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hifi & records hochwertige Musikwiedergabe Das Magazin für Sonderdruck Ausgabe Oktober 2003 Faszination Triode: Rank ZN-3306

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hifi& recordshochwertige Musikwiedergabe

Das Magazin für

SonderdruckAusgabe Oktober 2003

Faszination Triode: Rank ZN-3306

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V E R S T Ä R K E R

Nach fast 30 Jahren kontinuierlichem Sinkflug befinden

sich Röhrenschaltungen bereits seit ein paar Jahren deut-

lich erkennbar im Steigflug. Wie ein Phönix aus der

Asche steigt der Umsatz mit audiophilen Röhrenverstärkern welt-

weit. Röhren findet man aber auch dort, wo sie besonders ana-

chronistisch wirken – in CD-Playern und Wandlern mit ihrer Pha-

lanx an hochintegrierten Halbleiterschaltungen. Der ätzend kalte

Sound der ersten Generationen digitaler Wiedergabegeräte hat ja

geradezu nach Milderung durch Röhren geschrien. Abgesehen

von dem seit vielen Jahren für meinen elektrostatischen Stax-Kopf-

hörer genutzten Stax-Röhrenverstärker bin ich erst vor kurzem

ernsthaft in der Welt des Röhrensounds eingetaucht. Zwischen-

zeitlich bin ich allerdings vom Bazillus der Röhrenleidenschaft

recht heftig befallen. Auf der Phonostrecke teilen sich ein Silva-

weld SWH 550 und ein Brocksieper Phonomax die Arbeit. Ein

Brocksieper Earmax kümmert sich um den Kopf hörer Grado RS 1.

Seitdem der genial mit den Quad harmonierende SQF Son of Pha-

rao nicht mehr an Bord ist, streiten sich gleich mehrere Röhren-

Verstärker verbissen um die Ehre, die elektrisch geladenen ESL-Fo-

lien exklusiv zu treiben. Ohne Pharaos Abkömmling wollte aber

bislang keine ungetrübte Elektrostaten-Freude mehr auf kommen.

Sie ahnen, was jetzt kommt? Langsam, langsam.

In meine tiefe Trauer um den edlen Son of Pharao platzte die

Ankündigung von Wilfried Kress, dass ein Pärchen Röhrenend-

stufen von Rank bei mir aufschlagen würden. Rank? Doch nicht

etwa Rank Xerox? Nein, Rank aus Deutschland, wie mich Vater

und Sohn Zimmer auf klärten, während sie die beiden kompak-

ten Röhrenteile sorgfältig in der Elektrostatenkette integrierten.

Der Vater, Leonid Zimmer, zeichnet für die Entwicklung bei Rank

verantwortlich, während der Filius sich in erster Linie um den Ver-

trieb kümmert. Rank ist noch so frisch auf dem Markt, dass ich

mir wegen des Fauxpas mit Rank Xerox keinen Vorwurf machen

muss. Die Zimmers stammen ursprünglich aus der Ukraine. Leo-

nid Zimmer war dort in der Rüstungsindustrie

tätig. Aus der alten Heimat hat er die geradezu rie-

senhafte Röhre 6C33C-B (die steckt auch in der

VK 60 von BAT, Test in 1/98) mitgebracht, die von

einer chromblitzenden Schutzringstruktur um-

schlossen den faszinierenden Blickfang und das

Zentrum der Röhrenmonos ZN-3306 bildet. Ur-

sprünglich für die Spannungsstabilisierung an

Bord des sowjetischen Düsenjägers MIG-21 konzi-

piert, soll diese Triode in Verstärkern bis zu 60 Watt

Leistung liefern können. Bei einer maximalen

Nenn-Ausgangsleistung von 18 Watt in den Zim-

mer-Monos kann die Triode – nun ausschließlich in

friedlicher Mission – ihre Arbeit entspannt und si-

cherlich über eine lange Zeit verrichten. Dafür

spricht auch, dass sie auf die freundliche Last eines

Übertragers im Ausgang arbeiten darf, obwohl sie,

befeuert durch ein Paar russischer Treiberröhren

vom Typ 6N1P und 6N6P grundsätzlich auch ohne

auskommen würde. Der Sicherheit ist hier jeden-

falls der Vorzug vor einem kurzen Signalweg zu den

Lautsprecher-Anschlussklemmen gegeben worden.

