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THW Fahrzeug-News 4/2020 Der aktuelle Beschaffungsprozess bein- haltet 2658 Fahrzeuge. Davon sind 1410 bei den Herstellern fest bestellt, für weitere 1248 hat man eine Abnahmeoption ver- einbart. Ausgeliefert an die Ortsverbände sind aus diesem Gesamtpaket 735 Fahr- zeuge. Das Ganze jetzt in barer Münze ausgedrückt: die Festbestellmenge hat ein Investitionsvolumen von 184,22 Millionen Euro, alle Optionen kommen auf einen Wert von 128,91 Millionen Euro. Da die Gel- der momentan aus dem Bundeshaushalt an das THW reichlich fließen, dürften die Optionen größtenteils realisiert werden. Wie gewohnt wieder eine Lagemeldung mit Informationen zu den Fahrzeugtypen, zu denen es Neuigkeiten zu vermelden gibt. Da sind zunächst GKW und MTW TZ zu nennen. Für die Basisfahrzeuge eines jeden Ortsverbandes ist das Interesse weiterhin groß, sind die Bestelloptionen bei den Herstellern ausgeschöpft, so dass neue Ausschreibungen nötig sind. In bei- den Fällen soll am Grundkonzept der Fahr- zeugkonfiguration nichts verändert werden. MTW Zugtrupp Der Mercedes Sprinter ist ein Erfolgsmo- dell. Selten war im THW ein Fahrzeug so begehrt wie dieses. Dies liegt zum einen an dem enormen Bedarf, da die MTW der Zugtrupps nun in großen Stückzahlen nach 16 Jahren Nutzungsdauer ersetzt werden müssen. Es liegt aber auch an dem Punkt, dass auch weitere Einheiten auf dieses Fahrzeug zurückgreifen, wie die Fachgruppe Ortung und der Trupp Einsatzstellensicherung. Bereits jetzt sind alle 250 Bestelloptionen vergeben, das Fahrzeug muss in 2021 neu ausgeschrie- ben werden, während die Auslieferungen noch laufen. Es ist dabei nicht mit großen Veränderungen zu rechnen. Eventuell wird man einen festen Tisch einbauen und auch die Lagedarstellungsmöglichkeiten erweitern. Das geschieht auch aus der Motivation heraus, damit dann ein leichtes Führungsfahrzeug verfügbar zu haben, das dann ebenso in den neuen Fachzügen genutzt werden soll. Gerätekraftwagen Der GKW gehört zu den Lieblingsfahrzeu- gen, schließlich ist er mit seinem Koffer und dem Gerät begehrt bei Ausbildung und Technischer Hilfeleistung. Neigt sich eine Serie dem Ende, kommen in der Helferschaft immer wieder Gerüchte nach oben, was sich hier alles ändern soll und dass ein neues Konzept entwickelt wird. Das ist nicht der Fall. Der GKW hat sich als Grundfahrzeug über verschiedene Serien im THW bewährt. Auch die kommende Generation soll grundsätz- lich das gleiche Konzept aufweisen. Am MzGW sieht man auch, dass ein fes- ter Aufbau mit Fächern einen besonderen einsatztaktischen Wert darstellt. Dennoch ist damit zu rechnen, dass der nächste GKW anders sein wird als bisher. Der Grund sind die Fahrzeughersteller, die neue Modelle auf den Markt bringen. Hier ist wieder ein- mal die strenger werdende Abgasvorschrift der Entwicklungstreiber. Die Abgasnachbe- handlungskomponenten werden anders und größer, weshalb sich auch die Kabinen in ihrer Form leicht ändern. Wesentlich sind hier aber vor allem neue Crashanforderun- gen für die Kabine, die zu Anpassungen bei allen Herstellern führen. Um auch hier Gerüchten vorzubeugen: das heißt nicht, dass eine geteilte Kabine oder eine im Aufbau integrierte Kabine nun automatisch eingeführt wird. Es gilt abzuwarten, wie die Hersteller auf die Ausschreibung reagieren. Fakt ist, dass die Stückzahlen des jetzigen GKW von Freytag zum Jahresanfang 2021 ausgeschöpft sein werden. Eine neue Ausschreibung befindet sich deshalb bei der THW-Leitung in Vorbereitung. An der grundlegenden Aufteilung der Verlastung im Koffer sind dabei kaum Änderungen zu erwarten. Wie das Gerät jedoch konkret verlastet wird, dass ist immer vom aus- führenden Unternehmen abhängig. Wo machbar soll hier auch viel Flexibilität zu ei- nem vertretbaren Preis ermöglicht werden. MTW Fachgruppe Erstmals in den THW-Fuhrpark kommen mit dem Jahreswechsel die MTW Fach- gruppe, vorgesehen für Logistik, Sprengen und Infrastruktur. Der Prozess der Fahrzeug- herstellung ist hier deutlich umfangreicher als der Ausbau der MTW OV, denn für den Passagierraum wird ein Boden eingebaut. Trenngitter, Ladungssicherung, Umfeldbe- leuchtung am Einstieg, Funk und Sondersi- gnal sind weitere Ausbaustichworte. Die Zu- lieferung der Teile kostet eine gewisse Zeit. Das Musterfahrzeug wurde Ende Som- mer erfolgreich erprobt. Dabei hat man die Handhabung auch abseits von befestigten Straßen getestet, gemeinsam mit einem Anhänger. Der Anhänger Fachgruppe steht zwar noch nicht zur Verfügung, aber mit einem zweiachsigen PKW-Anhänger mit 2t Gesamtgewicht konnte die Kombina- tion schon einmal in der grundsätzlichen Handhabung als Zug getestet werden. Das 150 PS starke Allradfahrzeug konnte dabei einen guten Eindruck hinterlassen. Es waren für die Serienfertigung nur geringe Anpas- sungen am Innenausbau notwendig. Radlader Kurz vor dem Ende der Auslieferungen ist auch bei Caterpillar eine etwas erhöhte Schlagzahl zu sehen. Dies mag jedoch eher an der aktuellen Zurückhaltung an- derer Kunden liegen und an der Erfahrung mit der Logistikkette durch die Zulieferung der Radlader per Schiff aus den USA. Zum Nachteil des THW ist das aktuell nicht, etli- che Ortsverbände haben ihr neues Gerät erhalten. Noch sind ein paar Optionen GKW und MTW TZ: Nachfolger gesucht Von Christian Wenzel Zum Jahresende 2020 stan- den weiterhin 18 verschiedene Fahrzeugtypen auf der Beschaf- fungsliste der THW-Leitung. An der großen Übersichtstabelle hat sich gegenüber dem Stand Jahres- mitte 2020 hinsichtlich Baumuster und Stückzahlen nichts getan. Deutlich verändert haben sich die Statusmeldungen, hier ist fünfmal Auslieferung dazugekommen. Beschaffungen Bei der Firma Freytag in Elze laufen die letzten GKW-Koffer vom Band. Für den MAN TGM 18.290 wird eine Nachfolgeserie gesucht. (Foto: Peter Kring)

