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Aus dem Gesamtwerken Risale-i Nur

HEILMITTEL FÜR

KRANKE

Bediüzzaman Said Nursi

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Unser Dank gilt besonders Frau Dr. Martina Häusler, Ahrweiler, die dieses Buch sprachlich erarbeitet und Endredaktion vorgenommen hat. Die Texte dieser Ausgabe wurden den Lichtblitzen (Lem’alar) entnommen.

Redaktionsteam

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Nursi, Bediüzzaman Said: Heilmittel für Kranke (25. Lichtblitz) © Köln, Istanbul, Scottsdale U.S.A, Kairo; Sözler 2011 (Aus dem Gesamtwerk Risale-i Nur; 24 Islam) ISBN: 978-3-935-165-23-4 Printed in Turkey © 11. Auflage Heilmittel für Kranke (25. Lichtblitz) Hastalar Risalesi dem Band „Die Lichtblitze/Lem’alar“ entnommen.

Die Übersetzung ist aus der türkischen und englischen Ausgabe. Dieses Buch wurde von einer Arbeitsgruppe besetzt aus Pädagog/innen, Student/innen und Gymnasiast/innen übersetzt, durchgesehen, überarbeitet und korrigiert. Dabei hat sich die Arbeitsgruppe große Mühe gegeben, dem türkischen Original soweit wie möglich treu zu bleiben. Bei den Koranversen wurden unterschiedliche Übersetzungen verwandt, damit sprachlich ein möglichst enger Zusammenhang zum deutschen hergestellt werden konnte. Sözler Publikation A.S., Nuruosmaniye Cad. Sorkun Han No: 28/2 Cagaloglu-34410 Istanbul / Türkei Tel.: 0090 212 527 10 10 - 671 25 47 Fax: 0090 212 671 25 49 www.sozler.com.tr e-mail: [email protected] Für deutschsprachigen Raum: www.jamaatunnur.com [email protected] Vertrieb durch: Risale-buecher.de Onlinebestellung (Deutschland und Europaweit) www.risale-buecher.de / [email protected]

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INHALT EINLEITUNG ......................................................................................................................................................................... 5

HEILMITTEL FÜR KRANKE ..................................................................................................................................................... 6

DER FÜNFUNDZWANZIGSTE LICHTBLITZ .............................................................................................................................. 6 Das erste Heilmittel ............................................................................................................................................................... 6 Das zweite Heilmittel ............................................................................................................................................................ 6 Das dritte Heilmittel .............................................................................................................................................................. 6 Das vierte Heilmittel ............................................................................................................................................................. 7 Das fünfte Heilmittel ............................................................................................................................................................. 7 Das sechste Heilmittel ........................................................................................................................................................... 7 Das sechste Heilmittel () ....................................................................................................................................................... 8 Das siebte Heilmittel ............................................................................................................................................................. 8 Das achte Heilmittel .............................................................................................................................................................. 8 Das neunte Heilmittel ........................................................................................................................................................... 9 Das zehnte Heilmittel ............................................................................................................................................................ 9 Das elfte Heilmittel ............................................................................................................................................................. 10 Das zwölfte Heilmittel ......................................................................................................................................................... 10 Das dreizehnte Heilmittel .................................................................................................................................................... 10 Das vierzehnte Heilmittel .................................................................................................................................................... 11 Das fünfzehnte Heilmittel ................................................................................................................................................... 11 Das sechzehnte Heilmittel ................................................................................................................................................... 12 Das siebzehnte Heilmittel ................................................................................................................................................... 12 Das achtzehnte Heilmittel ................................................................................................................................................... 13 Das neunzehnte Heilmittel .................................................................................................................................................. 13 Das zwanzigste Heilmittel ................................................................................................................................................... 14 Das einundzwanzigste Heilmittel ........................................................................................................................................ 14 Das zweiundzwanzigste Heilmittel ...................................................................................................................................... 15 Das dreiundzwanzigste Heilmittel ....................................................................................................................................... 15 Das vierundzwanzigste Heilmittel ....................................................................................................................................... 15 Das fünfundzwanzigste Heilmittel ...................................................................................................................................... 16

DER SIEBZEHNTE BRIEF ...................................................................................................................................................... 17 BEILEIDSBEKUNDUNG ANLÄSSLICH DES TODES EINES KINDES ................................................................................................................. 17

Der erste Punkt: .................................................................................................................................................................. 17 Der zweite Punkt: ................................................................................................................................................................ 17 Der dritte Punkt: ................................................................................................................................................................. 18 Der vierte Punkt: ................................................................................................................................................................. 18 Der fünfte Punkt: ................................................................................................................................................................. 18

DER ZWEITE LICHTBLITZ ..................................................................................................................................................... 19 Erster Punkt ......................................................................................................................................................................... 19 Zweiter Punkt ...................................................................................................................................................................... 20 Dritter Punkt ....................................................................................................................................................................... 20 Vierter Punkt ....................................................................................................................................................................... 20 Fünfter Punkt ...................................................................................................................................................................... 21

SCHLUSS ............................................................................................................................................................................ 23

ELFTE HOFFNUNG .............................................................................................................................................................. 24 DIE GEISTIGEN WUNDEN, DIE DURCH DIE MATERIALISTISCHE PHILOSOPHIE ENTSTEHEN UND DIE HEILMITTEL DAFÜR ......................................... 24

BEDIÜZZAMAN SAID NURSI ............................................................................................................................................... 28 DAS GESAMTWERK RISALE-I NUR IM ÜBERBLICK ................................................................................................................................ 28

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EINLEITUNG Der Mensch erfährt Stress und Schmerz, Krankheit und Gebrechen als Wegbegleiter seines Lebens; dem Älterwerden

sowie dem Sterben und dem Tod kann er sich nicht entziehen. So stellt sich ihm die Frage nach dem Sinn des Lebens, und er versucht, für sein alltägliches Leben eine Antwort auf diese Frage zu finden.

Durch die Fähigkeit, diese Frage nach dem Sinn zu stellen und für sich eine Antwort darauf zu finden, unterscheidet sich der Mensch von allen anderen Lebewesen.

Die Beantwortung der Sinnfrage kann unter lebenspraktischen, philosophischen oder religiösen Aspekten betrachtet werden. Oft sind Schicksalsschläge, Leid oder Krankheit ein Anlass, nach dem Sinn des Lebens zu fragen.

Indem der Mensch die Antwort auf die Sinnfrage entdeckt, wird er befähigt, das Leid ertragen zu können. Für den Kranken, den Leidenden, bedeutet es eine wesentliche Hilfe, wenn ihm über die medizinische Therapie hinaus

menschlicher Zuspruch und Trost sowie geistiger Beistand beim Ringen um eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Leidens zuteil werden. Die moderne Medizin erkennt immer mehr diese Zusammenhänge und spricht von den psy-chosomatischen Ursachen mancher Krankheitsbilder und von „ganzheitlichen” Heilungsmethoden.

Dieses Buch bemüht sich mit der ihm eigenen Methodik nicht nur um eine tragfähige Antwort auf die Sinnfrage, son-dern will darüber hinaus auch Trost und geistigen Beistand zu vermitteln suchen, um so den Kranken und Leidenden einen Dienst zu erweisen.

Redaktionsteam

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HEILMITTEL FÜR KRANKE Der fünfundzwanzigste Lichtblitz

Diejenigen,diedasoeinUnheiltrifft,sagen:WirsindGeschöpfeGottes,undzuIhmwerdenwirheimkeh-ren.1 Undso,wieer(Gott)michspeiset,undtränkt,sowirder(Gott)michauchheilen,wennichkrankbin.2

IndiesemLem’a(Lichtblitz)erklärenwirzusammengefasstdie25HeilmittelfürdieMenschen,vondenenjederzehntekrankist,damitesdenBetroffenenTrostspendetundzurSalbefürihreWundenwird.

DAS ERSTE HEILMITTEL

KrankheitistSchulederGeduld.Oh, nach Heilung suchender Mensch! Mach dir keine Sorgen, sei geduldig. Vielleicht ist deine Krankheit für dich kein Leid, sondern eine Art von Heilung.

Das Leben ist ein Kapital, und es ist vergänglich. Wenn es keine Früchte trägt, ist es verloren. Mit Bequemlichkeit und Unachtsamkeit vergeht es sehr schnell. Die Krankheit schenkt deinem Kapital durch viel Ge-

winn Früchte. Es lässt dein Leben nicht zu schnell vergehen, bringt es zum Stehen und verlängert es, bis es Früchte trägt. In einem berühmten Sprichwort, das darauf hinweist, dass durch Krankheit das Leben lang wird, heißt es: ”Die schlechte Zeit dauert sehr lang. Die glückliche Zeit jedoch ist sehr kurz.”

DAS ZWEITE HEILMITTEL

KrankheitistSchulederDankbarkeitgegenGott.Oh, ungeduldiger Kranker! Sei geduldig und dankbar. Diese Krankheit kann jede Minute deines Lebens in eine Stunde umwandeln, die zu einem

Gebet wird. Denn es gibt zwei Arten von Gebet. Das Erste ist das festgelegte Gebet wie das tägliche Gebet, und das Bittgebet. Das andere, das nicht festgelegte, besteht aus Gottesdiensten, die durch Krankheiten und schlechte Ereignisse hervorgerufen werden, wobei das dazu führt, dass der Betroffene sich seinem Schöpfer zuwendet, ihn anfleht und somit einen geistigen Gottesdienst ausübt. Es gibt bestätigte Überlieferungen3 darüber, dass ein Leben mit Krankheiten zu ei-nem Gottesdienst für den Gläubigen wird, solange er sich über Gott nicht beschwert.

In manchen bestätigten Überlieferungen wird berichtet, dass eine Minute krank zu sein von geduldigen und dankbaren Kranken zu einer Stunde Gottesdienst und eine Minute von Frommen zu einem Tag Gebet umgewandelt wird. Daher solltest du über deine Krankheit, die aus einer Minute deines Lebens tausend Minuten macht und dir ein langes Leben schenkt, nicht klagen, sondern dafür danken.

DAS DRITTE HEILMITTEL DieKrankheitisteinMahnerundeinwarnenderLehrer.KrankheitreißtausderGottvergessenheit. Oh, ungeduldiger Kranker! Der Mensch ist nicht allein auf dieser Welt, um sich zu vergnügen, denn diejenigen, die auf diese Welt kommen, verlas-

sen sie beständig wieder. Die Jungen werden alt, und der Mensch dreht sich beständig um Tod und Trennung. Obwohl der Mensch das vollkommenste und erhabenste Geschöpf ist, am besten ausgestattet in Bezug auf Gliedma-

ßen und Talente, verbringt er sein Leben wie ein Tier in Sorge und Schwierigkeiten, in dem er an die schöne Zeit in der Vergangenheit und an die mit Sorgen belastete Zukunft denkt. Das bedeutet, dass der Mensch nicht nur auf dieser Welt ist, um sein Leben in Bequemlichkeit und Lust zu verbringen. Im Gegenteil – ausgestattet mit einem enormen Kapital, kam der Mensch auf die Erde, um zu arbeiten und Handel zu treiben für ein ewiges, immerwährendes Leben.

Das Kapital, das ihm dafür gegeben wurde, ist seine Lebenszeit. Wenn es keine Krankheiten gäbe, würden Gesundheit und Wohlergehen das Leben von der schönen Seite zeigen und das Jenseits vergessen lassen. Der Mensch will sich nicht an das Grab und an den Tod erinnern und verschwendet sein Kapital für Unsinniges und Vergnügungen. Die Krankheit

1 (K. 2 ; 156)

2 (K. 26 : 79-80)

3 el-Elbanî, Sahihu Camii’s-Sagir, 256.

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7 jedoch öffnet ihm das Auge. Es sagt zu seinem Körper: ”Du bist nicht unsterblich und auf dich gestellt. Du hast eine Aufgabe, lass den Hochmut, denk an deinen Schöpfer; denk daran, dass du ins Grab kommen wirst und bereite dich darauf vor.”

Von diesem Standpunkt aus betrügt die Krankheit nie. Sie ist ein Wegweiser, der mahnt und Rat vermittelt. Daher soll-te man nicht klagen, sondern dankbar sein, und wenn es einem schwer fällt, sollte man um Geduld bitten.

DAS VIERTE HEILMITTEL SchmerzundUnglücklassendenLeidendeneinigedergöttlichenNamentiefererkennen.Oh, du klagender Kranker! Dein Recht ist nicht zu klagen, sondern zu denken und geduldig zu sein. Denn dein Körper, deine Gliedmaßen und Ta-

lente sind nicht dein Besitz. Du hast sie nicht gemacht. Du hast sie nicht von anderen Geschöpfen gekauft. D.h., es ist im Besitz von jemandem anderen. Der Besitzer kann sein Eigentum in Anspruch nehmen, wie er es wünscht.

Im 26. Wort heißt es z.B.: Ein reicher, begabter Künstler lässt einen armen Mann gegen Bezahlung für eine Stunde Modell sitzen; lässt ihn ein

Hemd, einen Anzug anprobieren, den er sehr kunstvoll angefertigt hat, um sein Kunstwerk und wertvolles Vermögen zu zeigen. Er nimmt dabei Änderungen vor und bearbeitet es, um seine hervorragende Kunst zu zeigen, schneidert, ändert, verlängert und nimmt Kürzungen vor. Hätte der arme Mann, der für einen Lohn arbeitet, das Recht zu sagen: ”Du machst mir Schwierigkeiten! Durch das Verbeugen und Aufstehen störst du mich. Du zerstörst die Schönheit dieses Hemdes, das mir gut steht, durch das Schneiden und Kürzen.”

Hat er das Recht zu sagen: ”Du hast mir unrecht getan.”? Oh Kranker! Wie in diesem Beispiel dreht und ändert dich Gott, der Erhabene in verschiedenen Formen. Um die Zei-

chen seiner Attribute zu zeigen, dreht und ändert Er in verschiedenen Formen das Hemd, welches Er mit Auge, Ohr, Verstand und Herz bestückt und dir angezogen hat.

Und wie du seinen Namen Razzaq (d.h. der allen Geschöpfen Unterhalt Gebende) kennst, solltest du auch seinen Na-men ”Schâfii” (=Heilender) durch deine Krankheit erkennen.

Da das Leid und Elend ein Teil der Gesetze Seiner Attribute zeigt, enthalten sie einen Glanz von Weisheit und Licht-blitzen aus Barmherzigkeit, und diese Strahlen beinhalten viele Schönheiten. Wenn der Vorhang aufgehen würde, würdest du hinter dem Vorhang der Krankheit, vor der du Angst hast und Hass empfindest, schöne Bedeutungen finden.

DAS FÜNFTE HEILMITTEL

DieKrankheitistfürmancheeinGeschenkGottesundeinGeschenkseinerBarmherzigkeit.Oh, du mit Krankheiten belasteter Mensch! Durch viele Erfahrungen bin ich heute zu der Überzeugung gekommen, dass eine Krankheit für manche ein Geschenk

Gottes, ein Geschenk seiner Barmherzigkeit ist. Obwohl ich dessen nicht würdig bin, kamen in den letzten acht bis neun Jahren mehrere Kranke zu mir, und baten um

meine Gebete. Ich bemerkte, dass all diese kranken jungen Leute begannen hatten, mehr über das Jenseits nachzudenken als andere junge Leute. Sie entbehren die Trunkenheit der Jugend und ersparen sich bis zu einem gewissen Grad die tieri-schen Begierden und die Unachtsamkeit. Ich höre sie also an und warne sie, dass ihre Krankheit eine Göttliche Gabe ist im Rahmen ihrer Widerstandskraft. Ich sagte also: ”Mein Bruder, ich bin nicht gegen deine Krankheit! Warum soll ich für dich dann beten? Habe Geduld bis die Krankheit dein Bewusstsein geweckt hat! Wenn sie ihre Aufgabe erfüllt hat, wird der Allerbarmer der Schöpfung dir, wenn Er will, Genesung schenken.” Und ich sagte weiter: ”Ein Teil derer, die in dei-nem Alter sind, fallen auf Grund ihrer Gesundheit in einen tiefen Schlummer. Sie verlassen das Gebet, denken nicht an das Grab und vergessen Gott. Eine Stunde äußerliches Vergnügen im irdischen Leben erschüttert und zerstört ein ewiges Leben.

