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Urteil des Landessozialgerichts Rheinland-Pfalz Teure Spezialprothese muss die GKV nicht zahlen Gesetzlich Krankenversicherte haben zwar durchaus auch einen Anspruch auf eine Badeprothese als Kassenleistung. Wie das Landessozialgericht (LSG) Rheinland-Pfalz nun klarstellte, muss die Kasse aber nicht die teurere Variante mit einem Schaft in Silikon- linertechnik zahlen. Der Klägerin wurde 2007 der rechte Unter- schenkel amputiert. Die Unterschenkelpro- these zahlte ihre Krankenkasse anstandslos. Als der behandelnde Arzt im Juli 2008 eine zusätzliche Bade- und Schwimm-Unter- schenkelprothese verordnete, bewilligte die Kasse eine Prothese in herkömmlicher Bau- weise mit Weichwandschaft. Die Klägerin aber wünschte sich eine Badeprothese mit Silikonlinertechnik, da dies der Ausstattung ihrer normalen Prothese entspreche. Doch mit diesem Wunsch scheiterte sie nicht nur vorm Sozialgericht Trier, sondern nun auch vor dem LSG Rheinland-Pfalz. Die teurere Badeprothese biete insgesamt nur geringe Gebrauchsvorteile, etwa bei längeren Strandurlauben oder längerem Stehen im Wasser, die eine Kostenerstattung durch die GKV nicht rechtfertig- ten, so die Richter. Zu erbringen sei nur eine ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche Hilfsmittelversorgung. Die Klägerin könne im Rahmen ihres Wunsch- und Wahl- rechts auch die teurere Prothese anschaffen, erklärten die Richter, sie müsse dann aber die Mehrkosten selbst tragen (Az.: L 5 KR 75/10). Rebekka Höhl Vom Spitzenreiter auf den fünften Platz IGeL kosten Ärzte das Vertrauen ihrer Patienten Die Diskussionen um individuelle Ge- sundheitsleistungen (IGeL) und die Zwei- klassenmedizin haben Ärzte mit Vertrau- enseinbußen bezahlt. Diesen Zusammen- hang legt der „Gesundheitsmonitor 2012“ der Bertelsmann Stiftung und der Barmer GEK nahe. Demnach rangieren Ärzte nur noch auf Platz fünf der Vertrauensskala (Abb.). In bisherigen Umfragen waren Ärzte meist Spitzenreiter, so etwa bei der Befra- gung zum Berufsprestige durch das Allens- bacher Institut für Demoskopie: 2011 hatten von den 1.800 Befragten 82 % die Ärzte auf Platz eins gewählt, mit großem Abstand gefolgt von den Krankenschwestern (67 %). Die Autoren des Gesundheitsmonitors Ma- gnus Heier und Gerd Marstedt sehen einen Zusammenhang zwischen dem Imagever- lust der Ärzte und den Versorgungserfah- rungen der Patienten. Denn 42 % der Be- fragten, die überzeugt sind, dass es in Deutschland eine stark ausgeprägte Zwei- Klassen-Medizin gibt, haben weniger Ver- trauen zu Ärzten als zu Krankenschwestern. Hingegen sind es nur 9 % jener, die angaben, es gebe keine Zwei-Klassen-Medizin. Ähnlich verhält es sich bei IGeL: 48 % derje- nigen, die glaubten, Ärzten gehe es beim IGeLn nur um ihren Verdienst, sprachen ebenfalls Krankenschwestern höheres Ver- trauen aus. Von jenen, die diese IGeL-Aussa- ge ablehnten, waren es nur 19 %. Ein siche- rer Kausalzusammenhang lasse sich aber nicht ableiten, so die Autoren. Knapp Dreiviertel der 1.772 befragten GKV- und PKV- Versicherten meinen, es gebe in Deutschland „in sehr starkem Maße“ (19 %) oder „teilweise“ (52 %) eine Zwei-Klassen- Medizin. GKV-Versicherte glauben dabei häufiger als PKV-Versicherte, dass die Un- gleichbehandlung auf finanzielle Interessen der Ärzte zurückzuführen sei (59 versus 36 %). Gleichzeitig sagen aber fast neun von zehn Befragten, dass die GKV bei der Vergü- tung zu sehr spare und Ärzte nur angemes- sen verdienen können, wenn sie Privatpati- enten bevorzugen. Bezüglich IgeL meinen knapp 90 % der Befragten, dass die GKV Erratum Wegen eines technischen Fehlers beim Erstellen der Druckdaten gingen in unserem Beitrag „Stressfrakturen: Diagnose und The- rapie“ in der Orthopädie & Rheuma 3/2012 auf S. 52 bedauerlicherweise 16 Textzeilen verloren. Wir bitten hierfür um Entschuldi- gung! Im Internet ist der Beitrag komplett nachzulesen unter www.springermedizin. de/eAkademie Gesundheitsmonitor 2012 Feuerwehrleute 98 % Hebammen 98 % Krankenschwestern 95 % Piloten 95 % Ärzte 91 % Apotheker 90 % Polizisten 81 % Lehrer 69 % Pfarrer 63 % Rechtsanwälte 63 % Taxifahrer 52 % Journalisten 23 % Finanzberater 13 % Politiker 6 % Anteil der Befragten (n = 1.565–1.700), die folgenden Berufsgruppen sehr hohes oder hohes Vertrauen ent- gegenbringen IGeL nicht bezahlt, um zu sparen. Die Aus- sagen seien aber nicht konsistent, so die Autoren. Etwa die Hälfte denkt, Ärzten gehe es nur ums Geld und IGeL würden das Ver- trauensverhältnis belasten. Johanna Dielmann-von-Berg © Theogott / Fotolia.com ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2012; 15 (4) 9

