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B47837 Jahrgang 12 – 07/2009 Dezember 2009 / Januar 2010 www.crescendo.de Happy Birthday, Maestro! Nikolaus Harnoncourt wird 80 Ein Drink mit Chen Reiss Ein Kaffee mit Marcelo Álvarez Mussorgsky neu interpretiert mit Leif-Ove Andsnes 70 Jahre Plattencover Mit Beihefter CLASS aktuell Feuriger Barock Simone Kermes Kermes Simone „Ich brenne für die Musik!“ Schumann-Jahr 2010 Die Stadt Zwickau feiert ihren bekanntesten Sohn

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  • B478

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    Ein Drink mitChen Reiss

    Ein Kaffee mit Marcelo lvarez

    Mussorgsky neu interpretiert mitLeif-Ove Andsnes

    70 Jahre Plattencover

    Mit Beihefter CLASS aktuell

    Feuriger Barock Simone

    Kermes KermesSimone

    Ich brenne fr die Musik!

    Schumann-Jahr 2010 Die Stadt Zwickau feiert ihren bekanntesten Sohn

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  • crescendo 07 2009 | 3 editorial

    inhalt

    Exklusiv fr Abonnenten: Hren Sie die Musik zu unseren Texten auf der crescendo premium-CD. Infos auf www.crescendo.deauf der crescendo premium-CD. Infos auf www.crescendo.de

    Liebe Leser,

    Winfried Hanuschik,Herausgeber

    4 Post aus Amerika Ein sehr persnlicher Brief von Lera Auerbach

    6 Chen ReissDie aus Israel stammende Sopranistin spricht im crescendo-Interview ber ihre Herkunft und ihren Entdecker.

    8 70 Jahre Plattencover Ein Buch zeigt die ersten Kunstwerke des Tontrger-Designs.

    10 Titel: Simone KermesEin Hausbesuch bei der Sopranistin, die von sich behauptet, nicht sehr diplomatisch zu sein.

    14 News

    16 Marcelo lvarezEin ausgiebiges und amsantes Treffen mit dem argentinischen Tenor in Berlin

    20 Pictures ReframedLeif-Ove Andsnes und Robin Rhode ber ihre Neu-Interpretation von Mussorgskys Bilder einer Ausstellung

    22 KolumnePascal Morch ber singende Knstler, die den klassischen Musik-Betrieb am Laufen halten

    24 RezensionenDie wichtigsten CDs und DVDs des Monats

    31 Tan Dun Der Oscar-Preistrger gibt Musikworkshops in Grafenegg

    32 Nikolaus HarnoncourtDer Dirigent wird 80 und realisiert zusammen mit Tobias Moretti eine Haydn-Oper am Theater an der Wien.

    36 Adventskalender Unsere Weihnachtsgeschenke fr Sie

    39 Essay Toni J. Krein ber Kultursponsoring

    40 crescendo-kids Die Kinderseite

    42 plus regionalDie Stadt Zwickau ehrt ihren Sohn Robert Schumann mit einer Flle von Veranstaltungen.

    44 plus regionalDie Mozartwoche in Salzburg vom 22. bis 31. Januar 2010

    46 Termine und Veranstaltungen

    50 Lieto Fine / Impressum

    Fotos: Sveinn Gunnar Baldvinsson; Catherine Ashmore; Johannes IfkovitsFotos Titel: Andreas Dommenz; Askonas Holt (Titeleinklinker Mozarteum); Foto-Atelier LORENZ (Titeleinklinker Schumann-Jahr Zwickau)

    Foto

    : Pau

    l Sch

    mitt

    E in fr mich sehr bewegtes Jahr neigt sich dem Ende zu. Kaum ein Tag, an dem uns nicht eine bislang un-vorstellbare Nachricht erreichte. Kurz nachdem zwei meiner besten Freunde whrend der Produktion dieser Aus-

    gabe einen schweren Schickssalsschlag erlitten, erreichte uns

    ein Brief der Komponistin Lera Auerbach. Wir hatten Ihnen

    die russische Knstlerin in der Septemberausgabe vorgestellt.

