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Der Controlling-Berater Herausgeber: Gleich/Klein Kennzahlen optimal nutzen Entwickeln – Einsetzen – Akzeptanz schaffen > Grundlagen, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten > Kennzahlensets für verschiedene Funktionsbereiche > Akzeptanz schaffen durch gemeinsame Entwicklung > Einsatz zur Digitalisierungs- und Innovationssteuerung Band-Herausgeber: Ronald Gleich/Jan Christoph Munck

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Der Controlling-BeraterHerausgeber: Gleich/Klein

Kennzahlen optimal nutzenEntwickeln – Einsetzen – Akzeptanz schaffen> Grundlagen, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten> Kennzahlensets für verschiedene Funktionsbereiche> Akzeptanz schaffen durch gemeinsame Entwicklung> Einsatz zur Digitalisierungs- und Innovationssteuerung

Band-Herausgeber:Ronald Gleich/Jan Christoph Munck

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Der Controlling-Berater

Drahtseilakt „Führen mitKennzahlen“ bewältigen

Wie man aus KPIs wertschöpfende Aktivitäten ableitetKennzahlen- bzw. Performance Measurement-Systeme sind die am weitesten ver-breiteten Steuerungsmechanismen. Durch ihre scheinbare Einfachheit suggerierensie eine hohe Transparenz über Zielerreichung, Planabweichungen sowie die damitverbundenen Entscheidungsprozesse. In der Praxis sind die Entwicklung und insbe-sondere die nachhaltige Nutzung von Kennzahlen eine Mammutaufgabe.

Dieses Buch gibt eine Einführung in das Thema und erläutert aktuelle Entwicklungenmit dem Fokus auf die Steuerung von Digitalisierung und Innovation. Anwendungs-beispiele unterschiedlicher Bereiche zeigen, wie Controller durch den richtigen Einsatzgeeigneter Kennzahlensysteme Unternehmen auch in Zukunft durch unruhige Zeitenführen können.

Die Themen im Einzelnen:

> Grundlagen und bereichsspezifische Kennzahlenkonzepte> Kennzahlen richtig nutzen: Mit dem ZAK-Prinzip das TUN unterstützen> Rahmenkonzept, Leitfragen und Beispiele zur Steuerung der Digitalisierung> Bereichskennzahlen aus Marketing, Forschung und Entwicklung, Personal,Einkauf und Logistik

> Große Akzeptanz und hohe Nutzungsgrade durch gemeinsame Entwicklung> Steuerung agiler Teams und Organisationen

Die Herausgeber:Prof. Dr. Ronald Gleich ist Vorsitzender der Institutsleitung des Strascheg Institute forInnovation, Transformation and Entrepreneurship (SITE) der EBS Universität für Wirt-schaft und Recht in Oestrich-Winkel sowie geschäftsführender Gesellschafter derHorváth Akademie in Stuttgart.Dr. Jan Christoph Munck ist Forschungsdirektor im Bereich „Controlling & Innovation“ amStrascheg Institute for Innovation, Transformation and Entrepreneurship (SITE) der EBSUniversität für Wirtschaft und Recht in Oestrich-Winkel.Die Autoren sind Experten aus der Unternehmenspraxis, der Beratung und der Wissen-schaft.

www.haufe.de/controlling

ISBN 978-3-648-11417-901401-0136CB-Band 55

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Inhalt

Kapitel 1: Standpunkt

Das Experten-Interview zum Thema „Kennzahlen“Andreas Kunze, Laura Schlecht, Jan Christoph Munck .................................. 15

Kapitel 2: Grundlagen & Konzepte

Kennzahlen: Grundlagen und bereichsspezifische Kennzahlen-und Performance-Measurement-KonzepteRonald Gleich, Jan Christoph Munck, Alexander Schlüter ............................. 25

Kennzahlen richtig nutzen: Mit dem ZAK-Prinzip das TUNunterstützenWalther Schmidt, Herwig Friedag ................................................................... 41

Kennzahlen zur Innovations-Performance: Ein marketing-orientiertes und kundenzentriertes FrameworkAlexander Schlüter, Hans-Willi Schroiff ......................................................... 63

Kennzahlen zur Steuerung der Digitalisierung: Rahmenkonzept,Leitfragen und BeispieleMike Schulze, Deborah Nasca, Nadin Eymers ................................................ 79

Kapitel 3: Umsetzung & Praxis

Kennzahlen des MarketingcontrollingsChristopher Zerres, Dirk Drechsler, Florian Litterst ........................................ 95

Procurement Excellence: Effizienzgewinne durch Kennzahlen im EinkaufStefan Mayer, Philipp Lill .............................................................................. 117

Modernes Personalcontrolling: Steuerung mit Kennzahlen amBeispiel der Commerzbank AGSilke Wickel-Kirsch, Volker Schaumburg ................................................... 131

Balanced Scorecard als ganzheitliches Kennzahlensystem in derForschung und EntwicklungOliver Hirschfelder ......................................................................................... 145

Best Practice im Logistikcontrolling: Die wichtigsten Kennzahlenim Einsatz bei einem VersanddienstleisterAlexander Schlüter, Rolf Schlüter, Oliver Frank ........................................... 163

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Kapitel 4: Organisation

Steuerung agiler Teams und Organisationen: KontinuierlicheLeistungssteigerung und Anpassungsfähigkeit sicherstellenIsabell Schastok, Jan Christoph Munck, Philipp Lill ..................................... 177

Kennzahlen: Gemeinsame Entwicklung sorgt für Akzeptanz undhohe NutzungsgradeHarald Matzke ............................................................................................... 193

Unternehmenssteuerung: Einfluss der Digitalisierung am Beispieleines VersicherungsunternehmensChristian Briem, Mark René Hertting, Marc Wiegand ................................ 211

