54
Qualitative Interviews Hinweis für den Workshop auf der GDM Summer School 2012 Liebe Teilnehmende Liebe Teilnehmende, den thematischen Schwerpunkt plane ich auf die Kapitel 2-4 (siehe Folie 3) zu l legen: • Wie sieht eine geeignete Forschungsfrage aus? • Wie finde ich geeignete Interviewpartner? • Was sind meine Ziele im Interview selbst? Wie sollte ich dafür meine konkreten Fragen formulieren? Die weiteren Folien habe ich Ihnen zur Orientierung und als Anregung beigefügt. Sollten Sie besonderes Interesse an diesen weitergehenden Themen haben oder auch bereits bestehende spezifische Herausforderungen aus Ihrer eigene Studie di k ti ll d t il Si i d bitt d W kh it (k h diskutieren wollen, dann teilen Siemir das bitte vor dem Workshop mit (kurz vorher persönlich oder am aller Besten zuvor per mail): Andreas Schulz, 2012 [email protected] Bis dann, Andreas Schulz

Hinweis für den Workshop auf der GDM Summer School 2012 · • S hldi F h f l hdi F i It i litfdSowohl die Forschungsfragen als auch die Fragen im Interviewleitfaden können sich

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Qualitative Interviews

Hinweis für den Workshoppauf der GDM Summer School 2012

Liebe TeilnehmendeLiebe Teilnehmende,

den thematischen Schwerpunkt plane ich auf die Kapitel 2-4 (siehe Folie 3) zullegen:• Wie sieht eine geeignete Forschungsfrage aus?• Wie finde ich geeignete Interviewpartner?• Was sind meine Ziele im Interview selbst? Wie sollte ich dafür meine konkretenFragen formulieren?

Die weiteren Folien habe ich Ihnen zur Orientierung und als Anregung beigefügt.Sollten Sie besonderes Interesse an diesen weitergehenden Themen haben oderauch bereits bestehende spezifische Herausforderungen aus Ihrer eigene Studiedi k ti ll d t il Si i d bitt d W k h it (k hdiskutieren wollen, dann teilen Sie mir das bitte vor dem Workshop mit (kurz vorherpersönlich oder am aller Besten zuvor per mail):

Andreas Schulz, 2012

[email protected] Bis dann, Andreas Schulz

Qualitative Interviews

Qualitative Interviews

Workshop auf der GDM Summer School in Freiburg, 2012o s op au de G Su e Sc oo e bu g, 0Mittwoch, 19.09.2012

9 00 – 10 30 Uhr9.00 – 10.30 UhrDr. Andreas [email protected]

Abbildungen und Folieninhalte sind teils dem Buch Reinders (2005) „Qualitative Interviews mit Jugendlichen führen: Ein Leitfaden“ entnommen oder aus bestehenden Seminarvorlagen der ‚Abteilung für Forschungsmethoden‘ und des ‚Institutes für mathematische Bildung Freiburg‘. Besonderen Dank an Prof. Dr. Markus Wirtz und Dominik Naccarella!

Andreas Schulz, 2012

Vgl. auch Internetportal zur Einführung in Methoden der qualitativen Sozial-, Unterrichts- und Schulforschunghttps://www.ph-freiburg.de/projekte/quasus.html der PH Freiburg

Qualitative Interviews

Übersicht

1. Phasen und Aufwand qualitativer Interviewstudien2. Zentrale Orientierung: Die Fragestellungg g g3. Samplingmethoden4. Interviewmethodik und Fragengestaltung

a. Beispiel: Fokussiertes Interview(„Strukturierte vs. Unstrukturierte Fragentypen“)

b. Beispiel: Problemzentriertes Interview(„Fragen in die Breite und in die Tiefe“„Selbstläufige Sequenzen & Problemzentrierte Nachfragen“)

c. Grundsätzliche Typen von Fragenyp gd. Gesprächsführung: Offenheit und Interesse signalisieren! e. Systematische Kontrolle der Interviewdurchführung

5. Anhang: Orientierungen und Hilfen bei der Leitfadenkonstruktion6. Anhang: Erfassung von (mathematischen) Lösungsprozessen und kognitiven

Modellen

Andreas Schulz, 2012

7. Anhang: Typische Kombinationen von Interviews mit Tests/ Fragebögen

Qualitative Interviews1. Phasen und Aufwand qualitativer Interviewstudien

Forschungszyklus:

Abfolge / Phasen im Forschungsprozess:

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Empirische Forschung als systematische Verknüpfung von

Theorie:

p g y p gTheorie und Empirie:

Theorie:- Gesetze- Verallgemeinerte Aussagen- HypothesenHypothesen- Fragestellungen

Datenerhebung(Planung)

Datenauswertung

Empirie:Empirie:- beobachtbare Phänomene in ihrem Kontext

- (können auch transkribierte Interviews sein)

Andreas Schulz, 2012

( )

Vgl. Kelle 2008; Schulz 2010; Wirtz & Schulz 2012;

Qualitative Interviews1. Phasen und Aufwand qualitativer Interviewstudien

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Ch kli t Pl i i h ftli h I t i t di

1. Phasen und Aufwand qualitativer Interviewstudien

Checkliste zur Planung einer wissenschaftlichen Interviewstudie (Flick, 2000; Reinders, 2005, 45):

1. Welche Ressourcen stehen für die Studie zur Verfügung?2. Welche Fragestellung wird verfolgt?g g g3. In welchen theoretischen Rahmen ist die Studie eingebettet?4. Welche Personen sollen befragt werden?5. Mit welcher Erhebungsmethode soll befragt werden?6. Mit welcher Methode sollen die Informationen ausgewertet

werden?werden?