IGeL kosten Ärzte das Vertrauen ihrer Patienten

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Urteil des Landessozialgerichts Rheinland-Pfalz

Teure Spezialprothese muss die GKV nicht zahlen — Gesetzlich Krankenversicherte haben

zwar durchaus auch einen Anspruch auf eine Badeprothese als Kassenleistung. Wie das Landessozialgericht (LSG) Rheinland-Pfalz nun klarstellte, muss die Kasse aber nicht die teurere Variante mit einem Schaft in Silikon-linertechnik zahlen.Der Klägerin wurde 2007 der rechte Unter-schenkel amputiert. Die Unterschenkelpro-these zahlte ihre Krankenkasse anstandslos. Als der behandelnde Arzt im Juli 2008 eine zusätzliche Bade- und Schwimm-Unter-schenkelprothese verordnete, bewilligte die Kasse eine Prothese in herkömmlicher Bau-weise mit Weichwandschaft. Die Klägerin aber wünschte sich eine Badeprothese mit Silikonlinertechnik, da dies der Ausstattung ihrer normalen Prothese entspreche. Doch mit diesem Wunsch scheiterte sie nicht nur vorm Sozialgericht Trier, sondern nun auch vor dem LSG Rheinland-Pfalz. Die teurere Badeprothese biete insgesamt nur geringe Gebrauchsvorteile, etwa bei

längeren Strandurlauben oder längerem Stehen im Wasser, die eine Kostenerstattung durch die GKV nicht rechtfertig-ten, so die Richter. Zu erbringen sei nur eine ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche Hilfsmittelversorgung. Die Klägerin könne im Rahmen ihres Wunsch- und Wahl-rechts auch die teurere Prothese anschaffen, erklärten die Richter, sie müsse dann aber die Mehrkosten selbst tragen (Az.: L 5 KR 75/10). Rebekka Höhl

