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HEIMSPIEL BW - Der Sport als Dialogpartner für Integration Dokumentation

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HEIMSPIEL BW - Der Sport als Dialogpartner für Integration

Dokumentation

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1

PROGRAMMABLAUF 2

GEMEINSAMES AUFWÄRMEN 3

ANPFIFF 4

1. HALBZEIT 5

DOPPELPASS INTEGRATION 9

2. HALBZEIT UND VERLÄNGERUNG 11

SPIELANALYSE 15

ABPFIFF 16

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Programmablauf

10:00

Anreise, Anmeldung

10:30

Gemeinsames Aufwärmen

Dieter Schmidt-Volkmar, Präsident des Landessportverbands Baden-Württemberg e. V. Bilkay Öney, Ministerin für Integration des Landes Baden-Württemberg

11:00

Anpfiff

Improvisationstheater Konstanz

11:30

1. Halbzeit

„Der Sport als Dialogpartner für Integration?“ Prof. Dr. Carmen Borggrefe, Abteilung Sportsoziologie und -management, Universität Stuttgart

12:00

Doppelpass Integration

Talkrunde mit Prof. Dr. Carmen Borggrefe (Universität Stuttgart), Wolfgang Fleiner (Schwäbischer Turnerbund), Dr. Benjamin Haar (TSG Reutlingen), Eveline Kanaa Mapa (Sisters Reutlingen)

13:00

Halbzeitpause

Mittagessen

14:00

Warm-up nach der Pause

Improvisationstheater Konstanz

14:15

2. Halbzeit

Inhaltlicher Austausch an Thementischen - Wo stehen wir aktuell als Partner im Themenfeld? - Was wollen wir gemeinsam erreichen?

15:30

Auszeit

Kaffeepause

15:45

Verlängerung

Spielgemeinschaften bilden, Fortsetzung inhaltlicher Austausch

16:30

Spielanalyse

Improvisationstheater Konstanz

17:00

Abpfiff

Ende der Veranstaltung

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Gemeinsames Aufwärmen Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 28. September 2013 hatten in der Mercedes-Benz Arena nicht wie gewöhnlich die Spieler des

bekanntesten schwäbischen Fußballvereins ihr Heimspiel, sondern 100 regionale Player aus den

Themenfeldern Integration, Sport und Politik. Das Programm „Integration durch Sport“ im

Landessportverband Baden-Württemberg e. V. (LSV) und das Ministerium für Integration Baden-

Württemberg luden zu einer Arbeitstagung in ungewöhnlichem Format ein.

Sie legten mit dem HEIMSPIEL BW den Grundstein dafür, dass Sportvereine, Politik und

Migrantenorganisationen miteinander ins Gespräch kommen, sich austauschen und konkrete Ideen für

gemeinsame Projekte entwickeln. Das Improvisationstheater Konstanz, das auf das Spiel mit

interkultureller Kommunikation und den dabei auftretenden Missverständnissen spezialisiert ist, begleitete

die Veranstaltung.

Das HEIMSPIEL BW war gleichzeitig der offizielle Startschuss für eine nachhaltige Zusammenarbeit

zwischen dem Landessportverband Baden-Württemberg e. V. und dem Ministerium für Integration. Mit

vereinten Kräften sollen künftig Vereine und Verbände im Umgang mit der Vielfalt der Kulturen unterstützt

und die interkulturelle Öffnung des Sports gefördert sowie Jugendliche mit Migrationshintergrund an

verantwortungsvolle Funktionen herangeführt werden.

Die vorliegende Dokumentation zeigt den spannenden Verlauf der Tagung und fasst die Ergebnisse

dieses ereignisreichen Tages für alle Teilnehmenden und Interessierten zusammen. Wir wünschen Ihnen

viel Freude bei der Lektüre.

Herzliche Grüße

Dieter Schmidt-Volkmar

Präsident des Landessportverbandes

Baden-Württemberg e. V.