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

1. Entwicklung und Festlegung der Fragestellung

2. Zentral und wandelbar: Die Fragestellung

g g g g g• Zu Beginn der Forschung ist die Fragestellung meist allgemein und unkonturiert. Die erste Fragestellung umreißt das Themengebiet.

2. Präzisierung der Fragestellung• Forschungsstand sichten• Forschungsstand sichten• Theoretischen Rahmen definieren• Frage präzisieren und dennoch die Offenheit beibehalten!Frage präzisieren und dennoch die Offenheit beibehalten!• Eine Formulierung von Teilfragen ist möglich und oftmals hilfreich. Dies hilft auch die Menge an Datenmaterial zu begrenzen!

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

3. Art der Fragestellung

2. Zentral und wandelbar: Die Fragestellung

g g

• Häufigkeitsauszählungen eignen sich nicht als Fragestellung für qualitative Forschung (in der Regel auch nicht für quantitative Forschung)Forschung (in der Regel auch nicht für quantitative Forschung)• „Warum vs. warum nicht?“ sollte der Ausgangspunkt sein! • Sinnverstehen in den Mittelpunkt stellenp

• Die Fragestellung sollte immer zwei Ebenen enthalten:

Treten bestimmte Welche Gründe existierenTreten bestimmte Phänomene auf?

Welche Gründe existieren, damit ein Phänomen auftritt

bzw. nicht auftritt?

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Beispiel(A diff i i F h f t ll it Bli k f ählt Hi t dth i

2. Zentrale Orientierung: Die Fragestellung

(Ausdifferenzierung einer Forschungsfragestellung mit Blick auf ausgewählte Hintergrundtheorien, bestehenden Forschungsstand, Forschungsgegenstand und empirische Beantwortbarkeit,siehe Schulz 2010, Teilstudie I, 148-153)

A. Zwei grundlegende Fragen zu Beginn1. Sind im Zusammenhang mit der Einführung von Bildungsstandards Innovationsprozesse hinsichtlich des Mathematikunterrichts festzustellen?2. Dient Lehrkräften bei der Umsetzung von Bildungsstandards der Ansatz der Ergebnisorientierung als Leitidee?

B Präzisierung nach Vorüberlegungen hinsichtlich des methodischenB. Präzisierung nach Vorüberlegungen hinsichtlich des methodischen Vorgehens (vier längsschnittliche Lehrerinterviews)Innovationsprozesse beschreiben und erklären1 1 In welchen Bereichen der Lehreraussagen lassen sich Innovationsprozesse während der1.1. In welchen Bereichen der Lehreraussagen lassen sich Innovationsprozesse während der zwei Jahre feststellen?1.2. Womit stehen diese Innovationsprozesse im Zusammenhang?Ergebnisorientierung überprüfen2.1. Dient Lehrkräften bei der Umsetzung von Bildungsstandards der Ansatz der Ergebnisorientierung als Leitidee?Modell zur Umsetzung von Bildungsstandards entwickeln3 1 G li t i ll i b d t d i ll hl lit ti i h tit ti

Andreas Schulz, 2012

3.1. Gelingt es, ein verallgemeinerbares und tendenziell sowohl qualitativ wie auch quantitativ operationalisierbares Modell zur Umsetzung von Bildungsstandards durch Lehrkräfte zu entwickeln?

Qualitative Interviews

Prozesshaftigkeit der Fragestellung

2. Zentral und wandelbar: Die Fragestellung

• (Qualitative) Forschung als kontinuierlicher ProzessS hl di F h f l h di F i I t i l itf d• Sowohl die Forschungsfragen als auch die Fragen im Interviewleitfaden

können sich verändern!

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

F li i i F h fFormulieren sie eine Forschungsfrage(eventuell gegliederte, maximal 2 Unterfragen) für ihre eigene Studie.

… gemeinsame Diskussion im Plenum

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Sampling (Reinders, 2005)

3. Sampling

g

Allgemeines• Stichproben in qualitativer Forschung streben keine Repräsentativität anp q g p• Aber: maximaler Kontrast sollte Ziel des Sampling sein• Nicht „wie viele“ sondern „wer“ ist die Frage• Identifikation typischer Fälle (vgl theoretical sampling“) Identifikation typischer Fälle (vgl. „theoretical sampling )

Sampling-Techniken• (nächste Folie …)

W it A kt d S liWeitere Aspekte des Sampling• Anforderungen an Befragte beachten• Wer nicht befragt werden sollte (Unwillige, Bekannte nur zur Übung …)• Umfang der Stichprobe

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Samplingtechniken (Reinders, 2005, 150)

3. Sampling

p g ( )

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Diskutieren Sie mögliche Vorteile und Nachteile derDiskutieren Sie mögliche Vorteile und Nachteile der unterschiedlichen Samplingmethoden in Bezug auf

- Realisierbarkeit/ Forschungsaufwand

- Verallgemeinerbarkeit ihrer späteren Ergebnisse.

