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302 2. Da ich oben den Nachweis geffihrt ~habe, daff die Austrocknungskurve yon der Queitungskurve um den Betrag einer Energieflache verschieden ist, so mug auch die Wiirmemenge, die ich einem Kolloide entziehen muff, um es z. B. yon + 15 0 mit Oefrieren auf --15 o abzukfihlen, yon der verschieden sein, die ich ihm zum abermaligen Erw~irmen auf + 15 ° zuffihren mug. 3. Miiflte bei einem Objekte, das bei einer Erfrierkurve erfroren ist, eine nach dem Auf- tauen aufgenommene zweite Gefrierkurve einen yon dem der ersten verschiedenen Verlauf zeigen. Dureh eine Art Umrechnung der besonders yon M fi i I e r- Thurgau, aufgenommenen Ab- kfihlungskurven -- auf das Verfahren kann ich hier nicht niiher eingehen (vgl. Anm. 2e) -- kann man nun diese Vorhersagungen priifen und wird sie best~itigt finden. 5. Ueber das Erfrieren yon Tieren. Ueber das Erfrieren yon Tieren will ich ~lich sehr kurz fassen. Zuniichst findet man alle Erscheinungen, die Wasserentziehung, den scharfen Todespunkt und dessen Abhiingigkeit vom Alter wieder, nut scheinen Tiere im all- gemeinen gegen Kalte nicht so resistent zu sein wie Pflanzen. So will ich reich nur auf einige Angaben fiber das Erfrieren yon Frosch- muskeln beschdtnken. Die ~ilteren Arbeiten dariiber geben zwar vieles interessante Beob- achtungsmaterial, sind aber in bezug auf ihre quantitafiven Angaben ganz unzu~'eri~ssigaS-4°). Nach Versuchen yon P. Jepsen und mir (Anm. 2d) erfrieren Froschmuskeln bei .... 1,5o. Die Menge des in einem lebenden Muskel ge- bundenen (adsorbierten) Wassers kann nur klein (etwa einige Prozente) sein. Sie w~chst aber betriichtlich dutch Schiidigung, die der Muskei erfiihrt, z. B. beim Abkochen. Ein dutch Oefrieren oder dutch Vergiftung mit Chloroform get6teter Muskel gibt beim Ge- frieren weniger Wiirme ab wie ein frischer. Einige Versuche mit Hiihnereiweifl ergaben folgendes: Frisches Hfihnereiweit~ kann nur sehr geringe Mengen Wasser gebunden halten. Dttrch Hitze koaguliertes Eiweil~ aber verhiilt sich beim Effrieren wie Gelatine, d h. gibt Wtirme ab und zeigt sich hinterher als ein grobporiger Schwamm. 88) E. Brtlcke, Ueber die Ursache der Toten- slarre. Miiller's Arch. f. Anat. u. Physiol. 178 (1842). 8g) D u B o i s - R e y m o n d , Untersachungen tiber tierische Elektdztt~it I, 180 (Berlin 1849); 2, i32 (Ber- lin 1850L (Kilhne, Anm. 26.) 40) H e r r m a n n, Die Erstarrung infolg, e starker Kaltegrade. Pfltiger's Arch. 89 (1871). Herstellun 9 kolloider Vanadinsiiure nach einer neuen Dispersionsmethode. Von Erich Miiller (StuttgartL (Eingegangea am 2. Mat tOlD Vanadinsiiure 16st sich lmr genig in Wasser mit gelblicher Farbe. Schmilzt man dieselbe aber und gieflt die geschmoizene Siiure in kaltes destilliertes Wasser, so 16st sich ein betr~icht- licher Tell, besonders bein~ Zerreiben der er- starrten k6rnigen Masse, zu einer braunen F!0s~igkeit. GieBt man diese durch einen Papier- filter, so enthalten die ersten Anteile des Fi|trates braune Flocken, die sp~iteren aber sind ziemlich unvcrii~dert Die Vanadinsiiure befindet sich hie~ in kol~:,ider LOsung und wird dutch einen Tropfen Chlorammoniuml6sung als braune, amorphe, flockige Masse ausgeflillt. Die fiber dem Gel w', bleibende Fliissigkeit ist aber nicht farbios, sondern gelblich und stellt offenbar eine gesittigte wahre L~sung der Siiure dar. Versucht man, das Gel yon der ~berstehenden L6sung mittels Filtration durch Flieflpapier zu trennen, so lauft letztere heilgelb dureh das Filter. Sobald man aber mit destilliertemWasser wiischt, wird sie braun, indem das Gel wieder in L6sung geht. Wird die kolloide braune L6sung der Vanadin- siiure auf dem Wasserbade eingedampft, so nimmt zt/niichst die Farbe an lntensitat etwas zu und es beginnt sich auf der Oberfliiche eine dunkel- braune gliillzende Haut yon der Natur einer getrockneten Lackschicht abzuscheiden. Nach vollstiindigem Verdampfen des Wassers ist der Schalenboden mit einer solchen Haut iiberzogen, die sich -- wenigstens yon der Mitte-- leicht absehlllen lttlit. Diese Vanadinsliure lost sich n i c h t wieder kolloid in destilliertem Wasser, ist dagegen in chemischer Hinsicht sehr reaktions- flthig, indem sie yon verdiinnter warmer Natron- lauge schnell aufgenommen wird, was yon der

