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Ausgabedatum 26.9.02 A s t r o n o m i e f r e u n d e 2 0 0 0 Wa g hä us e l e . V . Besuchen Sie uns auch im Internet unter http://www.people.freenet.de/afw2000/home.html Heft 8, Ausgabe 4/2002 Kosmische "Streifschüsse" In den letzten Wochen ging wieder ver- mehrt eine gewisse Panikmache durch die Presse. Es war wieder einmal mehr von ei- nem neu entdeckten Asteroiden (2002 NT7) die Rede, der mit einer hohen Wahr- scheinlichkeit im Jahr 2019 nach einigen Sonnenumläufen die Erde treffen und mit seinem Durchmesser von knapp 2 km eine Katastrophe globalen Ausmaßes hervorru- fen könne. Bereits wenige Tage darauf folgten die Dementis, da eine Überprüfung der Bahndaten einen Einschlag auf der Erde sehr unwahrscheinlich (1:250.000) werden ließ. Dass aber die Bedrohung aus dem All keineswegs nur der Science Fic- tion zuzuordnen ist zeigen immerhin 3 Ge- gebenheiten aus der allerjüngsten Vergangenheit. Am 26.12.2001 wurde der Asteroid 2001 YB5 vom NEAT-Teleskop in Mount Palomar, Kalifor- nien entdeckt. Der mit 300 Metern Durchmesser ziemlich große Asteroid fliegt auf einer stark elliptischen Bahn, die die Umlaufbahnen des Mars, der Erde, der Venus und des Merkurs kreuzt. Am 7.1.2002 um 8:30 Uhr kam er der Erde mit 820.000 km am nächsten. Das ist un- gefähr die doppelte Entfernung des Mondes von der Erde. Wegen seiner Bahn, die die Um- laufbahn der Erde kreuzt, gilt YB5 als "potenziell gefährlich". Trotz des "close encounter" bestand für die Erde keine Gefahr. Und auch wenn der Asteroid in die Erde eingeschlagen hät- te, würde er zwar gewaltige Zerstörungen im Umkreis einiger Hundert Kilometer verursachen, aber nicht alles Leben vernichten. Allerdings hätte man nichts gegen einen Einschlag machen können, vor allem auch angesichts der knappen Zeit zwischen der Entdeckung und dem "clo- se encounter". Am 14. Juni 2002 näherte sich dann der Asteroid 2002 MN bis auf nur 120.000 km der Erde, nur ein Drittel der mittleren Mondentfernung. Entdeckt wurde der Himmelskörper indes erst 3 Tage später zufällig bei der Auswertung von Fotografien. Mit einem Durchmesser von ... Fortsetzung auf Seite 2

Heft 8, Ausgabe 4/2002 - afw2000.de · rizont aufsteigt und Planeten, die immer nahe der Ekliptik stehen somit rasch an Höhe gewinnen und sich so aus dem Horizontdunst lösen können,

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Besuchen Sie uns auch im Internet unter http://www.people.freenet.de/afw2000/home.html

Heft 8, Ausgabe 4/2002

Kosmische "Streifschüsse"In den letzten Wochen ging wieder ver-mehrt eine gewisse Panikmache durch diePresse. Es war wieder einmal mehr von ei-nem neu entdeckten Asteroiden (2002NT7) die Rede, der mit einer hohen Wahr-scheinlichkeit im Jahr 2019 nach einigenSonnenumläufen die Erde treffen und mitseinem Durchmesser von knapp 2 km eineKatastrophe globalen Ausmaßes hervorru-fen könne. Bereits wenige Tage darauffolgten die Dementis, da eine Überprüfungder Bahndaten einen Einschlag auf derErde sehr unwahrscheinlich (1:250.000)werden ließ. Dass aber die Bedrohung ausdem All keineswegs nur der Science Fic-tion zuzuordnen ist zeigen immerhin 3 Ge-gebenheiten aus der allerjüngsten

Vergangenheit.Am 26.12.2001 wurde der Asteroid 2001 YB5 vom NEAT-Teleskop in Mount Palomar, Kalifor-nien entdeckt. Der mit 300 Metern Durchmesser ziemlich große Asteroid fliegt auf einer starkelliptischen Bahn, die die Umlaufbahnen des Mars, der Erde, der Venus und des Merkurskreuzt. Am 7.1.2002 um 8:30 Uhr kam er der Erde mit 820.000 km am nächsten. Das ist un-gefähr die doppelte Entfernung des Mondes von der Erde. Wegen seiner Bahn, die die Um-laufbahn der Erde kreuzt, gilt YB5 als "potenziell gefährlich". Trotz des "close encounter"bestand für die Erde keine Gefahr. Und auch wenn der Asteroid in die Erde eingeschlagen hät-te, würde er zwar gewaltige Zerstörungen im Umkreis einiger Hundert Kilometer verursachen,aber nicht alles Leben vernichten. Allerdings hätte man nichts gegen einen Einschlag machenkönnen, vor allem auch angesichts der knappen Zeit zwischen der Entdeckung und dem "clo-se encounter".Am 14. Juni 2002 näherte sich dann der Asteroid 2002 MN bis auf nur 120.000 km der Erde,nur ein Drittel der mittleren Mondentfernung. Entdeckt wurde der Himmelskörper indes erst3 Tage später zufällig bei der Auswertung von Fotografien. Mit einem Durchmesser von ... Fortsetzung auf Seite 2

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Kontaktadressen: 1. Vorsitzender: Rudolf Woll, Kettelerstr. 19, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/3666