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews4. Methodische Einbindung des Interviews und Fragengestaltung

a. Das fokussierte Interview

b. Das problemzentrierte Interview

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Das fokussierte Interview (vgl. Reinders, 2005, 109-116):

4.a Das fokussierte Interview

( g , , )

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Vorbereitungsphase

4.a Das fokussierte Interview

Vorbereitungsphase• Herstellung einer Situation, die eine identische Erfahrung ermöglicht (bspw. Film vorführen)

• Vorbereitung der Beobachtung einer natürlichen Situation die identische Erfahrung• Vorbereitung der Beobachtung einer natürlichen Situation, die identische Erfahrung ermöglicht (bspw. Unterrichtsbeobachtung)

Beobachtungsphase• Beobachtung der Situation anhand eines Beobachtungsbogens und/oder Videografie

Auswertungsphase IAuswertungsphase I• Auswertung der Beobachtung• Quantität und Qualität der Reaktionen• Ableitung eines Leitfadens für die Interviews Ableitung eines Leitfadens für die Interviews

Interviewphase• Mittels Leitfaden Erfassung der subjektiven Erlebnisse und Reaktionen sowie von d G ü dderen Gründen

Auswertungsphase II• Inhaltsanalytische, teilweise hermeneutische, vergleichende Auswertung der

Andreas Schulz, 2012

y g gInterviews

Qualitative Interviews

Ziele

4.a Das fokussierte Interview

Ziele

a. Die Validität von aus der Beobachtung (und der Theorie) abgeleiteten Hypothesen testen (vorwiegend früher)abgeleiteten Hypothesen testen (vorwiegend früher)

b. Nicht antizipierte Reaktionen auf Situationen feststellen und zum Anlass für die Bild ng ne er H pothesen er enden (he teAnlass für die Bildung neuer Hypothesen verwenden (heute vorwiegend)

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Drei wichtige Prinzipien der Interviewgestaltung beim fokussierten

4.a Das fokussierte Interview

Drei wichtige Prinzipien der Interviewgestaltung beim fokussierten Interview

• Prinzip der Reichweite• Prinzip der ReichweiteKeine Vorab-Festlegung des zu erfassenden ReaktionsspektrumsMaximale Öffnung über beobachtete Reaktionen hinaus

• Prinzip der SpezifitätFragen beziehen sich auf das Erleben einer spezifischen SituationErfasst werden sollen konkrete Wertungen und Gefühle, die vom

Befragten mit einer (Teil-)Situation verbunden werden

• Prinzip der TiefeNicht nur Erfassung der Reaktionen, sondern auch von deren

Gründen: Warum hat es Sie empört ? “Gründen: „Warum hat es Sie empört …?

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Strukturiertheit von Fragen (vgl offen“ <-> geschlossen“)

4.a Strukturiertheit von Fragen

Strukturiertheit von Fragen (vgl. „offen <-> „geschlossen )

Unstrukturierte Frage• Weder Stimulus noch Reaktion sind festgelegt: Welche• Weder Stimulus noch Reaktion sind festgelegt: „Welche

Unterrichtssituation hat Sie am meisten beschäftigt?“

H lb t kt i t FHalbstrukturierte Frage• Typ A (Reaktion strukturiert, Stimulus nicht strukturiert): „Was haben

Sie Neues aus diesem Unterrichtsbeispiel erfahren, das Sie vorher nicht kannten?“

• Typ B (Stimulus strukturiert, Reaktion nicht festgelegt): „Was empfanden Sie in der Situation, als Joe seine Lösung präsentierte?“p , g p

Strukturierte Frage• (Stimulus und Reaktion strukturiert): Fanden Sie die Antwort des(Stimulus und Reaktion strukturiert): „Fanden Sie die Antwort des

Lehrers auf Joes Vorschlag produktiv für den weiteren Verlauf oder zu einengend?“

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Strukturiertheit von Fragen (vgl offen“ <-> geschlossen“)

4.a Strukturiertheit von Fragen

Strukturiertheit von Fragen (vgl. „offen <-> „geschlossen )

Unstrukturierte FragenUnstrukturierte Fragen• Keine Fokussierung, vertiefendes Abfragen, freie Assoziation (häufig: Warum?)• Antworten komplett offen

Halb-strukturierte Fragen• Fokussierung auf einen Aspekt, aber vertiefendes Abfragen von Infos (häufig: Wie?)• Antworten komplett offeno e o p e o e

Strukturierte Fragen• Vorhandensein bestimmter Erfahrungen Bestimmung der Existenz eines Vorhandensein bestimmter Erfahrungen, Bestimmung der Existenz eines Phänomens• Ja-Nein-Tendenz

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Strukturiertheit von Fragen (vgl offen“ <-> geschlossen“)

4.a Strukturiertheit von Fragen

Strukturiertheit von Fragen (vgl. „offen < > „geschlossen )

• Interviewer: Habt ihr auch manchmal Streit? [Strukturierte Frage]• Jugendlicher: Ja, aber nach der Schule, (- -) halt in der Schule, in den Pausen oder Jugendlicher: Ja, aber nach der Schule, ( ) halt in der Schule, in den Pausen oder nach der Schule reden wir dann halt wieder drüber und dann verstehn wir uns

wieder. [28 Worte]

