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AGRAR FORSCHUNG SCHWEIZ Mai 2011 | Heft 5 Agroscope | BLW | SHL | AGRIDEA | ETH Zürich Nutztiere Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs Seite 200 Pflanzenbau Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-Anbau Seite 206 Umwelt Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010 Seite 226

Heft 5 Mai 2011

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Heft 5 Mai 2011

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AgrArforschung schweiz

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Nutztiere Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs Seite 200

Pflanzenbau Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-Anbau Seite 206

Umwelt Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010 Seite 226

ImpressumAgrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.

HerausgeberinAgroscope

Partnerb Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil

ACW; Agroscope Liebefeld-Posieux ALP und Schweizerisches Nationalgestüt SNG; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART)

b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bernb Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL, Zollikofenb Beratungszentralen AGRIDEA, Lindau und Lausanne b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,

Departement Agrar- und Lebensmittelwissenschaften

Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agro-nomique Suisse, Forschungs anstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]

Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: [email protected]

Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Sibylle Willi (ACW), Gerhard Mangold (ALP und SNG), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (SHL), Philippe Droz (AGRIDEA), Jörg Beck (ETH Zürich).

AbonnementPreiseZeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten),inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–** reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch oder [email protected]

AdresseNicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]

Internet www.agrarforschungschweiz.chwww.rechercheagronomiquesuisse.ch

ISSN infosISSN 1663-7852 (Print)ISSN 1663-7909 (Internet)Schlüsseltitel: Agrarforschung SchweizAbgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz

© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.

Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS

Berner FachhochschuleHaute école spécialisée bernoiseSchweizerische Hochschulefür Landwirtschaft SHLHaute école suisse d’agronomie HESA

Im Projekt «Weidekuh-Genetik» wurde auf Betrieben mit Vollweide und saisonaler Abkalbung Ende Winter die Gesamtleistung der drei Schweizer Hauptrassen (Fleckvieh, Braunvieh und Holstein) mit derjenigen neuseeländischer Holstein-Friesian verglichen. (Foto: Peter Thomet, SHL)

InhaltMai 2011 | Heft 5

199 Editorial

Nutztiere

200 Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problem-stellung und Beschreibung des VersuchsValérie Piccand, Fredy Schori, Josef Troxler,

Marcel Wanner und Peter Thomet

Pflanzenbau

206 Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-AnbauGeert Kleijer, Andreas Dossenbach, Christian

Städeli, Martin Rychener und Thomas Weisflog

Pflanzenbau

212 Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreide-produktionRaphaël Charles, Edouard Cholley und Peter

Frei

Agrarwirtschaft

220 Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr?Andreas Roesch

Umwelt

226 Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010Claudio Defila

Kurzbericht

232 Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: Entwicklungen in der EU und in der SchweizSimon Spycher, Ruth Badertscher, Robert Baur

und Otto Daniel

235 Porträt

236 Aktuelles

239 Veranstaltungen

Sortenlisten

Beilage ListederempfohlenenWinterrapssortenfürdieErnte2012JürgHiltbrunner,DidierPelletundAliceBaux

Editorial

199Agrarforschung Schweiz 2 (5): 199, 2011

Peter Thomet, SHL

Liebe Leserin, lieber Leser

Die Geleise der Agrarpolitik sind gelegt. Wer auf ihren Schienen fährt, steht

in den kommenden Jahren vor zwei grossen Herausforderungen: Erstens, um

auf einem immer stärker umkämpften Markt zu bestehen, müssen die Milch-

produzenten wie alle Unternehmer ihre Effizienz verbessern (Kosten sen-

ken). Da sie jedoch nicht nur Milch verkaufen, sondern daneben für eine

Reihe an öffentlichen Dienstleistungen entgolten werden, müssen sie sich

zweitens für eine breite gesellschaftliche Anerkennung einsetzen. Für die

Senkung der Produktionskosten ist jeder Betriebsleiter, jede Betreibsleiterin

auf dem eigenen Betrieb selbst verantwortlich. Die zweite Herausforderung

können sie jedoch nur gemeinsam mit anderen Landwirten wirkungsvoll

angehen.

Und gerade hier liegt das Kernproblem der nächsten Jahre: Im liberali-

sierten Umfeld droht die Schweizer Milchproduktion «fremd» zu gehen und

ihr Heil im Import von kostengünstigem Kraftfutter und Erfüttern von hohen

Milchleistungen zu suchen, statt auf die optimale Nutzung der landeseige-

nen Ressourcen – dem Futter von Wiesen und Weiden – zu setzen. Im Sinne

der Produktionssteigerung ist dieses Verhalten für den Einzelbetrieb ver-

ständlich und je nach Voraussetzungen ökonomisch sogar notwendig. Wenn

jedoch die Mehrheit der Schweizer Milchproduzenten diesen Weg beschrei-

tet, riskieren wir, das Geleise der aktuellen Agrarpolitik zu verlassen, das im

Landwirtschaftsartikel in der Bundesverfassung seit 1996 verankert ist. Die

noch vorhandene gesellschaftliche Anerkennung droht so verloren zu gehen.

Die Milch verliert auf dem Markt ihren Mehrwert. Sie wird mit jener aus der

EU austauschbar und unterliegt dem entsprechenden Preisdruck.

Gerade aus diesem Grund sollte sich der Schweizer Milchsektor für eine

kompromisslose Qualitätsstrategie entscheiden: eine konsequent auf die

hervorragenden futterbaulichen Verhältnisse in der Schweiz ausgerich-

tete Milchproduktion unter weitgehendem Verzicht auf Importfuttermit-

tel. «Grüne» Milch, die mit Wiesenfutter erzeugt wird, ist qualitativ besser,

weil sie mehr wertvolle Omega 3-Fettsäuren enthält und ökologisch besser,

weil sie in Rücksicht auf die Umwelt, die Natur und das Tierwohl produziert

wurde. Solche Werte sind unserer Gesellschaft immer wichtiger, genau so

wie das Bild von grünen Landschaften und weidenden Kühen, mit dem die

Konsumentinnen und Konsumenten nicht betrogen werden wollen.

In der Tat ist die Schweizer Milch ein Qualitätsprodukt, das auf Raufutter-

basis produziert wird und europaweit eine grosse Glaubwürdigkeit geniesst.

Damit hebt sie sich gegenüber der internationalen Konkurrenz ab. Die Dis-

kussion der Zukunft um nachhaltige Landwirtschaft und Ressourceneffizienz

der landwirtschaftlichen Produktion verschafft einer «grünen» Milch einen

langfristigen Wettbewerbsvorteil. Diesen gilt es mit der Schaffung geeigne-

ter Rahmenbedingungen für die Schweizer Milchproduktion zu verankern

und weiter zu stärken. Es muss sich also die ganze Branche dazu entscheiden,

die Weichen in der Milchproduktion in die zukunftsweisende Richtung zu

stellen.

Weichenstellung in der Schweizer Milchproduktion

200 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 200–205, 2011

N u t z t i e r e

E i n l e i t u n g

Die Schweiz, ein Grasland zum Veredeln

Etwa 60 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche der

Schweiz besteht aus Dauerwiesen und Weiden (ohne

Alpweiden), im Vergleich zu nur 36 % in Europa. Nur

Irland (76 %) und das Vereinigte Königreich (62 %) ver-

fügen über ähnliche oder grössere Anteile (Bundesamt

für Statistik, 2007). Das Graswachstumspotenzial im

Schweizer Mittelland ist mit einer Produktion von bis zu

15 Tonnen Trockensubstanz pro ha und Jahr weltweit

eines der besten. In der Schweiz sind die Preise für Kraft-

futter zudem viel höher als bei unseren Nachbarn. Die

effiziente Nutzung der vorhandenen Ressourcen – des

Graslandes – ist deshalb unabdingbar. Für die Schweizer

Milchindustrie stehen somit geeignete Produktionssys-

teme und eine zweckmässige Genetik der Tiere im Mit-

telpunkt. Das Projekt «Weidekuh-Genetik» ist die logi-

sche Folge der Vorgängerprojekte der SHL, welche zur

Einführung des Vollweide-Milchproduktionssystems mit

Blockabkalbung Ende des Winters geführt haben, nach

Vorbild der in Neuseeland und Irland vorherrschenden

Valérie Piccand1, Fredy Schori2, Josef Troxler3, Marcel Wanner4 und Peter Thomet1

1Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL, 3052 Zollikofen2Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, 1725 Posieux3Institut für Tierhaltung und Tierzucht, Veterinärmedizinische Universitat Wien, 1210 Wien, Österreich4Institut für Tierernährung, Vetsuisse-Fakultät, Universität Zürich, 8057 Zürich

Auskünfte: Valérie Piccand, E-Mail: [email protected], Tel. +41 31 910 22 18

Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs

Im Projekt «Weidekuh-Genetik» auf Vollweidebetrieben mit saisonaler Abkalbung Ende Winter wurde die Gesamtleistung der drei Schwei-zer Hauptrassen (Fleckvieh, Brown Swiss und Holstein) mit derjenigen neuseeländischer Holstein-Friesian verglichen. (Foto: Projekt «Weidekuh-Genetik»)

Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs | Nutztiere

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Agrarforschung Schweiz 2 (5): 200–205, 2011

Die Schweiz ist ein Grasland. Die effiziente

Nutzung der Ressource Gras ist für die

Schweizer Milchindustrie zentral, weshalb

effiziente Milchproduktionssysteme und

dafür geeignete Kühe nötig sind. Die

heutigen Schweizer Rassen sind stark von

nordamerikanischer Genetik, die an die

Stallhaltung mit Totalmischration adaptiert

ist, mitgeprägt. Aufgrund der belegten

Interaktion zwischen Genotyp und Umwelt

für stark kontrastierende Produktionsbedin-

gungen stellt sich die Frage nach der Eignung

unserer Rassen für die Low-Input-Systeme

mit saisonaler Abkalbung. In Neuseeland, wo

dieser Systemtyp seit Jahrzehnten vor-

herrscht, wurden fruchtbare und für die

Produktion von Milchinhaltsstoffen effiziente

Kühe gezüchtet. Im hier beschriebenen

Versuch wurde die Gesamtleistung der drei

Schweizer Hauptrassen (Fleckvieh, Brown

Swiss und Holstein) mit derjenigen neusee-

ländischer Holstein-Friesian auf Vollweidebe-

trieben mit saisonaler Abkalbung Ende

Winter verglichen.

Systeme (Blättler et al. 2004, Steiger Burgos et al. 2007;

Hofstetter et al. 2010). Um eine optimale Nutzung der

Grasressourcen zu erreichen, erfordert dieses Produkti-

onssystem ein hohes Leistungsniveau der Tiere, insbe-

sondere hinsichtlich einer effizienten Verwertung von

Gras zu Milch und einer hohen Fruchtbarkeit. Damit die

Verlaufskurve der Bedürfnisse der Tiere mit derjenigen

der Grasproduktion übereinstimmt, müssen sie jedes

Jahr in der gleichen festgelegten Periode abkalben. Dies

verlangt nach Kühen mit ausgezeichneten Fruchtbar-

keitsleistungen, welche zudem fähig sein müssen, den

grössten Teil ihrer Bedürfnisse mit Raufutter und Weide-

gras zu decken.

Fruchtbarkeit und Selektion

In den beiden Ländern Neuseeland und Irland, welche

den Hauptanteil ihrer Milch auf Grasbasis und saisonal

produzieren, hat eine Zunahme der nordamerikanischen

Genetik in den Holstein-Friesian-Populationen stattge-

funden, was mit einer Abnahme der Fruchtbarkeitsleis-

tung und Langlebigkeit verbunden war (Harris und Kol-

ver 2001; Evans et al. 2006; Harris et al. 2006). Die

nordamerikanischen Holstein-Friesian (HF) Kühe wurden

auf eine hohe Jahres-Milchleistung gezüchtet, für ein

Totalmischrations-Fütterungssystem mit hohem Kraft-

futteranteil. Der Fruchtbarkeitsleistung wurde weniger

Bedeutung beigemessen. Im Gegensatz dazu wurde die

neuseeländische HF auf eine effiziente Produktion von

Milchinhaltsstoffen (Fett und Protein), eine hohe Frucht-

barkeit und auf Langlebigkeit in Vollweidesystemen mit

saisonaler Abkalbung selektioniert.

Interaktion Genotyp x Umwelt Für stark kontrastierende Umwelten sind die Genotyp x

Umwelt-Interaktionen gut dokumentiert, sowohl für

die Milchproduktion, als auch für die Fruchtbarkeit, den

Verzehr oder die wirtschaftliche Leistung (Kolver et al.

2002; Horan et al. 2005; Horan et al. 2006; McCarthy et

al. 2007; Fulkerson et al. 2008). Diese Studien untersuch-

ten in Herkunft und nordamerikanischem Blutanteil

unterschiedliche HF-Linien und kamen zum Schluss, dass

sich die auf ad libitum Fütterungssysteme mit sehr ener-

giereichem Futter gezüchteten Kühe nicht unbedingt

für das Weidesystem mit wenig Zusatzfutter eignen.

Eine kürzlich erstellte Studie von Coleman et al. (2009)

suggeriert allerdings, dass es mit einem Gesamtzucht-

wert, der Produktion und Fruchtbarkeit kombiniert,

möglich wäre, zugleich hohe Milch- und Fruchtbarkeits-

leistungen in Weidesystemen zu bekommen. Trotz der

grossen Vielfalt an Milchproduktionssystemen in der

Schweiz verfügen die Zuchtverbände über keine Infor-

mation zum System, in dem die Kühe gehalten werden.

So ist es nicht möglich zu ermitteln, ob sich die Schwei-

zer Rassen für Low-Input-Produktionssysteme mit Block-

abkalbung eignen oder dafür geeignete Tiere zu selek-

tionieren. Hinzu kommt, dass anders als in Neuseeland

oder Irland, die Selektionsschemen der verschiedenen

Rassen in der Schweiz unterschiedlich und unabhängig

voneinander sind, weshalb es schwierig ist, ihre Leistun-

gen untereinander zu vergleichen.

Nordamerikanischer Einfluss auf die Schweizer Rassen

Genau wie die neuseeländischen und irischen Populati-

onen, haben auch die Schweizer Rassen in den letzten

40 Jahren einen massiven Import, wenn nicht sogar

eine Substitution von nordamerikanischer Genetik

(USA und Kanada) erfahren. Seit Ende der 1960er-Jahre

wurden die Doppelnutzungsrassen Freiburger Schwarz-

fleck, Simmental und Original Braunvieh mit speziali-

sierten Milchviehrassen eingekreuzt. Hauptziel war

eine rasche Steigerung der Milchproduktivität. Das

Freiburger Schwarzfleck-Vieh wurde im Verlauf von

rund zehn Jahren vollständig durch der nordamerikani-

schen HF ersetzt und das Original Braunvieh wurde

massiv mit amerikanischem Brown Swiss (BS) gekreuzt.

Nutztiere | Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs

202 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 200–205, 2011

Im Jahr 2002 stammten mehr als 78 % der Gene der

Schweizer BS-Population von den amerikanischen BS

(Hagger 2005). Die Simmental-Population wurde ab

1968 mit nordamerikanischen Red Holstein eingekreuzt.

Heute macht die reine Simmental-Population nur noch

12%, die Red Holstein hingegen 65 % der Population

aus (swissherdbook 2011). In der gleichen Zeit haben

Grösse und Milchleistung von allen Rassen stetig zuge-

nommen (im Mittel 80 kg Milch mehr pro Laktation

und Jahr seit den 1960er-Jahren, Schweizerischer Hol-

steinzuchtverband und Schweizer Braunviehzuchtver-

band 2011). Im Gegenzug dazu hat die Fruchtbarkeits-

leistung der Schweizer Rassen, einer internationalen

Tendenz folgend, in den letzten Jahrzehnten abgenom-

men. Heute stellen die Fruchtbarkeitsprobleme den

Hauptgrund für die Abgänge von Milchkühen dar (27 %

der Abgänge, Schweizer Braunviehzuchtverband 2008).Da in der Schweiz seit der Einführung der Milchkon-

tingentierung in den 1970er-Jahren die Milchproduk-

tion limitiert war, wurde in den Gesamtzuchtwerten

mehr Gewicht auf funktionelle Merkmale wie Langle-

bigkeit, Gesundheit und Fruchtbarkeit gelegt. Während

2008 in Neuseeland die Produktionsmerkmale mit 66 %

gewichtet wurden, entsprachen sie in der Schweiz 54 %

für Braunvieh, 53 % für Holstein und 40 % für Fleckvieh

(Schweizerischer Holsteinzuchtverband, swissherdbook,

Schweizer Braunviehzuchtverband, New Zealand Animal

Evaluation Limited, 2008).

Ziele des Projektes

Der Versuch «Weidekuh-Genetik» stellt deshalb eine

einmalige Möglichkeit dar, die Eignung der heutigen

Schweizer Milchkühe für ein Vollweidesystem mit saiso-

naler Abkalbung zu testen. Sind die Leistungen bezüg-

lich Produktion, Fruchtbarkeit, Gesundheit oder Milch-

qualität der Schweizer Rassen den Anforderungen eines

Low-Input-Systems mit Blockabkalbung angepasst? Der

in dieser Artikelserie präsentierte Versuch hatte somit

zum Ziel, die Gesamtleistung von Kühen der Rasse

Schweizer Holstein-Friesian (CH HF), Schweizer Fleckvieh

(CH FV) und Schweizer Brown Swiss (CH BS) mit derjeni-

gen von neuseeländischen Holstein-Friesian (NZ  HF)

Kühen zu vergleichen, welche für diese Art von System

gezüchtet worden sind und darin als effizient und

fruchtbar gelten.

Dieser Versuch hat sich mit mehreren Themen ausei-

nandergesetzt, einige davon werden in einer Artikelse-

rie in der Agrarforschung Schweiz publiziert: Produktion

und Fruchtbarkeit (Juniausgabe 2011), Verzehrsverhal-

ten und Ökonomie. Zum Thema «Zucht» wurde bereits

ein Artikel in der Agrarforschung publiziert (Burren et al.

2009). Weitere Resultaten bezüglich Tierwohl, Physiolo-

gie und Milchqualität werden in anderen Zeitschriften

publiziert.

Das Projekt wurde von der Schweizerischen Hoch-

schule für Landwirtschaft (SHL) in Zusammenarbeit mit

der Forschungsanstalt Liebefeld-Posieux ALP, der Vetsu-

isse-Fakultät der Universität Zürich und der Veterinärme-

dizinischen Universität Wien realisiert und von der Kom-

mission für Technologie und Innovation KTI, dem BLW,

Swissgenetics und der IG Weidemilch mitfinanziert.

NZ HF CH HF CH FV CH BS

Versuchstiere 58 24 27 25

Anzahl unterschiedlicher Väter11

(74 % der Tiere stammen von 5 Vätern ab) 18 21 17

Merkmale ≥ 2 Generationen NZ HF –68 ± 12 %

Red Holstein6 ± 5 %

Original Braunvieh

Pedigree-Zuchtwert NZ$ 89 ± 13,5 IPQ 103 ± 6,5 ILM 106 ± 6,0 MIW 103 ± 5,6

Zuchtwert der Referenzpopulation (Tiere 2005 geboren) 1 NZ$ 87 ± 42,0 IPQ 104 ± 9,3 ILM 101 ± 9,82 MIW 104 ± 7,9

Tab. 1 | Beschreibung der im Versuch «Weidekuh-Genetik» stehenden Tiere (Mittelwert ± Standardabweichung)

1Quellen: Persönliche Mitteilungen r. wood, new zealand Animal evaluation Limited, hamilton, new zealand; e. Barras, schweizerischer holsteinzuchtverband, Posieux; A. Bigler, swissherdbook, zollikofen; B. Bapst, schweizer Braunviehzuchtverband, zug.2Population der lebenden Tiere

Ener

gied

icht

e (M

JNEL

/kgT

S)

1 Apr. 1 Mai 1 Juni 1 Juli 1 Aug. 1 Sept. 1 Oct. 1 Nov.

5.5

6.0

6.5

7.0

15

20

25

30

Rohp

rote

in (%

TS)

NEL

RP

Abb. 1 | Jährlicher Verlauf des qualitativen Futterangebots auf den Weiden der «Weidekuh-Genetik» Projektbetriebe .

Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs | Nutztiere

203Agrarforschung Schweiz 2 (5): 200–205, 2011

duktion und die funktionellen Merkmale beinhaltet.

Alle Gruppen der Versuchstiere waren repräsentativ

ihrer Herkunftspopulationen (Tab. 1).

Betriebe

Die Betriebe wurden nach verschiedenen Kriterien aus-

gesucht, insbesondere nach ihrem Produktionssystem:

keine Zufütterung zur Weide und limitierte Kraftfutter-

abgabe. Diese Betriebe decken eine grosse Bandbreite

der Situationen in der Schweiz ab (geografische Lage,

Produktionstyp, Weidesystem etc., Tab. 2), ihr Produkti-

onssystem war allerdings sehr homogen: alle praktizier-

ten ein weidebasiertes Low-Input-Milchproduktionssys-

tem, mit einer Mehrzahl der Abkalbungen Ende Winter.

T i e r e , M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Die in dieser Artikelserie präsentierten Resultate stam-

men aus einem dreijährigen Versuch (2007 – 2008 – 2009).

Im Herbst 2006 wurden trächtige NZ HF Rinder aus Irland

importiert und im Januar 2007 zufällig auf 15 Versuchs-

betriebe verteilt. Jede NZ HF wurde nach Abkalbedatum

und Alter einer Schweizer Kuh auf dem Betrieb gegen-

übergestellt (Paarbildung). Auf allen Betrieben wurden

die Versuchstiere gleich gehalten wie der Rest der Herde.

Die Betriebsleiter trafen alle Herdenmanagement-Ent-

scheidungen selbst. Das Projekt wurde 2007 auf 14, 2008

auf 13 und 2009 auf zehn Betrieben durchgeführt und

beinhaltete insgesamt 259 Laktationen von 134 Kühen

der vier Rassen NZ  HF (n=131  Laktationen, 58  Kühe),

CH HF (40, 24), CH FV (43, 27) und CH BS (45, 25). Die

Kühe befanden sich 2007 in der 1., 2008 in der 2. und

2009 in der 3. Laktation.

Tiere

Die NZ HF sind eine Linie der aus Neuseeland stammen-

den HF, welche in Milchproduktionssystemen mit Weide-

haltung und saisonalem Abkalben auf eine hohe Pro-

duktionseffizienz von Milchinhaltsstoffen (Eiweiss und

Fett), auf gute Fruchtbarkeitsleistungen und auf Langle-

bigkeit gezüchtet wurden. Die CH HF sind eine Linie der

aus Nordamerika stammenden HF, die aber auf einen

ausgewogenen Zuchtwert selektioniert wurden, der

auch die Milchproduktion und die funktionellen Merk-

male berücksichtigt. Die CH FV stammen aus der Kreu-

zung von Simmental mit Red Holstein. Ihr Gesamtzucht-

wert beinhaltet die Milchproduktion, die funktionellen

Merkmale und die Fleischproduktion. Die CH BS schliess-

lich sind BS, welche hauptsächlich aus Nordamerika

stammen, die aber ebenfalls auf einen ausgewogenen

Zuchtwert selektioniert wurden, der auch die Milchpro-

Anzahl Betriebe nach Typ

Geografische Lage Mittelland: 9 Voralpen: 4 Jura: 2

Zone Talgebiet: 10 Hügel und Bergzone I und II: 5

Höhe 430 bis 1050 m (Mittelwert ± Standardabweichung: 633±172 m)

Vegetationsdauer 1,2 170 bis 230 Tage

Klimaeignung für Futterbau 1, 3 Note 1 : 4 Note 3 : 3 Note 4 : 6 Note 6 : 2

Weidesystem Umtriebsweide: 11 Kurzrasenweide: 4

Betriebstyp Integrierte Produktion: 13 Biologische Landwirtschaft: 2

Fütterung mit Silage: 8 ohne Silage: 7

1 Quelle: Klimaeignungskarte für die Landwirtschaft in der schweiz, Bundesamt für Landwirtschaft BLw2 Vegetationsperiode: 7.5°c im frühling, 5°c im herbst3 1 = sehr günstig im flachland; 8=geeignet für Alpweiden

Tab. 2 | Beschreibung der 15 Betriebe des Projekts «Weidekuh-Genetik»

Abb. 2 | Jährlicher Verlauf des Futterangebotes beim Bestossen und Verlassen der Umtriebsweide-Koppeln und des ständigen Fut-terangebotes auf den Kurzrasenweiden (Erhebungsjahre von 2007 bis 2009, Betriebe des Projektes «Weidekuh-Genetik»). Die Grashö-hen wurden mit einem neuseeländischen Herbometer gemessen und konvertiert in kg TS Biomasse / ha mit der Formel 500 + 140 × Anzahl clic (1 clic = 0,5 cm komprimiertes Gras).

Biom

asse

ab

Bode

n (k

gTS/

ha)

1 Apr. 1 Mai 1 Juni 1 Juli 1 Aug. 1 Sep. 1 Okt. 1 Nov.

0

500

1000

1500

2000

2500

3000

3500 Weideauftrieb

Weideabtrieb

Kurzrasenweide

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Nutztiere | Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 200–205, 2011

Fütterung

Die Winterfütterung basierte hauptsächlich auf konser-

viertem Futter (Silage und Heu). Im Sommer wurde die

Weidefütterung nur im Fall eines vorübergehenden

Grasdefizits ergänzt (Tab. 3). Die saisonale Variation der

Qualität des vorhandenen Grases entspricht dem übli-

chen Verlauf generell festgestellten Variationen (Abb. 1).

Bei der Umtriebsweide sind die Grashöhen beim Bestos-

sen und Verlassen der Weide (Abb.2) durchschnittlich

höher als die in Neuseeland empfohlenen (Eastes und

van Bysterveldt 2009). Bei Kurzrasenweide entsprechen

die Höhen den Empfehlungen der AGFF (Merkblatt 1

und 1b).

Gesundheit und Fruchtbarkeit

Alle gesundheitlichen Vorkommnisse, Behandlungen

sowie die Besamungs- und Abkalbedaten wurden von

den Betriebsleitern aufgezeichnet. Der geplante Beginn

der Besamungsphase (planned start of mating, PSM)

wurde im Durchschnitt der drei Jahre auf den 16. April ±

15 Tage festgelegt. Für diejenigen Betriebe (2007: 5,

2008: 3, 2009: 1), welche nicht ihre ganze Herde im saiso-

nalen Abkalbesystem hielten, wurde ein individueller

PSM pro Kuh berechnet, basierend auf den Abkalbeda-

ten und dem kürzesten Intervall, für Betrieb und Jahr,

zwischen Abkalbung und erstem Service. Im Jahr 2008

wurden Zyklizitätsprofile mit Hilfe von Milchprogeste-

ronproben erstellt, welche alle zwei Tage vom Abkalben

bis zu erster Besamung entnommen wurden.

Milchproduktion und Körperkondition

Die Milchleistung, die Milchinhaltsstoffe und die Zell-

zahl wurden monatlich im Rahmen der offiziellen Milch-

leistungskontrollen erhoben. Ebenfalls monatlich

erfolgte die Beurteilung der Körperkondition (BCS), auf

einer Skala von 1 (sehr mager) bis 5 (sehr fett) mit Vier-

telnoten. Jedes Versuchstier wurde drei Mal pro Lakta-

tion gewogen, 38 ± 22, 124 ± 27 und 281 ± 33 Tage post-

partum, dies auf einer mobilen elektronischen Waage

(Tru-Test, Palmerston North, New Zealand). Auf dem

Betrieb «l’Abbaye» in Sorens wurden die Kühe nach

jedem Melkvorgang automatisch gewogen. Das mittlere

Lebendgewicht der Laktation aus dem Durchschnitt der

drei Wägungen diente als Bezugswert für die Berech-

nung der Milchproduktionseffizienz (kg ECM/kg LG0,75).

Die Laktationskurven wurden der Gleichung von Wood

angepasst: Yt = a × tb × e(-ct). Wobei Yt die Milchmenge am

Tag t darstellt, a das Niveau der Laktation bei Beginn, b

der Anstieg der Laktation und c deren Abfall.

Statistische Analysen

Die kontinuierlichen und binominalen Variablen wurden

mit gemischten linearen Modellen und mit gemischten

logistischen Regressionen analysiert, welche die Rasse

als fixen Faktor und das Jahr, den Betrieb innerhalb des

Jahres, und die Kuh als zufälligen Faktor beinhalteten

(lmer und glmer). Die Verzerrungen der multiplen Ver-

gleiche wurden für die Vergleiche der Schätzmittelwerte

zwischen den Rassen berücksichtigt (multcomp). Diese

Analysen wurden mit Hilfe des statistischen Programmes

R ausgewertet. n

Dank

Das Projektteam möchte ganz herzlich allen Betriebsleitern danken, die Zeit,

finanzielle Mittel und Energie für den Erfolg dieses Projekts aufgewendet haben.

Win

ter

RationHeu/Emd: 7 Betriebe Heu/Emd und Grassilage: 6 Betriebe Gras- und Maissilage: 2 Betriebe

kg (Kraftfutter/Kuh/Tag 3,2 ± 1,6 kg

Nährwert der offerierten Winterration

Energie: 6,2 ± 0,5 MJ NEL/kg TS Rohprotein 14 ± 2 % von der TS

Som

mer

Ration Vollweide (mögliche Zusatzfütterung im Fall vom Grasdefiziten)

Datum Weidebeginn 25 März ± 13 Tage

Datum Weideende 11 November± 11 Tage

Nährwert des GrasesEnergie: 6,2 ± 0,3 MJ NEL/kg TS Rohprotein: 21 ± 4 % von der TS

Total kg Kraftfutter/Laktation 260 ± 130 kg

Tab. 3 | Charakterisierung der Winter- und Sommerrationen der laktierenden Kühe im Projekt «Weidekuh-Genetik» (Mittelwert ± Standardabweichung)

205

Projekt «Weidekuh-Genetik»: Problemstellung und Beschreibung des Versuchs | Nutztiere

Ria

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Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 200–205, 2011

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Progetto «la mucca da pascolo e la sua

genetica»: problematica e descrizione della

prova

La Svizzera è un paese da pascolo da

valorizzare. L’uso efficace di questa risorsa è

essenziale per la filiera lattiera svizzera. Per

rendere validi dei sistemi di produzione

lattieri sono necessarie delle mucche a loro

adatte. Le attuali razze svizzere sono

fortemente influenzate dalla genetica

nordamericana e pertanto adattate a

condizioni di stalla e ad un foraggiamento

totale misto. A causa delle comprovate

interazioni tra genotipo e ambiente in

condizioni di produzione molto contrastanti,

si pone la domanda relativa all’idoneità delle

nostre razze ai sistemi low-imput con parto

stagionale. In Nuova Zelanda, dove questo

tipo di sistema è praticato da decenni, si sono

selezionate mucche fertili e adeguate ad una

produzione lattiera di qualità. Nella prova

qui descritta si è confrontato, in aziende

agricole a pascolo permanente con parto

stagionale a fine inverno, la prestazione

complessiva delle tra principali razze svizzera

(pezzata rossa, razza bruna e Holstein) con la

Holstein-Friesian neozelandese.

Which cow for pasture-based production

systems?: Problematics and experimental design

Switzerland is a country of grasslands. The

effective use of this resource is essential for the

Swiss dairy industry. To ensure this, efficient milk

production systems and cows suited to these

systems are necessary. The existence of interac-

tions between genotype and environment when

comparing contrasting conditions of production

raises the question of the suitability of our Swiss

breeds, mainly influenced by North American

genetics selected in confined environments with

total mixed rations, to low-input, seasonal-calv-

ing systems. New Zealand, where this type of

system dominated for decades, has selected

cows that are fertile and efficient for the

production of milk solids. The objective of this

trial was to compare the global performances of

the three main Swiss breeds (Red and White,

Brown and Holstein-Friesian) with those of New

Zealand Holstein-Friesian on pasture-based,

end-of-winter seasonal calving farms.

Key words: pasture, seasonal calving, dairy

production, breeds.

206 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011

P f l a n z e n b a u

E i n l e i t u n g

Das Gluten, ein viskoelastischer Proteinkomplex beste-

hend aus einer heterogenen Mischung von Gluteninen

und Gliadinen, ermöglicht dem Teig, unter dem Einfluss

von Hefe aufzugehen, und Brot mit guter Textur und

gutem Volumen herzustellen. Es besteht ein enger

Zusammenhang zwischen dem Feuchtglutengehalt und

dem Proteingehalt, da rund 80 % der Weizenproteine

den Glutenkomplex bilden.

In den letzten Jahren stellten die Verbraucher von

Schweizer Weizen eine Abnahme des Feuchtgluten-

gehalts fest. Ein hoher Feuchtglutengehalt ist ein

wichtiger Faktor für verschiedene Anwendungen wie

Blätterteig, tiefgekühlte Teige und Teiglinge oder

Kältetechnologie. Die festgestellte Abnahme des

Feuchtglutengehalts erklärt sich aus verschiedenen

Gründen:

Geert Kleijer1, Andreas Dossenbach2, Christian Städeli3, Martin Rychener4 und Thomas Weisflog5,1Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon, 2Fachschule Richemont 6006 Luzern, 3JOWA, 8604 Volkertswil, 4Swissmill, 8005 Zürich,5swiss granum, 3001 Bern

Auskünfte: Geert Kleijer, E-Mail: [email protected], Tel. +41 22 353 47 26

Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-Anbau

Das Gluten, unverzichtbares Element für gutes Brot. (Foto: ACW)

Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-Anbau | Pflanzenbau

207

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011

Die Verwerter der Schweizer Weizenernte

stellten in den letzten Jahren eine Abnahme

des Feuchtglutengehalts fest. Um ein gutes

Niveau zu sichern, führte swiss granum

Schwellenwerte für Feuchtgluten ein. Diese

Schwellenwerte liegen für die Klasse Top

bei 31 %, für die Klasse I bei 29 % und für

die Klasse II bei 27 %. Zum Ausgleich der

Jahre, in welchen der Glutengehalt hoch

oder tief ist, wurde weiter ein Korrektur-

faktor definiert.

Verschiedene Labors führten einen Ringtest

durch, um den Feuchtglutengehalt der

gleichen Sorten, die am gleichen Standort

gemäss den Extenso- oder ÖLN-Richtlinien

angebaut wurden, zu ermitteln. Einer der

Hauptunterschiede zwischen Extenso- und

ÖLN-Anbau ist die beigegebene Stickstoff-

menge. Diese war im Extenso-Anbau um

30 Einheiten kleiner. Die Korrelationen

zwischen den Ergebnissen der verschiedenen

Labors waren sehr hoch. Die gemäss den

Extenso-Richtlinien angebauten Sorten

wiesen an allen Standorten einen tieferen

Feuchtglutengehalt auf als im ÖLN-Anbau.

Das durchschnittliche Feuchtglutenniveau

war 2010 höher als 2009. Durchschnittlich

variierte der Feuchtglutengehalt zwischen

ÖLN und Extenso um 3,6 % im Jahr 2009

und um 2,7 % 2010. Zur Ermittlung des

Schwellenwertes für das Feuchtgluten

erweist es sich als schwierig, einen Korrek-

turfaktor einzuführen, um die Ergebnisse

der Extenso-Versuche zu berücksichtigen,

ohne jährlich detaillierte Analysen durchfüh-

ren zu müssen. Aus diesem Grund wurde

beschlossen, nur die Ergebnisse der zwei

ÖLN-Versuchsjahre zu berücksichtigen, um

zu bestimmen, ob eine Sorte den Schwellen-

wert ihrer Qualitätsklasse erreicht.

•• Der Anteil der Sorten mit einem sehr hohen Glutenge-

halt (Runal und Arina) nahm seit 2003 in den Klassen

Top und 1 ab.

•• Es besteht eine negative Korrelation zwischen dem

Proteingehalt und dem Ertrag (Fossati et al. 2011). Bei

den neuen Weizensorten von ACW wurde der Ertrag

verbessert, was bei einigen Sorten zu einem leicht

tieferen Proteingehalt führte. Diese Sorten weisen

jedoch eine sehr gute oder gute Backqualität auf

(Brabant et al. 2006, Fossati et al. 2003).

•• Die Stickstoffdüngung ist in der Schweiz moderat, so

dass sehr hohe Feuchtglutengehalte nicht begünstigt

werden.

•• Die klimatischen Bedingungen in den letzten Jahren

begrenzten die Verfügbarkeit von Stickstoff, seine

Aufnahme durch die Pflanze und seine Verlagerung in

das Korn.

Eine von swiss granum einberufene Arbeitsgruppe, die

sich aus den Autoren des vorliegenden Artikels sowie

aus Sonja Basler (Forum Ackerbau), Pascal Favre (Provimi

Kliba), Jürg Häfeli (Groupe minoteries), Pierre Yves

Perrin (SGPV), Fritz Rothen (IP-Suisse), Andreas Rüegger

(Swisssem) und Fortunat Schmid (Fenaco) zusammen-

setzte, erarbeitete Schwellenwerte für den Feucht-

glutengehalt der verschiedenen Qualitätsklassen (Top,

1 und 2). Diese Schwellenwerte, die nur zur Einteilung

der neuen Sorten in der Empfohlenen Sortenliste von

swiss granum verwendet werden, werden im Kapitel

Ergebnisse präsentiert. Die Bestimmung der Qualitäts-

klasse einer neuen Sorte erfolgt während der zweijähri-

gen Zulassungsversuche von Agroscope ACW für die

Aufnahme in den nationalen Sortenkatalog. Diese Ver-

suche werden für die Aufnahme in die Liste der empfoh-

lenen Sorten von weiteren zweijährigen Versuchen von

swiss granum ergänzt. Die Versuche für die Zulassung

werden im Extenso-Anbau geführt, diejenigen für die

empfohlene Sortenliste im ÖLN-Anbau (ökologischer

Leistungsnachweis). Da das Stickstoffdüngungsniveau

beim Extenso-Anbau meistens um 30 Einheiten tiefer als

beim ÖLN-Anbau ist, beeinflusst es den Proteingehalt

und den Feuchtglutengehalt. Um die Auswirkung des

Anbaumodus auf den Feuchtglutengehalt zu untersu-

chen, wurden jedes Jahr die gleichen Sorten analysiert,

die am gleichen Standort im Extenso- und im ÖLN-Anbau

angebaut wurden.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Die Feuchtglutenanalysen erfolgten 2009 anhand von

Ernteproben an fünf Standorten (Grangeneuve, Nyon,

Zollikofen, Grange-Verney, Strickhof) und 2010 anhand

Pflanzenbau | Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-Anbau

208 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011

von Ernteproben an drei Standorten (Grangeneuve,

Nyon, Zollikofen). Da die Ergebnisse an den fünf Stand-

orten übereinstimmten, beschloss die Arbeitsgruppe die

Analysen 2010 auf drei Standorte zu begrenzen. Jedes

Jahr wurden sechs Sorten analysiert, wobei vier Sorten in

beiden Jahren angebaut wurden. 2009 waren es die

Sorten Runal und Siala (Top), Arina, Forel und Zinal

(Klasse 1) sowie Levis (Klasse 2) und 2010 die Sorten

Runal und CH Claro (Top), Arina, Suretta (Kandidaten-

sorte für die Aufnahme in die Klasse 1 der empfohlenen

Sortenliste 2012) und Zinal (Klasse 1) sowie Levis

(Klasse 2). Die Sorten Siala und Forel waren in den bei-

den Versuchen 2010 nicht mehr vertreten und wurden

durch CH Claro und Suretta ersetzt.

Die Versuche wurden im Extenso- oder ÖLN-Anbau

geführt. Die Stickstoffdüngung variierte im ÖLN-Anbau

zwischen 140 und 170 Einheiten. Die Verantwortlichen

der Standorte legten die Stickstoffmenge und die Frakti-

onierung fest. Die ausgebrachte Menge im Extenso-

Anbau lag immer um mindestens 30 Einheiten tiefer als

im ÖLN-Anbau. Die Düngung wurde in drei oder manch-

mal in vier Gaben fraktioniert (Nyon 2009 und Grange-

Verney 2010).

