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Nachrichten aus der Chemie | 56 | April 2008 | www.gdch.de/nachrichten Simpel kommunizieren Der Innovationspreis „Goldene Welle“ der deutschen Wellpappen- industrie zeigt, dass „der Werkstoff kniffligste Verpackungsanforderun- gen“ löst. Einfache Zuschnitte erge- ben „intelligent gefaltet“ nicht nur schützende Verpackungen, sondern überzeugen zudem durch reduzier- ten Materialeinsatz und benutzer- freundliche Anwendung. Den ersten Platz in der Kategorie Lagerung und Transport erzielte ei- ne Felgenverpackung. Die Jury be- eindruckte die „simple Lösung und die konsequente Umsetzung“. Den Sonderpreis der Jury erhielt die Ver- packung mit einem Chip zur Identi- fizierung mit Hochfrequenz (Radio Frequency Identification Detektion, Chemiefirmen erhalten Auszeich- nungen für Chemikalien und für die Produkte, die daraus entstehen. Da ja alles Chemie ist, sind das gar nicht mal wenige. Zudem bekommen manche Menschen Preise, um die sie sich gar nicht bemüht hatten. Darwin und der Einlauf Auf der Homepage von Wendy Northcutt (www.darwinawards.com) finden sich skurrile Geschichten, die meistens mit dem Tod enden. Die Biologin meint, wenn Charles Dar- win einen Preis verliehen hätte, hät- te er ihn Lebewesen gegeben, die den Genpool verbessern – und koste es ihr Leben. So verleiht Northcutt jährlich den Darwin-Award post- hum an Menschen, die sich aus Dummheit selbst aus dem Genpool entfernten. Der erste Preis ging im Jahr 2007 an Michael Jean aus Texas. Jean starb an einer Überdosis Ethanol. Der 58-Jährige kombinierte seine Lust auf Hochprozentiges mit seiner Vorliebe für Einläufe. Weil die Alkoholzufuhr bei Rektaltrinkern nicht aufhört, wenn diese besin- nungslos werden, erlag Jean einer Alkoholvergiftung. Die Obduktion ergab einen Blutalkoholwert von 4,7 Promille. Es sollen anderthalb Liter Sherry im Einlauf gewesen sein. Nobel- und Leibniz-Preisträger sind wohlbekannt. Aber was ist mit den vielen anderen Preisträgern und Preis- schildträgern? Manche sterben für einen Preis und andere erfinden sich holistisch neu. Schließlich gibt es noch die, welche darum ringen, ihre Form zu wahren. und cooles Design Heiße Prototypen April, April RFID). Der Transponder ist in die Wellpappe integriert und somit von außen und innen unsichtbar (siehe Abbildung unten). Die Jury sah in dieser Lösung den ersten Schritt zur „kommunizierenden Verpackung“. Heiß begehrt und fassungslos Ein Induktionswasserkocher aus Ultrason, einem BASF-Kunststoff be- stehend aus Polyethersulfon, Poly- sulfon und Polyphenylsulfon, erhielt den Design-Plus-Preis des Rats für Ausgefeilte Technik zum Darwin-Preis. (Foto: Practomed) Intelligent gefaltet und mit unsichtbarem RFID-Chip. (Foto: Verband der Wellpappen-Industrie) 443

HeiÃe Prototypen und cooles Design

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Page 1: HeiÃe Prototypen und cooles Design

Nachrichten aus der Chemie | 56 | April 2008 | www.gdch.de/nachrichten

Simpel kommunizieren

� Der Innovationspreis „Goldene Welle“ der deutschen Wellpappen-industrie zeigt, dass „der Werkstoff kniffligste Verpackungsanforderun-gen“ löst. Einfache Zuschnitte erge-ben „intelligent gefaltet“ nicht nur schützende Verpackungen, sondern überzeugen zudem durch reduzier-ten Materialeinsatz und benutzer-freundliche Anwendung.

Den ersten Platz in der Kategorie Lagerung und Transport erzielte ei-ne Felgenverpackung. Die Jury be-eindruckte die „simple Lösung und die konsequente Umsetzung“. Den Sonderpreis der Jury erhielt die Ver-packung mit einem Chip zur Identi-fizierung mit Hochfrequenz (Radio Frequency Identification Detektion,

� Chemiefirmen erhalten Auszeich-nungen für Chemikalien und für die Produkte, die daraus entstehen. Da ja alles Chemie ist, sind das gar nicht mal wenige. Zudem bekommen manche Menschen Preise, um die sie sich gar nicht bemüht hatten.

Darwin und der Einlauf

� Auf der Homepage von Wendy Northcutt (www.darwinawards.com) finden sich skurrile Geschichten, die meistens mit dem Tod enden. Die Biologin meint, wenn Charles Dar-win einen Preis verliehen hätte, hät-te er ihn Lebewesen gegeben, die den Genpool verbessern – und koste es ihr Leben. So verleiht Northcutt jährlich den Darwin-Award post-hum an Menschen, die sich aus Dummheit selbst aus dem Genpool entfernten. Der erste Preis ging im Jahr 2007 an Michael Jean aus Texas.

Jean starb an einer Überdosis Ethanol. Der 58-Jährige kombinierte seine Lust auf Hochprozentiges mit seiner Vorliebe für Einläufe. Weil die Alkoholzufuhr bei Rektaltrinkern nicht aufhört, wenn diese besin-nungslos werden, erlag Jean einer Alkoholvergiftung. Die Obduktion ergab einen Blutalkoholwert von 4,7 Promille. Es sollen anderthalb Liter Sherry im Einlauf gewesen sein.

