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Henry P. Newman Hamburger Großkaufmann und Mäzen

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Henry P. Newman

Hamburger Großkaufmann und Mäzen

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Henry P. Newman

Hamburger Großkaufmann und Mäzen

von Stefanie Busold

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Gefördert von Frau Andrea GrossDr. Detlev Gross

Herrn Henry H. Newmanund

Dr. Hanns Kippenberger

Den Familien gewidmet, die durch ihre hochherzigen Stiftungen vor105 Jahren die Gründung der Hamburgischen WissenschaftlichenStiftung ermöglicht und den Grundstein dafür gelegt haben, dass dieStiftung auch heute noch Forschung, Lehre und Bildung fördern kann.

Mäzene für Wissenschaft

hg. von Ekkehard Nümann

Inhalt

Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 3

1. Quellenlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 4

2. Der Familien- und Firmengründer Georg Friedrich Vorwerk . . S. 6

3. Zur Kindheit und Jugend der Vorwerk-Brüder . . . . . . . . . . . . S. 15

4. Eine Reise von Augustus Friedrich nach Nordamerika und Kuba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 23

5. Die Firmen in Chile und Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 28

6. Friedrich, Adolph und deren Ehefrauen in den Erinnerungen dreier Enkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 44

7. „Villa Josepha“ und „Haupthaus“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 54

8. Gustav Adolph als Bau- und Gartengestalter . . . . . . . . . . . . . S. 60

9. Entwicklungen nach dem Tod der Brüder . . . . . . . . . . . . . . . S. 67

10. Anhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 70

11. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 72

12. Namensregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 74

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Inhalt

Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4Vorwort Clemens A. Toepfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51. Prolog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72. Herkunft, Kindheit und Jugend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93. Der Familienmensch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154. Der Hamburger Großkaufmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255. Der Kulturbegeisterte und -förderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326. Der Kunstsammler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357. Erster Weltkrieg: Neue Herausforderungen . . . . . . . . . . . . . . . 458. Mit dem Lazarettzug nach Bulgarien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 499. Politische Einflussnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5710. Früher Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6111. Epilog Andreas Busold . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6412. Anhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6513. Quellen, Literatur und Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6714. Namensregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

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Vorwort des Herausgebers

Im Jahr 2007 feierte die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung ihr 100-jähriges Jubiläum. Der vorliegende zwölfte Band ist Teil der zu diesem An-lass ins Leben gerufenen Schriftenreihe „Mäzene für Wissenschaft“. In ihrwird die Geschichte der Stiftung dargestellt; außerdem werden Stifterper-sönlichkeiten und Kuratoriumsmitglieder in Einzelbänden gewürdigt.

Die Absicht, diese Reihe ins Leben zu rufen, entspricht dem dankbarenGefühl den Personen gegenüber, die vor mehr als 100 Jahren den Muthatten, die Stiftung zur Förderung der Wissenschaften in Hamburg zugründen und erreichten, dass Hamburg eine Universität erhielt. Verknüpftdamit ist die Hoffnung und Erwartung, dass nachfolgende Generationen

sich hieran ein Beispiel nehmen mögen.

Ekkehard Nümann

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Vorwort Clemens A. Toepfer

Als ich gefragt wurde, ob ich ein Vorwort zu diesem Buch schreiben könnte,wollte ich diesem Wunsch sehr gerne entsprechen. Ich tue dies im Grundestellvertretend für meinen Großvater Alfred C. Toepfer. Er hat Henry P.Newman persönlich gekannt und ihn sehr geschätzt. Beide waren heraus-ragende Persönlichkeiten ihrer Zeit, beide waren selbstständige Getreide-

händler und ihre Lebensläufe zeigen vielen Parallelen.

Lange nach Henry P. Newmans Tod (1917) wurden die Namen Toepfer undNewman durch eine geschäftliche Beziehung verknüpft, als Alfred C.Toepfer 1964 das Bankhaus Hesse Newman & Co kaufte und es als Sicher-heit an seine Frau, meine Großmutter, übertrug. Nach dem Tod meinerGroßmutter wurde die Bank dann im Jahre 1988 von ihren Kindern ver-kauft. Hesse Newman & Co gibt es noch heute, nur ist das Unternehmenjetzt vor allem im Emissionsgeschäft für geschlossene Fonds tätig. SeinerWertschätzung für Henry P. Newman verlieh Alfred C. Toepfer Ausdruck,als er im Jahre 1975 den Auftrag gab, ein Portrait Henry P. Newmans zumalen. Das Bild ließ er in der Hamburger Getreidebörse aufhängen, um

an die Verdienste Henry P. Newmans zu erinnern.

Henry P. Newman war ein interessanter Mensch – gebildet, kaufmännischerfolgreich, sozial und kulturell engagiert – und ein liebevoller Vater. Erhätte sicherlich noch viel mehr erreichen und bewirken können, wäre er nichtviel zu früh verstorben. Es ist schön, dieses Buch in den Händen zu halten,durch das wir alle mehr über diese herausragende Persönlichkeit erfahrenkönnen. Vielleicht ist es auch ein Ansporn für andere erfolgreiche Unterneh-

mer unserer Zeit, sich sozialen und kulturellen Aufgaben zu widmen.

Clemens A.Toepfer

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Prolog

[1]

Vor einigen Jahren schenkte mir mein Pa-tenonkel Henry Newman das Portrait mei-ner Urgroßmutter Maria Newman. Der im-pressionistische Maler Max Liebermann hatsie 1910 als elegante Dame gemalt. Ihr selbst-bewusster Blick weckte mein Interesse. DieSpur zur mich nachhaltig faszinierendenPersönlichkeit meines Urgroßvaters HenryP. Newman war gelegt.···································································Henry P. Newman war nicht nur erfolgrei-cher Großkaufmann und Bankier. Er be-herrschte mehrere Sprachen, benutzte revo-lutionäre Technologien, führte als ersterSojabohnen nach Deutschland ein undreiste dafür 1905 bis in die Mandschurei.Daneben engagierte er sich für wissenschaft-liche und soziale Projekte wie beispielsweisedie Hamburgische Wissenschaftliche Stif-tung und einen Lazarettzug im Ersten Welt-krieg. Und er liebte die schönen Künste: Inseinem Haus verkehrten Maler und Dich-ter; Henry P. Newman sang selbst Tenorund trug mit glücklicher Hand eine außer-ordentliche Kunstsammlung zusammen. ···································································Einen Teil seines facettenreichen Lebensals erfolgreicher Unternehmer, ehrbarerKaufmann, Kulturmensch und Kunstsamm-ler habe ich in einem Beitrag für den Kata-log der Ausstellung „Picasso, Beckmann,Nolde und die Moderne. Meisterwerke aus

frühen Privatsammlungen in Hamburg“ inder Hamburger Kunsthalle beschrieben.1···································································In dieser Biographie habe ich nun versucht,Henry P. Newmans vielseitiger Persönlich-keit umfassender gerecht zu werden. DasQuellenmaterial weist leider große Lückenauf, so ließ sich nicht vermeiden, dass einigeKapitel angemessen ausführlich geratensind, während andere wegen fehlender per-sönlicher Unterlagen und geschäftlicher Pa-piere mehr Fragen als Antworten aufwerfen. ···································································An dieser Stelle möchte ich mich herzlichbei den vielen Menschen bedanken, die mirmit ihrer Zeit und ihrem Wissen für diesesProjekt zur Verfügung gestanden haben, ins-besondere möchte ich mich bedanken beimeinem Vater für seine Unterlagen und beimeinen inzwischen verstorbenen Tanten Gi-sela Elmenhorst und Christa von Ramdohrfür ihre Fotografien und ihre Kindheitserin-nerungen an ihre Großmutter. Mein beson-derer Dank gebührt meinem verstorbenenMann für sein Interesse, seine wertvollenHinweise, seinen Epilog und seine Ermun-terung, das Material für die Veröffentli-chung aufzubereiten. Meinen Kindern dan-ke ich für ihre Geduld und die Compu-terschulungen. ···································································Möge dieses Buch dazu beitragen, den fas-

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··············································································································································1 Busold, Freude.··············································································································································

zinierend vielfältigen Menschen Henry P.Newman der Urenkel- und Ururenkel-Ge-

neration lebendig näher zu bringen.

Henry Percy Newman (1868‒1917)

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Herkunft, Kindheit und Jugend

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Henry Percy Newman kam am 9. Januar1868 als zweiter Sohn von Henry LouisNewman und dessen Frau Mary in Altonazur Welt. Er wurde in eine angesehene undwohlhabende Familie hinein geboren.···································································Der Stammsitz des Geschlechts Newman(Wappenspruch: „Ubi amor ibi fides“ / WoLiebe, da Treue) liegt in Dartmouth in derGrafschaft Devonshire; bereits 1380 hatten

die Newmans hohe Ämter in Südenglandinne.2 Die Familie gelangte durch atlanti-schen Dreieckshandel zu Vermögen: Manbrachte englische Eisenwaren nach Neu-fundland, belud dort die Schiffe mit gesal-zenem Kabeljau und verschiffte ihn nachPortugal. Von dort segelte man mit Port-wein von den familieneigenen Weingüternzurück nach England. Seit jeher war die Fa-milie nicht nur in der Wirtschaft aktiv, son-

Henry P. Newman als Kind in Altona (ca. 1870)

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Henry P. Newman als Schüler (ca. 1874)

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dern auch in der Politik. Den Newmanswird eine wesentliche Rolle bei der briti-schen Vereinnahmung der heute kanadi-schen Provinz Neufundland im Jahre 1713nachgesagt, um die die Franzosen und Eng-länder wegen ihrer reichen Fischbeständelange gekämpft haben. Auch die erste Ehe-frau von Sir Francis Drake, dem berühmtenFreibeuter im Dienste von Elisabeth I., ent-stammte der Familie Newman.···································································In den folgenden Jahrhunderten agierte dieFamilie weiterhin im internationalen Rah-men. Henry Newman war als KöniglichBritischer Generalkonsul im französischenNantes stationiert, als 1813 sein Sohn Henry

Louis, Vater von Henry P. Newman, gebo-ren wurde. Schon in jungen Jahren behaup-tete sich Henry Louis als erfolgreicher Kauf-mann im damals dänischen Altona. Als er1845 Teilhaber des Bankhauses Hesse wurde,besaß er bereits drei Landhäuser im engli-schen Stil in Nienstedten an der Elbchaus-see. Der junge Mann genoss das Vertrauenseines Chefs Heinrich L. Hesse, eines Ban-kiers und ehemaligen Senators der Stadt Al-tona, der sich im Im- und Export sowie alsReeder betätigte. Auch Hesses Tochter Maryschätzte den jungen Mann, und so heirateteHenry Louis Newman in die jüdische Groß-familie Hesse ein. Der Hesse-Park und dieHartwig-Hesse-Stiftung erinnern noch heu-te an die Familie.···································································Nach der Hochzeit blieb das junge Paar zu-nächst in unmittelbarer Nähe der Villa der

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Henry P.s Mutter in späteren Jahren: Mary Newman, geb. Hesse (1825–1913)

Henry P.s Vater in späteren Jahren: Henry Louis Newman (1813–1887)

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Familie Hesse an der Palmaille wohnen, de-ren Garten sich bis zur Elbe hinunter er-streckte. „Idyllisch war es damals noch ander Palmaille. Die Vierländerinnen kamenmit ihrer bunten Tracht mit Grünzeug undObst. Der Schlachter bemühte sich nochtäglich persönlich ins Haus. Und der Om-nibus (…) brachte die Milch von den eige-nen Kühen.“3

···································································Das Paar bekam bald einen Sohn, EdmundHenry; es folgten drei Töchter (Mary, Ma-thilde und Dora) und schließlich im Jahr1868 – als Nachzügler – Henry Percy, dessenName später meist auf Henry P. verkürztwurde. Zwei Jahre nach Henry P.s Geburterwarben seine Eltern für 55.000 preußischeTaler eine repräsentative Sommerresidenz:Das Landhaus Newman in Nienstedten, Elb-chaussee 398, gegenüber vom Café Jacob. ···································································Das im Jahre 1637 errichtete Gebäude war

das älteste Herrenhaus an der Elbchaussee.Leider wurde es im Winter 1935/36 abgeris-sen.4 Sein Vorbesitzer war Friedrich VIII. zuSchleswig-Holstein-Sonderburg-Augusten-burg; im Garten hatte dessen Tochter Au-guste Victoria gespielt, die 1888 durch dieThronbesteigung ihres Mannes als WilhelmII. Deutsche Kaiserin und Königin vonPreußen werden sollte. Im Obergeschoss be-fand sich ein großer Saal mit gewölbter or-namentierter Stuckdecke aus der Zeit um1740, und die Diele im Erdgeschoss war um1840 mit Gipsabdrücken von Thorvald-schen Reliefs geschmückt worden. Der Zu-stand des Gebäudes war damals beklagens-wert. „Herrn Newman gelang es nach kur-zer Zeit, nicht ohne erhebliche Geldopfer,aus dieser großen, vernachlässigten, zumTeil noch dem landwirtschaftlichen Be-triebe dienenden Besitzung einen derschönsten Landsitze an der Elbe Ufer zuschaffen. (…) Er ließ überflüssige Wohn-

Landhaus Newman in Nienstedten, Sommersitz der Familie ab 1870

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und Wirtschaftsgebäude abreißen und er-weiterte so den nach englischen Vorbildernangelegten Park.“5

···································································Über die frühen Jahre von Henry P. sindkeine Dokumente erhalten. Ich nehme an,dass sich schon damals die Charaktereigen-schaften zeigten, die ihn sein ganzes Lebenlang auszeichnen sollten: Zielstrebigkeit,Neugier, Warmherzigkeit, Unternehmungs-lust, Bescheidenheit, Mut und Humor. „Erwar ein Verstandesmensch, und doch einMensch mit wundervollster Intuition be-gabt. Er war ein Optimist sonnigster Artund Realpolitiker. Er war ein Mensch, derdie Menschen verstand und einzuschätzenwußte, und doch nie Menschenverächter. Erwar (…) von ungebändigter Willenskraft

und doch wieder von ganz gezügeltem We-sen.“6

···································································Nach der Beendigung der Realschule inAltona, trat Henry P. als Lehrling in die be-deutende Schmalz- und FellagenturfirmaTelge Söhne ein. Danach ging er als Kom-mis nach London, um dort in dem dortigenBank- und Warengeschäft Ferd. Huth &Co. seine kaufmännischen Kenntnisse zuerweitern. In seiner Heimatstadt trat er indas Unternehmen seines Vaters – Hesse,Newman und Co. – ein, in dem bereits sein19 Jahre älterer Bruder Edmund Henry ar-beitete, den der Vater 1882 zum Teilhaber ge-macht hatte. Schon bald wurde Henry P.Prokurist und behielt diese Stellung bisMitte der 1890er Jahre bei.