2. Vorsitzender: Wolfgang Stegmüller, Vogesenstr. 11, 68753 Waghäusel, Tel.: 07254/60595

Lieber Sternfreund, liebe Sternfreundin,

Schon im Altertum waren den Astronomen gewisse Periodizitäten am gestirnten Himmel be-kannt und so hat die Vorhersage von astronomischen Ereignissen wie beispielsweise Son-nen- oder Mondfinsternisse bereits eine lange Geschichte. In unserer Zeit wurden dieseVorhersagen durch den Einsatz moderner Computer weiter präzisiert und so stellt es heutefür den versierten Laien überhaupt keine Schwierigkeit mehr dar, alle möglichen Begeben-heiten minutiös vorauszuberechnen. Um so mehr überrascht es uns, dass so viele unvor-hersehbare Ereignisse am Himmel stattfinden, wie es in diesem Jahr der Fall ist. DieTitelstory erzählt von einer ganzen Reihe naher Passagen neu entdeckter Asteroiden vorbeian unserem Heimatplaneten. Weitere "Stars" waren und sind die Kometen Ikeya-Zang imFrühjahr und der im Sommer von einem deutschen Amateurastronomen aus Dossenheimentdeckte Komet Hoenig. Es war die erste Kometenentdeckung von Deutschland aus seit1946. Dabei ist das Jahr 2002 gar kein herausragendes Jahr. In jedem Jahr finden ähnlichhäufig derartige Ereignisse statt.In der Reihe "Unser Sonnensystem" behandle ich in dieser Ausgabe die inneren Planetenvon Merkur bis Mars. Sicher kann ein Heftchen wie dieses keine umfassenden Erläuterun-gen geben, aber es kann Lust auf mehr machen.Nichts aber geht über das praktische Erleben unter einem dunklen Sternenhimmel und derAustausch mit Gleichgesinnten. Beachten Sie daher auch die Terminhinweise für unsereVeranstaltungen.Achtung: Ab sofort führen wir unsere Sternführungen nicht mehr auf dem Rüben-platz, sondern auf der alten B36 direkt nach der Unterführung durch. Bitte Parken SieIhren Wagen nahe der Wallfahrtskirche, dort wo tagsüber die Autos der Inline-Skaterstehen. Von dort sind es ca. 200 Meter zu Fuß. Halten Sie eine Taschenlampe bereit,denn der Weg ist zwar befestigt, aber unbeleuchtet.Viel Spaß beim Lesen.

(Wolfgang Stegmüller)

Fortsetzung von der Titelseite

lediglich etwa 50 m ist er zwar ein kosmisches Leichtgewicht, aber ein Einschlag auf derErde hätte durchaus vergleichbare Auswirkungen haben können wie der berühmte Astero-ideneinschlag 1908 in der sibirischen Taiga (Tunguska). Damals war ein Asteroid vergleichbarer Größe in der Luft explodiert und plättete durch seineDruckwelle 2000 Quadratkilometer Wald. Durch die dünne Besiedlung kamen glücklicher-weise Menschen nicht zu Schaden. Der Vorbeiflug am 14. Juni 2002 war die dichteste be-kannte Annäherung eines Asteroiden seit Dezember 1994.Ein weiterer Asteroid (2002 NY40) war am 18. August der Erde so nahe gekommen, dasser sogar mit einfachen Amateurteleskopen beobachtbar war (Bild der Flugbahn auf der Ti-

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telseite). In nur 1,3-facher Mondentfernung zog der etwa 300 Meter große Asteroid an derErde vorbei. Unser Mitglied und aktiver Astro-Fotograf Oswald Dörwang hat bei dieser Ge-legenheit versucht, den Vorbeiflug im Bild zu erfassen.Diese wenigen Beispiele zeigen in aller Deutlichkeit, dass der scheinbar so leere und fried-liche Weltraum eher einer kosmischen Schießbude gleicht und wie ungemein wichtig es ist,den erdnahen Weltraum mit Teleskopen lückenlos zu überwachen um eine Gefährdungrechtzeitig zu erkennen. Von öffentlicher Seite werden hierfür kaum Gelder zur Verfügunggestellt, so dass nur eine Handvoll kleiner Teleskope für diese Beobachtungsaufgabe ein-gesetzt wird. Dabei wäre es gerade bei frühzeitiger Erkennung einer Bedrohung möglichdurch technisch machbare Maßnahmen dieser entgegenzuwirken. Je später eine Bedro-hung erkannt wird, desto drastischer müssten Eingriffe in die Flugbahn ausfallen um einenAsteroiden hinreichend stark abzulenken. Maßnahmen, die die derzeit verfügbaren techni-schen Realitäten bei Weitem übersteigen.Es soll an dieser Stelle keine Panik verbreitet werden, aber es soll nüchtern festgestellt wer-den, dass die Frage nicht lautet ob die Erde künftig von einem Asteroiden getroffen werdenwird, sondern nur wann.

Astronomie heuteHatte auch die Erde einst einen Ring?

Auch die Erde hatte früher vermutlich einen Ring wie der Saturn. Davon sind die beidenGeophysiker Peter Fawcett von der University of New Mexico und Mark Boslough von denSandia National Laboratories in Albuquerque, Neu-Mexiko, überzeugt. Nach ihrer kürzlichim Fachblatt "Geophysical Research" veröffentlichten Hypothese ist es in der Erdgeschichtemehrfach zur Bildung eines Trümmerrings um die Erde gekommen, ausgelöst durch die Kol-lision der Erde mit Asteroiden. Die Ringe hätten dann jeweils einige 100.000 Jahre existiertund durch ihren Schattenwurf zu einer Abkühlung des irdischen Klimas geführt. Das wahrscheinlichste Szenario für die Entstehung eines Rings ist das Eindringen einesmehrere Kilometer großen Asteroiden in die Erdatmosphäre unter einem sehr flachen Win-kel, schreiben Fawcett und Boslough. Wie ein unter flachem Winkel auf eine Wasserober-fläche geschleuderter Stein prallt der Himmelskörper an der Erdatmosphäre ab. BeimDurchflug durch die Lufthülle verdampft jedoch ein großer Teil des Himmelskörpers und bil-det daher anschließend eine Dampfwolke um die Erde, aus der dann ein Ring aus kleinenTrümmerstücken, so genannten Tektiten, kondensiert. "Ein solcher Ring um den Erdäquator hätte einen starken Einfluss auf das Klima", erläuternFawcett und Boslough, "denn er reflektiert einen signifikanten Anteil der Sonnenstrahlungzurück ins All." So ließe sich zum Beispiel die lang andauernde Klimaänderung nach einemAsteroideneinschlag vor 35 Millionen Jahren erklären. Andererseits gab es offenbar nachdem Einschlag auf der Yukatan-Halbinsel in Mexiko vor 65 Millionen Jahren, in dessen Fol-ge die Dinosaurier ausgestorben sind, keine langfristige Klimaänderung. Demnach, so die

