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on einer Hyperhidrose spricht man, wenn die abgegebene Menge an Schweiß deutlich über das normale Maß hinausgeht. Grundsätzlich ist Schwitzen ein normaler physiologischer und auch lebensnotwendiger Vorgang. Der Schweiß schützt den Körper davor, zu überhitzen. Etwa vier Millionen über den ganzen Körper verteilte Schweißdrüsen produzieren ein wässriges Sekret, den Schweiß. Die klare, hy- potone Lösung besteht zu etwa 99% aus Wasser sowie aus Elektrolyten, Harnstoff, Immunglobulinen, flüchtigen Fett- säuren, Cholesterin und Androgenen. Die auf der Haut vor- kommenden Bakterien zerlegen Bestandteile des Schweißes, wodurch der typische Geruch entsteht. Indem der Schweiß verdunstet, wird dem Körper Wärme entzogen, d.h. er wird 174 www.beauty-forum.com BEAUTY FORUM | 03/2014 medical beauty Foto: DWaschnig/Shutterstock.com Rund drei Prozent der Deutschen schwitzen extrem stark. Harmlose Gesten wie etwa das Händeschütteln können da schon immense Probleme bereiten. Gänzlich für immer lässt sich der Schweißfluss nicht stoppen, aber es gibt doch etliche Möglichkeiten, ihm Einhalt zu gebieten v Hyperhidrose: starkes Schwitzen DIE DRÜSEN DROSSELN

Hyperhidrose Denise Sonja Engels (DERMA EVE)

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Von einer Hyperhidrose spricht man, wenn die abgegebene Menge an Schweiß deutlich über das normale Maß hinausgeht. In ihrem Beitrag erläutert Heilpraktikerin Denise Sonja Engels insbesondere die Therapiemöglichkeit für Kosmetiker und Ärzte, denn grundsätzlich schützt Schweiß den Körper davor, zu überhitzen.

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Page 1: Hyperhidrose Denise Sonja Engels (DERMA EVE)

on einer Hyperhidrose spricht man, wenn die

abgegebene Menge an Schweiß deutlich über

das normale Maß hinausgeht. Grundsätzlich

ist Schwitzen ein normaler physiologischer

und auch lebensnotwendiger Vorgang. Der

Schweiß schützt den Körper davor, zu überhitzen. Etwa vier

Millionen über den ganzen Körper verteilte Schweißdrüsen

produzieren ein wässriges Sekret, den Schweiß. Die klare, hy-

potone Lösung besteht zu etwa 99% aus Wasser sowie aus

Elektrolyten, Harnstoff, Immunglobulinen, flüchtigen Fett-

säuren, Cholesterin und Androgenen. Die auf der Haut vor-

kommenden Bakterien zerlegen Bestandteile des Schweißes,

wodurch der typische Geruch entsteht. Indem der Schweiß

verdunstet, wird dem Körper Wärme entzogen, d.h. er wird

174 www.beauty-forum.comBEAUTY FORUM | 03/2014

medical beauty

Foto: D

Was

chnig/Shutterstoc

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Rund drei Prozent der Deutschenschwitzen extrem stark. HarmloseGesten wie etwa das Händeschüttelnkönnen da schon immense Probleme bereiten. Gänzlich für immerlässt sich der Schweißfluss nicht stoppen, aber es gibt doch etliche Möglichkeiten, ihm Einhalt zu gebieten

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Hyperhidrose: starkes Schwitzen

DIE DRÜSEN DROSSELN

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abgekühlt und so vor Überhitzung geschützt (Thermo-regulation). Auslöser einer Hyperhidrose ist eine ner-vale Überstimulation. Bei der Hyperhidrose gilt es zunächst, zwei Typen zuunterscheiden: die sogenannte gewöhnliche oder auchprimäre Hyperhidrose und die sekundäre Hyperhi-drose. Bei der primären Hyperhidrose handelt es sichum eine konstitutionell bedingte Überfunktion derSchweißdrüsen, der ansonsten keine äußeren Ursa-chen wie etwa sehr heiße Außentemperaturen oderauch sportliche Aktivitäten zugrunde liegt, an die sichder Körper durch Abkühlung anpassen muss – dieSchweißproduktion wird vielmehr durch psychischeStimuli angeregt.Davon zu unterscheiden ist die sekundäre Hyperhi-

drose, die durch Medikamente (z.B. Antibiotika, Anti-depressiva), bestimmte – teilweise schwerwiegende –Erkrankungen, Adipositas oder hormonelle Verände-rungen (Klimakterium) verursacht werden können.

Folgen und Risiken

Sichtbare Schweißflecken, auffälliger Körpergeruchund ein unangenehmes, klebriges Hautgefühl, so neh-men Betroffene die Hyperhidrose wahr. Aufgrund desständig feuchten Hautmilieus können Hautdefekteauftreten, die auch mit einer Anfälligkeit für Bakterien-oder Pilzinfektionen vergesellschaftet sein kann.Für Kosmetikerinnen ist es zunächst wichtig, zu wis-sen, ob eine unentdeckte ärztlich behandlungsbedürf-tige Erkrankung vorliegt. Der Kunde sollte zunächst ei-nen Arzt konsultieren, wenn folgende Umstände vor-liegen:

s Die Hyperhidrose ist plötzlich aufgetreten. s Die übermäßige Schweißbildung bleibt nicht auf

Achseln, Hände und Füße beschränkt.s Es treten nachts plötzlich Schweißattacken auf.