Du siehst mit dem Auge der Krankheit das Grab, was dein Ziel ist und wo du auf jeden Fall hinkommen wirst und wei-ter die dahinter steckenden Ziele des Jenseits und verhältst dich dann dementsprechend. Das heißt, dass für dich die Krankheit eine Gesundheit ist. Bei manchen ist jedoch die Gesundheit eine Krankheit....”

DAS SECHSTE HEILMITTEL NachSchmerzundLeidenwerdendemKrankenalsErfahrungderGnadeErleichterungundinnereFreudegeschenkt.Oh, über Schmerzen klagender Kranker! Ich frage dich: ”Denk an dein vergangenes Leben und vergleiche die Zeit, in der du glücklich warst mit der Zeit, in der

du gelitten hast.” Du wirst entweder ”Oh!” oder ”Ah!” sagen. Das heißt; dein Herz oder deine Zunge wird entweder ”Gott sei Dank” oder ”Was für eine Sehnsucht!” oder ”Schade” sagen. Bedenke: das Leid, was dich getroffen hat und die Erinnerung daran hebt ein seelisches Glücksgefühl hervor, das dein Herz danken lässt. Denn das Ende von Leiden ist das Glück. Das Leiden hat auf der Seele einen Geschmack hinterlassen, so dass mit dem Erinnern der Geist sich wohl fühlt,

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8 woraus Dankbarkeit resultiert. Die Geschehnisse, welche dich Wâ-esefâ, Wâ-hasratâ sagen lassen, sind jene, die in dei-

nem Geist eine ewige Trauer hinterlassen haben, so dass du jedes mal, wenn du daran denkst, traurig wirst und Sehnsucht hast. Ein mit unislamischen Vergnügungen verbrachter Tag kann den Menschen seelisch ein Jahr lang leiden lassen. Und ein Leid, das mit einem Tag Kranksein kommt und endlich ist, trägt mit der geistigen Wohltat auch die Freude, die durch die Genesung wieder kommt. Denke jetzt an das Resultat deiner Krankheit und an die Wohltat, die du bekommen wirst. Sage: ”Dies wird schon vergehen.” Und danke, anstatt zu klagen.

DAS SECHSTE HEILMITTEL (4) NachSchmerzundLeidenwerdendemKrankenalsErfahrungderGnadeErleichterungundinnereFreudegeschenkt.Oh, an das weltliche Vergnügen denkender und durch die Krankheit leidender Bruder/leidende Schwester! Wenn diese Welt ewig wäre und es auf unserem Weg den Tod nicht gäbe, der Wind der Trennung nicht wehen würde

und wenn es in der sorgenvollen und stürmischen Zukunft die geistig-winterlichen Jahreszeiten nicht gäbe, würde ich mit dir auf Grund deiner Situation Mitleid empfinden. Aber die Welt wird eines Tages auffordern, zu gehen und ihre Ohren für unsere Hilferufe schließen. Daher sollten wir auf die Liebe zu ihr durch die Warnungen dieser Krankheiten verzich-ten. Bevor sie uns verlässt, sollten wir versuchen, die Welt in unserem Herzen zu verlassen.

Ja, die Krankheit deutet auf diese Bedeutung und sagt: ”Dein Körper ist weder aus Stein noch aus Eisen. Du bist aus verschiedenen Substanzen geschaffen, die sich zersetzen können. Lass den Hochmut, verstehe deine Schwäche, erkenne deinen Besitzer (Gebieter) und denke daran, warum du auf dieser Welt bist.

Das Vergnügen und der Genuss der Welt dauert nicht an, und wenn es unerlaubt ist, ist es endlich, schmerzlich und sündhaft. Weine nicht, weil du durch die Krankheit diesen Genuss verloren hast. Im Gegenteil denk an den geistigen Gottesdienst und an die Wohltat und versuche dich, an diesem zu erfreuen.

DAS SIEBTE HEILMITTEL KrankheitstärktdenSinnfürGesundheitalsGabe.Oh, der den Genuss seiner Gesundheit vergessende Kranker! Deine Krankheit nimmt dir nicht den Genuss der göttlichen Gaben weg. Im Gegenteil, sie mehrt den Geschmack.

Denn etwas, das andauert, verliert seine Wirkung. Die Leute der Wahrheit (Ahl-i Hakikat) stimmen überein und sagen: ”Alles wird durch das Gegenteil erfasst.” Wenn es die Dunkelheit nicht gäbe, würde man vom Licht nichts wissen, und

es wäre ohne Freude. Wenn es die Kälte nicht gäbe, würde man die Wärme nicht verstehen. Wenn es den Hunger nicht gäbe, würde das Essen nicht schmecken. Ohne den Durst würde das Trinken keinen Genuss bereiten. Gäbe es die Sor-gen nicht, bliebe das Wohlergehen ohne Freude. Gäbe es die Krankheit nicht, hätte man keine Freude an der Gesundheit.

Da der Schöpfer den Menschen alle Sorten Seiner Gaben kosten lässt und die Menschen zum Danken auffordert, hat Er die Menschen mit Fähigkeiten und Organen ausgestattet, so dass sie die verschiedenen Gaben kosten und erkennen können. Dies zeigt, dass genauso wie Er dir Gesundheit und Wohlergehen geschenkt hat, Er dir auch Krankheiten und Sorgen geben wird. Ich frage dich:

”Wenn dein Kopf, deine Hände oder dein Magen nicht erkranken würden, könntest du dich an den göttlichen Gaben erfreuen und danken?” Du wärst nicht nur undankbar, sondern würdest auch überhaupt nicht an die Gesundheit denken und somit unbewusst deine Zeit mit Unachtsamkeit und vielleicht sogar mit Vergnügungen verschwenden.

DAS ACHTE HEILMITTEL KrankheitwillalsBußefürdieSündenalsReinigungvonihnenverstandenundgelebtsein.Oh, sich auf das Jenseits besinnender Kranker! Die Krankheit ist wie eine Seife. Sie wäscht den Schmutz deiner Sünden und reinigt sie. Laut der Überlieferungen des

Propheten ist uns bekannt, dass Krankheiten eine Entschädigung für die Sünden sind. In einer Überlieferung heißt es: ”So wie das Herunterfallen der Früchte eines reifen Baumes lässt auch das Zittern eines gläubigen Kranken die Sünden fallen.”5

Die Sünden sind im ewigen Leben ewige Krankheiten. Diese sind sogar im irdischen Leben Krankheiten für das Herz, das Gewissen und für die Seele.

Wenn du geduldig bist und nicht klagst, kannst du dich durch diese endliche Krankheit von vielen unendlichen Krank-heiten befreien.

Wenn du nicht an die Sünden denkst, das Jenseits oder Gott nicht kennst, dann hast du so eine erschütternde Krank-heit, die eine Million mal größer ist als die kleine Krankheit, die du besitzest.

4 Da dieses Heilmittel in das Herz so eingegeben wurde, wurde in der sechsten Stufe das sechste Heilmittel zweimal ge-schrieben. Der Eingebungswillen habe ich diese Ordnung so gelassen. Vielleicht steckt es ein Geheimnis in ihr.

5 Buchari, Merda: 1, 2, 13, 16; Müslim, Birr: 45; Rikak: 57; Müsned, 1: 371, 441 etc.

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9 Daher flehe um Hilfe. Denn dein Herz, dein Geist und dein Ego (ich) stehen mit der ganzen Schöpfung der Erde in

Zusammenhang. Durch Trennung und durch die Vergänglichkeit bricht dieser Zusammenhang, und es entstehen bei dir große Wunden.

Wenn du vom Jenseits nicht überzeugt bist, wirst du den Tod als eine ewige Hinrichtung betrachten. Somit hast du ei-nen mit Wunden übersäten kranken Körper. Daher sollte man zuerst für diesen wunden, kranken, großen, geistigen Kör-per nach Heilmittel suchen, welche der Glaube und die Steigerung des Bewusstseins im Glauben sind. Der kürzeste Weg, das Heilmittel zu finden, ist der, durch die materielle Krankheit, welche den Vorhang des Schlummers zerreißt und somit mit dem Fenster der Schwäche dir die Kraft und Barmherzigkeit Gottes vorstellt.

Ja, wenn du Gott nicht kennst, hast du eine Welt voller Sorgen. Die Welt eines Menschen, der von Gott überzeugt ist, ist voller Licht und Bewusstsein.

Je nach dem Grad seines Glaubens wird er die Kraft seiner Überzeugung spüren. Mit der spirituellen Freude und Heilung, welche durch den Glauben (Iman) kommt, werden die Sorgen von kleinen

weltlichen Krankheiten schmelzen.

DAS NEUNTE HEILMITTEL BeiKrankheitzumTodesollderKrankedaranglauben,a)dassderZeitpunktdesTodesinjedemFallfeststehtundb)denTodalsAnfangdervollenErfahrungderBarmherzigkeitGottesundderGlückseligkeitsehen.O, du Kranker! Der Grund, warum man sich wegen Krankheiten besorgt zeigt und davor Angst hat, ist der, dass die Krankheiten zum

Tod führen können. Da der Tod aus der Sicht der Unachtsamen äußerlich erschreckend wirkt, löst es bei den Kranken als erstes Schrecken aus. Du solltest folgendes wissen und dir dessen bewusst sein: ”Der Tod ist vorbestimmt und nicht veränderlich.” Viele gesunde Menschen, die um schwer Kranke geweint haben, sind selbst gestorben und die schwer Kranken sind gesund geworden und haben weitergelebt. Zweitens: Der Tod ist so schrecklich, wie es oberflächlich ausschaut. Durch das Licht des Allweisen Korans haben wir

in vielen Schriften des Risale-i Nur eindeutig bewiesen, dass für die Gläubigen der Tod eine Befreiung von der Last des Lebens bedeutet. Für sie bedeutet es eine Verschnaufpause vom Gottesdienst, welcher aus Anweisungen und Unterwei-sung in der Arena der Versuchung dieser Welt besteht. Außerdem ist es ein Weg, die Bekannten und Verwandten, von denen 99% bereits im Jenseits weilen, wiederzusehen. Es ist ein Mittel, um zur wirklichen Heimat und zum unendlichen Glück zu gelangen.

Es ist eine Einladung aus dem Gefängnis der Welt in den Garten des Paradieses. Es ist außerdem eine Gelegenheit, von der Großzügigkeit des barmherzigen Schöpfers für den eigenen Dienst eine Belohnung zu bekommen. Da die Wirklich-keit des Todes solcherart ist, sollte man ihn nicht als etwas Schreckliches betrachten, sondern im Gegenteil, ihn als einen Anfang der Barmherzigkeit und des Glückes ansehen.

Die Angst, die manche Geistliche vor dem Tod haben, ist nicht die, dass der Tod etwas Schreckliches ist, sondern sie hoffen, durch ein längeres Leben mehr gute Taten vollführen zu können, durch die sie dann Verdienste erwerben. Ja, für die Gläubigen ist der Tod eine Tür zur Barmherzigkeit. Für die Ungläubigen jedoch ist es ein Brunnen ewiger Dunkelheit.

DAS ZEHNTE HEILMITTEL DieErkenntnisundAnerkenntnisdeshöherenSinnes/HikmetderKrankheitistselbstihrbestesHeilmittel.Oh Kranker, der du dich unnötigerweise sorgst! Du sorgst dich um die Schwere der Krankheit, doch diese Sorge erschwert dir deine Krankheit. Wenn du willst, dass

deine Krankheit leichter wird, dann versuche, dir keine Sorgen zu machen. D.h. denke an die Vorteile, an die Wohltat und an die baldige Besserung der Krankheit. Dies wird die Sorgen verfliegen lassen und das Übel an den Wurzeln packen.

Ja, die Sorge verdoppelt das Leid der Krankheit. Neben der physischen Krankheit verursacht die Sorge eine geistige Krankheit. Die körperliche Krankheit dauert dann wegen diesem Zustand an.

Wenn durch die Hingabe zu Gott, durch den Willen und mit dem Gedanken an die Weisheit der körperlichen Krank-heit die Sorge vergehen würde, wäre eine wichtige Wurzel der körperlichen Krankheit abgeschnitten. Besonders durch unnötige Besorgtheit wird eine kleine Krankheit zehnfach so groß. Durch das Meiden von unnötigen Sorgen, verschwin-den neun Zehntel der Krankheit. Sorge verschlimmert Krankheit, und ist somit eine Beschuldigung gegen die Weisheit Gottes, kritisiert die Barmherzigkeit Gottes. Weil es ein Klagen gegen Gott ist, wirkt sie auf den Kranken wie ein Schlag ins Gesicht und die Situation wird schlechter dadurch.

Ja, so wie die Dankbarkeit die Gaben mehrt, verhält es sich auch mit dem Beklagen. Es mehrt das Leiden. Sorge ist sogar eine Krankheit in sich. Das Heilmittel dafür besteht darin, die Weisheit und den Zweck in der Krankheit

zu kennen. Da du die Weisheit und den Nutzen kennst, solltest du diese Salbe benutzen und dich befreien. Sag statt ”Ah”, ”Oh” und statt ”Wâ-esefa”, ”Elhamdulillahi Ala külli hal.” (=Für jede Situation sage ich Preis sei Gott.)

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10 DAS ELFTE HEILMITTEL

SchlichtesgeduldigesAusharren.AusschließendesGedankensnochausstehendeLeiden.Oh, ungeduldiger kranker Bruder, ungeduldige Schwester! Obwohl die Krankheit dir spontanes Leid beschert, so erzeugt ihr Ende in der Vergangenheit bis heute ein immateriel-

les Vergnügen und Freude für den Geist als Belohnung dafür, dass du sie ertragen hast. Von heute an, ja sogar von jetzt an, gibt es keine Krankheit mehr, und natürlich gibt es kein Leid aus dem Nichts.

Wenn es kein Leid gibt, dann kann es auch kein Leiden geben. Da du dir falsche Vorstellungen machst, wirst du ungeduldig. Mit dem Vergehen der Krankheit bis heute ist auch das

Leiden vergangen. Die Wohltat und der Geschmack zum Schluss sind geblieben. Anstatt zu profitieren und dich zu freuen, ist es verrückt, Bedenken zu haben und ungeduldig zu werden. Die zukünfti-

gen Tage sind noch nicht da. Ist es nicht verrückt, an all dies, an die Krankheit, die nicht vorhanden ist, über die Tage, die noch nicht da sind, an das Leiden, das nicht existiert, mit Furcht zu denken, ungeduldig zu sein und ohne Grund dreifa-ches Bedenken zu haben?

Da die vergangene Zeit, die du mit Krankheit verbracht hast, dir Freude macht, und da in der Zeit danach die Krank-heit und das Leid nicht existieren, solltest du deine ganze Geduld und Kraft, die dir dein Schöpfer gegeben hat, nicht vergeuden.

Sammle sie gegen das Leid, das du jetzt hast. Sag, ”O, mein Allergeduldigster!” und hab Vertrauen.

DAS ZWÖLFTE HEILMITTEL KrankheitalsUrsacheinnigenGebets.Oh, Kranker, der du wegen seiner Krankheit die Gottesdienste und regelmäßigen Gebete versäumst und darüber be-

trübt bist! Du solltest wissen, dass ein Hadith besagt: “EinfrommerGläubiger,deraufGrundvonKrankheitdieregelmäßigenGe-

bete,dieersonstverrichtet,nichtausübenkann,erhältdengleichenLohn.“6 Für einen Kranken, der seine Pflichtgebete so weit als möglich mit Geduld und im Vertrauen auf Gott verrichtet,

nimmt die die Krankheit, in dieser Zeit der schweren Krankheit den Platz von Sunna-Gottesdienst ein – und zwar in aufrichtiger Weise.