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beiden Forscher, hat sich nach diesem Einschlag kein Ring um die Erde gebildet. Quelle: http://www.spaceflightnow.com/news/n0209/16earthrings/

Das Himmelsgeschehen im 4. Quartal 2002Der Sonnenlauf

Der scheinbare Lauf der Sonne durch die Sternbilder des Tierkreises ergibt sich aus den un-terschiedlichen Perspektiven, die sich vom Blick von der Erde zur Sonne ergeben. Da dieErde innerhalb eines Jahres die Sonne umrundet, steht diese von der Erde aus gesehenstets vor einem anderen Sternenhintergrund. Der Sternenhintergrund kann natürlich nichtgesehen werden da die Sternbilder, die von der Sonne durchlaufen werden, in Richtung derSonne stehen und sich somit am Taghimmel befinden.Die Sonne steht so zu Beginn des Quartals im Sternbild Jungfrau, um am 31.10. ins Stern-bild Waage zu wechseln. Dort verweilt sie bis zum 24.11. Nun läuft sie wenige Tage bis zum30.11 durch den Skorpion und tritt schließlich, was wenige wissen in das in der breiten Öf-fentlichkeit relativ unbekannte Sternbild Schlangenträger ein. Am 18.12. findet schließlichder Wechsel in den Schützen statt, wo sie bis über den Jahreswechsel hinaus verweilenwird.

Mondphasen

Die Mondphasen des 4. Quartals sind der Tabelle 1 zu entnehmen.

Planetensichtbarkeiten

Merkur

Der flinke Planet erreicht am 12.10.2002 mit 18 ° Winkelabstand zur Sonne eine Morgen-sichtbarkeit. Diese fällt sogar recht gut aus, da im Herbst die Ekliptik steil vom östlichen Ho-rizont aufsteigt und Planeten, die immer nahe der Ekliptik stehen somit rasch an Höhegewinnen und sich so aus dem Horizontdunst lösen können, bevor die Dämmerung zu weitfortgeschritten ist. Aufzufinden ist der innerste unserer Planeten etwa ab dem 5. Oktoberdicht über dem Osthorizont. Am 10. begegnet der 0m0 helle Merkur dem Mars. Merkur stehtdann knapp 3Grad unterhalb. Die letzte Sichtbarkeit liegt um den 25. Bei guter Horizontsichtkann es gegen Ende Dezember zu einer Abendsichtbarkeit kommen. Da die Ekliptik aberdann recht flach steht, fällt diese recht bescheiden aus.

Venus

Obwohl der Winkelabstand der Venus von der Sonne Anfang Oktober noch beachtliche 36 °

erstes Viertel Vollmond letztes Viertel NeumondOktober 13.10.2002 21.10.2002 29.10.2002 06.10.2002November 11.11.2002 20.11.2002 27.11.2002 04.11.2002Dezember 11.12.2002 19.12.2002 27.12.2002 04.12.2002Tabelle 1: Mondphasen im 4. Quartal 2002

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beträgt, hat sich der Abendstern bereits von der Himmelsbühne verabschiedet. Dies liegtam bereits recht flachen Tagbogen der Sonne und der Stellung der Venus weit südlich derEkliptik. Die Venus ist somit in diesem Quartal als Abendstern nicht mehr beobachtbar. IhrWinkelabstand von der Sonne verringert sich nun rapide und am 1. November erreicht sieihre untere Konjunktion. Die Neuvenus steht an diesem Tag 5,5 ° unterhalb der Sonne. AbMitte November ist der Winkelabstand wieder so weit angewachsen, dass sich die Venus inder Morgendämmerung tief im Osten wieder zeigt. Sie ist dann im Teleskop als sehr schma-le Sichel zu sehen. Bis Ende Dezember baut sie ihre Sichtbarkeit als Morgenstern immerweiter aus. Ihr Aufgang erfolgt am Sylvestermorgen bereits um 4:40 Uhr. Am 7. 12. begeg-net die -4m7 helle Venus dem vergleichsweise leuchtschwachen +1m7 hellen Mars. Ihre ge-genseitiger Abstand beträgt nur 1,5 ° beträgt.

Mars

Mars, der gerade seine Konjunktion mit der Sonne hinter sich gebracht hat löst sich nunganz allmählich aus deren Strahlen. Am 1. Oktober geht der rote Planet um 5:49 Uhr auf.Seine Helligkeit beträgt an diesem Tag schwache 1m8 und der Durchmesser seines Scheib-chens beträgt lediglich 3,6 Bogensekunden (´´). An den Sichtbarkeitsbedingungen wird sichdenn auch bis zum Jahresende nichts Wesentliches ändern. Sein Aufgang verfrüht sich auf4:13 Uhr am Sylvestermorgen. Helligkeit und Durchmesser vergrößern sich nur geringfügig.So ist Mars auch weiterhin kein Beobachtungsobjekt für das Teleskop.

