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Ein Handbuch über den Umgang mit Rettungsgeräten und Befreiungstechniken HOLMATRO RETTUNGSTECHNIKEN BEI VERUNFALLTEN FAHRZEUGEN

HOLMATRO RETTUNGSTECHNIKEN BEI VERUNFALLTEN FAHRZEUGEN · 2018. 2. 27. · Die Informationen, die in diesem Buch von Holmatro gegeben werden, gelten ausschließlich für die Benutzung

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  • Ein Handbuch über den Umgang mit Rettungsgeräten und Befreiungstechniken

    HOLMATRORETTUNGSTECHNIKEN

    BEI VERUNFALLTENFAHRZEUGEN

  • HOLMATRORETTUNGSTECHNIKEN

    BEI VERUNFALLTENFAHRZEUGEN

    Von : B. Morris

    © Copyright 09-2004Holmatro Rescue Equipment

    The Netherlands

    All rights reservedHR Tilburg nr. 18118682

    980.000.040

    RCS Lille 378 607 964

  • Die Informationen, die in diesem Buch von Holmatro gegeben werden, gelten ausschließlichfür die Benutzung von Holmatro Geräten.

    Dieses Buch enthält Informationen über Rettungsgeräte und Rettungstechniken, die in verschiedenen Notsituationen angewendet werden können. Es ist wichtig, dass man sichdarüber bewusst ist, dass jede einzelne Notsituation einzigartig ist. Die Wahl derRettungsgeräte und Rettungstechniken kann von vielen verschiedenen Faktoren abhängigsein, zum Beispiel von der Art des Fahrzeugs, der Anzahl und der Position der an einemUnfall beteiligten Fahrzeuge, der Anzahl der Unfallopfer und ihres konkreten Zustands,sowie von anderen relevanten Faktoren. Die Situationen, die in diesem Buch gezeigt wer-den, sind nur Beispiele und sie geben keine vollständige Liste von hypothetischenSituationen wieder. Die Beispiele sollen dem Benutzer dieses Buches lediglich helfen,gewisse Grundlagen der Rettungstechniken und Rettungsgeräte, die in einem Notfall zurVerfügung stehen, zu begreifen.

    Es ist die Verantwortlichkeit einer jeden individuellen Einsatzkraft oder irgendeiner anderenPerson, die für Unterstützung sorgt, zu entscheiden, welche Rettungsgeräte und welcheRettungstechniken in einer konkreten Notsituation angewendet werden. Holmatroübernimmt keine Haftung für irgendeinen direkten oder indirekten Schaden oder sonstetwas, der als Folge der Benutzung von Rettungstechniken und/oder Rettungsgeräten, diein diesem Buch beschrieben werden oder der Benutzung von irgendwelchen anderenRettungstechniken oder Rettungsgeräten, die in einer konkreten Notsituation angewendetwerden, erlitten wird, außer der Haftung, die direkt aus grober Nachlässigkeit seitensHolmatro entsteht.

    Jede Notsituation kann äußerst gefährlich sein. Persönliche Sicherheit ist abhängig von dergenossenen Ausbildung, der Benutzung von korrekter persönlicher Schutzausrüstung undden Kenntnissen über die korrekte Anwendung der Rettungsgeräte, die bei IhremUnternehmen benutzt werden. Es gehört zur Verantwortlichkeit des Lesers, die Handbücherder Rettungsgeräte richtig zu lesen und anzuwenden. Es ist wichtig, immer die vereinbartenNotverfahren und die Anweisungen der relevanten Organisation und ihrer jeweiligenVorgesetzten zu befolgen.

    Wichtige Anmerkung

  • Dieses Handbuch dient als Ergänzung zu den Feuerwehrdienst-vorschriften, den einschlägigen Normen und Ihren sonstigenAusbildungsunterlagen. Ziel des Buches ist es, eine Basis zum Verstehender Rettungs- und Befreiungstechniken durch den Einsatz eindeutiger,farbiger Diagramme und einfachem, erläuterndem Text zu schaffen.

    Fortgeschrittene, notfallmedizinische Behandlung ist nichtGegenstand dieses Buches. Der Grund hierfür besteht darin, dass ich michauf Befreiungstechniken fokussieren möchte. Ärztliche Versorgung desbefreiten Patienten ist ein Thema, das sehr gut in vielen anderen Texten zudiesem Thema behandelt wird. Dennoch hat man verstanden, dass eine

    gute ärztliche Versorgung während eines jeden Befreiungsversuches ein wichtiger Punkt einer erfolgreichenRettung ist. Daher sollte der Aspekt der Patientenbehandlung in jedem Befreiungstraining berücksichtigtwerden.

    Dieses Buch ist sicher nicht das letzte Wort zur Befreiung aus Unfallfahrzeugen. Es repräsentiertnicht all die guten Ideen während des Einsatzes. Wichtig ist deshalb, dass in allen Konfliktfällen mit demInhalt dieses Buches, die Richtlinien Ihrer örtlichen Feuerwehr zu befolgen sind. Es ist nicht möglich, alleEventualitäten abzudecken, die im Bereich der technischen Hilfeleistung auftreten können. Dieses Buchdeckt gewisse generelle Techniken ab, die in jeder Situation genutzt oder angepasst werden können. Undso dient es als Mittel zur Komplettierung Ihres Trainings zum Thema „Technische Hilfeleistung beiKraftfahrzeugen“. Die beschriebenen Techniken können nur dann effektiv genutzt werden, wenn sie nachdem Training teamorientiert angewandt werden.

    „Rettungstechniken bei verunfallten Fahrzeugen“ wurde unter Berücksichtigung der aktuellenEntwicklungen im Fahrzeugbau geschrieben. Möglicherweise entdecken Sie einige neue Methoden,die bisher nicht in Ihrer örtlichen Feuerwehr genutzt werden. Wie alle neuen Techniken ist es sehrempfehlenswert, dass sie zuerst in Ihrem Team in einem kontrollierten Übungsbereich angewendetwerden, bevor sie in die Einsatzpraxis übernommen werden. Die in diesem Text beschriebenen Praktikenwurden auch im Hinblick auf die aktuellen Fortschritte bei den Rettungsgeräten entwickelt und ange-passt. Daher kann es notwendig sein, die Fähigkeit Ihrer Ausrüstung zu überprüfen, bevor Sie bestimmteTechniken anwenden.

    Was auch immer Ihre Aufgabe bzw. Beruf ist: Retter, Feuerwehrmann, Rettungssanitäter, Polizistoder Soldat, ich vertraue darauf, dass Sie beim Lesen dieses Buches soviel Freude haben werden, wieich sie beim Schreiben hatte.

    Brendon MorrisFachberater Technische Rettung, Holmatro Rettungsgeräte

    Btec EMC, NDip AEC

    Anmerkung des Verfassers

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    SICHERHEIT Seite.8

    - Persönliche Sicherheit Seite.9

    - Umgang mit dem Gerät Seite.10

    FAHRZEUGDESIGN & KONSTRUKTION Seite.14

    - Neue Autokonstruktionen Seite.15

    - Hybridfahrzeuge Seite.18

    - Passive Sicherheitssysteme Seite.19

    - Batterielagerungen Seite.22

    - Aufprallenergie Seite.23

    - Spezifische Gefahren neuer Fahrzeuge Seite.27

    - Fachbegriffe zur Fahrzeugkonstruktion Seite.28

    AUSRÜSTUNG Seite.30

    - Schneidgeräte Seite.31

    - Spreizer Seite.32

    - Kombi-Geräte Seite.33

    - Rettungszylinder Seite.34

    - Hydraulische Pumpen Seite.35

    - Hand- und batteriebetriebene Rettungsgeräte Seite.37

    - Material und Geräte zum Stabilisieren Seite.38

    - Pflege der Ausrüstung Seite.40

    Inhalt

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    DER EINSATZ Seite.42- Gruppeneinteilung Seite.43

    - Einsatzstellensicherheit Seite.45

    - Erste Maßnahmen Seite.46

    GRUNDLEGENDE RETTUNGSTECHNIKEN BEI VERUNFALLTEN FAHRZEUGEN Seite.50

    - Einführung Seite.51

    - Stabilisierung Seite.52

    - Türentfernung Seite.57

    - Seitenentfernung Seite.62

    - Schaffung einer „dritten“ Tür Seite.66

    - Dachentfernung Seite.68

    - Wegklappen des Vorderwagens Seite.80

    - Fußraumöffnung Seite.82

    - Anheben des Vorderwagens Seite 84

    RETTUNGSTECHNIKEN BEI UNFÄLLEN MIT LKW UND BUSSE Seite.86 - LKW Seite.87

    - Busse Seite.91

    DANK Seite.95

    NOTIZEN Seite.96

    Inhalt

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    Komplette Schutzkleidung, wie von Ihrer Feuerwehr oder Ihrem Rettungsdienstfür Standardeinsätze festgelegt, muss vom gesamten Rettungspersonal getragen werden.Ferner müssen Sie die Sicherheitshinweise befolgen, die im Benutzerhandbuch IhrerRettungsgeräte vorgegeben sind.

    Minimale Ausstattung:• Ein Helm ist unverzichtbar und muss jederzeit getragen werden.• Augenschutz (Schutzbrille) in Verbindung mit einem Vollgesichtsschutz

    (Helmvisier) sollte getragen werden.Ein Helmvisier alleine schützt nicht ausreichend vor einer Verletzung der Augen.

    • Schutzhandschuhe müssen jederzeit getragen werden.• Schutzkleidung sollte den ganzen Körper bedecken und vor scharfen Kanten

    schützen. Es ist ebenfalls empfehlenswert, dass diese Kleidung über feuer-hemmende und reflektierende Eigenschaften verfügt.

    • Sicherheitsstiefel nach EN 345 S3 (FPA) mit einer guten Knöchelstabilisierung sind empfehlenswert.

    • Das Schneiden von Glas und einigen Verbundmaterialien verursacht die Freisetzung feiner Partikel, die bei Inhalation gefährlich sind. Wenn mit solchenMaterialien gearbeitet wird, ist das Tragen einer Filtermaske (z.B. einer filtrie-renden Halbmaske) empfehlenswert.

    Persönliche Sicherheit

    Denken Sie daran, dass medizinischer Sauerstoff nicht mit Fett oderÖl in Verbindung treten darf. Nur Personen, die medizinischeSchutzhandschuhe tragen, dürfen mit den entsprechendenGerätschaften umgehen. Für Einsatzkräfte mit Schutzhandschuhen,die mit Fett oder Öl kontaminiert sind, sind diese tabu.

