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I. Rom Montag, 08.04.13 Wie schön, dass die Schwestern uns gut versorgt und uns herzlich verabschiedet haben. So können wir in den frühen Morgenstunden gut mit Herrn Polonyi los und erleben beim Fliegen schon das erste von vielen weiteren Wundern: Bequem in über 8.000 Meter Höhe und bei -64°C Außentemperatur zu reisen und mit einer Geschwindigkeit von über 700 km/h in anderthalb Stunden in Rom zu sein, was ansonsten 2 Tagesreisen kostet, grenzt schon an ein Wunder. Früher hat man bei der Landung noch geklatscht – heilfroh wieder am Boden zu sein. Heute sind die Leute Vielflieger und machen das nicht mehr. Die Gewohnheit verdrängt eben doch das Staunen und die Dankbarkeit. Unsere Schwestern in Rom erwarten uns. Nach herzlicher Begrüßung verstaut Sr. M. Magdalena das Gepäck im Auto und bringt es sicher durch den römischen Verkehr ins Generalat, während wir mit Sr. Marie-Therese den Zug nehmen. Zu Fuß geht es - vorbei am Paulustor, durch das der Apostel in die Stadt gekommen ist - zum Aventin. Sr. Mary Lou erwartet uns vor der Haustür in der Via di San Alessio. Wir haben scheinbar die Sonne für unsere Reise gleich mitgebucht. Grün und gelb leuchtet uns der Frühling entgegen, Vögel singen, 18°C – unglaublich! Alles blüht auf – auch wir, vor allem durch den frohen Empfang der Schwestern und das wunderbare indonesische Mahl von Sr. M. Yudith, das wir auch in den folgenden Tagen genießen werden. Erstaunlich, wie schnell Sr. M. Sabina in ihrer Muttersprache sprechen kann! Als vierte im Bunde der indonesischen Schwestern ist Sr. M. Berta vor einer Woche zum Studium in Rom angekommen, eine Partieschwester von Sr. M. Febiola. Klar, dass der Bedarf an Austausch da groß ist! Nach einer kurzen Siesta machen wir uns auf in die quirlige Stadt. Sr. Marie-Therese gibt Erklärungen zum Circus Maximus und zu einer griechisch-katholischen Kirche, bei der sich ein Brunnen befindet, der „Der Mund der Wahrheit“ genannt wird. Während der ganzen Reise kommen wir darauf zurück: Vorsicht! Wer nicht ganz ehrlich ist, dem fällt der Arm ab. Weiter geht es am Tiber entlang zur Kirche San Francesco di Ripa, wo „Bruder Jacoba“ sich um Arme am Rande der Stadt kümmerte. Hier weilte Franziskus oft, während er in Rom war. Wir sehen die Schlafkammer des Heiligen, den Stein, der ihm als Kopfkissen diente – der Felsen, der in der Passion Christi eine wichtige Rolle spielt und der uns in den Einsiedeleien noch oft begegnen soll. Interessant ist auch das Grabmal der seligen Ludovica, der „Mutter Roms“, die dem Dritten Orden

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I. Rom

Montag, 08.04.13

Wie schön, dass die Schwestern uns gut versorgt und uns herzlich verabschiedet haben. So können wir in den frühen Morgenstunden gut mit Herrn Polonyi los und erleben beim Fliegen schon das erste von vielen weiteren Wundern: Bequem in über 8.000 Meter Höhe und bei -64°C Außentemperatur zu reisen und mit einer Geschwindigkeit von über 700 km/h in anderthalb Stunden in Rom zu sein, was ansonsten 2 Tagesreisen kostet, grenzt schon an ein Wunder. Früher hat man bei der Landung noch geklatscht – heilfroh wieder am Boden zu sein. Heute sind die Leute Vielflieger und machen das nicht mehr. Die Gewohnheit verdrängt eben doch das Staunen und die Dankbarkeit.

Unsere Schwestern in Rom erwarten uns. Nach herzlicher Begrüßung verstaut Sr. M. Magdalena das Gepäck im Auto und bringt es sicher durch den römischen Verkehr ins Generalat, während wir mit Sr. Marie-Therese den Zug nehmen. Zu Fuß geht es - vorbei

am Paulustor, durch das der Apostel in die Stadt gekommen ist - zum Aventin. Sr. Mary Lou erwartet uns vor der Haustür in der Via di San Alessio. Wir haben scheinbar die Sonne für unsere Reise gleich mitgebucht. Grün und gelb leuchtet uns der Frühling entgegen, Vögel singen, 18°C – unglaublich! Alles blüht auf – auch wir, vor allem durch den frohen Empfang der Schwestern und das wunderbare indonesische Mahl von Sr. M. Yudith, das wir auch in den folgenden Tagen genießen werden. Erstaunlich, wie schnell Sr. M. Sabina in ihrer Muttersprache sprechen kann! Als

vierte im Bunde der indonesischen Schwestern ist Sr. M. Berta vor einer Woche zum Studium in Rom angekommen, eine Partieschwester von Sr. M. Febiola. Klar, dass der Bedarf an Austausch da groß ist!

Nach einer kurzen Siesta machen wir uns auf in die quirlige Stadt. Sr. Marie-Therese gibt Erklärungen zum Circus Maximus und zu einer griechisch-katholischen Kirche, bei der sich ein Brunnen befindet, der „Der Mund der Wahrheit“ genannt wird. Während der ganzen Reise kommen wir darauf zurück: Vorsicht! Wer nicht ganz ehrlich ist, dem fällt der Arm ab.Weiter geht es am Tiber entlang zur Kirche San Francesco di Ripa, wo „Bruder Jacoba“ sich um Arme am Rande der Stadt kümmerte. Hier weilte Franziskus oft, während er in Rom war. Wir sehen die Schlafkammer des Heiligen, den Stein, der ihm als Kopfkissen diente – der Felsen, der in der Passion Christi eine wichtige Rolle spielt und der uns in den Einsiedeleien noch oft begegnen soll. Interessant ist auch das Grabmal der seligen Ludovica, der „Mutter Roms“, die dem Dritten Orden

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angehörte und ähnliche Verehrung wie Elisabeth von Thüringen hierzulande erfährt. Nach der Hl. Messe, Abendbrot und Lagebesprechung fallen wir selig ins Bett. – „Immanuel, Gott mit uns“ (Jes 7,14) *

* Zitate aus den Lesungen vom Tage

Dienstag, 09.04.13

Nach der Hl. Messe bei den Domini-kanern, in der Beter aus allen Kontinen-ten vertreten sind und so ein Stück Weltkirche erfahrbar wird, machen wir uns auf, Rom weiter zu erkunden. Sr. Marie-Therese und Sr. M. Cunera führen uns

vorbei am Theater Marcello zum jüdischen Viertel, dem ehemaligen Ghetto mit engen Gassen, wo auch hier dem Rassenwahn zahlreiche Menschen zum Opfer fielen. Wir streifen die von Touristen belebte Piazza Navona und den Trevi-Brunnen und kehren dort in die Kirche St. Vincentio e Anastasio ein, wo das Requiem für Mutter M. Clara stattfand.

Dann geht es zu den Wohnungen/Straßen von Mutter M. Clara – Via Quirinale und Via Sistina. Wir putzen die staubig gewordene Gedenktafel, damit ihr Glanz zurückkehrt. „Pavarotti“ von nebenan lässt Sr. M. Carola grüßen. Wir laufen – wie einst Mutter M. Clara – die Kirchen Roms ab, kehren ein bei den Trinitariern

und bei den Jesuiten. In der dortigen Herz-Jesu-Kapelle finden wir Bilder aus dem Leben des hl. Franziskus.Auf der Piazza Venezia treffen wir auf einen indonesischen Priester. Ein frohes Gespräch im Herzen des Christentums ergibt sich. Rom – irgendwie aufregend und lebendig: brummender Verkehr, viele Men-schen, ein Priester mit Rosenkranz in der Hand spricht mit einer Bettlerin, ein weißer Pudel juckt sich, Kinder mit gelben und blauen Kappen, damit keiner von ihnen verloren geht. Zurück auf dem Aventin, genießen wir die Ruhe unter Pinien, die Orangen vom Baum, Vogelgesang und Möwengeschrei und natürlich die Spaghettis.

Am Nachmittag geht es mit Sr. M. Magdalena, Sr. M. Cunera und Sr. M. Berta zum Campo Verano. Italienische Friedhofskultur mit prächtigen Grabmälern unter Zypressen, Mutter M. Claras Grab dagegen unter den Armen. Nach der Aktion, den Winterdreck zu beseitigen, folgt die Kontemplation mit Gebet, Fürbitten, Kerzen, Blumen. Vor allem die

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Berufungen und manche Lasten unserer Schwestern legen wir Gott und Mutter M. Clara ans Herz. Nach dem Besuch der Kirche Santa Maria Maggiore, wo eine Reliquie der Krippe zu finden ist, genießen wir die frohe Gemeinschaft mit der Generalskommunität

bei Abendbrot und Geschirrspülen. – „Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele“ (Apg 4,32)

Mittwoch, 10.04.13

6:30 Uhr Laudes in der wunder-schönen Kapelle des Hauses in Italienisch, anschließend die Hl. Messe in Rumänisch. Frühstück und dann mit dem vollen Bus am Tiber entlang bis zur Engelsburg.Auf der Straße der Versöhnung entlang und ab ins Gedränge der Pilgergruppen an Berninis Kolonnaden. Endlich

durchs Nadelöhr der Kontrollen, werden wir auf dem Petersplatz erst nach links, dann nach rechts und dann doch wieder nach links geschickt, um ganz nah bei Papst Franziskus sitzen zu können.

Als dieser kommt, löst er Begeisterungsstürme aus. Dann spricht er in Bezug auf den ersten Petrusbrief von dem neuen Leben in Christus, das durch Beziehungspflege im Wort der Hl. Schrift, in der Eucharistie, im Dienst am Nächsten genährt wird. Die Katechese erfolgt in mehreren Sprachen und wird öfter durch Jubelrufe, Gesänge und Blasmusik unterbrochen. Besonders beeindruckt sind wir am Ende der Audienz von der persönlichen Zuwendung des Heiligen Vaters zu jedem einzelnen der ca. 100 postierten Rollstuhlfahrern. Dann steigt er doch noch mal ins Papamobil, dreht sich winkend

und segnend zu der „Francesco“-rufenden Menge um – und weg ist er.

Am Nachmittag führt uns Sr. Marie-Therese zur wunderschönen Kirche St. Paul vor den Mauern. Hell erleuchtete Mosaike und Gesang von italienischen Bischöfen machen den Kirchenraum zu dem, was er ist, jenseits einer touristischen Sehens-würdigkeit. Am Grab des Völker-apostels bleibt die Gebetsbitte für unsere Gemeinschaft und die Familien zurück. Nach einer Weile entdecken wir das Bild Benedikts XVI. unter den vielen Petrusnach-folgern.

Darauf bestaunen wir in der Lateranbasilika die übergroßen, ausdrucksstarken Apostelfiguren, die Mosaike und den „Stuhl Petri“ – und natürlich die Franziskuskapelle sowie draußen das Monument, das Franziskus und seine Brüder zeigt, wie sie nach Rom kommen, um dem Papst zur Bestätigung der Regel zu bewegen. Mit einem Eis in

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der Hand, an der geschlossenen Heiligen Stiege, den Resten der Gladiatorenschule und dem Kolosseum vorbei, genießen wir das abendliche Rom mit den letzten Strahlen der Sonne. – „So sehr hat Gott die Welt geliebt“ (Joh 3,16) und durch diese Zuwendung lebt der Mensch.

Donnerstag, 11.04.13

Wir machen uns früh auf den Weg und werden mit einer ruhigen Morgenstimmung auf dem Petersplatz belohnt. Im Dom schließen wir uns einer Pilgergruppe aus Virginia/USA, an, die die Hl. Messe am gläsernen Sarkophag des lächelnden Papstes Johannes XXIII. feiert. Der junge Priester spricht vom Dank für alles, was der Herr uns gibt, vom Verinnerlichen, statt von einem Ereignis zum anderen zu hetzen. Danach lassen wir uns Zeit, den Petersdom zu erschließen, am Grab des hl. Petrus und in der Sakramentskapelle zu verweilen. Auf dem Campo Santo Teutonico beten wir in der

Kirche und am Grab des Rektor de Waal, der Mutter M. Clara in schwerer Zeit Begleiter und Unter-stützer war.

Nach dem Mittagessen geht es zur Callisto-Katakombe, wo wir stau-nend durch ein 20 km reichendes Gangsystem über 5 Etagen geführt werden, 28 Meter tief unter der Erde. Wer hier seine Toten besuchte, musste einen starken Glauben an die Auferstehung haben – fern von Tageslicht, Vogelgesang und grünen Bäumen. Spärliches Licht zeigt uns frühchristliche Symbole und spätere

Fresken. Ein Irrtum, dass hier Geheimver-sammlungen der ersten Christen stattfanden, allerdings wurden hier unten – als das Christentum Staatsreligion wurde – Hl. Messen zur Verehrung der Märtyrer gefeiert, darunter auch die ersten Päpste und Bischöfe.„Man muss Gott mehr gehorchen, als den Menschen“ (Apg 5,27-33) – denn – so zeigt es sich an Mutter M. Clara, Franziskus und den ersten Christen – Er führt uns in die Freiheit der Kinder Gottes, in Seinen Frieden, in die Freude und in die Liebe, durch alles Leid hindurch.

II. Rieti-Tal

Freitag, 12.04.13

Wir verabschieden uns am frühen Morgen von Rom und von unseren lieben Schwestern. Da die Bahn streikt, setzt uns Sr. Marie-Therese in den Bus nach Rieti. Nach einem Gebet des Aufbruchs im dortigen Dom und einem Gruppenfoto an der Franziskusstatue weist uns etwas orientierungslosen Schwestern ein älterer Herr mit Fahrrad den Weg und begleitet uns ein Stück. Nach einem sonnenbegleiteten Wegstück auf der Landstraße suchen wir schon den Schatten an einer Hauswand. Nachdem der Hund des Hauses uns begrüßt hat, bringen uns die netten Leute Wasser heraus, das wir dankbar annehmen. Ein paar Worte Italienisch öffnen ihre Herzen noch mehr. „Buon cammino“

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(Guten Pilgerweg!“) und „Buon giorno, sorelle“ (Guten Tag, Schwestern!) hören wir immer wieder.

Weiter nach Fonte Colombo auf steinigen Wegen bergan. Wir kommen ins Schwitzen, genießen aber die Landschaft und das frohe Miteinander. Die Quelle auf dem Waldweg bringt das ersehnte Nass. Auf dem Vorplatz des Heiligtums, das wir gegen Mittag er-reichen, polnische Priesterseminaristen auf Jubiläumsfahrt und später eine Klarisse aus Paderborn, die sich einer Schweizer Gruppe angeschlossen hat.

Als wir in die Kirche kommen, sehe ich erst einmal nichts – von der Sonne geblendet, wäre es nun ratsam, die Sonnenbrille abzunehmen! Wir finden eine Ikone von Christus als Lehrer und ein Bild von Franziskus zu Füßen des Gekreuzigten. Im alten Chorgestühl beten zwei Brüder die Mittagshore, während unser Schweiß auf dem Rücken trocknet. Nach einer Stärkung hören wir dann im Kreuzgang, wie Franziskus hier die Regel schrieb – zweimal, nachdem die erste Fassung verloren ging. Sie war wohl zu an-spruchsvoll, aber wer kann beim Diktat des Hl. Geistes Abstriche machen?

Wir schauen uns die Zellen der Brüder an und den Kamin, in dem Bruder Feuer geschürt wurde, der dem Heiligen die Schläfen verbrannte, ohne sein Augen-leiden zu bessern. Weiter bergab betre-ten wir dann die Magdalenkapelle mit dem vom Franziskus gemalten Tau-Zeichen in der Fensternische. Hier hat also Franziskus oft in der Hl. Messe das „Brot des Lebens“ empfangen, so dass das heutige Evangelium von der Brotvermehrung hier nochmal anders lebendig wird. Wir betrachten auch schweigend die Michaelskapelle, die Grotte von Bruder Leo und die Felsspalte des Franziskus, wo in der Meditation die Regel entstand. Eine Parallele zu Mose drängt sich auf, der auf den Felsen schlug und die Quelle zum Leben hervor sprudelte. „Probe und Streit“ – hier um die Regel, verbunden mit der Frage: „Wie sollen wir leben?“

Weiter geht der Weg, die Straße entlang, durch ein Dorf, auf den Höhen, dann ein gefährlicher Geröllweg bergab, der auf die Knochen geht. Den Rosenkranz betend, geht alles gut – Dank der Gottesmutter! Freundliche Menschen weisen uns den Weg zu unserem Domizil in Contigliano – eine alte Villa, heute Jugendherberge mit kalten Duschen!! Aber die Nudeln sind unschlagbar! – „Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote“ (Joh 6,1-15) – was bringe ich ein in die Gemeinschaft?

Samstag, 13.04.13

Bei der Laudes im „Schlafzimmer“ schnattern die Gänse draußen am Teich fröhlich mit. Unser Weg führt stetig bergan durch schattigen Wald. Wir rasten mittags an der Benediktinerabtei „Zum guten Hirten“, der uns bisher so gut geführt hat, und sprechen über die Regel des Dritten Regulierten Ordens.

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„Im Namen des Herrn“ brechen wir zur Stadt Greccio auf. Wir treffen einen deutschen Pilger aus Regensburg, der von Florenz nach Rom unterwegs ist, allein. Überall - in der Kirche, auf der Piazza, in den Gassen - ist Franziskus und die Krippe durch Bilder und Mosaike gegenwärtig. Wir genießen ein Stück Beschau-lichkeit bei Eis und Cappuccino in der friedlichen Siesta-Zeit. Als wir weiter zum Heiligtum wollen, winkt uns eine Gruppe Frauen einladend zu. Sie zeigen uns eine wunder-bare Krippenausstellung – in der Partnerstadt Bethlehems. Auf der Straße zum Heiligtum singen wir „In dulci jubilo“ bei geschätzten 25

Grad Außentemperatur!

Im Pilgerhaus gegenüber dem Sanktuarium erwarten uns freundliche Menschen, die alles für uns möglich machen, z. B. eine sofortige Führung durchs Heiligtum. So lernen wir Frate Carlos kennen, einen jungen Argen-tinier, der natürlich vom neuen Papst schwärmt, erst seit 1 Woche hier und sonst in Jerusalem ist. Er zeigt uns die Grotte, das Dormitorium der Brüder und die Schlafstelle des Franziskus – wieder der Fels! Dann führt er uns ins schlichte Refektor mit Kamin und „Cantina“, einer Felsnische, wo das Erbettelte der Brüder nicht bis zum nächsten Tag verweilen sollte, in die Schlafkammer des hl. Bonaventura, in die Kapelle mit altem Chorgestühl. Etwas weiter entdecken wir auch das Bild vom weinenden Franziskus und gehen in die Kirche, die verschiedene Krippen enthält. Auf Nachfrage dürfen wir auch auf die Terrasse der Brüder, wo wir einen wunderschönen Blick ins Tal genießen, in die Franziskuskapelle

und in die Felsnische des seligen Giovanni di Parma. Dieser Generalminister hatte eine fortschrittliche Theologie, die erst nach 32 Jahren „Einzelhaft“ Anerkennung fand. Im Gegensatz zu Mutter M. Clara hat dieser seine Rehabilitierung durch die Kirche noch erlebt.

Das Verweilen an diesem schönen Ort, das leckere Abendbrot und die heißen Duschen steigern unsere Lebensfreude. – „Ich bin es, fürchtet euch nicht!“ (Joh 6,20) – im Alltag nimmt Gott manchmal merkwürdige Züge an, dass er teilweise kaum zu erkennen ist.

Sonntag, 14.04.13

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Sonnenaufgang in den Bergen. Laudes mit Schriftgespräch an der Grotte. Die Glocken läuten wie zu Weihnachten – und noch immer kein Frieden auf Erden! Im Sonntagsevangelium füllt Gott die leeren Netze der Jünger. Er wird auch Frieden schenken. Messe in Italienisch mit den franziskanischen Brüdern und Schwestern. Wir schauen uns begeistert die internationalen Krippen an und sprechen - während der Vorplatz der Kirche sich mit Familien füllt - über die Armut, die für verschiedene

Menschen Verschiedenes bedeuten kann.

Nach dem Mittagessen gehen wir hoch oben auf den Berg zur Kapelle des Franziskus. Drei Stunden Aufstieg über Schlängelweg am Berghang und breiten Geröllweg in der Sonne werden mit einem wunderbaren Ausblick über das gesamte Rieti-Tal belohnt. Krokusse säumen das gras- und felsbedeckte Plateau. – „Sie wussten, dass es der Herr war“ (Joh 21,12) – Fragen erübrigen sich.

Montag, 15.04.13

Nach Frühstück und Hl. Messe im Sanktuarium verabschieden wir uns von Greccio und wandern weiter talwärts, die Serpentinen hinab und durch die staubigen Felder. Die Regenschirme schützen gegen die Sonne. Wir müssen einen Umweg von mehreren Kilometern machen, da es nur eine einzige Brücke über den Fluss gibt. Wie wichtig materielle und geistige Brücken sind, damit Menschen zueinander finden, wird uns an diesem Tag sehr bewusst. Wir rasten im Schatten, als wieder einmal ein Auto anhält und ein freundlicher Smalltalk beginnt. Später begreifen wir, dass es der Eigentümer unserer nächsten Unterkunft ist, einem Landhaus, wo wir sehr gut mit Küche und eigenem Wohnzimmer unterkommen. Die Vesper mit Schriftgespräch im Garten können wir in der Abendsonne genießen. Und dann auch die großzügig gesponserten Nudeln. – „Stephanus, voll Gnade und Kraft“ (Apg 6,8) – manchmal hat der oder das Unbequeme das „Gesicht eines Engels“.

Dienstag, 16.04.13

Früh brechen wir auf durch das wolkenverhangene Tal. Wir hatten ja zuletzt auch genug Sonne. Durch ein wunderschönes Naturschutz-gebiet geht unser Weg. Wir halten Rast und Schriftgespräch – und begegnen immer wieder netten Leuten, die ein wenig von ihrem Leben erzählen. Für die Pilger wird einiges auf dem Weg neu gemacht, trotzdem ist der „cammino“ nicht immer eindeutig. Steil bergan und im Gassengewirr von Poggio Bustone verlieren wir einiges an Kraft, werden aber mit Wasser und Süßigkeiten von den Leuten gestärkt. Auf dem Vorplatz des Heiligtums werden wir - nach einem Hilfeanruf bei Sr. Marie-Therese - von einer deutsch-sprechenden Ungarin abgeholt, die uns ins Hotel bringt. Unsere Unterkunft hatte

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eine andere Adresse und war in den verwinkelten Gassen sehr versteckt – das hätten wir nie alleine gefunden!

Nach der Abendmesse zeigt uns ein älterer Bruder das Heiligtum. Es regnet zum ersten Mal, wir aber bleiben trocken. Raue Berge und wieder der Fels – das Bild vom lebensfrohen Poverello wandelt sich. Franziskus hat auch eine harte, schroffe, bittere, radikale Seite – wie sollte es bei einem echten Gottsucher anders sein? Schweizer Pilger führen uns nach dem Abendessen auf dem kürzesten Wege durch die Gassen ins Bett. – „Nicht Mose …, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel“ (Joh 6,32) – Gott schenkt so viel Gutes, Franziskus dankt und gibt Gott allein die Ehre.

Mittwoch, 17.04.13

Am Morgen geht es zum oberen Heiligtum. Schweiß-treibender Anstieg im Sonnenschein, aber es lohnt sich. Im wunderschönen Morgengebet in der Felskapelle wird uns bewusst: Nur wer sich wie Franziskus losgesprochen und erlöst von aller Schuld weiß, kann sich in die Welt senden lassen und den Frieden bringen. Nach Verweilen im oberen und unteren Heiligtum machen wir uns bergab und bergauf nach La Foresta auf. Zwei Schlangen suchen lieber das Weite, als uns zu begegnen, was uns nur recht ist. Zum Schluss fordert uns noch ein matschiger Pfad bergauf, der mehr einem Bach als einem Weg gleicht.

Dann aber sind wir da und werden von Männern empfangen, die hier nach ihrer Sucht versuchen, neu zu leben. Die Worte des Papstes fallen mir wieder ein: neu als Kinder Gottes leben. Das ge-lingt – nach Anleitung eines inzwischen

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verstorbenen Fran-ziskaners - den sieben Män-nern hier offensichtlich gut: Alles ist liebevoll gestaltet, der Garten und die Felder auf Vordermann gebracht, die Zim-mer einfach, aber sauber, Blu-men vor ein Bild gestellt. Während wir uns erfrischen und unsere verschwitzten Sachen trocknen, bereiten die Männer schon mal das Abend-essen vor. Nach einer kleinen Führung beten wir zusammen eine einfache Vesper an der Grotte des hl. Franziskus. Nach köstlichem Mahl genießen wir dankbar die Abendstimmung über dem Tal. –„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“ (Joh 6,37) – Mühe und Vertrauen sind unseres, Formen und Entwickeln die Sache Gottes.

Donnerstag, 18.04.13

Wir verweilen etwas in La Foresta, schauen uns noch die Kirche und das Haus an, in dem Franziskus mit seinen Brüdern bei einem Priester weilte, hören vom Weinwunder und begegnen anderen Pilgern. Nach einem überraschenden Buffet mit Käse, Honig, Espresso und Sekt, das die Männer uns bereitet haben, wandern wir das kurze Stück bis nach Rieti, wo wir mit dem Zug nach Terni fahren.

In der langen Umsteigezeit gönnen wir uns eine Pizza und erfahren dann, dass die Schwester von Sr. M. Angela sterbenskrank ist. In der Bahnhofskapelle beten wir gemeinsam den Rosenkranz, bis es weiter nach Assisi geht. „Wie ein Schwalbennest am Hang des Monte Subasio“ liegt die Stadt einladend in der Sonne da, als wartete sie schon auf uns.

Mit unserem Gepäck bevorzugen wir den Bus und finden herzliche Aufnahme bei den Thuiner Franziskanerinnen in der Via Metastasio, nicht weit von der Kirche Muro Rupto. Nach der Vesper und der Hl. Messe mit einem rumänischen Minorit erwartet uns ein schmackhaftes Abendessen. Nachdem wir die von unseren Schwestern aus Rom gebrachten Matratzen ausgerollt, geduscht und ganz frische Kleider angezogen haben, gehen wir am Abend durch die Gassen Assisis, um die Stadt zu begrüßen. Viele deutsche Pilger sind hier, darunter auch eine Gruppe aus Soest mit der Mutter einer MaZ`lerin – so klein ist die Welt! – „Was steht meiner Taufe noch im Weg?“ – Die Freude an der Erkenntnis führt in konsequentes Handeln. Hilfen auf dem Weg können „Lehrer des Glaubens“ sein. Franziskus ist sicher einer davon.

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Schwester M. Alexandra Völzke

III. Assisi

Freitag, 19.04.13

Den Freitag beginnen wir in der Basilika San Francesco mit der Hl. Messe und einem reichhaltigen Frühstück in unserer Unterkunft. Für heute Vormittag stehen die Überlegungen an, die Kirche San Pietro zu besichtigen und an einer Führung in San Francesco mit dem Diakon und Minoritenbruder Thomas teilzunehmen. Wir betreten mit einer deutschsprachigen Gruppe und mit Kopfhörer verkabelt die Hauptkirche des gesamten franziskanischen Ordens. Wir bekommen in der Unterkirche die Gleichförmigkeit mit Christus, dem Armen und Gekreuzigten, in der Krypta die Begegnung mit Franziskus und in der Oberkirche Franziskus als Ikone Christi und der Kirche zu spüren. Sehr beeindruckt von

seinen Ausführungen knien wir zum Mittagsgebet am Grab des Heiligen Franziskus. Jede von uns ist im persönlichen Gebet versunken. Und Franziskus spricht einer Jeden seinen Frieden zu. Wir haben Glück, es strömen gerade nicht so viele Menschen dort vorbei.

Auch in der Kirche Chiesa Nuova ist es ruhig. Ist es doch der Ort, an dem Franziskus wahrscheinlich seine Kindheit und Jugend verbracht hat. Hier werfen wir einen Blick in das Verlies, in dem Franz von seinem Vater eingesperrt wurde. Außerdem sitzen wir einige Zeit in dem ehemaligen Tuchladen und gehen dem Leben des Troubadour nach.

Weiter treibt uns die Sehnsucht nach San Damiano. Hier gehen wir durch das Heiligtum und sind beglückt, dass nicht ganz so viele Besucher vor Ort sind.

Später finden wir uns draußen im Olivenhain nahe des Heiligtums zum Schriftgespräch ein. Wir sitzen im Gras, erleben das Aufwachen der Natur. Welch eine geschenkte Zeit, die wir beim Wort-Teilen erleben. „Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.“

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Auf dem Weg zurück in die Unterkunft drehen wir uns immer wieder um. Wir sehen in das Tal und können in der Ferne Rivotorto und Portiunkula sehen. Dorthin werden wir am Sonntag unterwegs sein. Und wieder erwartet uns ein reichlich gedeckter Abendbrottisch.

Samstag, 20.04.13

Heute, am Samstag, pilgern wir frisch gestärkt durch den Wald zu den Carceri. Es geht stetig bergauf. Der ein oder andere Fußpilger teilt mit uns die gleiche Wegstrecke „schnaubend und schnaufend“.

Im Heiligtum angekommen, begegnen uns viele Gruppen. Es ergibt sich jedoch ein ruhiger Zeitpunkt, wo wir an den Grotten sitzen und innehalten können. Ja, wir können die Felsen „sprechen“ hören. Wir haben wieder mal großes Glück. Eine deutsch-sprachige Ordensschwester lässt uns in die kleine, untere Kapelle. Hier verbringen wir unsere Gebetszeit. „Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt, Du bist der Heilige Gottes“. Tief beeindruckt von dem Erlebten, heißt es dann auch hier wieder Abschied nehmen.

Ein kleiner Hunger meldet sich um die späte Mittagszeit. Auf dem Rückweg von den Carceri, schon die Rocca in Sicht, ergibt sich für uns direkt am Wegesrand eine kleine Spaghettistärkung. Anschließend der nächste Aufstieg – hoch zur Burg, der Rocca. Hier ist der Ausblick unbeschreiblich und kaum mit dem Fotoapparat festzuhalten. Doch das ein oder andere Bild gelingt.

Unser Weg führt uns zurück in den Ort, nach San Rufino. In dieser Kirche empfingen Franziskus und Klara, wie alle Bürger Assisis, ihre Taufe. Viele Pilger sind hier anzutreffen und wir entscheiden uns, in das neu zugänglich gemachte Museum unterhalb der Kirche zu gehen. Hier verbringen wir einige Zeit zwischen vielen Jahrhunderten mit wertvollen Fresken und Bildern, Sarkophagen und anderen Kunstgegenständen, zum großen Teil noch aus früher römischer Zeit.

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Eine Eisdiele lassen wir doch tatsächlich rechts liegen und gehen durch die schmalen Gassen nach Santa Chiara. Vor dem Kreuz halten wir eine Zeit inne: „Höchster glorreicher Gott, erleuchte die Finsternis...“, und anschließend nehmen wir an der Hl. Messe teil. Auch hier sammelt jede ihre Eindrücke. “Meine Schafe hören auf meine Stimme, ich und der Vater sind eins.“ Eine kurze Begegnung am Grab der hl. Klara und wir sind schon wieder auf den Plätzen der Stadt zu finden.

Dort begegnen wir verschiedenen Pilgern aus Deutschland. Beim Abendessen in unserer Unterkunft sammeln wir alle Erlebnisse des Tages ein. Dann geht eine jede ihren Bedürfnissen nach, manche sieht man still im Tagebuch schreiben, andere lesen, erzählen. Eine neue Nacht, ein neuer Tag.

Sonntag, 21.04.13

Für den sonntäglichen Gottesdienst entscheiden wir uns für San Damiano. Im Pilgersaal sind genügend Stühle gestellt. Gestärkt von der Eucharistiefeier mit wunderschönen Liedern und Melodien, beeindruckt von der Menschenmenge, macht sich ein Jede auf den Weg, um persönliche Dinge zu erledigen. Sie kennen ja die schönen Läden! Wirklich verführerisch, an ihnen nicht nur so vorbei zu gehen.

Zum Mittagessen treffen wir uns wieder bei unseren Thuiner Schwestern, wo wir uns schon sehr zu Hause fühlen. Sie haben für uns ein leckeres Menü gezaubert. Die Begeg-nung mit ihnen ist im-mer erfrischend. Heute essen sie gemeinsam mit uns.

Nach einer kurzen Pause zieht unsere Pilgergruppe nach Portiunkula. Auch hier verweilen wir an den Orten im Gebet und sind im Austausch miteinander. Mit einem Eis auf der Hand geht´s weiter nach Rivotorto,

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eine gute Wegstunde entfernt. Die letzte Wegstrecke werden wir, oh Freude, mit dem Auto mitgenommen. Ja immer sind liebe Menschen mit uns auf dem Weg, die uns helfen möchten.

In Rivotorto verweilen wir etwas, dann zieht uns die Vesper in San Damiano mag-netisch an, der weite Weg spielt jetzt keine Rolle mehr. So sieht man uns fröhlich durch die Landschaft ziehen. Zufällig begegnen wir einer Ordensschwester, die auf demselben Weg ist. Sie führt uns, so dass wir noch recht-zeitig zur Vesper im Heiligtum sitzen. Diese sonntägliche Vesper mit eucharistischer An-betung, ein wahrer Höhepunkt! Ein tiefes Erfüllt-sein ist bei jeder Einzelnen zu spüren. In freudiger Stille und erfüllt mit Dankbarkeit steigen wir den Berg zur Stadt hinauf. Wir genießen den wunderschönen Abend, sitzen einfach noch spontan auf der Piazza Santa Chiara, um diesen letzten Abend in der Stadt der hl. Klara und des hl. Franziskus auszukosten.

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Montag, 22.04.13

Da wir uns so schlecht von dem Ort San Damiano trennen können, finden wir uns sehr früh am Montagmorgen zur Laudes und Messe dort ein. Nach dem Frühstück dann noch ein kurzer Abstecher in die kleine, versteckte Kirche Muro Rupto und eine ausgiebige Zeit in der Kirche San Francesco. Gemeinsam betrachten wir jetzt noch manche der Fresken, nehmen dann langsam Abschied. Innerlich werden bestimmte Fresken fotografiert, bevor die Zeit immer knapper wird. Im heutigen Evangelium hören wir:„Ich bin die Tür, wer durch mich hineingeht, wird ein und ausgehen und Weide finden - ich bin gekommen, damit sie das Leben in Fülle haben.“ Ja, auch wir gehen ein und aus, ziehen jetzt aus der so besonderen Stadt.

Die Verabschiedung von den Schwestern ist herzlich und dankbar. Wir lassen unsere Koffer geschickt durch die Gassen zum Busparkplatz „flitzen“ und sitzen ein paar Minuten später am Bahnhof. Im Zug sitzend ergeht über uns ein mächtiges Gewitter. Neh-men wir den Vers aus dem Evangelium ernst und fahren wir gestärkt nach Rom zurück. Und vor uns liegt das Leben in Fülle, welches wir in den ver-gangen Tagen immer wieder erfahren durften.

In Rom angekommen, erwarten uns Schw. M. Magdalena und Schw. Marie-Therese am Bahnhof. Sie wollten sicher sein, dass wir den Heimweg auch finden. Eine Stunde später ist die Begrüßung im Generalat überaus herzlich und bei einem leckeren, indonesischen Festmenü wird rege erzählt. Mit Freude und Dankbarkeit blicken wir auf die Zeit zurück, in der wir so viel Beeindruckendes, Freudvolles erleben durften.

An dieser Stelle möchten wir uns ganz besonders bei Schw. M. Angela bedanken, die uns durch diese franziskanische „Hochzeit“ wunder- und eindrucksvoll begleitet hat. Auch bedanken wir uns bei allen für das begleitende Gebet. Und zum Schluss noch ein Dank, dass wir diese Pilgerzeit erleben durften. Schließen möchte ich mit den Worten, die wir auch so erlebten:„Mein Gott, wie wunderbar ist deine Welt.“

Schwester M. Alexa Furmaniak

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Zusammengefasste Eindrücke unserer beiden indonesischen Schwestern, Schw. M. Febiola Pandiangan und Schw. M. Sabina Tambunan:

Die Möglichkeit, nach Rom und Assisi zu fahren, war mir wirklich Gold wert, da ich nun nicht mehr nur Geschichten über diese Orte hören, sondern sie direkt besuchen, erleben und dort beten konnte.

Diese Möglichkeit wurde mir am 2. Weihnachtsfeiertag, den 26. Dezember 2012, eröffnet. Damals saßen wir gemeinsam beim weihnachtlichen Kaffeetrinken der Kommunität im Noviziat. Wir, Schw. M. Alexa, Schw. M. Alexandra, Schw. M. Christiane, Schw. M. Sabina und ich, bekamen das tollste und wertvollste Geschenk, das ich mir vorstellen konnte: einen Umschlag, der das Flugticket nach Rom beinhaltete, sowie die Einladung zu der hier beschriebenen zweiwöchigen Pilgerfahrt.Für mich persönlich wurde die Fahrt wirklich zu einer Erneuerung meines Lebens...

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...Am 10. April fand die Papstaudienz vor dem Petersdom statt. Die Freude, die die Audienz des neuen Papstes Franziskus bei den Gläubigen auslöste, war riesig: Der gesamte Petersplatz war voller Menschen. Wir standen rechts in einem besonderen Bereich, so dass wir ziemlich nah an den Papst herankamen und ihn gut sehen konnten. Während der gesamten Audienz waren alle Anwesenden ruhig und aufmerksam voller Hingabe und Zufriedenheit. Das lag wohl daran, dass der Papst jeden mit Hilfe von Dolmetschern in seiner Muttersprache ansprechen konnte. Am meisten beeindruckte mich der Papst, als er aus seinem Auto ausstieg und die gut 100 geistig und körperlich behinderten Menschen, die in Rollstühlen oder normalen Stühlen auf der rechten Seite saßen, begrüßte und segnete. Ich war wirklich erschüttert von dieser Situation, denn auch wenn ich die Hand des Papstes nicht berührte, so spürte ich doch seinen Segen...

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...Danach kam der Teil, der der Vorstellung einer Pilgertour am nächsten kommt und am beeindruckendsten war: 6 Tage zu Fuß durch das Rieti-Tal. Wir waren wie „Landstreicher“. Natürlich war es anstrengend, aber die Eindrücke werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen. Neben dem Austausch über das Tagesevangelium oder über die franziskanischen Schriften wurde auch der Rosenkranz auf Deutsch oder Indonesisch gebetet...

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...(Greccio) Am Sonntag brachen wir nach dem Mittagessen zur Kapelle des hl. Franziskus, die oben an einem Berg liegt, auf. Als man mir sagte, dass wir dorthin gehen wollen, stellte ich mir vor, dass man dafür bestimmt viel Zeit und extra viel Energie brauchen würde. Aber nachdem ich den Weg hinter mich gebracht hatte, oh, wie glücklich war ich! Es war so schön, den Ort und die Weite dort zu sehen. Dieser Ausflug hat mir auf jeden Fall eins gezeigt: „Gib niemals auf, bevor du es nicht versucht hast.“ Und „Ganz bestimmt hat jeder Weg gute und schlechte Momente, das heißt, falls wir diesen Weg beständig weiterfolgen, werden wir am Ende glücklich sein.“

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...Mit den Erfahrungen, die ich während der Wanderung durch das ganze Rieti-Tal machen durfte, kann ich nun verstehen, warum Franziskus Gott immer an stillen Orten gesucht und seine Reisen von einem Ort zum anderen zu Fuß unternommen hat...

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...(Abschied von Assisi; unsere Abschlussreflexion) ...Schw. M. Angela u. Schw. M. Alexa überreichten uns Karten und einen kleinen Becher aus Ton. Dieser Becher veranlasste mich zu einer kleinen Reflexion: Um so ein schöner Becher zu werden, musste der Becher einen langen Prozess durchlaufen. So ist auch das Leben voller Auseinandersetzungen und Prozesse, die es schließlich zum Schönen führen, schön werden lassen......Was mich in Assisi am meisten beeindruckte waren San Damiano und die Carceri. Nun ging es also zurück nach Deutschland. Schw. M. Magdalena und Schw. Marie-Therese brachten uns zum Flughafen in Rom und Schw. M. Hildegarde holte uns am Flughafen in Düsseldorf ab. Für die gesamte, wunderbare und gut organisierte Pilgerfahrt möchte ich mich herzlich bedanken bei Schw. M. Hildegarde, die uns diese Möglichkeit gegeben hat, und bei Schw. M. Angela, die uns treu begleitet, sich immer um uns bemüht hat und mit uns einen tiefen Austausch über das Evangelium und die Lebensstationen des hl. Franziskus führte.Weiter möchte ich mich bei allen Schwestern des Generalats bedanken, besonders bei Schw. M. Magdalena und Schw. Marie-Therese, die alle Orte, die wir besuchten, koordiniert und organisiert haben. Vielen Dank allen Schwestern, die diese Pilgerreise gemeinsam mit mir unternommen haben, für die gute Gemeinschaft und die gemeinsamen Erlebnisse. Und vielen Dank allen Schwestern im Mutterhaus und in St. Clara für die Gebete, so dass unsere Reise reibungslos verlief und wir alle wieder gesund im Mutterhaus angekommen sind.

Schwester M. Febiola Pandiangan

"Um das Leben zu verstehen, muss man es erst begreifen"

Das Leben, das ich momentan lebe und erfahre, habe ich während der 14-tägigen Pilgerreise von Rom über Rieti nach Assisi schätzen gelernt. Natürlich ist es für mich als

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Nachfolgerin von Mutter M. Clara und des hl. Franziskus unglaublich wichtig, ihr Leben, ihren Lebensstil und die Stationen ihres Lebens zu sehen und zu verstehen.

Für dieses Erlebnis danke ich der deutschen Provinz von ganzem Herzen. Für mich war es noch einmal mehr beeindruckend, weil ich noch nie bei so einer Pilgerfahrt dabei war.

Besonders glücklich war ich auch, als ich unsere indonesischen Mitschwestern, die momentan in Rom arbeiten, treffen und mit ihnen Indonesisch sprechen konnte. In Rom konnte ich die Orte sehen, wo Mutter M. Clara lebte, und mich so an ihren "Lebenskampf" erinnern.

Danach haben wir unsere Pilgerreise durch das Rietital bis nach Assisi fortgesetzt. Schw. M. Angela hat uns in dieser Zeit die Lebensweise des hl. Franziskus vor Augen geführt und uns seine Regeln und die Schriften erklärt.

Die wunderbare Natur und das herrliche Wetter haben uns ebenfalls dabei geholfen, die Reise zu genießen: junge Blätter, die zu sprießen beginnen, wunderschöne Blumen, die uns am Wegesrand begleitet haben, ... das alles machte uns froh und ließ uns voller Tatkraft weitergehen.

Was immer ich auch gesehen, gehört oder erlebt habe, alles erinnerte mich an die drei Grundpfeiler des franziskanischen Lebens: Das Auf-dem-Weg-Sein, das Evangelium, die Schöpfung.Ich habe verstanden: Franziskanische Mission bedeutet, in die Welt, in alle Teile der Welt zu gehen, um der gesamten Schöpfung das Evangelium zu verkünden.

Schwester M. Sabina Tambunan

(aus dem Indonesischen übersetzt von Jessica Peters, ehem. MaZ'lerin)