Kapitel 5: Literaturanalyse

Literaturanalyse zum Thema „Kennzahlen“ ............................................ 232

Stichwortverzeichnis ................................................................................... 238

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Kennzahlen: Gemeinsame Entwicklung sorgtfür Akzeptanz und hohe Nutzungsgrade

n Kennzahlen sind ein wichtiges Instrument, um eine Organisation zuführen und zu überprüfen, ob Ziele erreicht werden. In vielenOrganisationen fehlt jedoch die Akzeptanz für die eingesetztenKennzahlen und Kennzahlensysteme.

n Der von Stacey Barr entwickelte Performance-Measurement-Prozessermöglicht die Entwicklung von Kennzahlen, die auf das eigeneUnternehmen ausgerichtet sind und von Mitarbeitern und Füh-rungskräften gemeinsam und strukturiert erarbeitet werden.

n In 8-10 Wochen werden in 8 Stufen zunächst die wichtigstenoperativen und strategischen Ergebnisse herausgearbeitet. Auf Basisdieser Ergebnisse werden Kennzahlen entwickelt, von Stakeholdernüberprüft und schrittweise im Detail definiert.

n Basierend auf mehrjähriger Erfahrung der Firma cubus mit diesemProzess beschreibt der Autor, wie der Prozess in der Praxis funk-tioniert und welche zentrale Rolle der Prozess beim Wechsel vonhierarchischer zu agiler Führung spielt.

Inhalt Seite

1 Performance mit einem Kennzahlensystem messen ........ 2191.1 Symptome eines gescheiterten Kennzahlensystems .......... 2191.2 Kriterien einer guten Kennzahl ........................................ 2201.3 Fokus auf Finanzkennzahlen nicht zielführend ................. 2211.4 Entstehung eines Kennzahlensystems .............................. 221

2 Strukturierter Prozess zur Entwicklung einesKennzahlensystems ........................................................ 221

2.1 Das „Measure-Team“ ....................................................... 2222.2 Überblick und Ablauf ....................................................... 2222.3 Stufe 1: PuMP-Diagnose ................................................. 2232.4 Stufe 2: Ergebniskarte ..................................................... 2232.5 Stufe 3: Kennzahlen designen ......................................... 2262.6 Stufe 4: Kennzahlen-Galerie ............................................ 2282.7 Stufe 5: Kennzahlen definieren ....................................... 2292.8 Stufe 6: Performance-Bericht definieren .......................... 2292.9 Stufe 7: Kennzahlen interpretieren .................................. 2292.10 Stufe 8: Kennzahlen nutzen ............................................ 2302.11 Empfehlung bei der Durchführung ................................... 231

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Kennzahlen selbst entwickeln

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3 Praxiserfahrung bei cubus .............................................. 2323.1 Kurzvorstellung cubus ..................................................... 2323.2 Performance-Messung in einer agilen Struktur ................ 2333.3 Praxiserfahrung mit PuMP ............................................... 233

4 Fazit: Gezielte Entwicklung von Kennzahlen zahlt sichaus ................................................................................. 234

5 Literaturhinweise ........................................................... 234

n Der AutorHarald Matzke, Bei der cubus AG als Vorstand für die BereicheFinanzen, Vertrieb, Marketing und konzeptionelle Beratung zuständig.Nach einem Studium war er insgesamt 10 Jahre in verschiedenenPositionen bei der Hewlett-Packard GmbH tätig. Seit 1990 konzipiertund implementiert er mit seinen Kunden entscheidungsunterstützendeIT-Systeme. Seit 2014 ist er zertifizierter Berater für den Performance-Measurement-Prozess nach Stacey Barr.

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Organisation

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1 Performance mit einem Kennzahlensystem messenUnabhängig davon, ob es ein Kleinunternehmen, mittelständisches Fami-lienunternehmen, ein global agierender Konzern, eine Non-Profit-Organi-sation oder ein Unternehmen der öffentlichen Hand ist – jede dieserOrganisationen existiert primär, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzeugen.

Viele Organisationen benutzen Kennzahlensysteme, um zu messen, wie gutdie gesetzten strategischen und operativen Ziele erreicht wurden. In derPraxis stellt man jedoch fest, dass die Zufriedenheit mit den eingesetztenKennzahlensystemen eher niedrig ist.

1.1 Symptome eines gescheiterten Kennzahlensystems

Es gibt viele Gründe, warum Kennzahlensysteme scheitern. Daraushaben sich einige Symptome herauskristallisiert, die klare Indizien dafürsind, dass ein Kennzahlensystem keine oder sogar eine kontraproduktiveWirkung hat.

• Die Mitarbeiter beklagen sich darüber, dass die Erhebung und Aus-wertung von Kennzahlen sie von ihrer eigentlichen, „echten“ Arbeitabhält.

• Es gibt viel zu viele Kennzahlen, die alle gleich wichtig zu sein scheinen.

• Es wird so viel Zeit mit der Erhebung der Daten benötigt, dass es keineZeit mehr gibt die Daten zu analysieren.

• Wenn Ist-Werte von Zielwerten oder historischen Werten signifikantabweichen, löst dies keine Aktivitäten auf der Handlungsebene aus.

• Berichte sind so umfangreich, unübersichtlich und mit tabellarischenDetails überfrachtet, dass der Bericht keine klaren Informationenbereitstellt.

• Werte werden so lange „bearbeitet“ bis der Wert herauskommt, derproblemlos „nach oben“ kommuniziert werden kann.

• In einem Entscheidungsmeeting gibt es mehr Diskussionen darüber,wer die richtigen Werte für die Kennzahlen mitgebracht hat, alsDiskussionen, welche Maßnahmen und Entscheidungen aufgrund derAbweichung sinnvoll sind.