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    Es ist von größter Bedeutung, die Betriebsanleitungzu lesen und zu verstehen, bevor mit jeglicherAusrüstung gearbeitet wird. Einige grundlegendeRegeln zur Erinnerung:

    1. Stellen Sie sich beim Arbeiten niemals zwischendas Unfallfahrzeug und das Rettungsgerät.

    2. Da Schläuche leicht zu beschädigen sind(Schnitte, Abschürfungen, Knicke, verbrannteStellen, chemische Kontaminierung, etc.), mussmit extremer Sorgfalt gearbeitet werden.Beschädigte Schläuche sollten niemals benutzt und sofort ausgemustert werden.

    3. Benutzen Sie Schläuche nicht zum Tragen,Ziehen oder Bewegen der Rettungsgeräte oderPumpen.

    4. Stellen Sie sich niemals auf dieHydraulikschläuche.

    5. Teile des Fahrzeugs, die beim Schneidenoder Spreizen eventuell herausgeschleudertwerden können, müssen gesichert werden.

    6. Rettungsgeräte, die nicht eingesetzt werden,sollten zum Geräteablageplatz zurück gebrachtund dort in „Ruhestellung“ abgelegt werden(siehe Pflege der Ausrüstung).

    7. Alle Geräte sollten nur an den vorgegebenenGriffen getragen und im Einsatz gehalten werden.

    Legen Sie niemals Ihre Hände aufdie Arme oder Messer einesRettungsgerätes.

    Umgang mit dem Gerät

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    A - SpreizerDer Spreizer ist ein überaus starkes Gerät, das bei richtiger Anwendung sehr

    effizient im Befreiungsprozess arbeitet. Eine unsachgemäße Verwendung eines Spreizersstellt jedoch auch eine erhebliche Verletzungsgefahr dar.

    Beim Einsatz eines Spreizers sollten die nachfolgenden Punkte beachtet werden.Der wichtigste Gesichtspunkt beim Arbeiten mit hydraulischen Rettungsgeräten ist dierichtige Wahl eines geeigneten, stabilen Ansatzpunktes. Sobald das Rettungsgerät Haltgefunden hat und sein Gewicht selbst trägt, muss das Gerät vom Bediener lediglichunterstützt und das Steuerorgan betätigt werden.

    Zur Erinnerung:- Versuchen Sie immer die volle Fläche der Spreizerspitzen zu benutzen.- Sollten die Spitzen ihren Halt verlieren, stoppen Sie und setzen Sie neu an.- Stellen Sie sicher, dass die Position des Gerätes so gewählt ist, dass das

    Material zur Außenseite des Fahrzeuges gedrückt wird.- Sie können die natürliche Eigenbewegung eines Gerätes während eines

    Einsatzes nicht verhindern. Stellen Sie daher sicher, dass Sie das Gerätrechtzeitig anhalten und neu ansetzen können, bevor das Gerät oder Sieselbst gegen Karosserieteile gedrückt oder geschleudert werden.

    - Legen Sie Ihre Hände niemals auf die Arme oder Spitzen des Spreizers.- Nach dem Arbeiten mit dem Spreizer ist es wichtig, das Werkzeug in seine

    „Ruhestellung“ ab zu legen (siehe Seite 41).

    Umgang mit dem Gerät

    Die volle Fläche der Spitzen wird benutzt. Richtiges Positionieren des Spreizers.

    Korrektes Tragen des Spreizers an den Tragegriffen.

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    Umgang mit dem GerätB – SchneidgeräteSchneidgeräte sind heute wichtiger im Rettungseinsatz als jemals zuvor. Das ist

    begründet durch die neuen Fahrzeugtechnologien (hochfeste Stähle, Sandwichtechnologieusw.) und die Entwicklung von verstärkten Dach- und Säulenstrukturen. Darauf folgte dieEntwicklung noch leistungsfähigerer Schneidgeräte. Die enorme Kraft dieser Geräten ermöglicht ein Schneiden der neuen Fahrzeuge; kann jedoch bei unsachgemäßer Benutzungauch zu Verletzungen führen.

    Zur Erinnerung:

    - Versuchen Sie immer das Schneidgerät so zu positionieren, dass sie in einem 90 Grad Winkel zur Schneidfläche steht.

    - Stellen Sie sicher, dass das zu schneidende Material so tief wie möglichin der Messeröffnung ist. Vermeiden Sie das Schneiden mit den Spitzen.

    - Wenn sich das Schneidgerät zu stark dreht oder Sie eine Messertrennungbemerken, stoppen Sie und setzen Sie das Schneidgerät neu an.

    - Vermeiden Sie es, durch versteckte Airbag-Auslöser oder anderepotentielle Gefahrenquellen zu schneiden.

    - Legen Sie niemals Ihre Hände auf die Messer eines Schneidgerätes.- Sie können die natürliche Eigenbewegung eines Werkzeuges während

    eines Einsatzes nicht verhindern. Stellen Sie sicher, dass Sie das Gerätanhalten und neu positionieren können, bevor das Gerät oder Teile IhresKörpers durch Fahrzeugteile eingeklemmt werden.

    Schneidgerät im 90 Grad Winkel. Beobachten Sie immer die Arbeit der Schneidmesser.

    Schneidvorgang so nah wie möglich amZentralbolzen ausführen.

    Vermeiden Sie das Schneiden mit denMesserspitzen.

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    Umgang mit dem GerätC - RettungszylinderRettungszylinder sind ein wichtiger Bestandteil des hydraulischen Rettungssatzes. Es

    mag nicht immer notwendig sein, sie in jedem Fall einzusetzen wie Schneidgeräte und Spreizer,aber sie sind unbezahlbar in den Situationen, in denen die Patienten durch den Motorraum oderdas Armaturenbrett eingeklemmt sind. Aufgrund der schweren Lasten, die Rettungszylinder drückenund halten können, besteht aber auch die Gefahr, dass sie beim Einsatz abrutschen können.

    Zur Erinnerung:- Positionieren Sie den Rettungszylinder immer so, dass der Bediengriff leicht

    zugänglich, aber später bei der Befreiung nicht im Weg ist.

    - Falls das Heben oder Drücken unterbrochen wird, achten Sie auf die Ausrichtung des Bediengriffes, wenn Sie erneut beginnen. Senken Sie nichtversehentlich den Druck des Rettungszylinders ab.

    - Ihre Aufmerksamkeit sollte immer beiden Ansatzpunkten gelten. Fallserforderlich, setzen Sie einen Schwelleraufsatz ein, um einen ausreichendenAnsatzpunkt für den Rettungszylinder zu gewährleisten.

    - Stabilisieren Sie den unteren Ansatzpunkt, bevor Sie Druck aufbauen.

    Leicht zugänglicher Bediengriff. Guter Ansatzpunkt.

    Einsatz eines Schwelleraufsatzes. Entlastungsschnitt setzen, bevor derRettungszylinder eingesetzt wird.

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    Die massiven Entwicklungen im Bereich der Sicherheitskonstruktion vonFahrzeugen hatten zur Folge, dass Befreiungstechniken und Geräte modifiziert werdenmussten, um mit den Entwicklungen der Fahrzeugindustrie mithalten zu können. In einigenFällen sind in diesem Buch alternative Techniken aufgezeigt. Tatsache ist aber, dass jederRettungseinsatz unterschiedlich ist und ein standardisiertes Vorgehen nicht immer dereffektivste oder effizienteste Weg ist. Einige der Entwicklungen, die man heutzutage inFahrzeugen findet, wirken sich mehr auf den Rettungseinsatz aus als Andere. Aber dersignifikante Unterschied, wie Fahrzeuge heute gebaut werden, ist sehr wohl erkannt.

    Es muss ebenfalls erwähnt werden, dass die Techniken, die in diesem Handbuchgezeigt werden, speziell unter Berücksichtigung der neuen Autotechnologie entwickeltwurden. Da nicht alle Rettungsgeräte dieselbe Leistungsfähigkeit besitzen, ist es wichtig, dieTechnik zu wählen, die passend zu den Fähigkeiten Ihres Rettungsgerätes ist. JederRettungseinsatz birgt gewisse Risiken. Daher ist es wichtig, bei jeder Vorgehensweise dasGleichgewicht zwischen Sicherheit und effizientem Arbeiten zu finden. Mit zunehmenderErfahrung in der Risikoerkennung und –bewertung fällt das immer leichter.

    Borstahlbewährte Verstärkungen im Bereichdes Armaturenbrettes erfordern neueTechniken beim Wegdrücken der Frontpartie.

    Neue Autokonstruktionen (New Car Technology)

    Schnitt durch B-Säule, Baujahr 1996. Schnitt durch B-Säule, Baujahr 2002.

    Speziell verstärkte Elemente des Seitenauf-prallschutzes können zu Schwierigkeiten beimEntfernen der Türen nach Frontalkollisionen führen.

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    Neue Autokonstruktionen (New Car Technology)

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    4 - Mikrolegierte Stähle und Borstähle werden zur Optimierung desFestigkeits-/Gewichtsverhältnisses genutzt. Die Türentfernung wird umsoschwieriger, wenn der Seitenaufprallschutz durch eine Frontalkollision oderOff-Set-Kollision in den Rahmen geschoben wurde.

    5 - Im Lenkrad, Armaturenbrett und mittlerweile in jeglicher Kombination in Türen, Sitzen,Dächern und sogar in einigen Sitzgurtsystemen angebracht, verursachen Airbags verschiedeneProbleme im Rettungseinsatz. Nicht ausgelöste Airbags überfordern ein veraltetesSchneidgerät. Zu wissen, welche Konstruktionen elektronisch oder mechanisch aktiviert werden, ist schwierig. Die Schwierigkeit die Lage der Airbags, der Sensoren und derSteuerungsmodule zu erkennen, ein plötzliches Auslösen der Airbags während desRettungseinsatzes, elektrischen Leitungen oder ein plötzliches Ausstromen von Chemikalien - alldies stellt eine Gefahr für die Rettungskräfte dar.

    Im Gegensatz zur menschlichen Anatomie ist das Verstehen des Aufbaues neuerSicherheitskonzepte ein niemals endender Prozess. Sicherheitsmerkmale weichen von Jahrzu Jahr stark in Design und Platzierung zwischen Marken und Modellen ab. Aus diesem Grundmüssen Einsatzkräfte wissen, wie sich diese Sicherheitskonzepte möglicherweise auf ihretäglichen Rettungseinsätze auswirken können.

    1 - Im Falle eines Aufpralls lenken verstärkteVorderrad- und Motorabschirmungen dieRäder und den Motor unter demAuto weg von der Fahrgastzelle.Das Schneiden in diesemBereich, um z.B. dieFrontpartie nach vornewegzuklappen, kannschwierig sein.

    2 - Knautschzonen, die dieEnergie des Aufpralls absorbieren,ermöglichen es denFahrzeuginsassen, Zusammenstößezu überleben, die sie noch vor ein paarJahren nicht überlebt hätten.

