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INFORM Magazin für die hessische Landesverwaltung 3/16 Sep. 2016 43. Jahrgang Hessische Zentrale für Datenverarbeitung Durchgängiger Support aus einer Hand ab Seite 16 „Bürgerfreundlicher, schneller, effizienter“ // Axel Wintermeyer im Interview ab Seite 12 Von ISDN zu All-IP // Umstellung der Providernetze ab Seite 36

Hessische Zentrale für Datenverarbeitung INFORM Heft 3-16.pdf · kurzem. Dazu gehört das IT-Sperrsystem OASIS, das u.a. in Glücksspielhallen eingesetzt wird und dort naturgemäß

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INFORM Magazin für die hessische Landesverwaltung

3/16 Sep. 201643. Jahrgang

Hessische Zentrale für Datenverarbeitung

Durchgängiger Support aus einer Hand ab Seite 16

„Bürgerfreundlicher, schneller, effizienter“ // Axel Wintermeyer im Interview ab Seite 12

Von ISDN zu All-IP // Umstellung der Providernetze ab Seite 36

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INFORM erscheint viermal jährlich (43. Jahrgang)

HerausgeberHessische Zentrale für Datenverarbeitung Mainzer Straße 29, 65185 Wiesbaden Telefon: 0611 340- 0 [email protected], www.hzd.hessen.de

ChefredaktionManuel Milani

RedaktionBirgit Lehr, Friederike van Roye

BeiratMarkus Brückner, Hans-Otto Ermuth, Hans-Georg Ehrhardt-Gerst, Dr. Alberto Kohl, Susanne Mehl, Diet-mar Mittwich, Gabriele Pawlitzek, Manfred Pospich, Eckart Ruß

Grafisches KonzeptAgentur 42 | Konzept & Design, www.agentur42.de

DruckDruckerei Zeidler GmbH & Co. KG, www.zeidler.de

Fotos © ibreakstock/fotolia: Titel, S. 16/17 ff.; © Matthias Buehner/fotolia: S. 4, S. 33; © Sashkin/fotolia: S. 5, S. 41; slavlee/fotolia: S. 6/7 © BearingPoint: S. 9; Brad Pict/fotolia: S. 10; © Alexander Kurz: S. 13/15; © Gajus/fotolia: S. 21; © Picture-Factory/fotolia: S. 24; © Karl-Heinz H/fotolia: S. 25; © DaMonk/fotolia: S. 27; © Traumbild/fotolia: S. 36–39; © HMUKLV: S. 40/41; © HMUKLV/Michael Lamberty: S. 42; © Wavebreak-MediaMicro/fotolia: S. 44; Alle anderen © HZD

Die in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugs-weise, nur mit schriftlicher Genehmigung der HZD.

Wenn Sie die INFORM regelmäßig erhalten möchten, schreiben Sie uns: [email protected] oder rufen Sie uns an: Telefon 0611 340-1484

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3EDITORIAL // INFORM 3/16

als IT-Dienstleister des Landes Hessen wissen wir, dass guter Service genauso wichtig ist wie gute Technik. Manche Verfahren, zum Beispiel bei der Polizei oder der Justiz, werden rund um die Uhr genutzt. Tritt eine Störung auf, gilt es schnell zu handeln – auch nachts. Hier bieten wir schon seit langem einen 24/7-Support an. Für andere erst seit kurzem. Dazu gehört das IT-Sperrsystem OASIS, das u.a. in Glücksspielhallen eingesetzt wird und dort naturgemäß vor allem abends und nachts be-nötigt wird. Für uns bedeutet das nicht nur, dass wir unsere Systeme so ausfallsicher wie möglich aus-legen, sondern auch, dass wir stets zur Stelle sind, wenn wir gebraucht werden. Um auch anderen Kunden für ihre Verfahren einen ähnlichen Support anbieten zu können, erarbeiten wir gerade einen standardisierten Prozess für erweiterte Service-zeiten außerhalb unserer Geschäftszeiten. Aus-führliche Informationen dazu lesen Sie in unserem Schwerpunkt „24/7“.

Ab Oktober führen wir den HessenPC 3.0 mit neuem Betriebssystem, neuen Formfaktoren und mehr Service ein. Auch Axel Wintermeyer, Chef der hessischen Staatskanzlei, der für diese Ausgabe zu einem Gespräch zur Verfügung stand, ist vom HessenPC 3.0 überzeugt – sowohl von der Technik als auch von den wirtschaftlichen Konditionen.

Um die Voraussetzungen zur Erreichung unserer Unternehmensziele zu verbessern, haben wir uns zur Mitte des Jahres organisatorisch neu aufge-stellt. Die neu gegründete Produktabteilung bün-delt seither die querschnittlichen, nicht-ressortspe-zifischen Verfahren der HZD mit direktem Bezug zum Verwaltungsarbeitsplatz. Die Netzplanung und den Netzbetrieb haben wir in die Abteilung Rechenzentrum integriert, um sie mit den klassi-schen Rechenzentrumsbereichen enger zu verzah-nen. Ich empfehle Ihnen dazu die Erläuterungen von Manfred Pospich, Abteilungsleiter Produktab-teilung, und Gabriele Pawlitzek, Abteilungsleiterin Rechenzentrum, in diesem Heft.

Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen

Ihr

Joachim Kaiser

Direktor der HZD

Liebe Leserin, lieber Leser,

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4 INFORM 3/16 // INHALT

VerbindungsnetzDen sicheren Datenaustausch zwischen Bund, Län-dern und Kommunen gewährleistet ein eigenes Ver-waltungsnetz. Der IT-Planungsrat hat die „Anschluss-bedingungen für das Verbindungsnetz“ neu defi-niert, um es noch sicherer zu machen. Die Länder und Kommunen müssen nun ihrer Pflicht nachkom-men und diese entsprechend umsetzen. Dank einer stringenten Projektplanung liegt Hessen gut in der Zeit.

Anschlussbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

Schwerpunkt: 24/7

Für bestimmte Verfahrensfamilien der Polizei bie-tet die HZD schon lange einen Rund-um-die-Uhr-Support, genauso für die Elektronische Aufent-haltsüberwachung mittels GPS-Fußfessel. Bei den meisten IT-Verfahren der Landesverwaltung ist der reibungslose Betrieb ein Muss. Um diesen auch außerhalb der eigenen Geschäftszeiten zu ge-währleisten, erweitert die HZD ihre Servicezeiten bis hin zu einem 24/7-Support.

Durchgängiger Support aus einer Hand . . . . . . 16

notizen

8 Kurznachrichten aus Deutschland, Hessen und der HZD

kolumne

11 HZD Web-Lounge

Wenn der Junior die Windeln kocht

im gespräch

12 „Bürgerfreundlicher, schneller und effizienter“

Axel Wintermeyer, Chef der Hessischen Staatskanzlei, im Interview

16 schwerpunkt: 24/7

18 Wenn morgens um 3 eine Störung auftritt

Von verfahrensspezifischen Lösungen zum über greifenden Geschäftsmodell

22 Wissensdatenbank

Mehr wissen, schneller helfen

23 ZSSR

Erstmalig erweiterte Servicezeiten für die Justiz

24 Polizeiverfahren

Langjährige 24/7-Rufbereitschaft

26 OASIS

24/7-Rufbereitschaft für Glücksspielbetreiber

27 SVP

24/7-Support für Erstaufnahmeeinrichtung

// Inhalt

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5INHALT // INFORM 3/16

hzd-magazin

28 Modernisierung HZD

Produkt abteilung und eine „neue R“

31 HessenPC 3.0

Die nächste Generation kommt

33 Verbindungsnetz

Umsetzung der Anschlussbedingungen

36 Von ISDN zu All-IP

Umstellung der Providernetze

40 Von Altlasten bis Wasserbuch

Umweltressort migriert sechs Fachinformationssysteme auf Basis von FISBOX®

hessens cio

43 Nachgefragt

Hessens CIO zu Service in der IT

facetten der it

44 Deutsch als neue Sprache lernen

Lernsoftware unterstützt Schulen bei der Integration

it-sicherheit

48 Awareness

Regenbogen ... und kein Ende

service

49 Tipps und Tricks

Zentrale OneNote Notizbücher mit SharePoint

Facetten der ITNadim und seine beiden Schwestern kommen aus Syrien. Die drei Kinder gehen in Hofheim-Dieden-bergen in die Grundschule. Beim Deutschlernen hilft ihnen unter anderem ein spezielles Lernpro-gramm. Die Software wird derzeit an 30 hessischen Schulen erprobt.

Deutsch als neue Sprache lernen . . . . . . . . . . . . . 44

Von Altlasten bis WasserbuchHessens Umweltressort hat sechs Fachinformations-systeme auf eine moderne Plattform übertragen. Grundlage ist das HZD-Produkt FISBOX®. Die Fach-informationssysteme verarbeiten Informationen aus den Bereichen Bergbau, Wasserwirtschaft, Altlasten und Gentechnik. Die Daten sind Grundlage für Be-richte, Berechnungen und Suchabfragen.

Erfolgreicher Abschluss Projekt UM-FIS . . . . . . . 40

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6 INFORM 3/16

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7INFORM 3/16

Hessische Gewässer // Die Eder speist den nordhessischen Edersee, der mit 1.180 Hektar Wasseroberfläche der zweitgrößte Stausee Deutschlands ist. Die Eder ist ein goldführender Fluss, dessen historische Hauptabbauplätze flussabwärts unterhalb der Edertalsperre lagen. Aus dem Gold wurden u.a. Dukaten geprägt, die heute als Rarität unter Sammlern gelten. Heutzutage werden die Wasserrechte der Eder im elektro­nischen Wasserbuch geführt. Dieses wurde kürzlich gemeinsam mit fünf weiteren Um­weltfachverfahren auf die FISBOX®­Plattform migriert. // ab Seite 40

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8 INFORM 3/16 // NOTIZEN

KOPIT eG // Positive Bilanz

Die KOPIT eG wurde am 18. Juni 2015 durch das Land Hessen, vertreten durch die HZD, die ekom21-KGRZ Hessen und die Johann Wolfang Goethe-Universität Frankfurt, gegründet. Die Genossen-schaft konzentriert ihre Aktivitäten zunächst auf Ein kaufs kooperationen der Mitglieder. Dafür bündelt sie die IT-Bedarfe zur gemeinsamen Beschaffung. Die erste gemeinsame Beschaffung für DV-Verbrauchsmaterial wurde im Juli abgeschlossen: „Weitere gemeinsame Vergabeverfahren sind in Vorberei-tung“, so Vorstandsmitglied Dr. Johann

Schweinitz. Als tragende Säule des Netzwerks hat sich im ersten Jahr des Bestehens der KOPIT eG der IT-Wis-senstransfer und Erfahrungsaustausch erwiesen. So wurden Workshops der Mitglieder auf Leitungs- und Fachebe-ne zu den Themen Arbeitsplatz 2020, Lizenzmanagement, Mobile Device Management und Einsatz von Windows 10 unter Sicherheitsaspekten durchge-führt. Aufgrund der bisherigen positiven Erfahrungen mit der Genossenschaft plant die KOPIT eG weitere Mitglieder zu gewinnen. //

Nach Thüringen tritt auch Branden-burg der „Kooperation bei Konzep-tion und Entwicklung von Software im Bereich des Wohngeldverfahrens nach dem Wohngeldgesetz“ bei. Geplant ist auch die Übernahme des Datenbestandes von Branden-burg in die HZD nach Abschluss der Migration des Datenbestandes von Thüringen und der erfolgreichen Produktivsetzung des neuen Thü-ringer Verfahrens zum Jahres ende 2016.

Das Hessische Wohn geldverfahren HeWoG verwaltet und berechnet Wohngeldansprüche und wird in den Wohngeldbehörden eingesetzt. //

Am 1. August 2016 konnte die HZD vier neue Auszubildende begrüßen. Die HZD bildet Fachinformatiker für Systemintegration und Anwendungs-entwicklung aus. Die Ausbildung kann auch durch ein ausbildungsbe-gleitendes Studium Wirtschaftsin-formatik mit dem Bachelorabschluss ergänzt werden. // www.hzd.hessen.de/beruf-karriere

Ausbildung // HZD begrüßt vier neue Azubis

Hessisches Wohn-geldverfahren // Kooperation mit Brandenburg

Berufseinstieg bei der HZD: die Azubis 2016

Teilnehmer der KOPIT-Generalversammlung in der HZD (v. l.): Prof. Dr. Udo Kebschull (Leiter HRZ Goethe Universität Frankfurt), Ralf Schwarzer (HMdF), Thomas Kaspar (HZD, Technischer Direktor), Joachim Kaiser (HZD, Direktor), Dr. Johann Schweinitz (HZD, KOPIT Vorstand), Gerhard Schultheiß (Vorsitzender des Verbandsvorstands, ekom21-KGRZ Hessen), Olaf Orth (ekom21-KGRZ Hessen), Bertram Huke (ekom21-KGRZ Hessen, Direktor, KOPIT Vorstand)

Klarstellung: Auf Seite 24 der INFORM 2/16 steht unter der Überschrift „Es ist geschafft // Hessische Flüchtlingsdaten im Hoch sicherheitsrechenzentrum der HZD“: „Das System zur Ver wal tung von Personendaten, kurz SVP, ist die IT-Anwendung des Landes Hessen für die Ver wal tung von Flücht lingsdaten. Entwickelt und betreut wurde es bis 2015 beim Regierungs-präsidium Gießen…“ Richtig ist: SVP wurde in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung HEAE entwickelt und betreut. Das Regierungspräsidium Gießen ist die Aufsichtsbehörde über die HEAE.

Am 22. Juni 2016, ein Jahr nach ihrer Gründung, trafen sich die Mitglieder der „KOPIT – Kooperationsplattform IT für öffentliche Auftraggeber“ zu ihrer zweiten Generalversammlung in der HZD und zogen eine positive Bilanz.

