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1 Die letzten Waldindianer der Ayoréo Foto: B. Wegener / W. Regehr Mit dem Mut der Verzweiflung: Speere gegen Bulldozer ein ungleicher Kampf! Naturvölker Infoheft der Menschenrechtsorganisation Freunde der Naturvölker e.V. (FdN) Heft Nr. 70 August 2014 23. Jahrgang

Herausgeber: Freunde der Naturvölker e · Baltazar Garzón spricht von einem Völkermord. Aché-Vertreter Ceferino Kreigi Duarte erklärte auf einer Pressekonfe-renz, der paraguayische

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Die letzten Waldindianer der Ayoréo Foto: B. Wegener / W. Regehr

Mit dem Mut der Verzweiflung: Speere gegen Bulldozer – ein ungleicher Kampf!

Naturvölker Infoheft der Menschenrechtsorganisation

Freunde der Naturvölker e.V. (FdN) Heft Nr. 70 – August 2014 – 23. Jahrgang

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In eigener Sache

„Freunde der Naturvölker“ unterstützen Bewahrung der letzten Jä-ger- und Sammlerkulturen

Serie “Mein Verein“ - „Jeder Tag in Freiheit ist ein Geschenk“ vom 5. Mai 2014 Aus der Redaktion der Zeitung für die Landeshauptstadt Engagiert sich für alte Kulturen: Bernd Wegener von den „Freunden der Naturvölker“. Der Verein ist der deutsche Partner von „Friends of Peoples close to Nature“, einem weltweiten Netzwerk von Men-schenrechtsorganisationen. Entsetzt schauen Stammesmitglieder der Ayoréode zu, wie ein stähler-nes Monster eine breite Schneise in ihren geliebten Urwald frisst. Unauf-haltsam macht das Ungetüm alles platt, was ihm in den Weg kommt. Die Waldindianer verstehen nicht, dass es sich um einen Bulldozer handelt.

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Für sie ist die Maschine ein Ungeheuer, vor dem sie nur fliehen oder es mit Pfeil und Bogen angreifen können.

Die Ayoréos sind Nomaden der Wälder und gehören zu den letzten iso-liert lebenden Völkern in Südamerika. Ihre Heimat ist der Gran Chaco. Das riesige Wald- und Savannengebiet erstreckt sich über den Westen Paraguays, den Südosten Boliviens sowie den Norden Argentiniens. Doch zunehmend ist das Zuhause der Waldindianer und damit auch ihr Überleben bedroht. Großagrarindustrie dringt immer tiefer in ihren Le-bensraum ein, zerstören rücksichtslos riesige Flächen Urwald, um Platz für Rinderweiden zu schaffen.

Diesem Vorgehen Einhalt gebieten wollen die „Freunde der Naturvölker“ (FdN). Der gemeinnützige Verein mit Sitz in Ludwigslust hat sich dem Schutz der letzten indigenen Völker der Erde verschrieben, mit dem Ziel, ihre Kultur und Lebensweisen zu bewahren. „Ein Verlust dieser Völker wäre ein Verlust an Reichtum menschlich-kultureller Vielfalt“, fasst der Vorsitzende Bernd Wegener die Motivation des Vereins zusammen.

Das ist auch der Grund, warum die knapp 130 ehrenamtlich tätigen Mit-glieder Projekte finanzieren, die den Nomaden helfen, zerstörenden Ein-flüssen entgegenzutreten und selbst über ihre Zukunft zu entscheiden. Beispielsweise durch Landerwerb. Denn „ohne Land, kein Leben“, so Wegener. „Mit der Sicherung von Flächen geben wir den Stämmen die Möglichkeit, weiter im Wald zu leben und dort ihre Kultur auszuleben. Jeden Tag, den sie in Freiheit verbringen können, ist für sie ein Ge-schenk.“

Auch für die Ayoréos konnte der Verein so ein Stück Stammesland zu-rückgewinnen. Für die in freiwilliger Isolation lebenden Gruppen kauften die „Freunde der Naturvölker“ gemeinsam mit anderen Naturschutz- und Menschenrechtsorganisation bisher rund 175 000 Hektar Urwald. Ähnli-che Bestrebungen der Landsicherung unterstützen die Mitglieder unter anderem bei dem Volk der Nivaclé in Paraguay und der Hazabe in Tan-sania. Den Garifuna in der Karibik helfen sie zudem dabei, ihr kulturelles Erbe wiederzubeleben. So finanzierte der Verein zum Beispiel den Bau eines traditionellen Kanus für den Fischfang.

Die Gelder für die Projekte stammen aus Spenden der Mitglieder. Wobei jedem selbst überlassen sei, wie viel er zur Verfügung stellt. Feste Bei-träge gebe es nicht. „Jeder leistet, was er kann – ähnlich wie bei den Na-turvölkern“, erzählt Wegener.

Foto: mili

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Paraguay: Der Verein hilft den Waldindianern, ihre Heimat zu sichern – auch dieser Familie der Areguedeurasade. Fotos: privat (3)

Tansania: Die Freunde der Naturvölker setzten sich für die Landrechte der Hadzabe, der letzten Buschmänner Ostafrikas, ein.

In welche Vorhaben investiert werde, besprechen die Mitglieder während ihrer Hauptversammlung im Frühsommer. Sie ist das einzige Treffen des Vereins im Jahr. Der Grund: Die „Freunde der Naturvölker“ leben in ganz Deutschland, der Schweiz, Österreich und in Norditalien. „Die Anfahrts-wege wären einfach zu weit“, erklärt der Vorsitzende.

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St. Vincent und die Grenadinen: Der Verein unterstützt die Garifuna, ihre Kultur zu bewahren. Dazu gehört der Bau eines Kanus.

Gegründet wurde der Verein 1991. Die Idee dazu geht auf Hartmut Hel-ler zurück. Der Atomphysiker aus Lauenburg habe beim deutschen Ent-wicklungsdienst gearbeitet, sei unter anderem in Afrika im Einsatz gewe-sen und dort mit Ureinwohner in Kontakt gekommen, erzählt Wegener. „Heller hat dadurch miterlebt, dass Entwicklungshilfe nicht immer positive Auswirkungen hat“, erinnert er sich. Als dann der Vulkan Pinatubo auf den Philippinen ausbrach und damit die Heimat der Aeta, einem indige-nen Volk auf der Insel Luzon, zerstört wurde, habe Heller sich dazu ent-schieden, einen Verein zum Schutz von Naturvölkern zu gründen, so der Vorsitzende. Die erste Handlung des Vereins: Land für die Aeta kaufen, um ihnen eine neue Heimat zu sichern.

Heller war es auch, der den heute 61-Jährigen Wegener vor rund 19 Jahren in den Verein holte. „Ich hatte einen Artikel von ihm über die Hazabe in Ostafrika gelesen. Dort war auch seine Telefonnummer ange-geben. Ich rief ihn an. Er lud mich zur Jahresversammlung ein. Ich ging hin und bin Mitglied geworden“, erinnert sich der Ludwigsluster, der 2012 den Vereinsvorsitz übernahm.

Wegener interessiert sich schon seit seiner Kindheit für Naturvölker, hat Literatur über die Kultur der Ureinwohner verschlungen. Später wollte er dann Völkerkunde studieren. Doch daraus wurde nichts. „Das war da-mals in der DDR nicht möglich. Es gab einfach keine freien Stellen und damit auch keinen Studienplatz“, erzählt er. Nun lebt er seine Leiden-schaft im Verein der „Freunde der Naturvölker“ aus und würde sich freu-en, neue Mitstreiter begrüßen zu können. „Jeder der Lust hat, kann sich

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bei uns melden über unsere Homepage www.naturvoelker.de oder schaut bei unserer Jahresversammlung vorbei.“ Die nächste ist am 5. Juli in Lauenburg, Schleswig-Holstein. erstellt am 05.Mai.2014 von Stefanie Milius, Redakteurin

Zeitungsverlag Schwerin GmbH & Co. KG Schweriner Volkszeitung Gutenbergstr. 1 19061 Schwerin

Aché in Paraguay bekommen prominente Unterstützung im Kampf um Rückgabe ihres Landes durch Baltazar Garzón

16.4.2014: Angehörige des Volkes der im Osten Paraguays lebenden Aché klagen vor einem argentinischen Gericht auf Wiedergutmachung für das Unrecht, das ihnen die Diktatur des Generals Stroessner (1954 - 1989) zugefügt hatte. Sie fordern vor allem die Rückgabe des Landes, das ihnen durch Enteignung entrissen wurde.

Die Aché können auf die Hilfe eines prominenten juristischen Unterstüt-zers zählen: Der ehemalige spanische Untersuchungsrichter Baltazar Garzón hatte 1998 einen internationalen Haftbefehl gegen den ehemali-gen chilenischen Diktator Augusto Pinochet erlassen. Vertreten werden die Indigenen durch den argentinischen Richter Norberto Oyarbide, der sich der Aufdeckung der Verbrechen der Stroessner-Diktatur widmet. Diese hatte vielen Nazis Unterschlupf gewährt.

In der Klage heißt es, die Zahl der Aché sei zu Beginn der 1970er Jahre innerhalb von weniger als fünf Jahren um mehr als 60 Prozent zurück-gegangen. Ihr Land sei besetzt, die Indigenen zur Sesshaftigkeit ge-zwungen worden. Zudem wurden Aché-Kinder als Sklaven für die Haus-arbeit verkauft, und es kam zu illegalen Adoptionen. Baltazar Garzón spricht von einem Völkermord.

