Nichtwiedergetauften, wahrend die zweite verfugt, >>dat meng, wie der Wortlaut ist, Bmyt den gelovigen und ge- dopten eyn nye echte maken saIl((. In der Tat, zwei

\ Verordnungen von ungeheurer, unberechenbarer Trag- weite, besonders da sie von einem anne ausgegangen sind, der, wie Jan Matthys, zum Äusserrsten entschlossen war. Denn sie bestimmten nicht etwa nur, unter welchen

ingungen allein neu zu schliesserade Ehen auf recht- liche und unantastbare Anerkennung auch in den Kreisen der strengsten WiedertZufer zählen diirften, sondern, in-

em sie sogar ftír bisher bestandene Ehen unter den

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Gläubigen jetzt noch sozusagen die Erneuerung eines dl- seitig bindenden Trauzeremoniells verlangten, negierten sie gänzlich den sakramentalen Charakter des früheren kirchlichen Ritus, ja, sie legten endlich dem einen Teil der Gatten, falls der andere nicht gläubig werden wollte, 'die Verpflichtung auf, den einstmals geweihten Ehebund für null und nichtig zu erklären. Sie proklamierten, mit einem. Worte, die leichte WIÖgliclhkeit einer Scheidung, sobald nur die Ihreinstimrnung dek zusammengegebenen Paares in dem einen, rechten, täuferischen Glauben fehlte. So viel wir von Jan Matthys kennen, sind diese Anord- nungen unlauteren Motiven bei ihm nicht entsprungen; vielmehr sind sie ihm wohl nur von seinem blinden Partei- eifer eingegeben und von dem dringenden Wunsche, seine Gemeinde möglichst schnell und durchgreifend zur vollen Separation hiniiberzuleiten. Aber, ganz abgesehen von anderen ethischen Gesichtspunkten, liegt doch auf der Hand, welch grosser Missbrauch mit diesen Sätzen ge- trieben werden konnte. Es hat sich bitter gerâcht, ~ dass sie in Il%iinster verkiindigt wprden, das ohnehin schon bald die Zufluchtsstätte für manche unklare und verlorene Existenzen werden sollte. Trota; alledem - es lasst sich andererseits nicht leugnen -: eine bewusste Herunter- Zerrung der Ehe an sich, eine geflissentliche Verminderung ihrer sittlichen Hoheit und Warde hat auch der wieder- täuferische Geist eines Matthys mit diesen Vorschriften nicht irn Auge gehabt, viel weniger noch eine Verletzung ihres Charakters als einer monogamen Institution, oder, was

dasselbe heisst, die Herbeifiihrunng der Polygamie. Wir haben dafür in den Quellen dm u~wider le~l ichs te~ Be-

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weis; denn alles, was sie uns nach dieser Richtung Über die nächste Zeit berichten, über die wenigen Wochen der Herrschaft des Harlemer Propheten, über die dann fol- genden Monate bis in den Juli 1 5 34 hinein, alles, was sie uns bis zu diesem Wendepunkte hin an Kundgebungen der anabaptistkchen Obrigkeiten in Münster beibringen, zeugt sprechend dafür, dass nicht nur keine Anderung geplant war, sondern dass im Gegenteil sorgsamst über Aufrechterhaltung ehelicher Sittenreinheit nach den Grund- satzen streng zu beachtender Monogamie gewacht wurde. Gerade die mancherlei dibergriffe ins Unsittliche und Sündhafte, die bei der bunten Zusammensetzung der Be- völkerung und bei dem diberwiegen des weiblichen Ele- mentes unausbleiblich gewesen sind, hatten mehrfach Ge- legenheit gegeben, sich unverhüllt in diesem Sinne zu Sussern. Das &nifest z. B., mit dem die &testen sofort nach ihrer Wahl hervorgetreten sind, schärfte aufs ein- dringlichste die Pflicht der ehelichen Treue des einen Gatten gegen den anderen ein. Für Ehebruch sollte aachsichtslos auf Todesstrafe erkannt werden, ebenso fiir Verführung und Schändung. Es sind zum Teil drako- nische Bestimmungen, die aber unter den obwaltenden Werhältnissen durchaus verständlich erscheinen. Und nirgends äussert sich die überzeugte Hochhaltung der Monogamie untrüglicher, als in dem >Bekenntnis des Glaubens und Lebens der Gemeinde Christi zu Miinsterg, einer Art offizieller Verteidigungsschrift aus jener Zeit, die den vielen Verleumdungen der Gegner die Spitze bie- ten sollte. >>Die Ehe,<< heisst es dort, >)ist eines Mannes und Weibes Verbindung und Verpflichtung im Herrn.

