Horizontalsperren Nicht Ohne Analyse

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    Horizontalsperren/Nicht ohne Analyse

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    bba Bau - Beratung - Architektur, Heft 2, 2012, S. 20

    HorizontalsperrenNicht ohne Analyse

    Aufsteigende Feuchte kann in der Google-Suche im Internet bis zu eine Million Treffer ergeben aber nicht jede Feuchte,die der Planer in Grundmauern trifft, ist unbedingt aufgestiegen. Vor der Entscheidung fr eine nachtrgliche Horizontalsperresteht darum die Ursachensuche.Feuchtigkeit in Grund- und Kellermauern stellen einen relativ einfach zu erkennenden Schadensfall dar: Dunkle oder verfrbteTeilflchen bis zu einer bestimmten Steighhe oder Salzausblhungen auf dem Putz speziell im Sockelbereich sind aufflligeund recht sichere Anzeichen, die aber noch nichts ber die Ursachen der Feuchtebelastung aussagen. Weil sich der Schadenhauptschlich an den Wnden manifestiert, wird er oft als aufsteigende Feuchte infolge fehlender oder defekter Abdichtung inden aufgehenden Wnden dargestellt. Nachtrgliche Horizontalsperren mittels eingerammter Bleche, aufgesgter Mauernoder injizierter Abdichtungen sind dann erfolgversprechende Mglichkeiten fr die Trockenlegung.

    Es darf allerdings nicht bersehen werden, dass der Schadensfall feuchter Grund- und Kellermauern ein komplexesUrsachengeflecht haben kann, in dem die aufsteigende Feuchtigkeit nur eine von mehreren Mglichkeiten ist. Jede Planungeiner Bauwerkstrockenlegung muss deshalb mit einer Untersuchung der Grnde fr die Durchfeuchtung beginnen.

    Als eine Analysemethode bietet sich dabei die Feststellung der Feuchtigkeitsverteilung im Wandquerschnitt am oberen Endedes wasserbelasteten Bereichs an. Aufsteigende Feuchtigkeit msste ein Maximum in der Wandmitte erreichen. Liegt diegrte Wasserbelastung hingegen auermittig, sind andere Ursachen wahrscheinlicher.

    Bevor jedoch eine kostentrchtige Untersuchung der Feuchtigkeitsverteilung vorgenommen wird, kann es hilfreich sein, dieNutzungs- und Umbaugeschichte des Gebudes zu erforschen. Wenn das Gebude noch relativ jung und/oder dieQuellenlage sehr gut ist, dringt man vielleicht zum entscheidenden Punkt vor, bis wann das Gebude trocken war und wasseitdem fr Vernderungen am Bauwerk oder in seiner unmittelbaren Nhe passiert sind. Doch selbst wenn sich dieBaugeschichte in grauer Vorzeit verliert, kann eine Untersuchung der noch erkennbaren Umbauten und der aktuellen Nutzung

    der betroffenen Rume einigen Aufschluss geben.

    Zu beachten sind dabei vor allem vier Problemkreise und ihre Folgen:

    Salzbelastung und daraus resultierende hygroskopische Feuchtigkeit

    Kondensfeuchtigkeit

    seitlich eindringende Feuchtigkeit

    sowie eben die von unten aufsteigende Feuchtigkeit.

    Salzbelastung

    Salze haben in hohem Mae die Fhigkeit, Wasser anzuziehen und in diesem in Lsung zu gehen. Sie wandern dann ingelster Form an die Oberflche der Wand und kristallisieren unter Volumenvergrerung aus. Wegen ihrer hygroskopischenWirkung knnen die Salzkristalle dort erneut Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft aufnehmen, wodurch ein sich selbstaufschaukelnder Prozess mit dauerhaft feuchten Wandflchen entsteht.

    Das Schadensbild ist an Auskristallisierungen und dem wegen der Volumenvergrerung abplatzenden Putz relativ einfach zuerkennen. Auf eine chemisch-technische Analyse des Salzgehalts kann deshalb eventuell verzichtet werden.

    Schwieriger ist hingegen zu beantworten, ob das Salz in der Wand primrer und alleiniger Grund des Feuchteschadens istoder nur Begleiterscheinung einer anderen Ursache.