Aché-Vertreter Ceferino Kreigi Duarte erklärte auf einer Pressekonfe-renz, der paraguayische Staat müsse für den großen Schaden aufkom-men, den die Diktatur nicht nur den Aché, sondern allen indigenen Völ-kern Paraguays zugefügt habe. (bs) http://www.blickpunkt-lateinamerika.de/news-details/article/indigene-fordern-vor-

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argentinischem-gericht-land-zurueck/3446.html?no_cache =1&cHash =d88e9865bb1f6d1539fc0beecebc4913

„Sie waren praktisch verschwunden und entfernt. Mehr als 200.000* Ba-bys der Aché wurden illegal adoptiert oder an Familien verkauft, um in deren Haushalten zu arbeiten. Opfer von Völkermord, an dem alle Berei-che der Gesellschaft teil hatten", sagte Baltazar Garzon.

Ähnlich erzählte der Anwalt John Maira, der die Anklage vertritt, den Re-portern, dass "im Jahr 1968 die Stroessner-Regierung die Aché der Ko-lonie sehr abwertend als Bergratten bezeichnete. Sowohl seitens der Regierung, als auch die Zivilgesellschaft machte Jagd auf ihre Gemein-schaft, als wären sie Tiere, damit sie ins Ghetto kommen. Nachdem man sie aus ihren Verstecken gejagt hatte.“ http://racismoambiental.net.br/2014/04/indigenas-ache-de-paraguay-piden-a-juez-argentino-investigar-crimenes-de-dictadura/ Info von Arnulf Leidig / Amnesty International, Stuttgart

Neu eingefangene Aché im Reservat „Colonia National Guayaky“. Leon Cadogan, Beamter der Indi-anerverwaltung schrieb 1972 nach Aussagen der Reservats-Aché: „Es sind entsetzliche Berichte von menschlichen Wesen, die wie Tiere gejagt wurden“. Das Reservat bezeichnete er als „schmutzigen Schweinestall“, in Anspielung auf die dort herrschende Prostitution der Aché-Frauen.

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Nach der öffentlichen Entrüstung über das Massensterben im Reservat (sowie der Verge-waltigung eines 10jährigen weißen Mädchens durch den Verwalter und Menschenjäger Pereira) übergab der Staat die Verwaltung 1972 an die fundamentale New Tribes Mission, die alles daran setzte „systematisch die wenigen übriggebliebenen Stammesriten und Ze-remonien zu bekämpfen, die sie für heidnisch halten“ (Prof. Chase). 1976: 300 Reservats-Aché leben in 12 Hütten, die je 1,4 m² messen. Berichte sprechen von Menschen in den letzten Phasen des Hungertodes, von älteren Leuten die man einfach sterben ließ, und von den aufgeblähten Bäuchen der kleinen Kinder als Zeichen schwerer Fehlernährung. Es gibt fast keine junge Frauen und Mädchen zwischen dem Alter von 5 Jahren und der Pubertät. Im Reservat überwiegen die Männer die Frauen 20:1. Es gibt kei-ne alten Männer. - „Wir glauben“, sagt die gedruckte Grundsatzerklärung der New Tribes Mission, „an die endlose Bestrafung der Verdammten“. Fotos und Text aus: Mark Münzel: Die Verfolgung der Aché (Pogrom Nr. 49)

* die Zahl von 200.000 dürfte ein Druckfehler sein. Die Ache sind tradi-

tionell reine Jäger- und Sammler, die in der Regel in lokalen Gruppen, die nicht besonders viele Personen umfassten, innerhalb ihres Territori-ums schweiften. Die Gruppenstärke der acht nach 1960 bekannten Gruppen belief sich zwischen 20 und 300 Individuen. Sicherlich muss davon ausgegangen werden, dass diese Gruppenzahlen auch Verluste durch Auseinandersetzungen, insbesondere mit der sie zunehmend ein-kesselnden paraguayischen Gesellschaft, erfahren hatten. Selbst als die Nord-, Mittel- und die um 1920 erloschene Südgruppe noch keinen Massakern und Menschenjagden der kolonisierenden Zivil-gesellschaft / Staat zum Opfer fielen, mögen es wohl nie mehr als eini-ge, wenige tausend Personen gewesen sein, die in den schwer zugäng-lichen, mit dichten Regenwäldern bestockten Gebirgsregionen Ostpara-guays ihre letzte Zuflucht gefunden hatten. B. Wegener

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Folter der `ersten Naturschützer` verhindern

23.04.2014: Parkwächter und Soldaten in Kamerun bedrohen, foltern und töten manchmal sogar Baka-"Pygmäen", wenn sie in den Natio-nalparks jagen, die auf ihrem Land errichtet wurden. Ein Regierungsbe-amter gab offen zu, dass Folter eingesetzt wird, um Informationen über Wilderei zu erlangen. Survivals neue Kampagne "Schutzlos" will dieser Gewalt ein Ende setzen. Viele Naturschützer glauben, dass Schutzgebiete "unberührt" und - mit der Ausnahme von Tourismus - frei von jeglicher menschlicher Aktivität sein müssen. Wir sind anderer Ansicht: Vieles deutet darauf hin, dass indigene Völker die besten Naturschützer des Landes sind, das sie be-wohnen. Es ist kein Zufall, dass in über 70% der biologisch vielfältigsten "Ökoregionen" auch indigene Gemeinden leben. Doch trotz dieses Zu-sammenhangs werden indigene Völker noch immer von ihrem Land ver-trieben oder ausgeschlossen, um diese sogenannten "natürlichen" Regi-onen zu "schützen" und sie Touristen zugänglich zu machen.

Nationalparks in Kamerun wurden ohne Zustimmung der Baka auf ihrem angestammten Land errichtet. Den Baka, die zahlreiche Tiere jagten und Pflanzen sammelten, droht jetzt eine Strafe, wenn sie jagen, um sich zu ernähren, Heilpflanzen und Materialien zum Bau ihrer Häuser sammeln und selbst wenn sie die Gräber ihrer Ahnen pflegen. Die Welten indigener Völker zerbrechen, wenn sie von ihrem Land ge-trennt werden. In den Worten des Baka-Mannes Mbaya Gaston: „Jetzt werden wir krank, weil sich unsere Ernährung verändert hat. Unsere Haut mag die Sonne und das Leben im Dorf nicht. Im Wald sind wir ge-sund und nehmen zu. Heute ist keiner mehr stark, jeder sieht krank aus. Wir können nur noch trinken, um unsere Sorgen zu vergessen."

MBENGA, Baka / Kamerun Fotos: Steffen Keulig

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Für viele indigene Völker wird die Lage weltweit immer kritischer, da Re-gierungen zunehmend Umweltschutz als Rechtfertigung für die Aneig-nung indigenen Landes anführen. Indigene Völker aus Naturschutzgebieten auszuschließen, verletzt nicht nur ihre Menschenrechte, es ist auch für den Schutz der Umwelt kontra-produktiv. Wir bitten um ihre Unterstützung, damit wir diese Kampagne erfolgreich führen können. Survival International <[email protected]> Auflistung der Vertreibung Naturvölker aus Nationalparks (NP) von FdN Zaire (Demokr. Republik Kongo) / Kahuzi-Biega NP: Barhwa Pygmees Zaire (Demokr. Republik Kongo) / Maiko NP: Bambuti Pygmees Zentr. Afrik. Republik / Dzangha Sangha NP: Baka Pygmees Botswana / New Game Reserve: Bushman Indien / Rajaji NP: Guijar Nomades Indien / Nilgeri NP: Yarawa, Todas Kamerun / Lobeke NP: Baka Pygmees Philippinen / St. Pauls NP: Batak Ruanda / Nyungwe NP: Batwa Pygmees Kenya / Tsavo NP: Sanye Nomades Namibia / Etosha NP: Bushman Südafrika / Kalahari NP: Bushman Sri Lanka / CNPPA NP: Wannya-Leto (Veddhas) Uganda / Semliki NP: Pygmees Indonesien, Seram / Manusela NP: Nuaulu An der Etablierung der meisten der o.g. NP war der WWF involviert!

Paraguay: Sieg für die Sawhoyamaxa – Rödel verlangt 40 Mio. Dollar! Liebe Freunde, Das Gesetzt für eine Enteignung zu Gunsten der Sawhoyamaxa ist vom Senat angenommen worden. Hier die erste Nachricht. Allen vielen Dank. Nun muss das Gesetz von der Abgeordnetenkammer diskutiert werden.

Viele Grüße Arnulf, 25.4.2014

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Amnesty International Länderkoordinationsgruppe Paraguay, Argentinien und Uruguay / Arnulf Leidig, Rosentalstr. 28, 70563 Stuttgart 22.05.2014, Liebe Paraguay-Freunde, nach intensiver Debatte hat die Abgeordnetenkammer (Camara de Dipu-tados), gestern am 20. Mai 2014, das Gesetz zur Enteignung von 14 404 Hektar zu Gunsten der indigenen Gemeinschaft der Sawhoyamaxa ge-billigt. Damit wird wohl bald der über viele Jahre dauernde Kampf der In-digenen um die Rückgabe eines Teiles ihres "geraubten" Landes dem Ende zugehen.

http://www.ultimahora.com/diputados-aprueba-restituir-tierras-los-sawhoyamaxa-n796805.html

http://www.abc.com.py/edicion-impresa/politica/sancionan-ley-a-favor-de-los-sawhoyamaxa-1247573.html

Vielen Dank an alle die sich dafür eingesetzt haben. Grüße Arnulf

26.5.14 Liebe Paraguay-Freunde, hier der Link zum "ersten" deutsche Bericht über die Sawhoyamaxa nach der Abstimmung im Abgeordnetenhaus.

