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Heiner F. Klemme | Ansgar Lorenz ∙ Thomas Hobbes

Heiner F. Klemme | Ansgar Lorenz ∙ Thomas Hobbes · Eine wichtige biografi sche Quelle ist ein vor 1680 verfasster Bericht von John Aubrey ... Florenz den italienischen Universalgelehrten

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Heiner F. Klemme | Ansgar Lorenz

WILHELM FINK

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbiblio grafie; detaillierte bibliografische Daten sind imInternet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vor-herige schriftliche Zustimmung des Verlags nicht zulässig.

© 2018 Wilhelm Fink Verlag, ein Imprint der Brill Gruppe(Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland)

Internet: www.fink.de

Einbandgestaltung: Ansgar LorenzHerstellung: Brill Deutschland GmbH, Paderborn

ISBN 978-3-7705-6305-0

Philosophie für EinsteigerThomas Hobbes

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WILHELM FINK

Philosophie für EinsteigerThomas Hobbes

Herzlich willkommen im Friedensreich des Leviathans!

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Aus Furcht geboren Thomas Hobbes wird (nach dem julianischen Kalender) am Morgen des 5. April 1588 in dem südwestenglischen Örtchen Westport (seit 1934 ein Ortsteil von Malmesbury) als zweites von drei Kindern geboren. Sein Vater ist ein ignoranter und wohl auch verkommener Seelsorger (curator) der anglikanischen Kirche im nahe gelegenen Brokenborough. Er spielt gerne Kar-ten, ist witzig und schläft auch während des Gottesdienstes gerne. Von Bildung hält er nicht viel. Die Lektüre von Kirchenliedern und Predigten ist ihm genug. Hobbes‘ Mutter stammt aus einer Familie von Landbesitzern. Ob sich seine Eltern aus vollem Herzen über seine Geburt gefreut haben, sei dahingestellt. Denn es sind traurige und furchterregende Zeiten. Traurig, weil die Christenheit an diesem Freitag vor Ostern des gewaltsamen Kreuzestodes ihres Erlö-sers gedenkt. Und furchterregend, weil sich die Spanische Armada im Hafen von Lissabon zu versammeln beginnt, um England zu erobern. Angesichts der drohenden Gefahr erleidet die Mutter eine Frühgeburt. Hobbes wird einmal bemerken, dass seine Mutter aus Furcht „Zwil-linge gebar, mich und die Furcht“. Während sich Hobbes mit seinem Zwilling arrangieren und viele Jahre am Licht der Welt erfreuen wird, erleiden die Spanier schon bald einen herben Schicksalsschlag.

Exkurs: Die Spanische Armada segelt in ihren Untergang

Das spanische Königreich ist eine Weltmacht, England würde es unter ihrer Königin Eli-sabeth I. (1533–1603) gerne werden. 1585 wird die erste englische Kolonie in Amerika gegründet und zu Ehren der Königin („The Virgin Queen“) „Virginia“ genannt. Um die po-litischen, ökonomischen und religiösen Interessen seines Reichs zu wahren, schickt seine Allkatholischste Majestät König Philipp II. von Habsburg (1527–1598) eine gewaltige Flotte Richtung England. In ihrem Zentrum segeln mehr als 60 Galeonen, mehrdeckige, mit zahl-reichen groß- und kleinkalibrigen Kanonen bestückte Segelschiffe; die größte Kriegsfl otte ihrer Zeit. England soll in einer Seeschlacht in die Knie gezwungen werden. Das ist der Plan. Doch er erfüllt sich nicht. In dem mehrwöchigen Gefecht steht Gott auf der Seite der Engländer. In einem Sturm epischen Ausmaßes versinken große Teile der Armada.

Rule Britannia, Britannia rule the Waves. Britons never will be Slaves.never will be Slaves.