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Leitspruch von Henry P. Newman

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··············································································································································2 Hoffmann, Elbchaussee, S. 188.3 Wiese, Hamburg, S. 226 f.4 Cords, Landsitz, S. 8.5 Ebd., S. 13.6 Rede zur Trauerfeier für Herrn Henry P. Newman, Oberleutenant d. L., Ritter des Eisernen Kreuzes II. Klasseund anderer hoher Orden, Berlin Dahlem, den 10. Februar 1917: Privatarchiv.7 Leitspruch von Henry P. Newman: Privatarchiv.··············································································································································

···································································Aus dieser Zeit stammt auch der Leit-spruch, den Henry P. für sein Leben undWirken gewählt hatte: „To live content withsmall means; to seek elegance rather than lu-xury and refinement rather than fashion; tobe worthy not respectable; and wealthy not

rich; to listen to stars and birds, babes andsages with an open heart. To study hard,think quietly, act francly, talk gently, awaitoccasions, hurry never; in a word to let thespiritual – unbidden and unconscious –grow up thro’ the common; this is my sym-phony.“7

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Der Familienmensch

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Bei einer privaten Hamburger Familien-feier traf der junge Henry Maria von Düringund verliebte sich in sie. Ein gemeinsamerFreund fungierte als Postillon d’Amour undteilte Henry P. am 11. Mai 1890 mit: „Fürserste läßt Mariechen Dir sagen, daß sie see-lig und mit Freuden warten wolle, bis Du sieoffen fragen kannst, ob sie Deine Frau wer-den wolle, Sie hat Dich auch sehr lieb. Ichhoffe, daß Ihr recht glücklich sein möget.Im Sommer geht Mariechen nach England,will es aber so einrichten, daß sie noch hierist, wenn Du vom Dienen zurückkommst.“8

···································································Tatsächlich verlobte sich Henry P. imnächsten Jahr mit Maria von Düring. Am12. Februar 1892 wurden sie in der Kirche St.Johannis zu Harvestehude getraut, und spä-ter sollte man über das Ehepaar sagen: „Diebeiden sind nicht bloß Hand in Hand ge-gangen, auch Herz in Herz.“9

···································································Maria von Düring war nicht nur gesell-schaftlich eine gute Partie (sie entstammteeiner seit 1168 in der Gegend zwischenHamburg und Bremen verwurzelten wohl-habenden Kaufmannsfamilie), sondern aucheine selbstbewusste, intelligente und cha-rakterstarke Persönlichkeit; sie war gebildet,spielte Klavier und hegte ein ausgeprägtesInteresse für Kunst. In Marias Familie warHenry P. gern gesehen, insbesondere bei sei-

nem Schwiegervater Hermann Hartwig vonDüring: „Henry Newman war ihm sehrsympathisch, und wie genoß er es, mit ei-nem nun zur Familie gehörigen, der Kauf-mann war, über geschäftliche Dinge spre-chen zu können.“10 Auch in Bezug auf Un-ternehmensgeist, Weltläufigkeit, Humorund Mut waren die beiden einander offen-bar recht ähnlich.

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Verlobungsfoto von Maria von Düring und Henry P. Newman

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Henry P. Newman mit 24 Jahren

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Maria von Düring mit 24 Jahren

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···································································Hermann Hartwig von Düring war 1849mit 21 Jahren in sieben Wochen per Segel-schiff nach Mexiko gereist, hatte in Veracruzzunächst als Angestellter gearbeitet, dannaber bald seine eigene Firma Düring & Co.gegründet, die mit „nützlichen Eisenwaren“handelte. Das Geschäft lief so erfolgreich,dass er schon 1864 seinen Geburtsort Moor-burger Hof aus einer Versteigerung zurück-kaufen konnte. Einige Wochen später heira-tete er in Harburg Anna Marie, Tochter desGeheimen Legationsrates Neubourg, mit derer über London – diesmal per Dampfschiff– nach Mexiko zurück reiste. Dort kam 1865ein Sohn und 1868 Maria (Henry P.s spätereFrau) zur Welt. ···································································Ein Jahr darauf kehrte das Ehepaar mit den

beiden Kindern zurück nach Hamburg –„nach der sicheren Helligkeit und Wärmeder Tropen in das nasse Hamburg mit sei-nem ewig grauen Himmel.“11 Hier kamenin den folgenden Jahren noch weitere fünfMädchen zur Welt. Entsprechend lebhaftging es in der Johnsallee 10 im heutigenStadtviertel Rotherbaum zu: „Oben in derSchlafstube haben sechs Schwestern (…) ge-schlafen, in ihrem Bett abends sich ihre Er-lebnisse erzählt und vor dem Spiegel sichzum Ball geschmückt (…) Die Töchterstrickten und pflegten kleine Talentchen,Musik und Malerei (…) Im Saal unten hatdas Feierliche und Festliche sich abge-spielt.“12 Auch Hermann Hartwig von Dü-ring trug seinen Teil zu Abwechslung undUnterhaltung bei, wie sich Marias Schwes-ter Katharina Kippenberg weiter erinnert:

Marias Vater: Hermann Hartwig von Düring(1828–1893)

Marias Mutter: Anna Marie von Düring, geb. Neubourg (1839–1917)

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Maria von Düring (links) und ihre fünf Schwestern (1928)

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„In Hannover, der Vaterstadt seiner Frau,war ein zoologischer Garten gegründet wor-den, und Papa hatte sich ausgedacht, ihnmit einem mexikanischen Silberlöwen zubereichern. Ehe nun aber das erfreute Schüt-teln der Köpfe von Seiten der Stadtverwal-tung aufhörte und die dankbare Annahmedes Geschenks formuliert war, war derDampfer mit dem Raubtier längst im Ham-burger Hafen. Wohin nun mit ihm? (…) Sowurde das Ungeheuer kurzerhand als Gastin die Johnsallee geladen und im Badezim-mer einquartiert, wo es, an die eiserne Basisdes Badeofens gebunden, fünf Tage lang lo-gierte. Das Kinderzimmer lag auf der selbenEtage, und oft betrachteten die Kinder (…)in angenehmer Angst das grünliche und fau-chende Untier.“13

···································································Henry P. und seiner junge Frau lebten zu-

nächst in der Alten Rabenstraße 5, ganz inder Nähe der Brauteltern. Schon 1893 aberwechselte das Ehepaar in ein Haus an derFontenay 7, das nur ein paar Hundert Me-ter entfernt lag; der Garten erstreckte sichüber die Alsterwiesen und verfügte über ei-nen Tennisplatz sowie einen eigenen Boots-anleger. Heute steht an der Stelle des Hau-ses das Hotel Intercontinental.···································································Trotzdem zog man im Sommer in dasLandhaus Newman nach Nienstedten, woHenry P. und seine Familie – ebenso wie seinälterer Bruder und dessen Familie – in ei-nem eigenen Haus auf dem väterlichen An-wesen lebten.···································································Später besaß Henry P. Newman dannauch eine Wohnung in Berlin, Regierungs-sitz des preußischen Königs und Deutschen

Das Haus Fontenay 7, Wohnsitz der Familie Newman ab 1893

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Kaisers Wilhelm II. und seit 1871 Reichs-hauptstadt.···································································Henry P. und Maria bekamen vier Kinder:Ihre erste Tochter Maria Luisa, genannt Isa,wurde 1892 geboren und am ersten Hoch-zeitstag getauft. Drei Jahre später folgteHenry Hartwig, genannt Brudi. 1900 kamdie zweite Tochter Eleonore, genannt Lore,zur Welt. Und mit 39 Jahren bekam MariaNewman dann 1908 ihren zweiten SohnCarl Henry Newman – ein Nesthäkchenwie sein Vater.14

···································································Henry P. war ein liebe- und humorvollerVater, während Maria als wohl etwas lau-nenhafte Matrone ein strengeres Regimentim Hause führte. Die Kinder liebten es,wenn ihr Vater mit ihnen herumtollte, waser später auch gerne mit seinen Enkelkin-dern tat. Als Naturfreund ruderte und wan-derte Newman oft mit der Familie und warfür jeden Spaß zu haben. Zuweilen nahm ersie auch in seinem Auto mit, das eines derersten in Hamburg war.

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Henry P. Newman mit Familie (stehend seine Eltern, sitzend seine Frau Maria mit Tochter Isa)

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Die Familie Newman (1908)

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··············································································································································8 Fritz Loesener an Henry P. Newman, 11. Mai 1890: Privatarchiv.9 Rede zur Trauerfeier für Herrn Henry P. Newman, Oberleutenant d. L., Ritter des Eisernen Kreuzes II. Klasseund anderer hoher Orden, Berlin Dahlem, den 10. Februar 1917: Privatarchiv.10 Kippenberg, von Düring, S. 64.11 Ebd., S. 44.12 Ebd., S. 51.13 Ebd., S. 54.14 Von 1950 bis 1983 gehörte eben jener Carl Henry Newman dem Kuratorium der Hamburgischen Wissenschaft-lichen Stiftung an, wo er sich um die Revision kümmerte.··············································································································································

Die Newmans mit ihrer ersten Tochter Isa (1893)

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Von Kindheit an verfügte Henry P. New-man über selbstverständlichen Zugang zurWelt der internationalen Geschäfte undwuchs in ein hervorragendes Netzwerk anKontakten in Wirtschaft und Politik hinein.Er hat das schwiegerväterliche Unterneh-men in Mexiko übernommen, war in Eng-land ausgebildet worden, hatte Frankreichund viele europäische Länder bereist. Ersprach fließend Englisch, außerdem liegenBriefe vor, die er auf Französisch verfasste,sowie Korrespondenz auf Spanisch.···································································Anstatt nun im familieneigenen Bank-haus Hesse, Newman & Co. zu bleiben, dasauch Import und Export betrieb, suchte„seine selbständige Natur, sein kaufmänni-scher Schaffensdrang (…) eigene Wege“.15

Im November 1896 kündigte er seine Stel-lung als Prokurist und machte sich selbst-ständig. Nach dem Tod seines Schwiegerva-ters war Newman bereits alleiniger Inhaberder Eisenwarenhandelsfirma H. von Düringin Hamburg geworden und vertrat auch de-ren mexikanische Filiale M. Düring & CiaSuc, Veracruz.16 Nun aber konzentrierte ersich auf Getreidehandel und gründete eineeigene Firma, die er schlicht „Henry P.Newman“ nannte und so geschickt leitete,„dass er einen unbestrittenen Weltruf ge-nießt. Seine Geschäftsverbindungen umfaß-ten den ganzen Erdball.“17

···································································Das Büro befand sich in der Großen Johan-nisstraße 23/ii mit einem Börsenstand vorPfeiler 16/17. In einem Nachruf auf New-man heißt es: „Daneben betrieb die FirmaBankgeschäfte, die von Jahr zu Jahr größe-ren Umfang annahmen.“18 Newman führtealso die Familientradition fort, als klassi-

Der Hamburger Großkaufmann

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Werbeblatt für das Bankhaus „Hesse Newman & Co.“, in dem Henry P. als Prokurist tätig war

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Bekanntmachung der Firmengründung von „Henry P. Newman“ (1896)

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scher Merchant-Banker Kaufmanns- undBankierstätigkeit unter einem Dach zu ver-einen. ···································································Die Zeiten für eine Unternehmensgrün-dung im Getreidehandel waren günstig.Nach dem Gründerkrach 1873 und magerenJahren hatte sich die Wirtschaft langsamwieder erholt. Neue Industrien florierten.Die Eingliederung Hamburgs in die Zoll-grenzen des Deutschen Reichs 1888 leiteteeinen Aufschwung im Schiffbau ein. „Ham-burg nahm als ‚Deutschlands Tor zur Welt‘eine Spitzenrolle im internationalen Han-delsverkehr ein. Im Hamburger Hafen wur-den mehr Güter umgeschlagen als in denHäfen von London, Liverpool oder Mar-seille.“19 Auch der Getreidehandel profi-tierte von diesem Boom. „Vom Beginn derachtziger Jahre an bis Ende des Jahrzehntssteigerte sich das Aufkommen im seewärti-gen Getreide-Empfang von 200 000 aufüber zwei Millionen Tonnen. Auch in denJahren nach der Jahrhundertwende hieltensich die Zufuhren an Getreide auf dieserHöhe.“20 Henry P. Newman gelang es imLaufe der Jahre, Filialen in Berlin, Bremen,Mannheim und Düsseldorf sowie eigeneNiederlassungen in Russland, Rumänienund Skandinavien aufzubauen. Nach Ar-gentinien und in die Vereinigten Staatenunterhielt er intensive Handelsbeziehungen.Die Firma Henry P. Newman gehörte damit zu den führenden Getreide-ImportfirmenDeutschlands. ···································································Newman expandierte auch in vor- undnachgelagerte Tätigkeitsfelder des Getreide-handels wie Löschung und Lagerung. Dieherkömmliche Art der Getreidelöschung,bei der Schuten längsseits des Seeschiffesgingen und die Fracht mit festmontierten