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THW Fahrzeug-News 4/2020

Der aktuelle Beschaffungsprozess bein-haltet 2658 Fahrzeuge. Davon sind 1410 bei den Herstellern fest bestellt, für weitere 1248 hat man eine Abnahmeoption ver-einbart. Ausgeliefert an die Ortsverbände sind aus diesem Gesamtpaket 735 Fahr-zeuge. Das Ganze jetzt in barer Münze ausgedrückt: die Festbestellmenge hat ein Investitionsvolumen von 184,22 Millionen Euro, alle Optionen kommen auf einen Wert von 128,91 Millionen Euro. Da die Gel-der momentan aus dem Bundeshaushalt an das THW reichlich fließen, dürften die Optionen größtenteils realisiert werden.

Wie gewohnt wieder eine Lagemeldung mit Informationen zu den Fahrzeugtypen, zu denen es Neuigkeiten zu vermelden gibt. Da sind zunächst GKW und MTW TZ zu nennen. Für die Basisfahrzeuge eines jeden Ortsverbandes ist das Interesse weiterhin groß, sind die Bestelloptionen bei den Herstellern ausgeschöpft, so dass neue Ausschreibungen nötig sind. In bei-den Fällen soll am Grundkonzept der Fahr-zeugkonfiguration nichts verändert werden.