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Gott hat den Menschen von Anfang geschaffen, cinera Mann und ein Weib hat er sie geschaffen, sie beide in den heiligen Ehestand vereinigt, dass sie beide zwei Seelen und ein Fleisch. sollen sein. Und mag also kein Mensch scheiden solche Vereinigung. K Natiirlich ist immer die 'Verbindung von Gleichgläubigen in wiedertäuferischem Sinne vorausgesetzt. Waben wir uns einmal mit der auch. hier gebotenen leichten Trennung im Glauben ungleich- artiger Ehen abgefunden, so diirfen wir diese Miinstersehe Apologie als eine warme Schutzschrift fijir die lI\Ionogamie betrachten, in Tagen, da man an die MOg1ichkei.t der Vielweiberei noch gar nicht dachte. Jedoch auch di e Zeit sollte noch fiir die unglückliche Stadt hereinbrechen, Aber es sind nicht urspriinglich wiedertäuferische Ideen, die sie herbeifiihrten, sondern Ideen aus dem Hirne eines Mannes, der es wie kaum jemals ein anderer verstanden hat, seiner Umgebung das Gepräge seiner Persanlichkeit aufzudriicken, der nicht ruhte, bis er seine Ziele erreicht hatte, der zum Ungliick und zur unauslöschlichen Brandmarkung einer ganzen grossen Partei Gaben in sich vereinigte, mit denen er auch einen sittlich kräftigen Widerstand unwider- stehlich zu Boden warf; es waren Ideen Johanns von Leiden.

Als Johann von Leiden, etwa 2.t- Jahre alt, inn Som- mer 1 5 3 3 zum ersten Male voriabergehenden Aufenthalt in Miinster nahm, war er bereits mit der Witwe eines Schiffers vermählt, die ihm in der Ehe zwei Kinder ge- boren hatte. In seinen 'Verhören bezeugt er später selbst, dass er damals noch nicht wiedergetauft gewesen sei; nur weil er erfuhr, so berichtet er, dass in Miinster das.

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\ '!Vort Gottes am lautersten und besten gepredigt werde, ha, e er die dortigen >> apperen predikanteng hören wollen

sei heimlich, geg den Willen seiner Frau, zur Reise aufgebrochen. Die Anwesenheit in Miinster war von kur- zer Dauer. Nach einem weiteren, flachtigen Besuch zu Osnabriick, Coesfeld und Schijppingen kehrte er schon im Herbste desselben Jahres nach Leiden zurack, und erst

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I dort, unter der persönlichen Einwirkung des Jan

der 1 4 Tage lang Gast in Johanns Hause gewesen, ist er in1 Xovember 1 5 3 3 dem Bunde der Taufgesinnten förrn- Bich beigetreten. Es scheint, dass er gleich anfangs das Vertrauen seines Lehrers in besonderem Masse erwarb, denn wir vernehmen, wie es auf dessen Befehl alsbald in den verschiedensten Städten der Niederlande umherge- wandert ist, um dort die Wiedertaufe zu spenden, und wir wissen, dass gerade er im Januar 1 5 34 dazu ausersehen war, als einer der Hauptapostel seines Meisters in Miinster den Grund ZLZ bleibenden tzuferischen Organisationen zu Begen. Obgleich ihn seine Mission dieses NIal dauernd an die Stadt fesseln zu sollen schien, hatte er auch jetzt wieder seine Frau in der Heimat zuriickgelassen. Doch noch vor der Trennung empfing sie von ihm die Taufe, und sie ist auch fernerhin dem neuen Glauben treu geblieben, nicht nur ausserlieh oder in stiller Zurfickgezogenheit, sondern ihr Haus ist mit der Zeit der Zufluchtsort für zahlreiche Anhanger deranabaptistischen Sekte geworden, ja sogar der ~ ~ t ~ e l ~ ~ n ~ ~ , von dem im Januar 1 5 3 5 eine grossere auf- riihrerische Bewegung in Leiden ausging. Bei der ge-- waltsamen. Unterdrückung dieser Unruhen geriet sie in ~ ~ ~ ~ ~ ~ e ~ s ~ ~ ~ ~ ~ und hat, noch bevor das neue Jerusalem