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9 NOTIZEN // INFORM 3/16

HZD IN ZAHLEN

261 ANRUFEgingen an einem zu-fällig gewählten Mon-tag Mitte Juni beim IT Service Desk der HZD ein. Der IT Ser-vice Desk fungiert bei Anwenderfragen als Single Point of Contact der HZD und erbringt in diesem Zusammen-hang einen First Level Support. Seit Januar ist er rund um die Uhr besetzt. Mehr dazu finden Sie im Schwerpunkt dieser Ausgabe ab Seite 16. //

Beim diesjährigen 15. eGovernment-Wettbewerb ging der 1. Preis für das beste Digitalisierungsprojekt an „Digitalisierung des Asylverfahrens“. An dem Projekt beteiligen sich Bund, Länder und Kommunen. Ziel ist es, den Bearbeitungsaufwand bei der Registrierung der Asylbewerber deutlich zu reduzieren und eine Datenbasis für mehr Transparenz, Steuerungsfähigkeit und Sicherheit zu schaffen. Dazu wurden innerhalb kurzer Zeit unter anderem ein neues Registrierungs-system, ein neues Kerndatensystem und der Ankunfts-nachweis eingeführt. Hessen beteiligte sich unter Federführung des Hessischen Innenministeriums mit dem Projekt DigitAH (Digitalisierung Asylverfahren Hessen) und hat unter anderem Schnittstellen zu den Verfahren auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene realisiert. Die HZD hatte innerhalb des Projekts die Verantwortung für die Teilprojekte „Geschäftspro-zesse“ und „Konzeption und Implementierung“ über-nommen. In einem ersten Schritt hatte sie schnell und unbürokratisch Schnittstellen zu Bund und Kommunen eingerichtet, um einen medienbruchfreien Datenaus-tausch zu ermöglichen. //

Digitalisierung des Asylver-fahrens // 1. Preis beim eGovern­ment­Wettbewerb

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10 INFORM 3/16 // NOTIZEN

Am 5. August 2016 besuchte Dr. Bernadette Weyland das HZD-Rechenzentrum in Mainz. Die Staatssekretärin im Hes sischen Ministerium der Finanzen war sichtlich beein-druckt von der Technik, der Organisation und der Größe des Rechenzentrums. Bei dieser Gelegenheit tauschte sie sich mit der Abteilungsleiterin Rechenzentrum Gab-riele Pawlitzek, der Abteilungsarchitektin des Rechenzen-trums Janina Einsele und dem zuständigen Bereichslei-ter für Gebäudemanagement und Objektsicherheit Uwe Schwab über die Themen Kooperation, Kosteneffizienz, Kapazitäten und die strategische Ausrichtung des Rechen-zentrums aus.

Rechenzentrum Mainz // Finanz­staatssekretärin zu Besuch

Unter dem Motto „Genug geredet – setzen wir’s um. Eine Justiz ohne ‚E‘ ist möglich, aber sinnlos“, findet der 25. Deutsche EDV-Gerichtstag vom 21. bis 23. September 2016 in Saar-brücken statt. Der EDV-Gerichtstag sieht es als seine Aufgabe an, wich-tige Entwicklungen verantwortlich zu begleiten und an der Entwicklung von Standards mitzuwirken. Themen des 25-jährigen Jubiläums sind u.a.:

� E-Justice/E-Government

� E-Government Potenziale und Risi-ken der Blockchain-Technologie

� Arbeitskreis der Europäischen EDV-Akademie des Rechts mit dem Schwerpunkt „Das besondere Anwaltspostfach“ (beA)

� Aktu elle Recht spre chung zu E-Government und E-Justice

� Datenschutz Grundverordnung

� IT-Unterstützung bei der anwalt-lichen Arbeit

� Neue Ermittlungsinstrumente bei der Bekämpfung von Cybercrime – Erweiterung der gesetzlichen Handlungsoptionen

Weitere Informationen unter www.edvgt.de

„Hessen hat bereits im Jahr 2003 den ersten großen Masterplan auf Landes-ebene vorgelegt. Seitdem arbeiten wir intensiv daran, das im E-Government schlummernde, große Potenzial für Staat und Gesellschaft Stück für Stück nutzbar zu machen. Und da wir dies über die Jahre recht erfolgreich getan

Termin // 25. Deut­scher EDV­Gerichtstag

haben, nehmen wir in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle beim E-Government ein. Wenn es um zentrale IT-Systeme geht, muss Hessen keinen Vergleich mit anderen Bundesländern scheuen. Wir sind bestens aufgestellt!“, resümierte Staatssekretärin Dr. Bernadette Weyland nach dem Besuch. //

V.l.: Janina Einsele (HZD), Finanzstaatssekretärin Dr. Bernadette Weyland, Gabriele Pawlitzek (HZD) und Uwe Schwab (HZD)

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11 KOLUMNE // INFORM 3/16

Damit aus Daten Informationen werden, müssen sie in ei-nen inhaltlichen Zusammenhang gebracht werden. Und sie benötigen einen Empfänger, bei dem sie zum Wissen beitragen. Um die Zustellbarkeit von Informationen ran-ken schon seit der Antike zahlreiche Geschichten – vom legendären Marathonlauf über Romeo und Julia bis zum Thriller „Die Firma“. Auch in der vernetzten Welt spielt die Adressierbarkeit von Nachrichten eine wichtige Rolle. Hier sei nur das Stichwort IPv6 erwähnt.

Es mag verwundern, dass es selbst heute noch viele „ano-nyme“ Orte auf der Erde gibt, an die klassische Post nicht zugestellt werden kann – sei es, weil in Ortschaften die Straßen keine Namen haben, sei es, weil es sich um eine abgelegene Hütte irgendwo in der Wildnis handelt. Das ist nicht allein ein abstraktes strukturelles Problem. Auch Menschen haben evtl. Schwierigkeiten, den richtigen Eingang eines Gebäudes zu finden, selbst wenn sie den Ort, die Straße und die Hausnummer kennen. Der Haupt-eingang der HZD findet sich z.B. nicht unter der Adresse

„Mainzer Straße“, er liegt in der Lessingstraße. Und jeder, der sich schon einmal auf einem großen Platz verabre-det hat, weiß, dass genaue Ortsangaben schwierig sind. Würde es helfen, Straßenlaternen eine „Hausnummer“ zu verpassen? Viele Bäume haben ja auch schon eine.

Eine interessante und einfache Alternative, buchstäblich die ganze Welt zu „adressieren“, hat ein junges Unterneh-men aus dem englischen Royston entwickelt. Es teilt die Erdoberfläche in 3 x 3 m2 große Quadrate. Jedes Quadrat wird durch drei Wörter eindeutig bezeichnet. So hat der Eingang der HZD z.B. die „Koordinaten“ zange.abreise.nebenan. Wer sich dorthin begibt, steht direkt am Emp-fang. Draußen vor der Tür ist küchen.passwort.helfern und unten auf der Straße heißt es küste.kreide.erzieher.

Das System gibt es in mehreren Sprachen. Die drei Wörter werden grundsätzlich klein geschrieben und ausschließ-lich durch Punkte getrennt. Sie folgen bewusst keiner Systematik. Kleine Abweichungen führen in gänzlich an-dere Regionen. So liegt etwa zange.abreise.neben (also ohne „an“) in Antwerpen. Dies mag verwundern, scheint aber plausibel, wenn man an die Verabredung auf dem großen Platz denkt: Wer sich vertippt, wundert sich eher, wenn das vermeintliche Ziel ganz woanders liegt.

Dieser Ansatz ist auch deshalb interessant, weil er zwei grundlegende Themen der Informationsgewinnung kon-zeptionell trennt, und zwar die eindeutige Identifikation der Informationen von der Auffindbarkeit der Informati-onen. Das System überlässt den Weg zu einem mit drei Wörtern identifizierten Ort klassischen Navigationstech-niken.

Die Herausforderung, Informationen in Strukturen einzu-gliedern, existiert in vielen Anwendungsfeldern – sei es die Navigation auf einer Webseite oder der klassische Aktenplan einer Behörde. Da kann der Ansatz der drei Wörter vielleicht dazu anregen, einmal unkonventionell zu denken und auch hier das Identifizieren vom Navigie-ren zu trennen.

Ach ja, die Überschrift! Wo landet man denn, wenn man zu junior.cooks.napkins kommt? Die Lösung finden Sie in der online-Ausgabe der Web-Lounge:

www.hzd.hessen.de > Presse > Web-Lounge

Web-Lounge // Wenn der Junior die Windeln kocht

dr. markus beckmann Architektur, Produkte und Standards Verfasser des Trendberichts der HZD [email protected]

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12 INFORM 3/16 // IM GESPRÄCH

„Bürgerfreundlicher, schneller und effizienter“ // Axel Winter meyer, Chef der Hessischen Staatskanzlei, im Interview Ministerpräsident Volker Bouffier hat 2010 Axel Wintermeyer zum Staatsminister ernannt. Als Chef der Hessischen Staatskanzlei wirkt er aktiv daran mit, die Zukunft Hessens zu gestalten. INFORM sprach mit Axel Wintermeyer über seine Aufgaben als Chef der Staatskanzlei, Staatsmodernisierung, Medien unserer Zeit und den HessenPC 3.0.

INFORM: Herr Staatsminister Wintermeyer, Sie sind seit 1999 Abgeordneter im Hessischen Landtag für den Wahlkreis Main-Taunus (West) und seit 2010 Chef der Staatskanzlei. Können Sie unseren Leserinnen und Lesern kurz darstellen, was die Aufga-be eines Chefs der Staatskanzlei ist.

Wintermeyer: Die Hessische Staatskanzlei ist die Regierungs-zentrale des Landes Hessen. Sie ist der Amtssitz des Minister-präsidenten und damit ein Ort, an dem für unser Land grundle-gende politische Entscheidungen getroffen werden. Seit 2010 bin ich als Chef der Staatskanzlei für die Organisation, das Per sonal und die Finanzen der Staatskanzlei verantwortlich.

Mit rund 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden hier die Grundzüge der Regierungspolitik geplant, die Arbeit der Ministerien koordiniert und ein reibungsloser Ablauf der tägli-chen Verwaltung gewährleistet. Dazu gehören beispielsweise der Vollzug der Landtagsbeschlüsse und die Ausfertigung der Gesetze und Rechtsverordnungen. Auch das Ressort Medi-enpolitik ist in der Staatskanzlei angesiedelt, denn Rundfunk ist in Deutschland Ländersache. Wir haben die Rechtsaufsicht über die Rundfunkanstalten und die Landesmedienanstalten. In Hessen über den Hessischen Rundfunk und die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk.

Als Chef der Staatskanzlei bin ich außerdem für die Themen Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main, Demografie und Ehren-amt verantwortlich und seit dem vergangenen Herbst poli-tischer Koordinator für die Flüchtlingspolitik der Hessischen

Landesregierung – Bereiche, die uns heute und in Zukunft stark beschäftigen werden.

INFORM: Anhand Ihres privaten und beruflichen Lebenslaufs ist schnell erkennbar, dass Sie vielfältige Interesse haben: Klavier- und Orgelspiel, Malen, Radfahren, Reisen. Sie nehmen zudem zahlreiche Vorstands- und Aufsichtsratstätigkeiten wahr. Die Hessische Staatskanzlei hat aktuell das Modellvorhaben zur „Integration von Flüchtlingen im ländlichen Raum“ ins Leben gerufen. Was bzw. wer steht im Mittelpunkt der Initiative?

Wintermeyer: Im Mittelpunkt der mit insgesamt 300.000 Euro dotierten Initiative stehen sieben Städte und Gemeinden aus sieben Landkreisen, die in den kommenden eineinhalb Jahren mit ihren innovativen Projekten zeigen, wie sie eine langfris-tige Bindung der Zuwanderer an ihren Ort sicherstellen. Sie wollen also dem demografischen Wandel mit der Integration von Flüchtlingen begegnen. Von diesen Modellvorhaben profitieren im Endeffekt viele: die Gemeinden, die Ortsge-meinschaften und die Flüchtlinge mit Bleibeperspektive – eine Förderung des Landes gibt dazu die notwendige Starthilfe und Betreuung.

INFORM: Direkte Anknüpfungspunkte mit der HZD als IT-Dienstleister des Landes haben Sie in Ihrer Funktion als Vorsit-zender des KASMO, des Kabinettsausschusses Staatsmoderni-sierung. Was verbirgt sich dahinter?

Wintermeyer: Mit dem Kabinettsausschuss Staatsmodernisie-rung hat die Landesregierung ein Gremium geschaffen, das

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13 IM GESPRÄCH // INFORM 3/16

LEBENSLAUF AXEL WINTERMEYER

Privat ■ geboren am 01.01.1960 in Wiesbaden-Sonnenberg

■ wohnhaft in Hofheim

■ evangelisch

Beruflich ■ Studium der Rechtswissenschaften an der Johannes-

Gutenberg-Universität in Mainz

■ Rechtsreferendar beim Landgericht Wiesbaden

■ seit 1994 selbstständiger Rechtsanwalt in der Kanz-lei Vater, Thoenemann, Wintermeyer in Hofheim (die Rechtsanwaltszulassung ruht seit dem 31.08.2010)

Politisch ■ seit 1999 direkt gewählter Landtagsabgeord neter für

den Wahlkreis 33 Main-Taunus West mit seinen Städten Hofheim, Flörsheim, Hochheim, Hattersheim und der Gemeinde Kriftel

■ seit 31.08.2010 Staatsminister/ Chef der Staatskanzlei (wieder ernannt am 18.01.2014)

■ Vorsitzender der Kabinettsausschüsse Demografie, Staatsmodernisierung und Koordinierung Asyl- und Flüchtlingspolitik

■ seit Oktober 2015 politischer Flüchtlings koordinator der Hessischen Landesregierung

Vorstands- und Aufsichtsratstätigkeiten ■ Mitglied des Aufsichtsrates der documenta und

Museum Fridericianum Veranstaltungs-GmbH, Kassel

■ Mitglied des Aufsichtsrates der „HA Hessen Agentur GmbH“, Wiesbaden

■ Vorstandsvorsitzender der Landesstiftung Miteinander in Hessen, Wiesbaden

■ Vorstandsmitglied der Flughafenstiftung Frankfurt/Main

■ Mitglied des Aufsichtsrates der Hessischen Staats weingüter GmbH Kloster Eberbach, Eltville

■ Mitglied des Kuratoriums des Internationalen Piano Forums Frankfurt

■ Schirmherr des Europäischen Opernregiepreises

■ Mitglied des Kuratoriums des Rheingau Musik Festivals

Interessen ■ Klavier- und Orgelspiel

■ Malen

■ Radfahren

■ Reisen

www.axel-wintermeyer.de

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14 INFORM 3/16 // IM GESPRÄCH

auf politischer Ebene die Modernisierung der Staatsverwal-tung steuert und koordiniert. Unter meiner Leitung sind alle Ministerien durch ihre Amtschefin bzw. ihren Amtschef vertre-ten. Ergänzt wird dieses Staatssekretärsgremium durch den Bevollmächtigten für E-Government und Informationstechno-logie in der Landesverwaltung – den hessischen CIO – und den Landesbeauftragten für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung, der hierbei eine beratende Funktion innehat.