Man kann nur hoffen, dass die Regierung von Präsident Horacio Cartes stark genug ist und sich nicht vom Investitionsabkommen einschüchtern lässt und für das gestohlene Land auch noch bezahlt.

http://www.neues-deutschland.de/artikel/934167.land-bedeutet-leben.html

Grüße aus Stuttgart Arnulf »Land bedeutet Leben« Deutscher Großgrundbesitzer muss 14.000 Hektar Boden an indi-gene Gemeinschaft in Paraguay zurückgeben.

Nach jahrelangem Rechtsstreit enteignet Paraguay einen Großgrundbe-sitzer. Für die rechtmäßigen Eigentümer eine, wenn auch späte Genug-tuung.

In Paraguay muss der deutsche Unternehmer Heribert Rödel über 14.000 Hektar illegal in Besitz genommenen Landbesitz an die eigentli-chen Eigentümer zurückgeben. Vor wenigen Tagen stimmte die Abge-ordnetenkammer in der Hauptstadt Asunción mit konservativer Mehrheit

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für die Enteignung des Großgrundbesitzers und die Rückübertragung der Ländereien an die Sawhoyamaxa, einer Gemeinde mit rund 100 Fami-lien aus dem indigenen Volk der Enxet.

Indigenas feiern die Rückgabe ihres Landes. Foto: dpa/Andres Cristaldo

»Das ist für uns sehr wichtig, Land bedeutet Leben«, sagte Leonardo González, Vertreter der rund 370 Kilometer nordöstlich von Asunción ge-legenen Gemeinde. Sichtlich berührt begrüßte auch Mariana Ayala den späten »Triumph«. Allerdings konnten »viele Alte von uns diesen großen Erfolg nicht mehr miterleben«, klagt sie. 150 Familien leben am Rand der staubigen Straße Rua Rafael Franco - ohne Trinkwasser, Schule und Krankenhaus. Laut der Menschenrechtsorganisation FIAN starben in den vergangenen Jahren 19 Kinder wegen schlechter Lebensbedingungen. Der jüngsten Entscheidung ging ein zermürbender Rechtsstreit voran. Zu Zeiten der Militärdiktatur des deutschstämmigen Generals Alfredo Stro-essner (1954 bis 1989) hatte Regimefreund Rödel rund 600 Indigene gewaltsam von ihrem Land vertreiben lassen. Seine Firmen Kansol S.A., Roswell und Cía betrieben auf den Farmen Santa Elisa und Michí Vieh-zucht und Ackerbau.

Rödel ist kein Unbekannter: Die kriminellen Geschäftspraktiken des promovierten Juristen aus Mainz waren bereits in den 1980er Jahren aufgefallen. Nachdem er über 1200 Investoren um 130 Millionen DM für vermeintliche Agrarprojekte im »Sonnenparadies« betrogen hatte, saß der heute 63-Jährige in Deutschland mehrere Jahre hinter Gitter. Nach der Rückkehr in seine Wahlheimat brachte »Don Heriberto« im Zuge der Landgeschenke Stroessners auch das Land der Enxet unter seine Kon-trolle.

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Erst mit Hilfe der Nichtregierungsorganisation Tierra Viva konnten die Entrechteten 2001 vor Gericht ziehen. Nach einem Ritt durch die In-stanzen kam 2006 ein Urteil des Interamerikanischen Menschenge-richtshofes zustande. Paraguay wurde verdonnert, das Indigenenland binnen drei Jahren zurückzugeben. Im Kongress waren zuvor mehrere Anträge auf Enteignung am Widerstand der Agrarfraktion gescheitert. Unter anderem mit dem Verweis auf ein 1993 mit Deutschland geschlos-senes Investitionsschutzabkommen, das Kapitalanlagen im jeweils ande-ren Land vor Enteignung und Verstaatlichung schützt. Unterschlagen wurde dabei Artikel 4, der Enteignungen »zum allgemeinen Wohl und im öffentlichen Interesse« bei Zahlung einer Entschädigung zulässt.

Darauf hofft nun Rödel: Wie die Tageszeitung »ABC Color« berichtet, verlangt er über 40 Millionen US-Dollar Entschädigung. Präsident Hora-cio Cartes muss die Enteignung noch absegnen, konservative Politiker warnen schon vor der Belastung der Staatskasse und davor, dass Ent-eignung Schule machen könnte. In der ärmsten Nation Südamerikas be-sitzen zwei Prozent der Bevölkerung fast 75 Prozent des Landes. Die zehntausend Kleinbauern haben weniger als fünf Prozent zur Verfügung, immer wieder werden Landbesetzer gewaltsam vertrieben. Laut Welt-bank lebt mehr als die Hälfte der Bewohner ländlicher Gebieten in Armut. Von Benjamin Beutler, 27.05.2014, Neues Deutschland

http://www.neues-deutschland.de/artikel/934167.land-bedeutet-leben.html 12.06.2014, Liebe Paraguay-Freunde,

endlich mal eine gute Nachricht. Präsident Cartes hat unterschrieben. Hierzu Pressemeldung von Amnesty. Und einige Links aus dem Internet:

http://lainfo.es/de/2014/06/12/paraguay-erlasst-gesetz-das-land-der-indigenen-sawhoyamaxa-wieder-her/ http://www.telesurtv.net/articulos/2014/06/11/presidente-de-paraguay-promulga-ley-que-restituye-tierras-a-indigenas-sawhoyamaxa-2949.html http://www.lanacion.com.py/articulo/167608-cartes-firma-a-favor-de-la-comunidad-sawhoyamaxa.html http://www.ultimahora.com/ejecutivo-promulga-restitucion-tierras-los-sawhoyamaxa-n802515.html http://www.youtube.com/watch?v=OVmy0KcQT5E

Nun muss das Gesetz auch umgesetzt werden. Rödel wird seine Ver-

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bindungen in die höchsten paraguayischen Kreise spielen lassen und wird versuchen so viel Geld als möglich raus zu schlagen. Wird die deutsche Botschaft, wenn er sich auf das Investitionsschutzab-kommen beruft, auf die Seite eines mutmaßlichen Kriminellen stellen? Warten wir es ab.

Viele Grüße, Arnulf

Bericht: Meine Reise auf die Philippinen März / April 2014

Ich besuchte die mir bekannten Aëtas am Pinatubo, District San Marceli-no. Das reine Aëtadorf Itang Lew ist von Filippinos übernommen worden, die viele Ziegen halten, weshalb auch rückkehrwillige Aëtas kaum mehr etwas anbauen können. Die ehemaligen Bewohner leben im Tiefland im Dorf Lawin auf einer Fläche, die den Flüchtlingen Aëtas vom Bürger-meister zur Verfügung gestellt wurde. Auch hier werden sie von Filippinos langsam verdrängt. Der Slum ist nun schon stark vermüllt, Probleme bereiten die vielen Glasscherben. Sie le-ben neben Sandwerken, in denen manche Arbeit finden. Die Lkw der Werke bringen viele Aëtas in ihren ehemaligen Lebensraum zurück, an den Pinatubo, um dort mit Magneten von Hand Eisenerz in den Flussläu-fen zu sammeln. Noch verdient man hier gut, auch ich habe zur Probe an einem Tag knapp 500 Kg gesammelt (2€!). Trotzdem wird auf Schul-denbasis gelebt, die ersten Gewinne werden in Schnaps investiert. Etli-che Aëtas haben sich nun Mopeds zugelegt, und müssen deren monatli-che Ratenzahlungen erarbeiten.

Aëta-Kinder Foto: FdN

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Die Siedlung in Lawin ist von etlichen großen Hühnermastfarmen umge-ben, die je nach Zustand des Abfalls, günstig bis kostenlos verendete Kleintiere auch Säckeweise abgeben. Die Aëtas scheuen sich nicht, auch nach der Zubereitung noch übel riechendes Fleisch zu verzehren. Es wimmelt in der Siedlung von Kindern, die aber schon ab 4-5 Jahren im Christian Learning Center, und später in der Grundschule in die Kultur des Mainstreams der Filippinos eingeübt werden, was den Verfall der letzten Reste an Aëta-Tradition beschleunigt. Das Schönste an Lawin ist eine Kette von Baggerseen, an denen Filippi-nos Gemüse und Bananen anbauen, es ist schattig, das Wasser Quell-frisch. Nun, während der heißesten Monate des Jahres war dies der beste Ort für Kinder, die ich hierhin so oft wie möglich ausführte. Trotz vieler Erkundigungen und Besuche des Healthcenters der Stadt konnte ich keine Angaben über den Quecksilbergehalt des Trinkwassers erhalten oder Labore in Manila finden, die diese Substanz messen. Vor der möglichen Vergiftung wird schon in meinem Reiseführer ge-warnt, das Grundwasser der Goldbergwerke bei Pili kommt evtl. als ers-tes in Lawin an die Oberfläche. In der Mine wird wieder illegal und damit unkontrolliert gearbeitet. Etliche Bagger und Radlader wurden antrans-portiert. Es gibt auch noch einen Stausee, in dem die Gifte der letzten Jahrzehnte lagern.