MTW Zugtrupp

Der Mercedes Sprinter ist ein Erfolgsmo-dell. Selten war im THW ein Fahrzeug so begehrt wie dieses. Dies liegt zum einen an dem enormen Bedarf, da die MTW der Zugtrupps nun in großen Stückzahlen nach 16 Jahren Nutzungsdauer ersetzt werden müssen. Es liegt aber auch an dem Punkt, dass auch weitere Einheiten auf dieses Fahrzeug zurückgreifen, wie die Fachgruppe Ortung und der Trupp Einsatzstellensicherung. Bereits jetzt sind alle 250 Bestelloptionen vergeben, das Fahrzeug muss in 2021 neu ausgeschrie-ben werden, während die Auslieferungen noch laufen. Es ist dabei nicht mit großen

Veränderungen zu rechnen. Eventuell wird man einen festen Tisch einbauen und auch die Lagedarstellungsmöglichkeiten erweitern. Das geschieht auch aus der Motivation heraus, damit dann ein leichtes Führungsfahrzeug verfügbar zu haben, das dann ebenso in den neuen Fachzügen genutzt werden soll.

Gerätekraftwagen

Der GKW gehört zu den Lieblingsfahrzeu-gen, schließlich ist er mit seinem Koffer und dem Gerät begehrt bei Ausbildung und Technischer Hilfeleistung. Neigt sich eine Serie dem Ende, kommen in der Helferschaft immer wieder Gerüchte nach oben, was sich hier alles ändern soll und dass ein neues Konzept entwickelt wird. Das ist nicht der Fall. Der GKW hat sich als Grundfahrzeug über verschiedene Serien im THW bewährt. Auch die kommende Generation soll grundsätz-lich das gleiche Konzept aufweisen.

Am MzGW sieht man auch, dass ein fes-ter Aufbau mit Fächern einen besonderen einsatztaktischen Wert darstellt. Dennoch ist damit zu rechnen, dass der nächste GKW anders sein wird als bisher. Der Grund sind die Fahrzeughersteller, die neue Modelle auf den Markt bringen. Hier ist wieder ein-mal die strenger werdende Abgasvorschrift der Entwicklungstreiber. Die Abgasnachbe-handlungskomponenten werden anders und größer, weshalb sich auch die Kabinen in ihrer Form leicht ändern. Wesentlich sind hier aber vor allem neue Crashanforderun-gen für die Kabine, die zu Anpassungen bei allen Herstellern führen. Um auch hier Gerüchten vorzubeugen: das heißt nicht, dass eine geteilte Kabine oder eine im Aufbau integrierte Kabine nun automatisch eingeführt wird. Es gilt abzuwarten, wie die Hersteller auf die Ausschreibung reagieren.

Fakt ist, dass die Stückzahlen des jetzigen GKW von Freytag zum Jahresanfang 2021 ausgeschöpft sein werden. Eine neue Ausschreibung befindet sich deshalb bei der THW-Leitung in Vorbereitung. An der

grundlegenden Aufteilung der Verlastung im Koffer sind dabei kaum Änderungen zu erwarten. Wie das Gerät jedoch konkret verlastet wird, dass ist immer vom aus-führenden Unternehmen abhängig. Wo machbar soll hier auch viel Flexibilität zu ei-nem vertretbaren Preis ermöglicht werden.

MTW Fachgruppe

Erstmals in den THW-Fuhrpark kommen mit dem Jahreswechsel die MTW Fach-gruppe, vorgesehen für Logistik, Sprengen und Infrastruktur. Der Prozess der Fahrzeug-herstellung ist hier deutlich umfangreicher als der Ausbau der MTW OV, denn für den Passagierraum wird ein Boden eingebaut. Trenngitter, Ladungssicherung, Umfeldbe-leuchtung am Einstieg, Funk und Sondersi-gnal sind weitere Ausbaustichworte. Die Zu-lieferung der Teile kostet eine gewisse Zeit.

Das Musterfahrzeug wurde Ende Som-mer erfolgreich erprobt. Dabei hat man die Handhabung auch abseits von befestigten Straßen getestet, gemeinsam mit einem Anhänger. Der Anhänger Fachgruppe steht zwar noch nicht zur Verfügung, aber mit einem zweiachsigen PKW-Anhänger mit 2t Gesamtgewicht konnte die Kombina-tion schon einmal in der grundsätzlichen Handhabung als Zug getestet werden. Das 150 PS starke Allradfahrzeug konnte dabei einen guten Eindruck hinterlassen. Es waren für die Serienfertigung nur geringe Anpas-sungen am Innenausbau notwendig.