    3 - Das verstärkte Armaturenbrett wurde entwickelt, um Fahrerund Beifahrer im Falle eines Frontal- oder Seitenaufpralls zuschützen. Ein einseitiges Drücken mit einem Rettungszylinder zumVorklappen der Frontpartie kann hier größere Probleme bereiten.

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    9 - Rahmenmaterialien- Um die Gewichtszunahme durch die Sicherheitsausstattung zukompensieren, setzen die Konstrukteure neue, extrem leichte Materialien ein. So wird zurVerstärkung des Daches und der Säulenstruktur HSLA-Stahl (High-Strength Low-Alloy) odernoch leichterer UHSLA-Stahl (Ultra High-Strength Low-Alloy) eingesetzt.

    8 - Seiten- und Heckscheiben- Das Sicherheitsglas wird immer öfter inSeiten- und Heckscheiben durch Verbundglas oder robusten Kunststoffersetzt. Im Gegensatz zum Sicherheitsglas sind diese im klassischen Sinnesehr schwer zu „zerbrechen“ und stellen daher ein großes Hindernis für denZugang zum Patienten dar.

    7 - Karosseriematerial -Hochfeste Kunststoffe,Kohlefasern, Aluminium undandere Verbundwerkstoffeersetzen das klassischeMetallblech in nahezu allenTeilen der Außenkarosserie.Werden diese Werkstoffedurch einen Unfall verformt,ist das Auffinden eines geeig-neten Ansatzpunktes für dieRettungsgeräte umsoschwieriger. Hinzu kommt,dass Verbundwerkstoffe undk o h l e f a s e r v e r s t ä r k t eBauteile sehr schwer zuschneiden sind. Beim Schnei-den der kohlefaserverstärktenBauteile besteht sogar dieGefahr des Einatmens feins-ter Staubpartikel (lungengän-gige Fasern = krebserre-gend).

    6 - Gur tstraf fer und G-Kraft-Begrenzer wurden konstruier t, um das Risiko vonTraumaverletzungen und Verletzungen durch Airbags zu reduzieren. Gurtstraffer werdendurch einen Federmechanismus oder mit einer Explosivladung ausgelöst. Ein plötzlichesAuslösen während eines Rettungseinsatzes kann ernste Verletzungen bei den Einsatzkräftenund den Patienten hervorrufen.

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    Illustration : H. Vincent

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    HybridfahrzeugeHybridfahrzeuge benutzen sowohl einen Elektro-, als auch einen Verbrennungsmotor für denFahrzeugantrieb. Der Elektromotor wird dabei für die For tbewegung mit geringerGeschwindigkeit genutzt und durch einen Hochspannungs-Battery-Pack angetrieben, dertypischerweise im Heck des Fahrzeuges angebracht ist.

    In Hybridfahrzeugen sind Hochspannungskabel durch orange Isolierung undVerbindungselemente zu erkennen. Da diese Kabel sehr gefährlich sind, sind sie unterhalboder in der Bodengruppe verlegt. Ein Bereich, der generell nicht für Rettungskräfte währenddes Einsatzes zugänglich ist.

    Hybridfahrzeuge können sich im „Stand-By“-Betrieb befinden, selbst dann, wennder Verbrennungsmotor nicht läuft und das Fahrzeug „abgeschaltet“ scheint. Es kann sichjederzeit in Bewegung setzen. Um genau das zu verhindern, sollte das Rettungspersonalnicht nur die 12 Volt Batterie abklemmen, sondern auch den Batteriehauptschalter auf dieStellung „Aus“ stellen und den Fahrzeugschlüssel ziehen, um das elektronischeFahrsystem abzuschalten.

    Berühren, schneiden oder öffnen Sie nie ein Hochspannungskabel oderHochspannungskomponenten.

    Ausgenommen von den obigen Sicherheitsvorkehrungen, kann man beiHybridfahrzeugen die gewohnten Befreiungstechniken und -taktiken anwenden. ZusätzlicheInformationen erhalten Sie aus den Handbüchern für Rettungskräfte, die durch dieFahrzeughersteller zur Ver fügung gestellt werden.

    Elektronisches Fahrsystem in einem Toyota „Prius“.

    „Innenansicht“ eines Batteriesystems vonHonda.

    Verbrennungsmotor

    Elektromotor

    Hochspannungskabel

    12 VDC Batterien, im Motorraum oder imKofferraum.

    HochspannungsbatteriezelleKraftstofftank

    Kraftstoffleitung

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    19Seitenairbag, im Sitz angebracht.Ausgelöster Vorhangairbag.

    A - AirbagsFrontairbags: Entwickelt für einen Frontalunfall, sind sie im Lenkrad und an

    verschiedenen Plätzen im Armaturenbrett untergebracht. Nicht alle Airbag-Systeme sind gleich,aber sie bestehen aus ähnlichen Komponenten. Die Positionierung, das Volumen und derAuslösemechanismus von Frontairbags sind von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich.Neuere Frontairbags besitzen einen zweistufigen Auslösemechanismus. Diese zweistufigenAirbags wurden entwickelt, um die Kraft des Auslösens auf die unterschiedlichen Parameterwie Position der Insassen, Aufprallstärke und Benutzung von Sicherheitsgurten, anzupassen.Wenn das Sensorensystem eine Teilauslösung bei einem Unfall vorgibt, sind folgende Abläufemöglich:

    • Die erste Stufe löst aus. Die Zündung der zweiten Stufe er folgt wenige Millisekunden versetzt.

    • Die erste Stufe löst aus. Die zweite Stufe wird nicht gezündet, wodurch eine Auslösung der zweiten Stufe während des Rettungseinsatzes möglich ist.

    • Die zweite Stufe löst aus, ohne Zündung der ersten Stufe. Das würde ein Zünden der ersten Stufe während des Rettungseinsatzes ermöglichen.

    Seitenairbags: Seitenairbags können in der Tür, im Sitz, nahe der Tür oder in derDachreling (Vorhangairbag oder schlauchförmiger Airbag) angebracht sein. Es ist außerordentlichwichtig, die Bereiche des Unfallfahrzeuges zu meiden, die Airbags und Sensoren beinhalten unddarüber hinaus, nicht durch versteckte Airbagauslöser zu schneiden.

    Nur weil ein Airbag ausgelöst hat, heißt das nicht, dass dieser nun ungefährlich ist.Vermeiden Sie den Aufenthalt im Wirkungsbereich von Airbags.

    Passive Sicherheitssysteme

    Querschnitt durch einen Lenkrad-Airbag,nicht ausgelöst.

    Frontairbag, ausgelöst.

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    B - GurtstrafferIm Umgang mit Gurtstraffern sollten Sie genauso vorsichtig sein, wie im Umgang mit

    Airbags. Das Entfernen des Gurtes vom Patienten ist, in Rücksprache mit dem ärztlichenTeam, so schnell wie möglich durchzuführen, um eine Verletzung durch plötzlich auslösendeGurtstraffer zu vermeiden. Besondere Vorsicht gilt bei Systemen, bei denen entflammbareFlüssigkeiten oder Gase eingesetzt werden. Es gibt vier Haupteinbauorte: untere B-Säule,mittlere B-Säule, in der Nähe des Gurtschlosses und in der Nähe der Hutablage.

    Gurtstraffer können sowohl mechanisch als auch elektrisch ausgelöst werden.Seien Sie äußerst vorsichtig, wenn Sie im Bereich von Gurtstraffern arbeiten. Ineinigen Fahrzeugen werden mechanisch auslösbare Gurtstraffer benutzt, derenSensoren im Gurtstraffer selbst eingebaut sind. Mechanisch auslösbareGurtstraffer bleiben sogar dann einsatzbereit, wenn die Batterie abgeklemmt ist.

    Passive Sicherheitssysteme

    C - G-Kraft-Begrenzer

    G-Kraft-Begrenzer sind in denmeisten Sicherheitsgurten mit Gurtstraffer-systemen eingebaut. Sie ermöglichen eineLockerung des Gurtes zu einem bestimmtenZeitpunkt des Aufpralls. Dadurch werdendie inneren Verletzungen durch ruckartigesAbbremsen des Körpers durch dieStandardgurte und damit die auf ihn wirkendeG-Kraft reduzier t.

    Ausgebauter Gurtstraffer am Gurtschloss. Anbringung an der unteren B-Säule.

    Die Funktionsweise des G-Kraft-Begrenzers.

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    D - Knautschzonen

    Das sind Zonen im Fahrgestell und in der Fahrzeugkarosserie, die entwickeltwurden, um die Aufprallenergie bei einem Unfall zu absorbieren und sie von derFahrgastzelle und folglich von den Insassen des Fahrzeuges fernzuhalten bzw. abzuleiten.

    Der Einsatz von Knautschzonen hat die Wahrscheinlichkeit, dass Fahrzeuginsasseneinen schweren Aufprall überleben, drastisch erhöht. Kaum zu glauben, dass gerade dieseKnautschzonen, die die Überlebenschance so immens steigern, aufgrund der Festigkeit derdeformierten Metallstrukturen die Rettungseinsätze erschweren können.

    Passive Sicherheitssysteme

    Frontalunfall-Crash-Test.

    Vollständiger Frontalaufprall.

    Versetzter Frontalunfall.

    Deformation der Knautschzonen.

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    Die meisten herkömmlichen Batterielagerungen sind im Motorraum derKraftfahrzeuge. Jedoch werden bei einigen neuen Fahrzeugkonzepten auch alternativePositionierungen der Batterie gewählt. Diese können unter anderem sein:

    • unter dem Rücksitz• unter dem Fahrersitz• im Kofferraum (linkes Foto)• im vorderen Kotflügelbereich (rechtes Foto)

    Denken Sie daran, dass in einigen größeren Fahrzeugen (z.B. Kleinlastwagen,Lieferwagen – aber auch in PKW) mehr als eine Batterie angeschlossen sein kann.

    Einige Hersteller haben Vorrichtungenintegriert, die zur Verhinderung von Brändeninfolge von Kurzschluss bei einer Kollision dieBatterie automatisch vom Bordnetz trennen.Einige Verbraucher, u.a. auch Airbags werdenjetzt weiterhin mit Spannung versorgt.

    Batterielagerungen

    Automatische Batterie-Abschaltung.

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    Aufprallenergie

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    A - Spannung, Biegung, VerwindungMetall, das verbogen (Biegung), gestreckt (Spannung) oder verdreht (Verwindung) ist,

    erfordert äußerste Vorsicht, wenn es schnell geschnitten oder gespreizt wird, da plötzlicheunkontrollierte Bewegungen auftreten können. Die Einsatzkräfte müssen die mechanischenund die potentiellen Reaktionen des Fahrzeugaufbaus kennen, die durch eine Deformationbei einer Kollision auftreten können.