Jupiter

Jupiter geht am Beginn des Quartals kurz nach 2:00 Uhr nachts auf. Die Helligkeit des Rie-senplaneten und der scheinbare Durchmesser variiert über das Jahr nur wenig, so dasseine Beobachtung am Teleskop immer lohnt, sobald sich nach einer Konjunktion der Win-kelabstand weit genug vergrößert hat. Vorläufig bleibt Jupiter allerdings ein Objekt der 2.Nachthälfte. Ab Mitte November verlagert er seine Aufgänge in die Zeit vor Mitternacht undin den letzten Tagen des Jahres hat er um Mitternacht bereits eine stattliche Höhe über demHorizont erreicht, so dass auch Abendbeobachtungen möglich sind. Mit einer Helligkeit vonanfänglich -2m und zum Jahresende -2m5 ist der Gasriese der bei Weitem hellste "Stern" amHimmel. Wer den Jupiter jedoch abends beobachten möchte, muss sich noch bis ins nächs-te Quartal gedulden.

Saturn

Saturn geht am 1. 10. um 22:46 Uhr auf und weist eine Helligkeit von -0m5 auf. Er ist als un-gewöhnlicher "Fremdkörper" zwischen Stier und Zwillinge zu finden. Bis zu seiner Opposi-tion am 17. Dezember steigt seine Helligkeit geringfügig auf -0m9 an. Seinen Aufgang hatSaturn dann bereits um 16:26 Uhr. Interessant ist der Durchgang des Saturn durch denKrebsnebel M1, allerdings erst in der Nacht 3./4. Januar 2003. Noch immer bietet Saturn mitseinem weit geöffneten Ringsystem einen imposanten Anblick bereits im kleinen Fernrohr.

Uranus

Uranus hat seine Opposition bereits hinter sich, bietet aber zu Quartalsbeginn optimale Be-

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obachtungsmöglichkeiten. Einziger Wermutstropfen daran ist, dass sich Uranus, wie auchNeptun derzeit in einem Bereich der Ekliptik befinden, der relativ flach über dem Südhori-zont verläuft. So erreichen beide Planeten bei ihrer Kulmination nur einen Horizontabstandvon 26 ° (Uranus) und 22 ° (Neptun). Uranus ist mit einer Helligkeit von 5m7 ein Objekt, wel-ches von einem dunklen Beobachtungsstandort sogar noch mit dem bloßen Auge gesehenwerden kann. Er steht im Sternbild Steinbock und geht zu Quartalsbeginn um 3:36 Uhr un-ter. Die Untergangszeit verfrüht sich stetig und so wird der Planet mehr und mehr zu einemObjekt der ersten Nachthälfte, ist aber das ganze Quartal hindurch noch beobachtbar. ImRahmen unserer Sternführung dieses Quartals werden unsere Gäste einen Blick auf dasnur 3,4 Bogensekunden durchmessende Planetenscheibchen werfen können.

Neptun

Für den äußersten Planeten unseres Sonnensystems, der mit unseren Mitteln noch erreich-bar ist gilt sinngemäß das gleiche wie für Uranus, steht er doch ganz in seiner Nähe. SeineHelligkeit liegt bei 7m8 und ist damit ebenfalls einfach im Fernglas aufzuspüren, wenn manweiß wo man suchen muss. Mit einem scheinbaren Durchmesser von nur 2,3 Bogensekun-den sind natürlich keine Oberflächenstrukturen zu erkennen, man hat sogar Mühe ihn voneinem Stern zu unterscheiden, aber es ist für einen Sternfreund einfach etwas besonderes,den Planeten am Rande unseres Sonnensystems zu erblicken. Sein Untergang liegt zuQuartalsanfang um 2:05 Uhr und verfrüht sich so, dass er sich zum Jahresende von derHimmelsbühne verabschiedet.

Der Fixsternhimmel

Während das Sommerdreieck im Westen untergeht, wird der Blick des Beobachters imHerbst an der "auf dem Kopf stehenden" Cassiopeia haften bleiben. Dieses Sternbild befin-det sich im Zenit und wird je nach Blickrichtung mal als "W", oder als "M" wahrgenommen.Südöstlicher Nachbar von Cassiopeia ist das Sternbild Perseus. Genau zwischen diesenbeiden Sternbildern findet man den wohl prächtigsten Sternhaufen für Fernglas und Teles-kop bei kleiner Vergrößerung: den Doppelsternhaufen h und chi im Perseus. Es handeltsich um zwei offene Sternhaufen mit je etwa 300 Sternen, die etwa 8000 Lichtjahre weit ent-fernt sind. Sie sind eingebettet in das Band der Milchstraße. Gamma Cassiopeiae, der mittlere Stern des "Himmels-W", ist ein unregelmäßiger Verän-derlicher, der mal der deutlich hellste, mal nur ein mäßig heller Stern der Cassiopeia ist. Einweiterer berühmter Veränderlicher ist Algol, der "Teufelsstern" im Perseus. Er sinkt alle 2,87Tage in seiner Helligkeit, um nach nur wenigen Stunden wieder im alten Glanz zu erstrahlen.Er ist ein sogenannter Bedeckungsveränderlicher. Ein Doppelsternsystem, bei dem wir vonder Erde aus genau auf die "Kante" blicken. Die beiden Sterne umkreisen sich in nur 2 Ta-gen, 20 Stunden und 53 Minuten und bedecken sich dabei gegenseitig. Dies hat den leichtbeobachtbaren Helligkeitswechsel zur Folge.Den südlichen Anschluss an Cassiopeia bildet das Sternbild Andromeda. Dort findet mandie Andromeda-Galaxie (M31) mit ihren Begleitgalaxien M32 und M110. Man erkennt M31

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mit dem bloßen Auge als verwaschenes Nebelfleckchen, im Feldstecher entfaltet sie jedochihre ganze Pracht. Im Teleskop wird man nur das Zentralgebiet oder unter günstigen Bedin-gungen die Spiralarme von M31 erkennen können - die Galaxie erscheint uns fünfmal sogroß wie der Vollmond! Eine weitere, allerdings viel lichtschwächere Galaxie ist M33, dieGalaxie im Sternbild Dreieck. Um sie zu sehen, ist ein sehr dunkler Himmel notwendig. Als markantes Herbststernbild ist Pegasus mit seinem charakteristischen Quadrat, demsog. Herbstviereck zu nennen, der nun hoch über dem Südhorizont steht. Die Sterne desPegasusquadrates sind aber bei weitem nicht so hell wie die des Sommerdreiecks. Unmittelbar über dem Südhorizont befindet sich das Sternbild Cetus (Walfisch) mit Mira,dem Wunderstern. Ihren Namen hat Mira, weil sie ein veränderlicher Stern mit einer Periodevon etwa 332 Tagen ist, der so stark in der Helligkeit schwankt, dass er nur für etwa 150Tage lang mit dem bloßem Auge sichtbar ist. In der restlichen Zeit kann man ihn nur mit gro-ßen Ferngläsern oder mit Teleskopen beobachten. Vor der Erfindung des Fernrohres wurdedas Verschwinden und Wiederauftauchen jedoch als ein Wunder angesehen.

