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oe:pg Lebenswelten nachhaltig und gesundheitsförderlich gestalten Tagungsband zur „Ersten Fuldaer Public Health Nutrition Tagung“ am 19. April 2012 oe:pg

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Lebenswelten nachhaltig und gesundheitsförderlich gestalten

Tagungsband zur„Ersten Fuldaer Public Health Nutrition Tagung“

am 19. April 2012

oe:pg

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Seite 3Inhaltsverzeichnis |

Grussworte Frau Ministerin Lucia Puttrich, Seite 06 Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Prof. Dr. Karim Khakzar, Seite 08 Präsident der Hochschule Fulda

Prof. Dr. Stephanie Hagspihl, Seite 11 Dekanin des Fachbereichs Oecotrophologie, Hochschule Fulda

Prof. Dr. Stefan Greß, Seite 13 Dekan des Fachbereichs Pflege und Gesundheit, Hochschule Fulda

Einführung Der Studiengang „Public Health Nutrition“ Seite 14 Prof. Dr. Kathrin Kohlenberg-Müller, Fachbereich Oecotrophologie, Hochschule Fulda

Public Health Nutrition in Europe – From theory to practice Seite 16 Prof. Dr. Agneta Yngve, MPH, Department of Health, Nutrition and Management Oslo and Akershus University College of Applied Science Oslo, Norway and Department of Biosciences and Nutrition Karolinska Institutet, Stockholm, Sweden

Fachvorträge Gesundheitliche Herausforderungen in Deutschland Seite 19 Dr. Thomas Lampert, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung, Robert Koch-Institut, Berlin

Zielgruppenerreichung zum Thema Gesunde Ernährung: Seite 20 Herausforderungen im Setting Gemeinde Prof. Dr. Julika Loss, Medizinische Soziologie, Universität Regensburg

Let’s do it – Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung Seite 22 im Setting „Eigene Hochschule“ Prof. Dr. Anja Kroke, MPH, Fachbereich Oecotrophologie, Hochschule Fulda und Prof. Dr. Klaus Stegmüller, Fachbereich Pflege und Gesundheit, Hochschule Fulda

Workshop Chronische Krankheiten vermeiden

Vitamin D, UV-Licht und Gesundheit: Die schwierige Balance Seite 26 Prof. Dr. Hajo Zeeb, Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS)

Salzreduktion als bevölkerungsbezogene Maßnahme zur Seite 28 Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen Leonie Knorpp, M. Sc., Fachbereich Oecotrophologie, Hochschule Fulda

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Seite 4 | Inhaltsverzeichnis

Identifikation relevanter Botschaften für eine Kampagne Seite 30 zur Förderung körperlicher Aktivität bei deutschen Erwachsenen Dr. Constanze Rossmann, Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung, Ludwig-Maximilians-Universität München

Diskussion Seite 32

Workshop Gesundheit fördern – in jedem Alter

Von der Forschung zur Anwendung am Beispiel von Previkids NRW Seite 35 Dr. Kerstin Clausen, Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE), Dortmund

Bewegung als Investition in Gesundheit – Seite 37 Zielgruppen erreichen in jedem Alter Nora Rosenhäger, M. A., Institut für Sportwissenschaft und Sport, Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg

Ernährungssituation von Senioren in Deutschland – Seite 39 Herausforderungen und Ansätze zur Verbesserung der Ernährung im Alter Prof. Dr. Dorothee Volkert, Institut Biomedizin des Alterns, Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg

Diskussion Seite 41

Workshop Gesundheitliche Ungleichheit verringern

Ursachen für soziale Ungleichheit und Auswirkungen sozialer Seite 45 Ungleichheit im Bereich Ernährung Friedrich Schorb, M. A., Institut für Public Health und Pflegeforschung, Universität Bremen

Food and Nutrition Literacy in Familien: Befunde zur Stärkung Seite 47 einer gesundheitspräventiven Schlüsselkompetenz Juliane Yildiz, M. Sc., Institut für Ernährungswissenschaft, Justus-Liebig-Universität Gießen

Stadtteilbezogenes Gesundheitsmanagement zur Seite 50 Verhaltensänderung – Ergebnisse und Erfahrungen aus dem EU-Projekt CHANCE Prof. Dr. Barbara Freytag-Leyer, Fachbereich Oecotrophologie, Hochschule Fulda

Diskussion Seite 52

Workshop Steuerungsansätze für eine gesunde Ernährung

Brauchen wir ein Werbeverbot für Kinderlebensmittel? Seite 55 Mechthild Rawert, SPD-Bundestagsabgeordnete

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Seite 5Inhaltsverzeichnis |

Die Ampelkennzeichnung als Instrument der Verbraucher- Seite 56 aufklärung und -information Claudia Michehl, Fachabteilung Ernährung, Verbraucherzentrale Hamburg e.V.

Brauchen wir Gesundheitssteuern auf Lebensmittel? Seite 58 Dipl.-Soz. Thomas Lehnert, Institut für Medizinische Soziologie, Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie (IMSG), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Diskussion Seite 59

Podiumsdiskussion Seite 62 Dipl. oec. troph. Dorle Grünewald-Funk, Grünewald-Funk Consult, Berlin Prof. Dr. Christoph Klotter, Fachbereich Oecotrophologie, Hochschule Fulda Mechthild Rawert, SPD-Bundestagsabgeordnete Dipl. oec. troph. Maike Schmidt, Techniker Krankenkasse

Moderation: Katja Irle, Wissenschaftsjournalistin und Autorin der Frankfurter Rundschau

Ausblick Prof. Dr. Klaus Stegmüller, Seite 68 Fachbereich Pflege und Gesundheit, Hochschule Fulda

Anhang Eindrücke der Tagung Seite 72

Korrespondenzadressen Seite 77

Wir über uns Seite 80 Impressum Seite 82

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Seite 6 | Grussworte

Sehr geehrter Herr Präsident Prof. Dr. Khakzar, sehr geehrte Frau Dekanin Prof. Dr. Hagspihl, sehr geehrter Herr Dekan Prof. Dr. Greß, sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ersten Fuldaer Public Health Nutrition Tagung,

ich bedaure es, dass ich heute nicht persönlich bei der ersten Fuldaer Public Health Nutrition Tagung dabei sein kann.

Es beeindruckt mich sehr, dass es die Hochschule Fulda als erste Hochschule in Deutschland geschafft hat, den Master-Studiengang „Public Health Nutrition“ einzuführen – ein Studiengang, der Schnittstelle zwischen den Ernährungs- und Gesundheitswissenschaften ist. Durch die Verknüpfung bei-der Disziplinen werden Strategien gegen die Gesundheitsprobleme unserer Zeit entwickelt und diskutiert.

Aktuelle Studien zum Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Deutschen zeigen, dass die Deutschen sich unausgewogen ernähren und der Bewe-gungsmangel Krankheiten verursacht und zu gesundheitlichen Problemen führt.

Die Politik auf Bundes- wie auf Landesebene hat deshalb in der Vergangen-heit dem Thema „Prävention und Gesundheitsförderung durch Ernährung und Bewegung“ einen großen Stellenwert eingeräumt.

Zahlreiche Projektideen und zusätzliche Forschungsaktivitäten und Initiati-ven wie z. B. der Nationale Aktionsplan INFORM oder die Plattform Ernäh-rung und Bewegung wurden entwickelt.

Als Hessische Verbraucherschutzministerin ist mir die Gesundheitsförderung und Prävention ein wichtiges Anliegen.

Daher hat mein Ministerium im Jahr 2011 das „Netzwerk Ernährung“ zum Informationsaustausch und zur Entwicklung von Kooperationen bei der Erarbeitung von Themen im Ernährungsbereich gegründet – als ein Partner der Wissenschaft ist auch die Hochschule Fulda vertreten.

Zudem haben wir die Vernetzungsstelle Schulverpflegung zusammen mit dem Kultusministerium eingerichtet und das Projekt „Werkstatt Ernährung“, ein Projekt zur Ernährungsbildung, in Hessen eingeführt. Auch bei diesem Projekt war die Hochschule Fulda bereits in den Anfängen mit eingebunden.

Lucia PuttrichHessische Ministerin für Umwelt, Energie, Landwirt-schaft und Verbraucherschutz

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Seite 7Grussworte |

So wie sich im Studiengang „Public Health Nutrition“ zwei Studiengänge miteinander verknüpft haben, so arbeiten wir auch auf ministerieller Ebene mit mehreren Ministerien zusammen: mit dem Hessischen Sozialministerium im Bereich der Prävention, vor allem wenn sich der Fokus auf die Lebensverhältnisse richtet mit dem Hessischen Ministerium des Innern und für Sport, da wir die Ernäh-rung in unmittelbarem Zusammenhang mit der Bewegung sehen und natürlich mit dem Hessischen Kultusministerium, hier sehr eng im Be-reich „Schule & Gesundheit“.

An dieser Stelle hervorheben möchte ich die institutionelle Förderung im Ernährungsbereich, die wir als Verbraucherschutzministerium bereitstellen – insbesondere die der Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Er-nährung, die der Verbraucherzentrale Hessen und die des Landesverbandes Hessen des Deutschen Hausfrauenbundes-Netzwerk Haushalt.

Der Hochschulstandort Fulda ist mit seiner starken Ausrichtung auf den Be-reich „Gesundheit, Ernährung, Lebensmittel“ bereits sehr gut aufgestellt. Sie haben bereits viele Projektideen zur Prävention und Gesundheitsförderung entwickelt und umgesetzt und entsprechende Maßnahmen evaluiert.

Mit dem deutschlandweit bislang einzigartigen Masterstudiengang „Public Health Nutrition“ verfügt der Hochschulstandort Hessen zudem über ein Alleinstellungsmerkmal, das es publik zu machen gilt.

Eine gesunde Bevölkerung, die fit für die Herausforderungen der Zukunft ist, erreichen wir nur, indem wir alle an einem Strang ziehen. Ich setze deshalb auch künftig auf die Kooperation mit der Hochschule Fulda und kann mir gut vorstellen, Modellprojekte zur Prävention und Gesundheitsförderung gemeinsam mit der Hochschule Fulda zu entwickeln und partnerschaftlich umzusetzen.

Ich wünsche mir, dass die Absolventen des Studiengangs mit ihrem Wissen, ihren Fähigkeiten und Ideen die Lebensbedingungen in Hessen künftig zum Wohle der Bevölkerung mitgestalten. Damit würden in Hessen außeror-dentlich gute Bedingungen geschaffen, um den aktuellen und zukünftigen gesundheitlichen Herausforderungen gemeinsam zu begegnen.

Ihnen allen wünsche ich eine erfolgreiche Tagung mit vielen neuen Eindrü-cken, gute Ideen für Ihre Arbeit und nette Gespräche.

Ihre

Lucia Puttrich

Hessische Ministerin für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

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Seite 8 | Grussworte

Sehr geehrte Frau Knorpp, meine sehr geehrten Damen und Herren, sehr geehrte Frau Dekanin Hagspihl, sehr geehrter Herr Dekan Greß, sehr geehrte Frau Prof. Kohlenberg-Müller, liebe Referentinnen und Referenten,

sehr geehrte Gäste,

ich darf Sie ganz herzlich zur ersten Fuldaer Public Health Nutrition Tagung hier an der Hochschule Fulda begrüßen.

Ich begrüße ganz besonders die Gäste aus dem Ausland. Unter unseren Refe-rentinnen und Referenten ist auch ein Gast aus Schweden. Herzlich Willkommen an der Hochschule Fulda, Frau Prof. Agneta Yngve.

Ich begrüße aus dem Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Frau Born-Schulze, auch ein herzliches Willkommen an Sie.

Der Untertitel der heutigen Tagung lautet: „Lebenswelten nachhaltig und gesundheitsförderlich gestalten“. Das ist ein Thema, das uns in der jüngsten Vergangenheit und in den letzten Jahren intensiv beschäftigt hat. Daraus hat sich uns die Frage gestellt, inwieweit muss eine Hochschule sich Gedan-ken machen, wie sie sich nachhaltig und gesundheitsförderlich aufstellen kann.

Herausgekommen ist u. a. ein außerordentlich gutes und erfolgreiches, gemeinsames Projekt der zwei Fachbereiche Oecotrophologie und Pflege und Gesundheit hier an der Hochschule: das Projekt „Gesundheitsfördernde Hochschule“, unter der wissenschaftlichen Leitung von Frau Prof. Kroke und Herrn Prof. Stegmüller. Dieses Projekt beschäftigt sich mit ganz unterschied-lichen Aspekten zu der Frage, was eine Hochschule tun kann, damit das Thema Gesundheitsförderung für die Mitglieder der Hochschule, die Stu-dierenden, aber auch die Bediensteten und vielleicht auch darüber hinaus, richtig platziert werden kann.

Bei diesem Thema spielen sowohl naheliegende Aspekte eine Rolle als auch solche, an die man vielleicht gar nicht sofort denkt.

Was kann die Hochschule insgesamt tun? Das sind Themen, die in der Lehre verankert sind, insbesondere für eine Hochschule mit einem ganz klaren

Prof. Dr. Karim KhakzarPräsident der Hochschule Fulda

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Seite 9Grussworte |

Schwerpunkt im Bereich Ernährung, Gesundheit, Lebensmittelgesetz, der für sie profilgebend ist.

Aber darüber hinaus ist die Hochschule ein Lebensraum bzw. eine Lebens-welt mit Themen, die uns täglich beschäftigen. Das beginnt bei der Versor-gung unserer Studierenden sowie der Bediensteten, also Fragen, die mit der Mensa sehr eng zu tun haben.

Sicher haben Sie beim Gang über unseren Campus die große Baustelle gese-hen. Dort entstehen im Moment eine neue Mensa, eine Bibliothek und ein Student-Servicecenter.

Das Projekt „Gesundheitsfördernde Hochschule“, aber auch die Hochschule insgesamt, haben sich unter anderem mit der Frage auseinandergesetzt: Wie muss eine moderne Mensa gestaltet sein, damit sie ihre Mitglieder versorgen kann? Welche Produkte werden dort eingesetzt? Wie werden die gesamten Speisen zubereitet? In welcher Fertigungstiefe werden die Speisen hergestellt? Welche Produkte werden als Basismaterial genommen? Aus wel-cher Region kommen sie? Also relativ komplexe Fragen, über die wir lange und ausführlich gesprochen und beraten haben, nicht zuletzt auch bezogen auf das Thema Nachhaltigkeit.

Wie müssen die Gebäude gestaltet sein? Welche Energiekonzepte fahren wir, damit wir im Sinne einer Nachhaltigkeit und damit auch eine Hochschule in einem gesunden und barrierefreien Umfeld bauen können, die letztendlich auch ein stückweit Vorbild für andere Bereiche sein kann.

Neben der Lehre – ein Studiengang wird nachher ja etwas ausführlicher von Frau Prof. Dr. Kohlenberg-Müller vorgestellt – spielt natürlich auch der Bereich Forschung eine ganz entscheidende Rolle. Wir haben Forschungspro-jekte an der Hochschule, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Es gibt eine ganze Reihe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem wissen-schaftlichen Bereich, die sich intensiv mit entsprechenden Fragestellungen auseinandersetzen. Darunter sind Doktorandinnen und Doktoranden, wie z.B. Frau Knorpp, die sich schwerpunktmäßig diesem Thema gewidmet hat und das Bestandteil ihrer Promotion ist. Das erwähne ich an der Stelle deshalb noch einmal ganz explizit, weil ich es außerordentlich wichtig finde, immer wieder darauf hinzuweisen, dass auch die Forschung inzwischen eine unserer Kernaufgaben an den Fachhochschulen geworden ist und eine hohe Bedeutung besitzt, obwohl die Rahmenbedingungen für Forschung an Fach-hochschulen nach wie vor außerordentlich schwierig sind. Erwähnen möch-te ich das hohe Lehrdeputat und der fehlende akademische Mittelbau.

Umso beachtlicher ist es, dass einzelne Projekte, wie die „Gesundheitsför-dernde Hochschule“, einen sehr hohen Stellenwert haben und auch doku-mentieren, dass die Forschung für uns insgesamt einen ganz wichtigen und wesentlichen Bestandteil darstellt.

Ich finde es sehr bezeichnend, dass diese Tagung aus einem studentischen Projekt hervorgegangen ist. Im Masterstudiengang hat eine Projektgruppe diese Tagung entwickelt und aufgebaut, mit wesentlicher Begleitung von

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Frau Knorpp und unter wissenschaftlicher Begleitung von Frau Prof. Dr. Kohlenberg-Müller, mit Beteiligung zweier Fachbereiche – Pflege und Ge-sundheit und Oecotrophologie. Ich denke, das ist lobenswert und verdient hohe Anerkennung.

Ich hoffe, das ist letztendlich auch ein Ausdruck dafür, dass es Sinn macht, unsere Studierenden auch im Studium rechtzeitig mit dem Thema For-schung zu konfrontieren. Im Masterstudiengang ist das selbstverständlich und es ist auch eine große Motivation für die Studierenden. Es zeigt, dass es die angestrebte sehr enge Verknüpfung zwischen Lehre und Forschung gibt, im Sinne einer guten qualitativ hochwertigen Ausbildung für unsere Studie-renden.

Morgen wird sich erstmals auch ein „Junges Forum“ zu diesem Thema zusammenfinden. Auch diese Initiative der Studierenden ist außerordentlich lobenswert.

Ich wünsche dieser Tagung heute, und auch der Initiative „Junges Forum“ viel, viel Erfolg. Ihnen heute einen sehr informativen Tag. Vielen Dank an alle, die jetzt beteiligt waren bei der Planung, Organisation und Durchfüh-rung dieser Veranstaltung, insbesondere den zwei Fachbereichen Oecotro-phologie und Pflege und Gesundheit.

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Meine Damen und Herren, sehr geehrter Herr Khakzar, liebe Tagungsgäste, liebe Referentinnen und Referenten,

ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, im Verbund der beiden Fachbereiche Oecotrophologie und Pflege und Gesundheit, diese

Tagung zu organisieren.

Sie alle beschäftigen sich mit dem Thema Ernährung und Gesundheit und wissen, dass das Problem von Adipositas oder von kardiovaskulären Erkran-kungen in der Bevölkerung in den letzten zehn Jahren immer offensicht-licher geworden ist und zu großen Problemen führt. Sie sind letztendlich heute hier, um aktiv etwas zu tun und in diesen Prozess mit einzugreifen. Bisherige Versuche, die öffentliche Wahrnehmung oder Aufmerksamkeit für Ansätze einer gesundheitsförderlichen Ernährung oder eines gesund-heitsförderlichen Lebensstils zu stärken, haben nicht immer gut gegriffen. Veränderungen im Kauf- und Konsumverhalten sind nicht unbedingt nach-weisbar. Innovative Ansätze und eine systematische Forschung sind daher notwendig, um nachhaltig in der Bevölkerung und in den Lebenswelten der Menschen etwas zu verändern. Die Bekämpfung ernährungsabhängiger Gesundheitsprobleme sollte zu einer gesellschaftlichen Aufgabe werden. Die dargelegte Problematik wurde bereits erkannt. Nun müssen wir gemein-sam daran arbeiten, dies auch in der Gesellschaft und in der Politik fest zu verankern. Aktuell diskutierte Beispiele, wie die Ampelkennzeichnung, die Einführung von Steuern auf bestimmte Lebensmittel oder ein Verbot der Bewerbung spezieller Kinderlebensmittel, können vielleicht einen Ansatz bieten. Transparenz ist enorm wichtig, nicht nur für die Verbraucher, son-dern es muss auch eine enge Zusammenarbeit mit der Lebensmittelindus-trie stattfinden. In diesem Bereich entwickelte Strategien können wir nicht alleine umsetzen. Wir sind immer darauf angewiesen, dass alle Settings, in Kooperation mit der Industrie, in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und auch im Zusammenspiel mit der Politik, zusammen agieren. Ziel ist es, eine gesundheitsförderliche Lebensweise und eine gleichberechtigte soziale Teil-nahmechance für alle Menschen zu ermöglichen.

Ein gesundheitsförderliches Angebot zu schaffen, sollte zu den Heraus-forderungen unserer Gesellschaft im 21. Jahrhundert gehören. Dies wird aber nicht einer einzelnen Wissenschaftsdisziplin gelingen. Von zentraler Bedeutung ist, dass wir im Verbund zusammenarbeiten. Den ersten Ver-

Prof. Dr. Stephanie HagspihlDekanin des Fachbereichs Oecotrophologie, Hochschule Fulda

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Seite 12 | Grussworte

bund zwischen den beiden Fachbereichen Oecotrophologie und Pflege und Gesundheit an der HS Fulda, mit den jeweiligen Kompetenzen und Diszi-plinen, ist bereits vorhanden. Wir müssen es schaffen, eine breite Basis für eine inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit zu legen. Anzustreben ist vor allem die Förderung des Dialoges und des wechselseitigen voneinander Lernens zwischen Industrie, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft. Das For-schungsfeld Public Health Nutrition versucht auf diese Herausforderungen eine Antwort zu geben, indem es unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen, wie Ernährungs- und Gesundheitswissenschaften, Medizin und Soziologie, miteinander verbindet. Aus meiner Sicht erstrebenswert ist, dass der Anwendungsbezug zur Praxis und zur Politik gesucht wird. Wie diese Synthese gelingen kann, welchen Herausforderungen sich Public Health Nutrition in der Zukunft stellen muss, wie innovative Lösungsansätze zur Bewältigung dieser Herausforderungen aussehen können, sind Gegenstände der heutigen Tagung. Sie wollen sich in den nächsten Stunden informieren, sie wollen diskutieren, sich austauschen und Strategien abstimmen. Ich denke, dies ist eine wunderbare Basis, um im Bereich der Gesundheitsförderung einen Schritt weiterzugehen.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Tagung, gute Gespräche und einen intensiven Austausch. Ich möchte es auch nicht unterlassen, den Initiatoren und den Organisatoren ganz herzlich zu danken. Mein besonderer Dank, auch im Namen aller Verantwortlichen, gilt Frau Leonie Knorpp. Sie hat, neben ihrer Forschungstätigkeit und ihrer Arbeit am Fachbereich Oecotro-phologie, zusammen mit der Pro PHN-Studierendengruppe diese Tagung organisiert.

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Seite 13Grussworte |

Herzlich Willkommen meine Damen und Herren, insbesondere an diejenigen, die von etwas weiter weg gekommen sind und an die, die sich die Mühe gemacht haben durch ihre in-haltlichen Beiträge diesen Tag zu befruchten.

Ich möchte noch einmal zwei Dinge hervorheben: Erster Punkt: Die Kooperation der beiden Fachbereiche, die nach

innen schon länger intensiv steht, der gemeinsame Masterstudiengang, aus dem diese Tagung hervorgegangen ist, und natürlich die Forschungspro-jekte. Ich finde es sehr schön, dass die Kooperation in Lehre und Forschung durch diese Tagung auch nach außen deutlich sichtbar wird und die Diskus-sion hier in der Hochschule und in der Region anregt. Zweiter Punkt: Auch ich möchte ganz herzlich all denjenigen danken, die die-se Tagung mit einem hochkarätigen Programm und mit vielen interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern organisiert haben.

Insofern wünsche ich der Tagung als Dekan eines der beteiligten Fachberei-che ein gutes Gelingen und intensive Diskussionen. Insbesondere erhoffe ich mir, dass es zwar die erste, aber mit Sicherheit nicht die letzte Public Health Nutrition Tagung sein wird.

Prof. Dr. Stefan GreßDekan des Fachbereichs Pflege und Gesundheit, Hochschule Fulda

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Seite 14 | Einführung

„Public Health Nutrition focuses on the promotion of good health through nutrition and physical ac-tivity and the prevention of related illness in the

population“ - so die Defini-tion von Professor Agneta Yngve, die

für diese Tagung gewonnen werden konnte und zu der die Studiengangsleitung alle Teilnehmenden sehr herzlich begrüßt. In der Fachdisziplin Public Health Nutrition (PHN) wird von einem verhältnisbe-zogenen Ansatz ausgegangen, um die bestehenden Probleme bei den häufigsten nichtübertragbaren Er-krankungen wie z.B. Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkran-kungen und Krebs mit vertretbarem Aufwand zu lösen. Ausgegangen wird von einer bevölkerungsbe-zogenen Perspektive auf Gesundheit und Krankheit, wobei der Fokus auf die Ernährung gelegt wird. Es geht bei PHN sowohl um globale als auch um regio-nale Entwicklungen und um soziale Differenzen und ungleiche Chancen. In der Fachdisziplin PHN spielen Evidenz und nachhaltige Wirkung sowie interdiszi-plinäres Denken und intersektorales Handeln eine große Rolle.

