Hiller, S. (Hrsg.). Tell Karanovo Und Das Neolithikum Sazburg, 1989

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TELL I(ARANOVO' und das

BALKAN.NEOLITHIKUM

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TELLKARANOVOund das

BALKAN.NEOLITHIKUM

Gesammelte Beitriigezum Internationalen Kolloquiumin Salzburg - 22. Oktober1988 ,20.

Herausgegeben Institut flir vom Klassische Archiiologie der UniversitiitSalzburg

SALZBURG 1989

VORWORT

Die vorliegendeAufsatzsammlung umfaBt die im Manuskript vorgelegten Referate, welchevondenAutoren im Rahmen in Salzburg des vomz). - 22.oktober 1988zum gleichenThema veranstalteten internationalenKolloquiums gehalten nlrden. Diesesfand in verbindung mit der am Salzburger Museumcarolino Aurm gleichzeitiggezeigten stste Ausstellung>Tell Karanovo- Neue Ausgrabungen 19&{- 1988.statt. Symposion und Ausstellungsollten am Ende der 1984begonnenen neuen Ausgrabungen Karanovostehen,deren AbschluBfiir spdtestens in 1988vorgesehen war.Die Ideeundvorbereitende Planung diese ftr Veranstaltungen wiuengemeinsammit Prof.G.I.Georgiev entwickeltworden, der deren verwirklichung jedochleidernichtmehrerlebte, auchdie neueGrabungskampagne zum wie nicht ursprirnglich vorgesehenen Zeitpunkt abgeschlossen werdenkonnte. Dennoch darf gehofft werden, da8 die vorliegendeAufsatzsammlung, die primukder Diskussion von G.I.Georgiev des entwickelten Karanovo-chronologieslstemsund seinerStellungin den angrenzenden Kulturbereichen dienenmbchte, mehr als nur vorldufigencharakter hat. Sie ist dem Andenken des Forschers G.l.Georgiev gewidmet.

StefanHiller

Prof. GeorgiI. Georgiev (1917-1988)Irben und Werk

M. Kancev, Nova ZagoraGeo@ I. Georyiev:ein bleibenderName in der bulgaischen und europc)ischen P-;':;-rtorie.- nicltt trtinder in der Einnerung aller, die ihn kannten und mit ihm arbei:( :d5,

-\'icht leicltt, mit Entbehrungengeftillt ist der Weg den er von dem kleinen Ge::sdorf Geitanet'o bis zur Sofioter Universitrit zurilcklegt. Geo@ I. Georgiev wcittlt .'a4 seinZiel int Leben und verfolgtesmit groperAusdauerbiszum Ende. Er schliefit ;;o Sntdium der Frjcher Geschichteund Archtiologie an der Sofioter lJniversit(it>Kl. Cttqdtki" ab wtd absolviert im Anschlufi doran eine Spezialausbitdungin Prrihisto-; in llien. Hier legt er erfolgeich sein Doktorat ab, dessenThema ,Forschungen zur c+'onologie der JwrgsteinzeitBulgaien" ist. Nach seiner Riickkehr nach Bulgaien rd$nrrt er, durclt seineAusbildung &tt darauf vorbereilet,sogleich aktive archciologii;,tt Forcclutrtgetrauf dent Gebiet der Prtiltistoie. Die erstenAusgrabwtgen filltrt Georgi I. Georyiev in der Tlrakisclrcn Ebene ;:-rh. nalrc dan Dorf Kolena (Bez.St.Zogora).Er arbeitetgleiclr vott Anfang an erauf .'r-,lEreich dent Gebiet des Neolilltiktutts, des Chalkolithikums und der Bronzezeit in Bulgarien. In der Folge ist Georyi I. GeoryievLeiter der archciologischen Ausgrabungender -',tlgenden *-iclttigen Objekte: der Siedlungshiigel bei Russe und bei Azmak S:.Zagora), die beide von ihnt vollig ausgegraben werden, - des siedlungsltilgels bei E:cro in der Nc)hevon N. Zogora int Rahrnen einer bulgaisch-sowjetischen archcjolqgischenExpedition, - der ebenfalls von ihm zur Giinze ausgegrabenen Siedlungshiigelbei Kozanlak sowie bei Cavdor ttnd bei Kremikovzi (Bezirk Sofia), schtieplich der neolithischen Siedlung von SaparevoBanja u.a.m. Einen Hohepunkt in der wissenschaftlichenTdtigkeit von Prof. Georyievbilden ohne Zweifel die Ausgrabungen des Karanovo- Siedlungshiigels. Karanovo fiihne In - ansomntenmit dem ArchriologischenInstiUt Salzburg- seineletztenAusgraer auch bunpn durch.

Der Karanovo-Siedtungshilgelist einer der groPtenseinerAft in Bulgaien und Europa. Er ist 13 Meter hoch, mit einer Stijrke der Kulrunchichten von 12, 40 Meter und mit einer Fttiche von ca. 25 Hektar. In der Zeitspanne von 1936bis 1937und 1946 wurden auf einer Fltiche von 17M m2 zwei groBfldchigeSondagengegraben. bis 1957 Beide wurden bis auf steilen Boden herabgefiihtt. Diese Ausgrabungen wurden urspri)ngtich von V. Mikov und spritervon G. I. Georyievgeleitet. I9M wurden die Ausam grabungenim Rshnten eines bulgaisclt-\steneichischen Gemeinschaftsproiektes siidlichen Teil des Hiigels emeut aufgenommen. Die Forsclungen a,n siedlungshtigelvon Karanovo wurden auf der Grundlage der exskten Befolpng der stratigraphischenMethode vo,Senommen.Die mtichtigen Kutturschictttenboten eine voziigliche Moglichkeit, die StratigraphiedesHiigels genau zu erforschenund Schtufifolgerungenhinsichtlich der relativen und absoluten Chronologie und der Peiodisierung der l(ulturen wiihrend der prrihistoischen Epochen zu ziehen.Die entdecktenSclrichten wurden von Prd. Georyievgenau bestimmt und dedem Neofiniert. Es vntrden sieben Straten unlerschieden,von denen die drei tiefsten litltikunt, das 4. dent Jbe,gang zu,n Chalkolithikum, das 5. und 6. dem Aeneolithikunt und das oberste (7.) der ersten Hcilfte der Bronzezeit zugeordnet wurden. Die Kleinfunde gobendabei weftvolleAufschllissefiir das Leben der Bevdlkerungwtihrend der priiltistoischen Epochen im Raum des heutigenBulgaienneue Peiodensystem Das auf der Grundlage dieser Forschungengeschaffene, von Karanovo erlangte die volle Anerkennung der Fachwelt. Es dient als generelles Schentader kulturellen Entwicklungwrihrend desNeolithikums, Chalkolilhikums und der erstenHr)lfte der Bronzezeitin Bulgaien und Siidosteuropq - und wird dieseBedeutung auch kiinftig behalten. Mit den Ausgrabungen des Hiigels von Karanovo begannzweiftllos eine neue Etappe in der E(orschungderVoryeschichte Bulgaiens. Prof. Georgievtrugentschei' Ausgrabungbei. Er hat, als dend zur Venollkommnung der Methodik archciologischer Eryebnis seinerpnizisen Beobachfungen,die Kulturen desNeolithikums und Chalko' lith ikums voneinonder abgegrenzt. Gteichzeitig hat er die Kontinuitrit in der Entwicklung der mateiellen Ktltur dieserPeioden erkannt und betont. Dabei konigierte er die AuffassunS, daf die vorgeschichttichen Kulturen auf butgaischem Boden eine weniger entwickelte Stufe im Vergleich mit den Kulturen Westkleinasiensund der Agr)ischen lilelt im 6. ' 3. tahrtausend v. Ch. einnahmen. >Der Siedlungshtigelbei Knranovo" - schreibt Prof. Georyiev 6