    So knnen die Salze mit seitlich von auen eindringendem Wasser eingewandert sein. Auch der Eintrag von innen ist mglich,wenn historische Gebude Zeiten mit problematischen Nutzungen erlebt haben, etwa als Viehstlle oder durch chemischbelastete Produktionsprozesse (Salpeter fr Schwarzpulverherstellung, Brauereien, Gerbereien). Eine weitere Salzquelle

    stellen eventuell die verwendeten Baustoffe dar, sowohl die ursprnglich eingebauten als auch die nachtrglich bei Umbautenund Reparaturen eingesetzten.

    Doch was auch immer die Ursache war, die Beseitigung der Salzfracht gehrt in jedem Fall als flankierende Manahme zur

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    Sanierung, weil das Salz ansonsten weiter hygroskopische Feuchtigkeit erzeugt. Befallene Flchen sind vom Putz zu befreienund grndlich mechanisch zu subern. Der Schutt muss sorgfltig und vollstndig aus dem Gebude entfernt werden. Beistarker Salzbelastung bis in die Tiefe der Wand knnen als weitere Manahmen Kompressen, Opferputz oder ein Sanierputznach WTA erforderlich sein.

    Kondensfeuchte

    Hygroskopische Feuchtigkeit durch Salzbefall bildet in der Regel ein Feuchtigkeitsmaximum an der Innenseite der Wand aus.

    Dies gilt aber auch fr den Schadensfall Kondensfeuchte, weshalb beide leicht zu verwechseln sind. Kondensfeuchte entsteht,weil die inneren Oberflchen von Kellermauern in der Regel khler sind als der Kellerraum. Die Feuchtigkeit der Raumluftschlgt sich deshalb als Tauwasser auf der Wandoberflche nieder. Bei mangelhafter Lftung kann daraus auf lngere Sichtein nachhaltiger Feuchteschaden entstehen. Zu prfen ist deshalb, ob frher vorhandene Lftungsffnungen, vor allemKellerfenster, aber bei historischen Gebuden u.U. auch spezielle Lftungskanle, im Rahmen von Umbauarbeitenverschlossen wurden. Eventuell reicht es in diesen Fllen aus, die ffnungen wiederherzustellen und auf die natrlicheTrocknung der Grundmauern zu warten. Anderenfalls knnen eine verbesserte allgemeine Raumheizung oder eine spezielleWandheizung den Prozess beschleunigen.

    Im Hinblick auf die Kondensfeuchte sind auch besondere feuchteintensive Nutzungen, etwa als Baderume, Waschkchen,Wschetrockenrume oder Gewchshaus (Pilzzucht), zu bercksichtigen.

    Seitlich eindringendes Wasser

    Liegt das Maximum der Feuchte auf der Auenseite der Wand, ist seitlich eindringendes Wasser die wahrscheinliche Ursache.Es kann sich um eine schadhafte Vertikalsperre handeln, die beispielsweise bei ueren Tiefbauarbeiten verletzt wurde.Mglicherweise hat sich aber auch der Lastfall fr die Feuchtebeanspruchung verndert, so dass z.B. statt Bodenfeuchte, frdie die ursprngliche Vertikalsperre ausgelegt war, nun stauendes oder drckendes Wasser ansteht. DerartigeVernderungen sind mglich, wenn in der Umgebung Tiefbauarbeiten fr neue Grundwasserverhltnisse gesorgt haben(Straenbau, Verschlieen oder Verlegen von Grben, Befestigung vorher unbefestigter Hofflchen u..). Auch eineNachfrage bei den rtlichen Wasserwerken kann helfen, um eventuelle Vernderungen von deren Frdermenge zu erfahren.

    Aufsteigende Feuchte

    Die in den Mauern kapillar aufsteigende Feuchte ist also nur eine von mehreren mglichen Ursachen fr einen vorhandenenSchaden, bei dem verschiedene Ursachen auch parallel auftreten knnen. Die nachtrglich einzubauende Horizontalsperrewird darum in vielen Fllen eine Teilmanahme im Gesamtkonzept der Sanierung sein. Es gibt Hinweise in der Fachliteratur,dass die aufsteigende Feuchte hufiger als Schadensursache diskutiert wird, als sie in der Praxis auftritt (H. Knzel,IPB-Mitteilungen Nr. 337/1998). Andere bezweifeln sogar, dass Bodenfeuchte in Mauerwerk berhaupt auf grere Hhen

    steigen kann. Nach dieser Auffassung unterbricht die Abfolge aus Fuge-Stein-Fuge-Stein den kapillaren Wassertransportdurch den Wechsel der Kapillardurchmesser (Quellensammlung hierzu unter ).www.konrad-fischer.info

    Gegen diese grundstzlichen Zweifel sprechen allerdings die Referenzlisten der nun schon seit einigen Jahrzehnten auf demMarkt befindlichen Anbieter. Wenn die Kapillarverhltnisse in den Grundmauern fr ein Ansteigen der Feuchtigkeit besondersgnstig sind, knnen nachtrgliche Horizontalsperren als Manahme der Mauerwerkstrockenlegung offenbar Erfolg haben.