Radlader

Kurz vor dem Ende der Auslieferungen ist auch bei Caterpillar eine etwas erhöhte Schlagzahl zu sehen. Dies mag jedoch eher an der aktuellen Zurückhaltung an-derer Kunden liegen und an der Erfahrung mit der Logistikkette durch die Zulieferung der Radlader per Schiff aus den USA. Zum Nachteil des THW ist das aktuell nicht, etli-che Ortsverbände haben ihr neues Gerät erhalten. Noch sind ein paar Optionen

GKW und MTW TZ:

Nachfolgergesucht

Von Christian WenzelZum Jahresende 2020 stan-den weiterhin 18 verschiedene Fahrzeugtypen auf der Beschaf-fungsliste der THW-Leitung. An der großen Übersichtstabelle hat sich gegenüber dem Stand Jahres-mitte 2020 hinsichtlich Baumuster und Stückzahlen nichts getan. Deutlich verändert haben sich die Statusmeldungen, hier ist fünfmal Auslieferung dazugekommen.

Beschaffungen

Bei der Firma Freytag in Elze laufen die letzten GKW-Koffer vom Band. Für den MAN TGM 18.290 wird eine Nachfolgeserie gesucht. (Foto: Peter Kring)

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THW Fahrzeug-News 4/2020

MTW Ortsverband

Fahrzeugtyp MTW OVEinheit OV Stab Fahrzeug-Lieferant Freytag KarosseriebauHersteller Fahrgestell VolkswagenBaureihe T6.1Hubraum 1968 ccmLeistung 110 kW (150 PS)Kraftstoff/Emissionskl. Diesel / Euro 6Tankinhalt 70 l (13 l AdBlue)Getriebe 7-Gang DSGHöchstgeschwindigkeit 181 km/hLänge 5006 mmBreite 2297 mmHöhe 1990 mmRadstand 3400 mmLeergewicht 2320 kgzulässiges Gesamtgewicht 3200 kgNutzlast 880 kgAnhängelast ungebremst 750 kgAnhängelast auflaufgebremst 2500 kgReifengröße 215/65 R16CSitzplätze 1+7Stückzahl 187+163Stückpreis 42.000 Euro

Technische Daten

Facelift

Der Mannschaftstransportwagen Orts-verband gehört mittlerweile zu jedem THW-Standort. Das Fahrzeug steht dem Ortsverband für alle seine Aufgaben zur Verfügung. Der MTW wird dabei multifunk-tionell genutzt. Ob Personal- oder Mate-rialtransport, Dienstveranstaltungen oder Ausbildungen, ein geräumiger Transporter wird viel gebraucht.

In den Ortsverbänden besteht ein hoher Investitionsbedarf, die aktuelle Ausschrei-bung sieht 187 fest bestellte Fahrzeuge vor. Darüber hinaus wurde eine Optionsmenge von 163 MTW vereinbart. Die Ausschrei-bung konnte im dritten Quartal 2019 Frey-tag Karosseriebau für sich entscheiden. Als Fahrzeugbasis dient die aktuelle Trans-portergeneration VW T6.1 als 8-sitziger Bus und langem Radstand. Als Antrieb dient ein 2,0 Liter Dieselmotor mit 110 kW (150 PS). Die Kraftübertragung erfolgt über ein 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe (DSG)

Von Thomas ErmelsNach Ford, Renault, einigen VW-Varianten und Mercedes gibt es aktuell wieder MTW OV aus dem Hause Volkswagen. Im vierten Quartal 2020 rollten die ersten Exemplare des VW T 6.1 aus den Werkshallen bei Freytag in Elze. Die aktuelle Baureihe ist vor allem an der neuen Frontoptik zu erkennen.

an die Vorderräder.Freytag kann bei diesem Auftrag auf

Erfahrungen zurückgreifen. Ähnliche Trans-porter hat der Ausbauer bereits für die Feldjäger der Bundeswehr gefertigt.

2,5 Tonnen Anhängelast

Das grundsätzliche Konzept des MTW OV ist bei der aktuellen Ausschreibung nahezu unverändert geblieben. Es soll ein kompakter Transporter bleiben, der mit dem Führerschein B zu bewegen ist und Platz für 8 Personen sowie ausreichend Material bietet. Eine Anhängerkupplung erweitert die Transportmöglichkeiten des 3,2-Tonners zusätzlich. Bis zu 2,5 Tonnen gebremste Anhängelast lassen sich dann mitnehmen, wobei das Gespann auf ein Gesamtzuggewicht von 5300 kg begrenzt ist. Die maximale Stützlast liegt bei 100 kg.