Nicht nur die Auswahl der richtigen Kennzahl und die Auswertung imrichtigen Kontext, sondern auch der Aufwand für die Datenerhebung,die Art der Informationsaufbereitung und die Definition von Signalen inden Ergebnissen, die zum Handeln auffordern, sind Teil eines gutenKennzahlensystems.

219

Kennzahlen selbst entwickeln

Keine oderkontraproduktiveWirkung

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1.2 Kriterien einer guten Kennzahl

Eine gute Kennzahl muss eine Reihe von Kriterien erfüllen (s. Abb. 1)

Abb. 1: Kriterien einer guten Kennzahl

Schon im deutschen Begriff der Kennzahl ist die Quantifizierungenthalten. Schwierig wird es häufig, wenn eine objektive Beweiskraftgesucht wird. Es kommt dabei nicht darauf an, dass eine Kennzahl dasPerformance-Ergebnis perfekt nachweist. Es kommt darauf an, dass dieKennzahl ein überzeugender Indikator für das Performance-Ergebnisist und dabei so genau ermittelt werden kann, dass Entscheidungendaran ausgerichtet werden können.

Das richtige Maß zu finden ist auch bei Kennzahlen die Königsdisziplin.Die Granularität darf nicht so hoch sein, da sonst die vielen Details keinklares Bild ergeben. Ist die Granularität zu niedrig, besteht die Gefahrmangelnder Aussagekraft.

Besonders wichtig ist die Entwicklung über die Zeit. Die Kennzahl sollaufzeigen, wie sich die Performance entwickelt und helfen Verbes-serungen oder Verschlechterungen schnellstmöglich zu erkennen,damit geeignete Maßnahmen ergriffen werden können. Der weitereVerlauf zeigt dann, ob die Maßnahmen erfolgreich waren.

Gute Kennzahlen lösen Handlungen dann aus, wenn es nötig ist.

220

Organisation

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1.3 Fokus auf Finanzkennzahlen nicht zielführend

Schon in den 1990er Jahren haben Kaplan/Norton mit der BalancedScorecard eindrucksvoll aufgezeigt, dass eine Steuerung nur nachFinanzkennzahlen nicht zielführend für ein Unternehmen ist.

Ein Unternehmen mit sehr guten operativen und strategischen Ergeb-nissen, basierend auf einem soliden und profitablen Geschäftsmodell,wird in der Konsequenz auch sehr gute Finanzzahlen haben. ImKennzahlensystem sollte es daher ein Gleichgewicht zwischen Kenn-zahlen zu operativen und strategischen Ergebnissen und Finanzkenn-zahlen geben.

1.4 Entstehung eines Kennzahlensystems

Viele Kennzahlensysteme sind in den Unternehmen organisch ent-standen. Kaum jemand kann sagen, warum welche Kennzahl dabei istund wer sie eingeführt hat. Kaum jemand traut sich, Kennzahlen inFrage zu stellen oder abzuschaffen. Veränderungen im Business oder inder Strategie erfordern neue zusätzliche Kennzahlen. In der Kon-sequenz werden es mehr und mehr Kennzahlen, die erhoben, aus-gewertet und berichtet werden.

Wenn ein Unternehmen dann einen Schnitt macht und ein neuesKennzahlensystem entwickeln will, fehlt es an einer strukturiertenVorgehensweise.

Als Ersatz und um Aufwand zu sparen bedient man sich Best Practices,nutzt branchenübliche Benchmarks, führt ein Brainstorming durchoder beauftragt einen Berater. In jedem dieser Fälle erhält man einneues, meist schlankeres Kennzahlensystem. Allerdings ist es nichtsichergestellt, dass dieses Kennzahlensystem die Ergebnisse misst, diefür das Unternehmen spezifisch sind und die Einzigartigkeit auch inder Zukunft sicherstellt.

2 Strukturierter Prozess zur Entwicklung einesKennzahlensystems

Die Australierin Stacey Barr gilt weltweit als DIE Performance-Mea-surement-Spezialistin. Sie beschäftigt sich seit über 20 Jahren mitdiesem Thema und hat eine strukturierte Vorgehensweise entwickelt,die sie unter dem Namen „Performance-Measurement-Prozess“(PuMP) vermarktet.

221

Kennzahlen selbst entwickeln

Operative Datenmüssen stimmen

Organische stattstrukturierteEntwicklung

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Diese Vorgehensweise erlaubt es, Unternehmen schrittweise in 8 Stufeninnerhalb von 8-10 Wochen eine erste belastbare Version eines eigenenKennzahlensystems zu entwickeln. Die Vorgehensweise stellt sicher, dassdie spezifischen Besonderheiten des Unternehmens berücksichtigt wer-den. Weiterhin wird auf das „Buy-In“ aller Stakeholder geachtet, dasentstehende Momentum genutzt und zügig ein Ergebnis generiert. JedeStufe ist mit Dokumenten und praxiserprobten Vorgehensweisenunterlegt.

2.1 Das „Measure-Team“

Um das Kennzahlensystem zu entwickeln wird ein „Measure-Team“gebildet. Die optimale Teamgröße liegt bei 4-6 Personen. Eine größereAnzahl von Teilnehmern bremst das Team in der Geschwindigkeitenorm aus, ohne signifikanten Mehrwert zu gewinnen. Die anderenStakeholder werden zu einem späteren Zeitpunkt (Stufe 4: Kennzahlen-Galerie) ins Boot geholt.