- Disteine reiche Schatzkammer von erstklassigen archriologischenDenkmrilem aus der femen Vetgangenheitder heutigen bulgaischen Liinder. Er wird mit Recht ein 'Palast der prtihistois chen Kultur' genannt,< Prof. Georyieverforschteverschiedene Bereiche des Lebens und der Ktltur der tiltestenAckerbauem und Wehziichter im Bereich des heutigen Bulgaien. Sehr weftvoll sind auch seine Forschungenzu den verschiedenen Kulturerscheinungenwie Architekntr, Idolplastilg Keramik u.a. Er ist der Verfasser von mehr als I(N wissenschaftlichen und populiir-wissenschaftlichenPublikationen in bulgaischen und anderen intemationalen wissenschaftlichen Zeitschiften, in denen die Probleme der Prrihistoie Bulgaiens und der gesamtenBalkanhalbinsel behandelt sind. Prof. Georyievhat an 25 intemationalen Kongressenteilgenommen,wo Fragen der Pnihistoie behandelt wurden und wo er selbstden verschiedenen Gebietenderbulgarischen Prtihistoie gewidmete Voftrdge hielt. Auf dem KongreP von Prag-Libize-Bmo des lahres 1959hielt er jenen grundlepnden, umfangreichen Voflrag iiber die ,Kulargruppen der Jungstein-und der Kupfeneil in der Ebene von Thrskien (Sildbulgaien)o, dem in der Folgezeit groPe Beachtungzuteil wurde.Auf den wissenschaftlichenTagungenbeichtete Prof. Georgievausserdem ilber die jeweils jilngsten Entdeckungen und Funde der bulgaischen Archriologie; erfestigte dantit auch das Ansehen der bulgaischen Voryeschichtsfurschung. Er hielt Vorlesungenund Voftrr)genicht rutr an den bulgaischen Universitciten, sondem auch in vielen anderen europciischen Lcindem: Osteneich, UdSSR, Iugoslawiery Rumrinien, DDR" Belgien, CSSR,EnglanQ Giechenland" Frankreich. "Die Ausgrabungensind in gropem Grad eine Kunst, filr die eine groPeErfahrung und Meisterschaftnotig sind." Diese Wofte von Prof. Georyiev beziehensich in besonderer Weise auch auf seine ganze wissenschaftliche Ttitigkeit. Fast alle bulgaischen Archiiologen bzw. Prcihistoiker der jtingeren und mittleren Generation sind seine Schiiler. Prof. Georyiev war lange lahre Leiter der Sektion ftir Prtihistoie am Archriologkchen Instiat der Bulgaischen Akademie der lilissenschoften, daneben Mitglied des Prdsidiums desIntemationalen Vefrandesfilr Vor- und Friihgeschichte, femer Vorsitnnder des Nationalkomitees ffir Pnihistoie in Bulgarien, auch Mitglied des ltalienischen Institutes fiir Vor- und Friihgeschichte in Florenz. Er hat viele Preise fiir seine selbstlose wissenschaftliche und gesellschaftliche TAngkeit bekommen: unter anderem den >Cyil und Method< - Orden Ercter Kasse,

um das GroBe GoldeneEhrenzeichen Verdienste die Repubtik Osteneich;auch fiir Ehrenbtiryerder StadtNova Zagoraemannt. wurdeer anm Henen und Gedankenlebt erfoft als auferordentlichliebenswiirdiIn unseren ger Menschund henonagenderWissenschaftler. vefteugenuns vor dem grofen Wr lVerkvon Prcf.Georyi Georgiev; istseinbleibendesVermiicht' I. wissenschaftlichen es nis.

DAS FRUHNEOLITHIKUM NORDBULGARIENS IM KONTEXT DES OSTBALKANISCHENNEOLITHIKUMSHenieta Todarova,Sofia

Die entscheidenden Fortschritte, die die prdhistorischeForschungSiid-Osteuropas in der Problematik des Friihneolithikums in den letzten Jahrzehnten zu rerzeichnen hat, zeigen deutlich, daB die Fragen des bulgarischen Neolithikums au8erhalb der globalen neolithischenEntwicklung der Balkanhalbinselweder verstanden noch richtig historisch interpretiert werden kbnnen. Einen wichtigen Beitrag zu dieser Erkenntnis brachte im Jahre 1968die Entdeckung des Friihneolithikums in Nordbulgarien. Bis zu diesem Zeitpunkt war nur die fruhneolithischeKultur Karanovo in Thrazien und jene Westbulgariensbekannt und einigermaBenerforscht. Der Nordosten Bulgariens bildete in dieser Hinsicht einen we8en Fleck auf der Karte. Aus dem Nordosten der Balkanhalbinselwaren freilich zahlreiche Tellsiedlungenbekannt,und man nahm a priori an, daB auch hier sich das Neolithikum wohl in deren untersten Schichtenbefiinde. Die komplette Erforschung mehrerer Tells diesesRaumesl zeigte aber, daB dies nicht der Fall ist. Die nordostbalkanischen Tellsiedlungen erweisen sich als eine rein kupferzeitliche Erscheinung. Wichtige archiiologische Angaben iiber den Charakter des Friihneolithikums Nordostbulgarienswurden zum ersten Mal 1968gewonnen,niimlich bei der Rettungsgrabung auf dem Tell Goljamo Deltschevo bei Dalgopol am FluB Luda Kamcija im Ostbalkangebirge. Dort unterlagerteeine neolithischeSchicht iiberrascienderweise die aeneolithischen Straten des Tells.2 Allerdings waren beide Perioden durch eine bis 0,80 m starke Humusschichtgetrennt, welche bei einer Ver5"-pfung des Gelindes im Atlantikum II entstandenist. Die Siedlung Goljamo Deltschevo I ist am Rande der Uberschwernmungsterrasse des Flusses Luda Kamcija entstanden. Die Trdger einer bislang in Bulgarien unbekannten Kulturerscheinung haben ausschlieBlichin Wohngruben gehaust. Diese konnten nur bei niedrigem Stand des Grundwasserniveaus detailliert

uirtersucht werden. Diese Tatsache deutet auf ein viel tieferes Grundwasserniveauim Friihneolithikum hin, welches durch das damals viel niedrigere Niveau desWeltozeans,bzw. der Erosionsbasisbewirkt war. (Aus demselbenGrund liegen heute die untersten Schichten mehrerer neolithischerSiedlungenBulgariens wie GalaL> nik, Ezero etc. ebenfalls unter dem Grundwasserniveau).Die Typologie der Keramik aus Goljamo Deltschevo I (Taf.1) deutete darauf hin, daB die Siedlung in die Tnitvon Karanovo II/Cris III-A zu datieren ist. Der Komplex wurde als Tsonevokultur bezeichnet.3 Im Jahr 1969 stie8 man im Bereich der Stadt Dalgopol im Lnngosgebiet, in auf der Gegend Balkusu,beim Bau eines Entwdsserungskanals eine weitere Fundin stelle aus derselbenTnit.Der damaligeDirektor des Stadtmuseums Dalgopol, D.Zlatarski, hat die Fundstiittebesichtigtund dasFundgut aufgehobenj Er h atzvrei 1,50 m tiefe Wohngruben festgestellt.Die Keramik ist etwas iilter als jene aus Goljamo DeltschevoI zu datieren und liiBt sich mit Cris II parallelisieren.Auch ein Bruchsti.ickmit Spuren schwarzbemalterKeramik ist im Komplex vorhanden. Im darauffolgendenJahr wurde eine weitere, der Tsenovokultur zugeh6rige Fundstdtte festgestellt- beim Dorf Boriana, am Ufer des FlussesGoljama Kamcija ebenfalls bei Dalgopol.s Das Fundgut, das bei Geliindebegehungengewonnen und stellt eine auf Goljamo Deltworden ist, ist mit Cris III -B zu synchronisieren schevoI folgende Erscheinung dar. Im Jahr 1970wurde bei einer Tiefpfliigung auf dem PlateauUsoe,beim Dorf Asparuchovo,ebenfallsin der Ndhe von Dalgopol, eine umfangreichespiitneolithische Siedlung entdeckt, die bis 1980Gegenstandreguldrer Untersuchungenunter Wohngruben festmeiner l-eitung gewesenist.6Auch hier wurden ausschlieBlich Erscheinung hin, die gestellt.Die Keramik deutete auf eine neue, spdtneolithische heute als Kultur Usoe bekannt ist. Diese folgt unmittelbar nach der frthneolithischen Kultur Tsonevo im Longosgebiet. Diese Forschungsergebnisse legten den Grundstein zur Erforschung des Neolithikums Nordostbulgariens, indem sie den Geldndebegehungeneine neue Richtung gaben. Es wurde folgendesfestgestellt: 1) Im Ostbalkan und im l,ongosgebietsind im Neolithikum die friihneolithische Kultur Tsonevo und die spiitneolithischeKultur Usoe vertreten. 2) Das neolithische SiedlungssystemNordostbulgariens besteht aus offenen