Vom Spitzenreiter auf den fünften Platz

IGeL kosten Ärzte das Vertrauen ihrer Patienten

— Die Diskussionen um individuelle Ge-sundheitsleistungen (IGeL) und die Zwei-klassenmedizin haben Ärzte mit Vertrau-enseinbußen bezahlt. Diesen Zusammen-hang legt der „Gesundheitsmonitor 2012“ der Bertelsmann Stiftung und der Barmer GEK nahe. Demnach rangieren Ärzte nur noch auf Platz fünf der Vertrauensskala (Abb.). In bisherigen Umfragen waren Ärzte meist Spitzenreiter, so etwa bei der Befra-gung zum Berufsprestige durch das Allens-bacher Institut für Demoskopie: 2011 hatten von den 1.800 Befragten 82 % die Ärzte auf Platz eins gewählt, mit großem Abstand gefolgt von den Krankenschwestern (67 %). Die Autoren des Gesundheitsmonitors Ma-gnus Heier und Gerd Marstedt sehen einen Zusammenhang zwischen dem Imagever-lust der Ärzte und den Versorgungserfah-rungen der Patienten. Denn 42 % der Be-fragten, die überzeugt sind, dass es in Deutschland eine stark ausgeprägte Zwei-Klassen-Medizin gibt, haben weniger Ver-trauen zu Ärzten als zu Krankenschwestern.

Hingegen sind es nur 9 % jener, die angaben, es gebe keine Zwei-Klassen-Medizin.Ähnlich verhält es sich bei IGeL: 48 % derje-nigen, die glaubten, Ärzten gehe es beim IGeLn nur um ihren Verdienst, sprachen ebenfalls Krankenschwestern höheres Ver-trauen aus. Von jenen, die diese IGeL-Aussa-ge ablehnten, waren es nur 19 %. Ein siche-rer Kausalzusammenhang lasse sich aber nicht ableiten, so die Autoren. Knapp Dreiviertel der 1.772 befragten GKV- und PKV- Versicherten meinen, es gebe in Deutschland „in sehr starkem Maße“ (19 %) oder „teilweise“ (52 %) eine Zwei-Klassen-Medizin. GKV-Versicherte glauben dabei häufiger als PKV-Versicherte, dass die Un-gleichbehandlung auf finanzielle Interessen der Ärzte zurückzuführen sei (59 versus 36 %). Gleichzeitig sagen aber fast neun von zehn Befragten, dass die GKV bei der Vergü-tung zu sehr spare und Ärzte nur angemes-sen verdienen können, wenn sie Privatpati-enten bevorzugen. Bezüglich IgeL meinen knapp 90 % der Befragten, dass die GKV

Erratum

Wegen eines technischen Fehlers beim Erstellen der Druckdaten gingen in unserem Beitrag „Stressfrakturen: Diagnose und The-rapie“ in der Orthopädie & Rheuma 3/2012 auf S. 52 bedauerlicherweise 16 Textzeilen verloren. Wir bitten hierfür um Entschuldi-gung! Im Internet ist der Beitrag komplett nachzulesen unter www.springermedizin.de/eAkademie

Gesundheitsmonitor 2012

Feuerwehrleute 98 %

Hebammen 98 %

Krankenschwestern 95 %

Piloten 95 %

Ärzte 91 %

Apotheker 90 %

Polizisten 81 %

Lehrer 69 %

Pfarrer 63 %

Rechtsanwälte 63 %

Taxifahrer 52 %

Journalisten 23 %

Finanzberater 13 %

Politiker 6 %

Anteil der Befragten (n = 1.565–1.700), die folgenden Berufsgruppen sehr hohes oder hohes Vertrauen ent-gegenbringen

IGeL nicht bezahlt, um zu sparen. Die Aus-sagen seien aber nicht konsistent, so die Autoren. Etwa die Hälfte denkt, Ärzten gehe es nur ums Geld und IGeL würden das Ver-trauensverhältnis belasten.

Johanna Dielmann-von-Berg

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Theo

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ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2012; 15 (4) 9