Dipuntian 2001: Als der Regenwald noch bis ans Meer reichte Foto: B. W.

Ich besuchte Dipuntian an der Pazifikküste für ein paar Tage. Noch vor dem großen Sturm in Cebu traf im Oktober ein Taifun den Ort. Alle Häuser wurden zerstört, auch die Zementierten, einschließlich des Daycarecenters. Die Bewohner überlebten, erlitten keine bleibenden

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Schäden, beklagten aber die Nässe und Kälte der folgenden Tage. Aller Besitz wurde in die Casiguran Bay geweht. Mit Hilfe öffentlicher Gelder war das Dorf neu errichtet worden, eine Zweite Kirche ist im Bau, Viele Hütten wurden für die Schule gebaut, die vom katholischen TCT finan-ziert werden. Die Landwirtschaftlichen Aktivitäten erstrecken sich über das ganze Land, die Hügel wurden Brandgerodet. Der Sturm riss Blätter und Äste von den Bäumen und Palmen, die Gegend sah deshalb nicht gut aus.

2001: erste Wunden in Regenwald bei den benachbarten Filipinos

Brandrodung Fotos: B. Wegener

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Naton ist es gelungen, die Rattansammelrechte der Region zu vermark-ten, seine Nachkommen verarbeiten den Rohstoff und sammeln ihn für den Export. Ich zahlte die Grundsteuer für 2015 und gab wie gewohnt zum Zeichen des guten Willens ein paar Lebensmittel aus. Der Anteil an Filippinos auf dem Land ist hoch, die Durchmischung der Agtas mit ihnen unüberseh-bar. Der zweispurige geteerte Highway über die Sierra Madre ist fertigge-stellt, an der Küste fehlen nur noch wenige Km um Cassiguran zu errei-chen. Genesis Bus Co. führt schon einen Direktbus ab Manila im Fahr-plan.

Agtas in Dipuntian (re.: Naton) Foto: FdN

Ich besuchte wie zuletzt vor 7 Jahren Kanaipang weiter nördlich an der Küste im Nationalpark. Hier leben die kulturell besterhaltenen und auch besuchbaren Negritos, die ich kenne. Der Einfluss der Außenwelt und der Missionare ist noch relativ gering, die Lebensfreude hoch. Die Agtas fangen wegen dem all-gemeinen Rückgang nur noch kleine Fische, selten mittlere bis 1 Kg. Genug, um sie im Hinterland gegen Reis zu tauschen. Die Verdrängung der Agtas durch Filippinos vollzieht sich langsam. Es werden derzeit an-geblich keine Baumstämme aus dem Park übers Meer geschmuggelt, sondern Bretter. Es wird für deren Herstellung aber etwa 10x so viel Holz

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im Wald gefällt. Der Küstenwald wird zunehmend durch Brandrodung zurückgedrängt. Um die Transformation der schönsten, mir bekannten Küste in Resorts (Surfparadies!) und Filippinosiedlungen aufzuhalten, kann man die Land-rechte kaufen. Mir wurden 5 ha Land für 170 € / ha angeboten. Das war ein, nur von einer Familie Agtas bewohnter Palmenstreifen der Küste. Dahinter liegt der Regenwald, den man als Küsteneigner mit in Besitz nimmt, da hier der einzige Zugang zum Wald ist. Gleiches gilt für die Felsküste, die den Sandstrand umgibt. Angeblich sind die Preise anderer Küstenteile ähnlich. Die Landrechte werden privat gehandelt, keine Bürokratie. Verhandlungen mit dem DENR, der Parkverwaltung wären von Nutzen, um ggfls. einen Verein o.ä. zum Schutz des Waldes zu gründen. Dies hat anderenorts schon geklappt. Für engagierte Aktivisten ist dies eine attraktive Aufgabe in pa-radiesischer Umgebung. Soweit das Wichtigste. Viel Erfolg.

Gruss Hannes

26.5.14 Hallo Bernd, Danke für Deine Mail, hier mein Kommentar (hinter den kursiven Fra-gen): Insgesamt muss man konstatieren, dass die Situation der Negritos sich immer weiter verschlechtert und sie zunehmend dem „american way of live“ der Filipinos verfallen und versuchen dem möglichst nachzueifern. Wenn ich das vergleiche mit den Ayoreo, die trotz Leben in der Zivilisati-on ein sehr starkes Selbstbewusstsein für ihre Kultur bekunden, und massiv für ihr gestohlenes Land kämpfen, frage ich mich, warum sind weder Aëtas, noch Agta in der Lage analog zu agieren? Man hat angeblich inzwischen genetisch die Vermutung bestätigt, dass die Negritos ausgewanderte Pygmäen sind. Das sind im Vergleich zu Indianern recht friedliche und fast gar nicht or-ganisierte Kulturen. Sie haben scheinbar nicht das Talent, andere Men-schen auszugrenzen, sich von ihnen zu distanzieren. Das macht sie zwar sympathisch, verhindert aber jede Verteidigung. Auch die Garifuna von St. Vincent, die ich 2013 kennen lernen durfte, zeigen und demonstrieren stolz ihre Herkunft und Kultur, trotz erlittenen Völkermord durch die koloniale Unterjochung und versuchen, Traditionen wieder zu beleben, die Jahrhunderte ins „Vergessen“ getrieben wurden. … Hartmut, denke ich, würde sich im Grabe umdrehen, wenn er sehen könnte, was aus der Naturlandschaft von Dipuntian geworden ist. Man

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kann ja auch bei Google Earth schon erkennen, wie es dort leider inzwi-schen ausschaut. Muss Dich das nicht deprimieren, es hautnah zu sehen? Aber wenigs-tens haben Agtas dort einen Platz zum Leben oder besteht doch die Ge-fahr, dass eines Tages die Filipinos sie von dort verdrängen? Das einzige, was in Dipuntian gelungen ist, war das Land und das Leben der Bewohner zu erhalten. Die geschätzte Hälfte der Bewohner Dipuntians sind keine keine Agtas mehr, alle Grade der Durchmischung sind zu erkennen. Hartmuts Vorstellung von Rassenreinhaltung* hat sich als illusorisch er-wiesen. *sowie, dass in Dipuntian nur Agta leben sollen – Anm. B.W. Zwar verstehen die Agtas auch heute noch die Idee, können sie in der Praxis aus genannten Gründen aber nicht umsetzen. Selbst mich versuchen sie, als erstes hier, mich zu verheiraten und ein-zubeziehen. Im Allgemeinen empfinde ich die Negritos als schwerst kon-taktierte Kultur in schneller Auflösung. Das auch all meine Versuche, den Lauf der Dinge aufzuhalten scheitern, war zu erwarten. Was aber meine Lebensfreude empfindlich trifft, ist es, den Untergang der jungen Seelen direkt mitzuerleben. Denn diese lebten noch bis zur Zivilisierung ein recht freies Leben und bildeten mit ihren Mitmenschen (auch mir) ein Kollektivbewusstsein....

Gruß Hannes Welche Zukunft werden die Kinder der Agta haben? Foto: FdN

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Kräutler: „Da läuten bei mir die Alarmglocken“

Dieser Text stammt von der Webseite http://de.radiovaticana.va/news/2014/ 05/03/kr%C3%A4utler:_%E2%80%9 Eda_l%C3%A4uten_bei_mir_die_ alarmglocken%E2%80%9C/ted-796104 des Internetauftritts von Radio Vatikan 25.5.204

Amazonas-Bischof Erwin Kräutler schlägt Alarm: In seinem Bistum am Xingu-Fluss sind aus seiner Sicht ganze Indianer-Völker vom Aussterben bedroht. Geschäftsleute rissen sich mit Unterstützung aus der Haupt-stadt Brasilia den Lebensraum der Indianer unter den Nagel, so der aus Österreich stammende Missionsbischof. In Aparecida hielt Kräutler ein Referat zur Lage der Indianer bei der derzeitigen Vollversammlung der brasilianischen Bischofskonferenz. Unserem Korrespondenten dort sagte er hinterher: „Wir können nicht untätig zuschauen, wenn Menschen zwischen Leben und Tod sind - das ist eine Aufgabe der Kirche! Unsere indigenen Völker hier sind tatsächlich heute in einer Situation, die wir uns vor drei oder vier Jahren noch nicht vorgestellt haben. Wir haben 1987 sehr darum gekämpft, dass Indianerrechte in die Verfassung kommen, und das ist uns - zusammen mit den indigenen Völkern - gelungen. Wir haben alles getan, um die Abgeordneten an ihre Verantwortung zu erinnern, dass die Rechte der indigenen Völker in die Verfassung gehören.“

Jetzt aber sei das Erreichte gefährdet: Der Wind habe sich gedreht, so Bischof Kräutler. „Es gibt echte anti-indigene Kampagnen in Brasilien, insbesondere durch die Vertreter des Agrar-Business. Die sind sehr stark im Kongress in Brasilia vertreten und wollen jetzt an diesen Verfassungsbestimmungen rütteln. Da läuten bei mir die Alarmglocken! Wenn an diesen Bestim-mungen gerüttelt wird, ist das mittel- und teilweise sogar kurzfristig der Tod der indigenen Völker. Es geht um die Abgrenzung, die Demarkie-rung der indigenen Gebiete. In der Verfassung von 1988 heißt es in Arti-kel 67 der vorläufigen Bestimmungen, dass die Regierung den Auftrag hat, alle indigenen Gebiete innerhalb von fünf Jahren als solche erklären und demarkieren sollte. Nicht einmal die Hälfte davon ist tatsächlich durchgeführt worden!“

Wo aber Indianergebiete nicht verlässlich demarkiert sind, da können

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Geschäftsleute ihr Unwesen treiben. Zum Schaden der Indigenen, deren Zahl Bischof Kräutler mit „fast fasst 900.000 Menschen“ angibt.

„Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ist das natürlich eine verschwin-dende Minderheit, aber wenn man sich überlegt: Diese 896.000 Indige-nen machen 305 verschiedene Völker aus, die es in Brasilien gibt - mit heute noch 274 verschiedenen Sprachen! Das ist meines Erachtens ein Reichtum für Brasilien. Man kann nicht so tun, als ob die indigenen Völ-ker ein Hemmschuh für den Fortschritt oder die Entwicklung wären - im Gegenteil, sie sind ein Reichtum. Und als solcher sollten sie auch ver-standen werden.“

Von der „tausendjährigen Erfahrung der Indigenen in ihrem Lebensraum“ könne die ganze Gesellschaft Brasiliens viel lernen, glaubt der vielfach preisgekrönte und vielfach bedrohte Bischof vom Xingu-Fluss. „Wir haben 16 Prozesse am Hals, weil wir die Verfassung verteidi-gen“ „Aber wenn man die Entwicklung nur als wirtschaftliches Wachstum ver-steht, als Rekordernte oder als Steigen des Bruttonationalprodukts, dann sitzen wir natürlich auf der falschen Seite. Für die indigenen Völker sind Entwicklung und Fortschritt immer noch: eine bessere Lebensqualität. In jeder Hinsicht. Sie sprechen vom guten Leben - das bedeutet Leben in Harmonie mit der Natur und den Mitmenschen, auch mit dem, was sie als Transzendenz erfahren und verstehen.“

Er habe den Bischöfen gesagt, dass auch die Kirche in dieser Hinsicht viel von den Indigenen lernen könne. Weil sich die Kirche am Amazonas entschlossen auf die Seite der Indianer stelle, werde sie „kriminalisiert“, ja richtiggehend „verfolgt“, so Bischof Kräutler.

„Wir haben 16 Prozesse von Großgrundbesitzern am Hals, weil wir ge-sagt haben: Die Indianer haben recht. Wir verteidigen die Verfassung gegen Leute, die von der Verfassung nichts hören wollen. Deswegen werden wir verfolgt! Wir werden heute gerade deswegen verfolgt, weil wir die brasilianische Verfassung verteidigen gegen alle diese Machen-schaften und Aggressionen von Seiten der Großgrundbesitzer... oder durch Leute, die nicht satt werden können und über Leichen gehen, da-mit sie von heute auf morgen steinreich werden.“ 17.5.2014 Schandfleck "Belo Monte" Jahrelang konnten die Ureinwohner erfolgreich den Bau des Mega-Wasserkraftwerks "Belo Monte" verhindern und retteten damit vorerst

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ihren Lebensraum, den brasilianischen Regenwald. James Cameron hat diesen bemerkenswerten Aufstand in seinem Kassenschlager "Avatar" bereits thematisiert und plant seitdem, einen 3D-Film über den Xikrin-Kayapó-Stamm zu drehen. Viel Zeit hat er dafür allerdings nicht mehr. Umweltkatastrophe im Herzen Amazoniens Das Prestige-Projekt von "Belo Monte", an dem auch die österreichische Andritz AG mitarbeitet, soll ein Fünftel des brasilianischen Strombedarfs decken. Und auch die Aluminium- und Stahlindustrie des rohstoffhungri-gen Landes will damit versorgt werden. Das Belo-Monte-Projekt wurde jedoch bereits zu Zeiten der Militärdiktatur entworfen und gilt als ökono-misch äußerst fragwürdig. Die Turbinen würden aufgrund des schwan-kenden Flussspiegels nur wenige Monate im Jahr ausgelastet sein. Hin-zu kommen Zerstörungen in der gesamten Flusslandschaft, die wiede-rum das einzigartige Öko-System des Amazonas-Regenwalds sowie ge-schätzte 40.000 indigene Bewohner/innen der Region gefährden.

Junge der Kayapó Dorf der Kayapó Fotos: Jesco von Puttkamer

Jahrelanger Kampf der Kayapó 12. Jahre lang konnten die Kayapó erfolgreich den Bau des Mega-Wasserkraftwerks "Belo Monte" verhindern und retteten damit vorerst ihren Lebensraum, den brasilianischen Regenwald. Nachdem schon zwei Präsidenten der brasilianischen Umweltbehörde (IBAMA) zurückge-treten sind, weil sie sich weigerten, die umweltrechtliche Genehmigung für Belo Monte zu erteilen, erließ die IBAMA am 26. Januar 2011 eine vorläufige Baugenehmigung für den Damm - ein schwerer Schlag für die betroffenen Ureinwohner.

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Immer wieder Baustopps Seither wurde das Projekt bereits mehrere Male durch gerichtliche Ent-scheidungen vorübergehend gestoppt und zwischenzeitlich wieder auf-genommen. Zu Zeit gehen die Arbeiten trotz Bauverbot stetig voran - trotz der jahrelangen Protestwelle scheint der Kampf gegen den Stau-damm verloren. Wirtschaftliche Interessen oder und die strategische Er-schließung der abgelegenen Region wiegen scheinbar schwerer als die Rechte der Indígenas. Die Inbetriebnahme von Belo Monte ist für 2015 geplant. Auch Kirche ist machtlos Eine breite Bewegung gegen den Dammbau ist entstanden: Sie umfasst Hollywood-Persönlichkeiten, Stammeskrieger, enteignete Bauern und internationale Öko-Aktivisten. Darunter auch der österreichische Bischof Erwin Kräutler. Er lebt seit 1982 in der Xingu-Region – und gehört zu den prominentesten Kritikern des Belo-Monte-Staudamms. Anfang April trug er seine Anliegen Papst Franziskus vor. Kräutler beklagte den mangeln-den politischen Willen der brasilianischen Regierung, die Rechte den In-digenen bei der Verteidigung ihres Landes gegen Großgrundbesitzer und das Agrobusiness zu unterstützen. Was Sie tun können: Unter diversen Seiten, wie z.B. www.belomonte.org oder avaaz.org können Sie ganz einfach ohne Anmeldung eine Petition gegen den Bau des Mega-Damms Belo Monte unterzeichnen.

http://www.news.at/a/amazonas-brasilien-schandfleck-belo-monte-kayapo

Die Ogiek in Kenia kämpfen für ihre Rechte (gekürzt)

von Gordon Bennet, 23. Mai 2014 Ein kenianisches Gericht hat entschieden, dass den Ogiek der "Zugang" zum Mau-Wald geschützt werden muss. Aber ihre Ansprüche auf "Rech-te" für das Land stieß auf taube Ohren.

Es fing mit den Briten an. In den frühen 1900er Jahren waren sie die ers-ten weißen Siedler, die den Jäger und Sammler von ihrem Land ver-drängten und sich dieses mit formalen Rechtstiteln sicherten gegenüber den Ansprüchen der ursprünglichen Besitzer. Ein Jahrhundert später, gibt es kaum Änderungen. Leistungsstarken Eliten gelingt es immer noch Völker ihres Landes zu berauben, und wo nötig es noch mit gerichtlichen

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Sanktion durchzusetzen. Im März 2014 war das Urteil des Umwelt-und Landgericht im Letuya Fall gerade der letzte in einer Reihe von Ent-scheidungen, wo die Titelträger gegenüber Ureinwohner konsequent be-günstigt wurden.

Vor zwei Jahrzehnten war Joseph Letuya unter den vielen Ogiek Men-schen, die aus ihren Häusern im Osten von Kenias Mau Wald ausgewie-sen wurden, um eine vermeintlich "produktive" Verwendung fremder Grundstücke zu ermöglichen. Es kostete ihn und seine Nachbarn fast 17 Jahre, um sich ihren Weg durch das kenianische Rechtsdickicht zu kämpfen, aber als das Gericht endlich ihre Beweise hörte, gab es keinen Zweifel daran, dass die Jäger und Sammler sowie Kleinbauern der Ogiek auf den Wald nicht nur für ihre Identität als Volk, sondern auch für ihren Lebensunterhalt angewiesen sind. In der Entscheidung mit weitreichenden Auswirkungen auf andere Ge-meinden, befand das Gericht, dass die Fähigkeit, die Lebensgrundlagen der Ogiek schützen, zu einem Paket von Rechten gehörte, die beiden das Recht auf Leben für alle Bürger durch die Verfassung garantiert. Das Gericht behauptet, dass der Kläger weiterhin Zugang zum Mau Wald ha-ben muss, daher "geschützt" werden muss. In einer ebenso fortschrittli-chen Erklärung stellte das Gericht fest, dass die Vertreibung der Ogiek sie daran hinderte, das Leben in Einklang mit ihren kulturellen Praktiken zuführen - gegen ihr verfassungsmäßiges Recht, nicht diskriminiert zu werden, verstieß.