Die Krankheit lässt zudem den Menschen seine Ohnmacht und Schwäche erkennen, so dass er sowohl mit Worten als auch mit der Zunge seiner Ohnmacht Bittgebete spricht. Gott hat den Menschen eine grenzenlose Schwäche gegeben, damit er sich immer an Gott wende und bete. Gemäß der Bedeutung des Verses: „Sage:ohneeureGebetewürdesichmeinHerrnichtumeuchkümmern“7, d.h. „welche Bedeutung hättet ihr, wenn ihr keine Gebete und Bittgebete verrichten würdet?“ liegt die Weisheit der Schöpfung und der Grund für ihren Wert in aufrichtigem Gebet und Bitten. Da eine Ursache davon Krankheit ist, sollte man von diesem Standpunkt aus nicht darüber klagen, sondern Gott dafür danken und die Quelle für das Bittgebet, welche durch die Krankheit geöffnet wurde, sollte nicht bei Wiedergewinnen der Ge-sundheit verschlossen werden.

DAS DREIZEHNTE HEILMITTEL KrankheitalsVorbereitungaufdenTod.Oh, Unglücklicher, der du über deine Krankheit klagst! Die Krankheit ist für manchen ein wichtiger Schatz. Es ist ein wertvolles göttliches Geschenk. Jeder Kranke kann seine

Krankheit dafür halten. Die Stunde des Todes ist ungewiss; um den Menschen vor völliger Verzweiflung und Unachtsamkeit zu bewahren, und

um ihn zwischen Hoffnung und Angst schweben zu lassen und damit sowohl diese Welt als auch das Jenseits zu bewah-ren, hat Gott in seiner Weisheit die Todesstunde verborgen. Sie kann jederzeit eintreffen; ereilt sie den Menschen in Un-achtsamkeit, so kann dies dem ewigen Leben schweren Schaden zufügen. Doch Krankheit vertreibt die Achtlosigkeit; sie bringt den Menschen dazu, an das Jenseits zu denken, erinnert an den Tod und bereitet ihn somit vor. Manche Krankhei-ten sind so lohnend, dass sie einer Person in 20 Tagen einen Rang einbringen, den diese in 20 Jahren nicht hätte erreichen können.

Zum Beispiel hatten wir zwei Freunde (Allah möge ihnen Segen schenken), die jetzt verstorben sind. Einer von ihnen hieß Sabri aus der Stadt Ilema und der andere Vezirzâde Mustafa aus Islamköy.

Obwohl die beiden weder lesen noch schreiben konnten, bemerkte ich verwundert, dass sie im Dienste des Islam und in der Ernsthaftigkeit sehr voraus waren. Ich kannte den Grund nicht. Nach ihrem Tod erst habe ich es verstanden. Bei-de hatten nämlich eine schwere Krankheit.

6 Buchari, Jihad: 134; Müsned, 4: 410, 418. 7 K. 25/77

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11 Durch die Rechtleitung auf Grund dieser Krankheit befanden sie sich in einer Situation der Frömmigkeit und in ei-

nem wertvollen Dienst und haben sich in einem nützlichen Zustand für das Jenseits befunden. Ich hatte für sie manch-mal gebetet. Jetzt sehe ich jedoch, dass diese Gebete, die ich für ihre Genesung sprach, irdisch betrachtet eigentlich gegen sie waren. So Gott will, wird mein Gebet für ihr Wohlergehen im Jenseits anerkannt werden.

Ich glaube, dass diese zwei einen Gewinn gemacht haben, welcher einem zehn Jahre lang dauernden Gebet gleich ist. Wenn beide wie die anderen jungen Menschen sich auf ihre Gesundheit und ihre Jugend verlassen hätten, unachtsam

gewesen wären und dem Vergnügen gefolgt wären und der Tod sie mitten im Schmutz der Sünden erreicht hätte, dann hätten sie aus ihren Gräbern ein Nest für Skorpione und Schlangen gemacht, anstatt einer Schatztruhe des Lichts.

Da Krankheiten dieser Art Vorteile haben, sollte man nicht klagen, sondern mit Geduld und Dankbarkeit dem gnaden-reichen einzigen Gott vertrauen.

DAS VIERZEHNTE HEILMITTEL BesondersfüranderBlindheitLeidende:Oh, blind gewordener kranker Mensch! Wenn du wüsstest, was für ein Licht und welch spirituelle Augen sich hinter dem blinden Auge eines gläubigen Muslim

befindet, würdest du ”Hunderttausend mal Dank sei Gott, dem Barmherzigen” sagen. Dies möchte ich mit einem Beispiel erläutern: Eines Tages erblindete die Tante von Suleiman aus Barla, die mir acht

Jahre lang treu diente. Diese fromme Frau suchte mich vor dem Tor der Moschee auf und bat mich für sie zu beten, damit ihre Augen sich wieder öffneten. Ich habe von der Frömmigkeit dieser Frau als Fürbitte Gebrauch gemacht und auf folgende Weise gebetet: ”Oh mein Schöpfer, öffne ihr ihretwillen das Auge.”

Am zweiten Tag kam ein Augenarzt aus Burdur und (öffnete) heilte ihr das Auge. Nach vierzig Tagen schloss sich das Auge wieder. Ich war sehr betroffen. Ich betete viel für sie. So Gott will, wird die-

ses Gebet für ihr Leben nach dem Tod angenommen. Sonst wäre mein Gebet für sie eine Verwünschung, da sie nach vierzig Tagen starb. Möge Allahs Erbarmen mit ihr sein.

Diese Verstorbene konnte die schönen Gärten von Barla nicht mehr sehen. Dafür aber gewann sie für vierzigtausend Tage den Blick auf die Gärten des Paradieses in ihrem Grab, da sie den wahren Glauben hatte und vollkommen recht-schaffen war.

Ja, wenn ein aufrichtig gläubiger Muslim blind wird, und in diesem Zustand ins Grab kommt, wird er je nach seinen Ta-ten, mehr als die anderen Verstorbenen, die Welt des Licht erblicken So wie wir auf der Erde vieles sehen, was die Blin-den nicht sehen können, genau so werden die Blinden im Grab, falls sie als gläubige Muslime gestorben sind, besser als die anderen Verstorbenen sehen können.

Als ob sie durch ein Fernrohr schauen würden, werden sie je nach der Stufe des Zustandes im Grab die Gärten des Pa-radieses erblicken und betrachten. So kannst du mit Dankbarkeit und Geduld hinter dem Schleier deines jetzigen Auges ein Auge finden, das lichtgefüllt ist und mit dem du, wenngleich unter der Erde, das Paradies über den Himmeln erbli-cken kannst. Der Augenarzt, der den Vorhang vor deinem Auge heben und dich sehen lassen wird, ist der allmächtige Koran.

DAS FÜNFZEHNTE HEILMITTEL AuchKrankheitistletztlicheinGeschenk.Oh, klagender Kranker (Mensch), klage nicht, indem du deine Krankheit nur äußerlich betrachtest. Erkenne die Bedeu-

tung und sag ”Ah”. Wenn die Krankheit nicht eine schöne Bedeutung hätte, dann hätte der Barmherzige Schöpfer seinen geliebten Dienern keine Krankheit gegeben.

In einer gesunden Überlieferung des Propheten (Friede sei mit Ihm) (Hadith) heißt es: ”Diejenigen,diedengrößtenPrüfungenausgesetztsind,sinddiePropheten,danndieHeiligenundLeutewiesie.“Dasbedeutet:„Diejenigen,diediegrößtenSchwierigkeitenundLeidendurchmachensinddiebestenundvollkommenstenderMenschen.“8

Insbesondere der Prophet Eyyub (=Hiob) (Friede sei mit Ihm), aber auch andere Propheten, Sufis und die Frommen haben die Krankheiten, die sie durchgemacht haben, als reinen Gottesdienst und als ein Geschenk der Barmherzigkeit Gottes betrachtet und mit Geduld dafür gedankt. Sie haben es als einen operativen Eingriff betrachtet, ausgeführt von der Barmherzigkeit des Schöpfers.

Oh, klagender Kranker (Mensch)! Wenn du dieser erleuchteten Karawane angehören willst, dann danke mit Geduld. Wenn du klagst, werden sie dich zu

ihrer Karawane nicht zulassen. Du wirst dann in die Grube der Unachtsamen fallen und einen dunklen Weg gehen. Ja, es gibt Krankheiten, die, wenn sie zum Tode führen, eine Art von Märtyrertum (Schahid) sind, das eine Stufe der

Heiligkeit ist wie das Märtyrertum. Jene z.B., die an Krankheiten nach einer Geburt sterben, an Bauchschmerzen, Ertrin-

8 El-Münawi, Feyzü’l- Kadir, 1:519, Nr. 1056, el-Hakim, el-Müstedrek, 3:343; Buhari, Merda:3.

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12 ken, Verletzungen und Pest, werden zu Märtyrern. So gibt es also gesegnete Krankheiten, die diejenigen, die daran

sterben, auf die Stufe der Heiligen stellen. Da die Krankheit die Liebe und die Verbundenheit zur Welt vermindert, erleichtert sie die Trennung von der Welt

durch den Tod, was für die Bewohner der Erde sehr traurig und schmerzlich ist, und macht es manchmal sogar wün-schenswert.

DAS SECHZEHNTE HEILMITTEL KrankheitlehrtMitleidundVerstehenanderer,besondersderer,diesichinNotundKrankheitbefinden.Oh, über sein Leiden klagender Kranker! Die Krankheit lehrt Respekt und Barmherzigkeit, was im gesellschaftlichen Leben der Menschen das Wichtigste und

Schönste ist. Denn es befreit den Menschen von Hochmut, was zur Grausamkeit und Unbarmherzigkeit führt. Denn in der Bedeutung von: „DerMenschistwirklichaufsässig,dassersichfürselbstherrlichhält“.9

fühlt eine bösgesinnte Seele, die sich aufgrund von Gesundheit und Wohlergehen für selbstherrlich hält, oft keinen Res-pekt ihren Mitmenschen gegenüber, die den Respekt verdienen. Den Kranken und Elenden gegenüber empfindet sie kein Mitleid, obwohl diese Freundlichkeit und Mitgefühl verdienen.

Erst wenn sie selbst krank wird, erkennt sie durch diese Krankheit ihre Schwäche und zeigt ihren kranken Mitmen-schen den zustehenden Respekt. Der Mensch empfindet den ihn besuchenden oder ihm helfenden gläubigen Mitmen-schen gegenüber Respekt, empfindet gegenüber Leidenden Mitleid, welches eine Art von Mitgefühl und eine wichtige Eigenschaft des Islams ist. Und vergleicht er sie mit sich selbst, dann bedauert er sie aufrichtig und empfindet Mitleid mit ihnen. Er bemüht sich, ihnen zu helfen, zumindest betet er für sie, besucht sie und fragt nach ihrem Befinden, was im islamischen Recht (Scharia) Sunnah (Tradition des Propheten (Friede sei mit Ihm) ist und erwirbt sich damit geistige Ver-dienste (Sawab).

DAS SIEBZEHNTE HEILMITTEL KrankepflegenundbesuchenistfürGläubigeeinhohesVerdienstbeiGott.Oh, der sich über seine Unfähigkeit zu guten Taten beklagender Kranker. Bedanke dich. Die Krankheit öffnet dir das

Tor zur besten Wohltat. Die Krankheit lässt den Kranken und den Krankenpflegern, die ihre Arbeit für Gott tun, viel Sawab (Belohnung) zukommen und ist ein wichtiger Grund für ein geschätztes Bittgebet. Ja, in der Krankenpflege gibt es für die Muslime, die ein volles Bewusstsein (Iman) haben, wichtige Sawabs (Verdienste). Es ist Sunnah (Tradition d. Pro-pheten (Friede sei mit Ihm)) und eine Vergeltung für die Sünden, wenn man die Kranken, ohne sie zu belästigen, nach ihrem Befinden fragt und sie besucht.

In einer Überlieferung des Propheten Mohammed (Friede sei mit Ihm) heißt es: ”HolteuchdieGebetederKranken,dennihreBittgebetewerdenangenommen.”10

Besonders, wenn die kranke Person aus der Verwandtschaft ist, insbesondere Vater oder Mutter, so ist es ein wichtiger Gottesdienst, sich um sie zu kümmern und wird mit einer großen Belohnung belohnt.

Das Herz eines Kranken zu trösten hat die Bedeutung von wichtigen Almosen. Wie gesegnet ist jenes Kind, das die Herzen der Eltern, die traurig sind, zufrieden stellt und in ihre Gebete aufgenommen wird.

Das gute Benehmen der Kinder gegenüber den Eltern während ihrer Krankheit, welches eine Antwort auf die Güte der Eltern ist und eine Realität in der Gesellschaft darstellt, wird von den Engeln mit Maschallah und Barekallah gelobt.

Ja, zu Zeiten von Krankheit gibt es Freuden, die durch Güte, Mitleid und Barmherzigkeit derer entstehen, die sich um den Kranken liebevoll kümmern und somit das Leiden auf ein Nichts reduzieren. Es ist ein wichtiger Aspekt, dass das Gebet eines Kranken erhört wird. Ich betete seit 30-40 Jahren für eine Genesung vom Bandscheibenvorfall, an dem ich leide. Ich habe jedoch verstanden, dass die Krankheit für das Bittgebet gegeben worden ist. Da das Bittgebet (Dua) durch Gebete nicht beseitigt werden kann, d.h. da das Gebet sich nicht selbst beseitigen kann, habe ich verstanden, dass das Ergebnis des Gebets für das jenseits bestimmt ist und selbst eine Art Gottesdienst ist. Denn durch die Krankheit sieht man seine Schwäche und sucht Zuflucht beim göttlichen Gericht, dem Dergâh. Daher habe ich nicht daran gedacht, mit dem Bittgebet aufzuhören, obwohl mein Gebet 30 Jahre lang nicht erfüllt (erhört) wurde. Die Krankheit ist die Zeit für das Bittgebet (Dua). Die Genesung ist nicht das Resultat vom Gebet. Wenn Gott, der Allmächtige eine Genesung schenkt, dann wegen Seiner Großzügigkeit. Es ist nicht richtig zu sagen, dass das Gebet nicht erhört wurde, weil es nicht auf die Art in Erfüllung ging, wie wir es erwartet haben.

Dies weiß der Schöpfer. Er (Gott) gibt das, was für uns gut ist. Manchmal wandelt Er unsere Gebete zu unserem Vor-teil für das Jenseits um und nimmt sie so an. Es liegt nahe, dass ein Gebet angenommen wird, welches durch das Ge-heimnis der Krankheit an Ernsthaftigkeit gewonnen hat und aus dem Bedürfnis der Schwäche kommt.

9 (K. 96:-7. 10 Ibn-i Mace, Cenaiz; Deylemi, Müsnedü’l-Firdews, 1:280.

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13 Die Krankheit ist somit der Grund für ein ernsthaftes Gebet. Der Kranke und der Krankenpfleger, die einen voll-

kommenen Glauben (Iman) haben, sollten von diesem Gebet (Dua) Gebrauch machen.

DAS ACHTZEHNTE HEILMITTEL

Es hilft imUnglück auf noch größeresUnglück zu schauen, besonders das seelischeUnglück von seelischKrankenundvonSündern.

Oh, Kranker, der du klagst, anstatt dich zu bedanken! Die Klage hat ihren Ursprung im Recht. Jedoch hast du keines deiner Rechte verloren, dass du klagst. Vielleicht hast du

deine Pflicht, zu danken, nicht erfüllt. Vielmehr gibt es viele Danksagungen, die zu entrichten es deine Pflicht ist, und du hast dies versäumt. Ohne dass Gott dir das Recht dazu gegeben hätte, beklagst du dich so, als würdest du Rechte verlan-gen in einer Art, die nicht rechtens ist. Du kannst nicht zu denen hinaufschauen, die dir überlege und gesund sind, und dich dann beklagen. Deine Aufgabe ist es, zu denen zu schauen, denen es gesundheitlich noch schlechter geht als dir, und dankbar zu sein. Ist deine Hand gebrochen, dann schau auf die, deren Hand abgetrennt ist. Fehlt dir ein Auge, dann schau auf die Blinden, denen beide Augen fehlen, und sei Gott dankbar. Niemand hat das Recht, auf diejenigen aufzu-schauen, denen es besser geht und zu klagen.

Während eines Leides hat jeder das Recht, auf die zu schauen, deren Zustand schlechter ist, und dankbar zu sein. Die-ses Geheimnis wird an manchen Stellen des Risale-i Nur mit Beispielen erklärt.