Herstellung kolloider Vanadinsäure nach einer neuen Dispersionsmethode

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2. Da ich oben den Nachweis geffihrt ~habe, daff die Austrocknungskurve yon der Queitungskurve um den Betrag einer Energieflache verschieden ist, so mug auch die Wiirmemenge, die ich einem Kolloide entziehen muff, um es z. B. yon + 15 0 mit Oefrieren auf - - 1 5 o abzukfihlen, yon der verschieden sein, die ich ihm zum abermaligen Erw~irmen auf + 15 ° zuffihren mug.

3. Miiflte bei einem Objekte, das bei einer Erfrierkurve erfroren ist, eine nach dem Auf- tauen aufgenommene zweite Gefrierkurve einen yon dem der ersten verschiedenen Verlauf zeigen.

Dureh eine Art Umrechnung der besonders yon M fi i I e r - Thurgau, aufgenommenen Ab- kfihlungskurven - - auf das Verfahren kann ich hier nicht niiher eingehen (vgl. Anm. 2e) - - kann man nun diese Vorhersagungen priifen und wird sie best~itigt finden.

5. Ueber das Erfrieren yon Tieren.

Ueber das Erfrieren yon Tieren will ich ~lich sehr kurz fassen. Zuniichst findet man alle Erscheinungen, die Wasserentziehung, den scharfen Todespunkt und dessen Abhiingigkeit vom Alter wieder, nut scheinen Tiere im all- gemeinen gegen Kalte nicht so resistent zu sein wie Pflanzen. So will ich reich nur auf

einige Angaben fiber das Erfrieren yon Frosch- muskeln beschdtnken. Die ~ilteren Arbei ten dariiber geben zwar vieles interessante Beob- achtungsmaterial, sind aber in bezug auf ihre quantitafiven Angaben ganz unzu~'eri~ssigaS-4°).

Nach Versuchen yon P. J e p s e n und mir (Anm. 2d) erfrieren Froschmuskeln bei .... 1,5o. Die Menge des in einem lebenden Muskel ge- bundenen (adsorbierten) Wassers kann nur klein (etwa einige Prozente) sein. Sie w~chst aber betriichtlich dutch Schiidigung, die der Muskei erfiihrt, z. B. beim Abkochen. Ein dutch Oefrieren oder dutch Vergiftung mit Chloroform get6teter Muskel gibt beim Ge- frieren weniger Wiirme ab wie ein frischer.

Einige Versuche mit Hiihnereiweifl ergaben folgendes: Frisches Hfihnereiweit~ kann nur sehr geringe Mengen Wasser gebunden halten. Dttrch Hitze koaguliertes Eiweil~ aber verhiilt sich beim Effrieren wie Gelatine, d h. gibt Wtirme ab und zeigt sich hinterher als ein grobporiger Schwamm.

88) E. Brt lcke, Ueber die Ursache der Toten- slarre. Miiller's Arch. f. Anat. u. Physiol. 178 (1842).

8g) D u B o i s - R e y m o n d , Untersachungen tiber tierische Elektdztt~it I, 180 (Berlin 1849); 2, i32 (Ber- lin 1850L (Kilhne, Anm. 26.)

40) H e r r m a n n, Die Erstarrung infolg, e starker Kaltegrade. Pfltiger's Arch. 89 (1871).

Herstellun 9 kolloider Vanadinsiiure nach einer neuen Dispersionsmethode.

Von E r i c h M i i l l e r (StuttgartL (Eingegangea am 2. Mat tOlD

Vanadinsiiure 16st sich lmr genig in Wasser mit gelblicher Farbe. Schmilzt man dieselbe aber und gieflt die geschmoizene Siiure in kaltes destilliertes Wasser, so 16st sich ein betr~icht- licher Tell, besonders bein~ Zerreiben der er- starrten k6rnigen Masse, zu einer braunen F!0s~igkeit. GieBt man diese durch einen Papier- filter, so enthalten die ersten Anteile des Fi|trates braune Flocken, die sp~iteren aber sind ziemlich unvcrii~dert Die Vanadinsiiure befindet sich hie~ in kol~:,ider LOsung und wird dutch einen Tropfen Chlorammoniuml6sung als braune, amorphe, flockige Masse ausgeflillt. Die fiber dem Gel w', bleibende Fliissigkeit ist aber nicht farbios, sondern gelblich und stellt offenbar eine gesi t t igte wahre L~sung der Siiure dar.

Versucht man, das Gel yon der ~berstehenden L6sung mittels Filtration durch Flieflpapier zu

trennen, so lauft letztere heilgelb dureh das Filter. Sobald man aber mit destilliertemWasser wiischt, wird sie braun, indem das Gel wieder in L6sung geht.

Wird die kolloide braune L6sung der Vanadin- siiure auf dem Wasserbade eingedampft, so nimmt zt/niichst die Farbe an lntensitat etwas zu und es beginnt sich auf der Oberfliiche eine dunkel- braune gliillzende Haut yon der Natur einer getrockneten Lackschicht abzuscheiden. Nach vollstiindigem Verdampfen des Wassers ist der Schalenboden mit einer solchen Haut iiberzogen, die sich - - wenigstens yon der M i t t e - - leicht absehlllen lttlit. Diese Vanadinsliure lost sich n i c h t wieder kolloid in destilliertem Wasser, ist dagegen in chemischer Hinsicht sehr reaktions- flthig, indem sie yon verdiinnter warmer Natron- lauge schnell aufgenommen wird, was yon der

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geschmolzenen nicht in gleichem Ma~e gilt. - - Fiir die Theorie des Zustandekommens der kolloiden L6sung auf dem geschilderten Wege war es wichtig, festzustellen, oh die di.rekte Beriihrung der fliissigen Siture mit dem fliissigen Wasser Bedingung sei, oder lediglich der schnelle Uebergang tler~elben in den festen Zustand, der durch das Abschrecken bewirkt wird. Der Versueh spricht dafiir, dab die Erffillung der letzten Bedingung genfigt. Als n/lmlich Vanadin- s/iure in einem Platintiegel geschmolzen und der Tiegel sehnell derart in kaites Wasser ge- stellt wurde, dab letzteres mi lder S/lure nicht in Beriihrung kam, 16ste sich nach dem Er- starren ebenfalis ein betr/ichtlicher Tell kolloid in destitliertem Wasser, wenn derselbe auch

an Menge hinter dem zuriickbleibt, der beim direkten EingieBen der S~iure in Wasser gel6st wird.

Hiernach ist die Fiihigkeit der ahgeschreckten Vanadins~iure, sich kolloid zu 16sen, h6chst- wahrscheinlich darauf zuriickzufiihren, dat3 sie bei dem beschleunigten Uebergang fl~ssig-fest amorph erstarrt, indem die zur Kristallbiidung notwendige Zeit fehlt.

Es d~rfte yon Interesse sein, zu untersuchen, ob noch andere Stoffe naeh dieser Abschreck- oder Unterk~hlungsmethode in koiloide L~Ssung gebracht werden k~Snnen, lch habe bisher nur das Chlorsilber daraufhin untersucht, konnte aber bei ihm die bei der Vanadinstiure beobachtete Erscheinung niche konstatieren.

Stuttgart, April 191I.

Oeber eine iruppe yon synthetischen organischen Kolloiden. Von E. W e d e k i n d (Straf~burg i.E.). (E'ngepnglm t a t 24. kpri| !¢11)

(Vierte Mittellung t) U~r die Darstellung yon Hydrosolen dutch Anitztmg.)

Gelegentlich einer Untersuchung fiber Syn- thesen*) mit Hiife des Chlorides der jetzt leieht zug~tnglichen Adipins~iure erhielt ich aus den •:Diaminen der Benzolreihe amorphe, schwer- l~sliche Substanzen, welche als heterozyklische Zehnringe yon der allgemeinen Formei

~ NH - - C O - - CH~-- iH~

NH -- CO -- CH 2 ~ H 2

aufzufassen sind. Diese K6rper - - es wurden mehrere Homologe dargestelit - - erwiesen sich bei niiherer Untersuchung als typische Kolloide bezw. (3ele ; sie lassen sich nieht in kristallinischer Form gewinnen, sehmelzen • sehr m~gleichmti6ig, sind in fast allen L6sungsmitteln (~msgenomme~ Eisessig) unlOslich, lassen sich aber durch An- atzen yon Slturen und Basen nacl~ der Methode yon E. Wedekind nnd H. Ku~.el in iihnlicher Weise koiloid in L6sung bringen, ~ie die seltenen Melatle (Zirkonium, Thorium usw.).

Das zuvor feingepulverte Adip); - o- phenylen- diamin z. B. wird relativ leicht kolloldisiert d/trch L~sen in Eisessig und vorsichtiges Ein- giefen der nieht zu konzentrierten LSsung in Wasser, ebenso durch krlfftiges Verreiben des

t) Der preparative Tell ~eser Arbeit soil s~ter an attderer Stelle ausRihrlich mitgeteilt werden.

2) VgL Koll.-geitsehr. 2, 289 (1908); E. Wede- kind und H. Baumhauet , Koll.-Zeitschr. 5, 191 (1909), and 7, 249 (1910).

Puive~, mit Kalilauge, Dekantieren mit Wasser usw.; in beiden Fiillen erh~lt man schlieBlich eine opaleszierende milchige Fl~ssigkeit, weiche im dt;~chfallenden Lithe gelblichgrau erscheint. Die Losungen lassen sieh dutch Dialyse leicht reinigen, besonders die mit Hilfe yon Alkali- lauge dargesteUten; die mit Essigsiiure herge- stellten koi~oiden L~sungen flocken bereits aus, wenn die Rcaktion noch ziemlich sauer ist. Die ek'ktrolyffreien Fliissigkeiten besitzen aile Eigen- schaften kolloid gel6ster Stoffe; im Ultramikro- skop zeigten sich kleine hellgliinzende Teilchen, die sich mit groBer Geschwindigkeit hin und her bewegen. Im elektrischen Potentialgefiille iassen sich Verschieb~ngen beobachten ; indessen tritt regelm~iBig art der Kathode so schneli Koagulation ein, dab die Wanderungsrichtang sich nicht sicher feststellen lieB.

Gegen Elektrolyte sind die kolloiden L6sungen sehr empfindlich. Chlorammonium and die meisten biniiren Salze bewirken schneile Koagu- lierung unter Abscheidung einer farblosen Gal- lerte. Beim Gefrieren (in einer K~iltemischung) tritt niche ohne weiteres Floekung ein, vieimehr bleiben die LOsungen nach dem Auftauen noch eine Zeit lung klar; schlieBlich beobachtet man abet doch Koagulation, namentlich wenn man die L6sung stundenlang im K/iltebad stehen lie8- Alle Ausflockungen sind irreversibel, lm iibrigen sind die L6suugen relativ bestiindig.

Die Kolloidisierung dieser synthetischen organischen Sub.:tanzen dutch An~Rzen mit