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Frühe Jahre Das Geburtshaus von Thomas Hobbes liegt unweit der Kirche von Westport. Getauft wird er von seinem gleichnamigen Va-ter. An einem Tag im Jahr 1604 prügelt sich dieser auf dem Kirchhof mit einem anderen Gottesmann und muss untertau-chen. Seine Kinder überlässt er der Obhut seines kinderlosen

Bruders Francis, einem wohlhabenden Handschuhmacher. Der junge Thomas besucht Schulen in Westport und Mal-mesbury. Er gilt als Wunderkind, kann schon mit vier Jahren lesen und schreiben. In seinem vierzehnten Lebensjahr beginnt er mit bereits exzellenten Kennt-nissen des Lateinischen und Griechischen sein Stu-dium an der Magdalen Hall (dem heutigen Hertford College) in Oxford. Obwohl sich Hobbes in späteren Jahren oft sehr negativ über Universitäten äu-ßert, scheint er sich in dieser Lebensphase nicht unwohl gefühlt zu haben. Er durchläuft das üb-liche Curriculum, studiert die Logik und Physik des Aristoteles (384–322 v. Chr.). Ein besonderes Gefallen findet er an Welt- und Himmelskarten, auf denen er den Lauf der Sonne verfolgt und die Orte sucht, die Sir Francis Drake (um 1540–1596) und Thomas Cavendish (1560–1592) auf ihren Beutezügen auf den Weltmeeren erreichten.

Exkurs: Oxford anno 1603

Neben Cambridge ist Oxford im 17. Jahrhundert die einzige Stadt in England mit einer Universität. Ein Umstand, der heute befremden mag, zumal das kleinere Schottland zur gleichen Zeit mit St. Andrews, Glasgow, Aberdeen und Edinburgh über vier Universitäts-städte verfügt. Gelehrt wird nach dem Regentensystem, d.h. Hobbes wird während seiner gesamten Studienzeit von einem einzigen Magister in den sieben freien Künsten (Gramma-tik, Rhetorik, Logik, Arithmetik u.a.) unterrichtet. Wer sein Studium abschließt – und das ist nicht die Mehrheit – benötigt in der Regel vier Jahre. Hobbes verbleibt mit fünf Jahren ungewöhnlich lange auf dem Magdalen College. Zu seinen Studienzeiten werden vor allem die Schriften von Aristoteles und seinen mittelalterlichen Kommentatoren (vor allem von Thomas von Aquin, um 1225–1274) gelehrt.

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Im Dienste seiner LordschaftMit einem Empfehlungsschreiben des Rektors in der Tasche verlässt Hobbes 1608 Oxford. Er tritt mit für ihn „erfreulichen Konditionen“ in den Dienst der zugleich „reichen und berühmten Familie“ von Lord Cavendish, dem Grafen von Devonshire, und wohnt in dessen Besitzungen in Derbyshire. Eine kluge Entscheidung. Die Beziehung zur Familie Cavendish verschafft ihm Zugang zu guten Büchern und im Alter eine gute Pension. Hobbes ist zunächst als Hauslehrer (Tutor), später als Privatsekretär von Lord Cavendishs Sohn William tätig, unternimmt mit ihm 1610–1614/15 eine Bildungsreise durch Deutschland, Frankreich und Italien. 1614 sieht Hobbes den Canal Grande in Venedig. Seit 1623 ist er auch als Sekretär des Philosophen Francis Bacon (1561–1626) tätig, unterstützt ihn bei der Übersetzung seiner Essays ins Lateinische. Ab 1629 dient Hobbes Sir Gervase Clifton of Clifton und begleitet dessen Sohn auf einer 18 Monate dauernden Reise nach Paris, Lyon und Genf. Zwei Jahre später tritt er erneut in den Dienst der Cavendishs. Ein drittes Mal macht er sich 1634 mit einem seiner Zöglinge auf die Reise. Sie dauert zwei Jahre. Von ihr wird noch näher zu berichten sein. In seiner Autobiografie führt Hobbes aus, dass diese zwei mal zehn Jahre umfassende Zeit im Dienste der Familie Cavendish (der er ab 1653 erneut dienen wird) „der bei weitem süßeste Teil seines Lebens“ gewesen sei und die Erinnerung an sie noch im Alter seine „Träume glücklich“ mache.

Dichter und HistorikerHobbes widmet seine freie Zeit dem Studium der Geschichte von England, Griechenland und Rom. Er liest Horaz, Vergil, Homer, beschäftigt sich mit Euripides, Sophokles, Aristophanes und vielen anderen mehr. Unter allen Geschichtsschreibern beeindruckt ihn jedoch Thukydides (460–395 v. Chr.) am meisten. Dessen Darstellung des Peloponnesischen Krieges gilt ihm als Meisterwerk der antiken Geschichtsschreibung. Hobbes bekennt, dass ihm Thukydides gezeigt habe, „wie untauglich“ eine Demokratie „und um wie viel weiser ein Mensch als eine Versamm-lung ist“. Er übersetzt den Thukydides, damit alle Engländer über ihn nachdenken können. 1629 erscheint das Werk im Druck.

