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4 Natur & Garten Juli 2008 Naturgärten planen und bauen „Im Moment gestalten wir einen richtig großen Garten im Raum Ludwigsburg um“, erzählte Frieder Weigand von der Firma natur art und die Begeisterung war ihm anzusehen. Wie groß er denn sei, fragten wir und warteten gespannt auf die Antwort. „Ja, riesig halt, so um die 500 m² müsste er haben“. Fünfhundert? Du meinst wohl fünftausend? Nein: 500! Wir (Zuhörer) sehen uns amüsiert an, rie- sig ist eben doch ein relativer Begriff. Auch wenn ich schon seit über 18 Jahren in Süddeutschland wohne, habe ich mich immer noch nicht an die hiesigen Gar- tendimensionen gewöhnt. Unvorstellba- re teure Grundstückspreise im Großraum Stuttgart bedeuten leider, dass viele Häu- ser (wenn überhaupt) von so genannten Handtuchgärten, oft nicht größer als 150 bis 300m², gesäumt werden. Auch Zeit- mangel der berufstätigen Besitzer ist ein häufiges Argument dafür, dass keine grö- ßeren Grundstücke gekauft werden. Kleine Gärten sind eine besondere Her- ausforderung. Die große Kunst liegt hier in der Beschränkung, damit er nicht un- ruhig oder „überladen“ wirkt. Gartenbesitzer dieser Größenordnung denken oft, dass sie nicht viel aus ihren Grundstücken machen können. Selbst wenn sie Reinhard Witts Bücher gelesen haben, resignieren sie und kommen zu dem Ergebnis, dass sie mindestens eine Null an ihr Grundstück dranhängen müss- ten. Aber wie groß muss denn ein Garten sein, damit er ein Naturgarten sein kann? Diese Frage ist leicht zu beantworten, wie uns das natur art -Trio Hansjörg Bärtschi, Marc Wiesemann und Frieder Weigand auf einer halbtägigen Exkursion im Raum Ludwigsburg zeigte. Eingebettet in das Vorstandstreffen wurden wir am 31. Mai durch vier verschiedene Kundengärten geführt. Diese Beispiele bestätigten, was schon lan- ge Naturgarten-Theorie ist: Für Naturgär- ten gibt es keine Mindestgröße. Im Gegen- teil: Trockenmauern, Zäune, Natursteine, ästhetisch anspruchsvolle Pflanzungen, Strukturen, Blickpunkte und geschickte Wegführungen lassen jeden Garten op- tisch größer und attraktiv erscheinen. Es gab so viel zu entdecken, dass wir die reale Größe tatsächlich „vergaßen“ und überhaupt nicht danach fragten. Das wurde erst beim Schreiben dieses Arti- kels nachgeholt. Weil diesen kleinen, städtischen Natur- gärten bisher viel zu wenig Aufmerksam- keit geschenkt wurde, möchte ich die vier Exkursionsgärten kurz vorstellen. Ein kleines Gartenporträt in Steckbriefform und ein paar Fotos sollen genügen, um Sie, liebe Leser, für diese „Minis“ zu be- geistern. Ideen für kleine Naturgärten Gartenbesichtigungen mit der Firma natur art im Raum Ludwigsburg 90 m² Naturgarten fesselten die Exkursionsteilnehmer (Garten 1) alle Fotos © Kerstin Lüchow Offene Gartengrenzen: Kräuterspirale, Trockenmauer und schmales Wildblumenbeet statt meterhohem Sichtschutz (Garten 1)

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4 Natur & Garten Juli 2008

Naturgärten planen und bauen

„Im Moment gestalten wir einen richtig großen Garten im Raum Ludwigsburg um“, erzählte Frieder Weigand von der Firma natur art und die Begeisterung war ihm anzusehen. Wie groß er denn sei, fragten wir und warteten gespannt auf die Antwort. „Ja, riesig halt, so um die 500 m² müsste er haben“. Fünfhundert? Du meinst wohl fünftausend? Nein: 500! Wir (Zuhörer) sehen uns amüsiert an, rie-sig ist eben doch ein relativer Begriff .

Auch wenn ich schon seit über 18 Jahren in Süddeutschland wohne, habe ich mich immer noch nicht an die hiesigen Gar-tendimensionen gewöhnt. Unvorstellba-re teure Grundstückspreise im Großraum Stuttgart bedeuten leider, dass viele Häu-ser (wenn überhaupt) von so genannten Handtuchgärten, oft nicht größer als 150 bis 300m², gesäumt werden. Auch Zeit-mangel der berufstätigen Besitzer ist ein häufi ges Argument dafür, dass keine grö-ßeren Grundstücke gekauft werden.

Kleine Gärten sind eine besondere Her-ausforderung. Die große Kunst liegt hier in der Beschränkung, damit er nicht un-ruhig oder „überladen“ wirkt.

Gartenbesitzer dieser Größenordnung denken oft, dass sie nicht viel aus ihren Grundstücken machen können. Selbst wenn sie Reinhard Witts Bücher gelesen haben, resignieren sie und kommen zu dem Ergebnis, dass sie mindestens eine Null an ihr Grundstück dranhängen müss-ten. Aber wie groß muss denn ein Garten sein, damit er ein Naturgarten sein kann?