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Pl,ateausiedlungen,die meistens aus wohngruben bestehen. Diese sind am Bergrand auf der ersten Terrassezu suchen und stehen nicht in direktem Zusammenhang mit den spiteren Tells. D.h., daB hier eine ost-cris-und Bugodnestrovskajaehnliche Siedlungstopographie vorliegt. 3) DaB die kompakte neolithische Besiedlung Nordostbulgariens wahrscheinlich spdter alsjene Thraziens und des Zentralbalkans stattgefundenhat. 4) Die Steigerung des Niveaus des Grundwasserspiegels Laufe des VI. im Jahrtausends, bedingt durch die Erhebung des weltozeanniveaus im Atlantikum, har die neolithische Bevolkerung aus den niedriggelegenen Siedlungspldtzen vertniebeq so da8 das Sp?itneolithikum nur auf hijheren Plateauszu finden ist (Usoe). Mit diesen Erfahrungen ausgeriistetwurden die Observationsarbeitenim lafu l9T2 in der Umgebung der Stadt Targoviste fortgesetzt,und zwar unter Teilnehme von erfahrenen Geldndeforschern wie E.Comsa, V.J.Markovic und EKCernys. Wir suchtensyste matischeine Siedlungskammer der Umgebung des in Dorfes Ovcarovo ab, wo in kurzer Tnit zehn neolithische Fundorte registriert rorden warenT:Ovcarovo-Gorata,Ovcarovo-Plateau, Ovcarovo-Zemnikaund Polianica-Plateau wurden spdter archdologisch untersucht und lieferten zahlreiche Aufschliisse iiber das Neolithikum im Zentrum Nordostbulgariens. Als friihester und interessantester Fundort erwiessich Poljanica-Plateau. Die siedftrng ist am BergfuB, auf einem ziemlich kargen, felsigen plateau situiert. Sic besteht aus quadratischenPfostenbautenmit AusmaBen 3,5 m x 3,5 m und 4 m x 4 m- Die Keramik ist monochrom, rotgcbrannt, mit schwarzemKern, meistens mit rotem Uberzug versehen,der matt poliert ist. Der Lrhm ist reichlich mit organischen Stoffen oder zerstoBenemQuarz gemagert,wodurch beim Brennen poren auf der Gefii0oberfldche entstanden sind. Dem schwachenBrand der ware verdnnlen wh die Moglichkeit einer sehr prdzisen Datierung des Fundortes, die auf Grund der Reste einjiihriger Pflanzen aus dem Keramikkern im Berliner c- 14Labor fuchgefulrt worden ist. Sie ergab die Daten 5360t 50, 5450 t 50. Es handelt sich die friihesten Daten beztglich des bulgarischen Neolithikums. Die mikrolithoide Feuersteinindustrie mit typischen Trapezoiden und Bohrern, die undifferenzierten, kugeligen und halbkugeligen Gefd8formen (Taf.2), mit gekerbtem Rand und kompakten StandfiiBchen,die selten vorkommende ImfessoVerzierung, die Schnurtisen, sowie das Fehlen von bemalter Verzierung, datieren die Siedlung Poljanica - Plateau eindeutig in die Zeit des monochromen Neo

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lithikums der Balkanhalbinsel. Ihre ndchsten Parallelen sind in Donja Branjevina I8, Divostin 19,Kra;oicil0 und Achilleio.rll u.u. zu finden. Dieser Horizont zeichnet den Moment der Neolithisierung der Balkanhalbinselab.In Thrazien ist er leider noch nicht festgestelltworden, was auf die einseitigeTellorientierung der dortigen Forschung zuriickzufiihren ist. Dieser sehr friihe neolithische VorstoB ist offensichtlich wegen des immer noch ziemlich ariden Klimas niirdlich des Balkans miBlungen' Zeugnis dafiir legen auch die Ergebnisse der paldobotanischen Untersuchungen von M.Hopf ab, die nur Einkorn und Linse sehr schlechterQualitdt feststellen konnte. Eine Liicke in der neolithischenEntwicklung Nordostbulgariensentsteht in der Znitvon Karanovo I. Offensichtlich ist das Gebiet nordbstlich des Balkans geerst in fortgeschrittenenStadien des Klimamaximumsbesiedlungsfreundlicher worden,da scine kompakte Neolithisierung erst in der Tnit von Karanovo II stattgefundenhat. Ovcarovo-Gorata I, Die ersten neolithischenSiedlungen(Ovcarovo-Plateau, SamovodjaneI) sind auf Plateausam BergfuB entstandenund bestehenausschlie& lich aus Wohngruben, was zeitlich und topographischvolle Entsprechungenin der Tsonevokultur findet. Erst spdter, mit der Etablierung der Bevolkerung im neuen Biotop erfolgt niimlich nur dort, wo eszu einer langdauerndenNiederlassunggekomstellenweise, men ist, ein Ubergang zu Oberfliichenbauten und Fortifikationsanlagen.Dabei i.iberdeckendie Boden der quadratischenPfostenhiuser die friiheren Wohngruben, sodaB geschlosseneFundkomplexe entstehen. Siedlungen wie OvcarovoBebauung Gorata II - III12 und SamovodjaneII13 (Taf.3), weiseneine planmdssige auf. Bei Samovodjaneentsteht im Laufe der Tnit sogar ein Tell bislang der einzige bekannte frthneolithische Tell Nordostbulgariens. Die friihneolithische Keramik fiihrt nebst den zeitiiblichen Formen, die auch in Karanovo II und Cris II vorkomrnen, einige interessantelokale Formen und Verzierungen,wie einfiirmige Topfe auf verstirktem Boden, esoid-profilierte Tbpfe, sowie Netzritzverzierung, Zickzack-Muster, Stichmuster, I mpresso etc' Vereinzelte Bruchstiicke weisen Spuren schwarzer Bemalung auf. Die Keramik ist im allgemeinen dunkelrot, grau, grau-braun oder braun (Taf.4 und 5)' Die Feuersteinindustrie ist von Nguen Van Bin untersucht wo.den.l4 Er

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stellte fest, daB es sich um einen hohen Prozentsatz an mikrolithoiden und medio lithen Techniken handelt. Die ganze Feuersteinindustrie ist als mediolithisch zu bezeichnen. Die neuentdeckte friihneolithische Kultur wurde als Kultur Ovcarovo bezeichlet. Auch hier sind bereits drei aufeinanderfolsende Entwicklunssstufen bekannt fruhe mittlere spate mit dem Cris II zeitgleich - Ovcarovo-Gorata I, Pevec I, Samovodjane I, Ovcarovo-Plateau synchron mit Cris IIIa - Ovcarovo-Gorata II-IV, SamovodjaneII - III, synchron mit Cris IIIb - Ovcarovo-Zemnika, SamovodjaneIV-VI etc. Markant sind die zahlreichen,gemeinsamen typologischenElemente, die die Kultur ovcarovo mit cris und der Bugodnestrovskaja-Kulturaufweist,die entweder auf gegenseitigeKontakte zuriickzufiihren sind, oder (eher) auf gemeinsame Charakterzige des Neolithikums der nordostlichenPeripherie Siidosteuropashindeuten. Die weitere Entwicklung dieser Kultur fiihrt kontinuierlich iber die Stufe $amovodjane, welche mit Karanovo III und cris IV zeitgleich ist, in die sp?itneolithische Kultur Hotnica iiber. Die Kulturen Tsonevo und Ovcarovo sind typische Reprdsentanten der Stufen B und C des balkanischenNeolithikums, ndmlich des nord-ostbalkanischen Zweiges,welcher kaum GefiiBbernalung kennt und sehr friih die technologischeInnomtion der reduziert gebranntcn dunklen Keramik iibernimmt. Man pflegt letztere Ware als 'Vincoid.. zu bezeichnen,obwohl sie im Zentralbalkan etwas spdter auftritt. Diese wichtige technologischeInnovation, die einen besserkontrollierbaren Keramikbrandvorgang voraussetzt,kommt am friihesten im Siidosten der Balkenhalbinselauf und findet dann allmiihlich eine Verbreitung in westlicherRichtung. Die Rolle dieser Innovation fiir die Entwicklung der friihesten Metallurgie ist nicht an utrterschatzen. Im groBen und ganzen ist sie fiir die Keramik des darauffolgenden spitneolithischen Komplexes auf der Balkanhalbinsel kennzeichnend. Die graue Ware priigt aber auch die Typologie der Keramik der Etappe B/C des ostbalkanischen Neolithikums, welches ich als die unbemalte ostliche Variante des balLrnischen friihneolithischen Komplexes bezeichnet habe.ls Diese Variante umfaBt dbKulturen Karanovo II - In, Ovcarovo, Tsonevo, Ost- Cris und, als Randerschei-