Nobel- und Leibniz-Preisträger sind wohlbekannt. Aber

was ist mit den vielen anderen Preisträgern und Preis-

schildträgern? Manche sterben für einen Preis und andere

erfinden sich holistisch neu. Schließlich gibt es noch die,

welche darum ringen, ihre Form zu wahren.

und cooles Design

Heiße Prototypen

�April, April�

RFID). Der Transponder ist in die Wellpappe integriert und somit von außen und innen unsichtbar (siehe Abbildung unten). Die Jury sah in dieser Lösung den ersten Schritt zur „kommunizierenden Verpackung“.

Heiß begehrt und fassungslos

� Ein Induktionswasserkocher aus Ultrason, einem BASF-Kunststoff be-stehend aus Polyethersulfon, Poly-sulfon und Polyphenylsulfon, erhielt den Design-Plus-Preis des Rats für

Ausgefeilte Technik

zum Darwin-Preis.

(Foto: Practomed)

Intelligent gefaltet und mit

unsichtbarem RFID-Chip. (Foto:

Verband der Wellpappen-Industrie)

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Formgebung und der Messe Frank-furt. Haushaltsprodukte sollen mit dem hochtemperaturbeständigen und transparenten Ultrason neue Formen erhalten. So braucht der Wasserkocher keinen Griff (siehe Ab-bildung unten), denn „er ist selbst mit heißem Inhalt ohne Verbren-nungsgefahr zu berühren. Seine Transparenz, die freie Sicht auf das kochende Wasser erlaubt, gibt dem Gerät eher das Aussehen einer Karaf-fe als das eines traditionellen Wasser-kochers“ (und die sich bildenden Kalkschichten sind gut beobachtbar).

Neben dem Kocher sind vier wei-tere Produkte geplant: „Ein Fön oh-ne Griff, eine Lampe ohne Fassung, ein beheizbarer Kleiderbügel und ein fast transparenter Toaster, der sich wie ein Buch zusammenklap-pen lässt.“

Die Prototypen sind im Bildband „Heat“ dokumentiert, für den BASF

dunkelnde Maske überzeugte durch ihr geringes Gewicht – beruhend auf Flüssigkristallbauweise und einem neu konzipierten Kopfband. Das Material ist nicht feuchtigkeitsabsor-bierend, so dass die „Leistungsfähig-keit des Trägers auch bei hoher Luft-feuchte erhalten bleibt“. Hoffentlich stören die Schweißtropfen des Schweißers den Schweißer nicht beim Schweißen.

Die Produktpalette der „hoch-modernen“ Schutzausrüstungen für Schweißer umfasst Speedglas Auto-matikschweißmasken und gebläse-unterstützte Atemschutzsysteme (www.speedglas.com).

Tomaten, die auf ihre Form achten

� Eine fleischige Tomate mit höhe-rer Dichte verliert weder Saft noch Form und ist deshalb „besonders geeignet, in Scheiben, Würfel oder auf andere Weise geschnitten“ zu werden. Für ihr „Tomatenkonzept“ hat Nunhems, das Gemüsesaatgut-geschäft von Bayer Crop Science, den Fruit Logistica Innovation Award 2008 von der Messe Berlin und dem Fruchthandelmagazin er-halten.

Weil die eher längliche Tomate kaum Saft enthält und sie diesen zudem gut speichert, sieht sie „nach dem Schnitt lang anhaltend frisch“ aus. So ergibt sie „viele attraktive und kosteneffektive Scheiben für den täglichen, vorgeschnittenen Salat oder andere Mahlzeiten für daheim und unterwegs“. Näheres unter (www.intensetomatoes. com).

Maren Bulmahn, Frankfurt

bereits den Communication Design Award des International Design Fo-rums in Hannover erhielt. Das Pro-jekt ist zudem für den Index Award nominiert, den eine dänische Orga-nisation alle zwei Jahre vergibt.

Zündende Innovationen

� Henkel hatte sich mit seinem 100 Jahre alten Persil um den Inno-vationspreis der deutschen Wirt-schaft in der Kategorie Großunter-nehmen beworben, denn „im Jubilä-umsjahr 2007 hat sich Persil in ho-listischer Art und Weise neu erfun-den“. Mit dieser „Lebensleistung“ kam das Waschmittel unter die Top Fünf des Innovationspreises.

Den ersten Preis in der Kategorie Großunternehmen, gestiftet von Ac-centure, erhielt MAN Diesel für den PGI-Motor, einen Gasmotor mit neuartigem Zündverfahren. Die drei Buchstaben stehen für Performance Gas Injection. Das PGI-System er-zeugt eine Zündenergie, die bis zu 100 000 Mal höher ist als die stärkste bekannte Zündkerze. Die ersten ver-kauften Motoren gehen nach Russ-land und Argentinien.

Weitere Finalisten waren Carl Zeiss Vision mit einem „Brillenglas der Zukunft“, die EnBW mit einer „intelligenten Systemplattform für Energiedienstleistungen“ und Infi-neon Technologies mit E-Goldvoice, einem Ein-Chip-Handy.

Schweißnass trotz Schweißmaske

� Die Automatikschweißmaske 3M Speedglas SL erhielt den Red Dot Design Award. Die sich selbst ver-

Wasserkocher aus dem

Kunststoff Ultrason.

(Foto: BASF)

Persil – 100 Jahre

alt und dennoch

neu? (Foto: Henkel)

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