Diese Frage ist leicht zu beantworten, wie uns das natur art -Trio Hansjörg Bärtschi, Marc Wiesemann und Frieder Weigand auf einer halbtägigen Exkursion im Raum Ludwigsburg zeigte. Eingebettet in das Vorstandstreff en wurden wir am 31. Mai durch vier verschiedene Kundengärten geführt.

Diese Beispiele bestätigten, was schon lan-ge Naturgarten-Theorie ist: Für Naturgär-ten gibt es keine Mindestgröße. Im Gegen-teil: Trockenmauern, Zäune, Natursteine, ästhetisch anspruchsvolle Pfl anzungen, Strukturen, Blickpunkte und geschickte Wegführungen lassen jeden Garten op-tisch größer und attraktiv erscheinen.

Es gab so viel zu entdecken, dass wir die reale Größe tatsächlich „vergaßen“ und überhaupt nicht danach fragten. Das wurde erst beim Schreiben dieses Arti-kels nachgeholt.

Weil diesen kleinen, städtischen Natur-gärten bisher viel zu wenig Aufmerksam-keit geschenkt wurde, möchte ich die vier Exkursionsgärten kurz vorstellen. Ein kleines Gartenporträt in Steckbrieff orm und ein paar Fotos sollen genügen, um Sie, liebe Leser, für diese „Minis“ zu be-geistern.

Ideen für kleine Naturgärten Gartenbesichtigungen mit der Firma natur art im Raum Ludwigsburg

90 m² Naturgarten fesselten die Exkursionsteilnehmer (Garten 1)

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Naturgärten planen und bauen

Garten 1, Möglingen:

Besonderheiten: Schöne Blickpunk-te und Blickachsen geben dem Garten Struktur. Rosa villosa ´Duplex´ und inte-ressantes Natursteinpfl aster am Eingang. Briefkasten der Fa. Gartenakzente. Dop-pelter (blickdichter) Holzzaun. Besonders schön: die Kräuterspirale als Eckelement.

Umgestaltet (Jahr): 2006Größe: 90m² Kosten pro m²: 130 €Wildsamenmischungen: Wärmeliebender Saum (Rieger-Hof-mann)Besondere Naturmaterialien: Recycling-Großpfl aster, Lärchenholz, Let-tenkeuperhauptsandstein.

Garten 2, Ludwigsburg:

Besonderheiten: Formal gestalteter Naturgarten mit angrenzendem Kinder-spielplatz. Großer Sitzplatz im Senkgar-ten als zentraler Mittelpunkt. Kräuterspi-rale in nur zwei Dimensionen. Besondere Naturmaterialien: Schilf-sandstein (Mühlbachtal), Lärchenholz (unbehandelt), Thüringer Muschelkalk im römischen Verband (Pfl aster)Umgestaltet (Jahr): 2007Größe: 120m² Kosten pro m²: 140 € Wildsamenmischungen: Schattsaum und ein- und zweijährige Ackerbegleitfl ora (Rieger- Hofmann)

Garten 3, Eberdingen:

Besonderheiten: Dachbegrünungen und Familienschwimmteich. Großes, an-grenzendes, zugepachtetes, naturbelas-senes Spielgelände für die Kinder. Natur-nahes, artgerechtes Hasengehege.

Umgestaltet (Jahr): 2005Größe: 580m² Kosten pro m²: 160 € Wildsamenmischungen: Dachbegrünung1 und Blumenwiese (Rie-ger-Hofmann)Besondere Naturmaterialien: Betonpfl aster Tegula Grauvariation von Beton Braun, bauseits vorhandene Mu-schelkalkmauersteine, Kastanien-Weide-zaun von Woodline.

Garten 4, Möglingen:

Besonderheiten: Familiengarten mit Partycharakter. Teich mit Bachlauf. Wild-blumengesäumte Wege ums Haus her-um.

Umgestaltet (Jahr): 2005/2006Größe: 480m² Kosten pro m²: 110 € Wildsamenmischungen: Blumenrasen (Rieger- Hofmann)Besondere Naturmaterialien: Würzburger Muschelkalk als Polygonal- und Bahnenplatten, Muschelkalkfelsen aus der Nachbarschaft

Eine Besichtigung der Gärten 2 bis 4 ist auf Anfrage möglich. Adressen bitte in der Geschäftsstelle des Naturgarten e.V. erfragen.

Weitere Infos zu großen und kleinen Na-turgärten und Schwimmteichen gibt es bei: natur art, Elly-Beinhorn-Str. 3, 71706 Markgröningen, www.natur-art.de

Kerstin Lüchow

Uferzone mit Totholzstamm als Sitzelement (Garten 4) Familengarten mit viel Platz zum Feiern (Garten 4)

Gefahr ausgesperrt (durch Kastanienholzzaun): (Klein-)Kinder dürfen nur unter Aufsicht im Naturschwimmteich baden (Garten 3)

Geborgenheit im Senkgarten: Großzügige Sitz-ecke für warme Sommerabende (Garten 2)