Die Drüsen lahm legen

Bildet sich nur an Händen, Füßen oder AchselnSchweiß, lässt sich die Hyperhidrose durch die Lei-

Definition: Eine Hyperhidrose ist dann gegeben, wenn

die Schweißmenge über dem normalen Maß liegt.

Faustregel: Abgabe von über 100 mg Schweiß in einer

Achselhöhle in 5 Minuten.

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schläge bis hin zu punktuellen Verbrennungen nicht

auszuschließen. Es ist daher zwingend erforderlich,

dass vor der ersten Inbetriebnahme eine entsprechen-

de Schulung durch den Hersteller erfolgt ist.

Ergänzend hierzu ist es wichtig, die Kunden auf die an-

gepasste Hautpflege und Hygiene hinzuweisen. Insbe-

sondere bei der Hyperhidrose sind dieses wichtige Eck-

pfeiler der künftigen Gesunderhaltung der Haut.

Medizinische Therapiemöglichkeiten

Als Lokaltherapie hat sich die Anwendung von Anti-

transpirantien bewährt. Das sind Mittel, die gegen

übermäßige Schweißabsonderung wirken. Sie sind je-

doch nicht mit Deodorantien, die bakterienhemmend

wirken, zu verwechseln. Bei Antitranspirantien han-

delt es sich in der Regel um Aluminiumsalze oder um

Gerbstoffe (z.B. Eichenrindenextrakt), die durch eine

zeitweise Verengung der Drüsenausgänge die Schweiß -

drüsensekretion reduzieren.

Als systemische Therapie kommt Salbei (als Tee oder

in Deos) oder auch die Gabe von Anticholinergika in

Betracht. Letztere hemmen die nervale Sekretionsstei-

gerung. Möglich ist auch eine Denervierung der

Schweißdrüsen im Bereich der Achselhöhlen mit Botu-

linumtoxin durch Injektion in die betroffenen Körpe-

rareale. Es hemmt den biochemischen Botenstoff Ace-

tylcholin und somit die Schweißsekretion. Ist die Hy-

perhidrose lokal auf das Achselareal begrenzt, können

in Ausnahmefällen auch verschiedene chirurgische

Maßnahmen wie etwa die Schweißdrüsensaugküreta-

ge in Betracht gezogen werden (hierbei werden die

Schweißdrüsen ähnlich wie bei einer Liposuktion ab-

gesaugt). Auch eine Schweißdrüsenexzision, bei der

das betroffene Hautareal mitsamt den Schweißdrüsen

entfernt wird, oder eine Sympathektomie, bei der die

Nervenganglien des sympathischen Grenzstrangs na-

he der Brustwirbelsäule mittels Hochfrequenzstrom

zerstört werden, ist nur in therapieresistenten Fällen

zu erwägen. s

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medical beauty

tungswasseriontophorese gut behandeln. Sie ist in die-

sem Fall sogar das Mittel der Wahl. Es handelt sich hier-

bei um ein seit vielen Jahren anerkanntes Verfahren,

bei dem man die Hände oder die Füße in zwei Wannen

mit Wasser taucht, in denen sich jeweils eine Elektrode

befindet. Die an den Elektroden anliegende Spannung

wird so geregelt, dass ein kontinuierlicher oder gepuls-

ter Gleichstrom über die Haut fließt. Im Bereich der

Achseln kann man entsprechende Schwämme als

Elektroden verwenden.

Eine solche Behandlung sollte zunächst täglich erfol-

gen. Nach etwa zwei bis vier Wochen bessert sich er-

fahrungsgemäß die Schweißsekretion. Danach lässt

sich die Anwendung auf etwa ein- bis zweimal pro Wo-

che reduzieren. Der genaue Wirkungsmechanismus ist

noch nicht geklärt. Experten gehen jedoch davon aus,

dass sich die Reizschwelle der Schweißdrüsensekreti-

on erhöht oder bestimmte Eiweiße in den Ausfuhrgän-

gen denaturieren. Das Verfahren darf nicht angewen-

det werden bei:

s Trägern von Herzschrittmachern,

s Trägern von Metallimplantaten,

s akuten lokalen Entzündungen,

s Hautdefekten.

Beachten Sie hier unbedingt die Empfehlungen des je-

weiligen Herstellers.

Als Nebenwirkungen der Leitungswasseriontophorese

können Rötungen und Missempfindungen auftreten.

Bei unsachgemäßer Anwendung sind leichte Strom-

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Das Buch „Apparative Kosmetik“ können Sie im Profi-Shop bestellen.

SEMINARE

IFC-Workshop „Ganzheitliche Therapiekonzepte mit moderner Dermato-Kosmetik“ mit

Dr. Liv Krämer auf der 4. BEAUTY FORUM LEIPZIG, Sonntag, 06.04.2014, 10.30-11.30 Uhr Kurs-Nr. 2.1.2.

Für Basic- und Premium-Member

DENISE SONJA ENGELS

Die gelernte Diplom-Wirtschaftsjuristin (FH) istseit 2005 als Heilpraktikerin zugelassen. Schwer-punkt ihres Instituts für Hautbildverbesserung istdas Thema Problemhautbehandlung. Sie gründe-te das international aktive Derma Eve-Lizenz-netzwerk.