Folgendes Beispiel mag als Zusammenfassung dienen: Ein Mann verlangt von einem armen Teufel, dass er bis zur Spitze eines Minaretts klettere. Für jede Stufe, die er hin-

aufklettert, gibt er ihm ein Geschenk. An der Spitze des Minaretts gibt er ihm das größte Geschenk. Er erwartet von ihm, dass er sich für seine Geschenke bedankt. Aber der Mann vergisst jene Geschenke, die er auf den Stufen gesehen hat, bedankt sich nicht und schaut weiter hinauf und sagt: ”Ah, wäre doch das Minarett höher. Dann könnte ich noch weiter hinauf klettern. Warum ist es nicht so hoch wie der Berg dort oder wie das andere Minarett?”

Da der Mensch aus dem Nichts geschaffen ist, nicht als Stein, als Baum oder als Tier, sondern als Mensch und als Mus-lim, erfreut er sich die meiste Zeit über an Gesundheit und Wohlergehen und erhält Gaben von hohem Wert. Wenn je-mand aber trotz alledem sich beschwert und ungeduldig ist, weil er mancher Gaben nicht würdig ist, oder weil er sie durch Missbrauch verloren hat oder sie nicht erlangen konnte, und die Göttliche Fürstlichkeit kritisiert und sagt: „Was habe ich bloß getan, dass mir dies zustößt?“ so ist dies ein Zustand und eine immaterielle Krankheit, die verhängnisvoller ist als die physische Krankheit.

Dies ist so, als ob man mit einer gebrochenen Hand kämpfen würde, was die Krankheit noch erschwert. Der Vernünftige ist jener, der in Übereinstimmung mit dem Vers ”WirsindGeschöpfeGottes,undzuihmwerdenwirheimkehren.”11, sich Fügt und Geduld hat, bis die Krankheit ihre

Aufgabe erfüllt hat und dann verschwindet.

DAS NEUNZEHNTE HEILMITTEL

KrankheitalsGast,gesandtvom„MeisterundArzt“,Gott.Die Attribute Gottes, des Allmächtigen, zeigen mit dem Begriff Esma-ul Husna (Schönsten Namen Gottes) an, dass sie

schön sind. Das ausgeklügelteste, schönste und umfassendste Spiegelbild des Ewig Angeflehtseins unter den Geschöpfen ist das Leben. Das Spiegelbild vom Schönen ist wiederum auch schön. Der Spiegel, der die Tugend der Schönheit zeigt, wird schön. So wie alles, das von solcher Schönheit dem Spiegel getan wird, gut und schön ist, so ist auch alles, was dem Leben passiert, in Bezug auf die Wirklichkeit, gut. Denn es trägt die schöne Schrift der Schönsten Namen, die gut und schön sind.

Wenn das Leben auf die Dauer in Gesundheit und in Wohlstand dahinfließen würde, wäre es ein unvollkommenes Spiegelbild. Es würde die Unvollkommenheit (Fehlerhaftigkeit) und das Nichts in Erinnerung rufen und bedrücken. Der Wert des Lebens wäre dadurch vermindert. Die Freude am Leben würde in Bedrückung umgewandelt.

Denn um die Zeit schneller zu verbringen, wird der Mensch sich aus Langeweile entweder dem Laster oder der Ver-gnügungssucht hingeben. Wie bei einer Gefängnisstrafe wird er seinem kostbaren Leben gegenüber feindselig, möchte es töten und es schnell hinter sich bringen. Verläuft ein Leben jedoch in Abwechslung, Taten und verschiedenen Situatio-nen, so wird es als kostbar empfunden und lässt die Wichtigkeit des Lebens und die Lebensfreude erkennen. Auch bei Schwierigkeiten und Leid will so ein Mensch nicht, dass das Leben vergeht. Er klagt nicht aus lauter Langeweile und sagt: ”Ach, die Sonne ist noch immer nicht untergegangen“, oder “ die Nacht ist noch nicht zu Ende.”

Ja, frag einmal einen Menschen, der reich ist, nichts zu tun hat, sich ausruht und alles besitzt, wie es ihm geht. Er wird sicher sagen, dass die Zeit nicht vergeht. Er wird Backgammon oder irgend etwas anderes spielen wollen, oder sich mit etwas anderem vergnügen, damit die Zeit vergeht. Oder du wirst ihn klagen hören wie etwa: ”Dies fehlt mir. Ach, hätte ich doch dies oder jenes gemacht”.

11 K. 2 Vers 156

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14 Dann frag einen Leidenden, einen Arbeiter oder einen Armen, der sich in schwieriger Situation befindet, wie es ihm

geht. Ein vernünftiger Mensch wird dir folgende Antwort geben: ”Gott sei dank, es geht mir gut. Ich arbeite. Ich wünsch-te, die Sonne würde nicht so schnell untergehen, damit ich diese Arbeit beenden kann. Die Zeit vergeht schnell. Das Le-ben steht nicht still, es fließt dahin. Ja, die Zeiten sind hart für mich, aber das geht vorbei. Alles geht so schnell vorbei.“ Er sagt tatsächlich, wie wertvoll das Leben ist, und wie sehr er es bedauert, dass die Zeit so schnell vergeht. Das heißt, dass er durch Schwierigkeiten und durch Arbeiten den Wert des Lebens erkennt und Freude daran hat.

Der Wunsch nach dem Vergehen der Zeit zeigt doch, dass Bequemlichkeit und Gesundheit das Leben ungenießbar machen.

Oh, kranker Bruder! Du solltest wissen, dass, wie es auch in den anderen Teilen des Risale-i Nur ausführlich und genau bewiesen ist, der Ursprung von Leid, Kummer und sogar von Sünden das Nichts ist. Das Nichts ist das Schlechte. Es ist dunkel, eine nicht veränderbare Bequemlichkeit, Ruhe, Stille und auf der Stelle verharrender Zustand. Diese sind dem Nichts so nahe, dass sie das Dunkle im Nichts fühlen lassen und bedrücken.

Handeln und Veränderung aber sind Existenz und machen die Existenz verständlich. Die Existenz ist rein gut; sie ist Licht.

Da dies die Wahrheit ist, wurde jene Krankheit in deinen Körper als Gast geschickt, um viele Aufgaben zu erfüllen, damit es das wertvolle Leben reinigt, stärkt, sich entwickeln lässt und damit die anderen Fähigkeiten in deinem Körper dem kranken Organ mit Liebe helfen und die Zeichen der einzelnen Attribute des Allweisen Schöpfers zeigen. So Gott will, wird sie ihre Aufgabe schnell erfüllen und wieder gehen. Und sie wird der Gesundheit sagen: ”Komm und bleibe an meiner Stelle ewig und erfülle deine Aufgabe. Dies ist dein Heim. Bleib in Frieden.”

DAS ZWANZIGSTE HEILMITTEL

UnterscheidetatsächlicheundeingebildeteKrankheiten.Oh, Kranker, der du nach Heilung suchst! Die Krankheit hat zwei Seiten. Die eine ist tatsächlich und die andere ist eingebildet. Was die wirkliche Seite anbelangt, so hat der Allweise und Glorreiche Heiler auf der Erde, die eine große Apotheke ist,

für jedes Leid ein Heilmittel erschaffen. Diese Heilmittel bedürfen aber der Krankheiten. Er hat für jede Krankheit ein Heilmittel geschaffen. Es ist erlaubt, für Heilzwecke die Heilmittel zu nehmen. Aber man muss wissen, dass die Wirkung und Heilung von Gott kommen. So wie Er die Krankheit gibt, gibt er auch die Heilung.

Es ist ein wichtiges Heilmittel, sich an die Anweisungen eines Arztes zu halten, der einen vollen Glauben hat. Denn die meisten Krankheiten beruhen auf Missbrauch, Nichteinhalten der Diät, Verschwendung, Fehler, dem Nachgehen von Vergnügungen und auf Unachtsamkeit.

Ein gläubiger Arzt wird natürlich im erlaubten Rahmen Vorschläge machen und Anweisungen geben. Er wird den Missbrauch und die Verschwendung untersagen und Trost spenden. Der Kranke wird den Anweisungen und dem Trost Vertrauen schenken, und sein Leid wird sich vermindern. Er wird sich, statt bedrückt zu sein, wohler fühlen.

Aber die zweite Seite, die aus der sinnlosen Sorge besteht, sieht anders aus: Der Arznei wird keine Bedeutung geschenkt. Je mehr Bedeutung man dieser schenkt, desto größer wird sie. Wenn man

ihr keine Bedeutung beimisst, wird sie kleiner und löst sich auf. Es ist so wie bei den Bienen. Je mehr sie gestört werden, desto mehr schwirren sie um den Menschen herum, und wenn sie in Ruhe gelassen werden, fliegen sie davon. Je mehr Gedanken man an einen hängenden Faden in der Dunkelheit verschwendet, desto größer wird er. Manchmal verscheucht man ihn wie einen Verrückten. Wenn dem aber keine Bedeutung beigemessen wird, sieht man, dass der einfache Faden keine Schlange ist, und man lacht über seine Panik. Wenn die Hypochondrie länger anhält, wird sie in Realität umgewan-delt. Dies ist für nervöse Menschen eine schlimme Krankheit. Es macht aus einem Kern eine Kuppel, und die Stärke des Geistes wird gebrochen.

Wenn diese Person auf herzlose, „halbe“ Ärzte trifft, wird ihr sinnloses Sorgen gefördert. Und die Reichen verlieren entweder ihr Vermögen, ihren Verstand oder ihre Gesundheit.

DAS EINUNDZWANZIGSTE HEILMITTEL

KrankheitalsdieZeitderErfahrungderfreundlichenZuwendungVerwandterundFreunde.Oh, kranker Bruder! Obwohl deine Krankheit physische Schmerzen mit sich bringt, so umhüllt dich dennoch eine immaterielle Freude, die

die physischen Schmerzen beheben wird. Wenn du Eltern und Verwandte hast, wird deren Güte, die du längst vergessen hast, wieder erwachen und du wirst den schönen Anblick, den du in deiner Kindheit genossen hast, wieder genießen können.

Auch die vielen verborgenen Freunde werden dich durch deine Krankheit liebevoll ansehen, und angesichts dieses Um-standes wird dein physischer Schmerz unbedeutend erscheinen. Die Personen, denen du ohne jegliche Gegenleistung gedient (geholfen) hast, werden dir wegen deiner Krankheit mit Güte dienen (helfen). Du wirst der Herr der Herren sein.

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15 Durch die Güte und Art der Barmherzigkeit, die die Menschen den Mitmenschen gegenüber empfinden, hast du

viele hilfreiche und gütige Freunde gefunden. Du hast nach vielen mühsamen Diensten von der Krankheit den Befehl erhalten, Pause zu machen, und ruhst dich somit aus. Daher sollte dieses dürftige Leid, gegenüber den vielen Freuden, dich dazu veranlassen, dass du dankst und nicht klagst.

DAS ZWEIUNDZWANZIGSTE HEILMITTEL

Krankheit hat ähnliche Wirkungen wie die asketischen Übungen des Fastens, sich Sichkasteiens gegenfleischlicheGelüstewieeinePeriode„geistlicheÜbungen“(Çile)Oh, von Schlaganfall oder sonstiger schwerer Krankheit betroffener Bruder! Als erstes möchte ich dir eine gute Nachricht vermitteln. Schlaganfall wird für Gläubige als ein Segen betrachtet. Dies

hörte ich früher öfters von Sufis, aber wusste nicht, warum. Ein Grund dafür leuchtete mir folgendermaßen ins Herz: Die Gottesfürchtigen und Gottesliebenden haben zwei Grundsätze, um eine Vereinigung mit Gott zu erreichen, sich

von den großen spirituellen Gefahren zu befreien und die ewige Glückseligkeit zu erreichen. Der Erste ist die Betrachtung des Todes (Rabita-i Mewt). Zu denken, dass die Welt vergänglich ist und dass man ein

vergänglicher Gast mit Aufgaben ist, arbeitet auf das ewige Leben hin. DerZweite: Durch Fasten, religiöse Übungen und Askese versuchen sie, ihre egoistischen Zwänge abzutöten, um sich

von den Gefahren des Egos und von den blinden Gefühlen zu befreien. Und du, mein Bruder, der du die Gesundheit einer Hälfte deines Körpers verloren hast. Diese zwei kurzen und einfa-

chen Grundsätze wurden dir ohne dein Zutun geben, damit dich der Zustand deines Körpers auf die Vergänglichkeit der Erde und des Menschen aufmerksam macht. Somit kann die Erde dich nicht länger ersticken, die Unachtsamkeit kann dein Auge nicht blenden, und die Zwänge des Egos können einen gebrechlichen Menschen nicht mit niederen und tieri-schen Gelüsten täuschen. So ist er fähig, sich von den Versuchungen der Triebseele zu befreien.

Auf diese Weise kann ein Gläubiger durch das Geheimnis des Glaubens an Gott, der Gottergebenheit und des Gott-vertrauens von einer Krankheit wie dem Schlaganfall in kurzer Zeit profitieren, so wie die Heiligen durch schwere Prü-fung. Dadurch verliert die schwere Krankheit an Bedeutung.

DAS DREIUNDZWANZIGSTE HEILMITTEL

KrankheiterneuertdieErfahrungderpersönlichunszugewandtenLiebeundSorgeGottes.Oh, alleinstehender kranker Mensch! Selbst wenn dein Zustand als alleinstehender und von zu Hause entfernter Kranker in sich schon härteste Herzen er-

weichen und gütig machen kann; kann dies ein Ersatz sein für deinen All-Barmherzigen Schöpfer? Denn am Anfang aller Koransuren stellt Er sich uns vor mit den Eigenschaften „ Der Barmherzige, der Allerbarmer“ und lässt mit einem Blitz-strahl Seiner Güte alle Mütter ihre Kinder mit dieser wunderbaren Zärtlichkeit aufziehen, und füllt mit einer Manifestati-on seiner Gnade das Angesicht der Erde jeden Frühling mit wunderbaren Gaben, und eine einzige Manifestation Seiner Gnade bedeutet das ewige Leben im Paradies mit all seinen Wundern. So wird doch gewiss deine Beziehung zu Ihm durch den Glauben, die Tatsache, dass du ihn anerkennst und durch die Sprache der Ohnmacht deiner Krankheit an-flehst, und der Umstand, dass du krank, allein und weit weg von zu Hause bist, Seinen barmherzigen Blick auf dich rich-ten, was alles andere unwichtig macht. Da es Ihn gibt und da Er auf dich schaut, bedeutet dies alles für dich. Diejenigen, die wirklich allein und von ihrer Heimat entfernt sind, sind jene, die mit Ihm nicht durch Glauben und Gottergebenheit verbunden sind, oder dem keine Bedeutung beimessen oder dies nicht ernst nehmen.

DAS VIERUNDZWANZIGSTE HEILMITTEL

KinderundAltenpflegesindvongroßemVerdienstvorGott.Oh du, der du dich um die unschuldigen kranken Kinder und um alte Menschen kümmerst, die wie unschuldige Kinder

sind! Ihr habt einen wichtigen Handel für das Jenseits vor euch. Gewinnt diesen Handel durch den Willen und durch Aus-

dauer. Die Krankheiten der unschuldigen Kinder sind für ihre feinen Körper eine Art von Übung, eine Entbehrung, eine Art Injektion und eine göttliche Erziehung, um sie für die zukünftigen Schwierigkeiten in der Welt abzuhärten. Die Leute der Wahrheit haben bewiesen, dass den Eltern, vor allen Dingen den Müttern, die die Gesundheit ihrer Kinder der ihrer eigenen bevorzugen, geistiger Lohn zukommt.

Die Pflege der alten Menschen ist ein großer Verdienst. In ihre und vor allem in die Gebete der Eltern aufgenommen zu werden und ihre Herzen zufrieden zu stellen, ist ein Grund für das Glück im Diesseits und Jenseits. Dies ist aus Über-lieferungen und Ereignissen aus der Geschichte bekannt.

Ein Kind, das seinem alten Vater gehorcht hat, ist ein glückliches Kind und wird das auch bei seinem Kind erleben. Ein Kind, das seinem Vater, wie hier angegeben, nicht gehorcht, wird neben der Strafe im Jenseits auch durch verschiedene Katastrophen im Diesseits bestraft.