Schwarze Stoßstangen

Zuletzt kamen die MTW OV von zwei ver-schiedenen Herstellern. Neben dem VW T6 gab es auch eine ursprünglich nicht geplan-te Serie Mercedes Vito. Die Lieferung von 35 MTW OV aus dem Hause Daimler wurde notwendig, da der Rahmenvertrag mit VW ausgeschöpft war, aber weiterer Bedarf an MTW OV bestand. Hier konnte das THW auf einen Rahmenvertrag des Zolls zurückgrei-fen. Die Mercedes Vito 114 CDI wurden vom Ausrüster WAS in Wietmarschen zu einem THW-Fahrzeug umgerüstet.

Generell werden THW-Fahrzeuge aus Gründen der besseren Erkennbarkeit mit weiß lackierten Stoßstangen ausgerüstet. Diese Praxis wurde bei der letzten MTW-Serie auf VW T6 noch umgesetzt. Die Serie Mer-cedes Vito kam in 2016 mit serienmäßig schwarzen Kunststoff-Stoßfängern daher. Diese Vorgehensweise setzt sich beim aktuellen MTW OV auf VW T6.1 fort. Die derzeitige Kfz-Dienstanweisung des THW sieht nur bei Fahrzeugen des Technischen Zuges und der Fachgruppen weiß lackier-te Stoßfänger vor. Die serienmäßigen Kunststoff-Stoßstangen reduzieren den An-schaffungspreis und sind unempfindlicher gegen Beschädigungen.

Die wichtigste Änderung in der Optik zum Vorgänger gibt es jedoch in der Front-partie. 2019 verpasst VW dem populären Transporter ein Facelift und wird seitdem als T6.1 bezeichnet. Das Design zeichnet sich nun durch schmalere Scheinwerfer und einem größerem Kühlergrill aus, der bis in die Stoßstange reicht. Auch bei der Technik hat man nachgelegt. So verfügt der T6.1 über eine elektromechanische Servolenkung und einen modularen

Das Konzept des MTW OV bleibt auch mit dem VW T6.1 unverändert: Ein kompakter Transporter mit langem Radstand, acht Sitzplätzen, variablem Laderaum und Anhängerkupplung.

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THW Fahrzeug-News 4/2020

Der Wissensdurst der fahrzeugaffinen THW-Welt lässt sich in drei Themenblöcke zusammenfassen: Grundsätzliches bzw. Allgemeines zum Fuhrpark, Spezielles zu den Fahrzeugbaureihen, die einzelnen Fachgruppen. Entsprechend haben wir die Fragen und Antworten sortiert. Auf den folgenden Seiten der erste Teil, in Heft Nr.1 2021 dann die Fortsetzung.

Inhaltlich identische Fragen mehrerer Leser haben wir zu einer zusammengefasst. Und zu mehreren ähnlichen Fragen gibt es eine gemeinsame Antwort. Zahlreiche Leser haben nicht nur ihre Fragen gestellt, son-dern diese auch begründet und ihre Ansicht zur aufgeworfenen Thematik geschildert. Wir haben die dadurch länger erscheinenden Fragen bewusst so stehen gelassen, denn mit diesen Anmerkungen wird ein guter Ein-druck vermittelt, was die Helferschaft aktuell im Fahrzeugsektor bewegt.

Bevor es losgeht ein herzliches Danke-schön an die Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter im Referat Technik. Parallel zur Fahr-zeugflut, die im vergangenen November und Dezember bewältigt werden musste, hat man sich die Zeit genommen, den Lesern der Fahrzeug-News interessante Hintergründe zu erklären.

Thema Sondersignalanlagen

Eric Unger, THW Zwickau: Ist es erlaubt oder geduldet, wenn ein Ortsverband seine LKW mit zusätzlichen Druckluft-hörnern und Scheinwerferschutzgittern ausstattet und damit Umbauten am und im Fahrzeug vornimmt, wie Elektrik und Signalanlage umbauen?