In einer hierarchischen Organisation ist es unabdingbar den Leiter derOrganisation, für die das Kennzahlensystem entwickelt wird, als Teil-nehmer im Measure-Team zu haben. Durch seine Teilnahme zeigt erseine aktive Unterstützung des Prozesses und legt eine wichtige Grund-lage für den späteren Erfolg. Allerdings sollte er darauf achten, dieWorkshop-Arbeit nicht zu dominieren und alle anderen Teilnehmermotivieren, ihre Ideen und ihre Kompetenz in das Teamergebniseinzubringen.

Die Teilnehmer sollen in das Measure-Team eingeladen und nicht„befohlen“ werden. Freiwillige Mitarbeit ist eine wichtige Grundlage,um sich aktiv und konstruktiv in die Teamarbeit einzubringen.

Das Measure-Team sollte von einem Moderator geführt werden, der denPuMP-Prozess gut kennt, sich inhaltlich zurückhält und insbesondereauf die in Kapitel 2.11 genannten Empfehlungen achtet.

2.2 Überblick und Ablauf

Der Ablauf ist in 8 Stufen strukturiert. Typischerweise werden pro Stufeein Workshop des „Measure-Teams“ von ca. 2-3 Stunden zuzüglichentsprechender Vor- und Nacharbeit benötigt. In meinen Workshopshaben wir für Stufe 3 häufig mehr als einen Workshop benötigt undteilweise noch kleinere Korrekturen am Ergebnis von Stufe 2 vor-genommen.

222

Organisation

In 8-10 Wochenzum eigenenKennzahlen-

system

4-6 Personenbilden das

„Measure-Team“

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Abb. 2: Ablauf des PuMP-Prozesses

2.3 Stufe 1: PuMP-Diagnose

In der ersten Stufe analysiert man, welche Kennzahlen es bisher imUnternehmen bzw. der Teilorganisation gibt, für die der Prozessdurchgeführt wird. Man nimmt die positiven wie negativen Erfahrun-gen auf, die das Measure-Team bisher mit diesen Kennzahlen oderanderen Kennzahlensystemen gemacht hat. Der Moderator erläutertdie 8 schlechten Angewohnheiten, die man typischerweise im Zusam-menhang mit Kennzahlensystemen findet und stellt sicher, dass sich imweiteren Verlauf keine dieser Angewohnheiten in den aktuellenEntwicklungsprozess einschleichen kann. In dieser Stufe wird dieGrundlage gelegt, Performance-Messung als einen kontinuierlichenProzess zu betrachten, ausgerichtet auf die strategischen und operativenErgebnisse des Unternehmens.

2.4 Stufe 2: Ergebniskarte

In Stufe 2 werden die operativen und strategischen Ziele genauerbetrachtet und als Ergebnisse formuliert. Die Darstellung dieser Ergeb-nisse erfolgt in einer „Ergebniskarte“, die aus 4 Ebenen besteht(s. Abb. 3).

223

Kennzahlen selbst entwickeln

Fokus aufkontinuierlicheVerbesserung

Strategie klar,fokussiert undmessbarformulieren

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Neue EG sind bzgl. Performance, Design

und Keyfeatures dem We�bewerb

ebenbür�g

Kernmodule (z.B. Display, Akku, Speicher) sind austauschbar

Kernkompetenz in wieder-

verwertbaren Materialien

Pünktliche Markteinführung

für neue Endgeräte

Kunden tauschen ein

neues EG gegen ein altes EG aus

Hohe Zuverlässigkeit der Endgeräte

Ausgelastete, eigene

Recyclingcenter in allen

Kernärkten

Ingenieure in Innova�on und F&E sind loyale und mo�vierte

Mitarbeiter

Alte Endgeräte

werden recyclet

F&E-Aufwand wächst maximal

wie der Rohertrag

Bekannt für innova�ve und

ökologische Produkte

Garan�e-kosten sind

niedrig

Vertrieb über

Provider & Online

Kernbereiche mit eigenen MA

und geringer Fluktua�onMA sind stolz

und setzen sich fürs

Unternehmen ein

Mark�ührer für mobile, ökologische Endgeräte

Profitables Wachstum

In definierten

Kernmärkten präsent

Die rich�gen Mitarbeiter

an Bord haben

Abb. 3: Ergebniskarte zum Innovationsmanagement der (fiktiven) Firma SmartEco

Neue EG sind bzgl. Performance, Design und Keyfeatures dem

We�bewerb ebenbür�g

Kernmodule (z.B. Display,

Akku, Speicher) sind

austauschbar

Pünktliche Markteinführung

für neue Endgeräte

Bekannt für innova�ve und

ökologische Produkte

Mark�ührer für mobile, ökologische Endgeräte

In definierten

Kernmärkten präsent

Abb. 3a: Ausschnitt aus der Ergebniskarte zum Innovationsmanagement von SmartEco

• Der innerste Kreis (pink) kennzeichnet die langfristigen Ziele desUnternehmens. Hier finden wir die Vision und Mission des Unter-nehmens, formuliert als Ergebnisse. Diese ändern sich typischerweisenur langsam über die Zeit. Selbst in unserer heutigen, sehr dyna-mischen Umwelt sollten diese 5-10 Jahre Bestand haben.

224

Organisation

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• Im zweiten Kreis von innen (grün) finden wir die aktuellen Ziele desUnternehmens. Diese zeigen auf, welche Ergebnisse erreicht werdenmüssen, damit die langfristigen Ziele des innersten Kreises erreichtwerden können.

• Der dritte Kreis von innen (blau) zeigt die Ergebnisse, die in denKernprozessen des Unternehmens erzeugt werden müssen, damit diestrategischen (des zweiten Kreises) oder die langfristigen Ergebnisse (desersten Kreises) erzielt werden können. Einfach ausgedrückt sind dies dieErgebnisse, die Teilbereiche wie bspw. Vertrieb, Personal, Logistik oderProduktion liefern müssen.