    Wenn man von einer mechanischen Reaktion spricht (Aufprall währendeiner Kollision, der die Struktur des Fahrzeugs veränder t), spricht man von stabilenund elastischen bzw. instabilen Punkten.

    Um effektiv arbeiten zu können, ist es häufig notwendig, die instabilen oder möglichenelastischen Punkte zu beseitigen, um eine ungewollte Bewegung des Materials während desSchneidens oder Spreizens zu verhindern. Esist wichtig, die stabilen Punkte zu finden, die alsrobuster Ansatzpunkt für die Positionierung derSpreizwerkzeuge eingesetzt werden können.Sind keine stabilen Ansatzpunkte vorhanden, somüssen diese durch den Einsatz z.B. einesSchwelleraufsatzes oder von Unterbaumaterialgeschaffen werden.

    Spannung

    Verwindung

    Biegung

    Schwelleraufsatz dient als stabilerAnsatzpunkt.

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    B - Frontalaufprall

    Trotz der Verstärkung der Fahrgastzelle in modernen Fahrzeugen müssen wir unsdarüber im Klaren sein, dass Crash-Tests mit relativ niedrigen Geschwindigkeitendurchgeführt werden. Bei höheren Geschwindigkeiten kann die auftretende Verformungdeutlich gravierender sein, was den Rettungsablauf erschweren kann.

    Moderne Sicherheitssysteme machen es häufig möglich, dass Insassen eines Fahrzeugeseinen schweren Aufprall überleben. Die Herausforderungen an die Rettungskräfte beiFrontalunfällen sind der verstärkte Bereich des Armaturenbrettes und derSeitenaufprallschutz in den Türen, der sehr häufig nach hinten oder vorne geschoben wirdund so die Tür blockiert.

    Eine deutlich beschädigteFahrgastzelle führt zuschwereren Verletzungenbei den Insassen.

    Eine geringer beschädigteFahrgastzelle führt zu

    weniger schwerenVerletzungen bei den

    Insassen.

    Aufprallenergie

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    AufprallenergieC - Seitenaufprall

    Seitenaufprälle führen zu einer hohen Todesrate aufgrund des geringen Platzes zwi-schen der Außenseite des Fahrzeuges und seinen Insassen. In den meisten Fällen führt dieVerformung der Fahrgastzelle zu einem sehr geringen Freiraum, in dem man um den Patientenarbeiten kann. Falls möglich, führt das Konzentrieren der Rettungsarbeiten auf derunbeschädigten Seite zu einem effektiveren Befreiungsvorgang.

    D - Überschläge

    In solchen Fällen ist eine gute Stabilisierung der wichtigste Aspekt einer erfolgreichenBefreiung. Die Befreiung kann erschwert werden, wenn die Fahrzeuginsassen in ungünstigenPositionen liegen oder noch in den Sicherheitsgurten hängen. Besonders wichtig bei solchenArten von Unfällen ist es, die Bewegung eines Patienten auf ein Minimum zu begrenzen.

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    AufprallenergieE - Unterfahrunfälle

    Ein extrem eingeengter Arbeitsbereich und in vielen Fällen komplizier teEinklemmungen der Person, machen diese Arten von Unfällen sehr schwierig. Beachten Sie,dass eine gute Stabilisierung der aufliegenden Last vorrangig ist und möglicherweise schwereLasten angehoben werden müssen. Wenn Sie eine solche Rettung unter einem LKWdurchführen, denken Sie an die gefederte und ungefederte Last, wie im Kapitel über LKW indiesem Buch nachzulesen ist.

    Rettungsarbeiten beeinflussen möglicherweise die Stabilisierung. Aus diesem Grund mussdie Stabilisierung während des Befreiungsablaufes fortlaufend überwacht werden.Abstützgerätschaften, wie z.B. PowerShore, erleichtern eine effektive Stabilisierung.

    Phot

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    Ebel

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    Spezifische Gefahren neuer FahrzeugeA – Zerschneiden der SitzeViele neue Fahrzeugkonzepte verfügen über

    Airbag-Komponenten in der Sitzpolsterung: Airbag-Sensoren, Mini-Gas-Zylinder und in manchen Fällen dieAirbags selbst. Diese sollten nicht durchgeschnittenwerden. Um das zu vermeiden, entfernen Sie zuerst diePolsterung mit einem Messer, um eventuelleRisikostellen zu lokalisieren, bevor Sie mit einemhydraulischen Schneidgerät schneiden.

    B – Schneiden der Säulen/PfostenVerschiedene Säulen beinhalten Komponenten,

    die gemieden werden sollten. Verstärkungen für dieSicherheitsgurte und Gurtstraffersysteme könnenSchäden an den Schneidblättern verursachen. Die größteGefahr besteht jedoch beim Schneiden in eineDruckgaspatrone eines Airbags (sog. Kaltgasgenerator).Das schlagartig austretende Gas oder Teile der Patroneselbst können ernste Verletzungen hervorrufen.

    Deshalb ist es zwingend erforderlich, dass mandie Säulen vor dem Schneiden immer sorgfältig unter-sucht. Außerdem ist es ratsam, ein flexibles Schutzschildzum Schutz des Patienten während des Schneidens zubenutzen. Dieses bietet einen gewissen Schutz beimAbrutschen der Rettungsgeräte und bei einer explodie-renden Druckgaspatrone, die aus Versehen geschnittenwurde.

    C - Automatische Überrollschutzsysteme (R.O.P.S.)Diese Systeme werden aktiviert, wenn das

    Fahrzeug sich zu überschlagen beginnt. Typischerweisesind sie hinter den Sitzen im hinteren Fahrzeugbereichplatziert. Dies stellt natürlich ein bedeutendes Risikofür alle Rettungskräfte dar, wenn sie im Einsatzwährend der Rettungsarbeiten plötzlich auslösen. Einemögliche Maßnahme um diese Gefahren zu minimieren,ist die Abtrennung der Batterie, um dieAuslöseprozedur zu unterbrechen.

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    R E T T U N G S T E C H N I K E N B E I V E R U N F A L L T E N F A H R Z E U G E N Ein Handbuch über den Umgang mit Rettungsgeräten und zeitgerechte Befreiungstechniken

    © éditions ICONE GRAPHIC reproduction interdite

    Um sicherzustellen, dass jeder im Rettungseinsatz die Anweisungen versteht, soll-te eine Standardterminologie verwendet werden. Beispielsweise sollten Sie nicht von „links“und „rechts“ sprechen, sondern von „Fahrerseite“ und „Beifahrerseite“. Folgend finden Sieeinige allgemeine Begriffe zur Beschreibung eines Fahrzeugaufbaus.

    Fachbegriffe zu Fahrzeugkonstruktionen

    Dach

    A-Säule/Pfosten

    Spritzwand

    Knautschzonen

    vorderer, verstärkterRadkasten Türscharniere

    Haube

    Fahrzeugdach

    Fahrzeugmitte

    Fahrzeugboden

    Fahrzeugdach

    Fahrzeugmitte

    Fahrzeugboden

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    D-Säule/Pfosten

    C-Säule/Pfosten

    Hinterer Kotflügel

    Türschloss/-verriegelung

    Dachreling

    B-Säule/Pfosten

    Fließheck/Kofferraumdeckel

    hinterer, verstärkterRadkasten

    Bodenbrett

    Schweller/Wellentunnel

    Türscharniere

    Tür

    Seitenaufprall/-schutz

    Fensterrahmen

    Heckabdeckung

    vordererKotflügel

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    Schneidgeräte bzw. Scheren werden eingesetzt, um Fahrzeugkomponenten zudurchtrennen und dadurch bestimmte Teile des Fahrzeuges zu entfernen. Eine Vielfalt vonGeräte- und Messervarianten sind je nach Anwendungsfall wählbar.

    Schneidmesser gibt es in vielfältigen Formen, wie die unteren Bilder zeigen. Dieunterschiedlichen Messertypen eignen sich für verschiedene Materialarten in denFahrzeugen.

    Schneidgeräte

    Bedienteil

    Schaltknopf

    Hydraulikschläuche

    Hydraulikschläuche

    Tragegriff

    Messer

    Messer

  • Spreizer erfüllen drei Hauptfunktionen: Spreizen, Quetschen und Ziehen. Sie könnendas Metall zusammendrücken oder quetschen, um das Schneiden zu ermöglichen und siekönnen Komponenten weg spreizen. Die dritte Funktion wird mit entsprechenden Aufsätzenauf den Spitzen ausgeführt, die das Ziehen von Teilen möglich machen.

    Diverse Spitzen können für ver-schiedene Einsatzarten aufgesetzt werden.

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    Bedienteil

    Hydraulikschläuche

    Tragegriff

    Spreizarme

    Spreizer

    Spreizspitzen

    Spreizen einer Fahrzeugtür. Zusammendrücken oder Quetschen einesKotflügels.

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    Bedienteil

    Hydraulikschläuche

    Tragegriff

    MesserSpreizspitzen

    Diese vielseitigen Geräte kombinieren die Funktion eines Spreizers und einerSchere. Jedoch sollten aufgrund der Kombination der Funktionen einige Verluste bei denSpreiz- und Schneidmöglichkeiten berücksichtigt werden. Wie bei den Spreizern könnenauch bei diesen Geräten Aufsätze zum Ziehen benutzt werden.

    Kombi-Geräte

    Wegdrücken des Vorderwagens mit einemKombi-Gerät.

    Schneiden einer C-Säule.

    Kombi-Gerät spreizt ein Türschloss. Spreizen einer Fahrzeugtür.

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    In erster Linie genutzt, um Fahrzeugteile wegzudrücken, besitzen Rettungszylinderstarke, hydraulische Kolben. Manche haben einen Teleskop-Aufbau, um eine große Reichweitezu erzielen und um dennoch klein genug zu sein, um diese auch in engen Räumen ansetzenzu können. Einige Rettungszylinder haben auch austauschbare Köpfe, um unterschiedlicheAufsätze für spezielle Anwendungen zu benutzen, wie z.B. zum Ziehen mit Ketten.

    Bedienteil

    Hydraulikschläuche

    Kolben

    Zylinder

    Tragegriff

    KolbenDruckkopf

    Druckkopf

    Kolben

    Rettungszylinder

    Rettungszylindereinsatz zum Raumschaffen. Wegdrücken des Armaturenbretts miteinem Rettungszylinder.

    Vollständig ausgefahrener Teleskopzylinder. Richtige Position des Bedienteils.