Nach der Ernte und Aufbereitung entweder durch

Agroscope ART (ÖLN) oder Agroscope ACW (Extenso)

wurden drei Kilogramm Körner pro Sorte und Standort

in der Mühle Meyerhans Hotz in Weinfelden mit einem

Bühler MLU202 zu Mehl des Typs 550 gemahlen. Das

Mehl wurde 2009 an vier Labors weitergeleitet (Agro-

scope ACW, JOWA, Richemont und Swissmill) und 2010

an drei Labors (Agroscope ACW, JOWA und Richemont).

2009 analysierte JOWA die Sorten aus dem ÖLN-Versuch

und Richemont diejenigen aus dem Extenso-Versuch.

ACW und Swissmill analysierten alle Proben. Im Jahr

2010 analysierte jedes Labor alle Proben. Der Feucht-

glutengehalt wurde mit einem Perten Glutomatic 2100

gemäss der Standardmethode ICC 137/1 bestimmt (aus-

ser Swissmill, Methode ICC 155). Die Feuchtigkeit wurde

gemäss der ICC 110/1 bestimmt. Die Ergebnisse wurden

auf 14 % Feuchtigkeit korrigiert.

E r g e b n i s s e u n d D i s k u s s i o n

Die Arbeitsgruppe von swiss granum einigte sich im

März 2009 auf die Schwellenwerte für die verschiedenen

Qualitätsklassen (Tab. 1). Diese Schwellenwerte wurden

im Jahr 2009 von der Technischen Kommission «Brotge-

treide» von swiss granum verabschiedet. Da der Feucht-

glutengehalt von einem Jahr zum anderen stark variie-

ren kann, wurde ein Korrekturfaktor eingeführt. Der

Feuchtglutengehalt

Top 31 %

1 29 %

2 27 %

Tab. 1 | Schwellenwerte des Feuchtglutengehaltes für die verschiedenen Qualitätsklassen

Grenzwerte

31 29 27

Mehrjahres-durchschnitt

Jahresdurchschnitt der Standard- und Ver-

gleichssorten Korrekturfaktor Top I II

2001 32,6 36,6 1,12 34,8 32,5 30,3

2002 32,6 32,5 1,00 30,9 28,9 26,9

2003 33,3 40,9 1,23 38,1 35,6 33,2

2004 33,2 31,2 0,94 29,1 27,2 25,3

2005 33,5 33,9 1,01 31,4 29,4 27,4

2006 33,8 32,6 0,96 29,9 27,9 26,0

2007 34,2 31,2 0,91 28,3 26,5 24,7

2008 33,5 30,5 0,91 28,3 26,4 24,6

2009 33,1 29,5 0,89 27,7 25,9 24,1

2010 33,3 34,5 1,03 32,1 30,0 27,9

Tab. 2 | Grenzwerte des Feuchtglutengehaltes und jahresbezogene Korrekturfaktoren (Werte aus den ÖLN-Versuchen)

Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-Anbau | Pflanzenbau

209Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011

aufgenommen wird, nehmen die Unterschiede beim

Feuchtglutengehalt zwischen Extenso und ÖLN ab.

Der durchschnittliche Feuchtglutengehalt der analy-

sierten Sorten war 2010 erheblich höher als 2009 (Tab. 3) –

das Gleiche gilt für den Vergleich der Durchschnitte der

drei gemeinsamen Standorte 2009 und 2010. Der Feucht-

glutengehalt variiert stark, entspricht aber den bekann-

ten Sorteneigenschaften: hoher Gehalt bei Arina, Runal

und Suretta, ziemlich hoher Gehalt bei Forel, Siala und

CH Claro, durchschnittlicher Gehalt bei Zinal und schwa-

cher Gehalt bei Levis. Der Unterschied zwischen dem

durchschnittlichen Gehalt im ÖLN- und im Extenso-

Anbau über alle Sorten, Standorte und Labors lag 2009

bei 3,6 % und 2010 bei 2,7 %. Gewisse Sorten reagieren

sehr stark auf eine Erhöhung der Stickstoffdüngung wie

beispielsweise Arina, die eine grosse Differenz zwischen

2009 und 2010 aufwies. Andere Sorten wie Levis und in

geringerem Mass Zinal reagieren stark auf die Jahresbe-

dingungen. Diese Ergebnisse bestätigen die früheren

Resultate (Pechanek et al.1997, Szafranska et al. 2008,

Zecevic et al. 2010), welche aufzeigten, dass die Erhö-

hung der Stickstoffdüngung zu einer Zunahme des

Feuchtglutengehalts führt.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Die Sorten weisen im Extenso- oder ÖLN-Anbau grosse

Unterschiede beim Feuchtglutengehalt auf, wobei dieser

Unterschied von einem Jahr zum anderen variiert. Zur

Bestimmung des Schwellenwerts für das Feuchtgluten

Korrekturfaktor für ein bestimmtes Jahr besteht aus den

Durchschnittswerten der Standard- und Vergleichssor-

ten der Klassen Top, 1 und 2 geteilt durch die mehrjähri-

gen Durchschnittswerte der zehn letzten Jahre der Stan-

dard- und Vergleichssorten. Der Einfluss dieser Korrektur

auf die Schwellenwerte der verschiedenen Jahre ist in

der Tabelle 2 ersichtlich. Der Schwellenwert für die

Klasse Top kann in einem Jahr mit sehr hohen Feucht-

glutenwerten wie 2003 auf 38,1 % ansteigen oder in

einem sehr mittelmässigen Jahr wie 2009 auf 27,7 % sin-

ken. Dieser Korrekturfaktor rechtfertigt sich durch die

grossen Schwankungen des durchschnittlichen Feucht-

glutengehalts von einem Jahr zum anderen.

Die Übereinstimmung zwischen den Analysen der

vier Labors war 2009 hoch: r2 = 0,83 zwischen den Labors

von Richemont /JOWA und ACW, r2=0.83 zwischen Riche-

mont/JOWA und Swissmill und r2=0,96 zwischen Swiss-

mill und ACW. 2010 war r2 zwischen den drei Labors

gleich hoch (0,98). Obwohl die Durchschnittswerte der

verschiedenen Labors leicht unterschiedlich ausfielen,

waren die Korrelationen zwischen den Labors sehr hoch.

Der Feuchtglutengehalt fiel an allen Standorten im

ÖLN-Anbau immer höher aus. Einzige Ausnahme war

der Standort in Zollikofen, der 2010 bei gewissen Sorten

sehr kleine (Suretta) oder gar keine Unterschiede (Zinal

und Levis) aufwies. Dies könnte sich daraus erklären,

dass die unterschiedliche Dosierung der Stickstoffeinhei-

ten nur die zweite Gabe betraf (30 Einheiten im Extenso-

und 60 im ÖLN-Anbau). Wenn wegen ungünstigen kli-

matischen Bedingungen die zweite Gabe schlecht

2009 (5 Standorte) 2010 (3 Standorte)

Extenso ÖLNDifferenz

ÖLN/ExtensoExtenso ÖLN

Differenz ÖLN/Extenso

Arina 30,3 34,8 4,5 35,0 39,1 4,1

Levis 22,3 26,0 3,7 26,4 27,8 1,4

Runal 30,1 33,0 2,9 36,4 39,9 3,5

Zinal 23,8 26,7 2,9 27,6 29,4 1,8

Forel 25,6 30,1 4,5

Siala 28,1 31,2 3,1

CH Claro 30,9 34,1 3,2

Suretta 36,6 38,6 2,0

Durchschnitt 26,7 30,3 3,6 32,1 34,8 2,7

Tab. 3 | Mittelwerte des Feuchtglutengehaltes 2009 und 2010

210

Pflanzenbau | Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-Anbau

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011

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ist es schwierig, einen Korrekturfaktor vorzusehen, um

die Ergebnisse der Extenso-Versuche zu berücksichti-

gen, ohne jedes Jahr detaillierte Analysen durchführen

zu müssen. Aus diesem Grund wurde beschlossen, nur

die Ergebnisse der zweijährigen ÖLN-Versuche zu

berücksichtigen, um zu bestimmen, ob eine Sorte den

Schwellenwert ihrer Qualitätsklasse erreicht. Die

Schwellenwerte werden lediglich zur Einteilung der

neuen Sorten in der Empfohlenen Sortenliste von swiss

granum verwendet.

Der Feuchtglutengehalt variiert je nach den klimati-

schen Bedingungen – insbesondere je nach Nieder-

schlagsmenge und Temperatur – von einem Jahr zum

anderen erheblich. Die klimatischen Bedingungen kön-

nen nicht beeinflusst werden; mit einer Erhöhung der

Stickstoffgaben kann aber der Feuchtglutengehalt posi-

tiv beeinflusst werden.

Der Einfluss der Sorte auf den Feuchtglutengehalt ist

entscheidend. Trotz der erfreulichen Ergebnisse im Jahr

2010 muss die Entwicklung der Gehalte weiter beobach-

tet werden, und es müssen weitere Anstrengungen

unternommen werden, um die hohe Backqualität der

Sorten zu gewährleisten. Das Weizenzüchtungspro-

gramm von Agroscope ACW liefert diese Sorten (Bra-

bant et al. 2006, Fossati et al. 2003). n

nents, dough properties, and breadmaking quality of wheat. Cereal Chem. 74 (6), 800–805.

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211

Feuchtglutengehalt der Weizensorten im Extenso- und ÖLN-Anbau | Pflanzenbau

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 206–211, 2011

Tenore di glutine umido nella

coltivazione di frumento in condizione

di coltivazione extenso e PER

Negli ultimi anni, gli utilizzatori del

raccolto di frumento in Svizzera hanno

constatato una diminuzione del tenore

in glutine umido. Per garantire un

buon livello, swiss granum ha intro-

dotto delle soglie di glutine umido,

ovvero il 31 % per la classe top, il 29 %

per la classe I ed il 27 % per la classe II,

oltre a un fattore di correzione per

compensare gli anni con un tasso di

glutine umido elevato o basso. Diversi

laboratori hanno condotto un ring test

per determinare il tasso di glutine

umido delle stesse varietà, coltivate

nello stesso luogo secondo le condi-

zioni extenso o PER. Una delle princi-

pali differenze tra le varianti extenso e

PER è stata la quantità di azoto

apportata, la quale è risultata per la

prima minore di 30 unità. Le correla-

zioni tra i risultati ottenuti dai diversi

laboratori erano molto elevate. Le

varietà coltivate secondo le linee guida

extenso presentavano in tutti i siti un

contenuto in glutine umido inferiore

rispetto alle coltivazioni secondo PER.

Il livello medio di glutine umido nel

2010 è stato superiore rispetto al 2009

e il tenore in glutine umido tra extenso

e PER si differenziava, in media, del

3,6 % nel 2009 e del 2,7 % nel 2010. Per

determinare il valore di soglia del

glutine umido, è difficile introdurre un

fattore di correzione tenendo conto dei

risultati delle prove extenso senza

dover eseguire annualmente delle

analisi dettagliate. Per questo motivo è

stato deciso di considerare solo i

risultati dei due anni di prove PER per

determinare se una varietà raggiunge

la soglia fissata per la sua classe di

qualità.

Wet gluten of wheat varieties

cultivated under extenso and PER

conditions

The users of the Swiss wheat harvest

noted a decrease in the wet gluten

content over the past years. To assure

a good level of wet gluten, the branch

organization swiss granum introduced

thresholds for each wheat quality

class. These thresholds are for the Top

class 31 %, for the class I 29 % and for

the class II 27 %. A correction factor

will be applied to compensate in years

with low or high levels of wet gluten.

A ringtest by several private and public

laboratories has been carried out to

determine the level of wet gluten of

the same varieties, cultivated at the

same site, produced under extenso or

PER conditions. The main difference is

30 units less nitrogen fertilizer used

under extenso conditions. Correlations

between the results obtained by the

various laboratories were very high.

The same varieties cultivated under

extenso conditions showed a lower

level of wet gluten than those culti-

vated under PER, at all trial sites. The

average level of wet gluten was higher

in 2010 than in 2009. The difference of

wet gluten level between PER and

extenso was on average 3,6 % in 2009

and 2,7 % in 2010. For the determina-

tion of the wet gluten thresholds it

proved to be difficult to include a

correction factor taking into account

the results of the extenso trials

without carrying out detailed analyses

each year. For this reason, it was

decided to take into account only the

results of the two years PER trials to

determine if a variety reached the

threshold for its quality class.

Key words: wheat, wet gluten,

nitrogen fertilizer, baking quality.

212 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011

P f l a n z e n b a u

Die Getreidefruchtfolge muss ausgeglichen sein. Die Anbautechniken kompensieren die phytosanitären Risiken nur teilweise.

E i n l e i t u n g

Der Druck, die Anbauverfahren zu vereinfachen, ist

gross. Eine getreidebetonte Fruchtfolge, die pfluglose

Bodenbearbeitung und der begrenzte Einsatz von Pflan-

zenschutzmitteln sind alles Möglichkeiten zur Senkung

der Kosten oder zur Extensivierung der Kulturen. Auch

der Sortenwahl kommt in diesem Verfahren Bedeutung

zu. Gemäss Grundlagen des integrierten Pflanzenschut-

zes (Häni et al. 1990) senkt eine abwechslungsreiche

Fruchtfolge die phytosanitären Risiken. Durch die

Bodenbearbeitung werden Ernterückstände vergraben

und die Übertragung von Krankheiten oder Schädlingen

von einer Kultur auf die andere eingedämmt. Schliess-

lich erlaubt die Sortenwahl über Resistenzen gegenüber

Schaderregern zu verfügen. Jeder einzelne Faktor trägt

spezifisch zum Anbausystem bei. Dies gilt es optimal zu

berücksichtigen.

In einem Langzeitversuch zur Getreidefruchtfolge

hat Vullioud (2007) bei einem Weizen in Monokultur

einen Ertragseinbruch von 15 % gegenüber einem

Fruchtfolgeweizen beobachtet. Die verschiedenen, zum

Minimisieren der negativen Wirkungen der Monokultur

getesteten Arten der Bodenbearbeitung, des Manage-

Raphaël Charles, Edouard Cholley und Peter Frei, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon

Auskünfte: Raphaël Charles, E-Mail: [email protected], Tel. +41 22 363 46 59

Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreideproduktion

Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreideproduktion | Pflanzenbau

213

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011

Im Rahmen eines Langzeitversuchs zur

Getreidefruchtfolge wurden die seit 1967

bereits erforschten Faktoren – Fruchtfolge

und Bodenbearbeitung – während drei

Jahren (2006, 2008 und 2010) durch die

Faktoren Sorte und Fungizidschutz erweitert.

Diese Ergänzung erlaubt es zu beurteilen,

inwieweit die Sortenresistenz gegenüber

Krankheiten und der Fungizidschutz die

phytosanitären Risiken im Zusammenhang

mit einem hohen Winterweizenbesatz

kompensieren; und wie die Bodenbearbei-

tung und die Sorten interagieren.

Die Monokultur war mit einem um 8 bis

22q/ha tieferen Ertrag verbunden, was

hauptsächlich auf die tiefere Kornzahlproduk-

tion pro Flächeneinheit zurückzuführen ist.

In zwei von drei Jahren war die Wirkung der

Bodenbearbeitung signifikant, mit einer

Abweichung von 8 q/ha zugunsten des

Pflügens. Die Abweichung zwischen den

Sorten erreichte 8 bis 15 q/ha, was den

bekannten Unterschieden zwischen den

beiden getesteten Weizentypen entspricht.

Der Ertragsgewinn durch den Fungizidschutz

variierte zwischen 4 und 7 q/ha. Die Aus-

wirkungen eines hohen Getreidebesatzes

konnten nicht kompensiert werden. Die

spezifischen Beiträge jedes einzelnen Faktors

und die zahlreichen festgestellten Interaktio-

nen zeigen einmal mehr, dass es für eine

hochstehende Produktion notwendig ist, die

Anbautechniken bestmöglichst einzubeziehen.

ments der Ernterückstände, der Stickstoffdüngung oder

der Stoppelbearbeitung führten zu keinem signifikan-

ten Ergebnis. Die Wirkung der Fungizidbehandlungen

hingegen war signifikant. Es erwies sich dabei, dass

die phytosanitären Risiken bei einem über 50 % liegen-

den Getreidebesatz zunehmen. Dieser Langzeitversuch

wurde ab dem Jahr 2006 angepasst, indem die bereits

bestehenden Faktoren Fruchtfolge und Bodenbearbei-

tung durch die Faktoren Sorte und Fungizidschutz

ergänzt wurden. Durch diese Ergänzung sollte ermittelt

werden, inwieweit die Sortenresistenz gegenüber

Krankheiten und der Fungizidschutz in der Lage waren,

die phytosanitären Risiken aufgrund eines hohen Getrei-

debesatzes auszugleichen. Einige Arbeiten haben

gezeigt, dass eine zusätzliche Düngung oder ein ver-

stärkter phytosanitärer Schutz die Wirkung einer unaus-

geglichenen Fruchtfolge nicht zu kompensieren vermö-

gen (Berzesenyi et al. 2000). Die Folgen der Monokultur

variieren jedoch nach Weltregion und können unter

gewissen Anbaubedingungen akzeptabel sein (Lithour-

gidis et al. 2006). Sind diese Beobachtungen bei den

bodenklimatischen Bedingungen und Anbaubedingun-

gen unserer Gegenden umsetzbar? Der vorliegende Bei-

trag untersucht den Winterweizenertrag unter Einfluss

der Faktoren Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und

Fungizideinsatz, in der Annahme, dass nur in einem inte-

grierten System hohe Erträge erreicht werden können.

Die Beobachtungen zum phytosanitärenGesundheitszu-

stand der Pflanzen während der Vegetationsperiode

und zur Erntequalität werden in einem späteren Beitrag

vorgestellt.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e

Die Versuchsanlage für die Getreidefruchtfolge wurde

in Nyon (Changins, 430 m ü. M.) im Jahre 1967 eingerich-

tet. Der Boden besteht aus Parabraunerde mit einem

Anteil von 25 % Ton, 48 % Silt und 27 % Sand. Die durch-

wurzelbare Bodentiefe beträgt 70 bis 100 cm. Im Jahre

2004 lag der Gehalt an organischem Material zwischen

2,0 und 2,3 %. Die Fruchtbarkeitsindikatoren P, K und

Mg waren zufriedenstellend (Vullioud 2007).

Gegenstand der vorliegenden Studie sind die Winter-

weizenkulturen während der Periode 2006 bis 2010.

Dabei wurden vier Verfahren des Langzeit-Versuchssche-

mas (Vullioud 2007) berücksichtigt. Sie entsprechen der

Kombination der Faktoren Fruchtfolge (Monokultur

oder Winterweizenrotation, Winterraps, Winterweizen,

Mais) und Bodenbearbeitung (Pflügen oder vereinfachte

Anbautechniken). Diese vier Verfahren wurden durch

zwei zusätzliche Untervarianten ergänzt (Sortenwahl

und Fungizidbehandlung). Zwei Sorten mit kontrastie-

Pflanzenbau | Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreideproduktion

214 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011

renden agronomischen und technologischen Eigenschaf-

ten wurden miteinander verglichen: Arina der Klasse I,

die seit 1992 in der Versuchsanlage vertreten ist, sowie

Tapidor, ein Futterweizen (Levy et al. 2010). Es wurden

zwei Fungizidschutzstufen eingeführt: kein Schutz oder

drei gezielte, gegen Halmbruch, (Prochloraz, BBCH

31 – 32), Blattkrankheiten (Azoxystrobin und Cyprocona-

zol, ab BBCH 45) und die Ähren (Prothioconazol, ab

BBCH 61) ausgerichtete Behandlungen. Wachstumsregu-

latoren kamen nicht zum Einsatz. Die Ernterückstände

wurden auf dem Feld liegen gelassen. Je nach Jahr wur-

den gemäss Düngungsgrundlagen (Sinaj et al.2009) 140

bis 190 kg N/ha ausgebracht. Die Pflege der Kulturen

erfolgte ansonsten gemäss guter Agrarpraxis.