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nung, wohl auch die Bugodnestrovskaja- Kultur' und Als ich mich mit den Fragen der Periodisierung der Kulturen ovcarovo wegen der Tsonevo befassen wollte, um sie komparativ einzugliedern, stieB ich Lticke im Karanovo l- 7-eitraumauf gro$e Schwierigkeiten. Es war zu befiuchten, balkanische da8 dabei das iippige Repertoire an Periodisierungssystemenfiir das -, und das empfand ich als zu weit Neolithikum um ein weiteres berreichert wiirde fiihrend. Die derzeit existierenden Periodisierungen des balkanischen FriihneolithiSrejovic' kums - jene von Milojcic, Garasanin, Dimitrijevic, Georgiev, I-asarovic' Schwievon den kleineren Detailunterschieden zu schweigen,bringenbetrdchtliche Bereich. Dabei behandelnsie meistensdenselbenStofl rigkeiten im taxonomischen Eben diesesfortgeschritaber in verschiedenfortgeschrittenenForschungsstadien. Kulturen tene Forschungsstadiumzeigt aber deutlich, da$ alle friihneolithischen Merkauf dem Balkan zahlreichetypologischeund hauptsichlich kulturhistorische finden. Diese male aufweisen,die direkte Ubereinstimmungen in Westanatolien eines Beobachtung hat bereits mehrere Autoren veranlaBt, das vorhandensein Komplexes (GarasaniJ6 fiir die Vincazeit) oder einer Starbalkano-anatolischen nach bestehen cevo-Hacilar-Kultur (Markotic)17 zu postulieren.Meiner Meinung Anatolien bei die meisten Ubereinstimmungen zwischender Balkanhalbinselund monochromen den friihesten neolithischenErscheinungenEuropas, d.h. z.zt. des auseinNeolithikums (Hacilar IX - vI). Spiiter leben sich beide Gebiete langsam ander. Deswegenhalte ich das vorhandensein eines ausgepriigtenbalkano-anatc der Balklischen neolithischen Komplexes nur fiir die 7'eif des Friihneolithikums anhalbinselfiir annehmbar. Im Rahmen dieses Komplexes sind synchrone und inhaltlich gleichwertige charakterisieEntwicklungsetappen zu beobachten, die seine Entwicklungsstufen ren. Auch seine Transformation in den darauffolgenden balkanischen spiitneolithiund Mechaschen Komplex erfolgt gleichzeitig und auf Grund derselben ursachen nismen. formuDieses allgemeine historische Bild entspricht der von E.N.Cernych und die lierten GesetzmiiBigkeit, lautet, daB die prdhistorischenKulturen, Gruppen EntwickKulturkomplexe in riesengroBen Kulturblocken entstehen' synchrone die Konselungsetappen aufweisen und sich gleichzeitig aufltisen. wenn wir nun Komplex quenzen aus dieser Tatsache fiir den balkanischen friihneolithischen

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mircn r*ollen. so scheint es heute erforderlich, eine allgemeineStufenabfolgeeinunfrrhren.die jener P.Reineckesfir die Bronze- und Hallstattzeit Mittel- und Nordcuropa a"sprechen wiirde. In diesem Systemkijnnten dann jeweils die einzelnen fruhneolithischen Kulturen und ihre Stufen sehr wohl ihren Platz hnden bzw. die heure t'ekannten Periodisierungssysteme. Schritte in dieser Hinsicht sind bereits Irm[3rnommen worden. De r balkanischefriihneolithische Komplex (weiter BFD laBt sich im groBen umdsanzenin r.ierStufen mit Substufenund Ubergangsetappen wie folgt untergliedern: Die fmheste Stufe BFN-M - umfaBt den Horizont der sog.monochromen Kerarnik.In ihrem RahmcnsindzweiUnterstufenBFN-Ma(friihesteKeramik) und BFli-\{b ,chciden. Darauf folgt die Stufe BFN-A - sie umfaBt alle weiBbemaltenErscheinungen rundliBt sich cbcnfalls in SubstufenAa und Ab trennen. Eine UbergangsetappeBFN-A/B - umfaBt den Horizont, in dem die rote Bernru*lrnq und die Wischtcchnik auftretcn, sowie das finale Karanovo I (Azmaska M"reila1. Die ndchsteStufe BFN-B - umfaBt die schwarzbemalten (dunkelbbemalten) :ulu[en-souie die friihcsten unbemalten Erscheinungenmit Kanneluren vom Typ 'Plis--. {r'om Tw Karanovo II). Sie zerfallt ebenfallsin zwei SubstulenBa und Bb. Eine UbergangsetappeBFN B/C - umfaBt die braun- (Dimitrijcvic' Spiraloid B I un'j bichrom- bemalte Stufe, sowie Karanovo IIIIII, Protovinca etc. Die spatesteStufe BFN-C - umfaBt die Stufen mit Polychromie wie Circea, lirisg- so*ie die Stufc Vinca Al - AZ und Karanovo III. In dieser allgemeinen Periodisierung des balkanischen friihneolithischen Kompleres lassensich die Ovcarovo-und TsonevokulturenfolgendermaBeneinfti!Em: BFI{-\la BR{-\{b BEi - A u3,ts BFi - B C B \ -C -?unbekannt -Poljanica-Plateau - Ovcarovo I und Tsonevo I - Ovcarovo II und Tsonevo II - Stufe Samovodjane, lJsoe fri,ih,Ovcarovo III, Tsonevo III, Podgoriza-friih. (dem sog.Protostarcevo und Poljanica-Plateauentsprechend) zu unter-

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Freld Archeology 197 4,Abb.16,17. 4,31 1l JANGELOVA: Razkopki na neolitnoto selisteOvcarovo-Gorata,Targovistki

rrkrag,in: Jahresberichtefiir L979,Chaskovo 1980,30-31 Velikotart3 P.STANEV: Razkopki na neolitnoto selistedo s.Samovodjane, norski okrag, in: Jahresberichte fiir 1979, Chaskovo 1980,22-23 14 JANGELOVA, N.VAN BIN: Kemnevije artefakty iz neolitnogo poseleniaOv-

rarovo-Gorata, Targovistkogookruga, in: St.prach.9,1988,16-34. i-i H.TODOROVA: Novokamennataepocha v Balgaria (im Druck) l6 \{.GARASANIN: Praistorijana tlu Srbije,Beograd,1973,Bd.1,115 1- \'.}v{ARKOVIC: The Vinca Cultur, Calgary 1984.

^{BBILDUNGENI. Taf-l. Tsonevo Kultur. KeramikausGoljamoDeltschevo M. L:4 .M TaJ". Monochrome Keramikmit rotemUberzugausPoljanica-Plateau 1:4 - Grabungen I.Angelova Taf3. Siedlungsplan Ovcarovo-Gorata III. von M Taf.{ OvcarovoKultur. Keramik ausder SiedlungOvcarovo-Plateau. 1:4 M Taf5 OvcarovoKultur. Keramik ausder SiedlungOvcarovo-Zemnika. 1:4.

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ZU EINIGEN ASPEKTEN DER KULTUR KARANOVOIVassil Nikolov, SofiaDie friihneolithische Kultur KaranovoI ist eincr der Grundbegriffein der eu: :ai-;chcnvorgcschichte.Mit diesemTerminus bezeichnet man die materiellen -':crreste einer der friihestencthnokulturcllen Verbiinde der erstenAckerbauern -: j Viehziichter in Europa, deren Aufkommcn und Entwicklung etwa in die erste [-{:ift;- des 6.Jts.v.u.Z.datiert. Dcr Begriff wurde Ende der fiinfziger Jahre nach :: n .A.bschluB Ausgrabungen Karanovovon v.Mikov und G.I.Georgiev der in ein:::uhrt.1 Nach den Sondagcnim Bcrcich dcs Siedlungshiigels Kapitan Dimitbei -'-'" ' \\urdrr zum erstenMal in Karanovoauf ciner groBercnFldcheeine matericl- Kultur rcgistricrt,deron charaktcristischc Kcnnzcichendie fcinen, mit wciBcr ::r-r+ bcmaltcnTongcfdBcsind.Dic Erforschung diese Kultur wurde in den scchr und siebzigerJahren mit dcn vollstdndigen r:r oder auf eincr groBen Fliichc :*:chqefijhrtcn Ausgrabungen dcs Azmak-Hiigelsund der Siedlungshiigel Kain :.riak. \{uldava, Kardzali, Rakitovo und Simeonovgracl intensivfortgefiihrt; in H.-r.lrno'qrad. Stara Zagora- Mineralbad, Madrec und cernicevo wurden sondagen -:ri.rnommcn. Bis zu Bcginn der achtzigerJahre war das Areal der Kultur Kara: '' ' I nur im Bassin dcs Marica-Flusses lokalisiert2: vom Balkangcbirge Norden im - -. ru den nordlichcn und ostlichcnKdmmen des Rhodopcngebirges. ostliche Die i:;nzc licgt bcim FluB Tundza und dic wcstlichcin dcm Gcbirgsgcbictzw.ischen FL-i: und SrcdnaGora. Fiir dicscngcographischen Raum gilt dic Charakteristik liir : : Kultur KaranovoI, dic Prof.G.I.Gcorgiev cinigenseinerVortrdge und Artikel in ::..'i-Ln hat3.Diese charakteristik ist hcute noch gtiltig. Hier mbchte ich einige :: -r; \{oglichkeitendcr weiterenUntersuchungen dieserKultur betrachten. In den achtziger Jahren wurden einige friihneolithische Siedlungen in den FL;litilern von Struma und Mesta, d.h. im heutigenwestbulgarien,ausgegraben. L ,. - thnokulturelle Bewertungder materiellen Kultur der Siedlung Elesnicaim bei l-[".':.rrala und der SiedlungSlatinaim SofioterTalkessels hierbei von besondeist ::n Interessc. Die Siedlungbei Elesnicagehort ihren wichtigstenCharakteristika :"ch zum Areal der Kultur Karanovo. Die Kulturschichten in Slatina weisen eine Z;rgehorigkeit zu zwei aufeinanderfolgenden ethnokulturellen Phasendes Friih-