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von seinem Schicksale ereilt wurde, ihr Verhalten mit dem Tode büssen miissen. Uns ist es wichtig, festzustellen, dass Johann später, auch wenn er an den Fortbestand einer früher geschlossenen Ehe die strengsten Vorbedingungen knüpfte, die dafiir jemals seither selbst von der radikalsten Richtung der Partei gefordert wurden, auch nicht den geringsten stichhaltigen Grund hätte vorbringen kGnnen, um seine ferneren Schritte mit einer nicht genügend .täuferischen Gesinnung seiner ersten, rechtm8ssigen Frau bemäntelnd zu entschuldigen. Was er hernach in Mijinsten: zur Entweihung und Besudelung des Instituts der Ehe unternommen und gesündigt hat, das ist vom Anbeginne an das Werk seiner ureigensten Willkür gewesen, ent- sprungen aus einer ungezügelten sinnlichen Lust, be- giinstigt durch das Bewusstsein der iiberwältigenden Macht, mit der er imstande war, die Gemüter der Menschen mit sich fortzureissen und die Leidenschaften der Masse zu entfesseln, ein Werk, das einmal ausgedacht und nach einigen Kämpfen gesichert, seine verderbliche Wirkung von selber weiter ausüben musste, ein "Werk vor allem, das wie kein anderes von der ganzen unheimlich dämonischen Natur seines Schöpfers zeugt und für immer ein entsetz- liches Beispiel dafiir bleiben wird, wie tief die Menschen- wiirde sinken kann, wenn sie unter dem Banane eines Mannes steht, in dem sich, wie in Johann, die fluchwürdig- sten Eigenschaften mit wirklich staunenswerten Talenten vereinigen, so dass sie ihn in ihrem Gemische zu einem der grössten, aber auch der ungeheuerlichsten Demagogen aller Zeiten gestempelt haben. Wir wundern uns nicht so

ass in jenen roheren Tagen die Saat, &e

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Johann gesst, von einzelnen moralisch verkommenen Men- schen frohlockend begriisst worden ist. Wir wundern uns schon mehr, wie eine gesunde und kräftige Opposition, die von zahlreichen besseren Elementen gegen das un- natarliche, aller christlichen Sitte Hohn sprechende An- sinnen eingeleitet wurde, kläglich niedergeschmettert werden konnte; aber am wunderbarsten erscheint es doch, dass schliesslieh jeder Widerstand, auch der geringste, er- lahmte und verstummte, und dass es dem gewaltigen, fremden Eindringlinge gelungen ist, selbst die geistig bedeutendsten Männer in Münster zur Billigung, ja zur- Verteidigung seiner abschreckenden Theorien zu bewegen. In gewisser Weise mag es vielleicht verständlich werden, wenn man genauer verfolgt, wie sich die Dinge irn Einzel- nen gestaltet haben.

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Nach dem unerwarteten Tode des Jan Matthys im April 1 5 34 mochte es geraume Weile wohl fraglich sein, wer denn nun eigentlich berufen sei, die von dem Prophe- ten hinterlassene Erbschaft in vollem Umfange zu iiber- nehmen. Freilich gab es Männer genug in Münster, die in Bezug auf theologische Durchbildung, auf echte religiose Begeisterung sowie auf Vertrautheit mit den örtlichen Ver- hgltnissen und Personen einen erheblichen Vorsprung VQT

Johaann voraus hatten; aber in keinem von ihnen, auch nicht in Rothmann oder in Knipperdolling, lebte, wie in, Johann, jene seltene Begabung, sich in zunächst gefälliges Formen die verschiedenartigsten Elemente zu einem fest-" gewollten und umsichtig iiberlegten Zwecke dienstbar zu machen. Alles war noch im Werden, als Matthys fiel.

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eine Partei, die der ganzen Bewegung einen mehr rein religiasen Charakter aufgedriickt wissen wollte, eine an-

\

. dere dagegen, die mit Hiilfe der täuferischen Erregun -eine Wandlung vornehmlich auch in den sozialen Zustän- den erhoffte. Neben ihnen, teils mehr hierhim, teils mehr dorthin neigend, stand die unberechenbare grosse R/aasse der Zugewanderten, die eifersüchtig darüber wachte, dass sie in der fremden Stadt, in die sie schwärmerische Sehn- sucht oder unruhige Abenteuerlust getrieben hatte, Er- füllung ihrer Erwartungen finden möchte. Es war gewiss -keine leichte Aufgabe, zwischen all diesen Gegensätzen zu vermitteln. Johann nahm sie auf sich, und er hat sie in nie geahnter, fürchterlicher Weise gelast. Er hat es vollbracht, indem er geschickt an manche Ideen seines Vorgängers ankniipfte, aber auch indem er aus seiner eigensten brecherischen Natur neue Formen erfand, mit denen e 'Geister blendete.