Die Studie konzentrierte sich auf jene Jahre, in denen

Weizen auf der gesamten Versuchsstruktur angebaut

wurde. Bei den Fruchtfolgeverfahren betraf es die Kul-

turen nach Mais im Jahre 2006 und 2010, und nach Raps

im Jahre 2008. Der Ertrag (15 % Feuchtigkeit) und seine

Komponenten (Tausendkorngewicht, Anzahl Körner

pro m²) wurden auf jeder Parzelle einzeln erhoben. Spo-

radisch wurden zusätzliche Beobachtungen durchge-

führt (Anzahl Ähren pro m²). Die Massnahmen betrafen

auch die Qualität der Ernten und die Entwicklung der

Weizenkrankheiten. Diese Resultate werden in einer

nächsten Publikation veröffentlicht. Das ursprüngliche

Versuchsschema besteht aus randomisierten Blöcken, die

viermal wiederholt werden. Die Einführung der beiden

Fruchtfolge - F

Ertrag Tausendkorngewicht Kornzahl in Tausend/m²

2006 2008 2010 2006 2008 2010 2006 2008 2010

Monokultur 61,5 52,0 47,5 38,0 44,2 40,1 1,61 1,17 1,18

Fruchtfolge 69,2 65,6 69,9 40,0 45,8 45,5 1,73 1,43 1,54

** ** ** ** p=0,08 ** ** * **

Bodenbearb. - B

Vereinf.Anb.t. 61,2 58,4 54,6 38,8 44,6 41,8 1,57 1,30 1,29

Pflügen 69,5 59,2 62,8 39,2 45,4 43,8 1,77 1,30 1,43

** p=0,47 ** p=0,22 * ** ** p=1,00 **

Sorte - S

Arina 61,5 51,4 53,7 38,3 44,6 43,5 1,60 1,15 1,23

Tapidor 69,2 66,2 63,7 39,7 45,4 42,1 1,74 1,45 1,49

** ** ** ** * ** ** ** **

Fungizidschutz - P

Unbehandelt 62,1 55,5 56,7 38,2 43,5 41,8 1,62 1,27 1,35

Behandelt 68,6 62,1 60,7 39,8 46,5 43,8 1,72 1,33 1,37

** ** ** ** ** ** ** ** p=0,15

Interaktionen Wert p

F * B * 0,41 * 0,10 0,40 0,17 0,24 0,57 0,09

F * S 1,00 ** ** 0,07 0,93 * 0,51 ** **

F * P 0,43 0,23 0,29 0,65 0,51 0,37 0,54 0,58 0,43

B * S 0,60 0,88 0,23 0,16 0,10 0,74 0,24 0,61 0,21

B * P 0,53 0,19 0,92 1,00 * 0,55 0,68 0,48 0,81

S * P 0,23 * 0,07 0,38 ** 0,11 0,17 0,89 0,54

F*B*S 0,29 0,47 0,48 0,24 0,61 0,88 0,18 0,40 0,31

F*B*P 0,13 1,00 * 0,39 0,89 0,32 0,47 0,97 0,16

F*S*P 0,83 0,98 * 0,12 0,49 0,67 0,26 0,80 0,12

B*S*P ** 0,61 0,10 0,08 0,44 0,63 0,08 0,81 0,12

F*B*S*P 0,07 0,56 0,12 0,56 * * 0,20 0,96 0,54

Tab. 1 | Ertrag (q/ha), Tausendkorngewicht (g) und Kornzahl/m² von Winterweizen für die verschiedenen Faktoren und deren Interaktionen

*signifikant (p < 0,05); **hoch signifikant (p < 0,01).

Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreideproduktion | Pflanzenbau

215Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011

Jahren eher trocken. Die Monate März bis Mai 2006

waren feucht (>100 mm/Monat). März und April 2008

waren regnerisch. Im November und Dezember 2009

war die Niederschlagsmenge besonders hoch (140 mm/

Monat). Abgesehen von einem mässig nassen Mai

(80 mm) war der Frühling 2010 trocken.

zusätzlichen Faktoren für diese Studie führt zu einem

Versuchsschema, das statistisch als Split-split-split plot

ausgewertet wird (Gomez et Gomez 1984).

Während der Studie waren die Jahrestemperaturen

allgemein höher als im Mittel der letzten 30 Jahre. Die

Monate Januar und Februar waren in den ersten drei

0

20

40

60

80

100

Arina Tapidor Arina Tapidor Arina Tapidor Arina Tapidor

Vereinf.Anb.tech. Pflügen Vereinf.Anb.tech. Pflügen

Monokultur Fruchtfolge

Ertr

ag (q

/ha)

2006

0

20

40

60

80

100

Arina Tapidor Arina Tapidor Arina Tapidor Arina Tapidor

Vereinf.Anb.tech. Pflügen Vereinf.Anb.tech. Pflügen

Monokultur Fruchtfolge

Ertr

ag (q

/ha)

2008

0

20

40

60

80

100

Arina Tapidor Arina Tapidor Arina Tapidor Arina Tapidor

Vereinf.Anb.tech. Pflügen Vereinf.Anb.tech. Pflügen

Monokultur Fruchtfolge

Ertr

ag (q

/ha)

Behandelt Unbehandelt

2010

Abb. 1 | Winterweizenertrag aufgrund der Faktoren Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungi-zidschutz in den Jahren 2006, 2008 und 2010. Statistische Auswertung in der Tabelle 1.

Pflanzenbau | Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreideproduktion

216 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011

R e s u l t a t e

Erträge

Die durchschnittlichen Erträge des Versuchs erreichten

65 q/ha im Jahr 2006 und 59 q/ha in den Folgejahren.

Die  Abweichungen zwischen den Verfahren waren

gross und bewegten sich im Jahr 2010 zwischen 39 und

87 q/ha. Die vier Faktoren beeinflussten die jährlichen

Erträge jeweils signifikant (Tab. 1). Diese Resultate sind

durch zahlreiche einfache oder komplexe Interaktionen

fein differenziert (Abb. 1 und Tab. 1).

Die Monokultur war mit einer Ertragseinbusse um

8 - 22 q/ha (je nach Jahr), d.h. einem Rückgang um 11 %

im Jahr 2006, um 21 % im Jahr 2008 und um 32 % im Jahr

2010, verbunden. In den Jahren 2006 und 2010 war die

Wirkung der Bodenbearbeitung signifikant, mit einer

Abweichung von 8 q/ha zugunsten des Pflügens, wäh-

rend im Jahr 2008 keine Abweichung beobachtet wurde.

Die Differenzen zwischen den Sorten beliefen sich auf

8  bis 15 q/ha, was den bekannten Unterschieden zwi-

schen einem Qualitäts-Brotweizen (Arina) und einem

Futterweizen (Tapidor; Levy et al. 2010) entspricht. Die

Fungizidbehandlungen waren jedes Jahr wirksam und

führten zu einem Mehrertrag von 4 – 7 q/ha.

Die Wechselbeziehung zwischen den Faktoren des

Anbausystems wird durch die Interaktion zwischen den

vier Faktoren, die nahe der Signifikanz in den Jahren

2006 und 2010 liegt, unterstrichen. In den gleichen Jah-

ren war die Überlegenheit der Bodenbearbeitung

gegenüber den vereinfachten Anbautechniken bei der

Monokultur ausgeprägter als bei der Fruchtfolge. Kom-

biniert haben diese beiden Faktoren ausserdem signifi-

kant mit dem Fungizideinsatz interagiert (Tendenz im

Jahre 2006).

Im Jahr 2010 begrenzte die Monokultur die Erträge

beider Sorten auf identischer Stufe. Bei der Fruchtfolge

hingegen lag das Ertragspotenzial von Tapidor über

jenem von Arina. Im Jahr 2008 betrug diese Abweichung

20 q/ha. Die Sorten haben spezifisch auf den Fungi-

zideinsatz reagiert. Bei Tapidor war er in den Jahren

2008 und 2010 wirksamer. Der Fungizidschutz hatte im

Allgemeinen die gleiche Wirkung, unabhängig von der

Bodenbearbeitung und der Fruchtfolge. Hingegen trug

er zu Interaktionen zwischen mehreren Faktoren in rela-

tiv komplexen Beziehungen bei. Im Jahr 2006 begünstig-

ten die Fungizidbehandlungen systematisch den Ertrag

von Tapidor, während der Pflanzenschutz bei Arina nur

nach dem Pflügen zu beobachten war. Im Jahre 2010

profitierte Tapidor stärker von der Wirkung der Frucht-

folge und vom Fungizidschutz als Arina und erreichte

einen Ertrag von 83 q/ha.

Die Fruchtfolge aber auch die Sortenwahl erklären

zu einem grossen Teil die unterschiedlichen Erträge

(Tab. 2). Der Beitrag der Bodenbearbeitung variierte von

Jahr zu Jahr und war im Jahr 2008 sogar gleich Null.

Diese drei Faktoren haben zu gleichen Teilen auf die

Ertragsvarianz des Jahrs 2006, welches das ertrags-

reichste Jahr war (8 q/ha Abweichung zwischen den Vari-

anten eines gleichen Faktors), beigetragen. Im Jahr 2008

hatten die Faktoren Sorte und Fruchtfolge den grössten

Einfluss. 2010 bestimmte die Fruchtfolge 66 % der Vari-

anz. Demgegenüber ging der Ertrag bei der Monokultur

um 22 q/ha zurück. Die Wirkung des Fungizids war nie so

entscheidend wie diejenige der anderen Faktoren. Die

Interaktionen machten gesamthaft einen Höchstanteil

von 10 % der Varianz aus.

KorngewichtDas Tausendkorngewicht (TKG) wurde im Jahr 2010 eher

durch die Fruchtfolge und die Bodenbearbeitung

begünstigt, sowie die Fungizidbehandlungen im Jahr

2008 (Tab. 1). Auch wurden Unterschiede zwischen den

Sorten deutlich, aber die beste Sorte zeigte von Jahr zu

Jahr Schwankungen. Die signifikante Interaktion zwi-

schen den vier Faktoren im Jahr 2008 und 2010 unter-

streicht die Komplexität der Verfahren in Bezug auf das

2006 2008 2010

Ertrag

Fruchtfolge 24 39 66

Bodenbearb. 28 0 9

Sorte 24 45 13

Fungizid 17 9 2

Interaktionen 7 6 10

Tausendkorng.

Fruchtfolge 38 16 70

Bodenbearb. 1 3 9

Sorte 18 4 5

Fungizid 22 57 9

Interaktionen 21 20 7

Kornzahl in Tausend/m²

Fruchtfolge 15 38 53

Bodenbearb. 41 0 8

Sorte 21 54 29

Fungizid 11 2 0

Interaktionen 12 6 10

Tab. 2 | Komponenten der Varianz beim Ertrag, beim Korngewicht und bei der Kornzahl pro Flächeneinheit, ausgedrückt in Prozent der Durchschnittsbeete für die vier untersuchten Faktoren und sämtliche Interaktionen

Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreideproduktion | Pflanzenbau

217Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011

Anzahl Körner pro Flächeneinheit in den Jahren 2008

und 2010 hauptsächlich von der Fruchtfolge und der

Sorte ab, während im Jahr 2006 die Bodenbearbeitung

entscheidend war (Tab. 2). Die Wirkung der Fungizidbe-

handlung war im Allgemeinen gering.

Der Ährenbestand (Beobachtungen nur bei Arina) ist

bei der Rotation signifikant höher mit 550 Ähren/m² im

Jahr 2008 respektive 500 im Jahr 2010, d.h. 100 Ähren

mehr als bei der Monokultur. Die Bodenbearbeitung

spielte nur im Jahr 2008 eine signifikante Rolle (60 Ähren

mehr mit der vereinfachten Anbautechnik).

Ertragsbildung

Der Ertrag setzt sich aus der Kornzahl, multipliziert mit

ihrem Gewicht, zusammen. Im Laufe der drei Jahre

waren die Schwankungen der Kornzahl verhältnismässig

höher als jene des Tausendkorngewichts (Tab. 1). Die

Kornzahl spielte also eine grössere Rolle. Ausserdem

variiert die Beziehung zwischen diesen beiden Eigen-

Kornwachstum. Im Jahr 2008 war der Fungizidschutz für

Tapidor sehr förderlich und der fehlende Schutz

begrenzte vor allem die vereinfachten Anbaubedingun-

gen. Die Fruchtfolge und der Fungizideinsatz spielten

eine wichtige Rolle bei der Varianz des Tausendkornge-

wichts (Tab. 2). Die Interaktionen zwischen der Sorte und

den anderen Faktoren erklärten zu einem grossen Teil

die Varianz des Tausendkorngewichts, insbesondere im

Jahre 2008 mit dem Fungizidschutz (14 % der Varianz).

Kornzahl

Die vier Faktoren haben die produzierte Kornzahl pro

Flächeneinheit signifikant beeinflusst (Tab. 1). Im Jahre

2010 bewirkte die Fruchtfolge gegenüber der Monokul-

tur eine Zunahme von 360 Körnern/m². In den Jahren

2008 und 2010 wurde eine starke Interaktion zwischen

Fruchtfolge und Sorte beobachtet. Der Unterschied zwi-

schen den beiden Fruchtfolgen war dabei bei Tapidor

viel grösser als bei Arina. Bezüglich der Varianz hing die

37

38

39

40

41

42

43

44

45

46

47

1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8

Taus

endk

orng

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ht (g

)

Kornzahl in Tausend/m²

Fruchtfolge

Bodenbearb.

Sorte

Schutz

2006

2010

2008

Abb. 2 | Beziehung zwischen der Kornzahl pro Flächeneinheit und dem Winterweizenkorngewicht bei den vier Faktoren und in den drei Beobachtungsjahren. Ergebnisse der Varianten in Tabelle 1.

218

Pflanzenbau | Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreideproduktion

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011

schaften unter Einwirkung der Produktionsfaktoren.

Indem die Varianten miteinander in Bezug gebracht

werden, kann der Haupteinfluss jedes Faktors auf die

Fruchtbarkeit (Kornzahl) und die Wachstumsbedingun-

gen (Korngewicht; Abb. 2) ermittelt werden. Die Anzahl

Körner und das Korngewicht haben beinahe gleicher-

massen auf die Produktionsfaktoren reagiert: Die besten

Varianten führten zu zahlreichen schweren Körnern,

begrenzende Bedingungen zu kleinen und leichten Kör-

nern (Abb. 2). Allgemein hatte der Fungizidschutz eine

stärkere Wirkung auf das Tausendkorngewicht als die

anderen Faktoren. Die einzige ausgleichende Wirkung

zwischen Kornzahl und Korngewicht konnte beim Fak-

tor Sorte im Jahr 2010 festgestellt werden. In diesem

Jahr wirkten sich die Fruchtfolge und die Bodenbearbei-

tung analog auf die ertragsrelevaten Eigenschaften aus.

Die Fruchtfolge war die Ursache der grossen Ertrags-

schwankungen, wie dies die Abweichung bei der Korn-

zahl/m² illustriert. Das Jahr 2006 zeichnet sich durch eine

hohe Kornzahl und ein relativ tiefes Tausendkornge-

wicht aus. Bei diesen Bedingungen lagen die Kornzahl

und das Korngewicht bei praktisch allen Faktoren dicht

beieinander.

D i s k u s s i o n

Mehrere Arbeiten haben gezeigt, dass die Fruchtfolge

die Wirkungen des Pflanzenschutzes, der Bodenbearbei-

tung (Deike et al. 2008) und der Düngung (Sieling et al.

2005) überwiegt. Die Ertragseinbusse ist regelmässig

proportional zum Getreideanteil der Fruchtfolge (Berze-

nyi et al. 2000). Sieling et al. (2005) haben in der Litera-

tur Werte zwischen 8 bis 57 % festgestellt. Vez (1975)

stellte im Verlauf der ersten Jahre einer Monokultur

einen Ertragsrückgang um 35 % und in der Folge um

15  bis 18 % fest. Letzterer Wert wurde von Vullioud

(2007) langfristig festgestellt. Die Beständigkeit dieses

Rückgangs wird durch die vorliegende Studie nuanciert,

die eine sehr starke Schwankung je nach Jahr zeigt und

die zum Teil von der Produktionsintensität abhängt. Die

Gründe für die Ertragsverluste bei der Monokultur kön-

nen vor allem auf die sinkende Kornzahl pro Flächenein-

heit zurückgeführt werden. Dieses Ergebnis wird durch

andere Arbeiten bestätigt (Sieling et al. 2005; Berzsenyi

et al. 2000).Im Vergleich zum Pflügen wirkte die reduzierte Boden-

bearbeitung in zwei von drei Jahren begrenzend. Die vor-

gängig auf der gleichen Versuchsanlage durchgeführten

Arbeiten hatten ähnliche Erträge zwischen Bodenbearbei-

tung und vereinfachten Anbautechniken (Vullioud 2007)

gezeigt, dies allerdings auf lange Dauer gesehen und bei

weniger intensiven Produktionsbedingungen.

Die zahlreichen Interaktionsfälle, wo Sorte und Fun-

gizidschutz beteiligt sind, sowie die jahresbedingt unter-

schiedlichen Reaktionen zeigen, dass die Anfälligkeit der

Sorten gegenüber Krankheiten die Weizenerträge

beeinflusst hat, aber auch, dass die Fruchtfolge und die

Bodenbearbeitung eine signifikante Wirkung auf den

Gesundheitszustand der Kulturen hatten. Gindrat et al.

(2003) und Schürch et al. (2009) haben die Beziehungen

zwischen den Getreideanbauverfahren und dem Pilzbe-

fall bei ähnlichen bodenklimatischen Bedingungen

nachgewiesen. Diese Studien können mit den in diesem

Versuch gemachten Beobachtungen bezüglich Krankhei-

ten verglichen werden.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

•• Nach 43 Jahren Monokultur erreichte der Weizener-

trag im Mittel 54 q/ha . Der übermässige Getreide-

anteil senkte die Erträge um 10 bis 20 q/ha. Die

Abweichungen zwischen den Sorten betrugen 10 bis

15 q/ha. Die Bodenbearbeitung führte zu einer

Abweichung von 10 q/ha. Der Fungizidschutz brachte

einen Mehrertrag von rund 5 q/ha.

•• Diese Ertragsschwankungen heben die spezifischen

Wirkungen der einzelnen untersuchten Faktoren

hervor. Die Notwendigkeit eines optimalen Einbezu-

ges der Produktionsfaktoren wird dadurch deutlich.

•• Die Fruchtfolge stellt einen wichtigen Faktor für hohe

Erträge dar. Keiner der anderen Faktoren konnte die

ungünstigen Wirkungen der Monokultur ausgleichen.

•• Die Fruchtfolge, aber auch die Bodenbearbeitung,

beeinflussen die Fruchtbarkeit der Pflanzen und

Ähren stärker als das Kornwachstum, welches eher

durch den Fungizideinsatz begünstigt wird.

•• Die Kombination zwischen produktiver Sorte und

intensivem Fungizidschutz war besonders beim

Pflügen sehr vorteilhaft. Im Hinblick auf das Ertrags-

potenzial gab es zwischen den Sorten Unterschiede,

die sich bei der Erstellung von integrierten Anbausys-

temen als wichtig und praxistauglich erwiesen. •• Ein später erscheinender Beitrag soll den Zusammen-

hang zwischen der Kulturleistung und der Entwicklung

von Krankheiten aufzeigen. Es sollen auch die Wirkun-

gen auf die Erntequalität aufgezeigt werden. n

219

Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Sorte und Fungizidschutz in der Getreideproduktion | Pflanzenbau

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Crop rotation, soil tillage, variety and

fungicide protection in cereal production

Within the framework of long-term

experiment devoted to cereal production,

the factors variety and fungicide protec-

tion were added during three years (2006,

2008 and 2010) to the factors crop rotation

and soil tillage already studied since 1967.

By this complement, the aim was to

evaluate to what extent variety disease

tolerance and fungicide protection may

compensate for phytosanitary risks due to

high ratio of winter wheat in rotation, and

how far soil tillage interacts.

Monoculture penalized grain yield from

8 to 22 q/ha, mainly because of the

reduction of the grains number produced

per unit of area. Two years out of three,

the effect of soil tillage was significant,

with a variation of 8 q/ha in favor of the

ploughing. The difference between

varieties reached 8 to 15 q/ha, correspond-

ing to the known variation between the

two types of wheat tested. The additional

yield by fungicide protection varied

between 4 and 7 q/ha. The effects of a

high ratio of cereals in rotation could not

be compensated. The specific contribu-

tions of each factor and many stressed

interactions point out the need for better

integrating the cropping techniques for a

high-level production.