SüdDie Karte zeigt den Himmelsanblick vom Osten über Süden bis nach Westen wie er sich Mit-te November gegen 21Uhr darstellt. Sie gilt auch Mitte Oktober gegen 23 Uhr und im De-zember gegen Einbruch der Dunkelheit.

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Konstellationen und Ereignisse

Das Sonnensystem, Teil 3 - Das innere PlanetensystemDie terrestrischen Planeten

Blickt man auf ein Modell unseres Sonnensystems, so fallen sofort 2 Umstände ins Auge.1. Die inneren 4 Planeten, von der Sonne ausgehend gezählt, sind klein gegenüber dennächsten 4 Planeten und2. diese inneren Planeten bilden eine recht kompakte Gruppe. zwischen ihnen und demnächsten Planeten, dem Jupiter klafft eine auffällige Lücke.

Diese scheinbar willkürliche Gruppenbildung verliert jedoch bei näherer Betrachtung ihrenZufallscharakter, unterscheiden sich diese beiden Gruppen doch ganz und gar im innerenAufbau ihrer Mitglieder. Die 4 inneren Planeten, die ich in dieser Folge näher beleuchtenmöchte, sind allesamt Gesteinsplaneten. Der Grund hierfür liegt wohl in der Entstehungsge-schichte unseres Sonnensystems begründet. Durch den Strahlungsdruck und die große Hit-ze der jungen Sonne vor fast 5 Milliarden Jahren wurden die leichten gasförmigenBestandteile der planetenbildenden zirkumstellaren Wolke in die kühleren Außenregionendes jungen Systems gedrängt, so dass zur Bildung von Planeten in Sonnennähe fast aus-schließlich schwerere Elemente wie Eisen und Silikate vorhanden waren. Merkur, der sonnennächste Planet:Merkur trägt den Namen des römischen Götterboten. Dies ist der richtige Name für ihn, denner eilt um die Sonne näher als jeder andere Planet in nur 88 Tagen. Von der Erde aus siehtman den Merkur allenfalls schwach im Licht der Morgen- oder Abenddämmerung. Die As-tronomen gingen früher davon aus, dass der Merkur für die Drehung um seine Achse eben-

Datum Ereignis13.10.2002 Merkur in größter westlicher Elongation20.11.2002 Halbschattenfinsternis des Mondes (3 Uhr)04.12.2002 Totale Sonnenfinsternis (Südafrika und Australien), von Mitteleuropa

unbeobachtbar07.12.2002 Venus in größtem Glanz (-4m7)17.12.2002 Saturn in Opposition zur Sonne22.12.2002 WintersonnenwendeTabelle 2: Konstellationen und Ereignisse im 4. Quartal 2002

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soviel Zeit braucht wie für die Umkreisung der Sonne, der Sonne also immer die gleicheSeite zuwendet.1965 zeigten Untersuchungen mit Radar, dass sichder Planet in Wirklichkeit alle 58,6 Tage einmal umdie eigene Achse dreht. Merkur verfügt über einesehr exzentrische Umlaufbahn, das heißt, seine Ent-fernung von der Sonne schwankt stark. Er nähertsich der Sonne bis auf 47 Millionen Kilometer. Beigrößter Nähe (Perihel) kann seine Tagestemperatur450 °C erreichen. Aufgrund der fehlenden Atmos-phäre erreichen die Temperaturen auf der Nachtseite jedoch Werte um -180 °C. Der Merkurzieht sich dann bis in eine Entfernung von 70 Millionen Kilometern zurück (Aphel). In größterSonnennähe, wenn sich der Merkur am schnellsten bewegt, ist seine Umlaufgeschwindig-keit höher als seine Drehgeschwindigkeit. Daher würden Astronauten an gewissen Stellenauf dem Planeten jeden Merkurtag zwei Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge erleben.

1974 und 1975 kam die amerikani-sche Sonde Mariner 10 dem Planetendreimal sehr nahe. Sie fotografiertedie Hälfte der Planetoberfläche undentdeckte eine extrem dünne Helium-/Argonatmosphäre, die der Merkuraus dem Sonnenwind eingefangenhat. Der Merkur ähnelt stark demMond. Seine Oberfläche ist von Kra-tern übersät mit einigen flachen Ge-bieten, die durch urzeitige Lavaflutenentstanden. Abgesehen von wenigenneuen Kratern ist die unebene Mer-kuroberfläche seit "Ewigkeiten" unver-ändert. Mit seiner mittleren Dichte von5,6 g/cm3 ähnelt Merkur stark der Er-de. Dies weist auf einen großen Ei-

senkern des Planeten hin. Neueste Untersuchungen weisen darüberhinaus darauf hin, dasses auf Merkur trotz seiner extremen Temperaturen in polaren Kratern, wo die Sonne niemalshineinscheint, sogar Wassereis gibt. Einen Mond besitzt Merkur nicht.Venus, eine geschundene Welt:Venus ist der zweite Planet unseres Sonnensystems. Mit ihrer dichten, wolkenreichen At-mosphäre wirkt die Venus auf den ersten Blick wie eine etwas kleinere Ausgabe der Erde.Aber die Venus ist eine heiße Wüstenwelt (mehr als 450°C), umhüllt von dichten Säurewol-ken.