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16 Ja, der Islam verlangt, dass nicht nur die alten und unschuldigen Verwandten gepflegt werden sollen, sondern auch

andere Gläubige, wenn man ihnen begegnet. Denn durch das Mysterium des Glaubens gibt es eine wahrhafte Brüderlich-keit, und der Islam fordert, den ehrwürdigen Kranken beizustehen, so weit man vermag.

DAS FÜNFUNDZWANZIGSTE HEILMITTEL

KrankheitstärktdasGlaubensleben.Oh, ihr kranken Geschwister! Wenn ihr für jedes Leid eine nutzvolle Heilung und ein wirklich gesegnetes Heilmittel sucht, dann lasst euren Glauben

vervollkommnen. D.h. bereut und bittet um Vergebung für eure Sünden, verrichtet die Fünfzeitengebete, leistet Gottes-dienst, macht Gebrauch vom Glauben, dem heiligen Heilmittel, und von der Medizin, die aus dem Glauben entsteht.

Ja, diejenigen, die dies nicht wissen, haben wegen der Liebe und Anhänglichkeit zu dieser Welt einen geistig gesehen kranken Körper, der so groß wie die Welt ist. Der Glaube gibt diesem geistigen Körper Heilung, der so groß wie die Welt ist und durch das Leid von Tod und Trennung verwundet ist. An vielen Stellen des Risale-i Nur haben wir bewiesen, dass der Glaube von Wunden befreit, und dass Glaube eine wirkliche Heilung bringt. Um euch nicht zu langweilen, möchte ich hier kurz zusammenfassen:

Das Heilmittel des Glaubens lautet wie folgt: Es zeigt seine Wirkung durch die Erfüllung der Pflichten. Achtlosigkeit, die Lüste des Nafs (Ego), das Vergnügen und die uns untersagten Handlungen verhindern die Wirkung der Heilung.

Da die Krankheit die Achtlosigkeit beseitigt, die Lust hemmt und die Zuwendung zum verbotenen Vergnügen verhin-dert, sollten wir davon Gebrauch machen. Macht Gebrauch von der heiligen Medizin und dem Licht des Glaubens durch Reumut, Bitte um Vergebung, Gebete und Anflehungen.

Möge Gott euch Genesung schenken und eure Krankheiten zu einer Vergeltung für eure Sünden machen. Amin, Amin, Amin.... Siesagen:”LobseiGott,derunshierhergeleitethat,wirwärennichtgeleitetgewesen,wennGottunsnichtgeleitethätte,wahrlich.DieGesandtenunseresHerrnkamenmitderWahrheit.“12 „Preisseidir(Gott),wirhabenWissennurvondem,wasduunsgelehrthast,denndubistderAllwissende,derAll-Weise.“13

12 K. 7 Vers 43

13 K. 2 Vers 32.

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DER SIEBZEHNTE BRIEF

BEILEIDSBEKUNDUNG ANLÄSSLICH DES TODES EINES KINDES

(Eine Ergänzung zum 25. Lichtblitz) InseinemNamen,ermögegerühmtwerden.„.Esgibtnichts,wasnichtseinLobsingenwürde“ Mein lieber Bruder im Jenseits, Hafiz Halit Efendi! ImNamenGottes,desErbarmers,desBarmherzigen. UndverkündedenGeduldigenfroheBotschaft,die,wenneinUnglücksietrifft,sagen:„WirgehörenGott,undwirkehrenzuIhmzurück.“ 14 Mein Bruder, der Tod deines Kindes hat mich sehr betroffen gemacht. Aber, die EntscheidungistbeiGott15, sich mit Unglücken abzufinden und das Schicksal anzunehmen gehört zum Islam. Möge Gott Ihnen die nötige Geduld geben. Möge er den Verstorbenen zu einem Fürsprecher für Sie im Jenseits machen. Wir werden für Sie und für andere aufrichtige Gläubige wie Sie „Fünf Punkte“ erläutern, die eine frohe Botschaft und wahrhaftige Tröstung bringen.

DER ERSTE PUNKT:

Das Geheimnis und die Bedeutung des Ausdrucks „ewigjungenKnaben“16 im Koran ist folgendes folgt: Die vor der Volljährigkeit verstorbenen Kinder von Gläubigen werden im Paradies ewig, schön und in einer dem Para-dies angemessenen Weise Kinder bleiben, sie werden auf den Schößen ihrer Väter und Mütter, die in das Paradies eintre-ten, sitzen und ihnen eine Quelle der Freude sein. Die Eltern werden auch hier das Glück haben, ihre Kinder zu liebko-sen, da alles, was Freude bereitet, im Paradies zu vorhanden sein wird. Was manche sagen, dass es im Paradies weder Kinderliebe noch das Liebkosen von Kindern gibt, da dies nicht der Ort der Fortpflanzung sei, ist nicht richtig. Der Ko-ranvers von den „ewig jungen Knaben“ weist darauf und bringt die gute Nachricht, dass es eine große Freude und ein Glück für die Gläubigen ist, rein und ohne Leid Millionen von Jahre ihre Kinder zu lieben und zu liebkosen. Dies ist gegenüber den zehn Jahren, in denen man in der Welt sein Kind schmerzlich liebt, ein höherer Wert.

DER ZWEITE PUNKT: Einmal befand sich ein Mann im Gefängnis. Sein geliebtes Kind wurde zu ihm geschickt. Der arme Gefangene litt unter seinem Leid und darunter, dass er nicht im Stande war, für das Wohlleben seines Kindes zu sorgen. Später schickte ihm ein barmherziger Herrscher einen Boten. Dieser sagte: „Dieses Kind ist zwar eines deiner Kinder, aber es gehört zu mei-nem Volk. Ich werde es annehmen und in einem schönen Palast aufwachsen lassen.“ Der Mann hob an zu weinen und zu klagen und sagte: „Ich werde mein Kind, das ein Trost für mich ist, nicht hergeben.“ Seine Freunde sagten zu ihm: „Dei-ne Betroffenheit ist sinnlos. Wenn du Erbarmen mit diesem Kind hast, wird es, anstatt in diesem dreckigen, stinkenden und unbehaglichen Gefängnis zu bleiben, in einen schönen bequemen Palast ziehen. Wenn du wegen deiner eigenen Seele betroffen bist und deinen eigenen Nutzen suchst, und das Kind hier bleibt, wird wegen eines zeitweiligen und zwei-felhaften Nutzens dein Kind aufgrund der großen Strapazen viel Unbehagen und Schmerz erfahren. Wenn es aber dort-hin geht, hast (du) viele Vorteile. Denn es wird die Barmherzigkeit des Herrschers auf sich ziehen und es wird ein Für-sprecher für dich werden. Der Herrscher wird wollen, dass du dich mit ihm triffst. Sicher wird er es, damit es dich trifft, nicht in die Zelle schicken, sondern dich aus der Zelle holen und dich in den Palast bringen. Unter der Bedingung, dass du gegenüber dem Herrscher Vertrauen und Gehorsam zeigst....“ So wie in diesem Beispiel sollte man denken, mein lieber Bruder, besonders in deinem Fall, wenn die Kinder von Gläubi-gen sterben: Dieses Kind ist unschuldig. Sein Schöpfer ist barmherzig und großzügig. Statt unter meiner fehlerhaften Erziehung und Zuneigung hat er es unter seine vollkommene und barmherzige Obhut genommen. Er hat es aus dem schmerzbeladenen, leidvollen und strapaziösen Gefängnis der Erde befreit und es in den Paradiesgarten geschickt. Was für eine große Freude für das Kind. Wer weiß, was aus ihm geworden wäre, wenn es in dieser Welt geblieben wäre. Daher bedauere ich es nicht, sondern betrachte es als glücklich. Wegen dem Nutzen, den meine Seele (s. Anhang nefs) gewinnt, empfinde ich auch für mich kein Mitleid und bin nicht

14 Koran, 2:155-156. 15 Koran, 40:112. 16 Koran, 76:19, 56:17.

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18 von Schmerz bedrückt. Wenn es in dieser Welt geblieben wäre, hätte es nur eine zeitweilige, zehn Jahre andauernde

Elternliebe genossen, in die sich Sorgen mischen. Wäre es ein rechtschaffender Mensch geworden, und wäre es für zu weltlichen Tätigkeiten fähig gewesen, hätte es mir vielleicht behilflich sein können. Aber durch den Tod wird es ein Grund für eine zehn Millionen Jahre andauernde Liebe zu den Kindern sein, ein Anlass für ewiges Glück. Es wird die Eigenschaften eines Fürsprechers erhalten. Daher wird jemand, der einen zweifelhaften, voreiligen Nutzen verliert, aber dafür einen wahren, später eintretenden Nutzen gewinnt, kein schmerzliches Bedauern und keine Verzweiflung zeigen.

DER DRITTE PUNKT: Das verstorbene Kind wurde als ein Geschöpf des barmherzigen Schöpfers, als sein Besitz, als sein Knecht und in seiner ganzen Erscheinung als sein Werk und ihm gehörig seinen Eltern als ein Freund gegeben, in ihre zeitweilige Obhut. Gott hat Vater und Mutter zu seinen Dienern gemacht. Den Eltern hat er für ihre Dienste als einen sofortigen Lohn freudige Zuneigung entgegen gebracht. Wenn jetzt der barmherzige Schöpfer, der von tausend Anteilen neunhundertneunund-neunzig besitzt, als eine Notwendigkeit seiner Gnade dieses Kind aus deinen Händen nimmt und seinen Dienst beendet, so geziemt es sich den Gläubigen nicht, mit einem Anteil in einer Weise zu trauern, die an den Besitzer von tausend An-teilen erinnert. Das mag vielleicht den Leuten der Unwissenheit und der Verirrung anstehen.

DER VIERTE PUNKT: Die verzweifelte Klage und die schmerzhafte Trauer hätten dann einen Sinn, wenn die Welt ewig bestehen, der Mensch ewig leben und die Trennung ewig sein würde. Aber da die Erde ein Gasthaus ist, werden wir und auch ihr dorthin gehen, wo das verstorbene Kind hingegangen ist. Der Tod ist nicht nur für das Kind, sondern für alle ein Weg. Da die Trennung nicht für immer ist, wird man sich später im Zwischenreich und im Paradies treffen. Daher sollte man „Gott gehört dieEntscheidung“17 sagen und „Er hat gegeben; Er hat genommen“. Indem man sagt: Gott sei Dank für Alles soll man geduldig Dank sagen.

DER FÜNFTE PUNKT: Eine der angenehmsten, schönsten und wunderbarsten Erscheinungen der Barmherzigkeit Gottes, die Güte,18 ist ein strahlendes Elixier. Sie ist wirkungsvoller als die leidenschaftliche Liebe. Sie wird Mittel, mit dem man schneller zu Gott gelangt. Die profane und die weltliche Liebe wandelt sich unter vielen Schwierigkeiten in die wahre Liebe und findet Gott. Die Güte jedoch bindet das Herz ohne Schwierigkeiten schneller und auf eine reinere Art an Gott. Sei es Vater oder Mutter, beide lieben ihr Kind wie die ganze Welt. Wenn ihnen das Kind genommen wird und sie glücklich und wirk-lich bewusste Gläubige sind, dann werden sie ihr Gesicht von der Welt abwenden und den wirklichen Erhalter finden und sagen: „Da die Welt vergänglich ist, ist sie es nicht wert, das Herz an sie zu binden.” Wohin auch immer das Kind hingegangen ist, man nimmt zu diesem Ort eine Beziehung auf, und das garantiert ihm einen hohen spirituellen Rang. Die Unwissenden und die Fehlgeleiteten sind von diesen fünf Punkten des Glücks und der frohen Nachricht ausge-schlossen. Wie groß das Leid in ihrer Situation ist, könnt Ihr mit Folgendem vergleichen: Wie die Trauer und die Schmerzen einer alten Frau, die ihr geliebtes und einziges Kind in der Agonie liegen sieht, und die sich, in der Annahme, dass sie ewig auf der Welt bliebe und als Ergebnis des Unwissens und der Verirrung, sich vorstellt, dass der Tod, das Nichts und die Trennung ewig andauerten, und die aufgrund von Unwissenheit oder Verirrung der paradiesischen Gnade des Barmherzigen und seines Geschenk des Paradieses nicht gedenkt und statt an die weiche Wie-ge an die Erde des Grabes denkt. Aber die beiden Welten, der Glaube und der Islam, welche die Mittel zur Glückseligkeit sind, sie sagen dem Gläubigen: Der barmherzige Schöpfer wird dein Kind, dass in Agonie liegt, aus dieser schmutzigen Erde herausholen und ins Para-dies bringen. Er wird es zu einem Fürsprecher am Jüngsten Tag und zu einem ewigen Kind machen. Sorge dich nicht um es. Die Trennung ist nur zeitweilig, sei nicht besorgt. Sage: „Die Entscheidung ist bei Gott“19 und „Wir gehören Gott, und wir kehren zu Ihm zurück.“20 und habe Geduld. Gott,EristderBleibende. Said Nursi

17 Koran, 40:112. 18 Güte(türkisch Şefkat) bedeutet, sich mit dem Schicksal des Anderen in Verbindung zu setzen, Mitleid zu zeigen und meint hier die bedin-gungslose und reine Liebe Kindern, Eltern und Menschen gegenüber, im Gegensatz zu den anderen Formen der Liebe, die eine Erwiderung er-warten. 19 Koran, 40:112. 20 Koran, 2:156.

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DER ZWEITE LICHTBLITZ

ImNamenGottes,desGnädigen,desFürsorglichen!

Alser(=Hiob)aufschriezuseinemHerrgott,sprechend:"Wahrhaftig,Schadenhatmichangegriffen,undDubistderGnädigstederGnädigen."21 Das Flehgebet Hiobs, des Manns der Geduld, ist gut erprobt und wirkungsvoll. Gestützt auf den Koranayat sollten wir in unserem Flehgebet sagen: O mein Herrgott! Ja, Schaden hat mich angefallen, und Du bist der Gnädigste der Gnädigen. Der Kernpunkt der gutbekannten Geschichte Hiobs (Friede sei ihm) ist wie folgt: Angegriffen von zahllosen Wunden und Wehen für eine lange Zeit gedachte er der großen Vergütung, die er für seine Krankheit hatte, und er harrte mit äu-ßerster Geduld aus. Aber später, als die Würmer, erbrütet in seinen Wunden, bis zu seinem Herzen und bis zu seiner Zunge krochen, bis zum Sitz der Erinnerung und der Gotteserkenntnis, fürchtete er, dass seine Pflicht der Gottesanbe-tung leiden könne, und so sagte er im Flehgebet, nicht um seiner eigenen Behaglichkeit willen, sondern um der Gottesan-betung willen: “OHerrgott!Schadenhatmichangefallen.MeinGedenkenanDichmitmeinerZungeundmeineAnbetungfürDichmitmeinemHerzenwerdenleiden.” Gott der Allmächtige akzeptierte dann dieses reine, aufrichtige, selbstlose und fromme Flehgebet in wunderbarster Weise. Er gewährte Hiob eine vollkommene, gute Gesundheit und machte in ihm manifest alle Arten des Mitleids. Dieser Lichtblitz/Gedankenblitz enthält Fünf Punkte:

ERSTER PUNKT Entsprechend zu den äußeren Wunden und Krankheiten Hiobs (Friede sei ihm) haben wir innere Krankheiten des Geis-tes und des Herzens. Würde unser inneres Sein nach außen gewendet werden, und würde unser äußeres Sein nach innen gewendet werden, würden wir verwundeter und kränker als Hiob erscheinen. Denn jede Sünde, die wir begehen, und jeder Zweifel, der in unseren Verstand eintritt, schlägt unserem Herzen und unserem Geist Wunden. Die Wunden Hiobs (Friede sei ihm) waren von solch einer Natur, dass sie sein kurzes, weltliches Leben bedrohten, aber unsere inneren Wunden bedrohen unser unbegrenzt lang immerwährendes Leben. Wir brauchen das Flehgebet Hiobs tausendfach mehr als er selber. Gerade wie die Würmer, die von seinen Wunden bis zu seinem Herzen und bis zu seiner Zunge krochen, so gilt ebenfalls: die Wunden, die uns die Sünde schlägt, und die Ver­suchungen und Zweifel, die aus jenen Wunden kommen--möge Gott uns schützen!--kriechen in unser inneres Herz, in den Sitz unseres Glaubens und ver­wunden so den Glauben. Sie kriechen auch in die geistliche Freude der Zunge, in den In­terpreten des Glaubens, und sie bringen die Zunge in Abwendung vom Gottesgedenken und bringen sie zum Verstummen. Sünde dringt in das Herz hinein, schwärzt und verfinstert es, bis das Licht des Glaubens ausgelöscht ist. Innerhalb jeder Sünde ist ein Pfad, der zum Unglauben führt. Wenn die Sünde nicht schnell neutralisiert wird, indem man Gottes Verge-bung sucht, wächst sie von einem Wurm zu einer Schlange aus, die am Herzen nagt. Zum Beispiel, ein Mensch, der heimlich eine schändliche Sünde begeht, fürchtet die Schmach, die entsteht, wenn andere dahinterkommen. Die Existenz der Engel und Geistwesen ist für ihn schwierig auszuhalten, und er will sie leugnen, schon bei der Stärke des geringsten Hinweises. Gleicherweise, wer eine große Sünde begeht, welche die Höllenqual verdient, begehrt ganzherzig die Nicht-Existenz der Hölle, und wann immer er von der Drohung des Höllenfeuers hört, wird er dessen Leugnung wagen, wenn er nur den kleinsten Hinweis und Zweifel dafür hat, bis er nur den kleinsten Hinweis und Zweifel dafür hat, bis er nicht das Schutz-schild der Reue ergreift und Vergebung sucht. Gleicherweise, wer nicht das Fünfzeitengebet verrichtet und seine Pflicht der Gottesanbetung nicht erfüllt, wird vom Kummer angefallen, so als wenn er eine kleine Pflicht gegenüber irgendeinem kleinen Herrscher nicht erfüllt hätte. Also, wenn er zu faul ist, seine Pflicht zu erfüllen, obwohl der Herrscher der Vor-Ewigkeit es wiederholt gebietet, wird er gro-ßen Kummer erfahren, und wegen dieses Kummers wird er sich sagen wollen: "Gäbe es doch keine solche Pflicht der Gottesanbetung!" Wiederum, aus diesem Wunsch kommt der weitere Wunsch, Gott leugnen zu wollen und gegen Gott feindlich eingestellt zu sein. Kommt irgendein Zweifel hinsichtlich der Existenz des Göttlichen Wesens in sein Herz, wird er ihn wie einen klaren Beweis ergreifen wollen. Ein weiteres Tor zur Zers­törung wird vor ihm aufgetan. Der armselige Wicht weiß nicht, dass er sich zwar durch die Leugnung von der geringen Mühe der Pflicht der Gottesanbetung befreit hat, aber durch die gleiche Leugnung machte er sich zum Ziel für Millionen von Mühen, die weit schre­cklicher sind. Er flieht vor dem Stich einer Mücke, aber er heißt den Biss einer Schlange willkommen. Es gibt viele andere Beispiele, die mit Hinweis auf diese dreie zu vers­tehen sind, und so wird der Sinn dieses Koranayates offenkundig: “Nein,aberihreHerzensindbefleckt!”22

21 Koran, 21:83. 22 Koran, 24:39; 22:31.

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20 ZWEITER PUNKT

Wie erklärt wurde hinsichtlich des Sinns des Göttlichen Ratschlusses, bekannt als Schicksal, im 26. Söz/Wort: Aufgrund der folgenden drei Gründe haben die Menschen haben kein Recht, sich im Falle von Unheilen und Krankheit zu bekla-gen, denn da sind die drei folgenden Gründe: ErsterGrund: Der Allerhöchste Gott machte das Gewand des Körpers, mit dem Er den Menschen eingekleidet hat, zu einer Manifestation Seiner Kunst. Er machte den Menschen zu einem Modell, auf dem Er das Gewand des Körpers schneidert, trimmt, verändert, verwandelt, und so entfaltet Er die Manifestation verschiedener Seiner Na­men. Gerade wie der Name des Heilers (Safi) notwendig macht, dass die Krankheit existiert, so ebenfalls erfordert der Name des Für-sorgers (Rezzak), dass Hunger existiert. Und so weiter.... “Der Herr und Meister aller Herrschaft hat Verfügung über Seine Herrschaft, wie Er will”. ZweiterGrund: Durch Unheile und Krankheiten wird das Leben verfeinert, vervollkommnet, gestärkt und vorwärtsge-bracht; damit es Resultate hergibt, Vollkommenheit gewinnt und seinen eigenen Zweck erfüllt. Leben, das monoton auf dem Sofa der Behaglichkeit und des Komforts geführt wird, tendiert eher in die Richtung des rein Üblen, dem Nichts-Sein als dem rein Guten, was das Sein ist. DritterGrund: Dies irdische Reich ist das Feld des Testes, die Stätte des Dienstes. Es ist nicht der Ort der Genussfreu-de, der Belohnung, der Vergütung. Denke also, dass das irdische Reich die Stätte des Dienstes und der Ort der Gottesan-betung ist: --Krankheiten und Unheile--solange sie den Glauben nicht beeinträchtigen und geduldig ert­ragen werden--fügen sich voll dem Dienst und der Anbetung, stärken die beiden sogar. Da sie die einstündige Gottesanbetung gleich-wertig zur ganztägigen Gottesanbetung machen, sollte man Dank entbieten, anstatt zu klagen. Die Gottesanbetung besteht tatsächlich aus zwei Sorten, positiv und negativ. Was mit positiv gemeint ist, das ist offen-sichtlich. Was die negative Gottesanbetung betrifft, so besteht sie darin: wird man von Unheil und Krankheit angegriffen, gewahrt man seine eigene Schwäche und Hilflosigkeit. Und man wendet sich zum Barmherzigen Herrgott, sucht Zuflucht bei Ihm, sinnt über Ihn nach, bittet Ihn, und so entbietet man eine reine Form der Gottesanbetung, in die keine Heu-chelei eindringen kann. Wenn der Mensch geduldig ausharrt, an die Belohnung denkt, die im Unheil steckt, und Dank entbietet, dann wird jede verbrachte Stunde wie ein ganzer Tag Gottesanbetung gerechnet. Sein kurzes Leben wird sehr lang. Es gibt sogar Fälle, wo eine einzige Minute wie ein ganzer Tag Gottesanbetung gerechnet wird. Einstmals war ich äußerst besorgt, weil eine schreckliche Krankheit einen meiner Glaubensgenossen des Jenseits, Muhadschir Hafis Ah-med,23 getroffen hatte. Aber dann kam eine Warnung an mein Herz: "Gratuliere ihm!" Jede Minute, die er verbringt, zählt wie eine ganztägige Gottesanbetung. Er ertrug auf jeden Fall seine Krankheit in Geduld und Dankbarkeit.

DRITTER PUNKT Wie wir (=Nursi) in ein, zwei Sözler-Traktaten dargelegt haben: wann immer man an sein vergangenes Leben denkt, wird man in seinem Herzen oder mit der Zunge entweder Ah! oder Oh! sagen. Das heißt, man wird entweder Bedauern emp-finden oder man sagt: "Dank und Lob seien Gott." Bedauern wird erregt durch die Schmerzen, und diese kommen aus dem Aufhören früherer Freuden und aus der Trennung von ihnen. Denn das Aufhören von Genussfreude ist Schmerz selber. Zuweilen verursacht eine momentane Genussfreude einen immerwährenden Schmerz. An sie zu denken, ist wie in einer Wunde herumzustochern und lässt Bedauern hervorspritzen. Was die bleibende spirituelle Genussfreude anbelangt, die aus dem Nachlassen der momentanen Schmerzen kommt, erfahren in der Vergangenheit, so wird der Mensch angeregt zu rufen: "Dank und Lob seien Gott!" Zusätzlich zu dieser angeborenen Tendenz des Menschen, wenn er an die Belohnung denkt, die aus Unheil resultiert, und an die Ver­gü­tung, die auf ihn im Jenseits wartet, wenn er gewahrt, dass sein kurzes Leben als ein langes Leben zählen wird, wegen des Un-heils--denn statt bloß geduldig zu sein, sollte er dankbar sein. Er sollte sagen: “Lobpreis sei Gott für jeden Zustand an-ders als Unglaube und Irreleitung.” Es wird gewöhnlich gesagt, dass Unheil langdauernd ist. Ja, das ist es, aber nicht, weil es mühsam uns stressig ist, wie die Leute gewöhnlich denken, sondern weil es vielmehr vitale Früchte hergibt, gerade wie ein langes Leben.

VIERTER PUNKT Wie in der Ersten Station des 21. Söz/Wort erläutert wurde: die Kraft geduldigen Ausharrens, die dem Menschen vom Allmächtigen Gott gegeben wurde, ist angemessen jedem Unglück, bis sie nicht auf grundlose Befürchtungen vergeudet wird. Aber durch das Vorherrschen von Täuschung, durch des Menschen Nachlässigkeit, und weil er sein ver­gängliches Leben für ewig hält, vergeudet er seine Kraft der Ausdauer auf die Vergangenheit und auf die Zukunft. Seine Ausdauer ist

23 Muhadschir Hafiz Ahmd war Kaufmann im Dorf Barla, und er war unter den ersten Anhängern des Risale-i Nur. Bediüzzaman Said Nursi wohnte in dessen Gästehaus zunächst, als er Februar 1926 im Verbannungsort Barla eintraf. M.H. Ahmed half Bediüzzaman in den achteinhalb Jahren Verbannungszeit in Barla. Provinz Isparta, Südwest-Anatolien.

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21 nicht angemessen den Unheilen der Gegenwart, und er beginnt zu klagen. Es ist, als ob er--Gott verhüte-- den All-mächtigen Gott bei den Menschen anklage. In einer höchst ungerechtfertigten und sogar verrückten Weise klagt er und zeigt er seinen Mangel an Geduld. Wenn der Tag, der vergangen ist, Unheil barg, so ist die Mühsal nun vergangen, und nur die Seelenruhe bleibt; der Schmerz ist vergangen, und die Freude beim Nachlassen bleibt; die Mühe ist gegangen, und die Belohnung bleibt. Kurz: Wie Dank das Erweisen der Gunst vermehrt so hebt es das Unheil mit dem Klagen Würdigung des Mitleids für sich selbst auf. Daher sollte man nicht klagen, sondern für das Genossene danken. Man sollte nicht dem Unglück grollen, sondern es lieben. Das vergängliche Leben der Vergangenheit wird als ewiges und gesegnetes Leben gezählt, wegen des Unglücks. Mit der eigenen Vorstellungskraft an den vergangenen Schmerz zu denken und daran einen Teil der Geduld zu verschwenden ist Verrücktheit. Was die noch kommenden Tage anbelangt, da sie noch nicht gekommen sind, jetzt schon an die Krankheit und an das Unglück zu denken, die sie bergen könnten, und jetzt schon unruhig und nervös zu sein, das ist auch Torheit. Zu sich zu sagen: "Morgen oder Übermorgen werde ich hungrig und durstig sein!" und heute deswegen Wasser zu trinken und Brot zu essen, das ist reine Verrücktheit. Gleicherweise, an zukünftige Unglücke und Krankheiten zu denken, die jetzt nichtexistent sind, an ihnen jetzt schon zu leiden, Ungeduld zu zeigen und sich ohne Zwang zu belas-ten, ist solche Dummheit, die nicht weiter Mitleid und Barmherzigkeit ver­dient. Während des Ersten Weltkrieges (1914-1918) war ein gesegneter Mann in Er­zu­rum (Stadt im Nordosten der Türkei) von einer schrecklichen Krankheit angegriffen. Ich ging zu ihm, und er sagte zu mir bitterlich klagend: "Ich war nicht fähig, meinen Kopf auf das Kissen zu legen und für hun­dert Nächte zu schlafen." Ich war sehr bekümmert. Plötzlich kam mir ein Gedanke, und ich sagte. "Glaubensbruder! Die hundert schwierigen Tage, die du zugebracht hast, sind nun gerade wie hundert glückliche Tage. Denke nicht an sie und klage nicht, schau vi­elmehr auf sie und sei dankbar. Was die zukünftigen Tage anbelangt, da sie noch nicht ge­kommen sind, lege dein Vertrauen in deinen Barmherzigen und Gnädi-gen Herrgott. We­ine nicht, bevor du geschlagen wirst; fürchte dich vor nichts; gib dem Nichtsein nicht die Farbe des Seins. Denk an die jetzige Stunde; deine Kraft des geduldigen Ausharrens ist genug für diese Stunde. Handle nicht wie der verrückte Kommandeur, der Ver­stär­kung auf seinem rechten Flügel erwartet, da eine feindliche Streitkraft (angeblich) zu seinem linken Flügel überlaufen würde, und dann verschiebt er seine Streitkräfte im Zentrum zum linken und zum rechten Flügel, noch bevor sich der Feind am rechten Flügel angeschlossen hat. Der Feind zerstört dann sein Zentrum, das mit minimaler Streitkraft schwach gelassen wurde. Glaubensbruder! Sei nicht so wie er. Mobi­lisiere all deine Stär­ke für diese gegenwärtige Stunde, und denke an die Göttliche Gnade, an die Belohnung im Jenseits, und wie dein kurzes und vergängliches Leben verwandelt wird in eine lange und ewige Form. Statt bitterlich zu klagen, entbiete freudig Dank. Sehr erleichtert sagte er: "Preis und Dank seien Gott, meine Krankheit ist nun ein Zehntel von dem, was sie zuvor war."

FÜNFTER PUNKT Es besteht aus drei Sachen. ErsteSache: Wahres und schadvolles Unglück ist jenes, das die Religion beeinträchtigt. Man sollte zu allen Zeiten Zu-flucht suchen beim Göttlichen Hofe vor Unglück in Sachen der Religion, und man sollte nach Hilfe rufen. Aber Unglü-cke, welche die Religion nicht beeinträchtigen, sind in Wahrheit keine Unglücke. Einige von ihnen sind Warnungen des Höchst Gnädigen Gottes. Wenn ein Hirte einen Stein nach seinen Schafen wirft, da sie auf eine fremde Weide wollen, so verstehen sie, dass der Stein als Warnung gemeint ist, um sie vor einer gefährlichen Situation zu bewahren. Voller Dank-barkeit wen­den sie sich um. So ebenfalls gibt es viele scheinbare Unglücke, die Göttliche Warnungen und Mahnungen sind, und andere, die zur Reue der Sünden führen, und andere wiederum, die des Menschen Zustand der Achtlosigkeit auflösen, die ihn an seine menschliche Hilflosigkeit und Schwäche erinnern, und so geben sie ihm eine Form der Seelen-ruhe. Was die Art des Unheils anbelangt, die Krankheit ist, so ist das nicht völliges Unglück, wie wir bereits gesagt haben, sondern vielmehr eine Gunst Gottes und ein Mittel der Reinigung. Es gibt ein Hadith (=Ausspruch des Propheten Muhammed): “Gerade wie ein Baum seine reife Frucht abwirft, wenn er geschüttelt wird, so ebenfalls fallen die Sünden ab, wenn der Mensch vom Fieber geschüttelt wird.”24 Hiob (Friede sei ihm) betete in seinem Flehgebet nicht um Bequemlichkeit seiner Treibseele, sondern vielmehr suchte er Heilung für den Zweck der Gottesanbetung, als die Krankheit sein Gottesgedenken (der Zunge und des Herzens) beein-trächtigte. Auch wir sollten als erste Absicht haben, wenn wir dieses Flehgebet machen, dass die inwendigen und spi-ri­tuellen Wunden geheilt werden, die aus dem Sündigen kommen. Was die körperlichen Krankheiten betrifft, so mögen wir vor ihnen Zuflucht suchen, wenn sie unsere Gottesanbetung behindern. Aber wir sollten Zuflucht suchen in einer demütigen und fle­henden Weise, nicht protestierend und klagend. Wenn wir Gott als unseren Herrn und Meister akzep-tieren, dann sollen wir alles auch akzeptieren, was Er uns in Seiner Fähigkeit als Herrgott gibt. Das Seufzen und Klagen in einer Weise, die Widerstand gegen Göttlichen Ratschluss und Dekret andeutet, ist eine Art Kritik am Göttlichen Rat-schluss, ist eine Beschuldigung, die gegen Gottes Mitleid erhoben wird. Wer Gottes Ratschluss kritisiert, schlägt seinen