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Fürchte Dich nicht!In seiner 376 Zeilen umfassenden und in lateinischen Versen verfassten Autobiografi e erinnert Hobbes an die wichtigsten Stationen seines Lebens, nennt seine Veröffentlichungen, gedenkt seiner Freundschaften und „Kriege“. Vor allem aber vermittelt er einen guten Eindruck von den Motiven und philosophischen Einsichten, die seine Lebensbahn bestimmt haben. Seinen Ausführungen stellt er ein Zitat aus dem Lehrgedicht Georgica von Vergil (70–19 v. Chr.) vor-an, dem ‚erhabenen‘ römischen Dichter. Vergil schreibt, dass derjenige „glücklich“ ist, der die „Ursachen der Dinge“ zu erkennen sowie „alle Furcht“ und „das unerbittliche Schicksal“ sich zu unterwerfen vermochte. Die Erkenntnis der Ursachen und die Überwindung der Furcht, das sind die leitenden Motive von Hobbes‘ Leben gewesen. Beide hängen eng miteinander zusam-men. Wer die Ursachen der Dinge erkennt, der fürchtet sich vor nichts und niemandem mehr. „Ich habe bereits 84 Lebensjahre vollendet“, schreibt der ‚bibelfeste‘ Hobbes am Ende seines Gedichts, „und der nahe Tod gebietet: ‚Fürchte dich nicht‘.“

Spiel, Satz und SiegEine wichtige biografi sche Quelle ist ein vor 1680 verfasster Bericht von John Aubrey (1626–1697), der auf eine persönliche Bekanntschaft mit Hobbes zurückblicken kann. Aubrey no-tiert, dass Hobbes niemals müßig war, „seine Gedanken waren immer am arbeiten“. Nach dem Mittagessen rauchte er eine Zigarre und schlief eine halbe Stunde, bevor er am Nachmittag die Gedanken aufschrieb, die er morgens gehabt hatte. Doch auch seinen Körper hielt er in Bewe-gung. „Neben seinen täglichen Spaziergängen spielte er zwei oder drei Mal im Jahr Tennis (das machte er mit ungefähr 75 Jahren). Dann ging er ins Bett und wurde gut abgerieben. Er tat dies, weil er glaubte, dass er auf diese Weise zwei oder drei Jahre länger leben würde. Weil es auf dem Land keinen Tennis-Court gibt, wanderte er in einem Park solange bergauf und berg-ab, bis er viel schwitzte. Dann gab er dem Diener etwas Geld, damit er ihn abrieb.“ Von einer Dusche oder einem Bad ist übrigens nicht die Sprache.

Spiel, Satz und Sieg

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Die Mutter der NaturwissenschaftErfahrung ist mehr als die Summe unserer Sinneswahrnehmungen. Erfahrung ist vernunftbezo-gen, sie zeichnet sich durch eine bestimmte Methode ihres Erwerbs und durch gewisse Prinzipi-en ihrer Einheit aus. Auf seiner zweiten Reise nach Paris, Lyon und Genf meint es der Zufall gut mit Hobbes. Aus Langeweile schlägt er ein Exemplar der Elemente von Euklid (323–285 v. Chr.) auf. Hobbes ist elektrisiert. Er ist über 40 Jahre alt, und endlich hat er die Methode gefunden, die uns bei der Erforschung und Erkenntnis der Dinge leiten muss: die „ars ratiocinandi“, d.h. die Kunst der Verknüpfung und Begründung von Lehrsätzen und Schlussfolgerungen. So wie wir in der Geometrie ausgehend von der Defi nition von Punkt und Linie sicheres Wissen über komplexere geometrische Gestalten erwerben können, verhält es sich auch bei der Erkenntnis der Körper. Die Vernunft, gestützt auf unsere Empfi ndungen, rechnet. Hobbes‘ Biograph John Aubrey schildert dessen Begegnung mit Euklid in diesen Worten: „Er war vierzig Jahre alt, be-vor er sich mit Geometrie beschäftigte, was zufällig geschah. Er befand sich in einer Bibliothek in …, Euklids Elemente lagen offen, und es war das 47. Element des ersten Buches. Er las den Lehrsatz. ‚Bei Gott‘, sagte er, ‚das ist unmöglich!‘ Also las er den Beweis. Der führte ihn auf einen anderen zurück, den er ebenfalls las, und so weiter. Schlussendlich war er demonstrativ von seiner Wahrheit überzeugt. Dies begründete seine Liebe für die Geometrie.“ Für Hobbes ist die Geometrie nicht nur die „Wissenschaft der Bewegung“, sie ist, wie er im Leviathan schreibt, die „Mutter der Naturwissenschaft“ (naturall science).