• Interviewer: Mhm Und wie sieht dann so ein Streit aus wenn ihr Streit habt?• Interviewer: Mhm. Und wie sieht dann so ein Streit aus, wenn ihr Streit habt? [Semi-strukturierte Frage]

• Jugendlicher: Ja so, wenn wir Streit haben, dann geht der weg oder ichgeh dann weg Dann reden wir nimmer und dann am nächsten Tag in der Schulegeh dann weg. Dann reden wir nimmer und dann am nächsten Tag in der Schule komm ich halt zum Adem. Dann reden wir noch mal da drüber und dann verstehn wir uns wieder. [44 Worte]

I t i Mh U d üb t it t ih h d ?• Interviewer: Mhm. Und über was streitet ihr euch dann so? [Unstrukturierte Frage]

• Jugendlicher: Verschieden. Zum Beispiel, wenn wir jetzt halt Fußball spielen und i h f l d j t t d i d j d d k t d d d t G h iich foul den jetzt und irgend jemand anderes kommt dann dazu und sagt: ‚Gehen wir irgendwo hin’ und manchmal sagt er dann: ‚Ja’. Aber ich kann nicht, weil ichgrad mit, (.) ehm, mir da bin und dann geht er manchmal und dann sag ich: ‚Warum gehst du jetzt?’ und dann streiten wir halt `n bisschen [65 Worte]

Andreas Schulz, 2012

gehst du jetzt? und dann streiten wir halt n bisschen. [65 Worte]

Qualitative Interviews4.a Strukturiertheit von Fragen

Aber … !Insbesondere bei jüngeren, wenig kommunikativen oder schüchternen Interviewten können unstrukturierte Fragen auch zu Überforderung führen und somit den Redefluss unterbinden!

Andreas Schulz, 2012

unstrukturierte Fragen auch zu Überforderung führen und somit den Redefluss unterbinden!

Qualitative Interviews

Das problemzentrierte Interview (vgl. Reinders, 2005, 116-125):

4.b Das problemzentrierte Interview

p ( g , , )

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews4.b Das problemzentrierte Interview

KurzfragebogenKurzfragebogen• Ermittlung von Sozialdaten, …• Einführende Fragen zum Thema

Einstiegsfrage• Warm-Up• Einführung des Themas

Sondierungsfragen• Behandlung der Fragen des Leitfadens• Keine starre Leitfadenstruktur• Abweichungen ermöglichen Orientierung am Gesprächsfluss

Ad-Hoc-Fragen• Behandlung bisher nicht angesprochener Fragen• Behandlung bisher nicht angesprochener Fragen• Vollständigkeit der Informationen bei allen Befragten• Verständnisfragen

Postscriptum• Rahmenbedingungen des Interviews• Einschätzung des Interviewten, Interviewdauer etc.

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Methodische Zuordnung

4.b Das problemzentrierte Interview

Methodische Zuordnung

• Leitfadeninterviewt il t d di i t M th d K bi ti ff• teil-standardisierte Methode: Kombination aus offenen,

erzählgenerierenden Fragen und eher strukturierenden Nachfragen• Einbettung in weitere Erhebungsformen (optional)

Vorgeheng

• Kombination von deduktivem und induktivem Vorgehen• Vorwissen wird explizit gemacht und dient der Vorstrukturierung desVorwissen wird explizit gemacht und dient der Vorstrukturierung des Leitfadens (Deduktion): aus den Annahmen/ dem Vorwissen werden Teilfragen entwickelt• neue Informationen im Interview modifizieren erweitern und• neue Informationen im Interview modifizieren, erweitern und präzisieren die Teilfragen (Induktion)

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Das Problemzentrierte Interview – Gestaltungsmerkmale und Ziele

4.b Fragen in die Breite und in die Tiefe

Das Problemzentrierte Interview – Gestaltungsmerkmale und Ziele

(siehe: Schulz 2010, 153-158)

Ziele:Sichtweise des Interviewten in seiner Gänze erfassen und verstehen

(erste Rekonstruktion im Interview)(erste Rekonstruktion im Interview)Derart Interesse bekunden, Kooperationsbereitschaft und Vertrauen

des Interviewpartners im Gespräch erarbeitenA i h d d i lfälti M t i l fü di hf l d

Andreas Schulz, 2012

Ausreichend und vielfältiges Material für die nachfolgende Transkriptanalyse produzieren (zweite Rekonstruktion)

Qualitative Interviews

Grundsätzliche Typen von Fragen (vgl. Helfferich, 2004)

4.c Fragetypen

1. Erzählaufforderungen• Einleitende Worte, sollen ein Erzählen des Interviewten in Gang bringen

2. Aufrechterhaltungsfragen• Keine neuen inhaltlichen Impulse, sondern halten die Erzählung in Gang

3. Steuerungsfragen• Zu Details oder neuen Aspekten des Erzählten

4. Zurückspiegeln, Angebot von Deutungen, Paraphrasierung4. Zurückspiegeln, Angebot von Deutungen, Paraphrasierung• Äußerungen der Erzählpersonen mit eigenen Worten zusammenfassen

oder Sätze ergänzen• Setzt eine gute Merkfähigkeit und eine scharfe Aufmerksamkeit vorausg g

5. Aufklärung von Widersprüchen, Selbstdarstellungen hinterfragen• Mit Ungereimtheiten konfrontieren, hinter Selbstpräsentation verborgene

Aspekte thematisierenAspekte thematisieren

6. Suggestivfragen• Aktive Intervention, provoziert ausdrücklich die Reaktion von Befragten,

Andreas Schulz, 2012

p gum diese dann weiter zu interpretieren

Qualitative Interviews

Formulieren Sie je eine offene und eine geschlossene Frage an ihren Interviewpartner und geben Sie an, was Sie mit dieser Frage (in ihrer fiktiven Interviewsituation) bezwecken.Frage (in ihrer fiktiven Interviewsituation) bezwecken.