• Der äußere Kreis (orange) stellt besonders wichtige Ergebnisse strategi-scher Initiativen oder operativer Prozesse dar, die unbedingt erreichtwerden müssen, um die Ergebnisse der Teilbereiche des dritten Kreisesoder die Ergebnisse des zweiten Kreises erreichen zu können.

Die Ergebnisse werden in möglichst kurzen einfachen Sätzen formuliert.Die Pfeile zeigen die Ursache-Wirkungskette zwischen den Ergebnissen,aber auch Ergebnisse die potenziell in Konflikt miteinander stehen odernur gemeinsam erzeugt werden können.

Die Ergebniskarte des Gesamtunternehmens umfasst daher nur dieinneren beiden Kreise. Sinnvollerweise wird diese zuerst erstellt. Dieeinzelnen Teilbereiche des Unternehmens erarbeiten dann die beidenäußeren Kreise und stellen dabei sicher, dass die langfristigen Ergebnissedurch die Ergebnisse der Teilbereiche unterstützt werden.

Bei der Formulierung dieser Ergebnisse kommt es sehr häufig dazu, dasshohle Phrasen verwendet werden. Meist mit der Intention, eine möglichstbreite Abdeckung zu erreichen und sich vor konkreten Aussagen zudrücken. Im angelsächsischen Raum wird dies als „Weasel Words“bezeichnet. Der Begriff kommt von der Eigenart des Wiesels in die Eiereines Nestes kleine Löcher zu machen und diese auszusaugen. Danach sinddie Eier innen hohl, sehen von außen aber nahezu vollständig intakt aus.

Die Ergebniskarte ist der Schlüssel für das Verständnis jeden einzelnenMitarbeiters. Das gleiche Verständnis und ein klarer Fokus sind dieGrundlagen, um die richtigen Ergebnisse zu erzeugen und die gesetztenZiele zu erreichen. Jede Ergebnisbeschreibung sollte daher auf Wörterwie „effektiv“, „effizient“, „nachhaltig“, „strategisch“ oder „erfolgreich“verzichten. Ideale Ergebnisbeschreibungen sind so formuliert, dass ein12-jähriges Kind versteht, was gemeint ist.

Am Ende der zweiten Stufe werden die formulierten Ergebnisse dem„Messbarkeitstest“ unterworfen. Dieser Test besteht aus 5 Teilen:

225

Kennzahlen selbst entwickeln

Hohle Phrasenvermeiden

Formulierungenwählen, die einZwölfjährigerversteht

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• Ist dies ein Ergebnis oder eine Aktion?

• Gibt es irgendwelche „Weasel Words“?

• Sind mehrere Ergebnisse in einem Ergebnis zusammengefasst?

• „Sollen wir“, „wollen wir“ und „können wir“ das Ergebnis erreichen?

• Zu welchen anderen Ergebnissen steht dieses Ergebnis in einer Beziehung?

Sind alle Fragen für jedes einzelne Ergebnis zur Zufriedenheit desMeasure-Teams beantwortet, kann Stufe 2 abgeschlossen werden.

2.5 Stufe 3: Kennzahlen designen

Aus der Ergebniskarte werden im nächsten Schritt die Kennzahlenentwickelt, die diese Ergebnisse möglichst zutreffend messen. Dies erfolgtin einem mehrstufigen Prozess, der für alle in der Ergebniskarte fest-gehaltenen Ergebnisse nacheinander durchgeführt wird.

Zunächst wird ein Ergebnis aus der Ergebniskarte herausgegriffen undvisualisiert. Im nächsten Schritt erarbeitet das Measure-Team die„sensorischen“ Ausprägungen, die zu beobachten sind, wenn dasErgebnis eingetreten ist. Die Ermittlung der sensorischen Ausprägungenerfolgt auf der Basis der folgenden Fragen:

• Was werden die Personen sehen, wenn das Ergebnis erreicht wurde?

• Was werden die Personen fühlen oder was werden sie anfassenkönnen, wenn das Ergebnis erreicht wurde?

• Was werden sie hören, wenn das Ergebnis erreicht wurde? Waswerden andere Beteiligte sagen?

• Was werden sie riechen oder schmecken, wenn das Ergebnis erreichtwurde? (Diese Ausprägung ist in Unternehmen eher selten.)

• Welche Erfahrung werden sie machen, wenn das Ergebnis erreicht wurde?

Stellt man sich „die Personen“ vor, dann sollte man an Kunden,Lieferanten, Mitarbeiter, Anteilseigner oder andere Stakeholder denken.

Wenn man sich mental in die Situation versetzt hat, die entsteht, wenndas Ergebnis erreicht wurde, dann kann man daraus eine Liste vonmöglichen Messkriterien für dieses Ergebnis erstellen. 3-7 Vorschlägeentwickeln sich dabei meist von alleine.

Im nächsten Schritt werden diese Vorschläge unter dem Aspekt der„Aussagekraft“ und der „Umsetzbarkeit“ bewertet. In meinen Workshopshaben die Teams sich meist auf eine einfache Skala von Hoch/Mittel/Niedrigoder 1-7 geeinigt. Basierend auf den Bewertungen selektiert das Team einoder zwei der am besten bewerteten Kennzahlen (hohe Aussagekraft undgeringer Umsetzungsaufwand) für die weitere Bearbeitung. Vor der finalen

226

Organisation

Kennzahlenmüssen Perfor-

mance-Ergebnissenachweisen

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Formulierung der Kennzahl wird geprüft, ob es unbeabsichtigte Konsequen-zen aus der Verfolgung der Kennzahl ergibt.