Winden entluden, war ebenso wie dieschwimmenden Getreideheber mit ihrendampfgetriebenen Paternosterwerken ver-altet. Das Aufkommen konnte kaum nochbewältigt werden. 1901 wurde daher derWunsch laut, pneumatische Getreideheberanzuschaffen, um den Umschlag schnellerzu gestalten. Die traditionellen Firmen derKornumstecher sprachen sich aber zunächstdagegen aus. Newman hingegen nutzte dieChance und mietete im September 1905 vonder Hamburger Finanzdeputation eine Flä-che von knapp 10.000 qm am Reiherdammauf Steinwerder. Am dortigen KuhwerderHafen ließ er ein Getreidesilo mit achtSchüttböden zur Lagerung, Umstechungund Reinigung von Getreide, Ölsaaten u. ä.bauen. Das Bauwerk hatte die für damali-ge Verhältnisse beachtliche Kapazität von4.500 t, die 1909 sogar noch verdoppeltwurde. Bemerkenswert war vor allem dieLöschbrückenanlage auf dem Gelände, diedirekt am Hafenbecken stand. Mit ihrenpneumatischen Elevatoren saugte sie dasGetreide mittels eines Luftstromes aus demLagerraum der Schiffe heraus und transpor-tierte das Korn per Bandförderung; der zeit-aufwändige Zwischentransport mit Hafen-schuten entfiel. ···································································Mit diesem hochmodernen Beförderungs-system war der „Newman-Spieker“ einzigar-tig in ganz Norddeutschland. Henry P.Newman legte somit einen Grundstein fürden schnelleren und rationelleren Getreide-Umschlag im Seehafen. 1906 ging der Spei-cher in das Eigentum der von Newman ge-gründeten Hamburger-Getreide-Elevato-ren-Gesellschaft mbH über.21 Bis zumAusbruch des Ersten Weltkrieges kamendann 21 schwimmende und zwei landfestepneumatische Getreideheber anderer Be-

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Der 1906 errichtete „Newman-Spieker“ mit den beiden pneumatisch betriebenen Löschtürmen

Grundriss des Geländes am Reiherdamm

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Getreideheberanlage Newman im Hamburger Freihafen (1980)

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treiber dazu, die ständig in vollem Einsatzwaren.22

···································································Wie gut Newman in die Hamburger Wirt-schaftswelt integriert war und wie geschickter sich mit Unternehmen vernetzte, die fürsein Kerngeschäft des Getreidehandels realund potenziell von Nutzen waren, zeigt sichan seinen Tätigkeiten in anderen Firmen.„Sein Einfluß brachte ihn auch in Bezie-hung zu anderen großen Handelsunterneh-mungen, bei denen sein Rat sehr geschätztwurde.“23 So war Newman nicht nur bei derGetreide-Heber-Gesellschaft mbH und derGetreide-Lagerhaus AG Mitglied des Auf-sichtsrats, sondern auch bei der erfolgrei-chen Kakao-Compagnie Theodor ReichardtGmbH in Wandsbek. Bei den weiterverar-beitenden Mühlenbetreibern C. HedrichAG, Altona, und bei der MühlenbetriebH.W. Lange & Co. AG war er gleichfalls imAufsichtsrat vertreten, ebenso bei folgendenUnternehmen der modernen Transport-branche: Neue Deutsch-Böhmische Elbe-schiffahrt AG, Luft-VerkehrsgesellschaftmbH Berlin-Johannisthal und Köslin-Pommern, Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft,Hamburg. In einem Nachruf heißt es:„Überaus groß ist die Zahl der kaufmänni-schen und industriellen Unternehmungen,denen er seinen Rat und seine Mitwirkungwidmete.“24

···································································Besonders interessant – und ein Indika-tor für Newmans Weitblick, Abenteuerlustund Unternehmergeist – ist sein Engage-ment in Ostasien. Die zu China gehörendeMandschurei war 1900 während des Boxer-krieges von Russland besetzt worden. Dieswar einer der Gründe für den Russisch-Japa-nischen Krieg, der mit dem Vertrag vonPortsmouth vom 5. September 1905 beendet

wurde und Japan die im Krieg errungeneVormachtstellung in Korea und der Man-dschurei sicherte. „Für den Chinahandel derGroßmächte bedeuteten diese Abmachun-gen den Eintritt in die Politik der offenenTür (…).“25 Demnach sollten alle Staatenihre wirtschaftlichen Interessen in Chinaverfolgen, ohne Chinas territoriale und ad-ministrative Einheit anzugreifen. Hinter-grund der von den USA initiierten „OpenDoor Policy“ war deren Interesse am Zu-gang zum asiatischen Raum, den die euro-päischen Kolonialmächte bereits zu großenTeilen kontrollierten. ···································································Zu dieser Zeit produzierte die Mandschu-rei erstmals kleine Überschüsse an Sojaboh-nen, die wegen ihres hohen Gehaltes anbiologisch hochwertigen Nähr- und Wirk-stoffen wie Eiweiß, Fett, Mineralstoffen,Lezithin und B-Vitaminen nicht nur alsFuttermittel für Tiere, sondern auch alsNahrungsmittel geeignet sind.···································································Henry P. Newman sah im Handel mitSojabohnen großes Potenzial. Unmittelbarnach Friedensschluss reiste er 1905 in dieMandschurei, wo er Sojaschrot als effektivesKraftfutter und Getreide-Ersatz für dieViehfütterung einkaufte. Er war es, der So-jabohnen zum ersten Mal in größerem Um-fang nach Deutschland einführte. Da er andie Zukunft seiner Idee glaubte, gründete erfür diesen Zweck sogar eine eigene Firma,die Mandschurische Export GmbH. New-man sollte Recht behalten. „Im Zeitraumvon 1906 bis 1928 verzehnfachte sich diemandschurische Produktion von 600.000auf 6 Mill. Tonnen. Der größte Teil hiervonwurde nach Europa exportiert, gefolgt vonJapan und den USA (…) Erst später als inden anderen europäischen Staaten setzte

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1910 nach der Aufhebung der hohen Zölleauch der Import nach Deutschland ein underreichte bis zum Ersten Weltkrieg bereitsmehr als 100.000 Tonnen. Deutschland ent-wickelte sich in Europa zum mit Abstandgrößten Abnehmer, da die anderen Staatenihre Ölfrüchte überwiegend aus den eigenen

Kolonien bezogen.“26 Wieder einmal hatteNewman sein Gespür für gute Geschäftebewiesen. Neben den bereits geschildertenGeschäftszweigen war er über seine Kern-firma „Henry P. Newman Getreide-Importund Bank-Geschäft“ außerdem an Sprit-Brennereien und Brauereien beteiligt.

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··············································································································································15 Hamburger Nachrichten (7. Februar 1917).16 Henry Newman an P. P., 28. November 1896: Privatarchiv.17 Neue Hamburger Zeitung (7. Februar 1917).18 Hamburgischer Correspondent (7. Februar 1917).19 Das Kaiserreich/Industrie und Wirtschaft (http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/industrie/index.html).20 Bast, Getreideheber-Gesellschaft, S. 2. 21 Die Welt (29. Oktober 1980). – 1907 beschloss der Aufsichtsrat der Getreide-Heber-Gesellschaft (GHG), dieneue Löschbrückenanlage der Hamburger-Getreide-Elevatoren-Gesellschaft mbH von Henry P. Newman zu über-nehmen, da diese Anlage eine starke Konkurrenz darstellte. Ab 1908 firmierte die Firma dann als Hamburger Ge-treide-Lagerhaus mbH. Nach der Neugründung als Aktiengesellschaft im Jahr 1911 betrug das Grundkapital derGetreide-Lagerhaus AG eine Million Mark; Hauptgesellschafter waren Henry P. Newman (83,5 %) sowie diverseKornumstecher-Firmen (16,5 %), vgl. Hirsch, Eberhard: Geschichte der Getreide-Heber-Gesellschaft in Text undBildern: Privatarchiv. Noch 1980 wurden am Kai in Kuhwerder Hafen jährlich rund eine halbe Million TonnenGetreide, Ölsaaten und Futtermittel umgeschlagen. 22 Verein, Festschrift, S. 29.23 Hamburgischer Correspondent (7. Februar 1917).24 Neue Hamburger Zeitung (7. Februar 1917).25 Vertrag von Portsmouth (http://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Portsmouth).26 Drews, Nazi-Bohne, S. 31.··············································································································································

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Der Kunstkritiker und -sammler GustavSchiefler sah mit Sorge, dass die HamburgerOberschicht Ende der 1880er Jahre der Kul-tur nur einen sehr geringen Stellenwert bei-maß: „Nirgends ist wohl im Durchschnittsoviel gearbeitet worden, wie in den Konto-ren der hamburgischen Kaufleute, und dieseGewohnheit übertrug sich auch auf die üb-rigen Lebenskreise. Sie wurde gleichsam zueinem Maßstab sittlicher Wertung: es galtals ein Zeichen minderer Zuverlässigkeitoder Vertrauenswürdigkeit, wenn einer sichzu anderen Dingen als der Berufsarbeit undder Arbeit zu öffentlichem Wohl Zeitnahm.“27

···································································Henry P. Newman war anders. So gestander als vorausschauender und technisch inte-ressierter Mensch der Bildung einen hohenStellenwert zu, als weite Teile der Hambur-ger Politik und Kaufmannschaft eine Uni-versität noch für unnötig hielten. Newmanunterstützte den späteren Hamburger Bür-germeister Werner von Melle und die vondiesem initiierte Hamburgische Wissen-schaftliche Stiftung. Von Melle fand fürNewmans Engagement anerkennende Wor-te: „Ein sehr tätiges Interesse für die Stiftungzeigte ferner Henry P. Newman, ein damalsnoch junger, unternehmender Kaufmann,der sich nicht ohne Erfolg angelegen seinließ, mir weitere Donatoren zu verschaffen.

Er war aus seiner altererbten Firma ausgetre-ten, um sich ein neues, bald sehr blühendeskaufmännisches Geschäft zu schaffen, indem er rastlos tätig war. Daneben aber fander stets Zeit zur eifrigen Verfolgung seinervielseitigen wissenschaftlichen und insbe-sondere künstlerischen Interessen.“28

···································································An der ersten Sitzung des mit der Verwal-tung beauftragten Kuratoriums der Stiftungam 16. April 1907 nahmen neben Newmanu.a. so einflussreiche Persönlichkeiten teilwie der Hapag-Generaldirektor Albert Bal-lin, Senator Gottfried Holthusen, der Di-rektor des Eppendorfer Universitätskran-kenhauses Prof. Dr. Hermann Lenhartz, derPräsident des Hanseatischen Oberlandesge-richts Dr. Ernst Friedrich Sieveking sowieder im Salpeterhandel tätige Kaufmann undReeder Edmund J. A. Siemers. Im Sommer1907 schenkte dieser der Stadt ein Vorle-sungsgebäude, das 1911 feierlich übergebenwurde. Die angestrebte Universität wurdeallerdings erst 1919 von der ersten demokra-tisch gewählten Hamburgischen Bürger-schaft gegründet.···································································Daneben stand das Haus der FamilieNewman stets offen für die von von Melleerwähnten „künstlerischen Interessen“ – zu-weilen musizierte das Ehepaar Newmanselbst: Während der Quartettabende in sei-

Der Kulturbegeisterte und -förderer

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nem Hause sang Henry P. Newman denTenor-Part, am Flügel begleitet von seinerFrau Maria. Bei den Newmans verkehrtenKunstschaffende, „deren Anschauungennicht mit den Forderungen der bürgerlichenWohlanständigkeit in Einklang zu stehenschienen“,29 wie beispielsweise der unkon-ventionelle Lyriker Richard Dehmel undseine zweite Frau Ida. Gustav Schiefler erin-nert sich an einen solchen Abend: „BeiHenry P. Newmans trafen wir sie [das Ehe-paar Dehmel, SB] in ganz kleinem Kreise;nur Friedrich Naumann und Frau warendazu gebeten. Dehmel las aus seinem Ge-dichtband ‚Weib und Welt‘; sie saßen mitoffenem Munde dabei und wußten nichtsdamit anzufangen.“30 Auch lud Newmandie Dehmels zu einer großen Abendgesell-schaft in seinem Hause ein, bei der Clo-thilde von Derp auftrat – eine frühe Re-präsentantin des damals revolutionärenAusdruckstanzes, die später internationaleBerühmtheit erlangen sollte. Wahrschein-lich kannte man sich über den Kontakt vonRichard Dehmel zum Insel-Verlag, den Ma-ria Newmans Schwester Katharina und de-ren Mann Anton Kippenberg führten, dennin der verlagseigenen Zeitschrift wurdenmehrere Beiträge von Richard Dehmel ver-öffentlicht.31

···································································Oft war das Haus der Newmans auchTreffpunkt großer Gesellschaften und regel-mäßiger Zusammenkünfte. Newman gehör-te zwar keiner Partei an und war in keinemGremium der Hamburger Kaufmannschaftvertreten, auch nicht in der Handelskam-mer. Doch er war ein Meister der Netz-werke, der bei privaten Einladungen undVereinstreffen in Hamburg en passant diewichtigsten Geschäfte einfädelte. Nebenzahlreichen Ehrenämtern, so war er etwa im

Beirat des hamburgischen Kriegsversor-gungsamtes, in der Deputation für indirekteSteuern und in der Stadtpark-Kommis-sion,32 pflegte er gerne gesellschaftlicheKontakte im geselligen Rahmen. Er gehörtebeispielsweise dem „Club von 1894“ an, denAlfred Lichtwark, erster Direktor der Ham-burger Kunsthalle, initiiert hatte. Die Ideeknüpfte an die “Debating Clubs“ englischerUniversitäten an. „Den jüngeren und mitt-leren Männern der gebildeten HamburgerGesellschaft sollte Gelegenheit gegeben wer-den, sich vor einem größeren Kreis und den-noch vertraulich über politische, wirtschaft-liche, kulturelle Tagesfragen zu äußern unddadurch Gewandtheit der Rede sich anzu-eignen.“33 Bei der konstituierenden Ver-sammlung waren etwa 50 Theologen, Juris-ten, Lehrer, Mediziner, Kaufleute und Ar-chitekten eingeladen. ···································································Auch der bis heute aktiven Gesellschaft„Harmonie“ trat Henry P. Newman 1903bei, einer über die Grenzen Hamburgs hi-naus bekannten gesellschaftlichen und kul-turellen Einrichtung. Das Clubhaus GroßeBleichen 19 wartete mit stattlichen weitenRäumen, einer „umfangreichen Bibliothek,mit Spielzimmern und Kegelbahn, mitLese- und Ruhesaal, eigener Gastronomieund treuen Dienern“ auf.34

