28
Soldat in Welt und Kirche ISSN 1865-5149 Akademiegespräch: Schutzverantwortung zu Ende gedacht Beilage: „Betreuung aktuell“ 4/2012 12I12 Ich verkünde euch eine frohe Botschaft

Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

Soldat in Welt und Kirche

ISS

N 1

865-5

149

Akademiegespräch:Schutzverantwortung zu Ende gedacht

Beilage: „Betreuung aktuell“ 4/2012

12I12

Ich verkünde euch eine frohe Botschaft

Page 2: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

2 Kompass 12I12

Editorial

© B

DKJ

Liebe Leserinnen und Leser,... was ich mir für Sie notiert habe.

„… wenn man sich jetzt in den Straßen, Kaufhäusern und Shoppingmeilen bewegt.“

Noch dürfte es zu früh sein und es wäre voreilig, das sich dem Ende neigende Jahr 2012 zu resümieren. Vor uns liegt die Zeit, in der wir den Advent und das Fest der Geburt Jesu Christ feiern werden. Advent und Weihnachten prägen den Monat Dezember immer aufs Neue. Zumeist stimmen sich der Handel, die Dienstleister und die Reisebüros frühzeitig darauf ein. Gerade Letztere wissen, dass inzwischen im-mer mehr Menschen, nicht nur in Deutschland, Advent und Weihnachten lieber in der Ferne und im Urlaub, ohne Hektik und Trubel, feiern wollen. Verständnis dafür kann man auf-bringen, wenn man sich jetzt in den Straßen, Kaufhäusern und Shoppingmeilen, besonders in den großen Städten, bewegt.

Und dann, nach diesen im Kir-chenjahr wertvollen Wochen und Tagen, stellen wir uns auf den 31. Dezember ein und begrüßen zu Mitternacht ein neues Jahr – gemeinhin mit Silvesterpartys und Feuerwerk. Und das ist weltweit so: in reichen und armen Völkern, in Demokratien und Diktaturen. Wer will auch schon gerne den Beginn eines neuen Jahres alleine feiern? Doch viele – selbst in Deutschland – müssen es, denn es fehlt ihnen an jeder materiellen Voraussetzung zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem Parlament und damit auch der Öffentlichkeit vorgelegt wird. Dem jetzt aktuellen Bericht ist zu entnehmen, dass die reichsten zehn Prozent der Deutschen über mehr als die Hälfte des Gesamtvermögens verfügen. Der unteren Hälfte der Haushalte gehört gerade mal ein Prozent vom großen Kuchen. Kommentatoren, die den Armuts- und Reichtumsbericht kritisch unter die Lupe nehmen, stellen übereinstimmend fest, dass die Schere zwischen Arm und Reich auch in Deutschland größer ge-worden ist. Nicht immer einig sind sie sich dann, wenn es um die Frage der Ursachen dafür geht. Dies trifft auch zu, wenn über die Wirkung zurückliegender politischer Entschei-dungen in Bezug auf Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Soziales diskutiert wird.

Vielfach werden dort die Gründe vermutet, die belegen kön-nen, warum es zu dieser Entwicklung in unserem Lande ge-kommen ist. Doch strittig bleibt dies allemal, denn wir werden mit Beginn des neuen Jahres erleben, dass sich die Par-teien und ihre Spitzenkandidaten auf den Bundestagswahl-kampf 2013 einstimmen. Frühester Termin für die Wahl zum 18. Deutschen Bundestag wäre – sofern es nicht zu einer vorzeitigen Auflösung des Bundestages kommt – Mittwoch, der 28. August, der späteste Sonntag, der 27. Oktober 2013. Ein Dreivierteljahr vor der Wahl legt der Bundespräsi-dent in Abstimmung mit der Bundesregierung innerhalb der oben genannten Zeitspanne den Tag der Bundestagswahl fest. Der Wahltag muss auf jeden Fall ein Sonntag oder ge-

setzlicher Feiertag sein und darf grundsätzlich nicht in die Hauptferienzeiten fallen. War-ten wir es also ab.

Die letzte Ausgabe der Zeit-schrift des Katholischen Mi-

litärbischofs in diesem Jahr rückt die gute Nachricht der Menschwerdung Jesu Christi in den Mittelpunkt. „Ich ver-künde euch eine frohe Botschaft“, so spricht das Evange-lium nach Lukas über die Geburt Jesu Christi. Gelegenheit also, einen Militärseelsorger, der während der Advents- und Weihnachtszeit in Afghanistan bei den Soldatinnen und Sol-daten war, aus seiner Sicht schildern zu lassen, wie es um Weihnachten 2011 in den Feldlagern bestellt war. Aus einer anderen Sicht gibt ein langjährig in den Streitkräften die-nender Soldat, der demnächst aus dem Dienst ausscheiden wird, Auskunft über den Wandel und die Veränderungen der Feiern zum Weihnachtsfest unter den Soldaten. Und ebenso spannend wird die Ausgabe im Januar 2013 werden, in de-ren Mittelpunkt die alljährliche Botschaft des Papstes zum 46. Weltfriedenstag stehen wird: „Selig, die Frieden stiften“

In diesem Sinne wünscht die Redaktion Kompass. Soldat in Welt und Kirche eine besinnliche Zeit des Advents.

Josef König, Chefredakteur

Page 3: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

3Kompass 12I12

Inhalt

Schwerpunktthema: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft

4 Adventsgruß des Katholischen Militärbischofs

6 Kolumne des Wehrbeauftragten: Besinnung vor dem Fest

7 Grundsatz: Helles Licht in dunkler Nacht Friedenslicht in Afghanistan

10 Interview mit Oberstabsfeldwebel Helmut Kapell

12 Kommentar zur Sache: Die frohe Botschaft zwischen Krisen und Konflikten

23 „Solidarität mit Soldaten“ Runder Tisch tagte in der Friedrich-Ebert-Stiftung

Inhalt Dezember 2012

Aus der Militärseelsorge

14 Reportage vor Ort: Schutzverantwortung zu Ende gedacht – Akademiegespräch

17 Totengedenken in der Luftwaffenkaserne Köln-Wahn

18 Auf dem Fundament der Kirche Kapelleneinweihung in Bad Reichenhall

20 „On Screen“ zebis-Kurzfilme für den LKU vorgestellt

22 Sankt-Martins-Brauchtum in Alamogordo

24 Erstmals Kamingespräch beim Militärseelsorge-Einführungskurs

Rubriken

11 Zukunft von Afghanistan in den Blick genommen

17 Soldatinnen und Soldaten sind auch ehrenamtlich aktiv

22 Glaube, Kirche, Leben: Hallo, hier ist Nils!

24 Medien: Ein „Glaubenspaket“ für den frommen Nachwuchs

25 Lexikon der Ethik: Diskurs

26 Auf ein Wort: Ein Stern, der seinen Namen trägt

26 Impressum

27 Rätsel

Titel: © pixelio.de / Gerd Altmann

7

18 17

© p

ixelio

.de /

Die

ter

Sch

ütz

Page 4: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

4 Kompass 12I12

Adve

nts

gruß

Adventsgruß

des Katholischen Militärbischofs an die Soldatinnen und Soldaten und deren Familien

Wir Menschen kennen die Sehnsucht nach Anerkennung und Liebe, nach Gerechtigkeit und Wertschätzung, nach

Zuneigung und Frieden. Schon bei kleinen Kindern ist zu be-obachten, dass sie sich beim Spielen, wenn es zum Streit kommt, auch darum bemühen, dass es gerecht zugeht und dass im Konfliktfall der Friede wieder hergestellt wird. Ein-fach gelingt das aber in der Regel nie. Dann sind Eltern und andere Autoritäten gefragt – zum Trösten und zum Helfen, zum Zuhören und Vermitteln. Ist der Streit dann beigelegt und der Friede wieder hergestellt, sind strahlende Gesichter die Belohnung.

Was schon im Kleinen gilt, beschäftigt uns erst recht im Großen. Der so gewalttätige und blutige Konflikt in Syrien hat uns im Jahr 2012 auf eindringlichste Weise gezeigt: Ge-walt und Waffen führen nicht zum Frieden. Es braucht dafür Verhandlungen, die einen berechtigten Interessenausgleich herstellen und Wege zum Frieden ebnen. Ein mühevoller, dornenreicher und schwieriger Weg, der viele Opfer kostet. Bei aller Tragik und Dramatik solcher Konflikte darf dabei die Stimme des Gewissens, dass Frieden herrschen solle, nicht verstummen. Die Stimme des Gewissens existiert in jedem Menschen, auch wenn sie oft überdeckt ist vom Lärm der Waffen, von Aggressionen, Wut, Zorn und verschiedenen Ausdrucksformen von Gewalt.

Wir Christen sind hier besonders gefordert, gerade ange-sichts der uralten Menschheitsfrage, wie der Frieden immer wieder hergestellt und bewahrt werden könne. Denn Frieden an sich ist mehr als die Abwesenheit von Gewalt. Wir wissen, dass Frieden i. d. R. ein Idealzustand ist, der niemals voll-ständig erreicht wird, da es kein menschliches Leben ohne Spannungen gibt, welcher Art auch immer, seien sie psychi-scher, geistiger, geistlicher oder körperlicher Art. Darum sind Menschen so wichtig, die vom Gedanken des Friedens nicht lassen, von ihm durchdrungen sind und sich mit ihrer gan-zen Person dafür einsetzen, Frieden zu schaffen, um ihn auf Dauer zu sichern.

© K

MBA /

Dore

en B

ierd

el

Page 5: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

5Kompass 12I12

Adve

nts

gruß

Friedensfest Weihnachten

Bei der Geburt Jesu beschreibt der Evangelist Lukas, dass der Engel Gottes den Hirten auf den Feldern von Betlehem nicht nur die große Freude verkündigt, dass Jesus als der Messias geboren wurde (vgl. Lk 2,10 –11), sondern auch, dass auf Erden Friede bei den Menschen ist (vgl. Lk 2,14). Im Evangelium ist klar: Jesus selber ist der Friede (vgl. Eph 2,14). Es ist Jesus, der das Gottesreich der Gerechtigkeit, des Friedens und der Freude bringt. Dabei wird der Friede nie als ein Idealzustand verstanden, den wir Menschen selbst herstellen könnten, sondern immer als ein Tun Gottes mit, an und für uns Menschen, das in Jesus schon seine Erfül-lung gefunden hat. Überall da, wo Frieden ist, ist Gott selbst gegenwärtig und wirkt.

Weihnachten ist für viele Menschen ein Fest des Friedens. Dieser Friede kommt von Gott, wir Menschen können ihn letztlich nicht machen. Als Christen haben wir die Chance, heute im Kleinen dazu beizutragen, dass dieser Friede wirk-lich wird, sei es durch geduldige Versöhnungsarbeit, sei es schlicht in einer Seelsorge für den Frieden im Alltag, der sich den Maßstäben weltweiter Solidarität stellt. Das bedeutet, auch auf die Kraft des Betens zu setzen und durch Zeugen-schaft andere Menschen das Beten zu lehren. Das aktive Ein-setzen im Tun wie im Beten, das alle Vollendung Gott selbst überlässt, ist eine Einladung, in die Schule Jesu zu gehen und sich an seinem Beispiel auszurichten. Im Tun und Beten Jesu wird konkret, was es heißt, dass für uns Christen der letzte Maßstab unseres Handelns Gott ist, der uns in Jesus nicht nur den Frieden gebracht hat, sondern der Friede ist.