    Diese nachtrglichen Horizontalsperren lassen sich mit der Injektionsmethode sowie mit mechanischen undelektrophysikalischen Verfahren herstellen. Die elektrophysikalischen Verfahren sind hinsichtlich ihrer grundstzlichenWirkungsweise umstritten. Die prognostizierten Effekte lassen sich nicht eindeutig im Labor simulieren und auchmathematisch nicht exakt beschreiben. Auf eine vertiefende Darstellung soll hier verzichtet werden.

    Zu den mechanischen Verfahren gehren das Mauersgen und das Einrammen von Edelstahlblechen. Beim Sgen werdendie Grundmauern an der tiefsten noch zugnglichen Stelle abschnittsweise in voller Breite aufgeschlitzt und verkeilt. In den

    Schlitz legt man sich berlappende Streifen einer Abdichtungsbahn und verpresst den Schlitz anschlieend mit einemschwindfreien Mrtel. Bei Mauerstrken bis etwa 1 m und Vorhandensein einer durchgehenden Lagerfuge lassen sich auchEdelstahlplatten pneumatisch einrammen.

    Die mechanischen Verfahren haben den groen Vorteil einer sicheren und nachvollziehbaren Wirksamkeit. Sie sind allerdingsaufwndig und bedeuten immer einen Eingriff in die statische Substanz. Beim Sgen sind Setzungserscheinungen ber demSchlitz zu befrchten, beim Rammen knnen die Erschtterungen das Bauwerk negativ beeinflussen.

    Injektionsverfahren

    Bei den Injektionsverfahren werden Flssigkeiten unter Druck oder drucklos ber in Reihen angeordnete Bohrungen in dasMauerwerk eingebracht. Die Flssigkeiten sollen sich im Querschnitt gleichmig verteilen und dabei die Kapillarporenverstopfen, verengen und/oder hydrophobieren. Bei fachgerechter Ausfhrung wird damit der Kapillartransport in einergeschlossenen Schicht der aufgehenden Wnde unterbrochen. Eine weitere Durchfeuchtung oberhalb des behandelten

    Querschnitts ist ausgeschlossen. Es muss jedoch fr ein Austrocknen der dort schon vorhandenen Feuchtigkeit gesorgtwerden, eventuell ist wie oben beschrieben eine Beseitigung schdlicher Salze erforderlich.

    Vor der eigentlichen Injektion ist das Mauerwerk auf Hohlrume zu prfen, damit das Injektionsmittel nicht unkontrolliert

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    abfliet. Speziell bei unregelmigem Mauerwerk mit klftigem Gefge und bei Hohlkammersteinen muss deshalb zunchsteine Vorverfllung oder Verpressung mit geeigneten Mrteln oder Suspensionen vorgenommen werden, weshalb mancheAnbieter auch von einem mehrstufigen Verfahren sprechen. Aus den Untersuchungen zur Mauerwerksstruktur und seinerSaugfhigkeit ergeben sich auerdem die erforderlichen Bohrlochabstnde. Da bei der Injektion niedrigviskose, also sehr gutfliefhige Massen in mehr oder minder inhomogene und offene Strukturen gefllt werden, kann bei fehlendem oderdesolatem Wandputz ein vorheriges Verputzen notwendig sein, damit das Injektionsmittel nicht unkontrolliert ausfliet(jeweilige Herstellerangaben beachten).

    Bei der Auswahl der Injektionsmittel ist der Grad der zulssigen Durchfeuchtung zu beachten. Viele Mittel wirken reaktiv vorallem durch Verkieselung und bentigen fr die Reaktion ein bestimmtes, in seiner Hhe aber begrenztesFeuchtigkeitsangebot, das gemessen werden muss. Bei den meisten Anbietern gibt es zumindest eine Lsung, die bis 95 %Durchfeuchtungsgrad eingesetzt werden kann, so dass sich auch Flle extremer Nsse behandeln lassen. Gesondert zuprfen ist die Eignung fr Druckwasser, falls ein solcher Lastfall vorliegt.