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    Hydraulische Pumpen

    Zweistufenpumpe

    4-TaktBenzinmotor

    A - Hand- und FußpumpenDiese hydraulischen Pumpen gibt es in einer Vielzahl von Ausführungen, von

    einfachen einstufigen Pumpen bis zu dreistufigen Pumpen mit hohem Öldurchfluss. Siewerden in erster Linie als Rückflusspumpen benutzt oder in Situationen, in denen sichbenzinbetriebene Pumpen nicht eignen (z.B. Ex-Bereich).

    B - LeichtgewichtpumpenDiese leichten, kompakten, benzinbetriebenen Pumpen sind exzellent tragbar.

    Durch die Mobilität dieser Pumpen sind sie ideal für den Einsatz in abgelegenen oder schwerzugänglichen Bereichen.

    zweistufigePumpe

    Griff/Fußpedal

    Umschaltventil

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    Umschaltventile

    Schlauchhaspel

    C - MultifunktionspumpenDiese hydraulischen Pumpen können mit Benzin, Diesel oder einem Elektromotor

    betrieben werden. Sie haben die Fähigkeit, zwei oder mehr Geräte gleichzeitig zu betreiben.Aufgrund ihres Gewichtes werden sie in der Regel auf dem Einsatzfahrzeug verlastet, könnenjedoch bei Bedarf auch vom Fahrzeug genommen werden. Als Ergänzung werden meist festmontierte oder auch separat angeschlossene Schlauchhaspeln mitgeführt.

    4-Takt Benzinmotor

    Hydraulische Pumpen

    Hydraulikpumpe, zum gleichzeitigenBetrieb von 3 Geräten.

    Leichtgewichtige Duopumpe, tragbarvon einem Feuerwehrmann.

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    Diese Art von Rettungsgeräten ermöglicht es dem Retter, entfernte und schwerzugängliche Einsatzorte zu erreichen, wie zum Beispiel Schluchten, Trümmerfelder, beengteRäumlichkeiten u.ä.. Diese Geräte bieten viele Einsatzmöglichkeiten und sind entweder hand-,batterie- oder akkubetrieben.

    Spreizerspitze

    Messer

    Bedienteil

    Tragegriff

    Akku

    Hand- und batteriebetriebene Rettungsgeräte

    An-/Aus-Knopf

    Einstieg in eine Schlucht. Handbetriebenes Kombi-Gerät.

    Pumpenhebel

    Akkuschneidgerät

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    A - Chocks und BlocksSie gibt es in verschiedenen Formen und bestehen aus Holz oder recycelten

    Polyethylenen. Sie sind in vielen Situationen einsetzbar, wie z.B. zum Unterbauen einesFahrzeuges.

    Material und Geräte zum Stabilisieren

    B - HebekissenHebekissen sollten nicht primär zur

    Stabilisierung verwendet werden. Dennoch kann ihreHebekapazität im Stabilisierungsprozess sehr nützlichsein. Zwingend erforderlich ist jedoch beim Anheben einparalleles Unterbauen mit Chocks und Blocks.

    Niederdruckkissen. Hochdruckkissen.

    Ausführung ausrecyceltemKunststoff.

    Ausführungaus Holz.

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    Material und Geräte zum StabilisierenC - StützenStützen werden oft eingesetzt, wenn große Räume überbrückt werden müssen. Zum

    Beispiel dann, wenn ein Fahrzeug auf der Seite oder auf dem Dach liegt. Es gibt verschiedeneAusführungen von Stützen, vom simplen Holzbalken über pneumatische bis hin zu hydraulischenStützen. Die High-Tech-Geräte wie Druckluft- oder Hydraulikstützen, bieten dem Retter größereFlexibilität und höhere Leistungsfähigkeit. Druckluftstützen können der Last beim Anhebenz.B. durch einen Rettungszylinder automatisch „folgen“, wobei Hydraulikstützen eine wesentlichhöhere Hebekapazität bieten.

    All diese Systeme gewährleisten die benötigte Stabilität, indem sie sich dieKraftverteilung zunutze machen. Es entsteht ein „Spannungsstützsystem“ oder „-dreieck“ aus denStützen, dem Druck und der Kraft.

    Druckluft-/Hydraulikstützen.

    Einfache, mechanische Stützen. Stützen aus Holz.

    Hydraulikstützen.

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    Um sicherzustellen, dass Ihre Ausrüstung in einem einsatzfähigen Zustand ist,sollten Sie die Anleitung des Herstellers beachten. Ein autorisierter Händler in Ihrer Näheist in der Lage, die Wartung in regelmäßigen Abständen durchzuführen und einenReparaturservice zu gewährleisten.

    A - PumpenFühren Sie nach jedem Gebrauch folgende Kontrollen durch:

    1. Optische Inspektion nach Schäden.2. Alle Flüssigkeitsstände kontrollieren:

    a. Benzinb. Hydraulikölc. Motoröl

    3. Stellen Sie den Benzinhahn in die Aus-Position.4. Die Kupplungen sollten sauber sein und einwandfrei funktionieren. Reinigen Sie dieStaubkappen und setzen Sie sie wieder auf die Kupplungen.

    B - SchläucheFühren Sie nach jedem Gebrauch folgende Kontrollen durch:

    1. Optische Inspektion nach Schäden :a. Schnitte, Abschürfungen oder andere Schäden am Schlauchmantelb. Knickstellen

    2. Die Kupplungen sollten sauber sein und einwandfrei funktionieren. Reinigen Sie die Staubkappen und setzen Sie sie wieder auf die Kupplungen.

    3. Prüfen Sie die Schlauchanschlüsse.4. Entfernen Sie etwaige Fremdkörper vom Schlauch.

    Pflege der Ausrüstung

    Prüfen Sie die Flüssigkeitsstände. Setzen Sie die Staubkappen auf.

    Prüfen Sie die Schlauchanschlüsse. Benutzen Sie keine beschädigten Schläuche.

    Nehmen Sie beschädigte Schläuche sofort außer Betrieb.

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    C - GeräteFühren Sie nach jedem Gebrauch folgende Kontrollen durch:

    1. Optische Inspektion nach Schäden :a. Scherenmesser, Spreizerspitzen, Aufsatzstücke der Rettungszylinder.

    2. Kontrollieren Sie das Bedienteil.

    3. Anschlussstücke der Schläuche :a. Schnitte, Abschürfungen oder andere Schäden am Schlauchmantelb. Knickstellen

    4. Die Kupplungen sollten sauber sein und einwandfrei funktionieren. Reinigen Sie dieStaubkappen und setzen Sie sie wieder auf die Kupplungen.5. Gerät in Ruhestellung (nicht unter Druck) :

    a. Spreizer/Kombi-Geräte: Spitzen leicht geöffnet.b. Rettungszylinder: Kolben leicht ausgefahren.c. Scheren: Messer leicht überlappend.

    6. Sicherheits- und Bedienhinweise sind angebracht und lesbar.

    Pflege der Ausrüstung

    Kolben leicht ausgefahren. Spitzen leicht geöffnet. Messer leicht überlappend.

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    Gruppeneinteilung

    Eine systematische Vorgehensweise bei einer Personenbefreiung ist der beste Weg,um alle Aufgaben so schnell und effektiv wie möglich auszuführen. Nur Teamarbeit kann eineffektives Vorgehen bei einer systematischen Rettung gewährleisten. Damit ein Team inperfektem Einklang arbeiten kann, muss jedes Teammitglied ganz genau wissen, was vonihm erwartet wird und Vertrauen in seine Fähigkeiten und Qualifikation haben, um diespeziellen Anforderungen zu erfüllen.

    Die ideale Anzahl Rettungskräfte für eine einfache Insassenbefreiung liegt bei fünf bis sechsPersonen. Solange die Anzahl in unterschiedlichen Rettungsteams wesentlich von Einsatz zuEinsatz variiert, teilt man normalerweise das Team in die folgenden Rollen auf, wenn mandas Fünf-Personen-Modell anwendet. Die exakte Bezeichnung jede dieser Rollen kann vonOrganisation zu Organisation variieren.

    1. Einsatzleiter oder Gruppenführer

    Diese Person ist verantwortlich für die gesam-te Koordination des Rettungsteams. Er odersie sollte, wenn möglich, weiter hinten stehenund eine ausreichende Übersicht über denEinsatzort haben, um über die nächsten ein-zuleitenden Schritte nachzudenken. In kleinerenTeams muss diese Rolle möglicherweise gleich-zeitig mit anderen Funktionen ausgeführtwerden.

    Der Gruppenführer ist auch zuständig für dieKommunikation mit anderen Einheiten oderTeams, insbesondere der Rettungsdienst, dieim selben Einsatz tätig sind.

    In vielen Fällen ist dieses Gruppenmitgliedauch gleichzeitig zuständig für die eigeneSicherheit des Teams. In vielen Teams mitausreichender Mannschaftsstärke ist das eineseparate Aufgabe für ein Teammitglied.

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    2. Technik-/Arbeitsgruppe – Person 1

    In Zusammenarbeit mit dem 2.Gruppenmitglied wird der Großteil der erfor-derlichen Rettungsarbeiten durchgeführt unddie Einsatzstelle abgesichert.

    3. Technik-/Arbeitsgruppe – Person 2

    Arbeitet zusammen mit Gruppenmitglied 1. Diese Position hängt vom vorhandenenPersonal ab.

    4. Gerätekoordinator/Maschinist

    Normalerweise ist das der Fahrer des Einsatzfahrzeuges. Seine Aufgabe bestehtdarin, die benötigten Geräte bereitzustellen. In Situationen, in denen die Arbeitsgruppe Hilfebenötigt, kann der Einsatzleiter den Maschinisten zur Unterstützung abordnen.

    5. Patientenbetreuer

    Der Patientenbetreuer bleibt vom ersten Moment an in ständigem Kontakt mit demzu befreienden Patienten. Er informiert ihn exakt über das, was während des Einsatzes passiert.Während des Rettungseinsatzes assistiert er dem Rettungsdienstpersonal. Wird derPatientenbetreuer vom Rettungsdienst nicht benötigt, kann er auf Befehl des Einsatzleitersdie Arbeitsgruppe unterstützen.

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    EinsatzstellensicherheitUm eine sichere und organisier te Einsatzstelle zu gewährleisten, sollten Einsatzbereiche

    festgelegt werden. Die erste Zone oder der erste Sektor, genannt innerer Kreis oder Arbeitsbereich,ist ein imaginärer Kreis mit einem Radius von ungefähr 3 – 5 m um jedes beteiligte Fahrzeug herum.Dieser Bereich sollte ausschließlich für das Einsatzpersonal frei gehalten werden.