Bilkay Öney

Ministerin für Integration des

Landes Baden-Württemberg

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Anpfiff

Nach dem gemeinsamen Aufwärmen erfolgte der „Anpfiff“ durch das Improvisationstheater Konstanz. Das

Theater unter der Leitung von Roberto Hirche begleitete den ganzen Tag über die Veranstaltung, hörte

aufmerksam zu und verarbeitete die Interaktionen und Ergebnisse des Plenums szenisch auf der Bühne.

Anpfiff durch das Improtheater Konstanz

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1. Halbzeit

„Der organisierte Sport als Dialogpartner für Integration?“

Ein Vortrag von Prof. Dr. Carmen Borggrefe

Kann der Sport ein Dialogpartner für

Integration sein? Dieser Frage ging Prof.

Dr. Carmen Borggrefe, Leiterin der

Abteilung „Sportsoziologie und -

management" der Universität Stuttgart, in

ihrem wissenschaftlichen Vortrag nach. Im

Fokus ihrer Erörterung stand dabei der

Vereinssport. So zeigte sie im ersten Teil

ihres Vortrags anhand zweier

ausgewählter Studien (Breuer 2008,

Kleindienst-Cachay, Cachay & Bahlke

2012) die Unterrepräsentanz von

Menschen mit Migrationshintergrund in Sportvereinen auf und ging anschließend auf mögliche Gründe

dafür ein. Zunächst erläuterte Frau Prof. Dr.

Borggrefe die unterschiedliche Repräsentanz

von Migranten im Sport allgemein und im

Vereinssport. Kommerziellen Sportanbietern

gelingt es besser als Sportvereinen

Migranten zu gewinnen, vor allem Frauen

und Mädchen, „so dass man hier nicht per se

von einem Phänomen der Sportabstinenz,

sondern vielmehr von einem Phänomen der

Sportvereinsabstinenz ausgehen muss“, so

Borggrefe.

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Die Wissenschaftlerin lieferte für die Nichtteilhabe von Migranten am organisierten Vereinssport mögliche

Erklärungsansätze. Differenziert wird dabei in selbstexklusive und fremdexklusive Faktoren.

Bei der Selbstexklusion ist die Nichtteilhabe auf die spezifische Sportpräferenz der Migranten sowie auf

die Erhaltung und Festigung der Zugehörigkeit zur Herkunftsgruppe durch eine Abgrenzung zur

Aufnahmegesellschaft zurückzuführen. Fußball und Kampfsportangebote erleichtern demnach den Aufbau

multipler Zugehörigkeiten, da es in diesen Vereinen schon eine gewisse Anzahl von Migranten gibt,

welche zum Teil auch weiterführende Funktionen im Verein besetzen. Demzufolge besteht hier bereits

eine Rücksichtnahme auf soziokulturelle Besonderheiten, welche es im Gegensatz dazu in anderen

Sportarten in dieser Form bisher nicht gibt.

Bei der Fremdexklusion hingegen ist die Nichtteilhabe direkt auf die Sportvereine und ihre Strukturen

zurückzuführen. Zwar gibt es keine direkten formellen Ausschlusskriterien, jedoch werden von den

Sportvereinen bestimmte informelle Signale gesendet und kommuniziert, welche sich in einer

Unerwünschtheit zur Aufnahme von Migranten äußert.

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Im zweiten Teil des Vortrags wurden

mögliche Lösungswege vorgeschlagen,

wie es zu einer vermehrten Aufnahme

von Menschen mit Migrationshintergrund

in den Sportvereinen kommen kann. So

können sich Sportvereine interkulturell

öffnen, um somit die Möglichkeit einer

multiplen Zugehörigkeit zu schaffen.

Außerdem gilt es eine gezielte

Kommunikation des Willkommenseins

auszusenden und dadurch keine Signale

des Nichterwünschtseins zu projizieren.

Da es sich bei Sportvereinen um eine sehr komplexe heterogene Organisationsstruktur handelt, wurde

auch auf mögliche Hindernisfaktoren für eine Integrationsarbeit in den Sportvereinen hingewiesen.