Nein, das ist nicht erlaubt. Um die Si-cherheit im Sinne des Verbraucherschutzes

Referat Technik: „Wechselladefahrzeugesind ein heiß diskutiertes Thema im THW“

Weshalb wehrt sich das THW gegen mehr Wechselladerfahrzeuge? Warum spielt der Unimog, außer bei den Ausbildungszentren, keine Rolle im THW-Fuhrpark? Das sind zwei von 70 Fragen, die unsere Leser der Redaktion eingereicht haben. Das Team vom Referat Technik der THW-Leitung hat sie alle ausführlich beantwortet.

bestmöglich zu gewährleisten, gibt es für Hersteller, Inbetriebnehmer und Betreiber von Geräten in Deutschland Gesetze und konkretisierende Verordnungen, die meist auf EU-Regelungen basieren. Das Produkthaftungsgesetz regelt dabei Haf-tungsfragen, wenn ein Gerät fehlerhaft ist. Die Vorgaben für die Herstellung sind im Produktsicherheitsgesetz festgelegt; umgesetzt wird es durch die zugehörigen Verordnungen (ProdSV). Fahrzeuge bilden hier eine Ausnahme. Während die meisten Produkte in der herstellereigenen Überwa-chung liegen, ist für Produkte mit hohem Gefahrenpotential (z. B. große Druckbe-hälter oder Fahrzeuge) eine gesetzliche (staatliche) Überwachung vorgeschrieben.

Für Fahrzeuge ist das Kraftfahrtbundes-amt (KBA) in Flensburg gemeinsam mit den Prüforganisationen (zum Beispiel TÜV, DE-KRA, KÜS) zuständig, die entsprechenden Überwachungsaufgaben wahrzunehmen. Die Fahrzeuge im THW besitzen entweder eine Typenzulassung oder eine Einzelzu-lassung, manchmal auch in Verbindung mit einer Ausnahmegenehmigung. Eine Änderung an Fahrzeugen ist grundsätzlich immer mit einem Genehmigungsverfah-ren verbunden. Deshalb ist in der Dienst-vorschrift Fahrzeuge verfügt:

„Bauliche Veränderungen von Einsatzfahr-zeugen, d. h. Veränderungen am ursprüng-lichen Auslieferungszustand, welche die Zu-lassung, den Einsatzwert oder die Sicherheit beeinflussen, sind grundsätzlich untersagt. Begründete Veränderungen bedürfen der Genehmigung der THW-Leitung.“

Diese strengen Vorgaben sind notwen-dig, da es in der Vergangenheit immer wie-der nicht regelkonforme Umbauten gab. Meistens geschieht dies durch Unwissenheit

der Regularien, beispielsweise wenn ein Drucklufthorn oder ein neuer Luftfedersitz direkt am Bremskreis 1 abgegriffen werden, wenn Frontblitzer ohne Typenzulassung eingebaut oder Leitern und Steckerhalte-rungen auf die Zugdeichsel geschweißt werden. Leider sind die Verkäufer dieser Artikel, wie u.a. die Scheinwerferschutzgitter oder auch die Drucklufthörner, mehr am Gewinn durch den Verkauf interessiert als am rechtskonformen Betrieb im Fahrzeug durch die Kunden. Es können z. B. Original-Scheinwerfergitter (sogar zweiteilig für noch engere Maschenweite) bei namhaften Herstellern unseres Fuhrparks gekauft werden, diese dürfen allerdings nicht im Straßenverkehr betrieben werden. Bei be-stimmten Bauformen ist der Betrieb nur mit einer Ausnahmegenehmigung möglich. Aus diesen Gründen müssen alle Umbau-ten jeglicher Art vor der Ausführung beim Referat E5 auf dem Dienstweg angefragt werden. Erst nach der Freigabe dürfen die Umbauten – eventuell mit strengen Aufla-gen verbunden – vorgenommen werden.

Volker Mader, THW Koblenz: Wieso wer-den in THW-Fahrzeugen nicht einheitliche Bedienelemente für Sondersignal- und Zusatzausstattung verbaut? Im Rahmen der Vereinheitlichung und Vereinfachung der Bedienung, welches auch ein Sicher-heitsaspekt ist, wäre ein einheitliches und eindeutig gekennzeichnetes Bedienteil (ähnlich GKW der Firma Freytag) wün-schenswert. Eine zentrale Beschaffung hat sich z. B. bei den analogen Funkbe-dienhörern bereits seit Jahren bewährt.