… gemeinsame Diskussion im Plenum

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Interviewdurchführung Non / paraverbale Signale

4.d Gesprächsführung: Offenheit und Interesse signalisieren!

Interviewdurchführung – Non-/ paraverbale Signale

P iti Si l N ti Si lPositive Signale Negative Signale

Körperliche Zuwendung, Offenheit signalisieren Körperlich abwenden, ‚verschränkt‘(Sitzhaltung Anordnung der Stühle) Verhörcharakter‘(Sitzhaltung, Anordnung der Stühle) ‚VerhörcharakterRuhige, nicht starre Körperhaltung Motorische Unruhe, Ablenkung

Blickkontakt Blickkontakt meiden oder abbrechen

Freundlicher Tonfall Tonfall z.B. distanziert, überlegen, bewertend

Gesten wie Zunicken, Zulächeln, ‚Ah ja‘, ‚Mhm‘ Langeweile, Desinteresse, Zweifel zeigenz.B. Augenbrauen hochziehen, Stirnrunzelng ,

Ruhe vermitteln, Zeit haben, Pausen aushalten Tempo machen,

(verbal) Überleitungen aufgreifen (verbal) Abrupter Themenwechsel, Asymmetrie in der GesprächsgestaltungAsymmetrie in der Gesprächsgestaltung

„Aktives Zuhören“ „Be-/Ausfragen“

Andreas Schulz, 2012

„ „ g

Qualitative Interviews

1. Sich typische Gefahren der Gesprächsführung bewusst machen!

4.e Systematische Kontrolle der Gesprächsführung

• Leitfaden-Bürokratie• Unterbrechen des Redeflusses• Pausenangst• Suggestiv Fragen• Suggestiv-Fragen• Belehrungen• Unverständliche Fragen• Informationen verschenken• Uninteressantes fortführen• Anonymitätsverletzungen

2. Produktive Orientierung am Leitfaden2. Produktive Orientierung am Leitfaden• Vergleichbarkeit der Interviews• Gegenstandsorientierung und Breite des Themengebietes sicherstellen• Gedächtnisstütze zur Entlastung, vorformuliertes Fragenreservoir• Dokumentation des eigenen Vorwissens

3. Postskriptum• Aufälligkeiten der Interviewsituation notieren (z B Ablenkungen Termindruck )Aufälligkeiten der Interviewsituation notieren (z.B. Ablenkungen, Termindruck, …)

4. Transkriptanalyse (Auswertungsphase)• Gesprächsanalyse im Detail (z.B. Auswirkung von Suggestionen, Überforderungen, zu t k L k f d G ä h l f b i d I t t ti b ü k i hti )

Andreas Schulz, 2012

starken Lenkungen, … auf den Gesprächsverlauf bei der Interpretation berücksichtigen)

Qualitative Interviews5. Anhang - Leitfadenkonstruktion

Die Leitfadenkonstruktion

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Leitfaden-Konstruktion

5. Anhang - Leitfadenkonstruktion

Leitfaden Konstruktion

• Ein Leitfragen mit zu vielen (Detail-)fragen verleitet zur Leitfadenbürokratie

• Priorität muss spontan produzierten Erzählungen eingeräumt werdenEs sollten Fragen vorbereitet werden, die den Gesprächsfluss aufrecht

erhalten.

• Formal gut handhabbar und übersichtlich gestaltet

• Natürlicher Erinnerungs- und Argumentationsfluss sollte unterstützt werden (keine abrupten Sprünge)

E i f ll fl k i d F d• Erinnerungsfragen sollen von reflektierenden Fragen getrennt werden

• Fragen, die eine längere Darstellung erfordern eher zu Beginn stellen

• Niemals Fragen ablesen (höchstens zum Schluss ein Check der Unterlagen)

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Leitfaden-Konstruktion

5. Anhang - Leitfadenkonstruktion

Leitfaden Konstruktion

Aufbau

Warm-Up• Themenrelevantes oder -nutzbares Warm-Up

Keine überfordernde Einstiegsfrage• Keine überfordernde Einstiegsfrage• Immer alternative Warm-Ups formulieren

Frageblöcke im HauptteilFrageblöcke im Hauptteil• Zur eigenen Strukturierung themennahe Fragen in Blöcken organisieren• Nicht zu viele und zu spezifische Themenblöcke

Ausklang• Gedanklichen Ausstieg ermöglichen• Raum für weitere Informationen• Raum für weitere Informationen

Beispiel siehe Reinders (2005, 156ff)

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Leitfaden-Konstruktion

5. Anhang - Leitfadenkonstruktion

Generierung von Fragen allgemein• Deduktion aus theoretischem Vorwissen• Brainstorming in der Forschergruppe• Induktion aus Interviews