Es ist erstaunlich, mit welcher Gewandtheit er sich von Stufe zu Stufe emporschwang. Von dem Nimbus eines

aeqtapostels des allgewaltigen Matthys umgeben, vrar er in Münster eingezogen. Sein %'ort galt als unmittelbare befehlende Botschaft des verehrten Propheten. Der Zauber seiner Persanlichkeit offnete ihm Hauser und Herzen der ?densehen. Er trat in nahe Beziehungen zu ~ o ~ h m a ~ ~ und den übrigen Praedikanten, er wohnte bei Knipper- dolling, und schnell hatte er die Häupter der geistlichen und weltlichen Kreise fiir sich gewonnen. Auf die breite- ren Schichten des Volkes wirkte er durch hzufiges schw2,r- meriseh verzücktes Gebahren, und so bereitete er sich ziel-

eg, der ihm die enschaft sichern sollte.

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Oft hat er sich aueh klug zurückgehalten, besonders als Matthys selbost erschien. Ihm gegenüber spielte er den unterwürfigen Jfinger. Aber die Fäden behielt er des- halb doch in der Hand, und es ist anzunehmen, dass ihm der jähe Tod des Meisters erwünscht gekommen ist. D e m jetzt erst durfte er offener seine eigenen Wege wandeln; was er plante, karn nur ihm allein zu gut. Und er hat nicht etwa wie Jan IMatthys nur aus religisser Uberspannt- heit in sozialen Wahngebilden geplant, überhaupt seine Begabung nicht in den Dienst des Täufertums der Sache wegen gestellt, sondern nur deshalb, weil die anabaptisti- schen Ideen und Anschauungen, die ihn vielleicht einst angeheimelt hatten, ihm die Möglichkeit eröffneten, seinen grenzenlosen Ehrgeiz und seinen Sinnentaumel zu befrie- digen. Eine souveräne Verachtung fast aller ihn Um- gebenden hat bei ihm jede Regung des Gewissens zum Schweigen gebracht. Er suchte nur den eigenen Vorteil, fiir den ihm jedes Mittel recht gewesen 'ist. Sobald der nicht in Frage kam, konnte er milde, grossmütig, hin- reissend erscheinen; war er jedoch gefährdet, SO kam in ihm die ganze Wucht seiner Brutalität zelm Durchbruch um so gefährlicher, da er niemals anders als berechnend handelte.

Es wird erzählt, dass Johann schon in der Heimat sich mehr als gut einem leichtfertigen Leben bei Wein, bei Würfelspiel und Weibern hingegeben habe. Mit seiner Frau unterhielt er eine Schenke, in der es oft recht wüst hergegangen sein soll. Im Einzelnen können wir die Nachrichten darüber nicht kontrollieren, aber der Ver- dacht auf eine verderbte Vergangenheit bei ihm, die durch

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seine mancherlei Reisen noch gefördert wurde, ist gerecht- fertigt. Einer Vorliebe für schöne Frauen ist er stets treu geblieben, und mancher Erfolg, den er später auch in an- derer Hinsicht erlangte, beruht zum Teil auch auf der Art, wie er, unterstützt von seiner körperlichen Gestalt, den weiblichen Teil der Einwohnerschaft bestrickte und be- geisterte.

Als Hausgenosse Knipperdollings lernte er dessen Tochter kennen, und eine derselben erkor er sich alsbald zur Gattin. Es galt ihm nichts, die Treue gegen seine in Leiden zurückgebliebene Frau zu brechen, als es sich für ihn darum handelte, seine Stellung zu befestigen. Jeder sittlichen Regung bar, folgte er hier nicht etwa nur einer augenblicklichen Leidenschaft, die ihn vielleicht die Gefahr der Entdeckung seiner ersten Heirat verkennen liess, son- dern er folgte vor allem dem glühenden Drang, sich mehr und mehr zum Beherrscher der ganzen Situation zu machen. Durch nichts konnte das besser geschehen, als dadurch, dass er den volksbeliebten und einflussreichen Knipper- dolling in sein persönliches Interesse zog. Durch das Mittel einer betrügerischen, durch nichts zu verschleiern- den Bigamie hatte er, der Fremde, sich zu einem nahen. Verwandten des Mannes gemacht, der Kraft seiner Führer- rolle unter den Einheimischen geeignet war, ihn gegen das Misswollen der alteingesessenen Bürger in Münster ge- gebenen Falles zu decken.