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Weil die Venus wie auch Merkur ihre Bahn um die Sonne innerhalb der Erdbahn zieht, zeigtsie im Sonnenumlauf von der Erde aus betrachtet verschiedene Phasen. Sie verändert sichvon einer Sichel zu einer Scheibe, so wie der Mond. Das Sonnenlicht wird von den Wolkendes Planeten reflektiert, doch es enthüllt nichts von dem, was unter den Wolken liegt. Langehaben Forscher die Venus als Zwilling der Erde bezeichnet.Die Erde und die Venus sind die größten der inneren Plane-ten des Sonnensystems, sind ungefähr gleich groß und ha-ben eine dichte, wolkenreiche Atmosphäre. Da die Venusnäher zur Sonne lag, musste es zwangsläufig auf ihr etwasheißer sein als auf der Erde. Allgemein galt die Venus alsein heißer, dunstiger, tropischer Planet. Die erste Überra-schung wurde in den 50er Jahren bekannt, als Astronomenerstmals die Temperatur auf der Venus maßen. Die Ober-fläche war mehr als 450 °C heiß. Dies war kein tropischesParadies, sondern eine Hölle. Hier konnte es kein flüssigesWasser geben - selbst Zinn und Blei würden schmelzen.Kohlendioxid, der Hauptbestandteil der Atmosphäre, hält die Hitze wie in einem Treibhausund verhindert, dass die Venus abkühlt. In den 60er Jahren benutzten die Astronomen Ra-dar, um den Wolkenschleier zu durchdringen und zu messen, wie schnell die Venus sichdreht. Sie fanden heraus, dass sie sehr langsam rotiert und dass sie die Sonne schnellerumkreist (ein Jahr), als sie sich um ihre eigene Achse dreht (ein Tag). Ein Venustag ist des-halb länger als ein Venusjahr.

Im Gegensatz zu allen anderen Planetendreht sich die Venus rückläufig. Zwischen1961 und 1990 besuchten 24 amerikanischeund sowjetische Weltraummissionen die Ve-nus und sammelten viele Informationen. Diehellen gelben Wolken, die die Venus bede-cken, bestehen aus Tropfen von Schwefel-säure. Die Tropfen können als Regen fallen,doch sie verdunsten, bevor sie die Venuso-berfläche erreichen. Auf die Oberflächedrückt die dichte Atmosphäre mit einer Kraft,die 90 mal stärker ist als der Luftdruck aufder Erde. Elf Raumsonden sind auf der Ve-nusoberfläche gelandet und haben von dortInformationen übermittelt, vier sandten so-gar Bilder. Sie stürzten durch Säurewolken

und landeten auf steinigen Ebenen. Bei der glühenden Hitze der Venus und dem drücken-den Gewicht ihrer Atmosphäre funktionierten die meisten Sonden kaum zwei Stunden. Wiekönnen zwei Planeten, die sich in Größe und Entfernung von der Sonne so ähnlich sind, sich

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als so verschieden herausstellen? Die feindliche Umwelt der Venus birgt Geheimnisse, dieuns helfen, die Entwicklung der Erde besser zu verstehen. Die mittlere Dichte der Venusliegt mit 5,3 g/cm3 fast genau bei dem selben Wert, den auch die Erde aufweist. Darumschließen Wissenschaftler auch bei Venus auf einen großen Eisenkern. Auch die Venuswird von keinem Mond begleitet.Das Doppelplanetensystem Erde-MondEine Welt aus Gestein:Der Planet Erde ist etwas Besonderes. Von allen kleinen fel-sigen Planeten, die nahe um die Sonne kreisen, ist die Erdeder größte. Ihre Oberfläche, eine zerklüftete Schicht ausFelsgestein, die Erdkruste genannt wird, ist zwischen 10 und32 Kilometern dick. Die Ozeane, die zwei Drittel der Erdober-fläche bedecken, füllen die tiefsten Einwölbungen der Erd-kruste auf. Die höher gelegenen Teile der Erdoberflächebilden die Kontinente Afrika, Amerika, Asien, Australien, Eu-ropa und die öde, eisbedeckte Antarktis. Die Erdkruste ist inzwölf gegeneinander bewegliche Platten zerbrochen. Unter der Erdkruste, im Erdmantel,schmilzt durch den Zerfall radioaktiver Isotope das Gestein bei hohen Temperaturen. Durchkonvektive Strömungen des Magmas kommt es zu einer Drift der Krustenplatten, wodurchdie Plattentektonik aufrecht erhalten wird.

Durch das Entstehen neuer Landmassen insog. Riftzonen und das Abtauchen von Plat-tenteilen in die Tiefe in den Subduktionszo-nen wird die Erdoberfläche ständigerneuert. Diese Vorgänge sind für uns Men-schen in Form von Erdbeben und Vulkanis-mus spürbar. Durch dieKonvektionsströmungen und den hervorra-gend elektrisch leitfähigen Eisenkern derErde wird wie in einem Dynamo ein rechtstarkes Magnetfeld erzeugt, dessen Feldli-nien an den magnetischen Polen aus demErdinnern austreten und die Erde umspan-nen. Der große Eisenkern ist ebenfalls ver-antwortlich für die mittlere Dichte der Erdevon 5,52 g/cm3.