Was waren die Motive für die Einrichtung eines Mas-ter-Studiengangs PHN an der Hochschule Fulda?Für die Fachdisziplin PHN sollte auch in Deutschland ein Master-Studiengang bereitgestellt und damit eine internationale Anschlussfähigkeit hergestellt werden. Durch die hohe Praxisorientierung an den Fachbereichen Oecotrophologie und Pflege und Ge-sundheit waren dafür hervorragende Ansatzpunkte gegeben. Vielfältige Erfahrungen aus dem prozess-geleiteten Arbeiten sollten in die Weiterentwicklung der Fachdisziplin PHN einfließen: Probleme in Set-tings zu erfassen, zu analysieren, Lösungen zu entwi-

Prof. Dr. Kathrin Kohlenberg-MüllerStudiengangsleitung, Fachbereich Oecotrophologie, Hochschule Fulda

Der Studiengang Public Health Nutrition an der Hoch-schule Fulda

ckeln, umzusetzen, anschließend zu evaluieren und ggf. nachzusteuern.

Wie sehen die Eckdaten für diesen Master-Studiengang PHN aus?Der Studiengang PHN mit dem Abschluss Master of Science (M.Sc.) wurde im Sommersemester 2005 for-mal an der Hochschule Fulda eingerichtet, als exter-ne Qualitätssicherung erfolgte im Juni 2006 die Ak-kreditierung und im Juni 2010 die Reakkreditierung. Die erste Studierendenkohorte wurde bereits im WS 2006/2007 aufgenommen und die Studierenden-zahlen haben sich gut entwickelt, wie die Studieren-denstatistik belegt. Hervorzuheben ist, dass viele Ba-chelorabsolventinnen und -absolventen von anderen Hochschulen gewonnen werden konnten. Das Besondere an dem Master-Studiengang PHN ist, dass er auf einer intensiven Kooperation zwischen zwei Fachbereichen beruht. Dabei liefert der Fach-bereich Oecotrophologie den Input für die Ernäh-rungswissenschaften, der Fachbereich Pflege und Gesundheit für die Gesundheitswissenschaften. In gemeinsamen Veranstaltungen mit Lehrenden bei-der Fachbereiche werden die Module Forschungsme-thoden, Forschungsprojekt und Master-Thesis ange-boten. Bei der Entwicklung des Curriculums PHN stand die Frage im Vordergrund, welche Kompetenzen benö-tigen die Alumni für ihre wissenschaftliche und be-rufliche Entwicklung. Die gute Lehre als eine strate-gische Grundausrichtung war leitgebend. Zwei Tage in der Woche sind für ein aktives selbstgesteuertes Lernen reserviert. Neue Lehr- und Lernkonzepte, darunter forschendes Lernen mit dem Kernmodul Forschungsprojekt, wurden entwickelt. Studierende sind dabei aktive Partner der Lehrenden in einem gemeinsam zu gestaltenden Lernprozess. Zu den Forschungsprojekten, die seit Einführung des Studi-

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Seite 15Einführung |

engangs PHN durchgeführt wurden bzw. die derzeit laufen, gehören Gesundheitsfördernde Hochschule, Slow Food, Schuloecotrophologie, Pro PHN, die die-se Veranstaltung sowie einen Workshop bei dem Kongress 2012 „Armut und Gesundheit“ organisiert haben, NUTGECS, Naschgarten, ess.net, Integrierte Versorgung und study&eat.

Worum geht es genau bei den Forschungsprojekten PHN?Dies soll an dem folgenden Beispiel verdeutlicht wer-den. Das Projekt study&eat hat sich 2007 mit der Er-nährung und geistigen Leistungsfähigkeit sowie den Studienbedingungen an der Hochschule Fulda aus-einandergesetzt. Eine Strukturanalyse zeigte, es gab an der Campushochschule Fulda zu wenig Angebote, sich mit Trinkwasser zu versorgen. Handlungsbedarf wurde klar formuliert und gegenüber der Hochschul-leitung kommuniziert. Vorgeschlagen wurde als ver-hältnisbezogene, lebenswelt- und alltagsorientierte Maßnahme die Einrichtung von Trinkwasserspen-dern an der Hochschule. Entsprechende Mittel dafür wurden beantragt und auch bewilligt. Gemeinsam mit der Liegenschaftsabteilung wurden geeignete Standorte ausgewählt und zunächst in 2007 zwei und in 2008 ein weiterer Trinkwasserspender be-schafft und in Betrieb genommen. Die Nutzung der Trinkwasserspender ist kostenlos. Um entsprechen-de Aufmerksamkeit herzustellen erhielten die Erstse-mester in 2007 und 2008 als Begrüßungsgeschenk eine Trinkwasserflasche. Mit Flyern wurde zudem auf die Trinkwasserspender hingewiesen. Die in 2011 von dem Projekt WEGA durchgeführte Evaluation be-züglich Akzeptanz und Nutzung der Wasserspender zeigte, dass die Studierenden sich mit den Trinkwas-serspendern identifizieren und diese intensiv nutzen. Dazu hat die Partizipation der Studierenden entschei-dend beigetragen. Noch offen sind der Lernerfolg, inwieweit Wasser als Flüssigkeitszufuhr gegenüber energiereichen Getränken der Vorzug gegeben wird und die Nachhaltigkeit, d.h. wie hoch ein möglicher Beitrag zur Prävention von Übergewicht ist.

Im Master-Studiengang PHN hat die Qualitätsent-wicklung von Lehre und Lernen einen hohen Stellen-wert. Sie beruht auf einem gemeinsam entwickelten Qualitätsverständnis. Anwendung findet hier ein re-latives Qualitätskonzept, welches drei verschiedene

Perspektiven über den gesamten Student Life Cycle berücksichtigt: Die Ergebnisse - Welche strategi-schen Ziele werden angestrebt? Die Prozesse - Mit welchen Prozessen sollen diese Ziele erreicht wer-den? Die Strukturen - Welche Strukturen und Ent-wicklungen sind hierfür erforderlich?In regelmäßig am Semesterende stattfindenden Eva-luationsgesprächen mit Studierenden werden so die Ergebnisse über den Student Life Cycle mit Prozes-sen und Strukturen verknüpft, Leitfäden dienen da-bei als Strukturierungshilfe. Darauf basierend findet fortlaufend eine Weiterentwicklung des Curriculums statt. Durch dieses Verfahren, gekennzeichnet durch einen vertretbaren zeitlichen Aufwand, ist eine sehr hohe Transparenz gegeben. Die Reflektionsfähigkeit aller Beteiligter wird dadurch intensiv gefördert und die Profilbildung des Studiengangs vorangetrieben. Mit diesem Konzept ist eine gute Basis für die Qua-litätsentwicklung der Fachbereiche als lernende Or-ganisation gelegt.Der Erfolg des Master-Studiengangs PHN wurde von Beginn an intensiv beobachtet. Vier Kohorten haben mittlerweile den Studiengang PHN abgeschlossen. Dabei zeigt sich zum einen ein sehr guter Übergang in den Arbeitsmarkt mit adäquaten Berufsfeldern, zum anderen nehmen relativ viele Alumni Promoti-onsverfahren auf, von denen die ersten inzwischen zum Abschluss gekommen sind. Ergebnisse dieser Arbeiten werden im Jungen Forum PHN vorgestellt.

Welche besonderen Herausforderungen bestehen der-zeit für den Master-Studiengang PHN?In einer sich entwickelnden, neuen Fachdisziplin wie PHN ist hier beispielsweise der Ausbau von Praxisbe-zügen für das Studium zu nennen oder auch die in-terne Kommunikation, die viel Zeit erfordert und die knapp ist.

Zusammenfassend gilt für den Master-Studiengang PHN in ganz besonderem Maße: „Gute Hochschul-lehre ist ein Gemeinschaftsprodukt“. Die Studien-gangsleitung nimmt diese PHN-Tagung gerne zum Anlass, sich dafür bei allen Lehrenden und Studieren-den sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus beiden Fachbereichen und der Hochschulverwal-tung sehr herzlich zu bedanken. Den Teilnehmenden gilt der Dank für die Aufmerksamkeit!

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Seite 16 | Einführung

Views of nutritionAccording to H. Blackburn we have three different views of nutrition and therefore disagreement

arises all the time:

The clinical view: » screening, risk perspectice, secondary prevention » treatment, pharmaceuticals, clinical trials

The academic view: » genetics, receptors, antioxidants etc » molecular nutrition

The public health view: » population perspective » theories and frameworks for change, social mar-keting

» health promotion

We as Public Health Nutritionists have to under-stand why these three views exist and we have to be somewhere in between all those three.

Background of the problemThe Seven Countries’ Study by Ancel Keys looked at intake of fatty acids versus the risk for coronary heart disease (CHD). A higher risk was associated with a high intake of saturated fatty acids. The results show a very low incidence of CHD in Crete. This led to the notion of the Mediterranean diet. Besides from this the Seven Countries’ Study led to a number of pro-jects, e.g. the Karelia Project, which was a massive community intervention in eastern Finland at first and was extended to a nationwide project in Finland

Prof. Dr. Agneta YngveDepartment of Health, Nutrition and Management Oslo and Akershus University College of Applied Science Oslo, Norway and Department of Biosciences and Nutrition Karolinska Institutet, Stockholm, Sweden

Public health nutrition in Europe – from theory to practice

resulting in an immense reduction in death rate and age-adjusted mortality in coronary heart disease.

The Lyon Diet Heart Study was a secondary preven-tion study performed by Michelle de Lorgeril who was interested in looking at the following question: Can a Mediterranean-type diet reduce the rate of re-currences after a first myocardial infarction (MI)? The survival curves after 46 months show that those who were involved in the experiment survived to a much higher extend than the control group which was on normal Amercian Heart Association diet. They had a 72 % reduction in cardiac death and non-fatal MIs, 65 % reduction in CHD-mortality and 55 % reduction in all-cause-mortality. The Lyon Diet Heart Study is extremely important for all of us to remember and understand that prevention really works!Dean Ornish and colleagues showed that an extreme lifestyle regime featuring meditation, a strict low-fat vegetarian diet, smoking cessation and regular exer-cise could not only stop the progression of coronary artery disease but could actually reverse it.

Howard (2006) presented some data from the Women‘s Health Initiative which was a randomized controlled dietary modification trial over eight years. The problem was that the intervention didn‘t reach the intended level of dietary change. Therefore, they couldn’t see any reduction in the risk of CHD, stroke or cardiovascular diseases (CVD) and received only modest effects on CVD-risk factors. The results were misinterpreted according to the motto: “It doesn‘t matter what you do or eat, you will still die.”

J.W.J. Beulens (2007) showed in a cohort-study over nine years with more than 15.700 Dutch women that a modest and high dietary glycemic load and glyce-

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Seite 17Einführung |

mic index increases the risk of CVD among middle-aged women, especially in overweight women. Looking at nutrition in a different manner was de-veloped by David J. P. Barker who wrote about fetal programming of CHD. This new perspective of look-ing at what happens even before a child is born and looking at the nutritional status of the mother to be even before she becomes pregnant is very important.

The life course perspective is something we have to keep in mind when we think about PHN: The baby with the low birth weight is at higher risk for rapid weight gain and for visceral obesity, there are pro-blems with bottle-feeding, early weaning, energy- dense diets and sedentary behaviour during child-hood as well as later in life and some of these behaviours track over time. Looking at the differen-ces between social groups is even more important. We see that lower social status, psychiatric prob-lems, lower income, poor access to healthy diets and safe environments are very important in the case of the mother but also in the case of the child. We are awaiting many more elderly that we need to deal with, including more healthy elderly.

Major reviews and guide- lines on what to eatPhillip James together with a number of other experts wrote the book „Diet, Nutrition and the Prevention of Chronic Diseases“, looking at CVD, cancer and chronic respiratory diseases risk factors: There are non-modifiable risk factors (like age, sex and genes), behavioural risk factors (tobacco, diet, alcohol, physical activity) and the socio-economic, cultural and environmental conditions. A combination of genes and environment leads to measurable inter-mediate risk factors, e.g. hypertension, blood lipids, obesity, glucose intolerance. And the endpoints that

we can measure are morbidity and mortality. The published recommendations were not different from other guidelines except for sugar:

» shift saturated fats and transfats to unsaturated and reduce total fat intake (< 30% daily energy)

» increase level of physical activity » increase consumption of fruit and vegetables, legumes, whole grains and nuts

» encourage fish, lean meats and low-fat dairy pro-ducts

» reduce the intake of „free“ sugars to less than 10% of daily energy

» reduce salt consumption from all sources to less than 5 g per day and ensure salt is iodized.

The European Guidelines of cardiovascular disease prevention in clinical practice are virtually the same. Linda van Horn added dietary fiber with emphasis on soluble fiber and plant sterols and stanols for risk in-dividuals in a review in the Journal of the American Dietetic Association in 2008. Actually the experts

agree to a great extent: More fish, more nuts, more low-fat dairy, little salt, low glycemic load, change of fat sources etc. It‘s the same dietary advice for all, there’s no need to give different advices for diabetes, for CHD, for cancer, for healthy people. And we‘re not

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Seite 18 | Einführung

talking about a diet. Giving dietary guidelines which consist of a whole booklet of different diets, e.g. the Mediterranean diet and the low glycemic index diet, is very confusing to people. Dietary guidelines should be given in the framework of a generally healthy life-style, not as a separate part of the life people are living. Therefore, currently there is more attention to healthy eating as a part of a generally healthy life-style, including physical activity, stress management and social interaction.

Public Health Nutrition in EuropeThe European Commission started to work in the field of Public Health Nutrition in 1997, after the Amsterdam Treaty. The Commission has a very im-portant collaboration with the World Health Organi-zation (WHO) Europe, consisting of 53 countries.There have been a number of important develop-ments in Public Health Nutrition in Europe. Exam-ples are the EPIC project, which is very important to examine cancer risks related to nutrition, or the Public Health Nutrition Journal, which started in 1997. Furthermore, we got funded for an European Mas-ter Programme for Public Health Nutrition, nutrition monitoring developed in Europe and the World Public Health Nutrition Association was launched in Bangkok.

One example of a WHO and European Commission collaboration is the WHO Ministerial Conference on Counteracting Obesity that took place in 2006. A very important document was signed there: the Eu-ropean Charter on Counteracting Obesity. The key words of this meeting were high political will, Public Health goals in all policies and partnership, especially with industry, which is not without complication. And the three parts that were emphasized as prioritized areas for intervention were: breast feeding, fruit and vegetable consumption and physical activity in the settings school, work place and local community. An important topic was childhood overweight develop-ment, which is really concerning. A problem is that we do not have data for all countries and that data is not comparable because there are different cut off points and measurement instruments. Therefore, assessing overweight is a problem and as a response we are now collecting data, especially for young children, in order to close the data lack.

Banning marketing of unhealthy food to children was another important topic. There are some good examples from different countries, but marketing strategies are a serious problem. Today industry gives educational resources and facilities to teachers. They also work with websites, clubs and toys. We have to keep an eye on this development.

An important project in the field of Public Health Nutri-tion is “JobNut”, funded by the Leonardo programme, Directorate Education and Culture, European Com-mission. The main aim of the project was to improve the health and well-being of the European popula-tion by strengthening the effectiveness of the key work force involved in delivering nutrition policy and developing specialists in Public Health Nutrition. The conclusion of this project was very harsh. Reference in action plans to Work Force Development (WFD) is very superficial and unsophisticated. So a lot of work is needed on national and EU level to develop awareness of WFD needs. And it is important to understand WFD as a strategy that underpins action plan implementation.

For the future we need plans of action, a budget, responsibility, training and higher education. And also important are evidence-based action, evaluation, monitoring and surveillance systems as well as regu-lar reporting and research.

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Seite 19Fachvorträge |

Die Gesundheitsbericht-erstattung (GBE) des Bundes stellt kontinuier-lich aktuelle Daten und Informationen zum Ge-sundheitszustand und zur

Gesundheitsversorgung der Bevölkerung in Deutschland bereit.

Das Themenspektrum ist vielfältig und reicht von Krankheiten, Beschwerden und Risikofaktoren über die subjektive Gesundheit und gesundheitsbezoge-ne Lebensqualität bis hin zur Inanspruchnahme von Präventions- und Versorgungsangeboten sowie den Strukturen und Kosten des Gesundheitswesens. Die Themen werden auf breiter Datengrundlage und unter Berücksichtigung ihrer gesellschaftlichen Re-levanz sowie der sozialen, ökonomischen und politi-schen Rahmenbedingungen behandelt.

Für viele Bereiche können mit den vorliegenden Da-ten positive Entwicklungen belegt werden. Beispiele hierfür sind der andauernde Anstieg der mittleren Lebenserwartung, der Rückgang der Herz-Kreislauf-Mortalität und die rückläufigen Sterberaten bei be-stimmten Krebserkrankungen. In anderen Bereichen hingegen sind gegenläufige Entwicklungen festzustellen, was unter anderem in der Zunahme von allergischen Erkrankungen, Diabe-tes mellitus und Adipositas zum Ausdruck kommt. Zusätzliche Herausforderungen für das Versorgungs-system ergeben sich durch die demographische Alte-rung, die zu einem weiteren Anstieg chronischer Er-krankungen und Funktionseinschränkungen führen wird.

Vor diesem Hintergrund wird exemplarisch auf zwei zentrale gesundheitspolitische Handlungsfelder ein-gegangen.

Zum einen wird die sozial ungleiche Verteilung von Gesundheitschancen und Krankheitsrisiken disku-tiert: Personen mit niedrigem Einkommen, unzurei-chender Bildung und niedrigem Berufsstatus sind von vielen Erkrankungen und Beschwerden verstärkt betroffen, sie schätzen ihren eigenen Gesundheits-zustand und ihre gesundheitsbezogene Lebensqua-lität schlechter ein und unterliegen letztlich einem erhöhten vorzeitigen Sterberisiko. Zum anderen wird auf die nach wie vor starke Ver-breitung einer gesundheitsriskanten Lebensführung eingegangen, die sich unter anderem am Tabak- und Alkoholkonsum, geringer körperlich-sportlicher Akti-vität sowie einer einseitigen Ernährung festmachen lässt.

Zusammenhänge zwischen dem sozialen Status und den damit verbundenen Lebensbedingungen und Teilhabechancen einerseits und dem individuellen Gesundheitsverhalten, das auch Aspekte der Krank-heitsbewältigung und der Inanspruchnahme von Präventions- und Versorgungsangeboten umfasst, weisen die Verknüpfung der Verhältnis- und Verhal-tensprävention als eine zentrale Herausforderung von Public Health und Gesundheitspolitik aus.

Dr. Thomas Lampert Stv. Leiter des Fachgebiets Gesundheitsberichterstattung, Robert Koch-Institut, Berlin

Gesundheitliche Herausforderungen in Deutschland

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Seite 20 | Fachvorträge

Warum Zielgruppenerrei-chung?Gesundheitsförderliche Maßnahmen werden meist aufgrund der medi-

zinischen und gesundheits-politischen Relevanz eines Themas

(wie z.B. gesunde Ernährung) ins Leben gerufen. Es reicht aber nicht aus, „die richtigen Dinge zu ma-chen“, sondern es geht v.a. darum, „die Dinge richtig zu machen.“Einer der zentralen Aspekte dabei ist die Zielgrup-penerreichung. Denn: Eine Initiative, die von den Menschen, die angesprochen werden sollen, nicht wahrgenommen oder abgelehnt wird, hat ihren Zweck von Anfang an verfehlt. Allerdings kann das gerade bei ernährungsbezogenen Zielen schwierig sein, denn sie sind häufig komplex und zudem mit Aufwand und Verzicht verbunden.

Zielgruppenerreichung hat viele Facetten. Sie beant-wortet zunächst zwei unterschiedliche Fragen:

» Hat das Programm die Zielgruppe physisch er-reicht (Programmreichweite)?

» Wird das Programm von der Zielgruppe positiv aufgenommen (Programmakzeptanz)?

ZielgruppenanalyseZunächst muss genau festgelegt werden, wer die Zielgruppe bzw. prioritär anzusprechende Populati-on für eine Ernährungs-Initiative sein soll. Entschei-dend ist dann, die zu planenden Maßnahmen an den Bedürfnissen, Motivationen und Lebenssituationen der Zielpersonen auszurichten. Diese müssen oft erst durch Erhebungen in Erfah-rung gebracht werden. Eine Analyse kann durch quantitative (Fragebögen) und/oder qualitative Er-

hebungen (Fokusgruppen, Fotodokumentation) er-folgen. Wichtig ist dabei, nicht nur speziell ernährungsbezo-gene Aspekte zu erfragen, sondern auch allgemeine Bedürfnisse und Präferenzen. Z.B. kann es sein, dass das Interesse von Senior/innen primär Geselligkeit ist: Maßnahmen zur Förderung gesunder Ernährung sollten das in ihrer Ausgestaltung berücksichtigen (z.B. durch Betonung des Gemeinschaftsaspekts oder Gruppenangebote).

Maßnahmen im Setting GemeindeGemeindenahe Gesundheitsförderung hat das Ziel, das Interesse der Bevölkerung für Gesundheitsfragen in ihrem Lebensraum zu wecken und verschiedene präventive Maßnahmen auf Gemeindeebene umzu-setzen. Dabei sollten verhaltens- und verhältnisori-entierte Maßnahmen umgesetzt werden.

Zielgruppenerreichung bei verhaltens- und verhältnis-orientierten MaßnahmenVerhaltensprävention soll gesundheitsriskantes Ver-halten durch Wissen und Einstellungen verändern. Maßnahmen sind z.B. gemeindeweite massenme-diale Kampagnen, personalkommunikative Maßnah-men wie Vorträge oder ernährungsspezifische Kurse. Hierbei kommt es hinsichtlich Zielgruppenerreichung v.a. darauf an, die Maßnahmen so zu streuen, dass die Zielpersonen sie wahrnehmen und erinnern (Pro-grammreichweite). Zum anderen sollten die vermittelten Inhalte ver-ständlich, interessant und angemessen sein (Pro-grammakzeptanz). Verhältnispräventive Maßnahmen haben in der Ge-meinde das Ziel, Lebenswelten zu schaffen, die ge-sundes Verhalten unterstützen. Für den Bereich Er-nährung bedeutet dies v.a., Verhältnisse schaffen,

Prof. Dr. med. Julika LossMedizinische Soziologie, Universität Regensburg

Zielgruppenerreichung zum Thema Gesunde Ernäh-rung: Herausforderungen im Setting Gemeinde

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Seite 21Fachvorträge |

in denen Zugang zu gesundem Essen leicht ist. Dies betrifft v.a. die Verpflegungs- und Lebensmittelan-gebote in Kindergärten, Schulen, Betrieben sowie im lokalen Einzelhandel und Lebensmittelgewerbe. Die Zielgruppe wird v.a. dann erreicht, wenn der Zugang zu gesunder Ernährung bzw. gesunden Le-bensmitteln einfach ist (z.B. hinsichtlich Kosten, Öff-nungszeiten etc.), und wenn diese Angebote genutzt werden. Die Zielgruppenerreichung kann erhöht wer-den, wenn Vertreter der Zielgruppe in die Umsetzung partizipativ mit einbezogen werden, z.B. wenn ältere Schüler an der Planung schulischer Ernährungsinter-ventionen mitwirken und helfen, Barrieren für eine gesunde Ernährung zu identifizieren. Die Kooperation mit relevanten Strukturen auf Ge-meindeebene (Einzelhandel, Lebensmittelhandwerk, Gaststättengewerbe) ist wichtig, um die Reichweite

des Programmes zu erhöhen. Allerdings sind verhält-nispräventive Maßnahmen hinsichtlich ihrer Ziel-gruppenerreichung bislang nur unzureichend evalu-iert.

Evaluation von ZielgruppenerreichungUm die Zielgruppenerreichung verbessern zu kön-nen, ist es entscheidend, die Hindernisse, Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren bei der Erreichung von Ziel-personen zu identifizieren. Eine maßnahmenbegleitende Prozessevaluation soll-te daher Wahrnehmung und Akzeptanz einer Inter-vention untersuchen. Die hierfür erforderlichen Stu-diendesigns sind allerdings in der Regel aufwendig, da die meisten Daten bei den Zielpersonen selber erhoben werden müssen.

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Seite 22 | Fachvorträge

HintergrundGesundheitsfördernde Schulen oder Betriebe sind mittlerweile häufig anzutreffen. Ganz anders verhält es sich mit den Hochschu-len. In diesem Bereich besteht erheblicher Nach-holbedarf. Denn gerade in Hochschulen liegt ein großes Potenzial, da hier junge Menschen unter-schiedlicher Studienrich-tungen angesprochen und zur Mitarbeit aufgefor-dert werden können.Als zukünftige Wissen-

schaftler, Ausbilder und Entscheidungsträger haben sie eine

Multiplikatorfunktion in Forschung, Lehre, Wirt-schaft und Politik auf allen gesellschaftlichen Ebe-nen und können somit ihr Wissen und ihre Erfahrun-gen von und mit gesundheitsfördernden Strukturen an Hochschulen in alle gesellschaftlichen Sektoren einbringen. Daher hat sich die Hochschule Fulda dieses Themas aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz und der Ein-sicht in die Bedeutung dieser Thematik im Rahmen eines fachbereichsübergreifenden Forschungs- und Entwicklungsprojektes der Fachbereiche Oecotro-phologie und Pflege und Gesundheit angenommen. Finanziell unterstützt wird dieses Projekt für 3 Jahre durch das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz (BMELV).