*Euklid, Element, Buch I, Lehrsatz 47.

In jedem rechtwinkligen Triangel, ABC, ist das Quadrat der dem rechten Winkel ge-genüberliegenden Seite, BC, den Quadranten, der ihn einschlie-ßenden Seiten, BA, AC, gleich.*

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Grundlagen der NaturwissenschaftAuf seiner dritten Reise auf den Kontinent beschäftigt sich Hobbes mit der Physik und ver-sucht, die Geheimnisse von Bewegung und Materie zu lüften. Im Herbst 1634 macht er nach und nach die Bekanntschaft mit führenden Wissenschaftlern und Philosophen ihrer Zeit, mit dem Abbé Marin Mersenne (1588–1648), mit Pierre Gassendi (1592–1655), mit René Descartes (1596–1650). Vor allem der Kontakt mit Mersenne ist sehr eng. Ihm teilt er seine Ansichten über die Prinzipien der Naturwissenschaft mit: „Er stimmt zu und kommentiert ausführlich. Von dieser Zeit an wurde auch ich zu den Philosophen gezählt.“ Triumph! Wer in Paris ein Philosoph genannt wird, der ist es auch. Im November 1636 besucht Hobbes in Arcetri bei Florenz den italienischen Universalgelehrten Galileo Galilei (1564–1642, siehe unten rechts). Seine Bewunderung für Galilei ist grenzenlos. Für ihn ist Galilei, der Beobachtung mit exakter Messung zu verbinden weiß, der Begründer der Physik.

Die zwei Gesichter des PhilosophenAubrey berichtet, dass der über 1.80 Meter große Hobbes haselnussbraune Augen hatte, die bis zum Schluss „voller Leben und Geist“ waren. „Wenn er in ein ernsthaftes Gespräch verwickelt war, leuchtete eine brennende Kohle in ihnen. Er hatte zwei Arten von Aussehen: wenn er lachte, witzig war und in fröhlicher Stimmung, konnte man seine Augen kaum sehen. Wenn er schließlich ernsthaft und bestimmt war, öffnete er seine Augenlider. Er hatte mittelgroße Augen, weder sehr groß noch sehr klein.“

Salve!

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Alles ist in BewegungIn der ganzen Welt scheint eine einzige Sache wahr zu sein: Ob Wirklichkeit oder Traum, alles ist seiner inneren Natur nach in Bewegung. Die Bewegung ist das grundlegende Prinzip aller Körper, seien es Dinge, Menschen oder Bürger. Mit ihrer Erkenntnis will sich Hobbes beschäf-tigen. Er möchte die Ursachen und Prinzipien ihrer Entstehung, ihres Erhalts und ihres Unter-gangs erkennen. Der Schlüssel hierzu stellt die auf Sinnesempfi ndungen fußende Erfahrung dar. „Wir sahen viele Städte Italiens und in Frankreich“, schreibt Hobbes über die Zeit seiner dritten Tour durch Europa mit einem seiner Schützlinge, „wir haben die süßen Winkel von Sa-voyen gesehen. Aber ich, ich habe ständig über die Natur der Dinge nachgedacht, während wir mit dem Schiff oder mit der Kutsche oder auf einem Pferderücken reisten.“ Als Philosoph kann man immer etwas lernen. Man muss nur die Augen aufmachen und die Dinge so betrachten, wie sie sind, nicht so, wie man sie gerne hätte.

Der singende PhilosophHobbes hat immer ein Buch mit Liedern (bei-spielsweise von Henry Lawes, 1595–1662) auf seinem Tisch liegen. Wenn er „während der Nacht im Bett lag, die Türen fest verschlos-sen waren und er sicher war, dass niemand ihn hörte, sang er (nicht, dass er eine sehr gute Stimme hatte) um seiner Gesund-heit willen laut. Er glaubte, dass es seinen Lungen gut tat und viel zur Verlängerung seines Lebens beiträgt.“

I RISE AND GRIEVE ... LA, LA, LA, LAAA ...

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