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neolithikums auf; die untere Schicht besita alle grundlegendenKennzeichen der Kultur Karanovo I. Folglich ist das Areal der Kultur Karanovo I nach den Ausgrabungen dieserbeiden Siedlungennach Siid- und Nordwesten hin zu erweitern' Ungekliirt bleibt die Frage nach der Verbreitung der Kultur nach Siidosten,zum siidostlichen Thrakien hin, wozu jedoch trotz der in letzter Tnit dort durchgefiihrten Felduntersuchungennoch keinerlei Berichte vorliegen. Besonderheitendes Gebietes, auf dem sich die wegen der geographischen Kultur Karanovo I entwickelt hatte, kann man zwischenihr und den Kulturen Starcevo im Nordwesten und von Fikirtepe im Siidosten die sich deutlich abzeichnendcn Kontaktzonensuchen. aus Wir konnen nach dem heutigenForschungsstand Slatina (im Sofioter Talkessel) und cavdar (in der Ebene von Zlatica und Pirdop) Einsichten iiber die erstere Kontaktzone gewinnen. Die obere Kulturschicht in Slatina ist anndhernd mit dcr gesamten Kulturschicht in Cavdar synchron. Sie datieren in die zweite Im Hiilftc clcsFri,ihncolithikums. Unterschied zur untoren Kulturschicht in Slatina, die zur ersten Hdlfte des Friihneolithikums und zwar konkret zur erstcn Phaseder Kultur Karanovo I gchort, bezieht sich die spdtere auf eine spezifischeKulturerscheinungeinesMischtypszwischcnder Karanovo- und der Starcevo-Kultur.In der matcriellen Kultur dcr obcren Schichtsind einigeder Grundcharakteristikenerhaltcn, wie z.B. in dcr Kcramikherstcllung und der Architektur, daneben erscheinen jedoch auch neue, darunter eine Keramikornamentation mit dunklen Farben vom Typ Starcevosowie aucheine neue Art von viereckigenKulttischchen.In der ganzen Kulturschicht der Siedlungbei Cavdar ist schwicherer EinfluB von Starcevozu erkennen, der nur in der Ornamentation eines Teils der bemalten Ware zum Ausdruck kommt. Die Merkmale der Karanovo-Kultur bleiben jedoch in dcr materiellen Kultur die fiihrenden. Somit zeichnetsich nach den Angaben ausSlatinaund cavdar sowie auch aus Kremikovci zwischen den Arealen der Kulturen Karanovo I und Starcevo eine Konjedoch fiir taktzone ab, deren materielle Kultur einen Mischcharakter zeigl, der ihren bstlichen undwestlichen Teil spezifisch ist: im iistlichen dominieren die Kennzeichen von Karanovo, im westlichen die von Starcevo. Fiir diese Erscheinung kann bisher keine eindeutigeErkliirung gegebenwerden,jedoch ist das Eindringen von Starcevo-Elementen in das nordwestliche Grenzgebiet der Kultur Karanovo I offensichtlichmit dem Eindringen kleinerer oder grbBerer Gruppen einer neuen Be-

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; -l:runq verbunden.Zeitlich geschahdas wdhrend der zweitenHiilfte der Kultur'-::*icklung von Karanovo I. Hinsichtlich ihrer territorialen Verbreitung nimmt die K r:aktzone den nordwestlichenTeil des verbreitungsgebietesder Karanovo I K-irur zur Trit ihrer ersten Phaseein. Den Kulturtyp der Kontaktzone bezeichne ,:: J-i die Gruppe Kremikovci, ein Begrift den Georgi LGeorgiev, wenn auch in :-::: *.eiter gefaBtenBedeutung, in seiner Doktorarbeit im Jahre 1944eingefiihrt ': Die andere Kontaktzone der Kultur Karanovo I, nimlich jene mit der Kultur ir::lepe, kann nur vermutet werden. Nach den bisher l'erfiigbaren Angaben liegt :".-,-';henbeiden Arealen ein groBer Raum, in dem keine friihneolithischen Funde ::lrrriert sind. In den siidostlichstcn Siedlungen der Kultur Karanovo I gibt es - :^::ialls keine Funde, die mit iihnlichen aus den Friihstufen der Kultur Fikirtepe . . : : l i c h e n w e r d e nk o n n t e n . Dcr heutige Forschungsstand bctreffcnd die Kultur Karanovo I crlaubt auch ::-r:;'\orlaufigeFeststellungenzuihrerPeriodisierung. Icherwdhntebereitseinige :-,::at'en iiber die Zugehorigkeit der unteren Kulturschicht in Slatina zur ersten E:.rpe der Kultur Karanovo I. Aufgrund der Analogien in Hacilar vI, Nea Niko:-.;i.r und Thessaliendatiere ich die gesamteKulturschicht der Siedlungbei Eles:-,;.. ;t'enfalls in die friihe Phasevon Karanovo I. Die SiedlungRakitovo, die paral.";n zu Hacilar v - vI aufweist, kennzeichnet wahrscheinlich das Ende dieser - -.::n Phase.In der friihneolithischenKulturschicht der Siedlungshiigel Karanovo, ---=ek und Kazanlakwurden jeweils einigeFragmentevon feinen KeramikgefdBen :,: -iner dunklen auflgemalten Ornamentierung gefunden,Importware vom Typ vo,wahrscheinlich dcr Gruppe Kremikovci.Darausfolgt,daBdieseSied!.,rce von ,---.i-n zur zweiten Phaseder Kultur Karanovo gehoren. Die Siedlung in Kardzali :-i *egen einiger Analogien mit der Gruppe Kremikovci (Knochenplastik,Kulr ' =;hchenund aufgemalteornamentmotive) in die gleichezr,it d,atiertwerden.Aus ::= hier Dargelegten geht klar hervor, da8 nur drei Siedlungensicher zur friihen =:appe der Kultur Karanovo I gehoren und zwar die aus ihrem westlichenVerbrei:,r-+gebiet. Es bleibt noch ziemlich unklar, ob das als ein Hinweis auf einen pri:-.ire n Territorialkern in diesemArealmdeuten ist, der sich allmiihlich nach Osten : r: zum Flu8tal der Marica ausbreitete. Die bereits zahlreichenBeweisefrir die Be- irzung der Fli.isse Struma und Mesta als wege der Gruppen frther Ackerbauern i-r" dem Nahen osten nach Mitteleuropa zur znit der Kulturen mit bemalter