Demnach betreibt die überwiegende

Mehrheit der Vereine keine aktive

Integrationsarbeit. „Vereine stellen relativ

träge und nicht gerade innovationsfreudige

Organisationen dar, weil sie in der Regel

über starke Organisationskulturen ver-

fügen, die vor allem der Tradition verhaftet

sind“, so Borggrefe. Die Argumentation für

eine Integrationsarbeit sollte daher an die

spezifische Entscheidungs- und

Funktionslogik der Sportvereine

anschließen. „Zuwanderer sollen nicht als

Bedrohung oder im Hinblick ihrer Defizite betrachtet werden, sondern als Human Resources

beziehungsweise Potenziale“, so die Wissenschaftlerin abschließend.

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Doppelpass Integration

Neben dem wissenschaftlichen Vortrag von Prof. Dr. Carmen Borggrefe sowie den Erfahrungen und

Anliegen der Organisationen, bot auch die Talkrunde mit Dr. Benjamin Haar (TSG Reutlingen), Wolfgang

Fleiner (Schwäbischer Turnerbund), Eveline Kanaa Mapa (Sisters Reutlingen) und Prof. Dr. Carmen

Borggrefe (Universität Stuttgart, Abteilung Sportsoziologie und -management) Gesprächsstoff.

Da in dieser Talkrunde sowohl der Moderator Prof. Dr. Karl-Heinz Meier-Braun als auch die Teilnehmer

aus dem Publikum konkrete Fragen stellen konnten, entwickelte sich eine breit gefächerte und

interessante Diskussion. Es wurde beispielsweise darüber gesprochen, wie man eine mögliche

Zusammenarbeit zwischen Sportvereinen und Migrantenorganisationen initiieren könne. Weitgehender

Konsens bestand darin, dass es für den Aufbau solcher Kooperationen zunächst wichtig sei, sich

kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen.

Aktives Zugehen auf die migrantischen

Organisationen, Kontakttagungen oder

gemeinsame Veranstaltungen verbunden mit

einer konkreten Einladung bieten dafür einen

geeigneten Rahmen. Schlüsselpersonen in den

jeweiligen Institutionen, die sich des Themas

annehmen, erleichtern die Bildung von

Kooperationen und Netzwerken.

Bei der Frage, wie die handelnden Personen in einem Sportverein konkret erreicht werden können, war

man sich einig, dass man auf Vorstandsebene ansetzen müsse. Ziel ist es, dort ein Bewusstsein für die

Thematik Integration und den Integrationsbegriff zu schaffen. In der Folge kann dies an die

Abteilungsleiter, Trainer und Übungsleiter weitergegeben und sollte dann in konkreten Maßnahmen

umgesetzt werden.

Wolfgang Fleiner, Vizepräsident und Geschäftsführer des Schwäbischen Turnerbundes (STB), unterstrich,

dass das Thema Integration für Sportverbände eine existentielle Frage sei. Der demographische Wandel

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sei deutlich zu spüren. Wenn man in Zukunft handlungsfähig bleiben möchte, komme man als

Sportverband nicht daran vorbei, sich mit Integrationsarbeit zu befassen: „Die Aufgabe der Verbände ist

es, hier Überzeugungsarbeit zu leisten“, so sein Credo. Daran anschließend konnte Dr. Benjamin Haar

von der TSG Reutlingen exemplarisch schildern, welchen Mehrwert eine solche Kooperation für

Sportvereine darstellt und in welcher Form eine gemeinsame Zusammenarbeit etabliert werden kann.

Dabei sei es wichtig, aktiv auf Migrantenorganisationen zuzugehen und Integration sowie kulturelle Vielfalt

als Chance zu betrachten.