···································································Fritz Schumacher, der nach Stationen inDresden und Leipzig ab 1909 Baudirektor inHamburg wurde, hatte den tieferen Sinnhanseatischer Geselligkeit bald durchschaut:„Und als ich in Hamburg antrat, war dieerste Leitschnur (…): ‚Sagen Sie nie einHerrendiner ab. Es ist der einzige Boden, woSie wichtige Geschäfte machen können.Sonst hat niemand Zeit, Sie auch nur anzu-hören.“ Schumacher war erstaunt über die

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Kreises war es die Malerei und die Musik,was dem Leben des Hauses den besonderenKlang gab. Henry P. Newman und seineschöne Frau lebten zwischen den bestenWerken der neuzeitlichen französischen unddeutschen Kunst.“35

geschmackvoll gedeckten Tafeln „in Häu-sern, in denen man in punkto Kunst kaumbis zu Gabriel Max und Defregger vorge-drungen war“. Die Newmans aber ver-mochten ihn positiv zu überraschen: „Beieinem anderen großen Kaufherrn dieses

··············································································································································27 Schiefler, Kulturgeschichte, S. 33.28 Melle, Dreißig Jahre, S. 445.29 Schiefler, Kulturgeschichte, S. 217 f.30 Ebd., S. 218.31 Sarkowski, Insel-Verlag.32 Neue Hamburger Zeitung (7. Februar 1917).33 Schiefler, Kulturgeschichte, S. 287.34 Gesellschaft Harmonie von 1789 (http://www.harmonie1789.de/harmonie1789/content/Damals.asp).35 Schumacher, Stufen, S. 313 f.··············································································································································

Das Ehepaar Newman erwarb die links abgebildete Landschaft von Edvard Munch aus der Ausstellung in der Galerie Commeter

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Der Kunstsammler

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Henry P. Newman und seine Frau Mariahatten seit ihrem Einzug in das große HausFontenay 7 im Jahr 1893 mit Leidenschaft,Sachverstand und hohem finanziellen Auf-wand eine hervorragende Sammlung zu-sammengestellt. Ein Schneebild von HansOlde war Ende der 1890er Jahre eine ihrer

ersten Erwerbungen. Schon bald wuchsNewmans Sammlung auf über vierzig Ölbil-der und Pastelle an, darunter Arbeiten vonfranzösischen und deutschen Impressionis-ten wie Paul Cézanne, Claude Monet,Édouard Manet und Max Liebermann. „Zuden Highlights der Newman-Kollektion ge-

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Salon in Fontenay 7 mit einem Schneebild von Hans Olde, „Le moulin“ von Gustave Courbet und „Der Papageienmann“ von Max Liebermann

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hörten eine Gartenlandschaft von Monet,Cézannes ,Garten mit Haus‘ und eine Tän-zerin von Degas.“36

···································································Die zeitgenössischen Impressionisten wur-den in Hamburg bestenfalls zurückhaltendangenommen. Newman hatte „Freude anschönen Bildern“,37 war aber viel zu sehrKaufmann, als dass er sich auf avantgardis-tische Abenteuer eingelassen hätte. Er hörteauf seinen kompetenten Freund AlfredLichtwark, Direktor der Hamburger Kunst-halle, der sich als wichtiger und engagierterBerater erwies; Lichtwark war selbst „stolzauf die Qualität der Sachen“,38 die das Ehe-paar Newman auf seinen Rat hin erwarb,darunter eben auch Werke ausländischerKünstler wie Edgar Degas, Claude Monet,Vincent van Gogh und Gustave Courbet,was in der Hamburger Gesellschaft nicht

üblich war. Auf Anraten des KunstsammlersSchiefler hin erwarb Newman sogar zweiWerke des umstrittenen Edvard Munch.Die zeitgleich in der Hansestadt erkennba-ren Strömungen des Expressionismus mitAusstellungen von Karl Schmidt-Rottluff,Emil Nolde und Ernst Ludwig Kirchnerlehnte Newman hingegen wie sein MentorAlfred Lichtwark ab. ···································································Alfred Lichtwark war maßgebend für denCharakter von Newmans Sammlung. ImDienste der Kunst fuhr man 1912 und 1913gemeinsam nach Paris, wo Lichtwark no-tierte: „Gestern Morgen habe ich einmal dieSammlung Roart studiert. Herr und FrauNewman aus Hamburg waren auch gekom-men, und wir hatten eine anregende Aus-sprache vor den Dingen. Dann gingen wirnach dem Frühstück in den Louvre, dieSammlungen Moreau-Nélaton und TomyThierry zu vergleichen.“39 Das EhepaarNewman stand auch in regem Kontakt mitder Hamburger Galerie Commeter und derBerliner Galerie Cassirer; dort kauften siedie meisten ihrer insgesamt 13 Kunstwerkevon Max Liebermann, häufig direkt nachihrer Entstehung, darunter 1914 die schöne„Ansicht des Corso auf dem Monte Pincio“,aber auch „Kastanienbäume im Park des Jasde Buffan“ von Cézanne oder „Garten in derSonne“ von Monet. Auch auf ihren Reisenerwarben die Newmans Kunstwerke, bei-spielsweise in München bei der GalerieThannhauser den „Schimmel im Grünen“von Fritz von Uhde.···································································Das Prunkstück ihrer Sammlung war eingroßes, 1874 entstandenes Gemälde vonÉdouard Manet: „Die Badenden“ aus derSammlung Pellerin. Henry P. Newman sahes auf der „Franzosen-Ausstellung“ 1914 in

„Die Badenden“, von Édouard Manet (1874)

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Rechnung über den Tausch des Gemäldes „Waterloo bridge“ gegen „Die Badenden“

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Arnolds Kunstsalon in Dresden. Emil Wald-mann, Direktor der Kunsthalle Bremen, derdie Ausstellung veranstaltete und Newmandort traf, beschrieb die Szene später in ei-nem Brief: „Als er mich fragte, an Ort undStelle, ob nun wohl irgend etwas zu erwer-ben wäre, was wirklich bedeutend scheineund im Hinblick auf die Preisfrage in sei-nem ganzen Wert noch nicht erkannt wäre,führte ich ihn vor die ‚Badenden‘ von Ma-net und er sah auch sofort die einzigartigeSchönheit und Bedeutung des Bildes. Daßes inzwischen seinen Marktwert um dasDreifache verdoppelt hat, war mir als Rat-geber immer eine große Genugtuung.“40 Dader Preis von 60.000 frs. schon damals sehrhoch war, gab Henry P. Newman das Ge-

mälde „Waterloo bridge (Effet du soleil)“von Claude Monet, das sich in seinem Be-sitz befand, kurzerhand im Tausch gegenden Manet an die Galerie Cassirer zurückund beglich die Differenz von 40.000 frs.41

···································································Ein zweiter Schwerpunkt in Newmans Kol-lektion waren Werke Hamburger Künstler,mit denen er bekannt oder befreundet war,und die er auch gerne in ihren Ateliers be-suchte. Die Maler des „HamburgischenKünstlerklubs von 1897“, die von den fran-zösischen Impressionisten inspiriert in derfreien Natur mit hellen Farben und in oftkühnem Blickwinkel malten, traf Newmanauch im niedersächsischen Heidedorf Hitt-feld, wo Alfred Lichtwark ein winziges Som-

Salon in Newmans Berliner Wohnung mit dem Manet-Gemälde, Liebermanns „Blumenterrasse im Wannseegarten“ und Monets „Garten in der Sonne“ (v. l. n. r.)

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merhaus besaß; der Künstler Leopold GrafKalckreuth siedelte sich im Nachbarort Ed-delsen an. „Hittfeld war zu einer Künstler-kolonie geworden – wenigstens im Som-mer, im Winter kehrte man bei aller Natur-verehrung immer wieder gerne an die Öfender Großstadt zurück.“42

···································································Angeregt durch den freundschaftlichenKontakt zu Lichtwark kaufte Henry P. New-man 1905 ein Grundstück auf dem Sunder-berg in Hittfeld gegenüber von LichtwarksHäuschen. Dort ließ er nach eigenen Ent-würfen ein herrliches Sommerhaus mit ova-lem Esszimmer und beschwingter Garten-anlage errichten. Für die Gartenanlage warsicherlich Lichtwark beratend tätig, da sichhier viele Elemente wiederfinden, die Licht-wark später im Garten von Max Lieber-

mann am Wannsee verwirklichte. AlfredLichtwark fand lobende Worte für das Er-gebnis: „Wir trafen uns in ihrem Haus beiHittfeld. Nach dem letzten Umbau ist esnun sehr reizend geworden. Aber diese Ar-chitekten. Gut ist an dem ganzen Haus nur,was Newmans selber angegeben oder durch-gesetzt haben.“43

···································································Die Familie Newman verbrachte den Som-mer hier und freundete sich unter anderenmit dem arrivierten Künstler Leopold GrafKalckreuth an. Die Newmans kauften vieleGemälde der Hittfelder Künstler: Werkevon Arthur Siebelist, Julius Wohlers, ErnstEitner und Julius von Ehren. In ihrer Samm-lung war Kalckreuth mit einigen wichtigenWerken wie „Abend auf dem Atlan“ (1902)und „Blumengarten im Mai“ (1912) vertre-

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Sommerhaus Sunderberg in Hittfeld

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wurf eines Porträts von Henry P. Newmanist leider verschollen. ···································································Gewiss hatte Alfred Lichtwark auch HenryP. Newman im Sinn, als er 1911 schrieb: „Esgibt auch schon einzelne [Kunstsammler,SB], die nicht nur mit dem Bilde, sondernauch mit den Meistern selbst Freundschaftgeschlossen haben und mit ihren Bitten,Wünschen und Anregungen kommen. (…)Daß in diesem Sinne dem Sammler als Be-steller eine noch nicht abzumessende Be-deutung zukommen kann, liegt auf derHand, und daß Kunstwerke, die so entste-hen, lebendiger wirken als auf Ausstellungerworbene und daß sie fester im Besitz der

ten; er malte auch Newmans Kinder, die äl-teste Tochter Isa sogar zweimal; von ihremBruder Henry Hartwig entstand posthumein Porträt.···································································Die stärkste Werkgruppe der Sammlungaber stammte mit elf Gemälden und zweiPastellen von Max Liebermann. Wahr-scheinlich hat Henry P. Newman den Berli-ner Künstler bereits 1902 kennengelernt, alser sich auf Einladung von Lichtwark inHamburg aufhielt und gegenüber des Land-hauses Newman im Café Jakob malte. Anfrühen Bildern ist „Jäger in den Dünen“von 1900 zu nennen, sowie „Der Papageien-mann“, eine Ölstudie von 1901. Der Ent-

Alfred Lichtwark, Direktor der Hamburger Kunsthalle, mit dem Ehepaar Newman im Gasthaus Seelmann bei Hittfeld (1913)

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Familie haften, fester als Kunstwerke ohneLebensbeziehungen, ist auf den ersten Blickzu verstehen.“44

···································································1910 ließ Newman seine Frau im Alter von42 Jahren von Liebermann porträtieren;Lichtwark bereitete den Maler auf das Tref-fen vor und schrieb ihm am 1. Mai 1910 überMaria Newman: „Sie ist eine sehr reizvolleMischung von Mädchen und Matronenhaf-tigkeit. Man kann sich in sie verschießenund könnte Mutter zu ihr sagen, wenn eseinmal ernst wird.“45 Liebermann, dessenCredo in Berliner Dialekt lautete: „Ick malde Leute, wie ick se sehe“, antwortete ihmdrei Tage später: „Ihre Charakteristik von

Frau Newman ist fabelhaft richtig. Und weilsie junges Mädchen und Matrone zugleich,ist sie so schwer zu malen gewesen. Ich binneugierig, was sie zu dem Portrait sagen: diees im Atelier sahen, fanden es besonders ge-lungen, aber, da sie das Original nicht kann-ten, haben sie es nur als Bild beurteilen kön-nen. Jedenfalls habe ich mir riesige Mühegegeben und vielleicht erkennt man das imBild.“46

···································································Maria Newman selbst mochte ihr Porträtnicht. Sie kannte aber natürlich seinen Wertund dachte ihm deshalb trotzdem einen Eh-renplatz zu.