Abb. 4: Beispiel für ein Measure Design der (fiktiven) Firma SmartEco

Zuletzt werden die selektierten, auf unbeabsichtigte Konsequenzengeprüften Kennzahlen final formuliert (s. Abb. 4). Dann wird das nächsteErgebnis aus der Ergebniskarte durch den Design-Prozess geführt.

227

Kennzahlen selbst entwickeln

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Beispiel: Fehlerfreiheit vs. TestaufwandMan kann fordern, dass ein Softwareprogramm soweit getestet wird, dass esim Ergebnis fehlerfrei ist. Dies hat allerdings Konsequenzen für den Test-aufwand und die damit verbundenen Kosten. In einem sicherheitsrelevantenBereich (z.B. Steuerungssoftware in einem Flugzeug) ist es sinnvoll, dassFehlerfreiheit gefordert wird. Bei Businesssoftware sind Kunden meist nichtbereit, diesen Preis zu bezahlen.

2.6 Stufe 4: Kennzahlen-Galerie

Basierend auf der Ergebniskarte und den dazugehörigen Kennzahlenwird eine Kennzahlen-Galerie durchgeführt. Die Kennzahlen-Galerie istder Moment, in dem die Meinung anderer Beteiligter eingeholt wird.

Das Measure-Team lädt Mitarbeiter, je nach Situation auch Kundenoder Lieferanten, zu einer Präsentation der bisherigen Workshop-Ergeb-nisse ein. Die Präsentation wird „Open Space“ durchgeführt, d.h. ohneTische und Stühle. Die Ergebnisse werden an der Wand oder aufMetaplanwänden präsentiert. Vertreter des Measure-Teams stehen fürFragen und Diskussionen zur Verfügung. Zur Auflockerung der Atmo-sphäre eignen sich Getränke und kleine Häppchen.

Die Besucher werden gebeten, ihr Feedback auf bereitgelegte gelbeKlebezettel zu schreiben und direkt an das Kennzahlen-Design oder dieErgebniskarte aufzukleben.

Besucher werden in die Kennzahlen-Galerie eingeladen. Wichtig ist, dassimmer die richtigen Personen kommen! Wer nicht kommt, den interes-siert das Thema nicht und dessen Feedback ist auch nicht so wichtig fürden weiteren Workshop-Verlauf.

Die Kennzahlen-Galerie nimmt andere Beteiligte mit ins Boot und sorgtdafür, dass frühzeitig Feedback von außen in den Prozess kommt. Da dieBeteiligten sehen, dass es ein Zwischenergebnis ist, ist die Bereitschafteinen konstruktiven Beitrag zu leisten höher, als wenn es schon dieEndpräsentation eines Ergebnisses wäre. Die Kennzahlen-Galerie legt dieBasis für eine möglichst hohe Zustimmung zu dem späteren Workshop-Ergebnis.

Möglichst zeitnah nach der Kennzahlen-Galerie trifft sich das Measure-Team, um das Feedback auszuwerten und sinnvolle Korrekturen an derErgebniskarte und den Kennzahlen-Designs vorzunehmen.

228

Organisation

Zustimmung überdas Team hinaus

erzeugen

Kennzahlen-Galerie sorgt für

hohe Zustimmung

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2.7 Stufe 5: Kennzahlen definieren

Nachdem das Feedback eingearbeitet wurde, geht es in die Detailarbeit.Für jede Kennzahl werden die folgenden Definitionen getroffen:

• Kurze Beschreibung der Kennzahl;

• Beschreibung, wozu die Kennzahl benötigt wird;

• Beziehung zu anderen Kennzahlen;

• Berechnungslogik sowie

• Formel zur Berechnung

• Häufigkeit der Berechnung

• Umfang, ggfs. Abgrenzung

• Daten (Datenelement, Datenquelle, Verfügbarkeit).

Auch für diese Stufe gibt es eine Word-Vorlage als Basis. Diese enthältauch weiterführende Definitionen, die in den Stufen 6 und 7 vorgenom-men werden. Die Datei wird also sukzessive in den folgenden Stufenergänzt.

2.8 Stufe 6: Performance-Bericht definieren

Jedes Kennzahlensystem kann nur so gut sein, wie die Präsentation derDaten an die Informationsempfänger. In den letzten Jahren hat mitVisual Information Design eine wichtige, neue Disziplin die Schreib-tische derjenigen erreicht, die Informationen für Entscheidungsträgeraufbereiten.

In Stufe 6 definiert das Measure-Team, an wen die Informationen wannund in welcher Form geliefert oder bereitgestellt werden. Für jedeKennzahl sollte dabei geprüft werden, welche graphische und/odertabellarische Darstellung das Performance-Ergebnis am schnellsten trans-parent macht.

2.9 Stufe 7: Kennzahlen interpretieren

Kaum ein Performance-Ergebnis ist, dargestellt in einem Liniendia-gramm, eine gerade Linie. Daraus kann man schließen, dass es einenatürliche Varianz gibt, deren Bandbreite aber stark abhängig von denCharakteristika des Performance-Ergebnisses ist.

In Stufe 7 müssen wir daher prüfen, welche Abweichung eines Ergeb-nisses von einem Zielwert oder von einer historischen Entwicklungtatsächlich eine Handlung der Entscheidungsträger auslösen sollte und

229

Kennzahlen selbst entwickeln

Berichte sollenzum Handelnanregen

Auf echte Signalein denKennzahlenreagieren

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welche nicht. Wir wollen zwischen echten Signalen und Nebengeräu-schen unterscheiden.