Qualifizierungsangebote für Trainer und Übungsleiter zu den Themen interkulturelle Vielfalt und

Integration seien dabei besonders wichtig. Mit dem erlernten Handlungswissen könne man aktiv die

Integrationsarbeit im Verein gestalten. Dr. Benjamin Haar machte in diesem Zusammenhang darauf auf-

merksam, dass es im Programm „Integration durch Sport“ beim LSV bereits solche Angebote gibt. Dies

müsse innerhalb der Vereine und Verbände

verstärkt kommuniziert werden, so dass es

an die Übungsleiter weitergegeben werden

kann. Auch die finanzielle Unterstützung der

Sportvereine für Integrationsmaßnahmen ist

von tragender Bedeutung, „da es Vereinen

ohne hauptamtliches Personal sonst nicht

möglich wäre, ausreichende Ressourcen

bereit zu stellen“, so der Geschäftsführer der

TSG Reutlingen.

Eveline Kanaa Mapa berichtete über den positiven Nutzen der Zusammenarbeit einer

Migrantenorganisation mit einem Sportverein. Vor zehn Jahren kam die studierte Sportwissenschaftlerin

aus Ghana nach Deutschland. Als Mitglied des Vereins Sisters Reutlingen, einem Kultur- und Sportverein,

bestehend aus rund 50 afrikanischen Frauen, leitet sie einmal wöchentlich einen Gesundheits- und

Fitnesskurs. Darüber fand sie eine Anstellung im vereinseigenen Sportstudio der TSG Reutlingen.

Mittlerweile besteht ihr Kurs aus Teilnehmerinnen des bisherigen Angebots und aus Mitgliedern der TSG

Reutlingen.

Intensiv diskutierten die Teilnehmer auch darüber, was eine offene Willkommenskultur in den

Sportvereinen auszeichnet und wie diese zur Bereicherung aller genutzt werden kann. Prof. Dr. Carmen

Borggrefe verwies dabei nochmals auf die Kommunikationswirkung von bestimmten Signalen der

Sportvereine nach außen hin. So kann beispielsweise die gezielte Ansprache von Menschen mit

Migrationshintergrund auf der Vereinshomepage oder in Broschüren bereits zu einer positiven Wirkung

beitragen. Der STB-Geschäftsführer Wolfgang Fleiner fügte abschließend hinzu: „Der

gesellschaftspolitischen Aufgabe Integration müssen wir uns stellen und diese als Chance betrachten.“

Dr. Benjamin Haar, Eveline Kanaa Mapa, Prof. Dr. Karl-Heinz Meier-Braun, Wolfgang Fleiner, Prof. Dr. Carmen Borggrefe

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2. Halbzeit und Verlängerung

Sich kennenlernen und austauschen, Kontakte knüpfen und voneinander lernen – dazu hatten die

Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der „2. Halbzeit“ am Nachmittag Gelegenheit. Moderatoren aus

Projekten und Stützpunktvereinen des Programms „Integration durch Sport“ im LSV begrüßten die

Teilnehmer an mehreren Tischen und begleiteten den Austausch. „Wo stehen wir aktuell im Themenfeld

Integration und Sport?“ und „Was wollen wir gemeinsam erreichen?“ – diese Leitfragen dienten den

Teilnehmerinnen und Teilnehmern als Orientierung während der Gespräche. An den einzelnen Tischen

gab es die Gelegenheit auch eigene Fragestellungen einzubringen und mit den Beteiligten am Tisch zu

diskutieren. „Es war ein reger Austausch, bei dem sehr viele Aspekte diskutiert und genannt wurden“,

resümierte Michael Zeile, der als Tischmoderator agierte und eine der Diskussionsrunden begleitete.

Beschreibbare Tischdecken dienten den

Moderatoren, Teilnehmerinnen und

Teilnehmern zur Ergebnissicherung. Alle

Beteiligten waren eingeladen, darauf ihre

Gedanken, Ideen und zentralen Aussagen

zusammen festzuhalten. Die zahlreichen

Stichworte zeigten den großen

Erfahrungsschatz den die Beteiligten im

Bereich Integration bereits haben und welche

gemeinsamen Ideen sich daraus entwickeln

könnten.