Beispiel: interethnische Freundschaften relevante Themen aus der Forschungsliteratur sind „Entstehung“, „Gestalt“ und „Auswirkungen“ dazu Fragenblöcke entwickeln und evtl. nochmals weiter strukturieren …

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews5. Anhang - Leitfadenkonstruktion

Leitfaden-Konstruktion: Fragensammlung und –strukturierung nach dem SPSS-Prinzip

Sammeln

Prüfen

SortierenSo t e e

Subsummieren

Unterstützt die Vergegenwärtigung und das Explizieren des eigenenUnterstützt die Vergegenwärtigung und das Explizieren des eigenen theoretischen Vorwissens und der impliziten Erwartungen des Forschers

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews5. Anhang - Leitfadenkonstruktion

Leitfaden-Konstruktion: Fragensammlung und –strukturierung nach dem SPSS-Prinzip

SammelnUnzensierte Sammlung möglichst vieler Fragen, die in Bezug auf das Thema informativ sein könnten (50 Fragen i.A. realistisch)• BrainstormingBrainstorming• Literaturrecherche• Expertenbefragung

Ausgangsfragen für die Sammlung:g g g g

„Was möchte ich eigentlich wissen?“

Andreas Schulz, 2012

„Was interessiert mich?“

Qualitative Interviews5. Anhang - Leitfadenkonstruktion

Leitfaden-Konstruktion: Fragensammlung und –strukturierung nach dem SPSS-Prinzip

Prüfen: Durcharbeiten der Liste unter de Aspekten des Vorwissens undder Offenheit >> Reduktion und Strukturierung des Fragenpools

Prüfkriterien/-fragen:Prüfkriterien/ fragen:• Faktenfragen sollten eliminiert werden

die Antworten ergeben sich zumeist im Rahmen einer offenen Darstellung von selbstDarstellung von selbstkönnen oft besser mittels eines zusätzlichen Fragebogens am Ende des Interviews erhoben werden

• Eignen sich die Fragen überhaupt dazu offene Antworten zu erzeugen?• Eignen sich die Fragen überhaupt dazu offene Antworten zu erzeugen?Werden sie dem gerecht, was für die Erzählperson aus ihrer subjektiven Erlebenssicht erzählbar oder erzählwürdig ist?

• Was weiß ich bereits? Welche Fragen sind Ausdruck der Erwartung, dass die Erzählperson meine Erwartungen bestätigt?

Fragen sollten im Sinne der Offenheit revidiert werden: L itf W f bi i h i i ? W iß i h h i ht?

Andreas Schulz, 2012

Leitfrage: Worauf bin ich neugierig? Was weiß ich noch nicht?

Qualitative Interviews5. Anhang - Leitfadenkonstruktion

Leitfaden-Konstruktion: Fragensammlung und –strukturierung nach dem SPSS-Prinzip

Prüfen: Durcharbeiten der Liste unter de Aspekten des Vorwissens undder Offenheit >> Reduktion und Strukturierung des Fragenpools

Prüfkriterien/ fragen:Prüfkriterien/-fragen:• Was würde mich eigentlich überraschen? Was würde meinen Vorannahmen über den Forschungsgegenstand widersprechen?

Sind die Fragen so formuliert dass auch unerwartete Dinge erzählt werdenSind die Fragen so formuliert, dass auch unerwartete Dinge erzählt werden können?

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews5. Anhang -Leitfadenkonstruktion

Leitfaden-Konstruktion: Fragensammlung und –strukturierung nach dem SPSS-Prinzip

S ti O d d F t i lSortieren: Ordnen des Fragenmaterials

• Elimination redundanter / nicht innovativer Frageninhalte• Kategorisierung der Fragen gemäß Inhaltsbereichen und Bedeutungg g g g g• Bedeutsame Fragen, die nicht kategorisiert werden können, bekommen separaten Platz im Leitfaden (eher am Ende)

• Fragen werden ggf. bei Verlaufsstudien in eine zeitliche Abfolge gebracht

Subsummieren: Organisation der Fragen in thematischen Blocks im Leitfaden

• Für jedes einzelne Fragenbündel wird eine möglichst einfache ErzählaufforderungFür jedes einzelne Fragenbündel wird eine möglichst einfache Erzählaufforderung generiert, die möglichst viele anzusprechende Aspekte von alleine evoziert.

• Die zugeordneten Unteraspekte werden in konkrete Unterfragen oder in Stichwortetransformiert (Memos oder Checkliste)( )

• Diese dienen als Impulse für die Strukturierung des Gesprächsverlaufs.

