HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP) - berufliche · PDF fileSOP KLINIK UND POLIKLINIK FÜR INNERE MEDIZIN I Gebiet: Infektiologie Ausrichtung: ... falls Indexpatient AIDS oder eine

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  • SOP KLINIK UND POLIKLINIK FR INNERE MEDIZIN I Gebiet: Infektiologie Ausrichtung: therapeutisch

    HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP) - berufliche Exposition Version: 3.0 (3 Seiten)

    Gltig ab: 01.10.2010

    Revision: 01.10.2012

    Verfasser: FM

    Geprft: BS/FM

    Genehmigt: JS (2.0)

    WICHTIG: Alle Medikamente, die fr eine HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP) bentigt werden, sind in der Notaufnahme vorrtig! Bei geplanter PEP mglichst immer Konsiliarius aus der Infektiologie hinzuziehen!

    Wann ist eine HIV-PEP generell indiziert?

    1. Perkutane Stichverletzung mit Hohlraumnadel, die in Kontakt war mit einer Krperflssigkeit (z.B. Blut, Liquor, Organpunktat oder Viruskulturmaterial) mit hoher Viruskonzentration.

    2. Nadelstichverletzung nach intra-

    venser Injektion. 3. Tiefe Verletzung mit kontaminier-

    tem Material (meist Schnittver-letzung), bei der beim Verletzten sichtbares Blut festgestellt wird.

    4. Oberflchliche Verletzung

    (z. B. mit chirurgischer Nadel), falls Indexpatient AIDS oder eine hohe HIV- Viruslast hat.

    1. Kontakt ber Schleim-haut oder ber ver-letzte bzw. gesch-digte Haut mit Krperflssigkeiten mit hoher Viruskonzentra-tion.

    2. Oberflchliche

    Verletzung (z. B. mit chirurgischer Nadel) mit Ausnahme der Gegebenheiten, wie links unter (4.) erwhnt.

    1. Perkutaner Kontakt mit anderen Krperflssig-keiten als Blut, z.B. mit Urin oder Speichel.

    2. Haut- oder Schleimhautkontakt mit Krperflssigkeiten (Urin und Speichel)

    3. Kontakt von intakter Haut mit Blut (auch bei hoher Viruskonzentration)

    PEP

    empfehlen

    PEP

    anbieten

    PEP

    nicht empfehlen

    Welches Ereignis liegt vor?

    (Zeitrahmen

  • SOFORTMASSNAHMEN (direkt nach einer Stich- oder Schnittverletzung mit HIV-kontaminierten Nadeln oder Instrumenten)

    1. Entfernung des infektisen Materials. Durch sichere Entsorgung sollte eine erneute Verletzung verhindert werden.

    2. Erhhung des Blutflusses (Druck auf umliegendes Gewebe, Ausstreichen, ggf. Wundspreizung). CAVE: Vermeiden von starker Massage/Quetschungen.

    3. Lokale Desinfektion mit alkoholischem, viruzid wirkendem Antiseptikum Splung fr mindestens 10 Minuten.

    4. Bei einer Kontamination des Auges wird eine sofortige Splung mit PVP-Jodlsung in 2.5%-iger Konzentration empfohlen oder falls nicht vorhanden eine Splung mit Wasser.

    5. Die Mundhhle sollte bei Kontakt mit potentiell infektisem Material mit einer wssrigen Lsung oder - besser - mit 80%-igem Alkohol mehrmals, jeweils 10-15 Sekunden gesplt werden.

    KONKRETES VORGEHEN BEI PEP-INDIKATION

    1. Blutentnahme bei der betroffenen Person vor Beginn der PEP: HIV-ELISA-Suchtest, Suchtest

    akute/chron. Hepatitis

    2. Die PEP-Medikation muss 4 Wochen lang tglich eingenommen werden.

    3. Im Hause gngige Therapieoptionen (Medikamente sind in der Notaufnahme vorrtig!):

    Mglichkeit 1:

    a) Truvada (=Tenofovir [TDF] 245 mg + Emtricitabin [FTC] 200 mg; NRTIs) 1-0-0

    UND

    b) Prezista (=Darunavir [DRV] 400 mg) 2-0-0

    UND

    c) Norvir (=Ritonavir [RTV] 100 mg Tbl.) 1-0-0

    Mglichkeit 2:

    a) Combivir (=Zidovudin [AZT] 300 mg + Lamivudin [3TC] 150 mg; NRTIs) 1-0-1

    UND

    b) Kaletra (=Lopinavir 200 mg + Ritonavir 50 mg; PIs) 2-0-2

    Mglichkeit 3:

    a) Truvada (=Tenofovir [TDF] 300 mg + Emtricitabin [FTC] 200 mg; NRTIs) 1-0-0

    UND

    b) Kaletra (=Lopinavir 200 mg + Ritonavir 50 mg; PIs) 2-0-2

  • 4. Patienten auf Nebenwirkungen hinweisen (Wichtig: belkeit, Diarrhoe, Erbrechen,

    Blutbildvernderungen und Transaminasenerhhung)

    5. Patienten bei Einnahme von Truvada auf hohe tgliche Flssigkeitsaufnahme hinweisen, da

    Medikation renal eliminiert wird: 2-3l/d.

    6. Termin in der Infektiologischen Ambulanz 6 Wochen nach Indexereignis vereinbaren zur

    Wiederholung des HIV-Tests.

    7. Patient ber die Notwendigkeit weiterer HIV-Suchtests 3 Monate und 6 Monate nach

    Indexereignis informieren.

    Klinik und Poliklinik fr Innere Medizin I des Universittsklinikums Regensburg, 04.10.2010

    Verfasser

    E-mail: [email protected]

    Hausfunk: 1506

    Literatur Aktuelle bersichtsartikel: www.hivbuch.de (Kapitel Postexpositionsprophylaxe)

    Deutsch-sterreichische Empfehlungen zur Postexpositionellen Prophylaxe der HIV-Infektion. Deutsche Medizinische Wochenschrift 2009; 134: 16-33. www.rki.de (Stichwort HIV/AIDS, Postexpositionsprophylaxe)

    Empfehlungen ohne Gewhr, Verantwortung liegt bei behandelnder rztin/Arzt!

    mailto:[email protected]://www.rki.de/