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„Jäger in den Dünen bei Nordwijk“, von Max Liebermann (1913)

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„Porträt von Maria Newman“, von Max Liebermann (1910)

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Maria Newman zu der Zeit, als das Gemälde entstand

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··············································································································································36 Blum, Mann.37 Emil Waldmann an Maria Newman, 17. Dezember 1927: Privatarchiv.38 Schiefler, Kulturgeschichte, S. 133.39 Lichtwark, Kommission, S. 315.40 Emil Waldmann an Maria Newman, 17. Dezember 1927: Privatarchiv.41 Nach Newmans Tod verkaufte die Familie das Bild. Heute hängt es im Museum von Sao Paulo (Blum, Mann).42 Meyer-Tönnesmann, Künstlerklub, S. 52. – Die Hittfelder Bauern machten sich über den englischen Namendes Zugezogenen lustig: „Newman schreft he sich, Newman nennt he sich und Neumann het he.“43 Schellenberg, Lichtwark, S. 247.44 Lichtwark, Sammler, S. 175 f.45 Schellenberg, Lichtwark, S. 247.46 Max Liebermann an Alfred Lichtwark, 4. Mai 1910: Hamburger Kunsthalle, Archiv 37.··············································································································································

„Papageienmann im Amsterdamer Zoo“, von Max Liebermann (1902)

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Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges imSommer 1914 war wirtschaftlich eine Kata-strophe für Henry P. Newman. „Seine durchkaufmännische Tüchtigkeit entwickeltenGeschäfte standen in vollem Gedeihen, alsder Krieg ausbrach.“47

···································································Nach dem Kollaps des BismarckschenBündnissystems hatte das deutsche Kaiser-reich eine auf Konfrontation ausgerichteteAußenpolitik betrieben, die im Juli 1914 es-kalierte. Nach der Ermordung des österrei-chischen Thronfolgers Erzherzog Franz Fer-dinand und seiner Gemahlin Sophie vonHohenberg durch einen serbischen Studen-ten in Sarajevo am 28. Juni 1914 sicherte dasDeutsche Reich seinem wichtigsten Verbün-deten Österreich-Ungarn volle Handlungs-freiheit zu. Am 29. Juli 1914 erklärte WienSerbien den Krieg. Als Russland sich wei-gerte, seine daraufhin gestartete General-mobilmachung rückgängig zu machen, er-klärte Berlin am 1. August 1914 St. Petersburgden Krieg. Wichtigster Verbündeter des Za-renreichs war Frankreich, dem Deutschlandam 3. August 1914 ebenfalls den Krieg er-klärte. Deutsche Truppen marschierten völ-kerrechtswidrig in Belgien ein, um gemäßdem Schlieffen-Plan Frankreich von Nor-den und Süden in die Zange zu nehmenund rasch zu besiegen. Der deutsche Über-fall auf Belgien löste wiederum den Bünd-

nisfall für England aus. London erklärteBerlin am 4. August 1914 den Krieg. Kaiser,Militär, die Parteien im Reichstag und dieBevölkerung gingen zunächst von einemkurzen und entschiedenen Waffengang aus;viele Menschen bejubelten den Kriegsaus-bruch.···································································Nur wenige Schiffe, die bereits auf See wa-ren, erreichten noch den Hamburger Hafen.Anfang November erklärte England danndie gesamte Nordsee zur Kriegszone undsperrte den Kanal sowie die Meereszone zwi-schen Norwegen und Schottland für diedeutsche Schifffahrt (sog. Fernblockade),um das Deutsche Reich von Einfuhren ausÜbersee abzuschneiden. Nicht nur der Im-port fiel weg, auch der Export von Getreidewar durch einen Erlass der deutschen Regie-rung vom 31. Juli 1914 verboten worden. Derfreie Handel kam zum Erliegen. „Im Inne-ren setzten Bewirtschaftungsmaßnahmenein, die zu einer zunehmenden Ausschal-tung des privaten Getreidehandels führten.Als zentrales Organ der Getreidebewirt-schaftung wurde die Kriegsgetreidegesell-schaft gegründet, die 1915 den NamenReichsgetreidestelle erhielt.“48 Der Haupt-erwerbszweig von Henry P. Newman warbinnen weniger Tage weggebrochen. „Auchdie Henry P. Newman OHG hatte unter derBewirtschaftung im Kriege zu leiden.“49

Erster Weltkrieg: Neue Herausforderungen

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Henry Hartwig Newman, der als Soldat mit 19 Jahren im Ersten Weltkrieg starb (1914)

···································································Auch privat traf die Newmans ein schwe-rer Schicksalsschlag: Bei Ausbruch des Krie-ges waren Henry P. Newman als Leutnantder Reserve und sein 19-jähriger Sohn Hen-ry Hartwig als Fahnenjunker-Unteroffizierin den Heeresdienst eingetreten. Schon we-nige Monate später, im Dezember 1914, fielHenry Hartwig an der Ostfront südwestlichder heute polnischen, damals auf russischemGebiet liegenden Stadt Mlawa. „Das war einharter Schlag für den Vater, den er so rechtnie verwunden hat.“50 (Zwei Jahre späterüberführten Henry P. und Maria die Ge-beine ihres Sohnes mit dem eigenen Laza-rettzug nach Hamburg.)···································································Doch trotz – oder wegen – der tiefenTrauer wurde Newman bald in neuen Fel-

dern aktiv. Über Newmans politische Ein-stellung in dieser harten Zeit können wirnur spekulieren. Schiefler erwähnt in sei-nem Kapitel über die „Volksbildungsarbeitder Oberschicht“, dass Newman „noch 1903die Übernahme des Schatzmeisteramtes fürdie Graphische Ausstellung davon abhängiggemacht hatte, dass den Unbemittelten anbestimmten Tagen der Eintritt zu sehr ermä-ßigten Preisen gestattet werde“. Newmanhabe damals in seinen politischen Auffas-sungen dem liberalen Politiker FriedrichNaumann nahe gestanden, Schiefler selbsthabe „den großen Politiker wiederholt inkleinem Kreise [mit Newman, SB] getrof-fen.“ In späteren Jahren allerdings „rückte[Newman, SB] von allen volksfreundlichenBestrebungen merklich ab.“51 Über dieGründe für diesen Sinneswandel kann nurspekuliert werden. Zu vermuten ist, dasssich mit Beginn des Krieges Newmans poli-tische Position wandelte.···································································Gesichert ist, dass Newman zahlreicheEntscheidungsträger in Politik und Wirt-schaft persönlich kannte. Inwieweit seinevielfältigen Tätigkeiten und Aktionen wäh-rend des Krieges politisch motiviert waren,lässt sich aufgrund der dürftigen Aktenlagenicht rekonstruieren. Familiengeschichtenund Andeutungen in Nachrufen zu HenryP. Newman lassen Raum für Spekulationen:„Als Oberleutnant stellte er sich in denDienst des Reiches und mit praktischemBlick für das Notwendige in ernster Zeit warer einer unserer ersten Organisatoren.“52 Ineinem anderen Artikel heißt es: Er weilte„mit seiner Gemahlin lange in Sofia, wo erschnell bei der Heeresverwaltung wie beimKönig zu hohem Ansehen gelangte. (…)Mit seiner Lebhaftigkeit faßte er alle welt-bewegenden Fragen mit größter Schnellig-

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keit und Klarheit auf, immer bereit sie infruchtbringende Taten einzusetzen.“53

···································································Während des Krieges warteten auf den fä-higen Merchant-Banker, dessen Firma„schon seit Jahren eine allererste Stellung,besonders auf dem Weltgetreidemarkt, ein-(nahm)“ neue Aufgaben.54 Womöglich wares der Kaiser selbst, der ihn nach Berlin be-orderte, denn die beiden begegneten sichalljährlich bei der Unterelbe-Segel-Regatta,und angeblich hielt Wilhelm II. viel vonHenry P. Newman – „persönlich wie alsHamburger Großkaufmann“.55

···································································Da Deutschland von jeglichen Importenabgeschnitten war, wurde die Lebensmittel-versorgung zunehmend reglementiert. „ImJahre 1917 wurden nicht weniger als 125staatliche Einrichtungen gezählt, die sichmit dieser Problematik beschäftigten.“56 Alsdie Landwirtschaftliche Betriebsstelle fürKriegswirtschaft im preußischen Landwirt-schaftsministerium eingerichtet werdensollte, wurde Henry P. Newman zu derenGeschäftsführer ernannt.57 Im Oktober 1916siedelte Newman ganz nach Berlin über, wodie Familie bereits eine Wohnung in derVictoriastraße 26a unterhielt. Seine Be-

triebsstelle sollte „die „landwirtschaftlicheErzeugung durch Unterstützung der Be-wirtschaftung der besetzten Gebiete unddurch Lieferung und Austausch landwirt-schaftlicher Betriebsmittel und Erzeugnisseim Verkehr mit den besetzten Gebieten undden verbündeten Staaten fördern.“58

···································································Erstaunlich ist angesichts der Seeblocka-den und des brachliegenden Handelsge-schäftes die Gründung der Rohstoff-Ein-fuhr-Gesellschaft im Jahr 1916, „um in derHauptsache die besonders groß gewordeneGetreide-Abteilung der Firma Henry P.Newman separat zu bewirtschaften, wäh-rend die übrigen Geschäfte nach wie vor inder Firma Henry P. Newman verbleiben.“59

In einem anderen Artikel heißt es: „So ver-danken wir ihm die RohstoffeinfuhrGmbH, die er mit praktischem Blick für dasin ernster Zeit Notwendige leitet. Die Ar-beit für die Versorgung und wirtschaftlicheStärkung des Vaterlandes nahm ihn vollaufin Anspruch“.60 Auch in diesem Unterneh-men wurden die Aktivitäten der Firma klugum weitere Etappen der Verwertungsketteerweitert: Sie war beteiligt an großen Müh-len-Industrien sowie an Lagerbetrieben imHamburger Freihafen.

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··············································································································································47 Hamburger Nachrichten (7. Februar 1917).48 Verein, Festschrift, S. 29. 49 Hirsch, Eberhard: Geschichte der Getreide-Heber-Gesellschaft in Text und Bildern: Privatarchiv.50 Neue Hamburger Zeitung (7. Februar 1917).51 Schiefler, Kulturgeschichte, S. 331.52 Hamburger Nachrichten (7. Februar 1917).53 Hamburger Fremdenblatt (7. Februar 1917).54 Lebenbaum, Julius: Nachruf auf Henry P. Newman: Privatarchiv.55 Hamburgischer Correspondent (7. Februar 1917).56 Zwangsbewirtschaftung (http://www.dhm.de/lemo/html/wk1/alltag/zwangsbewirt/index.html).57 Hamburgischer Correspondent (7. Februar 1917). Andere Nachrufe erwähnen ab Oktober 1916 eine Aufgabeals „Sachverständiger Beirat im Landwirtschaftsministerium“ (Neue Hamburger Zeitung, 7. Februar 1917) oderberichten davon, dass Newman seit Oktober 1916 „nach der Heimkehr aus Bulgarien in Berlin in einer der gro-ßen Wirtschafts-Organisationen maßgebend gewirkt“ habe (Hamburger Fremdenblatt, 7. Februar 1917).58 Wolff, Tatsachen, S. 147. – In Newmans Nachlass ist darüber nichts erhalten. Unterlagen der Landwirtschaft-lichen Betriebsstelle für Kriegswirtschaft befinden sich aber im Bundesarchiv unter der Bestandssignatur R 8802.Daneben besitzt das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz unter dem Schlagwort „Ministerium fürLandwirtschaft, Domänen und Forsten“, Laufzeit 1787‒1934, insgesamt 235 laufende Meter an Dokumenten.59 Lebenbaum, Julius: Nachruf auf Henry P. Newman: Privatarchiv.60 Hamburger Nachrichten (7. Februar 1917).··············································································································································

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Gleich nach Kriegsbeginn stiftete HenryP. Newman den ersten Hamburger Lazarett-zug C1 und finanzierte auch die laufendenBetriebskosten sowie die Gehälter der Ärzte,Schwestern und des Zugpersonals. Ab Ok-tober 1914 wurde der mit allem Bedarf fürdie Verwundetenpflege ausgestattete Zug imAuftrag des Roten Kreuzes an der West- und

Ostfront eingesetzt, um Schwerverletzte vonden Schlachtfeldern in Lazarette oder nachHause zu befördern. Newman begleitete den Zug mehrfach, auch fuhren zeitweiseHamburger Geschäftsleute oder Freundemit.···································································Als Bulgarien sich im September 1915 zur

Mit dem Lazarettzug nach Bulgarien

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Lazarettzug C1 im Auftrag des Roten Kreuzes, 1914 gestiftet von Henry P. und Maria Newman

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Unterkünfte im Lazarettzug C1

Aufenthaltsraum im Lazarettzug C1

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Zusammenarbeit mit den Mittelmächtenbereit erklärte und dann am 14. Oktober1915 an deren Seite in den Krieg eintrat,brach der Lazarettzug nach Sofia auf, um„dem treu zu uns haltenden tapferen Bulga-ren-Volke einen starken Beweise unsererbundesgenossenschaftlichen Sympathie undHilfsbereitschaft durch eine humanitäreLeistung zu geben!!“,61 wie es ein mitreisen-der Feldarzt formulierte. ···································································Am 29. September 1915 begannen die Vor-bereitungen für die lange Fahrt. Am 4. Ok-tober fuhr der Zug C1 dann in Berlin los –mit 26 Krankenwaggons (238 Betten), 2Heizwagen mit je zwei Bedienungsmann-schaften, 3 Proviant-, 1 Küchen- und 7 ge-füllten Packwagen mit Lazarett-Material (u. a. Apotheke, Röntgenapparate, Ver-bandsmaterial, Operationsbesteck) sowie 59

Schwestern (darunter auch Maria New-man), 103 Krankenpflegern und sieben Ärz-ten, einem Chefarzt, einem KaiserlichenDelegierten der Freiwilligen Krankenpflegeund Oberleutnant Newman als Transport-führer. Die Fahrt über Dresden, Prag, Wien,Preßburg, Budapest und durch Rumänienbis Sofia sollte 19 Tage dauern. ···································································Unterwegs wurde der Zug zunächst be-jubelt; Schwierigkeiten traten erst vor dergefürchteten Einreise nach Rumänien auf,das mit Bulgarien verfeindet war. Newmansah sich nicht nur mit diebischen Bremsernund vermeintlichen Spionen konfrontiert,sondern auch mit „Chicanen“,62 denen ersich mit diplomatischem Geschick unddeutlichen Worten, imposantem Auftretenund Kontaktaufnahme zum rumänischenKönig stellte. Rückblickend bemerkte New-

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Apotheke im Lazarettzug C1

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man in seinem Bericht über die Reise mitdem C1: „Unter uns muss ich gestehen, dasswir keine Ahnung von diesen Bahnverhält-nissen hatten, denn ich hätte sonst sicher-lich nicht beim Kriegsministerium so em-phatisch auf die Abfahrt gedrängt, trotzdemder Gesandte telegraphiert hatte, wir wür-den nicht durchgelassen ohne unerschwing-liche Compensationen.“63 Doch Newmanwusste sich pragmatisch zu behelfen, bei-spielsweise als sich an der Grenze zu Rumä-nien herausstellte, dass einige Schwesternund Eisenbahner keine Pässe besaßen: DiePässe „habe ich dann selbst in Brasso verfer-tigt u. zw. unter der Benutzung der mitfurchtbar vielen Paraphen versehenen Lohn-listen der Leute, auf welche ich deren Pho-tographie klebte und dann mit unendlichvielen Stempeln des C1 zu einem unheim-lich wichtigen Dokument herausputzte.“···································································Stets verstand Newman es, seine Autoritätzu behaupten, beispielsweise als Gerüchteüber einen Kriegsausbruch zwischen Bulga-rien und Rumänien die Runde machtenund sich Panik unter dem Lazarettzug-Per-sonal ausbreitete: „Ich habe Dr. Kaiser und

Dr. Gardiewski colossal angehaucht und ih-nen klar und deutlich gesagt, es gäbe aufdem Zuge nur einen Herrn, und der sei ich;und wenn ein Schiff in Gefahr sei, so wäreder ein schlechter Kapitän, der sich auf ei-nen Kriegsrat mit seinen Passagieren ein-liesse. Ich verbäte mir jeden Einspruch.“Nicht ohne Stolz berichtet Newman weiter,dass nach Entspannung der Lage das Zug-personal „mit colossalen Hurrah-Rufen (…)jeder mit einem Glas in der Hand, in unse-ren Wagen kamen und ein Hoch auf michausbrachten. Die Idee war niedlich, denn da-durch war á tempo alles wieder eingerenktund man blieb noch eine lange Zeit beiQualm und Bierluft zusammen.“ Schließ-lich konnte der Lazarettzug dann dochdurch Rumänien fahren, was in NewmanErinnerungen an seine eigentliche Berufungvor dem Krieg weckte: „(Wir fuhren) teils anmir bekannten, oder doch wenigstens vonunseren Getreidekäufen interessanten Or-ten vorbei, und ich dachte mit Schmerzenan manches gutes Geld, das man in Vor-

Reise-Brotmarken für die Verpflegung auf der Fahrtan die Front

Blanko-Fahrschein mit Newmans Unterschrift

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Henry P. Newman als Oberleutnant und militärischer Transportführer des C1 (1915)

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Maria Newman als Krankenschwester beim Einsatz des Lazarettzuges in Bulgarien

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schüssen und Nichtlieferungen hier hat ste-cken lassen.“···································································Am 23. Oktober 1915 schließlich erreichteder Lazarettzug die bulgarische Hauptstadt.„Wir waren morgens sprachlos vor Erstau-nen über die Schönheit des Isker-Durch-bruchs, aber noch sprachloser über denEmpfang in Sophia.“ Der bulgarische ZarFerdinand und seine Familie begrüßtenNewman und seine Begleiter persönlich amBahnhof und besichtigten den Lazarettzug.Newman stellte zufrieden fest: Der König„hätte niemals geglaubt, dass wir durch-kommen würden, und dass er es als Ereig-nis betrachtete, geht daraus hervor, dass erseit Jahren zum ersten Mal sich mit der Kö-nigin öffentlich sehen liess.“ Die Zarin Eleo-nore schenkte Maria Newman sogar eine sil-berne Kette mit einem Halbedelstein, da-rauf ihr Monogramm und eine Krone. ···································································Am selben Tag noch fuhr der Lazarettzug zuseinem ersten Einsatz nach Küstendil an derGrenze zu Serbien, um 150 Schwerverwun-dete abzuholen und am selben Abend nachSofia zu bringen. Von nun an war der C1ständig im Einsatz, zumal sich die Kampf-handlungen in den nächsten Wochen ver-schärften. Das Leid der Soldaten ließ New-man nicht unberührt: „Leider wieder einTodesfall, dabei leider im Zuge (…) Wie ofthaben wir in Deutschland unterwegs einenVerwundeten ausgeladen, wenn er denTransport nicht mehr aushielt; immer wuss-te man, dass er in gute Hände kam. Das isthier natürlich unmöglich.“···································································Und ein mitreisender Sanitäter berichtete:„Glückliche, dankerfüllte und freudvolleBlicke wenn Frau Newman, die Gattin un-seres verehrten Herrn Oberleutnants, die

trotz Sturm und Regen, in Schneewehenund Frost in bewunderungswürdiger, hinge-benster Weise beim Einladen [der verwunde-ten, mit offenen Ochsenwagen transportier-ten bulgarischen Soldaten in den Lazarett-zug, SB] stets dabei ist und hilfreiche Handbietet, mit Liebesgaben durch die Kranken-wagen eilt und den Verwundeten Cigaret-ten, Bonbons und Schokolade reicht.“64

···································································Diese humanitäre Aufgabe ermöglichteNewman, auch die militärisch-politischeLage sowie die Möglichkeit für Getreidelie-ferungen zu sondieren, wie einem sehr offe-nen Brief aus Sofia vom 19. Dezember 1915zu entnehmen ist.65 Darin lieferte er auf An-frage des anonymen Adressaten unter ande-rem seine Einschätzung, ob die Bulgarenwohl verlässliche Alliierte seien, sobald sieSaloniki erobert hätten, weil sie mit Grie-chenland verfeindet seien, und inwieweitBulgarien die Dobrudscha von Rumänienzurückbekommen könnte; er erörterte dasVorgehen der Engländer in Gallipoli, amSuez-Kanal und in Bagdad.···································································Entgegen der häufig geäußerten Vermu-tung, Newman sei eigentlich als Getreide-einkäufer unterwegs gewesen, findet er selbstdie von einigen deutschen Gesandten in So-fia vorangetriebene Idee, Waren aus Bulga-rien nach Deutschland zu exportieren, „sträf-lich (…) Ich stehe schon auf dem Stand-punkt, dass selbst, wenn man das GeschäftHändlern überlassen würde, u. zw. ein-heimischen, bulgarischen Händlern, sichDeutschland als Käufer aus politischenGründen zurückhalten müsste, um nichtspäter die Nackenschläge zu bekommen,dass wir den Bulgaren die Vorräte wegge-kauft und die Preise getrieben hätten.“ Er seidagegen, dass sich „eine grosse Regierungs-

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maschine hier installiert, die mit vollkom-men unnötigem Ballast von schlechtem Per-sonal und Aufsichtsbeamten sich möglichstbreit macht (…) Wer soll denn schließlichdie Schuld bekommen, wenn in Sophia 5Tage kein Brot zu haben ist? (…) Arbeitenschon unsere deutschen kriegswirtschaftli-chen Organisationen miserabel, wie vielmehr die bulgarischen, die doch von Orga-nisation keinen Schimmer haben.“

···································································In den uns vorliegenden Unterlagen New-mans findet sich leider kein Wort von den„wichtige(n) Konferenzen zur Besprechungkriegswirtschaftlicher Maßnahmen“, dieihn angeblich „mehrfach nach Konstantino-pel und Bulgarien (führten)“.66 Ob dieserUmstand nun als Beweis für oder gegen sol-che Aussagen gewertet sein will, sei dahingestellt.

Postkarte mit dem Ehepaar Newman (1915)

··············································································································································61 Wanderer, Dr. B.: Mit C1 von der Nordsee zum Schwarzen Meer, Oktober 1916: Privatarchiv.62 Newman, Henry P.: Die Reise mit dem C1, 24. November 1915: Privatarchiv.63 Ebd. – Ebenso alle folgenden, nicht einzeln belegten Zitate.64 Sanitäter Böckmann an seine Familie, Dezember 1915: Privatarchiv.65 Brief von Henry P. Newman aus Sofia, 19. Dezember 1915: Privatarchiv.66 Hamburgischer Correspondent (7. Februar 1917).··············································································································································

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Politische Einflussnahme

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Henry P. Newman wurde bei seiner Tätig-keit für das Landwirtschaftsministeriumtäglich mit den Folgen der englischen See-blockade und der daraus resultierenden Le-bensmittel- und Futtermittelknappheit inDeutschland konfrontiert. Die englischeRegierung hatte bereits am 2. November1914 die gesamte Nordsee zum Sperrgebieterklärt. Deutschland reagierte, indem es dieSchiffe der Feindstaaten ohne Vorwarnungtorpedierte. Am 7. Mai 1915 versenkte eindeutsches U-Boot den britischen Passagier-dampfer „Lusitania“. Unter den fast 1.200Opfern befanden sich auch 139 US-Staats-bürger. Als insbesondere die USA scharfprotestierten, schränkte Wilhelm II. den U-Boot-Krieg am 13. Mai 1915 zunächst ein.67

···································································Newman war zwar britischer Abstam-mung, sein Blick auf die Kriegsparteien desErsten Weltkriegs war aber der eines Ham-burger Kaufmanns: Er wollte den Krieg sorasch wie möglich zugunsten Deutschlandsbeendet sehen. Als hauptsächlichen Feindglaubte er – wie viele andere auch – Englandausgemacht zu haben. Auf seine Initiativehin erschien im September 1916 ein Flug-blatt, in dem es hieß: „Das konsequente, sei-ner Tradition getreue England wird auf ei-nen Frieden auf anderer Basis als unsererVernichtung bezw. – was auf dasselbe hi-nauskommt – unserer wirtschaftlichen

Lahmlegung und Knechtung – nur dannzusteuern, wenn es in weiser Abschätzungseiner selbsterkannten Schwäche sich dazugezwungen sehen sollte.“68 Die 200 namhaf-ten Firmen und Personen, die den Aufrufunterzeichneten, erklärten weiter: „Wir ge-ben diese Erklärung ab in dem vollen Be-wußtsein, daß das Interesse an der baldigenWiederkehr friedlicher Zustände nirgend-wo ausgeprägter sein kann als in der alsÜberseehandelsplatz durch die Absperrungbesonders schwer leidenden, auf Kriegswirt-schaft nur wenig eingestellten Hanse-stadt.“69

···································································Für Newman stand fest: „Mit einem Ver-teidigungskrieg, wie wir ihn jetzt führen,können wir weder den Neutralen imponie-ren, noch auf die Dauer die Stimmung imVolke aufrecht erhalten.“70 Er befürchteteauch ein Erstarken der Entente durch An-schluss der noch neutralen Staaten: „Impo-nieren wir dieser Bande nicht durch denrücksichtslosen U-Bootkrieg – andere Mit-tel haben wir ja nicht – dann ist es todsicher,dass Dänemark und Holland sich innerhalbweniger Momente auf die Seite unsererGegner schlagen.“71

···································································Der uneingeschränkte U-Boot-Krieg warihm schon im Frühling des Jahres 1916 alsein vielversprechendes Mittel für einen ra-

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schen Sieg der Mittelmächte erschienen.Newmans über viele Monate präzise geführ-ten Berechnungen hatten ergeben, dassEngland aufgrund der weltweit schlechtenErnten zunehmend unter Getreideknapp-heit leiden würde. Wenn es Deutschland imMärz/April gelänge, die Getreidelieferun-gen der Alliierten zu unterbinden, könneman England bis August endgültig in dieKnie zwingen. Doch Militär und Politik zö-gerten nach Newmans Ansicht u. a. „weilman mit grossen versteckten englischen Vor-räten rechnen zu müssen glaubte.“72

···································································Im weiteren Verlaufe des Jahres setzte New-man sich in Zeitungsartikeln,73 aber auch inBriefen und persönlichen Gesprächen mitpolitischen Entscheidern und militärischenMachthabern für seine Position ein.74 Ersprach mit Ernst Graf zu Reventlow, einempolitischen Schriftsteller, der alldeutschenKreisen nahestand,75 ebenso wie mit DetlevGraf von Moltke, Flügeladjutant des Kai-sers.76 Newman schrieb auch an FerdinandGraf von Zeppelin, dessen Luftschiffe an-fangs als Bomber und Aufklärer für dieKämpfe unersetzlich gewesen waren.77 Da-neben zog der einflussreiche Großkauf-mann, der (wie bereits erwähnt) keiner Par-tei angehörte, in politischen Netzwerken dieentsprechenden Fäden, beispielsweise im-mer mittwochs, wenn er in Berlin an einer„kleine(n) politische(n) Vereinigung im Ho-tel Continental“ teilnahm.78

···································································Detlev Graf von Moltke schrieb ihm imSeptember 1916: „Sehr geehrter Herr New-man! Ihr Artikel hat bei verschiedenen kom-petenten Herren Kunde gemacht und wur-de vor kurzem Ludendorff [der im Augustzum Stellvertreter Hindenburgs und eigent-lichen Kopf der Obersten Heeresleitung

aufstieg, SB] vorgelegt. Man scheint nichtabgeneigt zu sein eine U-Verschärfung ein-treten zu lassen, aber erst muß Rumänienabgetan werden. Empfehlen Sie mich IhrerFrau Gemahlin und seien Sie herzlich ge-grüßt von Ihrem ergebenen Moltke.“79

···································································Tatsächlich gelang es Newman, KaiserWilhelm II. persönlich seine Erkenntnissedarzulegen. Einmal offenbar Mitte 1916, wieaus dem Bericht eines Journalisten hervor-geht: „Auf der Strecke Hamburg–Berlin.Sommer 1916. Der Hamburger Großkauf-mann Henry P. Newman erzählt von seinemAufenthalt im großen Hauptquartier. Vonseinen Unterredungen mit führenden Re-gierungsmännern. Seinem Vortrag beimKaiser. Sie schätzen seinen weiten Blick.Hanseatengeist feinster und großzügigsterGesinnung.“80

···································································Zu diesem Zeitpunkt waren die USA nochneutral, unterstützten die Entente aberdurch umfangreiche Wirtschaftshilfe undLieferungen von Kriegsmaterial. Am 18. De-zember 1916 schlug der neue amerikanischePräsident Woodrow Wilson den Kontra-henten vor, den Krieg mit amerikanischerHilfe auf einer Konferenz zu beenden. „DieReaktionen auf Wilsons Vorstoß warenüberaus zurückhaltend, da beide Seiten ihnverdächtigten, mit dem Gegner gemein-same Sache zu machen.“81 Die Wilhelm-straße lehnte am 26. Dezember unter Ver-weis auf die eigenen Bemühungen ab.···································································Im Januar 1917 spitzten sich die Ereignissedann dramatisch zu. „Am 9. Januar 1917 fielim Großen Hauptquartier in Pleß die Ent-scheidung, am 1. Februar mit dem uneinge-schränkten U-Boot-Krieg zu beginnen unddas Schicksal des Reiches in die Hände von

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einhundert U-Boot-Kommandanten zu le-gen.“82 Newman, der dies bereits im Früh-jahr 1916 gefordert hatte, glaubte: „Jetzt istdie Lage Englands genau so schlimm, wennnicht verhängnisvoller (…).“83

···································································Als Wilson am 22. Januar 1917 noch einmaldie Initiative ergriff und zum Frieden ohneSieg auf Grundlage des Selbstbestimmungs-rechts der Völker aufrief, waren die U-Bootebereits ausgelaufen, und die Militärs beharr-ten darauf, dass man sie nicht mehr zurück-rufen könne.···································································Newman befand sich gerade in einer wei-teren Audienz bei Wilhelm ii. im GroßenHauptquartier, als dieser die Nachricht desamerikanischen Präsidenten erhielt. Er zeig-te sich beeindruckt, wie „Seine Majestät per-sönlich die Wilson’sche Botschaft vorlas undsich durch dieselbe nicht einen Augenblickbeirren liess, sondern sie auffasste als das wassie ist, ein plumpes anglo amerikanisches,vielleicht gewollt konfuses Werkzeug zurHilfe Englands.“84 An einen Eintritt Ameri-kas in den Krieg glaubte keiner von beiden.···································································Sie irrten sich. Am 1. Februar 1917 erklärte

Deutschland offiziell den uneingeschränk-ten U-Boot-Krieg. Bereits am 3. Februarbrach Wilson die diplomatischen Beziehun-gen ab. Für Hamburg, seine Kaufleute undReeder, hatte das sofort negative Folgen:„Hamburg (…) ist in erster Linie dadurchgetroffen, daß eine große Anzahl wertvollerSchiffe in den amerikanischen Häfen ver-täut liegt, deren Schicksal besiegelt ist, wennes zu den vorläufig noch nicht in Aussichtgenommenen Kriegshandlungen kommensollte.“85 Am 6. April 1917 folgte die förmli-che Kriegserklärung der USA.86

···································································Unter diesen Umständen entpuppte sichder uneingeschränkte U-Boot-Krieg keines-wegs als Wundermittel für ein raschesKriegsende, wie von Newman erhofft, ge-schweige denn für einen Sieg Deutschlands.Der Kriegseintritt war nicht vollends über-raschend, denn Zeitgenossen wie AlbertBallin oder Theobald von Bethmann Holl-weg hatten davor gewarnt, dass die USA alsKonsequenz der Wiederaufnahme des U-Boot-Krieges genau dies tun würden. Au-ßerdem war die deutsche U-Boot-Flotte zuschwach, um die alliierten Nachschubver-bindungen dauerhaft zu unterbrechen.