Eine Welt aus Luft: Die Gefahren aus dem All sind nicht weit entfernt. Jeden Tag stürzen große und kleine Ge-steinsbrocken auf die Erde. Die Sonne bedroht uns mit ultravioletten Strahlen und gefährli-chen Partikeln. Eine dünne Gasschicht, die Atmosphäre, beschützt alles irdisches Leben

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vor diesen Gefahren. Sie besteht zu 78% aus Stickstoff, und zu 21% aus Sauerstoff. Wennman die Erde auf die Größe eines Apfels verkleinern würde, dann wäre diese Schutzschichtgerade so dünn wie die Schale des Apfels.Aus dem All herabstürzende Trümmer verglühen normalerweise in der Atmosphäre. In einerHöhe von 15 bis 50 Kilometer filtert ein Spurengas, das Ozon, das meiste ultraviolette Lichtder Sonne heraus. Elektrisch geladene Teilchen, vorwiegend Protonen des Sonnenwindes,werden in noch größerer Höhe bis zu 1000 km aufgehalten. Sie werden durch das Erdma-gnetfeld zu den Polen geleitet und verursachen das Polarlicht, da sie in dieser Höhe mit Ga-satomen der Atmosphäre zusammenstoßen und diese ionisieren. In der Troposphärespielen sich alle Wettervorgänge ab. Diese Schicht ist 8 bis 16 Kilometer dick und enthältetwa 75 Prozent der Masse der Atmosphäre. Nur ein winziger Anteil des Wassers auf derErde kommt als Gas vor. Aber die Eigenschaften des verdunstenden Wassers halten dieTroposphäre mit wechselnden Wolken und Stürmen in Bewegung. Von allen Planeten desSonnensystems hat allein die Erde eine Atmosphäre mit Sauerstoff und durch die mittlereOberflächentemperatur von 14 °C eine Umwelt, in der Wasser frei auf der Oberfläche fließt. Der Mond, unser Nachbar im Weltall: Mit 3.476 Kilometern Durchmesser erreicht diese Welt ohne Luft und Wasser ein Viertel derErdgröße. Er umkreist die Erde einmal in 27 Tagen und ist dabei im Mittel 384.000 Kilometervon ihr entfernt. Die Anziehungskraft der Erde hat die Drehung des Mondes um die eigene Achse so starkverlangsamt, dass sie genau seiner Umlaufzeit entspricht. So vollzieht der Mond eine Dre-hung in genau der Zeit, in der er die Erde umrundet. Er zeigt uns so immer die gleiche Seite;man spricht von gebundener Rotation. Die heute favorisierte Theorie zur Entstehung desMondes geht von einer streifenden Kollision eines etwa marsgroßen Himmelskörpers mitder Urerde aus. Durch diese planetare Katastrophe wurden große Teile des Erdmantels indas Erdnahe Weltall geschleudert. Diese Bruchstücke nahmen eine Umlaufbahn um dieErde ein und bildeten unter dem Einfluss ihrer Schwerkraft den Mond. Der Mond verfügt imGegensatz zur Erde weder über Plattentektonik, noch Erosion durch eine Atmosphäre. Da-durch werden Oberflächenspuren nicht verwittert. Die große Anzahl der vorhandenen Kraterist ein sichtbarer Hinweis auf das große Alter der Mondoberfläche.Der Mond ist ein toter Himmelskörper. Für das Leben auf der Erde hat der Mond jedoch einegroße Bedeutung. Durch seine Anwesenheit und seinen gravitativen Einfluss auf die Erdestabilisiert der Mond die Lage der Erdachse im Weltall. Dies führte und führt noch immer da-zu, dass die klimatischen Bedingungen auf der Erde über viele Millionen Jahre hinweg stabilsind und die Entwicklung irdischen Lebens und die Evolution überhaupt erst möglich waren.Mars, der rote Planet:Der Planet Mars, der zweitnächste zur Erde, hat die Menschen schon lange fasziniert. Vielealte Hochkulturen dachten bei seiner rötlichen Farbe an das Blut von Schlachten und gabendem Planeten den Namen ihres Kriegsgottes: Mars. Im 19. Jahrhundert ließen verbesserteTeleskope viele Einzelheiten auf dem Planeten erkennen.

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In Zeiten, zu denen er in Opposition zur Erde stand, das heißt,wenn der Mars der Erde am nächsten war, meldeten Forscherverschwommene weiße oder gelbe Flecken und gerade dunkleLinien. Sie beobachteten, wie die leuchtenden Eiskappen anden Polen im Marswinter größer wurden und im Sommer abnah-men. Die weißen Flecken waren Wolken, während es sich beiden hellen gelben Flecken um wirbelnde Sandstürme handelte.Im Großen und Ganzen ist der Mars der Planet, der der Erde ammeisten ähnelt. Er ist etwa halb so groß wie die Erde undbraucht für eine Drehung um seine Achse 24,6 Stunden. DerMars hat gewaltige Vulkane, riesige Schluchten, Dünen und tro-ckene Kanäle, die von fließendem Wasser gegraben wurden.Aber es gibt auch große Unterschiede zwischen Mars und Erde. Das nebenstehende Bild zeigt eine Aufnahme des gigantischenMarstals "Valles marineris".

Im Sommersteigt die Temperatur auf dem Mars nurbis zum Gefrierpunkt. Nach dem Sonnen-untergang entweicht die Hitze schnelldurch die dünne Atmosphäre, die meistenGebiete kühlen dann auf etwa -100 °C ab.Die Atmosphäre hat keine Ozonschicht, sodass das tödliche ultraviolette Licht derSonne die Oberfläche erreicht. Die Atmos-phäre ist zudem so dünn, dass jeder Trop-fen Wasser sofort verdunsten würde.Kanäle zeigen, dass einst Wasser auf demMars floss. Wahrscheinlich entstandensie, als Vulkane das Eis unter der Oberflä-che auftauten. Der Mars ist heute trocke-ner als jede Wüste der Erde.

Durch zahlreiche Raumsonden und einige Marslandungen unbemannter Raumfahrzeugeist der Mars heute neben dem Mond der bestuntersuchte Himmelskörper unseres Sonnen-systems. Neueste Fotografien mit hoher Auflösung zeigen Fließspuren von Wasser injüngster Vergangenheit, so dass nicht ausgeschlossen wird, dass im Permafrost, wenigeMeter unter der Marsoberfläche durchaus einfache Mikroben existieren könnten.

