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Z. Jagdwiss. 42 (1996), 242-246 © 1996,BlackwellWissenschafts-Verlag, Berlin ISSN 0044-2887 III. Nachrichten Herzog Albrecht von Bayern von uns gegangen Am 8. Juli 1996 verstarb im Alter von 91 Jahren in Schlofl Berg am Starnberger See S. K. H. HERZOG ALBRECHTYON BAYERN. Bedeutet einerseits der Heimgang yon HERZOG ALBRECHT VON BAYERNeinen herben Verlust ffir das Jagdwesen in Deutschland, dfirfen wir andererseits am Ende eines langen und bis zuletzt mit reichem Schaffen ausgefiillten Lebens als J~iger und als Wildforscher einen unsch~itzbaren Gewinn ffir uns verbuchen. HERZOG ALBRECHT war in sympathischer Weise der Wildforschung dadurch zugetan, daft er junge Jagdwissenschaftler f6rderte, ihnen groflzfiglg Untersuchungsm6glichkeiten ein- r~iumte, Arbeiten finanzierte und dutch Anregung yon Projekten diese ins Leben rief. Die Kr6nung seines wissenschaftlichen publizistlschen Wirkens ist das yon ihm und seiner Frau, HERZOGIN JENKEVON BAYERN, geschaffene Werk mit dem Titel ,,Uber Rehe in einem steirischen Gebirgsrevier". HERZOGIN JENKE VON BAYERN, die er wie viele jfingere Menschen ffir seine Untersuchungsvorhaben begeistern konnte, wurde bei den gefahrvollen Aufnahmen zum Rehwild in seinem Revier ,,Weichselboden ~ in der Steiermark Opfer eines tragischen Unfalls. Mehrfache Begegnungen mit ihm m6chte ich an dieser Stelle anffihren, um sein umfassendes Forscherdasein zu verdeutlichen. So ergab sich der erste Kontakt zu ihm auf Grund seiner Einladung nach Stammham, einem Revier des Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Stammham be- herbergt einen, auf wenige Stiicke yon der Herreninsel im Chiemsee zuriickgehenden gut veranlagten Damwildbestand, der im Bereich yon Ingolstadt Aufnahme fand und als ,,Inzucht- bestand" fiber viele Jahre Damwild besonderer Geweih- und K6rperst~irke hervorbrachte. Die seinerseits gesammehen Einsichten fanden in der modernen Damwildliteratur ihren Niederschlag. Unvergessen ist mir sein umfassendes praktisches Wissen zum Schwarzwild und seiner Bejagung. Es basierte u. a. wesentlich auf seinen umfangreichen Markierungsversuchen. Eingegangen in die klassische Literatur zur Erforschung des Rehwildes ist das bereits erw~nte Untersuchungsvorhaben in Weichselboden in der Steiermark, literafisch auf~erordentlich ge- schickt in einem ansprechenden Bildband dargestellt. Uber weite Teile ersetzt die Publikation neuere wildkundliche Aussagen und stellt schon von daher ein eigenst~indiges Werk dar. Auf der Grundlage der Annahme, fiber die Verabreichung von konzentriertem Futter eine Lficke der Herbst~isung schlietgen zu k6nnen, best~itigte HERZOG ALBRECHT VONBAYERN in nicht Abb. 1. HERZOG ALBRECHT VONBAYERN an Ma- Abb. Z Weichselboden,Jagdhaus, Dachboden mit gazinfiitterung, Weichselboden,Steiermarkim Juli Rehboekabwiirfen, sch~idelechtenGeh6rnen, HER- 1976 ZOG ALBRECHT VON BAYERN Photos: E. UECKERMANN U.S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0044-2887/96/4203-0242 $ I t.00/0

Herzog Albrecht von Bayern von uns gegangen

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Page 1: Herzog Albrecht von Bayern von uns gegangen

Z. Jagdwiss. 42 (1996), 242-246 © 1996, Blackwell Wissenschafts-Verlag, Berlin ISSN 0044-2887

III. Nachrichten

Herzog Albrecht von Bayern von uns gegangen

Am 8. Juli 1996 verstarb im Alter von 91 Jahren in Schlofl Berg am Starnberger See S. K. H. HERZOG ALBRECHT YON BAYERN.

Bedeutet einerseits der Heimgang yon HERZOG ALBRECHT VON BAYERN einen herben Verlust ffir das Jagdwesen in Deutschland, dfirfen wir andererseits am Ende eines langen und bis zuletzt mit reichem Schaffen ausgefiillten Lebens als J~iger und als Wildforscher einen unsch~itzbaren Gewinn ffir uns verbuchen.

HERZOG ALBRECHT war in sympathischer Weise der Wildforschung dadurch zugetan, daft er junge Jagdwissenschaftler f6rderte, ihnen groflzfiglg Untersuchungsm6glichkeiten ein- r~iumte, Arbeiten finanzierte und dutch Anregung yon Projekten diese ins Leben rief.

Die Kr6nung seines wissenschaftlichen publizistlschen Wirkens ist das yon ihm und seiner Frau, HERZOGIN JENKE VON BAYERN, geschaffene Werk mit dem Titel ,,Uber Rehe in einem steirischen Gebirgsrevier". HERZOGIN JENKE VON BAYERN, die er wie viele jfingere Menschen ffir seine Untersuchungsvorhaben begeistern konnte, wurde bei den gefahrvollen Aufnahmen zum Rehwild in seinem Revier ,,Weichselboden ~ in der Steiermark Opfer eines tragischen Unfalls.

Mehrfache Begegnungen mit ihm m6chte ich an dieser Stelle anffihren, um sein umfassendes Forscherdasein zu verdeutlichen. So ergab sich der erste Kontakt zu ihm auf Grund seiner Einladung nach Stammham, einem Revier des Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Stammham be- herbergt einen, auf wenige Stiicke yon der Herreninsel im Chiemsee zuriickgehenden gut veranlagten Damwildbestand, der im Bereich yon Ingolstadt Aufnahme fand und als ,,Inzucht- bestand" fiber viele Jahre Damwild besonderer Geweih- und K6rperst~irke hervorbrachte.

Die seinerseits gesammehen Einsichten fanden in der modernen Damwildliteratur ihren Niederschlag.

Unvergessen ist mir sein umfassendes praktisches Wissen zum Schwarzwild und seiner Bejagung. Es basierte u. a. wesentlich auf seinen umfangreichen Markierungsversuchen.

Eingegangen in die klassische Literatur zur Erforschung des Rehwildes ist das bereits erw~nte Untersuchungsvorhaben in Weichselboden in der Steiermark, literafisch auf~erordentlich ge- schickt in einem ansprechenden Bildband dargestellt. Uber weite Teile ersetzt die Publikation neuere wildkundliche Aussagen und stellt schon von daher ein eigenst~indiges Werk dar.

Auf der Grundlage der Annahme, fiber die Verabreichung von konzentriertem Futter eine Lficke der Herbst~isung schlietgen zu k6nnen, best~itigte HERZOG ALBRECHT VON BAYERN in nicht

Abb. 1. HERZOG ALBRECHT VON BAYERN an Ma- Abb. Z Weichselboden, Jagdhaus, Dachboden mit gazinfiitterung, Weichselboden, Steiermark im Juli Rehboekabwiirfen, sch~idelechten Geh6rnen, HER- 1976 ZOG ALBRECHT VON BAYERN

Photos: E. UECKERMANN

U.S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0044-2887/96/4203-0242 $ I t.00/0

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Nachrichten 243

zu tibertreffender Klarheit die Ergebnisse der von VOGT (1936) und von VOGT, SCHM[D (1950) ausgewerteten Fiitterungsversuche. Diese Versuche waren Anlafl, in einem sogenannten ,,win- termilden" Revier die Frage zu untersuchen, welche erblichen Grundlagen fiir die KOrperent- wicklung beim Rehwild u. a. m~geblich sind. Es zeigten sich iiberraschende Beziehungen, die einen wesentlichen Baustein praxisorientierter genetischer Untersuchungen darstellen.

Mit diesen Hinweisen auf pers6nliche Kontakte im Rahmen der eigenen Arbeiten soll zugleich fiir alle sonst gef6rderten Kollegen ein verbindlicher Dank an diesen zugleich auBerordentlich liebenswerten J~iger und Menschen ausgesprochen werden.

S. K. H. HERZOG ALBRECHT YON BAYERN wird uns unvergessen bleiben. ERHARD UECKERMANN

Wissenschaftliche Konferenz ,,Management des Wildes unter den sich ~indernden 6kologischen und gesellschaftlichen

Bedingungen" in Nitra (Slowakei) In diesem Jahr bilanziert die Abteilung f/.ir Wildbiologie am Forschungsinstitut fiir Tierpro- duktion in Nitra, Slowakei, die Ergebnisse ihrer zehnj~ihrigen T~itigkeit in der Jagd- und Wildforschung. Zu diesem Anlai~ wurde auch die oben genannte gesamtstaatliche wissen- schaftliche Konferenz mit ausl~indischer Teilnahme veranstaltet.

Die Abteilung fiir Wildbiologie in Nitra wurde am 1. Januar 1986 mit dem Auftrag gegriindet, sich vorrangig der Forschung des Niederwildes, vor allem des Feldhasen und der landwirtschaftlichen Gehegehaltung des Dam- und Rotwildes zu widmen. Doch auch vielen anderen Wildarten und Problemen des Jagdwesens wird hier Aufmerksamkeit geschenkt. Durch gute Kooperation mit anderen, gut ausgestatteten Abteilungen des eigenen Institutes, sowie mit vielen anderen wissenschaftlichen Instituten und Universit~iten im In- und Aus- land, ist es den Wildbiologen aus Nitra gelungen, ihre Forschungsarbeiten auf sehr komplexe

Abb. 1. Der Direktor des Forschungsinstitutes fiir Tierproduktion in Nitra, Doz. Dr. Dipl.-Ing. HETflNYI am Rednerpult bei der Er6ffnung der Konferenz. Im Pr~isidium sitzen (yon 1. nach r.) Doz. Dr. A. BAKO~, Vizepriisident des Slowakischen Jagdverbandes, Doz. Dr. P. HELL, verantwortlicher Wissenschaftler der Konferenz, Prof. Dr. J. HROMAS, Priisident des Tschechisch - M~.hrischen Jagdver- bandes und Dr. J. SLAME~KA, Leiter der Abteilung fiir Wildbiologie am hiesigen Institut.