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153 Bautechnik 83 (2006), Heft 2 Termine / Nachrichten Neben seiner Tätigkeit als Beratender und Prüf-Ingenieur lud er sich viel Zeit- aufwand fordernde weitere Aufgaben auf: Fast zwanzig Jahre lang, von 1971 bis 1990, leitete er als Vorsitzender zu- nächst den Landesverband Baden-Würt- temberg (1971 bis 1983) und parallel dazu von 1972 bis 1990 den Bundesver- band der Prüfingenieure für Baustatik. Er modelte beide Vereinigungen mit neuen Ideen kräftig um. Es war für ihn selbstverständlich, Erfahrungen und Kenntnisse, eigene und die von Ver- bandsmitgliedern, in Normenausschüsse einfließen zu lassen. Seine ehrenamt- lichen Tätigkeiten wurden 1986 mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande gewürdigt. Seine Vorliebe galt den Brücken. Er hat den Fertigteilbau in diesem Bereich vorangebracht, hierbei vor allem den Verbund von Ortbeton mit vorgefertig- ten Trägern systematisch untersucht und bei vielen hundert Brücken dieses Typs umgesetzt. Wirtschaftlichkeit und zügige Montage waren wichtige Vorraussetzun- gen in seinen Planungen. Über das Thema Brücken hat er u. a. mehrere praxisnahe, immer wieder ergänzte Beiträge im Be- tonkalender verfaßt. Seit 1984 gab Hein- rich Bechert als Honorarprofessor an der Universität Karlsruhe seine Erfahrungen aus dem Brückenbau an die Studenten weiter. Erst nach dem Abschluß des Mathema- tikstudiums an der TH Karlsruhe war er zu den Bauingenieuren, hier an den von Pro- fessor Dr. Bernhard Fritz geleiteten Lehr- stuhl gestoßen. Er arbeitete u. a. mit an Untersuchungen zum Stahlverbund und über Reibungsverluste beim Vorspannen. Die Mathematik hat sein Denken ge- prägt, baustatische Theorien bereicherte er mit ihrer Hilfe. So lernte ich Heinrich Bechert kennen: Ein Vierteljahr, vor sei- nem Wechsel nach Stuttgart in das durch die HP- und KS-Schalen bekannte Büro Silberkuhl, betreute er mich als Neuling am Institut; seiner Anregung, mich den Platten zuzuwenden, bin ich gefolgt. Nun ist er gegangen — ganz still und ohne ein Wort, wie es in der Mitteilung von seinem Tode heißt —, mitten aus dem Berufsalltag heraus, an dem er noch immer teilnahm. Er war ein Bauingenieur, der die modernen Methoden nutzte, doch theoretische Zusammenhänge sehr tief durchschaute, ihnen immer „von Hand“ auf die Spur kam. Unser Beruf hat eine Ingenieurpersönlichkeit von echtem Schrot und Korn verloren. [1] Beton- und Stahlbetonbau 88 (1993), Heft 11 [2] Stiglat, K.: Bauingenieure und ihr Werk. Berlin: Ernst & Sohn 2004 Klaus Stiglat Günter Breitschaft gestorben Am 25. Dezember 2005 verstarb im Alter von 76 Jahren der langjährige Präsident des Deutschen Instituts für Bautechnik, Herr Dr.-Ing. E.h. Günter Breitschaft. Nachrichten Persönliches Heinrich Bechert gestorben Am 8. Dezember 2005 ist Professor Dr.- Ing. Heinrich Bechert in Fellbach verstor- ben. Er wurde am 10. Juni 1926 in Köditz unweit Halle/Saale geboren. Über seinen Lebens- und Berufsweg hat er in [1] und [2] berichtet. Günter Breitschaft, geboren am 21. März 1929 in Nürnberg, studierte an der Tech- nischen Hochschule München Bauinge- nieurwesen. Nach dem Studium begann seine berufliche Laufbahn bei der Baye- rischen Gewerbeanstalt (LGA) in Nürn- berg. Hier führte er im Prüfamt für Bau- statik bautechnische Prüfungen durch, erstellte Gutachten und beriet in Fragen des konstruktiven Ingenieurbaus vor allem in den Fachbereichen Massiv-, Stahl- und Holzbau. 1968 wurde Günter Breitschaft als Vizepräsident des neu gegründeten Insti- tuts für Bautechnik (IfBt) nach Berlin be- rufen. Von 1983 bis 1991 leitete er dieses als Präsident mit viel Engagement und Toleranz. Er sah sich stets dem Wohl des Instituts und seiner Mitarbeiter verpflich- tet. In seine Präsidentschaft fiel die Wie- dervereinigung Deutschlands, die sich auf die Aufgaben und die Größe des Instituts nachhaltig auswirkte. Mit großem Einsatz erarbeitete der Präsident das neue Abkom- men über das Deutsche Institut für Bau- technik (DIBt). Ein tiefgreifendes Novum innerhalb dieses Bund-Länder-Aufgaben- katalogs war das Manifestieren des DIBt zur einzigen deutschen Stelle für die Er- teilung europäischer technischer Zulassun- gen. Hierfür hat sich Günter Breitschaft schon seit 1988 mit der EG-Bauproduk- tenrichtlinie in ganz besonderem Maße engagiert. Zudem konnten durch seine persönliche Entscheidung Mitarbeiter aus dem ehemaligen Prüfamt für Bautechnik der DDR erfolgreich in das DIBt integriert werden. Als Ingenieur mit Weitblick war Dr. Breitschaft fortwährend dem nationalen wie auch dem europäischen Baugesche- hen verpflichtet. Er engagierte sich nach- haltig für ein einheitliches Sicherheits- konzept im konstruktiven Ingenieurbau, mit dem Ziel, die Sicherheitsbeurteilung von Baukonstruktionen auf neue techni- sche Grundlagen zu stellen. Dabei sollte das Sicherheitsniveau von Bauwerken, die mit neuen, noch nicht erprobten Bauprodukten errichtet worden waren, demjenigen mit bereits bewährten, ein-