Eine einheitliche Bedienbarkeit der Geräte und Ausstattung, nicht nur der Sondersignalanlagen, ist immer sinnvoll und trägt zur Arbeitssicherheit bei. Die si-cherheitsrelevanten Komponenten sind in allen Fahrzeugen auf Grund der Vorgaben der Straßenverkehrszulassungsordnung überall gleich angeordnet. So finden sich

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THW Fahrzeug-News 4/2020

Das Flüsschen Dill trennt auf dem Weg zur Lahn Westerwald und Rothaargebirge. Eisenerzvorkommen sorgten dafür, dass der damalige Dillkreis ausgeprägt viel Schwerindustrie aufweist. Deshalb wird dar-auf gedrängt, in Dillenburg noch vor vielen anderen hessischen Kreisstädten einen Orts-verband des Technischen Hilfswerks aufzu-bauen. Die Gründungsversammlung findet im Januar 1953 in einem Gasthaus statt.

GKW-Ausleihe und Alarmfahrrad

Die Anfangsjahre waren äußerst be-schwerlich. Es gab keine eigene Unter-kunft, sondern nur ein Geschäftszimmer und zwei Kammern im Kurhaus der Stadt. Der neue Helferstamm war größtenteils schon vor dem Krieg bei der „Technischen Nothilfe“ aktiv und ist überaltert. Es folgen umfangreiche Werbemaßnahmen in Schulen und Industrie. Aus dem 40 km ent-fernten Gießen kommt 1955 erstmals ein Borgward Gerätekraftwagen nach Dillen-burg, den sich umliegende Ortsverbände

zu Ausbildungszwecken ausleihen dürfen.Im Jahr 1957 der erste Umzug, im

ehemaligen Stadtschloss (heute Untertor) erhält das THW ein Büro, zwei Räume für Bekleidung und Arbeitsgeräte und eine Werkstatt. Bei der Einweihungsfeier über-reicht der Landesbeauftragte ein Fahrrad für den Alarmtrupp des Ortsverbandes. Der ist jetzt 80 Helfer stark und nimmt sich viel vor. Neben Katastrophen-Schnelldienst, Bergungsdienst und Instandsetzungsdienst gibt es noch Einsatzgruppen Elektrizität, Rohrleitung-Gas, Rohrleitung-Wasser und Kanalisation. Außerdem werden Stille Be-reitschaften eingerichtet. Das sind beruflich ausgebildete Einsatztrupps bestehend aus Facharbeitern der Industriebetriebe. Im Ka-tastrophenfall stellen die Firmen Personal, Werkzeug und Fahrzeuge.

Bergungszug 1964 komplett

Anfang der 1960er Jahre steigt die Hel-ferzahl auf 170 Personen. Die Ausbildung wird auf verschiedene Wochentage verteilt

und mit einem Omnibus, Kostenübernah-me durch die Handelskammer, geht es alle 14 Tage zur Ausbildung nach Gießen. Nachdem 1962 zum Schutz der Bevölke-rung im Verteidigungsfall der Luftschutzhilfs-dienst mit sieben Fachdiensten aufgestellt wird, profitiert auch das THW Dillenburg davon, denn es werden hier drei Borgward Mannschaftskraftwagen stationiert. Die neuen LSHD-Einheiten werden den beste-henden Hilfsdiensten wie Feuerwehr, DRK, THW angegliedert. Das THW Dillenburg stellt einen Zug Bergungsbereitschaft für den überörtlichen Einsatz, der laut Definition „voll motorisiert“ sein muss.

Im Jahr 1964 wird der Bergungszug komplettiert und besteht aus Funkkom-mandowagen, Gerätekraftwagen und drei Mannschaftskraftwagen. Es vollzieht sich ein Wandel, das THW will nicht länger nur ein Hilfsdienst für Stadtwerke und Bau-höfe sein, sondern aus Gefahrenlagen Menschen retten und Sachgüter bergen. Außerdem beginnt der Aufbau des Fern-meldezuges Dillenburg. Das ist zunächst eine Einheit des Zivilschutzes, die erst später dem THW eingegliedert wird. Auch im Dill-kreis handelt es sich um eine selbständige Einheit, die in der Ortschaft Sinn (10 km) stationiert ist. Die Fahrzeuge wie Borgward Fernsprechwagen mit Faltverdeck und Hanomag Funkkraftwagen (Baujahre 1960 bis 1964) sind anfangs olivbraun lackiert, werden dann jedoch in die Fachdienstfar-be orange umgespritzt.