Um durch diesen Ansatz keine klangliche Ein-

buße zu erleiden, muss auf allerhöchste Qualität für

die Ausgangstransformatoren und Fertigungskon-

stanz penibel geachtet werden. Die Zimmers ferti-

gen die Trafos deshalb selbst. Höchste Qualität ist

offenbar auch bei der weitgehend freien Verdrah-

tung der Schaltung bis zur Gehäuseverarbeitung

angesagt: Handarbeit bis zum Festziehen der letz-

ten Schraube lautet die Losung. Um Störstrahlung

abzuhalten, ist das Gehäuseblech aus dickem, ma-

gnetisch weichem Stahl verkupfert. Die Transfor-

matoren sind per Elastomerdämpfer vom Gehäuse

schalldämpfend isoliert. Die passiven Bauteile der

Schaltung stehen verbunden über versilberte Kup-

ferkabel gemäß preußischem Drill in Reih’ und

Glied. Teflon übernimmt die Isolation der Kabel

und silberhaltiges Lot die Verbindungsfunktion.

Von Silberlot hält Leonid Zimmer weniger, weil es

auf Dauer, den Klang beeinträchtigend, stark korro-

diert. Über stabile Anschlussbuchsen braucht man

bei diesem Konzept eigentlich kein Wort zu verlie-

Faszination Triode in Reinkultur: Dr. Reinhold

Martin ist den neuen Single-Ended-

Verstärkern von Rank hoffnungslos erlegen.

Test: Mono-Endverstärker Rank ZN-3306

Rising Star

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V E R S T Ä R K E R

ren. Überhaupt strahlen die Rank-Ver-

stärker in geradezu beruhigender Weise

Solidität und Vertrauenswürdigkeit aus.

Diese Disziplin haben sie offensichtlich

eins zu eins von ihrem Konstrukteur

übernommen. Prahlen und Show sind

Erzeugnis und Erzeuger gleichermaßen

fremd. Entsprechend wortkarg und ge-

lassen warten Vater und Sohn Zimmer

denn auch auf den ersten Ton aus den

ESL 988, die für beide akustisches Neu-

land sind. An deren stoischer Entspan-

nung ändert sich auch im Laufe der ge-

meinsam gehörten Musikproben nichts.

Dafür bin ich umso stärker unter

Strom. Schon mit dem ersten Ton wird

deutlich, dass die Ranks in derselben

Klasse mit dem Son of Pharao spielen.

Ton und Tonerzeuger sind überzeugend

eins. Körperlichkeit in diesem Sinne mit

schierer Fassbarkeit der Instrumente

und glaubhafter Einheit zwischen In-

strument und Instrumentalist vermit-

teln nur ganz wenige Endstufen –

Röhrenamps eher als Transistorverstär-

ker – so überzeugend wie die Rank-

Monos. Ohne jemals dick zu wirken, de-

monstrieren die Zöglinge der Zimmers

in jedem Augenblick Muskelstärke. Im

direkten Vergleich wirkt da die phanta-

stische Bryston-Stereoendstufe 14 B SST

schon beinahe ätherisch an den ESL

988. So nahe am Live-Erlebnis hört man

Musik aus der Konserve nur ganz selten.

Wer jetzt den Verdacht hegen sollte, dass

es den Rank-Monos dafür an Detailauf-

lösung fehlen könnte, liegt definitiv

schief. Die bringen ganz klar dieselbe

Detailvielfalt wie die Bryston. Während

diese allerdings zarte Einzelheiten zum

Leuchten bringt, ihnen gewissermaßen

eine Extraportion feiner Obertöne ver-

passt, bleiben die Ranks auch beim Fein-

stofflichen stets erdverbunden. Genauso

wie beim Grobstofflichen. Wir haben es

also mit Verstärkern zu tun, die auch

das komplexeste Klanggeschehen von

kammermusikalischer Feinheit bis zum

großorchestralen Tumult stets wie aus

einem Guss präsentieren.

Diese ausgeprägt erdverbundene Vor-

gehensweise verdeckt jedoch nicht ge-

RankZN-3306

BxHxT 30 x 17,5 x 29,5 cm

Garantie* 5 Jahre

4.900 Euro

Vertrieb Rank Concept

Wendehagen 39

30419 Hannover

Telefon 0511 - 8746105

Innenleben der

Rank-Monoblöcke:

Das verkupferte

Chassis soll Stör-

strahlung abhal-

ten, die freie Ver-

drahtung erfolgt

sehr akkurat in

Handarbeit .