    Eine andere Mglichkeit gegenber den reaktiven Verfahren sind Injektionen mit erhitztem Spezialparaffin, z.B. imIsotec-Verfahren. Hier wird das Mauerwerk vor der Injektion mit Spezialheizstben auf ca. 100 C erhitzt und derInjektionsbereich getrocknet. Der vorherige Durchfeuchtungsgrad spielt dadurch keine Rolle: Das erhitzte Paraffin kann in dienun wasserfreien Kapillaren flieen und dort erhrten.

    Qualittsberwachung

    Fr die Auswahl des Injektionsmittels knnen die Zertifizierungen der WTA (Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaftfr Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e. V.) Anhaltspunkte liefern. Zertifizierte Injektionsstoffe haben in standardisiertenWirksamkeitsprfungen ihre prinzipielle Eignung fr den jeweils angegebenen Durchfeuchtungsgrad unter Beweis gestellt.

    Nachtrgliche Horizontalsperren unterliegen nicht der DIN 18195, weil sie zum dort ausgeschlossenen Bereich derBauwerkserhaltung gehren.

    Grundlegende Informationen bieten zwei WTA-Merkbltter: Nr. 4605/D Nachtrgliches Abdichten erdberhrter Bauteileund Nr. 4404/D

    Mauerwerksinjektionen gegen kapillare Feuchtigkeit. Sie beschreiben sowohl Aspekte der Planung als auch der Ausfhrungund stellen damit eine Hilfsmittel auch fr den bauberwachenden Planer dar.

    Denn die Wirkungsweise der Injektionen ist zwar gedanklich gut nachzuvollziehen, lsst sich aber zunchst nicht perAugenschein berprfen. Entscheidend fr die einwandfreie Funktion sind neben der prinzipiellen Eignung des Verfahrensauch die Erfahrung und das Qualittsbewusstsein der Verarbeiter. Mit der Ausfhrung von Injektionen sollte deshalb nur eine

    qualifizierte Fachfirma mit fundierter Referenzliste und geschultem Personal beauftragt werden.

    bba-Infoservice Mauerwerkstrockenlegung

    BASF Wall Systems (Rajasil) 512 Bostik 513 Epasit Spezialbaustoffe 514 Hasit Trockenmrtel 515 Isotec Franchise-Systeme516 MC-Bauchemie 517 PCI Augsburg 518 Remmers Baustofftechnik 519 Saint-Gobain Weber 520 Schomburg 521 Sto 522 | Vernetzte Suche | Mauerwerk | Mauerwerks-trockenlegungwww.bba-online.deTrocknung des Wandquerschnitts mit Heiz- stben vor einer Paraffin-Injektion.

    Bild: IsotecNeben der ggf. zu erneuernden Horizontalsperre (3) sind die Vertikalabdichtung (1) zu prfen sowie die eventuelleSalzbelastung (2) zu beachten. Je nach Schadensbild und spterer Nutzung muss die Abdichtung auch unter dem Bodenfortgefhrt werden (5-8). Die Wnde bentigen ggf. einen Sanierputz (9-12).

    Bild: SG WeberKlassisches Schadensbild an einem Sockel, das zunchst aber nur auf die Anwesenheit von schdlichen Salzen schlieenlsst.

    Bild: AutorAnschluss des Injektionsschlauchs an die Packer in den Bohrlchern.

    Bild: RemmersInjektion bei regelmigen, hohlraumfreien Mauerwerk ber geneigte Bohrkanle und Packer (1). Der Bohrlochabstand hngtu.a. von der Saugfhigkeit des Mauerwerks ab.

    Bild: BASF Wall SystemZweistufiger Einbau einer nachtrglichen Horizontalsperre bei inhomogenem Mauerwerk. Spritzbewurf (1) und Sperrputz (2)verschlieen die offene Struktur nach auen, ehe Klfte und Hohlrume mit einem Injektionsmrtel (3) verfllt werden. Nach

    Ansteifen des Mrtels ist ein Injektionskanal anzulegen und die knftige Horizontalsperre zu injizieren.Bild: BASF Wall SystemPrinzipdarstellung mglicher Feuchteeintrge in Grundmauern.

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    Bild: BASF Wall SystemAutor: Markus Hoeft

    Quelle: bba Bau - Beratung - Architektur, Heft 2, 2012, S. 20

    ISSN: 1430-6999

    Dokumentnummer: BBA32893509

    Dauerhafte Adresse des Dokuments: https://www.wiso-net.de:443/document/BBA__BBA32893509

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