Im vergangenen Jahr haben Sie, liebe Soldatinnen und Solda-ten, auf vielfältige Weise Ihren Dienst zur Friedenssicherung getan und bezeugt, dass Sie Diener des Friedens sein wollen und mit der Erfüllung Ihrer Aufgabe dazu beigetragen haben, dem Frieden auf der weiten Welt zu dienen (vgl. Vatikanum II, Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ Nr. 79). Dabei ha-

ben Sie gezeigt, dass die Friedenssicherung ein Werk ist, das Verantwortung für die Welt übernimmt. Zugleich haben Sie, liebe Familienangehörigen und Freunde unserer Solda-tinnen und Soldaten, diesen Dienst mit Ihrer Solidarität, Ihrer menschlichen Unterstützung und vielem mehr mitgetragen. Auch dies dient dem Frieden.

Von Herzen wünsche ich Ihnen und allen, die zu Ihnen ge-hören, ein Weihnachtsfest, an dem Sie an Gott denken, der uns in Jesus seinen Frieden schenkt und Freude bereitet. Das erbitte ich Ihnen an Weihnachten und für das neue Jahr 2013. Dazu verspreche ich Ihnen meine Solidarität sowie mein Beten und wünsche Ihnen Gottes reichen Segen.

+ Dr. Franz-Josef OverbeckKatholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr

Page 6: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

6 Kompass 12I12

Kolu

mne

des

Wehrb

eauft

ragt

en

Wir sind im Advent. Nicht nur die Kinder freuen sich auf Tage der

Ruhe, der Vorfreude auf ein friedvolles Fest im Kreise der Familie. Wie schon in den Vorjahren will ich auch diesmal zunächst diejenigen grüßen, die in die-ser besonderen Zeit für unser Land im Einsatz sind, fernab der Heimat und ge-trennt von ihren Lieben. An Sie und Ihre Angehörigen, liebe Soldatinnen und Soldaten, Aufbauhelfer, Polizisten und Diplomaten, denke ich in diesen Tagen ganz besonders.

Unfrieden im Nahen Osten

Aber dieses Jahr richten sich unsere Gedanken nicht nur nach Afghanis-tan, zum Balkan, ans Horn von Afrika und auf alle Gebiete, wo Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ihren Dienst verrichten. Mehr denn je bli-cken wir sorgenvoll in den Nahen Os-ten, wo derzeit wohl niemand ohne Furcht in die Zukunft schauen kann. Es ist keine Gegend wie irgendeine andere. Dort liegt der Ursprung des Christentums, dort war der Schau-platz der Weihnachtsgeschichte. Ad-vent kommt vom lateinischen „ad-ventus“, also Ankunft. Nach unserer christlichen Überzeugung denken wir in dieser Zeit an die Geburt Jesu, die Ankunft des Erlösers. Die Menschen in dieser Gegend aber haben dafür jetzt wohl kaum Gedanken – nicht al-lein, weil nur die wenigsten Christen

sind. Sie müssen in Syrien Bürger-krieg und Elend ertragen, Grausam-keit und Tod. Ähnlich ist es in Israel und Palästina. Dort, wo sich die bibli-schen Ereignisse zutrugen, schlagen Geschosse ein, selbst Jerusalem ist unter Beschuss. Und auch die Ge-burtskirche in Bethlehem liegt im Wir-kungsbereich der Raketen.

Denken an Europa

Diese unheilige Realität im Heiligen Land muss gerade zur Weihnachts-zeit bestürzen. Aber sie erinnert uns auch daran, was uns das friedliche Zusammenwachsen Europas bedeu-ten muss. Hinter uns liegen die Tage des Gedenkens an die Gefallenen der Kriege und die Opfer von Terro-rismus und Gewalt. 10 Millionen Ge-fallene forderte allein der Erste Welt-krieg, rund 55 Millionen der Zweite. Gefallene, die in Kriegen starben, die auf unserem Kontinent ausbrachen. Menschen, die rassistischem Wahn, nationalistischer Hybris und der ver-blödeten Ideologie vom „lebensun-werten Leben“ zum Opfer fielen. Das ist Vergangenheit, gewiss, aber Ge-schichte verläuft nicht geradlinig, sie ist nicht unumkehrbar. Der eruptive Hass, der in den 1990er Jahren mit-ten in Europa die schrecklichen Krie-ge auf dem Balkan auslöste, muss uns mahnen. So manche Töne, die wir in den Ländern Europas zurzeit

hören, erschrecken mich. So, wie in den vergangenen Jahrhunderten die Zerrissenheit des Kontinents immer wieder Leid und Verderben über die Völker Europas brachte, so brachte uns seine Einheit das Glück der Wie-dervereinigung unseres Landes, Frie-den und Wohlstand. Dies dürfen wir nicht aufs Spiel setzen.

Gerade weil wir heute in Frieden und Freiheit leben können, obwohl unser Land im vergangenen Jahrhundert an-deren Unfreiheit, Tod und Verderben brachte, ergibt sich für uns eine be-sondere Verpflichtung für Frieden und Freiheit. Dass es vor allem auch un-sere Soldatinnen und Soldaten sind, die für uns alle diese Pflicht erfüllen, dass deren Familien dafür Belastun-gen hinnehmen, die andere kaum ermessen können, wird zu wenig wahrgenommen. Ich möchte allen An-gehörigen der Bundeswehr und ihren Familien dafür danken und ihnen, wie natürlich auch allen anderen Lesern des Kompass, einen gesegneten Ad-vent, ein friedvolles Weihnachtsfest und ein gutes Jahr 2013 wünschen.

Ihr Hellmut Königshaus

Besinnung vor dem FestKolumne des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages

© Deutscher Bundestag / Marco Urban

Page 7: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

7Kompass 12I12

Gru

ndsa

tz

Helles Licht in dunkler NachtDas „Friedenslicht von Betlehem“ auch in Afghanistan

„27. Kontingent Feyzabad, Afghanis-tan, 15. November 2011 bis 17. März 2012“, so lautete die Mitteilung im September 2010 auf einem kleinen Zettel für meinen ersten Auslands - ein satz. Aus Feyzabad wurde Kunduz. Mitte November 2011 machte ich mich also nach den Einsatzvorbereitungen auf den Weg in ein von Terror und krie-gerischen Auseinandersetzungen ge-zeichnetes Land. Seit dem Einmarsch der Sowjetunion im Jahr 1979 ein Land im Ausnahmezustand.

In meine Einsatzzeit fielen Advent und Weihnachten – zuhause für die meisten die schönste Zeit des Jahres, doch viel-leicht lässt sich die ganze Dimension der Weihnachtsbotschaft erst in einem

solchen Land wie Afghanistan erahnen: Viele Erinnerungen werden wach und die Menschen rücken zusammen.

Erinnerung und Hoffnung

Der englische Schriftsteller Charles Dickens erzählt in einer seiner Weih-nachtsgeschichten von einem Mann, der das Gedächtnis des Herzens ver-liert. Alle Gedanken und Gefühle, die sich im Laufe seines Lebens in der Begegnung mit dem Leid angesam-melt hatten, werden ihm genommen und als Befreiung von der Last des Vergangenen angeboten. Und mit dem Wegfall der Erinnerung ist auch die Quelle der Güte in diesem Menschen versiegt. Kalt ist er geworden. Und von

Stund an verbreitet er diese Kälte um sich herum.

Johann Wolfgang von Goethe lässt in ei-ner Erzählung über das Rochusfest bei Bingen, nur wenige Kilometer von mei-ner Heimat Mainz entfernt, einen ganz ähnlichen Gedanken anklingen. In der ersten Feier dieses Festes, das nach langer Unterbrechung durch die napole-onischen Kriege wieder stattfand, beob-achtete er die Menschen. Die Gesichter der Kinder und Erwachsenen spiegelten die Freude des Wallfahrtstages wider. Nur die Jungen waren ungerührt, gleich-gültig, ja gelangweilt. Goethe erklärt es damit, dass diese Gruppe in Kriegszei-ten geboren, sich an nichts Gutes er-innert und deshalb auch nichts hoffen

© K

MBA /

PIZ

Kunduz

© L

uft

waf

fe /

Dirk

Junke

r

Page 8: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

8 Kompass 12I12

Gru

ndsa

tz

kann. Denn: Nur wer sich erinnert, kann auch hoffen. Wer das Gute und die Barmherzigkeit nie erfahren durfte, der kennt sie auch nicht.

In Gesprächen mit unseren Soldatinnen und Soldaten, die mit ihren Problemen, Sorgen, Ängsten und Zweifeln zu uns kommen, ist es von großer Bedeutung, an Erfahrungen mit dem Guten und der Güte anzuknüpfen, damit sie wieder ler-nen zu hoffen. Denn beides, Erinnerung und Hoffnung, gehören eng zusammen.

Not, Gewalt und Terror –  auch schon zur Zeit Jesu

Die Feste des Kirchenjahres, allen vor-an Advent und Weihnachten, sind sol-che Tage der Erinnerung und Hoffnung. Erinnerung an und Hoffnung auf einen Gott, der ein Kind wurde. Wir sehnen uns nach einem Leben in Frieden und Sicherheit. Aber die Realität sieht an-ders aus. Die Wirklichkeit, sie ist nicht

so. Die Weihnachtsgeschichte macht uns nichts vor. Auch damals vor gut zweitausend Jahren war die Welt zer-rissen. In Palästina herrschten Not, Gewalt, Unterdrückung, Terror, Frei-heitskämpfe und Ungerechtigkeit. Das

kleine Volk der Juden stöhnte unter der Last der römischen Besatzungsmacht. Es sehnte sich nach dem verheißenen Messias, der Rettung und Befreiung bringen sollte, der kommen sollte, ein Reich des Friedens und der Gerechtig-keit zu stiften.

Hirten hörten die rettende Stimme vom Himmel: „Fürchtet euch nicht – ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll. Heute ist euch der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr!“ (Lk 2,10–11) Ebenso war zuvor Maria verkündet wor-den: „Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. (…) Er wird über das Haus Jakob herrschen und sei-ne Herrschaft wird kein Ende haben.“ (Lk 1,30–33)

Die Dimension  der Weihnachtsbotschaft: 

Die Verkündigung eines Friedensrei-ches, die Geschichte des Heiles, das kein Ende haben wird, weil Gott selbst sich der Menschen annimmt. Er zeigt seine Macht in der Ohnmacht eines Kindes, seine Gerechtigkeit durch schutzbedürftige Liebe. Das ist der Schlüssel zum „Schalom“, zum gött-lichen Frieden, und dieser Schlüssel heißt Hingabe. „Wer als Soldat im Dienst des Vaterlandes steht, betrach-te sich als Diener der Sicherheit und Freiheit der Völker. Indem er diese Auf-gabe recht erfüllt, trägt er wahrhaft zur Festigung des Friedens bei.“ (Zweites Vatikanisches Konzil: Gaudium et Spes 79)

Von Israel über Deutschland nach Afghanistan

Weihnachten 2011 ermöglichte es die deutsche Luftwaffe, dass das Friedens-

Das Friedenslicht aus Betlehem zwischen 

NATO-Draht in Afghanistan

Ein Soldat entzündet seine Kerze  am Friedenslicht, um damit eine Bitte 

vor Gott zu tragen.

© H

ans-

Ric

har

d E

nge

l (2)

Page 9: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

9Kompass 12I12

Gru

ndsa

tz

licht von Betlehem auch nach Afgha-nistan kam. Heiligabend, Weihnachten und Neujahr machte ich dieses Licht zum Thema der Verkündigung in Kun-duz, Taloqan und den Außenlagern. Einer schönen Tradition gemäß entzün-deten die Soldatinnen und Soldaten eine kleine Kerze an diesem Friedens-licht, um ihre Bitten leise vor Gott zu tragen. Es waren ganz besondere Mo-mente, die mich tief beeindruckten. Alle waren gesammelt, auch wenn die-ser Ritus manchmal lange dauerte. Wir hatten gemeinsam viel Zeit.