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··············································································································································67 Uneingeschränkter U-Bootkrieg (http://www.dhm.de/lemo/html/wk1/kriegsverlauf/uboot/index.html).68 Newman, Henry P.: Aus der Freien und Hansestadt Hamburg (Flugblatt), 26. September 1916: Privatbesitz.69 Am 27. September 1916 erschien auf der Titelseite der Deutschen Tageszeitung ein Artikel mit folgenden Zei-len: „Wer die Hamburger Verhältnisse kennt, weiß, wie viele (…) Verbindungen seit Generationen (…) zwischender Hansestadt und Großbritannien (…) bestanden haben (…). Die Hamburger Kaufmannschaft besteht nichtaus alldeutschen Fanatikern, nicht aus Hitzköpfen und Reaktionären, die nach Rußland schielen, sondern sie setztsich zusammen aus Geschäftsleuten, die auf lange Erfahrung in einem praktischen, eminent friedlichen Berufezurückblicken.“70 Henry P. Newman an den Herzog Ernst August von Braunschweig und Lüneburg, 4. September 1916: Pri-vatarchiv.71 Henry P. Newman an den Grafen v. Schwanfeld, 1. September 1916: Privatarchiv.72 Henry P. Newman an Detlev Graf von Moltke, 25. Januar 1917: Privatarchiv.73 Newman, Getreidenot; ders., Friedensbedürfnis.74 Im September 1916 schrieb Newman beispielsweise an den Generalmajor Ernst von Eisenhart-Rothe und fügteu. a. folgende Anlagen bei: seinen Artikel über die verschärfte Getreidenot der Entente, einen Brief an Henningvon Holtzendorff vom 5. Mai, die Kopie eines Briefes vom 9. Mai an Oberst Paul von Bartenwerffer, einen Briefvom 20. Juli an den Herzog Ernst August und die Herzogin Viktoria Luise sowie ein von ihm selbst eingeholtesGutachten, wonach die englischen Fachzeitschriften im Vorjahr angegeben hätten, „dass jetzt, wo die U-Boot-Ge-fahr vorbei sei, man zugeben könne, dass der Vorrat sogar kleiner, als damals angegeben, gewesen sei“: Privatar-chiv.75 Ebd. – Ernst Graf zu Reventlow (http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Graf_zu_Reventlow). 76 Henry P. Newman an Detlev Graf von Moltke, 25. Januar 1917: Privatarchiv.77 Henry P. Newman an Ferdinand Graf von Zeppelin, 21. September 1916: Privatarchiv. „Sehr bedauerlich dasUnglück mit den zwei Schiffen in Hamburg, Ein Glück nur, dass die Halle [es handelt sich um die 1911 auf Ini-tiative verschiedener Hamburger Bürger errichtete Luftschiffhalle in der Nähe von Fuhlsbüttel, SB], für derenBau ich mich ja mit verantwortlich fühle, so tadellos funktioniert hat und nur am Dach einige kleine Beschädi-gungen aufweist.“78 Henry P. Newman an Detlev Graf von Moltke, 25. Januar 1917: Privatarchiv.79 Detlev Graf von Moltke an Henry P. Newman, 19. September 1916: Privatarchiv.80 Abter, Echo.81 Außenpolitik 1917 (http://192.68.214.70/blz/eup/03-07_themenheft/3.asp).82 Ebd.83 Henry P. Newman an Detlev Graf von Moltke, 25. Januar 1917: Privatarchiv.84 Ebd. – In roter Tinte sind die handschriftlichen Bemerkungen des Kaisers markiert, eine Abschrift des Brie-fes wurde laut Vermerk an Feldmarschall Paul von Hindenburg weiter geleitet.85 Hamburger Fremdenblatt (10. Februar 1917). 86 Kriegseintritt der USA (http://www.dhm.de/lemo/html/wk1/aussenpolitik/usa/index.html).··············································································································································

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Früher Tod

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Henry P. Newman erlebte das Scheiternseines Planes nicht mehr. Er starb am 7. Feb-ruar 1917 in Berlin im Alter von nur 49 Jah-ren, kurz vor seiner Silberhochzeit mit Ma-ria; im Atelier von Max Liebermann standsein unvollendetes Porträt auf der Staffelei,welches der Maler als Geschenk zu diesemAnlass begonnen hatte. Drei Tage nach sei-nem Tod wurde Newman auf dem Dorf-kirchhof in Berlin-Dahlem beigesetzt.···································································Newman hatte noch viel vorgehabt: Ersttags zuvor war er von einer weiteren Reisenach Bulgarien und Konstantinopel „imDienst der landwirtschaftlichen Betriebs-stelle für Kriegswirtschaft, die er ehrenamt-lich leitete“,87 nach Berlin zurückgekehrt.Und in dem Brief, den er im Dezember 1915aus Sofia an den anonymen Adressatenschickte, schlug er vor: „Man muss doch beiZeiten dafür arbeiten, dass man von Ham-burg aus jemanden in die orientalischenBahnunternehmungen delegiert. Ich glau-be, das würde mir ganz gut stehen, und da-für vorzuarbeiten, ist vielleicht ganz rich-tig.“88 Auch in den Nachrufen klang an,dass sich eine weitere Karriere für Newmanabgezeichnet hatte: „Sah man ihn, der mitseinem energischen Zufassen die bestri-ckendste Liebenswürdigkeit verband, somitten im Getriebe der amtlichen Welt, somochte der Gedanke nicht fernliegen, daß

er wohl auch berufen sein könnte, spätereinmal an hervorragender Stelle als deut-scher Vertreter im Ausland zu wirken.“89

···································································Über die Todesursache wurde damals wi-dersprüchlich berichtet. Die „Neue Ham-burger Zeitung“ meldete: „Schon seit länge-rer Zeit litt er an einem Blinddarmleiden“.Der „Hamburgische Correspondent“ wuss-te von einer „Operation, die eine zum Todeführende Herzschwäche nach sich zog“, das„Hamburger Fremdenblatt“ von einer Lun-genentzündung, und das „von Düring’scheFamilienblatt“ vermeldete, Henry P. New-man sei „am 7. Februar (…) einer Rippen-fellentzündung erlegen“.···································································Der Kaiser schickte der Witwe ein Tele-gramm, in dem er seine wärmste Anteilnah-me aussprach. Er sandte auch einen Kranzzur Beerdigung, ebenso wie Zar Ferdinandvon Bulgarien, Generalfeldmarschall Paulvon Hindenburg, GeneralquartiermeisterErich Ludendorff, Ferdinand Graf von Zep-pelin und Flügeladjutant Detlev Graf vonMoltke.···································································Neben weiteren „hohen(n) Staatswürden-trägern(n) und hervorragenden(n) Heerfüh-rer(n)“,90 bezeugten auch Geschäftspartnerdem Verstorbenen auf diese Weise ihrenRespekt, darunter die Reederei Rob. R. Slo-

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man jun., der Aufsichtsrat und die Direkto-ren der neuen Deutsch-Böhmischen Elb-schiffahrtsgesellschaft (Magdeburg) und derVorsitzende der Bergwerks-Gesellschaft Gel-senkirchen, ebenso wie Max Liebermannund Paul Cassirer.91

···································································Die Zeitungen hoben in den Nachrufenseine unternehmerischen Erfolge hervor,seinen Wagemut und seine Leistungen imKrieg, aber auch sein einnehmendes Wesenund seine Beliebtheit als Chef. Schöne Wor-te fand das „Hamburger Fremdenblatt“: „Sogeht mit ihm ein Träger nicht nur unseresWirtschaftslebens, sondern auch der wich-tigsten Kulturbestrebungen dahin, unersetz-lich in seiner Art, unvergeßlich für die vie-len, die ihn gekannt und seines starkenGeistes Hauch verspürt haben.“92

···································································Newmans Firma wechselte nach seinemTod den Besitzer und wurde von dem vor-maligen Teilhaber Julius Lebenbaum über-nommen.···································································Die Witwe Maria Newman verkaufte 1917das Haus Fontenay 7 und zog nach Berlinin die Wohnung in der Victoriastraße 26 a.93

Die Villa auf dem Sunderberg in Hittfeldbehielt sie als Sommerhaus. Ihre ältesteTochter Isa war beim Tod des Vaters bereitsverheiratet und Lore war mit 17 Jahren bei-nahe erwachsen; nur der neunjährige CarlHenry lebte noch bei der Mutter.···································································Die Gemäldesammlung verblieb im Besitzvon Maria Newman; sie veränderte sienicht, verlieh aber Werke für Ausstellungenz. B. an die Akademie der Künste, an die

Galerie Commeter, die Nationalgalerie inBerlin, die Züricher Kunstgesellschaft unddie Hamburger Kunsthalle. ···································································1919 kaufte Maria Newman eine Familien-Grabstätte in Ohlsdorf, in der Nähe des vonDüringschen Familiengrabes. Als sie 1920von Berlin nach Hamburg zurückkehrteund ein Haus in der Neuen Rabenstraße 16erwarb, ließ sie die sterblichen Überresteihres Mannes aus Berlin und die Gebeineihres 1914 im Krieg gefallenen Sohnes nachOhlsdorf umbetten.···································································1931/32 verbrachte die Witwe in Meran undließ ihre Gemäldesammlung 1932 in derHamburger Kunsthalle einlagern. Zurückin Deutschland zog Maria Newman wiedernach Berlin, wo sie in einer Wohnung in derLandauerstraße 1 lebte. Die Gemäldesamm-lung holte sie 1937 nach Verzögerungenwegen „Massnahmen zur Säuberung desdeutschen Museumsbesitzes von Werkenentarteter Kunst (…) auf Grund einer Ver-fügung des Herrn Reichsministers fürVolksaufklärung und Propaganda“ zu sich,wo sie die Bilder in einen Banktresor einla-gerte,94 um sie vor Beschlagnahme und Ver-nichtung zu schützen.···································································Nach dem Tod von Maria Newman imKriegsjahre 1943 erlitten die Kunstwerke dasSchicksal so vieler Sammlungen – einigekonnten unter abenteuerlichen Umständenaus dem zerbombten Berlin gerettet werden,andere wurden geplündert, verschwandenund tauchten teilweise später auf demKunstmarkt auf.

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··············································································································································87 Düring, Familienblatt.88 Brief von Henry P. Newman aus Sofia, 19. Dezember 1915: Privatarchiv.89 Hamburger Fremdenblatt (7. Februar 1917). 90 Hamburger Nachrichten (8. Februar 1917).91 Hamburger Fremdenblatt (10. Februar 1917); Hamburger Nachrichten (9. Februar 1917).92 Hamburger Fremdenblatt (7. Februar 1917).93 Die Galerie von Paul Cassirer hatte die Anschrift Victoriastraße 35.94 Hamburger Kunsthalle an Maria Newman, 16. August 1937: Privatarchiv. ··············································································································································

Beilage des Hamburger Fremdenblatts vom 23. Februar 1917

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Ich hätte den Urgroßvater meiner Frausehr gerne kennengelernt und ihn zu all denVorgängen und Entscheidungen in seinemaufregenden Leben befragt, die sich heutenicht mehr rekonstruieren lassen. ···································································Was wäre, wenn Henry P. Newman heutelebte? Wie würde er wohl den Herausforde-rungen und Möglichkeiten unserer Zeit be-gegnen? Gewiss wäre er ein erfolgreicherUnternehmer, würde vielleicht in die Was-seraufbereitung und – die Gefahren derAtomkraft erkennend – in alternative Ener-gien investieren. Er wäre Mäzen im Gesund-heits- und Bildungswesen, hätte sich als mu-sikliebender Kulturmensch am Bau derElbphilharmonie beteiligt, wäre Berater desBundeswirtschaftsministeriums in Berlin.Und angesichts heutiger Hamburger Schul-verhältnisse hätten Henry P. und MariaNewman ihre Kinder vielleicht auf engli-sche Internate eingeschult. ···································································Da ich meine Frau, die beruflich und eh-renamtlich im Kunstbereich tätig ist, oft zuVeranstaltungen begleite, würde ich ihmvielleicht bei einer Veranstaltung des Ham-burger Überseeclubs begegnen oder beimStiftermahl der Hamburger Kulturstiftung,

beim Jahresempfang der Stiftung der Ham-burger Kunstsammlungen, als Leihgeber aufeiner exklusiven Ausstellungseröffnung derHamburger Kunsthalle, auf einer Kunstauk-tion oder im Atelier eines Künstlers.···································································Und wie gerne würde ich ihm dann dieFrage stellen, wie es ihm möglich war, in re-lativ kurzer Zeit eine dermaßen wertvolleund faszinierende Kunstsammlung zusam-menzustellen. War es seine Spürnase fürgute Kunst, mit Lichtwark und Cassirer alshervorragenden Beratern, sein enger Drahtzu den Künstlern, oder einfach der Erwerbschon bekannter und damit auch für dama-lige Verhältnisse teurer Kunst? ···································································Einige der Bilder sind heute Millionenwert: 2008 wurde das Pastell einer Tänzerinvon Edgar Degas aus der Sammlung New-man für vier Millionen Euro versteigert.Würde es ihm als Mann unserer Zeit erneutgelingen, eine solch bemerkenswerte Kunst-sammlung zusammenzustellen? Wie span-nend wäre es, mitzuerleben, welche Werkeer heute erwerben würde.