Und doch haben wir hier nur den ersten Ansatz zu, seiner entsetzlichen weiteren Laufbahn. Jan Matthys ward, wir wir wissen, das Opfer seines eigenen Fanatis- mus, und damit war Divara, sein Weib aus Holland, zur

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Witwe geworden. I n den Quellen wird sie als anmutige jugendliche Erscheinung geschildert. So lange ihr Gatte lebte, konnte es Johann nicht wagen, die Augen zu ihr zu erheben. Wir dikrfen seinen spgteren Bekenntnissen vollen Glauben schenken, in welchen er wiederholt betont, dass e r zunächst keine sonderliche Neigung zu ihr gehabt, dass er sie lediglich als Landsmännin geachtet habe. Mit einem Schlage aber hatten sich jetzt die Dinge für ihn geändert. Seinem Scharfblicke konnte es nicht entgehen, wie viel er gewinnen würde, wenn er nun auch fer seine Person die Anwartschaft auf das Erbe seines mächtigen Vorgängers sich dadurch weiter sicherte, dass er sich aufs engste mit der Witwe verband, für deren Reize er ohne- hin nicht unempfiinglich geblieben sein wird, und die besonders von den Fremden in der Stadt als die ungliack- liche und trostesbedürftige Gattin ihres dahingeschiedenen Meisters verehrt wurde. Er konnte sich danlit die Sym- pathien der Genossen aus der Ferne wiedererwerben, die vielleicht durch seine Heirat mit der Tochter eines an- spruchsvollen Eingeborenen erbittert worden waren.

In diesen Erwägungen begann nun im grossen Stile das kiihne Spiel seiner furchtbaren Unternehmungen. Mit ziindender Beredsamkeit hat JohLnn zuvördelrst das erschreckte Volk fiber das jähe Ende des Propheten ge- trbstet, dem ein grdsserer folgen würde, und wohlberech- nend grif€ er zu dem Mittel, die aufgeregte Masse durch .den Hinweis auf göttliche Offenbarungen, die ihm ge- worden, seinen Plänen gefiigig zu machen. Er kannte den Eindruck, den er damit hervorrufen musste. Ihm sei vor kurzem, s0 fiibrte er aus - ich halte mich an seine

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eigenen Worte -, als er in I<nipperdollings Hanse ge- sessen, ein Gesicht gelconm~en; er habe geschaut, wie ein geriisteter Mann den Matthys durchstach, und an ihn, den furchtsamen, sei die Weisung ergangen, sich nicht zu ent- setzen; denn er, Johann, werde die Sache jenes vollenden und auch des Matthys Weib zur Ehe nehmen. Was ihm von oben geweissagt sei, fuhr er fort, habe sich, so weit es den Propheten betreffe, jetzt schon erfhllt. Dann über- liess er es den erstaunten Hörern, den weiteren Schluss zu ziehen. Vorbereitet hatte er ja jetzt die weitesten Kreise. Das grosse Wort war gesprochen. Die Möglichkeit einer Polygamie war einer grossen Anzahl zweifelnder, zagen- der Gemüter mit der E-XindeGtung auf ein geheimnisvolles Gesicht von oben n%her gebracht, und die sinnliche Phan- tasie mancher gescheiterter Existenzen war in lebhafte Bewegung versetzt. Nicht religiose Schwärmerei, so unbegreiflich sie auch immer hier erscheinen würde, ist bei Johann von Leiden die Quelle des Gedankens an die Vielweiberei gewesen, er hat an die Polygamie auch nicht als an eine Konsequenz gedacht, die sich zuletzt aus täu- ferischen Grundsätzen von selbst ergeben müsse ; sondern, und darin liegt die ganze unheimliche Tiicke seiner Natur, weil er selbst seiner Sinnlichkeit ungehemmt frohnen wollte, weil er einen Vorwand brauchte für die Berechtigung von ihm veriibter und zu verübender Handlungen, die nach allen Begriffen von Moral und Gesetz sündhaft und straf- bar waren, und weil er die Begünstigung gleicher Sinn- lichkeit bei der Masse seinen Hoheitsgelüsten fiir fijrder- lich hielt, deshalb hat er Bedacht darauf genommen, nach, ~ n ~ n u ~ f ~ ~ ~ g s ~ u n ~ ~ e ~ zu suchen, die sein Unterfangen