Ergebnissicherung auf Tischdecken

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Sport als wichtiges und geeignetes Integrationsmedium für alle Beteiligten

Sport wurde immer wieder als wichtiges und geeignetes Integrationsmedium in den Diskussionen

genannt. „Kulturelle Vielfalt im Sport als Chance und Bereicherung für alle“ und „aktives voneinander

lernen im Sport“ – diese Aussagen zeigen beispielhaft das Potential, das die Beteiligten dem Sport

zuschreiben. Um dieses zu nutzen werden vielfältige Ansätze verfolgt: „Offene Angebote“, „zunächst

vergünstigte Mitgliedsbeiträge im Sportverein“, „Kooperationen mit Schulen“, „Hausaufgabenbetreuung

und Sprachunterricht anbieten“, „FSJ als Medium der Integration“, oder auch „umfassende interkulturelle

Öffnung“. Dies sind nur einige der Ansätze, die die Beteiligten direkt vor Ort und meist in Kooperation mit

anderen, ebenfalls im Themenfeld Integration engagierten Akteuren, verfolgen.

Vielfalt als Chance erkennen und Barrieren überwinden

Die Teilnehmer sprachen an den verschiedenen Tischen auch über mögliche Schwierigkeiten und

Hindernisse, die es zu überwinden gilt. In diesem Zusammenhang wurden vor allem folgende Punkte

notiert: „Sprachbarrieren“, „fehlende ehrenamtliche Helfer“, „kulturelle Barrieren“, „Finanzierung“, „Angst

vor dem Fremden auf beiden Seiten“, „Unwissenheit“, „Nutzen von Sport und Bewegung nicht bewusst“,

„fehlende Willkommenskultur“.

Gleichzeitig suchten die Beteiligten an den Tischen auch nach Lösungsmöglichkeiten für die

angesprochenen Problemsituationen: „Sensibilisierung und interkulturelle Schulung von Trainern und

Übungsleitern“, „Informationen zur Verfügung stellen (evtl. auch in verschiedenen Sprachen)“,

„Kooperationen ausbauen und Netzwerke bilden“, „professionelle Beratung und Unterstützung holen“,

„Vielfalt als Chance erkennen und nicht als Problem wahrnehmen“ sowie „Migranten beteiligen und in die

Planung einbinden“ waren einige der Stichworte, die sich auf den Tischdecken wiederfanden.

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Thementische laden zur „Verlängerung“ ein

Nach einer kleinen Kaffeepause ging der Austausch unter den Teilnehmenden in die „Verlängerung“. Sie

bildeten an den verschiedenen Tischen „Spielgemeinschaften“ zu zentralen Themen, die Gegenstand der

vorangegangenen Gespräche waren. Folgende Themen standen zur Auswahl: „Gesundheit und

Bewegung“, „Kinder und Jugendliche“, „Kampfsport“, „Kooperationen“, „Frauen (verschiedene

Bewegungsangebote/Frauenschwimmen)“ und „Ältere Menschen“.

Die Teilnehmer machten sich an Hand der Leitfrage „Welche konkreten Ideen/Fragen gibt es?“ Gedanken

über Maßnahmen in ihrem Themenfeld und hatten die Möglichkeit, Erfahrungen aus eigenen Projekten

sowie bei Interesse Kontaktdaten auszutauschen.

Im Bereich „Frauen“ wurde unter anderem über Angebote für Mütter und Kinder bzw. für die ganze

Familie, über Angst und Motivation von Frauen mit Migrationshintergrund, über die Notwendigkeit

schwimmen zu lernen und über die Bereitschaft auf allen Seiten ein „Anderssein“ zu verstehen,

gesprochen. Ein wichtiger Punkt war auch die Kombination von Sportangeboten mit anderen wichtigen

Themen, wie Ernährung oder Gesundheit sowie Zusatzangebote, wie beispielsweise Sprachkurse.

Der „Kampfsport“ stand bei der Diskussion im Thema Integration vor allem für das Lernen im Sport. Viele

Sportarten, wie zum Beispiel Ringen, ermöglichen Kindern und Jugendlichen vielfältige Körpererfahrungen

und lehren einen respektvollen Umgang miteinander.