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Epilog Andreas Busold

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Anhänge

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Henry Louis Newman (1813–1897) OO

Mary Hesse (1825–1913)5 Kinder, darunter

Hermann Hartwig von Düring (1828–1893)OO Anna Marie Neubourg (1839–1917)

7 Kinder, darunter

Henry Percy Newman (1868–1917)

Maria Louisa (Isa)(1892–1952)

Henry Hartwig (1895–1914)

Eleonore (1900–?)

Carl Henry (1908–1983)

··············································································································································Stammtafel (Auszug)95

··············································································································································

Maria Louise von Düring (1868–1942)OO 18924 Kinder

··············································································································································95 Stammbaum der Familie Newman und der Familie von Düring, Francopscher Ast: Privatarchiv.··············································································································································

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··············································································································································Henry P. Newman – Lebensdaten im Überblick··············································································································································9. Januar 1868 geboren in Altona, Besuch der Realschule, Lehre bei der Schmalz- und Fell-

agentur Telge Söhne, mehrjähriger Aufenthalt in London, Eintritt in dasväterliche Bankhaus Hesse, Newman und Co.

1892 Heirat mit Maria von Düring, im selben Jahr Geburt des ersten Kindes 1893 Umzug in das Haus Fontenay 71896 Gründung der Getreidehandelsfirma „Henry Newman“ (später Filialen in

Berlin, Bremen, Mannheim und Düsseldorf sowie Niederlassungen inRussland, Rumänien und Skandinavien)

1905 Bau des „Newman-Spieker“, ab 1906 Eigentum von Newmans neu gegrün-deter Hamburger-Getreide-Elevatoren-Gesellschaft

1905 Erwerb eines Grundstücks nahe der Künstlerkolonie in Hittfeld, Bau ei-nes Hauses nach eigenen Entwürfen

1905 Reise in die Mandschurei, Import von Sojabohnen, Gründung der Man-dschurischen Export GmbH

1910 Max Liebermann porträtiert Maria Newman1914 Erwerb des impressionistischen Gemäldes „Die Badenden“ von Édouard

Manet1914 Ausbruch des Ersten Weltkriegs, im Dezember fällt Newmans Sohn Henry

Hartwig an der Ostfront1915 Fahrt nach Bulgarien mit dem von Newman gespendeten Lazarettzug C11916 Berufung nach Berlin zum Geschäftsführer der Landwirtschaftliche Be-

triebsstelle für Kriegswirtschaft im preußischen Landwirtschaftsministe-rium, Gründung der Rohstoff-Einfuhr-Gesellschaft, Engagement für diesofortige Wiederaufnahme des „uneingeschränkten U-Boot-Krieges“

7. Februar 1917 Newman stirbt in Berlin im Alter von 49 Jahren, er wird in Berlin-Dah-lem beigesetzt und 1920 nach Hamburg Ohlsdorf umgebettet

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Quellen, Literatur und Bildnachweis

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Abter, Adolf: „Das Echo der Friedensver-handlungen“, in: Mittagsblatt (28. Dezember 1917)Bast, Friedemann: Getreideheber-GesellschaftmbH 1906–1966, Hamburg 1966Blum, Doris: Der Mann, der die Kunst aufsKorn nahm, in: Die Welt (6. Juni 2001), S. 46Busold, Stefanie: „Echte Freude an schönenBildern“. Der Sammler Henry P. Newman, in:Luckhardt, Ulrich; Schneede, Uwe M. (Hg.): Pri-vate Schätze. Über das Sammeln von Kunst inHamburg bis 1933, Hamburg 2001, S. 52–57Cords, Herbert: Ehemaliger Landsitz Elb-chaussee 398 (Haus Newman), in: Der Heimatbote23 (1974), S. 7–14Deutsche Tageszeitung (27. September 1916),S. 1: Die Hamburger KundgebungDie Welt (29. Oktober 1980), S. 26: Korn fürKorn seit 75 JahrenDrews, Joachim: Die „Nazi-Bohne“. Anbau,Verwendung und Auswirkung der Sojabohne imdeutschen Reich und Südosteuropa (1933–1945),Münster 2004 (Politik und Geschichte; 4)Düring, Kurt von (Hg): Von Düring’sches Fa-milienblatt, Bielefeld 1917Hamburger Fremdenblatt (7. Februar 1917,Abend-Ausgabe): Henry P. Newman †; (10. Februar1917, Abend-Ausgabe): Die Beisetzung des HerrnHenry P. Newman; ebd.: Hamburgische Staatsan-gelegenheiten. Rückblick auf die Woche Hamburger Nachrichten (7. Februar 1917,Abend-Ausgabe): Tagesbericht, Henry P. Newman†; (8. Februar 1917, Abend-Ausgabe): Zum Ablebenvon Henry P. Newman; (9. Februar 1917, Morgen-Ausgabe): Tagesbericht. Zum Ableben von HenryP. NewmanHamburgischer Correspondent (7. Februar

1917, Abend-Ausgabe): Tages-Neuigkeiten. HenryP. Newman †Hoffmann, Paul T.: Die Elbchaussee. IhreLandsitze, Menschen und Schicksale, Hamburg51958Kippenberg, Katharina: Hermann Hartwigvon Düring. Ein Bild seines Lebens, Leipzig 1930Lichtwark, Alfred: Briefe an die Kommissionfür die Verwaltung der Kunsthalle Band 20 (1912und 1913), Hamburg 1920Ders.: Der Sammler, in: Schaar, Eckhard (Hg.):Alfred Lichtwark. Erziehung des Auges. Ausge-wählte Schriften, Frankfurt am Main 1991, S. 166–185Melle, Werner von: Dreißig Jahre HamburgerWissenschaft 1891–1921. Rückblicke und persönli-che Erinnerungen, Band 1, Hamburg 1923Meyer-Tönnesmann, Carsten: Der Hambur-gische Künstlerklub von 1897, Fischerhude 1997Neue Hamburger Zeitung (7. Februar 1917,Abend-Ausgabe): Stadt und Umgegend. Henry P.Newman †Newman, Henry P.: Die verschärfte Getreidenotder Entente, in: Hamburger Nachrichten (15. No-vember 1916, Sonderabdruck in der Morgen-Aus-gabe)Ders.: Das Friedensbedürfnis Englands – dieFolge seiner Getreide- und Frachtraumnot, in:Stein, Ludwig (Hg.): Nord und Süd. Eine deutscheMonatszeitschrift (Februarheft 1917), S. 143–49Sarkowski, Heinz: Der Insel-Verlag. Eine Bi-bliographie 1899–1969, Frankfurt am Main 1970Schellenberg, Carl (Hg.): Alfred Lichtwark.Briefe an Max Liebermann, Hamburg 1947Schiefler, Gustav: Eine Hamburgische Kultur-geschichte 1890–1920. Beobachtungen eines Zeit-genossen, Hamburg 1985 (Veröffentlichungen des

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Vereins für Hamburgische Geschichte; 27)Schumacher, Fritz: Stufen des Lebens. Erinne-rungen eines Baumeisters, Stuttgart, Berlin 1935Verein der Getreidehändler der Ham-burger Börse e. V.: Festschrift anläßlich seines110-jährigen Bestehens, Hamburg 1978Wiese, Eberhard von: Hamburg. Menschen,Schicksale, Berlin u. a. 1967Wolff, Theodor: Vollendete Tatsachen. 1914–1917, Berlin 1918···································································

Trotz sorgfältiger Nachforschungen konnten nichtfür alle Abbildungen die Rechteinhaber ermitteltwerden. Sollte jemand in urheberrechtlicher Bezie-hung Rechte geltend machen, so möge er sich andie Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung wen-den.··································································· Bildnachweis:Lachmund Fritz: Von Mottenburg nach Blan-kenese. Die Elbvororte in alten Fotos und Bildpost-karten, Hamburg 1979 (S. 12)Museum Kunst der Westküste, Alkersum (S. 41)Alle übrigen Abbildungen stammen aus Privatbe-sitz.

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Namensregister

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Verzeichnet sind die Namen von Personen und Fa-milien, die in den Kapiteln 1 bis 11 genannt werden.Anmerkungen bleiben unberücksichtigt, ebensoder Name Henry P. Newman. Ein * verweist darauf,dass auf der angegebenen Seite (auch) ein Bild derjeweiligen Person erscheint. Bei den Vornamen fin-det in den meisten Fällen eine Beschränkung aufden Rufnamen statt. Adelstitel werden im Registerweggelassen, da sie im Haupttext vermerkt sind.···································································Auerbach, Ida (siehe Ida Dehmel)Auguste Victoria, Deutsche Kaiserin 12···································································Ballin, Albert 32, 59Bethmann Hollweg, Theobald 59···································································Cassirer, Paul 62, 64Cézanne, Paul 35, 36Courbet, Gustave 36···································································Defregger, Franz 34Degas, Edgar 36, 64Dehmel, Ida (geb. Auerbach) 33Dehmel, Richard 33Derp, Clothilde 33Düring (Bruder von Maria Newman) 18Düring, Anna Marie (geb. Neubourg) 18*Düring, Hermann Hartwig 15, 18*, 20, 25Düring, Katharina (siehe Katharina Kippenberg)Düring, Maria (siehe Maria Newman)···································································Drake, Francis 11···································································Ehren, Julius 39Eitner, Ernst 39Eleonore, Zarin von Bulgarien 55Elisabeth i., Königin von England 11

Elmenhorst, Gisela 7···································································Ferdinand i., König von Rumänien 51Ferdinand i., Zar von Bulgarien 46, 55, 61Franz Ferdinand, Kronprinz von Österreich 45Friedrich viii., Herzog von Schleswig-Holstein 12···································································Gardiewski, Dr. (Arzt) 52Goebbels, Joseph 62···································································Hesse, Heinrich L. 11Hesse, Mary (siehe Mary Newman)Hindenburg, Paul 61Holthusen, Gottfried 32···································································Kaiser, Dr. (Arzt) 52Kalckreuth, Leopold Graf 39, 40Kippenberg, Katharina (geb. von Düring) 18, 20,33Kirchner, Ernst Ludwig 36···································································Lebenbaum, Julius 62Lenhartz, Hermann 32Lichtwark, Alfred 33, 36, 38, 39, 40*, 41, 64Liebermann, Max 7, 35*, 36, 38*, 39, 40, 41*, 42*,44*, 61, 62Ludendorff, Erich 58, 61···································································Manet, Édouard 35, 36*, 38*Max, Gabriel 34Melle, Werner 32Moltke, Detlev 58, 61Monet, Claude, 35, 36, 38*Moreau-Nélaton, Étienne 36Munch, Edvard 34*, 36···································································Naumann, Friedrich 33, 46

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Naumann, Frau Friedrich 33Neubourg, Anna Marie (siehe Anna Marie vonDüring)Neubourg (Legationsrat) 18Newman, Carl Henry 21, 22* 62Newman, Dora 12Newman, Edmund Henry 12, 13, 20Newman, Eleonore 21, 22*, 62 Newman, Henry 11Newman, Henry Hartwig 21, 23*, 40, 46*, 62Newman, Henry Louis 9, 11*, 12, 21* Newman, Maria (geb. von Düring) 7, 15*, 17*,19*, 20, 21*, 23*, 24*, 33, 34, 35, 40*, 41, 42*, 43*,46, 47, 51, 54*, 55, 56*, 58, 61, 62, 64Newman, Maria Luisa 21*, 22*, 24*, 40, 62Newman, Mary (geb. Hesse) 9, 11*, 12, 21*Newman, Mary 12Newman, Mathilde 12Nolde, Emil 36···································································Olde, Hans 35···································································Princip, Gavrilo 45···································································Ramdohr, Christa 7

Reventlow, Ernst 58···································································Schiefler, Ida 33Schiefler, Gustav 32, 33, 36, 46Siebelist, Arthur 39Siemers, Edmund J. A. 32Sieveking, Ernst Friedrich 32Schmidt-Rottluff, Karl 36Schumacher, Fritz 33Sophie, Herzogin von Hohenberg 45···································································Thierry, Tomy 36···································································Uhde, Fritz 36···································································van Gogh, Vincent 36···································································Waldmann, Emil 38Wilhelm ii., Deutscher Kaiser 12, 21, 47, 57, 58,59, 61Wilson, Woodrow 58, 59Wohlers, Julius 39···································································Zeppelin, Ferdinand 58, 61

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Natio-nalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbiografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internetüber http://dnb.d-nb.de abrufbar.Die Online-Version dieser Publikation ist auf derVerlagswebsite frei verfügbar (open access). DieDeutsche Nationalbibliothek hat die Netzpublika-tion archiviert. Diese ist dauerhaft auf dem Archiv-server der Deutschen Nationalbibliothek verfügbar.

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ISBN 978-3-937816-93-7ISSN 1864-3248

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Produktion: Elbe-Werkstätten GmbH, Hamburg,Deutschland, http://ew-gmbh.deGrundgestaltung: Peter Schmidt Group, HamburgLayout: Michael SauerLektorat: Constanze RheinholzRedaktion, Koordination und Korrektorat: Dr. Johannes GerhardtHerausgeber: Dr. Ekkehard Nümann

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