    Die zweite Zone ist ein größerer Kreis von 5 – 10 m. Dieser Bereich sollte frei von Personensein, die nicht dem Einsatzpersonal angehören und möglichst abgesperr t sein. In diesem Bereich,der an den inneren Kreis angrenzt, sollte ein Geräteablageplatz aufgebaut sein. So ist klar definier t,wo die benötigten Geräte bereit liegen und wo sie nach dem Gebrauch wieder abzulegen sind. EinAblageplatz für Fahrzeugteile und Beladung des Unfallfahrzeuges ist außerhalb dieser zweiten Zoneanzulegen. Diese Schritte ermöglichen ein effizienteres Arbeiten und einen sicheren Arbeitsbereich.

    3 – 5 m

    5 – 10 m

    Geräteablageplatz

    Rettungsfahrzeuge parken in

    „abwehrender“ Position, um so die Einsatzstelle vor ankommendem

    Verkehr zu schützen.

    Teileablageplatz

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    Wichtige Aspektefür Ihre Sicherheit:

    Zweifachen Brandschutzsicherstellen.

    Beginn der EinsatzmaßnahmenWenn möglich, sollte der Einsatzbeginn wie folgt ablaufen:

    Ziel:Einschätzen etwaiger versteckter Risiken der Einsatzstelle und

    Sicherung der beteiligten Unfallfahrzeuge, um sicher an, in und um diese herum arbeiten zu können.

    Diese Schritte sollten Sie befolgen, bevor Sie mit dem Befreiungsvorgang beginnen.

    Wenn möglich, sollte die Rettungsmannschaftvon vorne auf das beteiligte Fahrzeug zugehen.Dadurch wird verhindert, dass Unfallopferversuchen, ihren Hals zu drehen, um auf sichaufmerksam zu machen. Ist ein Kontakt zueinem Patienten hergestellt, sollte dieserKontakt bis zur Übergabe an das Personaldes Rettungsdienstes nicht unterbrochenwerden.

    Die Einsatzkräfte sollten dann dieEinsatzstelle sichten, um mögliche versteckteGefahren über, unter und um das Fahrzeugabschätzen zu können, wie z.B.Stromleitungen, auslaufendes Benzin oderum weitere Unfallopfer zu finden. DieErgebnisse sind dem Einsatzleiter mitzuteilen,der dann entscheidet, ob Maßnahmen zurBeseitigung dieser Gefahren einzuleiten sind.

    Erste Maßnahmen

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    Wenn das Fahrzeug vollständigauf etwaige Risiken untersuchtwurde, sollte man das Fahrzeugstabilisieren. Eine genauereAbhandlung dieses Themas finden

    Sie unter dem Kapitel „Stabilisierung“ indiesem Buch.

    Die Zündung des Fahrzeuges sollte vollständigausgeschaltet und die Batterie, wenn möglich,abgeklemmt sein. Wichtig ist, dass die Massezuerst abgetrennt wird, um das Entstehen vonFunken durch einen Kurzschluss beimAbklemmen der Batterie zu verhindern.Denken Sie daran, dass Sie gegebenenfallsdie elektrischen Fensterheber, die Zentral-verriegelung und die Sitzposition verändern, bevorSie die Batterie abklemmen. Falls vorhanden,sollte die Feststellbremse gezogen werden.

    Alle Insassen des Fahrzeugs solltengeschützt sein, bevor Sie das Fahrzeugglaszerstören bzw. entfernen. Möglicherweisemuss ein Retter zur Unterstützung insFahrzeuginnere.

    Erste Maßnahmen

    Ist das Abklemmen der Batterie nicht möglich, sollte das Warnblinklicht amUnfallfahrzeug eingeschaltet werden als Warnung für alle Rettungsbeteiligten.

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    Nun erfolgt das sogenannte Glasmanagement.Denken Sie daran, dass alle Glasscheiben, diewährend des kommenden Rettungsvorgangesbrechen könnten, gleich entfernt werden sollten.

    Dies kann mit einem Federkörner oder falls not-wendig, mit einem Glasschneider erfolgen.

    Einige neue Autos sind heute miteinem verstärktem Sicherheitsglas(Enhanced Protection Glass = EPG)ausgestattet. Wenn es nicht möglichist, das Glas mit Brechwerkzeugoder Schneidgerät zu entfernen,kann es notwendig sein, das Glasan dieser Stelle zu belassen.

    Die Entfernung des Glases nach demGebrauch eines Federkörners sollte von innennach außen erfolgen. In einigen Fällen ist eszweckmäßig, das Fenster hinunter in die Türzu kurbeln, ehe man es zerbricht.

    Wenn es die Mannschaftsstärke zulässt, soll-ten anfallende Glasteile unter das Fahrzeugoder aus dem Arbeitsbereich gefegt werden.

    Erste Maßnahmen

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    In einigen Fällen ist das Entfernen von Glaserforderlich, um sich Zugang zum Patientenverschaffen zu können. Ist das der Fall, brechenSie zuerst das Glas, das am weitesten vomPatienten entfernt ist. Ist der Zugang zumPatienten erst einmal hergestellt, kann eineerste Lageeinschätzung und eine ärztlicheVersorgung durchgeführt werden, inklusiveFixierung der Wirbelsäule und zusätzlicherSauerstoffgabe.

    Alle 4 Sicherheitsgurte (die an den Säulenbefestigt sind) sollten durchschnitten werden,außer die Gurte in denen Verletzte sitzen.Gurte, in denen verletzte Personen sitzen,dür fen nur nach Rücksprache mit demNotarzt durchschnitten werden.

    Wo immer möglich, meiden Sieden Explosionsweg von Airbags.Wenn Sie über einenAirbagrückhaltesystem zur

    Sicherung eines nicht ausgelöstenFahrerairbags verfügen, setzen Sie ihn jetzt ein.

    Erste Maßnahmen

    Ein geübtes, schrittweises Vorgehen ist der Schlüssel, umdiesen ersten Teil der Rettungsmaßnahmen sicher und effektivdurchzuführen. Das bisherige Vorgehen bildet die Basis fürdie Sicherheit während des weiteren Rettungseinsatzes.

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    An einem Großteil der Fahrzeugunfälle mit eingeklemmten Personen sindPersonenkraftwagen (PKW) beteiligt – also eher kleinere und „leichtere“ Fahrzeuge. DerBegriff PKW erfordert hier eine nähere Definition. Wenn wir diese Bezeichnung wählen,beziehen wir uns in der Regel auf privat genutzte Fahrzeuge, wie ein Familienauto. Die größteIronie hierbei besteht darin, dass kleinere und „leichtere“ Fahrzeuge durch neueKonstruktionen und Materialien, den Insassen eine größere Überlebenschance bieten, aberden Rettungskräften die Arbeit gleichzeitig erschweren.So wird bei einem Unfall ein Kleinwagen genauso zu einer Herausforderung, wie ein PKW derOberklasse oder ein LKW.

    Jeder Unfall ist einzigartig. Variablen wie der Fahrzeugtyp und die Anzahl der beteiligtenFahrzeuge, ihre Position, die Anzahl und die Verfassung der Patienten und externe Gefahren,spielen alle eine Rolle bei der Bestimmung einer geeigneten Vorgehensweise und derenAblauf. Dieses Kapitel deckt die Grundtechniken ab, um eine sichere Befreiung ausFahrzeugen durchzuführen und sollte deshalb von allen beteiligten Rettungskräften absolutverinnerlicht werden. Wie alle Fertigkeiten, erfordern diese Techniken praktisches Training unddas Sammeln von Erfahrungen im Einsatz.

    Einführung

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    Stabilisierung

    © éditions ICONE GRAPHIC reproduction interdite

    Ziel:Die Bewegung des Fahrzeuges minimieren, die sich möglicherweise

    negativ auf den zu befreienden Patienten oder das an der Rettung beteiligte Personal auswirken kann.

    Achtung:Dieser Teil des Einsatzes sollte sorgfältig durchgeführt werden,

    bevor weitere Maßnahmen zur Befreiung begonnen werden.

    A - Fahrzeug auf seinen RädernDas Minimum an Stabilisierung bietet das 3-Punkte-System. Nach Möglichkeit sollte jedochdas 4-Punkte-System angewandt werden. Stabilisierungsblöcke sollten, wie im Diagrammdargestellt, strategisch platziert sein, um ein Maximum an Stabilisierung zu erreichen.

    3-Punkte-System

    4-Punkte-System

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    Stabilisierung

    DER ABLAUF:

    Der erste Schritt ist die Sicherung desFahrzeuges gegen Wegrollen.

    Stabilisierungs- bzw. Unterbaublöcke solltenmit Keile gesichert werden. Dadurch entstehtein leichter Druck auf die Blöcke wodurchein wegrutschen der Blöcke verhindert wird.

    Wenn sogenannte Unterbautreppen eingesetztwerden, sollte ebenfalls ein Keil zurSicherung benutzt werden. Je nachSituation kann das Unterbauen mit einerumgedrehten Treppe sinnvoll sein.

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    StabilisierungB - Fahrzeug in Seitenlage

    DER ABLAUF:

    Um sicherzustellen, dass das Fahrzeug nichtumkippt, sichern Sie es unter der A- und C-Säule.

    Denken Sie voraus!Vermeiden Sie es dieStabilisierung dor tanzubringen, wo Sievoraussichtlich schnei-den müssen.

    Stützen Sie die Fahrzeugunterseite mitmechanischen Stützen (Holz, Metall) - soge-nannte Baustützen - oder mit hydraulisch bzw.pneumatisch betätigten Abstützsystemen ab.

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    SIchern Sie die Streben mittels Spanngurtenoder anderer geeigneter Verbindungsmittel.

    Bei mechanischen Stützen ist es eventuellnotwendig einen sicheren Halt mit Holzkeilezu gewährleisten.

    Situationsabhängig kann es auch erforder-lich sein, Stützen zur Stabilisierung derDachseite des Fahrzeuges einzusetzen.

    Stabilisierung

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    DER ABLAUF:

    Verkeilen Sie den Raum zwischen der Rückseitedes Fahrzeuges und dem Boden.

    Setzen Sie weitere Blöcke in denFreiraum zwischen Motorraum und derWindschutzscheibe ein. Das sorgt fürzusätzliche Stabilität.

    StabilisierungC - Fahrzeug auf dem Dach liegend

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    Ziel:Zugang zum Patienten schaffen, um eine bessere Betreuung

    während der Befreiung zu ermöglichen. Diese Öffnung kann möglicherweiseauch für die sofortige Befreiung genutzt werden.

    Situation abschätzen:Die meisten geeigneten Türentfernungstechniken hängen vom

    Fahrzeugtyp und der Art des Unfallschadens ab. Versuchen Sie zuerst, dieTür normal zu entriegeln und zu öffnen.

    TürentfernungA - Fahrzeug steht auf den Rädern

    DER ABLAUF:

    Wenn es keinen Ansatzpunkt für den Spreizergibt und der vordere Kotflügel zugänglich ist,quetschen Sie zuerst den Kotflügel am höchstenPunkt des Radkastens zusammen. Das erzeugteine Öffnung über den Türscharnieren.