ProjektzieleStudierenden und Beschäftigten sollen gesundheits-fördernde Arbeits- und Studienbedingungen ermög-licht werden. Im Sinne eines „good practice“-Modells soll der Grundstein für den Aufbau einer gesund-heitsfördernden Hochschule Fulda gelegt werden.Außerdem soll eine Übertragung wissenschaftlicher Lehrinhalte und Forschungsergebnisse in die eigene Arbeits- und Lebenswelt Hochschule (z.B. praxisna-he, gesundheitsrelevante Themen in Studienprojek-ten und studentischen Qualifikationsarbeiten) er-reicht werden. Alle Aktivitäten sollen dabei gemäß des Public Health Action Cycles in den Schritten Ana-lyse, Planung, Umsetzung und Evaluation bearbeitet werden.

VorgehensweiseVoraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung die-ses Projektziels stellt der Setting-Ansatz dar. Es sollen also unter Einbeziehung

» aller Statusgruppen der Hochschule » der verschiedenen Handlungsebenen » einer Projektkoordinatorin » hochschulexterner Partner in enger Kooperation (z. B. Studentenwerk)

» von Kooperationen mit relevanten internen Part-nern (z. B. Hochschulsport)

Synergien freigesetzt sowie genutzt und somit Akti-vitäten, Akteure und Ressourcen zusammengeführt werden. Im Sinne der Partizipation wurde der Bot-tom-up-Ansatz als Voraussetzung gewählt, um die Betroffenen direkt an der Analyse, Planung, Umset-zung und Evaluation aller Aktivitäten zu beteiligen. Neben der Beteiligung an Aktivitäten und Prozessen sollen die Hochschulangehörigen bemächtigt wer-den, ihre eigenen sozialen Lebenswelten mitzuge-stalten (Empowerment).

Prof. Dr. habil. Anja Kroke und Prof. Dr. Klaus StegmüllerFachbereich Oecotrophologie und Fachbereich Pflege und Gesundheit, Hochschule Fulda

Let‘s do itForschung und Praxis der Gesundheitsförderung im Setting „Eigene Hochschule“

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Seite 23Fachvorträge |

UmsetzungEin besonderer Aspekt bei der Umsetzung stellt der Anspruch dar, die Übertragung der wissenschaftli-chen Lehrinhalte und Forschungsergebnisse in die eigene Arbeits- und Lebenswelt Hochschule zu er-reichen, wodurch die Hochschule selbst zum For-schungsgegenstand wird. So werden beispielweise praxisnahe, gesundheitsrelevante Themen Studie-rende und Mitarbeiter/innen betreffend in Studien-projekten und studentischen Qualifikationsarbeiten wissenschaftlich aufgearbeitet.

Ein konkretes Beispiel hierfür ist die Entstehung des Projekts selbst. Das Konzept wurde im Rahmen einer Masterarbeit entwickelt und dann im Rahmen der Drittmittelförderung umgesetzt. Ebenso entstand das „Spin off“-Projekt „FiduS - be-wegte Pause“ aus einer Masterarbeit und ist mittler-weile ein Drittmittel gefördertes, intensiv nachge-fragtes Projekt. Weitere Beispiele für den praxisnahen Ansatz des Gesamtprojekts sind die Durchführung von Ge-sundheitszirkeln, in denen mit Betroffenen zeitlich begrenzt gesundheitsrelevante Themen analysiert, Änderungsvorschläge erarbeitet und angestoßen werden. Insgesamt lässt sich die Arbeit im Projekt derzeit in die folgenden vier Themenbereiche glie-dern:

– Essensversorgung an der Hochschule » Mitarbeit an der Ausgestaltung der neuen Mensa » Anregungen zur Optimierung des Mensaangebo-tes

– Bewegung » FiduS - „Fit durchs Studium“ - Bewegte Lehrveran-staltungen

– Wohlbefinden » Gesundheitszirkel zur Arbeitssituation von Hoch-schulmitarbeiter/innen

» Gesundheitszirkel mit Studierenden zur Stu-diensituation und der daraus resultierende studentische Arbeitskreis STARK

– Sonstige Aktivitäten der Gesundheitsförderung » Gestaltung eines „gesunden“ Sommerfestes der Mitarbeiter/innen

FazitDas Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Gesund-heitsfördernde Hochschule Fulda“ führte dazu, dass das Thema Gesundheitsförderung hochschulweit präsenter geworden ist. Vor allem kann Gesund-heitsförderung an der Hochschule Fulda jetzt perso-nell und örtlich zugeordnet werden. Die Thematik ist nicht mehr abstrakt und theoretisch, sondern wurde greifbar und praktisch. Dieser Wandel macht sich an zahlreichen Verände-rungen bemerkbar. Gesundheitsförderung wurde im Entwicklungsplan der Hochschule Fulda fixiert und ist inzwischen ein profilbildender Forschungsschwer-punkt der Hochschule. Das Thema Gesundheitsför-derung wird in Entscheidungen eingebunden, gibt Anstöße für Weiterentwicklungen, macht auf Ver-besserungsbedarf aufmerksam und bietet Lösungs-wege an. Vor allem die Partizipation der Betroffenen bei der Problembenennung und Formulierung von Lösungs-vorschlägen führt zu Motivation und Aktivitäten der Mitglieder aller Statusgruppen der Hochschule.

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FiduS unterstützt die Umsetzung von Bewegungspausen in Vorlesungen und Seminaren - und das bei jeder Gruppengröße und Raumsituation!

FiduS - Fit durchs Studium

Seite 24 | Fachvorträge

Was sind Bewegungspausen?Kurze Pausen (5 bis 7 Minuten), in denen gemeinsam gedehnt, gestreckt, gekreist, gekräftigt und gelacht wird. Die Pausen können unter professioneller Anleitung oder mit Hilfe anderer unterstüt-zender Materialien durchgeführt werden.

Was soll erreicht werden? » Konzentrationsfähigkeit reaktivieren » Lernerfolge verbessern » Bewegungsbewusstsein fördern » Verspannungen lösen » Stress reduzieren » Miteinander in Kontakt treten » Lehrveranstaltungen „auflockern“ und » Spaß haben

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Seite 25Fachvorträge |

Wie werden Bewegungspausen unterstützt? » Über die Möglichkeit zur Buchung ausgebildeter FiduS-Übungsleiter/innen für die eigene Lehrveranstal-tung.

» Über Videoclips zur Anleitung von Bewegungspausen. » Über ein Handbuch mit „einfachen“ Übungen und Tipps für die selbstständige Umsetzung.

HintergrundSeit gut einem Jahr trägt das Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Gesundheitsfördernde Hochschule Fulda“ (GFH) dazu bei, gesundheitsfördernde Strukturen an der Hochschule Fulda zu schaffen und Maßnah-men zur Gesundheitsförderung umzusetzen. Der Schwerpunkt des vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) geförderten Projekts liegt zum einen bei der Mitarbeit zur Gestaltung einer gesundheitsförderlichen neuen Mensa, die 2013 eröffnet werden soll. Der Fokus wurde zum anderen um den Aspekt der Bewegung durch das Projekt FiduS ausgeweitet.

Ausgangspunkt hierzu war eine Masterarbeit aus dem Studiengang Public Health Nutrition (Gianna König), für die eine Bestandsaufnahme zu den Bedürfnissen nach Bewegung im Hochschulalltag bei Lehrenden und Studierenden vorgenommen wurde. Ein daraus abgeleiteter Drittmittelantrag ermöglichte durch die Finanzierung aus Mitteln der Techniker Krankenkasse dann die konkrete Weiterarbeit an diesem Thema, das mittlerweile als Projekt „FiduS“ an der Hochschule aktiv ist.

Das Projekt „FiduS“ setzt sich aus mehreren Teilschritten zusammen (Abb. 1). Derzeit wird an der Versteti-gung des Projekts gearbeitet. Im Rahmen einer weiteren Masterarbeit wird momentan eine erste Evaluation der Pilotphase vorgenommen.

Weitere Informationen zum Projekt „Gesundheitsfördernde Hochschule“ sowie „FiduS“ können Sie unserer Homepage entnehmen: http://gesundeHochschule.hs-fulda.de

Abb. 1: Ablauf des Projekts „FiduS“

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Seite 26 | Workshop: Chronische Krankheiten vermeiden

Vitamin D ist besonders bedeutsam für die Kno-chengesundheit, hat aber Einfluss auf viele verschie-dene Stoffwechselprozes-se und Organsysteme. Vi-

tamin D wird durch ultravi-olette Strahlung im Körper produziert

und durch die Ernährung aufgenommen. UV–Strah-lung ist jedoch auch für steigende Hautkrebszahlen mitverantwortlich, andererseits gibt es ein großes Interesse an der Evidenz zu möglichen krebsprotekti-ven Wirkungen von Vitamin D, und damit UV. In diesem Beitrag werden einige aktuelle Daten zum Vitamin D-Status der Bevölkerung vorgestellt und diskutiert, ebenso wie der aktuelle Forschungsstand zu Vitamin D und Krebs sowie zu anderen Erkrankun-gen. Es stellt sich die Frage, ob Empfehlungen zum UV-Schutz abzuändern sind und wie ggf. die Balance zwischen (noch) nicht gesundheitsschädlicher UV-Exposition einerseits und Erhöhung von Hautkrebs-risiken andererseits auch unter Beachtung der Mög-lichkeiten einer Nahrungsergänzung zu finden ist. Methodische Basis des Beitrags sind systematische Literaturübersichten zu Vitamin D, UV und Krebs so-wie anderen Gesundheitsproblemen sowie die Aus-wertung neuerer Daten zu Vitamin D-Spiegeln und wichtigen Einflussfaktoren in der Bevölkerung. Aktu-elle Empfehlungen zur Vitamin D-Aufnahme werden diskutiert. Aus epidemiologischen Daten ergibt sich aktuell ein mäßig ausgeprägter Zusammenhang zwischen hö-heren Vitamin D-Spiegeln und niedrigerer Gesamt-mortalität, wobei dies nicht in Deutschland unter-sucht wurde. Die Evidenz ist außerdem relativ gut in Hinsicht auf die Verminderung des Sturzrisikos bei Älteren durch Gabe von Vitamin D und Calcium. In Bezug auf Krebs findet sich relativ konsistent ein in-

verser Zusammenhang zwischen Vitamin D-Status und dem Risiko für Dickdarmtumoren, während das Brustkrebsrisiko weniger von Vitamin D-Spiegeln ab-zuhängen scheint. Wie hoch der Vitamin D-Spiegel für maximale präventive Effekte sein sollte, ist wei-ter unklar, nur wenige Veröffentlichungen sprechen dafür, dass ein Vitamin D-Spiegel (≥50 nmol/l bzw. ≥ 20ng/ml) zu niedrig wäre. Kurzzeitige UV-Expo-sitionen erscheinen zumindest in Sommermonaten ausreichend für die Vitamin D-Produktion.

Als Schlussfolgerung ergibt sich in Hinblick auf Krebserkrankungen und ebenso für andere chroni-sche Erkrankungen, dass mögliche protektive Effek-te von Vitamin D weiter erforscht werden müssen. Andererseits wird zunehmend klarer, dass die Vi-tamin D-Spiegel in der Bevölkerung und besonders bei Risikogruppen wie älteren Menschen tendenziell recht niedrig sind, wobei klinische Mangelzustände selten auftreten. Es ist davon auszugehen, dass kurze tägliche UV-Expositionen die Vitamin D-Produktion stimulieren, während die Hautschädigung bei diesen kurzen Expositionen noch als gering einzuschätzen ist. Allerdings reicht in den dunkleren Jahreszeiten die UV-Strahlung – auch in Abhängigkeit vom jewei-ligen Aufenthaltsort – nicht aus, um die Vitamin D- Produktion zu fördern. Als Option für eine Erhöhung des Vitamin D-Spiegels ist neben vorsichtiger Verlängerung der UV-Expositi-on die Einnahme von oralem Vitamin D zu erwägen, besonders für Risikogruppen wie ältere Menschen und bestimmte Migrantengruppen. Für den Ansatz, mittels artifizieller UV-Exposition in Sonnenstudios eine Erhöhung des Vitamin D-Spiegels zu erreichen, gibt es keine überzeugenden Argumente – weltweit setzt sich aktuell immer stärker eine Regulation mit Verboten für Jugendliche durch.

Vitamin D, UV-Licht und Gesundheit: eine schwierige Balance

Prof. Dr. Hajo ZeebAbteilungsleiter, Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS)

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Seite 27Workshop: Chronische Krankheiten vermeiden |

Ausgewählte Literatur

Zeeb H, Greinert R (2010) Bedeutung von Vitamin D in der Krebsprävention: Konflikt zwischen UV-Schutz und Anhebung niedriger Vitamin-D-Spiegel?. Deutsches Ärzteblatt Int 107: 638-43

Zeeb H (2012) Vitamin D and Cancer Prevention, Current Nutr Reports 1, p. 24-29, DOI: 10.1007/s13668-011-0005-8

Cranney A, Horsley T, O’Donnell S, et al. (2007) Effec-tiveness and Safety of Vitamin D in Relation to Bone Health. Evidence Report/Technology Assessment No. 158 (Prepared by the University of Ottawa Evidence-based Practice Center (UO-EPC) under Contract No. 290-02-0021. AHRQ Publication No. 07-E013. Rockville, MD: Agency for Healthcare Research and Quality.

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Kochsalzreduktion in verarbeiteten Lebensmitteln Eine bevölkerungsbezogene Maßnahme zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Leonie Knorpp, M.Sc.Fachbereich Oecotrophologie, Hochschule Fulda

Seite 28 | Workshop: Chronische Krankheiten vermeiden

In den Industrienationen sind Herz-Kreislauf-Er-krankungen die häufigs-te Todesursache im Er-wachsenenalter. Dies gilt auch für Deutschland,

wo Herz-Kreislauf-Erkrankun-gen mit 43 Prozent die häufigste Todes-

ursache darstellen [1]. Dabei könnte ein signifikanter Anteil der kardiovas-kulären Erkrankungen und Sterbefälle durch bevöl-kerungsbezogene Präventionsstrategien, wie die Framework Convention on Tobacco Control [2] oder die im Rahmen der Global Strategy for Diet, Physical Activity and Health [3] beschriebenen Maßnahmen, zukünftig vermieden werden [4]. Diese stellen eine Ergänzung zu der bislang vorrangig verfolgten Hoch-risikostrategie mit ihren Maßnahmen der Behand-lung von Hochrisikopatienten dar.Erhöhter Blutdruck gilt weltweit als wichtigster kar-diovaskulärer Risikofaktor, wobei das kardiovaskuläre Risiko bereits oberhalb eines systolischen Blutdruck-werts von 115 mmHg kontinuierlich ansteigt [5]. Maßnahmen, die im Sinne der bevölkerungsbezo-genen Präventionsstrategie dazu beitragen, das Blutdruckniveau der Gesamtbevölkerung positiv zu beeinflussen, wird daher ein hohes präventives Po-tenzial zugesprochen. Zu den beeinflussbaren Risiko-faktoren für Bluthochdruck gehören neben Rauchen, Übergewicht, Stress und Bewegungsmangel auch verschiedene ernährungsbezogene Risikofaktoren wie ein übermäßiger Alkoholkonsum, eine ungünsti-ge Fettzusammensetzung der Ernährung oder eine hohe Salzzufuhr [6]. Vor allem dem Risikofaktor Salzzufuhr ist in den ver-gangenen zwei Jahrzehnten international eine be-sondere Aufmerksamkeit zugekommen [7], wobei das Potenzial einer Verringerung der Salzzufuhr im

Rahmen bevölkerungsbezogener Präventionsstrate-gien kontrovers diskutiert wird [8, 9].Die Arbeitsgruppe Präventionsstrategien in der Er-nährung des Fachbereichs Oecotrophologie der Hochschule Fulda befasst sich seit 2008 mit dem The-ma Salz. Unter Anwendung der Methodik des Pub-lic Health Action Cycles und einer evidenz-basierten Vorgehensweise wurde in einer ersten Phase der Be-wertung eine Einordnung des Gesundheitsproblems und der Risikofaktorenexposition sowie eine Analyse der verfügbaren Evidenz zu Wirksamkeit, Sicherheit und Effizienz einer Verringerung der Salzzufuhr in der Gesamtbevölkerung vorgenommen. Die Ergebnisse dieser Bewertung zeigen, dass

» in Deutschland rund die Hälfte der Erwachsenen-bevölkerung Bluthochdruck aufweist und bereits im Kinder- und Jugendalter erhöhte Blutdruck-werte und Bluthochdruck auftreten

» die gegenwärtige mittlere Salzzufuhr in Deutsch-land z. T. deutlich über den Empfehlungen der DGE von maximal 6 g/Tag liegen, wobei aufgrund der angewandten Erhebungsmethodik tendenzi-ell von einer Unterschätzung der Exposition aus-zugehen ist

» 75-80% der Salzzufuhr über verarbeitete Lebens-mittel und den Verzehr außer Haus zubereiteter Speisen aufgenommen werden, sodass die Salz-zufuhr insgesamt nur in sehr geringem Maß indi-viduell gesteuert werden kann

» eine moderate Reduzierung der Salzzufuhr zur Senkung des Blutdrucks bei Personen mit und ohne Bluthochdruck führt und langfristig zu einer Verringerung des Schlaganfallrisikos beitragen kann

Eine Auswertung internationaler Rahmenkonzepte und nationaler Salzreduktionsprogramme zur Iden-tifikation erfolgversprechender Maßnahmen und einzubeziehender Akteursgruppen zeigt weiterhin,

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Seite 29Workshop: Chronische Krankheiten vermeiden |

Literatur

[1] RKI Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2009. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Robert Koch-Institut, Berlin, 2011

[2] WHO Framework Convention on Tobacco Control. World Health Organization, Geneva, 2003

[3] WHO Global strategy on diet, physical activity and health. World Health Organization, Geneva, 2004

[4] WHO Prevention of cardiovascular disease. Guidelines for assessment and management of cardiovascular risk. World Health Organization, Geneva, 2007

[5] He FJ, MacGregor GA (2007) Blood pressure ist the most important cause of death and disability in the world. European Heart Journal Supplements 9:23-28

[6] WHO Der Europäische Gesundheitsbericht 2005. Maßnahmen für eine bessere Gesundheit der Kinder und der Bevölkerung insgesamt. WHO-Regionalbüro für Europa, Dänemark, 2005

[7] Webster JL, Dunford EK, Hawkes C, Neal BC (2011) Salt reduction initiatives around the world. In:

Journal of Hypertension 29:1042-1050

[8] Knorpp L, Kroke A (2010) Salzreduktion als bevölkerungsbezogene Präventionsmaßnahme. Ernährungs Umschau 8: 410-415

[9] Knorpp L, Kroke A (2011) Nicht weniger, sondern mehr Salz? Eine kritische Stellungnahme. Ernährungs Umschau 09: 504-507

dass das Vorhaben einer bevölkerungsweiten Salz-reduktion nur durch ein umfassendes und aufeinan-der abgestimmtes Gesamtkonzept zu erreichen ist. Darin enthaltene Schlüsselkomponenten umfassen die Festlegung von Zielwerten für die Salzreduktion, die Einführung eines Benchmarkings, die Reformulie-rung und Kennzeichnung von Lebensmitteln sowie Maßnahmen zur Steigerung der öffentlichen Wahr-nehmung, des Monitorings und der Evaluation. In Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Public Health Nutrition der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) e. V. wurde aufbauend auf diesen Ergebnissen eine Stellungnahme zur Salzreduktion in verarbeiteten Lebensmitteln ausgearbeitet und an das Präsidium der DGE übermittelt. Während die Veröffentlichung der Stellungnahme zum gegenwär-tigen Zeitpunkt noch aussteht, wurde inzwischen eine Überarbeitung der DGE-Empfehlungen für die Salzzufuhr durch das Präsidium beschlossen.Während sich hinsichtlich der wissenschaftlichen Bewertung der Thematik eine überwiegende Mehr-heit für die Umsetzung einer bevölkerungsweiten Strategie zur Salzreduktion ausspricht, sind bei Ak-teuren aus Politik und Industrie in Deutschland noch deutliche Vorbehalte zu beobachten. Eine wichtige zukünftige Aufgabe besteht somit in der Sensibilisie-rung von politischen und wirtschaftlichen Akteuren für das Potenzial eines solchen Ansatzes und der Ver-netzung der Befürworter aus Wissenschaft, Politik und Praxis, um so mittelfristig die Voraussetzungen für die Entwicklung einer nationalen Salzstrategie zu schaffen.

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Identifikation relevanter Botschaften für eine Kampagne– zur Förderung körperlicher Aktivität bei deutschen Erwachsenen

Dr. Constanze RossmannInstitut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung, Ludwig-Maximilians-Universität, München

Seite 30 | Workshop: Chronische Krankheiten vermeiden

Wenn es darum geht, geeignete Maßnahmen zur Gesundheitsförde-rung zu ergreifen, steht die Gesundheitskom-munikation vor einem

Dilemma: Massenmediale Maßnahmen der Gesundheitsförde-

rung erzielen eine hohe Reichweite und sind gut in der Lage, Bewusstsein für Gesundheitsprobleme zu wecken; wenn es jedoch darum geht, Einstellungen oder Verhalten zu ändern, sind sie in ihrer Effektivität begrenzt (vgl. Snyder & Hamilton 2002). Ein Lösungsansatz zur Steigerung der Effektivität massenmedialer Kampagnen liegt darin, sich bei der Kampagnenentwicklung stärker an theoretischen und empirischen Erkenntnissen unterschiedlicher Fachdisziplinen zu orientieren, konkret gesundheits-psychologischen Erkenntnissen zur Erklärung von Verhalten sowie kognitionspsychologischen und kommunikationswissenschaftlichen Erkenntnissen zur Nutzung, Verarbeitung und Wirkung massen-medialer Inhalte (vgl. Finnegan & Viswanath 2008, Rossmann 2010).

Die Gesundheitspsychologie hat zahlreiche Ansätze zur Erklärung von Verhalten hervorgebracht. Wenn es darum geht herauszufinden, welche Determinan-ten für die Ausübung eines Gesundheitsverhaltens entscheidend sind, eignet sich die Theory of Plan-ned Behavior (TPB, Fishbein & Ajzen 2010, Rossmann 2011) besonders gut, da sie nicht nur fragt, welche Faktoren ein Verhalten beeinflussen, sondern auch, welche Vorstellungen diesen Faktoren zugrunde liegen. Verhalten hängt demnach zunächst von der Verhaltensintention ab, diese wiederum von Einstel-lung, subjektiver Norm und wahrgenommener Ver-haltenskontrolle.

Diese Komponenten werden ihrerseits von spezifi-schen Vorstellungen determiniert, etwa der Vorstel-lung darüber, welche Konsequenzen ein Verhalten hat oder welche Faktoren die Ausübung des Verhal-tens erleichtern oder erschweren.

Die Anwendungslogik auf die Kampagnenplanung besteht nun darin, die Determinanten eines Gesund-heitsverhaltens zusammen mit den zugrundeliegen-den Vorstellungen zu identifizieren. Je nachdem wie stark der Einfluss einzelner Modellkomponenten auf die Verhaltensintention ist, wird es sinnvoll sein, in der Kampagne eher auf Einstellungen, Normen oder wahrgenommene Verhaltenskontrolle abzuzielen. In einem zweiten Schritt lassen sich die Vorstellun-gen ermitteln, die die entscheidende Komponente am stärksten beeinflussen, um so darauf zu schlie-ßen, welche konkrete Botschaft verhaltenswirksam sein kann. Studien belegen, dass diese Vorgehens-weise gut geeignet ist, um effektive Kampagnenbot-schaften zu identifizieren (z.B. Maddock et al. 2008).

Die Vorgehensweise sei hier nicht nur theoretisch erläutert, sondern auch anhand empirischer Daten veranschaulicht, die einer Auftragsstudie für die Deutsche Diabetes-Stiftung entstammen. Ziel der Mehrmethoden-Studie war es, ein Kampagnenkon-zept zu entwickeln, das 30- bis 60-jährige Erwach-sene in Deutschland zu mehr körperlicher Aktivität animiert. Zunächst wurden qualitative Leitfadeninterviews mit zehn Personen zwischen 30 und 60 Jahren durchgeführt, um herauszufinden, welche konkreten Vorstellungen diese Zielgruppe mit körperlicher Akti-vität verbindet. Im zweiten Schritt wurde eine computergestützte Telefonbefragung einer Zufallsstichprobe deutsch-

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sprachiger Bundesbürger zwischen 30 und 60 Jahren durchgeführt (n=1006). Wie die Ergebnisse zeigen, hängt die Intention, sich mehr zu bewegen, am stärksten von der wahrge-nommenen Verhaltenskontrolle ab. Diese wiederum ist vor allem durch die Vorstellung bedingt, dass man zusammen mit anderen Menschen Sport machen kann. Aus diesen Befunden ließ sich nun ganz konkret schließen, dass eine Kampagne, die auf die Verhal-tenskontrolle abzielt, eher verhaltenswirksam sein dürfte, als eine Kampagne, die Einstellungen oder Normvorstellungen anspricht. In einem dritten Schritt wurden vor diesem Hintergrund mögliche Plakatslogans und -bilder in einem Online-Experi-ment mit 513 Versuchspersonen getestet. Einhergehend mit den Befragungsergebnissen hat-ten Plakate, auf denen eine Gruppe gemeinsam ak-tiver Menschen abgebildet waren, einen stärkeren Einfluss auf die Intention, körperlich aktiv zu sein, als Plakate mit Einzelpersonen. Die Befunde werden im Hinblick auf empirische Limi-tationen sowie theoretische und praktische Potenzi-ale diskutiert.

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Welche Strukturen und Akteure bräuchte es, um zu einer Lösung der Probleme zu kommen?

KnorppBeim Thema Salz ist es so, dass wir uns in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch in einem relativ frühen Zeitpunkt der Diskussion befinden. Man hat nicht das Gefühl, dass die Akteu-re in den verschiedenen Bereichen, zum Beispiel dem Wissenschaftsbereich, ausreichend mitein-ander kommunizieren. Das wäre jedoch wichtig, um gemeinsame Empfehlungen abzugeben und

dann stärker in bestimmte Richtungen zu agieren. Hinzu kommt in Deutschland die relativ liberale Staatsauffassung, das heißt, jeder ist erst einmal selbst verantwortlich für seine Gesundheit. In solchen Systemen ist es schwierig weiterzukommen, wenn sich die Industrie als ein möglicher Partner sperrt und keine Unterstützung von politischer Seite vorhanden ist.

RossmannIch knüpfe da direkt an, mit der Betonung, wie wichtig es ist, sich interdisziplinär auszutauschen. Deswegen ist diese Tagung ein wundervolles Beispiel, wie gut das funktionieren kann. Der inter-disziplinäre Austausch ist häufig gar nicht so einfach. Das geht schon dabei los, dass man nicht die gleiche Sprache spricht. Eigentlich denken wir, wir sind alle Wissenschaftler und wir verstehen uns,

aber dann verwenden wir doch für dieselben Dinge teils unterschiedliche Vokabeln und es wäre sehr viel einfacher, wenn wir uns immer noch weiter, besser kennenlernen und offener aufeinander zugehen würden.

ZeebIch will noch mal betonen, dass das Thema chronische Erkrankungen das ganz große Thema ist, das uns in den nächsten Jahrzehnten beschäftigen wird. Und das nicht nur in Deutschland, son-dern weltweit. Da muss man zu einer Vielzahl von Ansätzen kommen, die sowohl die Frage des Regulierens durch Gesetze angeht, als auch gezielte und möglichst gut ausgearbeitete Ansätze,

die auf das Individuum oder die Community abzielen und mit einer freiwilligen Verhaltensänderung verbunden sind. Wo wir erkennen, dass es einfacher, effektiver und kostengünstiger ist, etwas mit Ge-setzen oder anderen Regelungen anzugehen, da sollten wir nicht davor zurückschrecken. Und an den Stellen, wo wir erkennen, dass Gesetze eine Bevormundung, ein patriarchalisches und undemokrati-sches Vorgehen darstellen, müssen wir uns zurückhalten und über den etwas schwierigeren Weg des Empowerments, der Partizipation und so weiter gehen. Das sollen keine Gegensätze sein, aber das muss in einem vernünftigen Verhältnis sein und wir müssen uns auf die Dinge konzentrieren, die wir gut än-dern können.

Diskussion: Chronische Krankheiten vermeiden

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Botschaft zum Thema Vitamin D

PlenumDie Botschaft, die wir zum Thema Vitamin D senden müssten, ist relativ kompliziert. Wie könnte man eine gescheite Botschaft setzen und diese dann kommunizieren?

ZeebDas ist ein „Battlefield“: Auf der einen Seite sind die Dermatologen, die stark die Hautkrebspers-pektive vertreten und sich weniger um das Vitamin D kümmern. Ihr Vorschlag lautet: In der Mit-tagszeit 10 bis 15 Minuten rausgehen, damit kann man den nötigen Tagesbedarf von Vitamin D synthetisieren. Das gilt allerdings nur für schöne Tage wie heute, im Herbst gilt das nicht mehr

und im Winter ist der Sonnenstand so, dass wir überhaupt kein Vitamin D mehr synthetisieren, auch wenn die Sonne scheint. Die Vitamin D-Protagonisten sehen das anders und möchten gerne andere Hinweise geben. Bis hin zu dem Vorschlag: vergesst UV, nehmt Pillen, was wiederum zu einer Medikali-sierung des Alltags führt. Ich habe da noch nicht die richtige Antwort und die gibt es im Moment sicher-lich nicht. Ich glaube, eine Botschaft reicht da auch nicht, aber mit zwei, drei Botschaften im Hinterkopf kann man sich durch den Vitamin D- und UV-Dschungel halbwegs gut bewegen. Die Frage ist jedoch, wie gut das kommunizierbar ist.

RossmannIch möchte da noch mal einhaken und auf den UV-Index eingehen. Erreichen wir mit diesem UV-Index als Kommunikationstool eigentlich das, was wir damit erreichen wollen? Die WHO emp-fiehlt diesen UV-Index als Mittel um Verhalten zu ändern. Die Idee war, dass die Leute, wenn sie wissen, wie hoch der UV-Index ist, entsprechend ihr Verhalten anpassen. Das setzt sehr viel Vor-

wissen voraus und hier in Deutschland ist der Index kaum bekannt. Ich habe in Deutschland in der Presseberichterstattung geschaut, wie oft dieser UV-Index in der Presse in klassischen, überregionalen Zeitungen vorkommt: So gut wie gar nicht. Ich glaube, man müsste zunächst dafür sorgen, dass dieser UV-Index bekannter wird, dass man lernt, was man zu tun hat, wenn der UV-Index bei 8 oder bei 4 ist, auch in Hinblick auf Vitamin D, durch eine massive Medienberichterstattung, sicherlich auch in Schulen.

Workshop: Chronische Krankheiten vermeiden |

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Übergreifende Botschaften zum Thema Gesundheit

PlenumIch möchte das Ganze in einen größeren Zusammenhang stellen. Das sind alles hochkomplexe Themen, die wir so vereinzelt gar nicht in der Bevölkerung darstellen können. Notwendig sind übergreifende Botschaften, die sich auf einen umfassenden gesunden Lebensstil beziehen. Denn je spezifischer wir so eine Botschaft formulieren und auch Empfehlungen abgeben, desto weiter hängen wir immer die Leute ab, die sich gar nicht damit auseinandersetzen.

ZeebNatürlich müssen die „healthy choices“ die einfachen sein. Wir haben nicht viel davon, wenn al-les aufgeschlüsselt wird in Einzelbotschaften, die vielleicht richtig und hochwissenschaftlich sind, aber letzten Endes die Rezipienten nicht mehr mitnehmen. Es gibt ein paar große Botschaften, die sehr einfach und sehr hilfreich sind und ich glaube, an denen müssen wir arbeiten und die anderen

versuchen, in diesen Kontext sinnvoll einzubinden und gutes und gesundes Leben möglichst einfach und leicht verständlich machen. Dann hat man gewonnen.

Statement zum Workshop„Ich fand diesen Workshop sehr interessant. Es waren interessante Vorträge und auch die Diskussion am Ende hat mir gut gefallen.“

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Die nach wie vor beste-hende Diskrepanz zwi-schen der Ernährungspra-xis bei Kindern und den präventiven Ernährungs-empfehlungen macht

den Handlungsbedarf zur Verbesserung der Kinderernährung

offensichtlich. Da bisherige Lebensmittel-Kenn-zeichnung und Ernährungsaufklärung im Sinne der Verhaltensprävention nicht den gewünschten Bei-trag zur Verbesserung der Kinderernährung zeigten, wird als Public Health Strategie verstärkt die Verhält-nisprävention empfohlen, bei der ein gesundheits-förderliches Umfeld durch erleichterten Zugang zu gesunden Nahrungsprodukten geschaffen werden soll.

Der heutige Lebensmittelmarkt ist geprägt durch vielfältige Innovationen und Werbeversprechun-gen, vor allem im Bereich industriell hergestellter Fertigprodukte (Convenience- / CV-Produkte). Dies erschwert die Auswahl geeigneter Produkte für eine gesunde Ernährung. Die am FKE seit 1985 durchgeführte longitudinale DONALD Studie zeigt, dass industriell hergestellte Produkte wie Pizza und Konserven heute bereits fes-ter Bestandteil in der Kinderernährung sind. Gleich-zeitig beeinflusst die Außer-Haus-Verpflegung in Kindertagesstätten, Schulen und Krankenhäusern durch das tägliche Angebot einer warmen Mittags-mahlzeit und möglicher weiterer Mahlzeiten zuneh-mend die Kinderernährung.

Die Schaffung gesunder Nahrungsangebote setzt wissenschaftlich fundierte und praxistaugliche Kri-terien voraus. Mit dem am FKE entwickelten Prä-ventionskonzept der Optimierten Mischkost (OMK)

Von der Forschung zur Anwendung am Beispiel von Previkids NRW

Dr. oec. troph. Kerstin ClausenForschungsinstitut für Kinderernährung, Dortmund (FKE)

werden die wissenschaftlichen nährstoffbezogenen Empfehlungen in praktische lebensmittel- und mahl-zeitenbasierte Richtlinien umgesetzt. Damit liegen auch für die Bewertung von Mahlzeiten definierte Kriterien vor. Zur Kennzeichnung und schnellen Wiedererkennung wurde das Siegel optiMIX® eingeführt. optiMIX® ist eine seit 2005 europaweit eingetragene Marke des FKE. Das Siegel optiMIX® kennzeichnet Mahlzeiten, die den Kriterien der Optimierten Mischkost entspre-chen.

Des Weiteren ist für den Erfolg dieser Strategie der Verhältnisprävention die Einbindung der Ernährungs-wirtschaft vom Einzelhandel bis hin zur Gemein-schaftsverpflegung eine wesentliche Voraussetzung.In dem Projekt Previkids NRW (‚Präventionsernäh-rung für Kinder in NRW’) werden Machbarkeit und Wirksamkeit des Transfers von der Forschung in die Ernährungswirtschaft im Bereich der Kinderernäh-rung untersucht. Dazu sollen Produkte bzw. Mahlzeiten für Kinder in Zusammenarbeit mit Nahrungsmittelproduzenten optimiert bzw. neu entwickelt und mit Unterstüt-zung durch ein wirkungsvolles Marketing in der Fa-milienernährung und der Gemeinschaftsverpflegung eingeführt werden. Vor allem über die Gemeinschaftsverpflegung sol-len Kinder aller sozialen Schichten niederschwellig erreicht werden. Das heißt, dass das Lebensmittel-angebot langfristig positiv beeinflusst werden soll und durch die Kennzeichnung mit dem optiMIX® Siegel für Familien und Einrichtungen der Kinderbe-treuung gesunde Nahrungsangebote schnell und einfach erkennbar gemacht werden. In 26 Offenen Ganztagsgrundschulen, 10 Kindertagesstätten und in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Dort-mund wurden bereits Mittagsmahlzeiten bzw. die

Workshop: Gesundheit fördern – in jedem Alter |

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Seite 36 | Workshop: Gesundheit fördern – in jedem Alter

Tagesspeisekarte in enger Zusammenarbeit mit dem Essensanbieter anhand der Kriterien der Optimierten Mischkost geprüft, ggf. optimiert und mit dem opti-MIX® Siegel ausgezeichnet. Die Entwicklung und Einführung erster Produkte bzw. Mahlzeiten im Einzelhandel konnten umgesetzt werden, offenbarten aber weiteren Forschungsbe-darf im Hinblick auf eine verständliche Kommuni-kation zur Zusammenstellung von Lebensmitteln zu gesunden Mahlzeiten. Das optiMIX®-Siegel soll es erleichtern, gesunde Mahlzeiten für Kinder und Jugendlichen zu erkennen und bietet somit ein Sicherheitsnetz für eine gesun-de Ernährung von Kindern und Jugendlichen.

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Seite 37Workshop: Gesundheit fördern – in jedem Alter |

Bewegungsverhalten und -verhältnisse unserer Ge-sellschaft haben sich ge-wandelt. Der technische Fortschritt und ein hohes Verkehrsaufkommen ha-

ben dazu geführt, dass sich die Menschen im Alltag weniger be-

wegen – einerseits aus Bequemlichkeit, andererseits aufgrund veränderter Umgebungsbedingungen. Unter dem Rückgang von Spiel- und Bewegungsräu-men leiden vor allem Kinder und Ältere, deren Leben sich in erster Linie im nahen Wohnumfeld abspielt.Solch ein Bewegungsmangel hat deutlich negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen. Ein körperlich aktiver Lebensstil hingegen hat nach-weislich einen hohen Stellenwert sowohl für die Auf-rechterhaltung der Gesundheit als auch für die Ver-meidung chronischer Krankheiten. Studien belegen gesundheitliche Effekte von Bewe-gung sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene.

Für Politik und Praxis stellt sich also die Frage, wie vor allem diejenigen nachhaltig erreicht werden können, die durch bisherige Bewegungsangebote zur Ge-sundheitsförderung nicht erreicht werden. Dazu be-darf es Prozessen, die nicht nur auf Veränderungen des individuellen Verhaltens abzielen, sondern sozia-le Strukturen schaffen, in denen durch intersektorale Kooperation und Bündelung von sogenannten Aktiv-posten passgenaue Lösungen gefunden werden.Durch die Beteiligung der Betroffenen an solchen Prozessen werden sie dazu befähigt, die Eigenkon-trolle über die Determinanten für Ihre Gesundheit zu erhöhen und dadurch ihre Gesundheit zu verbessern.Wie solch ein Prozess gestaltet werden kann, soll am Beispiel des BIG-Ansatzes erläutert werden. BIG

steht für Bewegung als Investition in Gesundheit und ist ein sowohl verhältnis- als auch verhaltens-präventiver Ansatz. Er zielt darauf, die Chancen von Frauen in schwierigen Lebenslagen und Frauen mit Migrationshintergrund zu verbessern, an den vielfäl-tigen positiven Effekten von Bewegung teilzuhaben. Ein Kernelement des BIG-Ansatzes ist die kooperati-ve Planung. Dieser systematische Beteiligungs- und Befähigungsansatz ermöglicht es den Frauen, zu-sammen mit weiteren Stakeholdern Einfluss auf die Determinanten ihrer Gesundheit auszuüben. Ziel des Prozesses ist es, gemeinsam umfassende Maßnah-men zu entwickeln, umzusetzen und durch Schaf-fung neuer Strukturen nachhaltig abzusichern.Durch die direkte Einbindung von Politik, Experten und Entscheidungsträgern werden unmittelbar mögliche Aktivposten und Ressourcen in den jewei-ligen Settings für die Maßnahmenentwicklung und -umsetzung identifiziert und eingebunden.

Der BIG-Ansatz erzielt in seiner Dualität von Verhal-ten und Verhältnissen auf mehreren Ebenen positive Effekte. So wurden Wirkungen sowohl auf politischer als auch auf operationaler Ebene beobachtet. Auf der politischen Ebene zeigten sich Veränderun-gen im Verhalten zum Beispiel dadurch, dass die Ziel-gruppe an der Entwicklung von Bewegungsverhält-nissen beteiligt wurde. So konnte eine gemeinsame Politik betrieben werden, die Gesundheitsförderung auch in Bezug auf die Verhältnisse der Zielgruppe zu-ließ (z.B. Schaffung einer Koordinationsstelle). Auf der operationalen Ebene zeigten Erhebungen unter anderem ein verändertes Bewegungsverhalten (z.B. Anstieg regelmäßiger mittelschwerer körper-licher Aktivität), physiologische Effekte (Blutdruck-senkung und verbesserte Herzfrequenzvariabilität), entwickelte Bewegungskompetenzen (Schwimmen lernen) sowie eine systematische Erweiterung von

Bewegung als Investition in Gesundheit – Zielgruppen erreichen in jedem Alter

Nora Rosenhäger, Annika Frahsa, Alfred RüttenInstitut für Sportwissenschaft und Sport, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, Nürnberg

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Handlungsmöglichkeiten der Frauen (Empower-ment). Ebenso verbesserten sich durch BIG die Bewe-gungsverhältnisse für die Zielgruppe (z.B. Schaffung von Frauenbadezeiten und zahlreichen Kursangebo-ten).

Literatur

Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (2010): Bewegungs-förderung 60+. Ein Leitfaden zur Förderung aktiver Lebensstile im Alter. LIGA.Praxis 6

Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (2011): Gesundheit durch Bewegung fördern. Empfehlungen für Wissen-schaft und Praxis. LIGA.Fokus 12

Rütten, A. & Frahsa, A. (2012): Qualitätsmanagement zur Verbesserung von Bewegungsverhältnissen in der Gesundheitsförderung. Bewegungstherapie und Gesundheitssport 28, 6-10.

Rütten, A. & Frahsa, A. (2011): Bewegungsverhältnisse in der Gesundheitsförderung. Ein Ansatz zur theoretischen Konzeptualisierung mit exemplarischer Anwendung auf die Interventionspraxis. Sportwissenschaft 41, 16-24.

Röger, U., Rütten, A., Frahsa, A., Abu-Omar, K. & Morgan, A. (2011): Differences in individual empow-erment outcomes of socially disadvantaged women: effects of mode of participation and structural chan-ges in a physical activity promotion program. Int. J Public Health 56, 465–473.

Rütten, A. & Gelius, P. (2011): The interplay of struc-ture and agency in health promotion: Integrating a concept of structural change and the policy dimen- sion into a multi-level model and applying it to health promotion principles and practice. Social Science & Medicine 73, 953-959.

Rütten, A. et al. (2008): Empowerment von Frauen in sozial benachteiligten Lebenslagen: Das BIG-Projekt. Gesundheitswesen 70, 742–747.

U.S.Department of Health and Human Services (2008): Physical Activity Guidelines Advisory Com-mittee Report.

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Seite 39Workshop: Gesundheit fördern – in jedem Alter |

Die Ernährungssituation im Alter ist der vielfäl-tigen Lebens- und Ge-sundheitssituation älterer Menschen entsprechend sehr unterschiedlich. In

Deutschland liegen Daten von selbständig im Privathaushalt le-

benden Senioren, von Pflegeheimbewohnern und von geriatrischen Pa tienten vor. Die Ernährungssi-tuation pflegebedürftiger älterer Menschen, die zu-hause versorgt werden, wird derzeit für den Ernäh-rungsbericht 2012 in einer Studie in Nürnberg, Bonn und Paderborn untersucht.

Bei selbständig im eigenen Haushalt lebenden Seni-oren in gutem Gesundheits- und Allgemeinzustand wurde in einer bundesweiten Erhebung festgestellt, dass sich diese Seniorengruppe hinsichtlich ihrer Er-nährung nicht wesentlich von jüngeren Erwachse-nen unterscheidet. Die Ernährungsgewohnheiten waren einerseits durch eine relativ hohe Aufnahme an tierischen Pro-dukten und Fett charakterisiert und andererseits durch einen zu geringen Verzehr von Obst, Gemüse, Milch- und Vollkornprodukten sowie Fisch. Die mitt-lere tägliche Energiezufuhr lag mit 2207 kcal (Män-ner) bzw. 1994 kcal (Frauen) im Bereich der Richtwer-te. Die mittlere tägliche Nährstoffaufnahme lag mit Ausnahme von Ballaststoffen, Calcium, Vitamin D und Folsäure über der Empfehlung. Insgesamt wurde Mangelernährung nur ausnahms-weise und Übergewicht bei etwa einem Viertel der Untersuchten festgestellt, wobei mit steigendem Alter die Häufigkeit von Mangelernährung zu- und die Häufigkeit von Übergewicht abnahm. Insbeson-dere bei jüngeren Senioren im Privathaushalt stellen Übergewicht und damit verbundene Folgeerkran-

kungen die zentralen Ernährungs- und Gesundheits-probleme dar (Ernährungsbericht 2000).

Bewohner von Pflegeheimen haben dagegen ein hohes Risiko für Mangelernährung, wobei je nach Untersuchungskriterien, Art der Einrichtung und Bewohnerkollektiv sehr unterschiedliche Häufig-keiten berichtet werden. In Deutschland ergab die ErnSTES-Studie bei insgesamt 773 Bewohnern von 10 Altenpflegeheimen anhand des Mini Nutritional Assessment (MNA) bei 11 % Mangelernährung und bei 48 % ein Risiko für Mangelernährung. Die Prä-valenz von Mangelernährung nahm mit steigender Pflegestufe zu und war bei Bewohnern mit Demenz signifikant größer als bei Bewohnern ohne Demenz. Ernährungsprobleme wie Appetitlosigkeit, Kau- und Schluckbeschwerden waren weit verbreitet. Beson-ders auffällig war der sehr geringe Verzehr an Frisch-obst und Gemüse, der im Mittel unter 20 % der von der DGE empfohlenen Menge lag. Die mittlere tägli-che Energiezufuhr war mit 1678 kcal (Männer) bzw. 1458 kcal (Frauen) relativ niedrig. Entsprechend wur-de für die meisten Mikronährstoffe der Referenzwert im Mittel nicht erreicht (Ernährungsbericht 2008).

Auch bei geriatrischen Patienten ist Mangelernäh-rung weit verbreitet. In der bundesweiten multi-zentrischen Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) zur Prävalenz von Man-gelernährung bei 1886 Klinikpatienten unterschied-licher medizinischer Disziplinen waren geriatrische Patienten mit über 50 % mit Abstand am häufigsten betroffen. Unabhängig von der Disziplin stieg die Prä-valenz mit zunehmendem Alter (Pirlich et al. 2006).

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass bei älteren Menschen je nach Lebens- und Gesund-heitssituation einerseits Übergewicht und anderer-

Ernährungssituation von Senioren in DeutschlandHerausforderungen und Ansätze zur Verbesserung der Ernährung im Alter

Prof. Dr. Dorothee VolkertTheo und Friedl Schöller-Stiftungsprofessur für Klinische Ernährung im Alter, Institut für Biomedizin des Alterns, Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg

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seits Mangelernährung häufig anzutreffen sind. An-gesichts unserer demographischen Entwicklung mit einer starken Zunahme betagter und vor allem hoch-betagter Menschen sowie aufgrund der mit steigen-dem Alter einhergehenden Zunahme chronischer Krankheiten und Behinderungen werden auch Er-nährungsprobleme und ihre weitreichenden gesund-heitlichen Konsequenzen an Häufigkeit zunehmen. Bisher wird insbesondere Mangelernährung häufig gar nicht wahrgenommen (Volkert et al. 2010).

Durch regelmäßige Erfassung der Ernährungssitu-ation („Screening“) beim Hausarzt und in Kliniken könnten Ernährungsprobleme frühzeitig erkannt und geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um eine bedarfsgerechte Ernährung zu ermöglichen. Weiterhin könnte die Integration von Ernährungs-fragen in die Ausbildungsgänge von Ärzten, Pflege-

kräften und Therapeuten zu einem besseren Ernäh-rungsbewusstsein und adäquaten Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Behandlung von Mangelernäh-rung beitragen. Durch Informations-, Beratungs- und Kursangebote für Senioren könnten Ernährungswis-sen und -bewusstsein der Betroffenen selbst verbes-sert werden.

Da sich im Gesundheitszustand im Alter auch die vorangegangene lebenslange Ernährung wiederspie-gelt, kann nicht früh genug mit einer gesund erhal-tenden Ernährung und mit Maßnahmen zur Ernäh-rungsaufklärung begonnen werden.

Literatur

Heseker H, Stehle P (2008): Ernährung älterer Men-schen in stationären Einrichtungen (ErnSTES-Studie). In: Dt. Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.): Ernäh-rungsbericht 2008. Druckerei Henrich, Frankfurt am Main, S. 157-204.

Stehle P, Volkert D, Junk K, Sack S (2000): Ernährung älterer Menschen in der Bundesrepublik Deutschland. In: Dt. Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.): Ernäh-rungsbericht 2000. Druckerei Henrich, Frankfurt am Main, S. 147-178.

Pirlich M, Schütz T, Norman K et al (2006): The German Hospital Malnutrition Study. Clin Nutr 24: 563-572.

Volkert D, Saeglitz C, Güldenzoph H, Sieber CC, Stehle P: Undiagnosed malnutrition and nutrition-related problems in geriatric patients. J Nutr Health Aging 2010; 14: 387-392.

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Diskussion: Gesundheit fördern – in jedem Alter

Workshop: Gesundheit fördern – in jedem Alter |

Wie erfolgt der Ablauf der Zertifizierung und Siegelvergabe im Einzelhandel?

ClausenAn einzelne Produkte, wie z.B. Brot, Apfel oder Quark, wird kein Siegel vergeben. Die Vergabe erfolgt nur im Kontext mit einer vollständigen Mahlzeit. Ein Beispiel dafür ist ein mit Salat und Aufschnitt belegtes Sandwichbrot, das ergänzt mit einem Apfel und einer Flasche Wasser in einer Bäckerei als Zwischenmahlzeit für Schüler angeboten wird. Weitere Beispiele sind Mittagsmahlzeiten, die für

Schulen und Kindertagesstätten angeboten werden.Resultierend aus Previkids wird Kommunikationsforschung durchgeführt, um herauszufinden, inwie-fern das Konzept der Mahlzeitenkombination richtig verstanden wird. In der Gemeinschaftsverpfle-gung ist die Zertifizierung einfacher, da die Mittagsmahlzeit, mit einem Glas Wasser schon komplett ist. Eine Zertifizierung kann im Einzelhandel erfolgen, wenn es sich um ein vernünftig zusammengesetztes Komplettgericht handelt, das den Kriterien für die Siegelvergabe entspricht.

Welche Bedeutung haben vegetarische Gerichte bei optiMIX® im Hinblick auf kulturelle Unterschiede?

ClausenVegetarische Gerichte haben in optiMIX® eine große Bedeutung, zumal die Fleischempfehlungen im Rahmen der Mittagsmahlzeiten bei optiMIX® eher gering sind. In der Realität liegt der Fleisch-verzehr bedeutend über unseren Empfehlungen. Die eingesetzte Fleischsorte oder die Zusammen-setzung der Mittagsmahlzeiten kann vom Essensanbieter unter Berücksichtigung der kulturellen

Wünsche gewählt werden. Bei der Zertifizierung stellen wir bei Bedarf Berechnungen mit unter-schiedlichen Fleischsorten oder alternativ auch mit Verzicht auf das Fleisch zur Verfügung, je nach Wün-schen der Zielgruppe.

Wie erfolgt die Verbreitung und Anwendung von optiMIX® in Schulen und Kindergärten in Deutschland?

ClausenDas Projekt findet modellhaft in Dortmunder Schulen und Kindertagesstätten statt. Die Caterer, mit denen wir zusammenarbeiten, agieren aber zum Teil auch über die Landesgrenzen hinaus, sodass über den Caterer auch eine weitere Streuung erfolgen kann. Über das Ausmaß dieser Streu-

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ung können wir derzeit nichts sagen. Die Erfahrungen der optiMIX® Mahlzeiten in Dortmund sind aber durchweg positiv. Über das Projekt hinaus stehen wir bisher primär mit Essensanbietern aus Nordrhein-Westfalen in Kontakt, die sich von uns zertifizieren lassen. Es kann aber grundsätzlich jeder Essensan-bieter an uns herantreten und sich von uns Mahlzeiten zertifizieren lassen.

Wie ist die Gestaltung der bundesweiten Verbreitung des Projekts?

ClausenNeben den Caterern, die optiMIX® Mahlzeiten über Schulen und Kitas verbreiten, ist es langfristig das Ziel, auch über den Einzelhandel optiMIX® Mahlzeiten anzubieten. Hier ist dann eine Zusam-menarbeit mit lebensmittelproduzierenden Unternehmen der Ernährungswirtschaft gefordert, mit denen wir Produkte neu entwickeln oder bestehende Produkte so optimieren wollen, dass sie

unseren Kriterien entsprechen. Durch den Vertrieb im Einzelhandel erfolgt dann eine noch größere und bundesweite Streuung in die Familien.

Wie ist das Monitoring im Projekt Previkids bei Kindern und Jugendlichen gestaltet?

ClausenSowohl in der Donald Studie als auch bei einem Therapieprogramm für übergewichtige Kinder – dem Obeldicks Programm- wird ein Monitoring durchgeführt. In den Ernährungsprotokollen der lang angelegten Donald Studie werden Produkte der Kinderernährung erfasst, sodass auch opti-mierte zertifizierte optiMIX® Produkte erfasst werden können. Im Moment werden die Ergebnisse

noch ausgewertet.

Wie erfolgen die Evaluation mit allen Beteiligten und die Nachsteuerung?

RosenhägerIn unserem Projekt befinden wir uns bereits im Public Health Action Cycle. In einigen BIG-Projekten – z.B. in Erlangen – erfolgt die Evaluation, indem nach jedem Zyklus Fragebögen zur Bewertung der Maßnahmen und Erhebung von Zielgruppenkriterien verteilt werden. Für eine qualitative Auswer-tung werden Interviews mit allen Beteiligten über den ganzen Prozess hinweg durchgeführt. Als

eigenständige und nachhaltige Maßnahme werden alle Frauen der Zielgruppe eingeladen, regelmä-ßig einen Rückblick über das letzte Semester und einen Ausblick auf das nächste Semester zu geben.Durch die Evaluation soll einerseits ermittelt werden, was gut gelaufen ist und andererseits geprüft werden, ob die Wünsche und Bedürfnisse noch erfüllt werden oder ob etwas Neues gewünscht wird. Somit kann das Projekt unter Beteiligung aller weiterentwickelt werden.

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Wie hoch ist der Ressourceneinsatz in der Entwicklungsphase und in der Durchführung?

RosenhägerDer größte Invest findet während der koordinativen Planung, in der Einführung der Strukturen für das Projekt „Bewegung als Investition in Gesundheit“ statt. Die persönliche Ansprache aller Be-teiligten ist ein enormer Aufwand. Wichtig ist der Wille, auf politischer Seite, für diese Zielgruppe etwas zu tun. Der Erfolg steht und fällt mit der persönlichen Ansprache und dem Engagement ein-

zelner Personen. Auch wenn bereits Strukturen bestehen – wie zum Beispiel eine Koordinationsstelle in Erlangen –, stellt sich jedes Jahr wieder die Frage nach der Bewilligung und Finanzierung.

Wie erfolgt die Verankerung des Projekts in den verschiedenen Kommunen?

RosenhägerNeben Erlangen, wo das Projekt bereits fest verankert ist, haben wir auch Projekte in Kommunen, die noch nicht so lange laufen. Selbst dort, wo keine Koordinationsstelle vorhanden ist, läuft das Projekt selbstständig und nachhaltig. Die Aufgaben sind dann in der Verwaltung verankert und teilweise auf verschiedene Querschnittsämter verteilt. In einigen Kommunen sind das Sportämter,

aber auch die Gesundheitsämter zeigen ein großes Interesse. Das Projekt „Bewegung als Investition in Gesundheit“ wird in manchen Kommunen auch von der VHS mitfinanziert oder es werden in Verei-nen entsprechende Möglichkeiten geschaffen.

Wie ist die Beurteilung der DGE-Eiweißzufuhrempfehlung von 0,8 g pro kg Körpergewicht und Tag für Hochbetagte?

VolkertDie Eiweißversorgung im Alter ist ein sehr wichtiger Punkt, vor allem im Hinblick auf die Erhaltung der Muskelmasse. Die Empfehlung ist auch international vor wenigen Jahren so bestätigt worden, nachdem die gesamte Literatur bearbeitet und gesichtet wurde. Man muss allerdings sagen, dass es inzwischen zwei große epidemiologischen Studien gibt, die gezeigt haben, dass eine höhere

Zufuhr mit einem geringeren Muskelmassenverlust bzw. geringerem Gebrechlichkeitsrisiko im Laufe der Zeit verbunden ist. Darauf basiert im Grunde die nicht wirklich gut abgesicherte Vermutung, dass ältere Menschen mehr Eiweiß benötigen als die aktuell empfohlenen 0,8 g pro kg Körpergewicht. Ich würde allein aufgrund dieser beiden Studien nicht die Empfehlungen ändern. Wichtig wäre, erst einmal die Zufuhr von 0,8 g Eiweiß bei allen gebrechlichen und schwer beeinträchtigten Senioren zu sichern, was im Pflegeheim bei weitem nicht gewährleistet ist. Bei gesunden rüstigen Senioren ist der Verzehr von Eiweiß mit 1,2 g pro kg Körpergewicht ohnehin wesentlich höher.

Workshop: Gesundheit fördern – in jedem Alter |

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Wie ist die Vorbeugung eines Mangels bei älteren Menschen durch den Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln möglich?

VolkertIch persönlich sehe das eher kritisch. Die meisten Nährstoffe sind im normalen Essen von gesun-den Senioren ausreichend vorhanden. Ich würde von einer Supplementierung bei gesunden Seni-oren - mit Ausnahme von Vitamin D und in manchen Fällen auch einer Calciumsupplementierung - absehen. Bei Senioren in Pflegeheimen und in der Geriatrie ist die Essensmenge häufig insgesamt

zu gering. Hier ist es sinnvoll, Produkte wie Trinknahrungen einzusetzen, die im Komplettverbund Energie und alle Nährstoffe liefern. Es ist meist sinnvoller nicht einzelne Nährstoffe, sondern die Nah-rung insgesamt durch konzentrierte Nährlösungen zu ergänzen. Im ersten Schritt würde ich immer die Lebensmittelebene sehen. Auch alte Menschen können sich mit normalen Lebensmitteln vollwertig oder ausgewogen ernähren und alle Nährstoffe zuführen, mit Ausnahme von Vitamin D. Solange ältere Menschen in die Sonne gehen und sich in der Natur bewegen, wird auch im Alter Vitamin D über die Haut produziert. Die produzierte Menge ist jedoch geringer. Das bedeutet, ältere Menschen müssen sich eigentlich etwas länger im Freien aufhalten. Wenn alte Menschen aber gar nicht mehr rausgehen, sollte Vitamin D supplementiert werden.

Statement zum Workshop„Ich fand diesen Vortrag sehr gut und informativ. Angefangen mit Kindern, über Migranten bis hin zur Ernährung im Alter waren es viele Facetten. Zunächst wurden spezifische Projekte vorgestellt und zum Schluss war es eher allgemein gehalten. Ich habe einen guten Einblick erhalten, auch wie weit die Forschung in diesen Themenfelder ist, was gemacht werden muss, welche Probleme es gibt. Es wurden auch viel Theorien, die heute Vormittag behandelt wurden, erneut aufgegriffen.“

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Seite 45Workshop: Gesundheitliche Ungleichheit verringern |

Ausprägungen von sozialer Ungleichheit im Bereich ErnährungHunger und Ernährungs-armut existieren in der Bundesrepublik Deutsch-

land offiziell nicht. Anders als etwa in den USA, wo auf Grund-

lage repräsentativer Befragungen des United Sta-tes Department of Agriculture (USDA) regelmäßig der Anteil der Haushalte ermittelt wird, in denen im Berichtsjahr zeitweise nicht ausreichend Mittel zur Verfügung standen, um alle Haushaltsmitglieder ausgewogen ernähren zu können. Da es in der Bun-desrepublik keine Statistiken über das Phänomen Ernährungsarmut gibt, ist man bei der Einschätzung der Problematik auf Indizien angewiesen.

Die Lebensmittelpreise sind in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als die gesamte Inflations-rate. In den letzten Jahrzehnten haben die unteren Einkommensbereiche Reallohnverluste hinnehmen müssen. Seit Anfang der 2000er Jahre wurde im Zu-sammenhang mit den sogenannten Hartz-Arbeits-marktreformen ein Niedriglohnsektor etabliert, der mittlerweile fast ein Viertel der Beschäftigten in der Bundesrepublik Deutschland umfasst. Reallohn-verluste mussten auch die Bezieher/innen von So-zialhilfesleistungen wie ALG II erleiden, deren Höhe seit der Einführung im Jahr 2005 nicht annähernd mit der Preissteigerung Schritt gehalten hat. In die teilweise sehr polemisch geführte Diskussion um die Frage, ob man sich mit den gegenwärtigen Hartz-IV-Sätzen angemessen ernähren kann, hat eine Un-tersuchung des Forschungsinstitut für Kinderernäh-rung in Dortmund 2007 Klarheit gebracht: Weder für Jugendliche, noch für Erwachsene ist es möglich mit den Hartz-IV-Sätzen die vom Forschungsinstitut für

Kinderernährung Dortmund konzipierte und von der Bundesregierung empfohlene optimierte Mischkost (optimix) zu finanzieren.

Erschwerend kommt hinzu, dass rund 900.000 ALG-II-Empfänger im Jahr 2011 zeitweise deutlich weniger Geld als die Regelleistung erhalten haben. So beka-men die 3,3 Millionen Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaf-ten im Dezember 2011 im Schnitt lediglich 807,29 Euro ausbezahlt – der niedrigste Wert seit der Einführung von Hartz IV im Jahr 2005. Im Extremfall kann die Auszahlung von Geldmitteln für ALG II-Empfänger/innen sogar ganz eingestellt werden. Im Jahr 2008 gab es 119.00 Fälle, in denen die Leistungen zeitweise auf null Euro gekürzt wurden. Ausgestellt wurden le-diglich Lebensmittelgutscheine.

Dauerhaft von nennenswertem Bargeldbezug aus-geschlossen sind in vielen Bundesländern und Kom-munen Asylbewerber und geduldete Flüchtlinge. Sie erhalten lediglich Essenspakte oder werden durch Kantinen versorgt. Dabei wird in der Regel wenig Rücksicht auf individuelle und kulturelle Ernährungs-vorlieben und -wünsche genommen. An Bargeld-zahlungen erhalten volljährige Flüchtlinge und Asyl-bewerber lediglich 40,90 €, Jugendliche die Hälfte. Dieses sogenannte Taschengeld wurde seit der Ein-führung des Asylbewerberleistungsgesetzes 1993 nicht erhöht. In Bundesländern und Kommunen, in denen Asylbewerber und geduldete Flüchtlinge statt Sachleistungen Bargeldzahlungen erhalten, liegt der Betrag fast 40 Prozent unterhalb des Niveaus der Hartz-IV-Regelsätze. Auch hier kommt es, zum Bei-spiel bei „Nichtkooperation“ im Asylverfahren, regel-mäßig zu Leistungskürzungen.

Ein zusätzliches Indiz für die Existenz einer ausge-prägten Ernährungsarmut in Deutschland ist die

Ursachen für soziale Ungleichheit und Auswirkungen sozialer Ungleichheit im Bereich Ernährung

Friedrich Schorb, M.A.Institut für Public Health und Pflegeforschung, Universität Bremen

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wachsende Anzahl der Lebensmitteltafeln. Seit ihrer Gründung 1993 ist die Zahl der regionalen Organisa-tionen auf knapp 900 angestiegen. Anderthalb Milli-onen Menschen greifen an den rund 2.000 Ausgabe-stellen regelmäßig auf das Tafelangebot zurück.

Damit hat sich innerhalb kürzester Zeit ein in Um-fang und Ausrichtung den USA vergleichbares Hilfs-system gegen Ernährungsarmut entwickelt. Doch trotz dieser empirischen Realität wird das Phänomen Ernährungsarmut bislang weder von der Politik noch von den Sozial- und Gesundheitswissenschaften in ausreichendem Maße zur Kenntnis genommen. Immer noch herrscht die Ansicht vor: eine gesun-de und ausreichende Ernährung sei in Deutschland grundsätzlich für jeden bezahlbar.

Die gesundheitlichen Folgen der Ernährungsarmut in Deutschland sind nicht hinreichend untersucht. In der medialen Darstellung werden materielle Hürden für eine ausgewogene und gesundheitsförderliche Ernährung immer noch geleugnet. Zwar gelten ernährungsmitbedingte Krankheiten als schwerwiegendes Problem: Nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums (BMELV) sind ernäh-rungsmitbedingte Krankheiten für 30 Prozent der Kosten im Gesundheitswesen verantwortlich. Dabei wird die Häufung ernährungsmitbedingter Gesund-heitsprobleme in den unteren Sozialschichten nicht grundsätzlich geleugnet, allerdings werden die Ursa-chen hierfür allein in „selbstgewählten“ Verhaltens-weisen verortet.

So wird das häufigere Auftreten eines erhöhten Kör-pergewichts bei Angehörigen unterer Sozialschich-ten als Argument dafür missbraucht, dass nicht strukturelle Probleme, sondern individuelles Ver-sagen für die Trias Übergewicht, Krankheit und Ar-mut verantwortlich seien. Dies zeigen einige Zitate der vergangenen Jahre eindrücklich. So urteilte etwa der Historiker Paul Nolte 2004 über den Zusammen-hang zwischen Armut, Undiszpliniertheit und Über-gewicht: „Unterschicht-Kinder in Deutschland sind doch nicht so miserabel ernährt, weil die Eltern zu arm sind, gesundes Essen zu kaufen. Im Gegenteil. Es gehört zum Lebensstil der Unterschicht, ihren Kin-dern dauerhaft ungesundes und auch noch relativ teures Essen zuzumuten.“ Der CDU-Politiker Oswald

Metzger äußerte sich einige Jahre später noch diffa-mierender: „Viele Sozialhilfeempfänger sehen ihren Lebenssinn darin, Kohlenhydrate oder Alkohol in sich hinein zu stopfen, vor dem Fernseher zu sitzen und das Gleiche den eigenen Kindern angedeihen zu las-sen. Die wachsen dann verdickt und verdummt auf.“

FazitAus gesundheitswissenschaftlicher Sicht ist es drin-gend geboten, das Thema Ernährungsarmut im Überfluss endlich ernst zu nehmen und das Recht auf alimentäre Teilhabe (Sabine Pfeiffer) offensiv einzufordern. Ein Recht auf alimentäre Teilhabe im Wohlstand be-inhaltet mehr als nur die Grundversorgung mit aus-reichend Kalorien: dazu gehört auch ein gesellschaft-liches Klima zu schaffen, in dem Platz für eine Vielfalt von unterschiedlichen Vorstellungen und Konzepten von einem gutem Essen und Leben ist.

Literatur beim Autor

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In einer zunehmend kom-plexen und schnelllebigen Umwelt werden grundle-gende Kompetenzen im Bereich Konsum sowie Essen und Trinken immer

wichtiger. Das Ernährungs- und Gesundheits-

verhalten von Erwachsenen sowie Kindern und Ju-gendlichen ist aber immer noch nicht zufriedenstel-lend. Es wird zu wenig Obst und Gemüse, dafür zu viel Fleisch und Wurstwaren verzehrt (1, 2). 15 % der Kinder und Jugendlichen (3-17 Jahre) sind überge-wichtig, 6,3 % davon adipös (3), bei den erwachsenen Männern und Frauen sind 66,0% bzw. 50,6% über-gewichtig oder adipös (4). Ergebnisse zu Aspekten des Ernährungswissens der zweiten Nationalen Ver-zehrsstudie (NVS II) zeigen, dass zwar über die Hälfte der Teilnehmenden (58,2%) die richtige Erklärung für probiotischen Joghurt kennen und rund zwei Drittel (66,7%) ACE-Getränke richtig definieren können, es aber immer noch Personen gibt, deren Ernährungs-wissen nicht ausreichend ist (4).

Die Vermittlung von ersten für den (Ess-)Alltag not-wendigen Kompetenzen erfolgt in der Familie.Ein gesundheits- und den Genuss förderndes Ess-verhalten wird hier erlernt; Fähigkeiten und Fertig-keiten werden vorgelebt und weitergegeben (5,6). Die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen sollte daher in den Familien ansetzen und im institutionel-len Bildungsbereich ergänzend fortgeführt werden. Kompetenzen umfassen dabei mehr als Wissen und Können. Sie werden sowohl durch informelles Ler-nen anhand konkreter Erfahrungen als auch durch formale Lernprozesse angeeignet. Angestoßen durch die PISA-Debatte wurde der für die Allgemeinbil-dung verwendete Begriff „Literacy“ auch für andere

Food and Nutrition Literacy in FamilienBefunde zur Stärkung einer gesundheitspräventiven Schlüsselkompetenz

Juliane Yildiz, M. Sc., Prof. Dr. Ingrid-Ute LeonhäuserInstitut für Ernährungswissenschaft, Justus-Liebig-Universität Gießen

Bildungsbereiche verwendet (7). „Food Literacy“ be-schreibt „die Fähigkeit, den Ernährungsalltag selbst-bestimmt, verantwortungsbewusst und genussvoll zu gestalten.“ (8) Die Definition von „Nutrition Li-teracy“ geht in ihren Implikationen noch weiter: sie umfasst „die ernährungsrelevanten Kompetenzen, die eine verständige und verantwortungsvolle Ge-staltung der eigenen Ernährung und der anderer und damit auch der Gesundheit und der Teilhabe am ge-sellschaftlichen Leben ermöglichen.“ (9) Dazu zählen Wissen und Verständnis um ernährungsrelevante naturwissenschaftliche und soziokulturelle Zusam-menhänge, aber auch Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Einstellungen und Denkhaltungen zum Wert von Ernährung (9). Das Projekt „Reform der Ernährungs- und Verbrau- cherbildung in allgemein bildenden Schulen“ ver-sucht Ernährungsbildung in diesem Sinne als Kom-petenzvermittlung in die Schulcurricula einzubrin-gen (10). Daneben sollte Food Literacy auch als Querschnittsthema in vielen anderen Bereichen der Erwachsenenbildung und -beratung eingebracht werden (8).

Empirische Befunde untermauern die Forderung nach einer Vermittlung von den o. g. Kompetenzen. Laut Ergebnissen der NVS II können nur rund die Hälfte der Befragten (48,7%) nach eigener Einschät-zung „sehr gut“ bis „gut“ kochen. Die eigenen Koch-kompetenzen werden dabei von Jüngeren schlechter eingeschätzt als von Älteren (4). Außerdem mangelt es Personen, die länger in Armut leben, an Kompetenzen im Bereich der Ernährungs-versorgung, die sich sowohl an ernährungsphysiolo-gischen Empfehlungen für verschiedene Altersgrup-pen als auch am Gesundheitswert von Lebensmitteln messen lassen (11).

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Eine vom Bayerischen Staatsministerium für Um-welt, Gesundheit und Verbraucherschutz geförderte Untersuchung mit Nürnberger Grundschulkindern belegt die Notwendigkeit, insbesondere für Kin-der aus Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status, nicht nur verhaltens- sondern auch verhält-nispräventive Aktivitäten umzusetzen. Dabei soll-ten neben den Familien auch die in einem Stadtteil/Stadtquartier ansässigen Bildungs-, Betreuungs- und Freizeiteinrichtungen dafür gewonnen werden, ein kindgerechtes Ernährungsversorgungsnetzwerk mit gesundheitsfördernden Alltagsbedingungen zu ge-stalten (12).

Dass dabei die familiale Ernährungsversorgung nach wie vor eine wichtige Rolle spielt, zeigen Ergebnisse der von der DFG geförderten Studie „Ernährungsver-sorgung zwischen privatem und öffentlichem Raum - Der Ess-Alltag von Familien (EVPRA)“. In den von erwerbstätigen Müttern geführten Fami-lienhaushalten erhalten alle Kinder mindestens eine warme und hochwertige Mahlzeit am Tag. Eine Auf-lösung der familialen Mahlzeiten konnte nicht belegt werden. Mütter betrachten sich nach wie vor in die-sem Versorgungskontext als Hauptverantwortliche. Da die Familien, in denen beide Partner erwerbstätig sind, sich in unterschiedlichen Lebensphasen befin-den und sich somit unterschiedlichen Alltagsher-ausforderungen stellen müssen, entwickeln sie in-dividuelle Ernährungsversorgungskonzepte. Daraus resultierend konnten verschiedene Versorgungsty-pen identifiziert werden. Wissen und Kompetenzen sind durchaus vorhanden, die Ergebnisse verdeutlichen aber den dringenden Bedarf, haushaltsnahe Dienstleistungsangebote und qualitativ hochwertige außerhäusliche Verpfle-gungsangebote anzubieten, um die erwerbstätigen Mütter in ihrer Rolle als Versorgerin und damit Kom-petenzvermittlerin zu unterstützen. Nur mit diesem zusätzlichen Angebot, so die Studie, können die Haushalte bei ihrer Aufgabe unterstützt werden, die Familienmitglieder unter den aktuellen Herausforderungen zu versorgen und die zeitlichen Ressourcen, die für die Kompetenzvermittlung bei der Gestaltung des Essalltags erforderlich sind, zu schaffen (13).

Die vorgestellten Studien bestätigen insgesamt die gleichermaßen hohe Relevanz von Verhaltens- und Verhältnisprävention, bei Kindern und Heranwach-senden Ernährungskompetenzen früh und nachhal-tig zu implementieren. Die Kompetenzvermittlung in der Familie sollte weiter gestärkt werden, daneben ist der Ausbau der institutionellen Ernährungsbil-dung, die neben Wissen auch Fähigkeiten und Fertig-keiten an Kinder und Jugendliche vermitteln sollte, notwendig.

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Literatur

(1) Max Rubner Institut (MRI)/Bundesforschungsins-titut für Ernährung und Lebensmittel (2008): Nati-onale Verzehrsstudie II. Ergebnisbericht, Teil 2. Die bundesweite Befragung zur Ernährung von Jugendli-chen und Erwachsenen. Karlsruhe. Online verfügbar unter: http://www.was-esse-ich.de

(2) Mensink GBM, Heseker H, Richter A, Stahl A, Voh-mann C (2007): Forschungsbericht: Ernährungsstudie als KiGGS-Modul (EsKiMo). Bonn. http://www.bmelv.de/SharedDocs/Downloads/Ernaehrung/EsKiMoStu-die.pdf;jsessionid=24546819C7B6CB2F43260EDEA54CFC64.2_cid238?__blob=publicationFile

(3) Kurth B-M, Schaffrath Rosario A (2007): Die Verbreitung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse des bundesweiten Kinder- und Jugendgesundheits-surveys (KiGGS). Bundesgesundheitsbl – Gesundheits-forsch – Gesundheitsschutz 50: 736-743.

(4) Max Rubner Institut (MRI)/Bundesforschungsinsti-tut für Ernährung und Lebensmittel (2008): Nationa-le Verzehrsstudie II. Ergebnisbericht, Teil 1. Die bun-desweite Befragung zur Ernährung von Jugendlichen und Erwachsenen. Karlsruhe. Online verfügbar unter: http://www.was-esse-ich.de

(5) Ellrott T (2009): Die Entwicklung des Essverhaltens im Kindes- und Jugendalter. In: Kersting M (Hrsg.): Kinderernährung aktuell. Schwerpunkte der Gesund-heitsförderung und Prävention. Sulzbach: Umschau Zeitschriftenverlag GmbH, S.66-77.

(6) Schmidt S (2009): Wie Essverhalten in der Familie geprägt wird. In: Kersting M (Hrsg.): Kinderernährung aktuell. Schwerpunkte der Gesundheitsförderung und Prävention. Sulzbach: Umschau Zeitschriftenver-lag GmbH, S.78-91.

(7) Piorkowsky M-B (Hauptautor) (2008): Verbrau-cherkompetenz für einen persönlich erfolgreichen und gesellschaftlich verantwortlichen Konsum. Bonn, Berlin. http://www.bmelv.de/cae/servlet/content-blob/382606/publicationFile/23041/Verbraucherkom-petenz.pdf

(8) Schnögl S, Zehetgruber R, Danninger S et al. (2006): Schmackhafte Angebote für die Erwachse-nenbildung und Beratung – Food Literacy.

(9) D-A-CH-Arbeitsgruppe zur Ernährungs- und Verbraucherbildung (o. J.): Nutrition Literacy. http://www.evb-online.de/glossar_nutrition_literacy.php

(10) Methfessel B (2009): Anforderungen an eine Reform der schulischen Ernährungs- und Verbrau-cherbildung. In: Kersting M (Hrsg.): Kinderernährung aktuell. Schwerpunkte der Gesundheitsförderung und Prävention. Sulzbach: Umschau Zeitschriftenver-lag GmbH, S.102-116.

(11) Leonhäuser I-U, Lehmkühler S (2002): Ernährung und Armut: erste empirische Befunde. Zeitschrift für Gesundheitswissenschaften 10 (1): 21-34.

(12) Walter C, Friedrich L, Leonhäuser I-U (2008): Ernährungsweise und –zustand von Nürnberger Grundschulkindern. Eine regionale Studie zur Unter-suchung sozioökonomisch bedingter Unterschiede. Ernährung 2: 58-67.

(13) Leonhäuser I-U, Meier-Gräwe U, Möser A, Zander U, Köhler J (2009): Essalltag in Familien - Ernährungs-versorgung zwischen privatem und öffentlichem Raum. Wiesbaden: VS - Verlag für Sozialwissenschaf-ten.

Workshop: Gesundheitliche Ungleichheit verringern |

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CHANCE beschritt neue Wege, um Menschen auch langfristig darin zu stärken, besser infor-miert zu sein und Verant-wortung für ihre Gesund-heit zu übernehmen.

Zielgruppen waren vor al-lem sozial, kulturell und ökonomisch

benachteiligte Gruppen in den Stadtteilen.

CHANCE ist ein von der EU im Rahmen des Pro-gramms „GRUNDTVIG-Lebenslanges Lernen“ geför-dertes Projekt mit einer Laufzeit von Dezember 2007 bis November 2009 (www.community-health.eu).

Im Projekt standen folgende Fragen im Mittelpunkt: » Welche Ressourcen bietet der Stadtteil um ge-sund oder gesünder zu leben und zu wohnen, welche Barrieren sind zu überwinden?

» Gibt es kulturelle Unterschiede im Gesundheits-verhalten und der Aufnahme von Gesundheitsin-formationen?

» Welche Informations- und Gesundheitsangebote werden benötigt?

In den folgenden ausgewählten Stadtteilen der Pro-jektstädte aus sechs europäischen Ländern wurden in einer partizipativen Perspektive Antworten auf die Fragen gesucht:

Stadtteilbezogenes Gesundheitsmanagement zur VerhaltensänderungErgebnisse und Erfahrungen aus dem EU-Projekt CHANCE

Prof. Dr. Barbara Freytag-LeyerFachbereich Oecotrophologie, Hochschule Fulda

» Fulda, Deutschland – Südend und Kohlhaus » Jelgava, Lettland – RAF (community of Riga Auto-mobile Factory)

» Liverpool, Großbritannien – South Central Liver-pool

» Timisoara, Rumänien - Dumbravita » Uppsala, Schweden - Eriksberg » Wien, Österreich – Schneiderviertel/Simmering

Begehungen und Befragungen wurden als Metho-den eingesetzt, um ein Bild von der spezifischen Si-tuation der einzelnen Stadtteile zu erhalten. CHANCE hat gezeigt, wie Menschen, die in unter-schiedlichen Stadt- und Stadtteilstrukturen in Europa leben und wohnen, Informationen zum Thema Ge-sundheit wahrnehmen und wie sie damit im Alltag umgehen.Die Bewohner und Bewohnerinnen wurden darin un-terstützt, sich aktiv und partizipativ mit dem Thema Gesundheit im Stadtteil auseinander zu setzen sowie ihre lokalen Netzwerke zu nutzen.

Die Erfahrungen aus den jeweiligen lokalen Projek-ten und Netzwerken werden vorgestellt und soge-nannte „Praxisleitlinien“ präsentiert. Sie können von Multiplikatoren und Multiplikatorinnen zur Initiie-rung eigener Stadtteilprozesse und –projekte der Ge-sundheitsinformation genutzt werden.

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Seite 51Workshop: Gesundheitliche Ungleichheit verringern |

Literatur:

Freytag-Leyer B. et al. (2009): Gesundheit in europäi-schen Stadtteilen. In: Hauswirtschaft und Wissenschaft, Heft 3, 142 – 146.

Freytag-Leyer B. et al. (2009): CHANCE – Community Health Management to Enhance Behaviour. In: Annals of Nutrition & Metabolism, 19th Interna-tional Congress of Nutrition, Abstracts, October 4-9, 2009, Bangkok,Thailand, p. 270.

Freytag-Leyer B., Hampshire J. (2009): Der Stadtteil als CHANCE: Gesundheitsfördernde Information und Bildung vor der Haustür. In: Alisch, M. (Hrsg.) Lesen Sie die Packungsbeilage…?! Opladen & Farmington Hills.

Freytag-Leyer B. et al. (2010): Access to Food and Health Information among Elderly People Living in Germany and the United Kingdom. In: Academy of Agricultural and Forestry Sciences of Latvia, Latvia University of Agriculture Economic Science for Rural Development - Proceedings of the International Scientific Conference, 23, p. 135-141.

Freytag-Leyer, B., Alisch, M. (eds.): Community Health Information in Europe. CeSSt - Zentrum Gesellschaft und Nachhaltigkeit (Hrsg.),Uni-press Kassel, 2011.

Rust, P., Höld, E., Elmadfa, I., Freytag-Leyer, B., Klotter, C., Marklinder, I., Nydahl, M. (2011): Comparison of health perception of migrants in Austria, Germany and Sweden. In: Annals of Nutrition & Metabolism. 11th European Nutrition Conference (FENS), Madrid, Spain, October 26 - 29, 2011, Abstracts, p. 402.

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Definition von Ernährungsarmut

SchorbErnährungsarmut bedeutet, dass man sich mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln keine ausgewogene Ernährung leisten kann. Wenn die Regelsätze oder Gehälter so sind, dass eine ausgewogene Ernährung nur durch den Verzicht an anderer Stelle möglich wird, ist das Ernäh-rungsarmut.

PlenumÜber die Finanzen hinaus möchte ich als strukturelle Defizite die Punkte Mobilität, Zeit und fehlende Jobperspektiven ergänzen.Die NVS II ist nicht repräsentativ und bildet maßgeblich weibliche, gutbürgerliche Frauen im Alter von 35-55 Jahren ab. Mit solchen unrepräsentativen Daten kann man keine Aussagen über Unterschichten treffen. Ich plädiere dafür, dass man stärker auf Defizite bei quantitativem Datenmaterial aufmerksam machen muss.

SchorbDas Problem ist, dass es keine anderen „repräsentativen“ Daten gibt. Bei Ernährung sind die An-gaben sozial erwünscht, daher kann man nicht davon ausgehen, dass sie die Realität abbilden. Allerdings wären dann zwar die absoluten Zahlen falsch, die Unterschiede vielleicht trotzdem zu-treffend.

PlenumDas Problem bei der Forschung über sozial niedrigere Schichten ist auch der schwierige Zugang und die geringe Teilnahmebereitschaft bei diesen Gruppen.Wie erreichen wir es, dass die alimentäre Teilhabe kulturell mehr Wert bekommt? Zum Beispiel ernährt sich jemand, wenn er mehr Geld bekommt, nicht unbedingt besser, sondern investiert vielleicht mehr Mittel in die gleichen Lebensmittelgruppen.

SchorbEs ist nicht die Frage, ob Personen zusätzliches Geld für Unsinn ausgeben. Auch vermögendere Personen kaufen nicht ausschließlich sinnvolle Sachen. Personen, die über weniger Geld verfügen, sollten keine andere Bringschuld haben als Personen, die über viel Geld verfügen. Alimentäre Teil-habe bedeutet, theoretisch die Möglichkeit zu haben, sich ausgewogen zu ernähren.

Diskussion: Gesundheitliche Ungleichheit verringern

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Seite 53Workshop: Gesundheitliche Ungleichheit verringern |

Stärkung der Familie

PlenumViele Frauen wollen arbeiten und gleichzeitig auch die Rolle der Mutter wahrnehmen. Sie sagten, das Angebot außerhäuslicher Verpflegung wird nicht wirklich wahrgenommen. Wie kann man Familien stärken?

YildizIch vermute, dass diese Mütter deshalb so aufopferungsvoll die Ernährungsversorgung gestalten, weil sie das Gefühl haben, dass die Versorgung in der Schule qualitativ nicht gut genug ist. Deshalb müssen Verbesserungen genau dort ansetzen. Wobei ich es auch wichtig finde, dass Mütter oder Väter weiterhin für die Ernährungsversorgung da sind, denn Sozialisation und Kompetenzvermitt-

lung finden in der Familie statt. Wir müssen es schaffen, Eltern zeitlich zu unterstützen, das heißt neben einem guten Essensangebot außer Haus auch strukturelle Rahmenbedingungen wie flexiblere Arbeitszeiten einzurichten, mehr Home-Office etc.

PlenumGanz wichtig ist auch, dass sich die typische deutsche Einstellung verändern muss, damit Mütter loslas-sen können. In anderen europäischen Ländern hat sich das schon vor 40 Jahren verändert und bei uns wird das noch dauern. Es ist durch permanente Förderung aber bestimmt möglich.

PlenumMan muss stärker ausdifferenzieren: Frauen mit Home-Office und Familien mit zwei Einkommen sind nicht die Gruppen, die besonders angesprochen werden sollten. Sozial benachteiligte Familien nehmen Verpflegung in der Schule und in den Kitas dankend an, allerdings fehlen ihnen oft die Finanzen dazu.

YildizAußerdem ist es neben dem strukturellen Ausbau wichtig, gerade in solchen Familien Kompeten-zen zu vermitteln, wohingegen es bei erwerbstätigen Müttern, die eher ein hohes Bildungsniveau haben, vorrangig um die Schaffung zeitlicher Ressourcen geht.

Stadtteil- und Quartiersarbeit

Freytag-LeyerProbleme bei der Kooperation und der Netzwerkarbeit wurden in den verschiedensten Publikati-onen aufgearbeitet. Für eine Evaluation des Stadtteilansatzes müssten vor allem die Methoden weiterentwickelt werden. Da könnte auch der Fachbereich Sozialwesen gut anknüpfen. Insgesamt ist es aber sehr schwierig, die Zielgruppen zu erreichen. Vor allem weil sich die Men-

schen als sehr kleinräumig zugehörig fühlen und nicht so sehr den ganzen Stadtteil wahrnehmen. Hier spielen die Institutionen wie Kirchen, Schulen und Kindergärten eine große Rolle. Der Setting-An-satz bietet eine große Vielfalt und das obwohl es sich bei diesem Projekt um einen kleinen Stadtteil handelt.Das Besondere ist, dass sich die Gruppen selber organisieren und sich Veranstaltungen überlegen und nicht wir ihnen sagen, was sie tun sollen.

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Seite 54 | Workshop: Gesundheitliche Ungleichheit verringern

YildizWir haben in unseren Forschungsprojekten gesehen, dass nicht nur in den Familien angesetzt, sondern auch die Verhältnisse geändert werden sollten. Dabei sollten nicht nur Verhältnisse wie Schule oder Außer-Haus-Verpflegung geändert, sondern auch im Stadtteil angesetzt werden.

Zielgruppenspezifische Erreichbarkeit

Freytag-LeyerWir konnten in diesem Stadtteil durch Multiplikatoren Zugänge schaffen. An unserem Forum nahmen alle wichtigen Institutionen teil: Kirchen, Kindergärten, der türkische Sportverein, andere Sportvereine etc. Diese Multiplikatoren sind in jedem Stadtteil anders. Anfangs leiteten wir diesen Treff und nach unserem Rückzug im Jahr 2009 hat das die Stadt übernommen.

PlenumMit dem Thema Ernährung alleine kann man in der Regel – Ausnahme sind hier junge Mütter, die sehr sensibel auf das Thema Ernährung reagieren – keine schwer erreichbare Zielgruppe einfangen. Man muss sich breiter aufstellen, in die Verhältnisse reingehen und am Leben anknüpfen.

PlenumGibt es in diesem Stadtteil auch Mehr-Generationen-Häuser? In Bayern haben wir 19 dieser Häuser, insbesondere im ländlichen Raum, wo Kirchen wegbrechen, um eine Kommunikationsfläche zu bieten und einen Treff für jung und alt zu schaffen.

Freytag-LeyerEs gibt ein Mehr-Generationen-Haus, das allerdings nicht sehr stark besucht wird, denn der Weg ist den Bewohnern zu weit.

Statement zum Workshop„Informativ! Besonders gut war der Vortrag von Frau Freytag-Leyer, der definitiv ein paar gute Ansätze im Bereich des städtischen Settings behandelte.“ (Student)

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Brauchen wir ein Werbeverbot für Kinderlebensmittel?

Mechthild Rawert, MdBSPD-Bundestagsabgeordnete

Workshop: Steuerungsansätze für eine gesunde Ernährung |

1. Wir brauchen ein Prä-ventionsgesetz. Rot-Grün hat ein Präven-tionsgesetz vorangetrie-ben, welches allerdings der Diskontinuität zum

Opfer fiel. Schwarz-Rot hat dieses aufgrund des Widerstandes

von CDU/CSU nicht weiterführen können. Schwarz-Gelb hat es beerdigt. Prävention gehört – wie nun von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) vorgeschlagen – nicht vorrangig als zusätzlich zu honorierende Leistung in die Arztpraxen, sondern gehört mittels eines Präventionsgesetzes sinnvoller-weise in den Alltag eingebunden, gehört in die Kita, die Schule, den Betrieb, gehört dahin, wo die Men-schen leben. Nur so kann Prävention zur gesundheit-lichen Chancengleichheit beitragen.

2. Gesunde Ernährung und Ernährungsproduktion ist notwendiger Teil einer ökologischen und gesundheit-lichen Nachhaltigkeitsstrategie.Appelle oder freiwillige Verpflichtungen der Lebens-mittelindustrie oder Ernährungsunterricht an Schu-len werden das Problem einer „übergewichtigen, fettsüchtigen“ Zukunft nicht lösen. Die Zunahme der ernährungsbedingten Krankheiten hat nicht alleine mit getroffenen Lebensstilentscheidungen zu tun, sondern ist auch Ausdruck eines viel größeren „sys-temischen Problems“. Nicht mangelnde Erkenntnisse sind das Problem, sondern die mangelnde Umset-zung einer „gesunden“ Lebensmittelproduktion „von der Forke bis zur Gabel“.

3. Industrie stellt die Ernährung der Kinder auf den Kopf.Der aktuelle foodwatch-Marktcheck belegt: Das An-gebot an den sowieso überflüssigen sogenannten

speziellen Kinderlebensmitteln entspricht ernäh-rungsphysiologisch genau dem Gegenteil dessen, was ErnährungsexpertInnen für eine ausgewogene Ernährung von Kindern empfehlen. Die Hersteller kommen ihrer Verantwortung nicht nach, einen Beitrag zur ausgewogenen Ernährung zu leisten. Im Gegenteil: Ihr Angebot an Kinder leis-tet der grassierenden Fehl- und Überernährung Vor-schub.

4. Werbung funktioniert auch bei KindernDie Jahresbilanz eines fernsehenden Kindes beläuft sich auf 20.000 bis 40.000 TV-Werbespots. Gut die Hälfte dieser Spots vermarkten Süßwaren, Limona-den und Knabberartikel. Die Industrie spricht zunehmend ganz gezielt jün-gere Altersgruppen an und verspricht sich davon die Verankerung bestimmter Marken und Produkte für eine langfristige Prägung von Ess- und Trinkge-wohnheiten. Bedauerlicherweise werden aber im Sinne einer gesundheitsfördernden Ernährung nicht Obst etc. beworben, sondern überwiegend „Produk-te, die kaum wertvolle Inhaltsstoffe für Wachstum, Entwicklung und Gesundheit liefern und stattdessen viel zu viel Zucker, Fett und Salz enthalten“ (Prof. Dr. Berthold Koletzko, Leiter der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugend-medizin e.V. (DGKJ)).

5. Verbraucherschutz- und gesundheitspolitische Dis-kussionen in der SPD-Bundestagsfraktion u. a.

» Irreführende Begrifflichkeit „Kinderlebensmittel“ » Einführung einer Nährwertampel » Verzicht auf Werbung, die sich an Kinder unter zwölf Jahren richtet, wie es in Schweden und Nor-wegen bereits existiert

» Einführung eines Präventionsgesetzes

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Seite 56 | Workshop: Steuerungsansätze für eine gesunde Ernährung

ProblematikMehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung hat Übergewicht. Die Folgen des Überge-wichts: die Menschen

werden eher und zum Teil auch chronisch krank. In Deutschland

leben mittlerweile 7,5 Millionen Menschen mit Dia-betes, was der höchsten Rate (12%) in ganz Europa entspricht. Die Behandlung der durch Übergewicht bedingten Krankheiten verschlingen ca. ein Drittel der gesamten Gesundheitskosten in Deutschland. Ein Grund für diese hohe Rate an Übergewicht sind Ernährungsfallen, die im Supermarkt lauern: Zu fett und zu süß sind viele Produkte, die auf den ersten Blick gesund wirken. Und die Nährwertkennzeich-nungen werden oft vom Kunden nicht verstanden oder wegen der Unübersichtlichkeit gar nicht erst zur Kenntnis genommen.

SachverhaltDie Nährwertkennzeichnung informiert den Ver-braucher über die Nährstoffe in Lebensmitteln. Er weiß also, wie viel Fett, Zucker oder Salz ein Lebens-mittel enthält. Er weiß dann noch lange nicht, wie ungesund Zucker oder Salz ist. Diese Nährwertinformationen sind somit keine um-fassende Gesundheitsinformation, sondern lediglich ein Hinweis und ein erstes Signal.

Die verwirrende Kennzeichnung der Lebensmittelin-dustrieDie bisherige Nährwertkennzeichnung wird in Form von Tabellen auf den Verpackungen aufgeführt. Die-se freiwillige Kennzeichnung der Hersteller ist zwar besser als gar keine, weist aber einige Tücken auf:

Die Ampelkennzeichnung als Instrument der Verbraucheraufklärung und -information

Dipl. oec. troph. Claudia MichehlVerbraucherzentrale Hamburg e.V.

» Sie können z.B. ablesen, mit wie viel Prozent eine Portion zur empfohlenen Tageszufuhr einer er-wachsenen Frau beiträgt - dies ergibt jedoch für Kinder und ältere Menschen ein falsches Bild.

» Bei Portionsgrößen wird häufig getrickst. Indem Anbieter willkürlich unrealistisch kleine Portionen festlegen, wie z.B. eine halbe Pizza oder einen einzigen Keks, werden Nährstoffgehalte schön gerechnet: Durch die angegebene Mini-Menge scheint der Fett- bzw. Zuckergehalt gering - die Nährstoffaufnahme in der Praxis liegt dann je-doch erheblich höher als auf der Packung aufge-führt.

» Unterschiedliche Portionsgrößen, z.B. bei Früh-stücksflocken, verhindern, dass Nährwertgehalte ohne weiteres vergleichbar sind.

» Die tolerierbare tägliche Verzehrmenge von Zu-cker mit 90 Gramm ist zu hoch angesetzt. Zucker-reiches erscheint so gesünder.

Die Alternative: die leicht verständliche Ampelkenn-zeichnungSo einfach könnte es sein: Grün, gelb, rot - diese Far-ben zur Bewertung des Nährstoffgehalts von Le-bensmitteln geben auf einen Blick Auskunft und die Ampelfarben signalisieren, was die Nährwertanga-ben umgerechnet auf 100 Gramm des Lebensmittels bedeuten. Zuckerbomben und Fettfallen können so schon im Supermarkt entlarvt werden.

» Grün bedeutet, dass eine geringe Menge des be-treffenden Nährstoffs im Produkt enthalten ist – unter diesem Gesichtspunkt kann von diesem Lebensmittel also reichlich gegessen werden.

» Gelb steht für einen mittleren Gehalt an Nähr-stoffen, z.B. Fett oder Zucker, und empfiehlt den Genuss in Maßen.

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Seite 57Workshop: Steuerungsansätze für eine gesunde Ernährung |

» Rot weist auf einen hohen Anteil des jeweiligen Stoffes hin und mahnt zu einem sparsamen Ver-zehr.

In Großbritannien wird eine solche Ampelkennzeich-nung eingesetzt und von Regierungsseite unter-stützt. Doch die deutsche Lebensmittelwirtschaft lehnt diese leicht verständliche Art der Kennzeich-nung auf ihren Produkten vehement ab und setzt stattdessen weiterhin auf verwirrende Zahlenspiele.Die in Deutschland durchgeführten Umfragen zur Nährwertkennzeichnung stellen Fragen nach der Nährwertampel in den Mittelpunkt ihrer Erhebun-gen und weisen eine Zustimmung zur Nährwert-ampel als Kennzeichnungssystem aus, die zwischen mehr als 50 Prozent und über 80 Prozent liegt. Ein recht hoher Anteil aller Befragten findet die Nähr-wertampel auch informativ. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse würde die Am-pel in der Bevölkerung weitgehend akzeptiert und verstanden werden. Nach der Analyse der existierenden Studien kamen auch die Wirt-schaftsforscher des DIW zudem zum Ergebnis, dass die Hauptargu-mente der Ampelkritiker (speziell der Industrie) nicht greifen. Denn es entspricht klar den Tatsachen, dass 1. mit der Ampel ein Pro-dukt nicht insgesamt be-wertet wird, sondern die einzelnen Nährstoffe, 2. bisher nicht belegt werden konnte, dass durch die farbliche Kenn-zeichnung eine einseiti-ge Ernährung begünstigt wird und 3. auch von Bevormundung durch die Ampel hier kei-ne Rede sein kann, sondern eher von einem geringen Grad der Regulierung. Denn auch mit der farblichen Kennzeichnung bleibt es dem Verbraucher letztend-lich freigestellt, Lebensmittel mit roter Nährwert-kennzeichnung zu kaufen oder nicht.

Letztendlich kommen auch die Verhaltensökonomen zu dem Schluss, dass die Ampel eine hohe Signalwir-kung hat und eine einfache und leicht verständliche Botschaft vermittelt.

FazitEine Nährwertampel ist sehr sinnvoll. Je einfacher eine Information an die Verbraucher ge-geben wird, desto eher wird sie aufgenommen. In den Nährwertangaben und Tabellen, die auf Produk-ten abgedruckt sind, findet man zum Teil sehr viele Informationen. Das ist für den kritischen und inter-essierten Verbraucher vielleicht auch sehr nützlich. Aber es muss auch möglich sein, dass Verbraucher, die nicht so gebildet oder gesundheitsbewusst sind, trotzdem aufmerksam gemacht werden. Das wird durch eine Signalfarbe viel deutlicher gemacht.

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Seite 58 | Workshop: Steuerungsansätze für eine gesunde Ernährung

Steuern mit dem Ziel der Reduzierung der ernäh-rungsbedingten Krankheitslast durch chronische Er-krankungen eingeführt. Es lässt sich für Deutschland nun ebenfalls die Frage stellen: Brauchen wir Ge-sundheitssteuern auf Lebensmittel?

Ziel und Inhalt des Vortrags ist es, den theoretischen (ökonomischen) Hintergrund der Besteuerung von Lebensmitteln vor dem Hintergrund der beabsich-tigten Lenkungswirkung (Vermeidung/Eindämmung von Fehlernährung) darzustellen. Theoretisch verringert eine Steuer auf (ungesunde) Lebensmittel deren Konsum – aufgrund des höheren Preises – zugunsten des Konsums von (gesünderen) Alternativen. Fraglich ist, ob und inwiefern Preisän-derungen zu Veränderungen im Konsumverhalten führen und welchen Effekt diese Veränderungen auf die Gesundheit innerhalb der Bevölkerung und/oder unter Risikogruppen haben. Zur Beantwortung dieser Frage stellen Informati-onen zur Preiselastizität der Nachfrage nach Nah-rungsmitteln eine notwendige Grundlage dar, da sich mit ihrer Hilfe Verbraucherreaktionen auf Preisänderungen abschätzen lassen. Hierzu werden empirische Ergebnisse der nationalen und interna-tionalen Literatur vorgestellt und bewertet. Im An-schluss wird die verfügbare empirische Evidenz zum Einfluss von Nahrungsmittelpreisen auf Konsum und Gesundheit dargestellt. Im letzten Teil des Vortrags werden weitere Aspekte und potentielle Hindernisse der Implementierung von Gesundheitssteuern auf Lebensmittel, wie zum Beispiel Definition der Be-steuerungsgrundlage, Akzeptanz in der Bevölkerung, besprochen. Zuletzt wird vor dem Hintergrund der Fragestellung des Vortrags und den dargestellten Informationen ein abschließendes Fazit gezogen.

Brauchen wir Gesundheitssteuern auf Lebensmittel?

Dipl.-Soz. Thomas Lehnert Institut für Medizinische Soziologie, Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie (IMSG), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Das Ernährungsverhalten in Deutschland stimmt für weite Teile der Bevöl-kerung nicht mit gesund-heitlichen Ernährungszie-len überein.

Die durch Fehl- und Über-ernährung bedingten Gesundheits-

risiken sind erheblich. Übergewicht und Adipositas kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu, da ein hoher Körperfettanteil vielfältige negative Konse-quenzen für den menschlichen Organismus hat und einen Risikofaktor für eine Vielzahl an schwerwie-genden Begleit- oder Folgeerkrankungen darstellt, z.B. Diabetes mellitus Typ 2, Koronare Herzkrankheit. Aufgrund der hohen Krankheitslast stellen Überge-wicht und Adipositas eine erhebliche Belastung für das deutsche Gesundheitssystem dar. Die Adipositas attributablen Gesamtkosten wurden auf rund 10 Mil-liarden Euro im Jahr 2002 geschätzt, was einen Anteil von 0,5% des Bruttoinlandsproduktes Deutschlands im gleichen Jahr entspricht. Die gesamten durch Fehlernährung, Übergewicht und Adipositas mit-bedingten Kosten liegen vermutlich noch deutlich höher.

Vor dem Hintergrund der enormen Krankheitslast und erheblichen Kosten durch Fehlernährung, Über-gewicht und Adipositas, stellt sich die Frage nach geeigneten Präventions- und Gegenmaßnahmen. Neben Werbeverboten für Kinderlebensmittel, ge-samtgesellschaftlichen Aufklärungskampagnen und der Ausweitung der Nahrungsmittelkennzeichnung (Ampelkennzeichnung) rückte die Besteuerung von (ungesunden) Lebensmitteln zuletzt zunehmend in den Fokus der deutschen Öffentlichkeit. Einige europäische Länder, darunter Frankreich, Dä-nemark und Ungarn, haben bereits entsprechende

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Seite 59Workshop: Steuerungsansätze für eine gesunde Ernährung |

Diskussion: Steuerungsansätze für eine gesunde Ernährung

Die Fristigkeit in der Ernährungs- und Gesundheitspolitik hinsichtlich der Umsetzung politischer Handlungsvorschläge

RawertWenn man im politischen Handlungsfeld seine Ziele wirklich erreichen möchte, muss man zügig mit der Umsetzung beginnen, denn die Dauer einer Legislaturperiode ist festgelegt. Allerdings sind die Problemstellungen immer sehr viel langfristiger. Deshalb gibt es im Deutschen Bundestag eine Enquetekommission, die sich sowohl mit Nachhaltigkeitsstrategien als auch mit gesellschaftspo-

litischen Fragestellungen (z.B. das zukünftige Aussehen unseres Wohlstandes) beschäftigt. Denn meistens mangelt es nicht an der fehlenden Erkenntnis eines Problems, sondern am Mut und der po-litischen Möglichkeit zum Handeln. Für eine erfolgreiche Umsetzung bedarf es der Mitwirkung aller beteiligten Partnerinnen und Partner.

Akzeptanz der Ampelkennzeichnung und Erreichung der Zielgruppe

MichehlDie Ampelkennzeichnung soll eher die Schichten erreichen, die einen geringeren Bildungsstand haben bzw. nicht so einfach an Ernährungsverhalten und Ernährungswissen herankommen. Die Ampelkennzeichnung setzt genau an dieser Stelle an, weil sie leicht verständlich ist und sofort ins Auge fällt. Wie eine Studie belegt hat, wurden die Zielgruppen erreicht, die erreicht werden sollten.

Möglichkeit einer „gemilderten“ Form des Werbeverbotes für Kinderlebensmittel

RawertDie Lebensmittelindustrie kann Produktlinien diversifizieren und Rezepturen verändern, wenn sie merkt, dass sie „nicht mehr so ganz in gesellschaftspolitischem Wasser“ schwimmt. Dennoch ge-hört zur Herstellung von Kinderlebensmitteln ein gedanklicher Prozess.Ich will nicht, dass Kindern durch Werbung falsche Konsumentscheidungen anerzogen werden,

die hinterher in Fehl- und Überernährung sowie Gesundheitsschädigungen resultieren. Ansonsten ist eine Werteverschiebung in Richtung anderer Konsumgüter durch die Umsetzung geeigneter Maß-nahmen grundsätzlich gewünscht.

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Seite 60 | Workshop: Steuerungsansätze für eine gesunde Ernährung

LehnertIn der Ökonomie wird angenommen, dass Individuen rational handeln. Jedoch sind Kinder bei weitem nicht so rational in der Bewertung von Informationen wie Erwachsene. Kinder können in der Regel nicht differenzieren, ob Werbeaussagen tatsächlich zutreffen. Dadurch werden sie leicht durch Werbung beeinflusst und bereits früh geprägt. Daher steht der Staat in der Pflicht, an

dieser Stelle einzugreifen. Es ist jedoch nicht immer einfach festzulegen, wann ein staatlicher Ein-griff wünschenswert und gerechtfertigt ist und wann nicht. Letztlich ist es eine Wertentscheidung, bei der die individuelle Autonomie und gesellschaftlich erwünschte Ergebnisse gegeneinander abgewogen werden müssen.

Auswirkung der Besteuerung industriell gefertigter Lebensmittel mit hoher Fertigungstiefe und wenig Beschäftigungswirkung

LehnertPrinzipiell ist es bei Verfügbarkeit der notwendigen Daten und Informationen wahrscheinlich möglich, die Auswirkung der Besteuerung industriell gefertigter Lebensmittel mit einer hohen Fertigungstiefe und wenig Beschäftigungswirkung zu modellieren. Allerdings ist es schwierig und sehr komplex, weitere Effekte in der Wirtschaft, die über die Gesundheit oder den Konsum hinaus-

gehen, und die Auswirkungen auf andere Wirtschaftsbereiche oder die Produktion zu berücksichti-gen. Aber der Gedanke ist insgesamt sehr interessant.

PlenumMan könnte den Kreislauf auch weiterdenken. Wenn man bei hochgradig verarbeiteten Lebensmitteln mit hoher Beschäftigungswirkung, die in der Region produziert werden, aber in der Lebensmittelampel nicht so gut abschneiden, ansetzt, könnte das auch einen gewissen Charme haben.

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Seite 61

Statement zum Workshop„Ziemlich interessante Themenbesprechungen: Gesundheitssteuern auf Lebensmittel, Ampelkenn-zeichnung und Werbeverbot für Kinderlebensmittel. Ich habe diesen Workshop gewählt, weil ich hören wollte, was man auf politischer Ebene machen kann, um Ernährungsverhalten zu beeinflussen – es ist offensichtlich ein sehr schwieriges Feld, aber trotzdem sehr interessant!“ (Absolventin)

Workshop: Steuerungsansätze für eine gesunde Ernährung |

Veränderung der Nachfrage bzw. der Preiselastizität bei Änderung der Mehrwert-steuer (z.B. bei einer Besteuerung von Obst und Gemüse mit 0 %, und einer Besteuerung hoch verarbeiteter Lebensmitteln mit 19 %)

LehnertFür solch eine Änderung ist der rechtliche Hintergrund unklar, weil es in Deutschland derzeit nur den ermäßigten Steuersatz von sieben und den normalen Mehrwertsteuersatz von 19 % gibt. Hin-sichtlich der Preiselastizität der zu besteuernden Lebensmittel ist eine Abschätzung der Mengen-änderungen prinzipiell möglich, wenn auch recht komplex. Meines Wissens nach wurde die Preis-

elastizität für diese Fragestellung in Deutschland bisher jedoch noch nicht berechnet.

RawertSteuern prägen, steuern aber nicht unbedingt das Verhalten. Deutlich wurde dies an der Einfüh-rung bzw. Erhöhung der Tabaksteuer, die zwar einen Teil der Raucherinnen und Raucher zum Auf-hören bewegt hat, aber längst nicht den Teil erreicht hat, den sich Gesundheitspolitikerinnen und -politiker gewünscht hätten. Das Argument Gesundheit wirkt in diesem Zusammenhang wesent-

lich stärker. Daher kann als gesundheitspolitisch erfolgreichste Maßnahme eher das Nichtraucher-schutzgesetz angesehen werden.

LehnertFrau Rawert liefert ein sehr schönes Beispiel für eine sehr unelastische Nachfrage. Trotz Preiserhö-hung ist kaum eine Veränderung im Konsum erkennbar, wie es im Podiumsvortrag von Herrn Dr. Lampert bereits angesprochen wurde.

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Seite 62 | Podiumsdiskussion

Zukunftspotenzial von Public Health und Public Health Nutrition und Chancen der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt

KlotterBei einem neuen Studiengang wie Public Health Nutrition sind die Berufschancen erst mal unab-sehbar. Besonders, da es eine absolute Diskrepanz gibt zwischen dem, was gewünscht wird und dem, was tatsächlich geschieht. Bisher sind die Quoten der Absolventen, die einen Arbeitsplatz haben, erstaunlich gut. Ungewöhnlich viele Absolventen gehen in Richtung von Forschung, Pro-

motionsstipendien, Universitäten. Aber es gibt auch andere Tätigkeitsfelder. Die Absolventen haben zwei große Vorteile gegenüber Absolventen anderer Fächer: Erstens ist Oeco-trophologie Schnittstellenmanagement, das viele Disziplinen vereinigt. Zweitens bilden wir praxisorien-tiert aus und dementsprechend haben zukünftige Absolventen schon oft während des Studiums einen Arbeitsplatz.In Deutschland gibt es eine lange Geschichte der Sozialmedizin, die irgendwann abgeschafft und dann durch den Nationalsozialismus völlig verunmöglicht worden ist. So ist der Blick auf Krankheit als soziales

Podiumsdiskussion

Im Gespräch » Dipl. oec. troph. Dorle Grünewald-Funk, Grünewald-Funk Consult, Berlin » Prof. Dr. Christoph Klotter, Fachbereich Oecotrophologie, Hochschule Fulda » Mechthild Rawert, SPD-Bundestagsabgeordnete, Berlin » Dipl. oec. troph. Maike Schmidt, Techniker Krankenkasse

Moderation » Katja Irle, Wissenschaftsjournalistin und Autorin der Frankfurter Rundschau

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Seite 63Podiumsdiskussion |

Phänomen abhanden gekommen. PHN führt zurück zu dem Bewusstsein, dass wir Strukturen verän-dern müssen und bevölkerungsbezogen arbeiten müssen.

RawertIch kann mir vorstellen, dass es schwierig wäre, eine Stelle in der Politik - im Ministerium ebenso wie bei uns in der Fraktion - zu finden. Zum Einen, weil es keine unbesetzten Arbeitsplätze gibt zurzeit und zweitens, weil es diese Fachlichkeit an sich so nicht gibt, sondern sie wäre in meinem Arbeitsfeld nur ein kleiner Teil von vielen. Ich selber gehöre der sozialdemokratischen Fraktion an,

die sich seit Jahren mit Vehemenz für ein Präventionsgesetz ausspricht. Dieses Präventionsgesetz halte ich auch für eine Grundvoraussetzung, um viele neue Arbeitsplätze im Bereich gesundheitsbezo-gener Prävention zu schaffen.

SchmidtWir wollen zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe Gesundheitsförderung beitragen und haben mittels des § 20 auch den Auftrag dazu. Wir sind angehalten 2,88 Euro pro Mitglied aus den Ver-sichertenbeiträgen für Gesundheitsförderung auszugeben. Wir haben Präventionsberater vor Ort, die Gesundheitsprogramme managen. Bisher sind das Bewegungsfachkräfte, Oecotrophologen,

Gesundheitswissenschaftler, warum nicht zukünftig auch Public Health Nutritionists?

Grünewald-FunkIch gehöre zu den ersten Oecotrophologie-Absolventen, die das Fach bekannt machen mussten und kann bestätigen, dass man erst einen Markt schaffen muss. Aus dieser Erfahrung heraus bin ich sehr optimistisch, dass dies den PHN-Absolventen auch gelingen kann. Außerdem gibt es be-reits Einige, die den Wandel hin zu Public Health Nutrition geschafft haben, obwohl sie, wie ich,

diesen Titel offiziell nicht tragen. Die INFORM-Maßnahmen waren dabei eine große Hilfe.

Politische Maßnahmen: INFORM und Präventionsgesetz

KlotterZehn Millionen Euro wurden in INFORM investiert - das ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Allerdings ist historisch betrachtet etwas passiert in der Politik: Seit 1989 gibt es den § 20 im Sozial-gesetzbuch V. Es ist eine positive Entwicklung, dass die Krankenversicherungen die Chance haben, etwas zu tun.

RawertDie Teilhabe an Gesundheit ist für die Gesamtgesellschaft und für jede einzelne Person von exis-tenzieller Bedeutung. Es spricht nichts dagegen, dass sich auch der Bereich Medizin verstärkt um Prävention kümmert, so wie es Herr Bahr augenblicklich vorschlägt. Allerdings bin ich gegen die damit verbundenen Zusatzhonorare. Viel besser wären strukturbildende Maßnahmen, wie z.B. die

Allgemeinmediziner zu Lotsen im Gesundheitssystem zu machen, am besten ist die Schaffung eines lebensweltübergreifenden Präventionsgesetzes.

Grünewald-FunkDas Problem ist, dass begonnene Maßnahmen, bevor sie überhaupt nachhaltig werden können, durch einen Komplettschwenk konterkariert werden, wie sich dies gerade bei den Präventionsakti-vitäten der Bundesregierung andeutet. Nach nicht mal fünf Jahren IN FORM kommt aus der Politik

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Seite 64 | Podiumsdiskussion

eine neue Idee, die den begonnenen Prozess teilweise unterbricht und viele Aufgaben einer neuen Pro-fession übertragen will. Die Absolventen der Hochschule Fulda werden in einem harten Konkurrenzkampf stehen: Ein Arzt be-setzt einen Platz, den ein Absolvent von Public Health oder Public Health Nutrition besser besetzen würde, weil er besser auf die Menschen eingehen würde.

PlenumLeider muss man feststellen, dass dem Präventionsauftrag der Krankenkassen nach § 20 SGB V nicht in ausreichendem Maße nachgekommen wird. Außerdem entsprechen die einzelnen Maßnahmen eher weniger dem Settingansatz. Wir wissen evidenzbasiert, dass die Verhältnisse im Wesentlichen den Verursachungszusammenhang Gesundheit und Krankheit bedingen. Deshalb sollten wir nicht den Ärzten einen Präventionsansatz überantworten, von dem sie keine Ahnung haben, sondern in settingorientierten Teams auf Communi-tybasis aktiv werden.Das Scheitern der Entwürfe für ein Präventionsgesetz hat auch damit zu tun, dass die Krankenkassen die Prävention nicht alleine finanzieren können, sondern dass es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist.

Gesetze zur Gesundheitsförderung: Realisierbarkeit und Wirkung

RawertManchmal brauchen Gesetze zur Gesundheitsförderung viel länger, als es die Politikerinnen und Politiker wollen: Der Erfolg der Erhöhung der Tabaksteuer unter Rot-Grün war weder finanziell noch gesundheitlich sehr gut. Das Nichtraucherschutzgesetz war dann einige Jahre später eine Maßnahme, für die plötzlich alle Scheunentore offen waren und die von der Bevölkerung ange-

nommen wurde.

PlenumDie Daten, die Herr Dr. Lampert präsentiert hat, zeigen sehr wohl, dass die Tabaksteuer einen Effekt hatte, zwar nicht auf die bereits tabakabhängigen Personen, sondern im Rahmen der Prävention bei Jugendlichen.

Grünewald-FunkDie Botschaften im Bereich Public Health Nutrition sind leider nicht so einfach wie bei Nichtraucher-kampagnen und dem Verzicht auf Zigaretten beispielsweise. Wir können den Verzehr bestimmter Lebensmittel nicht gesetzlich verbieten. Die einzige Möglichkeit ist eine Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel, die nachweislich gesundheitsbedenkliche Stoffe enthalten.

KlotterUnsere Botschaften sind so schwierig, weil die Befunde aus der Forschung sehr widersprüchlich sind. Ein anderer Aspekt ist die Kontrolle: Wir wissen genau, was die Bevölkerung soll und dahin wollen wir sie bringen. Verhält sich die Bevölkerung nicht gesundheitsgerecht, haben wir allerdings keine Geduld mehr.

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Seite 65Podiumsdiskussion |

PlenumObwohl die Botschaften so komplex sind, wissen wir eine ganze Menge. Dennoch darf beim Schulobst-programm jedes Bundesland für sich entscheiden, ob es das einführen möchte. Als ob wir damit jeman-dem schaden. Was würden die Politiker denn von Public Health Nutritionists brauchen, um für bestimmte Vorhaben Rückendeckung zu haben und leichter Mehrheiten in der Politik zu organisieren?

Rawert Wir benötigen Ihre Fachkompetenz. Neben der Frage „Was ist fachlich sinnvoll?“, muss allerdings auch die Finanzierung berücksichtigt werden. Politiker und Politikerinnen können gerne dabei un-terstützt werden, beides in Kombination zu bringen.

Grünewald-FunkIn etlichen Bundesländern darf maximal 2,50 € für ein Schulmittagessen ausgegeben werden. Was brauchen die Bundesländer von uns, um zu verstehen, dass die wünschenswerte gesundheitliche Qualität so nicht geliefert werden kann?

RawertDas ist eine komplizierte Angelegenheit, denn in den einzelnen Bundesländern existieren die un-terschiedlichsten Schulsysteme und unterscheiden sich die Ausgaben für das Mittagessen. In Zu-kunft werden auch die politischen Auseinandersetzungen über das, was sich Nehmer im Vergleich zu Gebern im Kontext des Länderfinanzausgleiches leisten, zunehmen.

Zielgruppenerreichung

Grünewald-Funk Wenn ich alle Akteure eines Settings in einen Organisations- und Entwicklungsprozess einbinde, gelingt die Zielgruppenerreichung relativ einfach. Bei bevölkerungsweiten Maßnahmen ist das ein bisschen schwieriger. Ich habe deshalb ein Modell zur Zielgruppenerreichung entwickelt, bei dem ich die Sinus-Milieus verwende, mit Markt-Media-Studien verknüpfe und mit Erfahrung aus dem

Setting kombiniere. In der Literatur nennt man diesen Ansatz Parallel-Tracking und das gilt als eine sehr erfolgreiche Möglichkeit, Zielgruppen zu erreichen.

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Seite 66 | Podiumsdiskussion

Klotter Unsere Lieblingszielgruppe ist üblicherweise die Schicht, aus der wir selbst stammen. Das heißt, die ganzen Experten sind darauf fokussiert, die eigenen Schichtmitglieder anzusprechen. Insofern verstärkt die Gesundheitsförderung und Prävention die soziale Kluft. Wenn wir dem Präventions-paradox glauben schenken, müssen wir genau die ansprechen, die wir bisher nicht angesprochen

haben. Genau darauf müssen wir uns konzentrieren und in Richtung von Diversity Management ver-suchen, diejenigen zu erreichen, die bisher nicht erreichbar waren.

Rawert Eine der großen Herausforderungen, beispielsweise bei älteren Menschen, liegt darin, dass zum gesund Altern erst mal das Verständnis gehört, dass der jeweilige Ist-Zustand eine Folge des Lebens davor ist. Sowohl ernährungsbezogen, aber auch was Erkrankungen oder Gesundheitspo-tenziale angeht.

Eine wichtige Aufgabe der Prävention ist es daher, deutlich zu machen, dass man auch mit 50 noch eine Menge tun kann für die Lebensphase mit 60, 70, 80. Es ist ja nie ein fixer Zustand, deswegen heißt es nicht mehr nur gesundes Alter, sondern Altern.

Gesundheit als Querschnittsaufgabe

Schmidt Im Gesunde-Städte-Netzwerke beispielsweise ist es Voraussetzung, dass intersektoral zusammen-gearbeitet wird und die Kommune bestimmte Auflagen erfüllt, um sich „Gesunde Stadt“ nennen zu können. Im Programm „Soziale Stadt“ kommt das Quartiersmanagement an sozial benachtei-ligte Zielgruppen heran. Diese Strukturen können wir als Kasse nicht schaffen, aber wir können

Gelder gemäß § 20 geben, um gesundheitsförderliche Projekte zu implementieren. Es gibt die TK-Verfügungsfonds, die für Mikroprojekte von der Bevölkerung für die Bevölkerung zu gesundheitlichen Themen ausgeschüttet werden können.Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen den verschiedenen Sektoren ist ein Qualitätskriterium, denn dann bleiben Projekte längerfristig bestehen, auch wenn die Kasse aus der Förderung irgendwann aussteigen muss.

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Seite 67Podiumsdiskussion |

Wo werden die Absolventen von Public Health Nutrition im Jahre 2050 arbeiten?

a) Sie arbeiten gar nicht, sie müssen umschulen, da alle Menschen wissen, wie man sich gesund und ausreichend ernährt und bewegt. b) Die Zahl der chronisch Kranken steigt weiter, dennoch stellt niemand Fachleute für gesundes Ernäh-rungsverhalten ein. Die Kosten für Medizin und Nahrung sind so hoch, dass für Prävention kein Geld übrig ist.c) Die Absolventen haben eine sehr erfolgreiche Slow-Food-Kette für gesunde Snacks gegründet, der Marktanteil von McDonalds schrumpft seitdem und die neue Chefin der Deutschen Bank ist eine ge-lernte Krankenschwester, die Public Health Nutrition studiert hat.

RawertIch hoffe auf Szenario a. Konkret stelle ich mir vor, dass die Absolventen überall sind: In den Schu-len, Kitas, Krankenhäusern, in der Bildungs- und Gesundheitspolitik etc. Diese Berufe leisten die Grundlage für eine erfolgversprechende und zukunftsorientierte Gesellschaft. Dafür wünsche ich all denjenigen, die in diesen Berufen engagiert tätig sind, eine gute interdisziplinäre Zusammenar-

beit und viel Erfolg.

Klotter Im Interesse eines harmonischen Ausklangs der Tagung wähle ich c. Es gibt im Moment bereits Ansätze, die genau in diese Richtung weisen: Es gibt Slow Food, das Campus Convivum Slow Food, das Youthfood-Movement. Es gibt eine junge Generation, die sich abkehrt von dem, was die Exper-ten sagen und basteln stattdessen ihre eigenen Konzepte. Genauso wie das Rauchen nicht mehr

in ist, kann es sehr gut sein, dass in zehn Jahren Fast Food einfach nur noch Überdruss erzeugt. Und 2050 gibt es Slow Food überall.

Grünewald-FunkIch bin als Selbstständige seit vielen Jahren tätig im Bereich Public Health Nutrition, daher kann ich Gründer/-innen nur zuraten! Mit einer guten Geschäftsidee kann man auf dem, was Sie hier lernen, sehr gut stehen. Ob da nun Public Health Nutrition drauf steht oder Slow Food oder Gesundheits-portal, ist völlig egal. Die Netzwerke des Oecotrophologenverbandes zeigen, dass Oecotropholog/-

innen inzwischen in den vielfältigsten Bereichen tätig und erfolgreich sind. Also ich glaube an diesen Studiengang!

SchmidtWir Oecotropholog/-innen können aufgrund unserer interdisziplinierten Ausbildung verschiedene Sprachen verstehen, z.B. die des Wirtschaftswissenschaftlers, die des Soziologen, die des Medizi-ners, die des Psychologen und die des Naturwissenschaftlers. Wir kennen die verschiedenen Dis-ziplinen, so dass wir vermitteln und moderieren können und als Querschnittsunterstützer/-innen

oder Politikberater/-innen in diesen verschiedenen Bereichen tätig sein können. Außerdem will ich das Thema Umwelt und Nachhaltigkeit mit reinbringen, denn ich denke, das wird die Zukunft bringen.

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Seite 68 | ausblick

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtagung,

es kommt mir nun die ehrenvolle Aufgabe zu, Sie mit einem Aus-blick zu verabschieden. Lassen sich mich aber zuvor noch einen

kurzen Rückblick auf diese Tagung werfen, die nun zu Ende geht. Es war die erste Public Health Nutrition Tagung in Fulda und wir haben eine

breite thematische Vielfalt besprochen. Ich kann und ich will hier nicht dem Versuch erliegen, sämtliche Beiträge und Statements noch einmal zu rekapi-tulieren. Dennoch will ich abschließend versuchen, einen roten Faden auf-zunehmen. Einen roten Faden, der sich - so jedenfalls meine Wahrnehmung - durch eine ganze Reihe von einzelnen Beiträgen und Statements dieser Fachtagung gesponnen hat. Er könnte auch als ein geeigneter Gradmesser dafür dienen, zu überprüfen, ob diese Tagung als gelungen gewertet werden kann.

Den roten Faden würde ich aufnehmen anhand der Fragestellung, die auch unser Studiengang Public Health Nutrition auf seine Fahnen geschrieben hat; ein Anliegen, das auch im Rahmen der abschließenden Podiumsdiskussi-on nochmals deutlich geworden ist:

Es geht um die Dringlichkeit der gesellschaftlichen Aufgaben im Zusammen-hang mit ernährungsbedingten Erkrankungen bzw. um die Schaffung bzw. Förderung von Gesundheit im Ernährungskontext, in der der Studiengang selbst und die zu Ende gehende Fachtagung den wesentlichen Begrün-dungszusammenhang finden, auch mit Blick auf die Perspektiven unserer Absolventinnen und Absolventen. Die Ausbildung selbst ist kein Wert an sich, sondern wir bilden problemadäquat und gut für gesellschaftliche Bedarfe aus. Das ist, denke ich, der zentrale Legitimationskern bei einem solchen Studiengang Public Health Nutrition. Und dies wiederum ist deutlich ge-worden im Programm der Fachtagung. Wir haben Interessantes zur Studi-enlage ernährungsbedingter Erkrankungen und über die Aufgaben einer sich hierzulande noch in den Anfängen befindenden, jungen Wissenschaft gehört, die sich – so mein Eindruck - dringender denn je diesen Aufgaben stellen muss. Wir haben über den epidemiologischen Kontext dieses Themas gesprochen und wir haben auch festgestellt, wie schwierig es ist, notwen-dige Verhaltensänderungen in Gang zu setzen und es offensichtlich nicht ausreicht, mit gut konzipierten und wohlmeinenden Interventionen auf die Personen zuzugehen, die dann doch nicht das tun, was wir ihnen als Wissen-

Ausblick und VerabschiedungProf. Dr. Klaus StegmüllerFachbereich Pflege und Gesundheit, Hochschule Fulda

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Seite 69Ausblick |

schaftlerinnen und Wissenschaftler gerne angedeihen lassen wollen. Diese Schwierigkeit hängt ganz eng mit den Themen „Zielgruppenorientierung“ und „Partizipation“ zusammen – zwei zentrale Konzeptionen, die ebenfalls stark im Vordergrund unserer thematischen Befassung standen. Wir haben auch die Einsicht gewonnen, dass zwar das Thema „Ernährung“ ein ganz wichtiger und zentraler Zugang zur Gesundheitsförderung insgesamt ist, es aber nicht der alleinige Zugang ist. Das bedeutet, dass wir das Thema „Er-nährung“ nicht losgelöst von gesellschaftlichen und sozialen Rahmenbedin-gungen denken können. Agneta Yngve hat in ihrem Vortrag diese Perspekti-ve zugespitzt ganz gut auf den Punkt gebracht, indem sie sagte, dass wir alle Politikerinnen und Politiker werden müssen. Vielleicht müssen wir nicht ganz so weit gehen, aber Kern der Aussage ist, die politischen Kontexte des The-mas Ernährung sind immer mit zu berücksichtigen – das betrifft sowohl die Produktion und Distribution von Nahrungsmitteln als auch deren Konsump-tion. Insofern kann es die Fokussierung auf das Thema Ernährungsverhalten von Einzelnen oder von gesellschaftlichen Gruppen allein nicht sein, sondern dessen Einbettung in soziale und gesellschaftliche Kontexte sind als wesent-liche Determinanten immer mit zu berücksichtigen.

Die Aufgaben, die sich uns stellen – auch und gerade mit Blick auf die Ausbildung unserer Studierenden – , bringt ein etwas älteres, immer noch hochaktuelles Dokument aus den 1990er Jahren ganz gut zum Ausdruck. Die nord-amerikanische Association of Schools of Public Health hat für sich zehn essenzielle Public Health-Aufgaben - adressiert an die Studierenden – beschrieben, von denen ich einige wenige uns hier nochmals in Erinnerung rufen will, um die Richtung zu markieren, in die wir uns weiter bewegen müssen:

- „Beobachte den Gesundheitszustand, um Gesundheitsprobleme in der Kommune zu identifizieren“ und „Diagnostiziere und untersuche Gesund-heitsprobleme und Gesundheitsgefährdungen in der Kommune“ – hier sind die zentralen Gesichtpunkte der epidemiologischen Forschung und des Setting-Bezuges angesprochen, die für eine Public Health-Intervention von zentraler Bedeutung sind.

- „Informiere und stärke die Menschen in Fragen der Gesundheit.“ – diese unerlässliche Aufgabe wird mit dem Konzept des „Empowerment“ umschrie-ben.

Mit den Forderungen „Mobilisiere Partnerschaften und schaffe Koope-rationsbezüge, um Gesundheitsprobleme zu identifizieren und zu lösen“, „Entwickle Vorgehensweisen und Pläne zur Unterstützung individueller und gemeinschaftlicher Bemühungen um Gesundheit“ sowie „Stelle den Kon-takt der Menschen zu den erforderlichen Gesundheitsdiensten her“ – ist der bereits angesprochene eminent politische Charakter unserer Tätigkeiten im Feld adressiert.

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Seite 70 | ausblick

- Mit „Evaluiere die Effektivität, den Zugang und die Qualität der persön-lichen und der bevölkerungsbezogenen Gesundheitsdienste“ und „Führe Forschung durch für neue Erkenntnisse und innovative Lösungen für die Gesundheitsprobleme“ sind zwei Postulate formuliert, die sich direkt an uns als Forschende mit Bezug auf die dringenden gesellschaftlichen und gesund-heitlichen Problemlagen wenden.

Zentral scheint mir dabei, sich vor allem einem Problem zuzuwenden, das mit dem Begriff „Präventionsdilemma“ beschrieben ist. Nämlich der Frage, wie wir mit geeigneten Interventionsprogrammen diejenigen am besten er-reichen, die es am nötigsten haben und die zugleich am wenigsten Ressour-cen zur Verfügung haben. Das ist aus meiner Sicht der Kern dessen, worüber wir weiter nachdenken und darauf entsprechende Forschungsleistungen verwenden müssen; ein Punkt wiederum, der sich heute ebenfalls durch eine ganze Reihe von Beiträgen gezogen hat.

Letzteres bringt mich zu dem Stichwort „Kontinuität“ – in zweifacher Hin-sicht: Zum ersten in der Weise, dass mit der ersten Fuldaer Public Health Nu-trition Tagung ein ermutigender Anfang gemacht ist, und ich mir wünsche, dass weitere Tagungen folgen mögen und Sie, die sie als Teilnehmer/-innen den Beginn einer möglichen Reihe mitgestaltet haben, durch Ihr Wieder-kommen mit zur Kontinuität dieses Formates beitragen. Zum zweiten in einer ganz anderen Weise: Die Tatsache, dass sich morgen im Anschluss an unserer Fachtagung das „Junge Forum Public Health Nutrition“ konstituiert, stimmt mich außerordentlich hoffnungsvoll, dass dieses, was ich mit Bezug auf die essenziellen Public Health-Aufgaben kurz skizziert habe, durch die engagierte Selbstorganisation und einen fruchtbaren Austausch junger Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftler unserer Disziplin auch hierzulande ein Stück vorangetrieben wird. Ich finde es großartig und für die weitere Ent-wicklung dieser noch jungen Wissenschaftsdisziplin von zukunftsträchtiger Bedeutung, wenn sich der wissenschaftliche Nachwuchs den anstehenden Aufgaben stellt.

Zur Routine eines Abschlussstatements auf einer Tagung gehören auch die Danksagungen. Ich will dies abschließend auf Grund des Vorgenannten sehr gerne tun. Zunächst danke ich im Namen der Veranstalter Ihnen allen, dass Sie gekommen sind und insbesondere – dies wurde heute Morgen schon be-merkt – Ihnen, den vielen Studierenden, unserem wissenschaftlichen Nach-wuchs, die Sie so zahlreich hier waren.

Ich danke allen Referentinnen und Referenten für ihre engagierten und wertvollen Beiträge, die wesentlich zum inhaltlichen Erfolg der Tagung bei-getragen haben. Ihnen einen besonders herzlichen Dank.

Wer selbst schon einmal so eine Tagung veranstaltet hat, weiß, dass damit immer ein riesiger organisatorischer Aufwand verbunden ist und „hinter den Kulissen“ ganz vieles ablaufen muss, damit sich ein reibungsloser und erfolg-reicher Verlauf einstellen kann. Deshalb will ich an dieser Stelle gerne auch namentlich dem Vorbereitungs- und ersten Projektteam „Pro PHN“ aus dem

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Studiengang Public Health Nutrition danken, Frau Depa, Frau Friedrich, Frau Pluhar, Frau Zimmer und – wie ich mir habe sagen lassen – waren auch hier einige wenige Männer engagiert. Herzlichen Dank Ihnen allen – Sie haben einen prima Job gemacht, es lief nicht nur organisatorisch alles tadellos.

Noch einmal das Stichwort „Kontinuität“: Immer mal wieder haben wir Stu-dierende in der Anmoderation für die einzelnen Beiträge gesehen. Dies sind Studierende aus der aktuellen, zweiten Projektgruppe „Pro PHN“, die sich hier in der Nachfolge zur ersten Gruppe für die Tagung engagiert haben. Auch Ihnen einen herzlichen Dank – auch Sie haben das großartig gemacht.

Zwei Personen will ich noch namentlich hervorheben: Frau Kollegin Prof. Kohlenberg-Müller, auf deren Initiative hin der Studiengang aufgebaut wurde und der sich auf Grund ihrer Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit – auch dies sei an dieser Stelle gesagt – gegen so manchen Widerstand unter ihrer Leitung zu einem erfolgreichen Studiengangsmodell entwickelt hat. Kathrin, Dir ebenso einen herzlichen Dank für Dein langjähriges Engagement.

Last but not least: Frau Knorpp. Sie sind diejenige, die im Vorfeld in der Anleitung der beiden engagierten studentischen Projektteams und heute als Moderatorin die Tagung auf die sprichwörtliche Bühne gebracht haben. Für die inhaltliche und organisatorische Arbeit gebührt Ihnen ein ganz besonde-rer Dank.

Abschließend bleibt mir noch, Ihnen einen guten Nachhauseweg zu wün-schen. Und ich denke – ich spreche auch im Namen des Organisationsteams – wir würden uns sehr freuen, Sie dann auf der zweiten Fuldaer Public Health Nutrition Tagung wieder begrüßen zu können.

Herzlichen Dank für Ihr Kommen und bis zum nächsten Mal.

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Stimmen zur Tagung

„Ich finde, dass das Motto der Tagung, „Lebenswelten nachhaltig und gesund-heitsförderlich gestalten“ gut gewählt wurde, weil diese Thematik meiner Mei-nung nach wirklich eine große Herausforderung darstellt und auch von der Poli-tik eher vernachlässigt wird. Der politische Fokus liegt noch immer vermehrt auf Kampagnen und Plakaten und damit auf dem verhaltensorientierten Ansatz. Daher begrüße ich sehr, dass die Tagung genau diesen Sachverhalt anspricht.“ (Prof. Dr. Julika Loss)

„Ich freu mich sehr, dass „Pro PHN“ diese Tagung so erfolgreich organisiert hat. Es ist eine tolle Atmosphäre. Meine Erwartung ist, mit den Akteuren ins Ge-spräch zu kommen. Ich erhoffe mir, dass durch diese Veranstaltung die Akteure auch zusammengebracht werden können. Dazu bietet auch morgen das Junge Forum eine gute Möglichkeit, auf die ich mich besonders freue.“ (Prof. Dr. Kathrin Kohlenberg-Müller)

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“I hope that the students here in Fulda understand that Public Health Nutrition is a very important area, that this is a lifetime thing to work with and it‘s very international. I hope they find themselves inspired after this day.” (Prof. Dr. Agneta Yngve)

„Ich bin sehr beeindruckt von der qualitativen Ausrichtung der Tagung: Eine gute Mischung von Theorie und Praxis, interessante Vorträge, ein leckeres Mit-tagessenangebot, Bewegungspause und jetzt freue mich auf die Nachmittags-veranstaltungen!“

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„Ich finde, die Tagung ist gut organisiert: Die Parkmöglichkeiten, gute Weg-beschreibung, die Räumlichkeiten und die nette Begrüßung, der Zeitplan, die Posterausstellung und Workshops zu interessanten und aktuellen Themen.“

„Insgesamt hat mir die Pro PHN-Tagung gut gefallen. Ich fand den Workshop Steuerungsansätze für eine gesunde Ernährung sehr lebendig und auch sehr interessant. Besonders angenehm fand ich, dass so viele ehemalige und auch aktuelle Studierende da waren. Bei den Plenarvorträgen hätte ich mir manch-mal provokativere Fragen gewünscht.“ (Prof. Dr. Simone Kreher, Hochschule Fulda)

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Clausen Kerstin, Dr. oec. troph.Forschungsinstitut für KinderernährungInstitut an der Rheinischen Friedrich–Wilhelms– Universität Bonn Heinstück 1144225 DortmundEmail: [email protected]

Freytag-Leyer Barbara, Prof. Dr.Hochschule Fulda Fachbereich OecotrophologieMarquardstr. 35 36039 FuldaEmail: [email protected]

Greß Stefan, Prof. Dr.Hochschule FuldaDekan des Fachbereichs Pflege und GesundheitMarquardstr. 35 36039 FuldaEmail: [email protected]

Grünewald-Funk Dorle, Dipl. oec. troph.Grünewald-Funk ConsultHochwaldsteig 214089 BerlinEmail: [email protected]

Hagsphil Stephanie, Prof. Dr.Hochschule FuldaDekanin des Fachbereichs OecotrophologieMarquardstr. 35 36039 FuldaEmail: [email protected]

Korrespondenzadressen

Irle KatjaSchreiben und SprechenBüro für KommunikationSchwarzwaldstr. 66 60528 Frankfurt am MainEmail: [email protected]

Khakzar Karim, Prof. Dr.Präsident der Hochschule FuldaMarquardstr. 3536039 FuldaEmail: [email protected]

Klotter Christoph, Prof. Dr. Hochschule Fulda Fachbereich OecotrophologieMarquardstr. 3536039 FuldaEmail: [email protected]

Kohlenberg-Müller Kathrin, Prof. Dr. Hochschule Fulda Fachbereich Oecotrophologie Marquardstr. 35 36039 FuldaEmail: [email protected]

Knorpp Leonie, M. Sc.Hochschule Fulda Fachbereich Oecotrophologie Marquardstr. 35 36039 FuldaEmail: [email protected]

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Kroke Anja, Prof. Dr. med.Hochschule Fulda Fachbereich OecotrophologieMarquardstr. 35 36039 FuldaEmail: [email protected]

Lampert Thomas, Dr. Robert Koch-InstitutAbteilung für Epidemiologie und Gesundheitsbe-richterstattungGeneral-Pape-Straße 62-66 12101 BerlinEmail: [email protected]

Lehnert Thomas, Dipl. Soz.Universitätsklinikum Hamburg-EppendorfInstitut für Medizinische Soziologie, Sozialmedizin und GesundheitsökonomieMartinistr. 5220246 HamburgEmail: [email protected]

Loss Julika, Prof. Dr. med.Medizinische SoziologieInstitut für Epidemiologie und PräventivmedizinMedizinische Fakultät der Universität RegensburgFranz-Josef-Strauß-Allee 1193053 RegensburgEmail: [email protected]

Michehl Claudia, Dipl. oec. troph.Verbraucherzentrale Hamburg e. V.Fachabteilung Ernährung Kirchenallee 22 20099 HamburgEmail: [email protected]

Rawert Mechthild, MdBDeutscher BundestagPlatz der Republik 111011 BerlinEmail: [email protected]

Rosenhäger Nora, M. A.Universität Erlangen Institut für Sportwissenschaft und SportGebbertstraße 123b 91058 ErlangenEmail: [email protected]

Rossmann Constanze, Dr.Ludwig-Maximilians-Universität MünchenInstitut für Kommunikationswissenschaft und Me-dienforschung Oettingenstraße 67 80538 MünchenEmail: [email protected]

Schmidt Maike, Dipl. oec. troph.Techniker KrankenkasseHauptverwaltung GesundheitsmanagementBramfelder Straße 14022305 HamburgEmail: [email protected]

Schorb Friedrich, M. A.Universität Bremen Institut für Public Health und PflegeforschungAbt. Prävention und Gesundheitsförderung Grazerstr. 4 D-28359 BremenEmail: [email protected]

Stegmüller Klaus, Prof. Dr.Hochschule Fulda Fachbereich Pflege und GesundheitMarquardstr. 35 36039 FuldaEmail: [email protected]

Volkert Dorothee, Prof. Dr. rer. nat.Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-NürnbergInstitut für Biomedizin des Alterns Heimerichstraße 58 90419 NürnbergEmail: [email protected]

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Yildiz Juliane, M. Sc.Justus-Liebig-Universität Gießen Institut für ErnährungswissenschaftProfessur für Ernährungsberatung und Verbraucher-verhalten Senckenbergstraße 3 35390 GießenEmail: [email protected]

Yngve Agneta, Prof. Dr.Oslo and Akershus University College of Applied Sciences Faculty of Health Sciences Department of Health, Nutrition and Management Postbox 4, St. Olavsplass NO 0130 Oslo NorwayEmail: [email protected]

Karolinska Institutet Department of Biosciences and Nutrition Novum SE-141 83 Huddinge Sweden

Zeeb Hajo, Prof. Dr.Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozi-almedizin (BIPS)Abt. Prävention und Evaluation Achterstraße 3028359 BremenEmail: [email protected]

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Die Hochschule Fulda bietet seit dem Wintersemester 2006/2007 im Fach-bereich Oecotrophologie als bislang einzige Hochschule in Deutschland den Masterstudiengang Public Health Nutrition an. Diese Wissenschaftsdisziplin ver-folgt das Ziel, Lebenswelten nachhaltig so zu gestalten, dass sie die Gesundheit fördern und ernährungs- und lebensstilabhängigen Erkrankungen vorbeugen. Während Public Health Nutrition im internatio-nalen und europäischen Ausland bereits als eta-blierte Wissenschafts-disziplin gelten kann, der bei der Entwicklung von Lösungsansätzen für ernährungs- und gesundheitspolitische Herausforderungen eine bedeutende Rolle eingeräumt wird, ist der Bekanntheitsgrad in Deutschland noch relativ gering.

Deshalb wurde zum Sommersemester 2011 das Forschungsprojekt „Förderung der Public Health Nutrition Wissenschaft und Praxis in Deutschland (Pro PHN)“ ins Leben gerufen. Das Projekt „Pro PHN“ wird von Studierenden des Masterstudiengangs Public Health Nutrition in Fulda im zweiten und dritten Semester durchgeführt. Die Projektverantwortung obliegt Frau Prof. Dr. Kathrin Kohlenberg-Müller (vertreten durch Frau Prof. Dr. habil. Anja Kroke) und betreut wird das Projekt durch Leonie Knorpp, M.Sc. PHN (ver-treten durch Svenja Zimmer, B.Sc. oec.troph.)

Um den Bekanntheitsgrad der Wissenschaftsdisziplin Public Health Nutrition in Deutschland zu erhöhen und die Vernetzung innerhalb wie auch mit verwand-ten Wissenschaftsdisziplinen zu fördern, planten und organisierten die Studie-renden im ersten Projektjahr unter anderem die „Erste Fuldaer Public Health Nu-trition Tagung“ sowie das „Erste Junge Forum PHN“ vom 19.-20.04.2012 in Fulda. Um die erfolgreiche Arbeit unserer Vorgänger/-innen fortzusetzen, erstellten wir,

Wir über uns

Pro PHN SS 2011

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Seite 81Anhang |

als Studierende des zweiten Projektjahres, den vorliegenden Tagungsband. Wir hoffen, dass die Veröffentlichung dazu beiträgt, einen größeren Personen-kreis zu erreichen und die Öffentlichkeitsarbeit für die Wissenschaftsdisziplin Public Health Nutrition voranzutreiben.

Pro PHN SS 2012

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Seite 82 | Impressum

HerausgeberHochschule Fulda – University of Applied SciencesFachbereich OecotrophologieForschungsprojekt „Pro PHN“Marquardstr. 35 36039 FuldaEmail: [email protected] www.hs-fulda.de

KoordinationProf. Dr. Kathrin Kohlenberg-MüllerProf. Dr. med. Anja Kroke, MPH

RedaktionKerstin Höppner, B. Sc.Jessica Sander, B. Sc.Elisabeth Schorling, B. Sc.Berit Warrelmann, B. Sc.

Layout/ GestaltungHermann Maier, München

FotonachweisFreundlicherweise zur Verfügung gestellt von HMUELV: Seite 6; Hochschule Fulda: Titelbild, Seite 2, 8, 10, 11, 12, 13, 14, 17, 21, 22, 24, 27, 28, 29, 31, 33, 38, 46, 48, 50; 57, 60, 62, 65, 66, 68, 71,72, 73, 74, 75, 76, 80, 81, 83; Yngve A: Seite 16; Lampert T: Seite 19; Loss J: Seite 20; Zeeb H: Seite 26; Rossmann C: Seite 30; Clausen K: Seite 35; Rosenhäger N: Seite 37; Volkert D: Seite 39; Schorb F: Seite 45; Yildiz J: Seite 47; Rawert M: Seite 55; Michehl M: Seite 56; Lehnert T: Seite 58; Schmidt M: Seite 63; Grünewald-Funk D: Seite 63

Fulda, Januar 2013

Unser besonderer Dank giltLeonie Knorpp, M. Sc., Hochschule Fulda, Fachbereich OecotrophologieSvenja Zimmer, B. Sc., Hochschule Fulda, Fachbereich Oecotrophologie

Gefördert durch die Sparkasse Fulda

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