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Verschiedene Leitfadentypen

5. Anhang - Leitfadenkonstruktion

Verschiedene Leitfadentypen

Ausführlicher Leitfaden• Ausformulierte Fragen• Ausformulierte Fragen• Lineare Zuordnung nach Themenblöcken• Inhaltlich „logische“ Abfolge der Fragen• Funktion: Inhaltliche Ausformulierung und Ausdifferenzierung der Fragestellung• Funktion: Inhaltliche Ausformulierung und Ausdifferenzierung der Fragestellung

Leitfaden in Stichpunkt-Form• Fragen in Stichpunkten zugeordnet nach Themenblöcken• Fragen in Stichpunkten, zugeordnet nach Themenblöcken• Lineare Zuordnung nach Themenblöcken• Größer gedruckt• Funktion: Gedächtnisstütze beim Interview Funktion: Gedächtnisstütze beim Interview

Mind-Map• Fragen in Stichpunkten Fragen in Stichpunkten• Graphische Repräsentation der inhaltlichen Logik• Größer gedruckt• Funktion: Gedächtnisstütze beim Interview

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews5. Anhang - Leitfadenkonstruktion

Beispiel Mindmap

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews6. Anhang – Erfassung von Lösungsprozessen und kognitiven Modellen

Auch eine Art von Interviews:

Probanden bearbeiten mathematische A f b d F h i tAufgaben … das Forschungsinteresse

zielt auf die (mathematischen) Lösungsprozesse und kognitiven Modelle

der Probanden …der Probanden …

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Forschungsziel: Erfassung von Lösungsprozessen und kognitiven

6. Anhang – Erfassung kognitiver Prozesse und Modelle

Modellen der Probanden

Herausforderung: gKognitive Prozesse und Modelle lassen sich nicht unmittelbar beobachten.

Forschungsweg:Forschungsweg:Probanden werden beim Lösen von Aufgaben dazu angeregt, über ihre kognitiven Prozesse und Modelle zu sprechen. Aus den (videografierten, transkribierten) Antworten (und Lösungen) werden dann die Prozesse undtranskribierten) Antworten (und Lösungen) werden dann die Prozesse und Modelle rekonstruiert.

J h F h f /P b d i i h b ti tJe nach Forschungsfrage/Probandengruppe eignen sich bestimmte Methoden:• Lautes Denken• Prozessintervention• Stimulated recall

Andreas Schulz, 2012

• Dyade (Partnerarbeit)

Qualitative Interviews

Lautes Denken

6. Anhang – Erfassung von Lösungsprozessen und kognitiven Modellen

Lautes Denken

Bei der Methode lautes Denken wird die Versuchsperson aufgefordertBei der Methode lautes Denken wird die Versuchsperson aufgefordert, während der Aufgabenbearbeitung alle Gedanken, Überlegungen und Schwierigkeiten zu verbalisieren.

+ Prozesse laufen zum großen Teil bewusst ab bzw können von der+ Prozesse laufen zum großen Teil bewusst ab bzw. können von der Versuchsperson wahrgenommen und kommuniziert werden.

+ Ermöglicht so einen Einblick in innere Strukturen und Vorgänge+ Während der Untersuchung findet keine direkte Unterbrechung der+ Während der Untersuchung findet keine direkte Unterbrechung der

Prozesse durch den Interviewer statt.

– Lautes Denken ist äußerst unnatürliche Kommunikationssituation– Lautes Denken ist äußerst unnatürliche Kommunikationssituation– Benötigt hohe Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit– Gefahr die „Natürlichkeit“ des Bearbeitungsprozesses zu

verfälschenverfälschen– Rolle der Fähigkeiten (Mathematisch/Kommunikativ) der

Versuchsperson nicht unterschätzen

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Prozessintervention

6. Anhang – Erfassung von Lösungsprozessen und kognitiven Modellen

o ess te e t o

Die Methode der „Prozessintervention“ zeichnet sich dadurch aus, dass der Proband im Bearbeitungsprozess vom Interviewer regelmäßigder Proband im Bearbeitungsprozess vom Interviewer regelmäßig unterbrochen wird.

• Unterbrechung kann systematisch (zeitlich – inhaltlich) oder t ti h f lunsystematisch erfolgen

• Die Versuchsperson wird in diesen Situationen aufgefordert, die Aufgabenbarbeitung zu unterbrechen und zu kommentieren. g gHierdurch wird dem Interviewer die Möglichkeit gegeben während des Prozesses Fragen auf unterschiedlichen Ebenen zu stellen, beispielsweise:beispielsweise:

• Was geht Ihnen gerade durch den Kopf?• Was erhoffen Sie sich von diesem Ansatz?• Wie gedenken Sie weiter zu arbeiten?• Gibt es noch andere Möglichkeiten?

W h b Si di W ählt?

Andreas Schulz, 2012

• Warum haben Sie diesen Weg gewählt?

Qualitative Interviews

Prozessintervention

6. Anhang – Erfassung von Lösungsprozessen und kognitiven Modellen

V h b fi d i h i M d U b h i

o ess te e t o

+ Versuchsperson befindet sich im Moment der Unterbrechung mitten im Bearbeitungsprozess und hat somit unmittelbar Zugriff auf zugrundeliegende Überlegungen bzw. Motivationen hat

+ sofortige Reflexion der Prozesse ist möglich

U t b h d B b it i kt i h f d– Unterbrechung des Bearbeitungsprozesses wirkt sich auf den Fortgang und somit auf die weitere Vorgehensweise aus, so dass der natürliche Bearbeitungsprozess gestört ist.

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

stimulated recall

6. Anhang – Erfassung von Lösungsprozessen und kognitiven Modellen

Bei der Methode stimulated recall bearbeitet der Proband zunächstBei der Methode stimulated recall bearbeitet der Proband zunächst ohne weitere (methodische) Vorgaben die Aufgabe, während der Bearbeitungsprozess aufgezeichnet wird. Anschließend wird der Proband aufgefordert, die Aufzeichnung oder einzelne ausgewählte g , g gSequenzen anzusehen und zu kommentieren.