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    Türentfernung

    DER ABLAUF:

    Wenn der Kotflügel weiter entfernt werdenmuss, machen Sie dort einenEntlastungsschnitt, wo er zusammenge-drückt wurde.

    Der Kotflügel kann jetzt mit dem Spreizerentfernt werden. Seien Sie vorsichtigwährend des Spreizens des Kotflügels,da er sich schlagartig von der Karosserielösen kann.

    Wählen Sie zur Türentfernung einen stabilenAnsatzpunkt zum Spreizen über dem oberenTürscharnier.

    Spreizen Sie ein Scharnier nach demAnderen. Setzen Sie nie zwischen denzwei Scharnieren an, um diese gleichzeitigzu entfernen.

    Wenn Ihre Ansatzpunkte auseinander reißen, halten Sie anund positionieren Sie Ihren Spreizer neu oder schneiden Siedie Scharniere ab.

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    Nachdem die Scharniere und das kleineSchließband dazwischen gebrochen odergeschnitten sind, wird im nächsten Schrittdie Tür von der Schlossseite entfernt.

    Ist die Tür erst einmal komplett entfernt,sollte sie zum Abladeplatz für Fahrzeugteilegebracht werden.

    Türentfernung

    ALTERNATIVE:

    Die Art des Unfalls macht möglicherweise den vorderen Teil des Autos unzugänglich. Indiesem Fall kann das Freilegen der Scharniere wie folgt erreicht werden:

    Plazieren Sie denSpreizer in der vorderenEcke des Fensters.Spreizen Sie gegen dieA-Säule, um einenAnsatzpunkt über denScharnieren zu haben.

    Um zu verhindern, dass der Spreizer in den Patientenraumgezogen wird, achten Sie immer auf die richtigePositionierung der Spreizerspitzen.

    Selbstverständlich ist diese Alternative nicht möglich wenn das Dach schon entfernt ist.

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    DER ABLAUF:

    Quetschen Sie den Schweller, um genug Platz für dieSpitzen des Spreizers zu schaffen.

    Schaffen Sie, falls erforderlich, eine Öffnung, indemSie den Türboden mit dem Spreizer quetschen undnach unten ziehen.

    © éditions ICONE

    GRAPHIC repro

    duction interdite

    B - Fahrzeug auf dem Dach liegend

    Türentfernung

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    Türentfernung

    Spreizen Sie die Tür nach außen, weg von derKarosserie.

    Ist die Tür geöffnet, schneiden oder spreizen Sie dieScharniere und entfernen sie die Tür komplett.

    ALTERNATIVE:

    Quetschen Sie die Tür mittels des Spreizers, um eineÖffnung an der Seite des Türschlosses zu erhalten.

    Brechen Sie den Schließmechanismus mit demSpreizer, indem Sie die Tür weg von der Karosseriespreizen. Fahren Sie anschließend mit derTürentfernung wie oben beschrieben fort.

    Kontrollieren Sie immer die Bewegung der Tür, damit sie nichtden Patienten bzw. die Einsatzkräfte gefährdet oder gegen denBoden drückt und so das Fahrzeug ungewollt bewegt wird.

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    DER ABLAUF:

    Entfernen Sie zunächst die vordere Tür mit einerder zuvor beschriebenen Techniken.

    Entfernen Sie die hintere Tür, indem Sie diefreigelegten Scharniere durch Schneiden oderSpreizen entfernen.

    Seitenentfernung

    ZIEL:Schaffung einer größeren Öffnung in der Fahrzeugseite, die für die

    Behandlung des Patienten oder falls möglich, für die direkte Rettunggenutzt werden kann.

    Denken Sie voraus:Die Anwendung dieser Technik wird nicht empfohlen, wenn später

    das Wegklappen des Vorderwagens bzw. des Motorraumes erforderlichsein sollte.

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    Seitenentfernung

    ALTERNATIVE:

    Beginnen Sie hinten und quetschen Sie die Tür, umeinen Ansatzpunkt für die Spreizerspitzen zu schaffen.

    Spreizen Sie nun die Tür in Höhe des Schlossesbis dieses nachgibt und die Tür sich öffnen lässt.

    Kontrollieren Sie immer die Bewegung der Tür, damit sie nichtden Patienten bzw. die Einsatzkräfte gefährdet oder gegen denBoden drückt und so das Fahrzeug ungewollt bewegt wird.

    Schneiden Sie die B-Säule am oberen undunteren Ende, um diese zu entfernen. DenkenSie daran, die scharfen Kanten abzudecken.

    Legen Sie möglichst alle Säulen bzw, den Dachrahmen freiund untersuchen diese, bevor Sie schneiden.

  • Arbeiten Sie in der geöffneten hinteren Tür.Führen Sie einen Entlastungsschnitt im unterenTeil der B-Säule durch, um diese zu schwächen.

    Setzen Sie eine der Spreizerspitzen auf demFußboden der Rücksitze an. Öffnen Sie sielangsam, während Sie auf die Stabilität desAnsatzpunktes achten und positionieren Sie dieandere Spreizerspitze gegen den unteren Teil derB-Säule. Spreizen Sie die Säule jetzt nach außen,indem Sie sie vom Türschweller wegdrücken.

    Fahren Sie mit dem Spreizen fort, indem Sie dieSpreizerspitzen neu ansetzen, bis die B-Säulevom Schweller abgetrennt oder genug Raumentstanden ist, um den Rest der B-Säule mit demSchneigerät zu schneiden.

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    Seitenentfernung

    Legen Sie möglichst alle Säulen bzw. den Dachrahmen frei unduntersuchen diese, bevor Sie schneiden.

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    Entfernen Sie die B-Säule, indem Sie so hochwie möglich einen Schnitt am oberen Ende derSäule machen.

    Entfernen Sie die vordere Tür an denScharnieren, während die Tür von einer anderenEinsatzkraft gesichert wird.

    Decken Sie alle scharfen Kanten ab.

    Seitenentfernung

    Legen Sie möglichst alle Säulen bzw. den Dachrahmen frei unduntersuchen diese, bevor Sie schneiden.

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    DER ABLAUF:

    Entfernen Sie zuerst die vordere Tür mit Hilfeeiner der zuvor genannten Techniken.

    Machen Sie einen tiefen Entlastungsschnitt amunteren Ende der B-Säule, knapp oberhalb desSchwellers. Sofern erforderlich, quetschen Siediesen Bereich zuerst zusammen.

    Schaffung einer “dritten” Tür

    ZIEL:Schaffung einer Öffnung in der Seite eines zweitürigen Fahrzeuges, die

    für die Behandlung des Patienten oder falls möglich, für die direkte Rettunggenutzt werden kann.

    Denken Sie voraus:Die Anwendung dieser Technik wird nicht empfohlen, wenn später das

    Vorklappen des Armaturenbrettes bzw. des Motorraumes erforderlich seinsollte.

    Legen Sie möglichst alle Säulen bzw. den Dachrahmen frei unduntersuchen diese, bevor Sie schneiden.

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    Schaffung einer “dritten” Tür

    Wenn sich die B-Säule bis zum Dach erstreckt,schneiden Sie durch das obere Ende der B-Säule.

    Es kann sicherer sein, die B-Säule vollständig zu entfernen.

    Machen Sie einen Entlastungsschnitt vor derC-Säule.

    Positionieren Sie die Spreizerspitzen bei demEntlastungsschnitt am Boden der B-Säule. ÖffnenSie den Spreizer, um die Seitenwand wegzudrückenund so die „dritte“ Tür zu schaffen.

    Hier sehen Sie den durch diese Technikgeschaffenen Raum, nachdem alle scharfenKanten abgedeckt bzw. abgesichert wurden.

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    ZIEL:Wegnahme des Daches. Die Dachentfernung dient dazu, einen

    besseren Zugang zum Patienten zu erlangen und ihn, sofern möglich, ausdem Fahrzeug zu befreien.

    BEWERTUNG DER SITUATION:Die passende Technik zur Dachentfernung hängt von der Größe undder Art des Schadens am Fahrzeug ab.

    Abhängig von der Schwere des Aufpralles und des Umfeldes des Unfalls,ist es nicht immer möglich oder nötig, das Dach vollständig zu entfernen. AndereMöglichkeiten am Dach zu arbeiten sind z.B. folgende:

    - Wegklappen des Daches nach vorne- Wegklappen des Daches nach hinten- Partielles Wegklappen des Daches- Wegklappen des Daches zur Seite- Umgekehrtes Wegklappen des Daches

    Jede dieser Techniken hat ihre Vor- und Nachteile. Diese müssen Siebeurteilen, bevor Sie sich für die beste Lösung für Ihre Einsatzsituation entscheiden.

    Dachentfernung

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    A - Vollständige Dachentfernung

    DER ABLAUF:

    Entfernen Sie störendes Glas mit Hilfe der zuvorbeschriebenen Techniken.

    Schneiden Sie die A-Säulen.

    Schneiden Sie die Windschutzscheibe von einerSeite zur Anderen und stellen Sie den Schutzvor Glassplittern und Glasstaub für die Patientenund Ihre eigenen Kräfte sicher.

    Schneiden Sie die B-Säulen.

    Dachentfernung

    Das Dach sollte durch die Einsatzkräfte vollständig gehalten bzw.fixiert werden, bevor mit dem Schneiden der Säulen begonnen wird.

  • Machen Sie erst dann den letzten Schnitt beigesichertem Dach, wenn Sie überprüft haben,dass es keine anderen Verbindungsstücke zumDach, wie z.B. Sicherheitsgurte oder Teile derPlastikverkleidung, mehr gibt.

    Das Dach kann nun angehoben und zumTeileablageplatz gebracht werden.

    Der letzte Schritt besteht darin, alle scharfenKanten abzudecken.

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    Fahren Sie fort, indem Sie die C-Säulenschneiden.

    Dachentfernung

    Legen Sie möglichst alle Säulen bzw. den Dachrahmen frei unduntersuchen diese, bevor Sie schneiden.

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    Dachentfernung

    DER ABLAUF:

    Schneiden Sie zuerst die B- und C-Säulen.Dabei sollte das Dach in der Ausgangslagegehalten werden.

    Nachdem Sie sich vergewissert haben,dass der Glassplitterschutz für denPatienten gewährleistet ist, machen Sieeinen Entlastungsschnitt an beiden Seitendes Daches genau hinter derWindschutzscheibe.

    B - Wegklappen des Daches nach vorne

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    Dachentfernung

    Die Retter können das Dach nun nach vornewegklappen. Falls erforderlich, kann an dergewünschten Klappstelle eine Stange posi-tioniert werden. Drückt man diese von bei-den Seiten gleichzeitig nach unten, wirdeine Einbuchtung im Dach geschaffen, dieals vorgeformte Klappstelle dient und dasUmklappen wesentlich erleichtert.