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jedochdieseAnnahme.Der sichbisherab unterstiitzen Keramikin Siidosteuropa6 von Kern desGebietes KaranovoI liegt genauauf einem urspriingliche zeichnende dieserWege,und die Verbreitung oder KonsolidierungdiesesKerns ktinnte mit in einigendieserMigrationsgruppen Verbindungstehen.Unabhiingigvon dleser daB hervorheben, unterdenFunden ich mdchte nochmals Form der Interpretation avei Entwicklungsphasen der Kultur KaranovoI die Merkmale von mindestens grbBereAnzahl ausgegrabePhaseist bisher durch eine sichtbarsind. Die nryeite Znne der Kultur vertreten,die sichin der niirdlichenund ttstlichen ner Siedlungen befinden. AnzahlvonAngabeniiber Wiihrendder letztenJahrewurdeeinebedeutende DieseKultur gehiirt mit I gewonnen. Datierungder Kultur Karanovo die absolute -Untersuchungen, alle im Berliner Labor ausgedie den bisher bekannten42 C14 Kulturen der Alten arbeitetwurden,zu den ambestendatiertenvorgeschichtlichen -Angaben Compumittelseines wird C14 der Welt. Die Kalibrierung vorhandenen in im terprogamms Institut fiir Vorgeschichte Frankfurtam Main vorgenommen. mit, Herr Petrasch teilte mir freundlicherweise daBdie Entwicklungder Kultur 5950und 5600 in KaranovoI mit groBerWahrscheinlichkeit die Jahrezwischen sei. v.u.Z.anzusetzen Die Angabeniiber die relativeChronologieder Kultur KaranovoI erweiterEs in ten sichebenfalls den letztenJahren. gibt keineZweifelmehr dariiber,daB parallelzu der von HacilarIX - I verlief.Wie ich bereitserwihnihre Entwicklung in die te, beweisen Ausgrabungen Slatina,daBdie Entwicklungder Kulturen vom Hiilfte der Entparallelzur zweiten in Typ Starcevo der zentralbalkanischenZnne wicklungder Kultur KaranovoI gelaufenseinmuB,d.h. in der Kultur KaranovoI mit Angaben der Gruppe die eine existierte friihereEtappe, nachdenvorhandenen war. Galabnikam Oberlaufder Strumasynchron des Erwigungen beziehensich auf eine Prdzisierung Die oben dargelegten und und der absoluten der Verbreitungsgebietes, Periodisierung geographischen relativenChronologieder Kultur KaranovoI. DieseAspekte sind im allgemeinen Kultur grundlegend,und daher sind in der Erforschung einer archdologischen UntersuchunhinwegGegenstandvon iiberdreiJahrzehnte von einige ihnenbereits ihrem religitis-mythod.h. lrben der friihen Ackerbauern, gen.Dem sog.geistigen Mir liegt gewidmet. jedochkaumAufmerksamkeit wurdebisher logischen System, bereitsjeta Weise,dieses fern. und sei esauchnur in schematischer der Gedan-ke

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-- r--konstruieren. Quellengrundlage immer noch sehr karg, und es fehlen Die ist Beobachtungen i,iberden genauenKontext vieler wichtiger Funde. "*':;ichende ,: tzdem bin ich der Meinung, daB man mit der Erforschungdieseswichtigen i.-rckts in dcr Kultur KaranovoI beginnensollte. Ein dazu passcndes Forschungsobjekt das im Jahre 1985entdeckte ist groBe :nEcbaudein der SiedlungSlatinain Sofia.Man fand darin einigeEinrichtun"\ : und Gegenstdnde, offensichtlich direkter Beziehungzum friihneolithidie in :,-r religios-mythologischen Systemund dem damit verbundenen Kult stehen. In der sidostlichenEcke des Hauseswurde an der siidwand eine kleine bie:i.,-,rbformige Nische entdeckt.Au[ dem darunterliegenden Boden dcs Hauscs j man z.weiklcine stilisisrteTonfigiirchen,die Darstellungeneiner r sitzenden :- und dic einesStieres.Dicse beidcn Figuren hatten in der Nische gcstanden l r.drcn bci dcr Zcrstorung dcs Hauscs(durch einen Brand) hinuntcrgefallcn. - :'.;llu-n ;rwcifcllos bcidcn wichtigstcn dic "Gotthcitcn< im Pantheondcr friihen r. - r - rtraucrndar, dic GroBc (]dttin und den Stiergott, jeweilsdasweiblichcund die -:' r:.rnnlichc Prinzip paar erim Kosmos pcrsonifizicrcn.Dieses "gottliche" n-:: rnt im S.Jt.v.u.Z. zum crstenMal im Nahcn osten. Das hier von mir angefiihr. E:ispiel stcllt cinen der schwerwiegendstcn Beweisefiir die Edstcnz diescr '' : ::hciten. im religibs-mythologischcn Systemder friihen Ackerbauern in Siid(;.:Jrilpd dar. Dcr Fund der bciden nebcneinanderauf dem Boden liegenden F:-::n :r-: eibt eine wichtige Information iiber den Sinn des friihen landwirtschaftli\lrlhos im rcligi6s-mythologischen Systemder Trdger der Kultur Karanovo

darin, da8 aus dcr vereinigung der GroBen " L :. \\'csentlichc licgt offensichtlich ' '.:"rrErde)unddemsticrgott(Himmcl)diejiihrlicheErnteaufdenFeldcrnherr .ii:irt. \loglichcrweisewaren dic in der Nischeaufgestellten Figuren objekt irE::i'*:-lcher Kulthandlungen, von dcnenjedoch keine Spurenerhaltensind. Im \littelteil des Hauses fand man drei dicke Holzsdulen,die den First und .t: Dichboden stiitzten,d.h. fiir die Konstruktion des Hausesvon hochster wich---r;il \raren. An einer dieser Sdulen entdeckte man eine etwa 0,70 m tiefe, enge ,J:":E mit verputzten wdnden. Sie stellt hochstwahrscheinlicheine opfergrube la: re mit dem auch in vorderasien belegten Siiulenkult in verbindung steht. In ra - Grube wurde wahrscheinlichNahrung gelegtals opfer an die Kriifte, die nach :e : \'".rstellungen der Menschen jener Z,e,itdie Festigkeit der tragenden Sdulen, :: i: Festigkeit des ganzenHausesgarantierten.Eine finliche Funktion besaB

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offensichtlich auch das TongefiiB mit Nahrungsmitteln, das als Bauopfer unmittelbar unterhalb des FuBbodens des Hauses in der nordwestlichen Ecke deponiert worden war. Es wurde zerbrochen unterhalb der FuBbodenbretter gefunden. An den Scherbenstellte man Spuren von Nahrungsmittelnfest.Das GefiiB selbst,eine Schiisselmit niedrigem FuB, wies eine sehr gute Herstellungsqualit:itauf und ist von au8en mit einem weiB aufgemalten Ornament bedeckt. Verschiedene Arten von Bauopfern wurden sowohl in den Neolithkulturen im Nahen Osten als auch in Mitteleuropa registriert, - zum ersten Mal aber tritt es wfirend des Friihneolithikums in Siidosteuropaauf. Auf dem FuBbodendes Hausesin Slatina,wiederum in wurde seinernordwestlichenEcke, d.h. oberhalb des Platzesdes BauopfergefdBes, das teilweise erhaltene, groBe Modell eines quadratischen Wohngebiiudes mit einem Flachdach gefunden. Dieses stand auf vier kurzen, dicken FiiBen und oben hatte es in der Mitte eine wiederum quadratischeOffnung. Das Hausmodell stellte in der Vorstellung der Menschenje ner Trit die Wohnstiitte des hiiuslichenSchutzwurden' Die geistesdar, weswegenwahrscheinlichNahrungsmittel hineingegeben und des Hauslnformation, die der Existenzder Opfergrube, des BauopfergefiiBes modells entnommen werden kann, bezieht sich offensichtlich auf eine relativ niedere Stufe des religios- mythologischenSystemsder friihen Ackerbauern, das Panddmonium.Die dieseminnewohnendenKriifte konnen schiidlichoder wohlwollend sein, und daher werden sie um Gnade angefleht. In allen drei im Haus von Fillen geschahdas offensichtlich durch Speiseopfer. slatina festgestellten Somit wird deutlich, daB die Untersuchung des gut erhaltenen friihneolithischenWohnhausesin Slatina Angaben iiber zwei, - wahrscheinlichauch die wichtigsten - Bereiche des religios- mythologischenSystemsder friihen Ackerbauern enthiilt: das >gottliche.. Paar, welches das lrben schafft, und die ddmonischen Krifte, die in einem engen Kontakt mit dem lrben der Menschen stehen.In dem von mir beschriebenen Fall ist vielleicht auch die Feststellung von Bedeutung, daB, allgemein gesagt,alle vier Kulteinrichtungen im Haus von Slatina eine anndhernd gerade Linie bilden, die zwei sich gegeniiberliegende Hausecken, die siidtistliche und nordwestliche,verbindet.Wahrscheinlichist dieseLage nicht zufalligund steht mit der Vorstellung iiber die horizontale Struktur des Kosmos bei den friihen Akkerbauern in Zusammenhang. AuBer dem sog.geistigentrben der Trdger der Kultur Karanovo I sind auch andere Aspekte dieser Kulturstufe bisher nur wenig untersucht worden. Ich hoffe,

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einigedurch die Forschungen bulgarisch-iisterreichischen der Ausjener Kulturschicht im Siedlungshiigel von Karanovo, welche die Uberder Kultur Karanovo I enthiilt, n?ihergekldrt werden ktinnen.