Labor-Report

Frequenzgang: Rank ZN-3306 dbr /Hz

Klirrspektrum: Rank ZN-3306 %/Hz

Störspektrum: Rank ZN-3306 dbr /Hz

Endverstärker Rank ZN-3306

Nennleistung 8Ω (bei 2,3% THD) 3WNennleistung 4Ω (bei 4,5% THD) 3WVerstärkungsfaktor 25,2dBEingangswiderstand 49,5kΩKlirrfaktor (THD+N, 4Ω) 4,5%IM-Verzerrungen (SMPTE, 4Ω) 16,9%IM-Verzerrungen (CCIF, 4Ω) 5,19%Fremdspannung -84dB Geräuschspannung (A-bewertet) -103dBAnstiegszeit (4Ω) 1,9µsDC-Ausgangs-Offset < 0,5mVLeerlauf-Leistungsaufnahme ~160VASchwingneigung (bei kapazitiver Last) geringKurvenform-Änderung (bei kap. Last) gering

Leistungsangaben ohne Berücksich-

tigung einer Verzerrungsobergrenze

machen gerade bei Trioden wenig Sinn.

Bei der Rank bleiben für Klirrwerte ≤10%

denn auch nur drei Watt übrig. Das Klirr-

spektrum ist dominiert von den ersten

Harmonischen. Extrem niedrig ist der

Geräuschspannungsabstand.

* Röhren: 1 Jahr

© monomedia Verlag, Schwabstraße 4, D-71106 Magstadt, Telefon 07159 / 949853, Fax 949530, www.monomedia.dehifi & records erscheint viermal jährlich, Jahres-Abonnement Inland v 46, Ausland v 52

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liebte klangliche Charakteristika wie et-

wa den berühmten saftigen Living-Ste-

reo-Sound oder den feiner gewebten

Klang der Deccas. Eine Egalisierung dif-

fiziler Unterschiede findet definitiv

nicht statt. Auch Geigen historischer

Bauart werden nicht zu solchen moder-

ner Bauform abgeschliffen. Der histori-

sierenden Aufführungen innewohnen-

de harzige Sound bleibt erkennbar.

Anderseits können auch krass gestri-

chene Geigen über die Rank-Monos nie-

mals wirklich nerven. So mag ich das.

Masochisten werden anderswo fündig.

Vor allem im Transistor-Lager. Und wie

reagieren andere Lautsprecher auf diese

Röhren-Endstufen? Die Ranks treiben

die Sonus Faber Electa Amator II trotz

deren mäßigem Wirkungsgrad ohne

Probleme bis zu schmerzhaften Laut-

stärken. Und um noch eins draufzuset-

zen: Selbst an den leistungshungrigen

Thiel CS 6 wirken die Monos keines-

wegs müde. Auch wenn es nicht zu bra-

chialer Lautstärke reicht, so zwingen sie

den Amerikanern ihr erdverbundenes

Klangkonzept doch mühelos auf.

Wer es noch nicht gemerkt hat: Diese

Monos sind aktuell meine Lieblingsröh-

renverstärker. Nur mit Gewalt werde ich

mich von ihnen trennen las-

sen. Ach ja, beinahe hätte ich

es vergessen: Für eine viel zu

kurze, weil nebenbei auch

noch mit Arbeit vollgestopfte

Woche durfte ich ein Vor-

serienexemplar des Vorver-

stärkers – inklusive Phono-

teil – aus dem Hause Rank an

den beiden Monos auspro-

bieren. Der Wahnsinn! Doch

davon hoffentlich bald mehr.

Die beiden stämmi-

gen Röhren-Monos

kamen, wurden ge-

hört und siegten. Als Erstlinge der erst

vor kurzem ans Licht der Öffentlichkeit

getretenen High-End-Schmiede Rank

bringen sie das schier unglaubliche

Kunststück fertig, auf Anhieb im Club

der besten Verstärker dieses Planeten ei-

nen prominenten Platz zu besetzen. Die-

ser kometenhafte Aufstieg gewisser-

maßen aus dem Nichts verspricht

jedenfalls himmlische Zeiten für den

audiophilen Gourmet. Alle Anzeichen

in Gestalt des in den Startlöchern ste-

henden Röhren-Vorverstärkers sprechen

dafür, dass die schon jetzt in schwin-

delnden Höhen liegende Kometenbahn

von Rank noch weiter im Steigen begrif-

fen ist. Reinhold Martin

Fazit

V E R S T Ä R K E R