Immer wieder erfahren wir, wie unsi-cher und zerbrechlich unser Leben und der Friede sind. Wie sie plötzlich durch Unglücksfälle, Katastrophen und Terror brutal gestört werden können. Auch wenn wir nicht selbst betroffen sind, kann die Erinnerung an die Weih-nachtsbotschaft Hoffnung schenken. Gott hat sich in seinem Sohn der Welt angenommen. Gerade auch in ihren Dunkelheiten. Dort hinein hat er als Licht sein Wort gestellt. Deshalb wer-den Gewalt, Unterdrückung, Terror und Ungerechtigkeit, aber auch die persön-liche Schuld, nicht die letzte Macht über die Welt und uns behalten.

Dann, wenn wir manchmal den Ein-druck haben, dass unsere Arbeit kei-nen oder nur wenig Sinn hat, stellen wir immer wieder die Frage, ob es über-haupt einen Sinn gibt? Gott gibt uns die ermutigende Antwort: Mach weiter, fang immer wieder neu an!

Wir haben genug guten Willen und Kräfte, die ausreichen, um ein neues Leben zu wagen. Gott traut es uns zu. Und nicht nur das. Er erwartet es auch.

Militärpfarrer Hans-Richard Engel,zunächst in Zweibrücken,

jetzt Mainz, ab Januar 2013 Katholisches Militärpfarramt Köln II

10 Jahre „Weihnachtsmannfreie Zone“

Seit 2002 macht sich das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken mit seiner Aktion „Weihnachtsmannfreie Zone“ nicht nur gegen das Symbol der Konsumweihnacht stark, sondern zugleich für den heiligen Nikolaus von Myra. Anliegen des Bonifatiuswerkes ist es, Bischof Nikolaus als Freund der Kinder und Helfer von Menschen in Not wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken.

Am anschaulichsten wird dies sicherlich durch die Aufkleber mit dem durchgestrichenen rot-weißen Mann und am schmackhaftes-ten durch den „echten“ Nikolaus aus FAIRTRADE-Schokolade mit Mitra und Bischofsstab. Beides ist in unterschiedlicher Stückelung direkt beim Bonifatiuswerk in Paderborn zu beziehen.

JV

Infos unter www.weihnachtsmannfreie-zone.de und www.bonifatiuswerk.de sowie Telefon (0 52 51) 29 96-53

© S

t. B

enno V

erlag

Aktion Friedenslicht aus Betlehem

„Mit Frieden gewinnen alle”, steht über der Frie-denslichtaktion 2012 in Deutschland. Es geht um die kleine Flamme, die sich von der Geburtsgrot-te Jesu Christi in Betle-hem auf den Weg macht, um allen Menschen in der Adventszeit als Zeichen für Frieden und Völkerver-ständigung zu leuchten. Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder reichen dazu

das Licht in einer Stafette in viele Länder Europas weiter und zeigen dabei, dass es beim Frieden keinen zweiten und dritten Platz, sondern nur Gewinner gibt.

Da die Aktion ursprünglich vom Österreichischen Rundfunk ORF initiiert wurde und heute noch von ihm mitgetragen wird, kommt das in Palästina entzündete Feuer zunächst Mitte Dezember nach Wien und wird von dort aus über Europa verteilt. In Deutschland sind es hauptsächlich die Pfadfinderverbände, die sich um die Weitergabe, Gottesdienste und Gestaltung kümmern.

JV

www.friedenslicht.de

© Ringe deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände

Page 10: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

10 Kompass 12I12

Inte

rvie

w

Kompass:  Nach  ihrer  Ausbildung  als Steinmetz und Bildhauer traten Sie am 2.  Januar  1981  als  grundwehrdienst-leistender Soldat beim 10. Luftwaffen-ausbildungsregiment  1  in  Hamburg  in den  Sanitätsdienst  ein.  Am  14.  Juni 1989 wurden Sie  zum Berufssoldaten ernannt. Können Sie sich an das erste Weihnachtsfest  erinnern,  welches  Sie in der Kaserne verbrachten?

Oberstabsfeldwebel Kapell: Nach der Grundausbildung wurde ich im Mai 1981 zur Luftwaffensanitätsstaffel beim Jagdbombergeschwader 33 nach Co-chem versetzt. Wir hatten – daran kann ich mich noch gut erinnern – bereits vor dem Weihnachtsfest die Gelegenheit, einen Adventsgottesdienst zu feiern, bei dem es völlig normal war, dass viele Soldaten in Cochem-Brauheck teilnah-men. Bei diesem Gottesdienst mit dem Standortpfarrer, so hießen die damals noch, erlebte ich Militärseelsorge nicht zum ersten Mal. Da ich bereits beim Gottesdienst zum Feierlichen Gelöbnis noch in Hamburg die Militärseelsorge erlebt hatte, war sie mir auch in Co-chem nicht unbekannt.

Und Weihnachten 1981 musste ich im Geschwader verbringen, weil ich zum damaligen Zeitpunkt noch keinen Füh-rerschein hatte. Mit dem Zug nach Hau-se zu fahren, kam mir deswegen nicht in den Sinn, weil dies einfach viel zu um-ständlich war. Heiligabend verbrachte ich damals zusammen mit Kameraden. Einige hatten Wachdienst und mussten sowieso am Standort bleiben. Andere fuhren aus mir unerklärlichen Gründen auch nicht nach Hause. Die Christmette besuchten wir dann gemeinsam.

Kompass:  Einmal  resümierend  und rückschauend betrachtet: Die Bundes-wehr hat sich seit Beginn ihres Diens-tes  vor  nun  32  Jahren  verändert.  Die 

bundesdeutsche  Gesellschaft  ebenso und Sie sich mit Sicherheit auch. Was fällt  Ihnen,  bei  all  diesen  Veränderun-gen, auf? 

Oberstabsfeldwebel Kapell: Die Verän-derungen, die ich schon seit längerem registriere, können an zwei Punkten festgemacht werden: Zum einen muss ich feststellen, dass der Anteil der Sol-datinnen und Soldaten, die keiner Kon-fession angehören, größer geworden ist. Das hat natürlich zur Folge, dass weniger Soldatinnen und Soldaten, wenn sie dann am Standort sind und in der Kaserne bleiben, zum Standort-gottesdienst kommen. Gerade in typi-schen Diasporagebieten in Deutsch-land macht sich das sehr bemerkbar.

Zum anderen registriere ich, und das ärgert mich zunehmend, dass der tie-fere Sinn des Weihnachtsfestes aus dem Blick gerät. Eigentlich, so habe ich den Eindruck, geht es vielen Men-schen nicht mehr um die Geburt Jesu Christi und die damit verbundene Bot-schaft, sondern es stehen materiel-le Dinge wie Konsum und Kaufen im Vordergrund. Und dabei ist besonders ärgerlich, dass sich die Werbung dar-auf eingestellt hat. Man kann dies sehr deutlich spüren, wenn man noch lan-ge vor der eigentlichen Advents- und Weihnachtszeit durch die Straßen und Kaufhäuser geht.

Kompass: Sie scheiden voraussichtlich am  31.  März  2014  aus  dem  aktiven Dienst als Soldat aus. Sie haben eine Vielzahl  von  Auslandseinsätzen  hinter sich. Spielte für Sie in ihrem Leben als Soldat die Botschaft von der Mensch-werdung Jesu Christi, vom Weihnachts-fest, eine besondere Rolle?

Oberstabsfeldwebel Kapell: Ja, und das hatte einen sehr konkreten Grund.

Wegen einer Erkrankung musste ich stationär im Bundeswehrkrankenhaus in Berlin behandelt werden. Jedoch verlief alles sehr kompliziert und – so will ich das rückblickend sagen: Ich lag im Sterben und kämpfte um mein Leben. Notoperationen und ein künst-liches Koma gingen einher mit vielen anderen Dingen. Aber irgendwie – wie durch ein Wunder habe ich überlebt. Mir war zum damaligen Zeitpunkt der seelsorgliche Beistand, den ein Militär-geistlicher an meinem Krankenbett leis-tete, ungemein wichtig. Ich bin getauft und gefirmt. Ich glaube jedoch, dass ich mit dem guten Ausgang irgendwie noch gläubiger geworden bin. Darüber hinaus hat mich die Frohe Botschaft immer begleitet. Mein Engagement in der Militärseelsorge will ich auch nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr irgendwie fortsetzen.

Kompass:  Mit  Blick  auf  das  bevorste-hende Weihnachtsfest: Was wünschen Sie sich?

Oberstabsfeldwebel Kapell: Für mich selbst wünsche ich mir nichts. Eigent-lich hab ich so ziemlich alles, was man so zum Leben braucht. Viel wichtiger ist mir, dass unsere Soldatinnen und Sol-daten – sei es zu Land, in der Luft oder auf Hoher See – bei der Erfüllung ihres Auftrages gesund an Leib und Seele wieder nach Hause kommen. Und, das will ich hinzufügen: Die Soldatinnen und Soldaten brauchen Unterstützung und Wertschätzung für ihren Dienst. Wertschätzung nicht nur seitens der Politik, sondern insbesondere aus der Gesellschaft und den gesellschaftlich bedeutsamen Gruppen und Institutio-nen. Noch viel wichtiger ist mir jedoch, sie im Gebet und in unseren Fürbitten zu bedenken.

Das Interview führte Josef König.

„Noch viel wichtiger ist mir jedoch, sie im Gebet und in unseren Fürbitten zu bedenken.“Interview mit Oberstabsfeldwebel Helmut Kapell aus dem Lazarettregiment 31, Berlin©

Bundesw

ehr

/ Bal

aban

ow

Page 11: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

11Kompass 12I12

Vera

nst

altung

Die Mitgliedsverbände im Bund der Deutschen Katholischen Jugend

(BDKJ) haben sich erneut mit der Frie-densethik beschäftigt. Die intensiven Debatten auf der BDKJ-Hauptversamm-lung sind nicht einfach nur in einen Beschluss geflossen, sondern haben Diskussionsprozesse auf den unter-schiedlichsten Ebenen der 16 Mit-glieds- und 26 Diözesanverbände aus-gelöst.

Daher nahmen alle Verbände bei einem gemeinsamen Studienteil im Rahmen der Bundeskonferenzen der Mitglieds- und Diözesanverbände die Lage in Afghanistan in den Blick. Das Ziel war herauszufinden, was wir in Deutsch-land dazu beitragen können, um den Menschen in Afghanistan langfristig den Weg in eine friedliche und gerechte Zukunft zu erleichtern.

Nach einer grundsätzlichen Einführung in die Thematik von Dr. Stobbe, der im Rahmen seiner Professur an der Universität Siegen die theologische Friedensforschung vorantreibt, disku-

tierten die Leitungen der Verbände mit Herrn Schlömmer (Pax Christi) und Ge-neral Kloss (Gemeinschaft Katholischer Soldaten, GKS).

Für viele war es sehr überraschend, wie nahe die Einschätzungen und Forderungen von Pax Christi und GKS doch beieinanderliegen und wie vieler

BDKJ befasst sich erneut intensiv mit Friedensethik:

Zukunft von Afghanistan in den Blick genommen

Anstrengungen es bedarf, um die ers-ten Schritte hin zu einer friedlichen und sicheren Gesellschaft auf den Weg zu bringen. Dabei wurde vor allem eines klar: Um unserer Verantwortung für Ge-rechtigkeit und Frieden gerecht zu wer-den, bedarf es immer des genauen Hin-schauens auf die jeweilige Situation. Angesichts so vieler unterschiedlicher Problemlagen, in denen das Leben von Menschen geschützt werden muss, verbieten sich alle einfachen Lösungs-ansätze: ein pauschaler, radikaler Pazi-fismus ebenso wie der vorschnelle Griff zu militärischen Mitteln.