Ohne dieses politisch-strategische Steuerungsgremium wäre die erfolgreiche Umsetzung insbesondere ressortübergrei-fender strategischer Modernisierungsvorhaben nicht denkbar gewesen – nicht zuletzt deswegen findet der Ausschuss über die Landesgrenzen hinaus große Beachtung als Garant für die erfolgreiche Umsetzung von innovativen Projekten.

Die Themengebiete, die im KASMO in der Hauptsache bera-ten werden, stammen aus dem Bereich Digitalisierung und E-Government. Dabei verfolgen wir das Ziel, die Verwaltung durch Digitalisierung bürgerfreundlicher, schneller und effizi-enter zu machen. Das Ergebnis sind Vorhaben, bei deren Um-setzung die HZD als IT-Dienstleister des Landes immer einge-bunden wird – es gibt also einen direkten Anknüpfungspunkt.

INFORM: Wo sehen Sie die Schwerpunkte der IT bei der Staats-modernisierung?

Wintermeyer: Ich bin davon überzeugt, dass eine moderne Verwaltung ohne intensiven Einsatz von Informationstechnik nicht zukunftsfähig ist. Nach meinem Dafürhalten darf die IT aber auch nicht zum Selbstzweck werden. Vielmehr steht an erster Stelle die Verbesserung der Dienstleistungsqualität gegenüber Bürgern und Unternehmen. Schon heute sind wir technisch so aufgestellt, dass wir 24 Stunden am Tag an 7 Tagen der Woche erreichbar sind. Unsere „Kunden“ erwar-ten vom Staat eine kompetente, zügige Leistungserbringung. Daher ist es mir ein großes Anliegen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesverwaltung mit leistungsfähiger

Technik ausgestattet werden, die ihre Arbeit sinnvoll unter-stützt und letztendlich auch dazu dient, die Verwaltungs- und Kommunikationsprozesse zu verbessern und zu beschleunigen.

INFORM: Die Staatskanzlei ist u.a. verantwortlich für das Info-portal des Landes, das unter www.hessen.de zu finden ist. Die HZD stellt die Internetauftritte des Landes auf Responsive Design um, sodass sich die Website nutzerfreundlich an alle mobilen Endgeräte anpasst. Welche Bedeutung hat heutzutage ein Internetauftritt für eine Regierung?

Wintermeyer: Das Internet ist das Medium unserer Zeit und hessen.de ist das virtuelle Schaufenster für Informationen zur Arbeit der Landesregierung im Netz und ein unverzichtbarer Teil der Öffentlichkeitsarbeit. Die steigenden Zugriffszahlen für hessen.de belegen eindrucksvoll, dass es ein großes Interesse der Bürgerinnen und Bürger gibt, sich online über die Arbeit der Landesregierung zu informieren: Die durchschnittliche Zahl der täglichen Zugriffe stieg allein im vergangenen Jahr um 36 Prozent. Darauf ruhen wir uns aber nicht aus, sondern arbeiten stetig daran, unser Informationsangebot zu verbes-sern und den sich verändernden Nutzungsgewohnheiten der Menschen Rechnung zu tragen. Schon mehr als die Hälfte der Deutschen geht heute mobil online. Mit der Einführung des Responsive Design verbessern wir den Zugang für die Bürgerinnen und Bürger, die das Informationsportal mit ihren Smartphones und Tablets besuchen.

INFORM: Die Hessische Staatskanzlei findet man auch in Face-book und auf Twitter. Wie bewerten Sie die Sozialen Netzwerke für die öffentliche Hand, speziell für die Staatskanzlei – heute und morgen?

Wintermeyer: Soziale Netzwerke wie Facebook und Co. sind heutzutage für Regierungen und Behörden ein wichti-ger Bestandteil der (Online-)Kommunikation. Sie bieten der öffentlichen Hand, aber auch uns Politikern die Möglichkeit, mit den Bürgerinnen und Bürgern virtuell direkt in Kontakt zu

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15 IM GESPRÄCH // INFORM 3/16

treten. Insbesondere mit jenen Menschen, die nicht mehr über die klassische Tageszeitung zu erreichen sind und die in und auch mit dem Netz gelernt haben politisch zu kommunizieren. Die Menschen erwarten hier nicht nur Bilder und Videos von großen Ereignissen wie dem Hessentag oder dem Fest zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit, welches wir vergange-nes Jahr ausrichten durften. Sie sind auch an Neuigkeiten aus Hessen und fundierten Informationen zur Regierungsarbeit in-teressiert, wollen diese teilen, kommentieren und Fragen dazu stellen. Dieser direkte Austausch auf Facebook und Co. wird in Zukunft noch wichtiger werden.

INFORM: Den „Arbeitsalltag“ bestreiten Sie sowie die ganze Staatskanzlei mit dem HessenPC, den die HZD im Auftrag der Landesverwaltung bereitstellt. Im Herbst kommt der HessenPC 3.0, die Next Generation, mit dem Betriebssystem Windows 10 und erweiterten Form-Faktoren wie Tablet-PC. Wird der HessenPC damit den Anforderungen an einen modernen und flexiblen Arbeitsplatz gerecht?

Wintermeyer: Ich bin mir sicher, dass die HZD den Mitarbei-terinnen und Mitarbeitern der Landesverwaltung mit dem HessenPC 3.0 einen der modernsten Büroarbeitsplätze bun-desweit zur Verfügung stellt. Damit wird eine ganz wesentliche Voraussetzung geschaffen, um den an unsere Verwaltung gestellten Anforderungen im obigen Sinne entsprechen zu können. Mit dem HessenPC 3.0 auf Basis von Windows 10 sowie der erweiterten Hardwarekomponenten wie z. B. der Tablets und auch der benutzerfreundlichen Umsetzung des DirectAccess sind wir als Verwaltung für die nächsten Jahre hervorragend und zukunftssicher aufgestellt. Dass die Bereit-stellung der Infrastruktur dabei gleichfalls zu den wirtschaft-lichsten Konditionen erfolgt, ist der ganz zentrale Vorteil des HessenPC.

Die Fragen stellte Birgit Lehr, HZD.

A XEL WINTERMEYER ÜBER SICH

„In Hofheim bin ich aufgewachsen und zur Schule gegangen. Hier habe ich als Rechtsanwalt gearbeitet. Ministerpräsident Volker Bouffier hat mich 2010 zum Staatsminister ernannt. Als Chef der Hessischen Staats-kanzlei wirke ich aktiv daran mit, die Zukunft unseres er-folgreichen Bundeslandes zu gestalten. Die Region mit Flörsheim, Hattersheim, Hochheim, Hofheim und Kriftel liegt mir am Herzen. Hier bin ich zu Hause und weiß, was die Menschen bewegt. Deshalb halte ich engen Kon-takt zu den Menschen in meiner Heimat und bin immer ansprechbar. In meiner knappen Freizeit spiele ich Klavier oder Kirchenorgel, mache Ausdauersport, koche gelegentlich und bin gerne unter Menschen.“

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16 INFORM 3/16 // 24/ 7

Ein „9-to-5-Job“ ist heute in vielen Bereichen einfach nicht mehr möglich, genauso wenig wie die Erledigung der Arbeit ohne Computer. Die Polizei ist rund um die Uhr im Einsatz. Spielhallenbetreiber werden vor allem abends und nachts fre-quentiert. So unterschiedlich diese beiden Beispiele auf den ersten Blick scheinen, eines haben sie gemeinsam: Taucht ein Problem mit der IT auf, spielt die Uhrzeit keine Rolle – eine schnelle Lösung ist gefordert, egal ob tagsüber, abends, nachts oder früh morgens.

Bei den meisten IT-Verfahren der Landesverwaltung ist der reibungslose Betrieb ein Muss. Um diesen auch außerhalb der eigenen Geschäftszeiten zu gewährleisten, erweitert die HZD ihre Servicezeiten bis hin zu einem 24/7-Support. Ein ers-ter Schritt: Der First Level Support (IT Service Desk) ist seit dem 1. Januar 2016 rund um die Uhr besetzt. In einem zweiten Schritt wird die Prozesskette des Second Level Supports vom Anwendungsmanagement und Betrieb bis zu den Basisdiens-ten des Rechenzentrums geschlossen.

Durchgängiger Support aus einer Hand

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17 24/ 7 // INFORM 3/16

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18 INFORM 3/16 // 24/ 7

Für bestimmte Verfahrensfami-lien der Polizei bietet die HZD schon lange einen Rund-um-die-Uhr-Support, genauso für die Elektronische Aufenthalts-

überwachung mittels GPS-Fußfessel. Der Ruf nach erweiterten Servicezeiten wurde aber auch aus an-deren Reihen immer lauter. Darauf hat die HZD re-agiert. Zu den Verfahren, die außer der Polizei einen 24/7-Support haben, gehört u.a. das Spielersperr-system OASIS – Onlineabfrage Spielerstatus zum Schutz der Spieler und zur Bekämpfung der Glücks-spielsucht. Auch das System zur Verwaltung von Personendaten (SVP) der Hessischen Erstaufnahme-einrichtung, mit dem Asylbewerberdaten in Hessen zentral verwaltet werden, kann jederzeit auf den Support der HZD zurückgreifen. Die Justiz nimmt mit dem bundesweiten „Zentralen elektronischen Schutz schrif ten register“ (ZSSR) seit dem 1. Januar 2016 erweiterte Servicezeiten der HZD in Anspruch. Was für die Polizei, OASIS, SVP und das ZSSR heute schon gilt, davon sollen in Zukunft weitere Verfahren profi tieren können.

Die Nadel im Heuhaufen

Die HZD betreibt eine Vielzahl von komplexen IT-Verfahren für die hessische Landesverwaltung. In der Regel sind sie ausfallsi-cher ausgelegt. Und dennoch kann eine Störung auftreten, die wiederum viele Ursachen haben und damit die unterschiedlichs-ten Bereiche in der HZD betreffen kann. „Manchmal ist es so, als ob man die Nadel im Heuhaufen sucht“, weiß Holger Scher-mann, Gesamtprojektleiter und zentraler Incident Manager >>

WISSENS-DATENBANKFüllgrad durch 2nd Level

1st LEVELWDB Einträge und Routinen für SOC vorhanden

24/7

2nd LEVELAM + Basisdienste

Rufb

erei

tsch

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ßerh

alb

HZD

GZ

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19 24/ 7 // INFORM 3/16

Wenn morgens um 3 Uhr eine Störung auftritt // Von verfah­rensspezifi schen Lösungen zum über greifenden Geschäftsmodell

WISSENS-DATENBANKFüllgrad durch 2nd Level

WISSENS-DATENBANKFüllgrad durch 2nd Level

WISSENS-DATENBANKFüllgrad durch 2nd Level

1st LEVEL 1st LEVEL 1st LEVEL

24/7

24/7 24

/7

2nd LEVELAM + Basisdienste

2nd LEVELAM + Basisdienste

2nd LEVELAM + Basisdienste

WISSENS-DATENBANKFüllgradvariabel

SOC: Service Operation CenterZIM: Zentraler Incident Manager

AM: Anwendungsmanagement GZ: Geschäftszeiten

WDB: Wissensdatenbank

Serviceorganisation des 24/7-Supports

SOC/ZIM: 24/7-Koordination

Auße

rhal

b HZ

D GZ

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D GZ

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20 INFORM 3/16 // 24/ 7

der HZD. „Diese Komplexität kann eine Fehlerbehe-bung sehr schwierig machen.“

Innerhalb der Geschäftszeiten der HZD sind alle kriti-schen Bereiche mit einem Second Level besetzt, der für die Störungsbehebung verantwortlich ist. Außer-halb der Geschäftszeiten gibt es für erste Verfahren und deren Basisdienste vereinbarte Second Level Rufbereitschaften entweder als erweiterte Servicezei-ten oder als 24/7-Support.

Kettenreaktion

Was, wenn morgens um 3 Uhr eine Störung auftritt? Wie kann die HZD einen durchgängigen Support aus einer Hand und rund um die Uhr leisten? Dafür wurde im Sommer 2016 das Projekt „Aufbau Service-organisation 24/7“ aufgesetzt – mit dem Ziel, binnen 12 Monaten Prozesse, Rollen sowie ein Produkt- und Preismodell zu definieren und zu implementieren. Die Prozesskette reicht vom IT Service Desk (First Level) über das Anwendungsmanagement und den Betrieb der Verfahren bis zu den Basisdiensten des Rechen-zentrums (Second Level). Teilprojektleiter Wolfgang Maier: „Statt der bislang verfahrensspezifischen Lösungen soll eine standardisierte Lösung gefunden werden, die auf alle in Frage kommenden Verfahren übertragbar ist.“

First Level Support

Ein typisches Beispiel zur Anschauung: Der IT Service Desk (First Level Support) fungiert als zentrale Anlauf-stelle (Single Point of Contact) der HZD. Seit dem 1. Januar 2016 ist er durchgängig besetzt. Die Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter im IT Service Desk nehmen landesweite, vereinzelt auch bundesweite Anfragen und Störungen für rund 400 unterschiedliche Verfah-ren und Basisdienste entgegen. Nach dem Best Effort- Prinzip beseitigen sie Störungen, die angestrebte Erst-

lösungsquote liegt je nach Verfahren bei bis zu 80 Pro-zent. Handlungsanweisungen, die in einer Wissensda-tenbank (s. S. 22) hinterlegt sind, bilden die wichtigste Arbeitsgrundlage und sind elementarer Baustein eines durchgehenden Supports. Der IT Service Desk als Teil des Service Operation Center (SOC) übernimmt ab 17 Uhr das Monitoring von Verfahren und Basisdiensten, um möglichst proaktiv Störungen zu identifizieren statt reaktiv zu agieren.

Second Level Rufbereitschaft

Kann der IT Service Desk den Fall nicht lösen, reicht er ein Ticket an den verfahrensspezifischen Second Level Support auf Anwendungsebene bzw. im Rechenzen-trumsbetrieb weiter. An dieser Schnittstelle setzt das Projekt zum Aufbau der Serviceorganisation 24/7 an: Ziel ist der Ausbau der Second Level Rufbereitschaft (Verfahren und Basisdienste) außerhalb der Geschäfts-zeiten der HZD und die Verzahnung mit dem First Level.

Erste Erfahrungen aus den Verfahren, die entweder erweiterte Servicezeiten oder den 24/7-Support in Anspruch nehmen, zeigen, dass die bereits bestehen-den Strukturen ineinandergreifen. Die bislang verfah-rensspezifischen Lösungen bilden daher eine wichtige Grundlage für einen allgemeinen Prozess. Wenn die Kette geschlossen ist, wird die HZD einen durchgängi-gen Service über alle betroffenen Bereiche aus einer Hand für alle Verfahren anbieten können, die auch außerhalb der Geschäftszeiten Support brauchen.