+ Es wird so wenig wie möglich in den Prozess der Aufgabenbearbeitung eingegriffen (durch Fragen, Sprechen…)

+ Interviewer kann mittels einer vorherigen Durchsicht des Materials besonders vielversprechende Stellen zu identifizieren und gegebenenfalls geeignete Fragen zu formulieren.

– Hoher Aufwand– Interviews müssen zeitnah stattfinden

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Dyade

6. Anhang – Erfassung von Lösungsprozessen und kognitiven Modellen

yPartnerarbeit

B i d D d b b i j il i T il h i A f bBei der Dyade bearbeiten jeweils zwei Teilnehmer eine Aufgabe gemeinsam.

+ natürliche Kommunikationssituation + Teilnehmer befruchten sich mit ihren Ideen gegenseitig

– Sind das individuelle Prozesse? (Je nach Forschungsfrage problematisch)

– Fähigkeit zum Gemeinsamen arbeiten– Fähigkeit zum Gemeinsamen arbeiten

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Methodenbewertung

6. Anhang – Erfassung von Lösungsprozessen und kognitiven Modellen

g

Methode Vorteile NachteileMethode Vorteile Nachteile

• Sichtbarmachen von • Eingriff in Prozess verschleiertunnatürliche

lautes Denken Denkprozessen• kein Unterbrechen durch den Interviewer

• unnatürliche Kommunikationssituation•Fähigkeiten ganz unterschiedlich ausgeprägtg p g

Prozess-intervention

• gezieltes Nachfragen• sofortige Reflexion

• Unterbrechung des Prozesses• Frage der Systematik

Dyade• natürliche Kommunikationssituation• gegenseitige Anregung

• Frage der Individualität von Prozessen• Kooperationsvermögengegenseitige Anregung Kooperationsvermögen

stimulatedrecall

• Meta-Analyse• Beseitigung von Unklarheiten

• Überforderung• hoher Aufwand

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews7. Anhang – Typische Kombinationen von Interviews mit Tests/ Fragebögen

Typische Kombinationen von Interviews mit Tests/ Fragebögen:

Interviews zur Pilotierung/ ersten Erhebung des Phänomenbereiches:Interviews zur ersten Erfassung des Phänomenbereichs Fragebogen- oder Testkonstruktion für verallgemeinerbare Befunde Fragebogen-/Testdurchführung Auswertung

Interviews zur Erklärung überraschender Test- / Fragebogenergebnisse:(vgl. dazu fokussiertes Interview … !)Fragebogen- oder Testdurchführung überraschende Befunde (z.B. unerklärbare Korrelationen, mangelhafter Itemfit) Interviews evtl. erneute Fragebogen oder Testdurchführung oder Zusammenführung der Befunde

Fragebögen als Samplingmethode für Interviews:Fragebögen als Samplingmethode für Interviews:(vgl. dazu problemzentriertes Interview … !)Vorab Bestimmung relevanter Kriterien (auch Hintergrunddaten, biographische Daten) Fragebogenerhebung Auswahl geeigneter Interviewpartner Interviews Auswertung

Triangulation/ komplementäre Ergänzung qualitativer und quantitativer Befunde:Durchführung von Interviews und Tests/ Fragebögen getrennte Auswertung Zusammenführung/ Vergleich/ Gegenüberstellung der Befunde

Andreas Schulz, 2012

Zusammenführung/ Vergleich/ Gegenüberstellung der Befunde

Vgl. Kelle 2008; Schulz 2011

Qualitative Interviews

Wie könnte in Ihrer Studie eine gewinnbringende Verknüpfung von Interview und Fragebogen/ Test aussehen?

Was wäre jeweils ihr Ziel bei der Interviewdurchführung oder der Fragebögen-/ Testdurchführung?

… gemeinsame Diskussion im Plenum

Andreas Schulz, 2012

Qualitative Interviews

Literatur

Helfferich, C. (2004). Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die Durchführung qualitativer Interviews. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.

Kelle, U. (2008). Die Integration qualitativer und quantitativer Methoden in der empirischen Sozialforschung: Theoretische Grundlagen und methodologische Konzepte. Wiesbaden: VS-Verlag.

Reinders, H. (2005). Qualitative Interviews mit Jugendlichen führen. Ein Leitfaden. München: OldenbourgWissenschaftsverlag.

Schulz, A. (2010). Ergebnisorientierung als Chance für den Mathematikunterricht? Innovationsprozesse qualitativ und quantitativ erfassen. München: Utz Verlag. (Beschreibung und Reflexion der verwendeten qualitativen Methodik vor allem auf den S.148-170 & S.217-243)

Schulz, A. (2011). „Konkrete wissenschaftliche Erkenntnisprozesse in qualitativen und quantitativen Studien haben mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede …“ BzM 2011, Vortrag auf der 45. Tagung der GGDM.

Wirtz, M. & Schulz, A. (2012). Modellbasierter Einsatz von Experimenten. In Riess, Wirtz, Schulz & Barzel (Hrsg.) Das Experimentieren im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht. Münster: W ( h i t S t b 2012)Waxmann (erscheint September 2012).

Andreas Schulz, 2012

Internetportal zur Einführung in Methoden der qualitativen Sozial-, Unterrichts- und Schulforschunghttps://www.ph-freiburg.de/projekte/quasus.html