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mit iiberspannten anabaptistiscllen Gemütsregungen in Zusammenhang bringen konnten; und als er sie gefunden, da hat er keinen Augenblick gezögert, sie mit der vollen Energie seines Willens und mit der grossartigen Findig- keit seines niemals rastenden Geistes zu verwerten.

Doch war er viel zu klug, den Bogen gleich anfangs zu aberspalmen. Wiederholt hat er später in seinen Ver- hdren geäussert, dass er, bevor er Divara zur Gattin nahm, fiber den Ehestand gehandelt habe, damit derselbe frei gegeben werde. Schien doch eine Reihe von Momenten dem Beginnen günstig, so vor allem, dass kein geringer Bruchteil der damaligen Bevölkerung MiZnsters aus land- fliichtigen, aberteuerlichen Gesellen, Frauen und Dirnen bestand, denen laxe Moral und freies Leben Bediirfnis rand Zweck des Daseins war. Im Notfall - und er ist wirklich eingetreten - konnte Johann auf den Beistana dieser zählen; denn sie batten weder Interesse noch über- fiaupt Empfindung für irgend welche Schranken im ge- scl-nlechtlichen Verkehr. Wichtig war auch das ungeheure- oberwiegen der weiblichen Elemente vor den männlichen und der schon länger dauernde Kriegszustand in der Stadt,. während dessen Ausnalzmezustände eher geduldet werden konnten, und der die strengste Bestrafung des Wider- spruchs erleichterte. Aber trotz alledem blieben die Schwierigkeiten sehr erheblich. Was wollte und konnte das alles bedeuten gegen das echte, christliche, germa- nische Gefühl, das sich in Widerwillen und Zorn bei dem blossen Gedanken an die Möglichkeit solcher Zustände aufbäumt? Es wäre Johann auch niemals gelungen, sie herbeizufiihren, hätte er nicht in letzter Instanz seine Zu-

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flucht dazu genommen, einzelne anabaptistische Theorien willkiirlich und systenlatisch zu benutzen und zu ver- drehen, urn unter dem Deckmantel schriftgemasser refi- giöser Gesinnung das IJnglaubliche zu vollenden. Hier liegt die tragische Schuld des Täufertums. Es hat mit mancherlei seiner gefährlichen und Schwärmerischen reli- giösen und sozialen Maximen einem geschickten, unver- gleichlichen Demagogen die Handhabe geliefert, seine wolliistigen und herrschsüchtigen Plane zu erreichen. Aber was Johann geschaffen hat, das hat das Täufertum nie gewollt, auch in seinen radikalsten Richtungen nicht, und e s hat fast in allen seinen Elementen sich schaudernd von ihm losgesagt.

Was nun in Míiraster geschah, wie es Johann gelun- gen ist, so rasch und voll zum Siege zu gelangen, mutet uns wie ein psychologisches Rätsel an, dessen Lösung bei der Dürftigkeit der Quellen wohl niemals ganz zu finden ist. Es wird erzählt, dass Johann die Prädikanten, Rothmann an ihrer Spitze, sowie die zwölf Ältesten zu sich aufs Rathaus berief und dass er mit ihnen acht Tage lang über den Ehestand gestritten habe. Nach einzelnen Verhörsprotokollen und nach dem, was Johann selbst in seinen letzten Unterredungen mit Anton Corvin un- mittelbar vor seinem Tode zur Rechtfertigung der Poly- gamie beigebracht hat, ist anzunehmen, dass er sich gleich von vornherein auf die Notwendigkeit wörtlicher Bibel- auslegung und auf die zwangsweise Anwendung in der Bibel überlieferter Sitten der Vorzeit für die Gegenwart stützte. Danach würde er vor allem auf das Schriftwort : >%Vachset und mehret euch^ hingewiesen und damn dar-