Beide Gründe des Gerichtshofs nahm die Nationale Landkommission (NLC) - eine unabhängige Regierungskommission (2012 gegründet) -, als Anlass, um "Land Ungerechtigkeiten" zu untersuchen und Empfeh-lungen auszusprechen. Der NLC muss nun Land im Mau-Wald für dieje-nigen Ogiek identifizieren, die für "angemessene Entschädigung in Frage kommen und die es noch brauchen“. Es ist durchaus möglich, dass als ein Ergebnis ihrer Empfehlungen, genügend Land für die Ogiek zugeteilt wird und dass sie die sicheren Titel bekommen, um sicherzustellen, dass sie angemessen für sich selbst sorgen und für ihre eigene Zukunft ent-scheiden. Wenn dem so ist, wird sich der Letuya Fall als ein voller Erfolg erwiesen haben.

Rechte nicht Reparationen Die Antwort liegt in der anhaltenden Zurückhaltung der kenianischen Ge-richte, zu akzeptieren, dass nur Ansprüche auf Besitz von jeher basiert - und nicht nur durch formale Titel für einen ordnungsgemäßen Rechtsbe-zug begründet sind. Das ist es, warum der Gerichtshof anscheinend auf Entschädigung für die Zwangsräumungen bestanden habe, somit zu ei-

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ner nicht-juristischen, und warum der Gerichtshof wenig Aufmerksamkeit den Letuya Argumenten zubilligte.

Zum Beispiel sagte das Gericht, dass ein Anspruch aus vorkolonialer Nutzung durch Vorfahren und Clans von der Zuteilung "fehl am Platze sei, da die genannten Maßnahmen nicht jegliche Rechte verleihen". An-scheinend war dies, weil "der Prozess der Übertragung der rechtlichen und gerechten Eigentumsrechte an Land unter kenianischem Gesetz er-füllt wird. Dieses hängt von formalen Prozessen der Zuweisung oder Übertragung sowie konsequenter Registrierung der Titel ab."

Der Letuya Fall wird nun in Berufung gehen und es ist zu hoffen, dass die Anwälte von Joseph Letuya und der anderen Kläger diese Gelegen-heit nutzen, um das Berufungsgericht davon zu überzeugen, dass es die Urteile andere Commonwealth-Gerichte und der Afrikanischen Kommis-sion folgt, und die Ogiek berechtigt werden, das sie das Recht für das Land bekommen, aus dem sie unrechtmäßig vertrieben wurden. Quelle: ECOTERRA Intl. [email protected], 24.05.2014

Ogiek-Ältester Foto: Steffen Keulig

Yahoo Nachrichten

28.06.2014: Nach einem jahrelangen Rechtsstreit mit den Aborigines hat Australien am Donnerstag seine Pläne zur Errichtung eines Atommüllla-gers auf dem Land der Ureinwohner aufgegeben. Die Regierung hatte sich Anfang 2007 mit dem Ngapa-Clan geeinigt, leicht- und mittelradio-

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aktive Abfälle auf ihrem Land bei Muckaty Station im Bundesstaat Northern Territory zu bauen. Vier andere Clans erhoben daraufhin aber ebenfalls Anspruch auf das Land und erklärten, der Ort befinde sich zu-dem nahe einer heiligen Stätte.

Aborigines aus dem Gagaju Land / Queensland Foto: FdN

Auf der Flucht: freiwillig, isoliert lebende Indianer zum Kon-takt getrieben! Im Juli berichtete die internationale Presse über ein Ereignis, das fatale Folgen für diese Indigenen haben kann. Vorrangig stehen die Gefahren, an Infektionskrankheiten der Zivilisation zu sterben. Harmlose grippale Infekte verlaufen für diese Menschen oft tödlich, da sie keine Immunität gegen die Erreger besitzen. Die Geschichte der Tieflandvölker Südamerikas zeugt von unzähligen, derartigen Geschehen.

Den Angaben nach kam es zum Kontakt mit sieben Mitgliedern einer iso-liert lebenden Ethnie, von der man wusste, dass es sie gibt. Nun jedoch kam es nach faßt zwei Jahrzehnten wieder zu einer Berührung, ges-chehen im Grenzland zu Peru, bei welcher auch die FUNAI - Brasiliens Indianerschutzinstitution - zugegen war. Dem brasilianischen Nachrichtenportal G1 zufolge hatten die unbekann-ten Ureinwohner am 26. Juni Kontakt zu den sesshaften Ashaninka am Rio Envira im Bundesstaat Acre aufgenommen. Experten der FUNAI filmten vier Tage später das zweite Treffen. Die „Isolados“ nahmen Ge-schenke in Form von Bananen an, entwendeten jedoch in der Siedlung

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ein Kleidungsstück sowie eine Axt – und gelangten damit aber auch an mögliche Keimträger gefährlicher Infektionskrankheiten!

Foto: Divulgação/Funai

Nach Angaben der brasilianischen Experten soll die Gruppe, die aus et-wa 50 Menschen bestehen soll, der Pano-Sprachfamilie angehören. Die Gruppe ist vermutlich vor Holzfällern und / oder Kokainschmugglern aus dem peruanischen Nachbarland geflohen. Übersetzer José Correia teilte G1 mit, die Ureinwohner hätten von Angriffen nicht-indianischer Fremder gesprochen. Eine Möglichkeit für den Kontakt kann lt. dem Anthropolo-gen Terri Aquino auch der Drang nach Messern und Äxten gewesen sein, zumal von den sieben Personen, einer ein Messer bei sich trug.

Laut Correia sind Grippe und Diphtherie unter den „Isolados“ ausgebro-chen. Einige Todesfälle durch unbekannte Krankheiten habe es nach Aussagen der Ureinwohner bereits gegeben. Ein Ärzteteam hat die sie-ben Betroffenen inzwischen geimpft. Diese verließen darauf den Ereig-nisort, um zu den ihren zurück zu kehren. Doch das könnte das sichere Aussterben für ihre Gemeinschaft bedeuten, wie die FUNAI mitteilte: „Während des Kontakts durch die Indigenen ist die gesamte Gruppe vor Ort gesundheitlich versorgt worden. Dennoch ist die Situation beun-ruhigend, da sie nur mit wenig Immunität ausgestattet sind. Die Grippe könnte sich zu einer Lungenentzündung entwickeln und sie in Lebens-gefahr bringen. Außerdem befürchten wir, dass die sieben Individuen der ursprünglichen Kontaktgruppe mit der Krankheit weitere Mitglieder des Stammes in ihrem Heimatdorf anstecken könnten.“

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Die FUNAI beabsichtigt, sich weiter im Gebiet aufzuhalten und für weitere Impfungen zur Verfügung zu stehen, sofern Mitglieder der “Isola-dos” sich wieder nähern. Ob es dazu kommen wird, ist ungewiss.

Peru hat ca. 70 Prozent seines Amazonasgebietes mit Lizenzen zur Öl- und Erdgassuche überzogen. Hinzu kommen legaler / illegaler Holzeinschlag sowie Drogenmachenschaften. Davon sind insbesondere in freiwilliger Isolation lebende Völker hart betroffen. Es bedeutet das Aus für ihr Leben und das ihrer Kultur, somit Genozid und Ethnozid!

Quellen: http://www.bild.de/news/ausland/amazonas/indianer-amazonas-brasilien-kontakt-mit-der-aussenwelt-37050082.bild.html

http://motherboard.vice.com/de/read/krzlich-erst-kontaktierter-stamm-in-brasilien-ist-bereits-mit-grippe-infizierte/?utm_source=motherboardfb

http://www.n-tv.de/wissen/Forscher-entdecken-unbekannte-Ureinwohner-article13345791.html

Karte der vier be-kannten Isolados-Völker (Acre), brasilienmagazin.net/gesundheit-umwelt/4169/

unkontaktierter-indianerstamm-in-brasilien-infos-fotos-karte/

Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit, indem Sie Förderer/in von Freunde der Naturvölker e.V. sind und Freunde werben. Der Satz ei-nes der Führer der Totobiegosode, die aus freiwilliger Isolation in die Zi-vilisation gezwungen wurden: „Hätte ich das Leben der Weißen vorher gekannt, wäre ich nie aus dem Wald gekommen“ spricht für sich.

Vielen Dank. Bernd Wegener, Vorsitzender

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Mitgliederversammlung „Freunde der Naturvölker“ 2014

Leitung: Bernd Wegener Protokoll: Frank Trinks

Datum: 05. Juli 2014 Zeit: 12:45 bis 17:00 Uhr

Ort: Hohler Weg 36, 21481 Lauenburg

Eröffnung und Versammlungsleitung durch den 1. Vorsitzenden Bernd Wegener und Wahl von Frank Trinks zum Protokollführer.

Die mit der Einladung versandte Tagesordnung wurde einstimmig

angenommen.

Bernd Wegener stellt die Beschlussfähigkeit der

Mitgliederversammlung fest. Zur Jahresversammlung wurde

ordnungsgemäß eingeladen (über Infoheft Nr. 69/Mai 2014 für

Mitglieder/Interessierte).

Vorstellung des Tätigkeitsberichts für 2013 durch Bernd Wegener

Der Tätigkeitsbericht wurde einstimmig bestätigt.

Kassenprüfung: Jürgen Thoenus stellte den Kassenbericht für 2011– 2013 vor und äußert keine Beanstandungen und empfahl die Entlastung des Vorstandes.

Annahme ohne Gegenstimmen durch die Versammlung.

Neuwahl der Kassenprüfer: auf Vorschlag wurde gewählt:

Jürgen Thoenus, Gabriele Wendland, Hannelore Haack

Vereinsausschluss

Annahme ohne Gegenstimmen durch die Versammlung.