    Um das Dach beim Umklappen und späterin seiner geklappten Position zu sichern,muss ein stabiler Haltegurt o.ä. eingesetztwerden.

    Scharfe Kanten sollten abgedeckt werden.

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    Dachentfernung

    Schneiden Sie eineÖffnung in die A-Säule.

    DER ABLAUF:

    C - Wegklappen des Daches zur Seite

    Das Fahrzeug sollte stabilisiert sein, bevor Sie mit jeglichenBefreiungsversuchen beginnen. Das ist besonders wichtig,wenn sich das Fahrzeug in einer solch prekären Lage befindet.

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    Schneiden Sie die Windschutzscheibemöglichst weit oben, wie die Abbildung zeigt.Denken Sie hierbei an Glassplitter undGlasstaub. Schützen Sie Patient undEinsatzkräfte.

    Schneiden Sie die B-Säule nahe am Dach.

    Schneiden Sie die C-Säule so nahe amDach wie nur möglich.

    Dachentfernung

    Legen Sie möglichst alle Säulen bzw. den Dachrahmen frei unduntersuchen diese, bevor Sie schneiden.

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    Dachentfernung

    Der letzte Schritt besteht darin, alle scharfenKanten abzudecken.

    Machen Sie unten einen Entlastungsschnittin das Dach, knapp über der C-Säule. EinigeFahrzeuge sind so konstruiert, dass auchein Entlastungsschnitt über der A-Säuleerforderlich ist.

    Um eine horizontale Arbeitsplattformherzustellen, platzieren Sie Unterbaublöckegenau dort, wo das Dach liegen wird.Klappen Sie das Dach so sanft wie möglichhinunter, um eine Destabilisierung desFahrzeuges zu vermeiden.

  • Hier ist zu beachten, dass diese Methode nur von einem gut

    ausgebildeten Rettungsteam durchgeführt werden

    sollte, das den Ablauf zusammen eingeübt hat.

    Diese Technik ist gemeinhin auch als„Clamshell“- Technik bekannt.

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    DER ABLAUF:

    Benutzen Sie Unterbaumaterial so wie zuvorbeschrieben, um das Fahrzeug zu stabilisie-ren. Denken Sie daran, dass das hiergezeigte Fahrzeug Vorderradantrieb hat.An Fahrzeuge mit Heckantrieb mussanders herangegangen werden.

    Nach der Stabilisierung sollte das beschriebenGlasmanagement durchgeführ t werdenund ein Airbagrückhaltesystem montiertwerden.

    DachentfernungD - Umgekehrtes Wegklappen des Daches - Austertechnik

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    DachentfernungÖffnen Sie das Heck des Fahrzeuges,indem Sie nach Möglichkeit die Heckklappeentfernen.

    Stützen Sie den hinteren Teil desFahrzeuges ab und setzen Sie die Stützenunter Spannung.

    Sind nur Personen in den Vordersitzeneingeklemmt, entfernen Sie die Rücksitze.Das ermöglicht einen besseren Zugangzum Patienten. Je nach Situation ist dieserst möglich, nachdem Sie einen größerenRaum zum Arbeiten geschaffen haben.

    Wenn Sie beabsichtigen, das Dach nachunten zu klappen, entfernen Sie zuerst dasUnterbaumaterial unter dem Dach. Fallsnicht, können Sie die Stabilisierung sobelassen.

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    DachentfernungPositionieren Sie einen Rettungszylinder aufeinem stabilen Punkt zwischen Dach undFahrzeugboden und setzen Sie ihn unterDruck.

    Schneiden Sie jetzt die B- und C-Säulen aufbeiden Seiten unter Berücksichtigung derStandard-Sicherheitsmaßnahmen.

    Sobald die Säulen durchgeschnitten sind, kann es erforderlichsein, den Rettungszylinder zu justieren, damit er weiterhinunter Druck richtig positioniert bleibt.

    Im gesamten Verlauf des Schneidens, desAnhebens und des Stabilisierens musskoordiniert vorgegangen werden.

    In Abhängigkeit von der gewähltenVorgehensweise, werden Sie denRettungszylinder auch beim Anheben desFahrzeugs oder beim nach unten Drückendes Daches einsetzen.

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    Dachentfernung

    Ist der benötigte Raum durch den Einsatzder Rettungszylinder geschaffen worden,sollten die Stützen kontinuierlich angepasstwerden, um eine optimale Stabilität zugewährleisten.

    Die Stützen sind nur zur Stabilisierung des Fahrzeugesgedacht. Sie sollten nie zum Anheben des Fahrzeuges einge-setzt werden, da das möglicherweise zur Destabilisierung desRettungszylinders führen kann.

    Sind alle Arbeitsschritte vollzogen, steht einausreichender Raum für eine kontrolliertePatientenbefreiung zur Verfügung.

    Raumschaffende Techniken können auf ver-schiedene Arten eingesetzt werden, um einenklar definierten Arbeitsbereich zu schaffenoder überhaupt erst eine Patientenbefreiungzu ermöglichen.

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    DER ABLAUF:Stabilisieren Sie das Fahrzeug so wie zuvorbeschrieben. Positionieren Sie eine zusätz-liche Stabilisierung direkt unterhalb der B-Säule,wo der Fuß des Rettungszylinders platziertwird. Obwohl es nicht jede Situation erlaubt,ist der Gebrauch eines Schwelleraufsatzesgrundsätzlich zu empfehlen, um die Kraft amAnsatzpunkt des Rettungszylinders besser zu verteilen.

    Wegklappen des Vorderwagens

    ZIEL:Der Vorderwagen wird weggedrückt, um die Rettungsmaßnahmen zu

    unterstützen oder freien Zugang zu den Füssen des Patienten zu bekommen.

    Die Technik, das Lenkrad mit einem Spreizer undKetten zu ziehen, wird nicht mehr empfohlen. Die Kräfte dieauf die Lenksäule einwirken, können dazu führen, dass dasGelenk bricht und somit die Einsatzkräfte und die Patientengefährdet werden.

    Fuge

    Die Verstärkung des Armaturenbrettes in neuerenFahrzeugen er fordert den Einsatz einesRettungszylinders auf jeder Seite desFahrzeuges. Fahren Sie beide Rettungszylindersimultan aus, um ein einseitiges Verschiebender robusten Frontkonstruktion zu vermeiden.

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    Wegklappen des Vorderwagens

    Positionieren Sie den Rettungszylinder undsichern Sie ihn, indem Sie ihn etwas unterDruck setzen. Das verhindert, dass dasArmaturenbrett durch den Entlastungsschnittzurückfällt. Achten Sie dabei darauf, dassdas Bedienteil nach außen zeugt.

    Machen Sie einen Entlastungsschnitt an derA-Säule, kurz über dem Schweller. Ist derArbeitsplatz begrenzt, kann es erforderlichsein, dass Sie diesen Schnitt vor demPositionieren des Rettungszylindersdurchführenmüssen.

    Das kontrollierte Ausfahren des Rettungszylin-ders kann jetzt beginnen. Überwachen Siedabei alle Ansatzpunkte des Rettungszylin-ders. Kontrollieren Sie laufend dieFahrzeugstabilisierung und verändern Siediese je nach entstandener Situation. SetzenSie Blöcke oder Keilein die durch denEnt lastungsschni t tentstandene Öffnung.

    Achten Sie bei diesem Vorgehen besonders auf die Bewegungdes Scheidgerätes, damit diese nicht die Patienten, den Sitzoder den Rettungszylinder tangiert.

    Falls das Heben unterbrochen wird, achten Sie auf die richtigeBedienung des Rettungszylinders um ein ungewollteszusammenfahren des Zylinders zu verhindern.

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    ZIEL:Die Öffnung des Fußraumes soll bei der Befreiung oder bei der

    Versorgung des Patienten helfen.

    BEURTEILUNG DER SITUATION:Bei schweren, versetzten Frontalunfällen ist diese Technik der

    Fußraumöffnung möglicherweise nicht angebracht.

    Machen Sie im Abstand von ca. 30 cm zweiEntlastungsschnitte an der A-Säule imBeinbereich.

    Achten Sie bei diesem Vorgehen besonders auf die Bewegungdes Schneidgerätes, damit diese nicht den Patienten oderden Sitz tangiert.

    Fußraumöffnung

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    Fußraumöffnung

    Questschen Sie mit den Spreizerspitzendas geschnittene Teil zusammen.

    Klappen Sie das Teil mit dem Spreizer als„Hebel“ nach außen.

    Wenn Sie nun Zugriff auf den Fußraumhaben, arbeiten Sie in diesem Bereich bittenur mit größter Vorsicht weiter. Z.B. um diePedale mittels eines Mini-Schneidgerätes zuentfernen.

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    Anheben des Vorderwagens

    ZIEL:Das Armaturenbrett direkt nach oben vom Patienten wegnehmen.

    BEURTEILUNG DER SITUATION: Diese Technik ist insbesondere in solchen Situationen hilfreich, in denen die Person nicht durch eine

    Bewegung nach hinten, sondern durch einen Schub des Armaturenbrettesnach unten eingeklemmt wurde.

    DER ABLAUF:Nachdem Sie die Fahrzeugstabilisierung hergestellt haben, achten Sie darauf,

    dass der vordere Kotflügel, wie auf Seite 58 gezeigt, entfernt wurde. Ein weitererEntlastungsschnitt in die A-Säule bzw. in den Radkasten muss durchgeführt werden, umeinen Ansatzpunkt zu schaffen.

    Schneiden Sie eine Lücke zum Ansetzen derSpreizerspitzen, um freien Zugang auf denFußraum zu erhalten. Platzieren Sie direktunter die A-Säule entsprechendesUnterbaumaterial.

  • R E T T U N G S T E C H N I K E N B E I V E R U N F A L L T E N F A H R Z E U G E NEin Handbuch über den Umgang mit Rettungsgeräten und zeitgerechte Befreiungstechniken

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    Anheben des Vorderwagens

    Die Spreizerspitzen sind an der Öffnungplatziert und das Anheben kann beginnen.

    Arbeiten Sie möglichst parallel mit einemRettungszylinder. Heben Sie denVorderwagen langsam an und achten Siefortwährend auf ausreichenden Halt der

    Spreizerspitzen.

    Jetzt ist ein ausreichend großer Raum zurBefreiung des Patienten geschaffen. DerSpreizer sollte nie abgesenkt werden, bevorder Patient nicht vollständig befreit ist.

    Falls das Heben unterbrochen wird, achten Sie auf die richtigeBedienung des Spreizers oder Rettungszylinders um einungewolltes zusammenfahren des Spreizers oder Zylinders zuverhindern.

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