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LITERATUR (Anmerkungen)1. V.MIKOV: The Prehistoric Mound of Karanovo, in: - Archaeology,

12,1959; G.I.GEORGIEV: Kulturgruppen der Jungstein-und der Kupferzeit in der Ebene von Thrakien (Stidbulgarien), in: L'Europe i la fin de I'Age de la pierre. Praha, 1961. 2. G.I.GEORGIEV: Das Neolithikum und Chalkolithikum in der Thrakischen Ticfebene (Siidbulgarien). Probleme des heutigen Forschungsstandes, in: Thracia l,],9723. G.I.GEORGIEV: Bcitriige zur Erforschungdes Neolithikums und der Brrot auf Weiss"-bemalten Gattung ist in der Phase2 des albanischenFriihneolithikums schr gering (nur 10 Scherben)und diirfte als dirckter EinfluB Thessaliens oder Westmakedoniens auf dieses Gebiet betrachtet werden. Die charakteristischste Gruppe fiir diese Periode entsteht durch die Herstellung dcr rosarotenKeramik. Am Anfang deckt ein rosaroter Uberzug die ganze Oberfliiche der GefdBe.Dies ldBt sich in Westmakedonienund in Siidjugoslawien (Anza Ia) erkennen.In einer spdterenPhasewird in SiidjugoslawienRosa als Malfarbe filr die Muster und nicht als Ubcrzug verwendet.Das gleiche ist auch in einer entwickcltcn Phase dcs albanischcn Friihneolithikums (Gruppe Podgorie I Vashtemia) zu beobachten,wo Rosa eine der drei Farbcn der friihneolithischenpo ist lychromcn Keramik dicsesGcbictcs ist. Die Impresso-Keramik eine fiir Albanicn charakteristischc Gattung.Sie ist scltenin StarccvoI belcgt,danebcnauch in Ablolge Nca Nikomideia,Westmakcdonicn. Thessalicn, die stratigraphische In wo bcsscrbclcgt ist,kommt dicscGattungcrst in der drittcn und letztenStufedesFriihvor. ncolithikums(Magoulitsa-Stufc) In cincn noch breitcrcn Krcis gchitren die anderen friihneolithischen Funde Westmakcdoniens.Von dicsen z.eigendie Idole gleiche Form und gleiches Geschlechtwic jene ausThcssalicn,dcm Balkan und auch Kleinasien.Erwdhnenswert sind die anthropomorphcnGcf:isscdieserZcit aus Nea Nikomideia. Aus dicscm kurzen Ubcrblick wird dcutlich, daB sich das Friihneolithikum in Makcdonien nicht unabhiingigvon dcn anderen Gebioten entwickelt, sondcrn in cngcm Kontakt zum iibrigcn Gricchcnlandund zum inncrcn Balkan steht. Eine genaue zcitlichc Bcstimmung dcs Friihneolithikumsist wegen des Fehlcns ausreichcndcr Cl4-Datcn etwas schwierig. In Thessalien dauert diese Periode von ca 6200bis 5ff0 B.C. Drci ausNea Nikomideia stammendeC14-Daten gebcn einen Durchschnitt 51'26 1058.C., was alsrichtig betrachtet werden sollte. + Das Mittelneolithikum Diese Periode diirfte als Hohepunkt des griechischen Neolithikums anzusprechensein.So entwickeltesich in Thessaliendie bekannteSesklo-Kultur,die u.a. eine Reihe von Kunstwerken sowohl der Idolplastik wie auch der Keramik hervorgebracht hat. In Makedonien und dem dgiiischenThrakien sind dagegenerstaun-

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lich wcnigc Siedlungen ausdicscr Periodebekannt.Davon weisennur die Siedlungen aus westmakedonicneinc kontinuierlicheEntwicklungwihrend des ganzen Mittelneolithikumsauf. In Zcntralmakedonien gehort der mittleren Stufe dieser Periodenur eine Sicdlungan, wdhrcnd in C)stmakcdonien im iigiiischen und Thrakicn dic Sicdlungcnzeitlichcrst in dic spiiteStufedes Mittelneolithikums setzen zu sind. Daftr gibt cs mehrcrc Erkldrungcn, so etwa die, die auch fiir das Fehlen friihneolithischcr Sicdlungcnin dicscn Gebietenangeftihrtwurde. Eine andereErkldrung diirfte das Ausstchcnvon (]rabungenin Siedlungen Ablagerungen mit dieser Pcriodc scin. Wcgcn dcr mangclhaftcn Forschung blcibt die Erstellungeinesklaren Bildes dicscr Pcriode schwierigund ist nur fiir westmakedonienmoglich.Die getrennte BchandlungWest-, Zcntral- und Ostmakcdonicns sowie des iigiiischen Thrakiens crgibt sich aus dcm hcutigcn Fgreyon grey.-Keramik bildet. Wie bckannt, kennzeichnctdicsc >grey on greyArkaden-Barbotine"-Ware crmoglichen die chronologischeParallelisierungder sp?itneolithischen Entwicklungsstufen auf dem westbalkan und in Makedonien (W.A.Heurtl ey,1939, Abb.8-9, Nr. 13-14). I Hierbei handelt sich unkalibrierte es um (der Daten Herausgeber). brown on cream>Komplexes ostbalkanischen der Graphittechnik.. antrifft. Diese Teller sind besondershdufig auf der Fundstiitte bei Predionica im Kosovogebiet (Tasic-Tomic,1959; Garasanin 1973,1A6; Galovic ja 1959).Die Innenfldche des GefiiBes, sogarder verdickte Rand werden mit parallelen oder Zick-Zack-Kanneluren dekoriert. Ihren typenkundlichen Merkmalen nach gehoren sie zum Kreis der ,rGradacer Teller". Unter Beriicksichtigung des Gebietes,auf dem sie erscheinen,miiBte die Phase..eher als eine regio "Gradacer nale Stilerscheinung aufgefa8t werden und nicht als eine eigene Phase innerhalb

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der gesamten Entwicklung der vinca-Kultur (Garasanin, I973,I02-I03). Die stdrker ausgeprdgtenEinfliisse von den bulgarischenFundorten, die sich in ihrem Bereich zeigen,sind eine Folge der geographischenNfie und der leichten Kommunikation zwischendem Morava Gebiet, dem Kosovo-Bereich,dem Nisava-Tal und dem Sofioter Becken, auch in Richtung Thrakien. Die zweite wichtige Erscheinungauf den Fundstdtten der Vinca- Kultur, die eine Moglichkeit fiir die Bestimmung fester relativ- chronologischerBeziehungen zu den Fundstdtten in Westbulgarien und Thrakien wfirend der Karanovo V (Marica)- Kultur bietet, ergibt sich aus der Dekorationsweisein Graphittechnik und der Inkrustierung von Ornamenten, insbesonderemit roter (crusted) Farbe' An den Vinca-Fundorten im Moravagebiet treten dieseTechniken erst in der jiingeren Vinca-Kultur auf, und man konnte sagen,da8 sie fremde Elemente in dcren . stil sind (PJZ,ll,179;Garasanin 1973,103) wir nehmen an, daB dicse verzierungstechnik im Moravagebiet als Folge des EinfluBes aus den Gebieten Zentralbulgariens auftritt. SchlieBlich muB auch das dritte bedeutende Element erwdhnt werden, das auf eine vergleichbareEntwicklung der friihen aeneolithischenKulturen des ostbalkanischenRaumes hinweist.Das sind einzelneTypen anthropomorpher Plastik; besonders charakteristisch ist dabei die Statuettenform mit verkiirztem unteren Teil. Auf ihm befindet sich in der Regel ein durch Einritzungen dargestellterRock (Schiirze). Derartige Terrakottenformen sind von zahlreichen Fundorten der Vinca-Kultur bekannt, vor allem aus Divostin, wo sie in gr6Berer Zahl gefunden wurden, ferner aus Supska und anderen Fundstiittcn; in Bulgarien ist eine solche Statuette aus Gradesnica bekannt, aus dem Horizont, der Chronologischder KaI9%,9). ranovo v (Marica) - Kultur entspricht (Divostin, 1988,198-L99;Todorova Diese wenigenangefiihrtenBeispiele,und es gibt ihrer mehr, bieten die Moglichkeit, bestimmte relativ-chronologische Gleichungen aufgrund der Beziehung der jiingeren Vinca-Kultur mit der Stufe Karanovo V herzustellen. In der Fachliteratur bestehengeringe Unterschiede bei der Bestimmung dieser Beziehungen.So stellt Garasaninfolgende chronologischeParallelenauf: die Vinca-Tordos II a- und b-Phaseentspricht Karanovo IV; die Gradacer Phaseder Vinca-Kultur Karanovo V; Vinca-Plocnik IAI dem Ende von Karanovo V und der ersten Hiilfte von Karanovo VI, wiihrend Bubanj-Hum Ia zur zweiten Hiilfte der Karanovo Vl-Kultur gehiiren wtirde (PJZ,II,190). Andererseits weist H.Todorova darauf hin, daB auf

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dem Tell in Karanovo ein zeitlicher Hiat zwischen Karanovo IV und V besteht, und daB die Marica-Kultur dort nur durch ihre Finalphase(IV b) reprdsentiert (Todo rova 1,986,52) Nach Meinung von H.Todorova existierte die Vinca-Kultur paist. rallel zur Marica-Kultur (I-IV-Phase) und die Bubanj-Salcuta-Krivodol-Kultur parallel zum Karanovo VI-Gumelnita-Kodzadermen- Horizont. LJnsere Analysen erlauben jedoch die Moglichkeit einer Modifizierung oder, bessergesagt,einer weiteren Prdzisierungder oben angefiihrtenMeinungen. Die stellt "Gradacer-Phasethesevaseshapesarc not carinated but rounded. .Ohne Zweifel wird mit dem Auftreten der schwarzpoliertenkarinierten Schiisselneine wichtige Leitform fiir den Beginn des iigiiischenSpiitneolithikums Aeneolithikums angezeigt.Die chronologischeEinresp. des zentralbalkanischen ordnung der Larisa-Stufe im Sinne E.Holmbergs in den Beginn des thessalischen Spiitneolithikums resp. den Ubergang vom Mittelneolithikum zu diesem haben mittlerweile die Forschungen von K.J.Gallis (1987; Hauptmann L985; Demoule u.a.1988)eindeutig bestdtigt. Die thessalischeStufenfolge kann anhand der bekannten Keramiksequenz als weitgehend gesichertbetrachtet werden. Auf eine dltestePhasemit monochromer Keramik (Milojcic lg7l,Izsff;Theocharis 16 1973,3!;schachermeyr l976,aa) folgl

die entwickelte friihneolithische Stufe (sog. Proto-Sesklo-Stufe), deren Verlauf in u.a. rotpolierte, gelegentlichauch rot auf hellem Grund resp. auf roten Grund weiB bemalte Keramik auftritt (Chourmouziadesl97L,169). Den AbschluB des Friihneolithikums bildet die sog. Pre-Sesklo- bzw. Magulitsa-Stufe, mit ihrem wohl als VorstoB von - aus thessalischer Perspektive- nordwestbalkanischen Elementen zu deutenden spezifischenImpresso- und Cardium-verziertenTonwaren. Die mittelneolithische Periode wird von der hinreichend bekannten, zuletzt von Y.Mottier (1981)umfassendbearbeitetenKeramik der Sesklo-Stufe reprdsentiert,auf die hier nicht weiter eingegangen werden braucht. Die spdtneolithischePeriode kann in zu die Stufen Larisa, Tsangli, Arapi, Otzaki-Dimini (Hg.Sophia-Stufe)sowie klassischesDimini unterteilt werden (Hauptmann 1981).Am Ubergang zur Bronzezeit stehtdie durch rot inkrustierte bzw. mit pastosemRot bemalte,danebenauch durch eine tiefrot gebrannte Keramik, wclche gelegentlich mit Graphit bemalt ist (sog. Galepsos-Ware),gekcnnzeichnetesog. Rachmani-Phase (zur Diskussion cf.Wei& haar 1979; Hauptmann I9%,23ff). Unmittelbare thessalische Exporte in den siidlichen Balkanraum sind bislang ebensowenigbezeugt wie solche aus dem Balkanraum nach Thessalien.Das geo. graphischeBindeglied der an die nordiigiiische Kiiste grenzendenTeile Makedoniens und Thrakiens fdllt, mangels entsprechender Fundorte, zumindest fiir den friihneolithischen Zeitabschnitt aus (cf.J.Aslanis in diesem Band). Entsprechend sind direkte Im- bzw. Exporte in beiden Richtungen gleicherweisekaum grei_fbar. Allgemein zeigt sich jedoch, daB zwischenOstmakedonien und Siidthrakien enge Beziehungenzum binnenthrakischenRaum nordlich des Rhodopen-Gebirgesbestehen,wiihrend Westmakedonienin den thessalischen EinfluBkreis fiillt. Fiir eine relativchronologischeAnbindung des dgdischen(sprich:thessalischen) Neolithikums an die Kulturabfolge von Karanovo miissen entsprechend zunichst die komparativ-stratigraphischen thessalisch-ostmakedonischen Synchro nismen herangezogen werden, die andererseits durch allgemein morphologische Aspekte sowie den verftgbaren, in diesem Zusammenhang relevanten Cl4-Daten zt ergdnzen sind; letztere sollen im folgenden betrachtet werden. Als morphologische Aspekte bieten sich, in moglichst breit definiertem Rahmen, die sphiiroiden Grundformen des GefiBrepertoires zusammen mit dem Fehlen ausgeprdgter Henkelformen fiir das Friihneolithikum, dasAuftreten stdrker gegliederter Gefi8kiirper, insbesondere aber von entwickelten Henkelformen im

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Mittelneolithikum sowie, wie schon oben ausgefiihrt, das Aufkommen der schwarzpolierten karinierten Schalenformenfiir das Spiitneolithikum an. Selbstverstdndlich miissen morphologisch entsprechende Erscheinungen bru. Enfwicklungen Sinnezeitgleichsein.Diese Frage ist letztnicht a priori im absolut-chronologischen lich nur mil Hilfe absolut- chronologischerDatierungsmethodenentscheidbar. Diesen breitmaschigen,insgesamtaber weitrdumig anwendbarenRaster zugrundegelegt,sollte die Stufe Karanovo I dem - irn iigAischenSinne definierten Friihneolithikum, die StufenKaranovo II und III dem Mittelneolithikum, die Stufen Karanovo IV-VI einem beginnenden, mittleren und finalen Spiitneolithikum jeweils wiederum im Sinne der iigiiischenTerminologie - parallel verlaufen. Die Auffassung,wonach aufgrund morphologischerKriterien Karanovo IV im wesentlichen der friihen Vinca-Zeit (Vinca A) entspricht - und damit zugleich auch der Larisa-Tsangli-Stufe-,ist in anderem Zusammenhangausfiihrlichcr thessalischen eine begriindet worden (Hiller 1988;cf.Garasanin,1971,30f.,1984,6); gewisseUberKaranovo III mit dem beginnendenVinca-Tordos wird hierschneidungdes spdten durch nicht ausgeschlossen. Die Frage inwieweit die ostmakedonischenFundorte mit relevanten stratigraphischenSequenzendie daraus sich ergebendeParallelisierungder Stufen KaSesklo-Stufebestiitigenk6nnen, ist anhand der ranovo II/III mit der thessalischen Ergebnisseder Ausgrabungenin Dikili Tash (Deshayes1970;Sdfdriadds1987),in Sitagroi-Photolivos(Renfrew u.a.1986)sowie,obschonweniger eindeutig,auch von Paradimi (Bakalakis 1981) zu beantworten. M.S6fdriaddshat fiir Dikili Tash drei Hauptabschnitte unterschieden:Stufe III gehort der Friihen Bronzezeit an, Dikili Tash II wird, insgesamtgesehen,aufgrund der graphitbemalten Waren verschiedener Entwicklungsstufen(cf. H.Todorova 1985;Garasanin 1984,8)mit den Stufen Karanovo V-Maritsa und Karanovo Vl-Gumelnitsa als chronologischweitgehend entsprechend zu sehen sein; ohne Zweifel ist Dikili Tash II als aeneolithisch im Sinne der in der bulgarischen und jugoslawischen Archiologie iiblichen Terminologie anzusprechen, was im Wesentlichen dem thessalischsnSpiitneolithikum entspricht. Von den keramischenGattungen der Stufe Dikili Tash I liBt u.a. die Gruppe fine monochrome grise ou noire 6 d6cor "c6ramique an cannel6