AKTUELLES/Schwerpunkte 2014

33 ha Kampagne: In Erinnerung daran und als Wiedergutmachung da-für, dass Mitte des 19. Jahrhunderts jeder europäische "Siedler" in Ar-gentinien für jeden Indigenen, den er ermordete, zur Belohnung 33 Hek-tar Land erhielt, soll die Bereitschaft zur Wiedergutmachung geweckt werden. Die Kampagne soll dabei helfen zu verhindern, dass gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen eine ähnliche Politik der Vernichtung o-

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der Umerziehung betrieben wird, wie dies in der Zeit der Militärdiktatur geschehen ist. Mex und Frank wollen hierzu das Bild, das von Mex stammt, zu einem Logo gestalten. Danke, Euch Beiden!

Fundraising: Wenn wir Fundraising betreiben wollen, muss allein die Aufmachung unserer Post auffällig und interessant sein, damit das nicht gleich in den Papierkorb wandert. Arne bietet sich an, sich darum zu kümmern. – auch dafür Danke!

Naturvölker-Nachrichten: Leider hat sich nach Helen Diederich, die seit 2011 hier sehr aktiv war, und damit ermöglichte, dass regelmäßig auf der Webseite neue Nachrichten zu indigenen Völkern erschienen, bisher niemand gefunden, diese Aufgabe künftig zu übernehmen. Wer hat Lust hier zu wirken?

Webseiten: Die Webseite wurde erweitert um Letzte Neuigkeiten, auf der nun zwei neueste Infos eingestellt werden können.

Die nachfolgend genannten Schwerpunkte werden dieses Jahr wesent-licher Inhalt unseres Engagements sein.

- AYOREO (Iniciativa Amotocodie, Totobiegosode Landforderung) - NIVACLE (Tierra Libre – Instituto Social y Ambiental) - HADZABE (Landrechte) - NEGRITOS (Aeta, Agta) - GARIFUNA (Unterstützung "The Callinago Tribe", die für Erhalt /

Wiederbeleben traditioneller Kultur wirken) - Westpapua/Westpapua-Flüchtlinge (hier wird künftig wieder

Richard aktiv sein) - Temiar (in Abhängigkeit von aktuellen Ergebnissen)

Im Anschluss berichtete Sebastian eindrucksvoll und sehr informativ über seine „Hadzabe-Reise 2013“.

Unser besonderer Dank gilt unserem Gastgeber Mex sowie allen an der Durchführung des Treffens beteiligten helfenden Händen für die tolle Bewirtung und organisatorische Durchführung.

gez. Frank Trinks

FdN Tätigkeitsbericht „Unsere Arbeit 2013“

Öffentlichkeitsarbeit Webseiten - Im Sommer Fertigstellung und Onlinestellung der neuen Webseite

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naturvoelker.de; Okt. - Dez.: Übernahme relevanter Inhalte, incl. deren Aktualisierung von der alten Webseite naturvoelker.org, ab Dezember: neue Nachrichten zu den Projektunterstützungen (Hadzabe, Garifuna/Callinago Tribe, Ayoreo, Nivacle) sowie zu Ereignissen (4)

- freewestpapua.de: wird nicht mehr aktualisiert. Hinweis: FdN ist Mitglied im Westpapua Netzwerk, deren Webseite gut aufbereitete, aktuelle Infos vorhält (http://www.west-papua-netz.de/).

Infoheft „Naturvölker“: vier Publikationen Heft 64: Die anderen Seiten im düsteren Geschäft der Lumpen-

sammler; Der Lebensraumverlust der NIVACLE – eine historische Betrachtung / Tierra Libre: Nivacle haben über 98% ihres Lebensrau-mes verloren!; Leserbrief zu Guarani-Kaiowa, Brasilien / Guarani-Kaiowa machen virtuell und real mobil; Landprojekt Totobiegosode; Naturvölker – Kurznachrichten; Einladung Jahresversammlung 2013

Heft 65 (Sonderheft Nr. 4: GARIFUNA): die indianischen Vorfahren, inter-Ehe schwarzafrikanischer Sklaven mit Insel-Kariben, Freiheits-kampf / Völkermord und Deportation, Neubeginn, Garifuna / “Black Callinago Warriors” heute

Heft 66: FdN-Jahresversammlung 2013; Überlebenskampf gegen die vordringende Landwirtschaftsfront – Die Teilungsstrategie der Ayoreo-Totobiegosode und ihre Folgen; Landraub die bittere Erfahrung für die Ureinwohner (Beispielberichte aktuell: Mbya, Ayoreo, Enxet)

Heft 67: The Callinago Tribe: Vermächtnis und Forderung an die Zukunft; Paraguay: Nivacle-Projekt (Anhang: Fortschritte der Initiative zur “Wiederherstellung der Territorialen Erinnerung der Nivacle”, Aktivitäten der Nivacle-Gemeinden mit Unterstützung von Tierra Libre; Halbinsel Malakka: Malaysia, die Orang Asli – das lautlose Verschwin-den einer Kultur / Malaysia plant Komplott gegen die Orang Asli / Der stille Tod der Hüter des Waldes – oder wie Malaysia die Zerstörung der letzten Regenwälder legitimiert; In eigener Sache: Was man Tun kann; Stoppt Menschensafarie! – Kampagne für die Jarawa; 10 Jahre FdN-Hilfe: Ayoreo-Spendenaufruf

Besondere Öffentlichkeitsarbeit: Von seiner Asien-Reise brachte Arne Salisch Informationen zur Lebensraumvernichtung der Orang Asli, der Ureinwohner Malaysias mit. Arne hat detailiert ermittelt und Kontakte zu Orang Asli Aktivisten von JKOASM hergestellt, um Unterstützungen zu ermöglichen. FdN hat deshalb auch geworben, Protestschreiben über die Webseite der GfbV zu Gunsten bedrohter Temiar und Jakun zu nutzen. Wir danken allen, die sich an den Protesten beteiligt haben.

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Flyer Im Oktober konnte unser Flyer in einer Stückzahl von 1.000 Exemplaren von der Druckerei bezogen werden. Bitte nutzen Sie die Flyer, um für FdN zu werben.

Flyer: Erklärt, warum FdN sich engagiert und sagt was wir tun. Ausstellung „Landraub - Profit.Macht.Hunger“ vom 05. bis 20. Juni 2013 im Landratsamt Ludwigslust vom Verband für Entwicklungspolitik Niedersachsen (VEN), ergänzt von Freunde der Naturvölker (FdN) mit Projekten zur Thematik „Land heißt Leben!“, in der die Landsicherungs- und Schutzmaßnahmen der paraguayischen Nichtregierungsorganisa-tionen GAT zur Landrückforderung der Totobiegosode (5.500 km²) sowie INITIATIVA AMOTOCODIE und Ayoreo-Organisation UNAP vorgestellt, aber auch auf das traurige Schicksal der Mani* in Thailand aufmerksam gemacht wurde. Die Ausstellung von VEN ist von der deutschen UNESCO Kommission als offizielles UN-Dekade Projekt „Bildung für nachhaltige Entwicklung 2011 / 2012“ ausgezeichnet worden und zeigt Zusammenhänge zum weltweiten Run auf Ackerboden. Laut einer aktuellen Studie der Welt-bank aus dem Jahr 2010 wurden allein 2009 weltweit 45 Millionen Hektar Ackerfläche verkauft oder langfristig verpachtet. Etwa 70 % davon in af-rikanische Länder. Die ausländischen Direktinvestitionen in Land werden vorzugsweise in Ländern mit fragilen Regierungen getätigt. In vielen Fäl-len kommt es dabei zu gewaltsamen Verdrängungen von Kleinbauern und Indigenen. Dass auch Deutschland nicht unbeteiligt an diesen Land-nahmen ist, zeigt die Finanzinvestmentbranche, die zunehmend auch in

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Ackerböden investiert, darunter der größte deutsche Agrarfonds DWS der Deutschen Bank. Die Ausstellung wurde am 05. Juni 2013 durch Landrat Rolf Christiansen eröffnet.

*Das traurige Schicksal der Mani: Vor 200 Jahren sollen noch „tausende“ Mani, wie ein thailändischer König in einem Bericht vermerkte, auf der südlichen Halbinsel seines Reiches beheimatet gewesen sein. Anfang 2000 belief sich die Zahl der nicht- sesshaften Mani in den Banthat-Bergen auf weniger als 150. Schon ein Jahr später fand Hartmut Heller niemanden dort mehr vor. … Zwei weitere Gruppen von Mani lebten noch weiter südlich der Banthat-Berge, eine der Gruppen davon im Thale-Ban-Berg- land. Sie sind halbzivilisiert und als Tagelöhner in Gummibaumplantagen der Thai völlig abhän- gig gemacht worden. Die Erwachsenen der an- deren Gruppe sind fast den ganzen Tag über betrunken. Ihr Drama steht in engem Zusammenhang mit der Vernichtung der Wälder für Plan-tagen. Als der thailändische König Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhun-derts ein absolutes Verbot für den Holzeinschlag erließ, kam das viel zu spät. Mehr als 80 %der zwei Jahrzehnte zuvor noch vorhandenen Waldgebiete waren bereits vernichtet. Auch diese restlichen 20 % Naturwald waren fast überall ihrer großen und kommerziell wertvollen Bäume beraubt. Auf den gerodeten Flächen entstanden Plan-tagen, zumeist für Gummibäume.