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getan haben, dass für die Manner die gebotene Fort-- Pflanzung des Menschengeschlechtes mit mehreren Frauen griindlicher zu erreichen sei, als mit einer. Danach hätte er auch wohl auf das Beispiel der Patriarchen im alten Testamente hingedeutet, vielleicht auch auf den Aus- spruch des Paulus im ersten Briefe an Timotheus: >>Ein Bischof soll nur e i n es Weibes Mann seinCr, woraus zu folgern sei, ein gemeiner Mann dürfe ihrer mehrere neh- men. Möglicherweise kijnnte er danach auch das Argu-" ment gebraucht haben, - es spielt nachher in der Roth- mannschen Restitution eine grosse Rolle - dass nichts von der männlichen Kraft infolge der Bedingungen der weiblichen Natur verloren gehen solle. Damit aber wären auch schon alle Gründe erschöpft, welche die Anhänger Johanns später als zur Vielweiberei zwingend vorgebracht haben. Es ist nicht nötig, auf sie einzugehen. Ihre Fadenscheinigkeit liegt zu sehr au€ der Hand, und es ist nicht denkbar, dass Rothmann und seine Genossen, die, von allem anderen abgesehen, zahlreiche andere Stellen dagegen hätten anführen können, sich ihnen gebeugt hätten. So hören wir denn auch, dass die Prädikanten einmütig und lange opponierten. Aber sie gaben doch. schliesslich nach; und wieder war es die Berufung auf eine göttliche Offenbarung und die Drohung mit dem Aus- schlusse von der göttlichen Gnade, womit Johann seinen Petzten Trumpf ausspielte. Rätselhaft ist die Gewalt, die dies Wort in seinem Munde hatte, rätselhafter fast noch die Gründlichkeit des Umscl?va.ungs in den Gemütern der erst Widerstrebenden. Denn nun predigten sie drei Tage lang auf dem Domplatze von der freien Ehe, und, was

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auch nachher gekommen ist, sie sind standhaft und ver- stockt geblieben, und auch der erste allgemeine Sturm der Entrüstung, der sich in dem Mollenheckeschen Auf- ruhr entlud, hat sie nizht zur Besinnung gebracht.

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Nicht Johann selbst hat am 23. Juli 1 5 34 öffentlich und feierlich verkündet, dass fiir das auserwählte Volk fortan die Monogamie gdallen sei, sondern er, auf den allein auch nach den Aussagen des Joh, Klopriss u. A. die Idee zurückzuleiten ist, hat, abermals fein berechnend, die grosse, tiefeinschneidende Wandlung durch Rothmann proklamieren lassen. Aber er ist dann sofort zur Tat ge- schritten, ohne auf das Murren der wenigen zu achten, die der Neuerung schon am ersten Tage widerstrebten. Er gab das Beispiel und machte Divara zu seinem Weibe. Sie ist ihm dann in den Zeiten seines Glücks wie in den Tagen des Niederganges seines Sternes die bevorzugte Gattin vor den anderen geblieben, und nur sie hat nach Begründung des Königreiches den Titel und die volle Stellung einer Königin erhalten. Alle anderen Frauen Johanns - es waren schliesslich 16 - waxen ihr unter- geordnet. Sie wohnten gemeinsam in einem Hause neben der Residenz des Königs. Der Zusammenhang zwischen den beiden Hausern wurde durch einen Durchbruch her- gestellt. Wir haben ausführliche Berichte über das haremartige Leben, das sich nun hier entwickelte. Wir mögen einiges davon abziehen, was sicher auf Kechnung -der Leichtgläubigkeit odes der Übertreibung der Erzähler gesetzt werden mag; aber die unverwüstliche sinnliche Gier des Königs, die sich auch nach seinem Sturze noch sin manchen cynischen Bemerkungen bewährt hat, wird

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ihn w7ohl häufig- Gber den Jammer und das traurige Elend hinweggehoben haben, das ihn in der Stadt umgab. Denn die Geister, die er wachgerufen, ward er nicht wieder los, so sehr er sich auch bemiihte, ihre betäubende Wirkung in etwas einzuschränken und unter die Macht seines Willens zu bannen.

Aus dem leisen Murren der ersten Uberraschung war nach kurzem ein lauter, tosender Sturm des Aufruhrs ge- worden. Noch einmal rafften sich von Ordnung und Sitte beseelte Männer auf; aber es war fiir sie das letzte Zucken eines mutig geffihrten Kampfes auf Tod und Leben, und die ihn auf der Seite von Recht und Moral gekämpft hatten, verbluteten unter den Händen ihrer grausamen Gegner.