    Sie schrieb, dass ihre Wohnung mit all den Dingen, die Ihr

    etwas bedeuten abgebrannt ist. Die Art und Weise, wie sie mit

    der Situation umgeht, hat mich sehr beeindruckt. Sie gesteht

    sich ihre Traurigkeit ein und findet darin neue Zuversicht.

    Entscheidend ist nicht, was passiert, sondern wie man damit

    umgeht. Lera Auerbachs Brief finden Sie auf Seite 4.

    Unseren Schwerpunkt widmen wir diesmal den Stimmen,

    die den Betrieb in Zukunft am Laufen halten, wie es unser

    geschtzter Kolumnist Pascal Morch in seinem lesenswerten

    Text auf Seite 22 ausdrckt. Drei davon haben wir fr diese

    Ausgabe getroffen und ausfhrlich interviewt: Simone Ker-

    mes, Chen Reiss und Marcelo lvarez.

    Zu guter Letzt mchte ich mich an dieser Stelle vor Nikolaus

    Harnoncourt verbeugen. Er wird am 6. Dezember 80 Jahre

    alt. Statt Geburtstagskarten zu sortieren, steht er in Wien am

    Dirgenten-Pult. Meine Hochachtung und alles Gute!

    Viel Spa beim Lesen. Herzlichst, Ihr

  • Foto:

    F.Rein

    hold

    Post aus AmerikaAn einem gewhnlichen Dienstag bekamen wir einen Brief aus den Vereinigten Staaten. Lera Auerbach, russische Musikerin undKomponistin mit Wohnsitz USA, schrieb von einem tragischen Zwischenfall in ihrem New Yorker Appartment. Als wir den Brief

    zu Ende gelesen hatten, waren wir tief bewegt und entschieden, ihn abzudrucken.

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    www.crescendo.de 07 2009 | 11 stars

    www.leraauerbach.com/firefund

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    brief 4 | www.crescendo.de 07 2009

  • Wir treffen Chen Reiss im Palace Hotel in Mnchen. Sie bleibt nur einen Tag in der Stadt, am nchsten Mor-gen probt sie mit Enoch zu Guttenberg Haydns Jahres-zeiten, dann geht es weiter nach Kln zur Auffhrung. Sie trgt eine hautenge, lackarti-ge Hose und spitze Schuhe. Ich interessiere mich sehr fr Mode wird sie nachher sagen man sieht es.

    crescendo: Frau Reiss, wann haben Sie zum ersten Mal die Magie von klassischer Musik gesprt?

    Chen Reiss: Das wei ich noch genau. Ich war fnf Jahre alt und meine Mutter hrte La Bohme auf CD, mit Lucia-no Pavarotti als Rodolfo. Ich war so ergriffen, dass ich weinen musste, ohne den Inhalt der Oper zu kennen. Es gibt aber noch ein zweites Schlsselerlebnis.

    crescendo: Aha. Welches denn?Reiss: Als ich zum ersten Mal intensiv mit Maria Callas in Berh-

    rung kam. Ich war und spielte sie in dem Stck Masterclass am Nationaltheater in Tel Aviv. Damals begriff ich, wie auerge-whnlich diese Frau und wie einzigartig dramatisch ihre Stimme war. Inzwischen kenne ich fast alle ihrer Aufnahmen.

    crescendo: Pavarotti lauschen und Callas-CDs hren macht einen aber noch nicht zum Spitzensopran. Wie wurden Sie Sngerin?

    Reiss: ber meine Mutter, sie singt auch Oper, nicht im Hauptberuf, aber doch sehr gut. Sie ist Gesangslehrerin in Tel Aviv und leitet heu-te ein Konservatorium. Ich bin mit Gesang und Oper gro geworden, habe Klavier gespielt und Ballett getanzt. Ballerina werden, das war immer mein Traum, aber mit 1 habe ich mich dann doch fr den Gesang entschieden. Das Leben von Tnzerinnen ist wahnsinnig hart. Stndig ist man verletzt, auerdem muss man sehr diszipliniert leben und den Beruf frh aufgeben, als Tnzerin kann man nicht wrdevoll altern. Da haben Sngerinnen es doch etwas besser.

    crescendo: Also haben Sie lieber irgendwo angefangen zu singen ...Reiss: Naja