Key words: winter wheat, crop rotation,

monoculture, soil tillage, fungicide.

Rotazione delle colture, lavorazione del

suolo, varietà e protezione fungina nella

produzione cerealicola

Nell’ambito di una prova a lunga durata

dedicata alla rotazione cerealicola, i fattori

varietà e protezione fungina sono stati

aggiunti durante tre anni (2006, 2008 e

2010) ai fattori rotazione delle colture e

lavorazione del suolo già studiati dal 1967.

Attraverso questo complemento si

trattava di valutare in quale misura la

tolleranza varietale alle malattie e la

protezione fungina permettono di

compensare i rischi fitosanitari dovuti a un

carico elevato di frumento autunnale e

come interagisce la lavorazione del suolo.

La monocoltura ha penalizzato la resa da

8 a 22 q/ha, riduzione dovuta principal-

mente al numero minore di grani per unità

di superficie. Due anni su tre, l’effetto

della lavorazione del suolo era significa-

tiva con uno scarto di 8 q/ha in favore

dell’aratura. La differenza tra le varietà ha

raggiunto i 8-15 q/ha, corrispondente alle

differenze note tra i due tipi di frumento

testati. Il guadagno di resa attraverso la

protezione fungina varia tra 4 e 7 q/ha. Gli

effetti di un carico elevato di cereali non

possono essere compensati. I contributi

specifici di ciascun fattore e le numerose

interazioni rilevate sottoliniano la neces-

sità di integrare al meglio le tecniche

colturali per una produzione di alto livello.

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 212–219, 2011

Literatur b Bersenyi Z., Györffy B. & Lap D. Q., 2000. Effect of crop rotation and fer-tilisation on maize and wheat yields and yield stability in a long-term ex-periment. Europ. J. Agronomy 13, 225–244.

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b Gindrat D., Frei P. & Pellet D., 2003. Prévision du risque de piétin-verse sur le blé d’automne en Suisse. Revue suisse Agric. 35 (3), 113–116.

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220 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011

A g r a r w i r t s c h a f t

E i n l e i t u n g u n d M e t h o d e

Die Zentrale Auswertung (ZA) von Buchhaltungsdaten

erfasst und analysiert im Jahr 2009 die Buchhaltungsda-

ten von 3372 Referenzbetrieben. Dabei werden im jähr-

lich erscheinenden Grundlagenbericht (Dux und Schmid

2010) Mittelwerte des Berichtjahres sowie der beiden

Vorjahre publiziert. Dies erlaubt dem Leser, der Leserin

einen raschen Vergleich mit den Ergebnissen des Vorjah-

res. Doch ist dieser Vergleich immer aussagekräftig? Die

Antwort kann nicht in jedem Fall mit «Ja» beantwortet

werden, da sich die Zusammensetzung der Stichprobe

von Jahr zu Jahr wesentlich verändern kann. Betriebe

scheiden aus der Stichprobe aus, während andere

Betriebe neu aufgenommen werden. Diese Änderung

der Zusammensetzung der Stichprobe beeinflusst die

mittleren Ergebnisse unter Umständen deutlich (Stich-

probeneffekt). Um den Stichprobeneffekt zu quantifi-

zieren, ist es nötig, die Struktur der ausscheidenden und

der neu dazu gekommenen Betriebe zu analysieren. So

ist es beispielsweise möglich, dass bei der Aufnahme sehr erfolgreicher Betriebe oder durch das Ausscheiden ein-

Die Zusammensetzung der Betriebe in der Stichprobe kann sich im Verlaufe der Zeit deutlich ändern. (Foto: ART)

Andreas Roesch, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART

Auskünfte: Andreas Roesch, E-Mail: [email protected], Tel. +41 52 368 34 70

Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr?

Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr? | Agrarwirtschaft

221

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011

Die Zentrale Auswertung von Buchhaltungs-

daten erfasste im Jahr 2009 die Buchhal-

tungsdaten von knapp 3400 Referenzbe-

trieben. Bei der Analyse der Daten ist der

Vergleich mit den Vorjahresergebnissen von

hoher Bedeutung. Dabei zeigt die vorlie-

gende Studie, dass die prozentualen Verän-

derungen gegenüber dem Vorjahr deutlich

von der jeweiligen Zusammensetzung der

Stichprobe abhängen können. Beispielsweise

sinkt das landwirtschaftliche Einkommen

aller Referenzbetriebe im Berggebiet 2009 im

Vergleich zu 2008 lediglich um 0,9 %, wäh-

rend die vergleichbaren Betriebe eine

entsprechende Abnahme von 5,3 % auf-

weisen.

kommensschwacher Betriebe fälschlicherweise eine

Zunahme der Einkommen gegenüber dem Vorjahr

resultiert. Umgekehrt führt das Wegfallen einkom-

mensstarker Betriebe zur Unterschätzung der effekti-

ven Ein kommensentwicklung. Dieser Stichprobeneffekt

kann eliminiert werden, indem man nur die Betriebe

hinzuzieht, die sowohl im Berichtsjahr als auch im Vor-

jahr an der Auswertung teilgenommen haben («ver-

gleichbare» Betriebe).

Von den 3372 Referenzbetrieben im Jahr 2009 wur-

den 2818 (83,5 %) auch im Vorjahr abgeliefert. Im Mittel

der Jahre ist mit einer Mutation von 15 bis 20 % zu rech-

nen; entsprechend verbleibt ein Betrieb im Durchschnitt

etwas mehr als fünf Jahre in der Stichprobe bevor er

wieder ausscheidet. Rund die Hälfte der Betriebe ist

bereits seit fünf Jahren in der Stichprobe enthalten und

etwa jeder fünfte Betrieb liefert seine Buchhaltung seit

zehn Jahren an die Zentrale Auswertung ab.

R e s u l t a t e

Abgang von Betrieben: Einfluss auf das Einkommen

Tabelle 1 zeigt das landwirtschaftliche Einkommen aller

Referenzbetriebe und der Betriebe, die per Ende 2008

aus der Stichprobe ausschieden sowie die prozentualen

Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen. Um die

Vergleichbarkeit sicherzustellen, wird dabei auf eine

Betriebstyp

Anzahl Betriebe Landw. Einkommen 20081

Total 2008davon auch 2009

vor handen («vergleich-bare» Betriebe)

Abgang2 aller Betriebeder Ende 2008 ausgetretenen

Betriebe

Abweichung in Prozent

Ackerbau 149 132 17 (11 %) 76 180 61 330 -19,5

Spezialkulturen 114 98 16 (14 %) 88 890 75 260 -15,3

Verkehrsmilch 1285 1086 199 (15 %) 62 880 57 520 -8,5

Mutterkühe 206 170 36 (17 %) 44 830 49 140 9,6

Anderes Rindvieh 189 155 34 (18 %) 37 810 29 650 -21,6

Pferde/ Schafe/ Ziegen 64 42 22 (34 %) 33 540 20 760 -38,1

Veredelung 71 58 13 (18 %) 106 530 81 090 -23,9

Komb. Verkehrsmilch/ Ackerbau 299 239 60 (20 %) 80 490 79 850 -0,8

Komb. Mutterkühe 57 48 9 (17 %) 56 000 58 940 5,3

Komb. Veredelung 523 442 81 (15 %) 98 400 103 800 5,5

Komb. Andere 419 348 71 (17 %) 68 790 69 970 1,7

Talregion 1434 1195 239 (17 %) 85 660 82 520 -3,7

Hügelregion 1046 890 156 (15 %) 65 340 64 880 -0,7

Bergregion 896 733 163 (18 %) 49 920 41 930 -16,0

Gesamte Schweiz 3376 2818 558 (16 %) 69 880 65 730 -5,9

Tab. 1 | Anzahl und mittleres Einkommen der aussteigenden Betriebe und aller Referenzbetriebe.

1 ungewichtete Mittel, die werte können deutlich von den gewichteten werten abweichen. 2 in Klammern: Anteil der Betriebe in Prozent, welche die stichprobe ende 2008 <evt. auf das Jahr 2009 hin> verlassen.

Agrarwirtschaft | Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr?

222 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011

Gewichtung der Betriebe verzichtet. Wir erkennen, dass

der Unterschied zwischen dem mittleren Einkommen

jener Betriebe, die in der Stichprobe verbleiben und

denjenigen, welche die Stichprobe Ende 2008 verlassen

(«Abgang»), beträchtlich sein kann. So weisen im Jahr

2008 alle 64 Betriebe des Betriebstyps «Pferde/ Schafe/

Ziegen» ein mittleres Einkommen von Fr. 33 540.– aus,

während jene 22 Betriebe, welche die Stichprobe Ende

2008 verlassen, lediglich ein mittleres Einkommen von

knapp Fr. 21 000.– erzielten. Umgekehrt liegt das Ein-

kommen der per Ende 2008 ausgetretenen Mutterkuh-

betriebe Fr. 4300.– (9,6 %) über dem mittleren Einkom-

men aller Mutterkuhbetriebe von 44 830 Franken.

Betrachtet man die einzelnen Regionen getrennt, so

fällt auf, dass vor allem in der Bergregion das mittlere

Einkommen von knapp Fr. 50 000.– (2008) deutlich über

dem der Betriebe liegt, welche die Stichprobe Ende 2008

verlassen (Fr. 41 930.–). Deshalb erstaunt es wenig, dass

das Einkommen aller Schweizer Betriebe, welche die

Stichprobe Ende 2008 verlassen, mit einer negativen

Abweichung von knapp 6 % deutlich unter dem Gesamt-

durchschnitt liegt.

Zugang von Betrieben: Einfluss auf das EinkommenDie Grösse des Stichprobeneffekts hängt von der Struktur

der im Jahr 2008 ausscheidenden und von den Eigen-

schaften der im Jahr 2009 neu in die Stichprobe aufge-

nommenen Betriebe (Zugang) ab. Tabelle 2 zeigt auf,

dass die Unterschiede zwischen allen Referenzbetrieben

und der Gruppe der Zugänge bezüglich des landwirt-

schaftlichen Einkommens für verschiedene Betriebstypen

stark voneinander abweichen. So beträgt die (negative)

Differenz für die Betriebstypen «Ackerbau», «Pferde/

Schafe/ Ziegen», «Veredelung» und «Kombiniert Mutter-

kühe» über 10 %. Damit liegt das mittlere Einkommen der

2009 neu in die Stichprobe aufgenommenen Betriebe

deutlich unter dem Gesamtmittelwert des entsprechen-

den Betriebstyps. Der Vergleich von Tabellen 1 und 2

zeigt, dass die Abweichungen der Zu- und Abgänge einer

bestimmten Gruppe beträchtlich sein können. So liegt das

mittlere Einkommen der 2009 neu berücksichtigten Berg-

betriebe nur wenig über dem Gesamtmittelwert in der

Bergregion, während bei den Abgängen (Tab. 1) eine

negative Differenz von 16 % beobachtet wurde. Während

einkommensschwache Betriebe ausschieden, sind leicht

Betriebstyp

Anzahl Betriebe Landw. Einkommen 20091

Total 2009davon auch 2008

vor handen («vergleich-bare» Betriebe)

Zugang2 aller Betriebeder Ende 2009

aufgenommenen Betriebe

Abweichung in Prozent

Ackerbau 147 130 17 (12 %) 72 347 61 636 -14,8

Spezialkulturen 116 103 13 (11 %) 98 844 97 291 -1,6

Verkehrsmilch 1323 1'098 225 (17 %) 57 289 51 852 -9,5

Mutterkühe 198 168 30 (15 %) 41 925 37 783 -9,9

Anderes Rindvieh 175 147 28 (16 %) 37 109 37 841 2,0

Pferde/ Schafe/ Ziegen 43 40 3 (7 %) 36 712 27 220 -25,9

Veredelung 79 62 17 (21 %) 84 890 75 082 -11,6

Komb. Verkehrsmilch/ Ackerbau 274 225 49 (18 %) 73 274 70 358 -4,0

Komb. Mutterkühe 66 50 16 (24 %) 52 158 46 726 -10,4

Komb. Veredelung 525 438 87 (17 %) 79 576 80 025 0,6

Komb. Andere 426 357 69 (16 %) 62 912 61 575 -2,1

Talregion 1444 1'192 252 (17 %) 74 377 69 177 -7,0

Hügelregion 1057 890 167 (16 %) 59 463 52 420 -11,8

Bergregion 871 736 135 (15 %) 49 160 49 997 1,7

Gesamte Schweiz 3372 2'818 554 (16 %) 63 189 59 452 -5,9

Tab. 2 | Anzahl und mittleres Einkommen zugegangener Betriebe und aller Referenzbetriebe

1 ungewichtete Mittel, die werte können deutlich von den gewichteten werten abweichen.2 in Klammern: Anteil der Betriebe in Prozent, welche 2009 neu in die stichprobe aufgenommen werden.

Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr? | Agrarwirtschaft

223Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011

Tabelle 3 zeigt, dass die prozentuale Veränderung

gegenüber dem Vorjahr vor allem in der Bergregion

deutlich von der Datengrundlage abhängt. Dabei wer-

den die Ergebnisse entsprechend ihres Anteils in der

Betriebszählung gewichtet, da die Strukturen der Refe-

renzbetriebe und vergleichbaren Betriebe von jener der

Gesamtlandwirtschaft abweichen können. Mit der übli-

chen Berechnungsmethodik, auf Basis aller gewichteter

Referenzbetriebe, beträgt der Einkommensrückgang

der Bergbetriebe lediglich 0,9 %. Bestimmt man hinge-

gen die Einkommensveränderung nur mit Betrieben, die

in beiden Jahren (2008 und 2009) an der Auswertung

teilgenommen haben, beträgt die gewichtete Einkom-

mensabnahme 5,3 %. Die Differenz von 4,4 % lässt sich

auf die Veränderung der Stichprobenzusammensetzung

(«Stichprobeneffekt») zurückführen: Betriebe mit stark

unterdurchschnittlichem Einkommen sind weggefallen,

während 2009 neue Betriebe mit leicht überdurch-

schnittlichem Einkommen in die Stichprobe aufgenom-

men wurden.

Noch grössere Stichprobeneffekte treten in den ein-

zelnen Bergzonen auf. So beträgt der Stichprobeneffekt

für das landwirtschaftliche Einkommen in der Bergzone

III +9,0 % (5,9 % minus –3,1 % = 5,9 % + 3,1 % = 9,0 %),

während der Effekt in der Bergzone II lediglich +1,6 %

ausmacht. Tabelle 3 stellt klar, dass der Stichproben-

effekt auch für weitere Einkommensgrössen sowie struk-

überdurchschnittliche Betriebe hinzugekommen. Der

prozentuale Anteil neu in die Stichprobe eintretender

Betriebe bewegt sich für die einzelnen Betriebstypen

sowie die drei Regionen in einer ähnlichen Grössenord-

nung. Etwas auffällig verhält sich in dieser Hinsicht der

Typ «Pferde / Schafe /Ziegen», der mit einem Zugang von

lediglich drei Betrieben (7 %) deutlich unter dem Durch-

schnitt von 15 % liegt. Es handelt sich dabei genau um

jenen Betriebstyp, der mit einem Abgang von rund einem

Drittel (34 %) aller Betriebe aufgefallen ist (Tab. 1). Es darf

gehofft werden, dass die Zahl der in der ZA-Stichprobe

verbliebener Betriebe in dieser Gruppe nicht weiter

abnimmt, da die Referenzbetriebe des Betriebstyps

«Pferde/Schafe/Ziegen» im Jahr 2009 nur noch knapp

1,5 % der ZA-Grundgesamtheit umfassen. Der Anteil Refe-

renzbetriebe auf gesamtschweizer Ebene liegt hingegen

im Jahr 2009 bei doch immerhin 6,8 % (3372 / 49 446).

Veränderung gegenüber Vorjahr

Wir haben gezeigt, dass sich die Betriebe, welche 2008

die Stichprobe verlassen oder im Jahr 2009 neu aufge-

nommen wurden, hinsichtlich Struktur und wirtschaftli-

cher Situation deutlich von den Betrieben, welche in

beiden Jahren an der Auswertung teilnahmen, unter-

scheiden. Deshalb kann je nach Datengrundlage und

Gewichtung der Vergleich mit dem Vorjahr zu unter-

schiedlichen Ergebnissen führen.

Gesamte Schweiz Bergregion Bergzone II Bergzone III

Referenz- betriebe

Vergleichbare Betriebe

Referenz- betriebe

Vergleichbare Betriebe

Referenz- betriebe

Vergleichbare Betriebe

Referenz- betriebe

Vergleichbare Betriebe

Landwirtschaftliche Nutzfläche

% 1,2 1,0 2,7 2,4 2,8 3,0 2,7 2,1

GVE % 5,0 2,8 9,4 4,3 7,5 3,6 9,0 5,4

Rohleistung % 0,5 -0,8 3,8 -1,2 2,1 -1,2 2,8 -1,5

Fremdkosten % 2,7 1,2 5,6 0,4 4,8 0,8 1,8 -0,9

Betriebseinkommen % -3,6 -4,3 0,1 -3,6 -3,4 -4,3 3,8 -2,8

Landwirtschaftli-ches Einkommen

% -6,0 -6,5 -0,9 -5,3 -4,8 -6,4 5,9 -3,1

Arbeitsverdienst/FJAE

% -2,2 -3,0 6,2 -0,2 -3,7 -6,3 16,9 2,8

Ausserlandwirt-schaftliches Einkommen

% 8,6 8,8 8,4 6,7 13,4 14,9 4,9 9,4

Gesamteinkommen % -2,0 -2,4 2,2 -1,5 -1,9 -2,0 9,3 -0,1

Tab. 3 | Prozentuale Veränderung zum Vorjahr für die vergleichbaren Betriebe und Referenzbetriebe 1

1 Auf der Basis gewichteter Mittelwerte. Die Berechnung «Vergleichbare Betriebe» beruht auf den vergleichbaren Betrieben (Betriebe, die in beiden Jahren 2008 und 2009 an der Auswertung teilnahmen). Der stichprobeneffekt berechnet sich aus der Differenz zwischen der spalte «referenzbetriebe» und der spalte «Vergleichbare Betriebe».

hinweis: eine Tabelle mit stichprobeneffekt der wichtigsten technischen und wirtschaftlichen Kennzahlen ist im grundlagenbericht, Tabelle V7 (Dux und schmid, 2010) sowie im Anhang des hauptberichts (schmid und roesch, 2010) einsehbar.

224

Agrarwirtschaft | Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr?

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011

turelle Variablen – wie etwa den Tierbestand – vor allem

in Bergzone III markant ist. Der Stichprobeneffekt macht

sich bei kleineren Gruppen stärker bemerkbar als bei

stark besetzten Schichten wie beispielsweise die Ver-

kehrsmilchbetriebe, da bei kleiner Stichprobe «unübli-

che» Ergebnisse eines Einzelbetriebs einen höheren Ein-

fluss auf den Mittelwert ausüben.

Auf Gesamtschweizer Ebene ist der Stichprobenef-

fekt deutlich geringer. So sind die Unterschiede der pro-

zentualen Veränderung im Landwirtschaftlichen Ein-

kommen zwischen den vergleichbaren Betrieben und

den Referenzbetrieben gering (erste zwei Kolonnen in

Tabelle 3). Dabei kompensieren sich die Effekte der

unterdurchschnittlichen Einkommen der ausscheiden-

den und neu aufgenommenen Betriebe weitgehend.

Andere wichtige Kennzahlen wie beispielsweise der

gesamte Tierbestand zeigen jedoch auch auf Schweizer

Ebene einen deutlichen Stichprobeneffekt. Die prozen-

tuale Veränderung des Tierbestandes der Referenzbe-

triebe liegt mit 5 % fast doppelt so hoch wie die entspre-

chende Veränderung der vergleichbaren Betriebe (2,8 %).

Weitere Analysen des Stichprobeneffekts für die

Jahre 2003 bis 2008 haben gezeigt, dass dieser für die

beiden Jahre 2008/2009 besonders ausgeprägt ausgefal-

len ist. Vor allem in den Jahren 2003/2004 bis 2006/2007

ist der Einfluss der Änderung der Stichprobenzusam-

mensetzung geringer als 2008/2009.