Heinrich Bechert gestorben

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Page 1: Heinrich Bechert gestorben

153Bautechnik 83 (2006), Heft 2

Termine / Nachrichten

Neben seiner Tätigkeit als Beratenderund Prüf-Ingenieur lud er sich viel Zeit-aufwand fordernde weitere Aufgabenauf: Fast zwanzig Jahre lang, von 1971bis 1990, leitete er als Vorsitzender zu-nächst den Landesverband Baden-Würt-temberg (1971 bis 1983) und paralleldazu von 1972 bis 1990 den Bundesver-band der Prüfingenieure für Baustatik.Er modelte beide Vereinigungen mitneuen Ideen kräftig um. Es war für ihnselbstverständlich, Erfahrungen undKenntnisse, eigene und die von Ver-bandsmitgliedern, in Normenausschüsseeinfließen zu lassen. Seine ehrenamt-lichen Tätigkeiten wurden 1986 mit derVerleihung des Bundesverdienstkreuzesam Bande gewürdigt.

Seine Vorliebe galt den Brücken. Erhat den Fertigteilbau in diesem Bereichvorangebracht, hierbei vor allem denVerbund von Ortbeton mit vorgefertig-ten Trägern systematisch untersucht undbei vielen hundert Brücken dieses Typsumgesetzt. Wirtschaftlichkeit und zügigeMontage waren wichtige Vorraussetzun-gen in seinen Planungen. Über das ThemaBrücken hat er u. a. mehrere praxisnahe,immer wieder ergänzte Beiträge im Be-tonkalender verfaßt. Seit 1984 gab Hein-rich Bechert als Honorarprofessor an derUniversität Karlsruhe seine Erfahrungenaus dem Brückenbau an die Studentenweiter.

Erst nach dem Abschluß des Mathema-tikstudiums an derTH Karlsruhe war er zuden Bauingenieuren, hier an den von Pro-fessor Dr. Bernhard Fritz geleiteten Lehr-stuhl gestoßen. Er arbeitete u. a. mit anUntersuchungen zum Stahlverbund undüber Reibungsverluste beim Vorspannen.

Die Mathematik hat sein Denken ge-prägt, baustatische Theorien bereicherteer mit ihrer Hilfe. So lernte ich HeinrichBechert kennen: Ein Vierteljahr, vor sei-nem Wechsel nach Stuttgart in das durchdie HP- und KS-Schalen bekannte BüroSilberkuhl, betreute er mich als Neulingam Institut; seinerAnregung, mich denPlatten zuzuwenden, bin ich gefolgt.

Nun ist er gegangen — ganz still undohne ein Wort, wie es in der Mitteilungvon seinem Tode heißt —, mitten aus demBerufsalltag heraus, an dem er nochimmer teilnahm. Er war ein Bauingenieur,der die modernen Methoden nutzte, dochtheoretische Zusammenhänge sehr tiefdurchschaute, ihnen immer „von Hand“auf die Spur kam. Unser Beruf hat eineIngenieurpersönlichkeit von echtemSchrot und Korn verloren.

[1] Beton- und Stahlbetonbau 88(1993), Heft 11[2] Stiglat, K.: Bauingenieure und ihrWerk. Berlin: Ernst & Sohn 2004

Klaus Stiglat

Günter Breitschaft gestorben

Am 25. Dezember 2005 verstarb im Altervon 76 Jahren der langjährige Präsidentdes Deutschen Instituts für Bautechnik,Herr Dr.-Ing. E.h. Günter Breitschaft.

Nachrichten

Persönliches

Heinrich Bechert gestorben

Am 8. Dezember 2005 ist Professor Dr.-Ing. Heinrich Bechert in Fellbach verstor-ben. Er wurde am 10. Juni 1926 in Köditz

unweit Halle/Saale geboren. Über seinenLebens- und Berufsweg hat er in [1] und[2] berichtet.

Günter Breitschaft, geboren am 21. März1929 in Nürnberg, studierte an der Tech-nischen Hochschule München Bauinge-nieurwesen. Nach dem Studium begannseine berufliche Laufbahn bei der Baye-rischen Gewerbeanstalt (LGA) in Nürn-berg. Hier führte er im Prüfamt für Bau-statik bautechnische Prüfungen durch,erstellte Gutachten und beriet in Fragendes konstruktiven Ingenieurbaus vorallem in den Fachbereichen Massiv-,Stahl- und Holzbau.

1968 wurde Günter Breitschaft alsVizepräsident des neu gegründeten Insti-tuts für Bautechnik (IfBt) nach Berlin be-rufen. Von 1983 bis 1991 leitete er diesesals Präsident mit viel Engagement undToleranz. Er sah sich stets dem Wohl desInstituts und seiner Mitarbeiter verpflich-tet. In seine Präsidentschaft fiel die Wie-dervereinigung Deutschlands, die sich aufdie Aufgaben und die Größe des Institutsnachhaltig auswirkte. Mit großem Einsatzerarbeitete der Präsident das neue Abkom-men über das Deutsche Institut für Bau-technik (DIBt). Ein tiefgreifendes Novuminnerhalb dieses Bund-Länder-Aufgaben-katalogs war das Manifestieren des DIBtzur einzigen deutschen Stelle für die Er-teilung europäischer technischerZulassun-gen. Hierfür hat sich Günter Breitschaftschon seit 1988 mit der EG-Bauproduk-tenrichtlinie in ganz besonderem Maßeengagiert. Zudem konnten durch seinepersönliche Entscheidung Mitarbeiter ausdem ehemaligen Prüfamt für Bautechnikder DDR erfolgreich in das DIBt integriertwerden.

Als Ingenieur mit Weitblick war Dr.Breitschaft fortwährend dem nationalenwie auch dem europäischen Baugesche-hen verpflichtet. Er engagierte sich nach-haltig für ein einheitliches Sicherheits-konzept im konstruktiven Ingenieurbau,mit dem Ziel, die Sicherheitsbeurteilungvon Baukonstruktionen auf neue techni-sche Grundlagen zu stellen. Dabei solltedas Sicherheitsniveau von Bauwerken,die mit neuen, noch nicht erprobtenBauprodukten errichtet worden waren,demjenigen mit bereits bewährten, ein-