Und nun noch zum Schlusse das Bild in der Stadt. Nach dem Übereinstimmenden Zeugnisse vieler glaub- haften Schriftsteller spotteten die dortigen Zustände zu- niichst jeder Beschreibung. Wie es bei ähnlichen An- lässen immer geht, wenn den wildesten Leidenschaften plötzlich freie Bahn gegönnt wird und der Taumel des Sieges den Triumph über das Errungene noch erhöht, so auch hier. Es karn zu einem förmlichen Wettbewerbe der Männer um die unverheirateten Frauen und Mädchen, zumaf weil von vornherein der Befehl erlassen war, dass alles Mannbare ehelichen masste. Wohl regte sich bei den Frauen häufiger der natürliche Widerwille dagegen; aber in der Abhängigkeit ihres Geschlechtes von dem männlichen, die schon von den friiheren Wiedertäufern vielfach ausdriieklich eingeschärft war, blieben sie dem gegenfiber S C ~ U ~ Z ~ Q S , Gresbeck weiss davon m sagen,

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dass hin und wieder die erste Frau gezwungen wurde, selbst eine zweite fiir ihren ALIann zu holen; und wenn es nicht SO bitter ernst gewesen wäre, so würde man ein Lächeln kaum zu unterdriicken vermogen, wenn er in seiner urwüchsigen und volkstümlichen Art die Freude erwähnt, welche die alteren Männer dariiber empfanden, jetzt zu jungen Frauen kommen zu kbmen. >>Da hat der Teufel gelacht<<, setzt er hinzu. Aber das Übermass der Zuchtlosigkeit machte Gegenrnassregeln natig. Das hat auch Johann eingesehen und danach gehandelt. Daher seine Anordnung, dass die Männer nicht in Haufen zu den Frauen laufen sollten, sondern einzeln, und dass sie bei etwaiger Verweigerung der Heirat eine andere Gattin suchen müssten. Dennoch blieben die Zwangsmittel gegen die Ausflüchte Suchenden und Unbotmässigen be- stehen. Das Rosentalkloster wurde zum Gefängnis dersel- ben, und wiederholt ist sogar zu Hinrichtungen geschritten worden. Erst im Herbste wurden Scheidungen bewilligt, wohl zumeist, weil es in den verschiedenen Haushaltungen zu fortgesetzten unentwr'irrbaren Streitigkeiten kam, und in seinem berühmten Artiikelbriefe vom 2. Januar 1 5 35 bestimmte Johann, dass niemand wider seinen Willen von einem anderen zur Ehe gezwungen werden dürfe, denn die Ehe sei eine freie Verbindung. Zugleich aber erhielt jede unverheiratete Frau das Recht, sich aus der Ge- meinde Christi einen Vormund oder Beschiitzer zu wählen- Das waren aufgenötigte Milderungen, die an sich aufs deutlichste von den Schrecken der Polygamie reden.

Rotlzmann, der neun Frauen gehabt haben soll, und der die Vielweiberei am ausfiilhrlichsten verteidigte, ist

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bei der Einnahme der Stadt im Mampfe gefallen. Aber Johann von Leiden, Mnipperdolling und Bernhard Krech- ting haben die Katastrophe Überlebt. Die beiden letzteren sind bei ihrem Wahne geblieben. Johanan aber hat wenig- stens zu alledetzt zugestanden, dass er irn Eheartikel zu geschwinde gefahren, und wenn er solchen Verstand vor- hin gehabt, wie er jetzt habe, wollte er weislieher drin gefahren sein.

em Umstand, dass manche Untertanen des Münster- sehen Königreiches entkommen sind, darunter- als der bedeutendste Heinrich Krechting, und dass andere vom Bischofe, anstatt mit dem Tode bestraft zu werden, in die Verbannung geschickt worden sind, ist es zuzuschreiben, dass auf dem grossen Täuferkonvent zu Bocholt irn Som- mer l 5 36 noch einmal Stimmen gehört wurden, welche die Polygamie entschuldigen und vertreten wollten. Aber sie sind mit denen, die sie laut werden liessen, verklungen.

as Beispiel Miinsters steht vereinzelt da. So unzweifel- haft die Vorgänge hier der Partei de schadet haben und schaden mussten, dass wenigstens für die Vielweiberei Johann von Leiden allein die Verantwortlichkeit der Urheberschaft tragt.