S c h l u s s f o l g e r u n g e n

Eine wichtige Aufgabe der ZA besteht darin, die Verän-

derungen der wirtschaftlichen Verhältnisse gegenüber

dem Vorjahr zu bestimmen. Diese Abschätzungen wer-

den auf der Basis gewichteter Mittelwerte der Referenz-

betriebe durchgeführt. Die vorliegende Analyse hat

gezeigt, dass dieses Vorgehen zu fragwürdigen Ergeb-

nissen führen kann, wenn sich die Zusammensetzung

der Stichprobe ungünstig verändert. Dieser Fehler wird

grösser, wenn sich die Gruppe der ausscheidenden oder

neu aufgenommenen Betriebe hinsichtlich der wirt-

schaftlichen Verhältnisse stark von jenen Betrieben

unterscheiden, die in zwei aufeinanderfolgenden Jah-

ren in der Stichprobe enthalten waren. Dies führt dazu,

dass die Abnahme der Einkommen der Bergbetriebe im

Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr von –0,9 % für alle

Referenzbetriebe auf –5,3 % für die vergleichbaren

Betriebe sinkt.

Es empfiehlt sich deshalb, bei der Evaluation der Ein-

kommenssituation vermehrt auch die vergleichbaren

Betriebe heranzuziehen. Beginnend mit dem Buchhal-

tungsjahr 2009 veröffentlicht ART die entsprechenden

Ergebnisse im Hauptbericht (Schmid und Roesch 2010)

sowie im Grundlagenbericht (Dux und Schmid 2010).

Erfassungssystem

Auch aufgrund der dargelegten Abweichungen drängt

sich eine Revision des Erfassungssystems auf. ART hat ein

Konzept für die zukünftige Gestaltung der Zentralen

Auswertung erstellt (Lips et al. 2009). Dabei ist eine

zufällige Auswahl der Betriebe und ein rotierendes

Panel vorgesehen: Nachdem der Betrieb zufällig ausge-

wählt wurde und bereit ist, seine Daten der Zentralen

Auswertung zur Verfügung zu stellen, verbleibt er rund

fünf Jahre in der Stichprobe. Danach scheidet er aus und

wird durch einen neuen Betrieb, der ebenfalls zufällig

ausgewählt wird, ersetzt. Damit besteht die Aussicht auf

ein Instrument, das die jährlichen Schwankungen bei

den Ablieferungen reduziert.

Kurzfristig kann nur beschränkt auf das Erfassungs-

system Einfluss genommen werden, weil ART nicht über

die Ablieferung der einzelnen Betriebe entscheidet. Es

besteht einzig bei der Entschädigung für die gelieferten

Daten eine Möglichkeit, mehr Kontinuität in die Stich-

probe zu bringen. Aus diesem Grund wurde auf das

Buchhaltungsjahr 2010 (Ablieferung im 2011) der Ent-

schädigungsmodus angepasst, indem für jeden Betrieb,

der auch schon im Vorjahr geliefert wurde, ein zusätzli-

cher Betrag ausgerichtet wird. Da die gesamte Entschä-

digungssumme konstant bleibt, bedeutet dies gleichzei-

tig eine Reduktion des Grundbeitrags. n

225

Stichprobeneffekt – Wie aussagekräftig ist der Vergleich mit dem Vorjahr? | Agrarwirtschaft

Ria

ssu

nto

Sum

mar

y

Effetto del campionamento: quant’è

esaustivo il confronto con l'anno

precedente?

Nell'ambito dell’analisi centralizzata

del 2009 sono stati rilevati dati

contabili di circa 3400 aziende di

riferimento. In fase di analisi dei dati

il confronto con i risultati dell'anno

precedente è di grande importanza.

Dal presente studio emerge che le

variazioni percentuali, rispetto all'anno

precedente, possono dipendere dalla

composizione del campione. Il reddito

agricolo di tutte le aziende di riferi-

mento nella regione di montagna, ad

esempio, è diminuito soltanto dello

0,9 % nel 2009 rispetto al 2008, mentre

il numero di aziende comparabili è

sceso del 5,3 %.

Sample effect - how conclusive is a

comparison with the previous year?

In 2009, the Farm Accountancy Data

Network collected accountancy data

for just under 3400 reference farms.

Comparison with the previous year’s

results is extremely important when

analysing data, although the present

study shows that percentage changes

compared to the previous year can

depend considerably on the particular

composition of the sample. For

example, in 2009, the agricultural

income of all the reference farms in the

mountain region fell by only 0.9 %

compared with 2008, while comparable

farms showed a corresponding

reduction of 5.3 %.

Key words: FADN, agricultural income,

sample effect, changes in sample

composition.

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 220–225, 2011

Literatur b Dux D. & D. Schmid, 2010. Grundlagenbericht 2009, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen.

b Lips M., K. Mühlethaler, A. Roesch, D. Schmid & J. Hausheer Schnider, 2009. Vorschlag der Arbeitsgruppe ZA 2015 für ein neues Konzept der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten, Abschlussbericht der Arbeitsgruppe ZA 2015,

b Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen. b Schmid D. & A. Roesch, 2010. Die wirtschaftliche Entwicklung der schwei-zerischen Landwirtschaft 2009, Hauptbericht Nr. 33 der Zentralen Aus-wertung von Buchhaltungsdaten (Zeitreihe 2000–2009). ART-Bericht 734, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen.

226

Der phänologische Frühling 2010 kann als normal bis spät bezeichnet werden. Abgesehen von einigen Ausnahmen im Tessin blühten die Obstbäume (Kirschen, Äpfel und Birnen) zum normalen Termin. (Foto: ACW)

E i n l e i t u n g

Seit 1989 erscheinen jährlich die meteorologischen und

phänologischen Jahresrückblicke in dieser Zeitschrift.

Der vorliegende Beitrag ist zugleich mein letzter, da ich

pensioniert werde. In diesen 22 Jahren hat sich auf dem

Gebiet der Phänologie sehr viel geändert. In den Achtzi-

gerjahren fristete die Phänologie noch ein Schattenda-

sein. Bei internationalen meteorologischen oder klima-

tologischen Kongressen gab es nur vereinzelte Vorträge

zu diesem Thema, und auch in den wissenschaftlichen

Zeitschriften erschienen nur sporadisch phänologische

Beiträge. In den Neunzigerjahren wurde der Einfluss der

Klimaerwärmung auf die Phänologie nachgewiesen. Die

Anzahl der Vorträge bei den Kongressen und Beiträge in

den wissenschaftlichen Zeitschriften stieg sprunghaft an.

Die Phänologie gilt seither neben den Gletschermessun-

gen als guter Indikator für die Klimaerwärmung. Die

Temperatur hat im Frühling und Sommer einen grossen

Einfluss auf die Eintrittstermine der phänologischen Pha-

sen. Die Einflussgrössen auf die Herbstphasen wie Blatt-

verfärbung und Blattfall sind noch wenig erforscht. So

konnte in der Schweiz festgestellt werden, dass die Blat-

tentfaltung 15 und die Blühtermine 20 Tage früher auf-

Claudio Defila, Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie, MeteoSchweiz, 8044 Zürich

Auskünfte: Claudio Defila, E-Mail [email protected], Tel. +41 44 737 23 52

Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010

U m w e l t

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011

Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010 | Umwelt

227

Zusa

mm

enfa

ssu

ng

Der geringe Wärmeüberschuss im Jahr 2010

bewirkte, dass das phänologische Jahr 2010

mehrheitlich der Norm entsprach. Der

phänologische Frühling – mit der Blüte des

Huflattichs – begann etwas später als üblich.

Dies ist die Folge der tiefen Temperaturen bis

Mitte März. Die späteren phänologischen

Frühlingsphasen traten mehrheitlich zum

normalen Zeitpunkt ein. Der phänologische

Sommer 2010 kann als normal bis früh

bezeichnet werden. Zeitweise herrschten im

Sommer auch übernormale Temperaturver-

hältnisse. Uneinheitlich – wie in den meisten

vergangenen Jahren – präsentierte sich der

phänologische Herbst. Es wurden ebenso

viele frühe wie späte Beobachtungstermine

registriert.

treten als noch in den Fünfzigerjahren. Trotz der unsi-

cheren Datenlage im Herbst kann eine Verlängerung der

Vegetationsperiode von 2,7 Tage pro Dekade

(1951 – 2000) festgestellt werden (Defila und Clot 2001).

Ähnliche Werte wurden auch im benachbarten Ausland

berechnet. Somit liefert das phänologische Beobach-

tungsnetz der MeteoSchweiz wertvolle Daten, und es ist

zu hoffen, dass es auch in den nächsten Jahrzehnten

bestehen bleibt.

R e s u l t a t e

Das Jahr 2010 brachte der Schweiz einen geringen

Wärmeüberschuss und vor allem im Westen ein Nieder-

schlagsdefizit.

Ab Jahresbeginn bis Mitte März war die Witterung vor-

wiegend durch winterlich tiefe Temperaturen und spezi-

ell im Flachland durch häufigen Schneefall geprägt.

Frühlingshafte Schönwetterphasen setzten sich in der

zweiten März- und vor allem in der zweiten Aprilhälfte

durch. Der Frühsommer zeigte sich von Anfang Mai bis

in die zweite Junihälfte hinein überwiegend regnerisch,

kühl und ungewöhnlich sonnenarm. Anhaltend hoch-

sommerlich heiss und vor allem im Westen sehr trocken

verlief die Periode von Mitte Juni bis Mitte Juli. Im restli-

chen Sommer sowie im Herbst dominierte wechselhafte

Witterung, wobei in Berglagen mehrmals Schnee fiel, im

November dann bis ins Flachland. Genau auf den Win-

terbeginn überzog sich die ganze Schweiz für einige

Tage mit einer geschlossenen Schneedecke.

Winter 2009 -2010

Der Winter 2009 – 2010 begann im Dezember 2009 in

den höheren Lagen der Schweiz mit unterdurchschnittli-

chen Temperaturen. In den Niederungen der Alpennord-

seite war es hingegen mild. Es herrschten verbreitet

Niederschlagsüberschüsse. Niederschlagsdefizite wur-

den hingegen in den Föhngebieten registriert. Der

Januar 2010 war der kälteste seit über 20 Jahren. In den

tieferen Lagen war es 1,0 bis 1,5 Grad und in den mittle-

ren und hohen Lagen sogar 2,0 bis 3,0 Grad zu kalt. Es

war ausgesprochen trocken. Die Niederschlagsmengen

erreichten verbreitet weniger als die Hälfte der norma-

len Januarwerte. In den hohen Lagen war der Februar

mehr als ein Grad zu kalt. In La Brévine sanken die Tem-

peraturen bis auf -35,6 Grad. Aber auch im Berner Mit-

telland wurden Temperaturen bis zu -17 Grad gemessen.

In den tieferen Lagen der Alpen und der Südschweiz

wurden normale Temperaturen registriert. In den Alpen

war es wie im Januar zu trocken. Regionale Überschüsse

konnten im Süden, Westen und Nordwesten der Schweiz

verzeichnet werden.

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011

Umwelt | Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010

228

Frühling

Der März war in den Niederungen leicht wärmer als im

Mittel 1961 bis 1990 und in den Gipfelregionen etwas

kälter. Am 9. März wurden in Buffalora (Ofenpass) -28.6

gemessen. Am 25. März erreichten die Temperaturen im

östlichen Mittelland bis zu 23 Grad. Abgesehen von eini-

gen Ausnahmen auf der Alpensüdseite wurden allge-

mein deutliche Niederschlagsdefizite registriert. Weiter-

hin niederschlagsarm blieb es im ganzen Land im April.

Verbreitet war es über 2 Grad wärmer als normal. Etwas

geringer fiel der Wärmeüberschuss im Süden und in

Graubünden aus. Entsprechend war der April auch sehr

sonnig. Der Mai präsentierte sich von der trüben Seite.

Vor allem in den inneren Alpen und im Süden war es sehr

nass. Im Wallis fiel bis zu drei Mal so viel Regen wie im

langjährigen Mittel. Im Norden blieben die Temperatu-

ren leicht unter der Norm, während es im Süden etwas

zu warm war.

Sommer

Im Juni war es in der ganzen Schweiz wärmer als im

Mittel von 1961 bis 1990. Vom 8. bis 10. Juni herrschte

eine für diese Jahreszeit ungewöhnliche lang andau-

ernde Föhnlage. Der Föhn stiess teils bis über die nörd-

lichen Grenzen nach Deutschland vor. In den Föhnge-

bieten wurden am 9. Juni lokal bis über 30 Grad

gemessen. In den meisten Landesteilen fielen unter-

durchschnittliche Niederschlagsmengen. Nur im östli-

chen Mittelland und teils am Alpensüdhang wurden

übernormale Regenmengen gemessen. Der Juli 2010

gehört mit einem Wärmeüberschuss von 2,5 bis 3,0

Grad zu den wärmsten seit Messbeginn 1864. Es wur-

den Temperaturen bis über 35  Grad gemessen. Deut-

lich wärmer war nur der Juli 1983 und 2006. Viel Nie-

derschlag konnten im Wallis, am Alpennordhang und

im Nordosten registriert werden. Markante Nieder-

schlagsdefizite gab es im Westen und Süden. Die

Monatsmittelwerte der Temperaturen im August ent-

sprachen etwa den Normwerten, doch gab es inner-

halb weniger Tage grosse Schwankungen. Am

26. August erreichten die Höchstwerte 28 bis 32 Grad.

Am 30. August schneite es bereits bis unter 2000 m ü.M.

In den meisten Landesteilen fielen überdurchschnittli-

che Niederschlagsmengen.

Herbst

Im September war es etwas kühler als im Mittel der Peri-

ode 1961 bis 1990. Zu trocken war es im Westen, wäh-

rend am Alpennordhang und zum Teil im Tessin und

Graubünden Niederschlagsüberschüsse verzeichnet wur-

den. In den meisten Landesteilen wurden im Oktober

Niederschlagsdefizite registriert. Überdurchschnittliche

Niederschlagsmengen fielen vor allem in der Südschweiz.

Mehrheitlich war es leicht zu kalt. Insbesondere in den

mittleren Höhenlagen erreichte das Wärmedefizit ein

Grad und mehr. Der November präsentierte sich in den

Niederungen wärmer, in den Gipfellagen jedoch etwas

kälter als im Mittel. In den tieferen Lagen der Alpen-

nordseite resultierte im November ein Wärmeüberschuss

von 3,5 bis 4,5 Grad. Mehrheitlich fielen übernormale

Regenmengen, besonders auf der Alpensüdseite und im

Engadin.

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011

Abb. 1 | Die Blattentfaltung der Buche gehört zu den phänologischen Frühlingsphasen. (Foto: Meteoschweiz)

Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010 | Umwelt

229Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011

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1. Jura

Moutier 530 24.03. o 29.04. o 22.05. - 12.07. + 26.04. o 05.05. o 03.05. o 22.05. -- 02.09. o

L’ Abergement 660 23.03. o 18.04. o 25.05. o 23.04. o 29.04. o 26.04. o 22.05. -

Le Locle 1020 24.05. + 14.06. - 22.07. 12.05. o 01.06. + 25.05. + 24.06. o

Les Ponts-de-Martel 1120 26.04. + 26.05. + 25.06. + 17.05. o

2. Wallis/Rhonetal

Leytron 480 23.03. o 09.04. o 12.04. o 29.04. o 20.04. o 14.06. o 11.10. o

Fiesch 1100 23.03. - 04.05. o 26.05. o 02.07. o 28.04. o 13.05. o 21.06. o 23.08.

Les Plans-sur-Bex 1100

Gryon 1100 11.03. o 01.05. o 10.06. o 28.05. + 25.10. ++

St. Luc 1650 08.04. o 20.05. o 15.06. o 25.05. o 05.05. 30.05. 15.07. ++ 20.08. ---

3. Zentralschweiz

Sarnen 500 28.02. - 01.04. - 09.05. - 19.06. o 18.04. o 27.04. o 24.04. o 17.04. -- 27.06. 20.10. 05.09. +

Entlebuch 765 05.04. o 28.04. o 31.05. o 17.06. o 25.04. o 07.05. - 29.04. - 22.05. o 23.06. o 15.10. o 20.08. -

Escholzmatt 910 29.03. + 26.04. - 04.06. o 28.06. - 30.04. - 19.05. o 10.05. o 05.06. o

Gadmen 1205 22.05. o 09.06. o 07.06. o 23.06. -

4. Mittelland

Liestal 350 22.03. + 13.04. o 08.05. - 14.06. o 14.04. o 25.04. o 13.04. o 05.06. +

Cartigny 400 28.03. ++ 22.04. + 19.05. o 09.06. - 12.04. o 27.04. o 23.04. o 03.06. o 21.06. o 04.10. o

Rafz 515 23.03. o 19.04. o 21.05. o 23.06. o 22.04. o 30.04. o 26.04. o 22.06. o 15.10. o 07.09. +

Wiliberg 650 20.03. o 21.04. o 01.07. 22.04. o 30.04. - 28.04. o

Posieux 680 27.04. o 22.05. o 29.06. o 27.04. o 02.05. - 30.04. o 20.05. o

Wyssachen 850 25.03. o 28.04. o 22.05. o 28.06. o 28.04. o 12.05. o 28.04. - 22.05. -

5. Ostschweiz und Mittelbünden

Sargans II 480 06.04. ++ 12.04. o 17.05. o 14.06. o 16.04. o 20.04. o 23.04. o 26.05. + 18.06. o 22.10. o 22.10. ++

Wattwil, SG 625 30.03. + 29.04. o 23.05. o 28.04. o 08.05. o 29.04. o 22.05. o

Thusis 700 26.03. o 28.04. o 19.05. o 19.04. o 26.04. - 25.04. o 22.05. -

Seewis Dorf 960 20.03. - 10.05. + 05.06. o 26.04. o 11.05. o 30.04. - 04.06. o 18.09. o

Andeer 985 08.04. ++ 10.05. o 29.05. o 08.07. o 02.05. o 14.05. o 09.05. o 04.06. - 01.07. o 09.10. o 30.08. o

Wildhaus 1100 02.04. o 30.04. - 01.06. - 14.07. o 19.05. ++ 29.05. 04.06. - 14.09. o

Vals 1250 08.04. o 21.05. + 11.06. o 21.05. o 21.05. o 21.05. + 24.06. - 09.09. +

Davos-Dorf 1560 22.04. o 03.06. o 16.06. - 24.06. o 05.09. o

6. Engadin und Südbünden

Brusio-Piazzo 800 12.05. - 12.06. - 27.04. + 29.04. o 03.05. o 25.05. -

Stampa 1000 10.04. + 27.05. o 03.05. o 20.05. o 15.05. o

Martina 1050 09.04. o 06.05. o 09.06. + 06.05. - 23.06. o 21.09. ++

Scuol 1240 18.04. ++ 05.05. o 15.06. + 30.06. o 07.05. o 25.05. ++ 25.05. ++ 10.06. - 10.09. o

St. Moritz 1800 28.04. + 22.05. o 19.06. o 06.07. o 06.09. +

7. Tessin

Vira / Gambarogno 210 09.04. o 30.04. - 30.06. ++ 19.04. ++ 19.04. o 23.04. +++ 17.05. o 08.06. o

Cevio-Cavergno 430 05.04. o 16.04. o 16.05. o 14.04. + 27.04. + 24.04. + 23.05. - 12.06. o 01.10. o 20.09.

Prato-Sornico 750 28.04. o 12.06. ++ 26.06. ++ 28.04. + 25.04. + 25.04. + 21.06. ++

Vergeletto 1100 10.04. ++ 17.05. + 11.06. ++ 08.07. + 28.04. + 22.05. +++ 15.05. ++ 19.06. o

Legende zur Tabelle 1: --- neuer rekord -- sehr früh - früh o normal + spät ++ sehr spät +++ neuer rekordKeine Angabe: zu kurze Beobachtungsreihe oder keine phänologischen Beobachtungen durchgeführt.

230

Umwelt | Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010

Relativ normale Vegetationsentwicklung im Jahr 2010

Bei der Station Sent in Unterengadin konnten 2010 keine

phänologischen Beobachtungen durchgeführt werden.

Aufgrund des geringen Wärmeüberschusses im Jahr 2010,

kann das phänologische Jahr 2010 als mehr oder weniger

normal betrachtet werden. Lediglich der phänologische

Frühlingsbeginn war tendenziell etwas später als normal

und der phänologische Sommer etwas früher.