24 Buhari, Merda: 3,13, 16; Müslim, Birr: 45; Ibn-i Mace, Edeb:56; Darimi, Rikak: 57; Müsned, 1:381.

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22 Kopf gegen den Amboss und zerbricht ihn. Wer auch immer Gottes Gnade beschuldigt, wird unvermeidlich ihrer

beraubt. Eine gebrochene Hand zu benutzen, um Rache auszuüben, wird der Hand nur weiteren Schaden zufügen. Und ein Mensch, der vom Unglück getroffen ist und auf das Unglück mit protestierender Klage und Sorge reagiert, wird dieses Unheil nur verstärken. ZweiteSache: Körperliche Unglücke wachsen, wenn sie als groß gesehen werden, und sie schrumpfen, wenn sie als klein gesehen werden. Zum Beispiel, ein Traum tritt nachts in eines Menschen Vision. Wenn man dem Traum Bedeutung beimisst, so schwillt er an und wächst, aber wenn man ihm keine Bedeutung zollt, so verschwindet er. Auch wenn man einen Schwarm Bienen abwehren will, so werden sie noch aggressiver, aber wenn man ruhig bleibt, verschwinden sie. Also, wenn man körperliche Unglücke als groß betrachtet und ihnen Wichtigkeit gibt, so wachsen sie, und wegen der Sorge gleiten sie durch den Körper und schlagen Wurzel im Herzen. Das Ergebnis wird dann eine innere Nötigung sein, auf der das äußere Unglück wie auf Schlittschuhen gleitet. Aber wenn die Sorge beseitigt wird, indem man mit Got­tes Dekret zufrieden ist und auf Gott vertraut, so wird das körperliche Unglück schrittweise verschwinden, auftrocknen und vergehen, gerade wie ein Baum, dessen Wurzeln abgetrennt wurden. Einstmals verfasste ich die folgenden Ayate, um diese Wahrheit zu schildern: Schreie nicht auf im Unglück, o Wicht, komm, vertraue in Gott! Denn wisse, dass Auf­heulen das Unglück verstärkt und ein großer Irrtum ist. Ich finde den Sender des Unglücks, und wisse, dass es ein Geschenk innerhalb des Geschenks ist, und eine Genussfreude. So höre auf mit dem Aufheulen und entbiete Dank; Findest du Ihn (=Gott) nicht, so wisse, die Welt ist insgesamt Schmerz innerhalb Schmerz, ist Vergänglichkeit und Verlust. Also, warum klagen bei einem kleinen Unglück, während auf dir eine Welt voll von Wehe ist? Komm, vertraue in Gott! Vertraue in Gott! Lache dem Unglück ins Gesicht; es wird auch lachen. Wie es lacht, wird es verschwinden, es wird ver-wandelt und transformiert. Wenn man in einem einhändigen Zwei­kampf einen schrecklichen Gegner anlächelt, wird seine Feindschaft verwandelt in Versöhnlichkeit; seine Feindseligkeit wird ein bloßer Spaß werden, wird schrumpfen und versch­winden. Wenn man mit Gottvertrauen gegen das Unglück antritt, wird das Ergebnis ähnlich sein. DritteSache: Jedes Zeitalter hat eigentümliche Kennzeichen. In diesem Zeitalter der Nachlässigkeit hat das Unglück seine Form geändert. In gewissen Zeitaltern und für gewisse Personen ist Unglück in Wirklichkeit kein Unglück, sondern vielmehr eine Göttliche Gunst. Da ich jene, die im gegenwärtigen Zeitalter von Krankheit angegriffen sind, als glücklich betrachte--unter der Bedingung, dass ihre Krankheit die Religion nicht beeinträchtigt--geschieht es mir nicht, dass ich gegen Krankheit und Unglück opponiere, noch habe ich Mitleid mit den Angegriffenen. Wann immer ich einen kranken Jugendlichen treffe, finde ich, dass er sich mehr mit seinen religiösen Pflichten und mit dem Jen­seits beschäftigt als seine Altersgenossen. Daraus schließe ich, dass Krankheit kein Unglück für solche Leute begründet, sondern vielmehr eine Wohltat Gottes. Es ist wahr, dass die Krankheit ihm Not und Stress in seinem kurzen, vergänglichen und irdischen Le-ben verursacht, aber sie ist nützlich für sein ewiges Leben. Sie sollte als eine Art Gottesanbetung betrachtet werden. Wäre er gesund, wäre er nicht fähig, den als Kranken genossenen Zustand aufrecht zu erhalten, und er würde in Liederlichkeit fallen, als Folge der Dummheit der Jugend und der liederlichen Natur des Zeitalters.

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SCHLUSS Um Seine unbegrenzte Kraft und unbegrenzte Gnade zu zeigen, machte der All­mächtige Gott im Menschen inhärent unbegrenzte Ohnmacht und unbegrenztes Bedürfnis. Weiterhin, um die endlosen Stickereien Seiner Namen zu zeigen, schuf Er den Men­schen wie eine Maschine, die unbegrenzte Arten von Schmerzen empfangen kann, wie auch unbe-grenzte Arten von Genussfreude. Innerhalb jener menschlichen Maschine sind Hunderte Instrumente, und jedes Instru-ment hat verschiedene Schmerzen und Freu­den, hat verschiedene Pflichten und Belohnungen. Einfach gesagt, das Ge-samte der Göttlichen Namen, manifestiert im Makroanthropos, der die Welt ist, hat auch Ma­ni­festationen im Mikro-kosmos, welcher der Mensch ist. Nützliche Sachen, wie gute Ge­sundheit, Wohlfahrt und Genusfreude, lassen den Men-schen Dank entbieten und bringen die menschliche Maschine dazu, ihre Funktionen in vieler Hinsicht auszuführen, und so wird der Mensch eine Fabrik, die Dank erzeugt. Gleicherweise, durch Unglück, Krankheit und Schmerz und andere aufwühlende Kontingenzen werden die anderen Zahnräder der menschlichen Maschine in Bewegung und Umlauf ge-setzt. Die Lagerstätte der Schwäche, der Ohnmacht und der Armut, die der Menschennatur inhärent ist, wird zum Arbei-ten gebracht. Im Menschen wird ein Zustand eingeführt, wodurch er Zuflucht und Hilfe sucht, nicht allein mit einer ein-zigen Sprache, sondern mit der Zunge jedes einzelnen Körperg­lieds. Durch diese Kontingenzen wird der Mensch wie eine Schreibfeder, die Tausende verschiedene Federn umfasst. Er beschriftet die bestimmte Bahn seiner Existenz auf der Seite seines Lebens oder die Tafel in der Welt der Gleichnisse; er zeigt eine Deklaration der Göttlichen Namen, und er wird selber eine Ode zum Ruhme Gottes, und so erfüllt er die Pflichten seiner Natur.

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ELFTE HOFFNUNG

DIE GEISTIGEN WUNDEN, DIE DURCH DIE MATERIALISTISCHE PHILOSOPHIE ENTSTEHEN UND DIE HEILMITTEL DAFÜR

Aus dem 26. Lichtblitz

Nach meiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft lebte ich zusammen mit meinem Neffen Abdurrahman in einer Villa auf dem Kiefernberg (Çamlica) zu Istanbul. Vom Standpunkt des weltlichen Lebens hätte meine Situation als höchst glücklich für Leute wie wir gehalten werden können. Denn ich war der Kriegsgefangenschaft (in Russland) ent­ronnen, und beim Darul-Hikmet (=das Islamische Haus der Weisheit, die Oberste Religionsbehörde des Osmanischen Reiches; eine Art Verfassungsgericht) waren wir erfolgreich, Wissen in der erhabensten Weise auszubreiten, und ich als Gelehrter konnte mich völlig meiner Arbeit widmen. Ich wurde sehr gebührlich mit Lob und Ehre überschüttet. Ich lebte auf dem Kiefernberg (Camlica) - dem schönsten Fleck von Istanbul. Alles war für mich in bester Ordnung. Und ich war zusam-men mit (dem nun verstorbenen) Abdurrahman, mit meinem Neffen, der sehr intelligent und sehr opferwillig war, und er war mein Schüler, Diener, Schreibknecht und spiritueller Sohn in einem. Es war mir klar, dass ich eigentlich der glück-lichste Mensch auf der Welt war, aber als ich in den Spiegel schaute, entdeckte ich graue Haare auf dem Schädel und im Schnurrbart. Ich hatte in der Lager-Moschee zu Kostroma (in Russland, an der oberen Wolga) eine geis­tige Erweckung erfahren. Und als ich jetzt in den Spiegel sah, war die spirituelle Erweckung wieder da. Daher sann ich jetzt über die Umstände und Ursachen nach, an denen ich gefühlsmäßig regelrecht hing und die mir als Mittel zum Glück in dieser Welt ers­chienen. Aber jeder Umstand, den ich nun untersuchte, erschien mir jetzt als verrottet; es lohnte sich nicht, an ihm zu hängen. Jeder Umstand war täuschend und enttäuschend. Und gerade damals erfuhr ich eine unerwartete und unvorstellbare Treulosigkeit und Hinterlist eines Freundes, den ich immer für sehr treu gehalten hatte. Ich fühlte mich von der Welt angeekelt. Ich sagte mir: "Bin ich denn völlig hintergegangen worden? Ich gewahre, dass viele Leute neidisch auf meine Lage blicken, die aber in Wirklichkeit bedauernswert ist. Sind denn all diese Leute verrückt? Oder bin ich verrückt gewor-den, dass ich all diese Leute als weltlich gesinnt durchschaue?" Das vorgerückte Alter (Nursi war 1918/19 etwa 53 Jahre alt) ließ mich auf alle Fälle aufschrecken, denn ich sah zunächst die Vergänglichkeit all der eintägigen Sachen, an denen ich klebte. Und ich betrachtete mich selbst, und ich fand mich äußerst ohnmächtig. Und mein Gemüt, das Unsterblichkeit begehrte, aber an den eintägigen Sachen klebte, die mir ewig erschienen - mein Gemüt sagte also: "Da ich hinsichtlich meines Körpers ein vergängliches Wesen bin, was Gutes kann denn aus diesen eintägigen Dingen kommen? Da ich kraftlos bin, was kann ich von diesen kraftlosen Dingen erwarten? Was ich brauche ist Jemand, Der Ewig und Bleibend ist; das ist Jemand, Der Vor-Ewig und All-Kraftvoll ist, und Der mir die Heilmittel für meine Krankheiten liefert." Und ich begann zu suchen. Zunächst suchte ich Zuflucht bei meinem alten Wissen, das ich in meiner Jungend er­worben hatte, und ich suchte darin nach Trost und Hoffnung. Aber unglücklicherweise hatte ich bis zu dieser Zeit meinen Verstand mit der Philosophie vollgestopft, wie auch mit Islam-Wissenschaft, und ganz irrigerweise war mir die Philosophie als Quelle des Fortschritts und als Werkzeug der Erleuchtung erschienen. Doch diese philosophischen Angelegenheiten hatten meinen Geist sehr beschmutzt und waren ein Hindernis für meinen spirituellen Fortschritt. Da plötzlich! Durch die Gnade und Großzügig-keit des Allmächtigen Gottes kam mir die heilige Weisheit des All-Weisen Koran zu Hilfe. Und die koranische Weisheit wusch und spülte den Schmutz dieser philosophischen Angelegenheiten weg. Beispielsweise, die geistige Düsternis, die aus Wissenschaft und Philosophie entstand, hatte meinen Geist in das Univer-sum hineingetaucht. Aber wie auch immer ich nach ei­nem Licht Ausschau hielt, so konnte ich in diesen Sachen kein Licht finden, und ich konnte nicht atmen. So ging das weiter, bis die Unterweisung in der Göttlichen Einheit, die vom All-Weisen Koran durch die Losung "Kein Gott außer Gott!" gegeben wurde, mit ih­rem glänzenden Licht all diese Schichten der Düsternis zerstreute, und ich konnte behaglich atmen. Aber meine Begierde-Seele (Nefs) und Satan, die auf das von den Leuten der Irreleitung und von der Philosophie Gelehrte bauten, griffen meine Vernunft und mein Herz an. Aller Dank sei Gott, denn die nervige Debatte mit meiner Begierde-Seele endete mit dem Sieg meines Herzens. Diese Gedankenüberlegungen sind teilweise in vielen Teilen des Risale-i Nur beschrieben. Und da sie mir genügend zahlreich erscheinen, erläutere ich hier nur einen einzigen Beweis von Tausenden Beweisen, um ein tausendstel Teil jenes Sieges des Herzens zu zeigen. Auf diese Weise mögen auch die Gemüter von gewissen alten Leuten gereinigt werden, die in ihrer Jugend beschmutzt wurden und deren Her­zen krank gemacht wurden und deren Seelen verdorben wurden durch Sachen, die teil­weise Irreführung und teilweise Unsinn sind, obwohl sie Philosophie oder Wissenschaften der Zivilisation genannt werden. Und durch die Göttliche Einheit mögen die Leute gerettet werden vom Übel Satans und vom Übel der Begierde-Seele. Und zwar fol­gendermaßen:

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25 Meine Begierde-Seele (Nefs) sagte im Namen der Philosophie: "Gemäß der Natur der Dinge intervenieren die Dinge/Wesen im Universum gegenseitig. Jedes Ding/Wesen schaut auf eine Ursache. Die Frucht muss am Baum und durch den Baum gesucht werden, und der Same durch den Erdboden. Was soll das also bedeuten, wenn man die winzigste und die unbedeutendste Sache bei Gott sucht und wenn man Ihn darum anfleht?" Durch das koranische Licht entfaltete sich der Sinn der Göttlichen Einheit in der folgen­den Weise: Wie das größte Ding so kommt auch das winzigste und partikularste Ding direkt hervor aus der Kraft des Schöpfers des gesamten Universums und aus Seinem Schatze. Das kann in keiner anderen Weise geschehen. Die Ursache ist nur ein Schleier. Was die Schöp-fungskunst anbelangt, so sind zuweilen die kleinsten und unwichtigsten Geschöpfe doch großartiger als die im Ausmaß größten Geschöpfe. Wenn auch eine Fliege nicht von größerer Kunst als ein Hühnchen ist, so ist sie doch nicht von ge-ringerer Kunst. De­shalb sollte zwischen Groß und Klein kein Unterschied gemacht werden. Entweder sollte alles auf materielle Ursachen aufgeteilt werden oder alles sollte zugleich einem ein­zigen (Göttlichen) Wesen zugeschrieben wer-den. Und gerade wie das erstere unmöglich ist, so ist das letztere notwendig und gebieterisch. Denn wenn alle Dinge/Wesen einem einzigen (Göttlichen) Wesen zugeschrieben werden, d.h. dem Vor-Ewigen All-Kraftvollen Gott, und da Sein Wissen, dessen Existenz sicher ist durch die Ordnung und Weisheit in allen Din-gen/Wesen, alles umfasst; und da das Maß aller Dinge bestimmt ist in Gottes Wissen; und da erwiesenermaßen die Din­ge/Wesen, die unbegrenzt voller Kunst sind, mit unbegrenzter Leichtigkeit aus dem Nichts ins Dasein treten; und da gemäß zahlloser mächtiger Beweise dieser All-Wissende All-Kraftvolle Gott jedes Ding/Wesen zu erschaffen vermag durch den Befehl von "Sei!-undesist!"25 - so einfach wie Zündholz zu entflammen, und wie erklärt wurde in vielen Tei-len des Risale-i Nur und besonders im 20. Brief und am Ende des 23. Lichtblitzes, so besitzt Er (=Gott) unbegrenzte Kraft - da dies nun der Fall ist, so entsteht die außergewöhnliche Leichtigkeit und Mühelosigkeit, die wir beobachten, aus jener allumfassenden (göttlichen) Erkenntnis und aus jener erhabenen All-Macht. Beispielsweise wird eine spezielle Lösung auf ein Buch geschmiert, das in unsichtbarer Tinte geschrieben ist, so zeigt dieses große Buch plötzlich sichtbar seine Existenz und macht sich selbst lesbar. Genau in der gleichen Weise ist die ei-gentümliche Form und das bestimmte Maß eines jeden Dinges/Wesens beschlossen (determiniert) in der all-umfassenden Erkenntnis des Vor-Ewigen All-Kraftvollen. Durch den Befehl von "Sei!-undesist!"26 und mit jener grenzenlosen Kraft Gottes und mit dem alles durchdringenden Wil­len Gottes wendet der Absolut All-Kraftvolle Eine Gott eine Manifesta-tion Seiner Kraft auf ein Ding/Wesen an, die als Erkenntnis existiert, und mit äußerster Leichtigkeit und Mühelosigkeit wird dem Ding/Wesen Existenz gegeben, ähnlich wie die Lösung auf die Schrift ausgebreitet wird. Gott entfaltet und lässt die Zierden Seiner Weisheit lesen. Wer­­den aber nicht alle Dinge insgesamt jenem Vor-Ewigen All-Kraftvollen Gott, jenem Kenner Aller Dinge zuge-schrieben, dann müssten die Bestandteile (Partikel) eines Dinges/Wesens von selbst zu dem eigentümlichen Maß in der Mannigfaltigkeit der Dinge/Wesen und Körper der Welt zusammengefunden haben, und die wirkenden Bestandteile in einem winzigen Ding wie dem Fliegenkörper müssten die Geheimnisse kennen, wie solch eine Fliege zu erschaffen sei, und sie müssten des Fliegenkörpers Kunst in den kleinsten Einzelheiten kennen. Denn wie alle Verständigen zustimmen werden: natürliche Ursachen und physikalische Ursachen können nicht aus Nichts etwas er­schaf­fen. Falls ja, so müssten sie zur Erschaffung das Ding/Wesen zusammensetzen. Und wenn sie es zusammensetzen würden, was für ein belebtes Ding auch immer das sein mag, so befinden sich innerhalb des Lebewesens die Muster der meisten Elemente und die meisten der Mannigfaltigkeiten der Dinge/Wesen, denn lebende Geschöpfe sind ganz ein­­fach wie ein Same oder wie eine Essenz des Universums, und die Ursachen müssten natürlich einen Samen aus dem gesamten Baum zusammenset-zen, und sie müssten ein Lebewesen aus dem gesamten Angesicht der Erde zusammensetzen, und sie müssten in einem feinen Sieb absieben und müssten in der feinfühligsten Balance abmessen. Aber da natürliche Ursachen unwissend und leblos sind und kein Wissen besitzen, um einen Plan, einen Index, ein Modell oder ein Programm zu bestimmen, entspre-chend dem sie die Bestandteile (Partikel) schmelzen und gießen könnten, welche in die immaterielle Form jenes fragli-chen Dinges/Wesens eingehen, damit sie dessen Ordnung nicht zerstreuen und verderben, so wird daraus klar, wie un-möglich und unvernünftig der Gedanke ist, sie könnten ohne Modell und ohne Maß die Partikel der Elemente, die wie Fluten fließen, dazu veranlassen, ohne sich zu Zerstreuen in einem geordneten Format aufeinander zu bleiben, denn jedes Ding/Wesen hat eine einzige Form und ein einziges Maß inmitten zahlloser und unberechenbarer Möglichkeiten. Dann wird gewiss jedermann, der in seinem Herzen nicht an Blindheit leidet, das sehen. Ja, als Folge dieser Wahrheit und ge-mäß des Sinns des Koranayates: "Jene,dieihrnebenGottanruft,könnennichtmaleineFliegeerschaffen,selbstwennsiealledazusichver-sammelnwürden."27 * wenn alle materiellen Sachen/Ursachen sich versammeln würden und wenn sie Willen hätten, so könnten sie doch keine

25 Koran, 2:117; 36:82. 26 Koran, 2:117; 36:82. 27 Koran, 22:73. * D.h.: „Sollten alle Dinge, die ihr außer Gott anruft und anbetet, sich versammeln, so könnten sie nicht einmal eine Fliege erschaffen.“

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26 einzige lebende Fliege samt deren Systeme und Organe und deren eigentümliche Balance zusammensetzen. Und

selbst wenn sie die Partikel zu einer Fliege zusammensetzen könnten, so könnten sie die Partikel nicht in dem besonderen Maß des Lebewesens bleibend erhalten. Und selbst wenn sie das vermöchten, so könnten sie die winzigen Partikel, die beständig erneuert werden und ins Dasein und Wirken treten, nicht regelmäßig und ordentlich arbeiten lassen. Da das so ist, so können selbstverständlich die Sachen/Ursachen das Besitzrecht für die Dinge/Wesen nicht beanspruchen. Das will besagen: der wahre Besitzer der Dinge/Wesen ist jemand anders. Ja, ihr Wahrer Besitzer ist solcherart gemäß des Ayates "EureErschaffungundeureAuferstehungistwiedieeinereinzigenSeele."28 Er (=Gott) erweckt zum Leben all die Lebewesen auf dem Angesicht der Erde so leicht, wie Er das Leben einer einzigen Flie­ge erweckt. Er erschafft den Frühling so leicht, wie er eine einzige Blume (Blüte) erschafft. Denn Er braucht sich nicht anzustrengen, um die Dinge/Wesen zusammenzusetzen. Da Er der Besitzer des Befehls von "Sei! - und es ist!"20 ist; und da in jedem Früh­ling, den Er aus dem Nichts erschafft, zahllose Attribute, Zustände und Formen der un­zäh­li­gen Dinge/Wesen zusammen mit den Elementen ihres körperlichen Daseins vorhanden sind; und da alle win-zigen Partikel sich innerhalb von Gottes Wissen und Kraft bewegen, so erschafft Er jedes Ding/Wesen mit unendlicher Leichtigkeit, wie wenn ein Streich­holz entflammt wird. Und gar nichts verwirrt die Bewegung des Dinges/Wesens um ein Jota. Und diese winzigen Partikel sind wie eine reguläre, gutgeordnete Armee in der gleichen Weise, wie die Planeten eine gehorsame Armee sind. Da die Din­ge/Wesen/Partikel in Bewegung sind und dabei von jemandes Vor-Ewiger Kraft abhängen, und da sie funktionieren gemäß den Prinzipien jener Vor-Ewigen Erkenntnis, so kommen diese Werke ins Dasein im Einklang mit der Kraft. Man soll sie (= die Dinge/Wesen) nicht als unbedeutend einschätzen, wenn man ihre unwichtigen Persönlichkeiten betrachtet. Denn durch die Stärke aus der Verbindung mit jener (göttlichen) Kraft kann eine Fliege einen Nimrod töten; kann eine Ameise den Palast des Pharaos zerstören; kann der win­zige Pinien-Samen auf seinen Schultern die berggleiche Last des Pinien-Baumes tragen. Wir bewiesen diese Wahrheit in zahlreichen Textstellen des Risale-i Nur; ist ein einfacher Soldat in die Königliche Armee eingeschrieben und somit dem König ver-bunden, so kann er einen anderen König gefangen nehmen, und als Mitglied der königlichen Armee dehnt er sein eigenes Vermögen hunderttausendfach aus - und genauso, da alle Dinge mit der Vor-Ewigen (Göttlichen) Kraft verbunden sind, können sie Wunder der Kunst manifestieren und sie dehnen dabei das Vermögen der natürlichen Ursachen hunderttau-sendfach aus. Kurz - die Tatsache, dass die Existenz aller Dinge innerhalb unbegrenzter Kunst und innerhalb unbegrenz-ter Mühelosigkeit ist, zeigt, dass sie die Werke eines Vor-Ewigen All-Kraftvollen Gottes sind, der allumfassende Erkennt-nis hat. Andernfalls würde trotz hundert­tausend Bemühungen kein Ding/Wesen ins Dasein kommen, sondern würde die Schranken der Möglichkeit verlassen und die Schranken der Unmöglichkeit betreten, und nichts würde jemals entste-hen. Ja, ihr Ins-Dasein-Treten wäre unmöglich und ausgeschlossen. Durch diesen höchst edlen, kraftvollen, profunden und klaren Beweis wurde mei­ne Begierde-Seele, die zeitweilig ein Jünger Satans und das Sprachrohr der Leute der Ir­re­leitung und der Philosophen war, schachmatt gesetzt, und sie kam zum vollständigen Glauben, wofür Gott aller Preis sei. Die Begierde-Seele(nefs) sagte: Ja, was ich brauche ist ein Schöpfer und Herrgott, Der die Kraft besitzt, die geringsten Gedanken meines Herzens und meine geheimsten Wünsche zu kennen; und er wird die verborgensten Bedürfnisse meines Geistes befriedigen, und er wird die mächtige Erde in das Jenseits transformieren, um mir ewige Glückseligkeit zu geben, und Er wird diese Welt beseitigen und an ihre Stelle das Jenseits setzen, und Er wird die Himmel erschaffen, wie Er eine Fliege erschafft, und wie Er die Sonne als ein Auge im Gesicht des Himmels befestigt, so kann er ein Teilchen in die Pupille meines Auges setzen. Denn wer kei­ne Fliege erschaffen kann, der kann sich in die Gedanken meines Herzens nicht einschalten, und Er kann die Schwingungen meines Geistes nicht hören. Wer den Himmel nicht erschaffen kann, der kann mir nicht ewige Glück-seligkeit geben. In diesem Fall ist mein Herrgott Jener, Der meine Herzensgedanken reinigt, und Er füllt und entleert die Himmel mit Wolken in einer Stunde, und Er wird diese Welt ins Paradies transformieren, und Er wird mir die Paradiesto-re öffnen, und Er wird mich bitten, einzutreten. Nun denn, meine betagten Genossen, die wie meine Begierde-Seele unglücklicherweise einen Teil des Lebens in lichtloser materialistischer Philosophie verbracht haben! Versteht doch aus der heiligen Losung von "Kein Gott außer Gott", die beständig durch die Zunge des Koran ausgesprochen wird, wie kraftvoll und wahr und unerschütterlich und feh­lerlos und unwandelbar heilig diese Losung ein Glaubenspfeiler ist, und wie sie alle geistige Düsternis zerstreut hat und wie sie alle geistigen Wunden heilt. Es ist, als ob das Einschalten dieser langen Geschichte unter die Hoffnungstore meines be­tagten Alters unfreiwillig war. Ich wollte sie nicht einschalten; ja, ich hielt sie zurück, denn ich dachte, sie wäre lästig. Aber ich kann sagen, dass ich mich gezwungen fühlte, sie zu schreiben. Auf jeden Fall sei nun zum Hauptthema zurückgekehrt. Durch die grauen Haare, die auf dem Schädel und in meinem (Schnurr-)Bart erschienen, und durch die Treulosigkeit eines alten Freundes empfand ich Ekel vor den Freuden des weltlichen Lebens Istanbuls, das so glitzernd und oberfläch-lich und angenehm und gül­den war. Meine Begierde-Seele suchte spirituelle Freuden statt der Genüsse, mit denen sie geplagt wurde. Sie wollte ein Licht, einen Trost in diesem vorgerückten Alter, das in der Sicht der Achtlosen kalt, müh-sam und unangenehm ist. Und aller Preis sei Gott und hun­­derttausendfacher Dank sei Gott entboten, denn ich fand

28 Koran, 31:28.

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27 wahre, bleibende und süße Ge­nüsse des Glaubens in "Kein Gott außer Gott" und im Lichte der Göttlichen Einheit statt all jener falschen, unangenehmen, fließenden weltlichen Genüsse, und durch das Licht der Göttlichen Einheit sah ich das vorgerückte Alter, das in der Sicht der Achtlosen kalt und mühsam ist, als höchst licht und warm und leuchtend. Daher, o ihr betagten Männer und Frauen! Wenn ihr Glauben habt und wenn ihr betet und wenn ihr Flehgebete dar-bringt, die den Glauben erleuchten und steigern, dann könnt ihr euer betagtes Alter als ewige Jugend betrachten. Denn ihr könnt dadurch (Glaube und Gebet) ewige Jugend gewinnen. Das betagte Alter, das in Wahrheit kalt, mühsam, häss-lich, düster und schmerzvoll ist, das ist das betagte Alter der Leute der Irreführung; ja, ihre Jugend ist ebenfalls so. Diese Leute sollten weinen mit Seufzer und Bedauern. Aber ihr, ehrenwerte gläubige betagte Leute, solltet freudevoll Dank entbieten und sagen: "AllerPreisundDankseiGottfürjedeLage!"

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BEDIÜZZAMAN SAID NURSI

Said Nursi wurde im Jahre 1877 in Nurs, in der Osttürkei geboren. Er zeichnete sich früh durch eine wache Intelligenz und persönliche Kühnheit aus, die ihn schon als jungen Mann in hohe Ämter der damals osmanischen Verwaltung führte – aber ebenso in Konflikte mit ihr. Während des Ersten Weltkrieges ver-band er in überzeugender Weise Wehrhaftigkeit und Glaubensleben, das ihn auch in der längeren russischen Gefangenschaft vor dem Untergang bewahrte. Nach winterlicher Flucht und Rückkehr engagierte sich Said Nursi in den Kon-flikten des untergehenden osmanischen Reiches. Ebenso wie in den der neuen Republik, die er an den Glaubensgrund der Be-völkerung, den Islam, erinnerte, was ihm jahrelange Verbannung und Haft ein-trug. Das Risale-i-Nur, das Sendschreiben des Lichtes, aus dem der vorliegende Band ein Ausschnitt ist, entstand in dieser Zeit und mit ihm eine weit gestreute

Schülerschaft, die seine Briefe abschrieb, vervielfältigte und erst heimlich, später offiziell druckte. Als Said Nursi 1960 im Alter von 84 Jahren starb war er so populär, dass die politisch Verantwortlichen im Lande anordneten, dass sein Leichnam an einem unbekannten Ort begraben werden müsse.

DAS GESAMTWERK RISALE-I NUR IM ÜBERBLICK

1-Die Worte 2-Die Briefe 3-Die Lichtblitze 4-Die Lichtstrahlen 5-Zeichen des Wundercharakter des Koran (Ischarat-ul I’jaz) 6-Die Biographie Bediüzzaman Said Nursis 7-Kurze Worte (1.-9. Wort) 8-Die Auferstehung (10. Wort) 9-Die Wunderhaftigkeit des Koran (25. Wort) 10-Der Stab Mose (Asay-i Musa) 11-Das Höchste Zeichen (7. Lichtstrahl) 12-Gespäche für die Zukunft (Münazarat) 13-Predigt in Damaskus (Hutbe-i Schamiyye) 14-Natur, Ursache oder Wirkung? (23. Lichtblitz) 15-Heilmittel für Kranke (25. Lichtblitz) 16-Das glaubende Ich (23. und 30. Wort) 17-Früchte vom Baum des Lichtes (11. Lichtstrahl) 18-Über den Ramadan 19-Aufrichtigkeit und Brüderlichkeit (20. u. 21. Lichtblitz und 22. Brief) 20-Des Propheten Weg 21-Die Eröffnende Sure des Koran 22-Die Wunder Muhammeds (19. Brief) 23-Schlüssel zum Glauben (20. Brief) 24-Tröstung für die Alten (26. Lichtblitz) 25-Leitpfaden für die Jugend 26- 33 Fenster zur göttlichen Existenz und Einheit

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Wenn es keine Krankheiten gäbe, wür-

den Gesundheit und Wohlergehen das Leben von der schönen Seite zeigen und das Jenseits vergessen lassen. Der Mensch will sich nicht an das Grab und an den Tod erinnern und verschwendet sein Kapital für Unsinniges und Ver-gnügungen. Die Krankheit jedoch öffnet ihm das Auge. Es sagt zu seinem Kör-per: ”Du bist nicht unsterblich und auf dich gestellt. Du hast eine Aufgabe, lass den Hochmut, denk an deinen Schöpfer; denk daran, dass du ins Grab kommen wirst und bereite dich darauf vor.”

Von diesem Standpunkt aus betrügt die Krankheit nie. Sie ist ein Wegweiser, der mahnt und Rat vermittelt. Daher sollte man nicht klagen, sondern dank-bar sein, und wenn es einem schwer fällt, sollte man um Geduld bitten.