Am Ende des Studienteils wurde trotz aller Unsicherheiten die Verantwortung der einzelnen Politikerinnen und Poli-tiker deutlich, die der BDKJ deshalb wieder stärker in die Pflicht nehmen will. Gleichzeitig soll auch die Arbeit an diesen Themen im BDKJ auf den unter-schiedlichen Ebenen und in allen Ver-bänden weitergeführt werden.

Stefan Dengel, BDKJ-Bundesstelle

Die Delegierten diskutieren engagiert mit Prof. Dr. Stobbe.

General Kloss und Herr Schlömmer in der Diskussion

© B

DKJ-Bundess

telle

/ S

. M

alik

Page 12: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

12 Kompass 12I12

Kom

menta

r zu

r S

ach

e

Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren

wird; denn euch ist heute der Heiland geboren. (Lukas-Evangelium 2,10–11) Alle Jahre wieder hören wir diese Sätze der Verkündigung, die frohe Botschaft. Endlich ist er da, endlich ist der Hei-land auf der Erde. Großes wird von ihm erwartet. Doch nehmen wir die Worte, die wir hören, auch mit dem Herzen auf? Haben wir uns schon zum Stall aufgemacht, wie die Hirten? Freuen wir uns wirklich auf Weihnachten?

Gleich am Anfang des Evangeliums versucht Lukas mit dem für ihn typi-schen Einstieg „Es geschah aber ...“ unsere Aufmerksamkeit einzufangen. Er erzählt uns von Josef und Maria, zwei einfachen Menschen, die eine Unterkunft für die Nacht suchen und doch nicht finden. Finanzielle Sorgen und Probleme in der Familie lassen uns auch heute umherirren, manch-mal können wir uns niemandem anver-trauen, finden keine Heimat. So kön-nen auch Maria und Josef sich damals gefühlt haben.

Weihnachten begann mitten im Alltag

„Und es waren Hirten in derselben Ge-gend auf dem Felde“, heißt es. Men-schen, die einfach ihre Nachtschicht

hinter sich bringen wollten. Es war dunkel, vielleicht auch kalt und den Hirten war überhaupt nicht feierlich zu-mute. In der stressigen vorweihnacht-lichen Zeit bleibt oftmals zwischen Ge-schenken und Plätzchen nicht viel Zeit für Besinnung und Ruhe. Doch Weih-nachten begann damals genauso, mit-ten im anstrengenden Alltag, im Alltag von Hirten, die auf dem Feld ihre Ar-beit verrichteten. Gott suchte sich be-wusst diese ganz normalen Feldarbei-ter und offenbarte sich ihnen.

„Und siehe, des Herrn Engel trat zu ih-nen, und die Klarheit des Herrn leuch-tete um sie; und sie fürchteten sich sehr.“ Jesus kündigte sich nicht mit Fanfaren und Trompeten an. Und wäre der Engel nicht erschienen, vielleicht hätten die Hirten die Geburt des Hei-lands, des Erlösers der Welt, einfach verpasst? Die Hirten waren nicht vor-bereitet auf das Ereignis, sie fürchte-ten sich vor dem Unbekannten. Auch Weihnachten ist für viele Menschen mit Angst verbunden. Gefällt mein Ge-

Die frohe Botschaft zwischen Krisen und Konflikten Passt die Verkündigung in unsere heutige Zeit?

© p

ixelio

.de /

Die

ter

Sch

ütz

(3

)

Page 13: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

13Kompass 12I12

Kom

menta

r zu

r S

ach

e

schenk? Werden wir wieder streiten? Kann ich das erste Weihnachten ohne mein verstorbenes Kind aushalten?

Manchmal ist es schwer, die Weih-nachtsfreude in sein Herz einzulas-sen: Etwa bei Soldatinnen und Sol-daten, die in den Einsatzgebieten für Sicherheit und Frieden sorgen, aber fernab von der Familie die Feiertage verbringen. Schwer nachvollziehbar ist auch die Situation für Mütter und Väter, ein Kind im Einsatz zu verlieren und dann überhaupt an Weihnachts-freude zu denken.

Gegenseitig Mut machen

Nach dem ersten Schrecken machten sich die Hirten Mut und gingen gemein-sam zum Stall, um das Neugeborene zu bewundern. Viele Familien gehen nicht mehr gemeinsam in die Kirche, das Ritual ist längst vergessen. Sonn-tags ausschlafen scheint wichtiger; den Glauben gemeinsam zu erleben, verschwindet im Hintergrund. Doch am Beispiel der Hirten wird deutlich: Erst gemeinsam wird das Zeugnis der Geschichte wahrhaftig und kann wei-ter wachsen. Glaube braucht Gemein-schaft. Vor allem an den Weihnachts-tagen sollten wir uns daran erinnern.

In der Weihnachtsgeschichte verkün-det der Engel die Geburt Jesu. Erst das verleiht dem Ereignis seine Bedeu-tung. Die Verkündigung der Botschaft

ist das zentrale Element der Weih-nachtstage für alle Christen. Sie be-stätigt die feste Verbindung zwischen Mensch und Gott.

„Fürchtet euch nicht! Siehe, ich ver-kündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Da-vids.“

Der Heiland, ein winziges Kind, der Retter in einer Futterkrippe? Gott hat seinen Sohn ohne Privilegien in die Welt geschickt. Durch die Kraft ihres Glaubens konnten die Hirten über die ärmlichen Verhältnisse hinwegsehen, in die der Retter der Welt geboren wurde. Alles, was Lukas hier erzählt, soll die Gläubigen erkennen lehren, dass Gott Christus schon von Geburt an geleitet hat. In unserer Routine, im Alltag, im Gewöhnlichen kommt Gott zu uns als Mensch auf die Welt und offenbart sich – wir müssen ihn nur erkennen.

Für die Weihnachtsbotschaft öffnen

Oft sind es schon die kleinen Ärgernis-se, die unseren Glauben zum Schwan-ken bringen, die uns zweifeln lassen an Gott. Dann brauchen wir vor allem vor Weihnachten einen Anstoß, uns zwischen Weihnachtsgans und Gesän-gen noch einmal zu erinnern, darauf zu besinnen, warum der Heiland geboren

wurde. Wir sind eingeladen zur Krippe zu kommen, mit unseren Sorgen und Ängsten, denn uns wird erzählt, uns wird verkündet, uns wird gesungen, wird musiziert. Die uns allen vertraute Weihnachtsgeschichte des Evangelis-ten Lukas kann uns den Weg ebnen, uns auf die frohe Botschaft einzulas-sen. Sie begleitet diejenigen, die ver-gessen, was Weihnachten eigentlich bedeutet und noch verwundert auf das Geschehen an der Krippe blicken. Gott öffnet sich in der Geburt Jesu für uns Menschen. Doch wir müssen uns selbst öffnen und einladen lassen, da-mit wir die frohe Botschaft in unseren Familien an Weihnachten spüren. Das kann sich schon im Kleinen bemerkbar machen: Wenn Kinder Geschenke aus-packen und lachen, oder die Familie zusammen am Tisch sitzt und sich ein frohes Fest wünscht.

In den Tagen vor Weihnachten sollten wir deshalb einmal verstärkt die Augen nach Engeln offen halten, die uns den Weg zur Krippe ebnen können.

Kerstin Kotterba ist Leiterin der

Medienwerkstatt der Konrad-Adenauer-

Stiftung e. V.

Eine ungewöhnliche  „Krippen-Landschaft“

© p

riva

t

Page 14: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

14 Kompass 12I12

Report

age v

or

Ort

In einem Vortrag an der Katholischen Akademie in München hat Militärbi-

schof Overbeck die Schutzverantwor-tung auf katholisch durchdacht. Seit Jahrzehnten beschäftigt sich die Kirche angesichts von Konflikten, Hunger und Not auf der Welt mit dem Anspruch des Weltgemeinwohls und der Frage der Verantwortlichkeit. Die katholische Friedenslehre propagiert Anliegen, in denen die Vision des Menschenrechts-schutzes aufgegriffen wird und in ver-schiedenen Punkten – vor allem in ord-nungspolitischer Hinsicht – über diese hinausgeht, wie der Militärbischof auf-zeigte.

Mit dem Kriegsausbruch im ehemali-gen Jugoslawien kehrte der Krieg nach Europa zurück und der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan warf die Frage nach dem gravierenden Problem des Umgangs mit Menschenrechtsver-letzungen auf. Die Hoffnung, den Krieg für immer zu überwinden, schwand dahin, so Militärbischof Overbeck; das Gegenteil von dem nun zu Erwartenden trat jedoch ein: Politik setzte sich nicht nur für den eigenen Machterhalt und partikulare Interessen ein, sondern ent-deckte militärische Gewalt als ein Ins-trument des Menschenrechtsschutzes. Deshalb lautet die neue wirkmächtige Vision: Die menschenrechtsverpflichte-ten Demokratien des Westens nutzen ihre militärische Überlegenheit, um den Krieg in den Dienst des Menschen-rechtsschutzes zu stellen.

Wie muss diese neue Idee ausgestal-tet sein, wie muss das militärische Ein-

greifen für verfolgte Menschen bedacht sein, dass am Ende den Menschen wirklich gedient wird?

Militärbischof Overbeck wies auf die heik-le Frage der rechten Autorität hin. Denn der Report „The Responsibility to Pro-tect“ (2001) der International Commissi-on on Intervention and State Sovereignty (ICISS) konnte zur schwierigen Frage, ob und wann eine unilaterale militärische Intervention ohne Mandatierung durch die UN erlaubt sein könne, keinen Kon-sens finden. Auch der gerechte Grund des „extremen Falls“ ist nicht ganz klar gefasst. Der Bericht setzt allerdings die Interventionsschwelle sehr hoch an: „Es muss sich um massenhafte Schwerst-verbrechen handeln.“

Kirchliches Konzept zum Menschenrechtsschutz 

Grundsätzlich steht die Kirche der Re-sponsibility to protect sehr positiv ge-genüber – und doch äußerte sich der Militärbischof auch kritisch und hinter-fragte einzelne Punkte aus der Perspek-tive der kirchlichen Lehre. Er arbeitete klar heraus, dass Schutzverantwortung über die Idee der Souveränität hinaus denken muss – und zwar in Richtung der Idee des Bundes souveräner Staa-ten.

Durch diesen Ansatz sei sowohl die Problematik der Partikularinteressen eingedämmt als auch eine nötige Pflicht des Eingreifens eingeräumt. Und

Schutzverantwortung zu Ende gedachtMilitärbischof Overbeck zeichnet das Friedensordnungskonzept der Kirche auf

und geht dabei über den bisherigen Gedanken der Schutzverantwortung weit hinaus

Für Sie unterwegs: Barbara Ogrinz

Seit Jahrzehnten beschäftigt sich die Kirche mit dem Anspruch des Weltgemeinwohls und der Frage der Verantwortlichkeit.

Militärbischof Dr. Overbeck mit Akademiedirektor Dr. Schuller  ©

Kat

holis

che A

kadem

ie in

Bay

ern

© U

N P

hoto

/ E

skin

der

Debebe

Page 15: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

15Kompass 12I12

Report

age v

or

Ort

der Militärbischof dachte vom Weltge-meinwohl aus die Pflicht einer supra-national gedachten Autorität weiter, was im Falle einer nicht genügenden Bereitschaft „eine Art Weltwehrpflicht“ begründbar mache und die Frage nach der Einschränkung unseres Wohlstands aufwerfe.

Er zeichnete das kirchliche Konzept des subsidiären Menschenrechtsschutzes durch eine supranationale Weltautori-tät nach und ging dabei auf 50 Jahre kirchliche Lehre ein: Enzyklika ‚Pacem in terris“, das II. Vatikanische Konzil, Papst Johannes Paul II. und das Hirten-wort ‚Gerechter Friede‘ von 2000, in dem die Deutschen Bischöfe ebenfalls das „ganze Schwergewicht auf die Ver-hinderung von Gewalt“ gelegt haben, so der Militärbischof. Gerechter Friede sieht klar die Pflicht, „Menschen vor fremder Willkür und Gewalt wirksam zu schützen“ und betont, dass dies auch bei „systematischer Gewaltanwendung gegen verfolgte Minderheiten innerhalb bestehender Staaten“ gelte. Papst Be-nedikt XVI. hat „in seiner Rede vor den UN im Jahre 2008 die Vorstellung von einer Responsibility to protect als einer Art Zweitzuständigkeit der ganzen Welt-gemeinschaft für die Menschenrechte an allen Orten dieses Planeten“ vertre-ten. Schließlich verwies der Militärbi-schof auf die Enzyklika „Caritas in veri-tate“ aus dem Jahr 2009, die ebenfalls das Prinzip der Schutzverantwortung anspricht und einfordert.

Alle Einlassungen der katholischen Kirche zeigen, dass der Grundgedan-

Wann muss Schutz verantwortung greifen – bei schwersten  

Menschrechtsverletzungen,  bei Hunger, bei Not?

© U

N P

hoto

/ E

skin

der

Debebe

© U

N P

hoto

/ T

obin

Jones

© U

N P

hoto

/ S

tuar

t Pr

ice

Page 16: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

16 Kompass 12I12

Report

age v

or

Ort

ke der Responsibility to protect der Einzelperson dient – in der gesam-ten Legitimität der völkerrechtlichen und staatlichen Ordnung – und rückt damit die Gefährdung des Einzelnen in den politischen Blick. Auch die An-nahme, dass unter dem Deckmantel der staatlichen Souveränität eine Art Schutzraum für innerstaatliche Men-schenrechtsverletzung gegeben ist, thematisiert die katholische Kirche seit Jahrzehnten.

Supranationale Weltautorität

Die bisherigen Grundlagen bleiben hinsichtlich der völkerrechtlichen Ord-nung der bisherigen Vorstellung ver-haftet. Über der UNO wird keine supra-nationale Überordnung gedacht.

Nach rund zehn Jahren der Idee der Schutzverantwortung ist sie weiterhin umstritten. Weniger als der substan-zielle Gehalt der Norm sind die Macht-ungleichgewichte bei den Entschei-dungsverfahren für die Krise der Norm verantwortlich. Denn die Entscheidung, wann wer wo und wie eingreifen müsse, wird immer noch von den Vetomächten im Sicherheitsrat und den militärisch potentesten Staaten dominiert.

Im bisherigen Konzept kann also kaum von einem tatsächlichen Schutz der Menschenrechte gesprochen werden, so Militärbischof Overbeck. Internati-onaler Menschenrechtsschutz macht deshalb letztlich nur Sinn, wenn es „eindeutig und kategorisch einge-forderte Adressaten der korrelativen Pflicht gibt“.

Vom Weltgemeinwohl aus gedacht, besteht für eine supranationale Au-torität die Pflicht für die Achtung der Menschenrechte. Militärbischof Over-beck ging in diesem Gedanken so weit, im Falle einer nicht genügenden Bereitschaft im Modell eines Weltge-meinwohls „eine Art Weltwehrpflicht“ begründbar zu machen.

Weiterhin nahm Militärbischof Over-beck neben dem Begriff der Sicherheit vor ungerechter Gewalt den der Ge-rechtigkeit mit in den Blick.

Denn auch die Prävention und der Schutz durch Hunger und Not massen-haft am Leben Bedrohten ist – auch

hinsichtlich unseres Wohlstandsan-spruchs – zu bedenken.

Menschliche Person und das Gemeinwohl 

als Orientierungspunkte 

Klar wurde, dass die Idee einer Res-ponsibility to protect als ordnungs-politische Phantasie weitergedacht werden muss und der Mut des Ge-dankens einer Schutzverantwortung nicht an der Definition staatlicher Sou-

veränität enden darf. Im anschließen-den Gespräch des Militärbischofs mit zahlreichen Soldatinnen und Soldaten wurde die Thematik konstruktiv erör-tert und dabei gerade die Grenzen des Einschreitens und die Frage der Prä-vention angesprochen.

Das seit 1967 bestehende Akademie-gespräch mit Offizieren aus den Bun-deswehrstandorten in Süddeutschland wurde wieder erfolgreich von Mon-signore Reinhold Bartmann, Leitender Militärdekan München, in Kooperation mit der Katholischen Akademie, dem Direktor Dr. Florian Schuller, der auch als Moderator gelungen durch das Thema führte, veranstaltet. Zudem war das Thema des Akademieabends ein Kernpunkt für die Überlegungen des Soldaten, der sich zwischen po-litischem Willen, sicherheitspolitischer Strategie und friedensethischen Nor-men bewegt.

In Zukunft wird viel davon abhängen, ob sich die Facetten der Schutzver-

antwortung und die in der kirchlichen Lehre unabdingbare Hoffnung auf eine Welt ohne Krieg erfolgreich ergänzen. Ob die menschliche Person und das Gemeinwohl dabei Orientierungspunk-te für die internationale Politik sind, wird ausschlaggebend werden für das 21. Jahrhundert.

Oft spielen Partikularinteressen  eine ausschlaggebende Rolle bei den 

Entscheidungen der Mitglieder  des mächtigsten UN-Gremiums  – durch Veto werden Resolutionen 

blockiert.

© U

N P

hoto

/ P

aulo

Filg

ueira

s

Page 17: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

17Kompass 12I12

Akt

uelle

s

In Kirche und Gesellschaft vollziehen sich gravierende Veränderungen in

Ehrenamt und bürgerschaftlichem En-gagement. Die deutschen Diözesen re-agieren darauf in ihrer pastoralen Kon-zeption und Praxis. Sie verleihen dem

Bereich „Ehrenamt“ stärkeres Gewicht, binden es strukturell neu in die Arbeit ein und unterstützen das Ehrenamt durch Personal, Finanzen und Weiter-bildung.

Um die gegenwärtigen Veränderungen konkret zu erfassen, wurde 2011 eine Befragung der Seelsorgeämter und Pastoralabteilungen der deutschen Bis-tümer durchgeführt. Ihre Ergeb nisse liegen jetzt in der Studie „Wandel im Ehrenamt – Entwick lungen und Modell-projekte“ vor. 25 (Erz-)Bistümer haben sich an der Befra gung beteiligt. Alle 27 Diözesen haben ein Modellprojekt bei-gesteuert, das sich in der pastoralen Praxis bewährt oder besonders innova-tiven Charakter hat.

„Das ehrenamtliche Engagement von Frauen und Männern in Kirche und Gesellschaft zu fördern, ist den deut-schen Bischöfen ein wichtiges An-liegen“, betont der Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück). „In der Kirche sind mehr als zwei Drittel aller ehren-amtlich Tätigen Frauen. Daher liegt es nahe, das Thema ‚freiwilliges Engage-ment’ geschlechtersensibel anzuge-hen und auf spezifische Perspektiven von Frauen zu achten.“

Soldatinnen und Soldaten sind auch ehrenamtlich aktiv Studie der Arbeitsstelle Frauenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz vorgelegt

Die 3. Fachtagung der Deutschen Bi-schofskonferenz zu Fragen der Ge-schlechtergerechtigkeit hatte 2010 den Anstoß zur vorliegenden Studie gegeben. Neben einer Auswertung der Umfrage sowie einer anschaulichen Präsentation der Modellprojekte wird die Broschüre durch Einschätzungen von Experten ergänzt. „Der gesell-schaftliche Trend gerade bei jüngeren Frauen und Männern hin zur neueren Form freiwilligen Engagements hat er-hebliche Konsequenzen für die katho-lische Kirche. Ich hoffe, dass unsere Studie die Motivation vieler Engagier-ter in Hauptberuf und Ehrenamt stärkt, um den Wandel im Ehrenamt innovativ zu gestalten“, erläutert Prof. Dr. Hilde-gund Keul, Leiterin der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der Deutschen Bi-schofskonferenz.

DBK-Pressestelle

Die Studie wird von der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der Deutschen Bi-schofskonferenz herausgegeben und kann dort kostenlos bestellt werden: [email protected]: (02 28) 24 39-411Fax: (02 28) 7 21 88 17

© B

undesw

ehr

/ Andre

a Bie

nert

Traditionell wird der Standortgottes-dienst der Katholischen Militärseel-

sorge Wahn im November als Totenge-denken gefeiert. Hier wird vor allem der

Soldaten und Bediensteten gedacht, die im Laufe des Jahres verstorben sind.

Polizeioberpfarrer Pater Georg Herr (ehemaliger Militärpfarrer Nörvenich) zelebrierte die Heilige Messe am 7. November in der Kapelle der Luft-waffenkaserne. Zu den Fürbitten wur-de für jeden genannten Verstorbenen des Jahres 2012 eine Kerze entzün-det.

Nach dem Gottesdienst nahmen die Gottesdienstbesucher an der Prozes-sion – angeführt von Stabsfeldwebel

Ponzel mit dem Vortragekreuz der Militärseelsorge – zum Soldatenfried-hof der Kaserne teil. Auf dem Fried-hof wurden im Rahmen einer Andacht dann auch die Gräber gesegnet. Auf dem Ehrenfriedhof liegen russische, französische und deutsche Soldaten aus dem deutsch-französischen und den beiden Weltkriegen begraben.

Im Anschluss an die Gedenkfeier war beim anschließenden Kirchenkaffee noch Gelegenheit zum Austausch.

Johannes Bresa

Totengedenken in der Luftwaffenkaserne Köln-Wahn

© J

ohan

nes

Bre

sa

Page 18: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

18 Kompass 12I12

Aus

der

Mili

tärs

eels

org

e

Am 7. November fand in der Reichen-haller Hochstaufen-Kaserne (erst im

Sommer so neu benannt) die Einwei-hung der Pater-Rupert-Mayer-Kapelle durch den Katholischen Militärbischof Dr. Franz-Josef Overbeck statt. Die erste Anfrage für eine Kapelle war von Militärpfarrer Martin Straßer bereits im September 2007 an Brigadegeneral Erich Pfeffer gestellt worden und fand nun mit diesem feierlichen Akt ihren Abschluss.

Die Weihe von Gotteshaus und angren-zender Gedenkstätte fand im Rahmen eines Pontifikalgottesdienstes auf dem Platz vor der Kapelle statt und wurde von Militärbischof Dr. Overbeck zusammen mit dem Leitenden Mili-tärdekan München, Msgr. Reinhold Bartmann, Militärpfarrer Straßer, Mi-litärdekan Siegfried Weber, P. Peter Linster SJ und Stadtpfarrer Eugen Strasser-Langenfeld zelebriert. Bei der Begrüßung erläuterte Militärpfarrer Straßer vier Beweggründe zum Bau der Kapelle:

Zum einen soll die Kapelle für Soldaten ein Ort sein, innezuhalten und Kraft zu schöpfen.

Im Weiteren dient das Gotteshaus zum Empfang der Sakramente (z. B. Taufe, Eucharistie, Trauung).

Der groß angelegte Platz vor der Kapelle ist vorgesehen für größere Feierlichkeiten und Feldgottesdienste.

Die an der Seite angebrachte Gedenkstätte lädt ein, der verstor-benen Kameraden zu gedenken.

Predigt und selten  gewordene Weihehandlung

Militärbischof Dr. Overbeck, der bei seinem ersten Besuch in Bad Reichen-hall zur Stallweihnacht im letzten Jahr versprochen hatte, zur Weihe wieder zu kommen, sprach in der sehr be-wegenden Predigt davon, dass der Mensch Fundamente brauche, von de-nen er lebt. In fünf Punkten stellte er die Gesamtsituation der katholischen Kirche und die Beziehung der Kirche zu den Soldaten dar und erklärte die Symbolik der Weihe und der Ausstat-tung. Während des Gesangs der Aller-heiligen-Litanei weihte er die Kapelle, die dem seligen Pater Rupert Mayer SJ gewidmet ist und setzte die Reliquien des Seligen in die Altarplatte ein. Der Altar stammt wie die übrige Innenein-richtung aus der aufgelösten Hauska-pelle der Barmherzigen Brüder in Bad Reichenhall. Das große Fenster an der Rückseite ist ein Geschenk des staat-lichen Hochbauamtes und stammt aus dem Kloster Laufen.

Umrahmt wurde der Gottesdienst durch die Karlsteiner Böllerschützen, den Kirchenchor der Stadtpfarrei St. Nikolaus und eine Abordnung des Ge-birgsmusikkorps Garmisch. Etwa 450 Gäste und Soldaten, darunter Landrat, Oberbürgermeister und Divisionskom-mandeur nahmen teil.

Auf dem Fundament der KircheKapellen-Einweihung in Bad Reichenhall

© W

illi S

chuss

(4)

Page 19: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

19Kompass 12I12

Aus

der

Mili

tärs

eels

org

e

Vorgeschichte und Dank

Im Anschluss an die Weihe fand ein Empfang für die geladenen Gäste im Unteroffizier- und im Mannschaftsheim des Standortes statt, mit dem die of-fizielle Feier endete. Am Abend wurde der Öffentlichkeit Gelegenheit gege-ben, an einer ökumenischen Andacht teilzunehmen und sich über die Ent-stehung der Kapelle zu informieren.

Die ursprüngliche Idee zu einer mög-lichen Verlegung der Kapelle aus der Karfreitkaserne von Brannenburg nach Bad Reichenhall hatte man nämlich aufgrund der Besonderheiten vor Ort frühzeitig wieder verwerfen müssen, da sich die Versetzung des Rundbaus als zu schwierig erwies. Der Gedanke und Wunsch nach einem Gotteshaus in der Kaserne blieb jedoch bestehen. 2008 entschied die Brigadeführung auf Nachfrage von Pfarrer Straßer, das Projekt erneut aufzugreifen; einherging der Entschluss zum Neubau. In enger Kooperation von Militärpfarrer Straßer mit den öffentlichen Einrichtungen und örtlichen Unternehmen begann im Mai 2011 der Bau der Pater-Rupert-May-er-Kapelle mit der Grundsteinlegung nach dem Motto „von Soldaten, für Soldaten“.

Maßgeblich an der Planung, Umset-zung und dem Bau der Kapelle war Oberstabsfeldwebel Rainer Flechsen-har als staatlich geprüfter Bautech-niker beteiligt, bei dem sich Bischof Overbeck ausdrücklich bedankte.

Hans Reiter

Mehr Fotos und die Predigt des Militärbischofs im Internet: www.katholische-militaerseelsorge.de und www.kmba.de

Der sehr bewusst gestaltete Innenraum der Kapelle

Militärbischof Overbeck und Konzelebranten am tragbaren Altar an der Außenseite der neuen Kapelle

Der Militärbischof überreicht die Militärseelsorge-Medaille an Rainer Flechsenhaar. Im Hintergrund Militärpfarrer Martin Straßer.

Page 20: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

20 Kompass 12I12

Aus

der

Mili

tärs

eels

org

e

Unterrichtende an Schulen, Universi-täten oder Einrichtungen der außer-

schulischen Jugend- und Erwachsenen-bildung sind gut beraten, auf ein neues Thema entsprechend einzustimmen. Dazu dienen die unterschiedlichsten Medien, die in einer Vielzahl von di-daktischen Unterrichtsmodellen ange-boten werden. Ähnlich verhält es sich im LKU, der seit geraumer Zeit in den Streitkräften für die Soldatinnen und Soldaten als berufsethische Qualifizie-rung verpflichtend vorgeschrieben ist. In der Regel sind es Militärpfarrer oder Pastoralreferenten, die entweder im zweistündigen Unterricht in den Kaser-nen oder auch in Seminarveranstaltun-gen – nicht selten in Bildungshäusern außerhalb der militärischen Liegen-schaft – den LKU für die Soldatinnen und Soldaten konzipieren, in didakti-scher Hinsicht strukturieren und dann selbst durchführen.

„On Screen“Kurzfilme für den Lebenskundlichen Unterricht (LKU) vorgestellt

Zeitgemäße Medien als gelungene „Türöffner“ für den LKU: Didaktikportal des Zentrums für ethische Bildung (zebis) im Mittelpunkt

Militärpfarrer und Pastoralreferenten können dafür neuerdings auf ein zu-sätzliches Angebot zurückgreifen, das sich zumeist als erster Einstieg in die ethische Themenstellung eignet. Die-ses zeitgemäße Medium ist am Ham-burger „Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften“ (zebis) unter Lei-tung von Direktorin Dr. Veronika Bock vor gut einem halben Jahr auf den Weg gebracht worden. Unterstützt und gefördert durch die Katholische Friedensstiftung (Hamburg) und das Katholische Militärbischofsamt (Berlin) waren alle Voraussetzungen gegeben, um die Initiative aus dem zebis auf ei-nen erfolgreichen Weg zu bringen. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen: Im bis auf die letzten Reihen gefüllten Kinosaal des Hollywood Media Hotels am Kurfürstendamm in Berlin, wurden erstmals – gleichsam als Premiere – vier ausgewählte Kurzfilme präsentiert.

Die am Projekt Beteiligten von zebis und Medienhochschule

© z

ebis

/ A

nnett

e B

runsm

eie

r (3

)

Page 21: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

21Kompass 12I12

Aus

der

Mili

tärs

eels

org

e

Vier jungen Nachwuchsregisseuren – Studentinnen und Studenten im 4. Semester der privaten Kölner „Mac-romedia Hochschule für Medien und Kommunikation“ – war im Rahmen ihrer Ausbildung die Aufgabe gestellt, Kurzfil-me für den LKU unter Anleitung der in der Projektleitung engagierten Profes-sorin der Hochschule, Sibylle Stürmer, zu produzieren. Herausgekommen sind innerhalb von vier Monaten vier „Social Spots“, mit knapp bemessenem Bud-get produziert: Für den LKU – aber auch darüber hinaus, wie beispielsweise für die kirchliche Jugendarbeit – gelungene „Türöffner für eine weitere Diskussion um ethische Grundfragen“, so wörtlich der mit der Projektbetreuung beauftrag-te Militärpfarrer Pater Jonathan Göllner.

Die Zusammenarbeit ein Genuss –  die Auswahl eine „Zumutung“

Die Vorgabe für die jungen Regisseu-re, auf keinen Fall zu versuchen, typi-sche Szenen des soldatischen Alltages nachzustellen, erwies sich als hilfreiche Vorgabe. Allesamt greifen die Kurzfilme mit zivilen jungen Darstellern Themen auf, die in ungewohnter Art und Weise, filmisch und künstlerisch hochprofes-sionell, neue visuelle Zugangsmög-lichkeiten für eine vertiefende Ausein-andersetzung um „Diebstahl“ (Martin Czopowski), „Begehren“ (Diana Kaiser), „Männerrap“ (Bastian Damblon, Vera Maier) und „Beat ’em up“ (Christo-pher Graage) eröffnen. Mit Blick auf das Curriculum für den LKU, welches für die Streitkräfte in der Zentralen Dienstvorschrift 10/4 vorgegeben ist, lassen sich die Kurzfilme vorbehaltlos

einordnen. Aspekte der persönlichen Lebensführung und der Appell, dafür Verantwortung zu übernehmen, werden ebenso aufgegriffen wie Aspekte zu „Verantwortung und Schuld“, welche szenisch in dem Kurzfilm „Diebstahl“ aufgearbeitet sind.

Auf Nachfrage in der anschließenden Diskussion mit zwei der anwesenden Nachwuchsregisseure konnte Frau Dr. Bock darüber informieren, dass es am zebis mit den Kurzfilmen alleine nicht getan ist. So erarbeitete ein Team von Mitarbeitern weitere Unterrichtskon-zepte für spezifische Zielgruppen un-ter Soldatinnen und Soldaten. Im Blick sind dabei Offiziere ebenso wie Unter-offiziers- und Mannschaftsdienstgrade. Das dafür online eingerichtete Didaktik-portal, in dem ab sofort die Kurzfilme und zusätzliche Unterrichtsmaterialien kostenfrei zu Verfügung stehen, gibt

dazu weitere Auskunft. Mit einem Im-biss, bei dem die Möglichkeit für wei-tere Gespräche mit den Filmemachern, Militärseelsorgern und Soldaten gege-ben war, endete in der Bundeshaupt-stadt eine Veranstaltung, die mit dazu beitragen konnte, die professionelle Ar-beitsweise des zebis als einer Einrich-tung des Katholischen Militärbischofs zu dokumentieren.

Josef König

Nähere Informationen unter: www.zebis.eu

Austausch mit den Jungregisseuren Martin Czopowski (links) und Chris Graage (Mitte)

Page 22: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

22 Kompass 12I12

Aus

der

Mili

tärs

eels

org

e

Die Katholische Militärgemeinde Holloman hat auch in diesem Jahr

zusammen mit der Deutschen Schu-le Alamogordo einen Martinsumzug und eine anschließende Martinsfeier mit Lagerfeuer ausgerichtet. Veran-staltungsort war wieder die amerikani-sche katholische St.-Jude-Gemeinde in Alamogordo. Unter der Anleitung von Lehrerin Iris Hirt-Filipowski übten die Grundschulkinder bereits Wochen vor-her Martinslieder ein und bastelten La-ternen für den Umzug.

In der gut besuchten St.-Jude-Kirche begrüßte Pfarrhelfer Hermann Lach-nit alle teilnehmenden Kinder, Eltern und Erwachsenen und bedankte sich bei allen Mitwirkenden, die sich wie alle Jahre für dieses traditionelle Fest mit Tatkraft zur Verfügung stellten. In der anschließenden Andacht machte eine Gruppe von Kindern anhand ei-nes kleinen Rollenspiels, einstudiert von Karin Reiß, die Geschichte des heiligen Martins lebendig. Beim Tei-

Hallo,hier ist Nils!

Auto

r: T

ors

ten B

ierd

el

Es ist Advent. Das heißt, es gibt Plätz-

chen, von Mama und mir selbstgebackene.Morgens stehe ich nun extra früh auf, um mein Türchen am Adventskalender zu öffnen. Einen Tannenbaum haben Papa und ich auch schon gekauft, ich hab ihn ausgesucht und Papa bezahlt. Nur Schnee gibt es leider noch keinen. Wir mussten den Baum nach Hause tragen: Ich hab ordentlich geholfen, also ich hab die Spitze getragen und Papa den Rest; denn die Weihnachts-baumspitze ist das Wichtigste über-haupt, da kommt der Stern dran.Die Vorweihnachtszeit ist für mich die schönste Zeit im Jahr – sie dauert nur leider viel zu lange. Jeden Tag zähle ich nun die Tage bis Weihnachten – und jeden Tag denke ich: Ach so lange noch! Bei meinen Eltern ist das genau anders herum. Ständig sagen sie, dass die Zeit so schnell vergeht, dass sie noch tausend Sachen erledigen müssen und dass Weihnachten im-mer zu früh kommt. Ich hab mir mal ih-ren Adventskalender angeschaut, ob da vielleicht weniger Türen dran sind, als bei meinem. Nein, auch 24 – wahr-scheinlich macht Mama immer zwei Türen auf einmal auf, sie hat nämlich eine Schwäche für Schokolade.Jetzt sind es nur noch ein paar Tage bis Weihnachten und ich bin wirklich schon sehr aufgeregt. Meine zwei größten Wünsche habe ich auf einen Wunschzettel geschrieben und mit einem Stück Schokolade vor die Tür gelegt. Schon am nächsten Morgen war mein Wunschzettel verschwunden und die Schokolade auch. Ich glaube, ich habe gute Chancen, dass sich meine Wünsche erfüllen.Aber wenn ich ehrlich bin – das Schönste an Weihnachten ist, mit meiner Familie an Heiligabend, nach dem Gottesdienst, zu Hause vor dem Tannenbaum zu sitzen und beim Ker-zenlicht unserer Weihnachtspyramide Lieder zu hören, auch wenn Mama mir wieder die ganzen Plätzchen wegfut-tert.Fröhliche Weihnachten!

Euer Nils

„Ich geh mit meiner Laterne – Sankt Martin ist ein frommer Mann“

Deutsches Brauchtum in Alamogordo

len des Mantels und der ausgeteil-ten Weckmänner (Hefeteig-Gebäck) verdeutlichten sie anschaulich und kinderfreundlich, dass das Teilen ein sozialer Grundpfeiler und Vorausset-zung für ein gutes menschliches Zu-sammenleben ist.

Angeführt von Sankt Martin mit Pferd und von zwei Trompetern ging der eindrucksvolle Martinsumzug durch den Gemeindegarten von St. Jude zum Lagerfeuer. Die tatkräftigen Hel-fer des Mitarbeiterkreises empfingen alle Teilnehmer mit heißen Würstchen, Weckmännern, Tee, Glühwein und vie-lem mehr. Der allzu frühe Ausverkauf von Würstchen und Brötchen zeigte den Erfolg der Veranstaltung und dass deutsches Brauchtum und Tradition bei den Bundeswehrangehörigen hier am Standort Alamogordo und fern der Heimat einen hohen Stellenwert ha-ben kann.

Josef Reiß

Der Kinderchor bei der Martinsfeier in der St.-Jude-Church

© J

ose

f Reiß

Page 23: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

23Kompass 12I12

Vera

nst

altung

Auf Initiative des ehemaligen Wehr-beauftragten des Deutschen Bun-

destages, Reinhold Robbe, wurde Mitte Juni 2010 in Berlin der „Runde Tisch Solidarität mit Soldaten“ gegründet. Zwischenzeitlich zählen 40 Organisati-onen und Verbände außerhalb der Bun-deswehr zu den Trägern dieser Solida-ritätsinitiative, die sich – bislang ohne typischen administrativem Überbau – zum Ziel gesetzt hat, gesellschaftli-che Wertschätzung für den Dienst des Soldaten zu fördern. Mithin war Mitte November erneut Gelegenheit gege-ben, sich über das selbst gesetzte Vorhaben zu vergewissern und weitere Schritte mit Blick auf das gesteckte Ziel zu initiieren und zu planen.

Dr. Peter Struck, Vorsitzender der Fried-rich-Ebert-Stiftung und ehemaliger Bun-desminister der Verteidigung, nutzte anlässlich des Workshops, den die Soli-daritätsinitiative an zwei Tagen am Ber-liner Sitz der Stiftung veranstaltete, die Gelegenheit, um in seinem Grußwort in Erinnerung zu rufen, dass es mit zu den Aufgaben der Verfassungsinstitu-tionen und der Politik in Deutschland insgesamt zählt, Soldaten „den Rücken zu stärken“ und dafür auch die politi-schen Rahmenbedingungen zu schaf-fen. Struck, der zu Ende des ersten Abschnitts der Workshops ebenfalls an einer Podiumsdiskussion teilnahm, sagte in diesem Zusammenhang zu, in

weiteren Veranstaltungen der Stiftung mit dazu beitragen zu wollen, Solidari-tät für die Soldatinnen und Soldaten zu fördern.

Zwei Vorträge, die der Frage zum Ver-hältnis von Gesellschaft und Militär in Deutschland nachgingen, sortierten aus sozialwissenschaftlicher Sicht die dazu vorliegenden Befunde: Dr. Heiko Biehl, der den Forschungsschwerpunkt „Multinationalität / Europäische Streit-kräfte“ am Sozialwissenschaftlichen In-stitut der Bundeswehr (Strausberg) lei-tet, und Oberstleutnant i. G. Dr. Detlef Buch, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsgruppe Sicherheitspo-litik an der Stiftung Wissenschaft und Politik (Berlin), spannten dabei einen weiten Bogen für eine breite Diskussion über Ursachen und Gründe, die für ein vermeintliches „freundliches Desinte-resse“ angeführt werden könnten.

Tiefsinnig und nachhaltig schilderten Stabsunteroffizier Marko Libal, Haupt-feldwebel Karina Fiedler und ihr Ehe-mann Hauptfeldwebel Martin Fiedler – Letztere im Rettungsdienst in einer Vielzahl von Auslandseinsätzen –, Ein-drücke und Erfahrungen, die alle drei Soldaten mit ihrer Heimkehr nach ei-nem Auslandseinsatz machen mussten und fügten weitere Überlegungen für die Zukunft an. Stabsunteroffizier Libal, dessen Erfahrungen in Gefechtssitua-

„Solidarität mit Soldaten“ Runder Tisch tagte in der Friedrich-Ebert-Stiftung

Solidaritätsinitiative wendet sich an die ARD

6. Sitzung des Runden Tisches „Solidarität mit Soldaten“ unter dem Motto: „Wie solidarisch ist unsere Gesellschaft  gegenüber ihren Soldatinnen und Soldaten?“ Von links nach rechts: Christian Thiels, ARD-Hauptstadtstudio,  

Dr. Heiko Biehl, Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr (SOWI), Martin Weinert (FES), Dr. Peter Struck,  Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung, HptFw Karina Fiedler und HptFw Martin Fiedler

© B

undesw

ehr

/ Fr

ank

Egge

n

tionen gründen, in denen Kameraden gefallen waren, endete mit Blick auf die eigene Situation als Ehemann mit der Sorge um den Verlust seines Platzes in der Einheit ebenso, wie im gesell-schaftlichen Umfeld: „Wahrscheinlich habe ich meinen Platz verloren“, so der junge Stabsunteroffizier am Ende sei-ner Einlassungen im Plenum.

Nicht einfach war es für den Ressort-leiter Verteidigung und Sicherheitspoli-tik im ARD-Hauptstadtstudio Christian Thiels im Anschluss daran, über die vermeintliche Macht der Medien zu referieren. „Einsätze in den Medien immer ausreichend zu platzieren“, so Thiels, „steht in Konkurrenz zu allen weiteren politischen Themen, über die zu berichten die öffentlich rechtlichen Sendeanstalten in Deutschland ver-pflichtet sind.“ Mit Blick auf die The-menwoche in der ARD „Leben mit dem Tod“, die vom 17. bis 23. November ausgestrahlt wurde, regten die Solda-tinnen und Soldaten noch während des Workshops an, im Zusammenhang mit dem Dienst des Soldaten eine ähnli-che Themenwoche in der ARD auszu-strahlen. Dazu wurden im Verlauf des zweiten Workshop-Tages konkrete Initi-ativen überlegt. Beabsichtigt ist, sich mit diesem Anliegen an die derzeitige Intendantin der ARD zu wenden.

Josef König

Page 24: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

24 Kompass 12I12

Gla

ube,

Kirch

e, L

eben

Rechtzeitig vor Weihnachten gibt das weltweite katholische Hilfswerk „Kir-

che in Not“ ab sofort das „Glaubenspa-ket Kinderbibel“ heraus. Dieses ideale christliche Geschenk zum Teilen und Weitergeben ist prall gefüllt mit alters-gerechten Glaubensprodukten für Kin-der von ein bis vierzehn Jahren.

Von einem Bilderbuch, einem Puzzle und Bildergeschichten für Kleinkinder, über die Kinderbibel „Gott spricht zu sei-nen Kindern“ sowie dem dazugehörigen

Hör- und Malbuch für Schulkinder bis hin zum coolen Bibel-Stickeralbum samt Sticker-Starterpaket für Teenager ist für den ganzen Nachwuchs etwas dabei.

„Die Familie ist der erste Ort, an dem Kinder den Glauben erleben. Das ‚Glau-benspaket Kinderbibel‘ gibt Eltern um-fassende Materialien für ihre wichtige Aufgabe an die Hand“, erklärt „Kirche in Not“-Geschäftsführerin Karin Maria Fenbert den Grundgedanken. Das pas-torale Hilfswerk „Kirche in Not“ ist eine

Ein „Glaubenspaket“ für den frommen Nachwuchs

päpstliche Stiftung, zu deren Aufgaben neben der Unterstützung von Pfarreien in der Dritten Welt auch die Förderung des katholischen Glaubens in Deutsch-land gehört.

Das „Glaubenspaket Kinderbibel“ kos-tet 15 Euro und kann bestellt werden unter www.kirche-in-not.de/shop

oder:KIRCHE IN NOTLorenzonistr. 6281545 MünchenTelefon: (089) 6 42 48 88-0 Fax: -50E-Mail: [email protected]

Ein Pfarrhelfer und vier Pfarrhelferin-nen, ein Pastoralreferent und insge-

samt sieben Militärgeistliche nahmen als „die Neuen“ in diesem November am Einführungskurs „Die Katholische Militärseelsorge – Grundlage und Kon-zeption“ an der Berliner Kurie des Ka-tholischen Militärbischofs teil. Zu dem vielfältigen Programm von der Vorstel-lung der Militärseelsorge-Geschichte, von Verbänden und Institutionen, über den Englisch-Einstufungstest bis hin zu „Wie nutze ich sinnvoll die Daten-bank?“, zählte erstmalig ein Kamin-gespräch zum Thema „Religionen als Bindeglied in einer säkularen Gesell-schaft? – Problem, Rolle und Heraus-forderung“. Da es im Gästehaus des Militärbischofs zwar einen Gewölbe-keller, nicht aber einen offenen Kamin gibt, wurde die angenehme Gesprächs-atmosphäre „virtuell“ durch Lagerfeuer auf dem Großbildschirm unterstützt.

Unter der Gesprächsleitung des Wis-senschaftlichen Referenten Frank-Peter Bitter setzten sich als Vertreter des

Judentums Stephan J. Kramer, Gene-ralsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland und Mitglied im Beirat Innere Führung, und ein Vertreter aus Politik und evangelischer Kirche, Pastor Dr. Matthias Schreiber, Kirchenreferats-leiter in der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, auseinander. Bei-de stellten sich der Frage, „was die Welt im Innersten zusammenhält“ bzw. ob es eine „Weltenformel“ gäbe? Sie erinnerten einerseits an „Sternstunden der Religionen“, wie etwa den Mauerfall vor 23 Jahren, andererseits auch an die erkennbare „Renaissance der Funda-mentalisten“.

Mit den Fragen nach der Rolle von Geld, Macht und Einfluss der Kirchen und Religionen sowie dem exemplarischen Blick auf die Beschneidungsdebatte öffneten Sie das Gespräch auch für die Teilnehmer und Gäste des Einfüh-rungskurses. Nach knapp zwei Stunden intensiver Diskussion blieb neben man-chen Erkenntnissen die Frage offen, ob Schwäche tatsächlich auch Stärke sein könne, sowie der Eindruck, dass auch Ratlosigkeit die verschiedenen Glau-bensrichtungen verbinden kann.

Jörg Volpers

Erstmals Kamingespräch beim Militärseelsorge-Einführungskurs

© K

MBA /

Jörg

Volp

ers

Page 25: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

25Kompass 12I12

Lexi

kon d

er

Ethik

Lexi

kon d

er

Ethik

Lexikon der Ethik: Diskurs

Das Abendprogramm der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender bietet

gegenwärtig fast jeden Tag eine Talk-show zu Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Was als Forum kri-tischer Information und Meinungsbil-dung angekündigt wird, bietet aller-dings meist nur ein Spielfeld, auf dem sich die Teilnehmer selbst darstellen können und das sie nutzen, um Zustim-

mung für sich oder zur Politik einer be-stimmten Partei zu erreichen. Geht es dennoch in Ordnung, solche Veranstal-tungen als Diskussionen oder Diskurse zu bezeichnen?

Denken im Dialog

Der Ausdruck ‚Diskurs‘ kommt aus dem Lateinischen: ‚discurrere‘ heißt ‚hin und her laufen‘. Diskurs ist also eine Situation, in der Redebeiträge wech-selseitig aufeinander bezogen sind. Der Gegenbegriff wäre der des Trak-tats, eines Textes, der aus einer Quelle fortlaufend entwickelt wird. Und dort, wo Erkenntnis über wechselnde Rede, Argument und Gegenargument gewon-nen wird, spricht man von diskursiver Erkenntnis. Der Gegenbegriff hierzu ist die intuitive Erkenntnis.‚Diskurs‘ ist ein Lieblingsbegriff vie-ler Philosophen, und viele haben ihre Werke als „discorsi“ oder „discours“ über etwas bezeichnet. Im deutschen Sprachraum ist der Begriff des Diskur-ses in der Philosophie insbesondere mit den Namen Karl-Otto Apel und Jür-gen Habermas verbunden.

Argumentierende Kommunikation

Bei Habermas steht am Anfang die Einsicht, dass wir mit Sprache unter-schiedliche Dinge tun können: Wir kön-

nen andere bedrängen, sozial ausgren-zen oder einbeziehen, sie kränken und missachten, aber auch Sympathie und Achtung zum Ausdruck bringen. Und wir können behaupten: nicht nur uns selbst, sondern Tatsachen, Normen und unsere Einstellungen zu Sätzen. Wir stellen also Geltungsansprüche auf: „Dort hinten steht ein Pferd.“ Mit diesem Satz wird eine Tatsache be-

hauptet und beansprucht, dass der Satz als wahr zu gelten habe. Eine an-dere Person kann den Satz dadurch prüfen, dass sie nachsieht, ob dort hinten tatsächlich ein Pferd steht.

Aber nicht bei allen Sätzen ist das so einfach: „Das Pferd muss gefüttert werden!“ Einen solchen Imperativ kann man nicht einfach direkt empirisch prüfen. Man könnte einwenden, es sei erst gefüttert worden oder es dürfe derzeit nicht so oft gefüttert werden wegen einer Erkrankung. Diese Dinge klären sich im Gespräch.

Aber nicht alle Dinge klären sich im Gespräch: Oft können sich Gesprächs-partner nicht einigen – so wie in der Talkshow. Während diese meist auf den Dissens angelegt ist, empfinden wir im realen Leben den Dissens als Hindernis für unser Handeln. Hier setzt der Diskurs an: „Unter dem Stichwort ‚Diskurs‘ führe ich die durch Argumen-tation gekennzeichnete Form der Kom-munikation ein, in der problematisch gewordene Geltungsansprüche zum Thema gemacht und auf ihre Berech-tigung hin untersucht werden.“ (J. Ha-bermas) Der Diskurs in diesem termi-nologischen Sinne kommt also erst dann ins Spiel, wenn das normale Ge-spräch in irgendeiner Weise daneben ging.

Diskurs ideal

„Der Diskurs ist eine spezielle Form der Kommunikation, mit der die Betei-ligten auf spezifische Störungen ihrer Kommunikation reagieren“ (K. Gün-ther), also eine Art Berufungsinstanz im kommunikativen Handeln. Damit er aber als solche funktionieren kann, darf er nicht die Fehler unserer Alltags-

kommunikation wiederholen, die darin bestehen, dass wir überreden oder gar überwältigen wollen. Wir

müssen zumindest kon-trafaktisch ein Moment der Herrschaftsfreiheit unterstellen und uns gegenseitig als autono-me Diskursteilnehmer

achten, um das Ziel des Diskurses, die Überwin-dung des Dissenses im

begründeten Konsens, zu erreichen.

Der griechische Philosoph Platon hat in seinem Dialog „Theätet“ das Den-ken als „ein inneres Gespräch der Seele mit sich selbst über die Dinge, die sie betrachtet“ (189e), bezeichnet. Wir sind heute unsicher, ob die innere Abwägung ausreichen kann, um Gel-tungsansprüche zu rechtfertigen. Wer ernsthaft vorhat, sie wechselseitig zu prüfen, wird nicht umhinkommen, sich im Gespräch mit seinen Partnern auf Wahrheit (Richtigkeit) und Wahrhaftig-keit zu verpflichten. Dort wo von vorn-herein kein Diskursideal, sondern bloß ein Aufmerksamkeits- und Erregungs-ziel oder der eigene Vorteil erstrebt werden, dient Kommunika tion strate-gischer Manipulation. Es ist schade, dass letzteres in den öffentlichen Me-dien viel häufiger demonstriert wird als die beglückende Erfahrung gelingender Diskurse.

Dr. Bernhard Koch,

Projektleiter am Institut für Theologie und

Frieden, Hamburg © z

ebis

/ S

andra

Bia

lek

Page 26: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

26 Kompass 12I12

Auf ein

Wort

Impressum KOMPASS Soldat in Welt und Kirche

ISSN 1865-5149

Redaktionsanschrift

KOMPASS Soldat in Welt und Kirche

Am Weidendamm 2, 10117 Berlin

Telefon: +49 (0)30 20617-422

Telefax: +49 (0)30 20617-499

E-Mail kompass@katholische-

soldatenseelsorge.de

www.katholische-militaerseelsorge.de

Chefredakteur Josef König (JK)

Redakteur Jörg Volpers (JV)

Redakteurin Barbara Ogrinz (BO)

Bild, Layout und Satz Christine Faßbender

Lektorat Schwester Irenäa Bauer OSF

Herausgeber

Der Katholische Militärbischof für

die Deutsche Bundeswehr

Verlag, Druck und Vertrieb

Verlag Haus Altenberg

Carl-Mosterts-Platz 1

40477 Düsseldorf

Leserbriefe

Bei Veröffentlichung von Leserbriefen behält sich die

Redaktion das Recht auf Kürzung vor.

Hinweis

Die mit Namen oder Initialen gekennzeichneten Beiträge

geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers

wieder. Für das unverlangte Einsenden von Manuskripten

und Bildern kann keine Gewähr und für Verweise in das

Internet keine Haftung übernommen werden. Bei allen

Verlosungen und Preisausschreiben in KOMPASS. Soldat

in Welt und Kirche ist der Rechtsweg ausgeschlossen.

Leuchtende Sterne in Weihnachts-dekorationen und Straßenschmuck

begegnen uns in der Advents- und Weihnachtszeit ganz selbstverständ-lich. Sterne aus verschiedenen Mate-rialien dienen als stilvolle Beigaben zu Geschenken. Der Bayerische Rundfunk führt schon seit Jahren in der Advents-zeit die Aktion „Sternstunden“ durch, in der bedürftigen Menschen Hilfe in schwierigen Situationen zukommt. Ge-mäß dem Song von DJ Ötzi, „Ein Stern, der deinen Namen trägt“, bieten Fir-men und Sternwarten gut betuchten Interessenten an, gegen nicht zu ge-ringe Zahlungen Sterne nach ihnen zu benennen. Sterne also all überall, eine Selbstverständlichkeit, die zu Weih-nachten gehört wie die Plätzchen und die stimmungsvollen Lieder. Doch was sagt uns der Stern wirklich noch, au-ßer, dass er als schmückendes Acces-soire dient?

Ein Blick in den Nachthimmel macht sehr schnell deutlich, dass Sterne die Dunkelheit erhellen und die Orientie-rung erleichtern. Sternbilder haben dar-über hinaus die Menschen zu allen Zei-ten fasziniert und noch heute wird über das Sternzeichen, in dem ein Mensch geboren wird, heftig spekuliert.

Gottes Sternzeichen

Mit der Geburt Christi ist für uns Men-schen eine ganz besondere „Stern-stunde“ angebrochen. „Seht ein Stern ist aufgegangen, denen die in Nacht gefangen“, so stellt es ein altes Weih-nachtslied dar. In Christus ist die Nacht der Menschheit durchbrochen worden durch den Glanz des dreifaltigen Gottes und hat eine neue Art der Beziehung zwischen Gott und dem Menschen er-möglicht.

Im Matthäus-Evangelium berichten die Sterndeuter: „Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“ Auch heute sind Menschen auf der Suche nach dem

wirklichen Sinn des Lebens. Papst Benedikt XVI. sagt dazu: „Helft den Menschen, den wirklichen Stern zu ent-decken, der uns den Weg zeigt: Jesus Christus.“ Er fordert uns als Christen auf, mit unserem Leben für die Suchenden in unserer Welt zu Sterndeutern zu wer-den, hinzuweisen auf den, der Licht und Leben in Fülle gebracht hat und immer wieder neu bringen will. Gerade in Zei-ten, in denen die Dunkelheiten von Krie-gen, Naturkatastrophen, Hungersnöten, Wirtschafts- und Finanzkrisen und nicht zuletzt vielen psychischen Belastungen Menschen ihren Alltag und ihre Existenz verfinstern, ist das Bedürfnis nach Wär-me, Licht und tragfähiger Zukunftspers-pektive ausgeprägter als je zuvor.

Ich wünsche uns allen, dass uns im-mer wieder das Licht der Weihnacht in unserem Leben aufgeht, jener helle Morgenstern, der uns, die auf der Su-che sind, mit seinem Glanz erfüllt und Orientierung auf unseren Lebenswegen schenkt: Gottes Sohn, Jesus Christus.

Militärdekan Bernd F. Schaller,

Katholisches Militärpfarramt Berlin I, Julius-Leber-Kaserne

Ein Stern, der seinen Namen trägt

© p

ixelio

.de /

Hele

ne S

ouza

© K

MBA /

Dore

en B

ierd

el

Page 27: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

27Kompass 12I12

Uhr mit eingebauter Kamera zu gewinnen

Gewinner des Rätsels der Ausgabe 11/12 ist: Ralf Kläser, Wachtberg. Wir gratulieren!

Lösungswort: Pfarradministrator – Ein katholischer Priester, der mit der Seelsorge und Verwaltung einer Pfarrei beauftragt ist, ohne zum Pfarrer ernannt zu sein.

Wir verlosen eine 8GB SpyWatch-Uhr mit eingebauter, wasserdichter Kamera. Mit Ihrer Teilnahme sichern Sie sich eine Gewinnchance, sobald Sie uns das richtige Lösungs-wort mitteilen.

Das Lösungswort bitte bis

18. Dezember 2012an die Redaktion Kompass. Soldat in Welt und Kirche Am Weidendamm 210117 Berlinoder per E-Mail an [email protected] (Wir bitten um eine Lieferanschrift und um freiwillige Altersangabe.)Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kurie des Katholischen Militär-bischofs (Berlin) und deren Angehörige sind nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Räts

el

Page 28: Ich verkünde euch eine frohe Botschaft · zum Mitfeiern. Das beklagt der Armuts- und Reichtumsbe-richt der Bundesregierung, der im zeitlichen Abstand von jeweils vier Jahren dem

Spendenkonto 345 BLZ 360 602 95 Bank im Bistum Essen

5 Euro* HilfeSMS mit adveniat an 8 11 90*5 Euro zzgl. SMS-Gebühr ∙ 4,83 Euro gehen an Adveniat.

Spendenkonto 345 BLZ 360 602 95 Bank im Bistum Essen

Weihnachtskollekte zurAdveniat-Aktion 2012 am 24. und 25. Dezember für die Menschen in Lateinamerika

Gre

gour

io, M

arga

rita

und

Mar

ina:

Mit

glie

der

der

Bas

isge

mei

nde

in C

ocha

bam

ba, B

oliv

ien.

Fot

o: A

chim

Poh

l

Mitten unter euch