Frühling

Der phänologische Frühling 2010 kann als normal bis

spät bezeichnet werden. 64 % aller phänologischer Ein-

trittstermine gehören zur Klasse «normal», 23 % zu

Klasse «spät und sehr spät» und nur 13 % zur Klasse «früh

und sehr früh». In den tiefen Lagen der Alpensüdseite,

des Wallis und der Nordschweiz blühten die Haselsträu-

cher bereits im Februar (nicht in der Tabelle enthalten).

In den übrigen Höhenlagen und Regionen blühten die

Haseln im März. Der Huflattich blühte mehrheitlich Ende

März, Anfang April. Bei einigen Beobachtungs stationen

trat diese Phänophase entsprechend spät bis sehr spät

ein. Abgesehen von einigen Ausnahmen blühte der

Löwenzahn zum normalen Termin. Diese Aussage gilt

auch für die Blüte der Margerite, wobei sich späte und

sehr späte Termine in den Regionen Engadin, Südbünden

und Tessin häuften. Dieses Phänomen konnte auch bei

der Blüte der Obstbäume (Kirschen, Äpfel und Birnen)

beobachtet werden. Ausserordentlich spät fand die Blüte

der Obstbäume im Tessin statt mit zwei Extremwerten.

Noch nie so spät seit Beobachtungsbeginn wurde in Vira/

Cambarogno die Blüte der Birnbäume beobachtet und in

Vergeletto die Blüte der Apfelbäume. Der Grund der spä-

ten phänologischen Eintrittstermine dürfte auf den

geringen Wärmeüberschuss im Süden und Graubünden

im April und auf den trüben Mai zurückzuführen sein.

Sommer

Der phänologische Sommer ist in der Tabelle durch die

Blüte der Sommerlinde und der Weinrebe sowie durch

den Beginn der Heuernte charakterisiert. Er kann als

normal bis früh bezeichnet werden. 27 % aller phänolo-

gischen Eintrittstermine fallen in die Klasse «früh» und

«sehr früh». Der Klasse «normal» können 58 % und den

Klassen «spät» und «sehr spät» lediglich 15 % zugeord-

net werden. Bei der Blüte der Sommerlinde fällt wieder

auf – wie zum Teil im Frühling – dass im Tessin nur späte

Eintrittstermine registriert wurden. In den übrigen Regi-

onen herrschten die normalen Zeitpunkte vor. Relativ

häufig wurde mit der Heuernte früh begonnen. Hinge-

gen fand die Blüte der Weinrebe bei allen Beobach-

tungsstationen, die diese Phänophase beobachten, zum

normalen Zeitpunkt statt. Die mehrheitlich übernorma-

len Temperaturen im Sommer verursachten gebietsweise

die frühe Vegetationsentwicklung.

Herbst

Während es bei der herbstlichen Laubverfärbung und

dem Blattfall der Bäume ein einheitliches Bild ergab

(nicht in der Tabelle enthalten), wurden bei der Blüte der

Herbstzeitlose viele späte phänologische Eintrittster-

mine registriert. Lediglich in St. Luc (Wallis) wurde ein

neuer Rekordwert registriert. Dort fand seit Beginn der

Beobachtungen die Blüte der Herbstzeitlose noch nie so

früh statt. Solche Extremwerte sind jedoch mit Vorsicht

zu geniessen, da es sich eventuell um Beobachtungsfeh-

ler handeln könnte. Von welchen Einflussgrössen der

Zeitpunkt der Blüte der Herbstzeitlose abhängt, ist weit-

gehend unbekannt. Bei der Weinlese traten jedoch nur

normale Eintrittstermine ein, wie dies auch bei der Blüte

der Weinrebe beobachtet werden konnte.

Das phänologische Jahr 2010 ist gekennzeichnet

durch den eher späten phänologischen Frühling, den

tendenziell etwas früheren Sommer und durch die zu

normalen Zeitpunkt stattfindende Weinlese sowie durch

die zum Teil späte Blüte der Herbstzeitlose. n

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011

231

Phänologischer Rückblick ins Jahr 2010 | Umwelt

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Phenological retrospective 2010

In 2010, the temperatures were only

slightly above the norm; therefore,

2010 was an average phenological

year. The spring however started late

at the time of coltsfoot flowering,

because of the cold temperatures

registered until mid March. The

following spring phenological phases

were observed on average dates. The

phenological summer 2010 can be

considered as normal or slightly early.

During summer, the temperatures were

sometimes above the norm. As it is

frequently observed, the phenological

autumn was inhomogeneous: the

phases were either early or late,

depending on the station.

Key words: phenology, seasonal

growth, meteorology, climate change.

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 226–231, 2011

Retrospettiva fenologica dell’anno

2010

La temperatura annuale del 2010 ha

presentato uno scarto positivo minimo

rispetto alla norma e, di conseguenza,

un’evoluzione della fenologia vicino

alla media. L’inizio della fase fenolo-

gica primaverile, identificata con la

fioritura del Tussilago, è avvenuta un

po’ in ritardo, a causa delle tempera-

ture relativamente basse avute fino a

metà marzo, mentre le fasi fenologiche

più tardive del periodo primaverile

sono coincise, perlopiù, con le date

normali. Il periodo estivo, caratteriz-

zato da periodi con temperature sopra

la media, è risultato da normale a

precoce. Le fasi fenologiche autunnali

hanno presentato, come spesso accade

negli ultimi anni, un andamento irrego-

lare, cosicché numerosi stadi terminali

sono risultati anticipati o ritardati.

232 Agrarforschung Schweiz 2 (5): 232–234, 2011

Die Verkaufszahlen von Pflanzenschutzmitteln (PSM)

werden in allen EU-Ländern schon seit längerem erfasst.

Allerdings lassen Änderungen dieser Daten kaum Rück-

schlüsse darauf zu, wie sich die agronomische Praxis in

den einzelnen Kulturen verändert hat. In vielen europä-

ischen Ländern wird deshalb schon seit längerem auch

der effektive Einsatz der einzelnen Wirkstoffe in den

wichtigsten Kulturen erhoben. Im November 2009 hat

das Europäische Parlament eine Statistikverordnung

zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (1185/2009) ver-

abschiedet. Diese Verordnung sieht vor, dass ab 2010

alle Mitgliedsstaaten für die wichtigsten Kulturen sol-

che Erhebungen durchführen und ab 2014 alle fünf

Jahre die Ergebnisse bekannt geben.

Die Erfassung des Pflanzenschutzmittel-Einsatzes wird in der EU harmonisiert. (Foto: ACW)

Simon Spycher1, Ruth Badertscher2, Robert Baur1 und Otto Daniel1

1Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil2Bundesamt für Landwirtschaft, Bundesamt für Landwirtschaft BLW, 3003 Bern

Auskünfte: Simon Spycher, E-Mail: [email protected], Tel. + 41 44 783 62 96

Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: Entwicklungen in der EU und in der Schweiz

K u r z b e r i c h t

Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: Entwicklungen in der EU und in der Schweiz | Kurzbericht

233Agrarforschung Schweiz 2 (5): 232–234, 2011

Erfassung: grosse Unterschiede von Land zu Land

Die kulturspezifische Erfassung des PSM-Einsatzes ist

mit beträchtlichem Aufwand verbunden, denn die

Daten müssen von einer ausreichend grossen Stich-

probe einzelner Betriebe gewonnen werden. Der Nut-

zen dieser Erhebungen ist in den Ländern mit etab-

lierten Erfassungssystemen unbestritten. Wie eine

OECD-Umfrage im Jahr 2008 zeigte, hatten 13 von 20

befragten OECD-Ländern bereits Erfassungssysteme

und fünf planten solche aufzubauen (OECD 2009).

Tabelle 1 listet exemplarisch drei OECD-Länder und

einen amerikanischen Bundesstaat auf, in denen seit

längerem Erfassungssysteme etabliert sind.

Die längsten Datenreihen hat das Vereinigte König-

reich (UK), wo seit 1965 basierend auf Betriebsbesu-

chen Daten erhoben werden, die ab 1990 in einheitli-

chem Format vorliegen. Die Daten werden für eine

ganze Reihe von Fragestellungen genutzt (UK Pestici-

des Forum 2009):

•• Agronomie: zum Beispiel für das Resistenzmanage-

ment, die Beantragung von Ausnahmebewilligungen,

und die Einschätzung der Bedeutung einzelner

Pflanzenschutzstrategien.

•• Ökologie: zum Beispiel zur Verbesserung der Bepro-

bung von Oberflächengewässern und Grundwasser.

•• Anwenderschutz: zum Beispiel zur Evaluation, welche

Applikationstechniken bevorzugt werden.

Auch die USA haben seit 1990 ein System mit Farmbe-

suchen von so genannten «Enumerators» etabliert, das

auch von Industrieverbänden unterstützt wird. Mit

den Daten werden unter anderen IP-Massnahmen eva-

luiert, Wasserqualitätsdaten interpretiert, aber auch

Trends im Bereich Rückstände bewertet (Engelhaupt E.

2008 ). In den USA wird nicht nur der PSM-Einsatz

erfasst, sondern auch der Düngereinsatz, sowie eine

ganze Reihe pflanzenschutzrelevanter, landwirtschaft-

licher Massnahmen. Ein Spezialfall ist der Bundesstaat

Kalifornien, in dem seit 1990 eine Vollerfassung durch-

geführt wird, das heisst, dass jeglicher Pflanzenschutz-

mitteleinsatz aufgezeichnet und monatlich an die

Pflanzenschutzinspektoren der Bezirke gemeldet wer-

den muss.

In anderen Ländern, z.B. in Deutschland, läuft die

Erfassung über Fragebögen. Dank der Unterstützung

der Produzentenverbände hat sich das so genannte

«Netzwerk zur Ermittlung des Pflanzenschutzmitte-

leinsatzes in unterschiedlichen Naturräumen Deutsch-

lands (NEPTUN)» für die meisten Kulturen ebenfalls

gut etabliert, wobei für den Ackerbau ein System mit

so genannten Vergleichsbetrieben aufgebaut wurde.

In keinem Land werden Daten herausgegeben, die Rück-

schlüsse auf einzelne Gemeinden oder sogar Betriebe

zulassen. In Deutschland werden zudem nur Zahlen zu

Gruppen von Wirkstoffen publiziert, während in den

USA und im Vereinigten Königreich für jede Kultur die

Verbrauchszahlen der einzelnen Wirkstoffe über das

Internet zugänglich sind.

Umfrage, Betriebsbesuche oder Interneterfassung

Bezüglich der neuen EU-Verordnung hat die Eurostat in

einem Handbuch beschrieben, welche Anforderungen

die Erfassungsmethoden erfüllen müssen (Eurostat

2008), damit sie der Verordnung genügen. Die Methode

an sich, also ob Umfrage, Betriebsbesuche oder Erfas-

sung über das Internet, können die Mitgliedsstaaten sel-

ber wählen. Es ist also davon auszugehen, dass die Län-

der mit bestehenden Erfassungssystemen nur die

Auswertung an die EU-Vorgaben anpassen werden, aber

an der Erfassungsmethode keine grösseren Änderungen

vornehmen werden.

Auch in der Schweiz gibt es Daten zum PSM-Einsatz

in den unterschiedlichen Kulturen. Der grösste Daten-

satz wurde im 3-Seenprojekt erhoben (Keller und Amau-

druz 2005; Poiger et al. 2005). Von 1997 – 2003 wurde in

den Einzugsgebieten von Greifen-, Murten- und Bald-

eggersee auf ungefähr 1600 Parzellen der Einsatz von

PSM erhoben. Für den Ackerbau betreut die Agridea im

Tessin und in der Romandie schon seit 1992 ein Netz von

ungefähr 30 Betrieben und 500 – 700 ha je nach Jahr

(Dugon et al. 2010) und hat dadurch sehr interessante

Daten zum Zeitverlauf des PSM-Einsatzes erhoben. Auch

im Rahmen der nationalen Bodenbeobachtung (NABO)

werden auf etwa 50 Parzellen neben den Messungen der

Schadstoffgehalte in den Böden auch die Einträge ver-

schiedener Quellen bilanziert, was den Einsatz von PSM

mit einschliesst (Keller A. et al. 2008). Eine nationale

Lösung fehlte aber bisher für die Schweiz.

Vorgehen in der Schweiz

Die Verordnung über die Beurteilung der Nachhaltigkeit

in der Landwirtschaft (SR 919.118) schreibt vor, dass die

ökologische Beurteilung mit Indikatoren für den Stoff-

und Energieumsatz, die Emissionen umweltschädigen-

der Stoffe, die Ertragsfähigkeit der Böden, die biologi-

sche Vielfalt und die Nutztierhaltung vorgenommen

wird. Dieser Auftrag wird im Wesentlichen mit dem Pro-

jekt Zentrale Auswertung Agrar-Umweltindikatoren

(ZA-AUI) erfüllt. Die Forschungsanstalt Agroscope

Reckenholz-Tänikon ART bildet im Auftrag des Bundes-

amtes für Landwirtschaft BLW das Kompetenzzentrum

AUI. Mit der ZA-AUI werden unter Mitarbeit des Schwei-

zerischen AGRO-Treuhänder Verbandes (SATV), ART und

234

Kurzbericht | Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: Entwicklungen in der EU und in der Schweiz

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 232–234, 2011

Literatur b Dugon J., Favre G., Zimmermann A. & Charles R., 2010. Pflanzenschutz-praxis in einem Ackerbaubetriebsnetz von 1992 bis 2004, Agrarforschung Schweiz 1 (11–12), 416–423.

b Engelhaupt E., 2008. Government pesticide and fertilizer data dropped. Environmental Science and Technology 42 (18), 6779–6780.

b Eurostat, 2008. A common methodology for the collection of pesticide usage statistics within agriculture and horticulture. Luxembourg: Office for Official Publications of the European Communities, 66 pp.

b Keller A., Rossier N. & Desaules A., 2005. Schwermetallbilanzen von Land-wirtschaftsparzellen der nationalen Bodenbeobachtung - NABO – Natio-nales Bodenbeobachtungsnetz der Schweiz, Schriftenreihe der FAL 54.

b Keller L. & Amaudruz M., 2005. Evaluation Ökomassnahmen Auswertung der Pflanzenschutzmittel-Verbrauchsdaten 1997 – 2003 in drei ausge-

wählten Seengebieten, Schlussbericht (Rev. 24.01.05). b OECD, 2009. OECD Survey on Countries' Approaches to the Collection and Use of Agricultural Pesticide Sales and Usage Data: Survey Results, OECD Environment, Health and Safety Publications, Series on Pesticides No. 47.

b Poiger T., Buser H. R. & Müller M. D., 2005. Evaluation der Ökomassnah-men und Tierhaltungsprogramme, Synthesebericht Bereich Pflanzen-schutzmittel. Agroscope FAW Wädenswil.

b UK Pesticides Forum, 2009. Pesticides in the UK - The 2009 report on the impacts and sustainable use of pesticides.

Agridea Daten von freiwillig teilnehmenden Betrieben

gesammelt. Diese Betriebe verwenden dafür die Soft-

ware Agro-Tech. In Agro-Tech können sämtliche nach-

weisrelevanten, produktionstechnischen Daten (ÖLN,

SwissGAP, u.a.) erfasst und ausgewertet werden. Das

Programm wird jährlich zwei Mal aktualisiert. Daten

zum PSM-Verbrauch können damit flächen- und kultur-

bezogen erhoben werden. Auch Aufwandmengen und

Anwendungszeitpunkte werden erfasst, nicht aber die

Art der Applikation. Agroscope ACW trägt die Metho-

denverantwortung für den Indikator Pflanzenschutzmit-

tel und wertet die Daten aus.

Die ZA-AUI befindet sich derzeit noch im Aufbau.

Erste Zahlen für das ÖLN-Jahr 2009 werden derzeit aus-

gewertet. Ab 2011 soll die Auswertung des Einsatzes von

PSM für die wichtigen Kulturen im Routinebetrieb lau-

fen. Mit ungefähr 2000 Parzellen deckt die ZA-AUI

bereits im ersten Jahr eine grössere Fläche ab als frühere

Studien in der Schweiz. Aber im internationalen Ver-

gleich ist der Anteil untersuchter Betriebe für alle Kultu-

ren klein. Daher sind vorerst nur für die flächenmässig

bedeutenden Ackerkulturen gesicherte Aussagen zu

erwarten. Mengenmässig werden im Ackerbau am meis-

ten PSM eingesetzt - im Vereinigten Königreich sind es

> 93% der ausgebrachten Menge und > 95% der behan-

delten Fläche (Eurostat 2008). Bei den Auswirkungen

von PSM spielen sowohl die ausgebrachte Menge als

auch die Wirkstoffeigenschaften eine Rolle, was bedeu-

tet, dass es sehr wertvoll wäre, mehr Betriebe mit pflan-

zenschutzintensiven Spezialkulturen für die ZA-AUI zu

gewinnen oder u.U. sogar gesonderte Erhebungen für

Spezialkulturen durchzuführen.

Ein Vorteil des in der Schweiz entwickelten Ansatzes

ist, dass man für die erfassten Kulturen jährlich Zahlen

erhebt. Dies erlaubt es, jährliche Schwankungen besser

von längerfristigen Trends zu unterscheiden. Gerade bei

Kulturen mit schwankendem Schaderregerdruck kann

das wichtig sein. Auch die gleichzeitige Erfassung ande-

rer Angaben wie Düngereinsatz, Ertrag etc. ist ein Vor-

teil der ZA-AUI, da viele Länder in ihren Erhebungspro-

grammen nur den Pflanzenschutz untersuchen. Mit der

Einbindung der PSM-Verbrauchserfassung in die zent-

rale Auswertung sollte es möglich werden, mit ver-

gleichsweise geringem Aufwand einen guten Überblick

über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der

Schweiz zu erhalten. n

Land/Bundesstaat Erfassungsmethode Verfügbare Daten Quelle

UKBetriebsbesuche (Feldkulturen alle zwei Jahre, Spezialkulturen alle vier Jahre)

1990 http://www.fera.defra.gov.uk/plants/pesticideUsage/

Deutschland Fragebogenauswertungen, Vergleichsbetriebe 2000 http://nap.jki.bund.de/index.php?menuid=6

USA Betriebsbesuche 1990http://www.nass.usda.gov/Statistics_by_Subject/ Environmental/index.asp

Kalifornien Vollerfassung (monatlich) seit 1990 1974 http://www.cdpr.ca.gov/docs/pur/purmain.htm

Tab. 1 | Ausgewählte Länder/Bundesstaaten mit etablierter Erfassung des Einsatzes von PSM. Die Jahreszahlen geben an, wie weit die im Internet verfügbaren Zeitreihen zurückgehen. Die Programme in einigen Ländern sind aber schon wesentlich älter (seit 1965 in UK und seit den 50er Jahren in Kalifornien).

235Agrarforschung Schweiz 2 (5): 235, 2011

Jürg Hiltbrunner zeigt im Kühlraum ganze Kisten mit

unzähligen Saatgut-Mischproben von Versuchen. «Hier

sind nur noch ein kleiner Teil von insgesamt mehreren

1000 aufbereiteten Proben gelagert», erklärt er, «und

warten darauf, noch auf gewisse Inhaltsstoffe unter-

sucht zu werden. Aus den neugezüchteten Pflanzen-

sorten sind mittels Feldversuchen die für die Schweiz

am besten geeigneten Sorten zu selektieren.» Mit der

Sortenprüfung übernehmen die je nach Saison bis zu

sechs Mitarbeitenden eine Vollzugsaufgabe1, welche

die Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon

ART unter der Leitung der Schwesteranstalt Agroscope

Changins-Wädenswil ACW im Auftrag des Bundesamtes

für Landwirtschaft BLW umsetzt. «Die Vorgaben der Prü-

fung hinsichtlich der Anbau- und Verwendungseignung

sind in den Anhängen der Saat- und Pflanzgutverord-

nung für jede Kultur festgelegt», stellt Jürg Hiltbrunner

die Rechtslage klar.