Abb. 5: XMR-Chart

Ein gutes Beispiel zeigt das XMR-Chart in Abb. 5. Es zeigt die Messwerteder Kennzahl und ermittelt auf der Basis von statistischen Berechnungenden Mittelwert (graue durchgehende Linie) sowie die natürlichenVarianzen (grau-gestrichelte Linien). Am rechten Rand sind der Zielwertals roter Punkt und die gewünschte natürliche Varianz als kleine roteStriche abgebildet.

Man sieht in der Grafik, dass im Mai 2015 ein Einbruch in denMesswerten erkennbar ist. Im Dezember 2016 sind die Ergebnisse wiederdeutlich besser (in der Annahme, dass ein höherer Wert positiv ist, bspw.Anzahl der Vertragsabschlüsse mit Neukunden). Allerdings ist dienatürliche Varianz sehr hoch. Ab Februar 2017 nimmt die natürlicheVarianz deutlich ab, aber der Mittelwert liegt noch unter dem Zielwert.

Der in vielen Berichten genutzte Vergleich des aktuellen Monats zumgleichen Monat des Vorjahres oder der Vergleich eines Monatswertes zueinem Zielwert für diesen Monat führt bei Abweichungen häufig zuKurzschlusshandlungen, die bei einer längerfristigen Betrachtung desPerformance-Ergebnisses unter Berücksichtigung von natürlichen Va-rianzen nicht passiert wären. Diese Kurzschlusshandlungen generierenoft Aufwand ohne wirkliche langfristig positive Effekte zu generieren undführen zu Frustration bei den Beteiligten.

2.10 Stufe 8: Kennzahlen nutzen

Mit Stufe 8 schließen wir den Prozess ab. Für jede Kennzahl definierenwir jetzt einen Zielwert und ggf. eine Bandbreite, die wir in Zukunft für

230

Organisation

Zielwerte setzen

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diese Kennzahl anstreben. Die meisten Measure-Teams, die ich begleitendurfte, haben an dieser Stelle zunächst gestreikt, wenn es um eineKennzahl ging, die bisher nicht Teil des Kennzahlensystems war undIst-Daten der Vergangenheit auch nicht einfach zu beschaffen waren.

Woher sollen wir wissen, was ein realistischer Zielwert ist? Diese Frageerscheint berechtigt, aber wenn das Ergebnis wichtig ist, um strategischeoder operative Ziele zu erreichen, dann müssen wir uns auch ein klaresZiel dafür setzen und numerisch quantifizieren können.

Stufe 8 endet nicht mit dem Workshop, sondern ist der Übergang in dieNutzung der Kennzahlen. Ein Kennzahlensystem sollte so ausgelegt sein,dass es eine kontinuierliche Verbesserung der Unternehmensergebnissefordert und fördert. Dazu sollten die zugrundeliegenden Prozesse regel-mäßig auf den Prüfstand gestellt werden.

2.11 Empfehlung bei der Durchführung

In allen Stufen gibt es einige begleitende Durchführungsempfehlungen,die dazu führen, dass der Entwicklungsprozess fokussiert bleibt und einerfolgversprechendes Ergebnis erzielt wird.

In vielen Organisationen ist es üblich, Kennzahlen zu entwickeln, die nichtnur die ganze Organisation, Business-Segmente und Teams misst, sondernauch bis auf einzelne Mitarbeiter heruntergebrochen werden können.Zunächst erscheint dies sinnvoll, da die Performance von Mitarbeiternobjektiv verglichen werden kann. Die Angst, schlecht dazustehen, führtaber zu einer Reihe von Verhaltensweisen, die kontraproduktiv sind:

• Der Fokus liegt darauf, Ausflüchte und Erklärungen für mangelndePerformance zu finden.

• Die Kennzahl an sich wird bei jeder Gelegenheit in Frage gestellt.

• Performance-Probleme werden unter den Teppich gekehrt.

• Die Ergebnisse der Kennzahlen werden „geschönt“ (= manipuliert).

Besonders gravierend werden diese negativen Verhaltensweisen, wennMitarbeiter nach diesen Kennzahlen belohnt, bestraft oder bezahlt (z.B.mit einem variablen Gehaltsanteil) werden. Ein gutes Kennzahlensystemmisst den Prozess und nicht die Menschen. Damit können Probleme imProzess transparent gemacht und eine Lösung schnell implementiertwerden.

Insbesondere in Measure-Teams, die sich aus Mitarbeitern zusammen-setzen, die typischerweise in sehr exakten, wissenschaftlichen odertechnischen Funktionen arbeiten, findet man eine hohe Affinität zuperfekten Ergebnissen. Die Praxis zeigt aber, dass diese Perfektion in der

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Kennzahlen selbst entwickeln

Business-Prozesseoptimieren

Miss den Prozess,nicht dieMitarbeiter

Sei pragmatisch,nicht perfekt

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Entwicklung einer ersten Version des Kennzahlensystems nicht nötig ist,aber enorm viel Zeit benötigt. Der Moderator sollte das Measure-Teamzu jedem Zeitpunkt anleiten, den pragmatischen Ansatz dem perfektenAnsatz vorzuziehen. Performance-Messung ist kein einmaliges Projekt,sondern ein permanenter Prozess. Verbesserungen können und sollten inregelmäßigen Abständen eingebaut werden.

Jedes Team hat eine große Bandbreite an Aufgaben im täglichen Geschäft.Versucht man alle Aufgabe und deren Ergebnisse zu berücksichtigen istbereits die Ergebniskarte unübersichtlich und führt zu vielen Kennzahlenund noch mehr Basisdaten, die erhoben werden müssen, um alle Kenn-zahlen regelmäßig zu erheben und auszuwerten.

Es ist unabdingbar sich auf wenige, strategisch relevante Ergebnisse zufokussieren. Idealerweise gibt die Unternehmens- oder Bereichsstrategiediesen Fokus bereits vor. Falls nicht, muss das Measure-Team harteEntscheidungen treffen, die vom Vertreter des Management Teams imMeasure-Team auf jeden Fall mitgetragen werden muss.

3 Praxiserfahrung bei cubus3.1 Kurzvorstellung cubus

Die konzeptionelle Beratung und die Umsetzung von IT-Systemen zurUnterstützung faktenbasierter Entscheidung ist die Kernaufgabe voncubus. Wir entwickeln Standardsoftware für die Erstellung von Analysenund Berichten sowie Planung und Simulation mit einem Schwerpunktim Performance Management im klassischen Finanzbereich, aber auchim Projektbereich. Zurzeit liegen im Projektbereich die Schwerpunktebei Innovations- und F&E-Projekten sowie in der Umsetzung derDigitalisierungs-Strategien durch Projekte.

Die Standardsoftware „cubus outperform“ wird von einem eigenenEntwicklungsteam in agilen Entwicklungsprozessen entwickelt. Das Bera-tungsteam kümmert sich darum, gemeinsam mit den Kunden, dieAnforderungen der Kunden in der Standardsoftware abzubilden und dasSystem in einen produktiven Einsatz zu bringen. Eine Support-Organisa-tion ist die Hauptschnittstelle zu den Kunden bei dem cubus outperformschon produktiv im Einsatz ist. Das Business Development-Team verein-bart die klassischen Vertriebs- und Marketingstrukturen, betreut Bestands-kunden und akquiriert Neukunden. Ein Verwaltungs- und Personalteamkümmert sich darum, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damitdie anderen Teams ergebnis- und leistungsorientiert arbeiten können.

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Organisation

Sei ein brutalerMinimalist

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3.2 Performance-Messung in einer agilen Struktur

Transparenz über Ergebnisse durch Kennzahlen ist schon immer tief inder Unternehmenskultur verankert. Die Hierarchien im Unternehmenwurden abgeschafft. Die Teams organisieren und führen sich selbst-ständig. Vier verschiedene Boards mit unterschiedlichen Schwerpunkten(Produkte & Innovation, Mitarbeiter, Interne Projekte, OperativesGeschäft) steuern die Team-übergreifenden Aktivitäten und sorgen fürErgebnisse gemäß gemeinsam vereinbarten Zielen. Einmal im Quartaltreffen sich die Mitarbeiter, um sich über den Stand der Dinge aufUnternehmensebene, aber auch den einzelnen Teams zu informieren.

In der selbstorganisierten, agilen Teamstruktur werden die Kennzahlenzu einer Schlüsselqualifikation. Die Teamperformance wird ausschließ-lich daran gemessen. Abweichungen außerhalb der natürlichen Varianzund Abweichungen vom vereinbarten Zielwert werden im Team dis-kutiert und je nach Rolle entscheiden die zuständigen Personen über dieKorrekturmaßnahmen.

3.3 Praxiserfahrung mit PuMP

Mit dem Entwicklungsteam haben wir bewusst in einem der schwierigs-ten Bereiche begonnen. Die Beschreibung von Ergebnissen und dieEntwicklung sinnvoller Kennzahlen ist in Entwicklungsbereichen auch inanderen Firmen eine große Herausforderung gewesen. Gleichzeitiggelten Ingenieure (auch Software-Ingenieure) nicht als die großenVerfechter von Kennzahlensystemen. Die Widerstände waren groß, aberwir konnten ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen.

Im Support und auch später in den Bereichen Consulting und BusinessDevelopment war es einfacher. Das Admin-Team hatte große Heraus-forderungen in der Formulierung ihrer Ergebniskarte. Danach war esverhältnismäßig einfach.

Mit etwas Abstand konnten wir feststellen, dass das Support-Teamwesentlich mehr Fokus auf seine Kennzahlen hat als das Entwicklungs-team. Das lässt sich auch daran feststellen, welchen Raum die Aus-wertung und Analyse in den Teammeetings einnimmt und inwieweit siedie Ergebnisse auch auf den Quartalsmeetings für die Kommunikationan andere Teams nutzen.

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Kennzahlen selbst entwickeln

Performance-Messung alsSchlüsselquali-fikation

Erfolg zeigt sichdurch den Gradder Nutzung

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4 Fazit: Gezielte Entwicklung von Kennzahlen zahltsich aus

Kennzahlen(systeme) können in einem strukturierten Prozess für daseigene Unternehmen so entwickelt werden, dass Performance-Ergebnissesichtbar sind und bei Abweichungen von Zielwerten oder gewünschtenVerläufen Handlungen ausgelöst werden.

Der von Stacey Barr entwickelte Prozess stellt sicher, dass Kennzahlenrelevant für die Erreichung von strategischen und operativen Zielen sind,was sie zu einem wichtigen Instrumentarium zur Führung auf allenEbenen eines Unternehmens macht.

Der Prozess ist pragmatisch aufgebaut und kann in 8-10 Wochen für einenOrganisationsbereich durchgeführt werden. Die Vorgehensweise erlaubteine schrittweise Umsetzung im Unternehmen. Dabei ist es hilfreich, wennvorher die strategischen Ziele des Unternehmens definiert wurden.

Wie in jedem anderen Veränderungsprozess ist es auch bei der Erstellungeines neuen Kennzahlensystems zur Messung der Unternehmens- undTeam-Performance wichtig, alle Beteiligten mitzunehmen. Die Zusam-mensetzung des Measure-Teams und die Kennzahlen-Galerie sind wich-tige Elemente, um das „Buy-In“ sicherzustellen.

5 LiteraturhinweiseBarr, Practical Performance Measurement, 2014.

Barr, Prove IT, 2017.

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Organisation

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