Am Tisch „Ältere Menschen“ wurde festgestellt, dass es im Sportverein bisher wenige Angebote für ältere

Menschen gibt. Schwierigkeiten gibt es vor allem bei der Bindung älterer Menschen an einen Sportverein

und bei der Erreichung älterer Menschen mit Migrationshintergrund insgesamt. Bewegung im Alter schafft

auf der anderen Seite jedoch die geistige und körperliche Voraussetzung für eine aktive Teilhabe am

Leben.

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Beim Thema „Gesundheit und Bewegung“ spielte die notwendige Zusammenarbeit mit Krankenkassen

sowie die Vermittlung des gesundheitlichen Nutzens von Bewegung eine zentrale Rolle. „Kooperationen“

zwischen Migrantenorganisationen, Sport-

vereinen, Schulen, Stadt und weiteren Partnern

sind für das Thema Integration enorm wichtig.

„Win-win-Situationen“ entstehen daraus und viele

Angebote können gebündelt, kombiniert und

optimiert werden. Welche Kooperationen zunächst

sinnvoll sind, hängt auch immer von den

verschiedenen Rahmenbedingungen vor Ort ab

(Unterschiede Stadt-Dorf, Migrantenanteil in der

Bevölkerung etc.). Die Beteiligten am Tisch

„Kinder und Jugendliche“ waren sich einig:

Bei diesem Thema spielt die Elternarbeit eine nahezu unverzichtbare Rolle.

Auf der Suche nach einem Partner

Die Gesprächsrunden boten neben dem Austausch auch die Möglichkeit, sich konkret zu vernetzen und

den Grundstein für eine längerfristige Zusammenarbeit oder Kooperation zu legen. Migrantenvereine aus

Stuttgart kamen in diesem Zusammenhang mit konkreten Anliegen zum HEIMSPIEL BW. Ein

afrikanischer Verein wollte seine Bildungsangebote mit Sportangeboten verknüpfen. Ein Vertreter der

Ashanti Union of Ghana e. V. berichtete, dass es ab 2015 keinen Fußballplatz für das alljährliche Turnier

mehr gibt. Deshalb sei er auf der Suche nach einem Partner, der ihn bei der Lösungsfindung unterstützt.

Beide Vereinsvertreter knüpften Kontakt zum Sportkreis Stuttgart und führen nun Gespräche.

Wenn auch Sie ein Anliegen haben, auf der Suche nach Kooperationspartnern sind oder mit einem der

Teilnehmer näher in Kontakt treten möchten, können Sie sich gerne an uns wenden:

Landessportverband Baden-Württemberg e. V.

Programm „Integration durch Sport“

Fritz-Walter-Weg 19

70372 Stuttgart

Telefon: 0711-28077-869/870

E-Mail: [email protected]

Vielseitiger Austausch an den Thementischen

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Spielanalyse

Am Ende der Veranstaltung wurden die

angesprochenen Themen und Inhalte vom

Improvisationstheater Konstanz zusammen-

gefasst und szenisch auf der Bühne

umgesetzt.

Zwar ist die „Insel der Integration“, die

die Schauspieler aufsuchten, nur ein

Wunschdenken – aber durch diese

Veranstaltung ist man dem Ziel etwas

näher gekommen. Dem Ziel, den Sport

facettenreicher zu machen und ein

friedliches und interkulturelles Mit-

einander im Sport zu erleben.

„Dieser Austausch ist wichtig, um die bereits

gemachten Erfahrungen in diesem

Themenkontext zu nutzen“, meinte Florian

Hock vom Schul- und Sportamt Karlsruhe.

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Abpfiff

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HerausgeberLandessportverband Baden-Württemberg e. V.

Redaktion:Benjamin Bellatreche, Irina LutzFritz-Walter-Weg 1970372 Stuttgart

Bildernachweis:picture alliance Daniel Maurer

Programm „Integration durch Sport“ Telefon: (0711) 280 77 870E-Mail: [email protected] Internet: www.lsvbw.de www.integration-durch-sport.de

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