Stark in beleuchten und baggern

Von Stefan SchumacherSeit 25 Jahren gibt es die THW Fahrzeug-News. Die Macher kommen aus dem ganzen Bundesgebiet, aber einen Stammsitz mit Anschrift muss auch eine kleine ehrenamtliche Redaktion haben. Seit Ausgabe Nr. 1 ist das im hessischen Dillenburg, unsere Arbeit wird unterstützt von Helfern des THW-Ortsverbandes. Zeit also, im Jubiläumsheft 100 diesen Ortsverband in einem Portrait vorzustellen. Seine Geschichte, das Elend mit der Unterkunft, die Wechsel bei den Einsatzeinheiten und vor allem das Engagement, an den Fahrzeugen immer etwas zu verbessern. Kernkompetenzen dabei sind die Bereiche Beleuchtung und Bagger.

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THW Fahrzeug-News 4/2020

MzGW

Erstmals Fusionvon Koffer und Pritsche

Von Christian WenzelDem neuen Mehrzweckgerätewagen gehört ein Superlativ. Bis zu 402 Fahr-zeuge hat das THW bei MAN bestellt. Sollten alle aus dem Rahmenvertrag abgerufen werden, wäre das seit dem THW-Neukonzept von 1995 im Fahrzeug-bereich der größte Einzelauftrag. Maximales Investitionsvolumen 64 Millionen Euro. Nach langer Vorarbeit beginnt nun endlich die Auslieferung. Wir stellen die ersten Serienfahrzeuge am Beispiel des Aufbaus der Firma Freytag vor und vergleichen den MzGW mit dem in vielen Komponenten baugleichen MLW IV.

Der Mehrzweckgerätewagen ist be-stimmt für die Fachgruppen Notversor-gung, Schwere Bergung und Brückenbau. Zum ersten Mal wird beim THW eine Kom-bination aus schmalem Gerätekoffer und Pritsche/Plane realisiert. Geliefert wird durch MAN ein TGM 18.290 als Grundeinheit. Der Münchner Generalunternehmer lässt das Fahrgestell durch zwei Aufbauhersteller komplettieren. Das war kein Gedanke von MAN, sondern eine Bedingung der Ausschreibung. Denn die Mitarbeiter des Beschaffungsamtes des Bundesmi-nisteriums des Inneren hatten noch nie eine solch große Zahl THW-LKW in einer vergleichsweise kurzen Zeit von etwa drei Jahren in Auftrag gegeben. Als Risikomi-nimierung entschied man deshalb, den Aufbau durch zwei Hersteller fertigen zu lassen. Begründung: die Automobilfirmen verfügen über Fertigungsprozesse am Band und sind deshalb flexibler als die Aufbauhersteller, welche sonst vor allem kleinere Serien von maximal um die 100 Fahrzeuge produzieren. MAN wählte hier die Firmen Empl und Freytag als Partner.

Dieser Wunsch des Beschaffungsamtes führte natürlich auch zu Abgleichungen in der Ausarbeitung der Musterfahrzeuge, denn weitere Zielvorgabe war, dass beide

Fahrzeuge praktisch identisch sein sollen. Diese Synchronisation in Entwicklung und Musterbau bedeutete auch Verzögerun-gen bis zur Serienfertigung. Eigentlich wollte man schon zu Beginn des Jahres 2020 mit der Auslieferung beginnen. Die Musterfahr-zeuge mit den beiden Aufbauten wurden separat am Ausbildungszentrum in Hoya erprobt, wobei diese erst Ende März 2020

abgeschlossen war. Damit konnte die Freigabe für die Serienfertigung erfolgen.

Vorteil, zwei Aufbauer zu nehmen

Im Herbst 2020 war es soweit. Anfang Oktober fand der erste Übergabetermin statt. Die Firma Freytag in Elze lieferte sechs MzGW an Ortsverbände nach Nordrhein-Westfalen aus. Mitte November folgten die nächsten 14 MzGW, ebenfalls für Stützpunkte in NRW. Die Firma Empl in Zehna-Elster startete Mitte Dezember mit der Auslieferung der ersten 19 Mehrzweck-gerätewagen. Vorgesehen waren jeweils bis zu 40 Fahrzeuge von beiden Aufbau-herstellern noch in 2020. Diese Zahl wird aufgrund der Coronapandemie jedoch nicht erreicht, denn bei den Zulieferern für

Der MzGW ist ein Hybrid: einteiliger Koffer sowie Plane/Spriegel Aufbau mit Ladebordwand. Trotz-dem finden auf dem Aufbau neun Rollcontainer Platz. Großgerät und Eigensicherungsmaterial sind im Koffer verlastet.