BuchempfehlungWenn Sie Ihr Wissen über unser Planetensystem vertiefem möchten, dann empfehle ichdas Buch "Planetenwelten" von David Morrison, erschienen im Spektrum VerlagISBN 3-8274-0527-0

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Termine und Veranstaltungen

11.10.2002 Astrotreff im Vereinsheim des Hundesportvereins WiesentalBeginn: 20:00 Uhr. Thema: der aktuelle Sternenhimmel und ein vertiefendesThema.

12.10.2002 Erster Termin für unsere Sternführung (siehe Seite 16)28.10.2002 Bürgerball der Stadt Waghäusel in der Wagbachhalle, Wiesental. Wir wer-

den Eintritts-/Platzkarten in gewünschter Menge besorgen. Bei Interesse bit-te bis zum 10.10. bei Rudolf woll melden.

05.12.2002 Vortrag "Aus welchem Stoff besteht unsere Welt"Referent ist Georg Henneges. Beginn 20:00 Uhr, Stadtbibliothek Waghäusel

16.01.2003 Vortrag "Das Weltraumteleskop Hubble - wissenschaftliches Wunder unse-rer Zeit"Referent ist Prof. Dr. D. C. Fries. Beginn: 20:00 Uhr, Stadtbibliothek Wag-häusel

VereinsmitteilungenUngeahnte Schlechtwetterqualitäten

Am 10. August 2002 war es wieder einmal soweit. Unser 2. Sommerfest als Verein fandstatt, aber die Wetteraussichten versprachen nichts gutes. Wollten wir doch unseren Gästenmit dem neuen Sonnenteleskop der Vereinssternwarte nicht alltägliche Einblicke in das tur-bulente Geschehen auf unserem Zentralstern, der Sonne bieten. Es kam anders. Dichte Be-wölkung ließ die ungefähre Richtung, in der die Sonne zu finden gewesen wäre geradeeinmal so erahnen. So stellten wir uns kurz vor Beginn unseres Festes auf eine deutlich ge-ringere Besucherzahl, verglichen mit unserem letztjährigen Fest, ein. Aber wer sagt, Stern-freunde seien Schönwettermenschen? Die Wirklichkeit strafte uns Lügen. Bis zum Abendhatten sich 63 Besucher ins Gästebuch der Sternwarte eingetragen, Steaks und Würstchenwaren ausverkauft und die noch hungrigen Gäste sprachen dann um so mehr Kaffee undKuchen zu. Wenn auch an Beobachtungen nicht im Mindesten zu denken war, so fand unseraufgebautes neues Vereinsteleskop aber auch das restliche Instrumentarium der Sternwar-te reges Interesse. In vielen Gruppen und Grüppchen pflegte man die Geselligkeit und sowurde es allen Befürchtungen zum Trotz ein mehr als gelungenens Fest. Der harte Kern be-lagerte bis spät in die Nacht die Sitzgruppe an der Schiebedachhütte, wo die ausgelasseneSchar am laufenden Band Witze und Anekdoten zum Besten gab und so mit brüllendem La-chen dem Fest einen ausgelassenen Ausklang bescherte. Unser Ehrenmitglied und Eigen-tümer der Sternwarte August Feuerstein brachte es beim Aufräumen am Morgen danachauf den Punkt: „astronomisch gesehen war das Fest ein Reinfall, aber vom Geselligen hereinsame Spitze". Wir fanden’s Klasse und freuen uns schon auf unser Fest im nächstenJahr.Die entgangene Sonnenbeobachtung wurde dann aber 1 Woche später Sonntags morgens

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unter reger Beteiligung vieler interessierter Mitglieder nachgeholt.Hier einige Eindrücke vom Fest

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Weißt Du wieviel Sternlein stehen?Am 15.08.2002 fand die Anfänger-Veranstaltung "Weißt Du wievielSternlein stehen?" im Rahmen desFerienprogramms der Stadt Waghäu-sel für Kinder zwischen 8 und 15 Jah-ren statt. In diesem Jahr ware 52Kinder erschienen, so dass wieschon im letzten Jahr 2 Parallelver-anstaltungen durchgeführt wurden.Rudolf Woll und Heinz Leier teiltendie interessierte Kinderschar in 2Gruppen auf und vermittelten mit vielSachverstand, aber auch mit demnotwendigen Einfühlungsvermögenden Kids die Begeisterung für den gestirnten Himmel. Am Ende der 3-stündigen Abendver-anstaltung belohnte ein toller Sternenhimmel die KInder. Konnten doch einige der Objekte,über die im Verlauf des Abends gesprochen worden war, im Teleskop live in Augenscheingenommen werden.Der darauffolgende Abend gehörte den "Fortgeschrittenen". Auch für diese Veranstaltunghatte sich die stattliche Anzahl von 27 Kindern angemeldet. Rudolf Woll entführte sie an die-sem Abend in die Faszination Weltall.

Sternführung im 4. QuartalFür unsere Sternführung im 4. Quartal 2002 sind folgende Termine festgesetzt:

Sollte, wie schon so oft, keiner der oben angegebenen Termine aus witterungsbedingtenGründen geeignet sein, so werden wir kurzfristig weitere Termine im Mitteilungsblatt derStadt Waghäusel veröffentlichen. Auswärtige Mitglieder haben die Möglichkeit diese Termi-ne unserer Homepage im Internet zu entnehmen (Adresse auf Titelseite unten).

Mitgliederfortschreibung

Am 19. September 2002 gehörten unserem Verein 108 Mitglieder an.

Datum Uhrzeit12. und 13.10. 20:00 Uhr (MESZ)09. und 10.11. 18:30 Uhr (MEZ)13. und 14.12. 19:00 Uhr (MEZ)Tabelle 3: Termine für Sternführungen des 4. Quartals 2002

Die Sternführung findet wie üblich nur ein-mal statt, und zwar am ersten wettermä-ßig geeigneten Termin. Wegen andauernder Störungen unserer Sternfüh-rungen durch Autoscheinwerfer, findet die Sternführung fortan auf der alten B36 gleich nach der Unterführung statt. Bitte parken Sie bei der Wallfahrtskirche.