Infotafel zu den Mani unter der Thematik LANDRAUB!

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fPcN Netzwerkarbeit fPcN Netzwerk: Deutschland, UK, West Papua, Kenia, Kongo, Paraguay, Thailand, Tschechien, Australien Mitgliederentwicklung Mitglieder und Förderer 2012: 111 (davon Mitglieder: 35) Mitglieder und Förderer 2013: 105 (davon Mitglieder: 36) Hinweis: eine Mitgliedschaft endet nach zwei Jahren, wenn keine aktive Mitarbeit oder Unterstützung des Vereins erfolgt (Satzung v. 01.10.1991) Projektarbeit FdN Feldaktivitäten Malaysia (Arne Salisch, s. o.) Philippinen: Negritos (Hannes Rücker) St. Vincent & The Grenadines (SVG): Garifuna (Bernd Wegener) FdN Projektunterstützungen

SÜDAMERIKA u. KARIBIK: Ayoreo Landsicherung (Totobiegosode, Iniciativa Amotocodie / UNAP) Tierra Libre: Nivacle Garifuna: The Callinago Tribe (SVG) Widerstand gegen Belo Monte Staudamm am Rio Xingu (Brasilien)

FdN-Projektunterstützungen 2013

Ayoreo Nivacle

Hadzabe

Garifuna

Tribe Falea

Belo Monte

Aeta, Agta

WP

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AFRIKA: Hadzabe FALEA (Mali) sowie CEDOPE (Tansania): Widerstand gegen Uranerkundung ASIEN: Aeta- / Agta-Hilfe Westpapua (WPN) Mit ihren Projektspenden helfen wir Menschenrechts- und Umweltgrup-pen vor Ort, um indigenes Land und die Kultur der oft arg bedrängten Ureinwohner zu bewahren. Einigen dieser Völker gilt unsere Unterstüt-zung bereits seit Vereinsbestehen, andere erst seit Kurzem. Nach-stehend Näheres dazu. Garifuna (St. Vincent & The Grenadines)

Der Botschafter der Organisation of Eastern Caribbean States (OECS) Dr. June Soomer im Caiou, 25.03.2014 Foto: A. Sutherland

Ihre Geschichte ist gezeichnet von Versklavung, einem für die Region außerordentlich bedeutsamen Freiheitskampf gegen die britische Kolonialmacht, Völkermord, Zwangsdeportation in die Fremde, aber auch dem eindrucksvollen Willen kultureller Bewahrung von Tradition. Der ARTE-Filmbeitrag „Vertrieben in der Karibik: Das Volk der Garifuna“ berichtete 2011 eindrucksvoll darüber. Seit 2013 wird deshalb die Gruppe der Garifuna „The Callinago Tribe

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(SVG)“ unterstützt. Für das Projekt Bau eines Caiou (kulturelle Begegnungsstätte) konnten wir 1.000 € zur Verfügung stellen. Ayoreo (Paraguay) Die Ayoreo sind das einzige Volk Südamerikas außerhalb des Amazonasgebietes, von dem es noch Gruppen gibt, die in freiwilliger Isolation (Aislados) leben. Seit 2003 wird deshalb die Landrückforderung der von Missionaren der New Tribes aufgespürten und gewaltsam aus dem Urwald gezwungenen Totobiegosode unterstützt. Im vergangenen Jahr konnten dafür 13.400 € bereitgestellt werden.

Chaidi - Dorf der Totobiegosode auf eigenem Land; eigenes Land bedeutet für sie ein selbstbestimmtes Leben, dass Ihren Wald schützt und ihren dort frei schweifen-den Verwandten ein Leben in Unabhängigkeit gewährt Foto: B. Wegener

Die Unterstützung der NGO Iniciativa Amotocodie (in Zusammenarbeit mit der Ayoreo-Organisation UNAP), die sich für den Schutz der in freiwilliger Isolation lebenden Ayoreo außerhalb der Totobiegosode-Landforderung einsetzt, besteht seit 2006. Die Aktivitäten der NGO waren durch das anhängige Gerichtsverfahren bis zum endgültigen Freispruch im Oktober 2013 stark eingeschränkt. Trotz Sieg bedeutet es

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auch einen Verlust in den Schutzbemühungen für die Aislados von fast drei Jahren, ausgelöst durch Intrigen von Großagrarlobby im Verbund mit Staatsanwaltschaft und Polizei. Wir haben 6.000 € im vergangenen Jahr zur Verfügung gestellt.

Landsicherung und Schutzmaßnahmen sind aufgrund politischer Machtverhältnisse in Paraguay sehr langatmige Prozesse, so dass mitunter Jahre vergehen, bis Fortschritte zu verzeichnen sind. Nivacle (Paraguay)

Die junge Generation braucht das wertvolle Wissen der Alten. FdN unterstützt es, zu bewahren, denn es ist kultureller Reichtum. Sein Verlust macht uns alle ärmer! Foto: Tierra Libre

Seit 2012 unterstützen wir über die paraguayische NGO Tierra Libre das Volk der Nivacle. Im Rahmen des Projektes „Reaktivierung der Territorialen Erinnerung der Nivaĉle“, das auch der Landrückforderung dient, hat FdN speziell die Komponente "Apoyo a Grupos Locales de Recuperación de Conocimientos Nivacle" (Unterstützung lokaler Grup-pen zur Erneuerung des Wissen der Nivacle) unterstützt. Die entstande-ne Territorialkarte der Nivacle ist Grundlage der Aktivitäten, die wiede-rum Unterstützung der Lokalen Gruppen mit der Perspektive der Nach-haltigkeit erfordert. Das Schulbuch mit den Zeugenaussagen der alten Menschen konnte 2013 gedruckt werden. Es stellt somit eine wichtige Bildungskomponente dar, zumal es in der Nivacle-Sprache erschien. Für die anderen Kompo-nenten, darunter die ebenfalls sehr wichtige Unterstützung von Initiativen

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zur Systematisierung des Naturwissens der Nivacle, steht die Finanzie-rung noch aus. Tierra Libre / Nivacle wurde mit 9.633 € geholfen. Hadzabe (Tansania) Seit 1991, somit seit Vereinsgründung, setzt FdN sich für die Hadzabe und die Bewahrung ihrer einzigartigen Jäger- und Sammlerkultur ein. Schwerpunkt ist die Unterstützung der Weiterführung der Landrechte. Die dafür notwendigen Pläne „Flächen- Nutzung“ konnten für die vier Dörfer im Yaeda Valley - Domanga, Mongo wa Mono, Eskesh und Yaeda Chini konnten fertiggestellt und wurden zur endgültigen Genehmigung nach Dar es Salaam gebracht. FdN konnte mit 1.311 € unterstützen. Foto: FdN Aeta und Agta (Philippinen)

Aëta auf Jagd im abgeholzten Pinatubo-Bergland, der Erfolg ist eher gering, denn außer Ratten und Schlangen gibt es kaum noch Beute Foto: FdN

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Hannes war 2013 mehrere Monate vor Ort, um Negritos der Aëta im Pinatubo-Bergland sowie Agta der Sierra Madre / Pazifikküste, u.a. auch in Dipuntian zu helfen. FdN konnte 1.220 € zur Verfügung stellen.

Finanzbericht

Einnahmen und Ausgaben 2013 in Euro

Spendeneinnahmen 23.437,91* (2012: 41.876)

Gesamteinnahmen 23.437,91

Öffentlichkeitsarbeit (einschl. Sponsoring fPcN-Netzwerk Webseiten fpcn-global.org, 10.948,57 freewestpapua.cz, batwa.org)

Projekte Ausland 34.010,02

Verwaltungskosten 556,81 Ausgaben gesamt 45.515,40 *davon:

19.838,05 zweckgebunden für Projekte im Ausland 3.599,86 ohne Zweckbindung, somit für Öffentlichkeitsarbeit, Verwaltungskosten

Wir sind allen Spendern sehr dankbar, da sie dadurch unsere Arbeit

überhaupt erst ermöglichen.

Ausgabenverteilung 2013

Verwaltungskosten 2 %

Öffentlichkeitsarbeit 24 %

Projekthilfen 74 %

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Neue Publikation von Iniciativa Amotocodie:

Wir Ayoreo erzählen unsere Geschichte

Kulturerbe des Ayoreo-Volkes

Audio-CD/DVD, die eindrucksvoll die jüngere Geschichte dokumentiert,

die mit dem Angriff durch die kolonisierende Zivilisation begann.

Herausgeber: Freunde der Naturvölker e.V., Reiterweg 10, 19288 Ludwigslust – deutscher Partner von Friends of Peoples Close to Nature (FPCN) –

Spendenkonto: 6196-205, Postbank Hamburg (BLZ 200 100 20) IBAN: DE80 2001 0020 0006 1962 05; BIC: PBNKDEFF

www.naturvoelker.de Redaktion: Bernd Wegener, Reiterweg 10, 19288 Ludwigslust, Tel.: 03874-49668, [email protected], Druck: Druckerei Buck GmbH, Parkstr. 28, 19288

Ludwigslust

Der gemeinnützige Verein „Freunde der Naturvölker e.V.“ besteht seit 1991. Er leistet Bewahrungshilfe, versteht sich als Fürsprecher

der letzten Naturvölker, ihrer Kulturen und Lebensweisen.