Zu den wichtigsten Aufgaben in der Projektphase zählen:

Prozesse etablieren

� Strukturierung und Standardisierung des 24/7-Sup-ports für derzeitige 24/7-Verfahren

Holger Schermann // Gesamtprojekt leiter „Aufbau Serviceorganisation 24/7“ und zentraler Incident Manager:

„Eine 24/7-Serviceorganisation ist heute ein Muss für einen IT-Dienst-leister. Unser Ziel ist es, dass die HZD diesen Service in absehbarer Zeit dem ganzen Land anbieten kann.“

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21 24/ 7 // INFORM 3/16

ANGEBOTENE SERVICEZEITEN SECOND LEVEL RUFBEREITSCHAFT

� Definition und Implementierung von Prozessen, Abläufen und Notfallhandbüchern zur Incident- und Störfallbehebung außerhalb der Servicezeit der HZD

� Erstellung des Produkt- und Preismodells

Zentrale Rollen definieren

� Zentraler Incident Manager (verantwortet das Eska-lationsmanagement im Incident Prozess)

� Gesamtbetriebsleiter (koordiniert den 24/7-Support im Verfahren)

� Koordinator Second Level Rufbereitschaft (koordi-niert den Einsatz der Supportspezialisten für den Second Level Einsatz)

Einbeziehung der Basisdienste des Rechenzentrums

Integration der bereits vorhandenen 24/7 Second Level Support für Basisdienste bzw. Aufbau von 24/7 Second Level Support für Basisdienste, sofern noch nicht vorhanden

Die Verfahren bedienen sich im Allgemeinen der fol-genden Basisdienste des Rechenzentrums:

� der IT-Infrastruktur und der betrieblichen Basis-dienste

� der Standardsoftware

Einführung einer zentralen Wissensdatenbank zur Incident- und Störfallbehebung sowohl für den First Level Support als auch für die Second Level Rufbereit-schaft

� Vorlage für Wissenserfassung und Bereitstellung einer Redaktion

� Kontinuierliche Erweiterung

� Rollout

Standard-Servicezeiten Montag bis Donnerstag: 8:00 Uhr bis 16:00

Freitag: 8:00 bis 14:30

Erweiterte Servicezeiten Montag bis Freitag: (ZSSR) 6:00 bis 21 Uhr

Samstag, Sonn- und Feiertage: 10:00 bis 16:00 Uhr

24/7 Montag bis Sonntag: 0:00 bis 24:00 Uhr

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22 INFORM 3/16 // 24/ 7

Die wichtigste Arbeitsgrundlage für Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter im IT Service Desk bilden Handlungsanweisungen, die in einer zentralen Wissensdatenbank hinterlegt sind. Diese enthalten ne-ben einzelnen Arbeitsschritten typi-scherweise auch Angaben darüber, welche Informationen zur weiteren Bearbeitung benötigt werden bzw. zur Erstlösung des Sachverhalts zur Verfügung stehen. Der Einsatz einer Wissensdatenbank hat viele Vorteile:

� Sie ermöglicht ein prozesskon-formes Arbeiten und unterstützt einen homogenen Wissensstand innerhalb des IT Service Desk.

� Sie sorgt für eine engere Verzah-nung zwischen dem First Level Support und nachgelagerten Supporteinheiten, da auf einen gemeinsamen Informationspool zugegriffen werden kann.

Indem eine nachgelagerte Sup-porteinheit dem IT Service Desk bestimmte Handlungsanweisungen

zur Aufnahme bzw. Lösung eines Sachverhalts zur Verfügung stellt, kann diese Supporteinheit sich entsprechend entlasten. Darüber hinaus bietet der IT Service Desk eine Redaktionstätigkeit an und unterstützt somit nachgelagerte Supporteinheiten bei der Überga-be bzw. dem Aufbau von Hand-lungsanweisungen.

Vorbild LUSD

Die Bedeutung einer guten und kontinuierlich gepflegten Wissens-datenbank zeigt z.B. die Lehrer- und Schülerdatenbank LUSD: Hier liegt die Erstlösungsquote im First Level Support bei bis zu 80 Prozent.

Bei der LUSD arbeiten das in Marburg ansässige Referat 6 des Hessischen Kultusministeriums (HKM) und die HZD eng zusam-men. Der IT Service Desk der HZD leistet den First Level Support während der Geschäftszeiten, den Second Level übernimmt in dieser Zeit das Referat in Marburg, das auch die inhaltliche Verant-

Wissensdatenbank // Mehr wissen, schneller helfen

wortung für die gemeinsam mit dem HKM über Jahre aufgebaute und gepflegte Wissensdatenbank trägt. 640 Datensätze werden aktuell vorgehalten und schnelle Zugriffsgeschwindigkeiten auch bei höchster Auslastung erreicht. Für den Betrieb der Datenbank ist die HZD zuständig.

Die LUSD und die LUSDIK (LUSD Informations- und Kommunikati-onsplattform) sind deutschlandweit einzigartige IT- Anwendungssys-teme für die Bildungsverwaltung – und das seit zehn Jahren. Die zen-trale Datenbank der Schulverwal-tung liefert die Grunddaten für die Planung und die Statistik von rund 2.000 Schulen mit über 60.000 Lehrkräften und mehr als 800.000 Schülerinnen und Schülern. Zusätz-lich arbeiten ca. 200 Privatschulen in Hessen mit der LUSD.

André Schäfer // Teilprojektleiter „Wissensdatenbank“:

„Die Wissensdatenbank ist der zentrale Baustein im Supportcen-ter. Sie ermöglicht die Einhaltung von standardisierten Prozessab-läufen bzw. die Erreichung einer möglichst hohen Erstlösungsrate.“

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23 24/ 7 // INFORM 3/16

Die HZD hat 2015 in Kooperation mit der IT-Stelle der hessischen Justiz, dem Oberlandesgericht und dem Hessischen Ministerium der Justiz das Zentrale elektronische Schutzschriftenregister (ZSSR) kon-zipiert, entwickelt und zum 1. Janu-ar 2016 in den Produktionsbetrieb überführt. Das ZSSR ist das erste offi zielle Register, das bundesweit bei allen Gerichten hinterlegt ist.

In der bisherigen Praxis war es üblich, dass Anwälte und natür-liche bzw. juristische Personen eine Schutzschrift bei mehreren Gerichten einreichen bzw. zurück-nehmen mussten. Das hatte fol-genden Grund: Der Verfasser der Schutzschrift kann aufgrund des sogenannten „fl iegenden Gericht-stands“ nicht immer sicher sein, bei welchem Gericht sein „Gegner“ den Antrag zum Erlass einer einst-weiligen Verfügung einreicht. Mit dem ZSSR entfällt die Mehrfach-einreichung. Sobald ein Einreicher eine Schutzschrift in das zentrali-sierte Register einstellt, gilt sie bei

ZSSR // Erstmalig erweiterte Servicezeiten für die Justiz

allen ordentlichen Gerichten und Arbeitsgerichten der Länder als eingereicht. Die Gerichte ihrerseits erhalten Zugriff über eine Weban-wendung.

Die HZD ist zuständig für den technischen Betrieb und den Support des ZSSR. Dabei wurden erstmals für ein Justizverfahren erweiterte Servicezeiten eingeführt. Bundesweit steht den Anwendern der IT Service Desk der HZD als First Level-Support werktags von 6:00 bis 21:00 Uhr und samstags, sonntags sowie feiertags von 10:00 bis 16:00 Uhr zur Verfügung. Wäh-rend dieser Zeiten bietet die HZD auch eine betriebsunterstützende Second Level Rufbereitschaft.

KENNZ AHLEN

Anzahl der betriebenen Kundenservices bzw. Fach-anwendungen für die Justiz

97

davon mit erweiterter Servicezeit Montag bis

Freitag: 6:00 bis 21:00 UhrSamstag, Sonn- und

Feiertage: 10:00 bis 16:00 Uhr

1 (ZSSR)

davon mit 24/7-Support

1(Elektronische Aufenthalts-

überwachung mittels Fußfessel)

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24 INFORM 3/16 // 24/ 7

Die zentralisierten Verfahren der hessischen Polizei werden von ca. 19.000 Polizeibediensteten im Land genutzt. Ein Großteil der Verfahren dient der Gewährleis-tung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Aufgrund des hohen Zentralisierungsgrades ist eine durchgehende und störungsfreie Verfügbarkeit der Anwendungen von äußerster Wichtigkeit für die polizeiliche Aufgabenerfüllung.

Die HZD leistet und verantwortet das Anwendungsmanagement und den technischen Betrieb der polizeilichen Verfahren, u.a.:

� POLAS (Polizeiliches Auskunfts-system)

� ComVor (Computergestützte Vorgangsbearbeitung)

� IZEMA (Integriertes Zeitmanage-ment)

� Intranet- und Internet-Auftritt der Polizei

� Sonstige Polizeiverfahren

Die IT-Infrastruktur der Polizeiver-fahren ist komplex und vielseitig, die Systeme sind hochredundant ausgelegt und unterliegen be-sonderen Sicherheitsanforde-rungen. Beispielsweise werden die Polizeiverfahren in eigenen Netzabschnitten, in einem Virtual Private Network mit entsprechend eingeschränktem Zugriff, betrie-ben. Die Server stehen in eigenen Rechenzentrumsräumen der HZD. Die Dienste Blackberry und E-Mail werden für die Polizei innerhalb und außerhalb der Polizeiinfrastruk-tur und für den Rest des Landes Hessen separat betrieben.

Die Polizei hat einen eigenen Service Desk für die Call Annah-me und den First Level Support. Den Second Level verantwortet die HZD. Seit sie den Betrieb der Polizeiverfahren übernommen hat, bietet sie eine 24/7-Rufbereitschaft an. Eine zentrale Rolle nimmt der Koordinator des 24/7-Supports für die Polizeiverfahren ein, der die

Polizeiverfahren // Langjährige 24/7­Rufbereitschaft

Verbindungsstelle zwischen den Supporteinheiten der Polizei und der HZD ist und im Sinne beider agiert. Im Schnitt kommt es zu ein bis zwei Einsätzen außerhalb der HZD-Geschäftszeiten im Monat.

KENNZ AHLEN

Anzahl der betriebenen Kundenservices bzw. Fach-

anwendungen für die Polizei

50

davon mit 24/7-Support

31

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25 24/ 7 // INFORM 3/16

Wolfgang Maier // Teilprojektleiter „Second Level Rufbereitschaft 24/7“ und Gesamtbetriebsleiter für die Polizeiverfahren:

„Für die Polizei führt die HZD seit Beginn der Betriebsübernahme der polizeilichen Verfahren eine 24/7-Ruf-bereitschaft durch. Die gesammelten Erfahrungen fl ießen in das Projekt ,Aufbau Serviceorganisation 24/7‘ ein.“

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26 INFORM 3/16 // 24/ 7

Die rund 800 hessischen Spielhal-len, Spielbanken und Veranstalter von Sportwetten und Lotterien mit besonderem Gefährdungspotenzi-al sind gesetzlich verpfl ichtet, sich an OASIS (Online-Abfrage Spieler-Informations-System) anzuschlie-ßen. OASIS ist ein Sperrsystem, in dem alle Personen registriert sind, die sich zum eigenen Schutz ent-weder selbst sperren lassen oder durch einen Glücksspielbetreiber gesperrt wurden. Der Glücksspiel-betreiber prüft jeden Spieler über OASIS, bevor dieser an einem Glücksspiel mit besonderem Gefährdungspotenzial teilnehmen darf. Liegt eine Sperrung in der OASIS-Datenbank vor, darf er nicht spielen.

Die HZD hat im Auftrag des hes-sischen Innenministeriums OASIS entwickelt und stellt es bundesweit zur Verfügung. Die redundant

ausgelegte IT-Infrastruktur des Ver-fahrens setzt auf das Datenbanksys-tem Oracle, technische Sicherheits-strukturen, Java Applikationsserver und virtualisierte Clustersysteme auf. Außerdem werden zentral vorgehaltene Applikationen und Dienste genutzt, die im Rechen-zentrum der HZD ablaufen und von eigenen Supportteams betreut werden.

Die Betreiber von Glücksspielen haben rund um die Uhr geöffnet. Ist OASIS nicht verfügbar, können ihnen hohe fi nanzielle Einbußen entstehen. Deshalb muss die HZD eine hohe Verfügbarkeit des Ver-fahrens an 7 Tagen in der Woche und 24 Stunden am Tag sicherstel-len. Verschiedene Servicegruppen und Rufbereitschaften sorgen für die schnelle Behebung von Störungen innerhalb und außer-halb der HZD-Geschäftszeiten. Die

OASIS // 24/7­Rufbereitschaft für Glücks­spielbetreiber

Störungsbearbeitung ist wie folgt organisiert: Im Verfahren OASIS wird bei einer Betriebsstörung vom First Level Support (IT Service Desk der HZD) eine Störungsmitteilung an alle Anbieter von Glücksspielen und deren Dienstleister versendet. Zur möglichst schnellen Störungs-behebung alarmiert der First Level Support weitere Serviceteams und ggf. Rufbereitschaften. Sobald die Störung behoben ist, informiert der IT Service Desk wieder alle betrof-fenen Anbieter von Glücksspielen und deren Dienstleister.

.

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27 24/ 7 // INFORM 3/16

Die Hessische Erstaufnahmeein-richtung (HEAE) in Gießen ist zu-ständig für die Erstaufnahme von Asylsuchenden. Sie betreibt zur Verwaltung aller Geschäftsprozes-se (Aktenverwaltung, Krankenakte, Zugangskontrolle der Flüchtlin-ge, Essensausgabe, Belegung der Räumlichkeiten etc.) in den HEAE-Einrichtungen eine Oracle-Datenbankanwendung (System zur Verwaltung von Personendaten, SVP), die mittels der Front-End-Anwendung Oracle Application Express (APEX) administriert wird.

Die von der HEAE entwickelte IT-Anwendung wurde bis 2015 in der HEAE betrieben und betreut. Im 4. Quartal 2015 erfolgte in meh-

reren Phasen die Verlagerung des Verfahrens in die Hochsicherheits-räume der HZD und sukzessive die Verlagerung der Betriebsver-antwortung von der HEAE auf die HZD. Seit dem 1. April 2016 wird der Verfahrensbetrieb ausschließ-lich durch die HZD durchgeführt und verantwortet.

Da die HEAE mit SVP alle Geschäfts-prozesse durchführt, benötigt das Verfahren einen hochverfügbaren 24/7-Betrieb. Hierzu hat die HZD – analog zum Verfahren OASIS – eine mehrstufi ge Serviceorgani-sation aufgebaut.

SVP // 24/7­Support für Erstaufnahmeeinrichtung

KENNZ AHLEN

Anzahl der betriebenen Kundenservices bzw. Fach-

anwendungen für das Innen-ministerium

3(OASIS, SVP, AsylDB)

davon mit 24/7-Support

2(OASIS, SVP)

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28 INFORM 3/16 // HZD-MAGAZIN

Modernisierung HZD // Produkt abteilung und eine „neue R“

Zum 1. Juli 2016 hat sich die HZD umorganisiert, um die strategische Steuerung zur Durchsetzung der Unternehmensziele zu verbessern. Dafür wurde die Abtei lung „Produkte“ (P) neu gegründet und die Abteilung „Rechenzentrum“ (R) neu aufgestellt. Zeit-gleich wurde das Enterprise Architekturmanagement als Stabsstelle und das Zentrale Projektmanagement als neuer Bereich auf Direktionsebene etabliert.

Manfred Pospich, Abteilungsleiter P, und Gabriele Pawlitzek, Abteilungsleiterin R, berichten.

28

Bündelung der Produkte in einer Abteilung

Die neu gegründete Produktabteilung bündelt die quer-schnittlichen Verfahren der HZD, die von allen Ressorts der Landesverwaltung genutzt werden und den digitalen Verwal-tungsarbeitsplatz weitgehend definieren. Dazu gehören bei-spielsweise die großen IT-Vorhaben wie HessenPC, Mobility, DMS 2020 oder Portale.

Bisher war die Verantwortung dafür auf verschiedene Bereiche in unterschiedlichen Abteilungen verteilt. Mit zunehmender Standardisierung und Zentralisierung der IT-Verfahren der Lan-desverwaltung lag eine Bündelung in einer eigenen Abteilung nahe, um die organisatorischen Schnittstellen zu verringern und die Agilität der Produktentwicklung zu steigern.

Manfred Pospich

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29 HZD-MAGAZIN // INFORM 3/16 29

Während das Ziel der HZD-Reorganisation im Jahr 2012 die Bündelung kundenspezifischer IT-Verfahren in Anwendungsab-teilungen war, setzt die aktuelle Umorganisation ihren Schwer-punkt auf die querschnittlichen Verfahren. Damit gelingt es der HZD, sowohl ihre kundespezifischen Stärken weiter zu leben als auch bisher bestehende Defizite bei den ressortübergreifen-den Verfahren abzubauen.

Die neue Produktabteilung wickelt seit dem 1. Juli 2016 den kompletten Lebenszyklus ihrer Produkte ab: Produktmanage-ment, Produktentwicklung, Anwendungsbetrieb sowie Anwen-dungsmanagement, Pflege, Wartung und Weiterentwicklung. Sie verantwortet ebenfalls die Wirtschaftlichkeit der Produkte.

Hauptkriterium bei der Zuordnung von Produkten zur Pro-duktabteilung ist der direkte Bezug zum Verwaltungshandeln. Reine Infrastrukturprodukte wurden daher ausgeschlossen.

Zu den Produkten der Produktabteilung zählen derzeit:

� HessenPC 2.0 und 3.0

� Portale

� SAP Services

� DMS

� SharePoint

� E-Vergabe

� E-Mail

� De-Mail

� HessenConnect/Videokonferenz >>

R8Output Management und

HochleistungsdruckEdgar Volk

R1RZ-Planung und -Management

N.N.

P1HessenPC

Manfred Hammon

R2RZ-Produkte und

-AutomationMartin Swiderek

P2Portale

Peter Niebergall

R3Service Operation Center und Produktionsdienste

Dr. Bernd Hartmann

P3SAP (T-HCC)

Dr. Detlef Böhm

R4Mainframes, Midrange-

und StoragesystemePeter Lacher

P4DMS SharePoint

Andreas Teichert

R5Windows ServerRZ-Infrastruktur

Matthias Rüter

P5Assetmanagement

E-VergabeN.N. / Vertretung: Carsten Stroh

P6Unified Communication

Jasmin Fritz-Weber

P7Telekommunikation

Suse Märkle

R6Netzplanung und -produkte

Gisela Pauly

R7Betrieb Netze und

SicherheitskomponentenDr. Bernd Fussel

R9Middleware-Systeme

Susanne Alberts

ABTEILUNG RRechenzentrum

Gabriele Pawlitzek

ABTEILUNG PProdukte

Manfred Pospich

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30 INFORM 3/16 // HZD-MAGAZIN

Schulterschluss von Rechenzentrum und Netzbereichen Die „neue R“ zeichnet vor allem aus, dass die Netzplanung und der Netzbetrieb in die Abteilung integriert wurden. Die Kon-zeption und termingerechte Realisierung von anforderungsge-rechten und wirtschaftlichen IT-Infrastrukturlösungen erfordert in zunehmendem Maße die enge Zusammenarbeit klassischer Rechenzentrumsbereiche (u.a. Bereitstellung von Compute-, Storage- und Backup-Lösungen) mit Netzplanung und -be-trieb. Die neue R stellt in dieser Entwicklung für die internen

NEUE STABSSTELLE UND NEUER BEREICH AUF DIREK TIONSEBENE

Enterprise Architekturmanagement

� Zentrale Architekturentscheidungen

� Fachliche Weisungsbefugnis in Architekturfragen

� Beratungsrolle für die Direktion

� Fachkompetente Vertretung in Gremien des Landes

Zentrales Projektmanagement

� Vertiefung des Vorgehens im Projektmanagement in der HZD

� Verfestigung von Projektmanagement-Leitlinien im Rahmen einer einheitlichen Methodik

� Einheitliches Projektmanagement gegenüber den Kunden

� Durchführung Projektmanagement-Controlling und Steuerung der MIS1-Prozesse

� Wahrnehmung Projektleitung von strategischen Großprojekten

Kunden in den Anwendungsmanagement-Bereichen (AM) und für die externen Kunden der HZD den nächsten logischen Schritt dar, nämlich: standardisierte Cloud-, Plattform- und Infrastrukturlösungen aus einer Hand, auf der Basis integrierter und aufeinander abgestimmter Rechenzentrums- und Netz-Basisprodukte und -dienste.

Darüber hinaus nehmen durch das Themenfeld E-Government die Anforderungen an die Verfügbarkeit der meisten RZ-Basis-produkte und -dienste deutlich zu, ebenso steigt die Nachfra-ge nach erweiterten Servicezeiten. Der Netzbetrieb der HZD hat mit dem Netzwerk Operation Center (NOC) bereits lang-jährige Erfahrung im 24/7-Betrieb. Nun gilt es in enger Koope-ration zwischen Service Operation Center (SOC) und NOC und in enger Zusammenarbeit mit den AM-Bereichen der HZD eine durchgängige 24/7-Konzeption zu erarbeiten und umzusetzen (s. Schwerpunkt in dieser Ausgabe).

Angesichts der Entwicklung hin zum Software Defined Data Center und hin zu hyperkonvergenten bzw. integrierten RZ-Komponenten auf Basis zunehmend virtualisierter Netze kommt der Schulterschluss des Rechenzentrums mit den Berei-chen Netzplanung und -betrieb zum richtigen Zeitpunkt, um all diese Anforderungen gemeinsam zu meistern.1 Management-Informationssystem

Gabriele Pawlitzek

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31 HZD-MAGAZIN // INFORM 3/16

Im Oktober beginnt die Einführung des HessenPC 3.0 in der hessischen Landesverwaltung. Die nächste Ver-sion des HessenPC auf Basis Windows 10 ist ein Meilenstein bei der Unterstützung des mobilen Arbeitens. Die Sicherheit unter dem neuen Betriebssystem wird durch ein maßgeschneidertes Bündel an Maßnahmen gewährleistet.

Das zentrale Management und die Standardisierungen, die mit dem HessenPC 2.0 eingeführt wurden, bilden die Grund-lage für die technische Einführung des HessenPC 3.0. Nach umfangreichen Abstimmungen zwischen den Ressorts hat der EGOV-VR1 im Dezember 2015 die technische Spezifikation des HessenPC 3.0 freigegeben und die HZD mit der Vorbereitung der Produktivsetzung beauftragt.

Der HessenPC 3.0 steht für eine Vielzahl von Neuerungen, die den Anwenderinnen und Anwendern die Arbeit erleichtern. Dazu gehört u.a. das Betriebssystem Windows 10 oder auch Office 2016. Gleichzeitig erhält der Anwender aber auch ver-besserte, ausgereiftere Prozesse, eine größere Vielfalt bei den Endgeräten, eine erhöhte Mobilität, eine stärkere Flexibilisie-rung/Modularisierung u.v.m. – alles aus einer Hand.

Erweiterte Mobilität

Mit dem HessenPC 3.0 soll der Spagat zwischen Mobilität und Sicherheit gelingen. Für die Nutzer wird es keine spürbaren

Einschränkungen in der täglichen Arbeit geben – vielmehr profitieren sie von mehr Mobilität. Denn: Der HessenPC 3.0 er-möglicht die Nutzung von Touch-Oberflächen und damit den produktiven Einsatz von Tablet-PCs.

Ziel ist es, alle Anwendungen des Clients (sofern technisch möglich) sowohl auf dem Desktop und dem Notebook als auch in Zukunft auf Tablet-PCs zur Verfügung zu stellen. Die Anwen-der können damit nicht nur innerhalb der Behörde, sondern auch unterwegs oder von zu Hause aus Anwendungen nutzen bzw. auf Daten zugreifen. Damit gibt der HessenPC 3.0 den Behörden und ihren Beschäftigten mehr Flexibilität bei der Bewältigung ihrer Aufgaben.

Gleichzeitig ist der HessenPC 3.0 die Basis für die künftige Mobilitätsstrategie, mit der auch im SmartPhone-Segment ein standardisierter Arbeitsplatz bereitgestellt werden soll. Allerdings ist hier ein Multiplattformansatz erforderlich. >>

HessenPC 3.0 // Die nächste Generation kommt

Der Technische Direktor der HZD Thomas Kaspar (re.) überreichte Innenminister Peter Beuth eines der ersten HessenPC 3.0-Tablets während der diesjährigen CeBIT.

1 Gremium der E-Government-Verantwortlichen der Ressorts

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32 INFORM 3/16 // HZD-MAGAZIN

Die Festlegung auf ein bestimmtes Betriebssystem entspricht nicht den dynamischen Entwicklungen des Marktes und den Anforderungen unserer Kunden.

Sicherheit und Datenschutz

Die HZD musste vor der Einführung des HessenPC 3.0 u.a. klären, ob Windows 10 bedenkenlos in der Landesverwaltung einsetzbar ist. Die Hinweise zu möglichen unkontrollierten Datenabflüssen aus der Presse waren und sind eindeutig. Mit viel Akribie und Engagement ist in der HZD eine Konfiguration für den HessenPC 3.0 entstanden, die alle unerlaubten bzw. ungewollten Datenabflüsse unterbindet und nur jene Verbin-dungen nach „draußen“ aufnimmt, die benötigt werden. Entsprechende Prüfungen und vorgeschaltete Tests belegen das. Alle notwendigen Unterlagen werden dem Hessischen Datenschutzbeauftragten zur Prüfung vorgelegt.

Der HessenPC 3.0 belegt gemäß den Prüfungsergebnissen auch einen Spitzenplatz beim Risk Assessment, also der Frage nach möglichen Risiken und Fehlern bei der technischen Realisierung. Die Prüfer haben keine kritischen Fehler bei der Implementierung des HessenPC 3.0 gefunden, im Gegenteil: Sie haben insbesondere auf die geringe Anzahl von „Erkennt-nissen“ hingewiesen.

Die HZD ist damit bei der Bereitstellung einer sicheren Varian-te von Windows 10 innerhalb der öffentlichen Verwaltungen

im Vergleich mit anderen Bundesländern auf den vordersten Plätzen.

Supportende Windows 7 absehbar

Aufgrund des auslaufenden Supports für Windows 7 und damit des HessenPC 2.0 im Januar 2020 steht die Landesver-waltung vor der großen Herausforderung, ab September 2016 alle 68.000 Arbeitsplatzrechner auf den HessenPC 3.0 zu migrieren. Sowohl die Kunden, die bereits den HessenPC 2.0 nutzen als auch die, die noch vor der Einführung der Zentralen Betreiber-Plattform bzw. des HessenPC 3.0 stehen, sind hiervon betroffen.

Die Planungen für die Migrationen in den nächsten 36 Mona-ten haben in der HZD bereits begonnen. In Kürze findet die Abstimmung mit den Ressorts zu diesem Thema statt.

Mit viel Akribie und Engagement ist in der HZD eine Konfiguration für den HessenPC 3.0 entstanden, die alle unerlaubten bzw. unge-wollten Datenabflüsse unterbindet ...

manfred pospich

Abteilungsleiter Produkte und Projektleiter HessenPC [email protected]

jürgen pietsch

Teilprojektleiter HessenPC [email protected]

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33 HZD-MAGAZIN // INFORM 3/16

Verbindungsnetz // Umsetzung der Anschlussbedingungen

Seit dem 1. Januar 2015 ist der Datenaus-tausch übergreifender IT-Verfahren über das Verbindungsnetz des Bundes verbindlich. Der IT-Planungsrat hat am 18. März 2015 die „An-schlussbedingungen für das Verbindungsnetz“ beschlossen. Die Anschlussbedingungen, die bis zum 31. Dezember 2017 in den Ländern umzu-setzen sind, haben erheblichen Einfl uss auf die bestehende IT-Infrastruktur. Das Hessische Mi-nisterium des Innern und für Sport hat die HZD mit einem Projekt beauftragt, das sowohl die technische als auch die organisatorische Um-setzung der Anschlussbedingungen für das Verbindungsnetz umfasst.

Den sicheren Datenaustausch zwischen Bund, Ländern und Kommunen gewährleistet ein eigenes Verwaltungsnetz. Einst TESTA, dann DOI, heißt es heute Verbindungsnetz. Mit den neu defi nierten „Anschlussbedingungen für das Verbindungsnetz“ soll es noch sicherer werden. Die Länder und Kommunen müssen nun ihrer Pfl icht nachkommen und diese entsprechend umsetzen. Dank einer stringenten Projektplanung liegt Hessen gut in der Zeit. Die HZD hat im Auftrag des hessischen Innen-ministeriums bereits im vergangenen Jahr einen netztechni-schen Entwurf eines möglichen Umsetzungsszenarios erstellt. Die Bewertung und Adaption sowie die anschließende Prüfung auf Einhaltung der Vorgaben sind in Arbeit, genauso wie >>

HISTORISCHER ABRISS

1998 Gründung TESTA-D (Trans European Services for Telematics between Administrations)

DOI (Deutschland Online Infrastruktur)– 2008 Gründung als DOI e.V.– 2011 Übernahme durch BMI/BVA– seit 2009 Provider T-Systems

2015 NdB-Verbindungsnetz (Netze des Bundes)

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34 INFORM 3/16 // HZD-MAGAZIN

die Feinkonzeption und die erste Testphase. Heute ist die HZD soweit, dass sie an die Erweiterung und den Umbau der bestehenden Infrastruktur am Übergang zum Verbindungsnetz gehen kann. Im kom men den Jahr stehen schließlich die Beschaffungen, die Betriebsvorbereitung, die Einführung und der Betriebsübergang an.

Landesinterne Rahmenbedingungen

Im Fokus aller Überlegungen und Umsetzungen steht ein opti miertes Kosten-Nutzen-Verhältnis bei angemessener Erfül lung der Anforderungen. Das heißt, dass vor allem darauf geachtet wird, dass die Auswirkungen auf die bestehende IT-Infrastruktur der Landesverwaltung möglichst gering bleiben und die Komplexität nur um das absolut notwendige Maß erhöht wird. Beispielsweise soll die Standort-Redundanz des bisherigen DOI-Anschlusses in den Rechenzentren in Wiesbaden und Mainz erhalten bleiben, genauso wie der Einsatz von bereits etablierten Standards in Hessen.

Dennoch sind die Anforderungen an die Anschlussverbindun-gen hoch, und damit auch die Auswirkungen auf die IT-Infra-struktur des Landes, insbesondere im sogenannten Geltungs-bereich, damit ist das „direkt angeschlossene Netz“ gemeint. Dieses besteht aus

� dem Sicherheits-Gateway zum Verbindungsnetz

� einer Rechenzentrums-Verbindung

� den zentralen Netzwerk-Diensten und -Komponenten

� den dafür notwendigen zentralen Management-Diensten und

� den Netzübergängen an andere Netze (z.B. Netze Dritter, Internet)

Anschlusspunkt

Netzübergang

Verbindungs-

NETZ

KRYPTO-

BOX

SICHERHEITS-Gateway

SICHERHEITS-Gateway

WAN

SICHERHEITS-Gateway

Rechenzentrums-Verbindung

Zentrale Dienste/ Komponenten

Zentrale Mana-gement-Dienste

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35 HZD-MAGAZIN // INFORM 3/16

Das direkt angeschlossene Netz endet hinter den Sicherheits-Gateways zu anderen Netzen. Weitere Netze (z.B. WANs, indirekt angeschlossene Netze) gehören dann nicht mehr zum Geltungsbereich, wenn sie durch Sicherheits-Gateways vom direkt angeschlossenen Netz getrennt sind.

Im Geltungsbereich müssen vor allem vom BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) geprüfte Produk-te eingesetzt werden. Die Datenübertragung innerhalb des Geltungsbereichs, für den hoher Schutzbedarf festgestellt wurde, erfolgt z.B. verschlüsselt mit Produkten, die das BSI zulässt. Auch der Geltungsbereich ist durch BSI-zertifizierte Sicherheits-Gateways zu trennen. Ferner sind Sicherheitspat-ches umgehend im Rahmen definierter und dokumentierter Betriebs- und Änderungsprozesse einzuspielen. Die Abwehr von Angriffen ist unter Einsatz von Angriffserkennungssyste-men, von Systemen zur Abwehr von Schadprogrammen auf den IT-Systemen und durch Auswertung von Logdaten sicher-zustellen. Außerdem sind die IT-gestützten Geschäftsprozesse zu dokumentieren. Die Einbindung in den VerwaltungsCERT-Verbund ist einzurichten sowie weitere Maßnahmen im Rah-men des IT-Sicherheitsmanagements zu ergreifen.

Nach derzeitiger Planung und Umsetzung wird die HZD bis zum Stichtag am 31. Dezember 2017 die Anforderungen an die Anschlussbedingungen für das Verbindungsnetz in Hessen erfüllen können. 2018 werden diese dann erstmals auditiert, danach in zyklischen Abständen.

INTERNET

NETZEDritter

Interne NETZE

Geltungsbereich Indirekt angeschlossene

Netze

Netzübergang

SICHERHEITS-Gateway

SICHERHEITS-Gateway

manfred pospich

Abteilungsleiter Produkte [email protected]

„Der Datenaustausch zwischen dem Bund und den Ländern erfolgt über das Verbindungsnetz.“ Gesetz über die Verbindung der informationstechnischen Netze des Bundes und der Länder – Gesetz zur Ausführung von Artikel 91c Absatz 4 des Grundgesetzes – (IT-NetzG), § 3 Datenaustausch über das Verbindungsnetz

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„Wir haben in unserer Dienststelle bereits VoIP. Dann betrifft uns die Umstellung auf All-IP nicht!“ So lautete mancher Kom men tar in Kundengesprächen vor oder am Rande der Veranstaltung. Wenn Dienststellen bereits heute eine VoIP-Telefonanlage betreiben oder HessenVoice in der Ausprägung VoIP nutzen, dann werden Sprachpakete innerhalb der Dienst-stelle (LAN) und eventuell zwischen Dienststellen (MPLS oder Standleitungen) als IP-Pakete verschickt. Der Amtsanschluss für externe Gespräche, also die Anbindung der Telefonanlage an das öffentliche Fernsprechnetz, ist Stand heute in den Dienst-stellen der hessischen Landesverwaltung ein ISDN-Anschluss, auch wenn intern VoIP genutzt wird.

Mit All-IP wird die Umstellung der Providernetze auf IP-Tech-nologie bezeichnet. Ziel der Provider ist es, ein Netz für alle Dienste (Telefonie, Daten/Internet, Video, Mobilfunk) zu bauen. Man spricht auch vom Next Generation Network (NGN). Heutige leitungsvermittelte Dienste werden zukünftig beim Provider über ein IP-Netz übertragen und auch die heutigen Amtsanschlüsse beim Kunden (analog oder ISDN) werden auf IP-basierte Anschlüsse umgestellt. Man spricht dann bei Anla genanschlüssen auch von einem SIP-Trunk. Da sich All-IP auf den Amtsanschluss bezieht, sind auch Dienststellen, die heute intern bereits VoIP nutzen, von dem Thema All-IP betroffen.

Von ISDN zu All-IP // Umstellung der ProvidernetzeUnter diesem Motto hat die HZD die Telekommunikations(TK)-Verantwortlichen der Ressorts im Mai zu ei-ner Informationsveranstaltung in die HZD eingeladen. Hintergrund für die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist der tiefgreifende Technologiewechsel, der im Telekommunikationsmarkt bevorsteht bzw. schon begonnen hat. Die Telekom hat unüberhörbar und bisher auch ohne Einschränkung für 2018 das Ende von ISDN angekündigt. Der Umbau der Providernetze von analoger und ISDN-Technik zu All-IP und die damit verbundenen Konsequenzen sind, was die Größenordnung anbelangt, vergleichbar mit der Einführung von ISDN vor mehr als 25 Jahren. So manchen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde spätestens im Laufe der Veranstaltung klar, dass sie von All-IP betroffen sind und dass es an der Zeit ist, sich damit zu beschäftigen.

36 INFORM 3/16 // HZD-MAGAZIN

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37 HZD-MAGAZIN // INFORM 3/16

Um welche Anwendungen handelt es sich?

Es ist naheliegend, dass man bei Sprachanschlüssen zunächst an die eigene Telefonanlage denkt. Darüber hinaus werden aber insbesondere analoge Anschlüsse und ISDN-Mehrgeräte-anschlüsse in der Praxis für zahlreiche Anwendungen einge-setzt, die den Sprachdienst zur Datenübertragung nutzen, z. B. Modems, Frankiermaschinen, Faxgeräte, Aufzugsnotrufe, Brandmeldeanlagen, ISDN-Videosysteme usw.

Welche Auswirkungen hat der Wechsel zu All-IP?

Eine TK-Anlage muss für einen IP-Anschluss geeignet sein, damit der IP-basierte Amtsanschluss funktioniert. Ist dies nicht der Fall, muss geprüft werden, ob eine Erweiterung oder Aufrüstung technisch möglich ist. Ist dies nicht möglich oder wirtschaftlich nicht sinnvoll, so bleibt als eine Möglichkeit der Austausch der TK-Anlage.

Anstatt eine nicht IP-kompatible durch eine neue TK-Anlage zu ersetzen, bietet sich der Umstieg auf HessenVoice an. Hessen-Voice wird voraussichtlich ab Mitte 2017 neben ISDN- auch IP-Amtsanschlüsse unterstützen. Die Verantwortung für die

IP-Kompatibilität der eingesetzten TK-Komponenten liegt dann bei der HZD und nicht mehr bei der einzelnen Dienststelle.

Für die zahlreichen Nicht-Sprachanwendungen, die heute über analoge oder ISDN-Anschlüsse betrieben werden, stellt sich die Lage anders dar als bei reinen Sprachanschlüssen. Für Son der-dienste genügt es oft nicht, vorhandene inkompatible End ge-räte auszutauschen. Für einen zukünftigen sicheren und stö rungs-freien Betrieb sind hier andere oder erweiterte Lö sungs ansätze notwendig. In der Informationsveranstaltung zu All-IP stellte dies Vodafone am Beispiel „Aufzugnotruf“ und „EC-Cash“ dar.

Wann kommt das Ende von ISDN: 2022, 2018 oder vielleicht noch früher?Die Telekom hat für ihr Netz eine klare Ansage gemacht: Ende 2018 ist Schluss mit ISDN. Andere Provider, u.a. Vodafone, ver-sprechen ihren Kunden, dass sie auch über diesen Zeitpunkt hinaus ISDN-Anschlüsse nutzen können. Vodafone wirbt mit: ISDN mit Vodafone bis 2022.

Eine Besonderheit hat es mit den sogenannten FKTO-An-schlüssen im derzeit aktuellen Festnetz-Rahmenvertrag >>

DIREKT-Anschlüsse

FKTO- Anschlüsse

ca. 3000 Anschlüsse insgesamt

davon

1214 FKTO-Anschlüsse

Vodafone Rahmenvertrag(aktueller Bestand)

FKTO-Anschlüsse (auch: Preselection-Anschlüsse, Resale-Pro-dukte) sind technisch im Telekom-Netz. Sie werden kaufmän-nisch (Konditionen, Auftragsabwicklung, Rechnungsstellung) behandelt wie alle direkt angeschlossenen Anschlüsse im Vodafone-Rahmenvertrag.

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38 INFORM 3/16 // HZD-MAGAZIN38 38

mit Vodafone auf sich. FKTO-Anschlüsse (auch als Preselect-Anschlüsse bezeichnet) sind analoge oder ISDN-Anschlüsse, die technisch nicht im Vodafone-Netz sondern im Telekom-Netz angeschaltet sind. Sie sind so voreingestellt, dass abge-hende Gespräche über das Vodafone-Netz aufgebaut werden. Der Rahmenvertrag und die Konditionen gelten für FKTO-Anschlüsse genauso wie für direkt angeschaltete Anschlüsse. Diese FKTO-Anschlüsse will die Telekom gegenüber Vodafone bereits bis Ende 2017 abkündigen. Vorbereitungen zur Mig-ration dieser Anschlüsse in das Vodafone-Netz sind deshalb bereits angelaufen.

An den Zahlen für die Migration der FKTO-Anschlüsse wird deutlich, dass die Aussage „ISDN bis 2022“ zu relativieren ist: Von den ca. 1.200 vorhandenen FKTO-Anschlüssen können ca. 800 auf ISDN-Basis migriert werden, für die restlichen 400 ist nur ein IP-basierter Anschluss möglich. Das bedeutet, dass nicht jeder Standort für das Vodafone ISDN-Netz erschlossen ist. Bereits vorhandene ISDN-Anschlüsse können zwar vermut-lich bis 2022 genutzt werden, aber nicht an jedem Standort ist ein neuer ISDN-Anschluss möglich. An dieser Stelle sei auch noch darauf hingewiesen, dass es bei Vodafone keine analogen Anschlüsse gibt. Analoge FKTO-Anschlüsse können deshalb nur zu ISDN- oder IP-Anschlüssen migriert werden.

Der derzeitige Rahmenvertrag mit Vodafone endet im April 2018. Wer danach neuer Vertragspartner wird, ist offen. Neben den vorgenannten Überlegungen ist das ein weiterer Grund, ISDN 2022 nicht zur Planungsgrundlage für die All-IP-Vorberei-tungen zu machen.

Was sind die nächsten Schritte?

Um den Weg in eine All-IP-Welt vorzubereiten, sind zunächst die folgenden Schritte notwendig:

� die genaue Bestandsaufnahme aller Anschlüsse und der zugehörigen Anwendungen

� das Feststellen der betriebs- und sicherheitstechnischen Relevanz

� das Einholen von Informationen beim Hersteller und/oder Dienstleister zur IP-Kompatibilität der vorhandenen Geräte und Anwendungen

� eventuell die Beantragung von notwendigen Haushaltsmit-teln für Umrüstungen oder Ersatzbeschaffungen

� ggf. der rechtzeitige Austausch von Geräten oder die Um-stellung von Anwendungen auf andere Lösungen

2016 2017 2018 2019

Ende (Kündigung) FKTO ISDN

Ende Rahmen-vertrag Vodafone

(Festnetz)

BeginnHessenVoice

2017

Ende ISDN bei der Telekom

Informations-veranstaltung

der HZD für TK-Verantwortliche

der Ressorts03.05.2016

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Wie unterstützt die HZD?

Die HZD

� stellt Informationen zu All-IP bereit und informiert ggf. über neue Entwicklungen am Markt und beim derzeitigen Rah-menvertragspartner

� koordiniert die vorbereitenden Maßnahmen und die Migra-tion der FKTO-Anschlüsse

� sorgt für die Bewertung der IP-Produkte von Vodafone und – soweit notwendig – die Aufnahme in den aktuellen Rahmen-vertrag

� bietet für Telefonie, Fax, SMS, Voicemail und Videokonferen-zen die Produkte HessenVoice und Videokonferenz an. Die HZD-Kunden können diese Dienste nutzen. Für die All-IP-Readiness sorgt die HZD.

Fazit

An All-IP geht auf Dauer kein Weg vorbei. Der Umbau der Pro-vidernetze ist in vollem Gange. Deshalb ist es wichtig, bereits jetzt mit den Vorbereitungen für eine Migration in eine All-IP-Welt zu beginnen. Ein wesentlicher erster Schritt ist dabei die

detaillierte Bestandsaufnahme der vorhandenen Anschlüsse und Anwendungen. Diese sollte sich nicht auf die FKTO-An-schlüsse, für die ein besonderer Handlungsbedarf besteht, be-schränken. Vielmehr sollte die Migration der FKTO-Anschlüsse der Trigger dafür sein, auch für alle anderen Anschlüsse ent-sprechende Überlegungen anzustellen und geeignete Vorbe-reitungen zu treffen. Das folgende Zitat aus einem Vortrag von T-Systems beschreibt die Situation treffend: „All-IP Migration hat Projekt-Dimension. Beim Carrier und beim Kunden.“

suse märkle

Bereichsleiterin Telekommunikation [email protected]

2020 2021 2022 2019

Ende ISDN Vodafone

HZD-MAGAZIN // INFORM 3/16

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40 INFORM 3/16 // HZD-MAGAZIN

Die im Projekt UM-FIS migrierten Umwelt-Fachinformationssysteme verarbeiten Informatio-nen aus den Fachbereichen Bergbau, Wasserwirtschaft, Altlasten und Gentechnik. Hessens Umweltressort hat sechs Fachinformationssysteme auf eine moderne Plattform übertragen. Grundlage ist das HZD-Produkt FISBOX®. Die Fertigstellung des mehrjährigen und aufwändi-gen Projekts feierten die Projektverantwortlichen im Juli in einer Abschlussveranstaltung. Der Gesamtprojektleiter im Hessischen Umweltministerium Sven Patzer und der IT-Referatsleiter im Hessischen Umweltministerium Hans-Peter Tholen berichten in diesem Gastbeitrag über das umfangreiche Projekt.

Von Altlasten bis Wasser-buch // Umweltressort migriert sechs Fachinformationssysteme auf Basis von FISBOX®

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41 HZD-MAGAZIN // INFORM 3/16

Das Hessische Umweltressort verwaltet und verarbeitet unzählige Daten. Allein 120.000 Altlasten-Flächen sind bei-spielsweise im „Fachinformationssystem Altlasten und Grund-wasserschadensfälle – FISAG 2.0“ hinterlegt. Zu jeder Fläche sind alle dazugehörenden relevanten Daten gespeichert. Diese Daten bilden eine wichtige Entscheidungsgrundlage beispielsweise für Sanierungsmaßnahmen oder Kaufabsichten. Sie sind Grundlage für Berichte, Berechnungen und Suchabfra-gen. Neben der Datenqualität spielt die Leistungsfähigkeit des verarbeitenden IT-Programms – des Fachinformationssystems – eine entscheidende Rolle für die Qualität der Ergebnisse.

Das Projekt

Im Jahr 2009 sind wir mit dem Projekt UM-FIS (Umwelt-Fachin-formationssysteme) gestartet - mit dem Ziel sechs bestehende Fachinformationssysteme (s. Box S. 42) auf eine neue Technolo-gie zu übertragen. Der Hersteller der Entwicklungsumgebung hatte den Support abgekündigt und das Altsystem entsprach nicht mehr dem Stand der Technik.

Wir begannen mit einer Geschäftsprozessanalyse für jedes Fachverfahren, welche durch die HZD begleitet wurde. Das Ergebnis war eine genaue Prozessbeschreibung für jeden Ver-

waltungsbereich mit den dazugehörenden Festlegungen für das jeweilige Fachverfahren. Mit diesen Informationen haben wir uns zunächst an die anderen Bundesländer gewandt. Wir wollten wissen, ob dort bereits Fachinformationssysteme im Einsatz sind, die auch für unsere Zwecke geeignet wären. Ziel war es, aufwändige Doppelentwicklungen zu vermeiden und Kosten zu sparen. Leider sind wir dabei nicht fündig geworden und so wurde bald klar, dass wir uns selbst um ein geeignetes Fachinformationssystem kümmern müssten.

Wir begannen damit, Lastenhefte zu erstellen, in denen wir alle nötigen Anforderungen festhielten. Mitte des Jahres 2012 fanden erste konkrete Gespräche mit der HZD statt. Die HZD empfahl uns ihr neues Produkt FISBOX® als Grundlage für unsere Fachinformationssysteme. In den anschließenden Ver-handlungen formulierten wir Ziele, die uns bei der Umsetzung wichtig waren. Dazu gehörten u.a.:

� Die Entwicklung des neuen Systems sollte bei weiterlaufen-dem Betrieb des alten und ohne eine teure Zwischenlösung stattfinden.

� Die neuen Fachinformationssysteme sollten die lokal vorhan-denen Bürokommunikationsanwendungen und >>

FISBOX®

Das HZD-Produkt FISBOX® stellt nach dem Baukastenprinzip fertige Module zur Erstellung von Fachinformationssystemen bereit. Zu den Vorteilen zählen u.a. schnelle Realisierungs-zeiten, Nachhaltigkeit dank einfacher Anpassungsmöglichkeiten an geänderte Rahmenbe-dingungen und geringe Kosten für Entwicklung und Betrieb. Die HZD bietet die FISBOX® als Cloud-System auf einer in die hessische IT-Landschaft integ-

rierten Plattform an. Sie ist kompatibel zu den etablierten Standards. Die Anwender selbst installieren sie komfortabel und einfach mittels ClickOnce-Technologie: Über eine Webseite installiert sich die Client-Software auf dem PC. Diese erlaubt den Zugriff auf den Server, auf dem die eigentliche Anwendung läuft.

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42 INFORM 3/16 // HZD-MAGAZIN

E-Akte-Anwen dungen der Anwender nutzen und sich prob-lemlos in den HessenPC integrieren.

� Die manuelle Datenerfassung sollte reduziert werden. Daten sollen dort, wo sie entstehen, einmalig erfasst und dann elek-tronisch weiterverarbeitet werden.

� Durch den Wechsel auf eine neue Technologie sollten die Fachinformationssysteme zukunftssicher umgebaut und die Nutzer mehr Bedienkomfort bei gleichzeitiger Kostenredukti-on und Einsparungen im Betrieb erhalten.

Umsetzung und Anwenderbefragung

Um das aufwändige Projekt möglichst effizient und schnell zum Erfolg zu bringen, haben wir zur Unterstützung der Pro-jektbeteiligten u.a. einen umfangreichen SharePoint aufge-baut. Enthalten waren u.a. ein umfangreiches Berichtswesen, die Fehlerdokumentation, Statusberichte und die Arbeits-paketverwaltung. Als effektiv haben sich auch die zentral durchgeführten Testworkshops erwiesen. Parallel dazu haben wir gemeinsam mit der HZD einige E-Learning-Einheiten mit unserem Pilot-Fachinformationssystem FISAG 2.0 aufgesetzt, um den Anwendern die Umstellung oder aber Neuerlernung der Anwendung zu erleichtern.

Inzwischen sind alle sechs Fachinformationssysteme erfolg-reich auf die neue Plattform migriert. Mit dem Ergebnis sind nicht nur wir zufrieden, sondern auch die Anwender, wie eine FISBOX®-Nutzerbefragung ergab: Über 70 Prozent der Befrag-ten fanden den Einstieg in die FISBOX® leicht verständlich bis verständlich und die allermeisten sahen deutliche Verbesse-rungen bei der Bedienoberfläche im Vergleich zu dem Altsys-tem.

UMWELT-FACHINFORMATIONSSYSTEME

BAUS 2.0Das Bergaufsichtsunterstützungssystem unterstützt die Bergaufsicht bei den Zulassungsverfahren für die Betriebspläne und bei weiteren Verfahren der Bergauf-sicht.

FISAG 2.0Das Fachinformationssystem Altlasten und Grundwas-serschadensfälle dient als Fachinformationssystem für die Führung und Fortschreibung der Altflächendatei in Hessen.

FISGW 2015Das Fachinformationssystem Grundwasserschutz/Was-serversorgung verfolgt das Ziel, alle relevanten Infor-mationen des gesamten Bereichs Grundwasserschutz/Wasserversorgung zusammenzuführen, aufzubereiten und den betroffenen Fachbehörden zur Verfügung zu stellen.

GENTIS 3.0Das Gentechnische Informationssystem dient als anla-genbezogenes Auskunfts- und Vorgangsbearbeitungs-system für die Unterstützung aller Aufgaben der Gen-technikverwaltung im Vollzug des Gentechnikgesetzes.

WALIS 2.0Das Wasserwirtschaftliche Informationssystem dient als Unterstützung bei der Landesaufgabe des vorsorgen-den Gewässerschutzes. Diese Aufgabe umfasst u.a. die Überwachung anzeigepflichtiger und genehmigungsbe-dürftiger Anlagen zum Umgang mit wassergefährden-den Stoffen.

WBUCH-FISBOXDas Elektronische Wasserbuch erfasst die Verzeichnisse aller existierenden Wasserrechte.

Abschlussveranstaltung Projekt UM-FIS am 20.07.2016 in Wiesbaden. V.l.: Joachim Kaiser, Direktor der HZD, Sven Patzer, Gesamtprojekt leiter UM-FIS im Hessischen Umweltministerium, Dr. Beatrix Tappeser, Staatssekretärin im Hessischen Umweltministerium, Holger Strömmer, Fachanwendungsverantwort-licher Fachverfahren FISAG 2.0, Hans-Peter Tholen, IT-Referatsleiter im Hessischen Umweltministerium, Mustafa Dönmez, Referatsleiter Referat Altlasten im Hessischen Umweltministerium

sven patzer

Gesamtprojektleiter UM-FIS Hessisches Umweltministerium [email protected]

hans-peter tholen

IT-Referatsleiter Hessisches [email protected]

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43NACHGEFRAGT // INFORM 3/16

Nachgefragt // Hessens CIO zu Service in der IT

INFORM: Herr Staatsminister, der Schwerpunkt dieses Hef-tes widmet sich dem Thema 24/7. Es geht um einen Rund-um-die-Uhr-Support, den die HZD ihren Kunden, also der Landesverwaltung, zur Verfügung stellt. Warum ist solch ein vollumfänglicher IT-Support wichtig?

Dr. Thomas Schäfer: Nun ja, manche Behörden wie die Polizei arbeiten natürlich rund um die Uhr. Hier hat das Land, respektive die HZD, schon lange einen 24/7-Sup-port installiert. Polizeiarbeit ohne zuverlässig funktionie-rende IT ist schlichtweg nicht denkbar. Aber auch andere Behörden müssen in Notsituationen rund um die Uhr ein-satzfähig sein und sind es auch. Denken Sie zum Beispiel an das Krisenzentrum der Landesverwaltung oder an die Hessische Erstaufnahmeeinrichtung, vor allem während der Bewältigung der Flüchtlingssituation im vergange-nen Jahr. Auch hier ist die IT ein Werkzeug, ohne das die Aufgabenbewältigung nicht geht. In anderen Fällen ar-beiten zwar nicht die Behörden rund um die Uhr, aber IT-Verfahren werden von ihnen 24/7 zur Verfügung gestellt. Das Glücksspielsperrsystem OASIS ist hierfür ein gutes Beispiel. Das sind nur einige, aber sehr wichtige Beispiele. Das Thema greift viel tiefer.

INFORM: Inwiefern?

Dr. Thomas Schäfer: Die Zeiten, in denen wir Verfahren einzeln betrachten konnten, sind vorbei. Die Komplexität der Technik verlangt heute einen hohen Grad an Standar-disierung. Nur so bleibt sie beherrschbar und nur so ver-hindern wir einen ungebremsten Anstieg der Kosten. Im Umkehrschluss heißt das, dass die einzelnen Verfahren auf gemeinsame Infrastruktur, Dienste und Hardware zugrei-

fen. Dafür brauchen wir ein wachsames Auge – rund um die Uhr. Insofern begrüße ich es sehr, dass die HZD das Projekt

„Aufbau Serviceorganisation 24/7“ aufgesetzt hat. In meinen Augen ist es unverzichtbar – nicht nur um unseren Ansprü-chen an eine moderne Verwaltung gerecht zu werden, son-dern auch um unsere Pflichten den Bürgerinnen und Bürgern gegenüber erfüllen zu können.

INFORM: Was gehört für Sie noch zu einem erstklassigen und modernen Service eines IT-Dienstleisters dazu?

Dr. Thomas Schäfer: Für mich stehen Sicherheit und Ver-fügbarkeit der Anwendungen an oberster Stelle. Der IT-Dienstleister ist hier in einer, wie ich zugeben muss, undank-baren Rolle. Wenn alles funktioniert, nehmen wir das gern als selbstverständlich hin. Wenn nicht, dann schimpft man allgemein gern schnell auf den IT-Dienstleister. Informati-onstechnik, und insbesondere Informationstechnik einer gesamten Landesverwaltung, ist jedoch sehr komplex und anspruchsvoll. Fehler können natürlich auch dort auftreten, dass erleben wir aber auch in klassischen IT-Unternehmen. Wir müssen deshalb früh Fehlerquellen erkennen und besei-tigen bzw. diese gegen Null reduzieren. Hier erwarte ich von der HZD, dass sie alles dafür tut, um mögliche Ausfallzeiten zu minimieren. Das tut sie mit großem Einsatz, wie ich immer wieder feststellen kann, beispielsweise durch das Setzen von hohen Standards und die Überwachung der kritischen Infra-strukturen in ihrem Service Operation Center. Hinzu treten etwa Wartungsarbeiten in den Abendstunden und am Wo-chenende oder auch mal – wenn es sein muss – über Nacht. Kurzum: Hier wird hervorragende Arbeit geleistet und dafür gilt es auch einmal Danke zu sagen!

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44 INFORM 3/16 // FACETTEN DER IT

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45FACETTEN DER IT // INFORM 3/16

Deutsch als neue Sprache lernen // Lernsoftware unterstützt Schulen bei der Integration Informationstechnik leistet in der Schulverwaltung einen wert vollen Beitrag – sei es mit der Lehrer- und Schülerdaten-bank (LUSD) oder dem Verfahren zur elektronischen Über-mittlung von Prüfungsaufgaben für das Abitur (VeÜP), die beide in der HZD betrieben werden. Aber auch für viele Schü-lerinnen und Schüler ist Informationstechnik ein wichtiger Baustein im Lehrplan. An einigen hessischen Schulen läuft derzeit ein Test mit einer Software, die Kinder unterstützt, die ohne Deutschkenntnisse in die Schule kommen. Das sind in der Regel Kinder, die aus ihrer Heimat nach Deutschland geflohen sind. INFORM hat sich das in der Praxis angesehen.

„Hallo, ich bin Murat.“ Aufmerksam hört Nadim (Name geändert) zu, was der Computer sagt. Anschlie-ßend muss er in den Lückentext „ich bin“ schreiben. Erst wenn alles korrekt ist, leuchtet das grüne „richtig“ Feld auf und Nadim kann

weitermachen. Gemeinsam mit seinen beiden jüngeren Schwestern verbringt er so fast täglich rund 20 Minuten unter der Betreuung von Sieghild Walter oder einer anderen Lehrerin vor einem der Schul-PCs in der Philipp-Keim-Schule in >>

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46 INFORM 3/16 // FACETTEN DER IT

Hofheim-Diedenbergen. Die drei Kinder kommen aus Syrien und sind seit Febru-ar in Deutschland. Deutsch konnten sie weder verstehen, noch sprechen oder schreiben. Doch bei Kindern geht das bekanntermaßen sehr schnell, wenn sie in der entsprechenden Umgebung sind, und so sind auch die drei Geschwister schon erstaunlich fit in der fremden Sprache. Einen Beitrag dazu leistete und leistet ein Lernprogramm.

Die Philipp-Keim-Schule testet derzeit ein Softwareprogramm „Deutsch als fremde Sprache lernen“. Es wurde speziell konzipiert, um Kinder ohne Deutschkennt-nisse zu unterstützen. Sieghild Walter arbeitet bereits seit zwei Monaten mit dem Programm. Die pensionierte Lehrerin für Grund- und Sekundarstufenschulen

unterstützt derzeit die Philipp-Keim-Schule mit acht Stunden in der Woche. Fünf davon widmet sie nach Möglichkeit den drei Neuankömmlingen aus Syrien. Ein wichtiger Baustein ist das Arbeiten mit dem Programm. „Ich bin wirklich begeis-tert“, sagt sie, „es ist eine Riesenhilfe für alle Beteiligten“.

„Eine tolle Ergänzung“

Mit dem Programm können die Kinder je nach Alter und Kenntnisstand einen Grundwortschatz erwerben und Lesen und Schreiben lernen. Da auch das beste Lernprogramm nicht funktioniert, wenn keinerlei Deutschkenntnisse vorhanden sind, wie im Fall der drei syrischen Kinder zu Beginn ihrer Zeit in Deutschland, arbeitet das Programm mit Sprachunter-

stützung. D. h. ein Kind kann sich alles, was es nicht versteht, in seiner Muttersprache anhören und dann weitermachen. Das kann Arabisch, Afghanisch, Serbisch, oder Russisch sein. Acht Sprachen sind es der-zeit, an weiteren wird gearbeitet.

Auch Grundschullehrerin Christiane Stein-metzer ist von dem Programm angetan. Neben der fachlichen guten Aufbereitung

DEUTSCHKENNTNISSE

Mehr als 15.000 Kinder und Jugendliche ohne ausreichende Deutschkenntnisse sind im Schuljahr 2015/16 an Hessens Schulen aufgenommen, so viele wie niemals zuvor in der Geschichte Hessens.

v.l.: Grundschullehrerin Christiane Steinmetzer und Sieghild Walter

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gefällt ihr, dass das Programm in einem positiven Sinn „reduziert“ auftritt. Keine unnötigen Animationen, Spiele oder Akus-tik: Das Programm ist auf das Wesent liche reduziert. Christiane Steinmetzer ist neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin IT-Beauftragte der Philipp-Keim-Schule und in dieser Funktion auch in die Erprobung der neuen Software eingebunden. Ihrer Erfahrung nach ist Software, die sich auf das Wesent-liche beschränkt, besonders gut für die Schule geeignet, weil sie nicht ablenkt. Sie nutzt in ihrer dritten Klasse gerne Lernpro-gramme: „Gerade für die guten Schülerin-nen und Schüler ist das super. Ich lasse sie dann auch mal Logikspiele machen, bei denen sie Strategien entwickeln müssen“, so Steinmetzer. „Ein bisschen Grips-Gymnas tik“ nennt sie das. Aber auch für Förderschüler bietet sich Lernsoftware zur

Unterstützung an. Besonders gut findet die Lehrerin, dass man damit mehreren Kindern gleichzeitig gerecht werden kann – je nach Bildungsstand. „ Es ist nicht das Allheilmittel, aber eine tolle Ergänzung“, so ihr Fazit.

Gleichzeitiger Unterricht

Die drei syrischen Kinder sind unterschied-lich weit mit ihren Deutschkenntnissen. Die Jüngste lernt gerade das Alphabet. Sieghild Walter hat sich die entsprechen-den Übungen für die Siebenjährige ausge-sucht. Eifrig fährt ihre Hand mit der Maus über den Bildschirm und sucht die richti-gen Lösungen. Ihre zehnjährige Schwester lernt Tiernamen, während der Bruder be-reits mit kleinen Schreibübungen zurecht-kommt. Für Sieghild Walter ist ein Vorteil

friederike van roye

Kommunikation, Information [email protected]

TEST AN 30 SCHULEN

Die Erprobung der Software „Deutsch als neue Sprache lernen“ geht zurück auf die Initiative des Staatlichen Schulamts in Rüsselsheim. Es beteiligen sich die Schulträger Groß-Gerau, Rüsselsheim, der Main-Taunus-Kreis und der Wetteraukreis. Insgesamt 30 Schulen in allen Schulformen – von Grundschu-len bis zu Beruflichen Schulen – testen derzeit die Software im Unterricht. Günter Howind, Fachberater Medienbildung beim Staatlichen Schulamt Rüsselsheim, hat das Projekt mit vorangetrieben. Bereits vor zwei Jahren – bevor die große Flüchtlingszuwanderung begann – hat er gemeinsam mit einer Kollegin einen Medientag zum Thema „Deutsch als Zweitsprache“ durchgeführt und einen „Riesenbedarf“ festgestellt: „Mit Beginn der Flücht-lingswelle war uns dann klar, dass wir handeln müssen“, so Howind.

an der Arbeit mit der Software, dass sie mehrere Kinder mit unterschied lichem Kenntnisstand gleichzeitig unterrichten kann. Während alle drei konzentriert vor sich hin arbeiten, geht sie von Kind zu Kind und schaut, wo sie unterstützen kann.

20 Minuten sind vorbei. Sieghild Walter lobt die Geschwister für ihre Arbeit und schickt sie in ihre Klassen. Dort werden sie weiter Deutsch hören, sprechen und schreiben und am Nachmittag sorgen die neuen deutschen Freundinnen und Freun-de dafür, dass sie sich schnell in ihre neue Umgebung einfinden.

Schüler der dritten Klasse der Philipp-Keim-Schule in Hofheim-Diedenbergen nutzen Lernprogramme zur Vertie-fung des Unterrichts.

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48 INFORM 3/16 // IT-SICHERHEIT

Es ist eine unendliche Geschichte … Immer wieder war-nen Unternehmen davor, dass Hacker unberechtigt Zu-griff auf Zugangsdaten der Kunden bekommen haben. In jüngerer Zeit hat es einen Provider, ein soziales Netzwerk und eine Flirtplattform getroffen. Kein Betreiber kann sich sicher fühlen.

Wie kann das passieren? Ein typischer Weg sind Phishing-Angriffe (siehe INFORM 2/15). Dabei liefern die Anwen-der dem Hacker das Passwort frei Haus. Schützen kann sich der Anwender nur, indem er entsprechend vorsich-tig beim Beantworten fremder E-Mails ist.

Hacker nutzen aber auch Sicherheitslücken bei Providern aus und „stehlen“ dort unsere Passwörter. Die Passwörter sind allerdings nicht im Klartext bei den Providern hinter-legt, sie liegen in verschlüsselter Form – dem Hashwert

– vor. Trotzdem können die Hacker damit etwas anfangen. Wird nämlich ein bestimmtes Passwort verschlüsselt, entsteht immer der gleiche Hashwert, egal auf welchem Rechner und egal wer die Verschlüsselung vornimmt.

Im Internet werden lange Listen angeboten, die Regen-bogentabellen. In ihnen stehen die Passwörter (Zeichen-ketten) und der zugehörige Hashwert. Der Hacker muss nur den bei einem „Einbruch“ gefundenen Hashwert mit den Hashwerten aus der Regenbogentabelle abgleichen. Bei einem Treffer ist der Zugang geöffnet. Daher sollte ein Passwort auch nie zur Sicherung mehrerer Konten be-nutzt werden.

Mit jedem „Einbruch“ werden die Regenbogenlisten län-ger. Für Abfolgen mit acht Buchstaben oder für Wörter aus Wörterbüchern sind mittlerweile fast alle Kombina-tionen errechnet und in solchen Listen hinterlegt. Wer-

den Buchstaben mit anderen Zeichen kombiniert, gibt es noch sichere Abfolgen, aber es wird immer enger.

Ganz egal wie Hacker an Passwörter kommen, als Anwen-der müssen wir uns ein neues sicheres Passwort überle-gen, eingeben und vor allem merken.

Es hilft nur ein langes oder kompliziertes Passwort. Neh-men Sie beispielsweise einen Satz: „Hinterm H0riz0nt geht es weiter, ein neuer Tag“. Den Satz und dass wir das

„o“ durch eine „0“ ersetzt haben, können wir uns leicht merken. Möchten wir nicht viel tippen oder ist die Län-ge des Passwortes begrenzt, hilft nur eine komplizier-te Zeichenfolge wie „H#gew,1nT“. Wir merken uns den Ausgangssatz, von dem wir die Anfangsbuchstaben der Wörter nehmen und ersetzen einige Buchstaben durch

„ähnlich“ aussehende Sonderzeichen und Ziffern. Welche das sind, legen wir fest. Dass der Hashwert für dieses Passwort schon katalogisiert ist, erscheint unwahrschein-lich. Das Passwort ist also sicher. Aber vielleicht ist der Hacker ja auch ein Fan von Udo. Hinterm Regenbogen ...

Weitere Informationen finden Sie unter: www.hzd.hessen.de > Betrieb von Verfahren > IT-Sicherheit > Awareness

Awareness // Regenbogen ... und kein Ende

bernd reimann IT-Fortbildung

[email protected]

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49SERVICE // INFORM 3/16

Tipps & Tricks // Zentrale OneNote Notizbücher mit SharePoint

VORAUSSETZUNGEN IM TEAMRAUM

Wie wäre es mit einem intelligenten, zentralen „schwarzen Brett“ für die Teamarbeit? Jeder könnte Informationen anheften, die für das Team wichtig sein könnten. Man könnte die Zettel der anderen Teammitglieder ergänzen und diese selbst könnten das auch noch automatisch sehen. Wenn Sie jetzt denken, das wäre geradezu ideal, dann lernen Sie mit diesem Tipp das Zusammenspiel von OneNote mit SharePoint kennen.

Für die Umsetzung brauchen Sie natürlich einen SharePoint-Teamraum und eine einfache Dokumentbibliothek (z. B. Notizen) ohne Versionierung, Ein-/Auschecken oder zusätzliche Metadaten. Die aktiven Teammitglieder soll-ten über Zugriffsrechte verfügen und mitarbeiten dürfen. Wenn sie zur SharePoint-Gruppe Mitglieder gehören, ist das der Fall.

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50 INFORM 3/16 // SERVICE

Ein neues Notizbuch in SharePoint legen Sie mit OneNote an.

Wählen Sie in OneNote die Registerkarte DATEI und dann den Befehl NEU.

2. NOTIZ SPEICHERN IN: Wählen Sie die Option NETZWERK.

3. NAME: Legen Sie fest, wie das neue Notizbuch heißen soll.

4. NETZWERKSPEICHERORT: Tragen Sie hier die URL zur Dokumentbibliothek im Teamraum ein.

5. Klicken Sie auf die Schaltfläche NOTIZBUCH ERSTELLEN.

Das Notizbuch wird erstellt. Anschließend können Sie das Team per E-Mail über das neue Notizbuch informieren.

Klicken Sie dazu auf LINK PER E-MAIL VERSENDEN. In der darauf folgenden Nachricht fügen Sie lediglich die E-Mail-Adressen hinzu. Die Teammitglieder, die diese E-Mail erhalten, klicken nur noch den Link an und das neue Notizbuch wird zukünftig in OneNote angezeigt.

EIN ZENTRALES NOTIZBUCH ERSTELLEN

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Die Informationen im Notizbuch können aus beliebigen Quellen stammen. Die Inhalte können so leicht vom Team zusam-mengetragen werden. Die Beiträge der Teammittglieder sind außerdem farblich und durch Kürzel gekennzeichnet.

Die Synchronisation der Inhalte erfolgt automatisch. OneNote vergleicht abhängig von der Serververfügbarkeit fortlaufend die lokalen Inhalte mit dem zentralen Stand im Teamraum und verschickt entsprechend Inhalte in beide Richtungen. Einträge von anderen Mitgliedern erscheinen etwas zeitverzögert direkt nach der Eingabe. Man kann quasi beim Schreiben zusehen. Und nicht nur das! Man kann sogar gleichzei-tig an den Inhalten arbeiten und sieht die fortlaufenden Veränderungen.

christane stahr

IT-Fortbildung [email protected]

KATEGORIEN ZUWEISEN UND VERWENDEN INHALTE EINSTELLEN UND SYNCHRONISIEREN

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Das zentrale Notizbuch eignet sich auch hervorragend für Mitschriften in Teammeetings. Bislang macht wahrscheinlich jeder seine eigenen Notizen. Mit einem zentralen OneNote Notizbuch können Inhalte während des Termins zentral erfasst werden. Kommt man an den Arbeitsplatz zurück, so ist der finale Stand der Mitschrift bereits auf dem eigenen Rechner. Hat das jeder erst einmal erkannt, gewinnt ein Notizbuch schnell an Beliebtheit.

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[email protected]

HessenPC 3.0 – IT in Hessen aus einer Hand

Mobilität

Einheitliche Prozesse

ZentralesManagementSynergie

Sicherheit

HessenPC-Tablets und -Smartphones mit sicherem Zugang zu landes-weiten Anwendun-gen

Intelligenter Stan-dard der Client-Konfi guration bei gleichzeitiger Integration kunden-spezifi scher Anfor-derungen

Kosteneinsparung durch Konsoli-dierung aller IT-Arbeitsplätze der Landesverwaltung

Verbindliche Or-ganisation aller IT-Arbeitsplätze der Landesverwaltung bei Beschaffungen, Veränderungen oder neuer Software

Hoher Sicherheits -standard aller IT-Arbeitsplätze der Landesverwaltung

Einführung ab Oktober 2016