Sortenprüfung verteilt sich auf die ganze Schweiz

Die verschiedenen Ackerkulturen werden in den für sie

geeigneten Anbaugebieten, verteilt über die ganze

Schweiz, im Feld geprüft. Der Umfang der Versuchs-

standorte wird auch auf die Bedeutung der Kultur abge-

stimmt. Die Publikation der Sortenliste ist der jährlich

wiederkehrende Abschluss eines Prüfzyklus. «Bis es eine

Sorte auf diese Liste schafft, vergehen je nach Kultur

zwischen zwei bis fünf Jahre», erklärt Jürg Hiltbrunner

mir die zeitliche Dimension der Sortenprüfung – eine

langwierige Zuchtarbeit.

Forscherherz schlägt für Nachhaltigkeit

Hinzukommt die Mitarbeit des 37-jährigen Familien-

vaters in den verschiedenen technischen Kommis-

sionen von Swiss granum (Ölsaaten, Brotgetreide,

Futter getreide und Eiweisspflanzen). Der Pflanzenwis-

senschaftler schätzt seinen vielseitigen Arbeitsinhalt

heute sehr. Ursprünglich hatte sein Forscherherz für die

Idee der nachhaltigen Unkrautregulierung geschlagen.

Dieses Interesse führte ihn nach dem selbstfinanzier-

ten Studium an der ETH zunächst ans CABI (Centre for

Agricultural Bioscience International) nach Delémont

und von dort zu ART. Dem Nachhaltigkeitsgedanken

verpflichtet freut sich Jürg Hiltbrunner, dass die Ent-

wicklung von Alternativkulturen einen Beitrag zur (Bio-)

Diversität in der Schweizer Landwirtschaft / im Schwei-

zer Ackerbau leisten kann. Interessant findet er deshalb

die aktuellen Projekte zu Öllein, Mohn und Hirsearten

(Rispenhirse und Sorghum). Bei diesen Kulturen werden

nebst Sortenversuchen auch solche zur Anbautechnik

und Düngung durchgeführt.

Seinen landwirtschaftlichen Wurzeln und der Natur

bleibt Jürg Hiltbrunner auch bei seinen Freizeitinteres-

sen treu: Wandern und Garten. Einzig Schlafen sei als

Freizeitbeschäftigung noch hinzugekommen, was bei

drei kleinen Kindern – alle sind jünger als fünf Jahre –

denn auch verständlich scheint.

Etel Keller-Doroszlai, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-

Tänikon ART, 8356 Ettenhausen

Jürg Hiltbrunner: Fast an jeder Sortenliste beteiligt

P o r t r ä t

1 Mit Ausnahme der Sortenprüfung für Kartoffeln

236

Einladung

Agroscope Changins-Wädenswil ACW und die «International Society for Horticultural Science (ISHS)» freuen sich, Sie

zum «1st International Symposium on Medicinal, Aromatic and Nutraceutical Plants from Mountainous Areas» ein-

zuladen. Dieses Symposium findet vom 5. bis 9. Juli 2011 in der Schweiz in Saas Fee statt und ist an Personen gerichtet,

die in der Forschung, Produktion und Bildung tätig sind.

Das Ziel des Symposiums ist es, neuste Informationen aus der Wissenschaft über den Anbau und die Nutzung von

Pflanzen aus dem Berggebiet zu präsentieren und zu diskutieren - Pflanzen, die in Medikamenten sowie als Aroma-

stoffe und Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln Verwendung finden. Die in höheren Lagen gedeihenden Wildpflanzen

sind im allgemeinen reich an sekundären Inhaltsstoffen und wurden seit Jahrhunderten zu Heilzwecken gesammelt.

Doch der Bedarf an einigen dieser Pflanzen ist in den letzten Jahren gestiegen, daher kann die Nachfrage nur über

deren professionellen Anbau gewährleistet werden. Zudem erlaubt ein solcher Anbau eine nachhaltige Produktion

mittels optimalen Anbaubedingungen und angepassten Genotypen mit gewünschtem phytochemischem Profil, das

durch Domestikation und Züchtung erzielt wurde. Damit können natürlicherweise vorkommende Pflanzenpopulati-

onen geschützt werden.

Mehr als 100 Vorträge und Poster werden von Forschenden aus der ganzen Welt von Korea bis Argentinien in vier

Sessionen präsentiert: 1) Genetische Ressourcen und Botanik, 2) Domestikation, Züchtung und markergestützte

Selektion, 3) Anbau, Pflanzenschutz und Ernte und 4) Nachernte-Verfahren wie Trocknung, Extraktion und Produkt-

herstellung. Das Symposium wird in Englisch gehalten, ohne Übersetzung.

Weitere Infos unter: http://www.agroscope.admin.ch/mapmountain/index.html?lang=en

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 236–239, 2011

Aktuelles

A k t u e l l e s

6th – 9th July 2011 / Saas-Fee, Switzerland

1st International Symposium on Medicinal, Aromatic and Nutraceutical Plants from Mountainous Areas

Organising Committee

CARLEN Christoph, ConvenorAgroscope Changins-Wädenswil Research Station ACW, Switzerland BAROFFIO CatherineAgroscope Changins-Wädenswil Research Station ACW, SwitzerlandVOUILLAMOZ JoséAgroscope Changins-Wädenswil Research Station ACW, SwitzerlandCHASSOT Chantal, Symposium Secretary Agroscope Changins-Wädenswil Research Station ACW, Switzerland

Scientific Program

July 5 : Arrival at Saas-Fee, evening receptionJuly 6 to 8 : Oral presentations and postersJuly 9 : Botanical excursion

www.agroscope.admin.ch/mapmountain

Federal Departmentof Economic Affairs FDEAAgroscope Changins-WädenswilResearch Station ACW

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra

Swiss Confederation

Aktuell

237

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 236–239, 2011

N e u e P u b l i k a t i o n e n

A k t u e l l

ALP aktuell 39

Flüssigfütterungsanlagen sind weitverbreitet in der

Schweinefütterung, bieten sie doch verschiedene Vor-

teile. Zum Beispiel ist es einfach, betriebseigene Produkte

oder Nebenprodukte aus der Lebensmittelindu strie in

eine Futterration zu integrieren. Die Flüssigfütterungs-

anlage erlaubt, Futterkosten tief zu halten und ver-

leiht grosse Flexibilität in vielerlei Hinsicht. So ist eine

Phasenfütterung möglich oder man kann die Zusam-

mensetzung der Ration, je nach Verfügbarkeit der ver-

schiedenen Futterkomponenten, rasch anpassen. Doch

jede Medaille hat eine Kehrseite. Feuchte oder flüssige

Futtermittel sind leichtverderblich und stellen entspre-

chend hohe Anforderungen an Lagerung und Hygiene.

Betriebe mit Flüssigfütterungsanlagen haben ein deut-

lich höheres Risiko für Tierverluste. Das vorliegende

Merkblatt zeigt auf, wie dieses Risiko gemindert werden

kann und behandelt die Punkte

•• Umgang mit den Biofilmen

•• Mikrobiologischer Orientierungswert

•• Anzustrebende Hygiene-Werte in der

•• Futtersuppe

•• Hygienekonzept

•• Schwachpunkte von Flüssigfütterungsanlagen

•• Ungünstige mikrobiologische Qualität

•• der Suppe

Peter Stoll,

Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP

Hygiene in Flüssig-fütterungsanlagen für Schweine

ART-Bericht 743

Kühe der Eringerrasse sind für ihr ausgeprägtes Kampf-

verhalten bekannt. Deshalb stellt diese Rasse hohe

Anforderungen an den Winterauslauf in Gruppen und

an die Laufstallhaltung. Zwei experimentelle Untersu-

chungen auf Praxisbetrieben im Wallis sollten hier ver-

tiefte Erkenntnisse liefern. Geprüft wurde, wie sich

einerseits bei Anbindehaltung die Länge des Intervalls

zwischen zwei Tagen mit Auslauf und anderseits bei

Laufstallhaltung die Dauer der Trennung einer Kuh von

der Herde auf das Kampfverhalten und die damit ver-

bundenen Verletzungen auswirken. Die Ergebnisse

führen zum Schluss, dass das Intervall zwischen den

Tagen mit Auslauf bei Eringerkühen nicht länger als

drei Tage dauern sollte. Im Laufstall war die Häufigkeit

von Kämpfen bei der Wiedereingliederung von der

Dauer der Trennung einer Kuh von der Herde abhängig.

Hier zeigt sich, dass eine möglichst kurze Dauer anzu-

streben ist. Interessanterweise war die Stressbelastung

für die Tiere während der Trennungsphase grösser als

bei ihrer Wiedereingliederung in die Herde. In einer

dritten Untersuchung wurde überprüft, ob sich die Hal-

tungsbedingungen von Eringerkühen während der

Winterfütterungsperiode auf das Kampfverhalten

beim Zusammenführen der Herden zu Beginn der

Alpung auswirken. Es zeigte sich, dass weder der regel-

mässige Winterauslauf von Tieren in Anbindehaltung

noch die Laufstallhaltung einen negativen Einfluss auf

die Gewinnchancen bei Rangkämpfen auf der Alp

haben.

Isabelle Castro, Rudolf Hauser und Beat Wechsler,

Bundesamt für Veterinärwesen, Zentrum für

tiergerechte Haltung: Wiederkäuer und Schweine; ART

Impressum

Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Etel Keller,ART

Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch

ISSN 1661-7568

ART-Bericht 743

Haltung von Eringerkühen

Anbindehaltung mit regelmässigem Auslauf und Laufstallhaltung

Autorinnen und Autoren

Isabelle Castro, Rudolf Hauser,BeatWechsler, Bundesamt fürVeterinärwesen, Zentrum fürtiergerechte Haltung:Wiederkäuerund Schweine;[email protected]

Februar 2011

Kühe der Eringerrasse sind für ihr ausge-prägtes Kampfverhalten bekannt. Deshalbstellt diese Rasse hohe Anforderungenan den Winterauslauf in Gruppen und andie Laufstallhaltung. Zwei experimentelleUntersuchungen auf Praxisbetrieben imWallis sollten hier vertiefte Erkenntnisseliefern. Geprüft wurde, wie sich einerseitsbei Anbindehaltung die Länge des Inter-valls zwischen zwei Tagen mit Auslaufund anderseits bei Laufstallhaltung dieDauer der Trennung einer Kuh von derHerde auf das Kampfverhalten und diedamit verbundenen Verletzungen auswir-ken.Die Ergebnisse führen zum Schluss, dassdas Intervall zwischen den Tagen mit Aus-lauf bei Eringerkühen nicht länger als dreiTage dauern sollte. Im Laufstall war die

Häufigkeit von Kämpfen bei der Wieder-eingliederung von der Dauer der Trennungeiner Kuh von der Herde abhängig. Hierzeigt sich, dass eine möglichst kurze Daueranzustreben ist. Interessanterweise wardie Stressbelastung für die Tiere währendder Trennungsphase grösser als bei ihrerWiedereingliederung in die Herde.In einer dritten Untersuchung wurde über-prüft, ob sich die Haltungsbedingungenvon Eringerkühen während der Winterfüt-terungsperiode auf das Kampfverhaltenbeim Zusammenführen der Herden zuBeginn der Alpung auswirken. Es zeigtesich, dass weder der regelmässige Winter-auslauf von Tieren in Anbindehaltung nochdie Laufstallhaltung einen negativen Ein-fluss auf die Gewinnchancen bei Rang-kämpfen auf der Alp haben.

Abb. 1: Eringerkühe zeigen ausgeprägtes Kampfverhalten, mit dem sie ihre Rangpositionin der Herde klären (Fotos: ART).

Haltung von Eringerkühen

238

M e d i e n m i t t e i l u n g e n

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen

Aktuell

M e d i e n m i t t e i l u n g e n

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 236–239, 2011

20.04.2011 / BLWBernard Lehmann wird neuer Direktor des Bundes-amts für Landwirtschaft Auf Antrag von Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann,

Vorsteher des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdeparte-

ments (EVD), hat der Bundesrat am 20. April 2011

Bernard Lehmann zum neuen Direktor des Bundesamts

für Landwirtschaft (BLW) ernannt. Bernard Lehmann, der

auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, beim Bauernver-

band gearbeitet hat und heute als ETH-Professor wirkt,

nimmt seine neue Tätigkeit am 1. Juli 2011 auf. Er über-

nimmt die Nachfolge von Manfred Bötsch, der per Ende

Juni auf eigenen Wunsch sein Amt abgibt, um eine neue

Herausforderung ausserhalb des BLW anzunehmen.

19.04.2011 / ARTLandwirtschaftliche Einkommen sinken 2010 Erste Trendschätzungen für das Jahr 2010 zeigen ein tie-

feres landwirtschaftliches Einkommen als im Vorjahr.

Gemäss den provisorischen Ergebnissen beträgt das

Einkommen pro Betrieb rund Fr. 56 000.– gegenüber

Fr.  60 000.– im Jahr zuvor. Sinkende Produzentenpreise

und tiefere Erträge können nicht aufgefangen werden

durch höhere Direktzahlungen und tiefere Kosten. Der

Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft wird auf knapp

Fr. 40 000.– geschätzt.

18.04.2011 / ACW Agroscope ACW lanciert «Mattmark», die erste Sorte der Anti-Stress-Pflanze Rhodiola rosea Rhodiola rosea, der Rosenwurz ist eine begehrte Arznei-

pflanze und bekannt für ihre beruhigende und vitalisie-

rende Wirkung. Um Wildbestände zu schonen, hat die

Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW

die weltweit erste anbaufähige Sorte gezüchtet. Sie

heisst «Mattmark» und stammt aus Rosenwurz, das im

Saas-Tal im Kanton Wallis wächst. Sie weist einen hohen

Wirkstoffgehalt auf (Salidrosid und Rosavin) und wächst

schnell, was gute Aussichten für eine landwirtschaftliche

Produktion bedeutet.

04.04.2011 / ACWBio-Methode gegen Feuerbrand im Feldversuch Das Bakterium Pantoea agglomerans gilt in Nordame-

rika und Neuseeland als effektive Bio-Methode gegen

Feuerbrand-Bakterien. Es besetzt bei Apfel- und Birn-

bäumen die Lebensbereiche des Feuerbrand-Erregers

und verhindert so eine Infektion der Nutzpflanzen. Doch

kann das Bakterium unter Schweizer Verhältnissen Feu-

erbrand bekämpfen? Könnten Experten der Forschungs-

anstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW diese

Frage bejahen, wäre dies ein wichtiger Schritt auf dem

Weg zu einer neuen Bio-Methode gegen Feuerbrand.

02.04.2011 / SNGPlattform für die Pferdezucht Anlässlich des sechsten Tages der Pferdezucht, haben

sich am 2. April 2011 über 2500 Personen im Hof des

Schweizerischen Nationalgestüts SNG eingefunden. Der

Anlass, an dem sich über 200 Pferde 30 verschiedener

Rassen präsentierten, ist jedes Jahr eine einmalige Platt-

form für die Pferdezucht und für die gesamte Pferde-

branche.

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen

Aktuell

239

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

Agrarforschung Schweiz 2 (5): 236–239, 2011

V e r a n s t a l t u n g e n

Juni 2011

05.06.2011Breitenhoftagung 2011, Treffpunkt der Steinobst-brancheAgroscope Changins-Wädenswil ACWSteinobstzentrum Breitenhof, Wintersingen

15. – 16.06.2011Agrartechniktage Tänikon Agroscope Reckenholz-Tänikon ARTTänikon

17. – 19.06.2011Nutri11Gemeinsame Veranstaltung des Landwirtschaftlichen Instituts Grangeneuve (LIG), der Agroscope Liebe-feld-Posieux ALP, Vetsuisse Bern und der Schweiz. Hochschule für Landwirtschaft (SHL)Posieux

Juli 2011

06. – 09. 07.2011International Symposium on Medicinal, Aromatic and Nutraceutical Plants from Mountainous AreasInternational Society for Horticultural Science (ISHS) und Agroscope Changins-Wädenswil ACWSaas-Fee

August 2011

20.08.2011Güttingertagung 2011Agroscope Changins-Wädenswil ACW und BBZ ArenenbergVersuchsbetrieb Güttingen, Güttingen TG

30. – 02.09.2011EAAE 2011 Congress XIIIth Congress of the European Association of Agricultural EconomistAgroscope Reckenholz-Tänikon ART und IED-ETHETH Zürich Hauptgebäude

I n t e r n e t l i n k s

Global Learning and Observations to Benefit the Environment (GLOBE)

www.globe-swiss.ch

1994 ist GLOBE in den USA unter dem Patronat des dama-

ligen Vizepräsidenten Al Gore lanciert worden. Der För-

der-Verein GLOBE Schweiz wurde 2009 gegründet.

Das Ziel von GLOBE ist eine weltweite Vernetzung

und Zusammenarbeit von SchülerInnen, Lehrpersonen

und ForscherInnen sowie weiterer Interessierten zuguns-

ten eines besseren Verständnisses über die Zusammen-

hänge in unserem System Erde, deren nachhaltige Erhal-

tung und Verbesserung, und dies auf lokaler, regionaler

und globaler Ebene.

Juni 2011 / Heft 6

•• Rohproteingehalte in Schweinefutter: Bestandesaufnahme

2008, Annelies Bracher und Peter Spring; ALP und SHL

•• Projekt «Weidekuh-Genetik»: Produktion, Fruchtbar-

keit und Gesundheit, Valérie Piccand et al. SHL, ALP

und Universität Zürich

•• Sortenprüfung Wiesenschwingel: Bewährungsprobe für

alt und neu, Daniel Suter et al. ART und ACW

•• Extension Obst – massgeschneiderte Forschung und

Entwicklung im Dialog mit der Praxis, Simon Egger und

Heinrich Höhn ACW

•• Krankheiten beim Winterweizen: Einfluss des Anbau-

systems und Auswirkungen auf den Ertrag, Raphaël

Charles et al. ACW

•• Klimastrategie Landwirtschaft, Martina Wiedemar und

Daniel Felder BLW

•• Forschung und Beratung für Frauen in der Landwirtschaft,

Ruth Rossier und Rita Helfensberger; ART und Agridea

•• Problemorientierte Systemforschung – ein Blick auf

Agroscope, Paul Steffen ART

Ammoniakemissionen sind Teile des Nährstoffkreislaufs in der Tierproduk tion. Durch verminderte Rohprotein gehalte im Schweinefutter und Phasenfütterung kann die Landwirtschaft bereits an der Quelle emissionsmindernde Massnahmen um-setzen. Die SHL und Agroscope Liebefeld-Posieux ALP haben eine Bestandesauf-nahme der Fütterungspraxis in der Schweiz durchgeführt.

V o r s c h a u

Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen

Mittwoch/Donnerstag, 15./16. Juni 2011

Tänikoner AgrartechniktageForschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Tänikon, Ettenhausen TG

Themen• Trends und Aussichten der Agrartechnikbranche• Motortuning bewirkt hohe Emissionen• Sensoren retten Wild vor Mahd• Roboter füttert Milchvieh automatisch• Spritspar.at – Österreichische Inititative zum Sprit-sparen

• Ansatzpunkte zur Verbesserung der über-betrieblichen Zusammenarbeit

PatronatAgrartechnikforum Schweiz

TagungsortForschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART,Refental, Tänikon, CH-8356 Ettenhausen TG

Detailprogramm und Anmeldung:www.agroscope.ch >Veranstaltungen

inserat_a5_agrartechnik.indd 1 25.03.2011 10:53:55

Sonntag, 5. Juni, 9.30 Uhr

Breitenhof-Tagung 2011Steinobstzentrum Breitenhof in Wintersingen BL

ReferateBegrüssung zur Breitenhof-Tagung•Jean-Philippe Mayor, Direktor AgroscopeChangins-Wädenswil ACW

Ausblick auf die Schweizer Steinobsternte und Vermarktung 2011•Hansruedi Wirz, Früchtezentrum Basel

Betriebsrundgang«Blue Lamp» – mit dem neuen Test die Sharka im Visier!•Möglichkeiten und Grenzen der Zwetschgen-Ausdünnung•Kirschenfliege – aktuelle Bekämpfung und Perspektiven•

Ausstellung und Infostände

Informationen – Gespräche – Gemütlichkeitwww.agroscope.ch

EidgenössischesVolkswirtschaftsdepartement EVDForschungsanstaltAgroscope Changins-Wädenswil ACW

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra